Origin of the Knowledge of Right and Wrong  

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"When this book had been already completed, I found, in Brentano’s Origin of the Knowledge of Right and Wrong, opinions far more closely resembling my own, than those of any other ethical writer with whom I am acquainted." --Principia Ethica (1903) by G. E. Moore

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The Origin of our Knowledge of Right and Wrong (1889, Vom Ursprung sittlicher Erkenntnis) is a book by Franz Brentano.

Full text[1]

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Vom Krßinrag ßttlidjer drhenntnwu


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9Sa3 idj ^»ier oor ein größeres $ßub(i(um bringe, ift ein aSortrag, ben idj am 23. Sanitär 1889 in ber SBiener Suriftifdjen ©cfeafd^aft ftelt. <£r führte ben £üel „33on ber natürlichen ©anftton für redjt unb fittltdj". SMefen fyabe idj, um ben 3n= fialt beutlidjer f)en>ortreten jtt (äffen, t)ertauf<fjt, fonft aber !aum eine Anbetung getroffen. 3lux ja^Ireid^e Slnmerfungen würben tyinjugefügt, unb ein früher fdfjon veröffentlichter Sluffafe „3KtfIoftd& über fubjefttofe ©äfce" beigegeben. 3n welker SBeife er fid& mit fd&einbar fo fern abliegenben Unterfudfjungen berührt, wirb man in ityrem Verlauf von felbft erlernten.

£)en Slntaft 311 bem Vortrag gab eine @intabung, bie 35aron von Qye als Dbmann ber ©efellfdfjaft an midf) gerietet Ijatte. @3 war fein 23unfd(j, bafc was gering in feiner Siebe „Über bie ©ntftetyung be8 9ted&tSgefül)fö" vox wenigen Sauren §ier be* f proben, im felben Äreife audfj von anberem ©tanbpunft be* lenktet werben möge. 3)tan würbe irren, wenn man um be3 jufälligen Slnfto^e^ willen ben Vortrag für ein flüdfjtigeS SBerf ber ©elegen^eit hielte. @r bietet grüd&te t>on jahrelangem 9lafy benfen. Unter allem, wag idfj bisher veröffentlicht, finb feine Erörterungen wof)I ba8 gereiftefte ©rjeugnte.


— VI —

©ie gehören jum ©ebanfenfreife einer „SDeffripttoen $Pft;d(jo= logie ', ben idfj, wie idf) nunmehr ju hoffen wage, in nid)t ferner Seit feinem ganjen Umfange nadfj ber Öffentltdfjfeit erfd^liefeen fann. 9Jtan wirb bann an weiten 2lbftänben von ädern &er= gebrachten, unb inäbefonbere audfj an roefentlidfjen gortbilbungen eigener, in ber „Sßftjdfjologie com empirifdfjen ©tanbpunft" vex* tretener Slnfdfjammgen genugfam erf ernten, bafe idjj in meiner langen litterarifd&en 3"riidEgejogen^eit nid&t eben müfjig ge= roefen bin.

2lud& in biefem Vortrage wirb bem 5|]^ilofop^en t)on %aä) mand&eä fofort als neu auffällig fein. Sern ßaien mag ftd& bei ber 9lafd($eit, mit ber \<fy xf)\x von grage ju §rage füljre, mandje flippe, bie umfdfjifft, mandfjer 2lbgrunb, ber umgangen werben mufete, junädfjft ganj unb gar verbergen ; wenn irgenbroer, mufete id&, bei fo gebrängter ßürje, eines SSorteS von ßeibnij gebenfen unb wenig auf roiberlegen, Diel auf bartegen bebaut fein. 33ei einem S3licf in bie 3lnmerfungen — obwohl fie, hierfür altes ju fetften, einer fjunbertfältigen SBerme^rung bebürften — wirb bann audfj iljm etwas mefjr von ben Störoegen offenbar, bie fo Diele üertocf ten unb ben StuSgang aus bem Sabprintl) nidfjt finben liefen. 93iö baljin märe eS mir nur miHfommen — ja icf) mürbe barin bie Ärone meinet Strebend feljn — wenn itjm altes ©efagte fo felbftoerftänblidjj erfd^iene, baft er mir bafür nidfjt einmal jum Sanfe fid^ aerpflidfjtet glaubte.

Äeiner f)at bie (SrfemttniSprtncipien ber @tl)if fo be* ftimmt, wie es liier auf ©runb neuer 2lnalt)fen gefdfjeljn muftte ; feiner inSbef onbere , ber baS ©efütjt bei ber ©runblegung be* teiligt glaubte, fo principieU unb t)oHftänbig mit bem etljifd&en ©ubjeftttriSmuS gebrodfjen. SRur £erbart neunte idfj aus. aber er üerirrt fidfj in» Sftfyetifdfje, unb alsbalb finben mir iljn foroeit Dorn 23ege abgefommen, bafs er — in ber tljeoretifdfjen ^ito* fopljie ber um>erföf)nlidf)e geinb beS SBiberfprudjS — in ber


— VII -

praftifd&en Sßl)ilofopl)ie e£ verträgt, wenn bic pdjften, atigemein* gültigen $been miteinanber in Äonflift geraten. Smmertyin bleibt feine Se|re in gewiffer £infidfjt ber meinigen waljrljaft üerwanbt, wäljrenb t)on anbern ©eiten anbere berühmte etljifdfje SBerfudje fidfj mannigfadjj mit if)r berühren.

3n ben änmerfungen wirb audfj einjelneä fd&ärfer beftimmt, beffen genauefte Surdfjfüljrung für ben SBortrag ju langwierig geworben wäre. -äJtandfjem fd&on erhobenen (Einwurf trete idEj entgegen, manchem ju erwartenben Sebenfen fudfje idfj Dorjit- beugen. 2ludf) tjoffe ion mir gewift nid&t am wenigften gefdfjäfcten gorfdfjern ber ©egenwart ftofte id& polemtfdjj jttfammen; am fjärteften wol)l mit foldfjen, beren twrgängiger Slngriff mir bie SSerteibigung aufnötigt. 3$ Ijoffe, fte betrauten e3 ntdfjt als eine SBerlefcung iljrer 2lnfprüdEje, wenn i<$ ber 2Bat;rf)ett, ber wir gemeinfam bienen, nadfj Gräften ju ifjrem SWedfjte ju üer^elfen fudfje. 2lud^ barf idfj t>erft<i)ern , bafe mir, wenn tdf) felbft freimütig fpredje, audfj jebeä aufrichtige SBort be3 ©egnerä immer t)on £erjen wiUfommen ift.


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%xani "fßxentano.


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SBom ttrfprung jütHd)er ©rfenntniS.

@tn Vortrag.


«Seite

1. SBert ber ©efd)ic!jte unb ^Ijilofopljie für bie 3«ri$pntbena; bie neuen Jöorfcl)läge pr Reform bcr jurtbifcljen ©tubien in Öfterretd) 3

2. ttnfer £§ema; Scjie^ung 31t Spring« Vortrag in bcr Söiener Surtfttfdjen ©efellfdjaf* 4

3 3n>rifad>er ©tnn be§ 2tu*brucf$ „natürltd&eS töed&t" 4

4. fünfte bcr Übereinftimmung mit 3§ering; 33ern>erfuug be$ Jus naturae" unb Jus gentium"; t>orct§ifdjc polttifcl)e ©afcungen . . 5

5. ©egenfafc gti Spring. (£3 giebt ein allgemeingültiges , natürlich erfennbare.3 ©ittengefefc. Gelatine ttnabljängigfett ber Srage . . 6

6. 2)er begriff „natürlid&e ©anftion" 7

7. 33ielfacl)e SSerfennung beSfelben burclj bie s }tyUofop§en 8

8. ©eroöfjnltd) fiel) entroicfelnber $rang be8 ©efüfjl* ate fola)er ift feine ©anftion 8

9. SÄotiüe ber Hoffnung unb gurcfyt als foldje fiub noa) nia)t ©anftion 8

10. &er ©ebanfe an baS SBillenSgebot einer §ö§eren SÄod^t ift nidjjt

bie natürliche ©anftion 9

11. 3Me etljifdjje ©anftion ift ein ©ebot cüjnlia) bcr logifcfjen Siegel . . 10

12. 2)er äft§etifcl)e ©tanbpun!t. ©otoentg in ber Sogtf, foroentg fann

er in ber @t§if ber richtige fein 10

13. ßantS fategorifdjjer Smperatin eine unbraudj&are gtftion .... 11

14. SRotroenbigfett pfna)ologifcl)er SSorunterfu jungen 12

15. Bein äöollen oljne legten 3n>etf 12

16. 2)ie grage: melier S^ecf ift richtig? ift bie Hauptfrage ber ©tljtf 12

17. 3)er richtige groeef ift baS SBefte unter bem Erreichbaren; 3)un!el* Ijeit biefer Seftimmung 13


- X -

Seite

18. Sßom ttrfprung beS SBcgriffeö beS ©uten; et ftammt meljt ou§ bcm ©ebtete ber fogenannten äußern 3Ba§rnetjmung 14

19. 2)er gemeinfame (Sljarafteräug alles ^fncl)tfcf>en 14

20. 2)te brci ©runbflaffen ber pftjd^ifd^en ^Ijänomene: ißorftellung, Urteil, ©emütSbewegung 14

21. 2)ie ©egenfäfce t>on ©lauben unb £eugnen, Sieben unb Raffen . . 16

22. S5on ben entgegengefefcten SerljaltungSweifen ift immer eine richtig, eine unrichtig 17

23. $er begriff beS (Unten 17

24. ©Reibung beS ©uten im engem 6hm oon bem um eines anbern willen ©uten 17

25. Siebe bewetft md&t immer Stebwürbigfett 18

26. SBUnbeS unb einftd&tigeS ttrtetl 18

27. analoger ttnterfcfjieb auf bem ©ebtete beS ©efallenS unb 9JHfc fallend; Kriterium beS ©uten 20

28. Siettjeit beS (Muten; fragen, bie fia) hieran fnüpfen 22

29. Ob unter bem „SBefferen 4 ' baS ju oerfteljen fei, wa$ mit me§r 3"* tenfität geliebt ju werben t>erbiene 22

30. 9tid)tige Seftimmung beS begriffe« 23

31. Sitann unb wie er!ennen mir, bajj etwas in ftcfj felbft oor$ügliä) ift ?

ber ftall beS ©egenfafeeS, beS Mangels, ber 2lbbition 31t ©leicl)em 24

32. gälte, wo bie grage unlösbar ift 26

33. Ob ber Jpebonifer in biefer Jöejieljung im Vorteil fein würbe . . 27

34. SBarum fta) bie SWängel weniger, als man beforgen follte, nacl)* teilig erweifen 28

35. $ae $ereia) beS Jjödfjften praftifefjen ©uteS 29

36. 2)ie §armonifcf>e Cntwtcfelung 29

37. 2)ie natürliche ©anftion von SRecfjtSgrenjeu 30

38. £te natürliche ©anftion für pofitiue ©ittengefefce 30

39. $ie 2Wacbt ber natürlichen ©anftion . . .' 31

40. SBabre unb falfd&e 9telatit>ität etf)ifd)er Regeln 31

41. Ableitung befanntcr fpecieller SSorfdjriften 33

42. Söarum anbere ^fjUofopfjen auf anberen äöegen jum gleiten $\ek gefommen finb 33

43. SÖJoljer bie allgemein oerbreiteten et^ifcf)en 3Ba()r0eiten ftammen. ttnflarljeit über Vorgänge im eigenen Senm&tfein 34

44. ©puren beS (SinfluffeS ber einzelnen fjeruorgefjobeneu Momente . . 35

45. fiebere Strömungen, bie einen (Stnflufi üben 38

46. 3Ran muj$ fta) l)üten ben llntcrfdfjieb etfjifd&er unb pfeubo*etl)ifcl)er (Sntwitfelung 311 oerfennen 39

47. SBert foldjer ©ntwirfelungen in ber uoretlnfdjen #ett: fcerftellung focialer Orbnung; SBilbung oon $i$pofitionen; ©efefreSentwürfe für bie legielatioe etljifdje ©ewalt; 3*erf>ütung oon fdjablonifierenbem 2)oftrinari$mu3 40


— XI —

©eitc

48. ©egenäreictye ©tnnrirfungen, bie nocl) fort unb fort von biefcr ©eite geübt werben 42

49. 9todjmalä t>on ber Reform ber juribifdj*politifd>en ©tubien ... 42

Slnmerfungen.

13. Qux SBerteibigung meiner ©Ijaraftertfttf von §erbart3 etljifc^em Kriterium 48

14. Über ÄantS fategortfdjjen gmperatio 48

16. 2)ie •Wüomad^ifc^e @t§tf unb S^ringö „©runbgebanfe" in feinem SBerfe „SDer Sroetf im $itü)t u '. 50

17. SSon ben gällen geringerer (Sfjancen beim Streben nac§ Ijöljerem Siele 50

18. Son ber Slbfjängtgfeit ber Segriffe von fonfreten 5lnfcfjauungen . 50

19. 3)er Terminus „tntentionar 51

21. 2)ie ©runbeinteilung ber pfndjjifcljen ^änomene hei 2)e$carte$ . . 51

22. SBinbelbanbS Srrtum In'nftdjjtlic^ ber ©runbeinteilung ber pfnd)ifc§en ^§änomene; furje Slbroeljr mannigfacher auf meine „^fucfyologte vom empirifc^en ©tanbpunft" gemachter Angriffe; Land, on a supposed improvement in formal Logic; ©teintljalö Ärittf meiner 2ef)ve t>om Urteil 55

23. 3ur Ärtttf von ©tgroartö Sljeorieen r-om ejiftentialen unb negativen Urteil 60

24. 3)e$carte$ über bie Se^teljung von „Siebe* ju „greube" unb „§a%"

ju „ftraurigfett" 74

25. Son ben Segriffen ber 3Ba§rl)eit unb @r.iftenj . 75

26. Son ber ©tnfjeit be$ SegriffeS be$ Öuten 77

27. S5on ber ©üibenj ; bie „clara et distincta perceptio" bei £)eöcarte3 ; ©igroartö 2el)re von ber ©oibenj unb feine „^oftulate" 77

28. Som etljifcfyen ©ubjeftitnsmuS. — 2)a3 Serfeljen beö 2lriftotele$ in betreff ber @rfenntni$quelle beö ©uten; parallele jnnfcfyen feinem Irrtum Ijinficljtlitf) ber ©emütStljättgfett unb ber Sefjre SteScarteS' von ber clara et distincta perceptio al$ SBorbebingung beö logifdj gerechtfertigten Urteils; fpätere 2lnf länge an biefe £eljre 84

29. Son ben Slusbrütfen „gut gefallen* unb „fdjled&t gefallen". ... 91

31. SluSgeaeicfyneter gall etneö fonftanten geometrtf djen SerljältniffeS pfnd&ifd&er SBerte 91

32. gälle, in roelc&en etroaS sugletdf) gefällt unb mißfällt 92

33. geftftellung allgemeiner ©efefce von 2Bertfcf)äfcung auf ©runb einer einigen ©rfaljrung 93

34. ©eroiffe Momente ber et^ifct)en ©rfenntntetljeorie ftnb für bie %tyo* bicee meljr als für bie ©tljif felbft von SBidjjttgfeit 93

35. (Erläuterung ber Sßeife, wie etmtö in genriffen gällen alö ba3 $or= jügltdfje erfannt roiro 93


— XII —

(Seite

36. 2)te jroet in tljrer 2lrt einzigen gätte, in weisen und auS bem ©Ija* rafter ber Seoorjugung bie Soräügltdjfeit flar wirb 94

39. ©au|$ über bie 3Keffung oon 3ntenfttäten 96

40. ©egen übergroße Erwartungen von bem fogenannten pfndjo* P^fifc^en ©efefce 96

41. Slbroeljr beö Sornmrfg ju großer et^ifd^er Strenge 97

42. &te -ttädjftenltebe im ©tnflang mit ber größeren gürforge für ba£ Eigene / 98

43. SBarum bie SBefdjränftfjett menfdjlidjer SBorauSftdjt ben etfjtfdjen 3Äut nid^t lähmen barf 99

44. 3ur Äritif von Springs Sluff affung be£ SftedjtSbegriffeS unb feiner ^Beurteilung älterer SBefttmmungen 99

45. fßon ber mterimtfttf djen etljtfdjen ©anftion oerroerf lidjer ©efefce . 103

60. ©elbftnnberfprud& @ptfurä 104

64—65. Selege für baä ©efefc ber Slbbttion ju ©leidem; Seugniffe

bafür in ber £e§re ber ©toa, (ei ben tfjetfttfdjen §ebomfern unb in bem Verlangen nadj Unfterbltdjfett; §elm(jolfc 105

67. Sie großen Geologen finb ®egner ber SßiUfür beS gottgegebenen ©UtengefefceS 106

68. 2)ie £e§re von bem Unterfdjteb jnjifd^en bltnbem unb et>ibentem Urteil bei 3- ©t. 3Bill 106

Sie im Serjeidjmg fe^lenben Hummern enthalten nur litte- rartfdje Sftadjroeifungen.

3Jtmofidj über fubjefttofe ©äfee.

Beilage au ©. 16 unb ©. 60.

I. Äurae Darlegung beg roefentltdjen Snljaltg oon 3Jüflofia)S 2lb*

Ijanblung 111

II. Äritifdje Semerfungen . . . # 116


©. 23 ftatt 35 lieg 24. ©. 25 ftatt 36 lieg 35. ©. 27 ftatt 37 lieg 36 unb ftatt 38 lies 37, ©. 28 ftatt 39 lieö 38, ftatt 40 lieg 39, ftatt 41 lieg 40. ©. 29 \tatt 42 lieö 41 unb Seile 13 von unten füge hinter „&tt Uc&ett fein" 42.


Vom llrfonmg ftttlidjcr drkenntnw.


@tn SSotttag.


Brentano, 33om Urfprung fitt(. GrtenntniS. 1


1 . 2)ie (Sinlabung ju einem Vortrage, tveldfje bie Suriftif dje ©efettfd^aft an midj ergeben lieft, verpflichtete midf) um fo mefjr afe fie in fräftigen SBorten einer Überjeugung 2lu3brucf gab, bie leiber im ©dfjtvinben begriffen fdfjeint. £örte man bo<$ jüngft von S3orf<$lägen jur SReform ber juribif<$en ©tubien (unb fie follten fogar von Univerfitätefreifen ausgegangen fein), bie gerabe* ju meinten, man fönne bie Sßurjeln, tveldfje bie SuriSprubenj In ba3 ©ebiet ber praftif<$en $p§ilofop§ie unb in ba£ ber vater* länbifdfjen ©efd^td^tc fenft, abfdfjneiben, oljne baft ber DrganiämuS tvefentlidden ©d&aben leiben würbe.

2Ba£ bie ©efdfjid&te betrifft, fo ift, i<$ gefiele e£, biefer 3tat mir junädjft völlig unbegreiflich ; tva£ aber bie ^3^iIofopE)ic am langt, fo fann i<$ üjn nur etwa bamit entf djulbigen , bajj bie ■ötänner, bie gegenwärtig bie juribifdfjen Sefjrftüfjle einnehmen einen tiefen, traurigen (Sinbrucf von ben SBerirrungen jüngft ver- gangener £)ecennien empfangen §aben. ©o foll ein perfönli<$er S3ornmrf fie nidfjt treffen. S^atfädjlid) aber waren jene 9tat* f daläge ganj ebenfo weife, wie wenn eine mebijinifdfje gafultät auä iljrem obligaten ©tubienplan bie Biologie unb bie 5ßf)t)fif unb ßljemie ju ftreid^en beantragen wollte.

SBenn Seibnij in feiner Vita a se ipso lineata von fidf) er*

jctljlt: „idfj gewahrte, bajj mir au3 meinen vorausgegangenen

©tubien ber ©ef<$idf)te unb 5ßl)ilofopl)ie eine grojse (SrleidEjterung

l*


— 4 —

jur Erlernung ber 3ted()t£wiffenfd[)aft erwuddä" ; unb wenn er in feinem Specimen difficultatis in jure, bie SBorurteile ber jeit- genöffif dfjen 3>uriften beffagenb, ausruft: „o baft bodf) bie SRedfjtS* befliffenen von ifjrer SBeradfjtung ber 5ß{|ilofopI)ie jurücffämen unb einfetten, baft otjne Sßljilofop^ie bie nteiften 5 rö 9 en ^ re ^ J ,1S e * n Sabtjrintf) ofjne 2lu3gang finb": was würbe er, wenn er Ijeute auferftänbe, ju biefen rücf läufigen 9teformbewegungen jagen?

2. 2)er würbige Dbmcmn ber @ef eßf dfjaf t , ber einen fo frifdfjen, freien ©inn für bie wahren tüiffenfd^aftlic^en Sebürfniffe feinet ©tanbeS ftdf) gewahrt fyat, äufterte mir au<$ über baS ju wä^tenbe %t)ema feine befonberen SBünfdfje. 2)ie $rage nadEj bem Seftanb eines natürlichen SKedJjteS, fagte er, fei ein (Segen* ftanb, ber in bem Äreife ber Suriftifdfjen ©efettfd^aft eines üor* jüglidfjen SntereffeS fi<$ erfreue, unb er felbft fei begierig ju feljen, in welker SBeife idf) ju ben 3lnfid^ten, bie gering t>or einigen Sauren §ier auSgefprod&en x , Stellung nehmen werbe.

©erne willigte idfj zin, unb Ijabe barum als£§ema meinet Vortrags bie natürlidfje (Sanftion für red&t unb fittlidf) bejeid&net, inbem idf) baburdfj jugteidj) anbeuten wollte, in wetdfjem ©inne allein idfj an ein natürlid&eS Siedet glaube.

3. ®enn eine jweifadfje Sebeutung fann liier mit bem SBorte „natürlidfj" uerfnüpft werben:

1. fann es foiriel fagen wie „naturgegeben", „angeboren", im ©egenfafce ju bem, was erft burdfj Ableitung ober ©rfaljrung in gefdfjidfjtlidfjer @ntwicfelung erworben wirb ;

2. fann eS, im ©egenfafce jum wittfürlidfj , burd& pofitben 3Jiadfjtfprudfj Seftimmten, bie SRegel bebeuten, weld&e an unb für fidf) unb i^rer -Jtatur nadfj als rid[)tig unb binbenb erfennbar ift.

gering l)at in bem einen unb anbem ©inn baS natürlid&e 3ted(jt verworfen 2 . Sdfj metnerfeitS ftimme mit ebenfo fräftiger


— 5 —

Überzeugung in bem einen 5ßunf t i^m bei, atö iä) in bem anberh if)m nriberfpred&e.

4. 3$ bin DoWommen mit gering einig, wenn er nadEj bem Vorgänge von Qo^n fiotfe alle angeborenen 9Koralprincipten leugnet.

9io($ me^r, mit iljm glaube id) roeber an ba3 barocfe jus naturae, i. e. quod natura ipsa omnia animalia docuit, nodfj an ba£ jus gentium, an ein 9tedjt, tueldjeS burdj bie allgemeine Übereinftimmung ber S3ötfer als natürliches 33ernunftredE)t ge* fennjeid&net ift, wie bie römifdfjen 3tedEjt3lebrer e£ faßten.

2Jian brauet in bie Biologie unb 5ßf)t)fiotogie nid^t thtn tief fjineingeb lieft ju fyabtn, um bie tierifd&e Seberoelt nidfjt mefjr bei ber 3luffteUung fittttd^er formen als Kriterium ju benüfcen, wenn man audf) nid^t gerabe mit 3iofitan$ft) foroeit get)en wirb, ba3 Protoplasma mit feinem aggreffioen ß^arafter für ein wn* geregtes unb böfeS Sßrincip ju erflären.

3Ba§ aber jenen gemeinfamen 3iedE)t3fober aller SBölfer an- langt, *f o war ber ©laube baran ein SBaljn , ber in ber antifen 2Belt ftdfj Ratten modfjte; bie moberne &\t, bie bei erweitertem etljnograpfjifd&en £orijont bie barbarifdfjen ©itten jum SBergleidfj ^eranjief)t, fann bagegen in jenen ©afcungen nidfjt mefyr ein Sßrobuft ber s Jlatur, fonbern nur nodfj ein ben üorgefdjritteneren SBötfern gemeinfameS Äulturprobuft crlennen.

3fn allem bem bin idf) alfo mit gering einoerftanben ; unb idfj ftimme i^m audfj mefentlidfj bei, wenn er behauptet, e£ fyabi Seiten oljne jeben 3lnflug von et^ifdfjer (SrfenntniS unb etljifd&em ©efüf)l gegeben; jebenfatt^ roax bamate nid&tä ber 3lrt ein (Ge- meingut.

^a idfj erfenne unbebenflidj) an, baß biefer 3uftanb audfj bann nod(j fortbauerte, at£ größere ©efeUf haften mit ftaatlidfjer Drb* nung fid(j gebitbet Ratten. SBenn Sf^ting ju biefem 33et)ufe auf


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bie Qriedjifdje 3Kt)t§oIogie unb ifjrc ©ötter unb ©öttinen oljne jebeä moratifd&e 2)enfen unb güfjlcn ^imoeift, inbem er meint, au3 bem Seben ber ©ötter fönne man auf ba£ Seben ber 3Renfd&en in ber 3^t ber 3Jh)tl)enbilbung fd&liefeen 8 , fo bebient er ftdfj eines 33en>ei3mittetö, ba£ fdEjon 2lriftotele£ in feiner Sßolitif in äfjnlidfjer Sßeife t>em)ertete 4 . 2ltf o audEj bieä muffen wir iljm äugeben, unb werben barum audfj nidjt me^r leugnen, baß bie erften politifdjjen ©afcungen mit unterftüfcenber ©trafgeroatt o^ne jeben ©tnftujs eines et^ifdfjen 3ted()t3gefü§l3 feftgeftettt roorben finb. @£ giebt alfo feine natürlichen fitttid&en S3orfdfjriften unb 9ted()t£fäfee in bem ©inne, bafe fic un£ mit ber Statur felbft ge* geben, baft fie un£ angeboren wären; in biefer £infid)t ^aben 3$ering£ 3lnfid;ten unfern vollen Seifall.

5. 216er nun tritt bie anbere, viel wichtigere $rage an uns §eran: giebt e£ eine unabhängig von aller fird&lidfjen unb po* litifd&en unb überhaupt t>on aller focialen Autorität burdfj bie ■Jtatur felbft geteerte fttttidfje SBa^r^eit ? giebt e£ ein natür* lidjeä ©ittengefefc in bem ©inne, bafe e£, feiner Sftatur nad^ all* gemeingültig unb unumftöfclidj), für bie 3Kenf($en aller Drte unb aller 3eiten, ja für alle 3lrten benfenber unb füljlenber äßefen ©eltung §at, unb fällt feine (Srfenntniä in ba£ S3ereid& unferer pftjdfjifdfjen gäfjigf eiten ? — £ier finb mir an ber ©teile, wo idfj midij mit gering veruneinige. £)em „ s Jlein", ba3 er audfj §ier fprid[)t, fefee idfj ein entfd[)iebene3 „3>a" entgegen. Unb wer von un3 §ier im SRedfjte fei, ba£ wirb hoffentlich unfere heutige Unter* fudfjung über bie natürliche ©anftion für fittliä) unb redfjt in3 flare fefeen.

^ebenfalls ift mit ber ©ntfdfjeibung ber vorigen grage, wie auä) immer gering felbft ba3 ©egenteil ju glauben fd&eiut 5 , biefer in gar feiner SBeife präjubiciert. @£ giebt angeborene Vorurteile; biefe finb natürlich im erften ©inne: aber e3 feljlt


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iljnen bie natürlid&e ©anftion; fie fjaben, waljr ober fatfd&, jtmädjft feine ©ültigfeit. @3 giebt anbererfeitä oiete ©äfce, bic, auf natürlichem SBege erfannt, als unumftöfclidfj feftfteljn, all* gemeingültig für alle benfenben SBefen, bie aber, wie j. 23. fd&on ber ptjt^agoreifd&e Seljrfafe, nid&tä weniger afe angeboren ftnb, fonft tjätte nid&t ber beglücfte erfte (Sntbecfer bem ©otte feine £efatombe geopfert.

6. 3n bem ©efagten fjabe i<$ War genug ju erfennen ge* geben, wie idfj, wenn idfj von natürltdjjer ©anftion fpredfje, ben ^Begriff ber ©anftion faffe. ©ennodfj wirb e£ gut fein no($ einen 2lugenblicf ju Derweilen, um eine anbere, ungenügenbe gaffung auäjufdfj ließen.

„©anftion" Reifst „geftigung". @in ©efefe fann nun in einem boppelten ©inn gefeftigt werben:

1. inbem e3 afö foldfjeS feftgeftetlt wirb, wie wenn bie S3e* ftätigung eines ©efefcentwurfä burdfj bie §öd[)fte legtelatioe Autorität i^m ©ültigfeit oerfetyt;

2. inbem e£ burdfj Seifügung oon ©traf*, oielleidfjt aud& So^nbeftimmungen wirffamer gemadfjt wirb.

3n bem teueren ©inn Ijat man in ber antuen Seit oon ©anftion gefprodfjen, wie j. 33. Gicero 6 oon ben leges Porciae fagt: „neque quicquam praeter sanctionem attulerunt novi" ober Ulpian 7 : „interdum in sanctionibus adjicitur, ut, qui ibi aliquid commisit, capite puniatur". 3n bem erfteren ift befannt- tidfj in ber mobernen 3eit ba£ 2Bort üblicher; man nennt ein ©efefc „fanftioniert", wenn e3 burd& bie atler^öd&fte 33eftätigung ©ültigfeit erlangt tyat.

Offenbar fefct bie ©anftion im jweiten ©inn bie im erften ©inne oorauS, unb biefe ift ba£ 2Bef entlid&ere ; benn o^ne fie wäre ba3 ©efefe gar nid[)t waljrljaft ©efefc. Unb eine foldje natürlidje ©anftion wirb barum au<$ oor allem S3ebürfni3 fein,


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wenn überhaupt etwas t>on SRatur als redf)t ober fittlidj gel* ten fott.

7. SBergleidfjt man nun bamit, was bie ^ilofop^en über bie natürliche ©anftion beS (Sittlichen gefagt §aben, fo bemerft man leicht, wie fie oft baS 2Befentli<#fte überfafjen.

8. Solange meinen, fie fjätten für eine gewiffe S3er^altung3* weife eine natürliche ©anftion gefunben, wenn fie nadfjwiefen, bafc ein gewiffer ©rang beS ©efüfjls, fo ju üerfa^ren, fi<$ in bem 3Kenf dfjen ju entwief ein pflege ; wie j. 33., ba jeber anbern biene, um ©egenbienfte }u empfangen, julefct fi<$ eine ©ewoljnljeit IjerauSbilbe, foldfje ©ienfte ju leiften, audfj wo an gar feine 33er* geltung gebaut werben fönne 8 . ©aS wäre bann bie ©anftio* nierung ber -ftädfjften liebe.

216er biefe 33el)auptung ift gänjlidf) oerfef)It. (Sin foldjjer ©rang märe wo^l eine Äraft, bie wirft, bodfj nimmermehr eine ©anftion, bie gültig mad&t. 2lud(j bie lafterfjafte Neigung ent* wicfelt fidf) nadfj benfelben ©efefcen ber ©ewofjnljeit unb übt als ©rang oft bie unbefdfjränftefte ^errfd^aft aus. ©er ©rang beS ©eijigen, ber iljn für bie Anhäufung von Sfteidfjtümern bie größten Dpfer bringen unb bie Ijärteften ©raufamfeiten begeben läßt, ift gewift feine ©anftion feines S3er^altenS.

9. 3lu($ -Btottoe ber Hoffnung unb $urd(jt, bafe ein gewiffeS Setragen, j. 33. eine 33erücffid[)tigung beS allgemeinen 33eften, uns anberen unb 9Käd[)tigen angenehm ober unangenehm matyen werbe, l)at man oft als ©anftion bafür bejeidfjnen wollen 9 . 2lber es ift offenbar, bajj bie feigfte Äriedfjerei, bie feroilfte ©peidjjel* lederei bann audf) einer natürlid&en ©anftion fidf) rühmen fönnten. S^atfädfjlidfj bewährt fi($ bie £ugenb am meiften ba, wo weber @infd^ü($terungen no<$ S3erl)eif$ungen fie t)on bem redeten 2Bege ablenfen.


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10. SUJandfje fpredfjen t)on einer (Srjieljung, roeldfje ber 3Kenfd(j, ber ja ju ben Sebemefen gehört, bie in ©efellfdEjaft ju leben pflegen, burdfj bie, mit roeldjen er umgebe, empfange. Sßieberum imb nrieberum wirb eine gorberung, ein ©ebot: bu foUft! an iljn gerietet. @S liegt in ber -Jtatur ber ©adfje, bafe gemiffe £anb(ungen ganj befonberS oft unb allgemein von tym geforbert werben. Unb ba bilbet fidfj beim eine 2lffociation jnrifdfjen ber ißanblungSroeife unb bem ©ebanfen: „bu foUft!". SDabei mag eS fein, bafe er fidfj als bie gebietenbe 5Dlad(jt bie ©e* feßf djaf t, in welker er lebt, ober audfj unbeftimmter etwas £öf)ereS ate bie eigene, einjelne menfdfjtid&e Sßerfon, atfo, man fönnte fagen, etwas in genriffer SBeife Übermenfd&tidfjeS benft. SMefeS für ifjn baran gefnüpfte ©oll wäre nun bie ©anftion beS ©ettriffenS 10 .

@S läge alfo Ijier bie natürliche ©anftion in ber auf natfir* lid&em SBege fidf) entroitfelnben Überjeugung von bem ©ebot eines mächtigeren SöitfenS.

216er eS ift offenbar, bafe in einer folgen Überzeugung von bem ©ebot eines 9Rä$tigeren nodf) nichts gegeben ift, was ben 3Jamen ber ©anltion üerbient. ©ie f)at audfj berjenige, weldfjer fid& in ben Rauben eines Sgrannen ober einer 9iäuberbanbe weife. ■Btag er golge leiften, mag er £rofc bieten: if)r ©ebot ift nidfjt, was ber geforberten ipanbfung eine ©anftion, äfjnlidf) ber beS ©ewiffenS, erteilte. 2lud& wenn er get)ord[)t, getyordfjt er aus ^urd^t, nidjt weil er baS ©ebot als ju 3ied&t befteljenb betrachtete.

•Wein, ber ©ebanfe, es fei oon jemanb geboten, fann bie natürliche ©anftion nidf)t fein. Sei jebem ©ebot eines fremben SöiHenS ergebt fid& biegrage: ift es berechtigt ober unberechtigt? Unb bie grage tieftet fid& bann nidfjt auf ein anbereS, irielleidjt üon nodfj größerer 9Wadfjt unterftüfcteS ©ebot. SDenn bann würbe fte wieberfefjren, unb mir mürben dou bem ©ebot $u einem ©ebot, bem ©ebot }u folgen, unb bann ju einem britten ©ebote gelangen,


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mel^eä bem ©ebot, bem ©ebote ju folgen, ju get)ord()en geböte, unb fo fort inä unenblidfje.

2llfo, tüte ber ©rang eines ©efüljtS unb bie gurdfjt unb Hoffnung auf SBergeltung, fo fann audf) ber ©ebanfe an ein 2BilIen3gebot unmöglidfj bie natürliche Sanftion für redf)t unb fittlidf) fein.

11. £)odf) eS giebt ©ebote auä) nodfj in einem toefentlidf) anbern ©inne; ©ebote in ber Sebeutung, in roeldfjer man t)on ©eboten ber Sogif fprid&t für unfer Urteilen unb ©fließen. 9liä)t von bem SBiUen ber ßogif (bie offenbar feinen SßiHen §at) nodf) t)on bem SBiHen ber Sogifer (benen wir in gar feiner Sßeife £reue gefd&rooren ^aben) ift babei bie Siebe. Sie ©ebote ber fiogif finb natürlich gültige Regeln be3 Urteilend, b. f). man §at fidf) barum an fie ju binben, weil ba£ biefen Siegeln gemäße Urteilen fidler, baä t>on biefen Siegeln abroeid&enbe Urteilen bem Srrtum jugänglidf) ift ; e8 ^anbelt fidfj alf o um einen natürlichen S3orjug be£ regelgcmäjsen t>or bem regelnubrigen Seufoerfafjren. Um einen folgen natürlichen SBorjug unb eine barin grünbenbe Siegel, nid&t aber um ein ©ebot fremben SBillenä wirb e£ fidfj alfo audfj bei bem ©ittlidfjen Ijanbeln muffen. Unb ba£ ift, roaä ßant, aber audf) bie 9Jief)rjal|l ber großen Genfer t>or iljm ener* gifdj) betont ^aben, n>a3 aber trofcbem nod& immer dou Dielen — unb leiber audf) gerabe von 2tn^ängem ber empirifdfjen ©dfjule, ber idf) felbft angehöre — nidfjt redfjt üerftanben ober gettmr* bigt wirb.

12. Söorin aber foU biefer eigentümliche Sßorjug be3 ©itt= lidfjen, ber üjm bie natürliche ©anftion giebt, liegen? 9Jtandf)e badeten ifjn fojufagen äufterltdfj; fie glaubten, e3 fei ber 33or* jug fdfjöner ©rfdfjeinung. 2)ie ©rieben nannten ba3 eble, tugenb* fjafte Setragen to *aX6v, baS ©dfjöne, unb ben tjotlfommenen (Styrenmann ben xaXoxaya&og ; bodf) Ijat von ben antifen £)en*


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fern feiner biefen äftfjetifdfjen ©tanbpunft mafegebenb gemalt, dagegen §at unter ben -Kobernen in ©nglanb ©atrib kirnte 11 t)on einem moralifdfjen ©df)önl)eit3finn gefprodfjen, ber über fitt- lidfj unb unftttlidEj entfdfjeibe, unb in jüngerer Seit, unter ben 2)eutfdf)en, £erbart 12 bie @tt)if als einen 3n>eig ber Sfttyetif untergeorbnet.

ftdfj Witt nun nidjt leugnen, bafc ber 2lnblid ber £ugenb eine erfreulid&ere @rf($einung als bie ber ftttlidfjen SBerfeljrtljeit ift. 2lber unmöglich fann id(j jugeben, bafe hierin ber einjige unb rcefentlidfje SBorjug beS ftttlidfjen SBer^altenS befiele. @S wirb trielmeljr ein innerer SBorjug fein, ber baS fittlidfje SBolIen üor bem unfittlidfjen auSjeidfjnet, ä^nlid^ tote es ein innerer S3or* jug ift, ber baS toafjre unb einfidfjtige Urteilen unb ©dfjliefeen von ben SBorurteilen unb geljlfdEjlüffen untertreibet. 2luc§ t)ier läjst fidE) nityt leugnen, baft ein Vorurteil, ein ge^lfdfjlujs etwas UnfdfjöneS, ja oft etwas lädfjerlidf) SBefdfjränfteS an fidfj §aben, was ben t)on ber 3JHnert)a fo fd^ted^t Segünftigten in unüorteilljaftefter Sßofitur vox uns erfdjjeinen läjjt: aber wer motzte barum bie logifdfjen Siegeln unter bie äfttjetifdfjen jäljlen unb bie Sogif ju einem Sroeig ber Sftljetif madfjen 18 ? -Kein, ber eigentliche logifdfje SBorjug ift fein S3orjug äftfjetifd&er (Srfdfjeimmg, fonbern eine getmffe innere Sftidfjtigfeit, roeld&e bann einen genriffen SSorjug ber @rfd6einung mit fid& füfjrt. Unb fo wirb es benn audf) eine genriffe innere SKidfjtigfeit fein, roeldde ben roefentlidfjen SBorjug geroiffer 3lfte beS 2BilIenS vor anbern unb entgegengefefcten unb ben SBorjug beS (Sittlichen t)or bem Unftttlidfjen auSmadfjt.

2)er ©laube an biefen SSorjug ift ein etljifdEjeS 3Kotb; bie (SrfenntniS bief es SBorjugS baS richtige et^if dfje 3Jiotü>, bie ©anf * tion, tueldfje bem et^ifd^en ©efefce öeftanb unb ©ültigfeit t>erleif)t.

13. 3lber wie f ollen toir fä^ig fein ju foldfjer ©rfenntniS ju gelangen?


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£ier liegt bie ©dfjmierigfeit, um beten £öfung man fidj lange 3eit t>ergeblidf). bemühte. -Kodf) Äant fdfjien e3, aU ob feiner t>or tym ba3 ma^re (Snbe be3 gaben3 gefunben Ijabe, um üon iJjm au$ ben Änäuel ju entwirren, ©ein fategorifd&er Smperatit) foffte e£ fein. 2lber er war trielmeljr wie ba$ ©dfjmert, baä 2tfe£anber jücfte, um ben gorbifdfjen Änoten }u burd&ljauen. 9Kit einer folgen offenbaren giftton täfet fidfj bie ©adje nidEjt rieten 14 .

14. Um un£ ben ©inbltcf in ben mafjren Urfprung etf)ifd&er (SrfenntniS ju eröffnen, wirb e3 nötig fein etroaS üon ben SKe* fultaten neuerer gorfdfjung auf bem ©ebiete ber beffripttoen Sßftjdfjologie ÄenntniS ju nehmen. 2)ie 33efc^ränftE)eit ber Seit nötigt midf), mtd& fefjr für} ju f äffen, unb id(j fjabe ©runb ju fürdfjten, e£ werbe unter iljrer Änappijeit bie 33ottfommen^eit ber SDarftcttung leiben. SDennodf) muf$ ii) gerabe Ijier ^fjre befonbere Slufmerffamfeit erbitten, bamit nidf)t ba£ Sßefentlidftfte bem 33er- ftänbnis oerloren gelje.

15. 2U£ ©ubjeft be£ ©itttidfjen unb Unfittttdfjen bejeid&net man ben 3Bitten. 2öa£ mir motten, ift trielfadfj ein 9Kittel ju einem $weä. Sann motten mir, unb geroiffermafeen nodfj met)r, biefen 3roecf . 2)er ^xoed mag felbft oft 3Jtittel ju einem ferneren Sroecfe fein ; ja bei einem meitf dfjauenben Sßlane erf dfjeint oft eine ganje Steige t>on ßmäen, immer einer bem anbern als -Büttel ju* unb untergeorbnet. 3>mmerf)in nrirb ein 3^edE ba fein, ber t)or attem unb um feiner felbft mitten begehrt roirb; oljne biefen eigentlidfjften unb testen $md fehlte atte £riebfraft; mir Ratten bie 3lbfurbität eines 3ielen3 otjne $iü.

16. £)ie 3Jiittet, bie mir ergreifen, um ju einem Qxoedt ju gelangen, fönnen wrfd&teben unb fönnen balb bie nötigen balb unridfjtige -Kittel fein. 9ttdE)tig merben ftc bann fein, menn fie mirf(tdf) ju bem ßroede ju führen geeignet finb.


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2lber auä) bie Bwecfe, unb jwar bic eigentlichen unb legten Bwedfe, fötuxen oerfd&ieben fein. @3 ift ein Srrtum, bcr befonberS int adfjtjeljnten Sa^unbert auftankte — Ijeutjutage ift man baoon me^r unb meljr jurücfgefommen — bafe jeber baSfelbe, nämlidj feine eigene Ijöd&ftmöglidfje Suft anftrebe 15 . Sßer glauben fann, ber -Dlärttjrer für feine Überjeugung, ber fidf) mit oottem Sewufet* fein ben entfefclidfjften £obe£qualen au^fefct, — unb e3 gab auä) foldfje, bie ni<$t auf jenfeitige Vergeltung hofften — fei babei nur oon ber SBegier naä) mögtid^ft großer fiuft getrieben: ber §at eine pdfjft mangelhafte SßorfteHung oon ben £f)atf adjen ; fonft fürroa^r müftte er jeben 9Jtaf$ftab für bie Sntenfität oon Suft unb ©dfjmerj oerloren tyaben.

