Die conträre Sexualempfindung  

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{{Template}} Die Contrare Sexualempfindung (1891) is a book by by Albert Moll. It is the first modern monograph on homosexuality. Empfindung is German for sense.

Full text

Vorwort zur ersten Auflage.

Als Gasper 1852 die feine Bemerkimg machte, dass die bis dahin als eine lasterhafte Yerimuig angesehene sogenannte Pftderastie auf einer meist angeborenen krankhaften Anomalie beruhen und eine Art geistiger Zwitterbildung darstellen dürfte, hatte wohl niemand geahnt, dass kaum 10 Jahre später in umfangreichen wissenschaft- lichen Werken eine förmliche Pathologie der psychischen Seite der VHa segwMÜs m finden sein werde. Nachdem die Wissenschaft end- lich och der Iftcherlichen Prfldeiie, mit welcher sie früher psycho- sexnellen Forsdmngen ans dem Wege gegangen war, entschlagen hatte, eröffnete sich ihr auf dem klinisch, sozial und forensisch doch so wichtigen Gebiet eine erdrückende Fülle von Thatsachen, geeignet Jahrhunderte bestandene Irrtümer zu berichtigen, Phäno- mene von gröBStem wissenschaftlichem, aktuellem wie auch histo- rischem Interesse zu erkennen und sogar teilweise zn erklären. Gifliehwohl wird Jeder, welcher dieses nenersehlossene Gehiet der p^ehosenellen Anomalien kennt» sngehen müssen, dass der grOflste Teil desselben noch der Elämng nnd Brfi>r8ehnng hedaif nnd nur gewisse Grundzüge bis jetzt gewonnen sind. Eines der wichtigsten, interessantesten und bestgekannten Ge- biete innerhalb der Psychojmthia sexualis stellt dasjenige dar, welches sich der Herr^ Verfasser zum Gegenstand einer mono- graphischen Bearbeitimg ausgewählt hat * Seinem Wunsche^ dieser einen Geleitsbrief mitsogeben, komme icli am so lieber nach, als ich seine Arbeit als sine hOdist verdienst- Udie anericennfln mnss nnd, obwohl selbst Kenner nnd Forscher anf diesem Gebiete der Pathologie, in seinem Buche schon bei flüchtiger ^ Durchsicht manche Anregung und Belehrung gefunden habe. ^ Zu einer Kritik desselben ist hier nicht der Ort. Divergenzen S bezüglich der Meinungen und Erfahrungen der Facbgenossen, welche € Tor ihm dieses heikle Gebiet wissenschafüich zn erforschen bemüht . waren, wird der Herr Yeiftaser nnr in nnwesentlichen Dingen er- IV ▼onract nur entea Anflaga. fftbren, und er wd die volle Anerkennimg finden, die enieni mit soviel Littefatnrkenntnifl, eigener fixfahning und Scbaiftinn ge- Bchiiebenen Werke gebfihrt Aber nicht bloss für den Fachmann bietet das vorliegende Buch eine Fülle von wertvollen Gesichts- punkten und kritisclieu zur Prüfimg des bereits Gefondenen und zu weiterer Forschung hindrängenden Bemerkungen. Es wird in gleicher Weise den Arzt, den PoUzeibeamten, den Untersachnngsrichter, den Staatsanwalt nnd den Verteidiger, den Histoiiker, den Fsjchologen, den Antfaiopolqifen, den Soäologen, den Erzieher der Jugend nnd der GeseUschaft^ den Gesetzgeber aufklären und zu Erwägungen anleiten. Klar und In stimmt ergiebt sich aus dem Buclie des Verfassei-s die Walirheii der These Ca-spers vuu der krankhaften Bedeutung einer psychosexuellen Erscheinung, die, obwohl seit Jahrtausenden bekannt, als dem Gebiet der Pathologie des menscblichen Geistes angehOxig verkannt blieb nnd nur den Moralisten nnd den Bichter besebftftigte. Der medizinisehen Forsehung gebflhrt Mer, wie in so vielen anderen Fragen, das Verdienst, aufklärend gewirkt und der A\'ahi'- heit, dem ßeclit und der Humanität zum Sieg verhelfen zu haben. Konsequent und klar zieht der Verfasser aus seinen wissen- schaftlichen Prämissen der Krankhaftigkeit der urnischen Liebe die Folgerungen f&r die forensische Benrteilnng der von Joier Heinigesachten nnd weist nach, dass der § 175 des StralSsesetz- bnches dnen Anachronisnins gegenüber den Forschungen der Medizin darstellt, der in seiner gegenvirtigen Fsssnig nnmOglidi so weiter stehen bleiben kann. Wer immei» einen Einblick in rlas Leben und Leiden dieser Urninge^ wahrer Stiefkinder der Natur und Parias der Gesellschaft, zu thun vermocht hat, wird des Verfiassers Argumente f&r die Nichtverfolgung nmischer liebe nnter gewissen Voranssetzongen» zn würdigen wissen nnd sie sn den sonigen machen. Jedenfidls wird die künftige Gesetzgebung, die wie z. B. die üsterreldiische geneigt ist, alte Irrtiimer neu zu kodifizieren, die Darstellungen des Verfassers de lege ßrcnda nicht unbeachtet lassen können. Mit der Thatsache, dass die urnischc Geschlechtsrichtung- nicht Perversität, sondern Perversion ist^ d. h. eine krankhafte Ver- Vorwort zwc ersten Auflage. V anlagnng voraussetzt, nm sich za entwickeln, nnd anter allen Um- ständen eine ki ankhafte Erscheinnng darstellt, hat sich aber nicht bloss das Forum im eugorcn Sinne, sondern auch das der öffent- lichen Meinong zu beschäftigen. Jene wissenschaftliche Thatsache ist eine ErlOsmisr von dem traditioneUen Vorurteil, daa in dem nn- glftcUichen Mitmemschen, dem ein grausames SeMcksal homosexuelle Empilndnngen und Tiiebe suillgte^ und das ihn damit um Lehens^ und Familienglflek betrog, nur den sittlidi Verkommenen erblickte und ihm mit Verachtung begegnete. Für jeden Freund der Wahr- heit und der Humanität muss es eine Genugthuung sein, zu er- fahren, dass der urnische Mitmensch ein Unglücklicher, aber kein Verbrecher, kein Schänder menschlicher Würde, sondern ein Stief- kind der Natur ist, der ebensowenig Verachtung verdient als ein anderer, welGher mit «ner körperlichen IGssbildung zur Welt ge- k<muneii ist» Qesehicbtliehe Thatsachen und eigene Erfahrungen haben mich genugsam darüber autgeklärt, dass es nicht selten sonst höchst ehrenwerte und für die menschliche Gesellschaft sehr wertvolle Individuen waren und sind, die mit der anseligen psjchosexaellen Anomalie behaftet sind. Im Sinne einer Anfklftrong edel denkender, d. h. gerechter Mit- bftrger ist den unglttckUcfaen ümingen zu wflnsehen, dass das Buch des Yerfsssers eine möglichst weite Terbreitnng finde. FreQich kann es keine populäie Lektflre abgeben, nnd der Verfasser hat schon stylistisch und durch vielfache Zuhilfenahme der vSprache der Ge- lehrten (lafiir gesorgt, dass es koine solche werden kann; aber jeder akademisch Gebildete wird das Btieh verstehen können. Jedem solchen, dem es um Wahrheit, Recht und Humanität zu thnnist^ mdge das Werk empfolilen sein. Ist es doch in einem Geist der Aufrichtig- keit, Wahrheit und WissensehafUichkeit geschrieben, der smne wohl- thnende^ Überzeugende und aufkllrende Wirkung nicht yerfehlen kann. Nicht in letzter Linie dürfte das Buch aber den praktischen Ärzten willkommen sein, für welche das Gebiet der psychosexuellen Anomalien bisher grösstenteils eine Terra incognUa war, und die deshalb nicht verfehlten, der grössten Missgriffe in der Behandlung sich schuldig zu machen. Ausgehend t<hi der traditionellen An- schannng, dass es sich hier um blosse Verirrung oder sexuelle ün- VI gezogenheit handle, übediessen de kontrftr Sexuelle ihrem Schicksal oder drängten sie zur Ehe, die nur das grösste Unheil stiften konnte. Ob es überhaupt für konträre Sexualempfindung ein Heilmittel giebt, ist eine Frage, deren Lösung der Zukunft augeliört. Es mehren sich die Fälle, in welchen es der Heilkunst bereits gelangen ist» auf dem Wege der (hypnotisch) BUggestiveii Behandlung solchen Unglückliche die rettende Hand aus namenlosem Elend za bieten nnd sogar die Nator zn korrigieren. Vor Hlnslonen dflifte gleich- wohl zn warnen sein. Viel wichtiger erscheint mir filr den Arzt und den Erzieher die Kenntnis der Wege, auf welchen sich die konträre Sexualempfindung auf Grund bestehender Veranlagung entwickelt, und die sich daraus ergebende Prophylaxe. Aach ich habe die Überzeugung gewonnen, dass der Uranismns in der modernen Gesellsdiaft eine grosse Ver- brdtong hat nnd immer mehr sich ausbreitet Die Erklärung liegt für mieh in der Thatsaehe der grossen ffiudlgkeit veranlagender Be- dingungen in der modernen, Tielftch nenropatinsch heiasteten Ge- sellschaft einüi- uiid der enormen Häufigkeit vorzeitiger Weckung der Sinuiichkeit und des ]Missbrauches der Zeugungsorgaue anderer- seits. Hier bietet sich meines Erachtens ein dankenswertes Feld des Eingreifens für den Hausarzt und den Erzieher, aber auch fhr die Wflchter der guten Sitte besw. der OientUchett Sittlichkeit Es ist tief bedauerlich, za sehen, weldie erotische Schandlitterator sieh in den SchauÜMteni der Bncfalfiden aufdringlich breit macht» nnd wie sehr die Zote nnd der seznelle Skandal die moderne Btthne be- herrschen. Über der Fürsorge für die intellektuelle Fortliildung in der Schule versäumt man heutzutage die Pflege des Gemüts und fies Sinnes für Gutes, Erhabenes und Schönes. Vor dem Geist der Frivolität und Unsittlichkeit, der sich in öffentlichen Lokalen, im Theater nnd ui der sogenannten schonen litteratnr geltend macht» sollte unsere heranwachsende Jugend besser bewahrt bleiben. HobaU 9ua faia UbefUI Dem Buche des Verfassers wage ich eine gibistige Auflmhme zu prognostizieren. Es verdient sie und wird sie sicherlich finden. Wien, 21. Juni 1S91. Dr. V. Krafll-Ebing. Vorbemerkung zur ersten Auflage. Das llaterial fttr die yorliegende Arbeit habe ich anf yer- acliiedeiien Wegen erhalten. In erster Linie habe ich meine Anf- merksamkeit der alten nnd nenen Litteratnr zugewendet; deren Keuntnis wurde mir wesentlich durch das Entgegenkommen der Königlichen BibliotliL-k in Berlin erleichterte die mir zu nirinon Studien die einschlägige Litteratur bereitwilligst zur Verfugong stellte. Meine spesialistische Beschftftignng mit Nervenkrankheiten hat mir einen kleinen Tdl meiner Beebaehtnngen geliefert Von einigen Behörden wurden mir feiner mehrere FSlle mitgeteilt^ die ein be- sonderes Interesse darboten. Die forensiBche Benrteflnng der Frage lernte ich durch Studium gerichtlicher Akten kriincn, in die Ein- sicht zu nehmen mir in freundlichster Weise von der Königlichen Staatsanwaltschaft gestattet wurde. Dies alles aber hätte nicht genflgt^ nm mir auch nnr eine ober^ ÜAehliche Übersicht über das Gebiet za Terschaffen. Hienn war es nötig, einen EinblidL in das innere Leben jener Leate zn gewinnen, die mit kontrftrer Seznalempfindnng behaftet sind. Wenn mir das, wie ich glaube, gelungen ist, so habe ich es einem Herrn zu danken, der mir mit Erlaubnis des Königlichen Polizeipräsidiums von Berlin hierzu die Wege wie^s. Der Herr, der hierdurch mir zur Erlangung eines sehr grossen Materials verhalf^ ist Herr Kriminal- polizei-Inspektor Yon Heerscheidt-Hailessem in Berlin. Er selbst war hierbei zom grossen Teil mein Begleiter nnd war mir in nneimftdiicher Weise nnd, ohne Zeit oder M9he zn sparen, bei meinen Nachforschungen behilflich. Dem Berliner Königlichen Polizeipräsidium sowie Herrn von Meerschcidt-Hüllessem Iderf&r meinen anfrichtigsten Dank zu sagen, ist mir eine angenehme Pflicht. Toitaiilnuig nr entn Auflag«. Auch allen anderen, die mich bei meiner Arbeit nnteistfltsteQy sei mehi Dankeetribnt an dieser Stelle daiigebraeht Ansser der Königlichen Staats an valtsehaft gebührt ein soldier besonders nodi folgenden Herren : Herrn Professor y. Erafft-Ebing in Wien, der privatim mich auf einige litterarische Erscheinungen liinwies, und dessen Arbeiten ich überhaupt die Anre^img zu vorliegeudem Buche in erster Linie verdanke; Herrn Dr. MaxDessoir, der mir oft als treuer Freund und Berater zur Seite stand; endlich noch einem Herrn, den ich N. N. benennen will, nnd der öfters mit diesen Buchstaben zitiert werden wird. N. N., der selbst Urning ist^ lebt in einer grosseren Stadt des westlichen DentscUands nnd ist eine dnrch Arbeiten anf anderen Gebieten wohlbekannte Persönlichkeit; er hat mir nicht nur über seine eigene Vita sexualis. sundern auch über die konträre Sexualemptindung im allgemeiiieu zahlreiche Mit- teiioiigeu gemacht; da Herr N. N. früher einige Jahre auch in Berlin gelebt hat nnd sich durch eine seltene Objektiirit&t aus- zeichnet^ waren mir seine Beri«dite besonders wertvolL Ich brandie wohl kaum za erwähnen, dass die anf die obige Weise Ton mir gesammelten nnd znm Teil von anderen Personen resp. Behörden mir gelieferten Beobachtungen nur Material dar- stellen. Die Schlussfolgerungen, die ich aus ihm ziehe, rühren von mir ausschliesslich her, und für sie bin natür- lich ich allein verantwortlich. £s sind sogar über wesent- liche Punkte einige Herren, die mir in liberalster Weise das be- sBgliche amtliche Material gewährten, durchans anderer Ansieht als ich; nm so mehr bin ich ihnen fttr die bei der Überlassung der Akten bewiesene nnpaiteüsche Gesinnnng Torpfliehtet Berlin, im JnH 1891. Dr. Aibert Moll. Vorwort zui* zweiten Auflage. Dem WoBSche einiger, iu der neuen Auflage etwas Kasuistik za bringen, komme ich nach; doch mnsste ich mich, tun das Bach Bidit SU UDD&ngreicb werden zu laaseoi aof einen kleinen Teil des mir zn Gebote stehenden Uaterials beschrftnken. Einen grosseren Tefl der Ton mir beobachteten FftUe beabsichtige ich, gemeinsam mit einigen anderen Studien über den Geschlechtstrieb in einem besonderen Werke zu veröffentlichen. Hinweisen mochte ich auf eine Reihe von Kehlkopftmter- suchungen, die Herr Dr. Theodor S. Fla tau teils mit Herrn Br. Max Dessoir, teils mit mir bei homosexnellen Personen, be- nonders solchen weibUdien Geschledits, Torgenommen hat Über die Bedeutung dieser Forschungen liest sich freilich ein abschliessen- des ÜTteü noch nicht abgeben, doch rind einige Bdtande wichtig genug, uüi schon in dieser Auflage besonders ej wähiit zu werden. Allen, die mir ihre Unterstützung zu teil werden liessen, sei mein aufrichtigster Dank ausgesprochen. Besonders gebührt ein solcher auch diesmal Herrn Kriminal-Polizei-Inspektor von Meer- scheid t-HftUessem in Berlin, der mich mit Erlanbnis des König- lichen Polisei-Pr&sidinms von Berlin mit derselben Bereit- willigkeit wie früher bei meinen Studien unterstfttate. Berlin, im H&rz 1893. Dr. Albort MolL Vorwort zur dritten Auflage. Die dritte Auliage des Buches über die konträre Sexual- empfiiulung ist im Verhältnis zur zweiten wesentlich umgearbeitet. Der Umfang hat eine bedeutende Vermehrung erfahren. Da das Manuskript zu einer Zeit in Druck ging, wo ich mich auf emer awsereniopftiflcheii Boise be&nd, konnte ich nur die Korrektoren des letzten Teiles selbst lesen. Ich sa^ deshnlb den Herren, die diese Aufgabe bei dem weit nmftngreiclieren ersten Teil frennd- Itehst flbemahmen, an dieser Stelle meinen besten Dank. £b sind dies u. a. die Herren: Professor Max Dessoir in Berlin und Dr. Hubert Schnitzer, Assistenzarzt an der Irrenanstalt B'riedrichäberg (Hamburg). Berlin, im Oktober 1898.

Dr. Albert Moll.

Inhaltsverzeichnis.

Vorwort Krafft-Ebings zur ersten Auflage .... S«it«  . . . III . . . VII . . . IX Vorwort zur dritten Auflaj^e . . X Inhaltsverzeichnis . . . XI L Allgemeines 1 Fortpflanzung (1 )■ llnterscheidunpf der (reschlecliter (1). Geschlechtscharakkre ('J). Geschlechtstrieb (2). Linbe (4). Geschlechtstrieb und Liebe (7). Liebe und Freundschaft (8). Bedeutung des Geschlechtstriebes (8). Homosexueller Trieb ('.<). 1. -4. Fall (9). Perversion und Perversität (:U). Terminologie (32). Schönheit (34). Urningsliebe und Freundschaft ('34). Psychosexuelle Herma^ pbrodisie (35). Homosexualität in der Tierwelt (35). TT. Geschichtliches . . , , . , . ■ . . . .. 38 Bibel (38). Die alten Joden (38). Asien (40). Baals- dienst (41). Ägypten (42). Kastration (42). Griechenland (42). Mythologie (42). Athen (44). Plato und Xenophon (46). Sokrates (47). Elis und Döctien (50) Jonien (51). Kreta (51). Dichter (52). Stellung der Frau (5 3y Rom (55). Karthago (56). Republik (56). Cäsar (58). Kaiser (58). Römische Frauen (G3). Dichter und Schrift* steUer (64). Scythen, Macedonier (66). Germanen, Gallier (67). Abend- land im Mittelalter und in der Neuzeit (67). Zeit Karls des Grossen (67). Zeit der Minnesiinger (OS). Tempelritter (69). Kaüiolische Kirche (TO). ITof Ludwigs XIV. (72). Orient (72). Dichter (731 Litterator im Abendlande (75). Dante (75). Goethe (76). Andere Schriftsteller (78). Ramdohr, Ehrenberg (81). Moritz, Jörg (82). Hössli (83). Casper, Schopenhauer (84). Ulrichs (85). Griesinger, West- pLal (86). Andere Autoren (87). Tarnowsky, Jäger (89). Xn IiilialtmMidiiiiB. Krafft-Ebing (89). Nenrnre Autoren (90V Werke über Psychiatrie (95), Degeneration (96), Nervenkrankheiten (96), gerichtliche Medizin (97). De lege lata oder ferenda (98). Bussbücher (98). Werke über Psychologie (99), Zwitter- tom (99). Boflanbamn (100). Besprechungen (100). Bdle- tristik (101). Italien, Marokko (102). Türkei, Griechenland (103). China (103). .Tapan, Indien (104). Polynemen und andere Länder (105). Amenka (106). Historisohe Urninge (109). Heinrich UL (110). Sanaxd n. (112). Jakob L (112). Bndolf IL (118). Paulus n. (114). Sixtus IV. (115). Julius H. (115). Julius III. (116). Michelangelo (116\ Sodoma (119). Muret (120). Shakespeare (120). Wmkelmonn (122). Iffland (126). Philipp von Orleans (126). Prinz Heinrich TOD Pr«aafl«ii (128). Friedrich der Oroeae (180). Friedrioh I von Württemberg (135). Bjron (136). Platen (137). Lndwig IL von Bayern (140). Sonstige Penönliohkeiten. (141). m. Meto BazisbungMi dar Homotexiioltoii 144 Zahl der Ürmnge (144). GeeeUtohaAeklaseeii (148). Beruf (149). Juden (151). Alter (151). Somatise})*^ Eigenschaften (152). Künstlerische und ähnliche Neigungen (155). Effeminatio (155). Kindheit (156). 5. FaU (156). WeiUachee Benehmen (157). WeiUiche Kleidung (158). 6. FaU (159). Toilettenkünst« (160). 7. FaU (168X Weibliche Beschäftigung (170). Handsdiriflt, Stimme (171). 8. Fall (172). 9. Fall (175). Bewegungen (176). Charakter der Urninge (177). Neigung zum Lügen (1 7 7j. Eitelkeit (179). Sohimbaftigkeit ( 180). Grenxen der Effemin»- tion (181). Selbstbeurteilung der Uniioge (182). StinunQQg (188). Selbstmord (184). Verkehr der Urninge mit dem Weibe (186). Sexuelle Abneigung (186). Heirat (188). Amdbong dee Koitns (188). Geselliger Verkehr (189). Verlcrbr der Urninge untereinander (190). Gegen- seitiges Erkennen (190). Zusammenkunftsortei lGO). Urnische «Hochzeiten« (191). Gesellschaften (192). Biklle (193). 8tatide8iuteKtehiede(193). Benennungen (1 94). VeneUosien- heit der üninge (196). IV. Sexuelles Leben der Homosexuellen 197 Liebe (197). 10. Fall (203). Glückliche und unglück- liche Liebe (204). Platonische Liebe (206). Erotomanie (209). KokeUerie (210). Eifermxcbt (210). Blektivit&t (214). Abneigung gegen Urninge (214). Altersrerhftltnis (216). IndividiieUe üeignngen (220). 11. FtaU (221). 0 luhaltaTerzeichms. XIII Sexuelle Befriedigung (228). 12. Fall (230). Immissio in annm (232). 18. Fall (233). 14. Fall (239). Immissio mos (241). Enfesser (242). Mutuelle Onanie (242). Onanie (243). Befriedigung ohne Bcrühi-ung der Genitalien (244). Ideeller Koitus (244). Hiiufir^keit des Verkehrs (245). Traume uiid Follutiopen (246). Reiz durch das Membrum (246). Küssen (247). V. Männlichfl Proatitution 248 Geschichtliches (248). Versammlungslokale (250). Sexu- elle Veranlagung der Prostituiertt-n (2.^0). Alter (251). Eigenschaften (252). Fehlen der polizeilichen Aufsicht (253). Täuschung Heterosexueller durch Weiberkleidung (253). Erpressertnm (254). Vorgehen der Erpresser (257). Unterstützung des Erprcssertunis durch das Gesetz (257). Gericht und Erpressertum (258). VI. Sexuelle Perversionen als Komplikation der konträren Sexualempfindung 260 Fetisch ismus (260). Normaler (261) und pathologischer Gegenstandfetischismus bei Heterosexuellen (262). Gegen- • st^tndfetischismus bei Homosexuellen (263). 15. Fall (263). Allgemeiner Einfluss der Kleidung bei Heterosexuellen (265) und Homosexuellen (267). Körperteilfetischismus bei Heterosexuellen (268) nnd Homosexuellen (270). 16. Fall (271). Mas och ismus (276). Krafft-Ebiiigs Erkl&mng (276). Ramdohr (277). Goethe (277). Geschichtliches (27*)). Flagellantismus (280). 17. Fall (281). 18. Fall (283). Pica (287). 19. und 20. Fall (288). Fetischismus und Masochismus (305). Mixoskupie (308). Sadismus (309) bei Heterosexuellen (310). Geschicht- liches (311). Sadismus bei Homosexmdlen (311). 21. Fall (312). Kasuistik (313). 22. Fall (315). Geschichtliches {3175 Fnrensiacher Fall von HnmftRftTnftlifalt nnA MaannhiBmuB (317). Feigung zu unreifen Kindern (323), zu alten Männern (325), zu Statuen (326). Leichenschändung (326). Andere Perversionen (327). Vn. Psychosexuelle Hermaphrodisie 322 Krafft-Ebbgs Einteilung (330). Zwischenstufen (330). 23. (331). Episodische Heterosexnalität (332). 24. bis 26. Fall (333). Neigung psychosoxueller Herma- phroditen zu einem Typus ohne Rücksicht auf das Ge- schlecht (349). Wilbrandts Erklärung (350). Psycho- sexuelle Hermaphrodisie Tor der Pubertät (351). Stärke des homosexuellen Geschlechtstriebes (352). Effeminatio hei Heterosexuellen (353). Geschichtliches (353). XIV VIEL AMogMi«! 854 Bingtborene und erworbene kontrftre Seiualempfindmig (354). DeMOin üieorio (856). Eiiig«bor«M Dispoiitioii (850). SGhwi6rig1c«it, diese Emteüimg flberaU dnreh- mfiihren (361). Degeneration (3ö3). ^Belastende Momente (363). Erb«  liehe Belastung (867). GelegenbeitsnxBBchen (869). Latans (370). Untondiei- düng zwischen Entstehen und Bethätigung des Triebes (371). Moralisches Kontnsfinm (872). Einflnss der Litteratur (H?;]). Mutuellc Onanie (374). Mangpl an Weibern (375). Furcht vor Ansteckung im Verkehr mit dem Weib (379). Binflnas des Beruft (379). Onanie (881). Ezoesse (388). AbstDinpfung (383). Hyperästhesie (383). Gewöhnung (384). Somatische Hermaphrodisie (384). Epilepsie, Alten* blödsinn C390). Progressive Paralyse (!^01). Angebliche Ursachen der Füderastie im alten Griechen» land (392). IX. Theoretisches 394 Aristophanes ( i]94). Parmenides f395). Umische Theorie (395). Eamdohr, Mantegazza (396). Psjebisebe Abnormitftt (397). Weibliebes Gehirn (898). Anatomische Lage des sexuellen Zentrums (899). Galls Lokalisationslebre (401). Jäger (402). Kraft't -Ebings Yererbuugstheorie (402). Schopenhauer (406j. Gyurkovechky (407). Mollt Theorie (407). Bisezaelle Anlage (409). Soaiale Bedeotong des QeseUeebtotriebes (414). X. Diagnostisches 415 Verschlossenheit der Urninge (415). Fragestellung des Amtes (416). T^Eümie (416). Eifiriirung (418). Erkennmigi- leicben der ürainge (418). Diagnose doroh Beobacbtimg (420). Erkennen nach Photographien (420). Irrtümer in der Diag?in<:p '4'21). Differentialdiagnose (423). Geschiechtsverwandluug (424). Homoseroalittt als krankhafte Erscheinung (426). VerweehselnngTOn GescUeeihtstrieb und Gesohleobtsakt (429). Geistes- oder Nesrenkcankhelt (488). XI. Therapentisehes 437 Aufgabe des Arztes betre& der konträren Sexualempfin- dung (437). Prognose (438). Gründe gegen die Behandlung (489). Fflicht des Arzt* s dpm T-rning gegenüber (4 f1' Bekiimpiung der nervösen Beschwerden, der Bethätigung des Triebes, der Hjper&sthesie (442). Einlluss der Aj-beit (448). 27. FaU (448). Umwandlung der Homosexnalittt (447). Behandlung der gaoM Konstitation (447). Inhaltsverzeioluis. XV Prophylaxe (448). Frühzeitiges Einschreiten (448). Ver- hfiten der Onanie und mutuellen Onanie in Haus und Schnle (448). Beiehrang der Kinder (449). Entwickelung des Geschlechtstriebes (450). Umgebung (451). Meiden des homosexuellen Verkehrs bei erwachsenen Urningen (451). Verkehr mit dem Weibe ( 452). Meiden der homo- sexuellen Gedanken (452). Sexueller Verkehr mit dem Weibe (453). Elekti\ntät ( 454). Nichtgelingen des Koitos (455). Ehe der Urninge (450). Bedenken gegen den ausser- ehelichen Koitus^) und gegen den Verkehr mit dem Weibe überhaupt (457). Verbot der Onanie (458). Suggestive Therapie (459). Elektrotherapie (461). Kastration (462). xn. Forensisches 463 Gesetzliche Bestimmungen zu verschiedenen Zeiten und in verschiedenen Lilndern (463). §175 des Deutschen Strafgesetzbuches (468). § 51 (472). § 52 (474). Diagnose der Immissio in anum (476). GesetzeSYOrschlag betreffend ^ 175 (179). Strafrechtstheorien (481). ^ Gründe für die Bestrafung (484). Sittlichkeit (484). Achtang der Homosexuellen nnd deren Berechtigung (484)! Sittlichkeitsbewusstsein (486). Bibel (487). Gesundheits^ Schädigung (488). Moralisches Kontagium (491 ). Erzieh- liche Wirkung der Gesetzgebnng (492). Unlogisches in der Gesetzgebung (494). Züchtong des Erpressertums (496). Petition gegen § 175 (496). Beschränkung der Straffreiheit (497). Gesetzesvorschlag betreffend § 361 (500) und § 176 (501). Zivilrechtliche Fragen (503). Xin. Konträre Sexualempflndung beim Wefbe 504 Gründe für kürzere Besprechung (504). Per^'ersionen beim Weibe (505). 28. und 29. Fall (506). Häufigkeit der sexuellen Anästhesie (510)T Geschichtliches ( 511). Historische Persönlichkeiten (516). Litteratur (517). Belletristik (519J. 30. Fall (521). Gescllscbaftskreise (524). Terminologie (526). Somatische Eigenschaften (527). Entwickelung der Tribaden (52^1 Charakter (530). Kindheit (530). Vorliebe für Männer- kieider (530). Männliche Beschäftigung (531). V i ragin it&t (531). Bewegungen (532). Geschichtliches (532). Kasuistik (533). Männliche Neigungen ohne Homosexualität (534). Sexueller Verkehr mit^ dem Mann (535). Sekundare Ge- schlechtscharaktere (536). Liebe (536). Männliche Namen (537). Gegenseitiges Erkennen (537)7 ') Siebe den Anhang. XVI lohaltsverzeichiiis. Seit«  EiektiviUt (538). Liebesverhältnisse (539> 31. FaU (539). Bif«reiiAht (542). Art der Befriedigung (543). Lambitus (544). 32. und 33. Fall (544). Mutuelle Onanie (548). Künstlicher Koitus (548). EinÜuss der Umgebung (550). Häuficr^pit dps Ver- kehrs (550). Onanie (550). Latenz (551). Truume ^^5.31), HomoBexaelltr Vericelnr heteroBexneller Weiber (551). 34. FaU (552). Verheiratete Tribaden (553). 35. Fall (553). Psycho- sexuelle Hermaphrodisie (556). 36. Fall (556). Periphe- rische Beiae (559). 37. FaU (560). OsgllUiUiohe Ehen (568). Belletristik (563). Periodittsbe HomosexctaUtilt (564). Ndgimg zu unreifen Mädchen (564). FetisofaiBiniu, Masocbinmis, Sadianu (564). 98. FaUr (565). Ätiologie (570). 39. FaU (574). 40. Fall (575). MediniuMheB (578). ForensischeB (580). 41. Fall (581). Anhang * • 5S4 Sacbrecrister 595 Namenregister 610 Berichtigungen 652 L Allgemeines. Bei fast allen höheren TlerUasseB, darunter aneh dem Meoflofaen, geschieht die Fortpflaasims so, daea swei Eltemtiere zur Erzengimg der Naohkommmsohaft zmammentreten und ihre Eeimielleii nütr einander Tereehmeken lassen. Jedes Eltemtier liefert dahei eine be- stimmte Art von KeimzelIeD, das eine die mftnnlichen, das andere die weiblichen. Die Keimzellen werden in besonderen Organen er- zeugt, und zwar die niaunlichen in den Hoden, die weiblichen in den Eierstöcken. Freilich giebt es auch Tiere, äogenannte Zwitter, die Terhälttiismiissig hoch organisiert mnd, und die gleichzeitig männliche und weibliche Keimzellen hervorhrinpen. Aber anch von ihnen pflanzen sich viele, z.B. die Blute^^el, so fort, dass bei der Zeugung die männiiche und die weil>luhc Kf imzoüe Ton zwei Individuen ge- liefert werden. Die höchste I'ntw t(keUin2:s.stuf(! stellen bekanntlich die Wirbeltiere dar. Bei fast allen unter ihnen bringt jedes Indi- vidnnm nur eine Art von Zellen, entweder männliche oder weiblichei hervor. Die männliche nnd weibliche Keimzelle sind verschieden ge- gestaltet Letztere, die sogenannte Eizelle, ist ein rundes, mikroskopisch kleines Eörperchen, während die männliche Zelle, die Samenzelle, sieh mikroskopiseh dnreh den Menartigen Sehweif anssfliehnet, der sinh an den Kopf ansetsi Da fii- nnd Samenzelle Teroehieden sind^ ist sohon Ton Tom- heran anmnehmen, dass sieh anoh die Organe, die diese Zellen her- Torhringen, von einander nntersoheiden. Und in der That ist dies der FalL Hoden nnd Eierstodk sind swd versohieden gehildete Organe, wie sowohl das blosse Ange als aadi das mit dem MkroaJrop be- walbete erkennt Hoden nnd Eierstock dienen in erster Linie znr üntersoheidnng der GeseUeohter. ESn Individnnm mit Hoden nennen wir nünnlich, ein solches mit Eierstook weihlieh. Es ist hierbei ganz gleichgütig, ob ein Individuum mit Hoden sonst äusserlich mehr M«ll« Konlr. SnvAlMipSttdvBff. ] uiyiii^od by Gopgle 2 wabfioh enehunt oder nioht Da wir wissensehAftlieh das Qesohleolit DAdk diesen beiden Organen Imtimmen, nennen vir die Organe selbsl Qesebleehtsdbacaktere^ und swar im Oegensats an den weniger wesent- lichen prim&re Geschlechtseliaraktere. Ausser dnreh die pri- mären Geschlechtscharaktere unterscheiden sich Mann nnd Weib beim Menschen noch vielfach von einander. Der Bart zeichnet den Mann aus, die Brustdrüse das Weib; Becken, Schul terbildung, Gesicht und Kehlkopf sind bei beiden GeschlechtiTu verschieden. Wir bezeichnen diese sexuellen Differenzen als die sikuiidären Geschlechtscharaktere. Zu diesen gehören auch viele psychische Eigenschaften, die gleichfalls beim männlichen und beim weiblichen Geschlecht verschieden sind. Der Brutinstinkt ist beispielsweise bei vielen weiblichen Vögeln ein solcher sekundärer Geschlecbtscharakter und ebenso die Sorge für das Junge bei weiblichen Säugetieren, während sich die M&nnchen bei vielen Arten um ihre Nachkommen gar nicht kommem. Wir sahen, dass zur Hflrvorbringung der Nachkommenschaft bei den Wirbeltieren der Zusammentritt der beiden Keimzellen notwendig Ist Diesen bewirkt der Koitas, der seinerants eine Folge des so- genannten Geschlechtstriebes ist Da letsterer beim Mann teil- weise dne andere Bedentong halt als beim Weib, wollen wir ihn bei beiden Geschleohtem gesondert betnwhten. Der Gesehleohtstrieb des Hannes dient daao, seine SsmenseUe mit dem weibltdien Ei in Berflhrong an bringen. Da nnn beim Measohen die BefroohtaDg im Hutterorganismns erfolgt, mnss der Qesefalechtstrieb die Samenselle in diesen hindnbeiMem. Dasn sind zwei venofaledene Vonktionen notwendig: Erstens mnss die Samen- zelle Ton dem Yaterorganismus getrennt, und zweitens mnss sie zum Mutterorganismus gebracht werden. Betrachten wir die erste Funktion. Die Absonderung der Samenzelle iat ein physiologischer Vorgang und geschieht in den Hoden. Die Herausbeförderung aus dem Vater- ' Organismus erfolgt durch die Ejakulation. Diese Trennung der Keim- zelle vom Eltemorgaiiisiiius, \vie sie bei der Ejalvulation stattfindet, finden wir auch in der niederen Tierwelt, z. B. bei der sogenannten Knospunp'. Sie führt stets zu einer Volumenvermindernng des Eitern urf^anismus, und wir wollen sie deshalb als Detumescenz oder Abschwellung be- zeichnen. Den Trieb, der diese Ejakulation bewirkt, nenne loh Detamescenztrieb.^) Der Detumescenztrieb des Mannes findet sich manohmal ganx isoliert und ist anoh snweilen die einsige ^ OantiMm biarllber ti«lM Albert Holl, Uiitanmöhiiiig«ii Vhn^Libido mmmU». & 10 ff. 1. BmA, 1. TdL Beriin 1897. DetauneBoeiw- und Koalnklationstfteli. 3 Insseniiig des Oesebleelitstriebes. Bs Ist dies s. B. bei einigen Idioten der FsD, sowie bei vielen unter jenen Lenten, die wahßlk enanieren, nm den Samen beraDssnbeftrdem, und die dcb bei der Onanie konerlei FbantadeTOisteUnng eines andern Wesens maohen. Dooh nnr selten kommt der Detomescenztiieb isoliert Tor. lleistens findet sieh mit ihm ein sw^ter Trieb, nimlich der smn Weibe, uid swar snr kOrperlioihen Ber&hrang, zur Umanming ^es wdbliehen Individmims nnd rar geistigen Ann&heniDg an dieses. Diesen Trieb znm anderen Individuum nenne ich Kontrektutions- trieb oder Bcrührungstrieb. Audi (Ilt Kontrektationstrieb kaim isoliert vorkonmien. So giebt es mannlicht' Individuen, die schon vor der Reife der Geschlechtsorgane den Drang haben, weibliche Personen zu küssen, zu umarmen u. 8. w., denen indessen hierbei jeder Ge- danke an Onanie oder an einen Akt mit den üenitaüen fehlt Detumescenztrieb und Kontrektationstrieb kommen aber beim ge- schlechtsreifen Manne fast stets yereinigt vor, und es tritt dann der Drang auf, bei Berührung des Weibes, beziehungsweise bei Ein- führung des GUede» in die Scheide den Samen zu entleeren, d. b. den Koitns auszuüben. Etwas anders gestalten sich die Verhältnisse beim Weibe. Der Samenzelle des Mannes entspricht als Keim die Eiaelle. Da diese aber im Mntterorganismns liegen bleiben nnd hier von der Samenzelle befrnehtet weiden mnssi nm sich mm neneii Organismus ra ent- wickeln, darf der Oeschlechtstrieb nidit ihre Ansstossnng, ihre Ijjar knlation bewirken, d. h. ein etwaiger Deinmesoenstrieb des Weibes darf nicht in einem Torgange bestehen, der die ISselle hinaosbcAlrdert PteOich giebt es anoh bä den meisten I^en einen Detomescens- tfieb; nnr leigt er sich in anderen Srsoheinongen, s. B. in der Herans- beförderong gewisser Sohleimmassen ans den Genitalien, Mnskel- kontiaktionen, die an nnd in der Scheide stattfinden n. s» w. Ansser dem 80 modifizierten Detumescenztrieb hat das Weib auch einen Kon- trektationstrieb,^) der ganz und gar dem des Mannes entspricht, nur Auf ?-ahlreiche einzelne Instinkte und Neigmigeu, die mit dem Geacklechta- (rieb in eugstem Ztmmmuuliujig sttilieoi kanu ich hier uatüriidi nicht eingehen. Sie kflnaea ab Kompmienteii dtasen, was nuut gewQliiilioh aatn 0«wdileditsti!ieb im engeren Sinne wrsteht, auch nicht angaaelMB werden. Wenn C. H. Schnltz- Si"hTiIt7nn8tein (Die Bildung des menschlich^'n npi-jtea durch Kultur der "Ver- jtiii <,iitiK seines Lebens in Hinsicht auf Erziehung zur Humanität nnd Zivilisation, Beriia iööö, 20ö) zu den Aktionen des GeschleohtsiTiebes ausser der Begattiuig dM Waadem und Aufmdieii der Bral^txe, daa Bauen da Neitsr oder HSUen, das Brfiten, den Schutz nnd das Füttern der Jongea ilhlV lo aLad das awar DiBge, die mit dem OeeehleohteUieb in ZmamnenhaBg staheii} de gehOna aber 1* 4 GMoUeohtBlrieb and liebe. ist er beiiii Wdb molit anf Berthrang des Weibes, sondern anf Be- rflhning nnd TTmannung des Hannes genohtei Insofern nnn, als der Eontrektaiionstrieb bei jedem Oesohleolii nur BerQbznng des andern dringt» ist er als ein heteroseinolier m besddmen. Wir haben bereits den Untenehied swischen den pri- mtren md sekmidlren Gesdile^tsoharakteren kennen gelernt» und wir sehen jetzt, dass der Eontiektationslri^ den Mann som Weib und das Weib zum Manne fahrt Wenn wir die sonstigen Eigen* Schäften der sekundären Geschlechtscharaktere und besonders ihre Abhängigkeit von der Entwickelung der Keimdrflsen berücksichtigen, so wird sich ergeben, dass der heteroseinelle Kontrektationstrieb aU ein sekundärer Oeschlechtscharakter zu betrachten ist Der (Geschlechtstrieb zeipt sich nicht nur beim Menschen, sondern midi beim Tiere; was aber das geschlechtliche Leben der Menschen von dem der Tiere unterscheidet, ist äi\s Hinzukommon tieferer und innigerer Beziehungen zwischen Mann und Weib, die ihren Höhe- punkt in der Liebe erreichen. Zwar finden sich auch gelegentlich zwischen Männchen nnd Weibchen beim Tier innigere Bande, als diejenigen, die gelefrentlicher gesohlechtlicher Verkehr herrorbxingt So führt Ludwig Büchner') zahlreiche Beispiele an, ans denen herforgehen soll, dass wirkliche Liebe auch bei Tieren vorkommt „Die Qesehleehtsliebe selbst ist bei den Tieren dnrehans nieht immer nnd llbeiall nnr jener rohe, tieiisdie Trieb, als weleher er in der Bogel angesehen wird, sondern bei sehr vielen Tieren mit dem Sohimmer eines poetisohen Hanohes nmgeben. Dennoch können wir sagen, dass bei dem Menschen die sn dem Gesdhleohtstrieb hinxn kommenden seelischen Besiehnngen swischen Hann nnd Weib ihre höchste Stufe eneiehen. FreOich scheint anoh der Mensch nicht sa allen Zeiten nnd bei allen Y^flkem die wahre Liebe erlbhien in haben. Yiehnehr ist erst mit dem Fortschritt der Kultur, wie Garns ansfQhrt, und mit dem Beginn einer ruhigen Lebensweise der Geschlechtstnt^b alimälilich iii eine Geschlechtsneigung und diese wiederum in die Liebe umgewandelt worden. Kleinpaul-) meint in einer seiner spraohphilosophischen nicht nnmittellMr la den IMeben, die zur geschlechtlichen Vennischaog fuhron, d h wedf>r mm 'Dotwm^fic^n?- r^ü<^h zum KonlMktefeioiutrieby die die beiden Kon- poneaten de« Geschlechtstru'l)' .h lüden. ') Ludwig Büchner, Liebe and Liebealeben m dor Tierwelt 2. Aail. Lrip^ 188S, & 98. ') Rudolf Kleinpanl: Die BIImI der fipiamhe: GraadUnieii der Woit- deatoig. LdfMrig 1880. S. 197. Ofl8ob)«ohtitriAb md liftbe. 5 AxbdteD, auch die Spfaohe seige, cUun das Oesöhlecht und «ogur die GeiolüeQhteoigttie des Weibes toh vonüLerein die Hsaptsoohe waren. „Die K(m wir uisprOnglifili: die Gebirario, wie die Femnai die Siageria imd die Matter Eva: die Fortpflanieiiii des meoscUioben Geschleclits. Die mästoii Yolksansdrfieke fbr das soihoae Geseblecht betonen nur die Scham und die FortpflanznDgsorgane. Auch die Liebe und die Minne sowie die entsprechenden lateinischen und griechiisclieü Worte bedeuteteD von Hau^e au« nicht viel aüderea als den Beischlaf . • . Modem ist nur der Makel, der den geschlecht- lichen Beziehungen als solchen im Laufe der Zeiten und unter dem £iiiflus8 gewisser Religionen aufliegt u. s. w.** Vom teleologischen StandpunW; aus betrachtet Fichte die Trennung der Geschlechter Mittel zur Erhaltung der Gattung; wir werden demgemäss auch im Geschlechtstriebe als Zweck den erkennen, die Fortpflanzung des Menschen zu sichern. Dem Trieb der Liebe vertraute der Himmel die Schöpfimg der Eide an, sagt Jean Paul.*) Der Geschlechtstrieb und die Liebe erwachen gewöhnlich ent nach Eintritt der Pubertftti doch finden sich gewisse Begungen mitnnter sehen in der Kindheit Naeh Bamdohr*) seigt schon der kleine Knabe oft Andeutungen Ton Liebe zu welbüehm FSisonen, wobei sogar Mersuolit und der Wunsoli, diese Person ganz m besitran» eine weseoiliolie BoUe spislen. Anoh sonst werden uns Öfter Bfitp teilungin Ton U innem gemaoht^ die sieh bereits ab Kinder in weib- üebe Personen verliebten — eine Srseheinung, die sogsr fttr ein sieheies Kennaeiohfln des Genies eiUlrt worden ist Diese Annahme darf sicfaerliflli lü^t Terallgemeinert werden, und es bnu<äit sieh ktine»* wegs derjenige ohne weiteres fftr ein Genie zu halten, dessen Ge* V schlechtstrieb bereits in früher Kindheit erwachte. Sollier") meint, <lass sich bei normalen Kindern geschlechtliche Errcnrung öfter, als man glaubt, vor der Pubertät entwickelt, also nicht aU deren direkte Folge auftritt Als Beispiele frühzeitiger Liebe seien genannt Dan t e,*) der sich im neunten, Oanova, der sich angeblich schon im fünften Lebens- jahr, und Altieri, der sich im Alter von neun Jahren verliebte; Lord

  • ) Fried. Aag. Garns: NaehgeliHOie WvAb. 1. TtSL Der BBycholoKie

1. Bud. Leipsig 1808. S. 347. •) Friedr. "Wilh. Basi). ron Ramdohr: Venus Urania. Leipzig^ 1798. 3 Teile. Auf dies Werk iat im Laufe der Arbeit sehr oft Bezug genommen. ^ Paul Söllier: Der Idiot und d«r Inbealle. Ins DnrtMhs llbtnafcit im Paul Brie. Xit einen Vomoft von a Pelman. 188L a 77. «) J. A. Scartaisini: Dante. BerUa 1888. 8. 6 Stadim des Gesehloohtatriebts. Byion hatte rieh aohon im achten Lehenslahi in Mary Baff ▼erUebt,^ imd als er, seohMhn Jfahxe all, erfuhr, dasa eine von Qim geliebte Yium aich ferheiraten woUte, fiel er fast in ErlmpfeL tJiok war den l&t~ sticken nahe, das Geaohleoht kflmmerte mich nicht, imd doch war meine Liebe >o heftig, dasa ich nicht weise, ob ich apftter je ao innig geliebt habe^*) Auch Ulrich von Lichten stein*) enfthlt von sieh, wie er im swOUten Jahr angefangen habe, der Knecht einer Fhm zu sein, nnd wie er dieser Frau gegenüber, die von hoher Art ge- buren, die schön und gut, keuscli und rein, in allen Tugenden voll- kommen war, in diesen Jahren fühlte. Abf^esehen von dieaen histo- rischen Fällen können wir Tag für Tag bei Erkundigungen in uuseren Bekanntenkreisen tiuden, wie mitunter T/iPbesleidenschaften und sexuelle Neigungen lange Zeit vor Entwickelung der körperlichen Pubertät auftreten. Eines aber können wir als gewiss hinstellen, dass der Geschlechts- trieb nicht ebenso wie der Hunger unmittelbar nach der Geburt auf- tritt, dass er in diesem Sinne also eine angeborene Eigenschaft nicht darstellt. Er zeigt sich vielmehr erst später und zwar im allgemeinen in der Zeit der Pubertät, wenn anch, wie eben schon angedeutet isti Abweichongen nicht selten sind. Es muss hier schon erwfthnt werden, dass mitunter, worauf Max Dessoir^) eingehend hingewiesen hat» auch der Oesefaleohtstrieb des Menschen, der spilar gaas normal ist, am Anfang gewisse Besonderheiten seigt Ber EontrÄtationstiieb ist insbesondere am Anfimg oft anf gleidigeschleditiiche Personen ge- richtet, nnd erst sltanAhlieh bricht die heterosexuelle Bahn ToUstlndig durch. Wenn die Heterosexnalftlt erreicht ist, haben wir das Stadium der Dlfferensiertheit, vorher das der ündifferensiertheit Max Dessoir*) nimmt an, dass hk allen PiUen das letstere dem differensierten Gesoblechtstrieb vorausgeht, was ich aber einstweilen noch nicht für erwiesen halte. Nur das häufige Vorkommen dieses Stadiums der Undifferenziertheit muss anerkannt werden. Dass auch Karl Elze: Lord Byron, 3. Aunage, Berlin 1886. S. 27. ^ Cesare Lombroso: Der geniale Mensch. Dentsdi von Fränkel. Eambarg 1890. S. 87.

  • ) FranMidieiist oder: Ocsehidite «ad liebd des Bitten «nd Stogeni Vir i eh

von Lichtenstein, TOtt üun Mlbst beflchriebea. Nach einer alten Handschrift bearbeitet imd hennsgegebea Ton Ludwig Tieok. Stat^gart aad IHbingm 1812, 8. 2

  • ) Max Deääoir: Zur Psychologie der Vita sexucUü. Allgemeine Zeit-

achiill für PByohialiie «nd payebiach-geriehtliehe MedisiiL 80. Btnd. Eine gtoiehe Ansicht, betreffend den undifferenziert«! Oesehleohtstriah, bat, wie Htveloek Ellis berichtet, ancb Dr. ConoUy Norman «nsgefprodiMi. Liebe. 7 bei Tieren solche Verkehrungeii der sexuelleu iwllen m früher Jugend Torkominen, ist sicher.^) In dem Stadium der Undifferenziertheit kann sich der Geschlechtstrieb des Knaben auf alle möglichen Objekte der Ausseaweit, auf Knaben, Mänuer, Tiere, ebenso wie auf Mädchen UBd Frauen richten. Aber wenn das Stadium der Differenziertheit eintritt — und das Eintreten eines solchen Stadiums ist das Normale — dann bricht trotz aller vorheriger Abweichungen die Heterosexualität beim normalen Menschen durch, und dieses Durchbrechen der HeteroBeznalitftt während dpr Pubertät halte ich fdi eine angeborene Eigenschaft des Menschen. Die Yerwecliselang der Liebe mit dem Oeedüechtstiiebe ist ein mitunter vorkommendes Versehen. Dieser beansprucht nur die sub- jektive Befnedifong dei Triebes durdi den mit WolluetgeflUil einher^ gehenden Eoitos. lOe dfiiflm nir, wenn lediglioli dies Teriiegt« von liebe spreehen; de ist nur dann vorhanden, wenn aneh innigere eeeliiöhe Beriehmigen Torliegen und eine innere Yerwandtuduft iwisohen den Seelen besteht Sie Kägjt doh in einem beide Fenonen ÜBeseinden Baad, das duchaoB von der Iteondachaft getreuit eein mnae. Biese innere SedenTerwaadtBehaft IDhrt sehr bald zu der Sehnaneht naefa dem flinsliehen YeignUgen oder dem Geeebleohieakte mit der ge- liehtw Tenon ; dodi kann die eeeliaehe Zuneigung dem Oesehleehte- tiiebe längere Zeit vorausgehen, und es kann auch die Liebe später als der Geschlechtstrieb auftreten. Ob eine Liebe, ohne dass ein solober sich bemerkbar macht, dauernd besteheu kann, wie von der später zu besprechenden platonischen Liebe behauptet wird, ist noch zweifelhaft. Vielleicht wird diese Frage nie für alle Teile befriedigend beantwortet werden. Jedenfalls hat die Liebt- t ine sinnliche und eine psychische Seite. Wenn es auch beim jungen Mann und beim jungen Mädchen in der Kntwickelungszeit eine Periode giebt, wo s^ewisse Personen in dem Anschauenden nur eine seelische Liebe erregen, so ist dies doch nur eine Zeitlang der Fall, und der anfangs nicht vorhandene oder un- bewusete sinnliche Trieb tritt sobüesslieh mächtig hervor. Friedrich Heusinger*) sagt: „Es ist ganz sicher, dass daa unverdorbene Weib^ welches sehnend in die kilftigen Aime des ?er]sagenden Mannea ') Kurl OrooB: IMe Spiele der Tiere. Jena 1896. S. 254. Feroer: Albert Moll: Untersarhan^n über dip Libido aexualis, 1 Band, 2. Teil, Berlin 1898. 8. 874. In beiden Büchern änden sich sehr wertvolle Beobachtungen von Seits.

  • ) Karl Fried r. Heusinger: Grundiiss der phyaiachen und psychiaohen

Aathnpdlogie flir ÄRte and NiobtOnto. ISsenacb 1899. 8. ISS. Digitizeü Ly 8 Liebe aod Freaudflchaft nnkti Mk dmohaiu keine« Geeobleclitataciebes bewnsst ist» eo sehr ae flioh auch gerade nur «i diesem Manne hingezogen fühlt; dem flberhanpt viel sinnlicheren Manne wird anch dieser Trieb weniger ?erborgen bleiben, allein der darf niobt sagen, dass er rein und innig liebe, der sich seiner sinnlichen Triebe bewusst ist" Vorländer*) schliesst sich diesen Ansfflhrungen an; ich glaube aber, das» dieses Tollstftndig Unbewnsste des sinnlichen Triebes nur eine Zeitlang vor- handen ist, wenn man überhaupt davon sprechen kann. Was die Liebe, abgesehen von ihrer seelischen Seite, von dem fein flinnlidien Triebe tieimt, ist besonders der Umstand, dass sie mehr einem Individnam des sndem OeeohleohtB, als dem Qe- soUecht im allgemeinen gilt Infolgedessen kommt es dahin, dass sieh das tniuge Band der liebe iwisohen zwei Fteaonen kaftpft^ tot* ansgesefeit, daas die Liebe der einen von der andern erwidert wird. Die Brwidemng der liebe ist, wenn diese glfioklioh .sein soll, eine mentbebrliehe Bedingung, nnd F. A. Garns bebanptet, daas bei den ilTilisierten Personen die Liebe rar Leidensohaft wird, geliebt zu werden, nnd dass dieser Wnnseb den wahrhaft Liebenden beherrscht Allerdings ist die gegenseitige LiebOi die yoUkemmsoe Harmonie beider Tdle keineswegs etwas ganz gew^^hnliehes. Wenigstens pflegt sie zwischen zwei Individaen nicht so haofig, wie man oft annimmt, eine dauernde zu sein. Soziale Gründe, Bücksichten auf die öffent- liche Meinung, die oft betrogen werden muss, das Pflichtgefühl gegen die Kinder zwinpft nicht selten zur Heuchelei der Aussenwelt gegen- über, die die Zahl der glücklichen Ehen meistens überschätzt*) Die geschlechtliche Liebe ist von allen anderen Banden zu trennen, die Menschen unter einander fesseln, sie ist etwas anderes als die Freundschaft, um nur diese za erwfthnen. Bei dieser spielen die geschlechtlichen Funktionen keine Bolle, während sie bei der Liebe deutlich beteiUgt sind, wie wir oben gesehen haben«  Woraaf der Geschlechtstrieb und die Liebe beruhen, ist schwer zu sagen ; dass die Anlage beider angeboren ist kann nieht besweUUt weiden; wieviel aber zu ihrer individuellen Entwiokehing änsserliehe l^drüeke nnd raftllige Gelegenheiten beitragen, ist sehwer an be- nrteiten^ loh brauche wohl nidit über die Bedeutung des Geschlechts-

  • )Frauz Vorländer: Grundiiiiitiu eiuer organischen Wisaeuadiaft der

BMUMhUebeik Seele. Berlin 1841. & 810. ^ Siehe hierttber Hanne 0 rosa: Kriniulpiiydiologi«. Giws 1888. S. 868 C Heteroflexueller und homoeexneUar Trieb. 9 triebes sa spveoheii; t. Erafft-Ebing^) hiit dies treffend in dem enteil Absohaitt der T^j/tSißpaiMa atmuiUB gethUt er bil geiieig;t| n^lolieii Umfloss daa seiaeHe Leben nof die BeUgion, nuf die Kunst nnd Poeüe gehabt hat nnd nodi tSglieh bat Ohne eeomelle Grondkge giebt es nach Krafft-Ebing keine wahis EnnstsdiCpfang, und er veist mit Beebt daiaof hin, dass so'binfig die grossen Dichter nnd Kflnstler sumliebe Nataren sind. Bekannt ist auch, welchen Ehdhiss die Liebe auf den Charakter des Menschen ausQbt; man findet darüber Mitteilungen iu allen Bachem^ die von der Liebe bandeln. Wfthiend sieh nnter nomalen Yerhftltnissen der Mann durah sänen GesoUechtstiieb und dnrdi die üebe sum Weibe hingeiogen fOhlty giebt es eine Kategorie von Mfinnem, dio eina andere Neigung besitaen; der Tdeb sieht sie zum Kanne hin, sie aeigen, wie man sagt, gldohgeschleehtlichen oder homosexuellen*) !ßneb im Oegen- salz an den normal fhUenden U Ibmem mit andecsgesoUeefatliohem oder heterosexuellem IMebe. Knige FSlle von homosexuellem Triebe seien imUtahst aagefflhrt 1. Fall. X., 40 Jahre alt, Kaufinaon» wubb über Nervenkraakheiteii in seiner Familie nichtg ansngebett; er selbst war angeblich nie nervon- krank. Als Kind hat er, wie er enfi^Amt, stets viel lieber mit Knaben als mit Madchen gespielt Er hebt dies zwar besonders hervor, es scheint mir jedoch ziemlich bedentnngslos za sein, da Knaben meistens lieber anter einander spielen, als mit Mädchen. X. hatte, soweit er sich erinnert, die ersten sexuellen Regungen im AUf-r von 10 Jahren. Er wohnte damals mit einem ftltereu Knaben in emem Zimmer; wenn dieser bereits schlief, näherte sich X. dessen Bett, um die Bettdecke hoch zu heben und sich des Knaben Genitalien zu betrachten; besonders Freute sich X., wenn er das Glied des anderen in erigiertem Zustand© erblickte, üngcflibr zu derselben Zeit, als der er- wähnte Vorgang stattfand, wurde X. von einem 4 Jahre alteren Mit- schüler zur Miututlicn Onanie veiieitet. X. fühlte sich htot» gunz be- sonders zu Knaben, und als er Üter wurde, zu Männern hingezogen. Er B. Erafft- Ebing: Pi§tkopaäiia texualis, mit besonderer BerQck- aichtigang der konträren Sexnalempfindaag. Sine ldiiÜ8oli«lbreiwiadie Stndi«, 9. Auf! Stuttgart is. 1—17. Carpenter (Eomogmic Love. Manchester 1894. S. 4) udeit mitBecht die sdUeohte Wottbildiuiig tob hoaiosflaciiaU, das ans dam grisehisdian and einsia latainisdiai Worte gnuammengeeetit ist; sdcbefeliler fiadea deb ttbiiceaa hiaflg ia der Mediata wieder, a. B. aadi in dran Wort poethypnoCiseb. 10 BeiBpiele. bftt skdi Tom 10. und bofMMid«» oft vom 15. Jalure ab tob andenn «»iinlieheB PmoiMii mutnrbifm kisen; «noh bat «r aelbrt diea sehr blnfig allem g»fbaiii. „ICt triabartigar Gawall^, ailtlirt er» fflblta ar eioh an adriliicD Iftimani biageiogeD. Einen Koifaisveiaiieib maebte Z. im Alter Ton 18 Jahren mit einer Proetitoierten, batta aber keinen Erfolg* X. bat dann lebr viel roa ^"■WH"g beim Koiftna, beeondere fon Sjpbilis gebOrt^ ond er meint| dasB dies ibn gans besonders abgesobreokt babe, wettere Versache an wiederholen. Doch dürften hier SelbstttttSdiungett nicht ansgeschlossen snn, da, wenn der Trieb stark genug jewesen wäre, X. diesbezfigliche Versnebe vielleicht gemacht h&tte. Auf Fragen, die ich an X. hierüber riebtete, at^te er das nicht in Abrede; 19 Jahre alt» machte X. einen sweiten Yerstich bei einem Mädchen, das er auf einem Öffentlichen Ball kennen gelernt hatte. X. hatte hierbei Erfolg; indessen weiss er nicht mehr anzac^oben, ob dieser Versuch lediglich dadurch gelang, dass er sich in der Phantasie einen Mann vorstellte, oder ob das Weib ihn als solches reizt*». ?a'wilhnang verdient, dass das Weib he'i diesem Vorsnch sich nicht entkleidete. Im 26. Jahre lernte X. ein Miidcbpn kennen, das ihm sehr gefiel. Es war dies ein dem X. selbst wunderbar orscheinender Ausnahmefall, da er nie etwas für die Weiber empfinden konnte. X. übte bei dem Mädchen den Koitus mit Erfolg aus, aber unmittelbar darauf war ihm das Mädchen so wiJt rlich, dass er es nie mehr wiedersehen wollte, eiü Vorsatz, den er auch darrhgeführt hat. Seit vielen Jahren ist X. nun nie mehr zn einem 2^1tidcheu gegangen, da er sich keinen Erfolg davon verspricht, nnd selbst wenn dies der Fdl wäre, würde es ihm angebüdi keinen (^ennss gewähren. X. verkehrt viel mit Leuten, die an konträrer Sexualempfindnng leiden, und wird besonders von einem derselben, von T. verfolgt, der fid nratofllle Onanie mit X treibt Wenn Z. den Yersneb madite, rieb ans der Leidensgeftbrten Qesellscbaft an entfernen, io wurde er Ton dem Y. so lange gedrängt, bis er sein »Yerfaftltms* mit ibm erneuerte. X bat mit Y^ wie erwSbnt, viel matoeUe Onanie gefbraeben, ein Akt, den er sobenbaft als „Handarlmt beieicbnet X beklsgt sieb ebenso wie andere Urninge Aber die „Terblendeten Qesetsgebei^, die mit Strsle be- droben, was der M ensohbelt nidits sohade nnd docb ein natfirlidier Trieb fitr tiale sei Waa den X sonst betrillt, so mnss ioh erwlhnen, dass er mir einen dnrcbans ehrlicben Orandcbarakter an haben scheint, dass er aber nn- aweifslbaft dnreb srJileabten Yerkehr, bescmders dnrob den Yerkebr mit Mitgliedatt der minnlicben Halbwelt sitttieb geseUdigt wurde. Auf meinen Bat sog er sidi eine Zeitlsttg von dem Yeikebr sorflek, fiel aber diesem siAter wieder anm Opfer, uid awar, wie er mir mitteilt, gana besonders doreb den oben erwftbnten T. Als sieb X naeb langer Ab- Beispiele. II Wesenheit wieder einmal in jenem Kreise seilen Hess, wurde er mit den Worten: „Ach, da kommt ja die Seltene 1** frendig begrttsst. WiimtiS» d. 1l Immisaio membri m amm hit X. mr «nail venofliit, lud swar Ihat er es aas GafUligkat gegen etnen andecen, dm m pasBiTer FKderastie seine Befriedigung saolita. X. stand aber von dem Yenaeiie ab, da der Amts des anderen n klein war. Z. eimiifindet Ar den erwsbnten Y. keine anficicbtige Liebe; aber er Uebti wie er meint» leidenaohafUicJi einen gewissen Z.» der flbrigens verheixiteit ist T. wollte hftofig Ton Z. die Adresse des Z, erfsbren, nm eine erentnelle üntreae des X sofbrt wa entdedken; dodi ist dieaar viel sa nüssbaiuaeh, einem anderoi die Adresse des Zu an ▼erraten» aas Fnnht^ dieser kSnnte ibm abspenstig gemadit werden. Über sein yes*- bflltnis an Z. maciht Z. fblgende KitteOongen: „Wem wir snsammen smd, so benen nnd küssen wir uns, wir treiben gegenseitige Onanie, lagen nns zQsanunen ins Bett, bei dem Küssen kommt es za gegenseitigem, wollüstigem Beissen. loh machte die Bekanntschaft des Z. in einer ftffentlidien Bedflr&isanttalt durch einen Zufall, und iühle mich glücklich, aiaan zu kennen, den ich liebe. Erst allmählich wurde die anfSangs ganz laue Bekanntschaft zwischen uns intim. Ich war zuerst von Z. an- gesprochen worden; da mir der Afann sofort sympathisch war, suchte ich ihn durch anscheinend kühles Entpi 'Cfoniroinmpn an mich zu fesseln.* Es muss erwUhiit werden, dass X. ein ausserordentlich schlauer Mensch ist. X. wusste übrigens anfangs nicht, dass Z. verheirntet ist; erst später erfuhr er es zu seinem Schrecken, Nichts desto wemger aber wurde das Verhaltois fortgesetzt, obwohl mitunter des Z. Frau sich über die Intimität beider wunderte, ja auch schon Äusserungen fallen Hess, aus denen hervoi^eht, dass sie Verdacht schöpfte. X. ist etwas eifersüchtig auf die Frau des Z., aber er meint, das sei ju docli nur ein körperlicher Verkehr und kerne Liebe j daher ist die Eilersuchi des X. liier uiclit so gross; grösser würde sie jedenfalls sein, wenn Z. mit einem anderen Mann Terkehren wfixde. Waa den X ionst nodi kenumehnet, ist uSn. entsehieden uunInnHeheB Benebmen; die Bewegungen machen besonders dann, wenn X sidi einen Angenbliek flbr niebt beobaebtet hSlt, einen dnzcihaas wdbliehea Bindmok. 2. Fall. Patient X. ist gegenwärtig 30 Jahre alt. Sein Vater war von nervöser Natur, leicht erregbar, ujjd zwar, wie der i'atieiit an- nimmt, infolge einer Besch&fkigung, die hierzu disponierte. In geschlecht- licher Beziehung war der Vater durchaus normal und übte, wie X genau an wissen behauptet, den Beiseblaf sebr b&ufig ans. Die ICnttar des X bietet gleiobftOs Zeiciien hochgradiger Nervositit, die in lelster Zeit noeh sQggniniiiiien bat Besonders leidet sie an «ner Art ZwaqgsvoxsteUnngen, die von abeigllnbiaofaer Katar sind. Der Qrossvater dea Patienten Yiterliduneita war ein starker Trinker und starb am Gehimscblag, Von 12 Baiqndt. der GroMoratltf väterlicherseits wein Patient uidits; dagigin sind die GroBBeltera mütterlicherseits gesund gewttien und starben in hohem Alter. Sonst sind. n»ch Meinung des Patienten weder Epilepsie noch EaeentricitäteD oder sexuelle Perrersionen in der Familie vorgekommen. Als Kind zeigte Patient, wie er meint, ein weiches Gemüt, lebhaften Sinn für Musik ; er interessierte sich stets für Botanik, so dass er anfangs den Wunsch hatte, Gärtner zu werden, später, Botanik zu studieren, Wünsche, die durch seine Familienverhältnisse nicht erftlllt wurden. Wilde Knabenspiele waren deni Patipnfpn 7n wider, und während andere Knaben sich an Kriegsspielen u. ergötzten, sass X. gewöhnlich ab- seits, um aus Feldblumen nach eigenem (reachmack Kranze und Buketts zusamiuenzustelleD, die aügemeui wegen der Art der Anordnung gefielen, ja, wie X. mfint, sogar das Erstaunen alU r errt ^ten. Bis zu seinem 14. Lebensjahre fehlte bei X. der Geschlechtstrieb vollständig; niemals hatU^ er bis dabin Onanie getrieben. Damals wurde X. von einem mehrere Jahre älteren Verwandten in die Geheimnisse des GeRchlechtstriebes eingeweiht; der Verwandte schilderte dem X. die Onanie mit glühenden Fürben. Wenn es auch zu mutueller Onanie nicht kam, so wurde X. doch durch diese Schilderung gereizt, selbst die Onama zu versuchen. Als er in solcher Weise zwei Monate bmdurch für sich allein Onanie getrieben hatte, empfand er das lebhafte Bedürfiois, mit anderen Knaben su mastorineren. Scham hielt ihn jedoch noeli dnTon sb. Hingegen machten sieh Phiotsaievoistellaiigen bemezklMa'; er seUois beim Onanieren die Augen und stellte sich dass er mit snderen Knnben inssinm«! weehselseitig mastorMerte. TMnme mit PoUntionen hatten den gisicihen Inhslt. A]a X. anderthalb Jahre hindurch täglich bii mm Samenerguss maataibievi hatte, fthlte er tidi angegriffn und nwH Gkidaeitig begann Patient an hochgradig flbl«n Oemoh ans dem Hunde sa leiden, dw es dahin braebte, dass er jeden Yerkehr sn^ben mosste nnd häufig TOn der ümgehong gemieden wurde. In dieaer Zeit traten bei X Selbet- mordgedanken anf^ von denen «e aber nicht gans klar ist, ob sie lediglich die Folge der durch den Omich ans dem M ande bedingt*« nnangsnehmen Sitoation, oder ob nicht doch ?ielmelff in höherem Qmde durch die stark neuropathisohe Natnr des Patienten bcgrOndet waren. Insbesondere quilte den Patienten der Oedanke, dass er mit anderen Knaben gern nmtaelle Onanie treiben mMhts^ dass er aber durch seinen Geruch voll» ständig dsxan verhindert war, mit anderen flberhaapt imsammimiTikftmmfii Als Patient die Schule verlassoi hatte, ging er aonldist hbigere Zeit auf das Land, wo sowohl die nenrOsen Krsoheinnngen nachliessen, als auch der Geschlechtstrieb seitweise etwas sohwicher wurde, sich quaUtativ aber nicht änderte. Als X später wieder in die Btadt xoniekkebrie, sachte er Verkehr Beispiele. 13 mit Weibeni muf, and zwar in d«r Hoffirang, dasB «r dnnih die Gewtthnnng an den ümgang mit Mldchen den krankhalten Trieb m Knaben wflxde mrflflikditngen kOnnen. IideHen selbst das eefaflnste IftdoliMi konnte den Patienten gesoUeeiitlidi niciht nisen. X. yersochte den r^gnlSren Koitos aossnfiben, um dadaroh normalen Trieb m erwerben ; es gelaag ibm einige Male mit grosser Mflhe^ membrum m vagimm femmae nmmüere, erecHomm 0t tSaetäeiikiiiim cUmere. Doch war dieses nnr dann mOglioii, wenn sidi X. im dauki«i Banme mit einem angeldeideten .mdehen befind; dann ateUie er sieh in aciner Phantasie toTi dass er mit «nem Knaben Plderastie triebe, and es kam so mehrfach bis nun Brgnss. Als er eines Tages ein Mldohen, mit don er m der genannten Weise den Beischlaf ansgefdhrt hatte, sackend im hellen Zimmer sah, eriasste ihn ein solcher HiMrror, dass er das MBdehen anter einem Vorwande sofort ▼erliesa. Allmihlieh setate sich hei X. die Überseogong fest, dass es veiigeb* lieh sein wftrde, gegm einen Trieb anaokftmpfen, den er doeh nie wftede Ter] leren kOnnen; er entschlosB steh, ihm sa folgm and mit mSnnlichen lodividaen geschlechtUidi zu vorkehren. X wurde mit einem Knaben bekannt and trieb mntaelle Onanie nnd aktive Päderastie mit diesem. Nor die aktive Päderastie befinedigte den X. vollständig* mntaeUe Onanie war ihm nur ein Notbehelf. Bild kam X. in die Hände von Erpressern, Die £ltem des Knaben, mit dem er T^rkehrte, begünstigten nämlich dessen Geschlechtsvprlffilir mit X., übten aber dann an diesem farchtbare Er- pressungen aus, die sein ganzes kleinem Vt^rmögen verschlantren Erst als er dipses auf solche Weise verloren hatte, entdeckte sich X einigen Ver- wand tm, auf deren Veranlassung die Erpresser sich gezwungen sahen, weitere Versuche einzustellen, da ihnen eine Anzeige bei dvr Staatsanwalt- schaft in Aussicht gestellt war. Infolge dieser Verhältnisse nahm X. sich vor, der Päderastie ganz zu entsagen, sei es auch mit Aafopferang seiner Gesundheit, um nicht wieder in die Hände von Erpr^sem tix fallen. X. hat nämlich die Ansicht, dass er seinen Trieb befriedigen müsse, und dass die Hichtbefriedigaug des Triebes für beine Gesundheit schädlich sei. Da nun der sexuelle Verkehr mit Weibern für ihn ganz unmöglich ist, SO treibt er jetzt lediglich mntaelle Onanie. Am meisten wird er dnreh Knaben im Alter von 16 bis 18 Jahren gereist; Hfloner mit BftrtMi stossen Üm ab. Wie sehon gesagt, ist die mntaelle Onanie fOr diesen Patienten ein Hotbehdf and befriedigt ihn keineswegs. Patient beklagt, daas er dnreh ein gxansamas Geseti nioht allein sein YermQgen Terlofen habe, da es ihm dnieh Erpressnngen geraabt worden ist, sondern dass er aneh foortwihrend dadoreh an seiner Gesand«  heit geadildigt würde; denn die geawongene Enthaltsamkeit von dem OesoUedttqgenass, der ihn allem befriedige, sei die ürsaehe adner gioasen 14 Beifpiele. 8. Fall Dem weibliehon G«8eh]«Glit gegenflber seigto der 24- jlMgtt Paliwt X nifnub BenwUen Sniig^ dagegen fllUte «r sieh tob wineiii 16. Leben^iiire ui donih gleichaltrige oder jüngere Knaben ge* aoUeoUilieb eiregt Falaeat teilt Uber aeine Neigongen Iblgendea mit: »Idi war Inneift irtbleiiielii and ea ivaren nur sehr wenige, die ich. mehr ala platoniadi liebte. Am liabaten war mir stete em jngendfriachea Geaiclit» roeige Wangen, femrige Augen; die Betreffenden durften wohl etwas weibiaoh aoBBehen, abear in ihrem Weaen aichta Weibiachea an aioh haben. «Die Gegend iwiichen den Oberscbenkehi aog mich ganz beaonders an, daa Mmäurtm virile spielte in der Phantasie die Haaptrolle. Be- sonders mass ick die Passivität betonen, mit der ich die Sehnaocfat hatte, dam der andere meine Wünsche erraten sollte. Vieles hfttte idi dämm gegeben; aber ich that eigentlich abaolnt nachta, mich ihm gegenüber za erkennai m geben. Immissio memfirl in anum hat fftr mich absolut keinen Beil, mutaelle Onanie hingegen erregt mich, wenn ich aie mir ▼orstelle, ausserordentlich; niemals aber habe ich aie getrieben, weQ es mir an jeder Möglichkeit daza zu fehlen schien. Niemals habe ich mit Leidensgeflihrten über meinen Znstand gesprochen and ebenso wenig ein anderer Urning mit mir über seinen Zustand. ,Wenn ich die Reihe derjenigen, die mir eine Art von Libido ein- tiössten, durchmüRtere, so ist sir nicht gross. Fs sind gleichaltrige oder jüngere Individuen, letztere nllHnlings nur zum kleineren Tfil. Leuto, die älter als ich sind, reizen mich in keinem Falle. Sie müssen in ihren Zügen etwas Sinnliches und Lebhaftes haben, etwas JugendfrischpR, ich möchte sagen, ptwas Griechisches. Sie müssen eher schlank als fett sein, müssen in ihren IJewegimgen Gewandtheit zeigen; aber in ihrem psychischen Verhalten dürfen sie keine weiblichen Züge aufweisen. Im Verkehre mit ihnen wäre mir et\vus Sprödigkeit erwünsdjter als grosse Nachgiebigkeit gegen moine Wünsche. In weiblicher Kleidung w luden, glaube ich, M&nner entschieden einen minderwertigen Eindruck auf mich machen. .Mein Eauptwnnsoh wftre nun znn&chst der, dass die M&nner, die daa Ziel meiner L^ido bOden, gleiche GefBhle wie idi haben md nodi ans meraer FaMiTHtt an urgend einer aemailen Handlnng bintiasen«  Allerdings glaube ich, daaa ich niemala eine Immisgio mmhri m omimm fertig brSchte, emihch weil nur aöhon der Gedanke widerlich ist WUrde ich aber geeignete Minner gdonden haben, ao bitte teil swei£Blloa leicht an mntneller Onanie geltthrt werd«i fcOnnen. Mein Wnnach wire dann noch, in einem Bette mit einem anderen anaammen an sohlaflan, nnd Bingklmpfe mit ihm anaaafltturen bei mflgltdiat enger kISrperlioher Be- rfilimqg, beaonden der Cknitalien, «Thataidilich habe ich nun, aber nnr einmal, mit einem Manne Ton der Art derer, die ich gern hatte, in emem Bett geaoblafen. üm an Beispiele. 15 diesem Ziele m kommen, ersann ich mir eine Notlüge: icli hlite den HanssflliUiBBel ^eigessen und kSnnte nicbt m meine Wobnong; denn ich wftniohls dumkam, dass jener Ton meiner L^ieb niobtB merkte. Der ■iidne^ mit dem ich snsammen «dilief^ wer, wie ich glaube^ hommemeO. Bb kam fllnlgens nur sn starker psjchisolier Srregnng meinerseits, aber wa keiner Handlang, weil der andere sieh sa passiT Terinelt ist nnn ai^tig, nodi eine Handlang sa sdüldecn, die ich oft nasftthrte. Ich hewBUe midh ntmlifth, mOgliehst anbemerkt die Oenital- gegend derer, ^e ieh gern hatten sn berühren and absutasten, und «war hosonders anter dem Verwände von BisgtaUnpfeo. Oft genag habe ieh in der Sehnle meineuTordennanB, wenn er sa den wenigen gehfirte, die in mir Sehnsneht erweekten, mit memer Fnssspitze in der Genitalgegend berührt, ich habe anoh^ wenn wir beide am Ende «ner Bank Saasen, sein T^.in zu mir nach hinten gezogen und bin dann mit meinem «genen fHisse möglichst weit nach oben bei dem anderen gegangen. Ich legte oft meine Hand auf die Schenkel meiner Nachbarn in der Schule und bin dann langsam an den Schenkeln in. die Höhe gerückt loh habe, wenn einer von den mich reizenden jungen Leuten hinter mir stand, möglichst unbemerkt meine Hönde, die ich ungezwungen auf dem Rücken hielt, in die GenitAlgep-cnd des Betreffenden gebracht, ich habe insbesondere, wie ich iiochni;ils betone, Ringkämpfe herbei crefiihi-t, und vip]fach habe ich die sogenannte geistige Onanie, wie sie Hufoland nennt, ausgeübt, deren verderbliche Wirkung auf den €reist wohl uitiuand bezweifeln wird. Aus diesen Gründen war ich auch oft in der Schule unautmerksam, und alle meioti Gedanken wurden von dem Bestreben, die Genitalgegend des andern zu erreichen, beherrscht Viel hätte ich darum gegeben, wenn ich dieselbe Perversion auch bei anderen gefunden hätte, wenn meine Genitalgegend für euieu andern dasselbe Interesse gehabt hUttu, wie es umgekehrt der Fall war. »Soweit ich mich erinnern kann, reichen meine konträr sexuellen KiuptiiiduDgen bis in daü 16. Lebensjahr zurück. Die ErnpHn düngen sind weder ätiirker noch schwächer geworden als anfangs. Ob mein eigener kräftiger Wille, mit dem ich sie zu unterdrücken liuchte, hierbei etwas gethan hat, weiss ich nidit. Der Trieb ist bei mir nicht alku leiden* eefaaftlieh; es liegt dies vielleieht an meinem natürlichen Phlegma. sOnanie habe ich erst seit meinem 21. Jabre getrieben, niemals frflber und immer mlsog. Aber auch jetzt, wo ich 24 Jahre alt bin, bin idi der Onanie noch nicht ToUsttadtg Herr geworden, so dass icih sie doxdisehnitCUdi jede Wooihe einmal ansflbe, and zwar frieans memfimm MMmift Itiifitin /iMliiA WW^ffWn^ WWw^nfV WliwliV«  ,Itt den I^cinmen erscheinen mir die wenigen Jftnglinge, die mir JIMäo einllOssten, spesiell deigenige, der mich zaerst entflammte, noch jetrt, obtohon ich gerade diesen seit Jahren nUdit mehr gesehen and 16 Beispiel«. nidits T<m ihm gehört habe. Im Traume oin ich denn aktiver, ich fiuse den anderen sionlidi direkt an die Genitalien, dieeer giebt aadh «ine woUfistige Empfindung ta «rkennen, vnd eo erfolgt sehr hlmfig EkumUUiö semmU, Nie erinnere ieh midi» einen eexneilen l^ranm gehabt tu haban, der ein Midehen betrat* Der Patient ist klein, aein Köiper ist eonet aber gnt enliriokeltk nur ist er fettarm. Die unteren Extremitäten sind relativ kräftig, der Thorax anffallend flaoh. Der Herzschlag des Patienten zeigt am Thorax eine groaee Ansdehnong. Es ist femer eine starke Varikooele ohne alle Schmerzen za erwlhnen. Sonst sind die äusseren Genitalien normal eni- «ickeltb Erektionen treten bei dem Patienten mitanter ein, ohne daSB er neb irgend welcher sexueller Gedanken bewusst ist. Was die Familienverhältnisse betrifft, so sind die beiderseitigen Gross- eltern miteinander blutsverwandt. Vom Grossvater mütterlich rr^^cits wurde mehrfach, y:\q Apt T'atipnt weiss, en^hlt, dass er sicli als .Jünf,'ling nie zu Mädchen hingezon;* n fühlte; doch schliesst Patient daraus nicht auf eine kontrüre Rexualemptindang des Grossvaters. Vater und Mutt'^r des Patienten sollen nervös sein. Patient (glaubt, dass er l»ei ])eidLn l. ise Andeutungen kontrilrer sexueller Perversiou wahrgenommen habe; doch fehlt es ihm an l inoni genauen Nachweis. Anl'get'allcn ist ihm, duss sein Bruder stets Freunde hatte, die sehr hübsch waren, und ilass ihr Tvpus immer seinen eigenen sexuellen Wünschen entsprach. i'atioiil glaubt, dais sein Bruder gegen das weibliche Geschlecht ebenso vollständig un- empfindlich sei wie er selbst, doch kann er dies nicht genan nachweisen. X kann nioht pfeifen, ist Nichtraucher und trinkt wenig Alkoholika. Er glaubt, was swne geistigen Fähigkeiten betrifft, erwShnen su mfissen, dass bei ihm mehr die GefOUsante ftberwiegt, sein Yerstend nicht sehr seharf entwiekelt ist, nnd dass er auch fllr «nkte Wissensohaft nur wenig Interesse bat. Patient ist wenig s«lbstbewasst mid bat seban- spielerisofaes Talent Eitdknt oder sonstige Zeidien von EfflsmUiaiio sind bei ihm nioht nadiweisbar. 4. Fall X, 81 Jahre alt, ist kCrperlich Tollstbidig gesund nnd munter. Der Vater das X, einige siebsig Jahre alt» lebt nnd ist gesund, ebenso seine Mutter. X hat mehrere Gesehraristar, von denen die Scbwestem glücklich Tdbeiratet und ICütter yon gesunden Eindem sind. Ein Bmder des X lebt und ist gleiolifalls gesund. Homosexualität oder andere Ner?en> krenkheiten kann X. auch sonst in der Familie nirgends nachweisen. Die Erinnerung des X. reicht ziemlich weit in seine Jugend zurück. £r lernte verhältnismässig spät, mit 3 Jahren, gehen und entwickelte sich im allgemeinen auch geistig etwas spät; auf der Schule kam X. schlecht vorwärts. Als er 8 Jahre zählte, kam er in eine Pension, wo er mit zwei anderen Knaben mehrere Jahre zusammen blieb. Mit dem einen der beiden, der dasselbe Alter wie X. hatte, befreundete er sich bald sehr innig. war ein bildhübscher Junge mit fhscbem, offenem Beispiele. 17 Getifililwiisdxiick, lotbadcig und g«Bimd.* Bei dieur CMegwheit wir es, dass sioli bei X «am entea Mate das gtscbMitiliclie GeflÜil regte. Viel- Imeht war es anoh nur, wia «r sagt, «au Wadlielie Vwut, Uber die ar aidi koiiia Beehenschaft za gaben im aianda war. Wana die PenaiooS' beaitaer auBagangen waren lud die beiden Kisban rieh unbeachtet glaubten, kdBsten öe aidi, Hebkoaten sieh auf aUe mQgticdie Art und Weise. Sie sogen die Hoeen herunter, atreiobelten dnander den Amts und die GenitaUen, ohne aber iigend welehe Erektionen su bekommen. ]>er Frennd dea X. Terlieaa vaek einiger Znt die Penrion und wurde Kadett. Ala die beiden aber apftter wieder «nige Zeit suaammen waren, wurden die gegenseitigen mannstupratorischen Akte von nenem ausgeObt. Der andre ist jetzt Offisier ; als sich die beiden nach jahrelanger Trennung einmal wiedersahen, umarmten und kOasten sie sich in Gegenwart Ter- sohiedeoer anderer Personen. X. hatte swar keine Gelegenheit, den Heim allein zu sprechen, glaubt aber, daas er aich auch wiedor homosexuell mit ihm eingelassen hätte. In Sexta wtirde X. von einem Mitschüler zuei^ auf den Untersdiied der beiden Geschlechter aufmerksam gemacht. schöne HftrohMi vom kinderbringenden Storch hörte damit auf an existieren, und er sah die Sache etwas mehr prosaisch au. Don ersten wirklichen Abscheu gegen geschlechtlichen Verkehr mit Weibern empfand er beim Anblick des badenden Dienstmädchens seiner Eltern, die ihn in Abwesenheit dieser zu sich ins Bad zu locken suchte. Von seinem 11. Lebensjahre bis jetzt hat X. fiist ununterbrochen Onanie getrieben. Er weiss nicht mehr genau anzugeben, wer ihn ziierst m die Geheimnisse dieses Lastors eingeführt hat ; er erinnert sich aber, dass er selbst sclion in Quinta einen anderen Knaben zur Onanie verführte. Dieser fand Gefallen daran, und nun suchte X. mit ihm möglichst oft den Akt zu vollführen. Leide kamen fast jeden Tag im Hanse tn i des X. Eltern zusammen, um gemeinschaftlich die Schularbeiten zu machen. X. verliebte sich in seinen neuen Freund und wurde zum Sklaven seiner Leidenschaft. Die gemeinsamen Schularbeiten wwen für Ihn nur ein Vorwand zur Befriedigung seiner Begierden. Oft gehrauchte er den Pensionsbesitzern gegenüber leere Ausreden, bloss um sich seinem ge> liebten Freund hingeben zu könnnen. Meistens Ümt er dies auf dem Klosett Als beide naoh Quarta Tersetzt waren, hatte daa heimliolie TMben seinen Höhepunkt erteicbt Es verging kaum ein Tag, wo sie nieht einen einsamen Ort aufruditen, um ihrer Lndmsoliaft an fröhnen. Beim An- blick des andern bekam X Erektion; infolgedMsen drftngte er sidi an den Freund heran, und dieser will^|te scUiesdieh t&a, I&unal ging X. in den Venen mit seinem Freunde zu dessen Eltern, wo er eine aeitlang blieb. Die ganae Zeit war er nur auf den gemeinsamen Gesehleehtssikt erpicht» Es war gerade um Weihnachten herom, und X. fertigte einige Moll, KoBir. 8«nakqpaadnis> S 18 Beispiele, Goiebeiike fttr sebe Ang^bArigen. Da msn hierb« gewObnlich dne ge«  wiase Heimliehtiinerei nfltig bat, so geling es Uun Tonflglidt, seineii Zweck m eneichai. Es bam tot, dan beide dreimal an einem Tage onamerten. Dem X. macbte ea immer ein beaonderes Yeigiiflgaiiy niem^rnm atiUei in os amm inirodiieere, was aein Freimd mofaft thim wollte nnd hOebatena sweu&al ala Entgelt dalflr tbat, daaa X. ibm dia Erlaubnis erteilte, mit ibm (dem X) im eigeniliobeii Sinne Fftderaatie treiben sn dürfen, wobei X. der passive Teil war. Es kam oft vor, das« beide sieb innerhalb YOn vwei Standen zweimal befriedigten. Häufig Hessen sie es auch an der nötif^en Torsiebt fehlen, so stark war ihre Leidenschaft Abends, wenn mck X. von den Angehörigen seines Frenndea Terabsfdiiedet hatte, gaben sie sich oft noch im Thorw^e des Hauses des Freundes der Leidenschaft hin. Später zogen sie noch einen gleichaltrigen gemein- samen Bekannten in ihr Vertrauen, und nun fröhntcn die drei zusammen diesem Tjastcr. Einen beson<^prpn Vorfall im Kniiso seiner Pensionsvor- stehf'T konnte X benutzen, um mehrcjf' \Vochen ganz in d««; Hans seines Freundes zu zichfn, was für ihn natihlich muc, willkommene Geif^gt>n>ieit. 7.ur Ausübung deb geschlechtlichen Verkehrs war. Bald darauf vcrliess der Freund des X. die bisherige Schale. Den Wunsch des X., auch die Schule zu wechseln, verwirklicht« der Vater nicht, und zwar auf den Bat einer älteren Schwester hin, die im Hause eine grosse Rolle spielte. X. hält es für möglich, dass seine Abneigung gegen das weibliche Geschlecht durch die prrospo Bevorzugung seiner Schwestern seitens seines Vaters wesentlicii prln ht wurde. Stets fühlte er sich in der Ge- sellschaft von jungen Mädchen sehr i)eengt. Sein Benehmen war ihnen gegenüber unbeholfen und linkisch, und er hatte in ihrer Gegenwart das Gefühl einer gewissen Beklemmung. Der sexuelle Verkehr mit seinem Freunde mässigte sich allniühlich etwas, zumal da beide nun, wenn sie auch in derselben Stadt blieben, bald verschiedene Schulen besuchten. Der Freund des X. ist Offizier und jetzt verheiratet, ob glücklich, kann X. jedoob nicht sagen. Anf jeden Fall erreichte der gescblecbtliobe Tarkelir beider acbHeaalkib aein Ende, mal der andere als Avantageor in die Aimee trat Bei gelegentlicben ftfiditigen Begegnungen babcn die btiden nicht mehr davon gesprochen. Schnell gewann aber X. andere Genoaaen aar Befriedigung senier Begierde. Bs war steta eine ainnlicbe Zuneigung, die ihn mit gleichaltrigen Knaben verband. Hlnflg Ablte er aogar eine direid» Abneigung gegen die betreffenden ala Menschen, aumsl in einem FaU, wo er mit d«n Sohne eines benadibarten Hand«  werken verkehrte, der an Bildung weit unter ihm stand und auch ein roher Mensch war. Nur in dem sexneUen Funkte konnte X. ihm nicht wideralehen. Die beiden hatten ein bealimmt^ Wort yerabredet ab Zeidien gegenseitigen Einverständnisses zur Ausübung der mutuellen Onanie^ nnd sobald X. dieses Wort hOrte, gab ea fttr ihn keinen Halt 19 melur. MerkwOxdig ist es dem X. selbst» dass seine Aogehdrigra nie etwas Ton semem Treiben merkten, da er hlnflg gsr oidit TorBiditig dabei war. Im Alter von 18 Jahren gelangte X. mehr znr Einsicht seiner Lage, nnd zwar durch die Loktüre zahlreicher Bücher, die sidi mit solchen Dingen beschäftigten. Ein Buch über die Selbstbewahmng jagte ihm einen grossen Schrecken ein: er glaubte sich verloren, obwohl er das Leben so lieb hatte; alle die tausend Anzeichen des Verfalls meinte er bei- sich zu entdecken, „ohne den Mut zu haben, eine brieniche Kur bei dem Autor des Buches zu versuchen." X. bedauert das heute nicht, nbwohi lange Zeit hindurch die vielen Dankschreiben im Anban^j des Buches ihm zu beweisen schienen, wie viele Leute Hilfe bei dem Ver- fasser gefunden hatten. X. weiss, dass der Verfass'^r ein Schwindler ist, der den armen gequülten Patienten mit teuren Medikamenten und hohem Honorar das Geld aus der Tasche /u locken versteht. X. war zu jener Zeit ein schniiichtiger juiiger Mann, lang aufge- schossen, schwächlich und düna, allen körperlichen Übungen abhold. Im Turnen hatte er stets eine schlechte Zensur; auch war er von stillem und feigem Wesen, ganz im Gegensatz zu seinem Bruder, der fast alle seine Altersgenossen an tollkfihnen Streichen flberbot Nachdem nun dem X. die Angen Aber seinen Zustand geOlioet waren — das hatte immerhin das eine Bttch bewirkt — hielt er sieh ftr ein wahres Sehensal in Mensehengestali Obwohl er sieh bewnsst war, dass er nieht allein in seinem Leiden stand, und dass seine F^wnnde ebenso in Yordammen seien wie er, eigriff ihn doch eine Art Venweiflnng, nnd er ▼enMbente sich selbst Sr konnte keiner Seele sein Heiz anssokfttteo. Um sich Tor aQen Anfechtungen in bewahren, sdnieb er mit grossen Budistaban an die Wand ftber seinem Bette einen Ansspnudi, der ihn gegen die Leiden- schaft scfafttsen sollte: „2b sMue kU paatUm, is (ke grmtat trkm^ Es tmt jebt, wo X. 20 Jahre alt war, eine kone Episode ein, wo er sieh mit Gewalt swang, mit jungen Mldchen ansammenttikommen. Zn seinem eigenen Bistannen verliebte er sidi sogar in «ine reisende, eher sehr raffinierte Aoslftnderin, von der er gewaltig genasflthrt wnrde. Wenn er anch GelUlen an ihr geHmdw hatte, so war sie doch nicht imstande, ihn bewufst geschlechtlich M ^ reizen. AUmfthlich verfiel X wieder in seine alten Gewohnheiten, ohne indessen männlichen Verkehr zu haben. Ganz eigentümlich war seine rein platonische Liebe zu einem jetst Terstorbeoen Freunde, den X. schon iroher lange kannte, der ihm aber erst, als-, er, d. h. X., 20 Jahr alt war, nfther trat. X. hat ihm gegeoAber nie den Versuch gemadit, geschleohtliohe Besiehnngen anstt' ') Weaigrtene regte aieh der Oekameeeenstrieb niehi 2* 20 Mpi«le* knftpfea, m war vielinehr «in «plsfconisdies VerhiltnlH*. Er koimie gtondmikiig mit dem Treimde anf «iner Bink ntMD; denen bleeser An- blick genügte, ihn vollkommen glücUicb zu mefiSken, Bei einer gemeinsamen Kneiperei betrank sich sein Freund, X. mniBte üm nach Hanse bringen. Binde gingen Arm in Arm ihres Weges dahin, nnd der Andere merkte CS gar nicht, wie zärtlich X. gegen ihn wurde, was er sonst nie wagte. Abi der Freund zur Stillung eines Bedürfnisses unterwegs stehen blieb, überkam den X. mit fast unwiderstehlicher Gewalt der Trieb, die Ge- schlechtsteile des Freundf's /u sehen. ,Mit einem wahren Wonnegefähl" blickte er auf sie. Gleich darauf überlief den X. ein ordentlicher Schauder vor sich selber «über seine grenzenlose Verworfenheit*. Er weinte wie ein kleines Kind, und wochenlang fühlte er Reue über sein Benehmen. Der Freund hatte nichts von allem bemerkt, und dies war noch des X. Trost. Vor einer Ileihe von Jahren ist der Freund gestorben. X. be- ^^leitete ihn zur letzten Ruhestätte, nnd jedesmal, wenn X. in die Stadt kommt, wo der Freund beerdigt ist, geht er nach dem Friedhof und weiut sich an dem Grabe des Freundes aus. X. machte endlich das Abiturientenexamen. Besonders die Mathema- tik, so giebt er an, war für ihn stets eino Terra tncognifd, wälirend er gute deutsche Aut&,u/<e machte. Kui/ n:u:li dviu llxarnen wurde X. nach einem lustig verbrachten Abend von seißen Freunden m ein Bordell ge- führt, wo man ihn mit aller Gewalt zum Koitus bringen wollte. Deu X. ei griff aber ein OeftU Ton Ekel bei dem Gebaren der Dirnen, und es gelang ihm, siidi leise daTOmtmcliIetoihen. Diese widerwirtigen, ge- meinen Franensimmer, welehe so gesoUlftsmlsrig ihr ▼erwerflidhes Ge* werbe sa betreiben wissen, kOnnen, wie X meint, gewiss anch ganz normal veranlagte Hensdien mit Absehen erftllen. X. konnte seine Freunde nie begreifen, die so oft die gebotene Qdegenheit benatsten. Er selbst hat sidh in sdner Studienzeit einige Male dasa Yerstanden, den Beiwdilaf ausrauben. Ss gelang ihm anoh, Sameneoqguss heKbeisnfUtren; dooh bot ihm der Ktnttts keinen Gemus, oder dieoer war wenigstens so gering, dass jeder Vergleieli mit dem gesohleehtttohen Verkehr mit Ulanem aos- gesohlossen war. Des X. homosexueller Trieb hat in den spiteren Jahren bedeutend sugenonmien, aber nur selten ftnd X Gelegenheit, mit Personen minn- liehen QeschleQbtB m Teikehren. Ein Btndiengenosse^ mit dm er ttcb nift^hmai MiiK— ^ reiste üm TethiltnismKssig wenig, und so ksm es, dass er TOweflen anf die sehenssliehsten Abarten der Onanie verfiel. Er stellle sich vor einen Spiegel nnd mastorbierte, indem er sich an dem Anblick seines eigenen nackten Körpers aufregte. Als er auch hierdurch nicht mehr recht befriedigt wurde, ging er zu einem den nu^sien Menschen ttttsserst widrigen Akte über. Im Bette sitsend, gelang es ihm durah grosse Yerraikongen seines Körpers, m denen er veranlagt war, mmi^nm Beispiele. 21 suum in os proprium suscipere, wobei er oft .zur Erhöhung des Reizes* zuerst urinam suam hibit; postea eiaculatio seminis consecuta est, semen auiem devorarc non paML Den X ergriff jedesmal gloeli nadi don Alct ein bo gmieidiafter Skel ▼or ddi selber, dass er someist in ein«i apathiselieai Zutsud geriet, der später in völlige Venweiflmig fiberging. Naeh «nigeo Wodien jedoch hatte er all« seine guten Vorsfttie vergessen nnd er flbeiliesB dch wieder diesem ekelhaften Akte. In dieser für X. so drOekenden Zeit, in der er aiush nun ernsthaften Arbdten viel sn schlaff war, erwarb er 9ieh die Freundschaft eines Alters- genossen, der lange Zeit «nen grossen Einfloss anf ihn ansübte. Z. kannte ihn schon von d» Sehole her, wo beide oberilflohlich mit einander ver- kehrt hatten. Es war ein Ansliader Y., em ansserordentlioh begabter und aoHjBeweekier Mensch, der dem X*^ wie dieser aagiebt» geist^ bei weitem fibedegm war, obwohl er ri<dk dnrdi Fanlheit ansseichnete. Beide kamen erst dann nnd wenn snsammen, nnd traten sich endlich sehr nahe. T. war ein yerschlosMner Hensch, und sein Innenleben war andern Lenten fast garnicbt mgOnglick. Aber dem X. waren die gesamten Ansichten des Freundes sympathisch, besonders in religiösen Dingen, über die sie sehr häufig sprachen, nnd wobei sie beide einen vollkommen naturalistischen Standpunkt einnahmen. «AU der Dogmenkram, der nns auf der Schule gelehrt word^oi war, war uns in tiefster Seele verhasst ; war ich mir doch schon bei meiner Konfirmation bewusst, eine grosse Heuchelei begangen %u haben*. Als sich nnn die beiden immer näher traten, entdeckte sich X. seinem Freunde und erzählte ihm von seinen Leiden und Qualen, von seiner Viin sexualis, ohne jedoch die schlimmsten Seiten seines perversen Triebes zu erwähnen. Der Freund vertraute sich mm auch dem X. an und gestand ilim , änss er auch geiieune Laster ausübe, sie abor dabei verabscheue. Beide galt n sich nun das Wort, dass sie alles thun wollten, sich allmählich von diesem Irrwege abzubringen. Nach einiger Zeit kam X. auf längere Frist in den Wohnort des Y. X machte den Vorschlag, zusammen zu wohnen, worauf Y. auch eintring. Anderthalb Jahre war er nun beständig in der Nähe seines geliebten Freundes, Es war, wie er angiebt, die glücklichste Zeit seines Lebens^ Die Studien, denen sich X. zuwendete, wurden etwas vernachlässigt, er ging völlig in der Liebe zu seinem Freunde auf; es war aber für ihn eine reine jind ideale Freundschaft, Er that alles dem Y /n Gefallen; X. wJire, wenn 1. es verlaugt hatte, „mit Freuden für ihn durchs Feuer gegangen.* Die Wohnstube war gemeinsam, aber die Schlafzimmer ge- trennt. Es gah kein Cbheimnis f&r sie: alle Briefe, die sie bekamen, lasen sie gegenseitig durch, sie teüten Sohmen nnd Freude, nnd das Innerste des X. empQrte sieh hei dem Oedanken, dass er sich jemals von seinem Freunde trennen konnte. Der Frennd war, wie X. angiebt, mehr der empfangende, er seihst der gehende TeiL T. duldete aUe Änsserangen 22 Beispiele. der Aiililii(^]fllikiil, olme sie aber seinersmts zu erwidern. X. maolite Einklolb warn Aleiideesea, hs dem Treonde des Abends Sehriften vor, ging mit ihm anii wenn er es wollte» and snehte ihm tfterbaapt des Leben so gonfitUdi wie nnr ngend mOglicb sn nmdien. In ihren Be«  hrnntenkreiBen wurden die baden hinfig schershnfter Weise Mann nnd Fran genannt Auch die Qualen der Eitoneht lernte er kennen. Es war ihm eino inttinktiTe yorsieUimg, der Freimd dttrfe nur ihm gehören, kein anderer habe ein Bedht auf ihn, und selbst bei den nnsdnüdigsten Anllssen konnte X. in Sinnliche Baserei geraten» in der er aUes um sieh herum veiEgass. So wsren beide eines Abends btt Bekannten au* aaannen und feierten einen OebnrtBk^;. Zum Sdilnis hatte X. einen ge- Hnden Baoseh und wollte sidi wegbegeben. Sein Freund wollte sioh in aller Gemfitlichkeit noch eine Stunde mit einem seiner Bekannten untw* halten. Jeder andere wäre auf diesen harmlosen Wunwdi, wie X. selbst meint, eingegangen und li&tte sieh ruhig nach Hause yerfQgt. X. hin- gegen tobte wie ein Besessener auf der Strasse herum, warf ein Fenster ein» und es hatte nicht viel gefehlt, so wäre er wegen mhestörenden Lärms verhailet worden. Am nächsten Morgen machte man ihm die leb- haftesten Vorwürfe wegen seines Benehmens; man schob seinen wüsten Lärm allein auf seinen Rausch und verhuhiit«' ihn noch obendrein. , Keiner ahnte, welche Sclirnnzen ich ausgestanden hatte und welche Stürme in mir getost hatten. Durch ein oft'enes Eingeständnis meiner Qualen hütte ich mich ja unsterblich blamiert. Troiz alltr Idealitat seiner Freund- schaft trat <\oc\i schliesslich bei X. eine starke Ömniichkeit seinem Freande gegenüber hervor. Da er wnsste, dass Y. einen sehr festen Charakter hatte und nie von etwas abliess, was er sich einmal vor- genommen hatte, war es dem X. auch vollstiindig klar, dass er ihn niemals zu ugeud welchen sexuellen Akten würde verleiten können. Deshalb nahm er zur List seine Zuflucht und that, als ob er sich irgend eine Geschleohtskrankheit zugezogen hfttie. Vorher hatte er snn Glied dureh kflnsÜiohe Manipulationen in einen seheinbsr gesehwoUenen Zustand Tersetst Waa er beabsiohtigCe, trat auch ein. Der Vxmä forderte den X« ani^ ihm sein Qlied sn «eigen, woranf X. nattlrHeh mit frohem Henen einging. Das aUes gewfthrte ihm schon eine grosse Befriedigung. Ein »anderes Ual, als T. au Bett gegangen war, und X» sich noch in der Wohnstube anOuelt» konnte er sich nicht langer hallen und bat den Y. fiehentÜdi, er mfige doch hereinkommen und wenigstens sehen, wie er masturbiere: denn seine blosse Oegenwart eriidhe den Beia. DerRrennd ttat dies audi, machte ihm aber na<Alier die grOsrten VorwUrfh Aber seine Handlung, vor der X. nach der Thai selbst einen innem Ekel empfand. Der Freund des X. ging motgeas nach dem AuMehen ge- wöhnlieh bald weg, während X. noch zu Hause blieb. Sobald T. die Wohnung Terlaoen, ging X. in dessen Schlafstube und dorehsnchte sein Beiipidie. 28 gaons Bett auf etwaig« Sporeii dner PoDiitiom Itfanöhiaal fuid er Merbei einige Staehen, die Ton des Freimdea Sdtainluutnii stammen modhten; wenigstens bildete sieh X* dies ein. Er sammelte dann die Hlrafaen sorgfUtigi nm sie som Andenken anfkobewaluren und mcb e?entneU an ihnen zu erregen. Auch die Kopfhaare des Freondes, die an deesen Büxste stecken blieben, nahm X. an sich, und gross war seine innere Befidedigong, wenn er manehmal in amiH urina, quam exatm» nabeU, semen vidit, quod amieus nuuUtrbaiüme eiaeuUwerat, Soig- fiÜtig gos8 X. dann den Urin weg, aemengue devoravU. Eine andere Art von Befriedignng bestand for X. darin, dass er durch das Ärmellocb eiuor der Westen des Freundes mastnrbierte, oder anch auf das Sofa, auf dem Y. gesessen hatte. So unglaublich dies auch klingt, so bf'tont X. doch immer wieder, dass dies alles bis ins kleinste Detail wahr sei und gerade seine wahnwitzige sinnliche T/eidenschaft zu dem Freunde zeige, ,die mit der idealen vollküiniaeu Hand in Hand gegangen sei.' Von dem, was er in Abwesenheit des Freundes gemacht hatte, erfuhr dieser natürlich nie etwas, weil ^tlbst einsah, wie th5richi er dabei handeln würde. X. wollte vollständig in Y. aufgehen, körperlich und geistig. Y. stand nach des X. Meinung hoch über ihm; X. schmeichelte sich, einem solchen bedeutenden Menschen ganz und gar anzugehören. Oft überhäufte X. seinen Freund mit Zärtlichkeit, die er hicli im Innern noch viel intensiver ausmalte, Ei' streichelte ihm die Wangen und sah ihn mit wonnetrunkenen Augen an, bisweilen ohne Rüoksidit auf die Gegenwart anderer sa nehmen. Wenn X. es gar an toll madite, fragte T. ihn wobl, wanun er ibn immer so eindringlidi betraehte imd verbat lieh das. KSrperUch entwickelte sich X-, der jetzt anüangs der zwanziger stand, recht gut Endlich maolite den X. ^ frflliever ScbnUkennd anf den naheia gefiÜirUeben Einflnss aafinericsam, den sein Frennd Y. auf ihn ansftbte. Er wflre ja der reine Automat geworden, und der Scbol- freoad riet ihm mm, sieh diesem TOnflwss an entaielieD. So schwer es dem X. auch wuzd^ er beschloss, den gemegnsamen Wohnort an Ter- lassen« Er bewundert ndi selbst wegen seines Hutes, sumal da doch keine Bosaere Versnlassong sum Wechsel der Stadt Tcrlag. Er ging, um SNnen Studien obauUsgen, nach anem andern Ort Zuerst war der Schmers der Trennung so gross, dass X. ihn kaum ertragen konnte; er l^gte sich ebenda mit dem Gedanken an seinen geliebten Freimd zu Bett und sUmd dann wieder auf, Aber ihn nachsinnend. Anfange fasste X. den Plan, zu Y. zurückzukehren, gab ihn aber wieder auf, weil er selbst eiosah, wie thOrioht er dabei handeln würde. Erst sehr spät erlosch die mnnlWihft Liebe zu seinem Freunde, und allmählich auch die ideale Zu- neigung au ihm. X. war nicht mehr beraosoht und verblendet, er konnte SMhr objektiv auch die Fehler seines Freundes entdecken. Dass aber 24 Beispiel«. seine sinnliche Liebe plötzlich ungezügelt wieder heiTOrbrechen konnte, zeigt folgender Vorfall. Auf einer seiner Reisen kaiu X. durch die Stadt, in der Y. wohnte, und besuchte diesen hier auf einige Tage. Am ersten Abend, als beide la der Wohnuug des Y. zusaiimieü waren, hatten sie sich mancherlei zu erzählen. Es kam dabei das Gespräch auf die Weiber im allgemeinen, was schon früher recht oft das Gesprilchsthema der beidn gelnldvt hatte. Das Beniltat der ünteiredniig war für daa wmbliilie Gesdileoiii iiiobt gerade gehr sdimeichelhaftk iadcBk beide sa der Über- aeugung kamen, di« Weiber teian doöh hOehst mindanrertig. Scbon froher hatten sie eingehend Schopenhauer studiert Nun daohte sieh Xf wann sein Freund die Frauen so Tsnohte, wie viel mehr werde er doeh dann die Ifknner lieben. Wmm kam no(di, dass beide siidi gegen«  seitig ihr Hen anssehtttteten Uber sehr intime FamilienangelegenhMten, wobei sie noh som SehluM nmaimten und kflssten, was nur dieses eine Mal im lieben gasehah. Als X. fortgehen wollte^ um sieh aar Ruhe au begeben, bot sein Freund ihm an» bei ihm au bleiben und mit ihm das Bett wahrend der Naebt an teilen; es würde awtir ein wenig eng werden, aber eine Nacht könne man sich schon bebelfen. Dem X. war natürlich nichts lieber, als die Möglichkeit, in SO enger körperlicher Berühmog mit dem Freunde einige Stunden sa yeibringen. Kaum nahm X. wahr, dasa Y. «ngescdüa&n war, tls er sich daran machte, des Freondes Scham- haare und membrum zu betasten. Hierbei entdeckte er eine starke Erektion des Freundes, und die Lcidcnschafl ergriflf ihn. Er war seiner Sinne, wie er angiebt, nicht mehr mächtig, nnd bei diesem Taumel war seine Aufreguii*.: so gesteigert, dass er plötzlich mit Gewalt semen eiactUavU mbuculam corjnisqiie amici omnino maculis aspergem. Unterdessen schlief Y. ruhig weiter, oder er that wenigstens so, und X. wagte es nicht, sich zu rühren, aus Angst, der andere könne er- wachen. Am nächsten Morgen kam es dann zu einer furchtbaren Scene zwischen beiden. Y. warf ihm in den heftigsten Ausdrücken Vertrauens - brach vor und bedauerte lebhaft^ dass er ihn jemals kennen gelernt habe. Er sei mxv nuch unschlübsig, ob er nicht offen mit ihm brechen solle. Er habe während der Manipulation des X. gar nicht geschlafen; er habe aber den X. mit äusserster Selbstbeherrschung gewähren lassen, bloss um zu sehen, wie weit er es eigentlicih treiben würde. Nach dieser Auseinandersetzung stand T. auf, schlug die Thfir heftig hinter aicih lu und ging weg; Niedergeschmettert blieb X. surllek und setste tftdi hin. Nr hatte bun Wort erwideim kOnnen und war Tollstftndig zerknirsohi TeiBweifelt rannte er davon, wohin war ihm emerlel »Ich verwUnichte aehntansend Kai meine sofaenssUehe That** Wie lange er hemmgeurt ist, weiss er nioht mehr. Die Qualen, die er dabei ausstand, lassen sich, wie er augiebt» kaum sdnldectt. Der Freund versieh dem X» schliesslieb, da er wohl sehen mochte, wie sehr dieser litt. Bdapiela. 25 Seit dieser Zeit ist zwischen den beiden nichts mehr TOrgekommen. Wenn X» 86uien Freund jetzt wiedersieht^ regt sich bei ihm «och keine Spur jtm geschlechtlichem Gefflhl mehr. T. ist ftlter geworden und hat einen starken Schnnrrbart, and Männer mit Bartwuchs können den X. überhaupt nicht reizen, da nar Jünglinge von 18 bis 22 Jahren mit eben spriessendem Schnurrbart dieseii ihm seihet onheimlieheii geechleoht* üohen Reiz auf ihn aasüben. X., der bei dfm oben ppschilderten Eri ignis 24 Jahre alt war, ging damals nach einigen Tagen wieder an den Ort seiner eigent- lichen Thätigkeit zurück. Hier arbeitete er sehr stark, zmnal da er sich auf ein Examen vorbereiten musste. Er verkehrte in der nächsten Zeit gescliiechtlich nur manchmal mit einem Kadetten, der jetzt Offizier ist, und mit einem andern Herrn, der neben ihm wohnte. Zwei oder dreimal während der nächsten drei Jahre hat X. es auch mit einem Koitus versucht, aber immer nur mit Ekel und Widerwillen. Das Gross- stadtleben zog ihn aber in der nächsten Zeit wieder ausäerordeullicii von seinen Studien ab. Er hatte das Bestreben, sich ein möglichst universelles Wiesen anzueignen, und infolgedessen vemaehlRssigte er sein eigenes Vaefa, wenn er enGh scbliessUch mit grosser Hflhe snn Snmen madite^ Er Jota, 26 Jalire alt, nach B. mid obwoU er kein Mediginer war, besadite er liier die Yorlesongen einee Profonon Aber Zueciunngt* fthiglceit, ein Kolleg, das besonders viel Laien ansog. In demselben bflarte er ram ersten Male too der minnlifliieii Frostitnt«», von deren . Vorhandensein er bis dabin keine Ahming hatte. Dass siob die be- treffenden Leute an einem bestimmten Orte in B. trifea mid si^ dabei an gewissen Zeichen erkannten, kam dem X» üut unglanblieb Tor. NamentUoh interesnerte ihn die Anneht eines die der Fkofessor*) Tortrqg; Ton B^ das X. sehr lieb gewonnen hatte, kam er seMjesslieh naoh kurzem Aufenthalt in seine Heimat, wo er Gelegenheit hatte, mehrere vierzehn- bis seohiebiyibdge jnnge Arbeiisburschen öfter zusehen. Einen derselben, Z., gewann der nun 26jährige X. bald sehr lieb. Z. zeichnete eich vor allen anderen durch sorgfältige Reinlichkeit, Ordnnngaliebe und Klugheit ans. Zuerst beachtete X. ihn swar kaum; spiter aber, als der junge Mann etwa 18 Jahre zählte, erwachte hei X. gans urplötzlich ein lebhaftes Interesse für ihn. Wenn X. diesen Z. sah, bekam er plötzlich Erektion; ja, wenn er nur eines von den Nackenhaaren des andern erblickte, oder nucb nur ein Zipfelchen seines Ohres, so könnt«  bei X. schon Erektion eintreten. Der junge Mann, der, wie gesagt,

  • ) .Natixilich Ulrichs.