2llfo ba£ ftef)t feft : audfj bie legten 3mecf e finb oerfdfjieben ; auä) jwifdjjen itynen fd& webt bie 2Baf)l; unb fie ift — ba ber lefcte Swecf ^ n für aHe£ mafegebenbeä 5ßrincip ift — bie widfjtigfte unter allen. 2Ba£ fott id(j erftreben? wetd&er Bwecf ift rid&tig, welker unridfjtig? ba£ ift barum, wie fdjjon 2lriftotele£ fjeroor* tybt, bie eigentlidfjfte unb {jauptfädfjlid&e grage ber (Stljtf 16 .

17. SBeldfjer Bwecf ift richtig? für weläjen fott fid& unfere Sßa^l entf Reiben?

2Bo ber 3roecf feftfte!)t unb e3 ftdfj nur um bie 2Baf)l oon Mitteln fyanbelt, werben wir fagen: wä!)le 9ftittel, bie wirflid) ju bem Bwecfe führen! 2Bo e3 fidfj um bie 2ßaf)l oon 3wecfen Ijanbelt, werben wir fagen : wäfjle einen $xoed, ber oernünftiger* weife für wirflidf) erreichbar ju galten ift. Silber biefe Antwort genügt nid&t; mand&eä Erreichbare ift otelmeljr ju ftieEjen al3 ju erftreben: wäf)(e ba3 befte unter bem ©mietbaren ! ba£ wirb alfo allem bie entfpredjjenbe Antwort fein 17 .

Silber fie ift bunfel; wa£ Reifet ba3, „ba£ befte ? wa£ nennen wir überhaupt „gut"? unb wie gewinnen wir bie @r* fenntniä, baft etwa£ gut unb beffer ift ate ein anbereä?


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18. Uni biefe fragen in befriebigeuber 2Beife 311 beantrootten, muffen mir uor allein ben Urfunuig be3 Segriffä beS ©uten mif= fudjcii, ber, luxe ber Urfprung alter unfercr begriffe, in gegriffen foufret anfdjaulidjen sHorftellungen liegt 18 .

9ßir ty&en anfdjautidjc Horfteltungen p fjtjiif djen 3nl)att8; fte jeigen uns fimttidje Dualitäten, in eigen tum Iid)er 2$eife räum* tictj beftimmt. 9tuS biefem ©ebtet ftammen bie begriffe ber ^atbc, beä SdjatteS, beä SHaumeä itnb oiele anbete. ;Der 33egriff beä ©uten aber fjat nidjt frier feine Duette. Gs ift teidjt ju etfenueu, bajj et, wie ber bes Söafjren, ber ifjm als »erroanbt mit 91edjt jur Seite geftettt roirb, ben anfajautidjen JOorfteHungen pftjdjifdjen 3nl)oß8 entnommen ift.

19. 3)er gemeinfante Eijaraftetjug alles Spftjdjifdjen tieftet)! in beut, 10a? man tjäufig mit einem leibet jetjr mifjtierftäublidjen Stuäbrnd Jöeraufitfeiu genannt Ijat, b. I). in einem Jubjettifdjen SSerijaften , in einet, rote man fie beseidjnete, intentiouaten 33ejiet)ung $u ctroaS, tuaS triettciajt nidjt roirflid), aber botfi inner* tidj gegen ftänblid) gegeben ift ia . Sein £ören oljne ©etjörteä, fein ©tauben otjnc ©cglaubtcS, fein ©offen ofjne ©eljoffteä, fein ©treten obne GrftrcbteS, feine Jrcube olme etron§, roorüber turnt flu) freut, unb fo im übrigen.

20. 23ie bei ben Sfnfdja innigen mit pijnfiftfjem 23orfteCtung§= inljalt bie ftnntidjcn Dualitäten, fo jetgen bei benen mit pftjdjifdjem Sutmtt bie tntentienaten Regierungen mannigfaltige Unterfdjiebe. Unb toie bort iiarfj ben tief g reif enbften Uuterfdjieben bcr fiiui!id)eu Dualitäten (bie .£etmt)ol? Uuterfdjiebe ber SDobalität genannt fjat) bie $abl ber Sinne, fo roirb £)iet nad) beit tief' greifenbften Uuterfdjieben ber inteutionateu Rejiefjung. bie $o.$l bet ©ruubflaffen ber pftjdjifdjeu $f)änomcne feftgcftetlt 3(

SDanadj giebt es brei ©runbftaffen. SeScarteS in feinen


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SJlebitationen 21 Ijctt fie juerft richtig unb t>oHftänbig aufgeführt; aber auf feine Semetfungen würbe nidfjt genügenb geartet, unb fie waren balb ganj in SBergeffenljeit geraten, big in neuefter 3eit bie SE^atfadjje unabhängig von tym wieber entbedft würbe, ©ie barf wol)l ^eutjutage als ^inreidjenb gefiebert gelten 22 .

2)ie erfte ©runbflaffe ift bie ber SSorfteHungen im weitefien ©tnn* be3 SBorteS (©eScarteS' ideae). ©te umf afet bie fonfret anfdfjaulidfjen SBorftellungen, wie fie uns j. 23. bie ©inne bieten, ebenfo wie bie unanfdfjaulidjjften Segriffe.

Sie jweite ©runbflaffe ift bie ber Urteile (©eäcarteS' judicia). £)ief e ^atte tnan t>or ©eäcarteä mit ben SSorfteHungen in einer ©runbflaffe geeinigt gebaut; janadf) fym t>erftel man jum anbern 3Me in biefen geiler. 2Kan meinte nämltdfj, baS Urteil befiele wefentltdjj in einem 3ufammenfefcen ober 33ejieljen von SBorftel* lungen aufeinanber. 2)aS war eine gröblid^e SSerfennung feiner wahren Utotur. Man mag SBorfteHungen sufammenfefcen unb auf* einanber bejietyen wie man will, wie wenn man fagt ein grüner Saum, ein golbener Serg, ein SSater von 100 Äinbern, ein greunb ber SBiffenf djaf t : folange unb fofern man mdfjtS weitere^ fyut, fällt man fein Urteil. 9ludj ift e3 jwar rtdfjtig, bafe bem Urteilen f owie audjj bem 33egeljren immer ein SBorfteHen ju ©runbe liegt ; nidfjt aber, bafe man babei immer mehrere SorfteHungen wie ©üb* jeft unb Sßräbtfat aufeinanber bejielje. ©oldjje3 gefdjjie^t wof)l, wenn iä) fage: ©Ott ift geredet; nidjjt aber, wenn id(j fage: e3 giebt einen ©Ott.

SBaS unterf dfjeibet alfo bie gälte, wo idjj nidjjt blofe oorfteHe, fonbern audfj urteile? — @3 fommt ^ier ju bem SBorfteHen eine jweite intentionale 33ejietyung jum oorgefteHten ©egenftanbe Ijinju, bie beS 2lnetfennen3 ober SBerwerfenS. 2Ber ©Ott nennt, giebt ber SSorfteHung ©otteä, wer fagt: e3 giebt einen ©Ott, bem ©tauben an tyn 2lu3brucf.

3$ barf nidfjt länger §ter verweilen unb tann nur t>erftd(jern,


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bafe toenn irgenb etxoaä, biefer Sßunft §eute jeben 3roÄH <*u3 5 fdfjtiefet. 33on fprad&lidfjer ©eite §at Mit lofidf) bic Siefultate bcr pfpdfjologifdfjen 2lnalt)fe beftätigt 28 .

2)ie britte ©runbflaffe ift bie bcr ©emütsberoegungen im toeiteften Sinn beS SBorteä, oon bem einfadfjften 2lngemutet* ober 2lbgefiofeenroerben beim btofeen ©ebanfen bis ju ber in Über* jeugungen grünbenben greube unb £raurigfeit unb ben oerroidf eltften ^änomenen ber 2Baf)l von Svoeä unb Mitteln. Slriftotcleö fdfjon ijaüt alles ba£ alä o'e«£tg jufammengefafet. 2)e£carte$ fagte, bie Älaffe begreife in fidf) bie voluntates sive affectus. 2Benn in ber weiten ©runbflaffe bie intentionale Sejie^ung ein Stnerfennen ober üBermerfen war, fo ift fie in ber britten ein Sieben ober Raffen ober (mie man fidE) ebenfo richtig auäbrücfen fönnte) ein ©efatten ober 9Jtifefatten. ©in Sieben , ein ©efaHen, ein Raffen, ein -Dftfef allen fjaben mir in bem einf äfften 9ln* gemutet * unb Stbgeftofeenroerben, in ber fiegreidfjen greube unb oerjroeifelnben Xraurigfeit, in ber Hoffnung unb $urdjt unb ebenfo in jeber 33ett)ätigung beä 2BilIen3 oor unS. „Plait-il?" fragt ber granjofe; „e£ tyat ©Ott gefallen" lieft man auf ben £obe£an jeigen ; unb ba3 „Placet", ba£ mau beftätigenb unter- f treibt, ift ber fpradfjlidfje 2lu3brucf be£ entfdfjeibenben 2Bitten£* betretet 24 .

21. SBenn mir bie s $t)änomene ber brei klaffen miteinanber Dergleichen, fo finben mir, bafe bie beiben legten eine Analogie jeigen, bie bei ber erften fef)tt. 2Bir fyaben einen ©egenfafc ber intentionalen 33ejief)ung ; beim Urteil 2lnerfennen ober SBerroerfen ; bei ber ©emüt£tt)ätigfett Sieben ober Raffen, ©efallen ober -Dttfc fallen. 33eim SBorftellen finbet fidjj md)t3 $bnlidf)e£. %<$) fann rooljl ©ntgegengefefcteä oorfteHen, mie 5. 33. Sdfjmarj unb SBeife; idfj fann aber nidjjt baäfelbe Scfyroarä in entgegengefefcter SBeife oor- ftellen, mie id) e3 in entgegengefefcter Sßeife beurteile, je nadf)bem


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idj barem glaube ober e£ leugne ; unb mit bem ©emüt miä) ent* gegengefefct ju itjm oerljalte, je nad)bem es mir gefällt ober mifefättt.

22. hieran fnüpft fidjj eine wichtige Folgerung. SBon ben Tätigkeiten ber erften klaffe fann man feine ridfjtig ober unrichtig nennen, dagegen nrirb bei ber jweiten Älaffe in einem jeben $att oon ben jmei entgegengefefeten 33ejie^ung^meifen be£ 3ln* erfennenS unb 5Berroerfen3 bie eine richtig , bie anbere unridfjtig fein, roie oon alt f)er bie Sogif geltenb madfjt. Unb $ljnlidfje3 gilt bann natürltdfj audjj bei ber brüten Ätaffe. 3Son ben jtoei entgegengefefcten SBertyaltungäroeifen be3 Sieben^ unb &affenS, ©efattenä unb -Dttfjfattenä ift in jebem $atte eine, aber nur eine, ridjtig, bie anbere unridjtig.

23. igier finb wir nun an ber ©teile, too bie gefügten begriffe beS ©uten unb @(| legten, ebenfo nrie bie be3 SBa^ren unb galfd^en, ityren Urfprung nehmen. 2Bir nennen etroaä roaf)r, roenn bie barauf bejüglidje 2lnerfennung richtig ift 25 . 2Btr nennen ttxoaä gut, wenn bie barauf bejüglidje Siebe richtig ift. Sag mit richtiger Siebe ju Siebenbe, ba£ Siebroerte, ift ba$ ®uk im roeiteften Sinne be£ 2Borte£.

24. 2)tefe3 f dfjeibet ftdj bann, ba atte3, roa£ gefaßt, tnt* roeber um feiner felbft ober um eines anbern mitten ge* fällt, roaS baburdj bewirft ober erhalten ober roaljrfdjeinlidj gemalt nrirb, in ba£ primär ©ute unb in ba£ fefunbär ©ute, b. ty. in baS, roa3 gut ift in ftdfj felbft, unb in ba3, roa£ gut ift um eines anbern mitten, wie bieS inSbefonbere beim -ftükttdjen ber $att ift.

2)a3 in ftdfj &ntt ift baS ®ute im engeren ©inn. @3 attein fann bem SBaljren an bie Seite geftettt werben. £)enn atteä, roaS roai)t ift, ift xodtyx in fidfj, wenn e§ audfj mittelbar erfannt

Brentano, S3om Urfprung flttl. Grfenntntö. 2


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wirb. 2Benn mir im folgenben von „gut" fpred&en, fo Ijaben wir, wenn mir nidfjt auäbrüdflidfj ba3 ©egenteil bemerfen, immer ein in fidjj felbft ©uteS im 2luge.

©o wäre ber Segriff be3 ©uten geflärt 26 .

25. Slber nun bie nodfj nridfjtigere $rage: wie erlernten wir, bafe etroa3 gut ift ? ©offen wir f agen : roa% immer geliebt roirb unb geliebt werben fann, ift liebwert unb gut? Offenbar wäre bieä nidfjt richtig ; unb e£ ift fdfjier unbegretf lidfj, wie manche trofc* bem in folgen Srrtum verfallen finb. £)er eine liebt, xoa& ber anbere ^afet; unb nadfj einem befannten pfpd&ologifd^en ©efefe, an roe(dfje3 mir fymte fdjjon einmal rührten, gefdfjieljt es oft, bafc einer, voa$ er junädfjft nur a(3 2Kittel ju anberem begehrt §at, aus ©eroot)nf)eit fdjliefelidfj um feiner felbft willen begehrt; wie benn ber ©etjfjalS baju fommt, in finnlofer Steife SReidjjtiimer anhäufen unb fidjj felbft bafür ju opfern. 9llfo baS nrirflid(je SSorfommen ber Siebe bejeugt feineätoegä oljne weiteres bie Sieb* toürbigfeit, wie ja audj baS nnrflidSJe 3lnerfennen feineämegS o^ne weiteres bie SBa^rljeit beroeift.

3a man mödfjte fagen, jenes fei nodf) fidjjtlidfjer ; ba eS faum oorfommt, bafe einer, ber etwas anerfennt, e£ sugleicf) felbft für falfdfj Ijält, roäljrenb e£ ntdfjt feiten gefdfjieljt, baf$ einer fidfj, voäf)xmb er etrotö liebt, f eiber fagt, bafe e£ foldjje Siebe nidfjt oerbiene.

„Scio meliora proboque, Deteriora sequor." SBie alfo f offen mir ernennen, bafe etwas gut ift?

26. Sie ©adfje fdfjemt rätfetyaft, aber baS SRätfet flnbet eine feljr einfädle Söfung.

33li<fen mir, um bie Antwort oorjubereiteu, nod) einmal t)om ©uten auf baS Sßatyre hinüber!

9Zid^t alles, was wir anerkennen, ift barum wafjr. SBir


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urteilen oielfadjj ganj blinb. SJland&e SSontrteile , bie wir fo* jufagen mit ber SMuttemutdfj eingefogen, fielen uns wie im* leugbare Sßrincipien feft. 3u cxnbern eben fo blinben Urteilen fyaben ade 2Kenfcf)en t>on -Jiatur eine 2lrt inftinftioen ©rang, wie fie j. S. btinblingä ber fogenannten äußeren SBa^r* neljmung unb bem frifd^cn ©ebädfjtniS vertrauen. 3Ba3 fo an- erfannt wirb, mag oft waljr fein; es fönnte aber junädjjft audjj ebenfogut falfd^ fein, benn baS anerfennenbe Urteil ift burdfj nid^tö afö richtig djarafterifiert.

£)ie3 ift bagegen bei gewiffen anbern Urteilen, bie man im Unterfdfjieb oon jenen blinben „einteudjtenbe", „eoibente" Urteile ge* nannt §at, ber gaH, wie beim ©afee be£ 2Biberf:prud(j3 unb bei jeber fogenannten innern SBa^rne^mung , bie mir fagt, baß idj jefct ©dfjall= unb garbenempfinbungen Ijabe unb ba3 unb ba3 benfe unb will.

SBoritt befielt nun ber wefentlid&e Unterfdjieb jwifdjjen jener nieberen unb biefer polieren Urteiföweif e ? ift e£ ein Unterfdjieb beS ÜberjeugungägrabeS ober etwas anbereS? @tn Unterfdjieb beS ÜberjeugungägrabeS ift es ntdjjt; bie inftinf tben unb blinb*gewotyn§ett£mäJ3igen 2lnna^men finb oft ntdfjt im aller* minbeften t)om Zweifel angehäufelt, unb mandfje wirb man fogar bann nidfjt los, wenn man fdjjon ifjre logifdfje Unberedjtigung einfielt. 2lber fie werben in bunflem ©rang gefällt; fie tyaben nid&tS oon ber Älartyett, weldjje ber bereit Urteitewetfe eigen ift. SBirft man bie 3* a 9 e auf: warum glaubft bu benn baS eigene lidfj?, fo wirb ein vernünftiger ©runb oermißt. SBBärbe man biefelbe $rage bei einem unmittelbar etribenten Urteil aufwerfen, fo wäre wof)l audfj l)ier feine 33egrünbung ju geben; aber bie grage würbe angeftdfjtS ber Älartjeit beS Urteils gar mcf)t me^r am Sßlafee, ja gerabeju läcf)erlid(j erfdfjeinen. Seber erfährt ben Unterfdjieb jwifdfjen ber einen unb anbern Urteilsweife in fidfj;


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in bem iginweiä auf tiefe ©rfa^rung mufe, wie bei jebem 33e* griff, bie lefcte SSerbeutlidjung befielen.

27. £aS atte£ ift ber Jpauptfadje nadj atigemein befannt 27 unb wirb nur t>on wenigen unb nidjt o^ne grofee Snfonfequenj beftritten. SSiel weniger Ijat man bie £tyatfad&e eine3 analogen UnterfdjiebS äwifdjen Ijö^erer unb nieberer 2:§ätigfeit auf bem ©ebiete be3 ©emüteS, beä ©efattenS unb SKifefattenS, beamtet.

Unfer ©efatten unb 2KiJ3f allen finb oft, ganj ä^nlic^ wie bie blinben Urteile, nur inftinftbe ober gewohnheitsmäßige triebe, ©o ift e£ bei ber Stift be3 ©eijigen an ber 3ln^äufung be3 ©elbe3; fo bei ber mädjtigen Suft unb Unluft, weldje fid^ ben 9Kenfdjen wie ben Vieren an baä ©rfdjeinen gewiffer finnlidjer Dualitäten in ber ©mpfinbung fnüpfen ; unb babei per* galten — wie e£ namentlidj bei ©efcfjmäcfen auffällig ift — oerfdjiebene ©pecieS unb audj Qnbioibuen fidj oft in entgegen* gefefeter SBeife.

5ßiete Sßtyilofopljen, unb barunter fel)r bebeutenbe Genfer, fyaben biefe Sßeife beä ©efattenS, weldje nur ben niebrigeren @r* fdjeinungen ber Älaffe eigen ift, allein beamtet unb fyaben e$ ganj überfein, bafe e3 audj ein ©efatten unb -Dftfjfallen Ijöljerer 2lrt giebt. Saoib £ume j. 23. geigt fojufagen in jebem 2ßorte, bafe er gar feine 2ltynung t>on ber Gjiftenj bief er Ijötyeren Älaffe f)at 28 . 3a wie allgemein ein foldjeS Überfein ftattfanb, ba3 geigt fidj barin, baf$ bie Spraye feinen gebräudjlidien 3lamm für fie bietet 29 . 2)a3 $aftum ftefjt nidjtöbeftoweniger feft; erläutern wir eS furj burdj ein paar Seifpiele!

2Bir fyahm, fagten wir ehm, von -Jtatur ein ©efatten an gewiffen ©ef djmäcfen unb einen SBiberwitten gegen anbere ; beibeä rein inftinftio. 2Bir §aben aber aui) oon JJatur ein ©efatten an flarer ©infidjt unb ein 2KiJ3fatten an Irrtum unb ttnwijfen* fjeit. „Sitte 9Kenfdjen", fagt 2lriftoteleä in ben fdjönen gingang^


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Worten ju feiner 3Jletap§t)fif 80 , „begehren t>on Statur na<$ bem 2Biffen." 3)te8 Sege^ren ift ein 33eifptel, baä un£ bient. (Sä ift ein ©ef allen t>on jener Ijö^eren $orm, bie ba3 31 n a 1 o g o n ift oon ber ©oibenj auf bem ©ebiete be3 Urteifö. $n unfercr ©pecieS ift e£ allgemein; würbe e£ aber eine anbere ©peaeä geben, wef^e, wie fie in Sejug auf (SrnpfinbungSinfjalte anberä afö mir beoorjugt, im ©egenfafce ju uns ben S^twwt als folgen Hebte unb bie ©infid^t ^afete: fo mürben mir gemife nidfjt fo mie bort fagen: ba§ ift ©efd&madäfadfje, „de gustibus non est dispu- tandum"; nein, mir mürben tyter mit ©ntfdfjiebentyeit erklären, folcfjeä Sieben unb Raffen fei grunbt>etfetyrt, bie ©pecieä fyaffe, ma3 ungmeifel^aft gut, unb Hebe, votö unjmeifetyaft fd)ted)t fei in fid) felbft. — 2Barum tyier fo unb anberS bort, mo ber ©rang gleid^ mädjjtig ift? — ©etyr einfadfj! ©ort mar ber ©rang ein inftinf tioer £rteb ; §ier ift ba3 natürliche ©efallen eine t)öl)ere afö richtig djarafterifierte Siebe. SBir bemerfen alfo, inbem mir fie in un3 finben, baf$ if)r Dbjeft nidfjt blofe geliebt unb Hebbar unb feine Sßrioation unb fein ©egenfafc gefaßt unb ^afebar finb, fonbern aud), bafe ba3 eine Hebenämert, ba3 anbere Ijaffenämert, alfo ba£ eine gut, ba3 anbere fdfjtedf)t ift.

@in anbereä 33eifpiel ! SBir geben, mie ber @infid)t oor bem Srrtum, fo, allgemein gefprodjen, ber greube (menn eS ntd&t gerabe eine greube am ©d(jled()ten ift) vor ber Sraurigfeit ben SBorjug. SBenn es SBefen gäbe, meldte §ier umgefetjrt beoor* jugten, fo mürben mir bte£, unb mit Stecht, afö ein t>erfel)rte3 SBertyalten bejeidfjnen. @3 finb eben awfy ^ier unfere Siebe unb unfer igafe al$ richtig cfjarafterifiert.

©inen britten gaU bietet bie richtige unb ate richtig dfjaraf* terifierte ©emütätljätigfeit felbft. 2Bie bie 9lidf)tigfett unb @oi* benj be£ Urteil, fo jä^lt barum aud) bie 9tid)tigfett unb ber Ijötyere ©fjarafter ber ©emütsttyätigfett felbft ju bem ©uten, mä^ renb bie Siebe jum ©djjledfjten felber fdfjled&t ift 81 .


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Unb um audfj in 23ejug auf ba$ ©ebiet beg Sßorftettcn^ bie entfpredjjenben ©rfaljrungen nid£)t unberührt ju laffen, fo geigt ftd^ §ier auf biefelbe SBeife, bafe jebeS 33orftetten in ftdfj felbft etwaä ©uteS ift unb bafe mit jeber Erweiterung be3 SSorftellungS* lebend — von allem, was fid^ t>on ©utem ober ©d&ledjtem baran fnüpfen mag, abgefetyen — ba£ ®ute in un3 vermehrt wirb 82 .

£ier alfo unb au£ folgen Erfahrungen einer als ridfjtig dfjarafterifierten Siebe entfpriugt uns bie ©rfenntniS, baf$ etwas wafyrfjaft unb unzweifelhaft gut ift, in bem ganjen Umfange, in beut wir einer foldfjen fätjig finb 88 .

®tnn baS allerbingS bürfen wir uns nidfjt oer^eljlen: wir Ijaben feine ©ewätyr bafür, bafc wir von allem, was gut ift, mit einer als ridfjtig dfjarafterifterteu Siebe angemutet werben. 2Bo immer bieS nidf)t ber Sali ift, oerfagt unfer Kriterium, unb baS ®ntt ift für unfere ©rfenntnis unb praftifd^c Serüdf* fid£)tigung fooiel wie nidfjt oorfjanben 84 .

28. 216er nidjjt eines, trieleS ift, was wir fo als gut erfennen. Unb baljer bleiben biegragen: weldfjeS ift unter bem ®utm unb inSbefonbere unter bem erreichbaren ©uten baS SBeffere? unb weldfjeS baS työdjjfte praftifdfje ©ut, bamit es als 3wedf mafjgebenb werbe für unfer iganbeln?

29. fragen wir atfo junädfjft: wann ift etwas beffer als etwas anbereS unb wirb als beffer von uns erfannt? unb was Reifet baS überhaupt: baS „Seffere"?

Sie Antwort ift offenbar vorbereitet; bodij nidf)t fo, baf$ nidfjt ein natyeliegenber Saturn auSjufdfjltefeen bliebe. SBenn „gut" baS ift, was wert ift, um feiner felbft willen geliebt ju werben, fo fdfjeint „beffer" baS, was wert ift, mit größerer Siebe geliebt ju werben. 2lber ift bem wirflidfj fo? — SBaS foH baS fagen: „mit größerer Siebe"? — SRäumlidfje ©röfee?, baran benft man wot)l nidjjt; nadfj ©dfjuljen unb 3oHen wirb man ein ©efaHen unb SKifefaHen nidjjt leidet meffen wollen.


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2)ie ^ntcnfität beS ©efallenS, nrirb einer trielleidjjt fagen, bie nenne idf) bie ©röfee ber Siebe, 2)anad(j würbe alfo baS Seffere baS fein, maS mit intenftoerem ©efaHen gefallen foH. 2lbcr baS wäre eine Seftimmung , in .welker, nätjer befe^en, bie gröfeten Ungereimtheiten befd^Ioffen lägen, ©cmadj wäre in jebem einjelnen galle, wo man fidfj über etroaS freut, nur ein gettriffeS 9Jta{3 ber $reube geftattet; toäljrenb idfj bodfj meinen foHte, es fönne unmöglidfj üermerflid(j fein, toenn man fidf) über etroaS, was ttrirflid} etroaS ©uteS ift, fo fe^r als möglidj unb, nrie man ju fagen pflegt, von ganjem £erjen freue, ©dfjon SDeScarteS bemerft, ber 2lft ber Siebe (wenn überhaupt auf ©uteS gerietet) fönne nie ju intenfit) fein 85 . @r Ijat offenbar red&t. %m anberen gaHe, bei ber ©nblid^feit unferer pfpdfjifdfiert Äraft, toeldie 33e^utfamfeit märe mdfjt geboten! ©o oft man ftcf) über etroaS ©uteS freuen wollte, muffte man immer ängftltdjj Umfdfjau galten über alles, maS es fonft nodfj ©uteS giebt, bamit man ja baS 3Kafe ber Proportion jur ©efamtfraft in feiner Sejteljung rerlefce. Unb xotnn einer an einen ©Ott glaubt unb unter ifym baS unenbltdjje ©ut, baS Qbeal aller Sbeale oerfteljt, fo muffte er, ba er if)n wenn audEj oon ganzer ©eele unb mit allen feinen Gräften, bod^ immer nur mit einem enblidf) intenfiuen 9lfte ber Siebe lieben fann, alles anbere ©ute mit unenblidfj Heiner Qntenfität ober — ba bieS unmöglich ift — eigentlich gar nidfjt lieben.

2)aS alles ift offenbar abfurb.

30. Unb bodfj mufe man fagen, baS 33effere fei baSjenige, maS mit Siedet mefjr geliebt werbe, maS mit dteä)t metyr gefalle; aber in ganj anberem ©mne. 2)aS „me^r" bejietyt fiel) nidfjt auf baS ^ntenfitätSoertjältniS jroeier 2Kte, fonbern auf eine befonbere ©pecieS oon 5ßl)änomenen , bie jur allgemeinen Älaffe beS ©efaHenS unb 3KifefaHenS gehört, nämltdfj auf bie Sßfjäno* mene beS SBorjieljenS. @S fütb bieS bejtetyenbe 3lfte, bie in


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ifjrer (Sigentümlidf)feit jebem au$ ber (Srfaljrung Mannt finb- 2luf bem ©ebiete be3 5BorfteHen3 gtebt es nidfjtS analogem. 2luf bem ©ebiete be£ Urteile fyaben mir rooljl neben ben einfachen, fubjeftlofen Urteilen präbicierenbe Urteile unb in tynen be* jieljenbe 2lfte ; aber biefe $tynlid(jfeit ift eine feljr unüoHfommene. ©a£ $l)nlicf)fte, roaS Ijier t>orfommt, ift roo^l bie (Sntfdjjeibung über eine biate? tif ä) vorgelegte grage : ift ba§ roaljr ober falfd^? , roo bem einen t>or bem anbern eine 3lrt SBorjug gegeben wirb, ©odfj immer nur wie einem Sßaljren t>or einem $a(fdjen, nie wie einem mefjr t>or einem minber äßaljren. SBaä roatyr ift, ift eben alles gleidfj roaljr, roa£ gut ift aber, mdf)t alles gleidi) gut, unb ba3 „33effere" befagt nidjtö anbereä als ba£ gegenüber anberem Outen SBorjüglicije, alfo ba£, roa£ etroaS ©utem um feiner felbft mitten mit nötiger 33et)orjugung oorgejogen roirb. ©in etroaä weiterer ©prad&gebraudfj geftattet e£ übrigen^, audfj ba3 &ntt gegenüber einem <5df)(edfjten ober fd&ledfjtljin 3Jn= bifferenten, ja ein ©d&ledfjteä gegenüber bem nodfj ©d£)ledfjteren „beffer" ju nennen. @£ ift — fagen mir bann — jroar audfj nidfjt gut, aber bod) beffer afö jeneä.

£)a3 alfo in Äürje jur (Srflärung be3 33egrtff3 be£ 33efferen.

31. Unb nun jur $rage: wie ernennen mir, bafe etroa3 mirflid^ ba3 33effere fei?

©ie einfadje ©rfenntniä al£ gut unb fdfjledjt t)orau3gefe§t, fd&einen mir — bie Analogie legt e3 nalje — - biefe einfielt au£ genriffen Slften be3 33orjief)en3, bie al£ richtig dfjarafterifiert finb, ju fd)öpfen. Qenn wie bie einfache 33etf)ätigung be£ ©efattenä, ift audf) ba£ SBorjietjen tetl£ nieberer 9lrt b. Ij. triebartig, tetlä Ijötyerer 2lrt unb, analog bem eoibenten Urteil, al3 richtig a\\& gejeid^net. ©odfj finb bie betreffenben gätle fo bef Raffen, baf$ mandfjer, unb oielleidit mit befferem $Kedf)te, fagen möd&te, bafe l)ier analijtifdEje Urteile ba3 SDtittel be3 gortfdfjrittä mürben unb baf$ bie 33eoorjugungen , ftatt ©rfaljrungäquette


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ber SBorjügfidjfeit, oielmefjr barum a(3 richtig d&arafteriftert feien, weit fie bie fd&on erfannte SSorjüglid^feit mafegebenb werben liefeen 36 .

&iert)er gehört offenbar oor allem (1.) ber gall, wo wir etwaä ©uteä unb als gut (SrfannteS etwaä ©dfjledfjtem unb aU fdfjledftt ©rfanntem oorjteljen.

&ann aber (2.) ebenfo ber galt, wo wir bie @£iftenj eines als gut ©rfannten feiner 9tidfjte£ifienj oorjieljen ober bie 9liü)U epftenä eines atö fdfjledjjt ©rfannten feiner @£tftenj oorjieljen.

Siefer gaH begreift eine SReitje von widrigen gäHen unter fidf); fo ben gatt, wo wir ein ©ute£ rein für fidf) bem gleiten ®ute\\ mit SBeimifdfjung von ©df)led£)tem, bagegen ein ©dfjled)te3 mit 33eimifdf)ung von ©utem biefem felben ©dfjled&ten rein für fidjj rorjie^en. Unb weiter gehören barunter aud) nodfj bie gälle, wo wir ba3 ganje ©ute einem Xeil be3 ©uten, bagegen einen Xeil beä ©d^Ied^ten bem ganzen ©d^ted^tcn oorjiefjen. ©djjon 2lriftotele3 tybt e3 Ijeroor, baf$ bei ©utem bie Summe immer beffer fei al£ ber einjctne ©ummanb. ©in foldfjer %aß, von ©ummierung Hegt anä) oor bei längerer Sauer. Sie gleite greube, weldjje eine ©tunbe wätjrt, ift beffer alä bie, weldfje im 2Iugenbli<f er* lif ä)t 2Ber bieg, wie ©pifur, wenn er uns über bie ©terbüdfjfeit ber Seele tröften will, leugnet, ben fann man leidet ju nodf) auffaHenberen Ungereimtheiten führen. 2lud(j bie Sßein einer ©tunbe würbe ja bann mdjjt fdfjledfjter als bie Sßein eines 2lugenblicf3 fein. Unb fomit ergäbe fidfj aus beiben ©äfcen jufammen, bafe ein ganzes Seben ooH greube mit einem einzigen 2lugenbli<f ber Sßein einem ganjen 2then ooH 5ßein mit einem einzigen 2Iugenbltcf ber greube nidfjt twrjujietjen wäre. 2)a3 aber ift zixotö, wooon wie jebe gefunbe Vernunft, fo inSbefonbere unb auSbrüdftidf) gerabe and) ©pifur baS ©egenteil behauptet.

@in bem oorigen innigft oerwanbter ^aH ift (3.) ber, wo ein ®nte& einem anbem ©uten oorgejogen wirb, weites


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jroar nidjjt einen £ei( oon tym bilbet, ober einem feiner SJetle in jeber £inftdf)t gleidfj ift. SKidjjt blofe ju bemfelben, audfj ju einem in jeber £inftd(jt gleiten ©uten ein ©uteS fügenb, be* fommt man in ber Summe ein 33effere£. analoges ergiebt ft<#, wenn man ju einem gleiten ©dfjledjten ein anbereä ©djjledjjteS ^injugefügt benft. 2llfo 5. 33. xoenn einer ein fdf)öne3 ©emälbe einmal ganj, ein anbereä -Kai in ganj gteidfjer 2Beife nur einem £eile nadfj ju feljen befommt, fo ift ba3 erfte ©eljen in fid) genommen etroaä 33effere3. Ober xoenn einer einmal etroa£ ©ute3 oorftetlt, ein anbereä SDtal e3 nid^t blofe (unb jroar ganj ebenfo tjottfommen) üorftefft , fonbern audfj liebt , fo ift biefe ©ummc pft)dfjifdf)er 2lfte etroaS 33effereS.

3u biefem britten gaUe gehörig unb im befonberen nodj erroäljnenäroert finb au<$) bie $älle be§ @rabunterfdf)iebe3. 3fi ein ©uteä einem anbem, alfo j. 33. eine $reube einer anbern, in jeber fonftigen 33ejiel)ung ganj gtetdf), baä eine aber intenftoer at£ fca3 anbere : fo ift bie 33et)orjugung, bie ba3 ^ntenftoere oor= jieljt, a(3 richtig dfjaraf terifiert ; baS Sntenfioere ift ba3 33ef[ere. ttmgefefjrt geigt fidfj, bafe ba3 intenfioere ©djled&te, alfo j. 33. bie intenftoere $ein, ba£ ©c^Ied^tere ift. 2)er ©rab ber Qntenfität entfprtdf)t nämlidfj iljrem 3lbftanbe t)om -ytutlpunf te , unb ber Slbftanb ber ftärferen Sntenfität t)om 9hittpunfte fefet fiel) au& ifjrem 2lbftanbe von ber fdfjroädfjeren ^ntenfität unb bem 216* ftanbe biefer oom 3?ullpunfte jufammen. 9Kan §at e£ alfo (xoa§> beftritten rourbe) roirfüdf) mit einer 2lrt Slbbition ju ttyun.

32. 33ielleidfjt benft mancher bei fidfj, bie brei $ä(le, bie tdf) ba oorgefütyrt, feien fo felbftoerftänblidfj unb unbebeutenb, bafe er fidf) wunbern muffe, marum tdf) überhaupt babei oerroeile. ©etbftoerftänblidf) finb fie nun atterbtngä, muffen e3 aber audlj rooljt fein, ba mir ja Ijier oon bem, roa$ ©runblage werben foH, ^anbeln. Stummer märe e3, menn fie unbebeutenb mären,


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benn — gefiele id() e3 nur offen — idjj §abe faum einen weiteren gatt beizufügen; in allen ober bodjj ben atfermeiften fällen, bie mdfjt barunter begriffen finb, aerfagt uns gänjlid^ jebe3 Kriterium 87 .

■Keimen wir ein Seifpiel! 3ebe (Sinfidfjt, fagten wir, ift etroaä in fidfj ©uteä, unb jebe eble Siebe ift ebenf o etwa3 ©ute3 in ftdjj. 33eibe£ erfennen wir flar. 2lber wer fagt uns, ob biefer 2Cft ber ©infidjt ober jener 2lft ebler Siebe in ftdfj ba£ 93effere fei? — erftanb, Ijat bem wiber* fprodfjen. SRie fefct fidjj eine intenfbere greube au% jwölf minber intenfwen, bie als gleite Seife in tyr unterfd&eibbar wären, wie ber <5d)ut) au$ jwölf 3ollen jufammen. ©o t>erl;ätt fidfj'S alfo felbft in einf aperen fällen. 2Bie täd^crtid^ aber würbe fidfj einer erft madfjen, wenn er behauptete, feine Suft beim 9taudfjen einer guten (Sigarre, 127 mal ober audfj 1077 mal ju fiel) felbft abbiert, gebe genau ba£ 3)la% ber Suft, weld&e er beim 2lnf)ören einer 33eett)ot)enf($en ©pmpfjonie ober beim 2tnbltcf einer SRap^aeltfd^en -Dtobonna in fidfj erfahre 41 ! $<$ glaube, idf) Ijabe genug gefagt, unb brauche nid)t audf) nodf) auf bie Schwierigkeit, bie ^ntenfitäten oon Suft unb Sßein aneinanber ju meffen, f)injuweifen.

34. 2llfo nur in fo befdfjränftem Umfange fd&öpfen wir aus unfern Erfahrungen eine ©rfenntnte beS in fidf) SBefferen.

3$ begreife woljl, wie einer, ber bieS jum erftenmal erwägt, in 33eforgni£ gerät, bie wältigen Süden, bie tyier bleiben, müßten praltifd) im l)öd(jften ©rabe ftörenb werben. 2)odfj wenn wir weiter f dfjreüen unb ba3 SBenige, xoa$ wir


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Ijaben, rüftig ausbeuten, fo werben wir finben, wie bie füfyl* barften 3Kängel ftdf) glücflidjjerweife afö praftifdfj unfdjjäblici) erweifen.

35. 2lu£ bem, waä wir von gäHen eineä ate richtig djarafterifterten 33et>orjugen3 anführten, ergiebt ftd& nämlid) ber mutige ©afc, bafe ba3 Seretdfj be3 fjödjjften praftifd&en (ButeS bie ganje unferer vernünftigen (Sinwirfung unterworfene Sphäre ift, foweit in itjr ein ©uteS verwirf lidfjt werben fann. SRtdSjt allein baS eigene ©elbft: bie gamüie, bie ©tabt, ber Staat, bie ganje gegenwärtige irbifdje Sebewelt, ja bie 3^n ferner Brunft fönnen babei in 33etrad£)t fommen. ©a3 aHe£ folgt au£ bem ©afee ber ©ummierung be3 (Buten. £)a3 ©ute in biefem weiten (Banken nad) 2KögHdfjfeit ju förbem, ba3 ift offenbar ber richtige Sebenäjwecf, ju welkem jebe &anbhmg georbnet werben fott; ba3 ift baS eine unb Ijödfjfte ©ebot, von bem alle übrigen afyanQen 42 . Sie ©elbftljtngabe, unb unter Umftänben bie ©elbftaufopferung , wirb fonadfj spftid^t ; ba£ gleiche ©ute, wo immer es fei (atfo audfj im anbem), wirb nacf) feinem SBerte (alfo überall gleicf)) ju lieben fein, unb ■JKifegunft unb fc^eeler -Weib finb auägefdfjloffen.

36. Unb nun fftefet, ba alles engere (Bute ju bem (Buten biefeä weiteften ÄreifeS in Qmdb^iz^imQ ju bringen ift, an§ utilttarifdfjen Erwägungen audfj Sidf)t in jene bunfeln ©ebiete, wo un£ früher für jebe SBa^l ber SKafeftab fehlte. SBenn 2lfte ber @iufidf)t j. 33. unb 2lfte ebler Siebe ftdfj in i^rem innern SBert nid&t aneinanber meffen tiefen, fo ift e£ jefet flar, bafe jebenfaHä feine ber beiben Seiten auf Äoften ber anbem gänjtidj vexnafy läffigt werben barf. £ätte einer alle @rfenntni£ unb feine eble Siebe, fyätte ein anberer alle eble Siebe unb feine ©rfenntniä: feiner von beiben würbe imftanbe fein feine SBorjüge im Sienfte be3 immer nod^ größeren folleftben ©uten ju verwenben. @ine


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gewiffe Ijarmonifd&e ©ntwicfelung unb 33etljätigung Quer unferer eblen 2tnlagen fd&eint alfo unter biefem ©efid&t&punft jebenfattg baS ju ©rftrebenbe 48 .

37. Unb weiter fommen wir, nad&bem wir fd&on fo mandje £iebe&pflid(jt gegen baä pd^fte praftifdje ©ut Ijenwrfeimen faljen, nun audj an ben Urfprung ber SRedjtöpflidjt. 35ie ^Bereinigung, welche eine Teilung ber 2lrbeit möglid(j mad(jt, fann allein bic Sebingung für bie ©rreid&ung beä f)öd(jften praftifd^en ©uteS, wie wir e$ erfannt Ijaben, werben. ©o ift benn ber 2ttenfd& etl)ifd(j beftimmt jum Seben in ber @efeHfd(jaft. Unb leidet ift'8 nad&weisbar, wie Ijier, bamit nid^t jeber für jeben meljr ftörenb afe förbernb werbe, ©renjen be3 freien SBaltenS einer jeben Sßerf önlidtfeit befielen muffen 44 , unb wie biefe ©renken (wie immer fidf) l)ier mand(je£ au% bloßer natürlid^er ©rwägung ergiebt) bodf) einer genaueren 33eftimmung burdj pofitioe Determination unb einer weiteren ©id^erung burdj bie unterftüfcenbe öffentliche ®e* walt bebürfen.

Unb wie auf biefe SBeife bie natürlid^e ©rfenntnte ben $e* ftanb pofitioen 9ted)tä im allgemeinen forbert unb funktioniert, fo fann fie audj im befonbern ^orberungen ergeben, t)on beren @rfüttung ba$ s JJiaJ3 be£ ©egenä, ben bie SiedjjtSorbnung bringt, wefentlid^ abfängt.

3n biefer Sffieife alfo giebt ober oerfagt bie fjödjfte Ärone, weldje bie 2Baf)rl)eit trägt, ben Sßerfen pofitioer ©efefcgebung üjre ©anftion, unb aus iljr jieljen fie ifjre wafjre binbenbe firaft 45 . 35enn, wie fdfjon ber alte $l)ilofopl) oon (SpljefuS in einem feiner ftnnfd&weren fibpllenäfjnlidjen ©prüdje fagt, „alle menf$lid(jen ©efefce nähren fi$ oon bem einen göttlichen" 46 .

38. Slufjer ben ©afcungen, weld&e bie Siedjtägrengen betreffen, giebt eS in jeber ©efellfd&aft nod) anbere pofitioe Seftimmungen,


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meldfje bie äßeife angeben, wie man fid^ innerhalb feiner SiedfjtS* fpfjäre ju benehmen, wie man über feine ^reiljeit unb fein ©igen* tum ju verfügen Ijabe. SDie öffentliche Meinung billigt pfeife ©enerofität unb Ökonomie, jebeS an feiner ©teile, unb mißbilligt Xxäqfytit, ®eij, SBerfd&wenbung unb trieleS anbere. 3m ©efefc* budj finben fid(j bie SBorfd&rtften nidjt, aber im ^erjen be3 SBolfeS fte^en fie gefdfjrieben. Unb audj Sofyn unb ©träfe fehlen bei biefer Slrt t)on pofttü>en ©eboten nid&t; fie befielen in ben Vorteilen unb Stadtteilen guten unb fd&led&ten 9iufe3. £ier Ijaben mir fo* jufagen einen pofittoen Äobes ber ©ittlidftfeit, ber ben pofitfoen 9iedf)t3fobeE ergänjt. 2tudfj biefeS pofüto ©ittlid&e fann nötige unb irrige Seftimmungen enthalten. Um wafjrfjaft üerpflidfjtenb ju fein, muß eS mit ben Regeln jufammenftimmen, bie, wie mir jut>or faf)en, burdf) bie SBernunft atö £iebe3pflidf)ten gegen ba3 Ijödfjfte praftifdfje ©ut fidf) erfennen laffen.