Intereanint ist dieee lOtt^ag noeh beewiden deshalb, wefl derselbe Hm FieiBSBor mit sittlicher Entrüstang gegen die Beeifaeitang seneller Perveiiienen in Moaegiaphiett eifiavte, da man doch dieee Dinge tor Laien nicht erMm dttrfe. 26 TOrh«r den X. guus kalt galMsen hatte, vnste ihn jctit vnwideratehlioh. Aher lozehtbar kumton f8r X. j«tKt, wi« er «nihlt, die Folg«» tmn, wenn er seine G«fllhle meht m luiterdrQcken verstand. Gans m seiner Leidenschaft überwältigt, wusste er es so einzoridhten, dass er möglichst oft den Z. sah. Kein Mensch ahnte des X. innem Zustand. Stollte sich ixgtnd «in Hindernis ein, sodass X. eines Tages nicht in der N&he des jnngen Mannes sein konnte, dann worde er nervOs erregt und Hess seine Wut an irgend einem unschuldigen Gegenstand aus. Er suchte dem Z., der ans nnbemittelter Familie stammte, auch manchen kleinen Dienst zu erweisen. Z. hatte noch nichts von des X. begehrlichen l^lickcn ^romerkt; X. wollte ihm aber doch gern begreiflich machen, was ♦ r für ihn fühlte. Doch erwog er immer wieder, dass er verloren v.-ar, w - nn der junge Mann ihn verriet und wenn seine Leidenschaft allLTLiuein oiieiibar wurde. ,0b ich unrecht handelt«, eine vielleicht unsciiuldige Seele zu verführen, überlegte ich mir nicht. Ich wollte ihn ja tausendfach entschädigen für alles, was ich ihm zuleide that." Eines Tages kam dem X. der Einfall, in einer Badeanstalt zu baden. Jetzt glaubte er einen recht günstigen Anknüpfungspunkt gefunden zu haben Der junge Mann konnte auch ganz gut von seiner Thätigkeit einige StunJon abkommen, ohne dass es auffiel, und darauf gründete X. seinen Flan. Er ging an den Arbeitsort des jungen Mannes, nahm ihn beiseite und fragte ihn, ob er bereit sei, mit ihm ins Badehaus zu gehen, um ihm, dem X. beim Baden und Abwaschen seines Körpers behilflich tu sein, da er die Rüekenpartieen selbst nicht gut erreichen könne. Hätte der jun^e Mann eine ausweichende Antwort gegeben, so würde X., wie er glaubt, mcht weiter in ihn gedrungen sein. Z. willigte aber so- fort ein und ging mit X. zusammen baden. Unterwegs sagte X. ihm noch, wenn es ihm etwa onangenahm wftre, solle er ndüg tunkiliMUj dann er wolle keineswegs etwa den Aioßkum aufkommen lassen, als ob er, der ans besserer Familie sei, ihn, der materiell sehr abhängig sei, irgendwie beeinflnssen woUe. X. sog sieb ans, ging in die Wanne, wBbreod der junge Hann soerst nocb etwas onbeholfen bosette stand. Auf des X Anffotdemng hin entkleidete siob sobliesslieh aneh imd X fand biersu eine Ausrede, indem er ihm sagte, dass er sieb sonst sdne Kleider nass ntashem kllnnte. Das Baden war X. natOrlieb Keben- awe(^ Snne Absiebt war, gans aUein naokend mit dem jnngen Uanna nssmmen sn sein. .Was mm folgte, kann ieh kaum in Worte Ueid^ Idi sah meinen geliebten jnngen Frennd mit dem tie&ten Entzfioken an; es war mir, als wenn der Himmel sich geöffnet h&tte. Vor mir stand er da in seiner ganzen Unschuld, ein bildschöner Jüngling mit sehnee» weissem KOrper, jede Linie ästhetisch schön, mit einem Ebenmass in allen Formen, wie ich es mir in meinen kühnsten Träumen nicht vor- gestellt hatte. loh ghmbe kanm, dass ein normal fühlender Mensch mehr Beispiele, 27 bei dem Anblick eines schönen nackenden Weibes empfunden hüben würde «Ii leih bei diesem Jüngling. Alles, was ich früher erlebt hatte, reicht nkU im entfentertm heruk an die beg^ekend» SaUg^t diewr Stunde. Seihst die bitteiaien BMUmingen wflrden aieht iinstende gewesen sein, mdne Handlnngsweise aneh nur nm ein TAttelehen sa Indem. Gens unbekUmniert um alle etwaigen Folgen bedeckte ich sonen gansen sehOnen Kdrper mit den glühendsten Xflssen. Jetit gehörte er nur gani, und niemand bmnte ihn mir rauben. Wie lange dieses Bad gedauert hat» w«ss loh niohtb Ich trank filrmlioh in ToUen Zflgen den Becher der Frende und Olftokadigkeit bis auf die Ndge ans. Sonst hatte ich immer onmittdbar nach solchem Akte ein gewisses OefÜhl der Besehimttng. Mir worden sonst, nm mit der Bibel an reden, die Angm geOffiiet, nnd ich wnrde gewahr, daas kk nackend sei, eine Ernttchternng, die anch beim natürlichen CMhlechtsakte die Begel sein soll Diesmal empbnd ich nichts dergleidien. Ich hatte andi nachher eme innere BefHedigong bei dem Gedanken an das soeben genossene reine Glflok.* Allerdings fShlte X, dass er vollslfindig in der Hand des jungen Mannes wsr, daas, wenn dieser nnr ein Wort sagte, er Terloren war. Des X. felsenfestes Tertranen xn der Schweigsamkeit des jungen Mannes wurde anch nicht getauscht Beide kamen nun häufiger lusammen. Z, wurde allmihlidi, wie X. BMnnt, do wahrer Prennd» der ihm alle kleinen und grossen Sorgen anvertraute, wBkrend X. sie ihm tragen half. Die Angehörigen des jungen Mannes waren arme Leute. Der Yatw lebte nicht mehr; die noch lebende Mutter liebte der junge Mann ausser* ordentlich und ebenso seine Geschwister. X. aoehte den jungen Mann zu Bi<^ heraufzuziehen, besonders da es in seiner Hand lag, ihm eine gewisse Erziehung zu geben. Er war in den Verhältnissen, viel für ihn thun zu können. Er bestellte ihn jede Woche einmal zu sich, ass mit ihm zum Abend, liess ihn dann die <?Hn7.c Nacht his xxim folgenden Vor- mittag bei sich. X. lebte nur für seinen ntuen Freund und dieser für ibn. X. gab ihm auch Unterricht in verschiedenen Sprachen, las ihm Gedichte vor und suchte auf jede Weise fördernd auf ihn einzuwirken. Per geschlechtliche Verkehr zwischen den beiden wurde uxilerdesseu regeliiiiissig fortgesetzt. Er wurde aber nach des X. Meinung seiner H&rte beraubt durch die geistige Gemein sch^Lit, die beide so innig verband. X. unterstützte den jungen Mann auch materiell, wo er nur konnte. Dieser forderte niemals etwas von X.; im Gegenteil, er meinte stets, er dürfe seine Geschenke nicht annehmen, wie er überhaupt ein ausgeprägtes Ehrgefühl und einen gewissen Stolz, wie man ihn sonst selten findet, hesessan haben soH »Bis snm heutigen Tage bat er mir eine rflhrende Daokharkmi für alle Wohlthaten bewahrt, die idi ihm erwiesen habe.«  Nadi aussen hin durften sich beide naMrlich nicht ▼erralen, und alles AulttUige musste vermieden werden. ,Ioh liebte ihn so, wie ich noch 28 Beupiele. nie ein mtosebliebts W«ieii geliebt babe, und am so Bobwerer wurde ei mir, mieh m TvnteUen und flm womdgUeb Tor andereii raub und baneb zu bebandehL* Einmal standen beide trotzdem nabe vor siner Ent- deckung; man hatte sie nämlich beim Baden beobachtet Bs £^ng aber alles gut vorüber, und beide waren nachher nnr um so vorsichtiger. Endlich schien der jooge Mann aber des geschleohÜidien Verkehrs mit X. überdrüssig zu werden. Er bat ihn, doch davon abzulassen. Es sei ausserdem doch für beide sehr gefikhrlich. X. willigte schliesilkli nach längerem Widerstreben ein, dass die geschlechtlichen Akte in immer oTöPseren Paiis<^n vorgenomiucn wurden. Um sich für den seltener wr-rdonileu sinnlichen Genuss einigprmnppon zu entschädigen, suchte X. sich einen neuen Genossen seiner Wünsche. Z. hatte sich dein normalen Koitus zugewendet, der ihra mehr BefriediiTniiß- geufihrte. Offenbar war er nicJit hoiuoisexueii veranlagt, und dr i b vcrkehrle er nach wie vor mit dem X. bis zur Trennung, Z. that es, wie er nachher dem X. mitteilte, ans Liebe zu ihm. Bald fand X. auch, was er suchte; ein junger zwanzig- jähriger gebildeter iluiiii Hess sich mit ihm ein, aber nur ein einziges Mal, da er den X. bald verriet. Am nacbiten Tage schon wurde die Sache überall erzählt »Er hat mit einer raffinierten Grausamkeit alle Einselbeiten öfifentlich im Gasthaus erzählt. Er hat sich nicht gescheut, eoram publieo die für Unbeteiligte doch widerliche Handlung zu detail- lieren, obwohl er selbst ebenso kompromittiert wurde wie ieh. Kr stellte sieb als Terftthrtes Lamm hin ond schob alle Sehnld «of mich.* Zneist glaubte man es niefati da X. in su hoher Aohtnng bd smner ganzen Umgehung stand, and er selbst leugnete aaeh alles. Das Einzige, was ihn rechtinrtigen konnte» war eine Anklage wegen Verleumdnng, m der er von aUen Seiten gedbrlQgt wurde. Diesen Sdiritt jedoch kmmte wie er euphemistisoh mobt, mit semem Gewissen nicht Tereinbaren. Er schwing deshalb und suchte nur die scihHmmstan Punkte der That sn mildem, indem er mutuelle Onanie sngab. Der andere hatte behauptet» X. semm mtm» deoarasse, was X entschieden bestritt Fdr X. gab es nur eine Losung: den Ort zu verlassen, und zwar möglichst bald. Hit fichimpf und Schande bcladeOf ohne Abschied von seinen früheren Kame- raden, die ihn mit Ausnahme weniger jetzt tief verabscheuten, gab er seine eintrigUcbe Stellung auf und reiste bei Nacht und Nebel zunächst nach einer andern grOssoren Stadtt in der er etwa drei Wochen blieb. Der Schmerz der Trennung von Z. war für ihn fast noch grösser als die Qualen der tiefen Demütigung, die er erduldet hatte. .Als ich einmal ganz einsam auf meiner Stube sass, da ergriff mich eine wilde Ycrzweitiung. Ich fluchte mir und dem Schicksal und hütte am liebsjpn meinem Dasein em linde gemacht." Nur die Liebe zu seinen in Ehien grau gewordenen Eltern hielt ihn vor dem Äussersten zurück. Er hatte seinen Angehörigen mitgeteilt, dass er wegen eines Zerwürfnisses mit Beiapid«. 29 Voisesetstea seine SteUung habe eofgebeii mflaeeii. Der Gedanke, daas die Blteni elwa die üfsecbe erfohrea konnten, war Ar X* grlsslicli; denn die Aditnng seiner von ihm geliebten Eltern wa Terlieren wire för ihn ein Todeenrteil gewesen. Das durfte nnter keinen ümstünden pas- sieren; alles andere wollte er mit Qednld ertragen. Fortwährend war er von dem Gedanken belftstigt, daas er eine Yerfolgang dorcli das Ge- richt zu gewürtigen hätte. Er dorehstOberte desb olb die verschiedenen jnxistasehen Schriften, die den homosexuellen Yerkehr beräcksicfatigten, und za seiner grossen Freude fand er schliesslich mehrere Reichsgerichts- ork enntniase, wonach die matneUe Onanie straflos blieb. Er hatte sich früher nie um die Gesetzesparagraphen bekümmert; jetzt aber befasste er nch damit, und es war eine grosse Beruhigung für ihn, dass er nur diese an sich straflose Handlung zugegeben hatte. Die Annahme, dass X. nach seinen bisherigen Erfahrungen vorläufig aus Angst von allem homosexuellen Verkehr abgehalten werden würde, wäre indessen verfehlt. Während X. sich um Tafro nach einer passenden BeschUttigung umsah, .sass er des Abends einsam zu Jiauso Da über- mannte ihn wieder die Leidenschaft, und er begab sii K .mt die Strasse, wo er einen hül ichen jungen Menschen fand, der sicli ihm hingab. X. war jedoch emem Erpresser in die Hände gefallen ; denn der Mensch drohte ihm nach vollbrachtem Akte, Lärm zu schlagen und ihn an- zuzeigen, wenn er ihm nicht sofort 'iO Mark gäbe. Da der Erpresser leicht noch mehr hätte fordern können, war X. schliesslich froh, dass er so billig davon kam. Die Sehnsucht d^s X. nach seinem geliebten Freunde Z. hatte trotz der kurzen Trennung von 14 Tagen jetzt einen solchen Grad erreicht, dass X. seinen Freund nach einer andern Stadt bestellte, in die er selbst auch fuhr. Beide waren nun eine Nacht und einen Tag zusammen, und das genügte, den X. in eiueii Zustand der ülückijchgkcit zu vcrsetzcu: denn dem X. zu Liebe liess sich Z. wieder zum geschlechtlichen Verkehr herbei Darauf reiste X., fast aller Geldmittel bar, in seine Heimat zu aaimii Ettem, wo er mehrere tmorige Monate Terlebteu Er sohwebta bestittdig in der Evreht, geriohtliflii verfolgt za werden. Damit seine Axigehdrigen nichts merkten, mnsste er ftnsserlioh mhig scheinen, und in seinem Innen tobte es. X. mnsste sich mit einem Netiwerk von Lügen nmgeben, das ihn in seiner eigenen Aditnng hftofig sehr tief erniedrigte, besonders weil es seine Eltern waren, die er so sehr hinterging. Er konnte ihnen aber die Wahihttt nicht sagen: er meint, es wIre doch auch ein Ycrhrechen gewesen, wenn er den Eltern eben Einblidk m den Sdunnti, mit dem er sich besndelt hatte, gewihrt hatte. Bit hente haben die Eltern anch keine Ahnnng von des X. Treiben. SohliessUch fand X. wieder eine passende SteOnng. Er hatte sich allmählich bei dem Gedanken berohigt, keiner gesiditUchen Yerfblgnng an^gesetit an sefai. 30 Beiqdeki. Plötzlich wurden seine Hoffnungen zerstört, indem or eine Vorladung erhielt. X. blieb bei seiner früheren Aussage, dass er nur muttielle Onanie getrieben habe; aber trotzdem wurcl»' rr ivf»gen widernatürlicher Unzucht, ebenso w'\c der betreffende Junge Mensch, auf Grund des ^ 175 angeklagt. Der andere aber blieb Im i seiner Aussage, X. semeti suuin dci'orassr. ol wohl er sich sagen mnsste, dai>s er sich selb>t durch die Duldung des Aktes strafbar machte. Es kam infolgedessen schliesslich zm Hauptverhandlung. Der andere verweigerte in dieser jedes Zeugnis und erklärte nur, dass er in seinen Mitteilungen wesentlich übertrieben habe, und zwar, um damit zu renommieren. Schliesslich wurde X. kosten* los freigesprochen. Nach dieser Zeit kam er wjeder mit Z. zusamroen, den er in seinen Wohnort kommen Hess, wo sie acht Tage mit einander verlebten. Seit- dem schreiben sich beide recht fleissig. X. lebt in der iloüimng, dass er seinen Freund später wiedersehen werde; .denn ich habe nicht auf- gehört, ilui zu lieben. Davon bringt mich keine Macht der Welt ab." Aber abgesehen davon verkehrte X. in den folgenden Jahren auch mit anderen MAnnem geschlechüich. Erst kfirzlich wieder fiel X. einem Erpresser in di« Hftnde, Ton dem er sich doreh vidi Geld loskaiifen roasste; «aderersäte aber ftnd er meliiere junge Leute, die ohne Entgelt, allein dem X. so Gefallen, gesdileohÜieben Verkehr mit ihm ansfibten. Er Yerroehte es aadi In neaerer Zeit wieder, den nocmalen Koitos aussnfiben, wobei eiactMio «emmts t» vaginam erfolgte i aber ohne Wolhutgeftthl nnd ohne Befriedigong. Andererseits hat aber X> hiorbn kennen Morror famnae; ein hflbscihes Ifidchen sn kfissen bereitet ihm sogar ein gewisses Tergnflgen. In letater Zeit hat sieh X. Terlobt. Er memt swar seibat» es sei vielleicht das sehwetste ünreobt, wenn er fifar das ganse Leben ein Hftdehen an sidi fessele^ dem er wohl Znneigong, aber eine wahre, tiefe I^be mciht entgegen bringen kdnne. X. hat seiner Brant sein ganies Vwleben erzählt. Die Braut ist aber in ihn verliebt nnd will trotsdem nieht Ton ihm lassen. Trots seiner kontrSren Sexualempfindnng föhlt sich X. vollständig als Mann. Es wttide ihm nie einfallen, durch Toilettenkünste dem Weibe sich Ähnlich m maohea. Er veraditet alle Modegecken, die durch ihr Auftreten bewMtea, daas sie mehr au Weibern geworden sind. Jedes Parf&m ist ihm zuwider, nnd jene Klasse von Urningen, die sich gegen- aeitig weibHohe Namen geben und möglichst weiblich tu erscheinen suchen, ist ihm völlig riltselhaft. Auch seine geistige Bescliäftigung ist durchaus mrinnlieh. Er liest nur selten Romane, beschäftigt sich aber eingeherK^ mit Pnlitik und mit flen Wissenschafton, besonders Philosophie. Auch treibt er eifrig Musik und das Klavier war oft, wie er angi<»bt, sein einziger Tröster in der Not. Er ist sich der Pen-rrsion seines Ge- schlechtstriebes ToUkonunen bewusst nnd kann auch die Gefäble der Ver- Termioologie. 31 Mhtttng nadi«mpfind«ii, die der normale Menseli den Urningen entgegen^ bringt Er weiss, dass er euran ganz nonnalen Yeatand besitst» und bat doeb soium mandimal selbst daran geiweifelti wenn ibn aem wabnwitaiger Trieb übermannte. Indessen meint X., dass andere immer gut reden können; der Geist ist wülig, doch das Fleisch ist schwach. Ein naher Vamrandter, ein Staatsanwalt, dem X. sich anvertraute, sagte ihm einmal, er solle auf die göttliche Vorsehung banen und sich den homosexuellen Akten nicht mehr hingeben; indessen meint X-, dass er doch auf voll- kommen naturalistischem Standpunkt stehe und hier keine göttliche Vor- sehung helfen könne. X. sagt, er stehe jetzt fortwährend wie auf einem Vulkan, und trotzdem könne er seine wilden Gelüste nicht ganz unter- drücken. ,Wonn man so von Jug<^nd anf einem und demselben Trieb gefolgt ist TiTid auch bei der übermi nsclilichstcn Willensanstrengunrr nicht davon abgewichen ist, kann man sich I i noch wundern, wenn man diesen Trieb schliesslich nicht mehr fär etwas Schlechtes hUlt?* Der GemUflohfstrieb, der den Mann nun Manne fflbrt, mnse als eine PetTersion in Krafft-Bbings Sinne bezeiehnet werden. Perrersion nennt dieser Antor jede Insserung des GesebleohMriebes, die niebt dem Zwecke der Katar, d. h* der Foftpflansong dient; Krafft-Ebing macht auf eine strenge Tiennnng der Begrilfe Per- Version und Peryersität aufmerksam. Man spricht von einer Per- version, wenn der Geschlechtstrieb pervers ^) ist, wählend man von Perversität bei einer perversen Handlang redet, unabhängig davon, ob ein perverser Trieb oder eine andere Veranlassunfj, z. B. eine ver- brecherische Absicht sie hervorrief. Es ist ein (irusses Verdienst Krafft-Ebings,-) dass er diese beiden Begriffe scharf von einander getrennt hat. Perversion ist ein Trieb, der vom Willen unabhängig ist, und für den niemand verantwortlich gemacht werden kann, wenigstens nicht in den Angen eines unparteiischen Beurteilers, während die Perversität, die sich in der Handlang zeigt, oft dem Handelnden sagerecbnet werden muss. Bis zu welobem Qrade das ') früher beseicimete man offenbar mit pervers aach eine ilyperüsthesie des OeaohleditBtriebes. So werden die SalgviBflis der IDUmer nnd die Nympho- manie dea weiblichen Geschlechtes als Ferrersitäten des Goschleohtstriebes be- schrieben. Vgl. z. B. Andral: Vorlesungen über die Krankheiten der Nerven- heerde, gehalten an der Universität zu Pari 8 im Jahie 1886. Dentaoh bearbeitet von fr. J. Behrend. Leiptig 1838. S. 330.

  • > Bw Krafft-Sbing: F^yehopaikia «emolity mit beiondenr Bertek-

aehtigang der knntflna SeKoalempfindang. Blne klinisefa-ftraniisclie Stodie, flt Auflage, BtnUgart 16M. 6. 56. 32 Tanninologie. Zmammenwinfeii der beidon Begriffe dis Beurtoilung der koBtiicflii Sexotlempfindmig enohwerte, zeigt s. B. die inseenmg Ton Che- valier,^ daes die Pervertion bei der erworbenen konir&ren Sexoal- empfindnng von dem Willen des IndiridniimB abbSoge. Nichts kann fttieher sein als dies, wie eben anseinandergesetst Man hört öfter zur Bezeichnung TOn Mftnnem mit homosexuellem Triebe den Aus- druck Päderasten; indessen will ich ihn aicht allgemein gebrauchen, weil er wissenschaftlich nur eine besondere Gruppe von solchen Leuten charakterisiert, eos qui membrum in anum immiitunt vel suscipiunt; ebenso bezeichnet Päderastie nur eine bestimmte Art des Geschlechts- aktes zwischen Männern, nämlich Inmissio pmts in anum. Wie so häufig, hat alhuählich auch hier das Wort einen g-^n? andern Sinn angenommen als früher. Päderast kommt her von :tatd6g igaarijc und heisst der Liebhaber des Knaben, womit im alten Griechenland ganz allgemein, ob es sich um Geschlechtsakte handelte oder nicht, die Liebhaber von Knaben und Jünglingen bezeichnet wurden. Gustav Jager*) bezeichnet die Padeiaaten als Pygisteu, den Akt selbst als PygisDiiis. Fflr den Akt findet man bei den Grieohen aoeh die Besoeluimig neäyfm oder nQöitc» Die üozneht iwisehen swei IGt^iedeni des mbinliehen Qeeehleehts wird snweilen als Comma- eiUaiio beinobiiet Bin sehr hftofiger Name fttr die Mlimer mit homo- sexnellem Triebe findet sieh in der neueren Littentor, nimliefa das Wort Urning. Bs wurde daroh tflriehs dngefthit» anf den idi spater snraehiommen werde. Die Sefaxift, in der er ^ sneist das Wort bnnehte, ersehien 1864. Der Name ist Ton üraaos abgeleitet, entspreehend einer Stelle in Piatos Gastmahl, Kap. 8 mid 0. Die Stelle lantet etwa so: , Keine Aphrodite ohn« Kros. Es giebt aber der Göttinnen zwei, die altere Aijlirodite ist ohne Mutter geworden, sie ist des Uranos Tochter, und wir geben ihr deshalb den Beinamen Urania; die andere jüngere Aphrodite ist des Zeus und der Dione Tochter, wir nennen sie Pandemos. Der Eros der ersteren musä also Uranos, der der anderen Pandemos genannt werden Die Liebe des Eros randcuios ist es, mit der die gewöhnlichen Menschen lieben, der Eros von der Urauia hingegen hat kein weibliches Teil erwiihli, sondern nur ') Julien Chevalier: De Pnumtim d$ Pmttmet texuA üu poini dt m» midieo-Ugal. Paris 1SS5. S. 9S

  • ) OnstAV Jäger: Entdeckung der i:^ele. 3. Auüage. 1. Band. Lei^izig

1884. 8. 258.

  • ) NnniA l^nmantias: Ftndte. Soaal-jiiriftiii^ Staditn aber nuuan-

mlnnliclie OfMhleohtilielM. Lupiiff 1864. 8. & Temunologie. 33 uäunlicbcs, das ist die Liebe /.u Knubon. Deshalb wenden sich die von dieser Liebe b^isierten dem männlichen Gesohlechte zu." DieB ivt die Stelle, der das Wort üming aone Entstehmig ver- dankt Die EnebemaDg des homoeezneUeii GeiohleclitBtTiebeB yma Männern werden wir dementepieoliend nnd aaoh naob Ulriclie Vor- BcUag als üranismas beieiobnen. WeetphaP) hat fQr jene Er* ■ebeinnng den Anadmck „konträre S ex nal empfind ung"* eiogeführt, wobei er aUerdinge das Gebiet noob weiter ausdehnte. Er wollte mit diesem Ansdrack sagen, dass es sich hierbei nicht immer gleichzeitig um den Geschlechtstrieb als solchen handelt, der eine verkehrte Rich- timg gewinnt, sondern dass es sich um eine Empßudung handelt, dem ganzen inneren Wesen nach dem eigenen Geschlecht entfremdet za sein. Nach dieser Erklärung von Westphal nmfasst also die konträre Sexualernpündung auch Fälle, bei denen zwar der Geschlechts- tri< b normalf sonst aber das betreffende Individuum gewisse dem andern Geschlecht zukommende Neigungen zeigt Ich komme hierauf noch spater zurück. Ebenso war bereits früher*) die Neigung von Männern zu weiblicher, die von Weibern zu m&nnlicher Beschäftigung als Aherraiian of (he sexual instind beschrieben worden. Vielieioht hat auch Heinroth an solche Fälle gedacht, als er sagte: „Es giebt eben sowohl in allen den genannten Beziehungen Mannweiber als Weibmftnner, d. h. manche Franen sind, die GeschlechtszeiGhen atisgeaonmien, gans Männer & B. an kräftiger Gestalt^ Mut» Intelli- gena n* a. w. nnd wieder nmgekehrt** in Fraakreieh ist der Ansdrack Inversion för diese EScsohemm^n sehr gebitachlicfa. Er wurde von Chareot nnd Magnan*) ein- geführt, dooh will ich den Worten Inversion und luTCrtierter ent- spreebend der Ableitong eine etwas engere Bedentmig geben. Ich will hiermit nor solehe FftUe beieichnen, wo eine volle ümkehrung des GesohleGhtstriebes stattfindet, das heisst, wo der Mann wie ein Wdb em^det INea ist ein engerer Begriff als die reine Homo- sexnalitili Wenn wir nämUeh yersohiedene Homoeeinelle betrachten, ') C. Westphal: Die konträre Sexnalempfiodniig. Arahiv ftr Bi^duatm und Nerveakrankheiten. 2. Band. 1870. S. 73. «) Medical Time« am/ Gmette. Feh, .9, imi.

  • ) Joh. Christiau Augaat Heiurotb: Lelirbuch dor Actbropologie.

Nebtt BeOagm erlftutendfir und bewetofähieiider AnMtM. 9: Ausgabe. Leipstg 1881. S. Ul.

  • ) Chareot und Magnan: Inversion du Sens ghtitnl et aulres PerttnioM

sexmUes. Archives de Neurologie^ ä-* Tome tl 4^ Tome, Paris 1882. MoU, Kontr. bexualompflndang. 3 34 Homceexiuller Trieb. 80 eigiebt acli, dasB das Alter, das rie be? onagon, dorehans ver- sehieden ist Der eine liebt geeebleohtsaiireife Knaben, ein anderer mehr junge Lente, etwa im Alter von 15 — ^18 Jahren, tm dritter nnr ToUkommen gesehleohtBreife, Tolkntwiokelte Mlnner. Wenn wir annehmen, dass doh das normale Weib gleiehfolls wesentlich zu letateren hingezogen fOhlt, so ergiebt sich, dass nnr, wenn ein Mann in dieser Wase fühlt, von einer ümkehrnng des Geschlechtstriebes die Rede sein kann, während in den anderen Fällen, wo jüngere Individuen bevorzugt werden, zwar Homosexualität und Perversion, aber keine In?ersion vorliegt. Der Uroiog kann gegenüber dem schönsten Weibe keine sexuelle Libido empfinden, wenn er auch dessen Schönheit anerkennt. Es ist ofifenbar Schönheit, die den Geschlechtstrieb erweckt, etwas anderes, als die Schönheit Tom ästhetischen Standpunkte. Charakteristisch ist also für den Urning, dass er änsserlich Mann ist, dtuss seine Geni- talien durchaus männlich sind, dass nicht nur der Penis, souderu anch die Hoden gewöhnliche Gestalt und Fonktionen i^i^ßn. Dass es sich bei der Zuneigung, die Urninge zu Männern haben, um den Geschlechtstrieb handelt, der unter normalen Verhältnissen den Mann zum Weibe fahrt, dass einfache Freundschaft ausgeschlossen ist, geht aus verschiedenem hervor. £s spielen die Oeschlechtsorgane bei der Neignng der Urninge zn lünneni eine grosse BoUe; nicht nnr reizen den Urning haaptsfiohlich die Geschleohtsoigane des andern Mannes, sondern er Mit in sieh ganz deutlich den Beflez, den die Torstellimg des andern Mannes auf seine «genen Geschlechtsorgane ansObt Irgend ein seneller Akt in Berohrnng mit dem Manne ist das ^ dee Urnings. Ist schon hierdnndi die Neigung als eine Form des Geschlechts^ tiiebes zu betnusfaten, so geht dasselbe anch aus anderen Eischet- nungen hervor, besonders aus dar Büfiorsacht, die die Liebe begleitet Wie bei der Liebe des Mannes zum Weibe herrscht der Wunsch und das Bestreben, die geliebte Person allein zu iMsitziti und miss- tranisch jede dritte Person zu betrachten, die etwa das geliebte Wesen besitzen möchte. Von der Eifersucht in der Liebe sind Neid, Miss- gunst und verletzte Eitelkeit durchaus zu trennen. Wenn z, B. ein Student, der heute mit diesem, morgen mit jenem Mädchi n geschlecht- lich verkehrt, es zu hindern sucht, dass sein Freund gleu Ii falls das eiae dieser Mädchen benutze, so hrnncht hier keinerlei Eitersucht vorzuliegen; es dürfte vielmehr die Annahme von Missgunst oder Eitel- keit zur Cbaraktensieruog eines solchen Verhaltens genägen. 35 Nadidem wir voih«r gefl^oi haben, dasB der heterosexuelle Kon- tcektataonstrieb, d. h. die aexneUe Neigniig des Mannes zum Weibe, die heteioseraelle des Weibes zum Manne ein sekondiier Gesehleohts- diaiakter ist, so w^en mt schon jetst das Becht haben, die In- veision des Oesdhlechtstriebes mit den kontiftr entwiokelten Oeschleohts- oharakteren m Tergleiohen. Wir sahen, diss onter nonnalen Yer* haltoissea der Mann einen Bart hat| dss W^b uditj wir wissen, dass der normale Mann die männliche, das Weib die weibliche Kehl- kopfbildung, dass das Weib voll entwickelte Milchdrüsen hat, die beim Manne fehlen. Wenn einer dieser Charakttre, z. B. der Bart, anf das Weib übergeht, so betrachten wir diesen Fall als die konträre Entwickelung «Ines sekundären Geschlechtscharakters, und hieraus wird sich ergeben, das8 w ir berechtigt sind, auch in dem homosexuellen Trieb zuweilen einen konträr entwickelten Geschlechtscharakter zu vermuten. Wir werden später noch sehen, dass di^e Vermutoog durch ?iele Momente gestützt wird. Wenn sich ein Mann zum Manne seiuell hingezogen fühlt, so kann dies in verschiedener Weise der Fall sein. Es giebt Fälle, wo der Mann ausschliesslich vom Manne gereist wird; man nennt solche Leute Urninge oder Homosexuelle im engeren Sinne. Es giebt femer Fälle, wo sieh ein Mann entweder zn gewissen Zeiten nur zum Manne, zn anderen znm Weibe hingeiogen fllhl^ oder wo beide Neigongen gleiebxeitig bestehen. Man nennt solehe Männer, die bald Neigung mm Weibe, bald zum Manne haben, psyehisohe oder psjohosexnelle Hermaphroditen. Naeh BamdohrO werden homosexoeUe Empfindongen anoh bei Tieren aagetroflbn; doch giebt der Antor Uber diese wichtige Fnge leider keine Ehuelhdten an. Auch Eranss*) mdnt, dass sidi An- deotongen von Fideiastie bei Hnnden und Affen zeigen. Der in der Yorre^ erwfthnte Herr N. N. hat einen FsU beobachtet, wo zwei Hunde männlichen Geschlechts sich so lange aneinander lieben, bis bei dem einen Ejakulation erfolgte. Eine Zusammenstellung über homoseiuelle Akte bei Tieren habe ich') an anderer Stelle gegeben. £s smd dort nicht nur zahlreiche ') Fried. Wilh. Basil. v. Harodohr: Femw Urania. Über die Natur der Liebe, über ihre VprHolaag lud Yeracliöiienuig. Dritten Teils enle Ab- teilang. Leipzig 1798. 8. 137.

  • ) A. Kraasa: Die Psychologie des Verbrechens. Ein Beitrag zor £r>

ft]iniig«ael«iikniidei Täbiagoii 18M. 8. IM. ") Albert Moll: üntersucbimgtti äber die Libido tesouali; I. Bind, 2, leU. Beriin 1886. 6. 868 iL 8* 36 Uomosezaelier Tneb. Fälle von Wirbeltieren aus der Litterator gesammelt, sondern auch die aus neuerer Zeit sLammenden Beubachtuugen von Stitz,') aus dem Züülogischt'ü Garten in Frankfurt u. M. besciirieben. Ausserdem habe ich*j zahlreiche in der Litteratur veröflFentlichte Fälle aus der Insektenwelt (Maikäfer, Johanniskftfer u. s. w.) beschrieben. Später bat Seitz^) noch über eine Ähnliche Beobachtung betreffend Copula inter mares bei Aglia tont berichtet Dass es sich bei der kontrftien Sexualempfindung nicht um eine sufallige Erscheinung, sondern um ein unter bestimmten Bedingungen anfbretendes Piitnomeii handelt, ist irohncheinlich. Es geht diee daiaofl her?iNr, daas sa allen Zeiten nnd an allen Orten bei liensohen, die ToUkommen unabhängig von dnander lebten, die HomoBOxiialit&t beobaehtet wnide. Baaa dabei eine gewisse Gesetiouissigkeit benscbt, xeigt sieii aodi in den vielen Biognpbien nnd Antoblogiapfaien Ton TJiningen, woiin oft eine gans aolEillende Übeniinstimmnng sn erkennen ist Es wiid allerdings mit Beofat eingewendet» dass oft genng ein Homosexneller die Antbbiographie des anderen liest nnd dadmeh nnwiUkdilieh seine eigenen Brinnerongen flUsofat, oder aneh absiehtlieh Falsebes angiebt loh babe aber Ifitteilnngen Ton Pei^ sonen erhalten, die niemals ein derartiges Buch in der Hand gehabt haben. Und wenn wir auch alle Fehlerquellen berücksichtigen, so lassen sich trotz indifidueller Verschiedenheiten viele gemeinsame Züge wiederfinden, die wir als Charakteristika des Uranismus fest- stellen können. Wenn wir nun auch nach dem heutigen Stande der Wissenschaft das Vorkommen weiblicher Sexualempfindongen bei Männern mit wohlg^deten Genitalien nicht bestreiten können, so dürfen wir doch nieht so weit geben, ans der Ansnabme eine Bogel za machen, und Ebenda S. 374 f.

  • ) Ebenda S. 492 ff.
  • ) Alialbert Seitz; Ailgeuicine Bialogie der Scfametierlinge. Abdruck

ans den soologlBdieii JahiUleliMii; AbttUmig fllr SsfatamatOt, Gwgiaphi» nnd Biologie der TItM. 7. Bd. 8. 883 und 836. Daselbst ist aooh 8. 888 dno mir früher nnbekannte Litteraturstolle, die sirh auf diese Dingo bnzicht, genannt: Om anoviala KopukUionffOrh^Unmhyi etc. iu Öfver». Fimk. Vetensk. Snr Fnr- handiitiffar, Vol. 23. Weitere Falle von Tienn siebe beiRuderichHeilmauii: Obw 0«toUeditsfi«Uidt Ein philosophischsr Ituaiok mr Srhfiliuig dea nmaob» Uflken Olflok«B. Beriin 1878. & 86. Homoeesaeller 37 wir dfixfen niehti wie HösslP,) danun die immnn Komieiöhea des QegeUeolitdebaiis ftlr ülmrfltlsag und MlildKoli eiUlnii- ') Heinrich Hössli: Eros. 2 Bände. Glarus 1886->86. Ich habe dieses Buch, (las finch den Titel führt: ^Dic Unztiverläwigkeit der Süsseren "RpTinzoipheti im Geschlechtsleben des I^ibes und der Seele** bei Abfassung iiiPiner Arbeit viel benutzt; besonders waren mir die zahlreichen Litteratarangaben über den En» in HOsalis Bneh «ehr wtitvolL Jüo« bww, vi«! Ueinan and aohlaolito Avagslie dos Boehei encUen 1888 n Mflikster in d«r Schwei«. II. Geschichtliches. Die Kracheumiigfln der kontribea Sexaalempfindimg und der Liebe von Männern za Mftnnem lassen sich bis in eine sehr frühe Zeit zurQck verfolgen. Selbst in der Bibel finden wir Stellen, die daianf hindeuten. Freüioh unterliegt es keinem Zweifel, dass gerade bei den alten Juden der maanrnftunliche OeeehleehtSTOfkehr als etvPBS YevwerfUehe« und Unsittlichea gebrandmarkt war und dadurch snrfldEtmt. Es sehciiiti dus die mummfliiiilidie Liebe sn den yetsehiedenen Zilien und btt den versohiedonen YOlkcm um so mehr henrortrsti je idedrigw in sonaler Hinsieht das Weib stand. Bei den alten Jndeo er- freute sieh des W«b einer gewiesen Aehtnng, wie sndi des Familienleben der HebvBer wegen sonor Beinh«t sehen früher gerflhmt wurde, wenn enoh andererseits nicht bestritten werden kann, dass die sitUidie SteUnng des Weibes dveh das Christentom eine wesenfUehe BrhOhnng er- halten hai^) Bekanntlich hat ja Schopenhauer*) es so sehr beklagt, dass die niedrige SU'llnng des Weibes nicht mehr liei uns bestehe. „Mit unserer altfranzösischen Galanterie und abgeschmackten Weiber- Teneration, dieser höchsten Blüte christlich-germanischer Dummheit, welche nur gedient hat, sie so arrogant und rücksichtslos zu machen, dass man bisweilen an die heiligen Affen in Benares erinnert wird, welche, im Bewusstsein ihrer Heiligkeit und Unverletzlichkeit, sich alles fQr erlaubt halten/' Stolberg*) hebt gerade die eheliehe ') Ludwig J.acoboweki: Der christliche Staat und seine Zukauft £iue poliüsdie Stadie. BexUn UM. & 9S iL ') Arthar Schopenhauer: Faieigm nnd Faialtpomena. Kleine plule«  sopbi^eho Scliriften, über die Weiber § 369.

  • ) Aoserlesene Gespräche des Piaton, ttbersotzt vouFriedrich Leopold

Orafen zu Stolberg. I.Teil. Kunii^berg 1796. Anmerkaugen lom Gastmahl. 8* Bibel, Semiten. 39 Liebe der alten Erzväter Abraham, Isaak und Jakob im Gegen- satz zu der Missachtung hervor, die im alten Athen gegenüber dem weiblichen Geschlecht bestand. Die Verabscheuung mannmännlicher Liebe bei den alten Judea kann desbn1]> nicht übcrrascbf^n, und si? kann um so woniger verwundern, als reicher Kindersegen lür ( ]n Hauptziel der Menschen an«?eseben wurde j zahlreiche Stt*llen in der Bibel beweisen dies. In dem Buclie der Richter beklagt J^^plitas Tochter es als Schande, dass sie ubiie Hinterlassung ▼on Kindern sterben müsse. La sterilite, suivarU eux, est Vfvuvre du di-mon, et Ja fetnme sterile est meprisce de ses corrfHimoniutues, car Dien Va stigmatisf'e en rendant ses entraiUes infVcoiules et m lui ravissant Vinestwmble bonheur de donner le jour au Messic qui doU, tot ou tard, fUtUre de Vune des ßUes d'£ve.^) Moses kam es ganz WQSeDÜich auf reichliche Nachkommeiiaehafl an; wie Sand am Meere sollte sieh das Volk Israel Tomelixen. Beldier Kindwsegeii ist das Hfldnte, was sidi der Hauch nach Mosas wHusohsii ktwntei Kinder- losigkeit galt als ein Elnoh. Bei den Giieoheii war die IVefllichkeit der Kinder dasjenige, was am m«8ten begehrt war, der Asiaten Stols frsr deren grosse AnsshL*) Onan Hess den Samen aar Erde ftllen ond wurde defllialb Terworfen. IXe AbtreiUmg wurde nach Flavins Josephvs mit dem Tode bestraft^ wihrmd ne bei soderm Yolkeni, denm xaUreidie Kadikommensdtaft nicht das hanptsloblieh Erstrebenswerte war, viel weniger streng angesehen worde. So war, wie Ploaa^ beziohteti bei den alten Griechen die Abtreibimg, wenn das find noch nicht lebens* fUhig war, urter ümstfladen erlaub^ md sie fuid anoih in Born starke Yerbreitapg. Ganz im Einklang mit d«r Ansohaiimig täm Abtielbiag imd Kindefsegen finden wir nnn bei den alten Joden einen gieeeen Ab- sehen gegen jeden mamunlnnliehen QeschleefatBTexkelir. In der Bibel wild Ten den Sinwohnem Sodomi enShlt die sich an den Engeln, die bei dem frommen Lot als Gäste weilten, vergreifen wollten; Gottes Zorn traf deshalb die Stadt Sodom, die vollständig zerstört wurde. Von ihr slanimt der noch heute vielfach fiir gewisse Ge- ') Edonard Coypel: Le Judaisme. Esquisse des Mmtra juives. Croyanees, Pites religieux, Mohilier, Nais8anee, Mariage, Drekt, FuneraiUea, Deaeription du Sabbat ei de totUes ks Fetes, Jeünes etc Mulhouse 1876. 8. 90 L ^ Jalias Bosenbanm: Oeeohidite der Lasteeaehe im Alterttun. S. Aufl. flalto a. 6. 1892. S. 9k federn, der Ustorieohe Notisett aiui dem Altertum ttbev Päderastie, Bordelle, Syphilis eto. finden wQl, sei dieses gründlich^ lleiflsige Bnoh dringend empfohlen. ') H. Flosa: Das Woib in der Natur- und Völkerkunde. Anthropologische Stadien. 6w Anfl. Naoh dem Tode dea Vertesen besrbeitet and heiansgegeben ton Hax Bartels. 1. Band. Löpdg 1887. S. m

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40 Semiten. soblechtsaitte iwisclieii Hänaeni (Immissh maiibri m amm) oder mit Tiemi gebräuchliche Aasdnick Sodomie. Anoli andere Stellen in der Bibel deuten auf den Absehen der Juden gegen die Päderastie hin, die den Hauptzweck des Volkes, die reichliche Yermchrmig, verhindern musste. Im dritten Buche Mose spricht Gott zu Moses: „Wenn jemand beim Knaben schläft wie beim Weibe, die haben ein Gräuel gethun und sollen beide des Todes sterben, ihr iiiut sei auf ihnen", und an anderer iSteiie spricht Gott: „Du sollst nicht bei Knaben liegen; denn es ist ein Gräuel". Auch das Verhältnis zwischen David und Jonathan Fiirde schon als ein lioniosexiielles aufgefasst: „Es ist mir leid um dich, mein Bruder Jonathan. Ich habe grosse Freude und Wonne an dir gehabt. Deine Liebe ist mir sonderlicher gewesen denn Franenliebe/* Die Stelle ^) ist ja mehrfach auch etwas anders übersetst worden. Ich will aadh nor auf die Deutung des Verhältnisses von David uad Jonathan hinweieen, ohne irgendwie Aber die Bereohtignng dieser Deatong eine tigene Meinung anm- spieehen. In einem Buche*) ans der Mitte des Torigen Jahrhunderts wird gerade anf das Wort „aonderlieh** ein besonderer Wert gelegt „Die Neigong gegen das weibliehe Geaehlecht ist natOrlidh . . . dahin- gegen saeh h^ der giOssten Neigung, die man sa einer Penon sones Oesehledits empfindet, der Beiz nur einlheh ist ond man eigentlich nur die Seele des Fireondes^ ohne Absicht anf seinen Leih snm Vorwarf der Liebe hat Boy diesem nur einfachen Beise dennoch heftig zo lieben, ist sonderbar, selten ond ungemein . . . IGr deachts, dass die Worte Davids keiner anderen Erklärung fabig seyen." Gewöhnlich wurde im Altertum Asien als das Ursprungsland der Päderastie angesehen und auch heute noch wird vuu den meisten aogenommeii, dass im Orient die Päderastie bei weitem deutlicher hervortrete, vielleicht auch öfter vorkomme, als im Abendlande. In- dessen muss doch hier schon bemerkt werden, dass das schwächere Hervortreten mannmännlichen Verkehrs nicht als gleichbedeutend mit dessen Vorkommen angesehen werden diirf, da es keinem Zweifel unterliegt, dass gewöhnlich der Verkehr nur im geheimen erfolgt, ohne dass man in der Öffentlichkeit das Geringste davon erfahrt Ich muss auf den Irrtum um so mehr schon an dieser Stelle hin- weisen, als ich Minner kenne, die im öffentlichen Leben stehen, and

  • ) Das zweite Buch S.imneli« 1 Kap., 26.