Unb fo ijaben mir benn mirflidf) bie gefugte natürlid&e ©anf* tion für red&t unb fittlid^ gefunben.

39. %ä) üerroeile nidfjt babei, mie biefe ©anftion ftd(j mädfjtig ermeift. ©in jeber fagt fidf) gewiß lieber: id& betrage midf) ridfjtig, atö: idf) ijanble üerfefjrt. Unb feinem, ber etwas afö beffer erfennt, ift biefer Umftanb bei feiner SBaljl ganj unb gar gleichgültig. Sei einigen inbeS ift e3 wenigftenS annäljernb ber SJall, wäfjrenb für anbere biefeS 3Jfoment t>on twrjüglidfjftem ©e* mid&te ift. ©d^on bie Seanlagung ift Derfd&ieben, unb trieleS fann burdfj @rjief)ung unb eigene etl)ifd&e ^üijrung t>ert>oHfommnet werben, ©enug, bie SBaijrljeit fprid^t, unb wer immer aus ber SBaljrijeit ift, pret iljre ©timme.

40. Sei ber SMelfjeit untergeorbneter Regeln, weldfje ber ©riffel ber Statur felber in bie ©efefceStafeln eingräbt, finb, mie mir fa^en, utilitarifd^e 9tücffid(jten mafegebenb. 35a mir nun in t)erfdf)iebenen Sagen über t>erf$iebene 3ttütel verfügen, fo werben


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auä) für t>erf dfjiebene Sagen t>erf fieberte fpecieHe SBorf dfjrif ten gelten muffen, ©ie fönnen gerabeju entgegengefefct lautm, of)ne natür* lidf), ba fie ja für Derfdfjiebene Umftänbe beregnet finb, beäfjalb wat)rl)aft wiberfpred(jenb ju fein. 3n biefem ©inne alfo wirb eine Sftelatitrität beä @tf)ifdfjen mit SRedfjt behauptet.

S^ering Ijat fie t)en>orgef)oben 47 , aber ni$t, wie er ju meinen fd&eint, al£ einer ber erften. $Bielmet)r war bie Sefjre altfjer be* fannt unb würbe fdjon t>on ^ßlaton in feiner SRepublif geltenb gemadfjt 48 . Striftotele^ tyat fie in ber @tf)tf unb mit größtem ■Jiad&brudf in ber Sßolitif betont 49 . 2ludfj bie ©dfjolafttfer gelten fie feft, unb in moberner 3^* fjaben felbft 2Jtänner t)on fo energifd^en etfjifdfjen unb politifdfjen Überjeugungen wie 33ent- fjam 50 fie nid^t geleugnet. $&mn bie ^anatifer ber franjöfifdfjen SHeüolution fie üerfannten, fo finb bodfj bie 93efonnenen unter if)ren Mitbürgern audf) bamalS folgern 9Ba^ne nidfjt verfallen. Saplace j. 35. in feinem Essai philosophique sur les probabi- lites giebt ber magren Sefjre gelegentlich 3eugni£ unb ergebt warnenb feine Stimme 51 .

Unb fo f)at ber auägejeidfjnete $orfdf)er, ber unä ben ©eift be£ römifd&en Sftedjtä erfd&loffen unb bem wir aud& afe SSerfaffer be£ 3roecfe3 im Sftedfjt in trieler 33ejiel)ung gewiß jutn ©anfe verpflichtet finb, genau betrautet t)ier nidfjtä getfjan afe bie Setyre getrübt, inbem er fie mit einer wefentlidf) anbern unb falfdfjen SRelatitritätäletjre fonfunbierte. SRadfj biefer würbe fein ©afc ber @tf)if, aud) nid^t ber, bajs man baS 93efte be£ weiteften ÄreifeS beim £anbeln mafegebenb madjjen fotte, au3naf)m3lofe ©ültigfeit ijaben. $n ber Urjeit unb audfj. fpäter, lange 3af)rf)unberte Ijin* burdfj, wäre, wie er auäbrücflidfj behauptet, ein fofd(je3 SBerfafjren ebenfo unfittlidfj gewefen wie in fpätern ba3 entgegengefefcte. 2Bir müjsten, in bie 3*iten ber 2Jtenfd(jenfrefferei jurüdfblidfenb, mit ben 2Jlenfd(jenfreffem unb nidjjt mit bem frnnpatfjifieren, ber etwa, innerlid^ feiner 3?ü t>orau3eilenb , fdfjon bamalä bie all*



gemeine SRäd&ftenfiiJf geprebigt tyätte 62 . 35a3 finb Irrtümer, weWje nid(jt blojs bur$ bie pljilofopl)ifd(je SReflejion auf bie @r* fenntniSprincipien ber ©tljtf, fonbern aud^ bur<$ bie ©rfolge unferer dfjriftlidfjen 2Jtiffionäre fd&lagenb wiberlegt werben.

41. (So wäre benn bie Satyn ju bem uns twrgefefcten 3tete burd&fd&ritten. 3^tweilig führte fie uns burdfj frembe, wenig betretene ©ebiete; julefct aber motten bie Siefultate, ju welken wir gelangten, im$ wie alte 93efannte anmuten, ^niem mir ■Jtädfjftenliebe unb ©elbftaufopferung für SBaterlanb unb 2ftenfdf)* Ijeit afe Sßflidfjt erklärten, wiebertyolten wir nur, xoa% ringä um un$ oerfünbet wirb. Unb fo würben wir benn audf), wenn wir nod) mef)r in£ einzelne gingen, Sug unb Verrat unb 2Korb unb Unjudjt unb fo x>ieleö anbere, roaä als etijifdf) üerwerflid^ gilt, mit bem -ättafeftab ber t)on uns bargelegten ©rfenntni&principien gemeffen, ba£ eine af£ unredfjt, baä anbere al£ unfittlid^ oer* bammenSwert finben.

35a£ alles bürfte un£ gewiffermafeen anheimeln, wie einen Seefahrer bie tmterlänbifd&e Äüfte, wenn er nadfj glücflidf) ooll* brad&ter Steife fie auftauchen fietyt, unb ber SRaudfj auffteigt aus ber altgewohnten @ffe.

42. Unb gewifc, wir bürfen uns barüber freuen. S)ie fidlere Ätarljeit, mit ber fidfj alles baS ergiebt, ift für baS ©elingen unfereS Unternehmens ein gutes 3^^- ® enn tiefes 3ttoment, bie SBeife, wie eS fidfj ergiebt, ift natürlich babei baS atterwefent* lidfjfte. Df)ne fie, was fyätten wir f)ier cor anberen oorauS? 2ludf) Äant j. 33., ber ganj anberS über bie ©rfenntmSprinapien ber @t^if lehrte, fe^en wir im weiteren Verlauf tnelfadf) ju ben bekannten 2luffteffungen gelangen. Silber was bei if)tn tjermijst wirb, ift ber ftrenge 3ufammenf)ang. ©d&on 93enefe §at gejeigt, wie man mit bem fategorifdfjen ^mperatio in ber Sffieife, wie Äant tf)n f)anbf)abt, für benfelben $all ©ntgegengefefcteS unb

Brentano, 93om Urfprung fittl. GrfenntniS. 3


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fomit alles unb nidfjtä betocifen fönne 58 . SBenn Rani nun trofc* bem fo trielfadfj glüdlid^ bei nötigen ©äfcen anfommt, fo muffen wir bieS wotyl barauf jurücf führen , baß er fdfjon Dörfer foldje Meinungen liegte. 2Bie ja audfj £egel, wenn er nifyt anberSljer geraupt fjätte, bafe ber £immel blau ift, e3 gewiß nid^t btateftifd^ a priori bebuciert §abm würbe. 33radf>te er e3 bo<$ ebenfogut fertig, bie bamalä geltenbe ©iebenjal)l ber Planeten barjutfjun, bie fjeutjutage längft t>on ber 2Biffenf$aft überfd&ritten ift.

S)iefe ©rfd^einung alfo wäre leidet in ifyren Urfad&en vex* ftänblidfj.

43. Silber ttvoaä anbereä fd&eint rätfelliaft. 2Bie fommt e£, baß bie gangbaren öffentlidfjen 3tteinungen in 93ejug auf fittlid& unb red^t f eiber in fo triefen Sejiefjungen afö ridfjtig fid& erweif en? SBenn ein Senfer wie $ant bie Duetten, au% weld(jen wirflid&e etljifdfje ©rfenntniS fliegt, nid^t gefunben fjatte: wie fönnen wir glauben, baß ba3 gewöljnlidfje SSolf bafjin gefangt fei, um au£ ifjnen ju f d&öpfen ? Sffienn aber bief e£ nid^t, wie fonnten fie, ber ^ßrämiffen entbetyrenb, bie Folgerungen gewinnen? £ier tann bie ©rfd^einung offenbar ni$t barauS, baß bie richtige 2tnfidfjt fdfjon früher feftgeftanben, begriffen werben.

35odfj auü) biefe ©d&wierigfeit löft fi$ in fefjr einfacher SBeife, wenn wir erwägen, wie gar trieleS in unferm @rfenntni£* fd&afce fidjj ftnbet unb in neuen @rfenntniffen frud^tbar erweifi, ofjne baß wir un$ ben ^ßroceß ju beutlid^em 33ewußtfein bringen.

©ie muffen, wenn idf) bieg fage, in mir nidfjt einen 9lnf)änger ber famofen 5ßl)ilofopf)ie be$ Unbewußten oermuten. 3$ fpredfje f)ier nur von unleugbaren unb altbekannten SBßafjrfjeiten. ©o fjat man oft bemerft, baß bie 2Kenfd(jen ^aljrtaufenbe f)inburclj fd^on nötige ©djlüffe gejogen Ratten, of)ne ftdfj burd& StefUcgton ityr SBerfafjren unb bie Sßrincipien, weld&e bie formelle ©ültigfeit ber Folgerung bebingen, jur Älarfjeit ju bringen. 3a als Sßlaton juerft barauf reflektierte, tonnte e3 ifjm begegnen, baß er


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eine gang fatfd^e £!>eorie auffteHte unb meinte, man Ijabe e3 bei jebem ©dfjfuffe mit einem ^Sroceffe ber SBiebererinnerung ju tf)un 54 . 2Ba£ man auf @rben waljrneljme unb erfahre, rufe @r* fenntniffe in3 ©ebädfjtnte jurüdf, bie man in einem oortrbtfdfjen Seben erworben, £eutjutage ift biefer Srrtum t>erfdjjwunben. 216er immer nodf) tauten falfd&e £f)eorieen über bie ©rfenntnte* quellen ber ©püogiftif auf; wie benn j. 33. 2Ubert Sänge 55 fie in Slaumanfdfjauungen unb fpntljetifd&en ©äfcen a priori, SKejanber 33ain 56 in ber ©rfafjrung fud&t, bafe bie ©d&fujsmobi Barbara, Celarent u. f. w. fi$ bi£ jefct in jebem ftaU alä richtig bewährt fjaben: lauter fraffe Säumer über bie bebingenben unmittelbaren @infidf)ten, bie aber bod) nidfjt au£f d&lieften , bafc Sßfaton unb Sänge unb 93ain im allgemeinen nidfjt anberä afe anbere 9ftenfd&en argumentieren; trofe ifjrer SSerfennung ber wahren @rfenntni£principten bleiben uämltdf) bod^ biefe $rin- cipien in ifjnen felber wirffam.

3fa, was greife tdfj in bie $erne? 2ttan mad&e nur bie ^Srobe mit bem erften beften gemeinen 9Jtann, ber ebzn eine richtige Folgerung jtefjt, unb forbere i^n auf, bie Sßrämiffen be£ ©d&liefjenä anjugeben! @r wirb e3 gewöfjnfidf) nidfjt vermögen unb üieHeid&t ganj falfd^e Angaben barüber madjjen. SBirb ja audö berfelbe, voenn man i^n einen if)m geläufigen ^Begriff beftnieren läfjt, meift bie gröbften $ef)Ier begeben unb fo wteberum jeigen, wie er fein eigenes SDenfen nid^t ridfjtig ju befd&reiben fäf)ig ift.

44. ^nbeffen, wie immer ber 2Beg, ber jur etljifdfjen @r*

fenntnis füljrt, ben Saien unb auä) ben Sßfjilofopfjen trielfadf) im

SRebef lag, fo muffen nrir bo$, ba ber Sßrocejs ein fomplijierter

ift, unb t)iele Momente babei juf ammenwirf en , erwarten, bafc

©puren and) oon ber SBirffamfeit jebeä einjelnen t)on ifjnen für

fid& in ber ©efd()idf)te fidf) aufjeigen laffen werben. Unb bieS

3*


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wirb mefjr nodfj als bie ftbereinftimmung in bert ©nbergebniffen für bie nötige £!>eorie eine 33ewäl)rung fein.

91un woljl , audfj bief e — wenn bie Seit eS nur gemattete — in welker %Me üennödjte idf) fte ju bieten! 2Ber ift j. 8 V ber nidfjt bie greube (wenn eS nidfjt gerabe eine ftreube an ©$le$tem ift), wie wir eS traten, für etwas etnbent ©uteS erklären würbe? &at eS bodfj nidfjt an (Steifem gefegt, weldjje bie Suft tmb baS ©ute fdjled&tweg für ibentifd&e ^Begriffe erMären wollten 67 . 216er ifjnen gegenüber gaben anbere für ben inneren 2Bert audj ber @infid)t 3^ u 9 n ^/ unb biefe werben ben Unbefangenen auf ityrer (Seite fjaben. 2Jtand&e Sßfjilofopfjen wollten bie ©rfenntniS fogar gerabeju als oornefjmfteS ©ut über alles anbere emporheben 58 . 35od^ erfannten biefe babei audfj jebetn £ugenbafte einen gegriffen inneren SBert ju ; unb anbere traten bieS in bem SÖtafee, bafj fie nur in ber 33etf)ätigung ber £ugenb baS E)öd^fte ber ©üter er- bücfen wollten 59 .

•Jtadjj ber einen Seite Ratten wir alfo ber Seftätigungen wof)l genug.

35o$ nun audj, was bie Sßrincipien beS SBeoorjugenS anlangt: wie oft feljen wir ni$t bem $)3rincip ber ©um- mierung SRed&nung getragen, wie wenn gefagt wirb, baS SJtajs beS ©lüäeS beS gangen SebenS, nidfjt baS beS 2lugenb licfeS fomme in 33etrad&t 60 . Unb wieber, bie ©renjen beS $<$)% überfd&reitenb, wenn j. 33. 2lriftoteleS fagt, bie ©lüdffeligfeit eines SSolfeS er* fd&eine als ein f)öl)erer Bwedf als bie eigene ©lüdEfeligfeit 61 ; unb fo fei aufy bei einem Äunftwerfe unb bei einem DrganiSmuS, unb äf)nli$ wieber bei einem JpauSwefen ber £eil immer wegen beS ©anjen; alles fei tyier georbnet „jum ©emeinfamen" ( n elg xb zon'oV") 62 . %a bei ber ©efamttyeit ber ©d&öpfung madfjt er benfelben ©runbfafe mafjgebenb. „SBorin", fragt er 63 , „Ijaben wir für alles ©efdfjaffene baS ©ute unb SBefte, baS fein ©nbjwedf ift, ju erMiefen? — 3>ft eS itym immanent ober tranf cenbent ?"


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Unb er antwortet: „beibeS!" unb bejeid&net als tranfeen* beuten 3wedf ben göttlichen Urgrunb, beffen $l)ntidf)feit alles erftrebt, als immanenten aber baS ®anit ber SBeltorbnuug. 2)aS gleite SeugniS für baS Sßrincip ber ©ummierung fönnten mir bem 2Kunb ber ©totfer entnehmen 64 . 3a es fefjrt wieber in jebem SBerfudf) einer £l)eobicee von 5ß(aton bis Seibnij unb weiter lierab 65 .

Silber audfj in ben Seftimmungen unferer SBolfSreligion tritt feine SBirffamfeit beutlid^ ju £age. SBenn fie uns bie SBeifung giebt, mir follten ben -Jtäd&ften lieben wie uns felbft, was lefjrt fie anbereS, als bafj bei ber nötigen 93euorjugung baS ©leid&e (fei es eigenes, fei es frembeS) mit gfeidfjem ©emid(jt in bie SBage falle? woraus bie uuterorbnenbe Eingabe beS einzelnen an baS fotteftioe ©anje folgt; wie benn ber ©rlöfer, baS etf)ifdfje Sbeal beS (StyriftentumS, für baS &eil ber SBelt fidf) jum Dpfer bringt.

Unb wenn gefagt wirb: liebe ©Ott über alles ! (wie auü) SlriftoteleS fagt, ©Ott fei mefjr no$ baS 33efte ju nennen als baS ©anje ber Sßelt) 66 , fo liegt audf) ba eine befonbere 2lnwenbung beS SJSrincipS ber ©ummierung oor. Qmn was benft man unter ©ott anbereS als ben Inbegriff alles ©uten in unenblid&er, über* fdfjwänglidfjer Steigerung ?

©o seigen fidf) bie beiben ©äfee ber SRäd^ftenliebe wie ftdf) felbft unb ber Siebe ©otteS über alles fo innig oerwanbt, bafe wir nidfjt metyr überrafdfjt finb, bie SBorte beigefügt ju fiitben, baS eine ©ebot fei bem anbern gleidf). £)aS@ebot ber 3?äd(jften= liebe — man beadfjte wol)l — wirb nid^t bem ber ©otteSliebe untergeorbnet unb aus ifjm abgeleitet; fieift na<$ ber dfjriftlidfjen Slnfd^auung nid^t barum richtig, weil ©ott fie forbert, er forbert fie trielmefir barum, weil fie natürlid^ richtig ift 67 ; unb biefe Siidfjtigfeit wirb in berfelben SBeife unb in berfelben Älar^eit, fojufagen burdf) benfelben £i$tftraf)l ber natürlid&en @rfenntnis offenbar.


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£)a hätten wir benn fdfjon genugfam 3^(ä&en von ber bilbenben Sffiirffamfeit ber einjelnen von uns Ijertwrgeljobenen gaftoren unb hierin einerfeitä eine Sefräftigung unferer £ljeorie unb anbererfeitS im roefentlidjen bie ©rflärung jener paraboyen 2lnticipation p^tiofoptjifd^er SRefultate.

45. 2>o$ wir bürfen nidfjt glauben fjiemit alles gefagt ju Ijaben. 9iid&t jebe Meinung über fittlidfj unb re$t, bie fyeutjutage in ber ©efeflf d&aft gilt, unb bie, wenn man bie @tf)tf fragt, aud& burdfj fie als richtig fanftioniert wirb, ift jenen lauteren unb ebetn Duellen, bie aud& im verborgnen ftrömenb ergiebig waren, entfloffen. 3Siele fofdfje 9lnfidjjten ftnb auf logifdf) ganj unberedfj* tigtem Sßege ju ftanbe gekommen unb nahmen, wenn man bie ©efd&idfjte i£)rer @ntftef)ung unterfud&t, i^ren Urfprung aus nieberen trieben, atö felbftifdfjen ©etüften burdfj Umbilbungen, weldfje biefe nidfjt etwa burdf) fjöljere ©inflüffe, fonbern einfadf) burdfj ben inftinftben ÜJrang ber ©ewofjnfjeit erfuhren. @S ift wirf lidfj waljr, xoa% fo triele Utilitarier fjeroorfjeben, baß ber ©gotemuS e£ empfiehlt ftdfj anberen gefällig ju erweif en, unb baß ein fol$e£ 3Serf)alten, fort unb fort geübt, fdjließlidfj 311 einer für bie ur- fprünglid&en $wecfe blinben ©ewofjnljeit wirb. @£ gef$iet)t bie£ twrnefjmltdfj infolge unferer geiftigen 33ef d&ränftljeit, ber fogenannten @nge be£ 33ewußtfein3, wetdfje e£ uns nidjt geftattet neben bem, wa£ junädjjft in $rage fommt, bie ferneren unb legten 3wedfe immer beutlidf) oor 2lugen ju fjaben. ©o mag benn mandfjer wirflidf) baju geführt werben, in blinbem, gewohnheitsmäßigem SDrange mit einer gewiffen ©elbftlofigfeit au<$ ba£ 2Bof)l anberer ju lieben. @3 ift weiter wafjr, xoa$ einige im befonbern geltenb matten, baß eS in ber ©efdfjidfjte oft twrfommen mußte, baß ein Übermäd&tiger einen Sdfjwadfjen egoiftifdfj fid(j unterwarf unb biefen unter bem ©influffe ber ©ewof)nf)ett mefjr unb meljr jum willigen Änedfjte fidf) erjog. Unb in beffen ©flacenfeele wirfte bann julefct ein „avzog ecpa" mit blinbem, aber nidfjt minber


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mädfjtigem $)rang, wie ein treibenbeä „bu fottft", atö wäre e3 eine Offenbarung ber -Jtatur über gut unb böfe. Sei jeber 23er* lefcung eine£ 33efel)l£ füllte er fidfj, wie ein woljlbreffierter &unb, beunruhigt unb innerlidjj gequält, Qatte ein foldfjer ©ewaltiger ftdf) ütete unterworfen, fo modf)te fein wof)lberatener @goi£mu£ i£)tt baju beftimmen ©ebote ju geben, bie bem 93eftanbe feiner £orbe förberlidfj waren, ©ie würben ebenfo fflatrifdfj feinen Seilten jur ©ewofjnljeit unb fojufagen jur Statur wie anbere. Unb fo tnodjte bie SRüdfftdfjt auf ba£ ©anje biefer ©efellfd&aft naä) unb rxaä) jebetn Untertan etwas werben, woju er fidf) mit bem eben befdfjriebenen ©efüfjle gebrängt fanb. Bugleidfj erlernten wir leidet, wie bei feiner fteten $ürforge für bie Seinigen in bem ^rannen felbft ©ewoljnljeiten fidfj büben mufjten, weldfje ber 33erüäftd(jtigung ber 2Bol)lfal)rt biefeä ÄoHeftü>£ günftig waren. Sa er mod^te fd£)lie{3lid& ebenfo wie ber ©eijige, ber fidf) für bie (Spaltung feinet <5ä)a§e% f)inopferte, bafjin fommen, für bie (Spaltung feiner Sanbe bereitwillig ju fterben. — S5ei bem ganjen be= fdfjrtebenen Sßrocefc, wenn er fi$ fo twUjietyt, fyaben bie etljifdfjen (Srfenntni&principien nid()t ben geringften ©influfj. ©er 2)rang, welker auf foldfje SBeife entfielt, unb bie Meinungen, weldfje in* folgebaoon für ober gegen ein gewiffeä SBerfjalten fidfj aus* fpred^en, Ijaben nidfjt ba£ minbefte mit ber natürlichen ©anftion ju tfjuu unb entbehren jeber ett)ifd&en SBürbe. 3lber man begreift fefjr wof)l — unb namentlidfj wenn man nun au$ nod) ben $att erwägt, wo £orbe mit £orbe in Sejieljung tritt unb freunblidfje 9tüäfid&ten audfj Ijier fidfj atö vorteilhaft ju erweifen beginnen — , wie ber 2Beg biefer nieberen ©reffur ju Meinungen führen fann, ja vielfach früher ober fpäter, man barf wot)l fagen, führen mufc, bie mit Setyrfäfcen, weldfje au£ ber wahren ©dfjäfcung be£ ©uten fliegen, jufammenftimmen.

46. ©o trifft ja audfj bie blinbe, rein gewohnheitsmäßige Erwartung be£ äfjnlid&en in äfjnlidfjen fällen, wie fie bie £iere


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unb anä) wir felbft taufenbfadfj üben, nid&t feiten mit bem ©rgebniffe gufammen, tveldfjeS eine nadfj ben ©runbfäfeen ber ^a^rfc^einlid&feitSredfjnung vollzogene Snbuftion in gleid&er Sage liefern würbe; ja bie Sljnlidfjfeü ber SRefultate bat felbft Seute von pfpd&ologifdfjer Silbung 68 öfter baljin geführt, ben einen unb anbern ^ßroceß, obwohl fie himmelweit voneinanber abfielen unb ber eine gang blinb ftdfj vollst, tväfjrenb ber anbere von ber ©vibeng ber 2ftatl)emattf burd&leud&tet ift, gerabeju für ibentifdft ju nehmen. ®o muffen benn aud& wir un$ tvotyl bavor Ijüten, in foldfjen pf eubo * etljif $en ©nttvidfelungen ein verborgenem 2Birfen ber wahren ettyifdfjen ©anftion ju ver- muten.

47. SBBie mäd^tig aber audfj biefer 9lbftanb ift, fo tyaben bodfj audfj jene nieberen ^ßroceffe i^ren SBert. 35ie Statur — man Ijat e£ oft hervorgehoben 69 — fjat fef)r tvofjl baran ge* fyan, vielfadfj burdf) inftinftive triebe, wie junger unb 2)urft, für uns ju forgen unb ntd&t allem unferer Vernunft ju über* laffen. 35ie3 bewährt fid^ audf) in unferem $alle.

3n jenen älteften B^ten, bei welken idf) — ©ie begreifen vielleid&t jefct beffer, mit welkem Sftedfjte — Spring jugab, baß fie fdf)ier jeben 3lnflug von etf)tfd(jem 35enfen unb $üf)kn vermiffen ließen, gefd^a^ bod) ©roßeS für bie Vorbereitung wahrer £ugenb. Sie öffentlidfje Drbnung, tvie audfj immer junäd&ft bur<$ ben antrieb nieberer 33etveggrünbe Ijergeftetlt, tourbe bie Sßorbebingung für bie freie Entfaltung unferer ebelften Slnlagen.

2lud& fonnte e£ nid&t gleichgültig fein, rvenn unter bem ©influffe jener £)reffur getviffe Seibenfd&aften gemäßigt unb getviffe ©tepofitionen anerjogen rvurben, tveldje e3 leidster matten, bem wahren fittlidfjen ©ebot in berfelben Stiftung fjolge ju leiften. ßatilinaS £apferfeit tvar gewiß nid^t bie


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wafjre £ugenb ber £apf erfett, wenn 2lriftotele3 mit Stedfjt jagt, biefe fydbt nur ber, weld&er in ©efafjr unb £ob gefje „tov xaXov evexa", „wegen be£ ©ittlid&fd&önen" 70 . 2luf feinen $aH Ijätte 2luquftinu3 Ijinweifen fönnen, wenn er fagte: „virtutes ethnicorum splendida vitia!" 2lber wer mödfjte verfemten, bafj e£ einem folgen (Sattlina, naü) ber 33efel)rung, infolge feiner früher erworbenen 3)i£pofitionen leidster geworben wäre, anä) im SHenfte be3 ©uten ba£ Sufeerfte ju wagen ? ©o war ber 93oben für bie Aufnahme watjrijaft etfjifdfjer Anregungen empfänglidfj gemalt, unb e£ lag barin eine mädfjtige Ermutigung für biejenigen, weldfje juerft ju et£)ifd^en ©rfenntniffen burdjbrangen unb bie ©timme ber natürlidjen ©anftion in ftdfj hörten, für bie Sßaljrfjeit ^Jropaganba ju mad&en. 2lriftotele$ fd^on bemerft in biefem ©inne, man fönne ftidfjt jeben jimt £örer ber @tf)if brausen. SDurd) ©ewofjnfjeiten gut geführt muffe berjenige fein, welker über 9tedE)t unb ©ittltdjfeit f)ören fotte. 93ei anberen, meint er, fei alle -äftütye oerfdfjroenbet 71 .

Sa nodf) mef)r fann id£) jener nid^t präl)iftorifdfjen, aber bodf) prämoralifdfjen 3 e i* t>on SSerbienften für bie @rfenntni3 t)on natürlichem Stedjjt unb natürlidfjer ©ittlid£)fett nadjjrüfjmen. 35ie gefefclid&en Drbnungen unb ©itten, weldfje bamals ftdf) bübeten, fyaben au§> früher entwicfelten ©rünben bem, wa£ bie @tf)if forbert, fo trielfadf) ftd& angenähert, baft biefer eigentümlidfje %aU von 9)Jimifrp triefe über ben fanget tieferge^enber aSerwanbtfd^aft täufdfjte. 2Ba3 bort ein blinber SDrang, f)ier bie ©rfenntniS be£ ©uten jum ©ebot ergeben läfet, trifft oft ütfjaltlidfj oottftänbig jufammen. £)ie legislative etijifdfje ©ewalt fanb barum in jenen and) fdfjon fobiftcierten ©efefcen unb ©itten fojufagen ©efefee^entroürfe cor fidfj, bie fie mit etlichen 216^ änberungen o^ne weiteres fanftionieren formte, ©ie waren um fo wertvoller, afö fie — was unter uttlitarifdjem ©efidf)t3punfte geforbert erfdfjeint — ben befonberen SBertyältntffen ber SSölfer


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angepaßt waren. Unb ber SBergleidf) ber einen SSerfaffung mit ber anbern mußte bie£ hervortreten (äffen unb tyat früfjjeitig baju beigetragen, ju jener widfjtigen ©rfenntnte ber wahren ^Relativität audf) be£ natürlichen 9ted&te3 unb ber natürlichen ©ittlidftfeit ju führen. Sßer weife, 06 e£ fonft felbft einem 9lriftotele3 fyätte gelingen fönnen, fidf) in bem ©rabe, wie er e$ tf)at, t)on jebem fdjablonifierenben 35oftrinari£mu3 freiju* galten !

©oviel alfo von jenen voretljif djen S^ten, um audf) ifjnen bie fdjulbige Anerkennung nidfjt ju verfagen.

48. 3mmerf)in, e§> war bamafä -Jtodfjt, wenn audf) eine 9laü)t, in welker ber l ommenbe £ag fidfj vorbereitete ; unb ber Slnbrudfj be£ 9Jtorgen3, er ift fidler ber tjerrtidftfte Sonnenaufgang, ber fidfj in ber 2Beltgefdf)id(jte volljiefjt. $ä) fage, fidfj voHjiefyt; ni$t, fidfj vottjogen Ijat; benn nodf) fefjen wir ba£ Sidfjt mit ben $infterniffen ringen. Sie wafirfyaft etf)ifd(jen 9Jtotive finb, wie im Privatleben, fo in ber Sßolitif, nadfj außen unb nadfj innen, bei weitem nidfjt überall maßgebenb. 2)tefe Äräfte erweifen ft$ — um mit bem 2)idf)ter ju fpredfjen — no$ immer nid^t genug entwidE elt, um ben 93au ber SBelt juf ammenjutyalten. Unb f erhält benn, unb wir bürfen ifjr bafür banfbar fein, bie -Jtatur baä ©etriebe burdf) junger unb burdfj Siebe unb, muffen mir tjinjufefcen, burdf) jene anberen bunfeln ©trebungen, von welchen mir fafyen, tote fie fidf) au§> felbftfüd£)tigen ©elüften entwicfeln fönnen.

49. 3Son tfjnen unb ifjren pfpd&ologifdfjen ©efefcen muß barum ber Surift, wenn er waljrljaft feine 3^t begreifen unb förberlidfj auf fie einwürfen tvitl, ebenfo wie von ben Selben be£ natürlichen SRedfjteä unb ber natürlidjen ©ittlidtfeit ÄenntniS nehmen, bie, wie unfere 33etrad)tung jeigte, nidfjt baä erfte gewefen finb, fonbern — foweit man überhaupt auf eine


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SRealifierung be3 sollen SbealeS hoffen barf — ba£ lefcte in bcr ©efdf)idf)te fittlid&er unb rechtlicher ©ntwidfelung fein werben.

©o jeigen fidf) bie innigen Sejieljungen ber SuriSprubenj unb ^otttif jur $ßf)Uof opljie , t)on wetzen Seibnij fpradf), in iljrer ganjen 2ftamrigfa[ttgfeit.

5ß(aton Ijat ba3 SBort gefprodjen, e3 werbe nidfjt gut werben im ©taate, bis ber watyre Sßljtfofopl) Äönig werbe ober bie fiönige in redfjter SBeife pf)üofopf)ierten. 3n unferer fonftitutioneüen $eit werben wir xinä beffer fo auSbrücfen, bafc wir fagen, mit ben trieten aKifeftänben unfereS ftaatüdfjen £eben$ fönne e3 nifyt jum Sefferen fidfj wenben, wenn man nid)t, ftatt ben Suriften ba£ 2Benige ju nehmen, was fte bei ben beftefjenben ©inrid&tungen ju pljtfofopljifd&er 93ilbung anregt, trielmefjr enblidf> einmal fräftig bafflr forge, bafc fte wirftid^ eine ifjrem erhabenen ^Berufe genügenbe pf)ilofopl)ifdf>e Silbung empfangen.


ämnerkttttöetu


1. (©. 4) 93gl. Über bie @ntfteljung be3 SRedjjtSgefü^eg. Vortrag von Dr. Stubolf t)on 3^ n 9- — ©ehalten in ber Söiener juriftifdjjen ©efeUfd^aft am 12. Warft 1884. (2lttgem. Suriftenäeitung, 7. Sa^rg. SRr. 11 ff. 2öien 16. SRärj — 13. 2lprit 1884.) ferner ift 31t »ergteidfjen t). Stö^ing, ® er 3n>ecf * m Stecht, 2 S3be. Setpjtg 1877—1883.

2. (©. 4) $ür ben erften $unft t)gl. Slttgem. Suriften jeitung, 7. Saljrg. ©. 122 ff., ^roecf im SRed^t n. ©. 109 ff.; für ben jroeiten $unft 2lttgem. ^uriftenjeitung , 7. %af)XQ. ©. 171, .S^cdf im 9tedjt II. ©. 118 — 123. SSerworfen n>irb ^ier, bajj e§ irgenb eine et^ifd^e SRegel tum abfoluter ©ülttgfeit gebe (©. 118, 122 f.); belämpft wirb jebe, wie gering fie nennt, „pfpdjjologifdfje" 33ef)anblung3= weife ber Gt^if (©. 121), wonadjj fidj-bie @tf)if „alz 3nutting3* fdjjwefter ber Sogif" barftetten würbe (©. 123).

3. (©. 6) 2lHgem. Suriftenjeitung , 7. Safjrg. ©. 147; t>gl. 3roecf im SRed^t IL S. 124 ff.

4. (©. 6) Arist. Polit. I, 2. p. 1252 b 24.

5. (©. 6) Sgl. J.33. 2lHgem. Suriftenjeitung, 7. Saljrg. ©. 146.

6. (©. 7) Kep. 2, 31.

7. (©. 7) Dig. I, 8, 9.

8. (©. 8) <3 U b en äafjlreidjjen Stnljängern biefer Meinung ge* ^ört als einer ber twrjüglidjjften Vertreter 3- ©t. 2Ritt in feinem „Utilitarianism", Chapt. 3.

9. (©. 8) 2ludjj fjier ift unter anberen 3. ©t. SDtitt ju nennen. 2)iefe SDtottoe ber gfurdfjt unb Hoffnung wären nadjj iljm bie äußeren;


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jene früher befd&riebenen, burdfj ©erooljnljeit IjerauSgebilbeten ©efüljle bie innere (Sanftton (ebenb. Chapt. 3).

10. (<S. 9) 93gl. fjiefür inSbefonbere eine ßrörterung in 3>ame3 2Rill3 Fragment on Mackintosh, bie 8- ©t. 3Kitt in ber 2. Stuflage ber Analysis of the phen. of the hum. mind II p. 309 ff. abbrutft, unb bie geiftootten Slbfjanblungen t)on ©rote, bie 31. 33ain unter bem Xitel : Fragments on Ethical Subjects by the late George Grote F. R. S., being a selection from his posthumous papers, London 1876, veröffentlicht Ijat; namentlich Ess. I : On the origine and nature of ethical Sentiment.

11. (0. 11) D. Hume, An Enquiry concerning the Prin- ciples of Moral (jucrft London 1751).

12. (©. 11) §erbart, Seljrbucl) jur Anleitung in bie $ljilo= fopljie § 81 ff. ©efamtauSgabe IS. 124 ff.

13. (S. 11) tiefer 33ergleidj mit ber Sogil bürfte midfj am beften gegen ben SSorrourf fdjjü^en, afö ob idfj fjier bie ^erbartifdjje Seljre in falfd&em Sichte erfdfjeinen laffe. Stürbe ba3 logifdfje $ri= terium in ©efdfjmadföurteilen bei ber @rfdfjeinung regelgemäften unb regelwibrigen ®enfoerfaljren3 liegen, fo mürbe e8, »erglid&en mit bem, ma§ e3 tljatfädfjlidjj ift (ber innern ßtnbenj be3 regelgemäften 33erfaljren3), äufjerlidj ju nennen fein. St^rilid^ ift barum audfj ba§ Kriterium ber §erbartifd)en.(§tljif treffenb als ein äufjerlidfjeS $u be- jeidfjnen, mie energifdfj audfj bie ^erbartianer betomn mögen, bafj in bem ©efcljmacfSurteil , welches bei bem Slnblicf geroiffer 2Bitten3t>er= fyältniffe von felbft entfiele, ein innerer SSorjug biefer SSer^ältntffe fidfj offenbare.

14. (©. 12) %n ber ©runblegung jur -Bietapljpfif ber «Sitten füfjrt uns Äant ben fategorifdfjen ^mperatio in folgenben Raffungen t)or: „Ijanble nur nadfj berjenigen -Btarjme, burdjj bie bu jugleidfj wollen fannft, bafj fie ein allgemeines ©efe$ werbe;" unb: „Ijanble fo, aU ob bie 2Rar,ime beiner ^anblung burdj) beinen2BiHen jum allgemein mn SRaturgefe^ werben foHte." 3n ber Äritif ber praftifdfjen SSernunft lautet er: „Ijanble fo, bafj bie SDkrjme beineS SBiUenS jeberjett ju= gleidjj als 5ßrincip einer allgemeinen @efe£gebung gelten ftmne",


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b. %, roie Ämtt felbft erflärt, bafc bie 3Ka£tme, jum allgemeinen @efe$ erhoben, nidfjt ju Söiberfprüdfjen führen unb fo fid^ felbft auf* Ijeben roürbe. ®a3 S3erouf$tfein t)on biefem ©runbgefe$ roäre nad(j Äant ein $aftum ber reinen Vernunft, bie fidj baburdfj als gefefc* gebenb (sie volo, sie jubeo) anfünbigte. 35od(j fdfjon Senefe bemerft (©runblinien ber Sittenlehre II, ©.XVIII — 1841 — ; t>gl. feine ©runblegung jur Spijpftf ber ©Uten, ein ©egenftücf ju ÄantS @runb= legung jur -äRetapljpftf ber ©Uten f 1822), bafc eS melmeljr nidfjtS als eine „pfpdjjologifdfje £)icl)tung" fei, unb ^eut^utage ift rooljl lein Urteilsfähiger meljr hierüber im 3^eifel. 33ejeid^nenb ift, baft felbft $f)ilofopljen , roie SDtanfel, ber für Äant bie aCerfjödjjfte SBereljrung f)at, jugeben, bafc ber fategorifdjje Smperatio eine gfiftion unb fdjjledfjterbingS unhaltbar fei.

®er fategorifdjje $mperatit> Ijat jugleidfj ben anbern unb nidjjt geringeren $eljler, bafc man, felbft mnn man ifjn jugefte^t, fdj)led(jter= bingS ju feinen etfjifdjjen Folgerungen gelangt. ®ie Ableitungen, bie Äant oerfudjjt, mißlingen il)m, roie 3Kitt (Utilitarianism, Chapt. 1) mit Stecht fagt, „in faft groteSfer 2öeife". ©ein SieblingSbeifpiel einer Ableitung, baSjenige, roomit er forooljl in ber ©runblegung jur Sföetapljpfif ber ©itten als audfj in ber Äritif ber praftifdfjen Vernunft fein SBerfaljren erläutert, ift folgenbeS: ®arf man, fragt er, ein ©ut, baS einem o^ne ©d^ein ober fonftigeS 3>nbicium an- vertraut ift, für fid^ behalten? 6r antwortet: SRein! ®enn, meint er, niemanb roürbe einem, roenn bie gegenteilige 5Wajime jum ©efe§ erhoben roürbe, unter folgen Umftänben nodjj etroaS anvertrauen. ®aS ©efe$ roäre alfo oljne SDtöglidjjfeit ber Slnroenbung; alfo un* ausführbar; alfo aufgehoben burdfj \\i) felbft.

3Kan erfennt leidet, bafj bie Argumentation ÄantS falfdfj, ja abfurb ift. 2Benn infolge beS ©efe$eS geroijfe §anblungen unter= laffen werben, fo übt eS eine SBirfung; eS ift alfo nodfj roirflidSJ unb feineSroegS burdfj fid^ felbft aufgehoben. 2Bie lädfjerlidjj roäre eS, wenn einer in analoger SBeife folgenbe $rage befjanbeln roürbe: ®arf idfj einem, ber midfj ju beftedfjen fudjjt, roiUfa^ren? — %a\ 35enn bädfjte idfj bie entgegengefe^te 5Wajime jum allgemeinen 5Ratur=

Brentano, 9Som Urfprwng flttt. ©rfenntmS. 4


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gefe$ erhoben, fo mürbe niemanb metyr einen ju befielen oerfudfjen; folglich roäre baS ©efe$ oljne 2lnroenbung; alfo unausführbar unb fomit aufgehoben burdfj fidfj felbft.

15. (©. 13) 33gl. 3. ©t. 2Rill, ©pftem ber bebuftioen unb inbuftioen Sog« IV Aap. 4 § 6 (gg. @nbe) ; ebenbaf. VI ®aip. 2 § 4 unb anberroärtS, rote $. 33. in feinem „Utilitarianism", feinen ßffatjS über Religion unb feiner Stbljanblung über ßomte unb ben SßofttitnSmuS, II. Seil.

16. (©. 13) 2Ran t)g[. mit bem im Vortrage ©efagten baS erfie Äapitel ber SRifomadjifdjen @t!jif , unb man wirb finben , bafc 3$eringS „©runbgebanfe" bei feinem SBerfe „®er 3^e(f im Stecht" (I ©.VI), nämlidjj, „baft es feinen 9iecJ)tSfa$ gebe, ber nidjjt einem 3mecfe feinen Urfprung oerbanfe", fo alt als bie @t^if f eiber ift.

17. (©. 13) @S fann $älle geben, roo ber ßrfolg geroifjfer 33eftrebungen jmeifelljaft ift unb von jroei 2öegen, bie ftdjj öffnen, ber eine ein 33effereS, aber mit geringerer Sffialjrfdfjeinlidjjfeit, ber anbere ein minber ©uteS, aber mit größerer SIBaljrfdjjeinlidjjfeit, in StuSfidfjt fteUt. §ier fommt baS 2Bafyrfc§einlic$feitSt>erfyältniS bei ber Sßaljl mit in 33etradjjt. 2Benn A breimal beffer ift als B, aber B jeljn* mal meljr Chancen fyat, ergielt ju werben als A, fo wirb ber praf* tifdjj SBeife ben 23eg ju B oorjieljen. Genien mir uns ein foldJjeS 33erfa!jren burdjjgängig unter äljnlidfjen Umftänben eingehalten, fo mürbe bamit (nadp bem ©efe$ ber großen $afylm) bei Ijinretdfjenber 38ert)ielfältigung ber $äHe im ganjen baS 93effere t>em>irflicl)t roer* ben. ©omit entfprid^t baS SSer^alten nodj) immer um>erfennbar bem im Sejt auSgefprodpenen 5ßrincip: mäljle unter bem ©mietbaren baS 33efte. ®ie gange 93ebeutung biefer 33emerfung mirb burdfj ben Verlauf ber Unterfudfjung nodp meljr ins Sidpt geftellt werben.

18. (©. 14) ©djjon 2lriftoteleS mar biefe SBa^eit befannt (t)gl. j. 93. De Anim. m, 8). SDaS Mittelalter tyielt fie feft, brürfte fie aber nidfjt glücflidjj auS, in bem ©a$e: nihil est in intellectu, quod non prius fuerit in sensu. ®ie 33egriffe „2öoHen", „©d^Iie^en" werben nid^t auS finnlidjjen 2lnfdfjauungen ge= roonnen; man müfjte benn ben 93egriff „finnlidfj" fo allgemein faffen,


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bafc aller Unterfdjjieb von „finnlidj" unb „überfmnlidjj" fidfj üernufdfjte. ©ie ftammen aus 3lnfdjjauungen pfpd|jifd(jen gn^altö. Sbenbaljer ftammen bie Segriffe „^metf", „Urfadjje" (wir bemerfen 3. 93. jtDtfd^en unferm ©lauben an bie Sßrämiffen unb unferm ©lauben an ben ©djjluftfafc eine urfädjjlid&e Sejieljung), „Unmöglicfjfeit unb „-Jtotn>en= bigfeit" (wir geroinnen fte aus Urteilen, welche etnmS ntd^t einfadfj affertorifd|j, fonbern, n>ie man fidj auSjubrücfen beliebt, apobiftifdfj anerfennen ober Derroerfen) unb oiele anbere, roetöje manche 5Wo= berne, benen bie @rforfdjjung be3 wahren UrfprungS mifjlang, als von üornfjerein gegebene Äategorieen betrauten wollten. (Seiläufig bemetft, ift e3 mir rooljl befannt, bajj ©igroart unb, von iljm be= ftimmt, auc§ anbere in jüngfter 3eit Wc Sefonberljeit ber apo= btftifdjjen gegenüber ber affertorifdfjen Urteilsroeife in 3tbrebe ftetten. 63 ift bieg aber ein pfpdfjologifdfjer Srrtum, ^zn als folgen ju erroeifen f)ier md^t beS DrteS ift; ogl. unten 2tnm. 27 ©. 83.)

. 19. (©. 14) Stucl) von biefer Seljre finben fidjj bie erften Äeime bei SCriftoteleö , ogl. inSbef. Metaph. J 15 p. 1021a 29. ®er Terminus „intentional" ftammt, wie fo manche anbere 33e= geic^nung mistiger Segriffe, von ben ©dfjolaftifern Ijer.

20. (©. 14) ©ngefjenber finbet man bie grage nadf) bem (SinteilungSgrunbe erörtert in meiner „^fpdfjologie com empirifd^en ©tanbpunfte" (1874, %ud) U ftaip. 6; ogl. ebenb. Ray. 1 § 5), beren betreffenbe StuSfüfjrungen idjj tro$ mancher aibroeidfjung im einzelnen ber ^auptfad^e naefj auefj fjeute nodfj für richtig fyalte.

21. (©. 15) Meditat. III. Nunc autem ordo videtur

exigere, ut prius omnes meas cogitationes (alle pfpdfjifdjjen Stlte)

in certa genera distribuam Quaedam ex his tanquam

rerum imagines sunt, quibus solis proprie convenit ideae

nomen, ut cum kominem , vel chimaeram, vel coelum, vel au-

gelum, vel Deum cogito; aliae vero alias quasdam praeterea

formas habent, ut cum volo, cum tinieo, cum affirmo, cum

nego, semper quidem aliquam rem ut subjeetum meae cogita-

tionis apprehendo, sed aliquid etiam amplius quam istius rei

4 *


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similitudin em cogitatione complector; et ex his aliae volun- tates sive affectus, aliae autem judicia appellantur.

©eltfamerroeife Ijat biefc flare ©teile Sßinbelbanb (©trafcb. pfyilof. Slbfyanbl. ©. 171) ntdjt abgehalten, £)e3carte§ bie Sefjre ju= äufd^reiben , ba3 Urteilen fei ein SBoHen. 2Ba3 iljn baju verführt, ift eine Erörterung in ber eierten Sföebitation über ben ©influjs be§ SBillenS bei ber 33ilbung be3 Urteils, ©dfjon ©djjolaftifer wie ©uarej Ratten biefen (Sinflufj nitriert, unb £)e§carteS geljt in ber Übertreibung ber 3lbljängigfeit fomeit, bafj er jebeS (audp ba$ etnbente) Urteilen aU ein SBerf be§ SQBttten^ betrautet. Stber „ba§ Urteil beroirfen" unb „ba3 Urteil fein" bleibt offenbar nodjj immer jmeierlei. Unb obwohl barum £)e3carte3 audp an unferer ©teile feine 2lnfidfjt oon bem @influffe be3 -ESillenS burdfjblicfen läjgt — benn roaljrfdjeinlid) roeift er nur um iljretroiHen bem Urteil ben britten $la$ unter ben ©runbllaffen ber pfndjjifdfjen $ljänomene an — , fo fagt er bodj) oljne SBiberfprudfj : aliae voluntates — .aliae judicia appellantur.

Verfänglicher finb ein paar ©teilen in fpäteren ©driften, nämlidfj in ben brei ^afyxe nadp ben 9Kebitationen veröffentlichten Principia Philosophiae (I, 32.) unb in ben abermals brei Saljre fpäter gefd^riebenen „Xotae in Programma quoddam, sub finem Anni 1647 in Belgio editum, cum hoc Titulo: Explicatio mentis humanae sive animae rationalis, ubi explicatur quid sit, et quid esse possit." SefonberS bie ©teile in ben ^rineipien lönnte gu ber Meinung führen, ®e3carte§ muffe feine 2lnftd^t ge= änbert Ijaben, unb e3 ift jum SSemmnbern, bafj SBinbelbanb ftc$ nidfjt vielmehr auf fie als auf bie ©teile in ben Sföebitationen be= rief. ®a Ijeifjt e3: Ordines modi cogitandi, quos in nobis experimur, ad duos generales referri possunt: quorum unus est, pereeptio sive operatio intellectus; alius vero ? volitio sive operatio voluntatis. Nam sentire, imaginari et pure intelligere, sunt tantum diversi modi perci- piendi; ut et cupere, aversari, affirmare, negare, dubitare, sunt diversi modi volendi.


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3luf ben erften Slicf fd^eint biefc Seljre ber in ber brüten 9Ke* bitation fo beutlidfj ju wiberfpredjjen , bafc man, rote gefagjt, faum umljin fann auf bic Vermutung ju fommen, £)e3carte$ muffe in ber 3^ifc§enjeit feine £Ijefe t>on ben brej ©runbflaffen aufgegeben l^aben unb fei nun aus ber ©fytta in bie ©fjargbbiS geraten; bie alte Äonfufion beS Urteils mit ber 33orftettung oermeibenb, fonfun* biere er e£ nun mit bem SBitten. Stodjj bei aufmerffamerer @m)ä- gung aller Umftänbe wirb man £)e3carteS von biefem SJornmrf frei= fpredjjen unb jroar aus folgenben ©rünben : 1.) beutet nidjt baS ge- ringfte Seiten barauf 1)in, bafc ®e£carteS ein 33enmf$tfein baoon fyabe, bafc er ben in feinen SWebitationen auSgefprocfjenen fiberjeu= gungen untreu geworben fei. 2.) SRodj meljr, im Sa^re 1647 (brei Saljre nadjj ben -äKebitationen unb furg t>or Slbfaffung ber Xotae jum Programma) erfdfjeinen bie -äftebitationen in einer oon ®e3carteS ret)ibierten tlberfe^ung, unb — fielj ba! — er änbert an ber ent= fdpeibenben ©teile in ber brüten -Btebitation nid^t baS minbefte. „Entre mes pens6es a ? fyeifjt e$, „quelques unes sont comme les images des choses, et c'est k eelles-lä seules que convient proprement le nom d'id6e; .... D'autres, outre cela ont quelques autres formes; ... et de ce genre de pensßes, les unes sont appelßes volontßs ou affections, et les autres jugements." 3.) 3>n ben $Principien felbft unb jroar unmittelbar barauf (I no. 42) fagt er, alle unfere Irrtümer fingen oon unferm SOBtffcn ab (a voluntate pendere), aber er ift babei bodjj foweit bat)on entfernt baS „3>rren" für ein SBotten ju nelj= men, bafj er fagt, bafj niemanb fei, ber irren motte (nemo est qui velit falli). Unb nodp bejeidfjnenber bafür, bafj tx baS Urteil nidjjt, wie baS Segelten unb $liefjen, als bie innere SöittenSbetljätigung felbft, fonbem nur als ein 2öer! beS SöittenS benft, ift eS, wenn er fofort fyinjufügt: „sed longe aliud est velle falli, quam velle assentiri iis, in quibus contingit errorem reperiri" etc. @r fagt

nidfjt t)om SBitten, äljnlidfj wie baft er begehre, bafj er affirmiere, juftimme, fonbem baft er bie 3uftimmung wolle; roie audjj nidjjt, bafc er tvafyx fei, fonbern bafc er nadfj ber SBafjrljeü verlange („veri-


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tatis assequendae cupiditas . . . . efficit, ut • . . Judicium ferant").

116er bie roirflidfje 2lnftdjt £)e§carte§' fann alfo fein .ßroeifel fein ; feine Seljre Ijat Ijier nidfjt bie geringfte Umroanblung erlitten. 63 Bleibt barum nur bie Stufgabe, fid^ mit feiner offenbar t>eran- berten 2lu3brucf3tt>eife juredjjt ju finben. Unb biefe löfen mir, glaube tdfj, unfehlbar in folgenber SBeife. ®e3carte§, obrooljl er SBiffe unb Urteil als jroei t>erfdjjiebene ©runbflajfen erfennt, finbet bodfj, bafc für fie, gegenüber ber ©runbflaffe ber 3>been, einige« genteinfam fei. 3>n ber britten 2Rebitation Ijebt er (man t)gl. bie oben angeführte ©teile) als bieS ©emeinfame Ijeroor, bafc fie, ein SSorfteHen als ^unbament entfyaltenb, nod) eine anbere, befonbere gform fjinjufügten. 3n ber werten 9Rebitation tritt als ein anberer gemeinfamer .ßug baS Ijertwr, bafc ber 2BiHe über fie entfdfjeibe; er fönne mdjjt BIojs bie eignen, er fönne audjj bie 3lfte beS Urteile fe$en unb fufpenbieren. SMefeS ©emeinfame ift eS nun, worauf es iljm in bem erften %e\l ber „Sßrincipien" 9lr. XXIX — XLII t>orjüglidfj, ja allein anfom* men mufjte. 2)aljer faftt er fu*, im ©egenfa$ ju ben !gbeen als operationes intellectus, unter bem Flamen operationes voluntatis jufammen. $n ben „Notae $um Programma" nennt er fie, beut* lidp in bemfelben ©hm, determinationes voluntatis. „Ego enim, cum viderem, praeter perceptionem, quae praerequiritur ut ju- dicemus, opus esse affirmatione vel negatione ad formam ju- dicii constituendam , nobisque saepe esse liberum ut cohibeamus assensionem, etiamsi rem percipiamus, ipsum actum judicandi, qui non nisi in assensu, hoc est in affirma- tione vel negatione consistit, non retuli ad perceptionem in- tellectus sed ad determinationem voluntatis." $a er fdfjeut ftd^ in ben „Sßrincipien" nidjjt, biefe jmei klaffen t>on modi cogitandi beibe modi volendi ju nennen, inbem ber 3ufammen!jang genugfom ju jeigen fdfjien, er motte bamit nur fagen, bajs fie jur S)omänc beS SBittenS gehörten.

9tod(j eine weitere ©tü$e finbet biefe ©rflärung burdfj ben 38er* gleidjj mit ber fdfjolafttfdjjen Terminologie, mit ber 2)e3carte3 als


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Sünglmg vertraut würbe, ©ie pflegte mdjjt bloft bie Siegung be$ SBtttenS, fonbern audj bie unter ber ^errfdjjaft be£ SBtttenS geübte $anblung als actus voluntatis ju bejeidjjnen. 35emgemäf$ jerfiel biefer bann in $wei Älaffen, ben actus elicitus voluntatis unb ben actus imperatus voluntatis. $f)nlidj fafjt DeScarteS biejenige Älaffe, weldjje nadfj xf)m nur als actus imperatus beS SBittenö mögltdfj ift, mit feinem actus elicitus jufammen. Um einen ge= meinfamen ©runbdjarafter ber intentionalen Sejieljung ^anbelt eS ftdjj alfo bei biefer ,3 u f a ttt men fafjimg nidfjt.

©o Har bieS aHeS fid^ nun für benjenigen IjerauSftellt , ber allen Momenten forgfam 9ted(jnung trägt, fo fdpeint bodfj ©pinoja, waljrfdjjemlicfj meljr burdj) bie ©teile in ben „$Principien" als burdfj bie »on Sßinbelbanb angebogene in ben „2Rebitationen" verleitet, biefem in bem 3Kif$üerftänbm3 ber ßarteftamfdjjen Seljre twrauSge* gangen. ßtlj. n, prop. 49 fajst er felber nun wirflicl) unb im attereigentlidfjften ©inne bie affirmatio unb negatio als volitiones mentis, unb fommt bann fdfjliefjlidfj burdfj eine weitere Äonfufum baju, aucfj jwifdjjen ber Älaffe ber ideae unb jener ber voluntates ben Unterfdfjieb ju t>erwifd(jen. „Voluntas et intellectus unum et idem sunt" lautet mm bie iJfjefe, bie mit ber Dreiteilung / »on DeScarteS audj) bie alte Slriftotelifdjje Zweiteilung über ben Raufen wirft, ©pinoja fjat f)ier wie gewöfjnlidfj nidjjtS getljan, als bie Seljren feinet großen SWeifterS forrumpiert.

22. (©. 15) 3$ will bamit nidjjt fagen, baft bie Einteilung gegenwärtig allgemein anerfannt fei. 3Dian mürbe nidfjt einmal ben ©a§ beS SBiberfprudfjS für gefiebert erllären bürfen, wenn man, um bie§ ju tljun, bie allgemeine guftimmung abwarten wollte. %n unferm ^aHe ift es fefjr begreiflich, wenn alteingewur jelte SSorurteile nidfjt fofort aufgegeben werben. 3lber bafc audfj unter folgen 33er= Ijältniffen feine einjige bebeutenbe Dbjeftion twrgebradpt werben fonnte, bient ber Seljre gewifj am meiften §ur Seftätigung.

■Kandfje — wie 5. 33. Söinbelbanb — geben eS auf, baS Ur* teil mit ber SSorfteUung in einer ©runbflaffe gu begreif en , glauben e£ bagegen ber ©emütstf)ätigfeit fubfumieren gu fönnen. ©ie fallen


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fo in ben $ef)ler, b*n «nft §unte bei feiner Unterfudfjung über bie SRatur be$ ©laubeng (belief) begangen Ijatte, gurücf. 2)a§ Sejatyen fott nacfj iljnen ein billigen, ein 2Bertfdpä|en im ©efüljle, baä 33er= neinen ein 2Rif$bittigen, ein Sic^abgeftof$en=füf)len fein.

%xo% einer geroiffen Analogie ift bie 33erroedfj§lung fdjjroer be= greiflidj. @S giebt Seute, roeldjje bie ©üte ©otteS unb bie Soweit, beä £eufel3, ba3 SBefen be3 Drmujb unb ba§ SBefen be§ Stfjriman mit gleicher Überzeugung anerlennen, roäljrenb fie bodj) ba§ SBefen beS einen über alles fdjä^en, von bem beS anbern fidfj nidfjt anberS als abgeftofcen füfjlen. ®a wir bie @rfenntni3 lieben unb ben 3*** tum Raffen, fo ift e§ aHerbingö richtig, bajs uns Urteile, bie mir für richtig galten (unb bieg gilt t>on allen benen, meldte mir felber fällen), aus biefem ©runbe lieb finb (baft mir fie alfo im ©efüfyle irgenbroie mertfdpä^en). 2lber mer möchte fid^ baburdfj oerleiten laffen, bie geliebten Urteile felbft für Betätigungen ber Siebe ju nehmen? ®ie SSermed^^Iung märe fdjjier ebenfo grob, als romn einer 2öeib unb Äinb unb ©elb unb ©ut beSljalb, roeil fie ©egen* ftänbe feiner Siebe finb, t>on biefer feiner barauf bejüglid^en 2^ätig= feit nidfjt unterfd^iebe. S3gl. audjj, mag idj) oben (9lnm. 21) gegen SBinbelbanb bemerft Ijabe, wo er, £)e3carteS mifjoerfteljenb, ifjm bie* felbe Seljre jufd^reibt; femer 2lnm. 26 (über bie ©inljeit be3 33e- griffet be3 ©uten) fomie mag ©igmart in feiner Sogil I, 2. Stufl. ©. 156 ff. in ber Slnmerfung jum Seil feljr treffenb gegen 2Binbel= banb geltenb madfjt. denjenigen, melier nadfj allem bem nodjj nadjj meiteren Argumenten für ben Unterfd^ieb ber jmeiten unb britten ©runbllaffe verlangen follte, erlaube idfj mir %um t>orau3 auf meine „®effripttoe ^ßfpdfjologie" gu oerroeifen, t)on ber idfj im SSorroort afö einem naljeju t>oHenbeten 2öerfe fprecfje, unb bie nidfjt als eine $ort= fe$ung, rooljl aber al3 eine $ortenttt>icfelung meiner „^ßftjcljologie vom empirifdfjen ©tanbpunfte" erf deinen roirb.

§ier gegenüber SBinbelbanb nur nodfj folgenbe 93emerfungen : 1. @3 ift, mie er ftdfj bei abermaliger Sefung meiner ^Bfpdfjologie I ©. 262 felbft überzeugen wirb, falfdjj unb ein ftarfeS S3erfeljen, romn er S. 172 (fogar mit Slnfüljrung^eicJjen) miclj felber jugeftefjen


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läfct, bic Sejeidjjnung „Siebe unb £af$" fei für bie brüte ©runb- Haffe nidjt redfjt geeignet.

2. @S ift falfdfj unb eine ganj unberechtigte ©uppofitton, toznn er mir ©. 178 bie SKeinung jufdfjreibt, bafc bie (Einteilung berUr* teile nadfj ber Dualität bie einjig roefentlidfje fei, bie ben UrteilSaft felbft betreffe. £)a3 gerabe ©egenteil ift meine Überzeugung, ©o Ijalte idjj 3. 93. (atterbingS im ©egenfa$ ju SBinbelbanb) ben Unter* fdjieb jroifdjjen affertorifdjjen unb apobiftifdjjen (ogl. baju Stnm. 27 ©. 83) unb roieberum ben Unterfcfjieb jrcifdfjen etribenten unb blinben Urteilen für ben UrteilSaft felbft betreffenb unb feljr mefentlidjj. SRodfj an* bere, ja fogar einen jroifdjjen einfachen unb jufammengefe^ten Urteile* aften, fönnte idjj namhaft machen. £)enn nidfjt jeber jufammengefe^te UrteilSaft fann in lauter einfache Elemente aufgelöft werben, roie ja ItfjnlidJjeS — baä nmf$te fdjjon SlriftoteleS — auclj von mannen 93e= griffen gilt. 2öa3 ift SRöte? — SRote $arbe. — 2BaS ftarbe? — farbige Dualität. 2Ran fielet, bie Differenz enthält in beiben fällen ben ©attungSbegriff ; bie 2lblö3barfeit be3 einen logifdjjen £eil£ t>om anbern Befielt nur einfeitig. Sine äljnlidfje cinfeitige 2lblö3barfeit, fage idfj, fommt nun audfj bei geroiffen jufammengefe^ten Urteilen t)or. 3- ©t. 2Rill Ijat barum gang unredjjt, wenn er £)eb. unb inb. Sog. I, 4 § 3 bie alte ©dfjeibung ber Urteile in einfache unb jufammengefe^te lädfjerlidfj finbet unb meint, man oerfaljre fyiex nidfjt anberS, als roenn man bie $ferbe in einzelne Sßferbe unb ©e= fpanne von $f erben f Reiben wollte; mürbe bodj) fonft gegen bie ©Reibung ber Segriffe in einfache unb jufammengefe^te baSfelbe Argument gültig fein muffen.

3. @3 ift falfcfj, aber ein Irrtum, bem faft allgemein gefyulbigt wirb, unb von bem audfj idjj, als idj) ben erften 33anb ber $Pfpd[jologie fdjjrieb, midfj nodp nidfjt befreit Ijatte, bafj ber fogenannte ©rab ber Überzeugung eine Sntenfität^ftufe be3 Urteilend fei, meldte mit ber ^ntenfttät von Suft unb ©djjmerz in 2lnalogie gebraut werben fönnte. §ätte Söinbelbanb biefen Irrtum mir vorgehalten, fo mürbe idp tfym gang unb t)oHfommen red^t geben. 5Run aber tabelt er mtdjj, meil idj) eine ^ntenfität nur in analogem, nid^t aber in


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gleichem Sinne bei ber Überzeugung nnerfennen mottle, unb roeil ict) bie angebliche 3"taifttät ber Überzeugung unb bie lualjrtjafte grrtenfität beS GSefüljlS ber ©röfje nadj für um>erglcirf)bar erflärte. Da l)aben mir eine ber folgen feiner oer&efferteu Sluffaffung beS Urteils.

ÜKJiire bev ÜbcrieugungSgrab meines ©laubenö, bafi 2+1 = 3 fei, eine 3ntenfität, mie madjtig müjite biefe bann fein! Unb mcnn nun gar biefer Staube mit 2öinbelbaub (©. 186) ju einem ©efüb,l gemacht, nidjt blofj bem Sefüfil analog gebadjt merben bürfte, mie jerftörenb für unfer Kwwnfirftem müfite bie ßeftigfeit ber Öefüf)ES* erfdjütterung werben! ^eber Strjt mürbe oor bem Siubium ber 3Jiatl)ematif als etnjaSÖJefunbfjeitzerrüttenbem mamen muffen. (Sgl. über ben fog. ÜberjmguugSgrab toic Slnfidjt i>on .f>cnnj Jieraman in ber intereffanten, in 33eutfdjlanb faum bendjtetni ©djrift „Au Essay in aid of a grammiir of iiKseut".)

4. SEenn SÜinbelbaub 3. 183 fictj rounbert, mie icfj in ben 6ä$en „@ott ift", „ein 9Jfenfcf) ifi", „ein 3JiangeI ift", „eine 5Rüglid)feit ift", „eine SGkfirlKit ift" (b. l>. „es giebl eine 2fttEjr= fjeit") u. f. m. baS 9Börtdjeii „ift" für gleidjbebcuteno nefjmen fünne, ja biefeS 2*ertennen ber mannigfitdien Bebeuttmg be» 2ciuS bei bem Berfaffer ber „ 9Rannigf adjen Bebauung beS Seienben nadj 2(rifto= teleS" feltfam finbet (S. 184, 9Inm. 1): fo lann irf) nur crmibem, bafj, mer Ijierin nidjt bie einfadje Jioufeauenj meiner Sluffnffuug oont Urteil er&lkft, biefe Scljre faum erfaßt Imbeu bürfte. Sßas" aber 9iriftoteIe§ anlangt, fo fällt eS ijnn gar ntcfjt ein, baS „lariy", meldjeS ben 2luSbmcE ber Box-ftetlung ^uin Slusbrucf beS Urteils er= gänjt, unb ba& „oV i»g dkr^g", mie er eS nennt, äfmlid} r „SV im ©tnne einer Realität in uerfdjiebene $ategorieen unb i ein öV (viQytin unb ü" Svi-üiih ju jerlegen. Das fb'nnte nur «  foldjer tb,un, roeldjer, mie §erbart unb fo mnndje anbere nadj i bie Begriffe beS SeinS im Sinne ber abfoluten -JJofition unb i ©inne ber Sientttät nidjt auöetnanbersufjalten roüfjte. genbe 9lnm.)

5. S4 & n ^ e foeben gefagt, bafe es einfadje unb äufammcn^



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gefegte Urteile gebe unb bafc manche jufammengefe^te Urteile nidjt oljne SReft in einfache auflösbar feien, hierauf mufy man rooljl achten, tvenn man bie fpradjjlidjje 9tüdffüljrung t)on Urteilen, bie in anbern Formeln au«gefprodjjen werben, auf bie qriftenttale formet t>erfud)t. ©elbftoerftänblidfj finb nur einfache, b. f). roaljrljaft ein* fjeitlidjje Urteile auf fte rütffüljrbar ; unb idfj glaube, man bürfe midfj barum für entfdjjulbigt galten, roenn tdfj in meiner SPfpdfjologte bieg nidjt au«brüdfltdfj ^erDorju^eben für nötig Ijielt. ©ilt biefe 3te* ftriftion allgemein, fo gilt fte natürlich audfj bei ber fategorifdjjen Formel. S)ie formalen Sogifer wollen in ben ©ä$en t)on fategori- fd^em 93au, bie fte mit A, E, I unb bejeidjjnet fjaben, ftreng einheitliche Urteile au«brüdfen. 35iefe finb alfo alle auf bie ßfctften* tialformel rütffüfjrbar (ogl. meine SPfpdfjologte I ©. 283). -Jtidjjt aber nrirb ba«felbe gelten, wenn in einem ©a$e oon fategorifdjjem 93au, wie e« bie SJielbeutigfeit fpradfjlid^er SBenbungen mit ftdfj bringt (ogL unt. ©. 120 bie 2lnm. jur Seilage), eine SJielljeit von Urteilen enthalten ift. %n einem folgen f^all fann bie ejiftentiale Formel roo^l ber 2lu«brucf eine« bem jufammengefe^ten Urteile äquivalenten einheitlichen Urteil«, aber nidjjt biefe« Urteil« felbft werben.

£)ie« Ijätte Söinbelbanb berütfftdfjtigen muffen, roo er (a. a. D. ©. 184) ben ©a$ „bie 3tofe ift eine SBlume" bejüglidfj feiner SKücf* füfyrbarfett auf ben 6jiftentialfa| unterfudfjt. 6r fyat ganj redjjt, wenn er gegen feine SRebuftion auf ben ©a$: „6« giebt feine 9tofe, meldte nidpt eine 93lume märe" protefttert ; nur ^at er md(jt ebenfo redjjt, wenn er biefelbe mir jufdjjretbt. SBeber an ber von ifym an* gezogenen ©teile nodfj irgenbfonft Ijabe idfj fte gemalt unb fyalte fte für ebenfo falfdfj wie bie von SBinbelbanb oerfudfjte unb jebe von irgenbroeldfjem anbern nodjj ju t>erfudjjenbe. £)a« in bem ©a$e au«= gefprodpene Urteil ift nämlidjj Ijier au« jmeien, t)on meldten ba« eine bie 2lnerfennung be« ©ubjeft« ift (fei e« baft bie« für bie SRofe im gewöhnlichen ©inne, fei e« bafc e« für ,,ba« Sftofe ©enannte", „ba« unter Stofe SSerftanbene" al« foldfje« fupponiert), jufammengefe^t, wa«, wie mir thzn bemerften, nidjjt in jebem ^alle, wo ein ©a$ t>on ber Raffung „alle A finb B" au«gefprodjjen wirb, ebenfo gilt.


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®a£ Ijat [eiber audfj £anb überfefjen, ber einzige meiner Äritifer, bem es gelungen ifi, meine t>on SBinbelbanb (<S. 191) als „mpfte* riöS" bezeichneten 2Inbeutungen jur Steform ber elementaren Sogif in ifjrem notroenbigen 3 u f atnmen *) an 9 m ^ ^ em principe ju be= greifen unb fehlerfrei aus ifjm abzuleiten. (S3gl. Land, On a sup- posed improvement in formal Logic, in ben 2Ibl)anblungen ber ßönigl. SRieberlänbifdfjen 2Habemie ber SBiffenfdfjaften, 1876.)

3fdfj fdfjliefce mit einem Äuriofum, baS uns jüngft ©teintljal in feiner Scitfd^rift für SSölferpfpdfjologie (XVELI, 6. 175) lieferte. ®a lefe idfj mit SSermunberung : „33rentanoS SSermirrung, inbem er Urteilen t>on S3orftetten unb £)enfen (!) t>öttig trennt unb erftereS at§ 2Inerfennung ober SSerroerfung mit Siebe unb £af$ jufammen- bringt (!!), wirb augenblidflidfj gelöft, roenn man ein foldfjeS (?) Urteilen, als ein äftfjetifdjeS, trielmeljr beurteilen (!) nennt." SBaljr* fdfjeinlidfj Ijat ©teintljal in meine SPfpdfjologie feinen 33tidf geworfen unb rooljl nur SBinbelbanbS Steferat barüber gelefen, aber audfj bieg fo flüdfjtig, baft er mir hoffentlich banfbar fein wirb, wenn idfj l)ier= mit feine 3eilen an biefen gur Äorreftur roeiterbeförbere.

23. (S. 16) ÜRtKoftdfr, Subjeftlofe Säfte 2. 2lufl., Sffiien 1883. $ur Orientierung über ben 3jn§alt biefer mertootten 3lb= Ijanblung mag eine älnjeige bienen, bie idfj feiner $e\t für bie SBiener Slbenbpoft gefdfjrieben Ijatte. ®urdfj Um>erftanb verirrte fie fidfj als Feuilleton in bie SBiener Seüung. ® a f* e b° r * Ö^f* niemanb gefugt Ijat, will idfj fie ^ier f am @nbe, atö Seitage anfügen. Snätt>ifd^en ift ©igroarts Sonographie „®ie 3>mper= fonalien" erfdfjienen, roorin er Siflofidfj befämpft. -Btartp Ijat fie, unb früher fdfjon ben betreffenben Slbfdfjnitt von ©igroartS 2o= gif, in ber S3ierteljal)r$fdfjrift für roiffenfdfjaftlidfje $ljilofopl)ie einer treffenben Äritif unterzogen, über bie ©igroart oljne allen t>erftänb= lidfjen ©runb fid^ Ijödfjlidfj entrüftet jeigt. „II se fache", fagen bie gran^ofen, „donc il a tort". ®ajs SigroartS Stuffaffung in u>efent= lidfjen ©tücfen urirflidfj t>erfel)lt fei, baS giebt eigentlich felbft Steine fyal gu, obmoljl er in feiner 3eitfdfjrift (XVm S. 170 ff.) bem SSerfaffer ber Sonographie in bidfjten SBolfen SBeiljraudfj fpenbet, ja


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in ber SSorrebe jur vierten äluflage feinet „Urfprung ber Spraye fogar einem Seneljmen Seifaff jottt, baS jeber roaljre 3?eunb beS t>erbienftt>otlen -DtanneS ju beflagen ©runb Ijat. SRadfj bem Jjofjen £ob, baS man im ßingang vernommen, füljlt man fidfj am (Snbe ber ßritif etwas entläufst. ©. 177 — 180 t>ernrirft ©teintljal bie £ljeorie ©igroartS, roaS bie grammatifdfje Seite anlangt. 63 bliebe banadjj bie pfpdfjologifdfje üKEjeorie ©igroartS als baS eigentlich ©elungene übrig. Slber bie pfpdjjologifdjje ©eite ift nidfjt bie, für roeldfje ©teintljals 3Bür= bigung Autorität Ijaben bürfte; es müjjte benn einer audfj folgenbe Se= merfung emft ju nehmen geneigt fein: „©emifc mujs jeber bei bem ©a$e: ,3)a bücft fidfj'S hinunter mit liebenbem Slicf' (©djjitterS SBorte im ,ü£audfjer') an bie Königstochter benfen; aber nidfjt fie fteljt t)or mir, fonbern fubjeftloS ein ©id[j = hinunter = büdfen , unb nun füljle idfj um fo lebenbiger mit iljr. Sftadjj meiner [©teintljals] $Pfpd[jologie mürbe idfj fagen, bie SSorftettung ber ÄönigStodfjter fdfjroingt, aber tritt nidfjt ins Semu^tfein." 3)a3 ift rooljl meljr, als woran ein SBeifer genug Ijat.

I.

£)ie pfpdfjologifdfje ^eorie ©igroartS jeigt fidfj in iljrer ganjen ©dfjroädfje, roo er t>on bem Segriff „Stiften f 9tedfjenfd[jaft ju geben fudfjt. 9Son biefem Ijat fdfjon SlriftoteleS erfannt, bajs er burdfj Steflejion auf baS bejaljenbe Urteil gemonnen werbe. Slber ©igroart, wie bie meiften mobernen Sogifer, unterläßt es feine SBinfe ju hmixfym. Statt ju fagen, ju bem (Sjiftierenben gehöre alles baS, wofür baS anerfennenbe Urteil waljr ift, ergebt fidfj ©igwart ein um baS anbere 9D?al unb j$ule£t wieber in feiner jweiten Sluflage ber Sogif, ©. 88 — 95 in langen (Srörterungen über ben Segriff beS ©eins unb ben (Sjriftentialf a£ , bie, in falfdfjen Sahnen fidfj bewegenb, ju {einerlei Klarheit führen fönnen.

„©ein" foll nadfj ©igwart eine Delation auSbrüdfen (©. 88. 95); fragt man aber: weldfje? fo fdfjeint es für einen Slugenblicf (©. 92), bafj es eine „Delation ju mir, bem ®enfenben" fein folle. Slber nein, ber %iftentialfa£ behauptet gerabe, „bafj baS ©eienbe audfj fei, abgefeljen von feiner Sejie^ung ju mir unb einem anbern


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benfenben SBefen". ®iefe Stelation ift e£ alfo nidfjt. Slber tx>e[($e anbere fott e£ nun fein? @rft 6. 94 fdfjeint bieg beutlidfjer Ijeroorjutreten. ®a3 Verhältnis fott (allerbingS wirb beigefügt „junädfjft") „bie Übereinftimmung („Sbentität", ebenb.) beS t>orge= ftefften ®inge3 mit einer möglichen SBaljrneljmung (einem „SBaljrneljm* Baren", ebenb., „etwas, was t>on mir wahrgenommen werben fann", ebenb. <5. 90 2lnm.) fein".

9hm erfennt jeber fofort, bafc biefer begriff ber @£tftenj ju eng ift, wie benn 3. S. woljl behauptet werben fönnte, e£ gebe tneleS, was nidfjt wahrnehmbar fei, j. 33. eine Vergangenheit unb eine 3 u ft m ftf ^nen ^ eeren Staunt unb überhaupt einen -Btangel, eine -BtöglicPeit , eine Unmöglidfjfeit u. f. w. u. f. w. Unb fo tft'S nidfjt jum SSerwunbem, vomn ©igwart felbft ben Segriff ju ent= fdfjränfen fudfjt. Slber er tljut bieS in einer mir fdjjwer t>erftänblidfjen Söeife. 3 uer ft fdfjeint es, als wolle er fagen, es fei, bamit etwas jum ©jiftierenben jäljle, nidfjt nötig, bafj es t)on mir, eS genüge, wenn es t>on irgenb einem wahrgenommen werben fönne. Dber was fonft fottte eS Reiften, wenn ©igwart nadfj bem eben ©efagten — eS war t>on ber Übereinftimmung beS üorgeftellften iDingeS mit einer möglichen SBaljrneljmung bie Siebe — fortfährt: „2BaS ejiftiert, fteljt nidfjt 6Io§ in biefer Sejie^ung ju mir, fonbern ju altem anbern Seienben" ? ©igwart bürfte ja bodfj faum geneigt fein, jebem ©eienben bie gäljigfeit ju jeber SBaljrneljmung jujufpredfjen. 33iel= leidet wollte er inbeS nur fagen, was ejiftiere, ftefje ju jebem anbern Seienben in ber ©jiftenjbejie^ung ; unb bann fönnte man etwa aus bem unmittelbar folgenben entnehmen, baft biefe wenig fagenbe Seftimmung ba^in gelje, bafj (Sjiftenj bie $äl)igfeit jum SBitfen unb Seiben auSbrücfe. („2BaS ejiftiert .... fteljt in Äaufafoerljältniffen ju ber übrigen SBelt"; af)nl\df) S. 91, 3lnm.: baS (Sjiftierenbe ift etwas, was „Sßirfungen auf midfj unb anbereS ausüben fann".) ©dfjliejslidjj aber gewinnt eS aud) nod^ eine gewiffe Sßaljrfdfjeinlidfjfeit, bafc Sigwart fagen wolle, ejiftierenb fei baS, was wahrgenommen ober als wahrnehmbar erfd^loffen werben fönne; benn er fügt bei: „baraufl£)in" (wegen biefer Äaufafoerljältniffe) „fann audfj t)on bem


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SBafjrnetjmBaren eine Bloß erfdjjloffene (Sjiftenj Behauptet werben."

£)aß aBer bieg affeö gleichmäßig oermerflidfj ift, ift unfdfjwer ju erfennen.

®enn 1. „bie Gfciftenj oon etwas erfdfjtießen" Ijeißt nidfjt fotriet tt)ie „feine SBatjrnetjmBarfeit erfdfjließen". 2Senn ;. 33. bie ©jiften? t)on Sltomen unb teeren Staunten burdj ©dfjlüffe gefiebert wäre, fo barum bodfj nocij lange nidfjt iljre SBafjrneljmBarfeit für uns ober irgenb weldfjeS anbere SBefen. Unb wenn einer auf bie ©jiftenj eines ©otteS fdfjließt, aber barauf oerjidjjtet, ben ©ebanfen antljropo* tnorp^iftifd^ ju „Beteben", fo wirb er barum nidfjt glauben, baß (Sott für eine Kreatur ober audfj nur für fWj fetBer waljrnetjmBar fein muffe.

2. 63 märe t>on biefem Stanbpunft ein SBiberftnn, wenn einer fagte: „3$ bin überzeugt, baß e3 trieteS gieBt, beffen ©jiftenj meber jemals oon jemanb wahrgenommen nocij audfj erfd^toffen werben fann." ®emt eS mürbe Reißen: „%$ Bin üBerjeugt, baß trieleS wahrgenommen ober ats wafyrnefjmBar erfdfjtoffen werben fann, was bod^ nid^t wahrgenommen unb nidfjt erfd^Ioffen werben fann." — 2Ber f önnte Ijier oerfennen , wie weit ©igwart oon bem wahren Segriffe ber ©jifteng aBgeirrt wäre!

3. 2Benn ©igwart ben Segriff ber Gfciftenj in ber angebogenen ©teile fogar fo entfd^ränfen wollte, baß er meinte, ejiftierenb fei ba$= jjenige, toa^ entweber wafjrneljmBar ober au§ SBaljmeljmBarem ju er* fcpeßen ober bocij ju SBaljrneljmBarem in trgenbweWjem urfacijlidfjem 93etf)ältni3 Befinblidfj fei: fo wäre barauf — wenn anberS eine foldfje monftröfe Seftimmung beS (SEiftenjBegriffeS nodfj einer ÜBiberlegung Bebürfen foffte — ju erwibern, baß audfj biefer Segriff nodfj immer ju eng wäre. SBenn id[j g. 93. fage: eS gieBt oietteid^t einen teeren Staunt, aBer mit ©idjjerfjeit fann bieg nie oon jemanb erfannt werben, fo gefiele id[j ju, baß bem teeren Staunt oielleidjjt ©jiftenj jufomme, aBer id[j leugne auf baS Beftimmtefte, baß er wafyrneljmBar ober aus SBafymefjmBarem ju erfdfjließen fei. 3>n e ^ nem SerfjältniS ber Urfadjje ober SJBirfung aBer fann ber teere Staunt (ber ja bodfj fein


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®ing ift) ^ebenfalls $u nichts Söafjrnefjmbarem fielen. 2Bir Ratten alfo wieberum einen 2Biberfinn als Interpretation einer feineSwegS abfurben Steljauptung.

SBie t>erfel)rt ber (Sjiftenjbegriff twn Sigwart analpfiert wirb, erweift fidj red^t einfach aud^ an folgenbem ©a$e: ein wirflidfjer ßentaure ejiftiert nidfjt, ein t>orgeftellfer Gentaure aber ejiftiert, unb jwar fo oft, als idfj i§n twrftette. SBem Ijier nidfjt ber Unterfdfjieb beS oV &<; uXrj&tg, b. I). im ©inne beS G^iftierenben, Dom ov im Sinne beS £)inglidfjen (SBefenljaften) flar wirb, bem würben, fürdfjte idfj, audfj bie reichten 3>ttuftrationen burdfj anbere 33eifpiele faum me^r jum 33erftänbniS t>erljelfen.

®odfj erwäge man fur$ audfj nodfj folgenbem : nad^ Sigwart fott bie GrfenntniS ber Gjiftenj t)on etwas in ber ßrfenntnis ber Über* einftimmung eines S3orftellungSinf)alteS mit — ba idfj nid^t genau t>er* ftef>e, mag, fagen mir — „9191" befteljn. 3BaS gehört nun ba$u, um bie Übereinftimmung Don etwas mit etwas anberem ju erfennen ? Offenbar bie GrfenntniS von allem bem, was baju gehört, bamit wirflidfj biefe Übereinftimmung gegeben fei. ftafti gehört nun aber 1.) bajs bas eine fei, 2.) ba{$ baS anbere fei unb 3.) baft jwifdfjen üjnen baS 33erl)ältniS ber ^bentität beftefje; benn waS nid^t ift, tft weber einem anberen gleich nodfj t>on ifjm üerfdfjieben. Slber bie (SrfenntniS fdfjon beS erften ©tücfeS für ftdfj ift bie (SrfenntniS einer (Sjiftenj. 2Ilfo ift bie GrfenntniS ber beiben übrigen ©tüdfe nidfjt me^r baju erforberlidfj , bafc irgenbweldfje @jiftenj erfannt werbe, unb SigwartS üÜEjeorie füfjrt ju einem SBiberfprudfj. SSgt. mit bem fyier (Srörterten SigwartS Sßolemif gegen meine Sßfpdfjologie, Sudfj H, Aap. 7 in ber Sdfjrift „SDie ^mperfonalien" ©.50 ff. unb Sog« I, 2. 2IufI. S. 89 f. Stnm. , fowie audfj SKartyS Sßolemif gegen Sigwart in ben älrtifeln „Über fubjeftlofe Sä$e" in ber SSiertelja^fd^rift für wiffenfdjaftl. ^ilofop^ie vm, 1 unb ff. *


  • 3$ fjatte bie ßritif von ©igroartS @£iftenäbegriff bereits gefcfjrieben,

als irf) auf eine -Kote ju Sogt! I, 2. 2luf(. ©. 390 aufmerlfam nmrbe, bie tnicfj ntrf)t oeranfofjt, etroaS an bem ©efcfjriebenen gu änbern, raoljl aber fte tum SBergleidje Ijier aufzunehmen. „25aS «©etenbe» überhaupt", fagt ©ig*


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II.


SBenn Sigroart baS Sßefen beS Urteils im allgemeinen oerlennt, fo fann er natürlich baS beS negatioen Urteils im befonberen nid^t Begreifen. @r verirrt ficij foroeit, iljm bie ©leid^beredfjtigung als SpecieS neben bem. pofttioen Urteil abjufpredfjen ; lein t>er= neinenbeS Urteil fott bireft, fein Dbjeft tuelmeljr immer ein t)oH= jogeneS ober oerfucijteS Urteil fein. (Sogif I, 2. 2IufI. 6. 150.)

ÜRit biefer SBefyauptung tritt ©igroart in ©egenfa£ ju mistigen pfpdfjologifdfjen 33eftimmungen, bie idfj im Vortrag oerroerte. ©omit fd^eint eS geboten, fyier feinen Singriff abjuroeljren. $u bem 33c= Ijufe roill idfj geigen: 1. bafc bie 2eljre ©igroartS fdfjledfjt begrünbet ift; 2. baft fie in eine Ijeillofe SSermirrung hineinführt; wie benn ©igroarts bejafjenbeS Urteil ein oerneinenbeS, SigroartS oerneinenbeS Urteil, vomn überhaupt ein Urteil unb nidfjt blofc ber 9D?angel eines folgen, ein pofitioeS ift, unb fein pofitioeS eigentlich ein oerneinenbeS inooloiert, unb roaS bgl. meljr ift. 3. enblidfj miß idfj — was banf ben ausführlichen ÜRitteilungen ©igroartS möglidfj fdfjeint — bie ©enefiS feines Irrtums barlegen.