') Veroiischte Abhandlungen uud Aninerkaugen ans den Qeachichteo, dem StMtBiMhta^ der Bitlaalehra and dm sebtaM WiMenichallen. IVMikfturt und Mpiigmi. &6S». SemiteiL 41 die nur den mannmannlichen Geschleclitsverkebr ausüben, ohne dass ausser den wenigeu Eingeweihten irgend jemand davon weiss. Aach in einem neueren Pseudonymen Werke,') das zahlreiohe Angriffe auf die Torkei zu widerlegen bestimmt ist, wird gleichfoUa die Piderastie erwähnt und hinzugefügt« dass dieses Laster in der ganzen sogenannten avilisierten Welt sehr zugenommen habe, dass es aber Teifehlt sei» dies eiwa auf den Orient oder die Muhamedaner speziell zurüok- zufthren. Jeden&Ue aber wurde Tielfaeh der Orient als die Quelle der Fiderastie angesehen und iwar, wie RTarnowsky*) berichtet, besonders Armenien, von wo ans siish die Piderastie ent spftter im Orient ausgebreitet haben solL IVie mehrere Forscher über die Prostitution im Altertom ver^ muten, habe der QOtiendienst, vor dem die Juden ron Moses und anderen so oft gewarnt wurden, im engen Zusammenhang mit aUerlei BetneUen Ausschweifongen gestanden. Dass auch homooexnsUe Akte hierbei eine Bolle spielten, ist wahrscheinlich. Pierre Dufour^) meint, dass, wie immer die Auslegung sein mag, alle Gelehrten, die sich auf die Heilige Schuft und auf die Kommentare der Kirdieüväter stützen, darüber einig seien, dass der Kultus der Gottiieit Baal im engsten Zusammenhange mit der Prostitution stand. Die Priester des Gottes waren, wie Dufour meint, schöne junge Männer ohne Bart, die, den Körper enthaart und mit parfümierten] Ol eingerieben, einen schimpflichen Geschlechtsverkehr in dem Heiligtum des Baal unterhielten. Sie hätten auch in der Vulf^at^ den Namen Kife- minati. £dmoudDapoaj*) meint gleichfalls, dass sich der Koitus

  • ) L'Ermite d' Alcm-Dagh T.i Mal ä' Orient, par Kesntn Bey. Rrfv-

iaium. Pari» 18SS. S. 109 f. Wie schon aus dem Buchtitel liervorgeht, ust dieses Bach die Zurückweisaug der in einem andern fiuche enthaltenea Angrifie g«g«ii die TQikeL Sehr Intnresaut iit| dus dlesat Ar dis TQfkri eiutnlende Buch trotzdem dort Terboten wardSf ebenso wie das g^geil dio Türkei gerichtete. Die Begründung fttr flas Verbot war n. a. folgende: wenn ein Bach durch die kompetente Behörde vcrhofen isf, darf niem and davon sprechen und noch wenigpr davon achreiben j maa darf auch nicht von einem Torbuteueu Buche reden, um sidit di« OffBDtUohe Anftnalnainkeit auf dieses Bnoh la lenken (HaTroylat- Pacha: A pro}>03 de la JUfutation du Mal d' Orient par VErmiU ^Jl&m-'lkij^ Lettre adressre ä Sau ExcUcnce Mum'f f'acha 1889).

  • ) B. Tarnowsky: Die krankhaiiua Erscheinungen des (JescUeohtsflimies.

Eine forenBiach-psychiatriache Studie. Berlin 1886. S. 36. •) Pierre Dnfonr: Bithin d» la BmUMion eh» taue iee Pmpke Monde depuit l'AnHqmU ta piKS reeiUie ßiequ*ä noe joure. Tbme pmmet. Bnuelles. S. 71 f. Edmond Dupouj: La Proetüulion dans tAntuptiU, £tude d'ßifjfane toeiaU. Paris 1887. 8. 5Ä0. 42 Sraiitea, Grieehiadw Mythologie. des Baal, des Moloch, der A starte und ähnlicher Gottheiten, bei denen dch Öfters nur der Name je naoh dem Lande änderte, aus der Pzostitatüm der Mftnner midFiaaen und aus sodomistisohen Akten ^) nuammensetzte. Kbenso sei es in Ägypten bei den Ifysterien der Isis und des Osiris, besonders aber bei den PhOniiieni, Syriern nnd Lydien! gevesett, die dieses Laster in allen Lftndern, die sie be* 8u«ditai, weiter fsrbreiteten, nnd die Warnungen des Apostels Panlns gegen den iridematOrliohen GesebleohtoTerkebr belögen sieh aneb anf diese Volker. Die Prostitotion des Mannes war, wie auob Dnpony glaubt, der Ursprung der Kastration. Er bemft siob bierbei auf Lncian^ der nngeflbr folgendes sagt. Als der wideraatfirliGhe Oe- seUeobtsverkebr mit der Yersobtecbtenmg der Sitten anftnt, bätto man aneh die Natnrgesetie m Teracbtoi begomieii. Bs ftnd sieb ein Mann, der zuerst einen anderen Mann wie ein Weib nahm, und hier, sei es mit Gewalt, sei es mit List, seine Roheit ausführte. So sei es gekommen, dims zwei ludividueu des gleichen Geschlechts sich mit einander geschlechtlich yermischten und sich auch nicht scii^mteii, dies ferner zu thun und bei sich thun zu lassen. Einige von ihnen seien dann weiter gegangen und hätten inöLrlichst alles von sich ent- fernt, was an den männlichen Charakter erinnerte, und so hatten sie sich auch ihre Zeichen der Männlichkeit mit dem Stahl beseitigt Gehen wir zu einem anderen Kulturvolke des Altertums über, zu den Griechen, so üiideü wir hier die uns interessierende Er- scheinung mannmäunlicher Liebe in ausgedehntem Masse vor. Obwohl in den alten Göttersagen fast nirgends von Liebe zwischen männlichen Individuen die Kede ist, so sehen wir dennoch, dass spätere Erklärer gewisser Mythen deren Kernpunkt in der mannmänuhcheu Liebe finden woUten. Das Verhältnis des Zeus zu Ganymedes wurde von den alten Griechen als ein solches der Knabenliebe augesehen. Xenophon sagt im Symposion^) allerdings, dass Zons den Ganymedes seiner Seele wegen, yn/x^g ivata m sieh genommen habe. Es kann aber nach dem gansen Znsammenhang, den jene Worte im Text baben, S) ÜbijgenB meinte Florenoe {Du Spenm H de» SfaeAw de Sperme m ÜKtMie Ugak, Lgan, 1897, S. 96), «8 a«l mifdOoe, daas dw heilige CSierakter gewiMSr Unnchtsarton, %. B. der Bestialität, lediglich aus dem Be> Stieben bprvorg:egan^n sei, die AuBd^nmig dieser Akte mOgUohefc xa beaohiftnkeQ. "> Kap. VIII, 80. Oriflohisohe Mythologie. 43 keinem Zweifei unterliegen, dass das Verliältnis als ein solches der Liebe und nicht bloss als ein freundschaftliches aufgefaäst wurde. Noch deutlicher drückte sich über Zeus und Ganymedes Piato im Phädros^) aus. Hier wird geradezu von einem LiebesTerhältnis ge- sprochen und zwar im Anschluss an die Erwähnaog der kOrperUchen BerQhrung des Liebhaben mit dem Geliebten in den Gynmasien. Typisch fQr die Auffassung des Verhältnisses von Zeus zu Ganymedes ist es, dass diese Sage, wie Plato in den GesetMn enrihnt, bei den £retem entstanden ist, wo die Padenutie die griteste Anidehnnng liatfee. Am deutliohsten spricht sicli wohl Lncian*) über das lein sinnliche Terhflltnis des Oottes sa Ganymedes ans. Hier foidert Zens den Qanjmedes geiadezn anf, mit ihm in der Nacht snsammen ra sddaien, da er ihn in diesem Zwecke gennbt hfttte. Anf den ISn- wand des Ganymedes, er schlafe sehr unmhig, und Zens wflrde Ton ihm gestOit weiden, erwidert dieser: J>u ist mir gerade das Ange- nehmste, wenn ich mit dir wachen, dich oftmals hOssen vanA nm- annen lonn.***) Auch das Verhältnis von Apollo und Hyacinth, von Herkules und II y las wird auf uie homosexuelle Liebe zurückgeführt. Besonders häufig finden wir femer, dass die innige Freundschaft von Achilles und Patroklus als ein Liebesverhältnis gedeutet wurde. Homer spricht '/war von dem selten innigen Freundschaftsverhältnis der beiden Griechen; es läist sich bei ihm meines Erachtens nichts tinden, was als Beweis dafür angesehen werden könnte, dass er die beiden als Liebhaber und Geliebten angesehen hatte. Äschines sucht die Worte Homers in erotischem Sinne zu deuten, und später wird diese Auffassung oft vertreten. In den Mjrmüdonen von Äschylns klagt Achilles über des Patcoklns Tod in Ausdrücken, wie sie die reine Freundschaft kaum kennen würde. Freilich hat Welcker einer Deatnng Ton Achilles' Klage in erotischem Sinne widersprochen. In Fiat OS Gastmahl^) wiid von der Liebe der Alcestia sa ihrem Hanne gesprochen, nnd nnmittelbar darauf wird als Analogen dieser Liehe V^tröuns als leoonf^ des Achilles heieichnet, wlhread sonst After Aöhülee igeSfuroe des PatroUns genannt wird. Im Gastmahl ▼on Xenophon ist die Anf&ssnng eine andere, indem hier das Yer» ^ "Ktif. 88^ Dantsotie übMMteaag von K. Lehrs. Loipdg 1860. ■) 0e(Sp Stdloyoi; Zevg *al ravvfii]dr]s.

  • ) f ncians Werke, dentach von Theodor Visoker. 1. JB«nd. Staitgart

1806. S. b5.

  • ) Kap 7.

44 OiMiMlie M> thologi«> hftltniB des Piitrokliu za Aohilles nur als ein solohes der Fieimdaöhaft dargestellt wird. Patroklus heilst lüer HoIqoq des Achilles. Aaefa laUzeidie andere mythisehe FeisOnliebkeiten worden Yon den Grieehen benatit, nm die Fäderaatie möglichst weit snraelaraflttiren nnd za besehOnigen. So wird auch das Verhiltnis tob Orestes und Pylades bald als ein solches der Liebe, bald als ein solches der Freimdscbaft bezeichnet, ebenso das des Thesaus und Firithoiis. Isacb Mantegazza') berichtet ein Schriftsteller, dass Achilles den Troilus, den Sohn desPriamus, erst dann tötete, als er sich seinen unkenschen Wünschen widersetzt hatte. Auch Philoktet hat, wie Thucydides-) berichtet, an der 'ßrjXeia vovaog gelitten, nnd zwar wurde er von der Venus mit dieser Krankheit bestrjift, weil er den Paris getödtet hatte; dass die i^rjXeia vovaog eine Affektion war, die in Ausübung homosexueller Akte bestand, ist durch Bosenbaum wahrscheinlich gemacht worden; bei Erw&hnong der Soythen komme ich hierauf noch anrdcL Wenn wir nun die Knaben- und Männerliebe erOrtern wollen, wie sie in Griechenland in hiatoriachen Zeiten bestanden, ao dflrfte es gnt i«in, die einselnen Staaten gesondert an betiaoliten. Ob^eioli die Kimbealiebe anf der Issel Kreta Tielleieht mne noch grossere Ansdebnnng hatte ala in Athen, so m^lelite iob dooh anniehat dieses hespieehen ala den Ork des Festlandea, wo aie na«di angemdnen Angaben am meisten verbreitet wir. Schon in Solons Oesetzen wurde die Päderastie gewissennassen anerkannt. Wenn man von den Qesetzen des Solon spricht^ so kann freilioh nnr von denen die fiede sein, die man ihm sosehreibt^ tos denen aber aaeh dem TTrteil herrorragender Forscher manche auf ihn gar nicht zurOckznfÖhren sind. Zwar wurde in diesen Gesetzen die 1'ädbrast.ie gewibseu lifcbchräükunt^en unterworfen, diese aber betrafen besonders nur die Sklaven, sodass die freien Athener ziemlich on- beäcbraukt der Päderastie nachf^hen konnten. In den Xöyoi Iqwxixoi, einem wesentlichen Bestandteil der alten griechischen Litteratur, wird recht häufig von der Päderastie gesprochen. Dem Eros, der die Männerliebe beschützt, wurden soß^ar Heiligtümer im alten Athen errichtet. Charmos, der Liebhaber des Hippias, hatte, wie Athenäus berichtet, dem Kros einen Altar beim £mgange des Gymnasiums der Akademie erriohtet Ebenso hatte die Aphrodite

  • ) PftUl MftBtegassa: Anthropologitch-kaltiiihittoiiMh« Stndieo ttber die

GeeoUeditSTMjilltaian der Menschea. 8. Aefl. Jena. 8. 116. Bo««iibaQin: I. e. 8. 161. Jitteratar über den £ros. 45 Urania m Athtn mehrere Tempel. Die Basiersttiben und auch die Badehäuser in Athen sollen eine Hauptquelle der Päderaslit; gewesen sein, indem dort die Männer Bekanntschaften zum Zwecke der Päderastie machten. Ganz besonders aber waren es die Palästren und Gymnasien, in denen die Bewunderung der Mftnnerschönheit immer mehr den CharaktfiE der Verliebtheit annahm, die mit der leichten KoketteriOf Neckereien, schwärmerischen Leidenschaften auch Eifersucht nnd Ver- kehrung der sittliohen Begriffe mit Bich führte (Arnold Hug).*) Zahlreiche Autoren weiaeii auf den Zusammenhang der Enabenliebe mit den körperlichen Übungen in den Gymnaaien bin, so Aristophanes in den Wolken, Plate in den Gesetien, Plntarob in s^em Brotikee. Baw es m kOrperüoliea Berthrnngen in den Oymnaeien nnd aaoh sonst swisohen Liebbabem nnd Geliebten kam, wird Ton Plate im Phftdrns erwtiint Zahlreiehe bomoseznelle LiebesTerhIltnisse von lübineni weiden nns aas dem alten Athen mitgeteilt. So liebte Eallias, der die Anliontenwfirde erieiebt hatte, den Antolykos; dieses Liebes verh&ltnis behandelt des Eupolis Komödie „ Antolykos**. Eine Verspottung des Eallias * findet sich In des Aristophanes Vögeln und Fröschen. Freilich meint Ramd oh r, dass Aristophanes nur die schlechten Sitten aufgesucht habe, um Lachen zu erregen, und dass er deshalb kein vollgültiger Zeuge sei. Dennoch ist an der Thatsache nicht zu zweifeln, dass er vorhandene Bräuche verspottete. Zu welchem Zweck er dies that, ist nebensächlich. Von den zahl- reichen Schriftstellern,') die über das Thema im Altertum schrieben, seun der l)el<arinte Rtdncr Lysias, ferner Plutarch erwähnt, der in mehreren seiner Schriften hierauf zurückkommt und z. B. erwähnt, dass zu des T h emistokles Zeiten die Knabenliebe in Athen vielfach verbreitet war. Auch bei Aristoteles finden sich Stellen, die auf Enabenliebe hinweisen. Übrigens erwähnen Chevalier^) und Eiernan/) wie beiläufig bemerkt sei, den Eid des fiippokrates, der ein deutlidier Beweis Ar die damalige Flderastie war, da eine ■) Pi»tos Symposkio «AUrt Toa Arnold Hug. ^ El ist mir oatttrliob nicht möglich, auf alle Sdiriftsteller hier einzugehen. Genauere ZusammenstellaDgen über das Thema findet man in Paulys Encyclo- padie des klassischen Altertums und in der £iiojdopädie von Ereoh und Qrabor bei dem iotikel l'ädenstie.

  • ) J. CheTalier: Ol» MakuNe d$ la PenomuKU. L'Mvtrnon «cmmM»

^Ifeko-pklfnokiffie^ Soeiokgie, TMabgüt AHinaUan «mtalet PtjfMogü ffior- hii$f Anthropologie, MSdipim judieiairt, Mfaet du Dr. Ä. Laeattagite hgon, Pmri» 189^ S 79. ^) Bespomibüity m sexual fenerHon. Bead before the Chicago Medical 46 HbIo mid XenophoiL Stelle iiQ £ide vorkommt, wo der Arzt aol^wört» weder Weiber noch freie Knaben oder Stdaven ni verfahren. Einen Hanptanhalteponkt fOx die damstige Enabenfiebe finden wir in zwei Werken des Plate, im Pfa&dms nnd Gktttmahl, sowie in Xenophons Gastmahl Es wird hier besonders das Terhftltnis aos- einandergesetst, wie es mancher Lehrer der Wmsheit mit seinen Schfllem hatte. Bamdohr*) meint ebenso wie sadere, die Absieht des Plate nnd des Xenqphon sei es gewesen, in ihren Oastmfthlem Sokrates von dem Yorwurf m befreien, dass er einen körperlichen Verkehr mit Knaben und Jünglingen unterhalten habe. In der That sehen wir, dass sich nach dieser Richtung hin das Gespräch und besonders die Ausführungen des Sokrates bewegen, der hier meiir das seelische Element in der Liebe betont. Es ist mir unklar, wie man die Päderastie iiu Symposion des Plato uud in dem des Xenophon verkennen kiuin, wie man hier von einer Freundschaft zwischen Lehrern uud Schülern zu sprechen vermag. Es ist ganz klar, dass in den genannten Werken die An- sichten einiger Personen über Päderastie auseiuandLr gehen; der Streitpunkt ist aber wesentlich der, ob das Verhältnis zweier Männer, wenn es sich um Liebe handelt, auf sinnlicher oder mehr auf seelischer Liebe aufgebaut sein solle. Dies ist sehr interessant; und zwar ganz besonders mit Hücksicht darauf, dass auch heute nooh einige die homosexaeUe liebe als ganz besonders rein darzustellen snchen )ind mitunter sogar sexuelle Beziehungen bei ihr in Abrede stellen. Dies ist aber nur ffir einen Udnen Teil der Pille richtig. Es ist aber hier dann genau dasselbe der Pall, wie bei der heterosexuellen Liebe, wo eine Zeitlang das bewnsst sexuelle Homent, der Trieb nach einem wiiUiehen Geschlechtsakte in den fimtergrund tritt leh glaube, dass die Symposien und andere Schriften der Alten vollkommen unklar smd fllr den, der die konträre Sexualempfindung nicht studiert hat. Wie soll man sonst eine NeheneinanderBteUung der Idebe des Mannes zum Weibe und der des Mannes zum Manne verstehen? Die Freimütigkeit, mit der Alcibiades in dem Symposion des Plato über sein Verhältnis zu Sokrates spricht, zeigt deutlich, dass grosse ZuiLlckh.ilLuüg m mannmännlicher Liebe nicht bestand. Freilich lässt sich das Verhältnis des Sokratea zum Alcibiades nach dieser eben genannten Schrift nicht anders deuten, als so, dass Sokrates ') Friedr. Wilh. BasiL t. Bamdohr: Fem» Urania, Über dteNttar der Liebe, über ihro Veredelung Und YeraohttaMmag. Dritten Teils ante Lh- teiluBg. Leipzig 179a. S. 187. SokratcB uud Alcibiades. 47 vermögü suiner drÖQeta uud otofpQoovvt] tb uiuht zum Geschlechts- verkehr mit Alcibiades kommen liess, so sehr dieser auch seine körperlichen Reize ihm gegenüber zur Schau trug. Alcibiades er- zählt, mit welcher Kafliniertheit und Zudringlichkeit erden Sokrates zu verführen suchte, von dem er glaubte, dass er sein Liebhaber sei. Wenn wir nun auch annehmen, dass Sokrates kerne geschlechtlichen Akte mit anderen Männern ansgoführt hat, so geht doch aus anderen Stellen, z. 13. aus der liedo des Alcibiades in l'latos Qastmabl ganz klar hervor, wie sinnlich mitunter die P&derastie war. Wir sehen also,' d&ss in diesen Werken ganz besonders das Ver- h&lkiis des Sokrates zu Alcibiades beschrieben wiid; wir wisseii aber auch ins anderen klassischen Werken, dass Alcibiades viele Usbhabei m seiner Jäoglüigsieit batte imdt wie Cornelias Nepos^) berichtet, amare Oraecorum geliebt wurde. Über die Stellimg des Sokrates hingegen sind die Auslohten noeb vielfach geteilt Man findet hänfig die Annahme, dass dnrab eine Schrift von Gesner*) die FMderastie des Sokrates widerlegt worden sei. Ich habe die Schrift dtmdigelesen, kann aber nicht finden, dass in der Schrift homoseznelle Neigungen oder homosexoelle Akte des Sokrates widerlegt seien. Wilhetan I^drich Heller) meinte, dass Sokrates ein grosser Freund nnd Liebhaber der Schönheit war nnd auch in der Wahl seiner IVeonde auf korperlidie Schönheit gesehen hfttte, nnd dass ihm wohl niemand deshalb so angelegen war als Alcibiades. Aber selbst des Sokrates Feinde, Aristophanes und Melitus, hätten ihm einen sträflichen Umgang mit jungen Leuten nicht vorgeworfen. Die Worte, dass er die Jugend verderbe, bezögen sich niclit ;mr derartigen sexuellen Verkehr, sondern nur auf die Gesetze der Religion und der Staatäiiuost, gegen die er die Jagend gleichgiltig gemacht haben sollte. Allerdings hätte Aelian den Sokrates und Alcibiades in einer Parallele mit Piaton und Dion genannt und als Päderasten be- zeichnet. Lucian lasse iu seinen Liebesgöttern zwei Personen auf- treteu, wovon die eine den Sokrates anklagt, die andere ihn ent- schuldigt; Lucian nenne an einer andern Stelle den Sokrates einen Pädeiisten, fage aber sofort hinzu, dass er nicht ein Liebhaber des Körpers, sondern emer schönen Seele war. Andererseits hätte aller- 1) Im zweiten Kartet der Lobensbesuhrt^Ibutig' dos Alcibiades. ') Jo. .Matth. OtBtnwi SolaraU» S(metua Pasdera^ 'Jüraiceti ad Memm^ MDCCLXVIUI. •) Wilhelm Friedrich Heller: Sokrates. 8. Teil IHnkfort a. M. 179a 8. «1 ff. 48 Sokratet» uud Aloibiades. diDgs XuülliLppu üiren liilaim wegen seiner Liebsohaften im Verdacht gehabt, und anch Athenaus erwähne, dass Sokiates dem AIci- biades nicht habe widerstehen können. Dennoch, meint Heller, sei es unbtgriiflich, dass ein Weiser, ticii wir von so vielen vorteilhaften Seiten kennen, einer Ausschweifung der Lust sich schuldig gemacht haben solle, welche „die ehrwürdige britische Nation", wie der Schau- spieler Foote gar empfindlich erfahren musste, mit dem heftigst^^u TugendgefQhle verabsohent Die Ausdrücke des Plato bewiesen eben nichtB weiter, als dass diese mmatflrliolie Qsiaiiterie damals die Mode- sprache gewesen sei. In Piatos Gastmahl behauptet Sokrates, dass er sich auf nichts als die Materie der Liebe verstehe, aher die weiteie Dnrobfohning des Themas seigt, dass hier mit Liebe nicht gerade GeseUeditsahte gemeiot sind. Seinen Drang auf JUnglinge m wirken fthrt Sokrates anf sdnen Eros »iraok. Sehr abftUig urteilt tther Sokrates Haller, der ihn flbr einen weisen WollfisUing eridirt tmd ihm nachsagt, dass er xwar die Tagend im Mnnde führte, in lIHrkliehkeit aber Fiderastie ansllhte^ Von «mer bekannten Hettre wird enftUt, dass sie den Sokrates dasu zu Toranlassen suchte, den Alcibiades zu lieben. Endlich wird auch in dem Dialog „Alcibiades* von den Sokratiker Äschines über den Einflass des Sokrates auf Alcibiades aus^ führlich geschrieben. Jedenfalls ^var der Huf des Sokrates gerade in Bezug auf seine Päderastie sehr zweifelhaft A. G. Becker er- klärt in seiner Einleitung zu Xenoplions Gastmahl: „Wenn man alle Umstände, die zur Verurteilung des Sokrates beitrugen, erwägt, so scheint es, dass die lU schuMigutig. er habe die Sitten seiner jungen Freunde verdorben, am meisten darauf ge^virkt hatte; man wollte davon Beispiele haben. Kritias und Alcibiades, bekannte Wollüstlinge, waren ja seine Schüler gewesen. Zu den gegen Sokrates vorgebrachten Klagen gehörte insbesondere die, dass er die Jugend verfahre und verderbe. So rechneten ihm Anytos und Melitus seine Begeisterung bei dem Anblick schöner Jünglinge fttr ein Verbreofaen an. Wahrscheinlich hat diese Beschuldigung viel zu des Sokratea Tode beigebragen. Übrigens wird Alcibiades in swoem Verhiltois zu 8okrat«s gel«g«iilich besser benrteUt In einem Werke aus dem Yorigen Jahr- hondert*) erklärt Alcibiades auf die Frage der Endemie, was ihm sfisser soheiBe als «in Kuss von ihr: «Nichtig nichts bei meinem ■) Aleibiades. 1. Teil. 2. Anflüge. Leipzig 1786. 8. 210. Veriasscr ist Aug. Geitiieb Meissner, ein «ngeBdiener Sduriftitelkr der damaligen Zeit KoAbeultobe bi Aümh. 49 Haupte ausser das Lob det Sokraies!" Trotz dieser Äusserung des Alcibisdes wird er übrigau» tauk in di«eeiik Werke nicbi gerade als Tugeiidlield hiogestelli. Ziemlich deafUoh spridit noh aber die Enabeiiliebe Pausanias in PlatoB Oastmahl aus. Er sacht dieser Liehe einen hAheien Wert beizulegen, ja, er meinti dass diejenigen, die nieht mit dem Eros der Urania lieben, d. h. die nicht ÜSnner lieben, sondern Frauen, mehr zur Befriedigung gemeiner Lust lieben. Aus des Pau.sanias Rede gebt auch hen-or, dass damals selbst Unmündige wenig gegen die päderastische Verführung durch Mievii Männer geschützt waren. Pausanias verlangt Gesetze, die es verhinderten, dass man Kinder liebe; aber recht typisch für die Stellung des Pausanias ist es, dass er dieses Verbot nur deshalb will, weil der Liebhaber bei einem Kiude noch nicht weiss, wen er liebt, und er dfidarch unter Um- ständen Tiel Zeit und Müht» bei imnUUei Liebesmühe verwenden könnte. Es ist nicht sicher, dass in Athen die Enabenliebe ganz allgemein imd ohne jeden Unterschied au allen Zeiten gleichmftssig hervortrat Frdlich lauten die Mitteilungen der alten Schriftotolier hierüber etwas widerspruchsvoll. Wenn aber manche Philologen geneigt sind, die sinnlidie Seite der Knabenfiebe gani in Abrede an steUeo, so kommt dies nreifellos nur daher, weil ihnen die «lÄnwinaimiiwiift Uebe ginalich unbekannt ist nnd daher unbegreiflich erscheint Sie*) suchen dsher die alten Sehiiftsteller da, wo homosexuelle Beaehn^gen stattfanden, in anderer, nnd swar mitunter in einer so gesuchten Weise sn er^ klären, dass dnen Tomrteilsfireien- Beobachter diese kflnstlidien Defini- tionen nicht befriedigen können. Ich bin allerdings nicht genügend hl den alten Sprachen bewandert, um eine sichere Deutung aller SteUen, die ich aufgesucht habe, zu geben; das eine aber steht fest, dass die rein sinnliche Knabenliebe in Athen sehr wohl bekannt war und homosexueller Verkehr ausgeübt wurde. Anders die Gespräche zu deuten, die wir in dem Symposion des Plato, in seinem i'hädrus und im Symposion des Xenophon finden, geht nicht an. Auch Gr43verus,*) der pewiss nicht geneigt ist, den Alten Vorwürfe zu machen oder sie ungerechtfertigter Weise zu verdächtigten, sagt, es sei ein Irrtum, die Knabenliebe der Alten als ein meist unschuldiges ■) VeigL s. B. die Abkandlnng voa IL Keeh: Sie Bede des Sokntos in Piatoufl SympodaB uad du Problem der Erotik. Beriin 188S. T P. E. Grrverug: Zur Würdigung, HUnag mi Siitik der [dyllcn Iheokriu 2. Ausgabe. Oldeabarg 18A6. Holl, Kontr. SexiMltBpOulaDg. 4 50 Elia imd Bttotiea. Verhftltnis aufzufassen. Mau kann darüber streiten, ob Plato uud Sokrates selbst sich der BÜuüichen Enabenliebe hingegeben hahen, wie Oberhaupt der Streit um einzelne Penoaen fortgef&hrt werden kann; dass aber vielfu^h smnliohe Beziehungen zwischen Mflnnern be- standen, geht ganz klar aus zahlreichen Schriftotellern herror. Wenn bei den grieobisolien Sohriftstelleni meistens nieht Toa einer detail- fieiten Sohfldenmg sexaeller Akte die Bede ist^ so sohliesst dies in keiner Weise ans, dass sie dennoeh stattfimden. Es ist das ganz genan dasselbe wie bei der Liebe des Mannes anm Weibe, bei deren Sebildemng der physische Akt gewöhnlich nnr aus dem erschlossen werden kann, was uns in der Daiatellting Ober die seelische Zuneigung der betreffenden Personen gesagt wird. Der Umstand, dass dann und wann einmal die Schilderungen etwas weiter gehen, wie bei den modernen Naturalisten, kann daran nichts flndem, dass gewöhnlich solche Vorgänge in den Schriften diskret behandelt werden. Nicht nur in Athen, wie oft irrtümlicher Weise von einigen angenommen wird, sondern auch in anderen Staaten Griechenlands war die Knabenüebe sehr verbreitet Aus der Rede des Pausanias in Piatos Gastmahl erfahren wir, dass es in Elis und Buutieii durchaus für erlaubt galt, dem Liebhaber zu ^vi 11 fahren, und wir lesen bei Cicero') ungefähr dasselbe. Bei den Kleern und Thebanern, sagt er, war alles fr< li^egeben, was die Liebschaften der Jünglinge betraf. Dass hier nach Cicero alles erlaubt war, geht aus der QegenOberstellung der Lacedämonier hervor, bei denen zwar die Knabenliebe gestattet, die Schändung aber verboten war. Immerhin scheint mir diese Stelle des Cicero etwas unklar, denn er fttgt ansdrQcUich liinzu, dass bei dm Laoedftmoniern Umarmen und Zu- sammeniiegen gestattet war. Ob es nun hierbei ohne Qeschleohtsakte abgmg, scheint mir do<di fraglich, da bei so weit gehenden körper- lichen Berflhrungen eiii seraeUer Hintergrund wahrscheinlich ist*) Jeden&lls weisen manche froheie Schriftsteller darauf hin, dass ge- rade bei den Lacedlmoniem die Homcseiualitftt weniger ausgebildet war; so ersehen wir aus Xenophons Gastmahl, dass bei ihnen die Ansicht bestand, es sei der, der nach dem Körper emes Geliebten begehrt, emer edlen und guten That nicht fihig. Erwihnenswert ist, dass der apartaniaidio Feldherr Pausanias, der Sieger von PlatäA,

  • ) Ih f^mUiea; 17, 4

•) Vidloioht war nur Immissio memhri in anum verpönt, andere sexaella Akt« gestattet (Yttmutong von U, N.)» vieUeicht aooh nur Yerführung und Qewalt- anwendong. Jcauan und Kraf*. 51 wie Cornelius Ncpos^ berichtet, den Argilius amore vmieno liebte und indirekt dnrch diesen seinen Untergang fand. Im Gogsn- satK wa Sparta kOnnen wir nadi lalilieioheii alten SohriflstaUeni ab sieher «iwaiimfln, da», mib enriüiat, bei den Thebanem und Eleem die sinnliohe Fiderattie xienüieli ansgebUdet war. Der iiiletit ge- nannte Autor beiiolitet ans aaoh, dass bei dieaen Völkern der Lieb- baber mit dem Geliebten nuammenaeUie^ was in aaderen Staaten fiar sebmaebroU gehalten worde. Mebrfooii ünden wir femer die An- nahme^ dass die berflbmte heilige Sohar der 300 Thebaner ans lieb- babem nnd Gefiebtea bestanden habe, ja, es wird an einer Stelle des Xenophon gesagt, dass bei den BOotiem die KnabenHebe als ein eheliches Verhältnis aufgefasst wnrde. Bei einem anderen griechischen Yolksstaram, den Joniern, worunter man gewöhnlich die kleinasiatische Bevölkerung versteht, galt die Knabenliebe für schimpflich; Pausanias äussert in Piatos Gastmahl, dass in Ländern, wo man, wie in Jonien, den Barbaren unterworfen sei, die Knabenliebe unterdrückt würde. Den Barbaren ist die Knabenliebe ebenso schimpflich, sagt Pansanias, wie aller Eifer für Wissenschaft und Knrperbildung. Den Des])*)ten fromme es nicht, dass sich bei den Untergebenen feste Freundschaften bilden, die die Quelle der Enabenliebe seien; solche Freundschaften haben aooh den T/numen oft Unglück bereitet So machte des Aristogiton und Harmodins Liebe der Tyrannis ein Ende. Bei verschiedenen Schriftstellern, z. B. in Plates Gastmahl, wird Harmodlus als der Geliebte des Aristogiton hingestellt Diese Gefohr der Mannet^ liebe für die Tyrannen wird auch Yon einem anderen Sohiiftsteller, AthenAns, beetlligt; er nennt ans eine Beihe fon l^ynuinen, die die Geihhr der lOnnerliebe für ihre Herrsehaft kennen lernten. So wurde Phalaris in Akiagas die liebe dee Chariton m Melanippna gefihrliofa, nnd Polykrates auf Samos soll ans diesem Grande die Falastran, die wir bereits bei Athen als Hanptquelle der Fldeiastie kennen lernten, zerstört haben. Wir haben non eine B^e von giieehiMfaen Staaten betmohtet nnd die Sitte der MSnnerliebe in ihnen besproohen. Ich darf eine Insel nicht übergehen, die durch die Päderastie berüchtigt war, näm- lich Kreta. Aristoteles und Athenäus berichten uns darüber ebenso wie andere Schriftsteller. Es fand bei den Kretern ein förm- licher Knabenraub statt (äQjiay/xösJt jäi num ging hier so weit, dass Cornelias Nepos: Ih vtrü iUtutribtui PaaBomas, 4 Kap. 52 Auknoo, Ibeokrit es ftir Knaben aas besserer Familie entehrend war, wenn sie keinen Liebhaber hatten. Auch hier hat vielleicht erat eine spätere Zeit den lein nimUoheii Verkehr mit Kuben ^) berTorgeraf»i. Jeden&lls war ipiter, naob den Penerkriegen, geiade auf Kretei etne anaeeiordeiitliehe EatartuDg eiofletnUm, aodass inaa Erete fiwt apiioliwftrliUdi ftr den nmdteben Verkehr mit Knaben bntnebte. loh wül den Absdhnitt nidit eohlieeeeo, olme noeh anf Blehter hiumreiaen, die die If Innerliebe besangen. BdoidiaUagee Ifaterial fieM Anakreon^ in seinen Oden. In seiner Ode auf eine Schwalbe Uagt er, daas ihm ihr frohes langen seinen Bathyll ans sdnen Trinmen ranbe. In einer anderen sohilderl er, wie sehi Freond Bathyll aussehen soll; seine Haare sollen sohwars gltaiend sein, sein Hals Ton Elfenbein, und er soll Hüften haben, wie die des PoUux. Unter sunen zarten Hüften, Seinen freudevollen Hüllen, Mach' ihm eine Sobam voll Unschuld, Die siok schon nach Liebe sehaet Spätur kommt auch eine Steile in derselben Ode, die direkt an die sinnliche Päderastie erinnert: Deine Kmisi ist wohl sehr neidiaoh, Dass sie seinen sohOnea Bflohen, Der das Beste ist, verbirgst Auch ein späterer Dichter, Theokrit, hat in Idyllen die Männer- liebe besungen. Seine 12. Idjlle, die 'Ainig, d. h. Ueliebter ttber- sohzieben ist, beginnt er: ') Ich wendo den Ausdrack Päderastie im Zusammenhangs mit dem Griechi- schen öfter an und ebenso den Ausdrack Kjiabe, wobei Knabe aar die Übersetsang^ des Wortes nars bedeutet Naohdem ieh bereits früher erwihnt habe, dass Fldeiaitie im ffiane der alten Orfeefaen etwas aadens bedentet ata im medemen wimrnisrihiftliflhnii Sinn, wird sich ein Missyerständais hietans nicht ergeben, und ebenao wenig wird das Wort Knab*» a]« Ub^rsetzang TOO 3Utt^ bk dem (ichtigea Zusammenhang ein Missverstandnis entäteben lassen.

  • ) Die Dichtungen sind dem Werke Ton Hössli entnommen; doch soll, wie

fleir Dr. Hiberlin la Balle mir mitteilt, des litterte Gedieht aloht von Ana- kreon herrflhren, sondern erst viel später yerfasst sein. Ich benutze die Gelagen- heit, Herrn Dr. Häberliu für eine Reihe priyater liUenutisdier MitteUangM SB dieser Stelle meinen besten Dank aussuspreohea. Stellung der f raa in Griechenk&d. 58 Kommst Dn geVebtar Enab? Kaoht ward m und Hovgoi drmmall Kansfct Ach ebi «imiger Tag maelit Sehnsnobtovond an {heiaen. Dm flüitrikdii'ge Eroten daa Han dwobhanehten nna B«d«n.*) GreTerns*) bezeichnet das Gedicht als eine der schönsten Liebeselegien des Altertums nnd bedaneit nnr, dass darin nicht ein Weibchen Ton dem Mann besnngen wurde. Anch die fünfte Idylle Tlieokrits nnd mehiere andere sind ehaiakteristiaeh. Han mag nnn Aber die Dlditer, die die mannminnliehe Liebe besangen, deiÄen wie man will, man mag zugeben, dasa die Dichter selbt nicht Minnerliebhaber waren, die Menschen aber mUssen ?of- handen gewesen sein, deren Empfindungen sie besnngen haben. Es ist ans diesem Gnmde gftnzlich gleichgiltig, ob der betreffende Dichter selbst der Mannerliebe huldigte oder nicht Es sei hier an Lessing*) erinnert In seinen „Rettungen des Horaz" erklärt er an der Stelle, wo er von der durch Dichter besungenen Liebe spricht, des Dichters Pflicht sei es, den Ton seines Jahrhunderts anzunehmen, Horaz habe unmöglich anders ?on der Liebe reden können als nach derPenkungs- art seiner Zeiti^enossen. „Der Dichter inuss," so meint Lessing, „die Empündungen, die er erregen will, in sich selbst zu haben scheinen Muss er denn alle Olässer geleert und alle Mädchens gekässt haben, die er geleert und geküsst zu haben Torgiebt?" Gerade bei den Griechen zeigt es sich, dass das Hervortreten der PIdeiastie nnd daa Ansehen der Fran hi ^em gewissen Weehsel- verUUtniB stand, da bei ihnen iweifeBoa die Frau wenig Achtnng ge- nösse daAr aber die Enabenliebe hi ausgedehnter Weise an^geAbt wurde. Besonders die Tezhtiratete Fran konnte sich in Grieebenland wiAliehes Ansehen nioht Terschaüm. Nahida Bemy*) enfthlt him^ Uber mandie Emaellieiteii. Wenn der Atiiener geistig dnige Neigung ') Zitiert nau^k IheoJcrüi Jäyäa. Ad. Th. Arm, Friizsehe. Edüio aUera lAftitm MDOOmJOL

  • ) Übenetsang sitiert nach TheokritoSt Dentaoh von Ednard MSiika nnd

Friedrich Notier. 8. Anfl. Stuttgart 1888. •) L e. 8. 91.

  • ) 6. K Lessings Schrifteo. Dritter Toil. Berlin 1764 S. 38 f.

^ Nahida Bamy: Daa jüdiaehe Weib. Mit einer Vomde vom Pnfteaor Dr. M. L^aarna. Laipsig 1808: 8. lO. 54 Steiluug der Frau in Grieclienland. zü einem Weibe sparte, dann war es eine Hetäre, z. B. Aspasia;*) die Hetären, die wir doch nur als Bulilerinnen betrachten Icönnen, genossen eine grosse Verehrung. Einige Hetären mögen geistig auf einer hohen Stufe gestanden haben. Wer aber die Hetären nicht als Prostituiert.e ansieht, die sich für Geld hingaben, der möge die Hntflren- gespräohe Lncians lesen, die sich fast ebensogut anf moderne Pro- stituierte beziehen könnten. Vielleicht wird es auf die modernen Sittenprediger, die eine möglichst schaffe Trennmig der Oosohleohter bei allen Gelegenheiten durchzuführen versuchen, einigennaasen ver- wnnderad wirken, dass gerade in Oriechenland die Trennung der Ge- aeUeeliter auf das sebftifite darcbgefahrt war, nnd nirgends, meint Honoant,*) war das Sdiaingefilhl mehr gesohtttit als bd dm alten Gneehen. Eine wahre läebe mm Weibe seheint hier aber doeh nnr selten bestanden su haben. Gerade mit Bfiolaieht auf Griechenland wird sogar in einem fransösisohen Bache von P. J. Stahl*) behanptet, dass die Liebe flberha&pt eine moderne Bzfinduig sei. Ausser bei Homer sei besonders im alten Griechenland die Frau stets geradezu schimpflieh behandelt worden, und als Beleg fahrt der Autor mehrere Stellen aus den alten Sehriftstenem an. Hesiod verglich das Ver- trauen zu einer Frau mit dem Vertrauen au einem Diebe, und bei Äschylus findet sich der Ausruf: 0 Jupiter, welches Geschenk hast du uns f^eiiuicht, die Frauen, welche Kasse! Phitu lasse die Seeleu der Sandtr in Frauenleiber übergehen. Euripides, der ja als Weiber- hasser bekannt war, rief aus: Gegen den Biss. der wiiden Tiere und

  • ) Doch versuchte Otto npime am Rhyn (Die Frau in dir Kult ir-

geschichte, 2. Auflage. Berlin 1092. ä. 117) eioe Ebrenxettung der Aspasia, indm er meiiit, dais sie mit TTimdit sa den Hetlnii garedmet wflnle. Ihre frmdo Herkunft — die Aspasia war ans Milet — ihre Verbindaug mit Perikles und ihr Einlirnch in die orientAlische Abgeschlossenheit der Gefchlochtor seien in den Augen des Pöbels von Athen ihre Verbrechen gewesen. Hauptsächlich, glaubt Otto Henne am Bhyn, spreche es für Aspasia, dasü die athe- Bifdun AwMo, die Knut so stieng eingezogen lebten, aioh faeoHhlni, die Betanuit- sdiäll der miten Miladefin n naolwii. loh ftberlaase die lUaAeidiiiig der Frage, ob Aspasia eine HetSre war oder nicht, anderen ; doch will ich bemerken, dass sich auch heute oft genug recht hochgestelltf Frauf^n bemühen, die Bekannt- schaft von Damen zu machen, über deren Bittiicbo i^uaiihkatioB in sexueller Be> lidiBig kiiiiZweiftl besteht; oft genug hängt die aoijalf SteOniig eiiwr nedttim Hetlre mehr von deren geistigen md inteUektueUeD als von ihren iogenannten monUscben Eigenschaften ab.

  • ) Ctnac Moncaut: Hütoire de Vammtr dans TanliquiU ehex te» I&öreux,

les Orientau ' . /V « Grecs et les Romains. Paria 1802, S. 194. •) P. J. Stahl (J. Hetzel): Betes et gern prrrtdes ä'tttw prrfaee par M, LoutM Botiibonne. Ruis 28S4, & 818 ff. Knabenliebe in Born. 55 SteUangen habe man iigend dn Mittel gefimden, aber gegen die Fian«  die sobUmmer sei ab die SoUange mid die Flamme, hfttte maa noch niebts gefonden. Ohaeremon rief ans, es sei besser, seine Itea sn begraben, als sie zum Altar zu fQhren, und Aristophanes ver- glich ja die Frau sogar mit der Pest Während bei den Griechen eine wahre Liebe zum Weibe nur selten bestand, ein Mann z. B. nur selten sein Leben opferte, um das des Weibes zu erhalten, ist dieser Zog TOD Aufopferung und wahrer Liebe im mannmännlichen Verkehr weit häufiger zu konstatieren fEamdohr . Auch Friedrich Nietzsche') spricht sich über die Knabcnliebp bei den Griechen aus. Nach ihm war das Verhältnis zwischen Männern und Jünglingen durchaus von « rotisf-yier Natur und als solches die Voraussetzung alier mannlichen Erziehung. Niemals, glaubt Nietzsche, wurden jnnge Männer so liebevoll und so in Hinsicht auf ihr Beates bebandelt wie im sechsten und fünften Jahrhundert v. Gbr. Der genannte Philosoph sieht aber aDseheinend in der niediigeroii Stellung der Frau bei den alten Griechen nicht die Unache, sondern die Folge dieser LiebesveiUUt- niese xwieehen MSmem: ,je boher das YerbUtnia »riadlien Mfiimeni und Jongliiigen genommeii worde^ um so tiefer sank der Yerkeltr mit der Flau; der Gesiehtspnnkt der Eiaderenengaog und der Wollust, niebts weiter kam hier in Betnusht; es gab keinen geistigen Verkehr, nioht einmal eine eigentUehe Liebsehaft.** Daas tkbrigens trots aller Blftte der Fideiaatie in Grieohenland -diese kefateswegs tta die allehi erstrebenswerte Befriedigung des Ge- sehlechtstriebes sngesehen wurde, ist selbstverständlieh; die Fort- ]iflanzung ihres Geschlechts war den Griechen nicht gleiohgiltig; die Ehelosigkeit von Männern war sogar mitunter trotz der Päderastie verpönt (G. Ch. Lichtenberg). So hatte Lykurg für die unver- heirateten Männer in Sparta manche demütigenden gesetzlichen Be- stininiuiiiren getroffen, und ähnliche Bräuche bestaudeu in Athen und Koriiith. wu Ebelosen nach dem Tode sogar die Begräbniszeremonien verweigert worden. Die Päderastie war in Rom gerade zu der Zeit, wu wir sie in Griechenland so ausgebreitet sehen, nur ausuahmsweise zu beobachten; wenigstens linde ich in den Schriftstellern nur selten eine Stelle, die

  • ) Friedrich NietsRche: MonadiHohai aUsn MeiiBeliiiehefi. l.Bd. Leipzig

18». 6. Sil». 56 auf Knabenlisbe in den ttteren Zeiten der i&iiiieohen Bepvblik biaweiei Yielleiclit ki^nnt» man eine Steile bei Sextns Aureliits yictor*) in dieser Weise deuten. Es wird liier enllilt, dass Poraenna, der naeh dem Stnn dee rOnüsefaen Eönigtoms Bom angriff der Clölia lanbte^ nach Bern rarOolsokeliren nnd einige Geiseln mitnmelimai, nad nnn wird von ibr berichtet, dass sie „twii^tiies pueroa^ eiegü, gmnm ttäatm knuriae clmoxiam adAai^'. Indessen mOohte ieh keineswegs diese Stelle auf die Enabenliebe bedehen. Nach den Pmiiaohfn Kriegen soll sieh in Born, wie Bamdohr berichtet, manches geSndert haben. In Karthago soll die Päderastie vielfach vorgekommen se'n. Cornelius Nepos*) berichtet von dem Verhältnis des Hamilkar Barkas zu Hasdrubal quem munulii däigi iut^nus quam jtar trat ah Hamileare loguebantur. Ein gleiches berichtet Livins,*) der sogar hinzufügt, dass Hasdrnbal die gleichen Liebesbezeugungen von Hannibal verlangte, die er selbst dessen Vater, dem Uamiilcar Barkas gewahrt hatte. Dass übrigens Hamilkar den Hasdribal zu seinem Schwiegersohn macht^^, um ungeniert ihn lieben zu kCtonen, teilt Nepos mit Immerhin ist es interessant, dass gerade, nachdem die Börner durch die Kriege die Sitten jenes Staates kennen gelernt hatten, die Homosexualität im römischen Reiche mehr hervortrat Es erfolgte aber in den späteren Zeiten der Bepublik mit der gleich- leitigen Zunahme des Hetirenweaens wieder ein Umschlag^ indem naeh Bamdohr die mannmSnnlichen Neigongen mehr aorOolrtEaten. Überhaupt kennte die Hemosexnalitit in Bern niemals sn dem Grade sosialer Duldung, ja Ansehens gelangen, wie in Athen, obeidien manche Stellea hei Dichtem imd ScfaxiftsteUera nns seigen, dass sie auch rar Zeit der Bepnblik in Bern bekannt war. Sie wird hier nicht selten als „griechische laebe^ beieichnei Schon befor Bom ein Kaiseneidi wvrde^ in dem die Homo- aexoalitit mehr herrortcat, finden wir Yorgänge, die auf sie hinweisen. So worde T. Yeturina, der dn Schnldknecht des G. Plotlns wsr, von diesem gezDchtigt weil er sich von ihm nicht schänden lassen wollte (Dionysius, Valerias Maximus). Etwas Ähnliches berichtet Li vi US*) von Lucius Papirius. Diesem hatte sich sein Schuldner Oajuä i:'ubiilius in Haft gegeben» nnd als Papirius ihn zur Seztus Anraliut Vietor: 2te wki» ükuMim w^Somae eap. XIJl

  • ) Cornelius Nepos: De viris iOiuinbuM; Hamiloir, 8. Kapitel.

^ Titus Li Vinn: RSmische Geschidite, 21. Buch, S. QBd 8^ Kapitel. 4) Bönusche Qesohiclite. YIII, 86. Papirios, FiaminiDus, Antonius. 57 WoUiut benntUD wollte, lebnte er es ab. Br liees sieh auch dmeti Drohnogen niobt einsobflehtem, und als er auf seiner Weigerung beharrte, Hess ihn Papirins entWeiden und auspeitschen. Der Fall war nachLivius diö Veranlassung, dass in diesem Jahre, das heiöst 428 seit Begründung der Stadt, das Gesetz über die Schuldhaft ge- ändert, und zwar weseutlich gemildert wurde. Grosseg Änfsehen erregte seinerzeit auch ein Fall, dessen Urheber Lucius Quinctius Flaminiiius war. Dieser war im Jahre 192 v.Chr. Konsul gewesen und war ein Bruder von Titus Flamininus, dem iTberwinder de? Philippus. Aus diesen Gränden erfreute er sich eines grossen Ansehens. Lucius hatte aber einen Lastknaben zu flieh ins Haas genommen und Hess eines Tages, weil dieser eine Hin* riebtniig zu sehen wünschte, einen zum Tode Terurteilten Missethftter ohne weiteres durch einen Lictor in Gegenwart sdnes Lieblings tdten. Plntarch*) berichtet an mebxeren Stellen von diesem Fall. Naeh Polybius konnte man nm die Mitte des 2. Jahrhunderts T. Cbr, In Bom fOr ein Talent einen geliebten Knaben kanfen. Dennodh war durch Oeseta die EnabmcSiladiing Terhoten, und zwar war es die hex Sealima,^ die sie bestrafte; die Höbe der Sfenfe» die dueh dieses Gesets feetgesetit war, wird Yersobieden angegeben. Awdi Cieero spriebt mebrfiMdi Uber das Thema; er sagt in seinen Taskalsneii,^ dass die EntblOssnng des Leibes nnter BOigem der Sdisnde Anfing sei Die Gymnasien der Oifeeben haben naeb Cieero dfese Gewobabeit erwogt Was die DIebter mit des Ganjmedes Raub beswecken, steht na<A Cieero gleichfalls in Zusammenhang mit der Päderastie; aber man müsse die Liebe und Freundschaft trennen; denn die Liebe zu einem Manne sei doch etwas anderes, als die Freundschaft mit dem Mann; das gehe schon daraus hervor, dass niemand einen hässlichen Jüngling oder einen wohlgestalteten Greis liebe. Dem Marcus Antonius wirft Cicero') ?or, dass er ^ Das Fiats? ebne Toa OUron«!* Teii^eieiM&d« Ii»b«inlMsdireilniiig«ii. AuB dem Oriecbischen ttbeiMtit yon Ktiltwasser. 3. Teil. Magdeburg 1801. Lebensbetchreibtmg do? Marcus Cato, 17. Kapitel Ferner Lebeosbeschreibung: des Ti tu8 Qu i n 0 1 i u s Flamininns, 18. Kapitel. Den Fall erwähnt, allerding^s etwas ondenj, auuli Cicero de seneeiutCy 12 Kapitel, desgL Liviua, Lib, KXXIX, cap. XLL lÜBe w«ifera Stalle, die die Kwbenllsbe betrifft, findeC skh in den- Miben Bnche des Liviiat» 18b bfitel.

  • ) Änch Scantinia genannt; erwähnt von Cicero in den Briefen mf Fami-

liäres Vni, 12; femer von Sueton in der Lebf iisbesohreibunLr des Domitiani 8. Kap., von Juvensl, Quinctilian, Aasoains, Tertallian.

  • ) Zwaite FhlHppladke Mb, \%, Kapitel, do.

58 GiMur. sich in seiner Jugend dem Cains Soribonius Cnrio hingegeben liabe. Er 0 nennt ihn deshalb FiHoUt Omrionis und beieiohnet den Ca rio *) ab Ftr AnionH, Aneh dem G atilin a sagt er ') piderastisehe Beaehnngen naeb nnd zwar in Oabinins. Znr Zeit Cftsars nnd der ersten rOmisohen Kaiser gab es in Rom so viele nnverheiratete Personen wie noch nie vorher (6. Chr. Lichtenberg)*). Diese Zeit fällt gerudc mit dem deutlicliBren Hervortreten der Päderastie znsammen. Niemals sollen sich römische Weiber so entartet gezeigt haben, me damals. Julius Casar wurde häufig der Männerliebe beschuldigt, worüber Sueton*) und S. Aurelius Victor*) Mitteilungen machen. Die ersten Kriegsdienste leistete Casar in Asien. Als er dort znr Her- beiholung der Flotte nach Bithynien entsendet wurde, blieb er auf- fallend lange beim König Nikomedes, und hieran knüpfte sich das erste Gertlcht von Gäsars Männerliebe« der er mit jenem EOnig ge- frohnt haben soll. Diesor Vorwurf blieb dauernd an dem grossen Feldherro haften nnd veranlasste zahlreiche Schmähungen, die er sieb von verschiedenen, Calvus Licinius und andern zuzog. Curio, der Vater, bezeichnete ihn als Bordell, ein anderer als Bithyniens KdnigüL Aneh Oieero spricht in mehreren seiner Briefe Aber G&sar, der die BlMe seiner Jagend dem Kikomedes preisgegeben habe. Cäsar mnsste sieh, da er im Verkehr mit dem weibliohen GescUeefat aneh nidit gerade aUia keosoh gewesen zn sein sofaeint, von Cnrio, dem Vater, die Bemerkong gefidlen tassen, er sei der Mann aller Weiber und das Weib aller Männer. Anoh mit dem Freigelassenen Bnfio soll Cäsar, nach einer Stelle im Sneton, widematorlidie TTnmeht getrieben haben. Interessant ist bounerhin eine Gewohnheit Cäsars, die an die später zn besehreibende Ersofaeinnng der J^emmaih er- innert: er legte grossen Wert anf Schönheit seines Körpers, liess sieb sorgfältig scheren und rasieren, und soll sich, ganz wie ein moderner Urning, die einzelnen Haare am Körper ausgerupft haben, um möglichst glatte Haut zu besitzen. Auch der erste römische Kaiser Oktav ian, der Verwandte von Briefe an T. Pomponius Atticus. 1. Bach, 14. Brief.