•1. ,8unäd[)ft fragt bei einer fo neuen, fo auffaHenb abroeidfjenben Sefjauptung rooljl jeber nad^ ber Segrünbung. 3llS foldfje . roirb (S. 150) t>or allem geltenb gemalt, baft baS oemeinenbe Urteil leinen Sinn Ijätte, wenn nidfjt ber ©ebanfe ber pofitioen Beilegung eines ^BräbifatS oorauSgegangen märe. — SlHein roaS foH bieS Ijeijjen? @ntmeber liegt l)ier eine flare petitio principü oor, ober es fann nid^t meljr fagen motten, als bafc eine SSerfnüpfung oon SSorfteHungen oorausgegangen fein muffe, ©eftänben mir nun bieS (obwohl eS,


wart, „lann nidjt als wahrer (Gattungsbegriff ju bem einjelnen ©eienben betrautet werben; eS ift begrifflich betrautet nur ein gememfcfjaftlicfjer Warne. %)tnn ba „©ein" für \xn$ ein föelationSpräbifat ift, lann eS lein gemeinfc^aftlicljeS Sfterfmal fein, eS müfjte benn gezeigt werben, bafj biefeS ^ßräbilat in einer bem Segriffe alles ©eienben gemeinfamen 33eftimmung nmrjle." 3$ fürcfjte, ber Sefer roirb foroenig wie id) babur<$ über ben ©jiftenjbegriff bei ©igroart gur ßlarljeit gelangen, rooljl aber üielleidjt nodj beffer begreifen, warum aU mein fingen banacfj erfolglos geblieben ift.

Brentano, 33om Urfprung ftttl. ©rfenntntä. 5


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mie idfj in meiner $fpd[jologie nadjjgemiefen , nid^t richtig ift) für einen StugenBlicf ju, fo märe, ba ©igmart felBft (©. 89 2Inm. u. ö.) anerfennt, baft eine fold^e „fuBjeftioe SSerfnüpfung oon SSorftetfungen" nodfj fein Urteil fei, ba{$ trielmeljr ein gereiftes ©efüljl oon Nötigung bajufommen muffe, nodfj immer fein <Sa$ nidfjt erroiefen.

3>n bem folgenben (S. 151) mirb ein Argument Beigefügt, beffen logifd^en 3 u f amtne ^^ a "Ö ^ eBenfomemg Begreife. @3 mirb richtig Bemerft, baft mir an unb für fidfj ein Siedet Ijätten unaBfe^= Bar oiele Sßräbifate oon etmaS ju oerneinen, unb eBenfo richtig Bei* gefügt, bajs mir biefe negativen Urteile tro^bem nid^t äffe mirflidfj faßten. Unb nun — meldfj ein ©d^Iu^ mirb aus biefen Sßrämiffen gejogen? @tma ber, bafc alfo ber Umftanb, baft ein geroiffeS negatioeS Urteil Berechtigt fei, für fidfj allein nodfj nid^t genüge, um ba3 Gintreten be£ Urteils ju erflären? — ba3 märe anftanbSloS jujugeBen. 3lBer ©igmart fcijliefjt ganj anberS; er erlauBt fidfj ju Behaupten, e3 gefye barauS Ijeroor, ba{$ bie feljlenbe SöiitBebingung bie fei, bafc man bie entfpredfjenbe pofitioe 33eljauptung nodfj nid^t üerfudfjt IjaBe. ©in füljner ©prung, roaf)rf)aftig! Bei meinem meine Sogif menigftenS nid^t gu folgen vermag. — Unb mie, menn. einer meiter früge: marum merben benn bie Betreffenben pofitioen Urteile nid^t alle mirflid^ oerfudfjt? — £)ie fdfjeinBarfte 2lntmort, menigftenS wa$ bie Seifpiele („biefer Stein lieft, fdfjreiBt, fingt, bietet; bie ©eredfjtigfeit ift Blau, grün, fünfecfig, rotiert"), bie ©igmart oorfüljrt, anlangt, ift moljl bie, bajs man e3 barum unterlaffe, meil man baS negatioe Bereits mit eoibenter Sidfjerfyeit gefällt IjaBe; benn bieg er= Hart fyier moljl am Beften, marum feine „©efaljr" Befteljt, „bafc jemanb bem (Stein ober ber ©eredfjtigfeit biefe $räbifate Beilegen moHte". 3ieljt aBer einer t)or §u antroorten, bie ®nge be£ 33emuf$t= feinS madfje, bajj man unenblidfj t>telc pofitioe Urteile jugleidfj t>er= fudfje, unmöglich : fo laffe id[j mir audfj biefe äluSfunft gefallen ; nur fragt fidf), oB bann nidfjt biefelBe Berufung fdfjon früher unb bireft fjätte angemanbt merben f offen ; geBraudjjt bodfj ©igmart felBft für bie möglichen negatioen Urteile ben 2Iu3brudf „unaBfeljltdfje 9J?enge".


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Sludfj ift es (fdjjon -Btartp ljebt es Ijeroor) ein feltfamer Irrtum, wenn Sigwart behauptet, bag im ©egenfa$ gu bem, was für baS negative Urteil gelte, „t>on jebem ©ubjeft nur eine enblidfje Slngaljl t)on Sßräbifaten bejaht" werben fönne. 3Bie? fann man nidfjt g. 85. mit allem Stedjte fagen, eine gange ©tunbe fei größer als eine Ijalbe, größer als eine ®rittel=, größer als eine Sßiertelftunbe, unb f o fort ins unenblid^e ? — SBenn id^ nun tro^bem alle biefc Urteile im einzelnen nidf)t wirflidfj fälle, fo wirb bieS woljl feine guten ©rünbe Ijaben, unb t>or allem fd^on ben, baft bie @nge beS 93e= wujjtfeinS bamit unoerträglidfj ift. £)erfelbe bürfte aber bann audfj in betreff ber negativen Urteile mit beftem @rfolg angeroanbt werben.

@twaS fpäter begegnen mir einem britten Argument, bei bem tdfj, ba idfj eS in meiner Sßfpdfjologie S3uc§ II, Aap. 7 § 5 bereits gum t)orauS wiberlegt Ijabe, gang furg verweile. SBenn baS nega= tit>e Urteil ein birefteS unb bem affirmativen als SpecieS foorbi= nierteS märe, fo müfjte, meint Sigwart (© 155 f.), wer im affir= mativen fategorifdfjen ©a| bie 33ejaf)ung, im negativen fonfequenter= weife bie Seugnung beS ©ubjeftS int)olt)iert benfen, was bodfj nid^t ber $alt fei. £)ie festere Semerfung ift richtig, bie erftere 33eljauptung aber gang unftidf$altig ; ja fie enthält einen SBiberfprudfj in fidfj felbft. ®enn gerabe barum, weil im S3eftanb eines ©angen ber 33eftanb eines jeben gu iljm gehörigen £eilS involviert ift, genügt «S bagu, baft ein ©angeS nidfjt mefyr befiele, wenn audfj nur einer feiner £eile mangelt.

Unb fo fyahen mir benn fdfjliejslidfj nur nodfj einer fpradfjlidfjen ©rwägung, burdfj meldte Sigwart feine 2lnftdfjt gu ftü^en glaubt, gu gebenfen. (Sin 3 eu Qm3 bafür fott nadfj iljm audfj barin liegen, baft baS 3 e ^ en be§ negativen Urteils burd^weg eine Äomplifation mit bem $eid[)en ber Affirmation enthalte; baS SBörtdfjen „nidfjt" wirb ja gum fyxtyn ber Kopula Ijingugefügt. — Süden mir, um baS, was fidfj tljatfädfjlidfj l)ier finbet, gu würbigen, für einen Slugenblidf auf baS ©ebiet ber ©emütsbewegungen hinüber, Sigwart ift woljl mit mir unb aller SBelt barin einverftanben, bajs gefallen unb mifc fallen, fidfj freuen unb trauern, lieben unb Raffen u. f. w. einanber

5*


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foorbiniert finb. ®ennodfj ftnbet fidfj in einer ganzen Steige t>on 2IuSbrüdfen ber SRamen für bie Abneigung im ©emüte bepenbent t>on bem Namen für bie Zuneigung gebilbet: g. 33. „ Steigung " t „Abneigung"; „gefallen", „mißfallen" ; „£uft", „Unluft" ; „2Bille\ „SBibermille" ; „frol)", „unfrol)" ; „glüdmd&", „unglücflid^ ; „lieb", „un* lieb" ; „fdfjön", „unfdfjön" ; „angenehm", „unangenehm" ; fogar „ungut" wirb gebraucht. 2)ie (Srflärung bafür ift, glaube idfj, für ben Sßfpdfjo* logen tro$ ber Äoorbination nid^t fdfjroer; foHte ba urirflidfj eine ©rflärung für bie uns twrliegenbe, fo eng oerroanbte (Srfd^einung beim AuSbrudf beS negatioen Urteile, audfj unter Annahme ber Äoorbination, gar fo fdfjroer fidfj finben laffen?

3>n ber %$at, eS muft fdfjlimm um eine ©adfje fteljn, wenn

Genfer roie ©igroart bei fo principiett wichtigen unb jugleidfj fo

ungeroöljnlidfjen ^Behauptungen ju fo fdfjroad^en Argumenten iljre $\x* flucht nehmen.

2. ©igroartS ©rünbe für feine Sefjre Dom negativen Urteil Ijaben fidfj alfo fämtlid^ als hinfällig emriefen. Unb fo mufjte eS ja fein; benn urie fönnte eine Se^re fidfj als voofyc ermeifen laffen, bie alles in bie größte SSermirrung bringen mürbe?

©igroart fteljt ftdfj baju gebrängt, jroifd^en pofittoem unb bejafyenbem Urteil ju unterfdfjeiben ; unb baS bejja^enbe — man f)öre unb ftaune über bie neue Terminologie! — ift nad^ iljm, genau befefjn, ein aerneinenbeS. <S. 150 Ijeijst eS roörtlidfj: „ba& urfprünglidfje Urteil barf gar nidfjt baS bejaljenbe genannt werben, fonbern wirb beffer als baS pofitiae bejeid^net; benn nur bem oer= neinenben gegenüber unb fofern fie bie SDtöglidfjfeit einer 33er- neinung ab weift, Ijeifjt bie einfädle AuSfage A ift B eine S3c- jafjung" u. f. ro. — (Sofern fie „abroeift"? — roaS Ijeijst ba& anberS als „fofern fie oerneint"? Alfo roitflidfj nur SSerneinungen mürben nadfj biefem feltfamen neuen ©pradjjgebraudfj 33ejal)ungen ju nennen fein! ®aS Ijeifjt benn bodfj — unb namentlich roenn man audfj nodfj fagt, ber 6a| A ift B fei manchmal eine foldfje 33er* neinung (man oergl. nur bie eben citierten 28orte) — ben Sprach- gebrauch meljr als nötig unb erträglich in 33erroimmg bringen.


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216er nic$t bloft bic 33ejal)ung ift — wie fidfj IjerauSftefft — nadfj ©igmart eigentlich eine Verneinung; fonbern, fo parabos eS flingt, feine Verneinung ermeift fidfj, genau befeljn, als ein pofitioeS Urteil, ©igmart protestiert jmar gegen bie, meldjje mie §obbeS alle IBerneinungen als pofitioe Urteile mit negativen Sßräbifaten faffen »offen. 2lber mnn nid^t bieg, fo muffen fie nadfj i l) m pofitioe Urteile mit pofitioen Sßräbifaten fein ; benn iljr ©ubjeft, leljrt er, fei jebeSmal ein Urteil, iljr Sßräbifat aber ber Segriff ungültig. ©. 160 fagt er in ber 2lnmerfung, bie Negation Ijebe bie Vermutung auf unb fpredfje iljr bie ©ültigfeit ab, unb biefe SBorte für fidfj mürben eS aller* bingS nahelegen ju glauben, ©igmart neljme Ijier eine befonbere gunftion beS 2lbfpred|jenS , fonträr ber gatnftion beS 3ufpred[jenS, an. Slber nein! eine negative Kopula (t>gl. ©. 153) foll eS ja nad^ iljm nidfjt geben. 3BaS in aller SJBelt foll man fic$ nun unter bem „2lbfpredfjen" benfen? ©oll eS baS einfache „2lufljörenlaffen" beS pofitioen Urteils über bie entfpredfjenbe 3D?aterie, alfo (nadfj ©igmart) t>er SBegfaff beS ©efüljlS ber Nötigung fein, baS juoor mit einer SegriffSoerfnüpfung gegeben mar? Unmöglich ! benn biefeS 2Beg= fallen mürbe einen $uftanb herbeiführen, in meldfjem, meber aner= fannt nodfj geleugnet, bie VorfteffungSoerfnüpfung gurüdfbliebe. SBie oft mirb uns nidfjt etmaS, maS uns gemifc mar, ungemifc, oljne bafc mir eS barum leugnen! — 2BaS ift nun biefeS Seugnen? können mir tueffeieijt fagen, baft eS nadfj ©igmart ein ©idfj = genötigt = füllen jum älufljeben fei, mie baS 2lnerfennen ein ©id[j=genötigt=fül)len jum ©e£en? 2Bir müßten bann fagen, bajs mir, folange mir ein nega= tioeS Urteil fällten, immer baS pofitioe Urteil ju fällen oerfud^ten unb uns bodfj ge^inbert füllten eS ju tljun. — Silber bieS 33emuf}tfein Ijat audfj ber, melier fidfj beS blofjen 9D?angelS an pofitioer 33egrün= bung flar bemufct ift ; mer bringt eS benn fertig etmaS ju glauben, maS er jugleid^ für gan$ unbegrünbet fjält ? Von feinem, jumal menn man ©igmartS Definition beS Urteils als 3Jia^ftab anlegt, mirb t>aS benfbar fein; alfo jeber in folgern gaffe beim Verfudfje fein tDtifclingen erfahren. 2Bir ljaben bemnadfj Ijier immer nodfj nidfjt baS negatioe Urteil oor uns. — Gebeutet baS 2lbfpredfjen feine negatioe


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Äopula, fo muft es alfo offenbar als ein ^att beS ftufyxedptö b^ $räbifatS „falfdjj", als feine 3faeinSfe£ung (um mit ©igwart ja fpredfjen) mit bem als ©ubjeft in $rage fommenben Urteil gu be= trauten fein. SMefeS „falfdfj" fann audfj nid^t einfach fotriel Reiften als „nidfjt waljr", benn „nidfjt waljr" fann idfj von un^ä^ligen fingen auSfagen, bei weldfjen baS ^räbifat „falfdfj", wie es gewiffen Urteilen jufommt, nidfjt am $la$e ift. 2Benn nur Urteile waljr ftnb, fo fommt allem, was fein Urteil ift, baS Sßräbifat „nicijt waljr", aber barum feineSwegS baS Sßräbifat „falfdfj" ju. „falfdfj" müftte alfo alS> ein pofttit>eS ^räbifat gefaxt werben ; unb fo Ijätten wir benn faf= üfdjf fo 9^)^ baS blo^e 5Rid^t=überjeugt= fein feine Seugnung ift, t>on bem principiett üerfefylten ©tanbpunft ©igwartS aus feine SBaljl, wir mufften jebeS negatioe Urteil für ein pofttioeS Urteil mit einem pofttfoen 5ßrä= bif ate erflären. ®a Ratten mir alfo ein ^weites unb größeres Sßaraboson.. 2lber nun tritt nodfj ein britteS Ijertwr, mag bie SSerwirrung üoffenbet. Unterfudfjt man nämlidfj, mie ©igwart baS ÜBefen be& Urteile im allgemeinen fafct, fo fann man aufs beutlid^fte nadfj* weifen, bajs fein einfaches pofttioeS Urteil felbft mieber ein negattt>e£ intjoloiert. 3laä) iljm gehört nämlidfj gu jebem Urteil aujser einer gewiffen S3orftellungSt)erfnüpfung ein SBewufjtfein ber SRotwenbigfeit unfereS 6inSfe£enS unb ber Unmöglidfjfeit beS ©egenteilS (t>gl. bef. ©. 102), ja baS Sewufjtfein einer folgen Sftotwenbigfeit unb Un= möglidfjfeit für alle benfenben SJBefen (t>gl. ebenb. u. ©. 107) — was, nebenbei gefagt, freiließ ebenfo falfdfj ift mie ©igwartS ganje Sluffaffung t>om SBefen beS Urteils überhaupt. Sitte Urteile of>ne StuSnafyme nennt barum ©igmart um biefer (Sigentümlidfjfeit willen apobiftifdjj unb will jwifdfjen affertorifdfjem unb apobiftifdfjem Urteil feinen Unterfdfjieb gelten laffen (t)gl. ©. 229 ff). 3$ f^ge nun: Ijaben wir Ijier nidfjt beutlidfj ein negatives Urteilm intjoltnert? Dber was für einen ©inn f)ätte es nodfj, wenn man ©igwart von einem „SBewufjtfein ber Unmöglidfjfeit beS ©egenteilS" fpred&en Ijört? Unb nodfj meljr! idfj Ijabe fdfjon in meiner Sßfpdfjologie (©. 283) nadjjgemiefen, wie alle allgemeinen Urteile negatio finb; benn von ber SlUgemeinljeit überjeugt fein Ijeifjt nidfjtS anbereS als überzeugt


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fein, baft feine SluSnal^me befielt ; wenn biefe Negation nidfjt Ijinju* fommt, fjeffen bie roeitgeljenbften Slnljäufungen pofitioer Behauptungen nidfjt, um ben ©tauben an 9Wgemeinl)eit $u fonftituieren. SBenn alfo Ijier oon einem Seroujjtfein , baft man altgemein fo benfen muffe, gefprodfjen mirb, fo liegt barin aufs neue ein Beleg für baS, maS idfj behaupte, bajj nämlidfj nadfj ©igmartS UrteilSleljre baS ein= fadfjfte pofttioe Urteilen ein negatioeS Urteilen inooloieren müfjte. Unb nun fottten mir boc$ jugleidfj glauben, bafc baS negatioe Urteil, mie ©. 159 f. ausgeführt mirb, relatio fpät entftanben, unb barum, mie audfj aus anbern ©rünben, unmürbig fei bem pofitioen als ebenbürtige ©pecieS jur Seite geftellt ju merben? — ©igmart ^ätte uns bicö geroijs nidfjt jumuten fönnen, menn er alles baS, maS idfj fyier entroicfelte, unb maS man, je forgfältiger man es ermägt, um fo beutlidfjer in feinen oft fdjjmierig oerftänblidfjen älufftellungen eingefdjjloffen finben mirb, ftdfj jum Semufctfein ge= bracht Ijätte. SRatürlidfj, baj$ man audfj auf äluSfprüd^e Ijinroeifen fann, morin ©igmart t)on bem ober jenem, maS idfj l)ier im ein* jelnen bebucierte, baS ©egenteil fagt; benn baS ift, mo alles in foldfjer Unflarljeit geblieben ift, unb mo bie Störung bie mannigfadfjften Sßiberfprüclje ju Sage treten läjjt, nidfjt anberS $u erwarten.

3. 3 e *9 en ™ r fdfjliejslidfj audfj nodfj bie ©enefiS beS 3>*rtumS, in meinem ein fo angefeljener ßogifer, nadfjbem er baS SBefen beS Urteils oerfannt, bei einer oerljältniSmäftig einfachen $rage fidfj oerftriefen fonnte. ®aS ^roton SßfeuboS beftanb in bem uon ber älteren Sogif ererbten Sßaljne, gum SBefen beS Urteils gehöre eine S3ejiel)ung Don jmei SSorfteHungen aufeinanber. ®iefe Sejieljung Ijatte fdfjon 2lriftoteleS als SSerbinben unb brennen (vvv&ioig xal diaiqtois) bejeidjjnet, freiließ inbem er fidfj ber unoollfommenen ßonoenienj ber 2luSbrücfe bemüht mar; fagt er bodfj gerabeju, man fönne in gemiffer SBeife audfj beibe Regierungen als SSerbinben (ofod'toig) bejeidfjnen (ogl. De Anim. III, 6). 3)ie fdfjolaftifd^e unb bie mobeme Sogif gelten an ben SluSbrücfen „oerbinben" unb „trennen" feft; bie ©rammatif aber bezeichnete beibe 33ejiel)ungen als „S3erbinbung" unb nannte baS $eii)m bafür „Sopula". Sig=




roart madjt mm ernft mit ben Sluebritien „üerbinben" uitb „trennen", unb fo erfrfjeint ibm eine nrgatiue ftopufa »ie im 3Stber= fmn (vgl S. 153), bog pofitioe Urteil aber als 2?orau$fe|}ung beä negatroen , ba man, ctjc bie äferbinbung Ijergeftettt ift, fie niäjt trennen tann. Unb fo tonnte e§ ibm begegnen, bau iljm ein negattnes Urteil olme uorausgca.a n genes pofttioes gerabeju als finm los «fdjien (ugl. ®. 150 unb "toie obigen &uefül)ntngen). Snfolge baoon ftnben mir üjn in einer £age, meiere ben beben tenben J-orfdjer bagtt bringt, bie energifdjten über [)offnung$(ofeften Sdtftrengungen JU machen; baS negatioe Urteil ift ntd)t metjr begrcifÜdj.

Sin emet Slitmafung S. 159 f. giebt er uns nlö ein Ifrcu'bm-j [olrfjer 8tmfi$ungen, bei roeldjem er fdjlieplicb, felbft fiel) beruhigen ju tonnen glmibt, eine mertroiirbige 'Sdjilbenmg feeS SSsigongeä, roie mir )iim Heparinen Urteil (amen, ©ic täjit bem ariifmerffamen feine fuccefftoen SSerfeben , jebeS an feinem ^unft , foiufagen in bie 3(ugeit fpringen. ©a, roo er jum negatroen Urteil ju gelangen glaubt, bat er es liingft fdjon emtieipiert.

@r geb,t aus tum ber nötigen SÖcnu'rfumi , bafj unferc erfreu Urteile überhaupt pofitroer Sfct geroefen feien. 25iefe Urteile feien mit Göibenj unb mit aller ^uoerfidjt gefällt roorben. „9tun greift jebod)", fäljrt er fort, „unfer ©eilten übet baö Begebene Ifinaus; vermittelt burdj Erinnerungen unb 3lffonationen, entfielen Urteile, bie snuäajft ebenfo mit bem öebanfen gebilbet mevben, toafj fie ba§ 2Birflicfie nusbrücfcn", [b. lj. .nadj anbern Äußerungen Sigroartö, bafj audj fie mit bem Seroufstfeht objeitiuer ©üitigteit bie Sforftellnngen oertnüpfen , benit bicö gebort naa) § 14 ©. 98 jum 3Befen beö Urteils] „i- S. menn mir ba<s Sefannte am bcEannten Drte -tu ftnben erroarten ober von einer Slume oorauSfegen, toafe fie ricrfjt. Slber nun ift ein STeil beö fo SSermuteten mit bem unmittelbar ©e= roifjen im SÖiberfireit" [liier unterläfjt Signiert }ii jeigen, rote mir, ba mir noeb, ntdjt im Sefiije non negatroen Urteilen unb ne= gatioen Siegriffen finb, etroa$ ali „miberftreitenb" ju ertennen oer= mögen; ja bie ©djtuterigfeit tritt nod) fajärfer f)ewor, menn er fort= fälnl:] „mir roerben uns, roenn mir baS Srroartete nidjt finben,




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beS UnterfdfjiebS gmifdfjen bem 6 lo ^ aSorgeftellftcn unb bem SBirflid^cn bemufet." [3BaS Reifet $ier „nid&t ftnben"? ©efunben Ijatte idfj eS au<& oorfjer nidfjt; offenbar finbe idfj aber nun, baj$ baS, maS idfj mit bem anbem üerbunben mahnte, oljne jenes ift, maS idfj nur tfjun fann, inbem idfj baS eine anerfenne, baS anbere leugne, als ntdfjt mit iljm feienb erfenne. gerner, mag Ijeifjt Ijier „Unterfdfjieb"? ®ie S3erfdfjiebenljeit erfennen fyeiftt erfennen, ba&üon jmeien eines nidfjt baS anbere ift. 3BaS fjeifjt „blojs S3orgeftettteS"? Offenbar „SßorgefteKteS, meldfjeS ntdfjt jugleid^ audfj SBirflidfjeS ift". ©igmart bemerft aber, fdfjeint'S, immer nodfj nid^t, bajs er bie ne^ gattüc UrteilSfunftion fidfj bereits Ijat oottjieljen laffen. 6r fä^rt fort:] „dasjenige, beffen mir unmittelbar geroifj finb, ift ein an = bereS als baS," [b. f). mofjl: eS ift nid^t baSfelbe, ja eS ift un= möglich vereinbar mit bemjenigen,] „maS mir antieipierenb geurteilt ijaben; unb je$t" [alfo nadfjbem mir, unb meil mir alle biefe nega= tioen Urteile fd^on gefaßt Ijaben] „tritt bie Negation ein, meldte bie Vermutung aufgebt unb ifjr bie ©ültigfeit abfpridfjt. iDamit tritt ein neues SSer^alten ein, fofern bie fubjeftit>e Kombination von bem 33emuf$tfein ber ©emifcljeit getrennt mirb; eS mirb bie fubjeftiae Kombination mit einer gemiffen t>erglidfjen unb iljr Unterfdfjieb t>on biefer erfannt; barauS entfpringt ber Segriff ber Ungültigfeit." ®aS le£te fieljt fd^ier einer -Jtacijläffigfeit beS SluSbrucfS gleidfj; benn menn „ungültig" fo= triel fyeifjen fott mie „falfdfj" unb nid^t fooiel mie „ungemijs", fo fann eS nidfjt aus bem Unterfdfjieb jmifdfjen einer Kombination o^ne ©emifcljeit unb einer Kombination, bie gemifc ift, fonbem nur auS bem ©egenfafc einer tierroorfenen Kombination ju einer anerfannten entnommen merben. £>n 9Ba^r^eit ift baS miberftreitenbe anerfen* nenbe Urteil aber gar nidfjt baju nötig. £>er SBiberftreit , bie Un= t>ereinbarfeit ber SRetfmale in einem SSßirflid^en er^ettt fdfjon auf ©runb ber SBegriffSoerfnüpfung ber einanber miberftreitenben 2Kerf= male, meldte, mie id[j nochmals mieberljole, nadjj ©igmart felbft (©. 89 2Inm. unb ©. 98 ff.) nodfj fein SSerfud^ ju pofttioem Ur= teil genannt merben fann. 3D?ag aud^ biefer bann unb mann bei


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einer wiberftreitenben -äötaterie gemadfjt werben; immer gefdfjteljt e$ fidler nidfjt. 2Benn 3. 93. einer mir bie $rage vorlegt: ©tebt e3 ein regelmäßiges £aufenbedf t>on taufenb unb ein Seiten?, fo madfje icij, wenn idfj, wie e§ woljl Bei ben meiften ber %aü fein wirb, fdfjon twrljer mir barüber ftar gewefen Bin, baß idfj überhaupt nid^t fidler fein fönne, baß e3 ein regelmäßiges £aufenbedf gebe, gewiß nidfjt erft ben 33erfudfj ju urteilen, b. \). nadfj ©tgwart mit 3ut)erftdfjt an= june^men, baß e§ ein regelmäßiges £aufenbecf von taufenb unb ein ©eiten gebe, elje idfj auf ©runb beS SBiberftreitS ber 93eftimmungen negatit) urteile, baß es feinet gebe.

®a£ Verneinen, baS Slbfpredfjen , baS ©igwart felbft, wie fidfj Ijäuftg uerrät (t)gl. 3. 93. ©. 152, ja fogar ©. 150), bodfj im ©runbe trofc feinet Kampfs gegen eim negatwe ßopula als eine in iljrer Statur ebenfo befonbere gfunftion beS Urteilend anerfennt unb anerfennen muß wie baS älnneljmen ober 3ufpred[jen, ift barum audfj bem Umfange feiner Slnwenbung nadfj feineSwegS fo befdfjränft, wie ©igwart irrtümlich behauptet. 63 ift falfdfj, baß , wo etwas abgefprodfjen wirb, biefeS immer nur baS -JRerfmal „gültig" fei. ©elbft einem Urteil fann balb ©ültigfeit balb ©idfjerljeit balb Slpriorität unb anbereS meljr abgefprodfjen werben. Unb ebenfo fann baS ©ubjeft bei ber gtmftion in freiefter SBeife wedfjfeln. %fl<m fann wie einem Urteil ©idfjerljeit unb ©ültigfeit, aucij einer 93itte Sefdfjeibenljeit, unb fo überhaupt, altgemein auSgebrücft, einem A ein B abfpredfjen. ©igwart felbft ti)ut eS gewiß fo gut wie jeber anbere. 3a unwillfürlidfj fpridfjt er juweilen richtiger, als feine ü£ljeorie es erlaubt, unb bezeugt fojufagen inftinftb bieSBaljrljeit; wie 5. 93. ©. 151, wo er erflärt, niö)t baß nur twn Urteilen baS $rä= bifat gültig, fonbem „baß tum jebem ©ubjeft . . . eine unah* fefyltdfje 9Jtenge von $räbifaten verneint werben fönne". ®aS ift ftdfjer richtig, unb ebm barum wirb eS benn audfj bei ber alten Äoorbination ber jwei ©pecieS fein SBewenben Ijaben.

24. (©. 16 u. ©. 23) SDer ©ntbecfung, baß jeber 2Ift ber Siebe ein „©efallen", jjebe 93etl)ätigung beS #affeS ein „Mißfallen" fei, war £>eScarteS, als er baS jweite Sudfj feiner inljaltreidfjen fleinen ©d^rift


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über bic Slffefte fdfjrteb, ganj nalje. %m jroeiten 33udfje (Des Passions II, art. 139) fagt er: „Lorsque les choses qu'elles" (Pamour et la haine) „nous portent ä aimer sont veritablement bonnes, et celles qu'elles nous portent a ha¥r, sont veritablement mauvaises, Tamour est incomparablement meilleure que la haine; eile ne saurait 6tre trop grande, et eile ne manque jamais de produire la joie. a Unb bamit ftimmt e3, xoenn er wenig fpäter (art. 140) bemerft: „La haine, au contraire, ne saurait £tre si petite qu'elle ne nuise, et eile n'est jamais sans tristesse."

3>nbe3 gebraust man im gemeinen Seben bie SluSbrüdfe „gteube" unb „Iraner", „Suft" unb „Unluft" nur ba, roo ba3 ©efaffen unb ■äKtfefatten einen geroiffen ©rab uon Sebljafttgfeit erretten, ©ine fdfjarfe ©renje bei biefer umtnffenfdfjaftlidfjen ©Reibung befielt nidfjt; bodfj mögen mir \m$, fo rote fte eben ift, nadfj roie uor im ©ebraudfje baran galten. ®3 genügt, bafj bie 2lu3brüdfe „gefallen" unb „mißfallen" burdfj eine fold^e ©dfjranle mdfjt beengt finb.

25. (©. 17) SDie 2lu3brüdfe „roal)r" unb „falfdfj" gebrauchen mir in meljrf adfjem ©inne ; einmal nennen mir fo bie magren unb falfd^en Urteile ; bann aber (bie Sebeutung etroaS mobiftcierenb) audfj ©egen* ftänbe, wie wenn mir fagen „ein magrer $reunb", „falfdfjeS ©elb". 3>dfj braudfje faum ju bemerfen, bajs tdfj, roenn idfj ljier im Vortrag bie SBorte „roaljr" unb „falfdfj" gebraute, mdfjt bie erfte unb eigentliche, fonbem eine auf bie ©egenftänbe übertragene Sebeutung bamit uerbinbe. SBaljr ift fo ba3, roaS ift; falfdfj baS, mag nidfjt ift. 2Bie 2lrtftotele3 fagte: „oV 6>g aXrj&tg", fo fönnte man audfj fagen „uXtj&tg cbg oV".

33on ber SBa^r^eit im eigentlichen ©inne Ijat man oft gefagt, fte fei bie Übereinftimmung be3 Urteile mit bem ©egenftänbe (adäquatio rei et intellectus, fagten bie ©dfjolaftifer). £)iefer 2(uefprudf}, in genriffem ©inne richtig, ift bodfj im Ijödfjften ©rabe mi£oerftänbltdfj unb ^at ju ferneren Säumern geführt. 5Wan beutete bie Übereinftimmung als eine Slrt Qbentität jrotfdfjen etroaS, mag in bem Urteile ober in ber biefem ju ©runbe liegenben 33or* ftedung enthalten fei, mit etroaS aufjerljalb be£ ©eifteS Sefmblidfjem.


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216er btes tdnn ber ©inn ()ier nicht (ein; „übereiuftimmen" h/ifit liier utelme^r [ooiel alä „fouoenient fein", „in Ginflang fterjcn", „paffen", „entfprechen". Gö ift, roie toenn einer auf bem (Miete bei' Wetiiiitötljätigfeit fagen roollte, bie föidjtigleit ber Siebe nnb bes ^affe^ bcftelu' in b « Übeteinftimimmg ber ©emütstljätigfeit mit bem OJegeiiftmibe. 2i*o(jI uerftanben, roa're auch, bieö imvnjeifelljaft ridjtig nier ridjtig liebt unb fmfit, beffen ©einüt ncrljalt fid; ben Segen ftänben abaquat, b. h,. es nerljält fid) tonnenient, pafjcnb, entfpredjenb bagegen nnirc es offenbar abgefchiuatft, wenn einer glaubte, es finbe ftd) bei ber richtigen Siebe nnb bem richtigen §affe eine Sbentititt pjifdjen ifjnen, ober aurf) ben ilnven *u Öninbe liegenben l'orft eilungen, auf ber einen unb irgenb etwas mijjerbalb bes ßemütes auf ber anbern Seite, bie bei unrichtigem SBerljatten bes ©emütes feljle. 3Mit manchem anbern (;at auch biefes SiifiiHTffiinbms' b(uu beigetragen, bie £eh,re uom Urteil in jene traurige 2>erruirrung gu bringen, aus welcher ^fydjologie unb Sogif fid) Ijeute fo müljfam {jerniisiii'beiU'ii.

33ie Seitriffe ber (s.riftem unb 9Iid)tev.iftcm finb bie Korrelate ber Segriffe ber SffialjtlK'it (eiiiljeitlidjei') nffinnntiuer unb negatioer Urteile. SBie juvm Urteil bnä Seurteiltc, jum afftrmatiuen Urteil bas affirmatit) , sunt negatioen bas negatio ^Beurteilte gehört : fo gehört pr Miditigfeit bes affinnatioen Urteils bie Grjfteti* bes affirntati» Seurtcilten, jur 3Iid)tigfeit bes negativen bie 9Iidjterifleu.i bes" negattp Seurtcilten; unb ob id) fage, ein affirmatiuee Urteil fei roatjr, ober, fein ©cgenftanb fei cv.ifticrenb; ob ich fage, ein negatives Urteil fei irjciljv, ober, fein ©egenftanb fei nid)tejiftterenb: in beiben Julien fage id) ein unb basfelbe. Gbenfo ift es banim roefentlid) ein unb basfelbe logifaje ^rineip , toenn ich fage, in jebein gatte fei cntiDcber bas" (einheitliche) affirmatioe ober negatiiie Urteil maljr, ober, jeglidjes fei entroeber erifticrenb ober uidjtei'tftiercnb.

£iernndj ift 3. S. bie Seljnuptung ber äBajvrljeit bes' Urteile, ba& ein Slienfd) gcleljrt fei , bas Korrelat ber Sebauptung ber Gjiften^ feines Wegenftnnbcs, „ein gelehrter 'lUienfch", unb bie bauptung ber 3l'af)rljeit bes Urteils", bafs fein Stein lebcuoig fei, baö Äorrclat ber Sejjauutung ber Sftdjte^ften; feines ©egenftanbes.


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„ein lebenbtger ©tein". £)te forrelaten Behauptungen ftnb Ijier, rote überall, untrennbar eins. @S ift rote bei ben Behauptungen, baft A > B unb baf$ B < A fei , bafj A B berotrfe unb bajj B von A bewirft roerbe.

26. (©. 18) SDer Begriff beS (in fid& felbft) ©uten ift Ijternadfj ein einheitlicher im ftrengen Sinne, unb ntdfjt, roie 2lriftoteleS (infolge einer Berirrung, auf bie roir nodfj ju fpredfjen fommen roerben) lehrte, blojs in analoger ÜBeife einer. 2ludfj beutfdfje Sßl)tlofopl)en oerfannten bie (Stnljett beS Begriffet, ©o $ant unb jüngft roieber SBinbelbanb. Berfüljrerifdfj mochte für 2)eutfdfje ein -Dtangel unferer geroöljnlidfjen ©pradfje roerben, bie bem „©uten" feinen überall gleidfjmäfjtg üblichen 2luSbrudf entgegenftettt , fonbern feinen ©egenfafc balb als fdfjltmm balb als übel balb als böfe balb als arg balb als abfdfjeultdfj balb als fdjledjt bejeidfjnet u. f. ro. £)a fonnte eS benn, roie gar oft in äfjnlidjen $äHen, gefdfjefyen, bafj man mit bem gemeinfamen 9tamen audfj eines gemeinfamen Begriffes ju entbehren glaubte. Unb fehlte ein foldfjer auf ber einen ©eite, fo muffte er audfj auf ber anbem fehlen, unb ber 2luSbrudf „gut" ein äquioofer 5Rame fein.

Bon allen ermähnten fdfjeint mir (unb audfj ^fjtlologen, bie tdfj ju State gog, roaren berfelben äfafidfjt) ber ätuSbrucf „fdfjledfjt" nodfj am meiften, roie baS latetntfdlje „malum u , in uoller SlHgemein^eit bem ©uten gegenüber uerroenbbar, unb fo roerbe idfj ifjn im folgenben mir gu gebrauten erlauben.

2)af$ idfj an einem geroiffen gemeinfamen ßfjarafter ber inten= tionalen Bejtefjung oon Siebe unb §af$ feftfjalte, fdljliefjt ntdfjt aus, bafj idfj iantben Befonber^eiten für einzelne $älle aner= fenne. SBenn barum audfj „fdfjledfjt" ein roafjrljaft allgemeiner einheitlicher $laffenbegriff ift, fo mögen bodfj in feinem Bereiche fpecieHe Älaffen unterf dfjieben roerben, oon roeldfjen bie eine paffenb als „böfe", bie anbere als „übel" u. f. ro. ju bejetdjjnen ift.

27. (©. 20) $>er Unterfdfjieb ber euibenten uon ben blinben Urteilen ift etroaS ju äluffallenbeS, um nidfjt irgenbroie beamtet ju roerben. ©elbft ber ffeptifdfje §ume ift roeit baoon entfernt, tyn in 3lbrebe ju fteHen. 3)ie (Soibenj fommt nadfj ifjm (Eiiqu. on


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hum. understand. IV) einerseits ben anahjtifdfjen Urteilen (ju roeldfjen audfj bte ätrjome ber -Dtat^ematif unb bie matfyematifdfjen Skmonftrationen gehören fotfen) unb anbererfeits geroijfen 2öaljr= neljmungen, nidfjt aber ben fogenannten @rfaljrung3fä$en ju. £ter leite nidfjt bie Vernunft, fonbem in »ötfig unvernünftiger SBeife bie ©e= tnoljm^eit; ber ©lauben fei ljter inftinfti» unb medfjanif dfj (ebenb. V).

316er eine ^Ijatfadfje bemerfen Ijeifjt nodfj nidfjt fie fic^ in itjrem SBefen Kar unb beutltdfj machen. Sft baS Söefen be§ Urteils bis in bie neuefte $eit faft allgemein mtfjfannt raorben, wie foffte baS ber Sxribenj richtig »erftanben raorben fein? %a fyier Ijat felbft 2)e3carteS fein ©djjarfblidf »erlaffen. 2öie feljr il)m bie Srfdjjeinung in bie ätugen fällt, bafür jeuge eine ©teile aus ben SBtebitattonen :

„Cum liic dico me ita doctum esse a natura (er f prtdfjt »on ber fogenannten äußern SBaJjrnefymung) intelligo tantum spontan eo quo dam impetu me ferri ad hoc credendum, non lumin e aliquo naturali mihi ostendi esse verum, quae duo multum discrepant. Nam quaeeunque lumine naturali mihi osten- dun tur (ut quod ex eo quo dubitem sequatur me esse, et si- milia) nullo modo dubia esse possunt, quia nulla alia facultas esse potest, cui aeque fidam ac lumini isti, quaeque illa non vera esse possit docere; sed quantum ad impetus naturales jam saepe olim judieavi me ab illis in deteriorem partem fuisse" impulsum cum de bono eligendo ageretur, nee video cur iisdem in ulla alia re magis fidam". (Medit. III).

®af$ iDeScarteS bie ©nibenj nidfjt aufgefallen fei, bafj er ben Unterfdfjieb jraifdfjen (Sinfidfjt unb blinbem Urteil nidfjt bemerft fjabe, fann man fjienadjj gennfj nidfjt fagen. 2lber er, ber bie Slaffe beS Urteils non ber beS SSorftellenS f dfjeibet, läfjt bodfj ben auä^ §eid^nenben ßfjarafter ber Stribenj, ben bie einstigen Urteile ljaben, in ber Älaffe beS SSorftellenS gurücf. ©ie foH in einer befonbern SluSseidfjnung ber Sßerception b. i. ber 3Sorftellung befteljn, bie bem Urteil ju ©runbe liegt. 3a S)eScarteS ge^t foroeit biefeS SSorftetten gerabeju ein „cognoscere", ein „6rf ernten" ju nennen. @in 6r=


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fennen alfo unb bodfj lein Urteilen! — 35aS finb rubimentäre ©lieber, weldfje uns nadfj bem ^ortfdfjritt, ben bie £el)re »om Urteil burdfj $>eScarteS gemalt, an eine übermunbene SebenSftufe ber Sßfydfjo* logie erinnern; nur mit bem Unterfdjieb gegenüber äljnltdfjen @r= fdljemungen in ber (SntwicflungSgefdfjidfjte ber Slrten, bajs biefe ©lieber, in feiner SBeife angepaßt, im Ijödfjften ©rabe ftörenb werben, ja alle ferneren 33emül)ungen ©eScarteS' für bie (SrfenntniStfyeorie erfolglog machen. @r bleibt, um mit Seibnig ju fpredfjen, „im 3Sorjimmer ber Söafjrljeit" (»gl. ljier audfj 2lnm. 28 gg. 6nbe). 9lur fo wirb ©eScarteS* clara et distineta pereeptio, »on melier felbft man fo fdfjwer eine flare unb beutlidje SSorfteHung gewinnt, in iljrer eigentüm= liefen 3«)itter^aftigfeit »ollfommen »erftänblidfj. S u ^Ifcn ift l)ier nur, wenn man baS, was bie (Sinfidjt gegenüber anberen Urteilen auszeichnet, als innere (Sigentümlidfjfeit in bem ätfte beS (SinfeljenS felber fudfjt.

gfreilidfj Ijaben manche, bie fie fjier fugten, fte bennodf} nid^t ge= funben. 2Bir fa^en (»gl. Slnm. 23), wie ©igwart baS SBefen beS Urteile fafjt. @S gehört, lefjrt er, baju ein Sejie^en »on 3Sor= ftellungen aufeinanber unb nebftbem ein barauf bezügliches ©e= fffl&l beS ©enötigtfeinS (»gl. § 14 unb § 31, bef. 4 u. 5). (Sin foldjjeS beftefjt barum immer, audfj im $aHe beS blinbeften 33or= urteile. @S ift bann anormal, wirb aber (wie ©igwart auSbrücfltdf} erflärt) für normal unb allgemeingültig gehalten. Unb was ift nun im Unterfdljiebe oon biefem gaHe im $alle ber ©infid^t gegeben? ©igwart fagt, feine @mbenj beftelje in biefem felben ©efüfjle (»gl. j. 93. § 3), meines aber bann nidfjt blojs für normal unb allgemein gültig gehalten werbe, fonbem audfj normal unb allgemeingültig fei.

9Kir fdfjeint, baS Sebenflid^e biefer üEfjeorie fpringt in bie Slugen; fie ift auS weif ackern ©runbe »erwerfltdfj.