  • ) Zwwito Fliilippisohe Bede, 90. Kapitel

^ Oratio pro dbma, 94. b^dtei, vgl a. 48. Kapitel ud Oratio poat red. wi Smaiu, 4. Kapitel.

  • ) G.C. Lichtenborn^ vermischte Schriften, Göttingm 184r). Bd VI. S. 398.

') C. Sueloni Tranquiil* IM Viia Caesarum ad V. Septicium darum IVMfeohtm AvMfarü» Libri VRL Libri primi eap. 49, «) iL Mp. hXXVÜL Oktftviaa, Tibediu, OiligiUa. Julias Cäsar, konnte sieh vur dem Ruf, Verkehr mit Mftnnem zu haben, nicht scbfitzen, ja, es wurde ihm sogar nachgesajBft, dass er mit seinem Verwandten Casar selbst geschlechtlich verkehrt habe; er habe, wie Marcus Antonius sagte, sich nur dadurch die Adoption durch Cäsar erworben. Bei einer BühnenTorstellong, in der ein Wortspiel vorkam, wurde der darin erwähnte Ausdruck Cinädus vom Volke auf den Kaiser besogen. Doch meint Sueton,^) dass dieser die vielfachen Anschuldigungen unnatürlicher Wollast dorch sein späteres Leben am besten inderlegt habe. Sin anderer Schriftsteller, S. Aarelins Yiktar,*) ervihnt aller^gs Ton AngvstnSi dass er udtr duodeeim eatamik» toHämnqite pt§dkis adatbare aoltkts erat, OutamUua ist aber zoniehst der lateinisdie Name des Ganymedes und worde sp&ter n einem Gattongsbegriff in dem Shme eines Bnhlknaben oder Der zweite Kaiser, Tiberius, beiüchtigt durch seine Grausam- keit, war m bedeutend höheren^ Grade dem Huf der Päderastie ver- fallen. So soll er in Capri Scharen vou Madrhen und Lustknaben zusammengebracht und unnatürliche Beischlalsw eisen erfunduu haben; in Parkanlagen richtete er Stellen ein, wo er junge Leute beiderlei G*'S(hIecht8 zur Unzucht auffunlerte. Tiberius soll einmal bei einem Opfer darch einen Knaben so rrogt worden sein, dass er unmittelbar nach dem Opfer diesen missbrauchte. Was Tiberius betrifft, so müssen wir allerdings sehr vorsichtig seiu. Der Kaiser hatte viele politische Feinde, und es ist nicht ausgeschlossen, dass seine Biographen, X. B. Tacitas, Saeton, S. Aurelias Victor, zum Teil aus Feind* schalt den Kaiser schmähten und ihm allerld schmntaige Gharakter- zQge aoschiieben«  Des Tiberius Nachfolger Callgnla hat ach ebenso den Bnf wideinatflrUcber ünsncht erworben. Ausser mit mehreren Fürsten, die sich in Born als Geisehi anihielten, scheint er besonders mit Yalerins Gatnllns ?erkefart za haben; dieser d<tofte am meisten m des Galignla hieranf bezüglichem Bnf beigetragen haben« da er öiTentlich erklärte, dass er vom Kaiser durch Unzacht krank gemacht worden sei Aof diesen Kaiser beziehen sich die Verse des im vierten 0 C. Suetoni Tranquilli Dt Vita Oaeaanm Libri FZ£7. Lätri nUeriw'* rap. 71. '*) De Vita et Monbut* Jrnpn alorum l\'\}iiiuii,, )iin Cap. /. ') Vgl. dies Wort tu Karl Ernst Georgen aonftthrlicheni Lat-DeatBcbem Hjukd Wörterbuch. 7. Aufl. 1879. 00 Claudius, Nero, Gaiba. Jahiboodflrt a. Chr. Idwnta Dlohten AnBanini, die Maniegasia*) 2V«9 «NO Hü Mm: sh^mm dm 2>6rpäkmlur, ' M thio eommütutU; quatuor em reor, IhBeris, extirtm» da siitgiäa üHmim, et Hhm Bis mmer$8 medwin, gut faeU ei paiUitr, Die Stelle kdüü uur bedeuten, dass Caliguia gleichzeitig aktiver und passiver Pftderast war. £s zeigen sich bei diesem Kaiser auch gewisse Erscheinnnpren der Effeminatio. Er war sehr eitel und liebte die verschiedensten Kostüme; selbst im flatternden Gewände und in der Tracht der Venus zu erscheinen scheute er sich nicht Der Nachfolger des Caliguia war Claudius. Dass auch unter seiner Kegierang Knabenliebe bekannt war, ist sicher. So wurde in dieser Zeit sein Schwiegersohn Pompejns erstochen, weil ei in den Armen eines von ihm geliebten Knaben gefanden wnrde. Der Kaiser Nero war gleichfalls allgemein durch selneii an» zflcbtigen Verkehr mit Knaben berüchtigt Den jungen SporuB liess er kOnetlich auf jede mögliche Weise zu einem weibahnlichen Indi- Tidnvm machen. Er Teieinigte sieb mit ihm dnich entspiechende Heiiatsieiemonie imd Teritngte, dass er als seine Gemahlin behandelt wHide. Da Nero dnioh seine Giansamkeit beksant vnd geRIrd&tet war, wnide Aber ihn der Anssprodi gethan, es sei bedaoedieh, dass sein Vater sieh nieht solche Gattin angesohaift hatten wie Nero Mlbst; jedenfUls behsndelte der Kaiser den Sporns wie eine Kaiaeiin, hosste ihn Olfentlieh nnd fthrte ihn oft mit sieh hemm. Dass sieh Nero andereiseits sneh selbst als Weib fUüte nnd rieh einen Hann nahm, nämlich den Doryphorus, sei gleichfUh hier erwähnt Bruno Bauer-) erklärt freilich manches, was Sueton, Dio Cassius, Äurehus Victor tlberNero anfiiliren, für eiu l'han- tasieprodiikt seiner Gegner. Andererseits wirft Dio Casäius dem Lehrer des Nero, dem Philosophen Seneca ?or, er habe den Kaiser zur KnabenUebe angeleitet Der Kaiser Galba stand nach Sueton^) mehr im Verkehr mit Männern als mit Weibern, und zwar nahm er sich mit Vorliebe Paul Haatcgaiaa: ABHuopdogiaeh^^idtiaAifloirbelie BtniieD ttber die Oeschlechtsverhfiltnisse d«e MwMdmi. 8l Aiflige. Biniig latoritiflrte dentMilie Ausgabe. Jena. 8. 116.

  • ) Brnno Bauer: CbiistOB und die Cäsaiea. Der Urspnuig des ChriitoB-

tuma aas dem römisohw Grieohentam. 2. Auflage. Berlin 1879. S. 186. •) a Suttoni Tranquilli Ih VUa Oaetarmm Ubri VUl LÜH HpUmi «oyk 22, OOm, Tiftw, Domitiaa, Tt9^ Hwifiaa. 61 hagere und in dar Unsoeht bewanderte Hftnner. Beeonden einen eoU er vor aUer Welt dffentlieh anf daa IeidenBebafiUi<di8te geidM Jiaben. Seineni Nachfolger Otho woide nndigesagti er habe mit dem Kaiser Nero settwt verkehrt; jedenMe leigte Otho TieUaob wdbliehe Gewohnheiten; er lieaa aieh, Shnliefa wie Jnliua Cftaar, die Haare am Leibe hcranariehen. Aneh der müde Eaber Titva sog sieht da er viele Verschnittene um sich hatte, den Knf der Päderastie zn. Sein Nachfolger Domitian scheint mit Clodius PoUio geschlechtlich verkehrt zu haben. Intert^^sant ist eine Stelle bei Saeton, aus der jedenfalls hervorgeht, dass es sicherlich selbst bei den damals so entarteten Römern nicht immer für eine Ehre galt, Umingsnatar zu besitzen. Als nämlich unter Domitian ein Auf- stand ansgebrochen war, wurden die Hauptftthrer desselben streng bestraft; zwei von ihuen wurden be^'uadigt; sie hatten nämlich den Nachweis geführt, dass sie der Männerliebe ergeben seien, des- halb in keinerlei Weise weder bei den Anführern, noch bei den Soldaten ein bedentendea Ansehen gemessen könnten nnd daher nn- gefthrlich aeien. NerTa, der Nachfolger des Domitian, war unnatürlicher Lust ergeben; er soll mit seinem Voigtnger Domitian bei dessen Leb- leiten geoehleohllidi Terkehrt habsn. Aneh die niehaten rOmiaohen Kaiser sind dnroh ihre Knabenliebe bekmmt Seihet ein Mann, wie Trnjan, hat, wie Ferdinand Gregore Tin s^) rar Charakteriaiemng der damaligen Sitten herfor» hebt, der Mfamerliebe gehnUigt Trajans Naehlolger Hadrian spielt eine gani besondere BoUe. Sehl Liebling war ein junger, dnroh Sohönhsit ansgeaeiefanetfir Qiieehe, Antinona, der sich anf einer Beise des Kaisers naeib Ägypten un Nil daa Leben nahm. Es herrsdit noeh iamee keine Brnstimmigkeit daniber, wie der Tod des Antinous zu erklären sei. Dass er der Geliebte des Kaisers w;u", darüber scheint doch kaum üuch ein Zweifel möglich zu sein; auch mehrere Romanschriftsteller, z. Ii. George Taylor, 0. Linke haben den Sachverhalt so dargestellt. Warum Antinous sich den Tod gegeben hat, ist mit einem Schleier verdeckt; man weiss es nicht, ob er sich freiwillig für den aber- gläubischen Hadrian geopfert hat, um ihn vor tinem Unglück zu retten, oder ob der Kaiser das Opfer von ihm verlangte. Die alten 0 Ford. Qregorovins: Dor Kaiser HadriAD. Gemälde der italiM^ hdtoniachea Welt sa amt Zeit 3. Auflag». Stottgart 1884, a 17L 62 fieliogftlMi. Sohiiftoteiler Dio Cassias, Spartianus, Aurelius Victur sprechen sich verscbieden darüber aas; dass der Kaiser den Jüngling nach seinem Tode ehrte, ist bekumt^ und wie Spartianus sagt, be- weinto Hadrian den Antinoas wie ein Weib {mtUi^iier). Der Kaiser liees dem toten Geliebten zn Ehren eine Stadt gründen. Es seheini^ dass es sieh bei beiden mn eine wahre gegenseitige liebe gehandelt hat; nach Ansicht einiger hat sich Antinons ans Qram Aber den Wanhehnut des Kaisen in der Liebe das Leben genommen. Jedenfalls wurde nach seinem Tode der Geliebte wie ein Gott Ton dem Kaiser geehrt» der anoh w<^ nnn erst einsah, dass er wahre Liebe ?erloren hatte.*) Hadrians Gattin Sabina wurde von dem Kaiser sehr sofamachyoU behandelt Wie gegen eine Sklavin benahm sieh der Kaiser gegeu sw, sodass sie mehrflush einem Selbstmord nahe war. Die Kaiserin selbst sagte, sie habe es darauf angelegt, nicht Vüu dem Kaiser geschwängert zu werden, da diet» für die Welt ein Unglück sein würde. Ein Hnderer Kaiser, Heliogabal, war ein ganz echter Urning. Er kleidete sich als Weib, brachte seine Günstlinge m die besten Ämter und wollte sich, ähnlich dem Nero, mit einem Manne trauen lassen. Als der Unwille gegen den Kaiser si^ zeigte und ein Auf- stand ausbrach, durch den er Krone und Leben verlor, wollte er mit seinem Geliebten fliehen; aber er wurde von den Soldaten ermordet Von Heliogabal sagte Lampridius,*) dass er per cunäa eaoa corporis lüridiHm suseiperß. Seinen Eunuchen Hier o kies soll der Kaiser so geliebt haben, ut eiäm inguim osadareHur.*) Er Hess mst statt mit dem minnlichen Namen Bassian mit dem weiblichen Bassiana nennen ; der Kaiser trieb viel Onanie und Hess sich, wie be- hauptet wird, schliesslich die Genitalien abschneiden. Er starb schon im Alter von 18 Jahren. Auch unter den späteren Kaisern kam männlicher Geschlecht«- Terkehr häufig vor. Marcus Julius Philippus (reg. 244 — 249) gab sich dem Oeschlechtsgenusä mit männlichen Personen hin. Unter seiner Regierunpr wurde einmal ein iniumliches Schwein geschlachtet, bei dem sich weibhche Geburtsglieder fanden. Der Kaiser sah dies ') UiUeilangen des Herrn N. N.

  • ) ħii4 Lmmpridii MUonimu Betiogabalm c. F, 2,
  • ) J. J. Tirey: Die Anaidifreifliiig In der Liebe und ihn Volgeo flr Geist

und Körper. Historisch, DatargesohiehÜich und medizinisch dargestellt. Au dem iTranzOsisohM von I«. flermaan, Leipiig 1899, S. SS, nnd Lnmpridiaa 0. VI, 5. Spitec» Ktiier. Di« IMohter. 63 als Vorbedeutmig an, usum virüis scarti rmovendum; aber eine andere Aaslegung sagte nwllissimum quemque heatuni fore. Auch die beiden Söhne EonstaDtins des Grossen (reg. 306— 337), nämlich KoDStans (reg. 387—350) ond Konstantias (reg. 337-^61) standen im Rnfe bomoattraellen OeflohlecbtaTerkehn; letstaram irnrde be- aondezs sein Verhiltnis zu den Yersohnittenen des Hofes yoigeworfen.*) Was die rOmisehen Kaiser betriff^ so weist Dnpooy^) anf ein Werk ?<m Hanearville*) hin, der anf Grand genanester Stadien ron alten Hedaülen ond Steinen über die Sitten aar Zeit der rOmi- sehen Kaiser wertyoUe Beitr&ge geliefert habe. Es seien dies, wie er meint, weit wertvollere Beweisstadre als die Sehriffcen der Alten. Unter anderem sei in dieser Weise ein Bildnis erhalten, das den späteren Kaiser Angastns darstelle, wie er sich seinem Verwandten Julias Cäsar hingebe. Auch Tiberius wird hier bei den wildesten Orgibii dargestellL u. b. vv. Ich habe eine Keibe römischer Kaiser genunnt, d^ren Männur- oder Knabenliebe von jeher die Aufmerkäamkeit auf sich gezogen hatte. Dass bei Tjebzeiten der Kaiser nicht nur diese porsönlicb, soudern auch andere sich der Mftnnerliebü iimgaben, ist schon ge- legentlich erwähnt. Indessen sind die Ansichten überhaupt darüber noch geteilt, wie man das sittliche Leben zur Zeit der römischen Kaiser zu beurteilen habe. Ludwig Friedländer^) bestreitet mit grösster Entschiedenheit die so h&afige Annahme Ton dem damaligen Sitten- verfall. Was die HomosexuaUtftt betrifft, so sind die Dichter and Schriftsteller aus jener Zeit voll von Stellen, die hierauf hinweisen. Ob und inwiefern die Eigenschaften der damal^fea oft wenig weibUohen Franen die Yeranlassang fOr mannmfinnüolien GeseUeehtsferkehr waren, blmbe dahingestellt MWarom ich keioe reiehe Fraa heiraten wfll?*' fingt Hartial,») „WeU ieh nicht Last habe, die Fraa meiner ') Karl Fried. Beckers Weltgeschichte. 8. AnfL Herausgegeben voa Adolf Schmidt. Mit dar FortseCnuigToiiSdiiard Ar&d. 4. Band. Loipag 1869, S. 155. t) Edmond Dupony: LaBvtUtuÜm dan» l'Antiquüe. ^Üude d' Hygiene nnaU, Pari» 1887. & »6.

  • ) litLTictLty\\\%i MommmU pMt d» Ut vi» du diom (Xmt^ Gq»^

ehn Saheüus 1784.

  • ) Ludwig Friediänder: Darätelluugen aus der SiUm^-^eschiclite Koma

in der Zttt von August bis zum Aosgaog der Antoniue. ö. Auflage. 8. Teil LfliFiigiaM. &m Martial Xlll. 18. zitiert bei Friodländcr, BatsteUungen aus der Sittengeschichte Korns in der Zeit Ton August bis mm Amgug der AntMiin<>. 1. TeiL Leipzig 188b. S. 470. I 64 FhidnUy Horn. Ftaa m weidend £r fiuid, daw die Zieiern venriUiiiter «diOiier KnalteD leichter m ertragen 8« als eine Hitgift ven einer HtUien. 1a Phftdrne* UVibeln des Isop findet sieh im vierten Bach als 15. Fabel ein Fromefbeos uberschriebenes Gedieht^ das in siendieh dentUdier Weise die ümingsnator der Menschen behendeUi: liogavit alt er ^ trihadas et tnoUes ntares, gum ratio procreasset '^ es^pomU semx. Die Gegenflberstellnng von Tribaden nnd molka mans lAsst einen Zweifel darOber« dass gesehlechtlich zom Hanne hingesogene nnd TObüeh ittUende Hinner mit moSks mar« gemeint sind« nicht zu. Die Fortsetsong der Fabel bestätigt dies. Anf die Frage» anf welche Weise Tribaden und tTminge erseagt wurden, antwortet der Greis mit dner BnAUnng, deren Inhalt der ist: Prometheus, der nach einigen alten Sagen das HensehengesoUedht etschalfen bat, bildete getrennt von dem Körper die Sohsmteile; ehe er sie aber den Körpern anfügen kann, wird er vom Gotte Baoohns zum Mahle geladen. Von diesem zurückgekeiirt verwechselt Prometheus halbschlafend und trunkeu die Schamteile und Ijefebtigt am Manne die weiblichen, am Weibe die männlichen Geschlechtsteile: adplicuit virginale generi masctdo, et maaculina membra eu^poauU feminis» Ua mme Ubido prmo fruUur gmuko. Daher geniesst jetzt der Qeschleöhtstrieb einen verkehrten Gennss- Viele auf msnnmännliche Liebe besfl|^ohe Stellen finden sich in den Dichtungen des Borax. In seiner Ode an Talgias sucht er ^) diesen wegen des Todes des Ton ihm geliebten Knaben su trotten. Valgins hatte selbst anf seinen toten Uebling Traaerlieder gedichtet, and hierauf bezitlit sich des Horaz: Tu Semper urges /lebilibiis modis, Mysten ademptnm, nec tibi Vespero ^urgente dcrcdfod amores, Nec rapidum (ugiente Solem. Horas wird wegen vers^edener Oden, die er an MAnner ge- richtet, der Hinneriiebe beschuldigt Indessen scheint mir in ihnen keineswegs ein swmgender Beweis an liegen. Ich finde, dass in mehreren semer Gediohte, die als Hauptbeweismittel sagesehen weiden, nichts enthslten ist» was die Annahme lechtÜBTtigen konnte. Die

  • ) Hör ata anuMMim Lib, IL c I2L

Virgil, Putioiiiiis. 65 Ode,^) die an Ligariniis gmohtet Ult, ist allerdings etwas verdftohtig; sie seloldert diesen als sohfliaen Jflngling, dessen Jngendsohdnheit aber sipiter yeigehen werde. Mantegassa nnd Lombioso*) redmen aneh Virgil m den Minnerliebhabeni; unter dem Namen Alexis habe Virgil eeine Liebe an dem jungen Alexander unsterbliöh ge- maobt; die zweite Ekloge Virgils ist jedenfldls sehr wichtig rar Be- nrteOnng der Frage. In einer neueren Arbeit Ton L. Valmaggi") wird anf die Homosexnalitit Virgils nnd aof das Fehlen der Hetero- sexnalität bei ihm hingewiesen; der Dichter soll sogar in Neapel den Beinamen Parthenius, d. h. Virgo, gehabt haben. Doch bestreitet V almaggi, dass rs sich bei Virgils Knabenliebe um eine krankhätfle Erscheinung c^eliäTi l It liabt, und betont die grosse Aasbreitoog der Homosexualität in jener Zeit Es sei noch auf den Roman des PetroninSt „Satyrikon" hin- p(»wif>sen, in dem die Päderastie neben anderen Sitten des kaiser- hchcn Roms von dem Autor behandHt wird. Kr ifft-Rbing zitiert die Schrift als den ältesten Boman über Päderastie. Es ist nicht ganz sicher, aber doch im höchsten Grade wahrscheinlich, dass der Roman von Petronins selbst herrührt £in Brochstück des Romans ist Cena Tnmaidiumis; dieser Teil, n. a. Ton Friedländer ins Deutsche übertragen, spielt sur Zeit der ersten römischen Kaiser.*) Nicht gSDS sicher ist es, in wessen fiegierangszeit die VorgSnge zn ▼erlegen sind. Bas ganze Sanken selbst ist gleichfiills mehrfach flber^ngen worden.*) Der Verfasser des Ardinghello, Heinse,^ hat gleichfoUs den Boman ftbersetzt, nnd zwar ohne anstOssige Stellen zu ▼extndem. Sehr ansfiihrlioh finden wir in dieser tlbersetsong die homoseznelle Liebe geschildert; wir erfitfiren, wie der Knabe Giton

  • ) Carwinum Lih. TV. Carmen X. Weitere Stellen bei Horaz, die von

der Homosexualität handeln, finden sich: Carminum Lib. IV^ Oarm. L v. 33 — 40. ^^odmi Liber L Carmen XIV. Sattrarum JAb. L Sat. IL p. 117 und 119. Zn derAage der Bonosexnalitit des Horas vogL: G. B. Lesaingt SdhrifleD. Dritter Teil. Berlin 1754. Bettungen de* Horaz. S. 42-57. Arehivm dt PsMiiatria, seimsepeHoU ed aiUiropologiaerimmtUB VoLXL F(ue. m—IV. Torino im).

  • ) Ii. Yalmaggi: Virgüio anatHoioY in Ripisla äi FUologia e d'Jbtruxüme

«IfMiMO. fbrino 1890» OnrnnSthUarxiO. 8. 400.

  • ) Petronii Ckna Trimalchtonia. Mit Dentachor Übersetznnff vnd «lidXieii-

den AnTnfTknngcn von Lndwig Friedlin der Lcipzi>< 1891. ' ) In einer früheren deatachen Obersotzung des Plomans ist, wi(? mir Herr K. N. mitteilt, eine Inhaltsverftnderong in dem Sinne erfolgt, dass statt iüiaben HMchen gesagt wurde, so deae die hemoaesaeUen Ecadbeinangen mitardfttekt abid. ") OeliaiiBe Geaohiohte des rtniaehen Bote nter der Begiernag dea Eaiaen Nero. 2 B&nde. Born 178a. M«ll( Xontr. SanMlanpAndiiBa. 66 flofthfloi, MaoedoBwr. bald dtn eiBflD, bald don aadem Liebhaber befinedigt iL a. w. In FriedUndera Aoagabe der Cem IVmaUMmi» finden wir gleicb- filla einige SfceUen (x.B. in Kapitel XXYUP) und LXIII), die mt weh! nnr auf die Enabenliebe beliehen Unnen. Aneb aonat treffen wir bei rSmisohen Schriftstellem und DichterOf inabeaondere bei Martial, Juvenal, CatuU u. a^ noch reichlichen Stoff füi unser Thema. Ebenso hatte sich schon der etwas früher lebende TibuU in seinen Elegien ziemlich frei über KnabcnlieUe ge&ussert. Den Priap, des Bacchus Sohn, fragt er, wie er die schöni-n Knaben gewinne; die Antwort des Priap lautet, er solle sich hüten, den Beteueruugen dea Knaben zu trauen, da sie den Meiiirni dt r Liebe aussprechen. Auch die päderastisühe Prostitution soll unter den Kai^ru in Born sehr ausgebreitet gewesen sein. Aoaaer bei den Griechen ond BOmem finden wir die Homo- Bflsnalittt «neb noch bei andern YAlkem dea Altectnma. Herodo t^) und Hippokratea haben eine Erankfaeit beaebiieben, die aioh bei den Scjthen zeigte. Die von ihr Befallenen pflegten sich als Weiher zu kleiden, wobei sie sich auch allen möglichen weiblichen Be- schäftiguDgsarten zuwendeten. Bei den Macedoniern war mannmännliche Liebe ebenfalls wohl bekannt; es wird sogar Alexander dem Grossen uach^esa^t, dass er ihr ergeben, und dass Hephästion sein neliebter Wür.^) Die Klagen des grossen Konicas bei des Hephästiou Tode vergleicht Gregorovius*) mit den Klagen des Hadrian bei dem Tode des Antinons. „Drei Tage sass Alexander bei der teuren Leiche, lange klagend, dann vor Gram verstummt, ohne Speise und Trank, am Kummer sich weidend und der Erinnerung an den schönen Freund, der ihm in der Blüte des Lebena entrissen war. Es schwiegen die Feste, Heer cnd Volk klagte um den edelsten der Makedonen, und die Magier loeohten daa beilige Feuer in den Tempeln, ala ob ein

Chirnmojcio, in quo dtUektt eiu» MA«&ofi
rpore*' „iarpore^' gesagt.
  • ) Pauli Zaeehiae medid Romani Quaeationes medieo-kgaies, lAber

fumhm, Uftia» MDCXJOL 8. S»-994 Tihthi» H Qme$Ho vUima.

  • ) IHsierUUivncvla jvridiea, de Crimine Sodomiae, oder Von der Sodo« 

miteray) exhihet Lndovicus Clafpius, Ualae Magdfh. Anno MDCLXIX. •) H. Siurf bcrgr Zur Opsrliichte der Prostitution in Deutschland. In dor Arbeit: zoi Piostituüunaüagc. Au^ den VerhandLungeu der 56. General versamm- hmg der rliriiiiidi-wettftliiciiea GeOngnisgeseUadiaft am 9. Oktober 18M in Dilieldorf. Düsseldorf 1884. S. 48.

  • ) Alwin Schultz: Das hfifieoh« Leben SU ZM(d«rlfi]iMHiiger. 1. Ba»L

Leiptig 18tt9. S. 585-687. 6* 68 Zeit der Minnesänger. Jahrhundert, das Zeitalter der Minnesänger, über das im allgemeinen Diülit ganz richtige Anschanangen verbreitet zu sein scheinen. Wenigstens ist die Minne keineswegs immer voll&Ukudig platonisch und rein gewesen, und die Verehrung der Frauen ginjr nicht immer so weit, dass grobe ünsittlichkeit hierbei vermieden worden wäre. Rudeck^) bringt in dem Buche „Die Taebe einen Liebeskodex, der, wie er siii^t, in moral-historif?cher Beziehung als unbedingt authentisch anzusehen ist, und der § I dieses Kodex lautet: Die Ehe ist kein Hindernis fär die Liebe- Der Gatte verlor als Ehemann das Vorrecht der Treue, weiches das Gesetz der Liebe den Liebhabern zugestand. An dem grossen Ansehen dieses Kodex ist nach demselben Forscher gar kein Zweifel. Ähnlich drückt sich Ober diese Dinge Moncaut^ aas- In dem Kapitel, das VAmonir aom Ub Troubadours et lea Trcmieres Qbenebrieben ist, meint er geradeso, es sd jeAit der Krieg erUArt zwisefaen der Liehe und der Bhe. Die Bhe rerteidige swar ihr Temin noch in der alten Aristokratie, aber bei der Jenne Provence werde sie als eine Tyrannei nnd eine BrutaKtit der merowingisnhen Sitten an- gesehen. Sie wird fOr miTertriglich erfclftrt mit der Idebe» nnd iwar in einem solehen QiaA% dass die sarte Neigung in dem Augenbliok anffaOrt^ wo iwei Liebendei die vorher intim vereint waren, inr Bhe sehreiten. U. a. finden sieh in dem Bnoh von Fa]ke^ nnd gans besonders in dem grfindlichen nnd aosAlhrliohen Sehultzisohen Werke, dem ich auch die folgenden Mitteilungen über die Päderastie ent- nehme, mannigfache Jjnzelheiten , die die damalige ünsittlichkeit charakterisieren. In En^'hiiui war die I'äderastie, oder wie dieser Akt gewöhnlich bezeichnet wurde, die Sodoinitorei, stark verbreitet; aber auch auf dem Festlande findet sich dii widematflrliche Unzucht so häufig, dass kirchliche Versammlungen vielfach dagegen einschrt itun mussten. Besonders sollen die Geistlichen selbst das Beispiel gegeben haben , und zumal in den Klöstern soll in der damaligen Zeit die Päderastie zuerst wieder aufgekommen sein. Mehrfach wurde die Todesstrafe, und zwar der Feuertod, auf dieses Verbrechen ge- setit Baa Verbreohen selbst wnrde als Ketaersi beaeiohnet, weil ') Wilhelm Radeck: Die Liebe. Kultur- uud moralhistonscho Studien iber d«ii Bntwiokelimgsgang deutschen CMttUs- und Liebeslebens in alltn Jahr- hmideiten. Loipsig. 8w 166 ff,

  • ) Ci'nac HoDcant: HUioire de V Amoitr dam les Temps modernes ekex

U* Oaulois^ les Chretitnay Im Barbares et du Mo/j/em Age eas IHK-hmtüme aiide, Paris 1863. S. 221 ff. ') Jakob Falke: DiA rittarlidie OeoiJlichafft imZeitalter des Fraaenknltas. Bwlhi. & 168. fCampelritt«. 69 mm ea den ketzerischen Sekten, besonders den Bulgaren (altfranzOsisch Bougres) zuschrieb. Bei den danudigen Sohiiftstellem finden wir viel- &oh die Fidenstie enraimt, R 1>ei Heinrioli Veldeka^} Qo- nanen Angaben hierober findet man in dem erwUinten Werke Ton Sohnlta. ffinzngefogt aei nooh, daaa, wenn GeiaUiche bei einem Boideil Torbfligehend, anf den Znrof der Weiber dieaea nicbt aofort betraten, ihnen oft daa Schimpfwort Sodomit naehgeraien wnrde. In Fhmkieieh aoU die Pideiaatie aUgemein nach den Eienniigen eingefUirt worden aein. Philipp der Schone trat sehr entschieden dagegen anf. Unter seiner Begieraag firnd der berachtigte Ftoiesa gegen die Tempelritter statt Schwere Anklagen wegen ünzacht wider die Natnr wurden gegen die Mitglieder des Templerordens er- hoben. Ein früherer Komtur des Ordens Squm von Flexiau war der erste Angeber. Ks scheint aber doch noch zweifelhaft zu sein, wieviel von den Anlvlagen auf Wahrheit beruhte. Interessant ist immer- hin ein Brauch, der bei der Aufnahme neuer Mitglieder bestanden haben soll. Der Aufzuuehmende hatte den lourptor aul einen „un- gewöbulichen oder unanstand 1^(11 zu diesem Zwtrke entblnssten Teil des Körpers" zu küssen, um durch Scham zur Verschwiegenheit ver- anlasst zu werden. Henne am Rhyn/) dem ich dies entnehme, bezweifelt zwar die Richtigkeit dieser Angabe, glaubt aber im fibrigra, dass ünsittlichkeit im Templerorden oft vorgekommen sei. Die Zeugen- ansaagen bei dem Prozess^) gegen die Tempelherren sind zum Teil ungemein belastend auch ui Bezug auf das Verbrechen der Sodomiterei. Die einen gaben direkt zu, dasa aie yerpflichtet worden seien, sich widematOrBohen Lllsten anderer Tempelritter rar Yeifbgimg au atellen; ein grosser Teil der Temommeaen Zeugen hehanptete freUidi, dasa daa Znsawmewsohlafen sweier Tempehitter swar Mnfig voigefcommen aei, daaa diea aber seine Uiaaehe in dem nHangel an Betten gehabt hatte. Wie Karl Jnlina Weber^) hinsvfllgtt entsofanldigten die Tempel* ') Bit Hattar dar Laniw wiift in des Diehtais fiMit d«ai Mam» fiodonü- teni vor: Her fMdnaato nie wib. Bin ist m sagraiie niht gAt, Was her mit den auumeD tüt^ Daa her dar wibe niene gert (nach Schnlts zitiert). •) Otto Henno am Rhjc: Da.s Buch der Mysterien. Leben und Treiben der geheimen GeaeUüchaflen aller Zeiten und Völker. St. Galleu 1869. 8. 189. VgL aaoh Otto Hanna am Bhyn: Oaaoliiehte dea fiittertums, Leipüg, ä. 197, wo dar Yatfluier gaiadan aadara Asklagn, die dar Aoataitd an aMman varhiataC, anf böswillige Erfindoog zurflckftlhrt. •) Daniel (lOtthilf Moldenhawer: Prosess geg(»n d<»n Ordou der Tempelherren- Aas den Origmalaktea der päpstlichen Kommisttion in Frankreich. Hamburg. 1792. Vgl. u a. hier S. 256, 259 ff., 300, 489, 480. Karl Jnlina Wabar: Dia KSnoharaj odar geachicktliohe Dantellong dar naatar-Walt 1. Band. Stattgvt 1819. S. 80a 70 Katholische GeurtUohkeit. henen ihre mmatflilichen Lflste damit: ut possini Merare etäiäUaim terrae uHramarwae et ne diffamentur propter mulieres. Später gaben die PraDZüsen den Italienern schuld an der EinführuDg der i'äderasüe in Frankreich, znmal den Begleitern, die Katiiarina vun Medici nach Frankreich mitgenommen hatte. Dafls man bei der Yeraclitun^, die mannmännlicher Geschlechts- verkehr fand, ihn auch sonst Gisistlichen und anderen Angehörigen der katholischen Kirche vorwarf, kann nicht verwundern, da ja deren Feinde ebenso wenig wählerisch in ihren Mitteln waren, wie die Kirche selbst Von dem Pariser Klerus wird aus dem MitteMtez berichtet, 0 dass er der Päderastie und Sodomie verfallen war. In den Aurea Monita des Jesuitenordens, deren Echtheit aller- dingfl nooh sweifolhaft ist, werden als Ursache der Ausstoasong Fleischessanden, unter denen Sodomie obenan steht, genannt; es wird jedoch die Besdirliikiaig hiniogeDDgt, dasa die Obern davon absol- vieren ktonen. IKeaen wirft Earl Julina Weber*) groeae Kachaieht gegen widematQrliohe LOate vor. Daae anoh bente noeh gerade katlioliaolien Oeiatliehen und beeondera den Jeaoitenf) homosemieUe Akte gern naehgeeagt werden, oft aneidinga ohne Jeden Bewda, iai bekannt Man veigesae nieht, daaa die Jesoiten überhaupt oft genug ana politischen Qrflnden oder ana blosser Gehässigkeit Tcrdiohtigt wurden, nhd dies war ja besonders leicht in sexneUcr Bedehang. Aber andi die entschiedensten Qegner der kathollselien Sirohe mussten sich mitunter derartige Angriffe gefallen lassen. So wurde bekanntlich auch Luther vielfach, u. a. in einer Komudie,*) zur Zielscheibe von allerlei Angriffen seiueller Natur gemacht, wenn auch nicht gerade die Homosexualität hierbei mitspielte. £arl Julius Weber berichtet über das Klosterleben am Ende >) Jacobus de Vitriaco: Uistorinp nrtidentalü libri ckto, quortan prior crienkUü, alter oeeidmtcUis irucribüur, Ikmai 1697: U, 7. Zitiert nach der Broaehtre: Klenu, Kirche und Staat gegenfibar der Ftostitiition, natet ehuni Atthang Uber die Argmnentatioa des üniTenhlliprafcnon Thiertoh gffgea Dr. Friedrich Wilhelm Müller. Erlangen 1868. 8. 9 f.

  • ) Karl Julins Weher: Die Möncherey oder geschichtliche Darstellung der

KloBter-Welt IMtten Bands erste Abteilang. Stuttgart 1820. S. 814.

  • ) VgLOotaToMirbean: SebttaUmBoA^ Roman d»mMun. I^H»1S90.

S. 175 ff"

  • ) Simonis Lemnii Lairatus Poetici, Cosmopoli MDCCCLXVI. Die erste

Auflage dieser Schrift ist wohl ungefähr 1RB8 erschienen. Einigo weitere Ineravif bezügliche Stellea siehe in Karl Jalias Webers sfimtlichen Werken, 27. Band. Stnttgai 1 1841 (Demoeritot od«r blnttflHMne Papiere einet laohenden Philosophen, 18. BMid). 8. 979. XktteilebeD. 71 des 18. Jahrliunderts, wie er es selber kennen gelernt habe. In dem Kloster Eberbach gab es KastrafceDf die als Singknaben angestellt waren ; ein Lieblingsspiel der MOnohe war es naoli Weber, nHoduteit halten. „Es mag imBcbiildig dabei zugegangen sein, wie irii ans chrisflicher Liebe annehmen wollen, da wir nicht selbst dabei waren — aber miTergesslich sind uns die Fannenblicke, die MOnohe, Tor- zflglioh Italiener, anf lohOne Jünglinge warfen, nnd sie kfissten, wie Jupiter den Ganymed nnd Sokiaiea den Aldbiadea g^Qaat haben Bonen.** In Dentsehland nannte man diese Feste anscfaeinend sofaon fiel firflher wibolie Hocihieit Sollt ich, die SodümiUscb sind, . Der Waischen Hochzeit grausam Schaud Erzählen, ihr würdet alle samt Ein'n Gr&uel han, erschrecken drob. Weber ^ giebt dem Gdlibatgeseti Yon Hildebrand die Hanpt- eofanld daran, daaa die katholiaehe GeietUoblrait nnmitteibar nach Br- lass deeeelben ünmer mehr m die sehlndliohste Uhaneht Tersank, ja selbet in widetnatOrliehe Laster veifieL Wenn anoh naeh Hegel das OOlibat der'katholiaohen ffirehe nieht sowohl gegen die Nator als gegen die SitUiefakeii verstOest» so bleibe doeh dahingestellt» wie- viel mannminnliehe Liebe dnioh ein solehes Oesets her?oigemfen gehl kann.*) Dass auch sonst die Päderastie im Mittelalter stark verbreitet war, geht aus zahlrüiGliün Stellen hui den verschiedensten Scbrift- stellem hervor. Antonio Beccadelli aus Palermo (1394 — 1471), der unter dem Namen Panormitanus bekannt ist, geisselte im Her- maphroditos die aanatOrUchen Laster,^) und ein Minnesänger aus

  • ) Lfunentetion oder Klage des deatsehen Landes 1549. Yen dem Wfirttem-

bergiflcben Dichter J.Schradin Ton Bentlingen. J.Voigt, Pasquille und Spott- lieder ans dem 16. Jahrhundert. Historisches Taschenbuch, 9 Band, S. 500. (Zitiert nach Oskar PnniTiza* Der teutsche Michel und der Kömische Papst Altes and Meuea aus dem üampie des Teutscbtuuis gegen römisch-wälsche Ober- liitoBg imd SevoiiBiiBdiing in SSe Leeen mid SHttfea. lOt einem BegleitmrC von Michael Oeorg Conrad. Leipzig 1894. S. 259) ") Das Pabsthnm und die Piibste. Stuttgart 1834. 1 B<1. S. 14«. •) Das belannto Buch „Liber Oomorrhianus'-, in dem Damiani die Äns- Mibweifaogeu nnd Fleiacbewünden des Klems schildert, erscbiea bereits vor der Begiemng Hildebrands. Das Bneb wurde Leo DL stell dciseii Thnnbestefguig überreicht, wie v. Choinaki in «Ob die Ehe der ehriitUehen Oeistliokttit an- etebt, Posen 189i}« erwähnt.

  • ) Lu (1 w ; Geiger: Kenaissance und Homaiiisiniis in Italien nad Deataoh-

land. Berlin löö2. S. 253. 72 Hof LadwigB XIV. dem 13. Jahrhundert, Gauthier de Coincy, eihob üjch aemer Zeit gegen die SudomiteB. La grammaire hic ä hic accouple: Mais ncUure maldU le coupU. La mort perpetuel en genre dl qui aifiie masculin rjenrc Plus (ßte le femcnin ne face Et J)icu äe son livre l'effacel^) Bnri]meD wUl ieh, daas spftter, lu Zeit Lndwigs XIY. am fnunOnaobeik Kdnigsliofe die Homesenialitit eine grosse AvedeluiOBg enei^t haben aeU. Ednard Bod ernannt meint, daaa nur znr Zeit der lOmiaelieB Lnperatozen eine ähnliehe Sittenverwilderang ge- aehen wude, wie in dieaer Zeit Eliaabeth Charlotte, Lud- wigs XIV. Sohw&germ, scbreibt an die Kurfttrstin Sophie: „AUeg, waü man in der Bibel von dem liest, wie es vor der Sündflut sLaüd und in Sodom und Gomorrha, kommt noch gar nicht gegen die Lebensweise hier in Paris auf. Die Weiber sehen aus, als wenn sie aus dem Tollhanse kämen ; so wundert uiaa sich nicht mehr, dass die Mannsieutt; die Weiber verachten und sich unter einander liebeu — Männer verkehren mit Männern, Weiber mit Weiltern, es ist abscheulich ! Ausser dem König, dem Dauphin, meinem iSohn und noch drei oder vier anderen ist hier kein einziger, so nicht mit diesem Laster be- haftet ist; sie verkaufen sich alle um Geld. Wer sein Kind will recht erzogen haben, muas es nicht nach Frankreich 8oiiioi£en, denn sonst wird es niehta ala Brutalittti ala Ansaehweifongen nnd italieniaohe Laatef kennen leroen.** Aneh ana dem Orient tfMam wir manefaea Aber die gleieb- geaehleehtliehe Iflnnetüeba hn Mittelalter. Ea aoU aehon aar Zeit Konatantina in Konatantinopel affentliehe Hiuaer gegeben haben, in denen IfBnner ebenso kBoflioh an haben waren wie Franen. Unter Bajeaid L (reg. 1889—1403) aoll die Ejiabenliebe im tOrUadhen Boeh allgememen Eingang gefonden haben. Den Yeaier Ali-Paaoha loekten die ehiiatüohen Knaben; er lieaa aie wegen ihrer >) Theologie eeUkolique. JfiwdltMogrA» merak n$alrimaniate par w» aneim 0umoine. Paris. S. 184.

  • ) Eduard Bodemann: Elisabeth Charlotte von der Pfalz, Herzogin

von Orleans. Historisehes TMohenbach, begründet von Friedrich Räumer, hanrnsg^bm voa Wilhelm Manien breebor. 6. Folgei 11. Jahigug. 7S 4 aohOBon Gestalt sehr bidd ta Pagen erheben; dies soll den Beginn, edert was nur nohtiger seheinti das offene Hervortreten der Knaben- liebe im osmaoisefaen Bdch bewirkt haben. Viele Erlege gegen die Ghriaten sollen lediglieh n dem Zweite gefOhrt worden sein, am ehiistliehe Knaben fftr die ITnsiieht der Toilen an gewhiBen und damit die gelichteten Reihen der Pagen zn ergfinten. Griechische, serbische, balgarische, ungarische Knaben mussten der Lust ihrer Herren fröhnen und gelangten dadurch oft zu den hervorragendsten StelloDgen. Wie sehr selbst bis in die neuere Zeit im Orient die Enabenliebe in die Öffentlichkeit trat, dafttr ist anch charakteristisch, dass Ende April 1771 bei Beginn eines Peldzuges der Grossvezier Befehl erliess, alle „Lotterbuben" aus dem Lager zu entfernen; dem Befehl wurde übrigens nicht nachgegeben.*) Sowohl wegen des starken Hervortreteus der Päderastie, als auch wegen des Haremsinstitutes und ähnlicher Eiurichtimgen ist nicht selten dem Muselman der Vorwurf der UnslttUchkeit gemacht worden; es sei deshalb erwähnt, dass ein ausgezeichneter Kenner der Ver- hältnisse, August MflUer,*) meint, dass unter den Moslenün un- endlich viel weniger ünsittliohkeit an finden sei als im Abendiande. Viele orientaüaohe, Uhddsebe aoiwohl wie persische, Diohter be- sangen die Minnerliebe. HQsali hat nUieiche Biohtangen nnd andere Hitteünngen über das Thema geeammelt leb entnsihme einen Teil der folgenden Angaben dieaem Antor. Der taiUsche Biehter Rnschenl hatte ein Liebesvedilltnis mit Cbjsr, einem sehönen Jüngling. Der tückisdie Weise Ssaadi Tsohelebi, bekannt dniob seine Tugend, hinterliess ans eine ganze Beihe von Diefatongen, nater anderen folgendes Ghasd an einen Jüngling : Deiner Schönheit heller Mond beleuchtet die Welt; Dtine schwanen Augen rauben mir den Verstand, etc. Des bekannten Kalligraphen Ssaji Verhältnis zu emem schönen Knaben, dem er all sein Geld schenkte, wird gleichfalls geschildert In Persien finden wir die Dichter vielfach die Männerliebe be- singen. Sadi hat uns eine Reihe von Gedichten hiüterlasseu, in denen er seinen Geliebten anbetet Kach des Geliebten Tode klagt er: Joseph V. Hammer-Poigstall: Geschichte des Osnuuiisohen Beiches. Pesth 1840. 4 Bände.

  • ) Augnst Mitller: Der Islam Im Morgen- und Abendlaade. Min laSK.

& 906. 74 OiienUUMhe Dichter. Dass meine Augen die Welt, die meinen Geliebten entbehret^ Nicht mehr süben, dass ich unter der Erde mit Dir h&ge, wo jetzo weinend aui' deiueiu Grabe mein Haupt liegt. Bei der Izenniug vom geliebten Manne klagt der Dichter: Bitter and aiM iat der AbBcbiedakoas aa der Lippe des Freondea efeo. Dfli Sadi Diehtongm Aber Liebe aind von gani beeondenun Weil; der Biebter lebte mn 1800. Er anohte in die Diebtangen, die von manrnnünnKnltfff Liebe baadein, ateta einen aittliebeii Gmnd- sng einsofleehten. So wird einmal die Inge anigewoifiBn: wie ea kommt, daaa ein Ednig, der die aobOnaten Jünglinge in aeiner Nibe bat, doeh einen weniger aohOnen liebe? Die Antwort iat» weil daa- jenige, waa der Seele geftllt» anob den Augen aehOn eradhttnt Ea 8^ endlieh noch der berromgende peiaiaebe Dieliter Hafis (t 1389) genannt, der Anakreon der Perser, wie ihn Bamdobr nennt. Fast alle Gedichte des Hafiz sind an seine Lieblinge ge- richtet; er war der ausscLweifüiidcü Liebe au sie crgebeu.^) Hier darfte wohl der sophistischste £rklärer die Männerliebe kaum weg- disputieren können: „Wenn der liebliche Mundschenk mir hold w-ire, so würde ich mit den Haaren meiner Augenbranen den Boden seiner Behausung kehren." „Der Wind berührte deine Haarlocken, und vor Eifersucht verfinsterte sich die Welt Ober mir.** „0 Liebling! Des Mondes Glanz leuchtet aus deinem Qesioht hervor, und in der Grube deines Kinnes liegt ein Quell von Heizen! .... Möge es mein Schicksal aein, immerfort deinen zuckersüssen Mund zu küssen!"*) MewUna Dschelaleddin Bnmi, der henronagendei 1273 geatorbene persische Dichter, hat una gleichfalls u. a. ein an die Mfinnerliebe erinnerndes Qedioht hinterlaasen, von dem einige Zeilen naob Baokerta Übeiaetning folgendenaaaaen lauten: Die Boie irt das bfiehte laebesieicfaeD, Dem Henemfreond will die Boie leiehea, .... Die BoBB tirtlgt den stilleii Don am Heraen, Weil nie die Schmeneo von d«r Liebe weiohen. ') Dies wurde wemgsteas dem Dichter nachgesagt. G octbe. der Iti^kanntlich von sich selbst sagte, dasp er die eigeuea Liebealieder selbst erlebt habe (eine Araudunes die raob^ ■ehlwidiett FiMwohem ab eia Gbaiaklerisliilnini Ooethes angesehen wird), spricht ttber Hafis eine aodere MeimUlg aw. Nach Goethe (Noten nnd Abhandlungen zum west- östlichen Divan : Hafis) hat Hafiz Ana in soinea Gedichten vorgetragea, was seine Zeitgenossen gern hörten; rinf des Hafix Privatleben könne man aus seinen Gedichten einen Scbloas uiciii maciioo. ^ Die iBfenbilen Steilen rind dtni Baehe vom Bernd oh r entnommeii. Düte. 75 Besonders wird tou den persischen Dichtem auch der Schenke besongeo: Auf dem Schenken lag mein Auge, Auf der Laute lag mein Ohr In einem andern Qediohte heiast es: Komm*, SehMike, denn ich miOolite dir so gno» dienmi. Im "Vorhergehenden habe ich die mai inmännliche Liebe, so weit man sie bis zum Ende des 18. Jahrhunderts beobachten konnte, be- sprücben. Wir sahen, dass sie im Abendiande vom Mittelalter an als ein Laster gebrandmarkt war, dass sie sich abr r im Orient eines gewissen Ansehens erfreute.^) Charakteristisch für die abendländische Auffassung ist die Darstellong bei Dante. Es werden von ihm die Strafen für diejeoigeii, die sich der Sodomie schuldig gemaoht haben, geecbildert: B jßerh U minor giron aitggeUa Dd segno m40 e Sodoma e Caorsei,*) Des engsten Ringes Brandmahl dnun empf&ht, Was Sodom nnd Gabon als Sitte lehret*) In 15. Oessnge wird geschildeit» nie Dante unter ta wegen Sodomie Beitiiften seinen frflheni Lehrer Brnnetto Latini trifife tud bd dieser Gelegenheit wird von anderen, die wegen Sodomie bUssm, heriohtst: iVisetof» sen va con queüa iwrba grmna, E Fnmoetco iPAowno ameo; e veäervi 8ß oMssi mmto di UA Ugm Jmma, (kUm poiii die äaH sarvo de* sem JFW iraamutato ttAmo in SaeeM^umef (he laee^ Ii maf pinUm nerm.^) Prisdan liaft mit in dieser Seher Ton Zähren, Fnnoesoo von Aooono anoh, imd bricht Die Lost die Übersehaa Ton solehen Sehwlrüi, KOnnt'st dn den sehn, den der Eneohte Kneeht Tom Arno trieb zu Bacchiglione's Strande Wo ihm die aige Gierde sieh geeofawacht. ■) Doob wofden wir im Kapitel ttber IbieosiBefaes sehen, daas diaa nieht aUgemein giltig iit •) Zitiert nach LaDirina Commedui di Dante Alighieri enmmentaia da O. A- Seartaxxini. Volume jn-imo. ///«/erw). Leipzig 1874. tkiuto XI, 49, 60,

  • ) Zitiert nach Friedrich Nottern Überaetxuug. Stuttgart.