1. 3)ie ßigentümlid^feit ber (Sinfidfjt, bie ßlarfjeit, Soibenj ge= wtffer Urteile, oon ber ifyre Söafjrfjeit untrennbar ift, §at wenig ober nichts mit einem ©efüfjle ber Nötigung ju tfjun. 5Kag eS fein, bafe idfj augenbltcflidfj nid^t umfjin fann fo ju urteilen: in bem ©efüfjl einer Nötigung beftefjt baS Söefen jener Älar^eit nidfjt: unb fein Sewufjtfem einer SRotwenbtgfett, fo ju urteilen, fönnte als


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foldfjeS bie 2Bal)tf)eit ftdfjern. 2Ber beim Urteilen an feinen gnbeter- miniSmuS glaubt, ber f>ält atte Urteile unter ben Umftänben, unter roeldfjen fie gefällt werben, für notmenbig, aber — unb mit un* leugbarem Sftedjte — barum bodfj nidfjt atte für roaljr.

2. Sigroart, inbem er ba£ 33enmf$tfein ber (Sinftdjt in einem ©e= füljle ber £)enfnotroenbigfett ftnben mitt, behauptet, biefeä 33en>uf$t= fein eigener Nötigung fei jugleidfj ein 33enmf$tfein ber SRotroenbig* feit für atte $>enfenben, roeldfjen biefelben ©rünbe vorliegen. SBenn er aber meint, bie eine Überjeugung fnüpfe fidfj f)ier jmeifelloä an bie anbere, fo ift bie§ ein Irrtum. SBarum bodfj fottte, wenn ber eine auf genriffe 35ata $m ein Urteil ju fätten genötigt ift, jeber anbere 3)enfenbe, bem fie ebenfo gegeben finb, ber= felben Nötigung unterliegen? Offenbar fönnte nur bie Berufung auf ba$ $aufalgefe§, roeldfjeä unter gleichen 3Sorbebingungen gleite SBirfungen forbert, ben logifdfjen 3 u f ammen ^ an 9 »ermitteln, ©eine Slnmenbung in unferem $atte märe aber eine ganj fehlerhafte ; benn fie imwlmerte ba3 Überfefjen ber befonberen pfpdfjifdfjen 2)t3pofitionen, bie, obwohl fie gar nidfjt bireft ins Semujjtfein fallen, nebft ben bemühten 35aten als 3Sorbebingungen in Setradfjt fommen unb bei Derfdfjiebenen Sßerfonen fefjr Derfdfjieben finb. §egel unb feine ©dfjule Ijaben, burdfj SßaralogiSmen beirrt, ben ©a£ beS SBiberfprudfjS geleugnet, £renbelenburg , ber §egel befämpft, Ijat feine ©ültigfeit roenigftenS reftringiert (ogl. f. 2lbfjanblungen über §erbart3 5Keta= pfj#f). £)ie allgemeine Unmögltdfjfeit ben <3a$ innerlich ju leugnen, bie SCriftoteleö behauptet fjat, ift bemnadfj fjeute nidfjt meljr $u üerteibigen ; für 2lriftotele3 felbft aber, ber ben ©a$ mit ßoibenj etnfal), mar genrifj feine Seugnung unmöglich.

2Ba3 einer einfielt, ift atterbmgS roie für il)n fo für jeben anbern, ber e3 in berfelben SBeife einfielt, fidler. 2(ud(j fommt bem Urteile, beffen 2Baljtf)eit einer einfielt, immer 2lttgemeit= gültigfeit $u; b. lj. e3 fann von bem, mag er einfielt, nidfjt ein anberer ba3 ©egenteil einfefjen, unb jebermann irrt, ber ba$ ©egenteil batwn glaubt. Sludfj mag, ba roaS idfj Ijier fage jum SBefen ber SBa^eit gehört, roer etroaS als roaljr einfielt, erfennen,


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bctfj er e3 als eine SBaljtfjeit für ade gu betrauten berechtigt ift. 216er e$ Jjiefje fidfj einer ftarfen 33egriff3oerwedfj3lung fd&ulbtg machen, wenn man an$ einem folgen Senrnfttfein ber Söaljrtyeit für alle ba$ Senmfjtfein einer allgemeinen 2)enfnötigung machen wollte.

3. ©igroart aerroidfelt ftd^ in eine SRenge von SBiberfprüdfjen. @r behauptet unb mufj behaupten — wenn er nidjt ben ©feptifern weichen unb feine gange Sogif fahren (äffen roitt — baft bie eoi= benten von ben nid^t et)ibenten Urteilen nidfjt blojs oerfdfjieben, fon= bem audfj im 33en>uf$tfein unterfdfjeibbar feien. @3 muffen alfo bie einen, nid^t aber bie anbem als normal unb allgemeingültig er- fdljeinen. Slber wenn bie eoibenten toie bie nidfjt eoibenten Urteile ba£ 33etouf$tfem ber 2lttgemeingültigfeit mit fidfj führen, fo fdfjemen bie einen junädfjft wie bie anbem fidf> barjubieten, unb nur ettoa nachträglich (ober and} gleichzeitig aber nebenher) unb in SWeflejion auf irgenbtoeldfjeä Kriterium, ba3 man als -äRajsftab baran ^eran= brächte, lönnte ber Unterfdfjieb entbedft werben. SBirflidfj finben fidfj ©teilen bei ©igtoart, too er oon einem Semujjtfein ber Überein* ftimmung mit ben allgemeinen Regeln fpridfjt, ba$ bie oottfommen eoibenten Urteile begleite (ogl. §. 33. I. 2. 2lufl. § 39 ©. 311). 3lber abgefefyen baoon, bafj bieg ber ßrfaljrung toiberfpridfjt — man (>at längft oor ber (Sntbedung be$ ©gtfogtSmuS mit aller (Soibenj fpltogiftifdfj gefdfjloffen — ift e$ audfj fdfjon barum gu oertoerfen, toeil e3, ba bie Siegel felbft gefiebert werben mufj, enttoeber ju einem SRegrejs ins unenblidfje ober gu einem circulus vitiosus führen mürbe.

4. Sinem anbern SBiberfprudfje, ben idfj bei ©igtoart fonftatiere, (obroo^I er, audfj nadfj feiner irrigen Raffung be§ SSefenS be§ Urteil unb be£ 2Befen3 ber ©oibenj, meinet ©radfjtenS, nodfj oermeiblidfj geroefen märe) begegnen mir in feiner Setyre oom ©elbftbetoufjtfein. 3)ie (SrfenntniS: idfj bin, fott nur eoibent unb o^ne 33etouf$tfein ber iDenfnottoenbigfeit unb ber SRottoenbigfeit für ade ftattfinben. (SRtdfjt anberS toenigftenS oermag idfj bie SBorte I. 2. 2lufl. ©. 310 ju oerfteljen: „$>ie ©etoifjfjeit, bafj idfj bin unb benfe, ift bie abfolut lefcte unb funbamentale, bie Sebingung alles 35enfen3 unb aller ©etoif^eit überhaupt ; Ijier f ann nur oon ber unmittelbaren @oibenj

Brentano, 93om Urfprung fittl. ©rfenntniS. 6


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bie Siebe fein, man fann nidjjt einmal fagen, bafj biefer ©ebanfe notmenbig ift, fonbetn er ift uor affer SRotmenbtgfeit. Unb ebenfo unmittelbar unb et>ibent ift bie ©eroifefjeit be$ SSemufjtfeinS, bajs idfj biefeS unb biefeS benfe; fie ift mit meinem ©elbftberoufttfein un= auflö3lid(j oerflodfjten, ba3 eine mit bem anberen gegeben.") 35ie^ erfd^eint nadfj feinen früher betrachteten Sefjren wie eine contradictio in adjecto, bie feine SSertetbigung julö^t.

5. Sßeitere SBiberfprüdfje jeigen ftdfj bei ©tgroartS fefjr eigen* tümlidfjer unb bebenflidfjer Se^re von ben Sßoftalaten, bie er ben 3ljiomen entgegenftefft. Severe foffen auf ©runb eigentlicher ®enf* notroenbigfeit, erftere nidfjt au§ rein inteffeftueffen -äKottoen, fonbern au£ pfgdfjologtfdfjen -äKotioen anberer 2lrt, au« praftifd^en 33ebürfniffen, als geroife angenommen werben (I. 2. 2(ufl. ©. 412 f.). 35a§ Äaufalgefefc j. 33. ift nadfj ifjm fein äfeiom, fonbern ein blofjeS Sßoftalat; mir nehmen e3 aU geroifj an, roeil mir ftnben, bajs mir, oljne bagfelbe ju ftataieren, bie -Katar nid^t mürben erforfdfjen fönnen. 3nbem ©igroart ba3 ßaufalgefefc in fold&er Söeife annimmt, alfo nur aus gutem SBiffen als ma^r ftatuiert, bafj ©letd^förmtgfeit be$ SöerbenS unter gleichen 93ebingungen burdfjmeg in ber -Katar beftelje, Ijält er e3 offenbar für mafjr ofjne 33emuf$tfein ber $>enfnotroenbig* feit, xoa§ bodfj, wenn affeS gürroafyrfjalten ein Urteilen ift, fidf> mit feiner SBefenSbefttmmung be§ Urteil nidfjt verträgt. 3$ fe^c für ©igroart fjier nur ben einen 2lu3roeg, gu fagen, an ba3, roa§ er aU Sßoftalat für „geroifj" (!) annehme, mie j. 33. an ba3 ßaufal* gefefc in ber -Katar, glaube er nidjjt; bann aber mirb er audfj faum ernftlidfj barauf foffen.

6. tiefer Sßunft mirb nodfj bebenflidfjer, totnn man an ba3 juoor (unter 2) Erörterte jurüdfbenft. 35a3 33erouf$tfein affgemeiner ©enfnotroenbigfeit gehört nadfj ©igmart jroar ntdfjt jum Sßoftalat, moty aber jum Sljiome (og(. unter 5). 2lber ba§ Seroufetfein biefer affgemeinen SDenfnotroenbigfeit fönnte ©igroart mit einigem ©dfjetn nur etroa auf ©runb be3 affgemeinen $aufalgefefce3 in bem 33erouf$t= fein ber eigenen 3)enfnötigung uns offenbar merben laffen. Unb nun ift biefeä Äaufalgefefc felbft blojseS $oftalat; e$ entbehrt ber


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(Soibenä- Offenbar ift alfo aud& bie allgemeine 2)enftiotn>enbigfeit bei ben Sl^iomen Sßoftulat, unb fomit uerlieren fte baS 2Befentltd;fte, roaS fte nadfj ©igmart uor ben Sßoftulaten auSjetdfjnet. $ierju mag e£ bann redjjt rool)l fttmmen, mnn ©igroart (§ 3) ben ©tauben an bie ßuoerläffigfeit ^ ©ptbeng ein „Sßoftulat" nennt. 2Bie aber ber 2luSfprudfj bei foldfjer S^terpretation mit allem übrigen jufammen* ftimmen fönnte, uermag idfj nidjjt ju faffen.

7. ©igroart ftettt (§ 31) ben Unterfdfjieb oon affertorifdfjen unb apobifttfdfjen Urteilen in 2tbrebe, roetl jebem Urteile baS ©efüljl ber Sftotroenbigfeit ber ^unftton roefentltdfj fei. ©onadfj fyängt biefe 33e= Ijauptung ebenfalls mit feiner irrigen ©runbanfdfjauung uom Urteil jufammen; er ibentificiert fd^eint'ö baS ©efüfjl, baS er manchmal ©efüfjl ber (Soibenj nennt, mit bem 6l)arafter beS Slpobiftifdfjen. ®S wäre aber fefjr ju mißbilligen, mnn man bie mobale 33efonberfjeit mancher Urteile, wie g. 33. beS ©afceS beS SßiberfprudfjS, gegenüber anbern, roie g. 93. bem ©elbftbenmßtfein, baß idfj bin, überfä^e ; beim erften fyanbelt es fidfj um „notroenbig roafyr ober falfdfj", beim anbern nur um „tfjatfädfjlidjj ma^r ober falfdfj", obwohl beibe im gleichen ©hm beS 2BorteS eoibent finb unb fidf) in Slnfeljung i^rer ©idfjer= ^eit nidfjt unterfdjjetben. 9lur aus Urteilen roie bie erfteren, ntdjjt aber aus foldfjen wie bie legieren fdfjöpfen mir bie Segriffe ber Un= mögltdjjfeit unb -Kotroenbigfeit.

Stoß ©igroart, audjj mag biefe 33efämpfung beS apobiftif d^en Urteils als befonberer klaffe betrifft, gelegentlich gegen fidjj felbft ßeugniS giebt, erhellt aus bem fdfjon oben (unter 4) ßrroäfynten.

_ •

®ie (SrfenntmS: idjj bin, nennt er gegenüber ber SrfenntniS eines

äfeiomS bie einer einfadfj t^atfäd^lid^en SBa^eit (ebenb. ©. 312).

§ter fpridfjt er beffer, als feine allgemeinen 2lufftellungen eS xf)m

nodfj geftatten.

©igroarts Sefjre uon ber Soibenj ift alfo n>efentlic§ irrig. 2Bie

nid^t oon 35eScarteS, fo fann freiließ geroiß audfj oon tym nidfjt

gefagt werben, baß er baS Sßfjänomen nidjjt bemerft §abe; man

mu$ tfjm fogar nadfjrüfjmen , baß er mit größtem (Sifer es gu ana=

liieren oerfudfjte. @S begegnete ifjm aber fdjjeint'S, roaS oielen

6*


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bei pfgd&ologtfdfjer Serglieberung begegnet ift, bafc er im ©ifer ber ätnalpfe am richtigen Sßunft nid^t £alt machte unb $f)änomene von fe^r verfd&iebenem ßljarafter nodf) aufeinanber jurüdfjufü^ren fachte.

©in Srrtum Ijinftdfjtlidfj beS SBefenS ber ßvibeng ift für ben Sogifer begreiflid&ertveife folgenfd&tver. 5Wan barf tvoljl fagen, baft mir l)ier an baS tiefftliegenbe organifdfje Seiben von ©tgtvartS Sogif gerührt Ijaben, menn man biefeS nidfjt in ber SSerfennung beS SBefenS beS Urteils überhaupt erblicfen nritt. SBieber unb mieber geigen ftdfj üble folgen, mie j. 93. in bem Unvermögen ©igtvarts, bie tvefent* tieften 2tnläffe unferer Säumer ju begreifen. -Kern vgl. Sogif I. 2. 2lufl. ©. 103 2lnm., tvo er mit auffaffenber ©infeitigfeit bem SWangel an 2tuSbilbung unferer ©pradfje bie §auptfdfjulb beimißt.

Übrigen^ Ijaben manche anbere fjervorragenbe Sogifer ber neueften $e\t vox ©igtvart ljier fidler nichts voraus. SQBie eS fidf>, um nur nodfj auf ein 33eifpiel ju vertveifen, mit ber SeJjre von ber @vibenj bei bem trefflichen 3>. ©t. 5Wiff verhält, barüber vgl. man unten 2lnm. 68 ©. 106.

2luS ber großen Unflarljeit über baS SBefen ber ©vtbens, tveldfje fdfjier allgemein befielt, ift eS audfj erflärlidfj, menn man feljr getvöljnlidfj von einem „mefyr ober weniger evtbent" fpredfjen fyört. ätudfj 35eScarteS unb SßaScal gebrauten foldfje 2luSbrücfe, bie bodjj als völlig un= paffenb fidfj enveifen. 2BaS evibent ift, ift fidler ; unb bie ©idfjerljeit im eigentlichen ©inne fennt feine Unterfd^iebe beS ©rabeS. %n jüngfter S^ freilidfj Ijörten mir fogar (unb allen SrnfteS) in ber 33ierteljaf)rSfdfjrift für tviffenfdfjaftltdfje Sßfjilofopfjie bie Meinung äujjem, bajj eS evibente Vermutungen gebe, bie tro£ iljrer (Soibenj redjt rooljl falfdjj fein fönnten. @S ift unnötig ju fagen, bajj idfj bieS für miberfinnig tyalte; roofjl aber mag idfj baS SBebauem auS= fprecfjen, bajj SSorlefungen von mir aus ber S e ^/ *><* ty n0( § Über* SeugungSgrabe für UrteilSintenfttäten f)ielt, ju foldfjen 3Serirrungen ben 3lnlajs gegeben ju Ijaben fdfjeinen.

28. (©. 20) Vgl. bie fdfjon ermähnte ätbfyanblung §umeS,

An Enquiry concerning the Principles of Moral. §ier Ijaben

anbere ©efüfjlSmoraliften, mie Venefe unb Übertveg, ber fidfj an ifyn


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anfdfjliefjt (»gl. bie S)arftcttung ber 33enefefdfjen (Stljtf in feinem ©runbrift ber ©efdfjidfjte ber $l)ilofopl)te in), meljr als £ume ge= feljen. Unb nodfj näljer fommt ber ©adfje §erbart, tomn er oon eoibenten ©efdfjmadfSurteilen fpridjt (nur bajs biefe eigentlich feine Urteile, fonbern ©efütyle finb, unb barum audfj mdfjt eoibent, fonbern nur etwa bem Soibenten analog genannt werben follten) unb mnn er baS ©dfjöne bem bloft Slngene^men entgegenfefct unb jenem im Unterfdfjieb oon biefem Slllgememgültigfeit unb unleugbaren SBert jufdfjreibt. Seiber bleibt nodfj immer ^alfdjjeS betgemtfdfjt, unb £er= bart oerliert fofort für immer bie richtige ^äfyrte, fo bajj feine praf= tifdfje Sßfyilofopljie in ifyrem Verlauf oiel weiter als bie £eljre §umeS oon ber SBa^r^eit abfommt.

diejenigen, meldjje ben Unterfdfjieb jwifdjjen bem als richtig dfjarafterifierten unb nidfjt als richtig djjarafterifierten ©efallen gang unb gar überfein, fönnen in entgegengefefctem (Sinne fehlen. ®ie einen f äffen bie ©adfje fo, als fei alles ©efallen, bie anbem fo, als fei fein ©efallen als richtig dfjarafteriftert. SRadj) ben lefcteren ift ber begriff beS ©uten als beS mit Stecht ©efallenben ganj auf= gegeben; „ begehrenswert" im Unterfdfjieb oon „begehbar" ift ein 2Bort ofyne Sinn. ®en erfteren bleibt „begehrenswert" woljl als ein befonberer 33egriff beftefyen, fo bajs es feine Tautologie ift, wenn fie fagen: nichts ift in fidfj begehbar, aufjer infofern eS in fidfj be* geljrenSwert , in fidfj gut ift. Offenbar muffen fie, fonfequent, biefeS behaupten unb Ijaben eS wirflidfj gelehrt. $>ie extremen §ebo= nifer gehören aHe fyierljer, aber mit ifjnen audfj oiele anbere; im Mittelalter 3. 33. finbet fidjj bie Se^re felbft bei bem oon S^ri«9 wieber in feiner ©röjje gewürbigten Stomas oon 2lquino. (93gl.

3. 93. Summ, theol., l a qu. 80. qu. 82, art. 2 ad 1 u. ö.)

216er and) fo ift biefe Meinung ben üEljatfadjjen gegenüber nidfjt f eftjuljalten ofjne eine fubjefttüiftifcjje gfälfdfjung ber Segriffe beS ©uten unb ©dfjledfjten, äljnlidfj ber, welche einft SßrotagoraS an ben Segriffen ber Sßafjrfjeit unb galfdj^eit beging. 2Bie nadjj biefem ©ubjeftioiften auf bem ©ebiete beS Urteils jeber baS -äJtafj oon allem ift, fo bajs oft, was für ben einen wafjr, für ben anbem jugleidfj falfdjj fein


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müfste: fo finb bie Vertreter bcr Meinung, nur ©uteS fönne ge= Hebt, nur ©dfjledfjteS ge^ajst werben, eigentlich genötigt anju= nehmen, baft auf biefem ©ebiete jeber für alles maftgebenb fei, für baS ©ute bafür, bafj eS in fidfj gut, für baS ©dfjledfjte bafür, baft eS in ftdf} fdfjledfjt fei, fo bctfe oft etwas sugleidfj in ftdfj gut unb fdfjledfjt fein würbe; in fidfj gut für alle, bie es um feiner felbft willen lieben, in fidfj fd^Ied^t für alle, bie eS um feiner felbft willen Raffen. iDieS ift abfurb, unb bie fubjeftiviftifdfje gälfdjjung beS 33egrtffS beS ©uten ebenfo verwerflich, als bie fubjeftioiftifd^e $älfdfjung beS Segriffs ber SBa^r^eit unb ber Stiften} bei Sßrota* goraS verwerflich war, obwohl ber fubjeftiviftifdjje Irrtum auf bem ©ebiete beS mit Stecht ©efaUenben unb 3Kijsfallenben viel leidfjter Sßla$ greift unb bis fyeute bie meiften etljtfcijen ©pfteme inficiert. 9Kand[jer fpridjjt iljn, wie nodjj jüngft ©igwart (Vorfragen ber ßtljif ©. 6), offen auS; mancher audfj fällt hinein, oljne fidfj felbft feinen ©ubjeftiotSmuS gu flarem Sewufttfein ju bringen*.


  • SBietteicfjt werben tnSbefonbere fold&e, roelcfje leljren, baß allgemein

für jeben feine eigene @rf enntniS , Suft unb SSottfommenljett überhaupt ein ©ut, unb tfjre (SJegenfäfce fd^led^t, alles übrige aber in ftc§ felbft inbifferent fei, bagegen proteftieren , wenn icf) fte ben ©ubjeftioiften beijäljle. @S fdfjeint ja audf), oberflächlich betrautet, als feilten fie eine für alle gleich mäßig gültige ©üterle^re auf. Slttein bei einigermaßen acfjtfamer @rroägung finbet man, baß biefe 2ef)te aucf) nidjt in einem einigen ftatte ein unb baSfelbe allgemeingültig für gut erflärt. 3Rein Sßiffen 5. 23. ift nad) tf)r für midf) liebtvert, für jeben anbern inbifferent in fiel), wie umgefeljrt baS SBiffen jebeS anbern, in ftd) felbft betrautet, für mtd) inbifferent ift. (Seit* fam berührt eS, wenn man, wie eS oft gefdjteljt, tljetftifdje Genfer eine fold^e fubjeftiviftifd&e ©üterle^re für aHeS freatürlidje Sieben unb SBotfen aufteilen, für @ott aber bie 2lnna§me machen ftef)t, baß er o§ne Unterfd&ieb ber ^erfonen jebe SBoHfommenljeit nad& einer Slrt objeftivem 9flaßftabe f cfjäfce, waS bann mittels beS ©ebanfenS an ben eroigen Sftid&ter bä3u bienen foll, ben prtncipietten @goiSmuS in feinen praftifd^en tfonfequenjen unfdjäblicf) 3U madfjen.

SBon bem berühmten ©treite jtvifcfjen Soffuet unb g£ne(on fann man fagen, baß ber große Sifcfjof von 3fteaur. einen ©ubjeftiviSmuö »ertrat. 3)ie $f)efen gSn&onS mürben f djließltcf) , obroof)l er geroiß roeber eine uneble nocfj undjriftltdje 2floral vertreten fyatte, fogar t>on s Jtom aus verurteilt, bodf> ging man nidfjt foroeit, feine Seljre als Ijäretifcij ju verwerfen. Unb in ber %f)at, man fyätte audfj jene f gölten, innigen Seilen verbammen muffen, bie


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2Bie gefagt ift, wer einmal bie Meinung angenommen f)at f nid&tS fönne gefallen, auger infofern e$ nurflidj in fidj gut, nidjtS


manche ber ^eiligen $f)erefa 3ufd)reiben, unb bie in unoollfommener latet* nifd&er Überfefcung in oiele fatf)olifd&e ©ebetbüd&er übergegangen ftnb, ge= fd)roetge ba& je eine ftrd&Udje Genfur fie bemängelt Ijätte. 3$ gebe fie §ter in birelter Übertragung auö bem @panifc§en roteber:

„9ttd)t Hoffnung auf be3 §immelö fel'ge greuben §at 2)ir, mein ©Ott, sunt ©ienfte nud& oerbunben, s J*idjt gurd&t, bie idf) oor erobern GJrauS empfunben, bat midj bewegt ber ©ünber Sßfab su meiben.

3)u öerr beroegft midfj, miefj bewegt 2)ein Seiben,

Qein Slnblicf in ben legten, banqen (Stunben,

2)er ©eifjeln SBut, %)ein §aupt oon 2)orn umrounben,

3)ein fd&roereö ßreuä unb — atyl — Sein bittxeZ (Scheiben.

§err, 3)u beroegeft mic§ mit folgern triebe, $afj idf) Xiä) liebte, war' lein §immel offen, 2)icf) fürchtete, wenn auc§ fein Slbgrunb fdfjretfte;

■ftidfjtS fannft 2)u geben, roa§ mir Siebe roeefte; ®enn roürb' idfj auc§ nid&t, rote ic§ J)offe, Ijoffen, 8c§ roürbe bennoc^ lieben, wie icf) liebe."

3Jton f)at bie Sef)re beS %f)oma$ oon 2(quin oft fo bargeftellt, aB ob fie reiner ©ubjeftioiSrnuä wäre. @3 ift roatyr, bajj oieleS hei ifym ganj fubjeftioiftifcij Hingt. (2Äan ogl. 3. 23. Summ, theol. 1* q. 80, art. 1, inä* befonbere bie Dbjeftionen unb Söfungen, foroie bie (Stellen, roo er bei jebem bie eigene ©lücffeltgfeit für ba3 lefcte unb I)ödfjfte Siel erflärt unb felbft oon ben ^eiligen im §tmmel behauptet, bafc jeber, unb mit SRectyt, mef)t feine eigene al§ bie (Seligfeit aller anbern ©erlange.) 2lber baneben finbet man 2lu3fprücf)e, roortn er über ben ©ubjeftioiömuS fic§ ergaben seigt, wie 5. 23. wenn er (wie oor ifym ^ßlaton unb 2lriftotele$ , unb nad^ tfjm 2)e3carte§ unb Seibnij) erflärt, bafi jebeS ©eienbe al3 fold&e3 gut fei, unb jroar nic§t blojj gut als Mittel, fonbern, mag bie reinen ©ubjeftiotften (wie jüngft erft ©igroart, SBorfr. b. @tlj. ©. 6) au3brücfltd& leugnen, gut in ftc§ felbft. Unb roieber, toenn er erflärt, bafj falls einer — roa3 freilief) ein gaU ber Un* möglid^feit fei — einmal ju roäljlen Ijaben foHte jroifcljen feinem eigenen eroigen ^erberben unb einer SSerle^ung göttlicher Siebe, e3 ba3 9tic§tige fein roürbe, bie eigene eroige Unfeligfeit oorjujie^en.

@S trifft Ijier baä ftttltd&e ©efüljl be$ d(jrtftlid(jen 2lbenblänberö mit bem beä ^eibnifc^en §inbu jufammen, roie e§ ftd^ in einer etroaS feltfamen ©rjä^lung oon einem 9Mbdjen funbgiebt, ba§ für baö §eil ber übrigen


mt&fallen, aujjer infofcvn e» roirftidj fdjledjt fei, auf e ber fcmfequent juttl SubjefriuUimia fiiljren müßte.

3)ie3 $etgt ftd), fobalb einer jugtebt (maS freiließ junädjft ge» leugnet roerben tonnte), bafi ein entgegengefe()ter tyefdimacf, fjier Stift bort ÜBibermiße, an ba$ gleite (Smufiiibungopfjänomen ge= fttftpfi fei. GS tonnte fidj einer Ijiergcgen baburdj ju fdjitfceri fudjen, bafi er barauf fjiniinefe, roie trofc ber Qileidjfjcit beö äufsem Hiebes bie fubjeftro forrefponbierenbe Ü5ci*fteflung einen roefentlid) oerfdjie- benen ^nfjait b,aben tarnt. 2tber biefc 'Suffafjung loiberlegt fiefi, in ben galten, roo wir fel&ft loictoerljott biefelbe (*rfä)einung erleben unb, infolge ber iyortentrottflung unfereö SebcnäalterS ober infolge ge-= itnberter ©erooljnljeit (ngl. ob. Vortrag, 25 @. 18), im öemüte anbei? bnburaj beroegt roerben, 2BiberroiIten ftatt Suft ober umgefeljrt £uft ftatt Sßiberroiffen in unö erfahren. So bleibt fein Sroetfet bariiber, baf3 roirfüdj ein errtflegengefe^tev Slerfmlten be» ©emüto nuf biefelbe Grfd)einung fta) ridjten (arm. yXud) ruo SSorfteflungen und infrinftin abflofjen, unb bodj jugteidj ein Ijofjergeartetee Befallen in unö erregen (»gl. 2tnm. 32 ©. 92), seigt fid) ba3fe(be unnerrjüttt. Gnbiidj foüte man »on bem, roeldjer glaubt, bafi jeber Ülft einfachen ©efatfenö ridjtig fei unb nie einer bem anbern miberfpredje, ermatten, bnfj er auaj Ijinitdjtiidj ber Slrte be£ SorgUIjenä illmlidje» leljren roerbe. Stber fjier ift bau ©egentetl fo offenbar, bnfj bie Vertreter ber Sinfidjr immer, in eigeiitumtidjtin ffnntviifte, e-S anf3 beftimmtefte au$gef»rodjen Ijaben, ba& üerfdjiebene entgegengefeöt, unb ber eine rtdjtig, ber anbere unriefjiig, berjorjugten.

Sliden mir oon ben mitte liilterlitfjen Jftriftotelifem auf iljren Steiftet fetbft jutiiet, fo fdjeint feine Seljre eine anbete. 2triftote[e$ erfennt an, bafj es ein ridjtige^ unb ein unrichtiges ©egefjren (op*5'C öod^l xu'i nix Ap9-/j) gebe, unb bafi ba3 Segetjrte (äotxrdv) nidrt


Seit feiner eigenen ewigen Seligteit enHii.it; unb wieber mit bem eiueS pofttvoiftifdjen Eenfers roie äßilt, iwenn er erfrört: lieber nl3 cor einem nia)t rottljrfjflft guten SÖefeii an6eteub miaj beugen „to bell I will go." 3ttj rannt« einen faüjoltfcljeii «SeiftXtcrjen, 6er üKilt um biefeS 9uisfprud)3 roilleu bei Her aiJaljl ins ^nvdimeitt feine Stimme gab.


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immer baS ©ute (äya&ov) fei. (De Anim. III, 10.) ßbenfo er= Märt er bejüglidfj ber Suft (IjSovrf) in ber 9li!omac§ifc§en Stljtf , nid^t jebe fei gut; eS gebe eine Suft am ©dfjledfjten, welche felbft fdfjledfjt fei (Eth. Nikom. X, 2). $n ber SWetap^fif unterfdjeibet er eine niebere unb fyöfyere 2lrt von 33egef)ren (Im&vpfa unb ßotär]otg); roaS bie Ijöljere um feiner felbft willen begehre, fei in SBafjrfjeit gut (Metaph. J, 7 p. 1072 a 28). @ine geroiffe Slnnäljerung an bie richtige 2lnfdfjauung bürfte Ijier bereits erreicht fein. Sntereffant ift eS inSbefonbere , bajs (maS idfj erft nachträglich bemerfte) fdfjon er ben etljifdfjen ©ubjeftiüiSmuS mit bem togifdfjen beS SßrotagoraS ju- fammenftefft unb beibe gleichmäßig oerroirft. (Metaph. K, 6 p. 1062 b 16 unb 1063 a 5.) dagegen fdfjeint eS nadfj ben nädfjftfolgenben Seilen, als ob 2lriftoteleS ber atterbingS begreiflichen SSerfudfjung er* legen fei, ju glauben, mir erlännten baS ©ute als gut, unabhängig von ber Srregung ber ©emütStljätigleit (ebenb. 29; &gl. De Anim. EU, 9 u. 10). 2)amit Ijängt eS rooljl and} jufammen, tvmn er Eth. Nikom. I, 4 leugnet, baß eS einen einheitlichen Segriff beS ©uten (unb jroar, rooljfoerftanben, beS in fidf> felbft ©uten) gebe (ogl. barüber 2lnm. 26 6. 77), tnelmeljr meint, eS befiele für baS ©ute beS vernünftigen 35enlenS, beS ©eljenS, ber greube u. f. xv. nur eine ßinfyeit ber Analogie ; unb wenn er an einem anbern Drte (Metaph. -E, 4 p. 1027 b 25) fagt, baS SBa^re unb baS ^alfdfje feien nid&t in ben SDtngen, roo^I aber baS ©ute unb baS ©dfjledfjte; b. f). mo^I, jene Sßräbifate (j. 33. magrer ©ott, falfdfjer greunb) mürben ben fingen nur in 93ejug auf geroiffe pfydfjifdfje 2lfte, bie magren unb falfdfjen Urteile, beigelegt, biefe bag'egen fämen i^nen nidfjt äfynlidfj, bloß in 33ejug auf eine geroiffe klaffe pfpd^ifd^er Set^ätigung ju : — roaS alles, fo unrichtig es ift, bodjj als notroenbige $olge mit jenem erften igrrtume jufammen^ängt. 93effer ftimmt es mit ber magren Seljre oom Urfprung unfereS 93egriffS unb unferer ßrfenntniS beS ©uten, wenn er Eth. Nikom. X, 2 gegen bie 2lnnafjme, baß bie $reube nid^t ju bem ©uten gehöre, als Argument gelten läßt, baß alles na<fy iljr begehre, unb beifügt: „benn wenn nur bie unoernünftigen SBefen banadfj begehrten, fo enthielte bie SSerroerfung


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biefcr 33egrünbung rooljl eine gerotffe Berechtigung, wenn nun aber and) bie vernünftigen es tljun, rote foUte fidEj nodEj etroaS bagegen fagen laffen ?" 3)od(j läfct fidE> aud(j biefer 2luSfprudE> mit feiner falfdjjen Slnfid^t Dereinigen. S3on biefer Seite betrachtet, erfd^eint ber ©efüljlSmoraltft §ume iljm gegenüber im 33ortetl, melier mit Sttedfjt betont: rote foH man erfennen, bafc etroaS ju lieben ift, oljne bie ©rfaljrung ber Siebe?

3$ fagte, bie 33erfudEjung, ber 2lrtftoteleS erlegen, erfdEjetne be= greiflidfj. Sie entfpringt barauS, bafc mit ber ©rfaljrung ber als richtig dfjarafterifierten ©emütStljätigfeit audEj bie ©rfenntntS ber ©üte beS DbjeftS immer §ugletdEj gegeben ift. 3)a fann eS benn leidet gefdfjeljen, baft man baS 33erljäftniS oerfeljrt unb meint, man liebe Ijter infolge ber ßrfenntniS unb erfenne bie Siebe als richtig an ber Übereinftimmung mit biefer ttjrer Siegel.

@S ift nidfjt oljne ^ntereffe, ben ^etjler, ben Ijter 2lriftoteleS in betreff ber als richtig dfjarafterifierten ©emütStljättgfeit begebt, mit jenem ju Dergleichen, bem mir bei 3)eScarteS Ijinftcijtltcij beS als richtig djjaraftertfterten Urteils begegnet finb (ogl. Slnm. 27 S. 78). ®er eine ift bem anbern roefentlidEj analog ; in beiben fällen rotrb ber auS§etd(jnenbe ßtjarafter, ftatt in bem als richtig dfjarafterifierten Slfte felbft, vielmehr in ber 33efonbert)ett ber ttjrn ju ©runbe liegenben 3Sorftellung gefugt. $n ber %fyat fdfjeint mir in ber Slbljanblung „Des Passions" aus Dielen Stellen erfidfjtlidfj, baft SeScarteS felbft bie Sadfje Ijter ganj äljnltdfj roie 2trtftoteleS unb roefentltdfj analog feiner Setjre oom eoibenten Urteile gebadet Ijabe.

35em S^rne 35eScarteS' bejüglidfj beS ßljarafteriftifdfjen ber ßoibenä fommen ljeut§utage oiele nalje (wenn man ntdjjt lieber fagen roiH, bajj fie iljn implicite gerabeju teilen), roenn fie bie Sadfje fidfj fo oorfteUen, als Ijalte man fid(j bei jebem etubenten Urteil an ein Kriterium. 35iefeS müjjte bann irgenbroie oortyer gegeben fein; ent= roeber als erfannt — baS mürbe aber ins unenblidfje führen — ober (unb baS bleibt eigentlich allein übrig) als in ber SSorfteHung ge= geben. 2lud(j Ijter fann man fagen, baft bie 33erfudfjung ju folgern Sffttftgriff naheliege, unb fie mag audfj auf 35eScarteS beirrenb etngerotrft


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fyabm. ^n ben Irrtum beS 2lriftoteleS fällt man weniger; aber woljl nur barum, weil man überhaupt baS Spijänomen ber als richtig c^draftertfierten ©emütSttjätigfett weniger als baS beS als richtig dfjarafterifierten Urteile in Betrachtung gebogen Ijat. 2Benn man jenes in feinem 2Befen oerfannte, fo Ijat man btefeS oft mdEjt ein= mal genügenb bemerft, um es in feinem 2öefen $u miftbeuten.

29. (©. 20) Sffienn idjj erflärte, bajs bie ©pradfje beS ge= wöfjnlidjjen SebenS feine paffenben 33ejeid(jnungen für bie 33efonberljett ber als richtig dfjaraftertfterten £ljätigfetten beS ©emüteS biete, fo wollte idEj bamit ntdfjt in 2lbrebe fteUen, bafc gewtffe 2luSbrütfe an fid[j redfjt woljl geeignet, ja wie bafür gefdfjaffen fdjjeinen. ©o inSbefonbere bie SluSbrüdfe „gut gefallen" unb „fdjjledfjt gefallen" in iljrem Unterfdfjtebe oon bem einfachen „ gefallen* unb „mißfallen". Slber wenn eS fidfj audEj empfehlen bürfte, fie als roiffenfdfjaftlidSJe Termini in biefer 2Beife enger abjugrenjen, fo bürfte bodfj in ber gewöhnlichen ©pradfje faum eine ©pur oon fold^er ©dfjranfe ju finben fein. -äKan fagt atlerbtngS t>ielleid(jt nidjjt gern: baS ©ute gefällt iljm fdfjledfjt, baS ©dfjledfjte gefällt iljm gut. Slber man fagt bodEj: bem einen fcfjmedft bieS, bem anbern jenes gut u. f. w. ; man wenbet alfo baS SBort „gut gefallen" ofjne Sebenfen aucfj ba an, wo ein ©efallen in ber niebrigft inftinftioen $orm gegeben ift. greilidEj ift ber SluSbrudf 2öaf)r= neljmung fdfjter in ebenfoldjjer SBeife Ijerabgewürbtgt worben. @igentltdE> nur für ßrfenntniffe paffenb, würbe er bei ber fo= genannten äußeren äöafyrnefjmung audjj auf $äUe eines blinben unb in wefentltdjjen 93ejie^ungen irrigen ©laubenS angewanbt unb be= bürfte infolgebaoon , um als terminus technicus wtjfenfcfjaftlicfj verwertbar ju fein, einer wefentlicfjen unb wefentltd) feinen Umfang befcfjränfenben SReform ber üblichen Terminologie.

30. (©. 21) Metaph. A, 1. p. 980 a 22.

31. (©. 21) Um ein ;3JMJ3t>erftänbniS unb bie baran not* wenbig ficfj Inüpfenben Sebenfen auS$ufcfjlief$en, bemerle tdfj ju bem, was id(j im Xejte mit wenigen ©tridfjen angebeutet, nodjj folgenbeS. ®amit ein Slft ber ©emütst^ätigleit in fidfj felbft rein gut ju nennen


fei, ba;u geljört: 1. bafs er richtig fei


ein 2ltt beö




©efaflenü , nidjt ein Slft beS SDIifefatteii* fei. geljlt iljm ba$ eine ober anbete, fo ift er bereite" in geiuiffer söe,;ie[)imfi in fid) felbft fdjledjt; bie ©djabenfreube ift fdjledjt aaS beirt erften, ber ©djmerj beim 9lnblid ber Ungeredjtigfeit aus bcm feiten ©runbe. ^eljlt it)m beibcs, fo ift er nodj fdjledjter , entfpredjettb bem litincip ber ©mnmierung, uon meldjem fpiiter im 'Vortrage bie Siebe fem wirb. £emfel6eii Sßrinctp entfuredjenb roödjft in bem $atte, roo bie <»iemüt>Ml)ätigfttt gut ift, bie ©üte be^ Stfteg mit feiner Steigerung, roiiljrnib in analoger Steife in bcn fällen, in meldjen ber 3Cft rein fdjledjt ift ober menigfteiii- in irgenbioeldjer Öe.jicljung itn bcm Sdjledjten teil Ijat, bie SdjleditigEeit beä 2lfte§ mit feiner gntenfität jummmt. 5m $aüe ber 3J!ifdjung madjfen unb fdjiuiitbeii, offenbar einanber einfad) proportional, öüte unb Sdjlcdjtigfeit. 3üas auf ber einen ober embern Seite fidj finbenbe tylui inufe fo beim SBndjfen ber ^uteitfität bes" 3(fte» immer größer, bei itjrer 2lbnafjme immer Heiner werben. Unb fo fönnte ber Uberfdjuf; beö ©Uten in iljin, troij beffen Unreinheit, unter Umftänben als ein fetjr grofieö ©ut unb umgefeljrt ber tUerfdjufi bes Sdjledjten, trog ber SJeimifdjmiLi bei ©uten , als etnxtö feljr Sdjledjtes' bejeidjuct werben (ugl. Slnm. 36).

82. (S. 22) <$$ fann gefdjefjeu, baß ein rmb baöfelbc unS suglridj gefällt unb mißfallt. (Sinntal fann es uorfommcn, baß uns etwas" in fidj mißfällt, aber uns gefällt als ÜMiittcI ju etwas 1 anberem (ober umgefeljrt) ; bann aber lann eä fidj treffen , baß etwas" mS inftinEtm abfloßt , wäljrenb c£ jugleid) mit (jäherer Siebe uon uns geliebt roirb. So mögen mir einen infthittwen SHiberwiflen gegen eine Smufiubungöoorftellung Ijaben, weldje u«S bodj jugleidj (wie ja jebe 33orftellung all foldje gut ift), eine willfommene öercidjerung unfereä Sorftelliingsleben* ift. Sfriftoteteä fdjon fagt: „Gs Eommi cor, baß Segetjrungen jueinanber in ©egeitfaij treten. Diefeö ge= fdjiejjt, wenn bie Vernunft (Hyng) unb baö niebere (iMt&vfih) entgegengefegt finb." (Do Anim. III, 10.) Unb wieberum: „tSs" ftegt aber balb ba§ niebere ©egetjren (inifrv/ti'a)



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über baS Ijöljere (ßovltjaig), balb biefeö über jenes ; rote" (nad> ber cmttfen Slftronomie) „eine §immelSfpfjäre bie anbere, reijst ein 33e= geljren baS anbere mit ficfj fort, votnn ber 9JtenfdE> bie fefte §errfd>aft über fidE> oerloren Ijat." (ßbenb. 11.)

33. (©. 22) Siebe unb §aj3 fönnen, rote auf einjelne Snbtmbuen, fo auf ganje Älaffen fid[j rieten. ©dfjon SlriftoteleS mac^t barauf aufmerfam. 2Bir jürnen, meint er, jroar nur bem einzelnen 3)iebe, ber un§ beftoljlen, unb bem einzelnen ©pfopljanten , ber unfere 2lrglofigfeit getäufdfjt, Raffen aber ben 35ieb unb ben ©tjfopljanten im allgemeinen (Rhetor. II, 4). 2lud(j 2lfte beS StebenS unb §affenS, benen in folc^er SEBeife ein allgemeiner Segriff unterliegt, finb oft als richtig cfjaraftertftert. Unb natürlich muft bann mit ber ßrfaljrung beS betreffenben 2lfteS ber Siebe ober beS §affeS mit einem ©cfjlage unb otyne jebe Snbuftion befonberer gätle bie ©üte ober Sd^led^tigfeit ber ganjen Älaffe offenbar roerben. ©o lommt man j. 93. jur allgemeinen (SrfenntniS, bajs bie 6infic§t als folcfje gut ift. -äJtan begreift, rote nalje bie SSerfudfjung liegt, bei folcfjen ßrfenntniffen einer allgemeinen SBaljrfjeit oljne bie anberroärtS bei @rfaljrungSfä$en erforberlicfje Snbuftion oon (StnjelfäHen bie oorbereitenbe ßrfaljrung ber als richtig c^arafterertfierten ©emütS* tljätigfeit ganj ju überfeinen unb baS allgemeine Urteil für eine unmittelbare fgntljetifcfje ßrfenntnis a priori ju erflären. 33ei §erbart beutet feine fer)r merfroürbige Seljre t)on einer plö$lic§en ©rljebung ju allgemeinen et^ifd^en $rincipten, roie mir fdjjetnt, barauf Ijtn, baft er etroaS oon biefem eigentümlichen Vorgänge be= merft f)at, ofjne ficfj bocfj barüber ganj flar ju werben.