«) Vinfemo, (kmto XV, 109-114, Oootlw. Awh der 10. Gesang lumdelt teilweise von der Sodomie. Dass flbiigm Branetto, von dem Hottei es bestreitet, und die anderen hier genaanten, Priscian, Aecorso und Andrea de Mozzi, der als dritter gemeint iat, wirklieh PAderastie getrieben haben, dafOr finde ieh weitere Anhaltepnnkto mcbt Stark ttinnem an die HomoaaxnalitAt aodi einige Yene im xwdten Teil von Ctoetbea Ymt lob lasse es dihlngesteUt^ inirie- fem in dem Umstand, daas Hepbistopbelea die homosexuellen Noignngen renlt« eine moralisohe Brandmarkimg deiselbfln an finden ist Ieh flgo jedooh hinso, dasa naeh einer mir ?on mToriMger Sdte gemaobten piiraten Ifitteflnng, abgesehen Ten diesen Stellen in Goethes Fanst» noch einige bomosexnelle Bleglen von Goethe existieren, deren YerOlfentliohQng jcdoeh iM% beabsiefatigt ist^ Ans Goethes Faust sei eine Stelle hier wiedergegeben. Sie findet sich gegen Ende des zweiten Teils. Einige Stellen, die sich iu früheren Akten (h sselbeii liiideu, glaube ich inclit iui honiusexuellen Sinne deuten zu müssen. Ich erwähne dies, weil nur privatim von umischer Seite der Verdacht ansgespruchen wird, dii&6 auch diese Stellen homoseinell seien. Hingegen scheinen mir folgende Verse kaum einer anderen Deutung fähig zu sein. Hephistopheles: Hat inioh ein Frandas dnxdi md dnrdigednmgai? loh mag rie gerne aehn, die allirliebsten Jungen; Die Wettarbaben, die ich hasse, ffie kommen mir doch gar zu lieblieb Yor! Ihr schonen Kinder, lasst mich wissen: Seid ihr nicht auch von Lucifers Geschlecht? Ihr seid so hübsch, fürwahr, ich m{5cht' euch küssen, Mir ist's, als kommt ihr eben lecht. Fs ist mir bo behaglich, so ntitürüch, Als liätt' ich euch schon tav;sendmal gesehn; So heimlich-kätzchenhaft begierlich; Mit jedem Blick aufs Neue schöner schön. 0, nähert euch, o gönnt mir einen Blick ! Engel: Wir kommen schon, warum weichst du zurück? Wir liüheni uüs, und wenn du kannst, so bleib! Mephistopheles: Ihr scheltet uns verdammte Geister Und seid die wahren Hexenmeister;

  • ) Eine gleiche Mitteilung bringt Marc - A ndrc Eaffalovich ^rri//,/>w« 

et umWmaJiV. Lyvn-Paris is'.K), .V. lUd), der auf eine vorübergehende Homo- gexu&IiUit üoethett ttchlieiist Vgl. auch fc>. 27 deüMelbeii Bucbea. Goethe. 77 Denn ihr Terf&liret Mann and Weib. — Welch ein Terfloehies Abenteuer I bt dies das LiebeMlemeni? Der gaaxe KOrper steht in Feuer, Ich Ähle kaum, dass es im Nadten brennt. — Ihr schwanket hin und her; so senkt eneh nieder! Bin bischen weltlicher bewegt die holden Glieder; FQrwahr, der Emst steht eneh recht aehttnl Doch mifoht' ich ench nur einmal Ucheln sehn, Das wire mir ein ewiges Entzücken. Ich meine so, wie wenn Verliebte blicken; Ein kleiner Zug am Mund, so ist's gethan. Dich, langer Barsche, dich mag ich am liebsten leiden, Die Pfaffenmiene will dich gar nicht kleiden, So sich mich docb ein wenig lüstern an! Das lange Faltenhemd ist übersittlich ^ - Sie wenden sich — Von liinten üni-zuBehen l — Die Backer sind doch gar zu appetitlich! Der Sinn dieser Yeise wird noch dentliober dorch des Mephisto- phetes spstere Worte: Gemein fJplüst., ahsnrdp T^iebschaft wandelt Den ausgepichten Teufel an. Auch im west-tatliehen Divwn finden ach einige deutlich homo* sexuelle Stellen, und zwar im Schenkenbnch. In dem einen Gedicht wird hier der Schenke als zierlicher Knabe angeredet; in dem folj^enden erwähnt der Schenke, wie ihm der Herr die Stirne kusst. In einem weiteren Gedichte, das „Schenke" überschrieben ist, heissl es: Doch ich liebe dich noch lieber. Wenn du küssest zum Erinnern, Denn die Worte gehn vorüber, Und der Kues, ätx bleibt im Innern. Ein andermal wird der Schenke als Liebchen angeredet, und später H atem von Saki geliebter Knabe. Dass es sich hier aber um eine thatsächliche erotische Zuneigung handelt, geht am besten aus einem Gedicht hervor, das: „Jene garstige Vetter' beginnt Hier heisst es: Den geretteten 8chats Für ewig zu sichern. Teilt' ich ihn weislich Zwischen Soleika nnd Said. 78 XtAlieuücho äckriftotdler. Jedes dor beiden IJeeifert sieb um diu Wcttp, Höhere Zinsen zu cntrichieu, Und ich bin reicher als je. Mit dem geretteten Sehtti ist, wie aus deo vamittelbBr toni»- geheadeii Zeilen lierroigelit» die Idebe gemeint loh halte es aber fflr gftnslich falsch, etwa aas diesen Dichtongen Goethes anoh nur den mindesten Bftcksohliiss auf ihn sn maohen, obwohl er sonst mit Recht oft genng der snl^ektiTe Dichter genannt wird. Aus den Noten und Abhandlimgen znm bessern VerstAndnis des west-östlichen Divans geht ganz deutlich die Tendenz dieser Worte hervor. Goethe wollte, wie es in der Einleitung heisst, die Aufmerksamkeit aaf den Orient lenken, woher su aianches Orossef Schöne nnd Gute seit Jahrtausenden zn ans gelangte, woher täglich mehr zu hoffen ist. Und ähnlich heisst es in dem Abschnitt der Noten und Abhandlungen, der „Das Schenkenbuch" genannt ist: „Weder die unmässige Neigun^x zu dem halb verbotenen Weine, noch das Zartgefühl f(\r die Schönheit eines heranwachsenden Knaben darfte im Divan vermisst werden. Letzteres wollte jedoch, ooserea Sitten gemäss, in aller Keinheit behandelt sein. Gelegentliche £rwahnnng der Fftderastie nnd der Homosexualität treffen wir sonst noch vielfach bei Schriftstellern der Tenohiedensten Jahrhunderte ; solche Stellen finden sich bei Boccaccio, Macchia- Tolli, bei Aretino, zu dessen Zeit die Päderastie weit verbreitet gewesen sein solL Ans dem 17. Jahrhundert stammt ein Buch, das hier besonden erwfthnt werden mnss, nSnlieh LAkSbiaä» fmtemUo a seolß. Oer Autor ist nieht mit Steherheit enidttelt Man sdbrieb es nrsprflngliefa Pietro Aretino zn, dooh wird in neuerer Zeit gew$hnlioh Perrante PallaYioinl^) als Yerftsser betnehtei Die ernte An^be soll 1652 eiaohienen sein. In diesem Buohe werden in ausgedehnter Weise die homosexuellen Neigungen eines Lehrers lu seinen Sehfllem gesdiilderi Es ist ein obseon gehaltenes Buob, das aber an dieser Stelle sehen wegen seiner kultnrgesohioht- liehen Bedeutung genannt werden mnss, sowie deshalb, weil es su anderen Arbeiten, die das Qebiet berührten, Yeranlassong gab. Be- sonders seien hier die Arbeiten von Delepierre und Baseggio ') Das mir mr Verfttgnng stehende EzempUr ist der französiacbe Neudruck: Meibiade enfont ä VfeoU. 'MktUpwt la pranün /bit de VHaUm de ferrant e Pullaticini. BmuUee mi. Venchiodeae Autoreo. 79 zitiert*). Erwähnt ist ferner die Päderastie bei Castilhon,*) bei Montesquieu^), m ( ' a s a n o v a s *) Alemoireü , im Dictionnaire jjhilosophique von Voltaire') sowie auch in anderen Arbeiten des- selben, bei Ehlers,') Karl Philipp Moritz,") liestif de la Bre- ionne,^) Ph. K, Haitmann,*) sodann bei Herbig/^) Dnttenbofer,") ') Genauerem in üor Einleitniig zu dem geuaantän Neudruck.

  • ) CwuiäertUions Bur ks Games phyaique» et moraUs de la Divers üe du

film de» momn »t du §ommmemmi de» moMmm. Twi m pmrHe tPtm Onmige anengnu por M, L. Oattitkon, Bouülon MDOCUX, 8. 90->M: Hontesquieu: Esprit des Lots. IdereXH tkapify-e VI. Auch au einer aadem Stelle de» Baches kommt Muntesqniou rio< h auf den homosexuellen Geschlechtsverkehr za sprechen, und zwar im achten Kapitel des vierten Baches; «r spricht hier über den homosexaellen Verkehr der Thebaner und beruft sidi dftb«i Mif Plntaroh. YoUaire behmptet abw, da» ]loiiteiq«i«a den Plutarch falsch verstanden babo, während Cr6vier nur meinte, dass PI tttarcb sich nicht «o sicher darüber ansspr&cho (Esprit des Lots par Montesquieu, avee ks Notes de fÄuteur ei un Cboix des Observatüms de Dupin^ Crevier, VoltairSf Mably, La Harpe^ Serwan <to. Port» 1856. S. 37. An- merimng 1). ^) DtBkwttidigkeitSB vonJakobCaeanova voiSeiii^t Von ihmaelbit geschrieben. Heransgegeben von IL 0. BernL 4.Aiilhge. 1. TriL 6. Ki^iitoL 8. 74 ff. Hambarg. Voltaire: Dictionnaire philosophique. Artikel AMumr »oetratifti» in Oeuvres complbtes. Tome trents-septihne. Qotha 1786.

  • ) Martin i>hler8: fietrachtungea über die Sittlichkeit der Vergnägiutgea

m swooB TeOon. 1. Teil Henabnig und Leipzig 1779. & 108b 0 Karl Philipp Korits: Anton Be^. Bin psyohologischor Bonaa. 9.Teil. Beriin 17B8. B» 4ft. fai der alteren Litteratur kann oft genug nicht streng zwischen dem perversen Akt nnd der sexuellen PcrrprsioB ontenobieden werden«  da man die Perversion nur selten gentlgend erkannte. ") Restif de la Bretonne: IjCs nuits de Paris, Tome sccond, iroisicnte partie. Lmuirts 17 8S. S. 781. Femer derselbe: Le IWtwgraptie ou Idces d'un BeeMSU'Bomm» aur m projet de reglemerU pour le» pn^üuiu, Propre ä pri- venir ks MaUieurs qu'occasionne k Publieisme des Femmes. Arrr ,Irs nofcs fn\s((^riqueeetju»afieati»e», IVmMn Partie. Ltmdre», La-Muie. UDCCLXX.VL m. ') Ph. £. Hart mann: GlUckseligkoitslelire für das physisuhe Leben des Menschen; oder die Kanst, das Leben zu benutzen und dabei Gesundheit, Schön- heit» K9fpei^ md OeieteBetlrke an eihilten nnd ra Tenrallkonunnen. DeMm nad LeqNrigUOft &lfl8. Wörterbuch dor Sittenlehre. Oder Alphabetisch geordnete ErUlrangMl aller in der Sittenlehre vorkommenden Begriffe. Aus den Werken Ammons n.8. w. sosammengetragen von Johann Christian Karl Her big. Qoedlinbuig und Leipzig 1884. S. 1»L F. IL Dattanhofet: Die krankhaften Eitdieimingan die SeolenMiena Us liite, F^yehologen» NatorfonelMr nnd gaUldeto Leien. StattgAt IBM. & 168. 80 Hermann Klenoke,^) Münter,*) Sandras') und Henne- qnin.*) Von den Autoren, die in den letzten Jahren, wo die wisM- schaftliche DiBkoasion lebhafter wurde, das Thema berühren, nenne ioh: Prosper Despine,*) Bourgeois/) Bdnard von Hart- mann, ^ Hoffmann,*) Joeef Mflller,*) Snrbled,**) En|;ene S. Talbot,'^) Hermann Vierer dt,») Dabnt de Laforeste,») Neiaeer^) n. & w. Die wiasensehallliohe Dislnisrion der Frage wnrde am Ende des

  • ) Herm. Klencke: System der organischen Phvchologie als notwendige

Grundwi??<^f'nsr!!af> 7,Tini richtigen Vpr^tjinHni'? der IfiMic Ii - psychischen Zustände in Seelcnkraukhi'iten, Affekten und VerstiuimuDgen. Leipzig 1842. S. 291 f. Klencke spricht statt von einer homosexnellen Üebe von einer pythagoräischen; doch wie mir mheintk mit TJuraohi loh finde weder bei Prthageras noch he.i dem von ihm gestifteten AeondiohaftihDiid der ^jrthegoiier Anhaltepmikte fUr gleichge-schlechtliche Liebe. ■) Gnstav Wilhelm Münter: Geschichtlicho Grundla^^en zur Geistes- lehn des Menschen oder die Lebcnsäusseruugen des nienüchlicben (ieiütes im gesandeB und faenkhnftim Zutt&dei Balle 18Q0. & 90R. Paria 1851. 8. 24 V Victor iienne^^ain: Sauvom tc Oenre humain, Deuxiim« ^üion, Paris 1S53. 8. 112 t leetudUs et morales dam lettr etat normal et dans Irur» manifestations anomttht ekex les Aliens« et chex, ks Oimimls. Tmnr III. Paris IS'fJS. S. 223 f. •) L. X. Bonrgeois: Pnssü/tis dam Icurs UapjHjrts arrf la Snnte rt leg MtUadies, L'Amour et Le LiberUnage. Quairihtte idition^ rcpue ei awfmetUec. Pari» 1S77. 8. 114 f. ^) Ednard v. Hartmann: Philosophie des SeliBnea. Zweiter, lüStiiiiatiwdMr Teil ÄatheÜk. Berlin lg87 S 237 f. ")Hoffinann: Die Sitili-hkeit , eine Forderung dor GesundheitspÜege. Streitfragen. WissensohatLiluiieit ii'&chorgan der deutschcu ;:>ittlich]ieitävereine. 4 Heft. Berlin 18». & 16. °) Josef Müller: Über Oamopha^rie. Ein Versuch sam weiteren Anaben der Theene der Befruchtung nnd Vererbung. Stuttgart 1892. S. 40. Georges .Surblod: Ixt Morah dann sc.s Papports avcc la Medcn'tu; cl V Hygiene, Tome seeond: La Vte sexuelle. TroUüme eäüion, Paris 1S92. S. b4 iL Xngene 8. Talbot: The BMogy of omam deformUie» uffk» keadt face, /mm and tmik, Third edüion, Chicago 1894. 8. 171. Hermann Yiererdt: Mediainiaohe» M» der Genhichte. 8. Auflage. Tübingen 18%. 8. 95 ") Dubut do Laioreste: Pathologie sociale. Paria 1S97. S. 4iJ3. Karl Neisser: Die Bntetehmig der Lieb«. Znr Oeaebidite der Seele. Wien 1897. 8. 46 f. Hierher auch: Die arische Sexnalreligion. Als VolksroN f'Ji'luiig- in Zong-pn, L^lirn nrif! Sti-ilioii. Bildfr ronFidus. Mit einem Anhang über Menaehenzüchtang von Freiberm Dr. Karl du FreL Leipzig 1897. S. 294 f. Eamdohr. 81 18. Jahrhunderts durch einen Aufsatz von Meiners') angeregt. Besonders aber war es Ramdobr,*) der in einem grossen Werke über die Liebe die Homosexualität ausführlich besprach. Er giebt nicht nur ausführliche Erf^rtorun^ren über die An«?ichten der alten Griechen*) und anderer Vöiicer tibcr die inaimmäDnliche Liebe, er weist vielmehr selbst auf deren fläutigkeit bei seinen Tjebzeiten am Ende des vorigen .Tuhrhunderts liin und teilt uns uuch mehrere Fälle mit, die in mancher Beziehung merkwürdig sind. Kamdohr hält es f&r falsch, wenn man die Wirksamkeit der Geschiechtssympathie der Körper nur anninmit bei der Verbindung solcher EOrper, die zur Fortpflanzung der Gattung geschickt shid; es kOnne der Qesohlechts- trieb einer Person aaoh von Körpern angeregt werden, die nach den inneren Kennzeichen zu demselben Geaohlecht gehören. Auch Friedrieh B hren her g') kannte offenbar die homoeexueUen ') Christoph Httinora: fi«tnuihtiiiigen über die KiiuiArliebe der Griechen, nebst einem Auszüge ans dem Gastmahle des Plate, in den Vemiiiehton philo- sophiachen Schriften, 1. Teil. F.eir^in: 177n. S. 61 — 119. ") Fr ied. Wilh. Basil. V. Kamdohr: Vemts Urania. Über die Natur der liebe, ttber ihn ToMdolQng und Y«fMh9iieraiig. Boeonden diftteo 1Mb «rate AhtoUimg. LaipBg 1798. & iaS-S80.

  • ) Fast ia allen Bncbem, die die Knltur der Griechen besprechen oder

Pia tos nnd'Xeoophons Gastmahl behandeln, i.st die Knabenliebe der Grieben berücksichtigt worden. loh nenne z. B. M. U. £. Meier, Artikel Päderastie; AngODuino Snoyclopädio der WimmmikaSbm vnd KSuto ia alpbabeHaolier lUge vm KMuumten Sohziflatdieni beirimtot uul hemnegogelMii von J. S. Brach und J. G. Grub er. Dritte Sektion^ 0 — Z. Herausgegeben von M. n. E. Meier und L. F. Kämtz. 9. Teil. Leipzig 1837. Ferner erwähne ich Oharikles, Bilder altgrieohischer Sitte, zur genaueren Kenntnis des griechischen PriTatlebeos ent- mnfeiiToii Wilhelm Adolf Beokor (in smiter Avfhgo beitdiligfc md rnitZn» dttMBTeiMlMiiTiniKaTl FriedriohHermaan. ftBaad. LeipoglSBA 8L199it), wo ein ausführliches Kapitel der Päderastie gewidmet ist; ferner aas neuerer Zeit Albert Forbiger: Hellas und Bom; popaläre Darstellung des dfifentlichen and hfioaliohen Lebens der Griechen und Börner. 2. Abteilung. 1. Band. Leipzig 1878. 8. 888. Unter anderen Schriftsteilem nenne ich noch Herder, Schenkl, G. F. Bettig (io seinen Britatenuigen zu Xenophons GastmahlX W. H. Thom p s on (in seiner Ausgabe von Piatos Phädms), K. Prantl fin seinen Anmerkungen zu Platos Gastmahl und Phädrus), A. Hag (in seiner Ausgabe von Piatos Symposion). Auch die Litteratnr über des Äsohines Rede gegen liaarehns kertthit 4m Thena. Ferner wgleioho das tonritgUoho Werk Boaeabevfli: Oeaohiehto der LietBeoohe im Altertom, Halle 1899, eowi» Havelock ElHs und J. A. Symonds: Das kootr&re (Jeschlechtsgefühl. Deutsche Auagabe besorgt o&tei Mitwirknug von Haue Kurella. Leipzig IttW. & 87— 1S5. Friedr. Shre&berg: EaphiMwr. Über die Liebe, fiin Bnoh IBi die Aeeade eiiiee aehdnen, gebildeten und gKekUehen Lsbeea. 1. SWL Sl Aeflage. EUMifeld ind Laipeig 1809. & 114 £ Voll« Kmit. BmMlwBpfladnng. g 82 Hoiib, Jöig. Empfindungeii. Du Snnefe Wesen entepreehe nioht iminer der Auaaem Beüelnuig. Es gebe Jüiuier toh weiblicher Anmot, Zartheit und Inni^ät, „so Usst sieh allerdings unter lUnnem an Yerfatitnie denken^ das, wo nicht der Liebe, doch dem, was wir liebenden Qeachmaok genannt haben, verwandt ist** Und ebenso inssert er sich Aber die Finnen: „Ihigegen nimmt die Frenndsohaft unter gleichr- gestimmten weiblichen Seelen mehr Ton dem Charakter der Liebe an, teils wegen der grossem Innigkeit des weiUiohen Gemüts, teils wegen der giOssem Disposition der wefldiidMB Natnr nr Liebe, teils wegen der Beweglichkeit und Lebhaftigkeit der weiblichen Phantasie, indem diese der Freundin heimlich den Geliebten unterschiebt, dem dann in der That die Wanne der Umarmung gilt." In dem bekannten M;igazin für die Erfahruagisseelenkunde, das Moritz') herausgab, üuden wir zwei ausgesprochene Fälle von kon- trftrer Sexualemplindung. Obwohl hier ausdrucklieb Päderastie bestritten wird, 80 zeigen die Fälle ganz deutlich die typische, schwärmerische Zuneigung von Mannern zu Mäunern. Bei dem einen ist die Homo- sexoalität, wemgsti ns in ihrer Stärke, erst durch die Bekanntschaft mit einem gewissen Manne deutlich hervorgetreten, wie wir dies auch BUDst in einer Reihe von Fällen beobachten, wo die konträre Sexual- empünduug latent bleibt und erst bei der Bekanntschaft mit einem ganz bestimmten Manne sich zeigt Nahe gekommen ist der Frage offenbar Jörg.*) Er erwähnt Weiber, die er Mannweiber, Viraginen oder Heroinen nennt. Körper- lich erinnerten sie an den Mann, indem sie mftnnliohe Qesiobtszüge, einen robnsten Körper, herrorsteheide Mnskehi n. s. w. hätten. Sie hfttten wenig Vermögen, ihre Bestimmung an erfUlen, das ^d an empfiuigen, zu nUiren und in pflegen* Aber es gehe ihnen auch die Neigung anm Khide und mit dieser zugleich der Wunsch nach dem Manne ab. Wie sich die ^laginen körperlich dem minnliohen Gesohleoht nShem, so gesdiehe es auch in pqrchischer und moralischer Binsioht, «und wir erhalten also m selbigen dn Gemisch Tom Weib- liehen und Minnliohen unter einander.*' Ebenso emihnt Jorg*)

  • ) Hagasin cur Erlahron^isseelenkande als ein Lesebuch fBr Gelehrte und

Ungrelehrte. Herausgegeben von Karl Philipp Morits. 8. BMid. Bwlin 1791. Eretes Stück, S. 6; zweites Stüok, S. 101.

  • ) Johann Christian Gottfried JSrg uid Hoinrieh Gottlteb

Tstehirner: Die Wb» tm dem Oedohtavookto der Natnr, der Matal vad der Kirche betrachtet Leipzig 1819. S. 46 t (Der «nte Teil des Baflhes ist too Jorg, der «weite voq Tztchiraer.)

  • ) Ebenda QO L

HÜ88li. 83 Mtaiier, die er weiMiolte Mftimer oder WeibemHimer Dennt Oft er- innerten sie schon körperlich mehr an das Weib. „Obgleich solche weiblich gebaute Männer immer den männlichen QeschlechUapparat besitzen, und obgleich diese Geschlechtsorgane nach mannlicher Weise thätig sind, so geschieht dies doch gewöhnlich m einem geringen Masse. Sie sind daher „weniger zur fleischlichen Vereinigung geeignet". Jörg erkannte auch bereits ganz gut die Zeichen sonstiger Effemination, indem er von diesen Männern sagt: „Man rrkennt sie an ihren breiti ri ii Hüften und schmäleren Schultern, an ihrer schwächeren und hAln ren Stimme, an ihren dönnen und wenig hervorstehenden Mii!?lreln und an der geringen Stärke und Kraft ihres Körpers. Dergleichen Männer gefallen sich am meisten m leichten Hausarbeiten, in welchen sie die Weiber unterstützen. So gern letz- teres die Hausfrauen sehen, so gern sie dergleichen Dienste annehmen, so wenig achten sie eine solche Eigenschaft** Das wirklich Positive, die Homosexualität, wird allerdings vom Verfasser noch nicht be* schrieben, wohl aber hat er offenbar alle anderen Zeichen der kon- trtrai Sexnalempflndong und aoch die sexneUc AbstoBSong gcgeiir Qher dem andem GescUeeht genan gckamii Spftter finden wir, dass ein Antor, namens Hdssli, 1836 in leideneohaftUclier Weise f&r die Berechtigung maanmännlicher liebe anftrat Ssia Bacb Bros, das ich schon erwihate, nmfosst zwei Binde, ist sehr weiflftafig gesdirieben nnd dadurch siemfich langweOig sa lesen, enthält aber reichhaltiges litteiaiMies Material. Es war damals ein Fall in der Schweiz vorgekommen, der grosses Aufsehen erregte. Em ungesehener Mann iKittu plötzlich einen jungen Mann ermordet und wurde zur Strafe dafür hingerichtet. Hössli bemühte sich, den dunkeln Fall aufzuklären, da er vermutete, dass es sich um einen Mord aus Eifersucht handelt«. Er wendete sich an Heinrich Zschokke; dieser schrieb eine Novelle, in der ein Miilrhen in Knabenkleidern die Leidenschaft eines Mauneü entfachte; doch soll der bekannte Novellist Hössli missverstanden haben. Dieser trat nun selbst mit genanntem Üuche hervor. Im Jahre 1844 veriiffent- lichte Kaan eine Arbeit (Psychopathia sextmlis), in der er die Päderastie neben der Onanie erOrtert; doch bildet diese das Haapt- gebiet der Arbeit^

  • ) loh erwlhne dist dMlialbb wdl man ans dem Titel, dar mit

Erafft-Sbinfs Baoh idttrtiMih ist» auf «ineii aadeni Inhalt kOnnliL 6* 84 Im Jahn 1847 worden von Brierie de Boismont,') M UM«*) mid anderen in Fcankreieh eenielle Pervenionea beobaehtei So hat der letrtere 1849 bei Gelegenheit ebies Falles ?on Leiehwaohlndmig auf den homoaemellen Geeehleohtatrieb hingewieflen. 1852 hat CaepeH) ansfabrliohe Ifitteilnngen Aber Fidecaetie gemacht Br hebt besondere hervor, dass in sehr vielen Fillen der Znstand angebocen ist und wnst aneh schon daran! hin, dass keineswegs in allett Flllea Be- firiedigung dnroh ünmtsMO membri t» mmm erfolgt Andererseits zeigt aber derselbe Antor, dass man es in manohen Fillen lediglich mit einer Eischeinnng der Demoralisation ra thmi hat Gas per lieferte nns eine Rdhe interessanter Mitteilongen nnd Biographien Ton Urningen. Grosses Aufsehen hat s, Z. ein Päderastenprozess erregt, wo Casper als Sachverständiger zugezogen wurde; iiaupt- angeklagter war hierbei ein Gral, den Casper als Grafen Cajos bezeichnet. Auch in seinen klinischen NoTellen hat derselbe Autor uns manches Material geboten. Gelegentlich wurden auch andere Falle von Homostxualität veröffentlicht, wenn auch oft genug mit unrichtippT Deutung Hieronymus Fränkel*) berichtete 1853 einen sehr inttTPssaDtpn l'all, der pinc <!;ewis8e Bertlhmtheit erlangt hat, nämlich den des Päderasten Suesskind Blank; der Betreffende trat als Weib auf und verkehrte mit vielen Männern geschlechtlioh. Sp&ter sehen wir in Frankreich einen Antor, Tardieu,*^) Mitteilaagen über Pftderastie machen. Er hatte ausgedehnte Erfahnmgen auf diesem Grebiete; er kam aber m Ansichten, die denen Caspars viel- fach entgegengesetzt waien. Ausser den eben genannten Antoien hat auch Sohopenhaaer die kontrire Seznalempfindnng gekannt Kaoh diesem Philosophen eiistlert aQes in der Welt la einem bestimmten Zweck, nnd er ündet einen solchen Zweck aneh bei der kontiiien Sexnalempfindang der ') Brierie de Boismont: Remarques midico-Ugaks sur kt furtenion de l'instincf (jhientqfte, Guxelte medicah de Pnrt'jf. 21 jfiUUt 1849. ') Michöa: ihs dcvuUions maiadives de tappetü vener ien, L' Union »ledi- eale. 17 jmiUiim, S. «». ■) Caiper: Über Nirtndit umI FSderastie und dann Snnttteliiiig niteu des Goriohtsarztes. Vierte^ahrsschrift fttr geriohtliche and öffentliche Medizin. Erster Band. Berlin IRVi ?. 91. Femer: Johann Lad wig Casper: Klinische Novellen sor geriditUcbea Medixin. Nach eigenen firfahmn^en. Berlin 1863. 8. da-59.

  • ) Eieronymm Friakol: Homo motfw; MwliMniiiohn Zeitmg, hmw-

gageben von dem Vereine ftbr Heilkunde in Prenaeen. B.'rlin, 1. Juni 18B8. 8. KÜL ^) Amhroise Tardiea: £!t$idt mSd$eo46^itB am leaaUmtaU nwtmoeun. Paris 1868. ij. 113—174. U Iridis. 85 Oidta. Da tfese gewiHuUcb adiwiddkdid IQultt sengen, so liabe die Natur ibmen nUht den Trieb mm Weibe, sondern den mm Manne eingepflanzt, damit dadnroh yerhindert werde, dass das Menschen- geschlecht körperlich zurückgehe. Schopenhauer sieht daher in seinem Buche „Die Welt als Wille und Yorsteiiuüg" fast nur Vor- teile von der Päderastie In den sechziger Jahren trat besonders ein Autor hervor, der zuerst unter dem Pseudonym Numa Mumantius, später aber unter seinem wahren Namen eine Beihe ?on Abbandlangen über kontr&re Sexnalempfindnng lieferte. Dieser Aiitor heissi Karl Heinrich Ulrichs.^) jESr war früher Amteassessor in HannoTer und hatte sich vorher anf gans anderen Gebieten einen guten Namen gemacht. Er nhrto, wie sdhon in dem vorigen Kapitel gesagt ist, den Ausdruck Urning ein. Seine Sohriften liatten die Anfklftnug Uber die Urmnge nid deren Yerteidigong ram Ziele; beeonders ferleagte er die Anf- bebnng aller geeetdieben Sobranken Im mannmSanliciben Cteecdikobts- Teri[ebr; dieser solle Mgegeben werden wie der swiseben Ifsnn nnd Weib^ das Geseti solle nnr nnter denaelboi Umstanden einscbreiCen wie bei dem normalen OeseUeditsverkelir. Ulriobs' Arbeiten*) sind in mancher ffindobt bemerkenswert In seinen SddoBsfolgenmgen Ulrichs, der ein entachiede&er Anhinger der Weifen war, wurde nach der AuHodOD von HunoTer 1887 aus politisdieo OHInden verbtllal und in HiiMleii interniert; bei seiner AbfUhroog worden seine sämtlichen Papiere mit Btwhlag bcleg't Unter ihnen befanden sich auch Verzr-i dinisse von Urninf^fn mis* vpr- schiedenen grossen Städten; die Liste für Berliu eiitliiolt 150 Namen j darunter befanden sich mvh Ulrichs auch sehr hochgestoUt*' Personen.

  • ) Die äuhhiten, um die es sich hier überhaupt liaudeit, und die zum

Tril iiiH«r denn PModonya Nnn» Nnmantini «noUemen, sind ftlgeiMle: I. Vindex, Social - jurifftische Stadien ttber mannmfionlidkB Geedhleobtsliebe. Leipsig 1864. 2. TnHnsn, Anthropologische Stndien i'ihor Tnannmännliche Ge- schleclitaliebe. Leipzig 1864. 3. VindieUiy Kampf lui Freiheit von Verfol^ng. Leipzig 1866. 4 ForttuUrix, Anthiopologiache Studien über uruische Liebe. LeiiMig 186S. & Ata »pei, Hoialphfloio|^Mhe rad BomdphiloaopluMlie Studien ftber uraiacbe TJebe. Leipzig 1^. 6. Qladius fiirrua, T)as Katnnltad der Urningsliebe und der Irrtnm al^i Gesetzgeber. Cassel 1868. 7. Mrmnon^ Pie Geschlechtsnainr deä inaiiuliebeuden Urnings. Schleiz 18t>8 (in zwei Abteilungen). 8. incubus, Unungsiiebe und Biutj^er. Leipzig 1869. 9. AryottatUiem, Zastruw und die Uning» des pietistiMh-oltnunontaiuni und freidenkenden Lagen. Ldpdg 1868. 10. Xkmmtf BeiMge lor Erforschung des Naturrttaeb des Uranismns md zur "Er<1rterung der sittliW.eTi und Hr- Reilschaftsinteressen des Urningtnms. I/cipzig 1870. 11. Arajf.'i, Kuf nach Betreiung der ümingsnatur vom Strafgesetz. Schleiz 187U. 12. Kritische Pfeile, Denkschrift ttber die Beetrafuug der Uruio^s- liebt, Stnttgwt 1898. 86 ging er swelMos viel n weit; verlangte er^) dooh sogar, daaa Ton der Kirehe Eben ziriaolieii Hlnaem gestattet wflrden, ebenso irie xwisebeD Ifann und Ihm! Hfttte er nieht in so leidensebaftlieher Spraebe seine Ansiobten Torgetnigen, so bitte er fieUeidit mebr BerfiefcsicbtigaDg gefondeo, als es der Fall war. Da ülrlobs selbst, wie er offen erklärte, üningsnatar batte, so sprach er gewissermassen pro domo, und dadmeb bat er sieh Uufig za einem Tm in seinen Arbeiten binreissen lassen, der ibre wissenscbafUiebe Anerkennang bei andero verhindern mnsste. Doch ist auch die Art*) der Gegner- schaft und der Angriffe gegen Ulrichs nicht immer zu rechtfertigen. Jls tindf't sich häutig ein niuralisiereuder Tou, der keinen grossen Eindruck macht, besonders, wenn hiermit mehr Redensarten ais sach- liche Bemerkungen verknüpft sind. 1865 hat Ulrichs gemeinsam mit Früfessor i ewes aus Graz auf dem deutschen Juristentage einen Antrag auf Abschaffung des Strafparagraphen in allen deutschen Staaten gestellt; 1867 nahm Ulrichs auf dem Juristentage in München die i^'rage wieder auf; es scheint, dass man die Sache, um keinen Anstoss zu erregen, absichtlich nicht zur Verhandlung kommen liess. Im Jahre 1870 beabsichtigte ein deutscher Verleger eine Zeitschrift ^fUranna** heraoszugeben, die ausschliesslioh die konträre Sexualempfindang behandeln sollte. Es ist aber nur das erate Heft eracbienen; wenigstens sind mir weitere Hefte nicht bekannt geworden. Kurz vorher hatte ein hervorragender deutscher Psychiater, Griesinger,*) in dem Vortrage^ mit dem er 1860 die Berliner pfljobiatrisobe Klinik erdfibete, Ober die Ersobeinongen bei Urningen gesprochen^ aber obae viel BerOeksiebtigQng an finden. If . Frftnkel in Dessau bat 1869 Mitteilimgen gemaobt, indem er bei der sexuellen Perversion der Pideiaaten aneb anf weitere psjebisobe Störungen, Hallttiinationen, binwies. Km darauf hat besonders Westpbal*) 0 Karl Heinrich Ulrieht: BeiMge zur firibnohang des HfttnnatMlB dm Unaismiit. Leipsig 1870. 8. 88.

  • ) y^I. z. B. Fripdr Berth. LSffler: Das preassische Physikatsexamen.

5 Aufl. Berlin 1883. ö. 236 ff., sowie: Das Paradoxon der Vetiug üranin Gc- »chrjrbtn fUi Äizte, Juristen» Qeiaüiche und ^sieher, daon fttr Freuude der Anthiupologie und F&ychobgie. Wttixbing 1869. ülrioka Uell Frofenor Oaig«lfar diu YtriteMT dieser BroMbtlie (Eft rl Heiariob Ulrichs: JiMct. ünüagiliebe und Blutgier. Leipzig 1869. S. 91.) ') W. Griesinger: Vortrag znr Eröffonng der psychiatrisch en K Uoik. Archiv für Psychiatric und Nervenkrankheiten. 1. Band. Berlin lt)68-69. S. 651. Vergleiche auchWilbcln Griesinger! QeHunmelte AbhandlniigeB. 1. Biad, fqriUatiiaeh* aad iiarvaDpathclogiiclie Abbatidlangeii. Barim 1878. 8. 810. ♦) C. Westphal: Die kontrare Sexual empfindang. Archiv fttr ftychiatrie und NerveiüuanUwitea, 8. Band. Berlin 1870. S. 73. VgLanoh C. Westphrnl: Wea^tkftl, V«r»ohied«M Antonn. 87 neue Anret.'ung zur Behandlunf^ der Frage gegeben; er führte auch, wie bereit.^ betont ist, den Namen konträre Sexualempündung ein. Er hielt sie für angeboren, veröffentiichte zun&chst zwei Fälle und hob besonders hervor, dass bei derartigen Patienten das Bewoeateein der Krankhaftigkeit des Zustandes besteht Nach Westphals VeröffentUohnng erschienen zunächst fast nur kasuistische Mitteflnngen über das uns beschäftigende Gebiet Unter den Autoren seien an dieser Stelle genannt: Sch minck e/) Scholz,*) Gock,«) Serraes,«) Legraad da Saalle,*) Yidal,*) Sfeark,^ Ritti,«) Tamassia,*) Lombroso,») Kirn",) Stert,») Bern- Zar kmitriton Sextudempfindmig. AiebiT IBr Fiydiiatrie und NemnkianUieitoii. 6. Band. Beilin 1876. S. 690. Scbmincke: Eiu Fall von konträrer Sexualempfindnng. AtebiT Ar Fsychiatrie und Nervenkrankheiten. 3. Band. Berlin 1872. 025.

  • ) Scholz: Bekenatuisäd eines an perverser Gesohlechtericiituug Leidenden.

Yierteljahinohrift ftr gtriditliolM M«disiiL 19. Baad. Neae Folge. BttUaUTS. & 891. ") H. Gock: Beitrap; znr Kenntnis der konträren SexualempfindttDf;. Amddv für Biychiathe und Nervenkrankheiten. 5. Hand. Berlin 187.^. R. 564.

  • ) F. Servaes: Zur Kenntnis von der konträren Sexualemplindung. Aruhiv

f&T Psychiattte nad BflrvmknnUMitMi. 6. Bnd. Beriin 1876. 8. 484.

  • ) Legraad da Sanlle. In der Soriete mediro'payehologique, Seanee du

27 Mars 1876. Amiales medico-p>fy(fioh;/iqi/r.><. fninuinnf: Serie, Ihme quinxieme. Paris. Mai IS 76. S. 440 ff. Auch: Legiandduöanlie: Les Hysteriquea; fyat pkjfsique ei mental. Paris 1881. (Ball verweist auf diee^ Buch. Mir selbst •taad M nicht nur Vafögun^.)

  • ) YidaL Bl der SociM mtAieo-paychologiqHe, Seance du 27 Mars 1876.

Annales midie^-ptifdMogifuei, Omquiimc Sine, Tönte gutnct^iN^ Parit Mai 1876. S. 446. Stark: Über konträre SexualempOndiing. Allgemeine Zeitschrift für Psychiatrie. 88. Buid. Berlin 1877. 8. 800.

  • ) A. Bitti: Dt rtfUmeNoi» dg$ aeseea wnMalttUt, OaxeOe hebdommkiire

de mideeine et tle Chirurgie, 4^ Janrier 1878. •) Arrigo Tamassia: Snll' inrer^ione delP istiuto sessuale. Rivista speri- tnentaJe di freniatria e di medieina legale. Anno IV* ReggiO'^iüia 1878, S. 97. Nadi eiaem Betail voa 0. Salomen In ZentnlUatt fllr Nervealieilo kaade, Psychiatrie and geriehtlnilie Pqvhopathologie. 1. Jahrg. 1878. S. 999.

  • ") Cesare T. nibroso: l'Amorc nel Siii'idio c ml Dditto. Confereuxe

Torinrsi. Tnrirw iSöl S. 34 f. .Auf verschiedene andere Arbeiten Lonibrosos, der sehr h&ufig die Homosexualität in seinen Werken erwähnt, komme ich im VerUnf dieser AiMt aoeh aaifiok. Kira: Über die Üoiearisehe Bedeatnng die pwTenea Oeschleehtstriebes. 14. Vorsammlnng der südwestdentschen Irren&rzte in Karlsrahe am 15. nnd 16. Okt. 1881. Boricht in der AUgremelnen Zeitschrift für Psychiatrie and psyohiach-ge- richüiohe Medizin. 89. Band. Berlin 1888. S. 79.

    • ) Stera: Beitrag zur Lehre Toa der koaMboi Sexnalempftndnog. Jahr-

haeher Ar F^chiatrieL Z. Band. Wiea 1888: & 991. 88 hardi,') Holländer,*) Krueg,«) Blumer/) Babow/) Shaw und Ferris,*) SaTage,0 Oley.*) Viele einieliie Angaliai über die neuere Ütteiattir und Easmetik bringt Erafft-Ebinga«) Bneli ^jfdiopaikia sexualü. Einen intereieanten Fall eenialitftt TerOffentfiebton C bar cot und Hagnau.**) Im Jahre 1885 ferdfienliiohte Uagnan eine Arbeit Uber seomelle Perrernonen, nachdem kon vcrher Lacaesagne*') in Lyon über dieees Qe1»et VorlesongeB gehalten hatte. Nach dem Vorgehen Ton Charcot imd Magna n wurde dieee Geechlechtiempfindimg in Fnmkreicli ge- >) W. Bernhardi: Der ünmiimiii. Lömmg daes mehitoasai^brigaa Bätsels. Berlin 1882. Die Arbeit ist eine kleine Broschüre ohne gössen Wert.

  • ) Alex, fiolltfuder: Ein Beitrag^ zur Lehre von der konträren Sexnal-

empfindnng. Allgemeine Wiener medizinische ZeitaDg. Iö88. Nr. 87, 38, 40.

  • ) Julias KtMg: I^rveried smiai maUnet$, Btroin. Vri, IV. Lontbm

1S8^- 8* 86&

  • ) Alder Blnmer: Acaaeof pcmcrled sexual insUnct. American Journal

of huanüy. Jidy 1882. Nach einem Referat von Karr er im Z^^alblatt für NervenheilkiuiUei Psychiatrie and gerichtliche Fsychopatlioiogie. 6. Jahrgang. 18B3. &«L ") Babow: 2nr KMoistlk der angeboraiMB hontribea Seoraileniplliidiuig; Berliner Gesellschaft für Psychiatrie nnd Nervenkrankheiten, Sitzung vom 12. März 1888; nach dem Beferat ?on Matnsch im Zentralblatr f\\r Nervenhoilkutide, Psychiatrie aod gerichtliche Psychopathologie. 6. Jahrgang, löäa. 8. 186. AnuK Babow: Ob« aagelmeae luMiliiie SeKoilmqiftBdi^ Zete»hrift lOr kliniMhe Mediiin. 17. Band. Sappleuent Beriia 1690. 8. 1». •) J. C. Shaw and S. N. Ferris in Hic Jonnud of nervom nnd mental diteaae. Nor. 2. 1883. Nach einem Beierate von Krön im Zentralblatt für Nervenheilkoude, Psychiatrie und gerichtliche Psychopathologie. 6. Jahrgang. 1888. & 876. ^ George H. Savage: Ceue of HsMat pervenüm «» a mm, The Jiamml tf mental aeUnee. Vol. XXX. October 1884. ") £. Gley: Jju <xberra4ions de l'instinet »ejmel. Revue philosophique. 1884, Ir Vol. & 66. Der AoCnUz stellt eine kurze Übersicht der Frage in der damUgw Zeit dw.

  • ) R T. Kraffk-Ebing: AyeAdfMlUa mmaü». Mit beeoodenr Berftek-

Bichtigung der konträren S^oTnalempflndung. Eine kUaiiCh • fOfensiMhe Btodio. 9. Attiage. Stuttgart 1H94. S. 230 f., Si41— 243, 279-289. Charcot et Magnan: bweraüm du sem ginüai et auttes perpersüms «satMgiÜw. Ardkims d$ Nmnkgie 5«m 3bme «ad 4«m Time. Jlamier'Ilbnrür md Ihmmbre. Paria 1882.

    • ) Magnan: Des anomalirs, des aberrations et des perrersions sexueUee.

Anmilrs tnedtco-psycholoffiquen. 7*-* Serie. 1*" Tbnie •/.?"«' onnie. Paris 1886. ä. 464 ff. Vgl. auch die Übersetsong: Y. Magnan, P8ychiatrische Vorlesungen, ft/l. Bflft. Devlwk von P. J. Mdbiae. Leipzig 1881: & 18 IL Bener: V. Magaaa, Vobueuim arimeerffa merMde, fibenetft von D. Lewald. 8L-A. ans Betz's Irrenfreond. 1892. Nr. 3 und 4. "} Vgl a. Lacassagne: Artikel Pideraatie im Üieiumnaire encgelopidiqm de* eeiences niidieules. Paris, Krafll-BMng. 89 wdhnUch als InveriUm de Pnuiind aeocuel bezeichnet, ein Name, der socli Ton Italifiikem angenommen wnide. MehifiMsh wurde die Frage Ton Ohevalier^) bearbeitet Im Jalire 18^ ereoMen ein Bneh Ton Tarnowekjt^ in dem tuu rdoUialtiges Material Aber perrene und beaeoden öbei konträre OeacUeehtBempfindiAgen geboten wnrde; nur fehlt wxoxm Boohe eine ijjetemitiaohe Inordunng, die die Tersdhiedenen Perrenionen ge- nflgend tchl ehournder abgrenzt. Sehr anelttlirlioli bebandelt Gustav Jftger^ die liige der Homoaexnalitlt Er begeht nur hierbei den ?ehler, doh in sehr in seine Theorie Ton DoftetoflSna nt vertiefen«  es mnae ihm aber die Aneikennong in Teil werden, daes er als einer der ersten die Frage vororteilslos erörtert hat Absichtlieh habe ich bisher dnen Antor nnr gelegentlich genannt, der seit einer Reihe von Jahren zweifellos am meisten f&r die Unter- suchung der konträren Sexualempfindung gethan hat, nämlich Krafft- Ebing. Schon 1877 hat er*) uns eine ausführliche Publikation über die koütrare Sexualempfind uug gegeben; 1881 erschien von ihm eine weitere Arbeit Ober das gleiche Thema, üauz besonders hat er uns durch seine FsychopcUhia sexualis^) eine systematische Monographie

  • ) J. Chevalier: De l'imerniott de l'imtinet sexuel au point de pue

fnUit»4i§9L Pa«ri§t886f imd De Piintenion teaoudk <mx poiniade vmeümqtm^ mMnpitagique et nttdico-U^al. Ärehivee dr l'nnthropiAogir (■rhiiimUc H de» »eienee» penales. Pari Lyon. 6 »" Tont^ 1S90 und Ö«"» Tome 189L Wtmm Chevalier: L' t'nrprsion sexurllr. ly/r/.-:- Li/rui iSij.'?. ^) £. lamowiiky: Die kraukimltea liiniclieijauiigeu des üesciiieciit^miies. Eise iSDmni0di>pqr€liialriBeh6 Studie. Beriia 1888.

  • ) Gustav Jfiger: EntdaakoBg der Beete. 8.AtiiL LBead. Leipng 1884

a862- 258 und S. 968-270. V R. V. K raf ft-Ebing: Über gewisse Anomalien de^'; UeacUechtstriebea oud die kliuiädi-foreiiaisehe Verwertung derselben ala niut^ wahrscheiulich fimkUo- neUeii DttsenereticaianidieBB des lentnlen Nerveugpateine. AnAiv fllr Pfeyehietaie und Nervenkrankheiten. 7. Band. 1877. 8. 291 S, ^) Im Jahre 1891 hat in der Berliner Geselkchaft fär Psychiatrie und Nervenkrankheiten eine Diskussion über die konträre Sexnalempfindnne;' statt- g;eftuiden, in deren V er laut meiirere iiednex, z. B. Jolly, Moeli, gegen die Be- — iftfcaimg Psyckopalkia eemaii» auftraten, und swtr deawegen, well hierin die Gefahr liege, es kSmie die^r Ausdruck auf die Asibasung der Krankheit als Monomanie hindeuten. Indessen muss hiergegen crwfihnt werden, dans der An?- ilnick Psychapnthia .'icxunlis der Titel eines Buches ir«t, und das.s K rat" ft-Ebi n g den Grund für diesen Titel m der Vorrede zu seinem Werke ausdrücklich angegeben bat Ava dem Titel läam Bnohes aber auf ehie Theorie dea lie- treffenden Autors zu schliessen, halte ieh nicht für richtig. Vergleiche auch R. V. Krafft-Ebing: Neue Forscliyngeti niif dpm Gebiete der P^ii hupathia nexualia. 2. Auflaije. Stuttgart 1891. Ferner: R. Freiherr v. Kraf ft-Eb i ng: Der Kontriir8(*xuale vor dfiii Strafriuhter. IM isniwnüt raiiane sejcwf punienäa; 90 Ober dieses Gebiet geliefert. Sie ist im Laufe weniger Jahre zu einem grosseren Werke angewachsen, dessen letzte Auflage 1894 erschien^); Krafft-Ebing ist es zu danken, dass eine scharfe Gruppierung der Tersohiedenen Formen der sexuellen Perrersionea yersucht wurde, und dass man andere Formen sexueller Perrersion Ton der Homosexnalit&t za trennon nchte, insbesondere den Masochismns, Sadismus und Fetisohifliiim* Krafft-Ebing hat aber andererseits auch die Be- gebungen, die zwischen kontiflier Sexnalempfindnng und anderen sexaelleo PerrenioM bestehen, hinieiehend betont Gans besonders ist es femer das Yeidiettst Erafft-Bbings, dass dwoh YeiOffent- Minng iflekhaltleseT Antobiographien die Sasnistik eine wertroUe Bereieherong eifiihr. Es ist mir niolit mdj^eh, alle Antoien, die in neuerer Zeit anf dem betreiFenden Gebiete gearbeitet haben, nennen; die emielnen Arbeiten sind bereits in zn jrrosser Zahl Torhanden. Ich enrihne noch: Bens8,*)Bronardel,')Leonpacher,^) S^rienz/}Kriese,*) Peyer,^ Oolenko, Oantarano,*) Urquhart,*) Ireland,^^) (le lege lata c( dr le^je ferenda. Eine Doukschrift. Leipzig und Wien ^S94. R. V. Kraff t-Ebiüg: Zur Ätioloßrie iler konträren SexualempfiDdung. Seiiaint- abdruuk aiu deu Jahrbücheru für Psychiatrie. 12. Baud, 3. Heft, uud IL v. Kraff t-Bbing: Zur BrUlmiig der kontfiteo SexiMlempABdiuiK. Septratabdraelt ras den Jahihfidieni flkr Pqrehittrie und ^ervenh. 13. Band, 1. Heft FAnr' neueste Auflage erscheint noch in diesem Jahr.

  • ) Renss: Drs nbcrratio}is du .sem genesiqtte chex> l'lwunnc. Annale^

ä'hyyiirne publique et de tuedeeiite legale, 3"** Serie. 16'** Tome, Pariif 1886.

  • ) Brovardal: Cbrpt itrangen de VutWtre, 4» et de PuUme,

Signa de pedertutie passive. Oaxette de$ B^Uaux. Sl Mai 1887; feiner Bronardel: PidhraaUe paeewe et aetiee, Qasetie du Bdpikaa, 28 jum 1867.

  • ) Leonpacher: Psychiücho Impotenz; icouträre Geachlechtaeinpiiuduug.

Friednidw Bttttor lllr gerichtliche Hedisiii und SaDititt^poUiei. 88. Jahrgang, minibetg 1687. S. S90 ff. ^) Paul Sorieux: Beekerehe» eUniquee eur lee Jbktmaliee de thutmet eacud. Paris 1888. ') Kriese: Beitrag znr Lehre Toa der konträren Sexaalempfindung in ihrer , klimadt'linciiiiBehen Bedentong. Inatigaxal'DiBeertatioii rai Wllnlnirg 1688.

  • ) Alexander Peyer: Ein Beitrag xnr Lehn tod der konträren Sexual-

oqrfindung. Müncbener mediziniache Wochenschrift. 10. Juni 1890. Nr. 23.

  • ) G CaotaraQü: Imcrsione e perveriimenti delf islinto f<r.Hsiu^\ Im

psiehiatria. 1890. fasc. 3 e 4. Nach einem Beferat yoq D. Feist im Zentnü- Uttt flr NerrenheflkDiide und FkyeUatrie, 15. Jahrgang, neue Felge. 8. Baad. Febroar 1892. 8. M.

  • ) Urquhart: Ca-fr of sexual pervenion, 7%e Jenemei of Mental Seienee

To/. XXX VI J. Januanj 1^91. S. 94. Irelnnd in The juuntai of mental seienn: lol. XXXVII. Januarjf 1891. S. fiOO. Mmm(9 Airiom* Öl Lewin, 0 Eiernas,*) Lydston,*) Goffignon,«) Behr, Tiling, Sohwars,*) Meyhöfer,^ Sohxenok-NotsingiO Hughes,«) Sioli,») Halban,»>) Panissa,^^) F6r^,") Le- glodic,") Legrain,") Snoo «) Howard.") ') Lewin: Über perverse und konträre Sexualempfiadoiigen. Neaiologüches ZatnlUfttt. 16. September 1891. 8. 546—652. ^ J%M, Q, ^i9TMn: I^yeMogieal A»peet9 9t tkB semal ÄppdO^ Bqtrint from ÄKenüi and Neurologist. St. Louis. April 0^91. 0. Riem an: Re^ spomibility in Srrual Pntcrsiini. Rmd hrforc tlir Cln'ra^ MetUmt Soddg. Horch 7th 1892. Amer. Journ. of Nnir. mtd Psych. 1S92. ') 0. Frank Lydston von Kiernan mehrfach erwähnt Ö A. CoffigDon: Parw vivata: La CbmipHon AFiaHt (U Dmi-Uuntätt Lu Soutenettrs, La Police dejs Moeurs, Brastmet dSs JFhmme», HUe» gakmt«$, Sami-Laxarr, Le Oiantfnr rfr, rtcj. Paris.

  • ) Sitzung der Gesellschaft praktischer Ärzte zu R)i,'a am 15. Januar Itft*^.

fiericht in der St. Peteisborger Mediziiusckeu Wochenschrift No. 14. 4. April lt)92. a i86i ') Meyhöfer: Zur kooträrea Sexaalempfindiugi Zeitachrift für KAdiiinil- beamte. 6. Jahrgang No. IG. 15. Augrti^r 1892

  • ) A. Preiherr v. Sc hrcnck- Notzing: Diu Suggestioustheraiiit^ bei krauk-

haften Erscheinungen de« GeauhlechtäHinnes. Stuttgart 1893. Femer iuteruat. klia. SoiidMhMi No. 16^ 1890 vobA Nr. M, im. /Vvmter Omgrh infem. ik V Bypnotisnu- ; Coniplcs-nndus piiblii's .snns la direction du /)»*■ Edgar Birillon 1889. S. 319—322. R^ritp dv niii>nofh:j,n- p- d/rcmbrr 1SR9 und Ir JmM 1890, £in Beitrag zur Ätiologie d. kontr. Sexualomptindung. Wien 1895. ") Hnghes in The AlieiiUt and Neuroioyist. 1893. Octobcr. Nach einem Befmt fön Victor Par««t In den AmuUes mitUeo-psjfchologiqufs. SejOHme Mtrie, tem vmgUime. Pari» 1894. S. 467. •) Sioli: Über perverse Sexnalempfiridiinc^. Allgemeine Zeitschrift fllr Psycbiatrio «nd psychisch-gerichtlichft Medizin. 50. Band. Berlin 1894. 8. 897. Nach einem Vortrag voo Sioli m der Jahreaaitsung des Vereina der deutschen Iiminto. Ennkflixt a. IL 1888. ^ L. Halbaa: Xontrftre Sexualem pfindniig. In dar Beakoeyklopädie der gwamten Heilkunde, medizinisch - thirurgisches RandwörtprbTif-h fllr pi aktische Ärzte, heransg'ep:cben von Albert £alenbarg. 3. Auflage. &. Band. Wien und Leipzig löi»ö. £j. 18^-186. ") Oskar Paninia: Baynatli und die Hmnoiexnnlitlt. Die Geselbohnll, Jaaiinr 1895. S. 88. C h. F t> r e : N erveDkrankheitea ond üue Verarbong. Deutsch ron H a bert Scbaitzer. Berlin 1896. ") H. Legludic: Notes ei observatiorts de medecine Ugak. Paris 1890. &m ") Legrain: De$ AnomaUeB tk Vhwtina sauet et «t parOeidier 4e$ Ai- Wersiofis du Sens genital. Pnri.<t 1S90. De Snoo: Fall von angeborener konträrer Sextialemfifindun!?, veröffentlicht in Ptyehiair, ßUuten^ XII, 2—4; XIII, ä. Nach dem üeferat von Kurella im Zentnlbliitt Ar Neneali^lnnMle vad Fkyehiatrie. April 1898^ 19. Jalugang. Nene Folge. 7. Bead. & 227.

  • •) W. L. Howard: Sexual pcrrprsion. Th/> Alienist and NeuroUnjiat.

Nr, I, rot. X VIL Jemuary 1896, Nach einem Eeferat im Arckitio delU Fsico' 92 Im Jihre 1891 eraehieii anoh des Verfassen ^ eiste Auflage des ▼orUegeaden Baehes. Ausser diesen Autoren seien noeh einige Arbeiten besonders er* wSlmt; aof andere werde ieh später mroekkonunen. Das Bnob von I*. Oarlier*) Jiss dmx prosUMicm mnss bier genannt werden. In dem zweiten Teil besebieibt er die m&nnliehe Frostitntian; es finden sieb Uer so viele interossante mid wert?o11e liitteünngen über die Homosemafittt im allgemeinen, dass das Boeb als eine idrbliebe Bereichernng unserer Kenntnis der Homosezoalitftt betrachtet werden mass. Zn berQcksiohtigen ist besonders, dass es yon einem früheren angeseheneu rolizeibeamten stammt. Vun entächiedenem Wert ist ferner eine Arbeit von Max Dessoir."^) Sie geht vom normalen Geschlechtstrieb aus und sucht dann Hiehrere Fälle von Homosexualität zn analysieren. Durch die Ausföhrungen über den undifferenzierten und differenzierten Geschlechtstrieb dürfte die Arbeit, wenn man auch den Sclilussfoigeruugen des Verlassers nicht überall beistimmt, einen dauernden Wert besitzen. Eine Studie über die liomüsexualität veröffentlichte Edward Carpenter/) Er besteht hauptsächlich darauf, dass die Homo- sexualität nicht als eine krankhafte Erscheinung angesehen werde mid hebt die guten Folgen hervor, die oft genug ftLr den Staat» be- sonders im alten Griechenland, aus homosexuellen Liebesverhältnissen ber?orgegangen seien. Genannt sei hier auch die Arbeit von Emil Laurent,*) in der die Homoseznalitftt gleichfalls bespnx^n wird. paHe aeumU, vol. l faac, 7 e 8. 1.-15. Jpriie 1896. 8. 128. William Lee Howard: PtgekieeU HermapkrotHiüm. Ä Nota nf Sexual PanrnrnoH, with tum (Sinical CW.sr.t nf Sexital Inversion. Sepritit froin Üte Alimist and Nritroloifist, April 1897. William Lee Howard: Pednaaty rs. Proatitution; « few hisUftie notes. RejtrirUed front ttie .Juurfioi of the Atnerictm Medical Asso- ciation, May J5f', 1897. OAIbertXoll: Die koBfarü» Sexnalwnpfiiidaiig. HttBoniliugftmtUelien Halaiiftb. Hit einem Vorwort von B. Kr äfft- Ebing. Berlin 1891. Vgl. auch Albert Moll: Untenuchnngen li^er fiie Liin^h yrNnli'n. I.Band, 1. Toil. Berlin 1897. 1. Band. 2. Teil. Berlin iHdiS. Ferner Albert Moll: Probleme m der HomoaexnalitUt Separatabdmck ans der Zeitschrift für Kriminal-Anthropologie, GtaangntowiMMWohiift und ftostitaÜoutweMn. 1. Band, SL Beft. F. Ctrlier: La dau proOiMkm fl890-lB70). Abwelk mk». Paris 1SS9. ■) Max Dessoir: Zur Psychologie der Vita soomIui. S.*A. ans der Zeit* Schrift fiir Psychiatrie etc. 50. Band, S. 30.

  • ) Edward Oarpenter: Jbmogmde km and *t» plaee in a frm «oeMiy.

I^rfsUed for privaie eirtulation oiüy. Mnnrhester 1894. ) Kmil Laurent: Die krankhafte Li c Vi e. Eine psycho-patliolo frische Studie. ÜberaeUuug nach der dritten ftansösischeu Autlage. Leipzig Id^. 174 ff. Vvaim Autoren. 93 Von den Werken, die in neuerer Zeit eraohienen sind, kommt ferner ein Bneh von Enlenbnrg ') in Betrackt, wo dok im dritten Kapitel eine eingekende Abkandlnng tlker die kranUuiften Anomafien dee CkeckleektiainnB findet. Beeonders bemerkenswert ist die Litterator- flbersicht des Yerfassers, die sich auch auf eine Reihe weniger be- kannter belletristischer Schriften bezieht. Sonst seien noch zwei französische Bücher erwähnt, und zwar von K :if t ui o?ich^ und Lanpts.^ 13eide Autoren behaadein die Frage ziemlich eingehend, doch Iftsst die Arbeit von Raffalovich trotz vieler einzelner Vor- züge eine systematische Zus;mmienfassung des Gegenstandes vermissen, wAbrend andererseits tine Kinteilimg der Homosexuellen m einer so übertrieben schematischeu Weise versucht wird, dass sie fOr die Praxis nicht branchbar ist. In dem Buche Ton Lau pts ist besoudeia ein Beitraf: von Zola benierkenswert Sehr gut behandelt die Frage ein Werk von zwei Englftndem, nimlioh von Havelook Ellis und J. H. Symonde.*) Die Autoren In der erstoQ fraazüsischen Ausgabe diosoa BüdiM (L'Amour morbide, ParU 1891} finde ich äb«r die Homosexualität nichts. >> Albert BvleiibiiTir: Sexuale NeuopaHue. Lelpiiff ISMk

  • ) Marc-Andre Raffalovich: üranimMaVni9mMäiU,Lgonf-Pärül896,

Femer, Marc-An drö Baff alovich: TjUramsmf^ fnrrrsfoH s^rttelle eonghiitaie, Observation« d ConaciU. Lyon, Paris. Janvier 1805. Eme dentscho Tbor- ■etEong hiervon erschien anter dem Titel : Die Eutwickelang der Uomosexa&lität. Beriin IflOS; endtioh: Annale» 4» Fmitesmam par Ändri Baffalovieh. Ifm-Paris 1897, •) Laupts: Pn-rrrsirm rt Prrrrrsili' sexuelles. Une enqtiete meäicalr mr l'tmersiuii etc. Preface pur Emiie Zola. Paris 1896. Vgl. auch La n pts: Be- Inchtoogen über die Umkehrung des Qeschlechtstriebes. Zeitschrift für KrimioaU tnlhniioloile, GeftngniswiHeMdiaft nnd PhwÜtnrioBeweB««. 1. Band. 4. oad Halt Berlin 1897. S. 881—857.

  • ) Havelock EH ig nn^ T H Rymonds: Das konträre GeschlechtsgefahL

Deutsche Ori^^malausgabe, beHorgi unt«r Mitwirkung von Dr. Hans Karella. Leipsig 1808. Sine englische Ausgabe des Werkes erschien 1887, uuter dum Titel: Stmal AMerstm. Ferner, H^Teloek Bllia: Sueual Bwerawn traft om analysis of thiriy-three new cases. Itnlldin of thr Pnycfiohgieal Scrtion of thc Medico-Jjegal Soetdy. PublisUed by r/ -, / /)'- /'. ync-Yorl: JWr„,!.n- 1895. VoL 3. No. IV. Havelock Elliu: Bio Theorie der konträren Sexualofrii>üudung, Zentralblatt für Nervonheilkande und Psychiatrie. Februar 1896. Havelock Bllie: Sumal hmtrtim m num, Reprmied from tke Aümul and Neundogüt. April 1896. £. 8. Talbot avd Havelock Ellis: A Gase of DereiopmmUU Degencratipc Li-^nniff/, with Scxttal Inversion. Melancholia fnUnirhiq Rnnnral of Tßstieies, AttempU'd Minder and Suintlr. The Journal of MrnUti iScifuce, April 1896. Bemerkenswert ist auch Havelock Ellis: A note on ike Treoi- muU flf «smal moenim, SeprüA. from Ut» AUmitt *md NmrofogM, Mg 1896, Sewk Havelock Ellis: Noia suÜe facoltä artistlche degli invertifi. JfwMMO dblb pfiöopatie u$»mlu VoL L fem. 17 e. 18. 1—16. SeUembre 1896. 94 BmchiiwiB. TertiQten die Aoffassunir, da» die HemosexualiUt eine aogeboiene IKspositioii sei. Des Baeh seielmet sieh dnioh Objektivitit und Tide nene Litteiatarangaben ans. Yen Interene ist anoh dn beson- deier Beitrag TonSymonds Ober Soldatonliebe nnd Yenrandtee. Br- wühnnng Terdient ferner ans neuerer Zdt ein Bneh Ton Lnd wig Frey,') das die Beziehnngen der Homosexualität zur Kunst behandelt. Es iindet sich hier em ziemlich reichhaltiges Makrial über homoseiucllo NeiguDgen bekannter Küustier, Dichter, i'äpste u. s. w. Das Buch würde noch wesentlich gewonnen haben, wenn der Verfasser mehr Quellen genannt hätte. Oft genug zeigt es anch eine gewisse Un- klarheit, z. B. (hl, wo der Verfasser durch die Glciübgilti'j^keit Isaak Newtons gegen das weibliche Geschlecht veranlasst wird, ihn mit histonsüben Urningen zu vergleichen, wenn er ihn anch nicht diesen zurechnet. Es sind ausserdem noch zahhreiche andere Broschüren über die Homeeezualitftt des Mannes und des Weibes erschienen, von denen der weitaus grOsste Teil einen wissensohaftlichen Wert nicht bat Wegen einiger interessanter Mitteilungen seien inunerhin noch die Bächer Ton Qnttseit*) und Ton Otto de Joux^) erwihnt Letzten» bringt eine Beihe ganz interessanter Einzelheiten ans den Kreisen homosexueller Minner und Frauen. Ein Jahr hindnreh (1896) ersehien sogar eine Zeitaobiift, mit dem Titel: JrMrio ädU Fneopaüe aesauaH, und swar unter der Direlction Ton Pasqnale Penta. Yiel Neues hat Penta weder tn seinen eigenen noeh in den meisten Artikehi seiner Mitarbeiter ge- bracht, und es ist kein grosser Yerlnst« dass die Zeitschrift wieder eingegangen ist Penta*) hatte vorher bereits ein Bneh über sexaeUe Perversionen geschrieben, m dem er anch auf die Homosexwditit, wenn auch verhftltnismassig kurz zu sprechen kam. In der Ton ihm herausgegebenen Zeitschrift Teroffentlicht er mehrere Anftitiet a. B.: Carrafteri generali, ariqine e siqnificato dei PerveHme$Ui seSSHaU dimostrati coJk autvhioivftfic di Alfieri c di Rousseau e dkUo^ „(xli Amori" di Luciano,^) ferner; Vorigine e la patogenesi ddia 0 Ludwig Frey: Der Sn» und die Kniiit, «tiuiche Studien. Leiprig. Johannes Gattzeit: Naiarrecht oder Verbreohsn? Bbw Studie ttbw weibliche Liebe bei MÄnncm nnd timf^'ckehrt T.eipzii?.

  • ) 0 1 1 o d e Joux: Die Enterbten des Liebesglttckes. £in Beitrag cor iSeelen-

künde. Leipzig. «) Pasqnale Pontat llkrvertimmiii $$nuaK ndl^ namo 0 Vurnmö r^nem HnmgoIcUore di donnr. Studio hitiogico. Nnji^Ji IS93. () Arühino äetit PkieepaOe tetmaii. & 1—7, 17— 2L VenchiedAne Arbeiten. 95 iiMermoNe neaaualc^ seoondo Krafft-Ebing e gli aUri auioriJ) In Betiaoht kSme als knappe und gate Znaammentanng dniger Hauptprobleme die Arbdt Ton F. N&eke:*| BrüUmid nd Campo deüa futmone sesawUe normale. Pelanda*) ▼eröfifentlichte hier eiTKi Arbeit über den Zusammenhang von Hernien und sexuellen Ab- normitäten. Von weiteren Beiträgen erwähnu ich ausser denen, die ich an der uideren Stelle nenne, die von Neri^) und Luzen- b e r g e r.*) Auch haben viele neuere Lehrbücher der Psychiatrie (z. B. die von Arndt/) Bull,') Meynert,*') Kirchhoff,») Magnan,»®) Kräpelin,")Krafft-Ebing,^2^Dagoüet,")Ziehen,")Dornblüth") >) Ebenda S. 68—10, •) Ebenda !^ 291—808. ') Pelanda: Emia ed anomaiie sessttaJi. 85— tö.

  • ) 8. A. Neri: imenüme e Parveniam aeBtuaU eon^ata (MaaoiAümOf

FeUeim» eee, 8. 106 t

  • ) AagQSto di Lnzenberger: StU meeetmismo dci penertitnmU

sfSMtali ^ foro terapia. Comuntra-xiottr fnftn al cangreitsfi rirlln torirtä frena^ Ihm ikUuina in Firenxe neU' ottobre 1896, Arehivio deik. I'jiicojMiite sessuaii, 8.986-871. ^ Bidolf Arndt: LAiImuIi d«r Psychialrit tSat Inte vwl Stadiwrende. Wien nnd LOfäg 1888. 8. 188 £ «ad 178. ^ B. Ball: Lefona amr k» MakuKe» «MMtoleis. Ommhue ^däum» Pari» 1890. 8. 328. •) Theodor Meynert: Klinische Vorlesun^'en üher P>y( hiati ie auf wissen- schaftlichen GruDdlageu für Studierende und Ärzte, Juriäteu und Psychologen. Wien 180a & 184—186. ') Theodor Kirchhoff: iTehrbnoh dar F^yehintrie tfir 8bidiNMndn nnd Ante. Leipzig nnd Wien 1892. S. 141. V. Magnan: Psychiatrische VorleHtmgcn. Deutsch von P. J. Möbius. 2. und 9. Heft. Über die OeiäteastÖrungcn der Entarteten. Leipzig 1898. S. 35 —61. 4. und 5. Heft. Leipzig 1893, S. 33- 46. Siehe auch: Lefons clinique^ mir le$ Maladüg mentale», faUe» ä FAeüe dinique fSamie'Jnne) par V. Magnan. BeeueiUies et ptMieee par le Dr. PerJ, nr man. Pari» 1897. S. 61 ff. ") Emil Kräpnlin: Psychiatrie. Ein kurzes Lohrbuch fftr Staüerendo nnd Ärzte. 4. Auüage. Leipzig: 1893. S. 142 nnd 68:^—692. B. Xrnfft-Ebing: Lehrbuch der Ptiychiatrie auf kliniacher Grund- lage fVr fnktiiolie Ante nnd Staditrande. 5. Auflage^ Stnttgut 1888. & 87.1 Übrigens erwähnte Krafft-Ebiog bereits in der ersten Auflage seines Lehr- buchs der P^rohiatriAp Stattgart 1879, Band 1, S. 70, die kontiitn Senal- empfindnng. ") B. Dagonet: Ti-aite des maUtdie» mentale*. Aveo la coUaioraiion d» ■J. Dugonet et Q. DuhameL Pkri» 1894, & 408 und 768. Tk. Zinlian: BiFehiatiin. Berlin 188L 6. 18 nnd 67. Otto Dornblnth: Kompendinm der Fqjehiatrie flbr Stadiarande nad Xnta. laipag 1884. & 86. 96 Ywaidiiedeiie Arbeiten. lowie andere psychiitrisohe Avbeiteii (z. B. t4« Forel,^ Delbrack,*) J. L. A. Koch/) IM,*) SnlliTan,«) Frants,^ Toulouse«) die kontribre Sexnalempfindmig bemelreichtigt. Auch viele Werke Aber Degeneration nnd Vererbung gehen auf die Homosexualität ein, oder erwähnen sie, z. 13. die von Roth,*) Nor d ;i u ,') W i 1 1 i a m Hirsch,^) jMagiiau und Legrain/^j Da llemagne,") Eerti.^-*) Ebenso legen einige Arbeiten über Nervenkrankheiten und Neu- rasthenie 2. B. die von Monin,") Oppenheim,") Berel,") Bar- rucco,") Wert auf die Bexuellen Ferversionen. Hier sind ferner die

  • ) August Forel: Zwei kriminalpsv'-hAlafrische Fälle. Ein Beitrafj 2ur

Kenntnis der ÜborgaagszuBtände zwischen V i r brechen und Irrsinn. S. A. ans der Zeitschrift für Schweizer Strafrecht 2. Jahrgang, 1. Heft. Bern 1889. S. 21. Anton Dolbrttek: Die pathologbche Lüg« tmd die pqrohiMh nlnminen fiohwindlfr. Eine Untereachaog über den allmftbliohen Übergang eines normalen psychologisohon Vorgangs in ein patholof^'iorbes Symptom Stuttgart 1891«  8. 14 ff und S. 96 ff. Der ensta Fall betrillt ein weibliches Individuum. ') J. Ia A. Koch: Die psycbopathiachen Sünderwertigkeiten. 1. Abteilung, BaveulNirg 1891. 8. 87 nnd 187 1

  • ) Ch. FCmc: La Pafhokgü du AHoHem, Auin fkgnahgifim ä ciini-

^Ues. Paris 1892. S. 443 f. ) William C S u 1 1 i v a n : NoUs on a case of acute hwanüy wük sexual Perveraiun. Ute JounuU of Mettiai Science, April 1S93. S. 226.

  • ) Adolf Frftnts: Bin Fdl von Ftnaoin mit konMiw Sezulorapfindung.

Doktoidioawtation, Berlin 188K. ') Edouard Toulouse: IjCS Catches de la Folie, Prophylnric et Ässi- ttauce. Paris ISffO. S. 57. Vgl. auch K Toulouse: 1^' inrersimi sexuelle chex les Älienes, Tribüne medieaie 1893. S.204. l«ach einem Keferat von Feindol in Bum nmrotegipte, 1^ aniiS$, Nr. U. lSfuml803. 8. 80&

  • ) Bmaanel Both: Die Thatsachen der Vererbung in gesohiobtliob-

kritischer Darstellung 2. Auflage. Berlin 1885. S. 97. »)Max Nordau: Entartung. 3. Anfl. Berlin 1896. z. B. I, S. 26. William Hirsch: Genie uuil Entartung. Eine psychologische Studte. Beriin und Leipäg 1884. & 17, 188. ") Hagnau eJ Legrain; Let UtgkHitU, tUdt mmUat d ^Sj^fMÜroMM ^ mtüques. Parü jsn ' S I57f. ") .T. Dalle magno: Degencrü ei Desequilibres. Bruxetka-Faris 1895, S, 4Ö5— 537. ^ Ch. Förd: Norveokxaokboitoii und ibro Venrbimg. Denteoh von Hubert Scbnitxor. Boilin 1888b Eenor Gh. FMi CbtUribution ä friiule de^t equi- roqties des earacidrcs scxuds acresi^nires. Perne de medceinc 1893. S. 600, und Ferö: Ija descmdmirc d'un invcrti. Revue gcnrrale de dinüjiic et de Th^a- pmiique 1896. Nach einem Referat vuq I^äcke iui Neurologischen Zentralblatt. 15. Jabrgrang, 1608. 8. 1090. ") E. Monin: Misrres ?ierveiiJies. ^Deuxieme t'düion. Paris 1890. S. 185. H. Oppr-nhoim: Lehibnch der Mervonknnldieiton fSr Änto und Studierende. Berlm 1894. 8. m'). Borel: Nervosüme ou neitrasthetiie. Lausanne 1894. 3. 90. Nieold Barrneoo: JMIaAilirvMMs Msmofe. Omio J^fottt « 3kr^i«  fon iMMMTOw ouenaaiom tte. Bolapia 1897. S. 99 ff. NviMiB ArboitBii«  97 rerschiedenen Bücher über gerichtlichi' Medizin oder gerichtliche Psychopathologie zu erwähnen, die in neuerer Zeit der konträren Scxnalempfindung oft erhöhte Aufmerksamkeit widmen. Ich nenne das von Maschka heransgegttbene Werl^ wo Gauster*) die Frage erörtert, ferner die Bücher TOii Casper imd Liman, £rafft- £biiig,*) Hofmann,«) Strassmann,^) Seydel/) Eölie,*) Gramer,^ Delbrfick.^) Schon froher war in den verschiedenen BfieheiD Aber gerichfliehB Hediiitt (s. B. Ton Orfila,*) Fried- reich,^) SchflrBiajer,^^) Mair'*) die flogenaimte Fftderaatie und Sodomie aneführlich heeproohen woiden. ÜBdesBeii ist eni innenerer Zeit aiiob das homosenielle FOUen, die kontiflre Serotempfindaiig, mit dem nötigen Naehdiook beiiandelt worden, wllirend frtOier, wie wir im Kapitel Uber Foreniimhes eehoi werden, fimt immer nnr auf Moritz Oaaster: Handbach dar gehchtliohea Meduuu. üerausgegeben iw J. Kaiebka. L Biad. Tübio^n 1888. 8L 4S8. "> R. ▼. Xrftfft' Bbiag: Lehrbiudi d» gariditiiehiii F^ydiopilholQgisw Hit Berückachtigong der Gesetzgebnn^ von Östamiofc, DeiilieUMid und Rilllk- leioh. 3. Änflapfo. Stuttgart 1892. S. 282 f.

  • ) Eduard E. Y. Hofmann: Lehrbuch der gehchtliohea Medizin. Mit

gMohminigtr Beattdadihtigang d«r dsatoolMo md Momiddaflkia GtMtsgebang. 7. Auflagt^ Wim und Leipiig 18M> Fritz Strassmaaa: Ltthrtaoh der g«ri«hlliobMi MediiiB. Stuttgart im. 8. 114-193.

  • ) K. J. Seydel; T.oi*iViden der gerichtlichen Medizin für Studierende und

Arzte. Berlin 1885. S. 'A) L Da Autor erwähnt allerdings nur die päderastischen Akte und Uiat m dieier Stell« das amelle Pttblan onbeittekalolitigt ^ Theodor KüIIe: Gerichtlich- psychiatrische Ontachten ans der SlSlik des Herrn Professor Dr. F o r o 1 in Züriok. Fttr Ante Und JaiiateB heraiiage- geben. Stuttgart 1896. S. Uü^ 181. ") A. Cramer: Geriditiiuhe Psychiatrie. Ein Leitfaden für Mediziner und Jnrisfeea. lern 1897. 8. 180. ') Anton Delbrück: Gerichtliche Biyohopathologie. Eia konai Lehi- baeh für Stnt^iprende, Arzte und Juristen. Leipzig 1897. S. 187. M. Orfila: Vorleanneren über (gerichtliche Medizin. Nach der zweiten Ausgabe aus dem iiranzüsischen übersetzt und uut Anmerkungen begleitet von Jaeob HergenrSther. L Band. Leipzig 1889. 8. 106— l€8w J. B Friedreich: Handbuch der gerichts&rztliohen Praxis. 1. Band, 8. Ausgabe. Begensburg ia56. 8.971-876, lowie 8. Baad, 9. Angabe. B«|geiil- borg 1860. S. 1461—1463. ") J. H. Schurmayer: Lehrbuch der gerichtlichen Mediain mit Borück- aiehtignng der aeoeieik Oeaetagebnngea daa Iih und Anslandee, insbeaondeie dea Ynbiatm bei Subwuigeiiebtaa VBr inte and Jarialaa bearbeitet. & Auflage. Briangen 1861. S. 865 t ") J. Mair: Juristisch-medizinischer Koramentar der neuen kgl. bayerischen, kgl. preuBsieohea and kais. kgl. österreichischen Strafgesetzgebung fttr StaiUaaiiwälte, Sieliter, Verteidiger ud ^ate. 8. Band. Aogsbarg 1868. & 67— 6S. Voll, Xo-lr. SMlMwiadraf. 7 98 Jurutiiiche liitterator. die objektiven Zeichen und die angeblichen Folgen der FädtiiaäLie Wert gelegt wurde. Einzelne neuere Autoren haben, bald im Anschluss an neue Fälle, bald auf Grund ailg< meiner Erwägungen, die juridische Be- deutung der kontraren Sexualempfindung ik lege luta oder de lege ferenda err^rtert Ausser den Forschern, die ich an anderer Stelle erw&hne, nenne ich liier besonders: Hubert,^) Ilode,^) Seydel,*) Geill,'j Eikelens,«') Siemeiling,«} Hamilton,') Hoche,») Hoegel.*») Femer erwähnen die verschiedenen Bttoher über Strafreoht und aaoh die kirchlichen Bussbücher, z. B. die von Wasserschleben*^) imd Schmitz,") die Päderastie. Ebenso ist in zahlreichen auf die Bibel beiQgliebeii Bfioheni bald in kflnerer, bald in ansf&hrlieherar

  • ) L' incersiott j/müaie el la leyiakUioti. Ckmclmionapreaenteespar M. Hubert.

TMaihm Congre« ^JatAropotogie arimwuth, tmmäBnueU$$ m Rapport» a» Fase. BruxdUa 189B. S. 168. ^) L'inrcrsion r/rnitnl/' ei In Ifgülaticn. Rapport prhcnU par ^f k rhrtntr Leon de Kode. Troisihnc Congrls d' anthropologie ertmtneUe tmu ä Bruxcücs m 1892. Rapports 2* Fase. Brttxelies 1S92. S. 112.

  • ) G. Seydel: Die Benrtdlmig der psnraiBHi SexnalveK^dMo m fora.

Viertelijahrshcbrift für gerichtliche Medizin und MtetiiolieB SuutiUvwwen. Ihitte FWge, 6. Band, 2. Heft. Berlin 18ü3. S 980,

  • ) Chr. G e i 1 1 : La psyc/iopothte serueile et son inf}itfncr. siir Ui nudecitte

legale, ügeskrifl for Laeger V. 27. S. 403. Nach eioem Kelorat vun P.D. Kock in def Snm neurologique. 16 atptmiArB 1893. B, 479. Van Erkelens: Strafgesetz und widernatürliche Uniodli Berlin 1895.

  • ) E. Siemorling: Sittlichkeit5verbrcchpn und (rfiatcs.stöning'. Medi-

zinisches KorrespondenzbhiTt des württembergischen äri^tlichen Landesvereins. JBand bo. Nr. 31. ö. Oktober 18i^. B. 241. Siehe aach; i!'eätschriit aolibälick dM fanfdgjährigen Bestellens der FroTiiudal-ÜTeiuuistalt in IKettebn hti Halle «.8. Leipzig 1897. S. 211-274. ') Allan M'Latie Ilamiltou: The civil responsibility of sexual perverts. American Journal of Jnsanily. April 1806. No. IV. Nach einem Referat im Archipio deile psieopaiie sessuali. Roma-Napolif l-^lö. Lugiio 1896. Vol. 1. FoM. IB 1 14.

  • ) A. Heeke: Zar Rage der faeerisoliea Bsulailug aeKodler YeigeliHL

Heurolcp-isches Zentralblatt. 15. Jahrg. No. 2. 15. Jan. 1896. S. 57—68. ^) Hugo Högel: Die „Verkehrtheit" des Geschlechtstriebes im Strafirechte. Der Gerichtasaal 53. Band. 1. nnd 2. Heft StaUgart 1886. S. lOS. Siehe auek die ^nderlegnng Kögels dueh W.: Bie Yerkehztheit dse (leaeUedhtrtriebse im Btnfteokt Ber OericktssuL Sa Baad. 6. Heft Stattgait 1807. & 448. ^) F. W. H. Wasserschleben: Die Bnssordnnngen der abendlänlischen Kirchen nebst einer recktagesokioktliokeii Etnleitnng. Halle 1851. 8. 101, 107, 158, 171, 181, 186 IL 8. w.

  • ■) Her». Joe. Sckmitz: Bie Bnssbttoker und die Bnssdisziplin der Kirche.

Naek kandaeknftlioheft QnaBen datgeateUt Haiai 1868. 8. M4, 965^ 876, 881, 888, 989» 861, 407, 4» aad SS7. rüyvhulogische Litteratur. 99 Weise von Päderastie, Enabenliebe, Sadomiterai und Umlkhen Dingen die Kedt'. Ich nenne hier Gottfried Büchner.^) Die verschiedenen Werke Über rsjchologic nehmen nur selten Käoksicht auf die konträre Sexaalempüadimg. Die grosse Psychologie Ton Volckmann Ritter von Volkmar, herausgegeben von Cornelius,*) erwälint zwar allerlei Irrtriebe, die durch den Ge- schlechtstrieb mit seinen dunkleu und zahlreichen Org;inL'm])üaduugen wahrend der Penode seiner Evolution und Devolution veranlasst werden, behandelt aber eingehend nur den 5J0!:^en;innten Brandstiftungs- trieb, immerhin nehmen einige andere Autoren psychologischer Werke genügend Raoksicht auf die konträre Sexualempfindoogt B. James,«) Ölzelt-Newin,«) Bibot«) Sehr häufig wurde der homosexuelle Geschlechtsverkehr, sei es swisohen M&nnem, sei es zwischen Weibern, besondeis in foiensisoheii Fällen, im Anschlüss an das Zwittertum besiiroohen, und nrai geschah dies um so mehr, als es sehon seit langer Zeit hekannt war, dasa ein sogenannter Zwitter bald mehr Neigmig an weibliehen, bald mehr in minnliehen fieechSftigangen hat WeiUmge mfigen gern weibiseben Pati, veniohten gern weibliohe Handarbeiten und deigläehen mehr, meinte Rosenkranz*) bei Betnehtung der Zwitter. Bs sei hier an die FiUe fon Tonrtual*) und Martini*)

  • ) Gottfried Bttchners Bibliiolie Real« und Verbal Handconoordanz oder

eugedidh-hoiiiilattBoliaB I^Mcikcn, darinne die vtnoidadeiiea BedratniiiBD d«r Wörter und Bedarten anfeseift. Zur geiftliohen Bedekmit 4 Aallige, Jeea 1766. S. 762 und 1043. ') Lehrbnch der Psychologio vom StandpODkte des Bealismu» und nach genetiflcher Methode von Ph. Dr. Wilhelm Volckmann Bitter vou Volkmar. Dm GfnndriiBM d«r Fiiyehologie 4. Auflage. Heraasgegebea 0.8. Corn«liaB. SLBud. Röthen 1896. 8. 418£

  • ) WilliftB Jainoi: Tk§ prmoiplt» ofpsgdukgp, Vol,IL Nmc' York 1890.

S. 436.

  • ) Anton Ölzelt-Newin: Über sittliche Diapositioneii. Gm S. 6tf.

•) TL Bibot: La pB^ehohgi» du mtUmmtU. Pari» 1896, fL a»<-H6. Stalle moh Tb. Bibot: Utlialadies de la Peraormalüe. Pari» 1885. 8. 74-7«. •) K. Bosenkranz: Psychologie oder die Wissenschaft vom subjektiven Geist. *2. Äuflaf'i» Nebst Widerlegung; der vom Herrn Dr. Exner gegebenou vermein tlicLcu VV iderleguug der Hegelbcben Psychologie. Königsberg 1843. S. 60t. ^) Tovrtnal: fimalsW«b?iididldkter.MriVpni«in]dnbhcbeDl^^ Ou^rs Vierte^ahrasolixjft flir guiohtliebe M«diiiiL Bwlin 196», 10. Band. 1. Heft. S 18 10. ") .1 M;irtini: Em miinnlicber Zwitter als verpf1i( lit« te Helieamme. Amts- '* muiäbrauch uud wideruatUrlicbe Unzucht nach den Akten mitgeteilt. Caapers ViertflüdinMbiift ftr geriditlidM Medisin. Berlin 186L 19. Bend, 8. Eflft. & 8Q8-m r 100 eiinnert Anob in dem Bndie^) nDer Hann nnd das Weib** nnd Falle Ton aagebliclien Hennapbxoditen genannt, wobei der QeeoUeeht^ trieb ttebrfaeh erwihat fei Von einem lUle, den Handy im Jahie 1807 in Lissabon untersuchte, bandelte ee rieh angeblioli um einen Hennaphroditen, der die wollüstigen Erregungen des minnlioben nnd des weibliclieu (icsLhlrchts fühlte. Er soll dreimal befruchtet worden sein und dreimal abortiert haben. Noch merkwürdiger ist der Bericht von S c h e n c k. Ein Mann hatte eine hermaphroditische Frau ge- heiratet und bekam von ihr Kinder. Nachdem der Mann gestorben war, knüpfte die Witwe geheime Verbindungen mit ihrer Magd an, und diese soll von jener geschwängert worden bein. Dies wäre nur dann möglich, wenn es sich um einen wahren Hermaphroditen gehandelt bat. Wahrscheinlicher ist es natöilioh, dass die Magd fon irgend einem Manne geschwängert wurde. Ebenso haben jene Forscher, die über die Geschichte venerischer Krankheiten geschrieben haben, die homosexuellen Akte, besondere die Päderastie, oft genug berücksichtigen müssen. Ganz besonders gilt dies von dem gelehrten Werin, daa Uta Jnlina Boaenbanm*) hinterlaaeen hat. Audi Bind mehr&ch in Beapre oh nngen, die ftber die ein- flcbligige litterator eiaehienen, wert? olle nnd anregende Oedanken anageaprodben worden, loh enrUine hier s. B. Boaenbaoh,^ Jnlina LOwentbal,^ Mitte nswe ig,*) Kühn,«) BUnler.^ Anf viele andere Autoren, a. B. jene, die die tfaerapentiaelien Ftagen im AnaoUnaa an die kentrftre Sexoalempfindnng erörterten, komme iob nooli im Lanfe der Arbeit snraok. Zn erwUmen iat endlidi, dass gelegentlieli anoh in der belle-

  • ) Nach der zwölften Auf!:ip:f von A. Debays Hisfoire natureüf !'hnmme

et de la femme und nach deutschen Autoritäten bearbeitet von Ludwig Haaft Bamberg 186ö. S. 112—121.

  • ) Juliii« Bosenhaam: Oesohiehto der lastMuciie im AHerton«, aelwt

ausführlichen Untersuchungen Aber den Venus* und Phalluskultus, Bordetts» y,-yv0,,.: jh'f.ria der Rkvthrn, PSdemstip nntl andere geichleohtüchn Auascbwei- fQng;eD der AU* n. ab Beiträge zur richtigen £rklftraQg ihrer Sdiriften. 6. AnfUge 1898. ß. Iiy-id27. ■) Bdoimeyen Zmlnllilatt ftr Nenranhailkanda, August 1698.

  • ) Der ärztliohe Praktiker. 4. Jahrgang, No. 49 und 50. 10. und 17» Bes.

1891. DoagL: D«r inüidie Pkaktik«. & Jahrgang, Mo. 81. A Angnrt ISM. S. 495. ') Zeitächrüt für Mcdi/uoaibeamte. Ib. Dezember 1891. S. 6&L <) ZeitMduift Idr HedisfaudbeMute. 15. Awgatk 1686. 8. UM, Ja ^ana Referat Uber ein» Mhere Auflage der kontrlmi Sesoalempfinduiigi «) MandMB« mediiiiuaehe Woduoaohiift, 1888. No. 11. ScOebMik. 101 trislisohon Littenftar die mannrntonliche läebe beiftckmehtigt ist» obwoU hier ?m1 häufiger die inrnblie Senudempfiiidiuig des Weibes •Dgeferoffim wiid. In nsneier Zelt deutete Tolstoi in der Eretuersonate Jene Ersohnnnngen an, wfllirend frOher der seiner Zeit sehr gefeierte Eowiansehflflstelkr Aleiander t. Trngern-8ternberg mehrfiich in seinen Bontsnen msnnminnUohe Liebe lom Gegenstsnd der Dar- stelhmg maebte, ebenso ide der Diebter Wiese^) in einem Brsma. Auch in dem 1774 erschienenen Schauspiel „Der Edelknabe** von J. J. Engel*) scheint mir ein homosexueller Grundzng, eine Neignng des Fürsten zu dem Edelknaben, zu liegen. In einer Nuvelle, Itubi Yon Anrelins, Berlin 1879, spielt die konträre Sexualempfindung eine Hauptrolle. Auch Wilbrandt hat in Iridoiins heimlicher Ehe homosexuelle Empfindungen beschrieben. Hier sei ferner der Roman Sodotne von Henri Dargis') genannt. Frey*) glaubt in den Vagabunden ?on Karl von Holtei umische Erscheinungen zu finden und meint, dass die Erzählung Schwarzbachwaidau ein reiner ürnings- roman sei. In dem Roman ScUammbo von Gustave Flaubert^j lassen sich zahlreiche homosexuelle Punkte auffinden, und ebenso gelegentlich in dem neueren Boman LaNichina von Hngaes Bebel!.*) Ebenso sind hier zweiBonume Ton Baehilde^) zu nennen: Monsieur Venus und Les hors ntUure. Ersterer schildert die Züchtung der konträren Sexnalempfindung bei einein Manne. Das elende Qe- sebreibsel Ton Armand Dnbarry,*) der in seinem Baoh Les Lnr «srüs einen bomoseinellen Boman an geben meint, ist nicht emat an nehmep. Dass nicht allfin bei den nördlichen Kulturvölkern, sondern auch in andern Staaten die f ikierastie, resp. die Erscheinungen des üra- 1) In. den Dnina JDüit Flmnido* (Drai Dnaieii, Leipzig, Brookhans 1886) S.B. a 1& J. J* Bngelf Sohrifteo. & Band, SdiMspielo. 1. TdL Bedin 1841 a 37-76.

  • ) Henri Dargis: Sodotne, Prifaee de Paul Verlaine. Deuxüme

Ludwig rrey: Dar Iho» imd ai« KnnaL hd^mg. a 171.

  • ) Onstave FUnbert: Salammbd, £düi<m äifiMte. A9ee de» Dorn-

mente nouveaur. Paris 1892, z. B. 8. 8, SOI, 820 u. b. w. Hugaes Bebeil: La Nichitta. Boman, Deuxihne £dition. Parte lS9(i, ass.

  • ) Baokllde: Mmmmmp Vüniit. JMfaeeieMaurieeSarrie, Mal8a9,

Lm höre natwe, Moeurs eoniemformmm. B»Ht 1897, »> Firis ISee eraehienen. 102 Ittlim. Orient. mmm beksnnt sind, steht fest In einseliifiii Liadeni des Ifittel-' meerlieokeiis tritt die mlniüiehe Fteetitittioii heote nodi zieadieh deafUflfc beiror. In Neapel bieten rieh ahends anf der Via Tdkdo junge Mftnner dem Yorftbeigehenden an, and die Zwieehcaihladler preisen dort nicht nur ihre weibliche, sondern anch die minnliohe Waare ud.') Dass iu Italien die Homosexualität stets etwas mehr hervortrat als in andern Ländtrn Kuropa«, scheint mir sicher. Aua dem vorigen Jahrhundert giebt Kamdohr an, dass in Italien die mannmiinnlichen Geschlechtsneigungen sehr häufig waren. Auch aus dem Orient liegen zahlreiche Mitteilungen Tor. Heinrich v. Mait- zahn ensäblt in einem seiner Werke, dass sich im Vorhof der Kaaba Burschen dem Fremden anbieten, und ein anderer Reisender teilt mit, dass die Sklavenhändler in Kairo ihn beim Handel um zwei Knaben gefragt haben: „Rechnest du denn das Vergnügen, das sie dir bereiten werden, ffir nichts?" Lenz*) erzählt in seinem Beise- werke Timbakto: „Schlimm ist in Marokko die Unsitte der Grossen des Reiches, sich veiadmittene Negerbaben an halten, wem gewöhnlich die Kinder ilirer Sklaven genommen werden. Es ist diese Neigung io aUgemein Tevbreitet» dass sich niemand darüber aofhait, and dass der Bmepler nnr eEstaimen mnss Aber die Ofenheit, mit der Uber die Angelegenheit gesproehen nnd verhandeit wild." Tainowsky*) sagt, dass die Yoinehmheit and der Reifthtmn des Ifnsebnanen lavrileii an der Zahl der Knaben, die er in seiaem Dienst hllt, gemessen iriid. Aach sonst finden wir sahlreiobe Angaben aber die Knabenliebe hn Orient nnd in fielen TeOen Afrikas. Über einige orieatalisohe Völker besitiea wir ans nnseism Jshilumdert sahlreiehe mtMbmgen. So oiihlte 1833 Fiiedrleh 1) Private Mitteiiimgca von Ohrenxeugeu aus den letzten Jahrea. Ganz gleiche MitteOmgu maehte 1855 J. L. Gas per; Ib Neapel md Sirilien wirft dem Belflenden an hellen Tage Ton auf daii Strassen longeroden Kupplern wi bc!li'^!^inw rogcaxo achamlos angeboten, wenn ratxn ihre Anträge, Weiber betreffond, zorückweiBt. Ahnlirlip» berichtete Casppi ubi r Rus^land und die Türkei, was gleichfallB mit privaten mir gemachten Mitteiiungeu Übereinstimmt. (Vierte^jahrB- Mfarift ffir geriobtUdie VBd «fiinrtUdie KedisiiL 7. Band 186S. a M7.) Li Ktiio werden gleichfia]l8 snf den logtOAtiiifen Fisohmaikt nicht nur Ittddieii, somleni aneb Knaben, ja sogar Tiere angeboten, nud zwar ganz offen. •) üskar T.enz: Timbrtktu. ßeise dnrcb Marokko, die ÖabLira und den Sudan, anageluhrt im Aoitrage der afrikanischen Gesellschaft in Deutsckiaud, in den Jakmi 1879 ud 1680. Enler Band. Leipzig 1884. & 887. ") B. Tarnowsky: Die krankhaften fineheinaBgen dw GeaehleohteBin&ei. Eüiie «ocMMiacli-iN^ohiatrindie StniUe. Berlin 1886. 8. 78. Orifliii 103 Wilhelm Oppenheim*) Ton der Äusbiettuktr der FIdenatle in der Torkei. iDterenani aind auch die Amfthnuigeii von Gre- vel vs über Grieehenland. Naoh semer Angabe bltlht in der Neoieit die Pidenette in Odeehenbnd ganz ebenso wie im Alter- tarn; es klme dies daher, dass man nirgends so viele schOne jnnge Männer mit weiblichen Zflgen finde wie dort, nnd dass auch die Pabertät bei Männern erat relativ spät eintrete, südoäs selbst zwanzigjährige junge Münner zuweilen noch gai keinen Bartwuchs hatten. Es käme auch vor, aich Männer in der Törkei manch- mal einen männlichen Harem hielten; so habe Ibrahim Pascha*) auf dem Feldzng in Syrien seinen weiblichen Harem in Euro zorüok- gelassen und sich selbst nur Knaben niitt^eMommen. In China wird nach Krauss^) die Päderastie heute am meisten ausgeübt. In der Stadt Tschang-theu wimmelt es nach diesem Autor von Caiamiti, den päderastischen Medien. In der Provinz erscheinen sie als Haossklaven, in Peking treten sie als eine öffentliche Klasse an das Licht In dieser Stadt finden sich Institatei wo Knaben von 11 bis 12 Jahren für die Prostitution herangezogen werden. Man sieht im Theater die Wohlhabenden mit ihren Anumi, d. h. den mftnnlichen Geliebten, sitzen. Die tierischen Orgien, die dort gefeiert mdea, Ahlden ihzei^deheii nnr im alten fiom. Einielheiten Aber die FreetitatiQn in China biingt aneh Lib ermann.«) In Tien-Tsin eoUeii damals 35 B<ndc]]e bestanden haben, wo Knaben von 8—17 Jahren angeboten worden. Im ganien seien es 800 Knaben gewesen, die in diesen Bbisem feil waren, wobei die noeh ni^t mitgesBhlt waren, die aniserhalb derselben benntst worden. Die fOnf Theater der Stadt seien bei allen Yontellongen mit diesen Kindern angefüllt geweseni die (tibntlidi ihre Kürper den Znsohanem anboten, ond dies geschah, ohne dass man nooh irgendwie daraber in Brstannen geriet. Über China teilt mir ausserdem ein Heir, der in dieser Frage offenbar gut unterrichtet ist, folgendes mit: ,Tn ganz Ost-China ist die Päderastie so allc^emein und so straflos wie die Prostitatioii überhaupt. Kanton, Pekiug, Shanghai und Hongkong ^ Vrfedr. Willi Olm Opponh^ia: Über dm Zoitaad der HeUkonle tmd Aber die VoIkakiaaUielteB in der eoropUicthsn und aaiatitehen TmksL HamlmiB 188&. S. 82 ff. •) Grererus /. c S. 92 f.

  • ) A.KranBB: Die Psychologie des Verbrecheus, ein Beitrag zur Erfahruogs-

teelflnkuBd«. TW^igen 18M. 8. ITB^

  • ) H. L ibormann: Le$ Ammmt« «TOpium m OMw. £fud» mitUeate,

iM 1862. S. 04 i. 104 Orient wimnMiUi fon Kjnideo, die niebt nur toleriwt» aoAden von lioohgeBtelltio Beimtcn OfFtnÜioh protegiert und eoiram puhlieo kaveariert wevdeo. In Tbetteni liebt man Soeneii, die an das alte Bom unter Calignla ei^ ünem mftnen. HibUe hoys werden in den meisten Gaathioiern inr AeeomodaHtm der Ctaate geiialten, bei Tefanktunuenuig sdleber Hteaer nitYeiftaiifl und dem Namen nadi nnter Hernnbebong ibm pertOnHoben Tonflge 10 Mfentlidi wie die aebffne Anaatoht oder daa ICobUiar des Qebtadea erwlbnl. Kyniden dxSngen ai«b auf die Kanalbote oder werden gegen ZaUnng von ein paar Taela sogelaaaen, erbatteo aber auch «of Kredit freie Passage, with the piain imäenkaiidimg (hat they are going to raise funds with their foundaUcHf wie sich ein chinesischer Kanfhiann cynisch ausdrückte. Aber das Grandioaaate dürfte folgende Thatsaehe sein : Nach Venuteilnng des Distriktgonvemeiu» von Kanton wnrden seine Effekten meistbietend verkanft und seine drei Knaben auf Befehl des VizekSnigs der Provinz einem Begimente von BegieningS> trappen m bolganscben Zwecken überliefert.* Von Japan enfthlt mit «in Htir, der Tide Jahn dort gelebt und die Landeantten genau kennen gelernt hat, daae die Fideiaatie oft TOikomme. finde aieh tielliBcb bei SohtUem, die gewöhnlich in Almnnaten wohnen; ebeoae bei Soldaten in Eaaemen. Boeh aei in Japan die Erscheinung nicht so öffentlich wie in Cluna. Das8 in Indien die Homosexnalität bekannt ist, dafflr sprechen u. a. folgende Mitteilungen eines Heiiu über die Erfaiuungeu» die er dort machte: .Gleich am ersten Abend meiner Ankunft in Bombay hatte ich eine Zusammenkunft mit einem Eingeborenen, der sich mir f£ür 2 Bnpien hin- gab. In Poona, einer Qebirgsstadt in der Nähe Bombays, verkehrte ich an einem Abende mit drei yerschiedenen Eingeborenen. Der eine war ein Kntscber und forderte micb in finem Gpmisch von Englisch und Hindostän auf, mit ihm zu fahi en. Er fragte mich, ob er mich zu einem Mädchen führen solle, und iiul meine vememende Antwort bat er mich, zu ihm auf den Kutschersitz zu kommeii. Obwohl wir uns kaum ver- ständigen konnten, wussten wir beide, was die Glocke geschlagen hatte, und unsere Begierde war in wexiigen Augenblicken befriedigt. In Madras und in allen anderen Teilen des südlichen Indiens ist es nicht anders. Wenn ich darauf ausgehe, finde ich jeden Abend mit Leichtigkeit irgend einen Eingeborenen, mit dem ich für Geld und gnte Worte geschlecht» liehen Umgang haben kann.* Edward Carpenter^} beziohtet auf Grund ?on Mitteilungen Edward Carpenter: Bmagmiie lim and 4U flaee 4n « fim toektjf. MiM fbr priMUe droukOim mOg, Mmekukr 2894. B. 5 1 4 105 Hermann HelTilles, dass in Polymerien IrideoMliaftliebe Frennd- sebaften swiMdien ICInnern niohts Settenee leien. Anf IWtt Utanen Beispiele Ton Freondgchaften swisolien If Innem Tor» die anoh nicht einmal dvoh die EnäUmg Ton Bamon nnd Phintias ftbertralfon wfiiden; mitnnter fiune der Eingeborene der einen Ineel eine eololie Freandsohaft fttr den länwdfaner einer andern, wenn er ihn das erste Mal sehe. Dieae Vrenndaehaften UUnen anefa sviaehen Angehörigen frindlieher StSmme vor, nnd rie seien ao geachtet« daaa in aolohem Falle dcf eine Mann daa fefaidfidie OeUet ungestört dnrehsobieiten kdnne. Ja, es zeigten sich Bifersnobtsseenen, die sieh dort in Be- ziehungen vom Mann zum Weib kaum fanden. Nicht nur, wie man mitunter glaulit, im Orient, sondern auch in vielen anderen ausserearopäiscben Ländern zeigen sich ganz ähnliche Erscheinongen. üeber Päderastie bei verschiedenen auswärtigen Volkern berichtet Mantegazza^) mancherlei. Seinen Angaben ist ein Teil des folgenden entnommen. In einigen Gegenden von Meiiko wurden nach ihm frtlher sogar Ehen zwischen Männern geschlossen. Auch in Kalifornien und Nikaragua finden sich Päderasten nach den Mitteilungen von Reisenden. Dass sich auch bei Naturvölkern die Päderastie zeigt, geht aus der Angabe Mantegazzas hervor, wonaoh aie bereits bei der Entdeckung Panamaa unter dessen Sinwobnern gefanden wnrde. Überhaupt sprechen die Angaben aber Amerika dafOr, dass die Päderastie dort schon vor der Entdeckung bekannt war, z. B. im alten Pero.') Anf Madagaskar finden rieh Tinaer, die als Franen g^ridet aind nnd rar Fideraatie m dienen seheinea Naeh einer Kotishi der ZritsehriftfOr Ethnologie*) kommen, irie Weatphal sagt, IhnUehe Bnoheinnngen hri Indianern tot. Bri ihnen findet rieh eine Elaaae von Mftnnem, die aloh, ton nnwider- ateUiehem Drange getrieben, «ablidie Klrider ansnriehen, gans wie Weiber benehmen. ?irey*) enililte aohon in ariner nm 1800 in

  • ) Panl Mantegaaia: AnthzopologiK^kiiltarhistoriBobe gtndiea flbar die

OcMhleebteverhlltiiiflM Ibudieii. 8. Anflagai Simig ftutorifliette dentuh«  Ausgabe. Jena. S. 118. •) Was Peru betrifft, sn darf nicht ttbenehen werden, dtss allerdings die Spaniel deaeen Einwohnern aUe mügUchen Lsster vorwartjen, am die maflaloeea GfauHaMeB Fiiftnoi and aiularar Spaaier bai Ikobernng dM Liiulfls m »BeMfcrtigwi (Job. Beberr)i. •> 1. Band, 1889. S. 88.

  • ) J. J. Virey: Misioire naitireüp dti qmrr. humain, ou Tiecherrh^s fvr sf9

pntietpaux Fondenun» phystques ei fHorcMx; prieideen ä'un dücours sur la natmt de» Um orjftmiques^ et mr fmumM» i» imr physioloffie. On y a jviiü wm 4imrt«änm mtr 1$ SÜmage d$ VAatjpfm. Tbm» pmmmr. FatiB An DL & SBO» 106 Amerika. Paris erslhienenen Uistoire ruäurelle du genn: humain, dass der maDTimaruiliche Verkehr bei anderen oukulUTiexten Völkern in Aaien und Amerika vork&me. Dass auch anf Hawaii Sodomiterei vorkommt, berichtet Bastian.') Sie wird hier Ai-kane genaimt» was, wie Bastian mitteilt» zasammen- gesetzt ist aus ai (zusammen) and kane (M&nner). Ober Mittal- und Sfldamerika erhalte ioh noch folgende Mit- teilmieeii: «Dia Ptdeiastie ist im heutigen spanisohen Amerika beinahe so allgemein Terbrwtet wie im alten Orieebenlaad. Unter den Aiteken des 16. JaliriraBderts grassierte sie in Stadt nnd Land and wurde von den Spaniern hanptslelilich ihrer krassoi (yffenttidUmt halber peihor- ressiert Erant quasi «mies SMfomMi eoMmoMünf», sagt Bernal Dias •) H aäoletemies rnulH, miiUelfrUsr vetHH^ tbant jm^Me, dbim guaemiieB <A ish üaboUeo ei äbomkiiAile Uibore. Dass die spanisohen Soldaten in dieser Hinsieht Ton Eam ans Terfilhrbsr waren, geht jedodi ans Tersdiiedeneo Beviehten desselben Sohriftstellars sienlidi denlüdi herm. Cahoa (ünterofflaiere), mit Filhmng Ton FstroniUen betreut» wsven sehr geneigt, deh von rebeUisehen JboHgkiea CMsehi liefim sa lassen, ,zu Zwecken, die mit Garantie der Loyalität wenig zu thon hatten*. Der Inquisitor Salines Hess fiberflihrte Kynlden seharenwais einsperren, aber seine Nachfolger nahmen es weniger gensin, nnd die weltlichen Behörden hatten ihre Httade sonstwie sn voll, um sich um die Privatmoral der Eingeborenen viel zu kfimmem. Der YizekCnig de la Torre wurde ersucht, die Gesetze gegen professionsmSssige Prostitution unmündiger Knaben nach dem spanischen Kodex geltend zn inachen, scheint aber persönlich an der Wirksamkeit solcher Massregeln gezweifelt zu haben und gab auf wiederholtes Andringen nur ausweichende Ant- worten, z. B. : No se puede ensetlar a gente sin razon. (Man kann unvernünftiges Volk ohnehin nicht belehren.) Bolche Beispiele auf der einen und mOnchische Laster auf der andern Spite gaben der Unsitte eine ausserordentliche Verbreitung unter den Mjscbrasseu der spanischen Proviuzeu. Die spanische Sprache hat in Mexiko, Venezuela u.s.w. eiu ganzes Glossarium hierauf bezüglicher Aus- drflcke entwickelt Fulo und putito {Masculinum nnd Masciäinum von pttia = pwtuela) ; Chingon vom Verbum a^mgare ') A, Bastiaa: Zur Kesalnil Bswsüs. NeohtrSge und Ergiasnagen m den laselgnippea in Ommusb. Betün 1888b 8. 86;

  • ) Bernal Dias del Castillo war der WafTengeAhrte des Cortei.