34. (S. 22) 9Jlan erfennt leidet, rote rotdfjtig biefer ©a£ für bie üEljeobicee roerben fann. 2öaS bie ©tljtf anlangt, möchte man fürchten, baft fie baburcfj in ifjrer ©icljerfjeit ftarf gefäljrbet, ja oielleicfjt gan§ unb gar aufgehoben roerbe. 2Bie ficfj biefe SeforgntS als eitel erroetft, bafür ogl. unten Slnm. 43 ©. 99.

35. (©. 25) 6s fcfjeint mir fogar aus bem Segriffe beS Sorjie^enS burdfj 2lnalpfe erfennbar, 1. bafc jebeS ©ute ein SSorjug fei, b. f). bajs eS als berechtigtes Sütoment beim SSorjie^en in bie


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2Bage falle; 2. ebenfo bafc jebe3 ©dEjfedjjte ein Berechtigtet ©egen* moment bilbe; unb barum and) nod(j 3. bafj man in fällen mte bie angegebenen, teils unmittelbar, teils burc§ eine 2tbbition, bei welker baS ©ute unb ©djjlecfjte als ©röfsen mit entgegengefe^ten 33orjeidfjen in Stedjmmg fommen, baS für baS richtige 33orjiet)en gültige Übergewicht, b. f). bie 33oräüglid(jfeit, baS 33efferfem beS einen gegenüber bem anbern, fonftatieren fönne. $iernac§ bebarf es alfo , genau befeljen , nicfjt ber befonberen 6rfaf)rung beS als richtig cfjarafterifierten 93or jugSafteS , fonbern nur ber Erfahrung ber einfachen als richtig dfjarafterifierten Slfte beS ©efatlenS unb üÖUfcf aHenS , um für bie vorgeführten $äHe jur ©rfenntniS beS 33efferen ju gelangen. Unb barum fagte icfj, nidjjt barauS, baft unfere Seporgugung als richtig cfjarafteriftert fei, fdjöpften mir f)ier bie (SrfenntniS ber 3Sor jüglicfjf eit , fonbern bie betreffenben 33et>or= jugungen feien barum als richtig djarafterifiert, meil bie ßrfenntniS ber SSorjüglid^feit babei mafcgebenb merbe. 3<^ mollte aber bamit nicfjt fagen, baft nicfjt berfelbe auSjeidjjnenbe Gtjarafter, ben mir jut>or bei gemiffen Slften einfachen ©efaHenS Ijeroorgeljoben , audEj Ijter mirflidjj oortyanben fei.

36. (©. 27) Um Ijter gang genau ju »erfahren unb eigentlich erfcfjöpfenb ju fein, f)ätte tdjj im Vortrage noefj jmei anbere unb recfjt mistige gäUe ermähnen muffen. 2)er eine ift ber $all, mo eS ftcfj um eine Suft am Scfjledjjten, ber anbere ber, mo eS fidjj um eine Unluft am ©dfjledfjten fjanbelt. Sffienn mir fragen: ift bie Suft an Scfjlecfjtem gut?, fo antwortet fcfjon SlriftoteleS unb in gemtffer Sßeife unzweifelhaft richtig: nein! ,,-Ktemanb", fagt er in ber -Kifomacfji* fdfjen @tljif (X, 2 p. 1174 a 1), „mürbe münfdfjen fidj an ©djänb* licfjem ju freuen, auefj menn iljm fidler verbürgt mürbe, bafc nie ein Seib barauf folgen follte." 35ie §ebonifer, ju benen fo eble -äJtänner roie $ecfjner (ogl. feine Schrift über baS IjödEjfte ©ut) gehörten, fpred(jen ftcfj bagegen aus. 3^re Seljre ift t>ermerflic§, unb if)re $ra£tS — fcfjon §ume bemerft eS — jum ©lüdfe t)iel beffer als if)re Jljeorie. ©ennodfj liegt auefj in ityrer 2lnfic§t ein Äömd^en SBaljrljett.

35ie Suft am Scfjlecfjten ift als Suft ein ©ut, unb nur jugleidjj


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als unrichtige ©emütsttjätigfeit etwas ©dfjlecfjteS, unb barf, wenn auf ©runb biefer SSerfe^rt^eit als etwas überwiegenb ©djjledjjteS, bod(j nidjt als etwas rein ©cfjledfjteS bejeidjjnet werben. Snbem wir fie alfo als fdjjledEjt t>erabfd(jeuen , üben wir eigentlich einen Slft ber 33eoor= äugung, in weldjjem bie gteiljeit von bem einen ©cfjlecfjten t>or bem 33eft£e beS anbern ©uten ben 33orjug erhält. Unb wenn wir babei ben Slbfd^eu als richtig erlernten, wirb bieS nur baburdj möglich, bajß biefe Seoorjugung eine als richtig djjarafterifterte Seoorjugung ift.

Slljnlicfj »erhält eS fidjj, wenn wir fragen, ob bie als richtig cfjarafterifierte Unluft am Sdjledjten ein ©ut fei, 3. 33. ba wo eS einem ebeln §erjen fdfjmerjltdfj ift, wenn eS bie Unfdjjulb unterbrütft fieljt, ober ba wo einer, auf fein eigenes früheres Seben jurüdfblidfenb, beim SSewujstfetn einer fdjjledjjten #anblung 3teue füfjlt. §ter jeigt ficfj bie Sage in jjeber 33ejie!jung ber vorigen ent* gegengefe$t. 6in foWjeS gäiljlen gefällt barum überwiegenb, aber nicfjt rein; eS ift lein reines ©ut ju nennen, wie bie eble $reube eS märe, wenn man baS ©egenteil von bem vor fiel) fäfje, worüber man trauert, weshalb benn aucfj bie Sftatfcfjläge von 3)eScarteS (vgl. 2lnm. 24 ©. 75), man foHe bocfj lieber in äquivalenter 2Beife feine 3luf= merffamfeit unb ©emütstljätigfeit bem ©uten jumenben, iljre 33ered(j= tigung nidjjt eigentlich verlieren. 2WeS bieS erfennen mir flar. 2Bir Ijaben alfo auclj Ijter mieber eine als richtig cfjarafterifierte 33evorjugung als Quelle einer ©rtenntnis von SSorjüglid^feit.

3m Vortrag erlaubte idfj mir — um mdjjt ju viel Äomplifation Ijineinjubringen — bei ber 33efprecfjung ber ^Bevorzugungen von biefen fällen ju fcfjweigen. Unb idE> fonnte mir bieS um fo eljer geftatten, als eS praftifdjj gu bemfelben SRefultate führen mürbe, wenn man (wie eS SlriftoteleS in betreff ber fcfjänbltdjjen greube getljan) ben als richtig d^arafterifierten §aft ber einen unb bie als richtig djjarafterifierte Siebe ber anbern Älaffe als $!jänomene einfacher 2tb* neigung unb Sunetgung betrauten wollte.

5Wan fief)t leidet, bafc ftdfj aus biefen befonbern fallen von möglicher SBeftimmung eines ©röfcenverf)ältniffeS jwifd^en ©üte unb ©cfjlecfjttgfeit von Suft unb Unluft auf ber einen unb von SRid^tig=


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feit unb Unricfjtigfeit auf ber anbern ©eite (»gl. für fie auc$ 2lnm. 31 ©. 91) feine Hoffnung fdjöpfen läßt, bie im Vortrage be* äetcljneten, roeitflaffenben Sücfen in affgemeiner Sßeife anzufüllen.

37. (©. 27) 33gl. meine SßfpdEfologte t>om empirifd^en ©tanb* punft 33uc§ n, Aap. 4.

38. (©. 28) E. Dumont, Traites de legislation civile et penale extraits des manuscrits de J. Bentham; inS&ef. im 216= fd(jnitt, ber ben Sttel füljrt Principes de legislation, chap. 3 sect. 1 gegen ßnbe, chap. 6 sect. 2 gegen 6nbe unb chap. 8 unb 9.

39. (©. 28) ©. 9iubolplj Sßagner, 35er ßampf um bie ©eele oom Stanbpunft ber 2Btffenfc$aft. ©enbfd^reiben an #errn Seibarjt Dr. Senefe in Dlbenburg. ©öttingen 1857. ©. 94 2lnm.: „®au$ äußerte, ber SSerfaffer" (eines geroiffen pfpd^ologifd^en SBerfeS) „fprädjje tum SWangel an genauen SJJteffungen pfpd^ifc^er $ljänomene ; aber eS märe fc^on gut, wenn man nur grobe Ijabe ; bamit fönne man fd^on etroaS anfangen, man §abe aber feine. 63 fef)le Ijier bie Conditio sine qua non affer matfjemattfdSJen 33eljanblung, nämlidEj wenn unb infofeme bie SSermanblung einer intenfioen ©röfce in eine intenfioe" (tie§ ejtenftoe) „möglich fei. 3)a3 fei boc§ bie erfte unerläßliche 33e* bingung; bann fäme e3 nodEj auf anbere an. ©auft fpradjj bei biefer (Gelegenheit aud^ über bie gemö^nlid^e inforrefte Definition t>on ©röße als einem 6nS, ba§ fic$ mehren ober minbern laffe ; man muffe fagen ein @n3, ba3 fidf) in gleite Seile teilen laffe. . . ."

40. (©. 28) SDaS pfodfjopljpfifcije ©efe£ $ed&ner$, felbft wenn e§ gefidjjert märe, roäljrenb e3 meljr unb metyr ßroeifel unb 2öiber= fprudfj Ijeroorruft, mürbe nur für bie SJJteffung ber Sntenfität be$ Spalts geroiffer anfdjjaulicfjer SSorfteffungen , nid^t aber für bie SJleffung ber ©tärfe oon ©emütSerregungen , mie $reube unb £eib, al3 Slntjalt benüfct werben fönnen. 9Jlan fyat 93erfucfje gemadjjt, nad) begleitenben umoifffürltdfjen Semegungen unb anbern äufcerltdjj ^u Sage tretenben 3Seränberungen ba$ ?Sla% oon ©emütsberoegungen ju beftimmen. ©te fommen mir oor, mie menn einer au3 bem Sßetter ba§ genaue 35atum be3 SföonatStageS beregnen wollte. ®a$ birefte innere SSeroufctfein, fo unoollfommen feine Slngaben ftnb, bietet f)ier


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nodjj immer meljr. 9Jtan fdfjöpft bann roenigftenS an ber Queue felbft, n>äf)renb man e3 bort mit einem burdfj mannigfache ©infUiffe getrübten 2öaffer ju tljun f)at.

41. (©. 29) Stgroart, Vorfragen ber @t!jif (S. 42), betont, man muffe t>om menfdfjlidjjen SBiUen nidjjt metyr verlangen, als mag er ju leiften im ftanbe fei. 35ie Säuberung, bie aus bem -äJhtnbe eines fo entfcfjiebenen Snbetermmiften (ogl. Sogtf II, ©. 592) befonberS umnber nehmen mag, Ijängt mit feiner fubjeftimftifdjen 2luffaffung beS ©uten jufammen, oon melier a\x$ ein logifdjj normaler 2Beg jum ^rieben aller, bie guten üIBitlenS finb, meines ßradfjtenS fidEj nicjjt bietet. (SUtan ogl. j. 33. bie SBeife, nrie ©igroart felbft S. 15 Dorn GgoiSmuS jur SHücfftdfjt auf baS 2lHgemeine Ijinübergleitet.)

216er audfj t>on anbern Ijört man folcfje ülöorte. Unb f)ternadfj fönnte man roirflicfj 33ebenfen tragen, ob baS erhabene ©ebot, alle feine §anblungen jum tjödfjften praftifdfjen ©ute ju orbnen, baS richtige ett)ifdE>e $rinctp fein möge. ®enn feljen mir ab oon ben fällen man* gelnber Überlegung, bie felbftoerftänblicfj mdE>t in 33etracfjt fommen, fo fdjjiene bie $orberung fold^ ooHer ©elbftljingabe nod(j immer aH§u= ftrenge, giebt eS bodfj feinen, ber, mmn er fidE> aufrichtig ins §erj blicft — unb follte er fid(j audjj nodjj fo forgfam etf)tfd(j führen — , ntdEjt Ijäuftg mit §oraj oon fidf) fagen müjjte:

„Nunc in Aristippi furtim praecepta relabor, Et mihi res, non me rebus subjungere conor."

35ennodfj ift baS 33ebenfen unbegrünbet, unb ein 3Sergleid^ mag baju bienen, bieS anfdE>aulidE> ju machen. @3 ift gemifc, bajs fein •JRenfcfj im ftanbe ift, jeben Irrtum gu oermeiben ; aber, ob oermeib* lidjj ob unoermetblidfj , jeber S^urn Meibt ein Urteil, roie e£ nid^t fein foll, unb ben inbtSpenfabeln ^orberungen ber Sogif entgegen. 6o roenig nun t)ter bie Sogif burdEj bie 35enffcfjroäd[)e, fo wenig mirb bort bie 6tf)if burdfj bie 2Bttten3fdjtt>äcfjebe3 9Jlenfd)en ficfj abgalten laffen bürfen, oon ttjrn ju forbern, bafc er ba§ erfannte ©ute liebe unb baS erfannte Seffere oorjielje, unb alfo baS r)öd^fte praftifdfje ©ut hinter nichts anberem jurüdffe^e. 2öürbe es fogar (roaS nidfjt richtig ift) für eine beftimmte Älaffe oon fällen nadfjgeroiefen fein, bajs in

SBrentano, 33om Urfprung ftttl. GrtenntmS. 7


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iljnen alle ÜKcnfd^en ausnahmslos eS nid^t über ftc§ gewännen, bem IjödEjften praftifd^en ©ute treu ju bleiben, fo gäbe bieS nod(j immer nid^t bie geringfte Berechtigung, bie etf)ifd(je ©runbforberung fallen ju laffen. @S bliebe audjj bann nodEj eoibent unb unabänberlid^ roaljr unb bie einjig unb allein richtige 9tegel, f)ier wie überall bem SSejferen gegenüber bem minber ©uten ben 3Sorjug ju geben.

3j. St. 5RiU fürchtet, bieS roerbe ju enblofen Selbftanflagen führen, unb bie fteten SSormürfe mürben jebem baS Seben verbittern. 35ieS ift aber foroenig in ber SRegel etngefcfjloffen, bafj eS vielmehr, leidet nachweisbar, burdjj fie auSgefdfjlojfen ift. ©oetlje Ijat eS redjjt wof)l erfannt.

„SRidf>tS taugt Ungebulb"

— nämlidEj Ungebulb gegenüber ber eigenen Umwtlfommenfyeit, fagt er in einem feiner feineSwegS lasen Sprüdjje, —

„9iod(j weniger SHeue;"

— baS SSerfenlen in bie ©ewiffenSpein, mo ber frifcfje, freubige 33or= fa$ allein bienen mürbe —

„3>ene vermehrt bie SdEjulb,

„5Diefe fdjjafft neue." 3n bemfelben Sinne fanb idEj einmal t>on ber §anb beS frommen 2tbteS §aneberg, fpäteren SifdfjofS uon Speier, in einem Sllbum bie SBorte eingetragen:

„Sonne bidfj mit Suft an ©otteS §ulb,

„$(&' mit allen, — aucfj mit bir ©ebulb!"

42. (S. 29) 9Jlan mufc fidfj woljl baoor f)üten, aus bem principe ber Siebe beS -Jtädfjften mie fidjj felbft bie Folgerung ju jteljen, bafc jeber für jeben anbem eben fo forgen muffe mie für fidf) felbft; wag, meit entfernt baS allgemeine Sefte ju förbern, eS vielmehr wefentltdjj benachteiligen mürbe. (SS ergiebt ficfj bieS aus ber @r= wägung beS UmftanbeS, baft man ju fidf) felbft eine anbere Stellung Ijat als ju allen anbern, unb unter biefen mieber bem einen meljr, bem anbern weniger ju Reifen unb ju fdjjaben in ber Sage ift. SBenn •Dtenfdfjen auf bem SJlarS leben foUten, fo lann unb foll ber erb= bewoljnenbe 9Kenfdfj ebenfo iljnen ©uteS wünfdfjen, nicfjt aber ebenfo


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für fie ©uteS wollen unb erftreben, als für ficfj unb etliche feiner SDlitgenoffen auf (Srben.

§temit in ßufammenljang ftetyen bie 9Kal)nungen , benen man in jeber 5Roral Begegnet, fidj junädEjft um fidfj felbft ju lümmern: „yvtifri oavTov", „fefjre oor ber eigenen £fjüre!" u. f. n>. 2)ie $orberung, junäd^ft für 2ßetb, Äinb, SBaterlanb ju forgen, tritt audfj überall auf. Unb audfj ba§ „forge ntdEjt für morgen" in bem ©inne, in weldjjem e3 wirflidE> einen weifen Statfdjjlag enthält, fliegt baraus als Äonfequenj. 35aß mein morgiges ©lüdf mir nidjjt fo lieb fein foffe wie mein gegenwärtiges, ift barin nidjjt eingef djjloffen.

Stuf biefe SBeife geprüft, erweifen fidE> audfj bie fommuniftifdfjen Üljefen als unberechtigt, bie man aus bem fdfjönen ©runbfa^e ber affgemeinen SSruberliebe mit untogifcfjer Überftürjung ableiten wollte.

43. (©. 30) ©törenber bürfte ber Umftanb genannt werben, baß mir bie entfernteren folgen unferer §anblungen oft nidfjt ju ermeffen im ftanbe finb.

2lffein aucfj biefer ©ebanfe wirb, wenn mir baS affgemeine SSefte lieben, unfern 39tut nidfjt lähmen. 3Son aüen folgen, bie fdfjledfjterbingS gleichmäßig unerfennbar finb, fann man fagen, baß bie eine fooiel Sfyancen für fidfj fyabe als bie anbere. Sftadfj bem ©e= fe£e ber großen $af)len wirb alfo im ganzen ein SluSgfeidfj ftattfinben, wobei bann, was wir berechenbar ©uteS fdfjaffen, als $luS auf ber einen ©ette bleibt unb fo, als wäre eS allein, unfere äöaljl redfjt* fertigt.

Unter bemfelben ©efidfjtSpunfte erlebtgt fidf), wie tdfj fdfjon im Vortrage felbft (©. 22) anbeutete, baS Sebenfen, weldfjeS fidfj äfjnlid£> an bie Ungewißheit, ob wir oon allem, was gut ift, audfj als gut angemutet werben unb es fo als gut ju erfennen unb gebüljrenb ju berücffid^tigen vermögen, fnüpfen fönnte.

44. (©. 30) 2)aß eS fidfj bei ben SRedfjtSgrenjen wefentlidfj um 33erfügungSfpljären für ben einzelnen SQSiUen Ijanble, würbe, wie von $l)ilofop£)en (man ogl. bafür j. 33. §erbarts 3ftee beS StedfjtS), fo audfj oon bebeutenben Triften l;äuftg Ijeroorgeljoben. Spring in feinem ©eift beS römifc^en 9ied)tS in, 1 (©. 320 3(nm.) belegt


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bieS mit mannigfachen Gitaten. $ür 2lrnbt3 5. 33. in feinem £e!jr= budjj ber Sßanbeften ift SRedjjt „^errfd^aft be3 2öttlen3 in 2tnfe!jung eines ©egenftanbeS"; für ©interna ift e§ „ber jum ©efamtroitfen er= Ijobene SBiUe einer $erfon". äöinbfdSJetb befiniert e§ als „einen genriffen 2Bitlen3inf)alt, tum bem bie 9ted(jt3orbnung in einem fonfre* ten $aH au3fprid(jt, baß er allem anbem SBitten gegenüber jur ©eltung gebraut werben bürfe". SPudjjta, ber ben ©ebanfen t>ielleid(jt am mannigfacfjften jum SluSbrutf bringt, fagt in feinen Sßanbeften § 22: „als. Subjefte eines foldjjen in ber $otenj gebauten SBillenS Ijeißen bie 9Kenfd^en $erfonen . . . ^erfönlid^feit ift alfo bie fubjeftiüe -JRöglicfjfeit eines rechtlichen SßtllenS, einer rechtlichen SKadfrt". ebenb. (§ 118 SRote b) bemerft er in betreff beS •JRangelS ber $Perfönlicl)fett : „baS $rincip beS neueren (9tedE>t3) ift Unfäljtgfeit über baS Vermögen ju biSponieren" ; unb $fi)nlidfjeS enthalten triefe anbere feiner Äußerungen.

®a nun aber biefe juriftifdfjen Slutoritäten iljre Slufmerffamf eit aus* fcfjließlicfj auf bie SRedjjtSpflicfjten fonjentrieren unb auf bie efljifdEje $rage, ttrie ber einjelne 2BiCe in feiner SRecfjtSfpäre ju malten fyobt, nid^t eingeben, fo Ijat gering tljre Meinung batyin gebeutet, baß fie bie Übung beS äöollenS in fidjj felbft, bie $reube ber einzelnen $erfonen an iljrer SBitlenSbetljätigung als baS waljre, fyödjjfte ©ut unb als ben eigent* tieften unb legten $we$ betrachteten, auf ben bie ©efe^gebung ab* gtde ; „(Snbjraecf alles SRed&tS ift für fie baS SBoHen" (ebenb. S. 320, 325); „ber 3u>edf beS SRedfjtS befteljt ja einmal (nadfj iljnen) in ber äötHenSmadfjt, ber §errfd^aft" (<5. 326), unb man begreift rootjl, baß er bie fo aufgefaßte £f)eorie oerbammt (S. 327), ja baß eS ifjrn gelingt, fie lädjjerlicfj ju machen. „®iefer Sluffaffung gufolge", fagt er S. 320, „ift bemnadfj baS ganje $rtoatred(jt nidfjtS als eine Slrena für ben äötllen, fidf) barauf §u bewegen unb ju übm t ber SBiHe ift baS Drgan, burdf) meldijeS ber 9Renfd(j baS SRedjjt ge= meßt, ber SRedfjtSgenuß befielt barin, baß er bie 3*eube unb §err= lidfjfeit ber 9Radf)t empfinbet, bie ©enugttjuung tyat, einen 2öitlenSaft Donogen, 3. 33. eine ^ppottjef beftedt, eine Älage cebiert unb bamit ficfj als SRedfjtSperfönlidfjfeit bofumentiert ju Ijaben. 23eld(j ein arm=


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feltgeg £)ing wäre e3 aber um ben Sßitten, menn bie nüchternen unb niebern Sftegtonen be$ 9tecfjt3 ba3 eigentliche »©ebtet feiner £!jätigf ett « Bezeichneten ! "

©ettrifc, bie fdjjroerften 93orroürfe ber 2lbfurbität unb 2ädjer= lidfjfeit wären n>of)lt>erbient , menn jene ©elef)rten, welche ben nä djjften $mä ber 3ted(jtgbeftimmungen in eine 2tbgrenjung tum 33erfügung3fpl)ären beS SBiffenS festen, bie SHücffidE>t auf ben legten fittlidE>en 3^^/ nämltdE> bie $örberung be3 Ijödfjften praftifdfjen ©ute3, bamit Ratten leugnen motten. @3 liegt aber gar nidfjtä oor, xvtö biefe ^nftnuation rechtfertigte f unb fo bürfte benn Ijier mit befferem ©runb ein Sädjjeln bem ßifer be3 Angriffs gelten, ber maljrltdfj nur gegen Sßinbmüljlen feine ©treidle füf)rt. 2lud[j märe, tvtö gering an bie ©teile fe$en miH, gemifj ein fdjjledfjter 6rfa$. Snbem er nämlidfj (xva$ er als SSerfaffer be3 SroedfeS im SRed^t meffetdjjt Ijeute mdjjt meljr in gleicher Sßeife glaubt) bie von ber SttedEjtSorbnung ber einzelnen Sßerfon jugemiefene ©pljäre als einfach iljrem (SgoiSmuS überlaffene ©ptjäre betrachtet, fommt er ju ber Definition: „ Stecht ift red&tlicfje ©tcfjerf)eit be§ ©enuffe^' (©. 338), mo er t)iel beffer fagen mürbe: Siecht ift re$t= lid^e ©ic$er!jeit be§ ungeftörten freien SBaltenS ber einjelnen Äraft jur $örberung be3 pdEjften ©uteS. — 3>ft bmn bie Ungeredjjtigfeit etroaS, ma£ bie UnfittlidEtfeit erfd&öpft? 3Mn; bie SftedE>t§pfIic§ten fyaben ©renjen; ber SßflidEjt überhaupt unterfte^t bagegen all unfer £f)un, mie bie§ ja auc$ unfere 33olf3religion nad[jbrüdttidSJ fyeroor* Ijebt, j. 33. menn fie fagt, bafc ber -äJtenfcfj von jebem unnüfcen 2ßort einft SttecfjenfdEjaft geben muffe.

2lufcer jenem erften (Sinmanb, ber auf bloßem SWiftoerftanb ber älbfidEjt beruht, !jat gering <*ud[J n0 $ einige anbere erhoben, bie wefentlicfj burc§ Unoottfommenljeiten be3 Sprachgebrauch oeranlafct flnb. 9Benn bie 3tedfjt3orbmmg mefentlidEj barin befteljt, baft ben einzelnen Sßttten gemiffe ©renjen ber 33et!jätigung angeroiefen merben, bamit nidjjt jeber jeben in feinem SSirfen jum ©uten ftöre, fo fann bemjenigen, ber feinen SBitlen §at ober Ijatte ober fjaben wirb, auc& leine 9tedE>t3fpl)äre juge^ören. 3$ feige „fyat ober Ijatte ober fyaben


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wirb", benn auf 33ergangenf)eit unb ßufunft mu]B offenbar Sttücffidfjt genommen werben. 6in 33erftorbener wirft ja oft big in bie femfte $ufunft, unb Gomte burfte fagen: „bie Sebenben werben meljr unb meljr t>on ben 2toten beljerrfdjjt". Unb ebenfo nrirb e3 bie Sachlage mit ftd(j bringen, baft man bei mannen gragen bie (Sntfdfjeibung natur* gemäft ber gulunft überlädt, alfo fidEj ber §errfdEjaft ju ©unften eines fünftig Ijerrfdfjenben SßitlenS begiebt. 3)iefe Erwägung inbeS löft $war mandjeS^ßaraboEon, baS 3töe*Mg (©• 320 — 325) urgiert ; aber nidfjt alle. 33ei einem oon ©eburt au§ unheilbar 33löbfmnigen fann man offenbar gar lein 2öiHen3t>ermögen , bem bie Sftüdffidfjt aufs Ijödfjfte praftifdfje ©ut eine Sphäre überlaffen mödfjte, namhaft madfjen; e3 giebt alfo nac§ unferer 2lnfd(jauung für iljn, eigentlich genommen, {einerlei 9tedSJt3fpljäre: unb bodfj Ijört man allgemein oon einem 9ted(jt, ba$ er auf fein Seben Ijabe, fprecfjen; ja mir bejeicfjnen iljn unter Um* ftänben als ©igentümer eines großen Vermögens, ober fpredEjen ifym wol)l gar baS Stedfjt auf eine Ärone unb fömglidEje §errfd(jaft ju. Sßrüft man bie SSer^ältniffe genau, fo ftnbet man, baft e3 fid(j l)ier jwar nirgenbS um eine watjre SHedjjtSfpljäre beS ber 33erantwortltdfj= feit unfähigen ©ubjefteS, woljl aber um 9tedfjtSfpljären anberer Rubelt, wie j. 83. um bie eines SSaterS, ber für ein blöbeS Äinb fürforgenb lefctwtHig über fein Vermögen beftimmte unb bur$ ftaaU Itdjje ©efe$e in feiner 2BiHen3f)errfdfjaft über feinen £ob IjinauS ge= fcfjü$t wirb, ober aber (nrie j. 33. in bem $aUe, wo ba3 Seben beS 33löbfinnigen nidf)t angetaftet werben barf), abgefeljen oon ber SSerle^ung einfacher SiebeSpflicijt, bie bieg inooloieren mürbe, um bie StedfjtSfptjäre beS Staates felbft, ber feinem anbern ben töblidjjen @in* griff in ein Seben geftattet; unterwirft er bodEj manchmal audEj ben 33erfud(j jum ©elbftmorb einer ©träfe.

©in britter ßtnmanb Springs, nämlidfj ba{s bei einer 2tb= grenjung ber 9te$te nadjj 2BillenSfpljären audE> bie unfinnigften SBillenSoerfügungen redjjtlid&e ©eltung Ijaben müßten (©. 325), bietet nac§ bem ©efagten faum meljr eine ©djjwterigfeit. ©ewift wirb manche tljörtcfjte SffitttenSoerfügung ju geftatten fein. SEürbe fie ber Staat mdjjt ju bulben Ijaben, fo befäfte nur er allein noc$ ein enbgül*


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tigeS VerfügungSrecfjt, alle SPrioatred^te wären baljht. Solange nidjjt bloß Untertanen, fonbern aucfj Regierungen ber ^or^eit jugänglid^ finb, erfdjetnt eine foldjje SllloerftaatlidSJung gewiß nic^t angezeigt. 35aß aber, wie überhaupt bie fefunbären etljifdEjen Veftimmungen 2tu3naf)men erleiben, unb inSbefonbere vielfältig G^propriationen ber ^Privateigentümer nötig werben, auc§ unjinnige Verfügungen ober Verfügungen, bie eoibentermaßen allen Sinn unb Vejug jum IjödEtften praftifd^en ©ut verloren Ijaben, manchmal ftaatltcf> umgeftoßen werben fönnen, ift flar unb of)ne jeben SßiberfprudEj jujugeben. £>te SftücffidSJt aufs f)ödfjfte prafttfdE>e ©ut entfdfjetbet fjier wie bei jeber anbern fogenannten ÄoHifion ber SßfUdfjten.

45. (©. 30) 35aß ein an unb für ftcfj naturwibrigeS, fdfjled&teS ©efe$, fo feljr e§ vom etljifdjjen ©tanbpunft ju mißbilligen, unb fo bringenb feine Slbänberung ju forbern ift, bennoc§ in trielen fällen burdEj bie Vernunft eine interimtftifdjje ©anftion empfängt, ift längft erfannt unb, wie j. 93. von Ventljam in ben Traites de Legislation civ. et pen., flargelegt worben. %m Altertum ift ©ofrateS, ber fidjj ber ©petfung im $rt)taneum für würbig Ijielt, für biefe Überzeugung ge= ftorben. 35ie pofitive ©efe^gebung fd^afft tro$ aller SJlängel einen $u= ftanb, ber beffer als 2tnarcfjte ift, unb ba jeber Unge^orfam gegen ba3 ©efe$ feine Äraft im allgemeinen ju beeinträchtigen brof)t, fo mag unter biefen burc$ ba$ ©efe§ felbft erjeugten Ver^ältniffen vorläufig für ben einzelnen audfj vom ©tanbpunft ber Vernunft ba3 als bie richtige $anblung§meife fidEj ergeben, was, bavon abgefeljen, feineSwegS ju billigen wäre. ®a3 alles folgt wtberfprudjjäloS aus ber Relativität ber fefunbären etljifdjjen Regeln, von welchen fpäter geljanbelt wirb.

3$ füge bei, baß Errungen in ben ©efe^en ber pofittven ©itt= lidjjfeit (ju benen ber Vortrag alsbalb übergebt) unter Umftänben eine äljnlidjje VerüdEfid^tigung erljetfdjjen.

Sütan barf aber auf ber anbern ©eite nidjjt überfein, baß e3 Ijier ©renjen giebt unb baß ber ©a|: „man foH ©Ott meljr ge= {jordfjen als ben 3Renfd^en" nidf)t in feiner freien, erhabenen ©röße beeinträchtigt werben barf.


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46. (©. 30) §eraflit von (SpIjefuS (500 t>. Gljr.), ber ältefte unter ben gried^ifd^en $l)tlofo»!jen, üon bem wir reifere Fragmente Beft$en.

47. (©. 32) gering, 35er 3medf im Stecht II ©. 119 u. ö.

48. (©. 32) Politeia I, cap. 5.

49. (©. 82) Eth. Nikom. V, 14 p. 1137 b 13. Polit. HI unb IV.

50. (©. 32) 3Sgl. ben Discours prßliminaire ju ben Traites de Legislation, foroie eBenbafel&ft ben Stöfcfjnitt De Pinfluence des temps et des lieux en matiere de legislation.

51. (©. 32) $$ibfop$ifc$er Serfud^ üBer bie $8a1)xföemlxfy fetten tum Saplace, naefj ber fechten Auflage beS Originals üBerfe$t von 91. ©dfjroaiger, Seipjig 1886, ©. 93 f. (2lnroenbung ber SBatyrfc§etnlic$feit3redfinung auf bte moralifcfjen SBtffenfd^aften).

52. (S. 33) 3Sgr. aittgemetne Suriftenjettung VU ©. 171 ; 3tt>edf im Stedjt H ©. 118. 122 f.

53. (©. 34) ©runblegung jur $^fif ber ©itten. 33gl. oBen 2tnm. 14 ©. 49.

54. (©. 35) man t)gl. j. 93. ben SDialog 5Renon.

55. (©. 35) 3tiebr. 21IB. Sänge, Sogifdjje ©tubien, ein Seitrag jur -JteuBegrünbung ber formalen Sogif unb ber (SrfenntmS* leljre. Sferlofjn 1877.

56. (©. 35) Alex. Bain, Logic, part first. Deduction. London 1870. p. 159 f.

57. (©. 36) 3- 33- 33entljam unb rooljl fdfjon im 2tttertum (Sptfur.

58. (©. 36) 3. 33. pfoton unb 2trtftotele3 unb biefem folgenb üEIjomaS v. 3lquin.

59. (©. 36) 3. 33. bie ©totfer unb im Mittelalter bie ©cotiften.

60. (©. 36) ®te§ !jat audjj ßpifur (fo roenig e$ mit feiner oBen S. 54 Befprodjjenen SSfafterung im (Sinflange fteljt) nidjjt geleugnet.

61. (©. 36) Eth. Nikom. I, 1.


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62. (©. 36) Metaph. ^f 10.

63. (©. 36) (Sbenbafelbft.

64. (©. 37) ©te matten bie 33ejtef)ung ju bem größeren ©anjcn als Argument bafür geltenb, baß ba3 prafttfdfje Seben (beS SPoltttferS) Ijöfyer ftelje als baS tljeorettfdjje.

65. (©. 37) (Sbenfo fe^rt biefe^ ßeugnte für ba$ ^rtnctp ber ©ummterung nneber, fo oft bei einer in tljrer Sßurjel egoiftifd^= eubämomfttfdjjen 2lnfdjauung (rote j. 33. bei Socfe unb bei ^edfjner in feiner ©djjrtft t)om Ijödjjften ©ute; »gl. audjj für Seibni^ £renbelenburg , §tftor. 33eitr. n ©. 245) ©ott jum 2lufbau ber (Stfytf ju §ülfe genommen wirb. 2)iefer, argumentiert man, liebt jebeS feiner ©efdfjöpfe, unb barum i^re ©efamttjeit meljr als jebeS einzelne, unb bittigt unb belohnt barum bie Stufopferung be3 einzelnen für bie ©efamtljett, roäfyrenb er bie felbftfüdfjttge ©djjäbigung mißbilligt unb ftraft.

Studjj in bem Verlangen nadjj Unfterbltdfjfett jeigen ftdfj oft SBirfungen be$ SßrtnctpS ber ©ummierung. ©o fagt §elmfyol$ (Über bie (Sntfteljung be3 SßlanetenfpftemS , Vortrag, gehalten in §etbelberg unb $öln 1871), roo er biefem Verlangen frolje Stuöfid^ten öffnen mitt: „6& tann ber einzelne (roenn, roaS mir erringen, ba3 Seben unferer Sftacfjfommen oerebeln rotrb) . . . ben ©ebanfen, baß ber $aben feines eigenen 33eroußtfein3 einft ab* reißen werbe, oljne ^urd^t ertragen. 2lber mit bem ©ebanfen an eine enbltdjje SSermcfjtung beS ©efdjjlecfjts ber Sebenben unb bamit atter gtüdjjte beS ©trebenS atter vergangenen ©enerationen fonnten aud^ -Dlänner oon fo freier unb großer ©efinnung rote Seffing unb S)at)ib ©trauß ftdfj nidfjt oerföljnen." SBenn ftdjj nun natur= rotffenfcfjaftltdjj ergiebt, baß bie (Srbe einmal unfähig roirb, lebenbe SBefen ju tragen, fo fefjrt, meint er, baS SebürfmS nadjj Un= fterblidjjfeit unabweisbar roteber, unb man füljlt ftdjj gebrängt Umfdjjau ju galten, roo fidf} für tf)re 2lnnafyme etroa eine SKögltdjjfeit erf daließe.

66. (©. 37) Metaph. A, 10.


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67. (©. 37) ®te£ ift bic fteljenbe Sc^rc ber großen Geologen rote 3. 8. beS ÜljomaS von 2lquin in feiner Summa Theologica. 5Rur gerotffe 5Rominaliften , 3. 33. Stöbert §olcot, lehrten eine volle 2BtUfür ber göttlichen ©ebote. Sgl. meinen 2luffa§ über bie „©efdfjtdfjte ber ftrdjjltdjjen 2Bif[enfdfjaften im Mittelalter" in ber ßtrdjjengefd&idjjte von ÜJlö^Icr (herausgegeben von ©amS 1867) n. 526 ff. , roobet idfj aber bie Berichtigung ber ®rutffe^)ler, roeldjje baS bem Sßerfe am ©djjluffe beigegebene „Sftcgiftcr" ©. 103 f. enthält, mc§t ju überfein bitte.

68. (©. 40) 3« 3^0*/ mo bie Sßfpdjjologte nodjj weniger vorgefdfjritten rvar unb bie gorfdjungen auf bem ©ebiete ber aßafyrfdfjeinlicPeitSrecfjnung ben $rocef$ ber vernünftigen 3ftbuftton nodjj nidjjt genügenb aufgeflärt Ratten, fonnte e£ felbft einem $ume begegnen, bafc er in biefe grobe 33erroecplung fiel. 9Sgl. fein Enqu. on human understanding chapt. 5 unb 6. Sluffattenber ift eS, baft noc§ %ame$ SKitt unb §erbert ©pencer Ijter mdfjt im geringften über §ume IjinauSgefommen finb (vgl. Anal, of the phen. of the human mind II, cap. 9 unb 2lnm. 108), ja baft felbft ber feine 3>- St. 5Kitt, obwohl iljm ber Essai philos. sur les probabilites von Saplace vorlag, baburdfj nidjjt ju einem flaren SSerftänbniffe beS roefentlid&en UnterfdjjiebeS 3roifdfjen bem einen unb anbern SSerfa^ren geführt mürbe. 63 fyängt bieg mit feiner S3er= fennung beS rein analptifdjjen GfjarafterS ber 5Kat^ematif unb ber Sebeutung beS bebufttven 33erfal)renS überhaupt ftufammen; fyat er bodjj, bafc ber ©gllogiSmuS ju neuen ©rfenntniffen fü^re, gerabeju geleugnet. 2Ber alle -äKattjematif auf 3>ubuftton bafiert, fann un= möglich baS 3>Ktoftion3t)erfaf)ren matfyemattfdfj rechtfertigen. @3 märe für ifjn ein circulus vitiosus. 2Daf$ §ier 3eaon3' Sogif richtigere 2Bege roanbelt, ftefjt aufcer 3 ra e -

•Dtandfjmal ift eS, als ob audjj in Still eine 2lfynung von bem mächtigen Unterfd&iebe aufbämmere, mie rvenn er in einer 2lnmerfung jur Analysis of the phenom. of the human mind (Vol. II. p. 407) bie £f)eorie feines 33ater3 fritifierenb fagt: „Sßenn baS ©lauben nur eine unlösbare 2lffociation ift, fo ift baS ©lauben eine ©adfje


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ber ©emo^nljett unb be3 ^ufalfö, unb nidjjt ber Vernunft, ©tdjjerltdjj tft eine ctudfj nod^ fo feftc 2lf[octation jmifd&en jmet S^een fein genügenber ©runb [oon tym felbft unterftrtdjjen] be3 ©laubenä, feine ßtnftdjjt [evidence] baft bie entfpredfjenben ^atfad^en in ber äußeren üRatur vereinigt finb. 2)ie £fyeorte fd^eint jeben Unter- fdfjteb jroifd^en bem ©lauben beS Sßetfen, ber burd(j 60 t ben 3 geleitet wirb unb mit ben wirf liefen ©ucceffionen unb 60= ejiftenjen ber £§atfad[jen ber SBelt jufammenftimmt, unb bem ©lauben oon Darren auf jufjeben, ber burdfj irgenbmeldfje jufäffige 2tffociation # meldte bem ©etfte bie $oee einer ©ucceffion ober ßoe^iftenj fuggeriert, medjjantfdfj probuciert mirb; ein ©lauten, ben treffenb ber gememübltdfje 2lu3brucf f ennjetdjjnet : etmaä glauben, meil man e3 fidfj in ben ßopf gefegt Ijat." — 2)a3 alles ift oortrefflidjj. Stber e3 mtrb feinet mefentlidjjften 2Berte3 mteber beraubt, tvenn mir 3. ©t. 3D?tll in einer fpäteren Slnmerfung (©. 438) fagen Ijören: „6& muft tljm (bem SSerfaffer ber 3lnalpffe) jugeftanben merben, bafc eine Stffoctation, meldte ftarf genug ift, alle 3foeen augjufd^lie^en, bie itjrerf eitö fie felbft auSgefdfjloffen ljaben mürben, eineSlrt von medfjantfdjjem ©lauben erjeugt, unb bajj bie Sßroceffe, burdjj meldte biefer ©laube berichtigt ober in oernünfttge ©dfjranfen gemiefen mirb, alle in bem ßrmadjjfen einer ©egenaffociation befielen, meldte bie JEenbenj fjat, bie Qbec einer ßnttäufdfjung ber erften ßrmartung entfielen ju laffen, unb bafj, je nadfjbem bie eine ober anbere in bem befonberen fjattc überwiegt, ber ©lauben beftefyt ober nidfjt befteljt, genau fo als tvenn ber ©laube unb bie Slffociation ein unb baSfelbe ®ing mären u. f. m."

§ier ift tneleg, tvtö SSebenfen erregt. SBenn oon Sbeen, bie fidjj gegenfeitig auSfdjjlieften , bie Siebe ift, fo fönnte man fragen, mag ba3 für ^bten feien. fRad^ einer anberen äufterung üJliUö (a. a. D. I ? p. 98 f. Slnm. 30) fennt er „feinen $all oon abfoluter Snfompatibilität oon ©ebanfen aufcer ben jtotfdjjen ben ©ebanfen ber ©egenmart unb ber 2lbmefen^eit ein unb beSfelben". 2lber finb audfj nur biefe infompatibel? 5D?iU felbft le^rt un§ anber* märtS baS extreme ©egenteil, inbem er meint, e§ fei jugleidjj mit


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ber SSorftetfung be$ ©etng immer ctucfj bic SSorftetfung be$ 9tidSJtfetn§ gegeben (eBenb. p. 126 2lnm. 39. „2Btr ftnb un§", fagt er, „ber ©egenroart eines ®mge§ nur im 33ergletdj mit feiner 216= roefenljeit Berouftt"). ®ocfj affeg bieg Beifeite: roie feltfam, bafc e§ 5D?itt Ijter entgeht, bajj er ben ganzen auSjetdjnenben ©darafter ber ßtoibenj mieber »erloren ge^en läjjt unb nicfjtö als bie von i^m mit geBüfjrenber ©eringfcfjäfcung Be^anbelte Blmbmedjamfdje Urteile Bilbung üBrigBeljält!! 3)er ©fepttfer §ume fteljt fyiex triel Ijöljer, inbem er roenigftenS ba3 einfielt, bafc Bei foldjer emptriftifdjer Sluffaffung be3 3^i> u Won^proceffeg bem vernünftigen Sebürfniffe mcfjt genügt wirb, ©tgroarts ÄritiJ ber 5D?ittfd^en Snbuftiongleljre (Sogif n ©.371) enthält f)ier fef)r Diel 2Baljre3, nur Ijat er, inbem er ju feinen SPoftulaten greift, genrift nidjt ba3 Bei 9Jliff Unge= nügenbe burcfj etn>a$ n>aljtf)aft 33efriebigenbeS erfe§t.

69. (©. 40) 9Sgl. Hume ? Enqu. on human understanding V, 2 gegen ßnbe.

70. (©. 41) Eth. Nik. HI, 10. «gl. bie feinen Erörterungen be§ folgenben Kapitels üBer bie fünf SSetfen falfdjer Sapferfeit.

71. (©. 41) Eth. Nik. I, 2.


^Beilage ju ©. 16 unb ©. 60.

Blihloftdi übet ßtbjehtlofie $%♦

SSon

^franj Brentano.


2l6gebrutft au8 ber Sßiener 3«tung t>om 13. unb 14. 9*ot>ember 1883.


I.

„©uBjeftlofe ©ä§e" — fo nennt ber Berühmte Spradfjforfdfjer eine fletne ©dfjrift, bie er Bei tljrem erften ©rfdfjeinen „2)te Verba impersonalia im ©latnfc§en" üBerfdfjrieBen Ijatte.

®ie änberung be3 3lamen$ mochte mit Bebeutenben $ufä£en ber jmeiten Stuflage in 3ufammenl)ang ftc^cn. SDodfj märe bie neue 33ejeidfjnung rooljl audfj urfprünglidjj bie treffenbere gemefen. ®enn meit entfernt, bie ©igenljeit Bloft eines ©prac§ftamme3 tn3 Sluge ju f äffen, fyatte ber SSerf affer einen ©a$ t)on meitgreifenbfter 93e= beutung auf gcftefft / ber, menn er ber Ijerrfdfjenben 2lnfid^t roiber- fpradfj, nur um fo meljr bie allgemeine Slufmerffamfeit »erbient ^ätte. SKtdfjt allein bie Spijilologte, audfj bie Sßfgdjjologie unb 5Keta= pljpftf maren Bei ber grage intereffiert. Unb roie bem gorfdjjer auf ben erljaBenften ©eBieten, fo üerfpracfj bie neue Sefyre auclj jebem ÄnaBen auf ber ©dfjulBanf Vorteil ju Bringen, ber je£t oon feinem ©dfjulmeifter mit unmöglichen unb unBegreiflidfjen £ljeorien gequält mirb. (Sgl. ©. 23 f.)

Sollen (Stnflufj tjat bie SlBljanblung mdfjt geübt. S)ie §err= fdfjaft früherer Meinungen Befte^t audjj Ijeute nodjj ungeBrodjen. Unb menn ba3 Srfdfjeinen ber Sonographie in neuer Stuflage für eine gerotffe £etlnaf)me in weiteren Greifen $eugni3 ßiebt , fo mar bie* felBe offenBar nidf)t bem Umftanbe ju banfen, bafc man baburdfj Stufflärung üBer alten S^eifel unb Srrtum empfangen ju fyaBen glauBte. 2)arroin3 epodf)emadf)enbe3 SBerf Ijatte, gang aBgefefjen t>on ber Sttdfjtigfett ber ^gpotljefe, einen felBft für ©egner unBeftreitBaren


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SBert ; ben SReidfjtum midjjtiger 33eobac§tungen unb finnreidfjer Äom= binationen muffte jeber mit 33emunberung anerfennen. ©o mochte audjj bei -ilJiifloftclj , ber auf wenigen ^Blättern eine gattte t)on ©e= lefyrfamfeit jufammengebrängt unb bie feinften 2Bal)rnef)mungen ein= geftreut l)at, audfj ber, welcher feiner t)ornef)mften ^efe bie $u= ftimmung oerfagte, immer nodfj im einzelnen für gar trieleg ftdfj oer= pflichtet füllen.

SBir aber motten Ijier oor attem auf bie Hauptfrage adfjten unb ung in ßür§e flar machen, um mag eg ftdfj benn eigentlich Ijanbelt.

@g ift eine alte 33efjauptung ber Sogtf, bafj bag Urteil mefent* lidjj in einem SSerbinben ober brennen, in einem Segiefjen t)on 3Sor= ftettungen aufeinanber beftefje. 3)urc§ ein paar taufenb 3>al)re faft einmütig feftgeljalten , fyat fie audjj auf anbere 35igciplinen ßtnflujj geübt. Unb fo finben mir von alters fyer bei ben ©rammatifern bie Se^re, bafj eg feine einfachere 2lugbrucfgform be^ Urteilet gebe unb geben fönne alg bie fategorifdfje, meldte ein ©ubjeft mit einem $rä= btfate oerbinbet.

®afi bie SDurdfrfüljrung ©d&mierigfeiten bereitete, fonnte man ftdfj atterbingg nidfjt auf bie SDauer verbergen. ©ä$e mie: eg regnet, eg bli^t, fdfjienen ftdj ntd&t fügen gu motten. ®od[j bie 3Jle^rga^l ber $orfdfjer mar fo feften ©laubeng, bafj fie ftdf) in folgen Raffen mdfjt fomoljl jum 3metfel an ber allgemeinen ©ültigfeit tljreg <&a%&, als xrielmeljr §ur ©uc§e nadfj bem nur fdfjembar mangelnben ©ubjefte aufgeforbert füllte. Sßirflidfj meinten bann mele, fie feien begfelben Ijabljaft gemorben. 2lber, in feltfamem Äontrafte gu ber big baljin gegeigten Shugfett, gingen fie nun in ben mannigfachen Stiftungen augetnanber. Unb feljen mir ung bie oerfdfjtebenen Grflärunggoer* fud^e im eingelnen mit einigermaßen prüfenbem 33licfe an, fo be= greifen mir leidet, marum feiner oon ifjnen bauemb ju befriebigen ober audfj nur geitroetfe alle ©ttmmen auf ftdfj gu vereinigen oer- mochte.

3)ie 2Biffenfc§aft erflärt, inbem fie eine SBielljeit alg ©infjett begreift. $)ag Ijat man barum natürlich audfj f)ier angeftrebt; bod[j jeber 33erfudfj ift gefdfjeitert. SBenn man fagt: eg regnet, fo Ijaben


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manche gemeint, bag ungenannte mit bem unbeftimmten „eg" be= geid^nete ©ubjeft fei 3 ß ug ; bvc ©inn fei : 3 eug tcgnct. Stber wenn man fagt: eg raufet, fo ift eg offenbar, bafc 3^^ b<*3 ©ubjeft nidjt fein fann. Unb fo Ijaben benn anbere geglaubt, bag ©ubjeft fei f)iet bag SRaufd^en, alfo ber ©inn beg <Sa%e$: bag SRaufd^en taufet. Unb beim vorigen Seifpiele ergänzten fte bementfpredfjenb : bag Segnen ober ber Siegen regnet.

SBenn man nun aber fagt: eg feljlt an ©elb, fo müftte folge= redjt ber Sinn fein : bag $el)len an ©elb feljlt an ©elb. 2)a3 gel)t aber nidfjt an. Unb fo erflärte man f)iex trielmefjr, bag ©ubjeft fei „©elb", unb ber ©inn beg ©a$e$: ©elb fefclt an ©elb. 3teilid> mar bieg, genau befeljen, ein bebenf lieber SSerftofi gegen Die ge= roünfd&te ßinljett ber ßrflärung. Unb mnn man, ein 2luge gu= brücfenb, fidjj tfyn xrielleidfjt oerbergen fonnte, fo gelang bieg ntdjjt me^r, wenn man auf ©ä$e fttefc rote: eg giebt einen ©ott, roo man roeber in bem ©a$e: bag einen ©ott ®eben giebt einen ©Ott, nod) in bem: bag &ehen giebt einen ©ott, ober: ©ott giebt einen ©ott, ju einem annehmbaren ©inne gelangen fonnte.

§ter muftte man alfo auf ein ganj anbereg ßrflärunggmittet finnen. 3lber roo märe eineg ju finben geroefen? Unb roenn felbft <uidj l)ier ber ©djjarffmn etroag aufzutreiben oermödfjte, mag follte ttng biefeg Slbfprmgen t)on %aü ju $all, bag ja nur bie Sarifatur einer roafyrljaft roiffenfdfjaftlidjjen ßrflärung genannt werben fönnte? IRein! feine einjige Sejeid^nun beg ©ubjefteg, fo triele ifyrer btgfjer uerfudfjt roorben finb, fann treffenb genannt werben, wenn mdfjt etma ein 2Bort oon ©djjleiermadfjer. Qenn wenn biefer ©eleljrte (ogl. ©. 16) fid) rotrfltdjj baf)tn geäußert fyat, bag ©ubjeft in folgen ©ä$en fei bag 6f)aog, fo bürfte ber Slugfprudfj mdfjt forooljl mie ein ©rflärunggoerfudfj , alg trietmefyr mie ein ©pott auf bie bigfyer t)on ben $l)ilologen aufgehellten §ppot^efen ju faffen fein.

■äftandfje ^orfd^er finb barum ber Meinung, bafc bag roaljre ©ub= jeft fold&er ©ä£e mie: eg regnet, eg bli$t, big jur ©tunbe nodfj nidfjt <jefunben fei, unb bafc bie Stufgabe, eg ju fudjen, nodjj Ijeute ber Sßtffen* fdfjaft oorliege. 316er märe eg nidjjt befremblidfj, menn bie 2luffpürung

Brentano, S3om Urfprung ftttl. ©rfenntnU. 8


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eines ©ubjefteS, toeldjjeS bodjj oon jebem gebaut unb unauSgefprodjjen ju ©runbe gelegt werben müftte, fo gang auf$erorbentlid[>e ©dfjroierig* feiten Bereiten foKte ? ©teintljal raiff bieS barauS erflären, baft baS grammatifdfje ©ubjeft ein angebeuteteS, aber als unbenfbar an* gebeuteteS ßtroaS fei. 2lber mit SJttftofid) (©. 23) wirb roof)l nodfj mancher anbere hierauf ernnbern: „2Btr werben roofyl nidjjt gu Diel fagen , mnn wir behaupten , mit Unbenf barem operiere bie ©ram* matif mdfjt."

®ie Totalität ber 6rfc§einungen unb baS gerabeju groteSfe ■Dtifjlingen eines jeben SeftimmungSoerfucijeS, nrie oft unb mit n>ie= otel ©dfjarffinn er audfj gemadfjt roorben fei, finb benn audfj bie oor allem anbem oon Sföifloftdjj bafür geltenb gemalten ©rünbe, bafc baS gange angebliche ©ubjeft eines folgen ©a$eS ein SBafyn, bafc ber ©a§ feine 33erbinbung oon ©ubjeft unb $räbifat, bafj er, roie 9Kiflofidfj ftdSJ auSbrücft, fubjeftloS fei.

SBettere Betrachtungen bienen bem jur Betätigung, unb unter i^nen ift eine ßrroägung über bie Statur beS UrtetleS als befonberS bebeutenb fjertJorjuljeben. SJliflofid^ befämpft Ijter biejenigen, meldte mit ©temtljal jebe SBedfjfelbejiefyung gtoifdfjen ©rammatif unb Sogif in Slbrebe ftellen, roeljrt aber bann audfj bie Angriffe ab, bie gerabe auf ©runb fotöjer SBed^felbejie^ung oon Sßfgdjologen unb Sogifern gegen feine £e§re oerfudfjt werben fönnten. 3>a er fommt gu bem (Srgebmffe, bafi infolge ber befonberen ßtgentümlidfjfeit getoiffer Urteile fubjeftlofe ©ä§e oon oornljerein in ber ©pradfje erwartet werben müßten. @S ift nämlidfj nadjj bem, was er ausführt, nidfjt richtig, bafj in jebem Urteile Segriff auf Segriff bejogen wirb. Dft nrirb nur eine einfache üEljatfacfje barin anerfannt ober oerworfen. Studfj in folgen fällen wirb ein fpradjjltdfjer 2luSbrucf BebürfniS fein, unb eS ift offenbar, baft berfelbe ntdfjt woljl in einer Berbinbung oon ©ubjeft unb 5ßräbifat wirb befteljen fönncn. SJliflofid^ geigt, wie fdfjon wieberfjolt $f)tlofopf)en ju biefer ßrfenntnis geführt mürben, mie fie aber bie Sebeutung tljrer ßntbecfung gewöljnltdfj felbft nidfjt Jjinreidfjenb gemürbigt Ijaben. ©ie waren ftdfj über baS, toaS fie ■JteueS auSfpradjjen, felbft nid^t redfjt flar, unb inbem fie fo, in felt=


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famer §alb§eit, gugleidfj nodjj an genoiffen Sleften ber älteren 3ln* fd&auung f eft^telten / begegnete e3 ilmen, bafc fte baS im Stnfange ©efagte am (Snbe roefentlidfj roieber aufhoben. So wollte 2xenbelen= bürg in einem ©a§e nrie: e3 blt$t, fd^ltefjltdfj nidjjt eigentlich ein Urteil, fonbern nur ba3 Slubiment eines Urteilet auSgefprod&en finben, welches bem Segriffe 33li$ oorangelje, ftdfj ju tljm friere, unb baburdjj erft ba3 oollftänbige Urteil : ber 33li$ wirb burdjj ßifen geleitet, begrünbe. Unb §erbart erflärte julefct, Urteile wie: e§ raufet, feien feine Urteile im gewöfynttd&en ©inne, fie feien nidfjt ba3, mag bie Sogif ftreng genommen ein Urteil nenne. Sxeffenb ftnb bie 33emerfungen , in meldten ber SSerfaffer bie ^^nfequenj biefer $l)itofopfyen rügt, unb tljr ^rremerben an fidjj felbft auf tljre 33erfennung be3 SßefenS be3 Urteils unb iljre fehlerhafte Definition beSfelben jurücffü^rt. (©. 21 f.)

5Rad[j allem bem Ijält 5D?ifloftd^ feine fubjeftlofen ©ä$e für ootl= fommen gefiebert. Unb nidjjt bloft iljre ßrjftenj glaubt er aufter 3meifel gefteHt, fonbern er jeigt audfj, baft fie feineSwegS fo feiten oorfommen, als man nac§ bem (Streite # ber um fie geführt werben mufjte, glauben möchte. S^re -äJianmgfaltigfeit oeranlafct iljn, im jmeiten £eile ber 2lb^anblung (©. 33 bis 72) bie §auptflaffen überftd&tlidjj jufammenjufteHen, unb mir finben ba fubjeftlofe ©ä$e mit einem Verbum activum, fubjeftlofe ©ä$e mit einem Verbum reflexivum, fubjeftlofe ©ä$e mit einem Verbum passivum unb fubjeftlofe ©ä§e mit bem Verbum esse aufgeführt, unb jebe ber oier Klaffen burdfj ja^lreid^e Seifpiele au$ ben oerfdjjiebenften ©prägen erläutert. SKamentltdfj gilt bieg oon ber erften Klaffe, bei roeldfjer er eine adfjtfadjje Untereinteilung mac§t, um bie ©ä§e nadj ber 93erfc§iebenfyeit tf)re3 Sn^alteS ju gruppieren. 2113 allgemein^ gültig bemerft er (©. 6), bafc ba§ Verbum finitum ber fubjeftlofen ©ä$e immer in ber britten Sßerfon be3 Singulare unb, roo bie ^orm beS ©enuSunterfdjjiebeS fäljig fei, im Neutrum ftef)e.

2(udfj in anberen Sejie^ungen oerfolgt er bie ©adfje weiter, ©r

füljrt aus, mie bie betreffenben ©ä§e ntdfjt fpäter als bie oon einem

©ubjeft auSfagenben entftanben, fonbern urfprüngltdfj in ber ©a£=

8*


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btlbung aufgetreten (©. 13 ff., ©. 19), wie fie aber im Verlaufe ber $eit aus mannen ©prägen oerfdjjwunben feien (©. 26). @r weift nadfj, wie btejemgen ©prägen, bie fie ftdf} Bewahrt, IjieburdS) eines 33orjugeS ftdfj erfreuen, inbem if)re 2lnwenbung bem 2luSbrutfe eine befonbere Seb^aftigfeit »erleiden tann (©. 26), unb er jeigt, n)ie audfj in anberer §inftc§t fubjefttofe ©ä$e ben mit iljnen für ibentifdj gehaltenen fategorifdjjen oft nidfjt ganj gleidjjgefe^t werben bürfen. „3$ friere" ift }. 33. nidfjt oöttig ibentifdfj mit „mid^ friert", ©tatt : wag frierft bu brausen ? fomme bodjj herein ! f ann man mdfjt fagen: was friert bidfj'S brausen? u. f. n>. f/ »3Kic^ friert« fann nicfjt angewenbet werben, wenn ic§ midfj freiwillig bem fjrofte auS^ fe$e" (©. 37).


IL

£>ieS, in Äürje, ift ber Stellt ber ©dfjrift, über bie idfj mir nun nodjj ein paar ftitifdjje 93emerfungen erlaube.

SJBie feljr bie Slbljanblung im allgemeinen unb namentlich in if)rem ©runbgebanfen meinen SeifaH Ijat, gab idfj fdfjon wäfjrenb beS 33erid[jteS genugfam ju erfennen. ®ie Seweife bafür fdjjeinen mir in fo jwingenber Sßeife erbracht, bafc audfj ber SBiberftrebenbe ftdfj ber 22afyrl)eit faum wirb oerfdfjltefjen fönnen. %<§ felbft aber war, un* abhängig von if)nen, auf bem SBege rein pfpcljologifdjer Slnalpfe fdjjon längft ju ber gleiten Slnfidjjt gelangt, wie ic§ fie benn audjj, ate idjj im ^afyxe 1874 meine $fpdfjologie IjerauSjugeben begann, aufs entfdfjiebenfte öffentlich auSgefprodfjen fjabe.

©otnel tdfj midjj aber bort aud[j bemühte, bie £ef)re ins oolle Sidfjt ju fe$en unb jebe ältere Meinung als unhaltbar barjut^un: ber Erfolg war bis je$t ein geringer. 33on ganj oereinjelten ©tim= men abgefeljen, fjabe idfj ebenfowenig bie 5ßl)ilofopf)en, als SKiflofid^ in feiner erften Auflage bie Biologen ju überzeugen üermodfjt. 2Bo ein Vorurteil burdjj galjrtaufenbe ftdj feft unb fefter eingewurzelt fyat; wo eine Seljre felbft in bie 33olfSfdfju!e eingebrungen ift; wo


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ein ©a§ alg ein gunbamentalfa^ betrachtet wirb, auf bem trieleg anbete rufyt unb eg fojufagen burdfj feine ©djjwere mwerrüäbar mac§t: ba barf man nidjt erwarten, bafc bie erbrachte Sffiiberlegung fofort ben Srrtum werbe »erfdjjwinben laffen; im ©egentett ift ju fürchten, bafi man ber neuen 2lnftdjt ju t>iel -Betrauen entgegen* Bringen werbe, um if)re ©rünbe audjj nur einer genaueren Stufmerf* famfeit ju würbigen. ®od[j wenn jwei ^orfd&er twHig twneinanber unabhängig in iljrem geugniffe jufammenftimmen, wenn fie auf ganj oerfd^iebenem 2Bege am gleiten $iele angelangt finb : bann läfit ftdfj hoffen, bafj man biefe Begegnung nid^t oljne weitereg alg $ufall betrauten unb ifyren beiberfeitigen (Srwägungen eine forgfamere 33e= adfjtung fd^enfen werbe. SKöd^te fie 3JUfloftdfj in biefer neuen 2luf= läge, in ber ic§ gu meiner greube <wcl) meine eigene Strbeit berücf= fidjjtigt fanb, ju teil werben!

'Heben ber Übereinftimmung in ber £auptfac§e finb gewiffe ■3Keinunggt)erfcI)iebenf)eiten in untergeorbneteren fünften oon t>er= fdfjwinbenber Sebeutung. 3>mmerfyin toitt idjj audj fte furj namhaft machen.

SKiflofidjj fyat jene einfacheren ©ä$e, weldfje fein ©ubjeft mit einem Sßräbtfate tjerbinben, unb in beren Slnerfennung ic§ mit iljm einig bin, „f üb jeftlofe ©ä$e" genannt. 2)af$ er bieg tf)at, unb bie ©rünbe, warum er eg tfjat, tann idjj nid&t ganj billigen.

©ubjeft unb ^räbifat finb forrelattoe Segriffe, bie miteinanber ftefjen unb fallen. (Sin ©a$, ber in SBa^r^eit fubjeftlog ift, mufy ebenfo= gut audjj präbifatlog genannt werben fönnen. SDarum fdfjeint eg mir ntdfjt gan? paffenb, wenn -äKiftofidf) foldfje ©ä$e immer nur als fubjeft^ lofe, unb gerabegu unrichtig, wenn er fie als blofte $räbifatfä$e bejeidf^ net (t>gl. ©. 3, ©. 25, ©. 26 u. ö.). @g fönnte bieg auf bie Meinung führen, bafc audfj er einen jweiten 93egriff (bag ©ubjeft) unauggefprodfjen ^inäugebad^t glaube, wenn er bieg nid^t aufg entfd&iebenfte in Slbrebe fteHte (©. 3 f. u. ö.), ober bafc er foldfje ©ä$e nur für »erfümmerte fa= tegorifdfje ©ä$e unb biefe $orm für bie urfprüngtid^e fjatte, wenn er nidjjt audjj bieg augbrücfltdfj wiberlegte (©. 13 ff.). SSielme^r fdjjemt nur bag feine 2lnftdfjt, bafi ber natürliche ^ortfdfjritt beg 2)enfeng unb ©predfjeng


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Don einem einfachen 311 einem fategorifdjjen ©a$e im allgemeinen in ber 2lrt gemadjt werbe, baß ber in jenem allein enthaltene Segriff f\d) einen jweüen alg ©uBjeft gefeile. „2>te fuBjeftlofen ©ä$e", Ijeißt eg ©. 25, „frnb . . . ©ä£e, bie nur aug bem Sßräbtfate Befteljen, au$ bem, mag in einer großen Sfojaljl von ©ä$en in ber natürlichen ©ebanfenBilbung alg bag Spring anjufeljen ift, woju bag ©uBjeft gefugt werben fann, aBer nidjjt gefugt werben muß.

216er audfj bieg bürfte faum richtig fein, unb fd^on ber 2lugbrucf „©uBjeft" fdfjeint wenig bafür ju fpredfjen. 3)ag, mag ju ©runbe gelegt wirb, ift ja bod& wofjl bag, wag Beim 2lufBaue beg Urteiteg bag erfte ift. Studfj bie jeitlidfje Stufeinanberfolge ber SBorte ftimmt fdjjled&t bamit üBerein ; benn gewöjjnltdjj Beginnt man ben fategorifd&en ©a§ mit bem ©uBjefte. Unb eBenfo fann man bagegen geltenb madfjen, baß ber Sftadfjbrucf twrjüglidfj auf bag Sßräbtfat ju fallen pflegt (wag SrenbelenBurg baju führte, bag Sßräbifat alg ben $aupt= Begriff ju Bejeidfjnen, ja, mit einiger ÜBertreiBung , ju fagen: „wir benfen in ^räbifaten", ogl. ©. 19). SBenn ber 5ßräb«atg6egriff bag ift, wag neu Ijinjufommt, fo wirb er naturgemäß ber ©egenftanb beg oorjüglidjjeren 3>ntereffeg fein ; gerabe bag ©egenteil aBer müßten wir erwarten, wenn ber ©uBjeftgBegriff bag nm Ijinjutretenbe -äJioment enthielte.

9Kan fann eBenfo waf)r fagen: ein SSogel ift fdjwarj, alg: ein ©dfjwargeg ift ein SSogel; ©ofrateg ift ein -äJienfdfj, alg: ein 9Jtenfdfj ift ©ofrateg; aBer fdjjon Slriftoteleg Bemerfte, nur bie erftere $räbifation fei natürlich, bie festere ber natürlichen Drbnung entgegen. Unb bieg ift wirflidfj infofem ber $all, alg man natur^ gemäß ben £erminug jum ©uBjefte madjjt, auf welken man juerft IjinBltcfte, ba man bag Urteil Bilbete, ober auf weldfjen ber Slngerebete junädjjft achten foll, um ben ©a£ ju üerfteljen ober fidjj von feiner SBaljrljeit ober ^alfdfjljeit Äenntnig ju »erfd^äffen. 9Jtan fann ftdfj t>om SDafein eineg fdfjwarjen SSogelg üBerjeugen, inbem man iljn unter ben SSögetn ober unter ben fd^warjen ©egenftänben fud^t; Beffer aBer unter ben erften. Unb fo fann man fidf} audfj leidster


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überzeugen, oB ein Snbttribuum unter eine 2trt ober ©attung gehört, romn man feine Sftatur jergliebert, als mnn man ben Umfang beS Betreffenben 2lllgemein6egriffeS burdjjläuft. S)ie 3=äffe ber 2luS* naljme Beftättgen f)ier beutltdfj bie Siegel unb tljre 93egrünbung, nrie j. 93. roenn tdjj fage: bort ift etwas ©djjmarjeS, biefeS ©djjmarje ift ein 33ogel, roo idfj eBen beSljalB, meil idjj junädfjft bie $arBe er= fannt IjaBe, fie in bem barauf geBilbeten fategorifdfjen ©a$e natur* gemäfj gutn ©uBjefte madfje.

SSon ben Beiben fategorifdjjen ©oriten, bem 2lrtftotelifc§en unb ©oclemanifdfjen , madjjt ber erftere in jebem folgenben ©liebe ben Terminus, ben eS mit bem oorfjergeljenben gemein Ijat, jum ©uBjefte, ber legiere jum S)Mbifate. $ener erfdjjemt aBer eBen barum als ber natürlichere unb mirb allgemein als ber orbentlidjje, biefer als ber umgefeljrte Äettenfdfjlufj Bejetdjjnet. ©ö werben mir benn geroöfynlidjj audjj ba, mo mir auf einen ©a§ ofyne 8egrtffS= Derfnüpfung einen fategorif dfjen , ber einen Terminus mit tfjm gemein Ijat, folgen laffen, biefen bann nid^t als ^räbifat, fonbem als ©uBjeft oerroenben, unb man fönnte barum efyer fagen, baft ein Sßräbifat jum ©uBjefte, als baft ein ©uBjeft jum S)Mbtfate ge= fudfjt roorben fei. $. ^3- : c ^ taufet; baS Staufdfjen fommt tum einem 93ad^e. @S bonnert; ber ®onner oerfünbet ein naljenbeS ©eroitter. @S riecht nac§ Stofen; biefer Stofengerudfj fommt aus bem 9tadf)6argarten. @S wirb gelabt; baS ©elädfjter gilt bem §anSnmrfte. @S feljlt an ©elb; biefer ©elbmangel ift bie Urfad&e ber ©tocfung ber ©efdfjäfte. @S gieBt einen ©Ott; biefer ©Ott ift ber ©djöpfer beS §immels unb ber ©rbe u. f. ro. u. f. n>.

9lur in einem ©inne fdjjeint mir barum ber StuSbrucf „fuBjeftlofer ©a$" fiel) rechtfertigen unb trielleidjt fogar empfehlen ju laffen; wenn man nämlidfj barauf Stücfftdjjt nimmt, baft ber barin enthaltene Segriff, als einiger, natürlich audfj ber §auptBegriff ift, als roeldjjen mir im fategorifd^en ©a$e baS 5ßräbifat erfannten. ©anj äfynlidjj bürfte man ja audfj oon ben fategorifdjen ©ä§en im 33erl)ältmffe ju ben Ijgpotljettfdjen oiel eljer fagen, bafj fie t>orber= fa^lofe ©ä§e, als baft fie ©ä§e oljne ;Jtadfjfa§ feien; ntdfjt als 06,


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wo von feinem 33orberfa$e, nodfj oon einem 9tadfjfa$e gefprod&en werben fönnte, fonbern weil im Ijppottjetifdfjen ©afcgefüge ber 9tadfj= fa£ eben ber #auptfa£ ift. 3« biefer SBeife atfo fönnte idfj m\fy in bem SluSbrucfe „fubjeftlofe ©äfce" mit bem SSerfaffer oieffeidfjt einigen.

(Sin anberer ^5unft aber, in welkem idfj iljm nidfjt woljt betju= pflichten oermag, ift bie grage, in wetdfjem Umfange fubjeftlofe <3ä$e anwenbbar feien. 9Jtit Stecht betont -Dliflofidfj, baft bie ©renken tjier feineSwegS eng gejogen werben bürften. Stber er glaubt — unb gerabe fein 33erfudfj einer Überfielt unb Einteilung beS mannig= fachen barin auSbrücfbaren ^ntjalteS geigt bie£ aufs beutlidfjfte — baft foldfje ©renken bod[j {ebenfalls beftünben. 2)ieS fdjjeint mir nun aber nidfjt ridfjtig. 3)ie 2lnwenbbarfeit ber fubjeftlofen $orm bürfte oietmel)r ftreng genommen eine unbegrenzte fein, inbem, wie idfj fdfjon in meiner Sßftjd&otogie nad&gewiefen ju tjaben glaube, jebeS Urteil, möge e3 in fategorifdjjer ober tjtjpottjetifdfjer ober bisjunftwer $orm auSgefprodfjen werben, fidfj otjne bie geringfte Änberung be§ ©inneS audfj in bie gorm eines fubjeftlofen ober, wie idfj mic$ au& brücfte, eines (Sjiftentialf afceS f leiben täfct. ©o ift ber ©afc : irgenb ein 3Kenfdfj ift Iranf, ftjnontjm mit: es giebt einen franlen 9Jlen- fdfjen ; unb ber ©a£ : alle -äJienfdfjen fmb fterblid^, fynonpm mit : e3 giebt nidfjt einen unfterblidfjen 9Kenfdfjen, u. bgl.*.


  • 9tad)trägliclje $3emerfung:

2Ba§ iti) Ijier oon ber allgemeinen SBerroenbäarfeit ber egiftentialen gormel fage, gilt nur mit ber einen, feläftüerftänbltdjen Sefdfjränfung auf roafjrljaft unb ooUfommen einheitliche Urteile. 2US 2luöbrutf foldjer Urteile tyat bie Sogt! oon je Jjer bie fategorifdje gormel gebraust; bas Seben roenbet fie oft audfj als* 2tusbrucf einer Sftefjrfjeit aufeinanber gebauter Urteile an. (So beutltcf) in bem @a|e: bteS ift ein 9ttenfd(j. 3n bem Ijinroeifenben „bieS" liegt fdjon ber ©lauften an bie ©giftenj eingefdjloffen; ein jroeiteö Urteil fpriefit itym bann bas ^räbifat „SJtenfcl)" $u. Stynlicljes gefdjietyt audj fonft häufig, deiner Meinung nadj roar e3 bie urfprünglidjje 93e* ftimmung ber fategorifdjen gormel, folgen 2)oppelurteilen, bie etxotö an* erfannten unb anbereS ifjm $u* ober abfpradjen, ju bienen. Sdjj glaube aueö, bafj bie ejiftentiale unb imperfonale gormel buref) gunftionsroed&fel auö tljr fjeroorgegangen finb. 2)ie§ änbert nichts an iljrer roef entließen 23e*


— 121 —

Unb noc§ in einer mtbern Sejiefyung fdfjeint mir s 3Rifloftd[> bie STnwenbbarfeit feiner fubjeftlofen ©ä$e ju fefyr befdfjränh ju Ijaben. 2Bir fjörten von tfjm, bafc foldfje ©ä$e „ein 3?or$ug ber ©prac§e" feien , „beffen ftd^ entfernt nidfjt alle ©pradfjen rühmen fönntcn" (©. 26). ®ies fdfjeint inbeffen faum glaublich, wenn e$ richtig ift, was er felbft an anberer ©teile fo überjeugenb nadfjweift, nämlidj baß e£ Urteile gießt unb von äfafang an gegeben fjat, in welctycn nidfjt jwei Segriffe aufeinanber besogen werben, unb bie barum audj unmöglich burdfj bie SSerbinbung eines ©ubjeftö mit einem s ^räbifate auSgebrücft werben fönnen (t>gl. ©. 16). 3)enn IjierauS wirb ni$t blofi mit Sötifloftdfj bie notwendige Sjiftenj fubjeftlofer Säfte über- haupt, fonbem bann auä) weiter nodfj gegen itjn bie Sgiftcnft fold^cr ©ä$e in allen ©prägen gefolgert werben muffen.

$>af$ ber 3Serfaffer fidfj hierüber täufd^te, fdfjeint ftdfj mir jum £eil wenigftenS barauS ju erflären, baft er, um ja redfjt uorfidfjtig ju fein unb für feine £ljefe fein Seifpiet unberechtigt in 3lnfprudfj ju nehmen, gewiffe ©ä$e, bie in SBatjrfjeit fubjefttoä fmb, nidfjt alä foldfje geltenb su machen wagte. 2Bir fjörten, wie -JKiflofidfj bie Meinung auefprad^, bafc ba£ Verbum finitum ber fubjeftlofen ©ä$c immer in ber britten $erfon be3 Singulare unb, wo bie gorm beä ©enu3unterfd(jiebe3 fällig fei, im -Neutrum ftelje. £)ie3 war woljl ftdfjer eine ju enge Umgrenzung, bie er audfj felbft, freiließ erft an einer oiel fpäteren ©teile, im ^weiten £eile ber 2tbt)anblung burdfj= bricht, wenn er fagt: „%n »e3 ift ein ©ott« wirb ber Segriff » ©ott « abf olut , ofjne ©üb jeft aufgeteilt ; ebenfo : . » e£ f i n b ©ötter«." Unb er fügt Ijier bei: „$a3 » ift < be$ (%iftential= fafceä tritt an bie ©teile ber fogenannten Äoputa »ift«, bie, in Dielen, bei weitem nid^t in allen ©pradfjen jur 2luS* fage unentbehrlich, biefelbe Sebeutung Ijat wie bie ^erfonatenbung ber Verba finita, wie »e3 ift ©ommer, e3 ift 9tad(jt« neben »e$


fonberfjett; eine Sunge ift leine gifdjbfofe, audfj wenn fte genettfdj) auä U;r fjeroorgegangen ift, unb ba$ Söörtdjen ,,fraft* barum ntdjt minber eine blofe fnnfategorematifdje ^artifel (ogl. Will, Sogtf I, 2 § 2), weil fte t)on einem ©auptroort tljren Urfprung fjerfettet.

8**


— 122 —

fommert, e§ nadfjtet« beuttidfj jeigen. »3>ft< ift bemnad(j fein «ßräbifat" (©. 34, ©gl. übrigens audfj ©. 21 oben), ^n ber £ljat, wenn ber ©a$ : eS giefit einen ©ott, fo wirb aud^ ber ©a$ : e$ ift ein ©ott, bann aber auc§ ber ©a$: e3 ftnb ©ötter afö fubjeftloS ju betrachten fein, unb bie früher aufgefteffte SRegel Ijat fid(j als ju eng erwiefen. £)amit aber, bafc bie Gj:iftentiatfä$e (unb etwaige analoge ©ebitbe) alle ju ben fubjefttofen ©ä$en ju rechnen ftnb, bürfte, was wir oben bartfjun wollten, fid^ betätigen, baft e3 nämlidfj motjl feine ©prad[je giebt noc§ geben lann, bie biefer einf äfften ©ä$e gang entbehrte. 9tur einige befonbere 2lrten be3 fubjeftlofen ©a$e3 bürften bemnadj ba3 fein, tvtö wir tjier mit 9ülifloftd[j als ben eigentümlichen SSorjug gewiffer ©prägen anerkennen muffen.

2)ie3 etwa finb bie 2lu3ftellungen, bie idfj ju machen für nötig {jielt. 3Jlan fteljt, baft fte, wenn fie richtig befunben werben, fo= wenig ben §auptgebanfen be3 93erfaffer£ in feiner Stidfjtigfeit ober in feinem 2Berte beeinträchtigen, bajs fie itjn oielmetjr eine nodfj erweiterte 33ebeutung gewinnen taffen. Unb fo fdfjliefje ic§ benn mit bem erneuerten 2Bunfd[je, e£ möge bie intjaltreidfje Heine ©d[jrift, bie bei iljrem erften ßrfdfjeinen ntd^t allgemein genug beachtet worben ift, in biefer jweiten Auflage, bie einzelnes berichtigt, oiete£ erweitert unb namentlich bie fritifd[jen (Sinwänbe oon ©elefjrten wie 33enfeij, ©teinttjal unb anberen in tafonifdfjer $ürje, aber mit wahrer bialeltifc^er Äraft wiberlegt, jene ü£eilnat)tne finben, weldfje bie 2Bic^tigfeit ber $rage unb bie treffliche £)urd[jfüt)rung ber Unter* fud[jung oerbienen.


^ierer'fc&e $ofbud&brucferet. Stephan ©eibel * 60. in 2Utenburg.


IgterCag von Qxm&ex & <$mmßfof in JBetpatg.


ÄUt)dm 3BUtl)ei), Einleitung in bie ©eifteänriffenfdfjaften. SBerfudfj einer ©runbtegung für ba3 ©tubium ber ©efettfdfjaft unb ber ©e= fd&idjte. Srfter «cmb. 1883. *ßrei$ 10 M. 80 <ßf.

QttJttium <Ebbins^fttt£, lieber ba3 ©cbäd^tnife. llnterfudfjungen jur experimentellen Sßfpdfjofogie. 1885. *ßrei3 4 3)1.

(ßwnrin Ä, &pt)ite£, 2Baf)rne§mung unb ©mpfinbung. Unter* fud^ungen sur empirifc^en ^ßfydfjologie. 1888. $rei£ 6 9K. 40 $f.

Wilhelm Siltyei), SHd&terifd&e (SinbUbungSfraft unb Sffia^nfinn. 1886. $reiS 80 5ßf.

€♦ «♦ Mifytltt unb erbung§fc§riften unb einer ©efdfjid[jte ber SßreiSberoerbung. 1888. *ßrei$ 3 3K.

(ßu(lnu fteidjmüUet, lieber bie Unfterblidtfeit ber ©eele. 3n>eite Sluffoge. 1879. 5ßrei§ 4 2K. 40 *ßf.

Wt^arb Mailafi^ek, ©tubien jur SWedjtSp^üofop^ie. 1889.

$rei$ 7 3JL

•itftaii fceii^roöiUt, lieber ba3 SBefen ber Siebe. 1879.

$reiS 4 3K. 80 *ßf

3ofepl) «fk(lcitt t ®ie @ljre in <ß$ilofop$ie unb »e$t 1889

SßreiS 2 9R. 80 *ßf

ftarl Srfjuli, SDer ©otteSgebanfe. ©runbjüge einer geifteä gefdfjidjttidjen Setrad&tung. 1888. *ßrete 3 9Jt. 60 *ßf

ttutjarb JBnllaf4)ch, Sbeen jur ptaftiföen $f)üofopf)ie. 1886

$rei$ 3 3K


"gTerfag »Ott ^tmcßer & J^umßfof m Jfeipätg.


(föeorg HUillielm JFriebrid) %t§tV% Werke.


"gToffßänötge f§>rt£maCmt0gaBe.


i.


ii.


Wlofopbjfdje 2lb unblutigen, ßr«g. - - ■ - 2. Slufl.


oon (Sari «ubroig 9Riä)elet. 1845. (XXII, 412 £.)


9 2R.


m-v.


vi.


VII.


VII.


vm.


^Phänomenologie be3 ©elftes. &r$g. oon 30^. Sajulje. 2. unoeränberte Slufl. 1841. (XU, 591 ©.) 10 9Jt.

SBiffenfc^aft ber SJogif. $r*g. oon Seopolb o. fienning. 2. unoeränberte 2lufl. 3 Pfeile. 1841. (VIII, 452; XII, 235 u. VIII, 343 6.) 16 Vi. 60 $f .

(Sncoflopäbie b. pbjlojopbjfc&en SBiffen* fajaften im ©runbriffe. 1. Xtyit. 2>ie Sogif. £r3g. unb naa) Anleitung ber oom ^erfaffer gehaltenen SJorlefungen mit (Erläuterungen unb Rufäfcen *>*** feljenoon2eopolbt>. < ßenmng. 2. 2lufl. 1843. (XL, 416 S.) 5 3H. 40 ^f.

1. SBorlefungen über bie 9laturp^ilo* fopbje, ald ber ©ncgflopäbie berp^tlo* fopbjfdjen 2Biffenfa)aften im ©runb* riffe. 2. 2$etl. £r3g. oon 6arl fiubio. 9Mä)elet. 2.»ttff. 1847. (XXX, 698 S.)

11 9W. 20 Sßf.

2. ©ncijflopäbie ber pbjlofopbjfdjen 2Biffenfa)aften im ©runbriffe. S.X^eil. 2>ie «p^ilofop^jic be3 ©eifteS. £r3g. oon Subroig JBoumonn. 1845. (X, 470 ©.) 10 an.

©runblinien b. ^^ilofop^ie beS 9tea)tS, ober 9taturred)t unb <2taat3totffenfdjaft im ©runbriffe. fir«g. o. (Sbuarb @an3.

3. Slufl. 1854. (XX, 432 S.) 6 3)1.


IX.


SJorlefungen über bie Wlofopfcie ber ©efdjidjte. §r3g. oon (Sbuarb ©and. 3. 2lufl., beforgt oon Äarl &egel. 1848.

6 9».!


(XXVI, 547 e.)


80 33f.


X. 1-3. »orlefungen über bie Steftljetif.

fx$a. von &. ©. fcottyo. 2. 2lufl. Steile. 1842, 43. (XVI, 532; X, 465 u. VIII, 581 <2.) 19 9R.

XL XII. öorlefungen über bie Wlofopbje ber «Religion. «Webft einer ®a)rift über bie SBetoeife oom Xateyn ©orte«. ärSg. oon qtyll. SWarljetnefe. 2. oerbefferie 2lufl. 2 «eile. 1840. (XVI, 456 u. VI, 553 e.) 14 an.

XIII— XV. SSorlefungen über bie ©efd&ia)te ber ^ߣ»i(ofop9ie. &räg. oon (Sari fiubtotg 3JHa)elet. 2. oerbefferte SlufL 3 fc&eile. 1840-44. (XX, 376; VI, 518 u. VIII, 624 e.) 20 m.

XVI. »ermifajte ed)riften. £räa. oon ft. ftörfter u. £. $ouminn. ©rfter öanb. (VI, 506 ©.) 10 3».

XVII. Sermifd&te (Stritten. SJörfter u. 8. iöoumann. (VI, 470 ©.)

XVIII. Wlofopbifcbe ^ropäbeutif. firSg.oon ß. SRofenfranj. 1840. (XXIII, 205 o.)

5 9R.

XIX. 1. u. 2. Briefe oon unb an $egel. $r8g. oon Äarl fiegel. 1887. (XII, 430 u. IV, 399 S.) 16 9R.


rSg. oon ft.

weiter SJanb.

10 2R.


SDie ©ämmttidjenSBerie^eget'g, £f)eü I— XIX. 1 u. 2., beren ©injelpreig 169 9Rarf beträgt, ertaffen wir big auf SBiber* ruf ju bem fjerabgefe^ten ;Ketto=33aar=$ßrei3 oon

— 116 l«arß. =— =

Dfyne ben, ben 19. £f)eil bilbenben Sriefroec^fcl foften §egeP$ ©ämmttidje SBerfe (SljeU I— XVIU) 100 2Karf.

95ie in unferm Serlag^fataloge oom S^re 1882, foroie an anberer ©teile oeröffentHdjten ^ßret^angaben finb mit Sluögabe oor* fte^enber Slnjeige erlofd^en unb ungiltig.

Seipjig, 1887. 3)ie SSerlag^anblung:


Dundur & ^uinblot


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