Er hat eine Geschichte der Erobenmg Mexikos geschrieben (Sophns Rage, beschichte des Zeitalters der Entdeckungen, Berlin 1681, S. 349), die mir nicht snr Verfügung stand, anf die sieb aber die obigen Mitteihmgeo beaieheB. AnunikiL 107 (aUguem per amm gebimieliea); CkingUo beiiifthe ein tlrlficlinr Ans- dnusk. Qitme Mi Crätgtmeiio por m camaf Lim peaeta^ no nuu» por «ma nod^ fria wm eäa), (W<dltn EK« meht ein SohosshfindolMii ftr Hur Bett? Nur ein Viertelthalflr flbr diese kalte Naohi) N6 qiUere nifios de mi iamaflo'i' (Sind Sie nicht ein liebbaber von Kynftden meiner Grösse?) eto. sbd Antragsformeln, die man abends im Flüster- ton in jeder spaniscb- amerikanischen Grossstadt hören kann, oft selbst auf ahstokr«tiseh«n Promenaden. Parate amigo. Voy a volver por aqiti. Sigueme st quieres, pero calla la hoca. (Warte hier Schätzchen. Ich bin bald wieder hier. Folge mir, wenn Dn willst, aber schwatz* nicht so laut) etc. sind nur zu hftufige Antworten seitens der An- geredeten. ,Man hört hier von viel mehr jungen aktiven PUderasteu, als nach Schopcnhauors Theorie erklärlich wllre. Difi Urheber der efeist- reichen Degcncrationsbypothese könnten sich yielleicht auf das sexuelle Früfaaltern der entarteten Kreolen beruien. ,Bei ausweichenden aber nicht bestimmt abweisenden Antworten werden die Kynfiden von Lima und Mexiko (Stadt) oft unglaui;»lich zu- dringlich, ja handgreiflich. No me pega mied, no iengn m )>n<lre ni inadre, dann schamlose Griffe und Vorschläge der drastisch uuzwei- deutigsten Art. Auch imtitas (kleine Mädchen) spekulieren auf das pandemische Laster: No se ettoja de mis bdbuchos, me puede ch , . . por d €tro lado si quiere^ ocho veces por oeho cenkibt» — it»- dS/ouHo prorosieraid* «Geradexa onzihlige Inveklivsii dreben siidi um diesen Punkt: CvAo "heHa (iänerto}, Hip lis skie nkingaäos, BreOame a eti^ Alto äet caibrdn eto. etc. »Die «Df TasolMiidiclM lotient waebsamen Polisisten werden sn be- sttadigtn Obnoieogen solcdier EoarenslaoiieB, aolieiiieii tklk aber yon. deir ünansrotibarkeit dieses Lasten ftbersengt m habw und igm»ieren die geweibsniSsrigen Kynldeik oder lassen es bei balb mitleidigen, balb ssrksstaaohan Bemeriningen bewenden. Bin ^uprum, sn ebibsren Javeneß varllbti wfiide indessen so streng wie in Freossen gesfaraft; ein jonger Eont4 in Pnebla wurde trota des Yenadiea, IGldemngsgrflnde (Halbnosdi) geltend ra maeben, ra secbs Jabren ZnebHisiis ▼emrtoilt auf sein Geständnis, den Sohn eines amerikamsohen Handwerkers in ein Paritdickicht gelockt, dort gedrosselt and vergewaltigt zu haben. Den Hangel anderweitiger Gelegenheiten hätte er freilich unter den Mildemngs«  grfiaden nicht anf&lviBn können. Yorkoramnisse dieser Art sind jedoob InsMcst aeUen. „EipreasongSVannob« würden in ganz Spanisch- Amerika ohne weiteres Tereitelt, wenn man beweist, dass der Erpresser freiwillig in die Kreise der mAnnlicben Demimonde eingetreten ist» Eine Ansnshme bildet viel* U08 Aawriln. leicht Paraguay, wo sameneit Francia*) gegen Knabenschänder gerade- zu drakonische GMfttn erliess, die Tielleicht bis heute noch gelten. In den Nachbarländern machten sich die Trinmlrhions über diesen Code de culolte Jahre lang lustig und drohen noch heutzutage schendiaft» einen Sodomiter ttbtr die GreiiM des Bhadftmaiitiachen lenitoriiuiis adbita in lassen. ,XynItiicn-Ltip3nare existieren notorisch in fast jeder südamerika- ni£ch( II dtadt von über 30000 Einwohnern. Die Besitzerin eines solchen Etabl ssemeTit!? in der (Jaüe de ... . zu Caracas (Venezuela) erschien vor zwei Jahren vor Gericht, um sich gegen die Anklage von Verlockung anständiger Knaben zu rechtfertigen, und begniigte sich (in meiner Gegen- wart) mit dem Beweise, dass ihr der Junge des isJägers fireiwiUig zu- gelaufen und mehrmals, das letzte Mal mit Fnsstritten, ans dem Hause gejagt worden war. Sein Zweck würe uur Schmarotzen bei einem ihrer Knaben {de mis muchachos) gewesen, und die Behauptung seiner Ver- wandten beruhe Ulf einem Bacheplan. Des Jungen eigene Aussagen unter EreniTerhör reohtfertagten «be Aimahme dÜMr Art. Die TerUagte war du« madmiMBoHegäre, die ihn eigene Verteidigung unter grlMHdMm Qemhrei durdilUirU und thttildilidi enflaieeii wurde. BtrHoe, si, aeOor^ me lasÜman las orellas, qm aeäbm con eäa 009a eoehmct^ waren die letrten Worte dee Hilftrieliten; aber er sagte niehi em Wort fllMr die indirekt eingertamte Thaitnohe, daas aie JAidcMito im Sitine des Dennnsiantea feOlueli «In Bio de Janeiro ateiien Lnpaaaie unter politeilielwr A^finelit» ohne Bonat baiondflrB beUMägt ta werden, nnd im NolftUe bweiöhncn die Patrone ihre Eyniden ala Bad^nngen oder Laofbusohen. Einige dieser ÜDStitiila aind aneh m anderen Zwecken missbraneht und ala DiebeabSUen vnterdrAeikt worden. Dann aber sind sie mit allen ihren Kjnftden um- gesiedelt und nach Verwarnung in die Beihe tolerierter Maisons de joie wieder eingetreten. Sie halten meistens auch Mädchen, aber sicher nicht ^ bloaa fttr PädiccUores, aondem auch für alle anderen Zweoke^ obwohl ansh gewdmheitwnitaaige !Mikaitoren in Bio de Janeiro exiatäaen soUen.* 80 w«it die IfitteiliDigsii msoBM Qewfthnmaiiiut. Hammond berichtet» wie Kraffi-Ebing mitteilt, einigei Uber die NaehkommeD der Aiteken in Nen-Jfexiko. Sie sftchten so- genaimte Mi^erado»% tod denen jeder Stamm einen an den religiösen GebrSadien Terwendet, b^ denen die Pideraatie eine hervorragende Bolle spielt Der Mujerado wird dvack Masturbation und bestftndiges Herumreiten za paralytischer Impotenz gebracht, wodurch eine Atro- phie der Huden und Penis erreicht wird ; infolgedessen treteu ähnlich Franoia war Dictator von Paraguay nnd blieb ee Ua n seinem IMto 1840. "> JAfieraci» abgeleitet von dem apaniaohen mgeri^ » weibtieh(Kiernan). Amerika. 109 wie bei Eonnchen aaoh sonstige weibliche Erscheinungen ant So zeigt sich Ausfall der Barthaare, die Stimme wird allmählich hoher, der Mujt'rado zeigt auch weibische Neigrmgen und gesellt bich voll- ständig den Weibern zu. Aus Mexiko wird mir über die Verbreitung der Päderastie noch folgendes als charakteristisch geschrieben: In Matamoros, wo vor einigen Jahren auf Andrängen amerikanischer Ansässiger Stier- und Hahnenkfiropfe verbotfn vrnrden, protpsfierte ein mexikanischer Stadtbeamter ;n:egen das interäikt mit den ^V orten; „Vero los digo todos que si no hay pasaiienijw en tutda^ que se chingaran todos hs tnucharhos rh escueJa." (Das aber sag' ich Euch, der Mangel an besserem Zeitvei treib wird dahin föhren, dass allo Schulbuben der Stadt ,yerfuhrt* werden.) Auch in dem nördlichen Teil der Vereinigten Staaten von Noid- amoika wird die Homosexualität Öfter beobaohtet, wenn auch an- sdiemend weniger darftber in die Offeniliobkeit dringt, als anderswo. Ob die Homeeexaalüit dort ediwidiar ferhieitet iat als bei nns, dar lOber an aiehefea Urteil abrageben, ist sehr Bcliwer. Bs sei aber daianf hingewiesen, dass flberbanpt die anaserehelidien sexneUen Be- nebmigen, anefa anf belerosexneller Bads» in vielen Sttdten der . Vereinigten Staaten seltener sn sein sebeinen als bei nnsp nnd es wlre ebenso mOgfiebt dass tnits bestehender Homosexnatittt homo- seznelle Akte Teihtttnismisng weniger vorkommen ab in Europa, sowie in anderen Staaten Amerikas. Dass aber die Homosexualität aoeb dort gar niebt selten ist, darf als sicihw hingestellt werden, und es wird auf ihr Vorkommen in diesem Lande ausdraoklich von. Hl^lliam Lee Howard^) u. a. hingewiesen. Ich will jetzt eine iieihü von Persuulichkeiten aus den letzten Jahrhunderten besprechen, die der konträren Sexualempfindung ver- dächtigt wurden oder Terdächtig sind. Es liegt mir selbstverständlich fem, damit irgendwie einen Makel auf die betreffenden Personen werfen zu wollen. Es dürfte wohl aus der ganzen Abfassung dieser Arbeit hervorgehen, dass, selbst wenn ich bei einigen die konträre Seiual- empfindnnp als bestehend imnehme, ich sie eben nur für ein Symptom halte, das der Betreflende nicht verschuldet. Mit den historischen Notizen über konträre Sexoalempfipdongen xansa man, wie Qley mit ') William Lee Howard: Pedmutjf v». Ptottitution; a fcu hütorio fmeU. Bqtrmdd firom ike Jomnal oftk» Amenem MeiM Agtoeialien. Mojf 15^ 1897. &8. 110 Hemricli III. vuu Fi-aakreich. Beoht betonti sehr Tonichtig adn. Ea ist hier sehr toioht, Behang taugen anfinuitelleD, jedooh oft eehwer, de za beweisen; besenders die Alt, wie einzelne kontr&re Sexoslempfindung oder andere sexuelle Perversionen bei zahlreichen historischen Personen annehmen, ahm ihre Aimahuiü irgendwie zu stützen, muss verwürfen werden. Anderer- seits sehe ich keine Veranlassung, die mir zu Gebote stehenden An- gaben über umische Neigungen historischer Personen fortznlassen ; eine solche Methode wäre ebenfalls einseitig und würde die Anikiarung über das Gebiet verhindern. Leider wird bei den meisten Personen alles unterdrückt, was die sexuelle, ganz besonders aber die perverse sexuelle Sphäre betrifft. Dennoch habe ich in Biographien, Geschichts- werken etc. manches gefunden, was bei einzehien Persönlichkeiten an die weibischen Gewohnheiten des Urnings eiiimertt bei anderen gerade- za die kontrSLre Sexualempfindong beweist Heinrich HI. von Prankreich, der von 1574—1589 regierte,*) wird mit Becht für einen Urning gehalten. In fast jedem Gesohichts- werk findet man Dinge über ihn enählt, die kaum eine andere Dentnng inlassen. Den König umgaben ?iele Qflnsttinge, die mit dem Nimen Ißgnaiu heieidmet wurden, und den weibisoheB Ben nehmen allgemein anffieL ZshlTeiehe BflUo nnd andeie FestHehkoiten . wniden in dem Fslaste des Königs Teianstaltett wohet llbiigens aodi das andere Gesohleeht nicht gefohlt haben soll Hit Torliehe liess sich der König öffentlieh in Weiberkleidem sehen; ui seinen ZliOioli- keiten gegen sdne CHinstlinge soll er selbst öfliBntlioh liemlieh weit gegangen sein. Ancfa sadistisefae*) Neigungen zeigte vielleicht der Brwihnewwflit iat, dus aoeb Karl IX. (1660—1574), d«r y«frg&ii«:er Httinriobs HL, d«r Fiderastie beachiddigt wurde; der Mutter von beiden, Katha- rina TOD Medioi, Bchdebeu, wie erwähnt, dio Fransoseii die Rjnftlhnuig des maamilftaDlicben Geschlechtsv erkell rK m Frankreich zu. ") Verbindung Yon Grausamkeit oud sexuellec Gedanken; über deu Sadismoe wird untea msAhiUch gesproolwn weiden. Krafft-Eblng hat «of die Be- cielniBgen bingewieeea, die iwkohen dem Aullnlai der FlefieUanten (im Mittel- alter und noch später), die aich zur Bosse geisselten, nnd dorn Geschlochtstriph bestehen, der durch Geisaein unter pathologischen Verhältnissen erwockt wird. Gerade unter der Eegieroug Heiniiohs IIL traten in t&n& dte Jblageiiauttia sehr stark auf. (Boileau, Hkloin des FlageOanta^ Offenbar atiad fibrigens der PlagePantiemiii edhon im Alterinn in engen ZSmaniaienhang mit religiösen Verrichtungen. Genaueres hierüber Teri^eiobe in f&e» et Oourtüancs de la Qrice. tiuppUmmt nux Vojfage* d' Anachar$u et (f Anterior. Quatrii me iditiim Tome Premier. Paris 18:ii 8.388—391. Als Vecfaswir dieses Werkes güt C kau» sard. Femer: Der FleeeUantimiii und «tte Jcnitenbeiohle. Histoiifloh-peychologieohe Oeeebichte der Gei«ekiig»>Inititiite n. w. Naoh dem Itaiieniaeben des OioTan&i FruBta. Stuttgart 8. 1—10. Haiarioh IIL nm Fnukreioli. III KOuig, indem er m Bnsetegen mit Welkut seine Wgnons geiseelte. Über die ImmoflexaeaeiL Neigungen des Königs sind mebrae Draok- sdiiiften eneUenoL In emer derselben, die ieh tot mir habe, be- findet sich an Titelbild, wo der König in Eriegsrttstong, aber mit weiblicher Frisur und mit anderen weiblichen Toilettengegenstftnden dargestellt läL Darimter steht der Vers: Je ne suis male, ni FemsUCf Et si je suis him en cervdle Leqttel des deux je dois choisir 3fnis' qu^ Importe ä qui on ressamble; II vatU nueux les aroir msembief On en rsgaU double pUkisir. Anefbhrliehes fiber Heinrich IH beriohtete d*Anbign<. Von ilmi atammen auob die folgenden Yeree*): Henry fut mieux mstruii ä jtujcr les a/ours Des fyutahis de sa com, plus propres uux amours: Avoir ras k nimton, garder le face pasle, he (feste effi-^Huu , VoeiJ d'iin Sardamijxüe, Si hien qu un joiir des Rois, ee douteux animal Sans cervdle, sans fr&nt, partU td en soti ball De cordons emperles sa (^kevdure pleine Sms MH borntti mm bord, o PUaUemie FaiaoU deux wres voutee; son nmiUm pineeü, Sm visage ds rwge et de Uam empast^ 8m IonI emj^mdri, nem moiiislinreiü tidee. Eh 1a place d^un rop d^une jmtam fairdie. Raeee fud heau speekuiel et eomme ü fUhon «otr, Ce prntee aeee tm buae, tm eorps de saHa wnr Coupi ä reepagaeie, cü de» d6ehiqiutures Sortoient des ixissemens et des bkmdtes Haures, Et a^ que rhabit t^entreamvist de rang, U monstroit des moH/dUms gauffrez de saiin bUme, D'autres mand^ enear qui s^estendoieut fendms. Et pms jßugum anm pieds lautres mandtes perdues. Four noumau paremeHt^ ü porta iout ee jour, ') Dcäcripltott de V Ish das HerpiophrodUcs , nouveUement decouverfe etc. Paur aern'r de Supplement au Journal de Henri III., Colngnr 1724. Die erste Ausgab« eracbiea wahrscheinlich 1605- Als Verfaner gilt Arthur Thomas S«igaenr d'Kmbry oder der Kardinal Dii]»^rTO]i.

  • ) Zitiert nacih 6. Harris: La Prostitution, am origin«, »onditdoppement

et sen ergamaatiiHk BremOn idition» Piari», Bnudbu. 8. U8i 112 fidaaitl IL and Jakob I. von £uglajid. Cei habU monsfrueux, pareü a am amaur; Si, gu'au premhr äbard äiascim 99kU m ptme S*ü vojfoU un roy-femme ou hien un kommo-reme! Eduard II. Ton England (reg. 1307—1327) steht gleichfalls in dem Ruf, uniische Natur besessen zu haben. Er liebte die Freuden und Genüsse des Hoflebens, und es ist keine Frage, dass er sehr darauf bedacht war, seine Günstlinge zu erhöhen. Peter von Gaveston, ein Ritter aus der Gaseogne, stand bei ihm sehr hoch in Gunst; er wusste den König „wie mit Zauberbanden an sich zu fesselu". Später nach des Günstlinpfs Tode nahm Kugo Spenser dessen einflussreiohe Stellung ein. Der Könii^ wurde schliesslich al:«gesetzt, und seine hart- herzige Gemahlin, die den König verlassen hatte, wies jede Vereinigung mit ihm zurack.^) Sein Günstling» Hago Spenser, wurde ebenso wie sein 90 jähriger Vater hingerichtet Der Vater wurde zu Bristol gebangt und gevierteilt, der aUm&chtige Sohn endete am Galgen, und in die Katastrophe worden auch andere Verwandte, Gehilfen ond Schützlinge dieser Günstlinge , hiaeingerissen.*) Der König war flbrigens, wie beilänfig bemerkt sei, nach iiDgabe von T. F. Tout durdi grosse Sehwatihaftij^eit gekemudebiiet^ die ihn selbst dasu Teranlasste, Staatsgeheimnisse anamplandem. Jakob L von England (reg. 1603— 1625^ der als KOnig von Sohottlsiid Jakob VI hiess ond der Sohn von Maria Stuart war, wird glelohlUls Ton den Urningen als einer der Duigen reklamiert» nnd xwar, wie mir soheinti mit mehr Beeht als Bdnard n. Ju Jakobs Charakter lag manches, was als abnorm*) beieiohnet werden mnss: Liebe som AbsofaitismQS, verbonden mit Feigheit nnd OharaUerschwäche, Interesse fdr Wissenschaft bei gleich- zeitiger kindischer Pedanterie. Sein Auftreten wird als unwürdig, seine Gestalt als unmännlich gescliildert. Obschon er mit einer dänischen Prinzessin vermählt, war und aus dieser Ehe mehrere Kinder hatte, so war er doch durcli seine ütmstlingsherrschaft be- rüchtigt Besonders Georg Villiers, Herzog von Buckingham, wurde von dem König wegen seiner körperlichen Schönlu it sehr be- günstigt und übte auf die Begienmg des Landes einen bedeutenden Weber: AllgeiMtne Weltgwoldohte. 7. Bud. Idi «aineluie diflieni Werke nur die allgeoi^en Angsben; tber die nrnisahe Itetnr des XSnigi findet eich darin nichts. Hans Frntz: Staateng^ohlohte des Abendlandes im Mittelalter. Von Xad ta OroHan Ids aaf XazimOiM. S. Bend, fierlia 1887. 8. >!& >) Die UtDinge leigea« abgvedMB von ihicm pemnett OMohbohlstriebet oft andere psyohiiohe Ateränititeo* Rnddlf IL tom Bthähurg, 113 KnfloM au. JOank um» ZSrttiobkeit für onwaidige LieUtnge') er- fegte der Kfloig \>9i dem Volke aUgemetne Unsiifriedenheit Sdion Toiker batle er als Jakok VL in Sebottlaad regierk imd andi hier bereite geifligt, dan er WoUgelUlen an jungen Miaaeni von eekdner Geetalk fimd. Er log deewegeB eoloke Leute stete in seine Nfibe und rannte ihnen grossen Eiafluss auf die Begierong ein. Ariau und Lennox Obien hier einen grossen Einfluss auf den König aus.*) Eine auffidlende Brseheinnng ist Budolf H. von Habsboig, der 1576^1612 in Deatsddand regierte. Er neigte sn einem gleiöh- gUtigen Stompfsiniif war ohne Thatkraft und Festigkeit; zahlreiche grillenhafte Liebhabereien beschäftigten ihn ; so sammelte er iu seinem Museum im Hradsühiü allü möglichen Kuriositäten der Natui und Emist, Bacher, Edelsteine, Antiquitäten. Der Kaiser hielt sich yiel in seinen Gärten und Marstallen anf, hatte aber von der Höhe seines Amtes eine krankhaft gesteigerte Meinung. Rudolfs Günstlinge leiteten in Wirklichkeit die Herrschaft; scmt) Kammerdiener, von sitt- licher YerworfcDheit, waren die aoge^ehensten Leute, ohne sie war nichts zu erledigen; Fürsten und Staatsmänner mussten mit diesen schmutzigen Kreaturen verkehren. In späteren Jahren kamen sinn- liche Ausschweifungen hinzu. So magefähr ist der Charakter des Kaisers in Webers allgemeiner Weltgesebiehte geschildert. Wenn ich hiermit nun Teigieiohet dass er, wie Ireland*) berichtet, ein groBBer Weiberfeind gewesen ist, so liegt die yermntong nahe, dass irgend eine sexuelle Basis sein Verhältnis zn seinen Günstlingen berrefgerufbn liabe. Allerdings wird Ton anderer Seite bebauptet«  dass der unTeiehelieht gebliebene Kaiser viele unebeüelie Snder binterlassen bsbe. Yebse*) erwähnt sechs uneheliehe Kinder des Kaisers, der sogar imstande war, einen seiner SOhne, Don Cesare d* Austria, w^ er ein Edelfrftnlein ans dem Wege gerftnnii hatte, liinrichtett su lassen. Der Kaissr liess srinem Sohne in einem wannen Bade die Adern Mben. liOjrens*) meint allerdings, das physisohe ^) Karl Friedrich Bockers Weltgühchichte. Herausgegeben von Ad. Schmidt. Mit der FortBeUrmg vou Eduard Arud. 8. AuÄ. Leipzig 1869, 11. Bd.

  • ) Weber: Allgemeine Weltgeschichte. 6. Bd.
  • ) IL W. Ireland: flenaohemuwht und QeiifectkmnklMtt fitattgart 1887.

S. lU.

  • ) Eduard Vehse: Geschichte der deutschen Hute seit der Keforaiatiou.

9. Baad. HaBliiif 1851. & TS.

  • ) Ottokar Lorenz: Lehrbuch der gesamten wissenschaftlichen Genealogie.

Stammbaum tind Ahnentafel in ihrer geschichtlichen, soiiffilflgiiwhflin Uld natlliy wiasenschaftlichen Bf «Deutung. Berlin 1888. S. 461. Jf oU, Kootr. ä«zu«lempiladang. Q 114 ' FtadwU. Leben Bndolfs VL sei dmoluiiis nonnal geweaen. Er habe aeine lelüidohen onelielielieB Kinder geliebt und lel vielleieht der Stammvater einer NachkommenadiBft^ die beute in den aUerrer- aobiedenaten Lebenakr^aen wiiH leh konnte niobta darttber finden, mit welcben mblioben^) Peraonen der Kaiaer intime Beitebnnsen gehabt bat, wlbiend ich fiber aeine CHinatlinge genaue Angaben fand. Treland vergleicht den später noch zu besprechenden Lud«  wig II. von Bayern mit Rudolf II. und zwar aus vcrscbicdenen Gründen, zu denen die Abneigung beider gegen däi> weibliche Ge- schlecht gehört. Besprechen wir jetzt einige Päpste. Eine merkwürdige Kr- scheinnng ist Paulus II. (reg. 1461— 1471V Zu seinen hervor- stechendsten und am meisten bekannten Charaktereigenschaften ge- hörte eine isrenzmlose Eitelkeit; als Kardinal meinte er, tlass er sich als Papst wegen seiner Schönheit den Nanu n luvmosHs geben wurde; sein Ornat strotzte von Gold, die Tiara von Brillanten. Er soll ferner an einer gewissen Sammelwut gelitten haben, die sich besonders auf Edelsteine erstreckte, und dieses Sammeln soll ohne jeden Zweck geaehehen sein. Offentliob zeigte er sieh nie ohne Schminke. Wegen seiner leiehten Neigung zum Weinen wurde er Notre Barne de la IPH^ genannt Ich erwähne ibn bier, wefl er in vielen Dingen jeden- fsSÜA an die Effeminatien eiinnert» die eft* wie in einem Falle Weat- phal8| ebne Tiieb zum Manne aiob adgt Nor an einer Stelle*) finde ich Aber dieaen Pa]>8t angegeben, daaa er homoaemell geweaen aei Da wird beliebtet» einige Poeten bitten aioh angeatnogt» die Entbaltaamkeit nnd die apoatoliaeb-katboliaoben Togenden des Fkpatea beraiuaastraicben, um die Fehler, welober man ibn gewiibniieh be- aoboldigte, zu beminteln. Der Papat aei aber dafür in daa Laater der Sodomie yeifaHen. Seine Neigung su ainnlielien Genfiaaen im allgemeinen wird u. a. von Qregoroviua^ betont, der gleiebiaitig gewisse Vorzüge dieses Papstea hervorbebt Übrigena aoH doEBäbe ein Töchterchen gezeugt haben, wie Weber*) berichtet Der sexuelle Verkehr mit Weibern kauu selir wohl beim Urning seitwoiso vorkommen und hewtiat aii^ gegen tdaea miimiirilnnliohen Trieb. Manoher sucht atteh oskentetiv wdbUdim (niaht leacaellen) Verkehr lo^ uai die Umgebiiiig Aber seine wahre Natur im in Idtea. ^) Prudhome: Vergehungen der Päbste vom heiligai Petor «d bis auf Pins den VI. Hit nenn Kupfern. 1793. S. 527. •) Ferdinand Oregoroviaa: Geiebichte der Stadt Rom im Hittelalter vem V. bie wm. XVL Jahrbndert. 4 Auflage. 7. Band. Stattgart 1S04. 8. 911.

  • ) Das Pabsthnm und die FtiüKai ein NaddaiB von Karl Jaliua Weber.

Stuttgart 1834. 2. Teil Sixios ly, Julias IL 115 Ganz sicher aber scheint es, dass sein Nachfolger Sixtus IV. (reg. 1471 — 1484) der Männerliebe gehuldigt hat; der eben ge- nannte Weber meinte dass dieser Papst seine Ganymede zn Kardi- nälen erhoben habe. Emige Kardinäle sollen an ihn die Bitte ge- richtet haben, in der heissen Jahreszeit Sodoniiterei treiben zu dOrfen, worauf der Papst die Erlaubnis hieiza erteilt haben solL Bei Sixtus lY. zitiert Webei den Yers: Sorna quod moerso ddeäa/rdur aimoire Nümm ab mverao nomme feeU Amor. limna ht isst umgekehrt Amor. Interessant ist des Sixtus Neigung zur Grüusiimkeit und zum Ansehen blntiger Schauspiele; er liess 2. B. Duelle am liebsten vor seinem Fenster ausfechteu. Der Dichter Mantuan iSsst den Teufel in der Hölle zu dem Papst Sixtus TV. sagen, dass ihn weder seine Papstmütze noch sein kahles Haupt hindern würden, ihm den verdienten Lohn für die viehischen Lüste, worin er sich Tag und Nacht herumgewälzt hatte, zu bezahlen.') Sixtns IV. galt für den Vater eines angeblichen Neffen, Pietro Biarlo, der von ihm .som Kardinal ernannt wurde. Pietro war ein aosschweifender Mann, der Tom Papst sehr bereichert wurde. £r lebte imiter scorta aique omMm adokscerUes (Buhlknaben), wie OregoroTins*) erzShH Sin uneiliört echwelgeriadhet Leben hat dieser Pietro gefUirt; er hatte Gelder ausgegeben. Feste gefeiert wie hsin anderer, und starb, 28 Jahre alt, 1474. Nach Gorio^ sdhrieb man die Satife anf sein Grab: Onuic smlus fugiat iatia modo procul ab urbe. Et virtus, prohitas, imjmriterque pudor. Für, scortum^ leno, Moenhus, pedica, CijneduSf Et scurra, et Fhidicen cedat ab Italia. Namque iäe Ausonii pesks scdercUa Senalw Bsirus ad mfemas est modo raphts aqwis. Es ist also auch dem angeblichen Neffen von Sixtus IV. sexueller Verkehr mit Mftnnem nachgesagt worden. leh nenne feiner den PSpst Julius II. (reg. 1503—1513). Die Ton seinen Zeitgenossen gegen ihn erhobene Besohnldignng, dass er ') GynSoIogio oder npschleclitäleben In feinem ginuen ümfimge. 4 Auf- . läge. 2. Band Phittgart 1843. S. 139.

  • ) Ferdinand Grogorovius: Geschichte der Stadt Rom im Mittelalter

m V. Ue som XVf. Jahihniidert 4 Auflag«. 7. Bud. Stattgnt 1894 8. SB«. •) EbeS^ a 841, Awm«An»g 1. «• 116 Miohdattgalo. lumatorlioliflii Lastern firölme, Ist naoh L. Geiger') fielleiohi im«  geieoht» irann «ueh nach difleem Fondier der Gfaanktor und das soastige Anünteii des Fttpstos niolit aeltr viel EifreilUohes bieten. Die tTnungsnatiir toe Julias II. wflids jedenfdls eine sehr interessante Grsdhelnong sön, da dieser Papst dnrah seine kfiegerisehe Begienmg, sowie dnreh die Unterstateong der Kunst bekannt ist Julius IL, ein Neifo Ton Sixtus IV., soll frfiher su den Kardinllen gehört haben, die diesen Papst um die Erlaubnis baten, in der heiasen Jafareaislt Päderastie treiben zu dürfen. Ausser diüstiü Päpsten ist noch verschiedenen anderen gleichfalls homosexueller Verkehr nachgesagt worden, z. B. Julius III. (reg. 1549 1555), dereinen 16 jährigen Menschen, Innocenz, einen seiner Liebimgsknaben, zum Kardinal gemacht haben soll; ferner Sixtus Y.*) (reg. 1585—1590). DerZeitpen o8se des Papst-es Juliu8n.,MichelangeloBuonarotti, der grosse Bildhauer, den Julius II. nach Rom berief, ist ^gleichfalls dem Verdacht der sexuellen Perversion ausgesetzt und zwar mit Kecht. Sicher ist es, dass sich in dem Leben des grossen KOnstlers nirgends eine Liebe zu einem Weibe entdecken l&sst Allerdings wird oft Vi t tor ia G o 1 o n n a genannt, wenn eine Frau, su der er Beziehungen hatte, gesucht wird. Als er sie kennen lernte, waren beide schon alt zu nennen; sie blieb fflr ihn stets die Forstin. In des Kftnstlers Oediohten finden sieh ftbiigens SteUen, die man dureh seine liebe su Frauen su deuten suehte. Deoh ebensowenig ide ans Liebes- gediehten an Ittnnec ohne weiteces auf Männerliebe des Diehters ge* sehlossen werden dax^ aumal wenn in ihnen nieht ein bestimmter Mann gemeint ist, ebensowenig dsif man ans Gediehten, die an Frauen gerichtet und, auf Liebe des Diohten sum Weibe sehUessSn, wenn sich Itein bestimmtes Wob linden Usst, das er besangen hat Andererseito findet sich in dem innjgen YerhiltniB, das den grossen Bildhauer mit sahireichen Männern Terbandi manches, was auf ge- schlechtliche Liebe su ihnen schliessen Ussi Sein Verhältnis zu Tommaso de' GaTalieri mnss aafirallen; letsterer war, wie Grimm*)

  • ) Ludwig Geiger: BenaiaMuioe und HtmuuunniiB in ttaliea und Deateeh^

laad. Berlin im. S. 277.

  • ) Einige litteraturangabeQ hierüber bringt Oskar Panizza: Der teatsche

Michel und der Bömiscbe Papst. Altes and Neaes aas dem Kampfe des Teutsoh- twm gegen rSsdadi-wÜMdie Überlistug sai BtHmuaa&mg in 906 Sj&aea und ZiteUu. MiteinettBegleitwoil^lIiehaelOeorgOonrad. Leipiiff ISM. 8.M0.

  • ) Hermann Orimm: Leben Miehehaifaloe. 2, Bend. 7. Anflsge. Berlin

18M. 8. 848 f. Mklialiagalft. 117 enlblt^ ein jnnger, dnreii edle Qelnirt und gioMe Sehönhät aiu- gezeiolineter Kflniüer, der toh Hichelsngelo alles erbitten konnte, «ae er wollte. Das Veililltiüe dei liereits alten Xiebelangelo in dem jungen OaTalieri*) miu8 ein inniges gewesen sein, das mit dem Begriff der Frenndsebaft sich nieht deckt, wie auch aus folgenden Versen, die jener an diesen richtete» hervorgeht: Ich sehe sanftos Liebt mit deinen Blicken, Mit meinen tii^men Augen bin icli blind, Mit dir im gleichen Schritte wand eint], sind Leicht mir die Lasten, die mich sonst erdrücken«  Von doinen Schwingen mit emporgetragen Flieg' ich mit dir hinauf zum Himmel ewig, Wie du es willst : kühn oder zitternd leh' ich, Kali in der Sonne, warm in Wintertagen. In deinem Willen ruht allein der meine, Dein Herz, wo die Gedanken mir entstehn, Dein Qeist, in dem der Worte Qaeü sich findet: So kmumt's, dass ich dem Monde gleich erscheine, Den wir soweit am Himmel nur ersehn Als ihn der Sonne Fenersirahl entsündet^) Spiaelie einer ausoUiesslieli ainnUelien laetie ist in diesem an CaYalierl geriohteten Sonett nieht sa finden; aber blosse Freimdsebaft sebeint mir aneh nidlit dsrin m liegen. Sa ist ein Oeist in ibm, der an dss Sokrates Spiaobe im Gsstmabl des Plate er- innert Grimm ftbrt aneh des Sokrates YerbUtais sn Alcibiades im Ansehloss an das des Miebelangelo in OaTalieri an* Anton Springer^ mänt, dass Miebelangelo von einem Freondscbaftsparoxysmos ergriffen worden sei« dem spiter aneh Winkelmann*) verfiel Ein Brief von Cavalieri an Michel- angelo kann die Annahme einer blossen Freundschaft nicht stOtzeii ; im Gegenteil, er zeigt die Sprache eines „verwöhnten Liebiings". Jedenfalls wäre es eine auffallende Erscheinung, wenn ein so grosser Künstler wie Michelangelo von Sinnlichkeit nichts empfanden hätte. Sicher ist, dass Eraoenliebe ihn nicht begleitete. 0 Oenaueie Ifitteiliingea ttbet im KflasQen yaMtniB in Cftv»lieri giebt Vaaari

  • ) Nach örimm.
  • ) Anton Springer: Haäkil und Mickeiun^ulu. 2. Baud. J. Aul läge.

Leipsig 1896. 8. 801.

  • ) Über Winkelnaan wird nnten noch gesprochen werdeOf 4a aneh er

meacheo daiUetetf ww ikn verdielUig macht, vniaehe Matar beieiMB tn luiben. 118 MifliMilMigdo. Lombroso,*) der auf Grund mehrerer Michelangelo be- treffenden Werke*) in dem Sohluss kommt, dass der Künstler ia sexueller Beziebang abnoxm war, hebt hervor, dass gerade seine Meieterstäcke, Moses, Loreu, Wilhelm von Medici, männlich eeien» dasB Miiie BaccfaintiB ein maimlhiilieheB Weib darstelle mit miaa- liehen Mnekelii, mit imliDniiliehem (afomaio) Busen. In neaerer Zelt ist ttber Hiehelangelo dne ansfohrllohe Arbeit von Sehefflei*) ersohifliien; sie berfleksiditigt das Liebesleben des EOnsüSES und kommt anf den Eios sn spreeheo« Soheffler ist der Ansieht Michelangelo der Jftngere, ein Grossneffe von Hiehelangelo, habe abdehtltch FUsdhmigen vorgenommen, nm Gedichte des Künstlers, die an Minner gerichtet waren, als an fraoen geiiehtet ersoheittea iD lassen, nnd glaubt, dass alles Erotisehe In den Gedidtten Michel- angelos männliche Personen betreffe. Wilhelm Lang*) widerspricht dieser Annahme. Schefflcr meint, der innige Verkehr Michel- angelos mit junpcii Männern sei schon bei seinen Lebzeiten zum Gegenstand übler ^'ac^l^ede gemacht worden, und die Fftlsclmug des Orossneffen sei geschehen, um die Quelle solcher Nachrede zu ver- stopfen. Ob thatsSchlich alle Liebesgedichte Michelangelos au Männer gerichtet waren, vermag ich nicht zn beurteilen; jedenfalls glaube ich, dass, wenn mi\n den Eros der alten Griüchen, des Sokrates und Michelan^i^elüs vom Standpunkte der .Homosexualität betrachtet, Michelangelos Liebesgedichte sehr wohl erklärbar smd; nur kann ich es nicht für richtig halten, wenn man hier das Wort „Eros" als etwas Ton der gewöhnlichen Liebe absolut verschiedenes betrachtet Man mOge es nur ganz unverblümt ansgprechen, dass manche«  Michelangelo betreffende B&tsel,*) insbesondere seine Gedichte, am ehesten erfclftrbar sumI, wenn man die umisohe Natu des Künstlers annimmt* ') Arfh. dl Faichialr. XI. 3—4, 1890 und Cesare Lombroso: Ent- artung und Genie. Nene Stndien. Oesammell and dentsoh heraoagegebon von Hans Karella. Leipzig 18U4. S. 24. •) Mitkdmgelo BmmanUis S^ialolano ptONieato Ai G. Mitan99i 2888 nd Mithdangdo Buotuirotii di F. Parlagreeo. Napoli 18S8. ") Lnriwig Ton Sohoffler: Michelaofdo. Eiiio BeDaimnmstiidie. Altenborg 1892.

  • ) Wilhelm Lang: Bio Gedichte Micholaogelos. Preussische Jabibttcher.

m Bud. 4 Haft. Oktober 1806. ') Ein nmiBcher, mir darchana glaubwürdig sdieinender Eünitlar USli mir mit, dasfl dio KünstvrrrVo Mirhplangelos dessen nrnischo Natur oft zeigton, wenn es auch nur dem Urning' k!;ir nni fllr den andern nnbegreifUch sfi Bei dieser Gelegonheit sei an die Tiiat^iache enunert, dai» Michelangelos berühmtes Bani. 119 Einer der bedeutendsten Halienischen Maler, Giovanni An- tonio Bazzi (1479 — 1564), ein ZeilgeiiüÄse von Papst Leo X., war durch si-in ausbcliwcifcndes Leben allgemein bekannt. Er zog sich durch seine Lebensweise den Beinamen il Sodoim zu, und er wird unter diesem Namen in vielen Büchern heute noch atifg* führt. Leo X., der es nicht so genau nahm und selbst der Päderastie verdächtigt*) wird, erhob den durch seine Lebensweise l)erüchtigten Maler in den Kitterstand. Fiorillo^) meint, dass sich die leichte Gemütsart und eine gewisse Fröhlichkeit, die bei ihm bis zur Zügellosigkeit ausartete, in seinen Gemälden zeige. Der Maler ist ausserhalb Italiens nicht so sehr bekannt, da seine Gemälde meistens in Fresken bestehen; or wird Aber in Italien ausserordentlich geschfttct, ja sogar zu den herromgendsten Konstlem gerechnet und Leonardo da Vinci an die Seite gestellt Ein anderer Biograph, R. Vischer,^) meint in Besag anf ihn, die grOssten Fehler seiner Malerei seien auf „einen Usngel an Mtenlichkeit** xnrOdkniilllhien, seine SinnesweiBe ad an „weieblioli^ Jansen*) glanbt jedoeh, nnnatfirliohe Laster seien bei dem Maler nielit TOigekommen. Er habe sieh laehend den SehimpAumen Soddoma gefldkii lassen nnd habe ihn viellelofat aneh selbst angenemmenf nm durob ifioksiehtslese ?reobheit der Dammp heit eder Bosheit die Stirn su bieten. Yasari habe bei Bazai Werk Das Weltgericht wegen der Isaaküioit fast sämtlicher f igureu die achtersten Angriffi, *. B. dnrdi Biagio d» Cetena, Pietro Aretino, sptter durch Papst Paul IV. und viele andere erlebte. Thatsache ist ja, dass letzterer viele Stellen übermalen Umhs. KnarVfnss (Michelanr-nln. flrittp Auflage, Bielefeld nnd lj(^\j>7Äf^ der (S m 1.) diese That«achen auch l r ricliti t. scliliesst übrigens (S. 101) mit den Worten von Scipioue Ammirato: „iSuuuzig Jalire iiat B uona- rotti gdebt tnidi in so Itoi^er Auadfliurang der SSett und der Oelegonlieit m sündigen hat sich nie die Möglichkeit gefuiden, ihn ndt Baebt eines Sleekms oder irgend wc'cber Hässlichkeit der Sitton zn zcih-n." ') Wilhelm Iloscoe (Leben und Hep^fraiif,' des Papstes Leo X nns dem iüiglischen von Andreas Friedrich Gottlob Glaser, mit Aumerkongen ▼OB Heim iob Philipp Eonrad Heoko. 8. Band. Leipzig 1606. 8. 48S) weist diesen Vonnuf sniÖek und hebt im GFegenteil die ausserordentliche Eeoieh- hoit dieses Papstes hervor. T^la Eea : hiildicrtinp:rii der Päderastie rühren nach Küscoe von Paulus Jovius her, der, wenn er von dem vertrauten IJmgaDgo des Papstes mit einigen seiner beliebtesten Hof bedienten rede, geneigter erecheint^ dieee Art von Sttnden an einem Fftrsten Ar Kleinigkeiten za halten und sn ent- Mdniddigm^ als m QBtenndmt ob sie anoh bewiesen sind. •) Fiorillo: Oeschichto der Maleroi. I Bd. GöttinRen 1798. •) In Robert Dehme: Kunst und Künstler des Mittelalters und der Neu- soit. 2. AbtoUong. 1. Bd. Leipzig 1878. S. 37 des Artikels von Vi sc her.

  • ) Albert Jansen: Leben nnd Werke des Matats Otonmiantonio Bani

von YenoeUi, gennat ü ßodioma, Sfenttgavt 1870k & 98. Jansen si^ireibt Sodioma, nioht Sodoma, 120 Maroth Shakespeare. Veranlassung zu dem Ruf unnatürlicher Sünden gegeben, ohne dass er jedoch einen Beweis beigebracht hätte. Jansen redet auch von dem erhabenen Charakter Michelangelos, an den sich nieder- trächtige Nachrede gewagt hatte- Da jedoch die Behauptung, er habe homosexuell gefühlt, heute an sich noch keine liöse Nachrede darstellt, weil ja der Homosexuelle an seinem Emplindeii oft genug" ebenso unschuldig ist, wie der Heterosexuelle an dem seinen^ so würde wohl in der Annahme der Homosexualität Bazzis keinerlei SduDflhiu^ des Kflnstlers gefunden werden kOnnen. Mnret, der bekannte Humanist, lebte von lö2d bis 1585. Die Angaben Aber seine perrenen Neigungen entnehme ich Foisset,') der übrigens Ton dem homosexuellen Triebe des hervorragenden Qe- lehrten niebt überzeugt la sän scheint. Immerlim sind doeb die Angahfln, die über ICnret gemacht worden, 90, dass an seiner Homo- afinalittt wohl kein Zweifel bestehen kum. Huret Idirte 1552 zu Paris Fbilosophie und Zivibecht, wobei er einen imgeheinen Zulauf Ton Sehülmi hatte. Inmitten sehier Erfolge woide ihm der Vorwurf gemacht» er hahe widernatürliche Ndgongen; inlblgedesaen kam er in das Qeftngms «Ik Öhäidä. Hier ftsste er in seiner Yenweiflimg den Bntschlnssb finiwillig Hungen in sterben; doch gahen seine Sieunde dem Gelehrten die Freiheit wieder. Er ging naeh Toulouse und hielt hier Toilesangen Über Römisches Recht Ton neuem wird eine Anklage gegen ihn wegen widematOrlicher Unzucht erhoben. Ein junger Mann, Luc-Menge Fremiot, wurde als sein Mitschuldiger angeklagt; beide sollten wegen Sodomie verbrannt werden, laut dem darauf bezüglichen Edikt von 1554; es glückte aber Muret, nach Italien zu entfliehen. Den tlber ihn in Frankreich verbreiteten Ge- rüchten wurde auch in Italien vielfacli Glauben geschenkt, so in Venedig und J\iiiua. Dennoch j^elang es ihm infolge seiner grossen wissenschaftlichen Leistungen, die Bekanntschaft der hervorragendsten Häncer Italiens zu machen. Shakespeare (1564 — 1616) ist ebenfalls der Beschuldigung, dass er der Mannerliebe huldigte, nicht entgangen. Als Hanptbeweis gelten seine Sonette, die teilweise allerdings, obwohl an einen Mann (wahrscheinlich den Grafen Southampton) gerichtet, die Spiache der Liebe zeigen. Friedrich Bodensted t*) bddtanpft die Auffassung, als ob hier wiiklich von Minnerliebe gesprochen weiden dflrfe, ') In der ßtogra^iü utmergdle*

  • ) Williall 8hak«ip«are» floaette in deatiolMi' NaolibilteBff von

Friedrieh Bodenstedt BerUn 1868. 121 die D. Barnitorff im „SoUnsael so Shakeipeares Sonetten** mit Bemgr auf den Dichter beepiioht Am meiiten worde das Ä wmm's facej unfk mhmtsimn hmudpakM beginnende Sonett, das Boden- stedt in folgender Weise flbeisetzt, dem Dichter TorgeworÜm: Du hast ein Praungesicht, das die Natur Dir selbst pemalt. Horr-TTcrrin rnriner Liebe! Ein miläes Frauenhera, doch ohne Spur Von weibisch-laun'schem Wechsel seiner Triebe. Ein heil rey Aug* uml minder falsch im Rollen, Den Gegenstand vergoldend drauf es scheint. Und Mann und Frau mnss Dir Bev^nindrung zollen, Der Beider Macht und Zauber in sich eint Zmii Wtiib warst Du zuerst bestimmt, doch mochte Daun die Natur, selbst ganz verliebt in Dich, Den ZubkU, der mein Hofien um Didi brachte, Dir Oaben leihend, nniiliMi gaas Ar midi. Da sie Dich lelunflekte Ar dar Fnman läebe: Weih' mir Dein Hers und ihnen Deine Triebe. Einen ausführlichen Aufsatz über Shakespeares Sonette ver- öffentlichte Hermann Isaac.') Er bespricht die Frage, wer der Freund in den Sonetten gewesen sei, Ironunt aber hierbei zu einem andern Besoltate als andere Foisoher, indem er annimmt» dass Robert Essex gemeint sei Isaae TSigleicht Shalrespeares Sonette mit den Gediohten Platens, memt aber, dass das, was uns bei Platen befremden mdsse, bei Shakespeare weniger anffiüle, da man mit der StiOmmig m Shakespeares Zeit sn reehnen habe. Isaae giebt dennooh so, dass hi den Freaadsehaftssenettan des engHaehen Diehtecs ein Best bleibe, der (Or die au»deme Ansohanimg sebwer Tostlndlieb sei: jener ünthnsiasmas nimlieb, jene ZliCI&dikdt, der wir sonst nur in der üebeslyrik begegnen* Indeisen g^nbt Isaae, dass es neb doeb nni nm die ^Hrkong der damals aen enraehten platonlselNn Pliilesopbie gehandelt habe; dadnroh sei dn Freondschaftsknltns entstanden, den wir hente als sinnliche Verirrnng anfzofassen geneigt seien. „Und doch,'^ fährt Isaae fort, „sind die nüchternsten Naturen jener Zeit, sofern sie nur zu den Gebildeten zählen, von diesen Ideen ganz beherrscbt: der verständige Montaigne, der kaltherzige Denker Bacon, schreiben begeisterte Essays über die Freundschaft, und Macchiavelli feiert ■> Iiaae: fiheteapMnsSslbrtbdnnataisM. Freosmache JabrUMher, 64. Bd., Btilbi 1881» 8. a. 4L Halt 122 die Schönheit eines Jünglings in mühsamen Yersen." Ale besonders wiohtig erscheint Isaao noch, dass das Woit Love in jener Zeit anf die vtriicliiedüiisteii VerliäUnissc angewendet wurde und auch rreuiui- schaft, selbst Freund bedeutete. Ich möchte gerade der Auffaüüung Isaacs entgegenhalten, dass die Frenndschaft in Plates Sinne durch- aus nicht von den Empfindungen der geschlechtlichen Liebe getrennt werden kann. Auch wenn damals dieser platonische Freundschaflskultus eine solche Aus dehnung angenommen hatte, wie es mehrfach behauptet wird, so würde dies noch kein Beweis dafür sein, dass keine sexuellen Empfindungen vorlagen. Ebensowenig kann der Einwand, Shake- speare habe nur vorübergehend homosexuell empfanden, irgend etwas gegen die Yerwertuog der Sonette in homosexuellem Sinne beweisen. Wenn daher in neuerer Zdt Ziino*) erw&hnt, dass man aus einer ein&chen Episode keinen endgiltigen Sohluss auf die Perversion der sexuellen Instinkte eines Mannes machen kann, so hat dieser Anssprueli keine grosse Bedentnng, veQ die Homosenialitltt als Epi- sode sehr wohl Torkommt, wie wir im Yerlaof der Arbeit nooh mdir^ fiush erkennen werden. Hingegen wiie es selbstverstandfieh durehans ▼erkefart, ans den Sonetten anf eine daaemde Homoaexualitftt Shake- speares anoh nnr den mmdesten SeUnss m maehen. Bodenstedt führt die Sprache der Sonette ebenfeUs darauf inrflek, dass sor Zeit Shakespeares ein Koltos der Fremidsehaft nnter Hinneni getrieben wmde^ der die Fcenndsohalt mit den sirt- liehsten Ausdrücken der Liebe sehuflekte, nnd dass diese Eis^einang dnrdi den Einfluss der griechischen nnd romischen Dichter henror* gerufen wurde, der damals gerade in England ein sehr mächtiger war. Ich vermag die Frage Shakespeare betreffend nicht be- friedigend zu beantworten und will nur noch erwähnen, dass Heine') in Bezog auf Shakespeares Sonette sich sehr kurz fasst und da- rüber hinweggeht wegen des tiefen mensohliohen ElendS) das sich darin offenbare. Von Johann Joachim Winkelmann (1717—1708), dem grossen Kunstforscher, wird «fleichfalls angenommen, dass er Urning gewesen sei Als Beweis hierfür gelten u. a. Briefe von ihm, in denen eine leidensohaftUche Ghoit m Tage tritt Selbst der wohlwollende '1 G. ZiinO: JV* W. Shakrsprare ttn psieopatn srsswilr? Da itnn SfwUn

m^lif o-psu oiogiro e giuridico,
  • kakc- gpeare e la ücienui MotUnui; Cap. I. § 13. Arehipio delie psicopatie sesiuali, Som^NopcH, 15 N«miAn 1896» ^ Hoinritth Hein«« aimtliobe Weike. 8. fiaad. Bambug ISTO- B. 177. 123 Biognph Jnsti ?eik«iiiit die SinnliciUrait in Briefen Winkel- maiint niolii Idh sirafle mobl» dass, wenn Briefe deiaelben InliaUB m Winkelm an n an eine weiUidie Pensen gerichtet weisen «ftien, man allgemein angenommen hitte, dn liebesyerhftltnis habe hier be- standen. Berfloksichtigen wir nun, dass es eine mannmftnnliche Liebe giebt, so scheint duch die einfachste Erklärung die zu sein, dass Wiükelmanns Briefe der AusÜuss von Liebesempfindungen sind, znmal da in seinem ganzen Leben sich nichts findet, was dieser An- nahme widersprechen würde. Denn die ganz vorübergehenden Be- ziehungen zu weiblichen Personen können als eine Widerlegung in keiner Weise gelten. Winkelmann hatte ganz episodisch, wie es scheint, auch ein gewisses Interesse für weibliehe Personen. So schreibt er ^) am 15. Mai 1764 in einem Briefe, dass er mit der schönen Frau Hengs auf einige Zeit aufs Land gehen wollte. Er schreibt') auch selbst an Berendis am 26. Jnli 1765, dass er damals (1764) znm ersten Mal in daa weibliche Geschlecht verliebt wurde. ^"Wie hfttte ich einer so hohen Schönheit, vne meine Freundin ist» widerstehen kdnnen?" Indessen kann auf Grund des sonatigen Lebens Winkelmanna nnd nnseror XiemitBis der HomeseKnalitlt in einer solehen Bpisode niebt der mindeste Btowand gegen die Homesexnalitat geaehen werden. Koch weniger wird man diee nalAdieh finden, wenn er Berendia anfforderti') ihm etwas Nenee, soUtem es aneh llAdehen- hiatorien sein, an sofareiben, oder wenn er alle Ittdohen in Botsen hflbsoh, Ja sdbidn findet*) Die nelen mmatigen leidenaehaftliohen Briefe Winkelmanns an Mftnner lassen, abgesehen vim aänem ganzen Lebenswandel, keinen Zwdfel an seiner homoieineUen Lieber nnd Goethe^ selM meinte dass Winkelmann sich in Briefen Öfter ohne Bedenken so darstellte, wie er föhlte.
    • ) Winkelmann und sein Jahrhundert in Briefen und Aufsätzen. Heraua-
    getgeben von (ioothe. Tübingen 1806. S. 146. Man tadet den Namen in iim«nir Zelt mdstens Winokelnann geichrieben. Goethe lebriAb Jedodi Winkelmann, null diatelb« Sofareibwciie finde idi anch in SuMn de VaH de rantiquitf par Winkelmann, Traduite de VÄlhmand par M. Huher, Ltipxig 1781. Ebenso finde icb einen Frennd Winkelmaans bei Qoethe Lambrecht geschrieben, während er in den modernen Schriften Lamprecht geniant wiid. ^ Ebenda a 151. •) Ebenda & 104.
    • ) Ebenda S. 86.
    • )£bende&m
    124 WialMloHum. In emem Briefe aus Ndfheniti vom 18. Aptfl 1758 solueibt er*) an Berendia (?): ,»In Bahlen hdfo ioli DIdi, ja Dnne FÜsae an kflaaen und mieh an meinea Herrn Ffiesen an werfen". Naeh Lambrochta Abieiaa Uagt Winkelmann in einflin Briefe an Berendia') Aber die hektiaelien Sdiweisse, die aioli bei ibm ein- atellten, vidldeht dnieh die ünrolie, die ibm Lambreehta Abadiied verursachte. Der Herausgeber einiger Briefe^ Job. Friedr. Yogt,^) sagt in der Vorrede: „Die Briefe enthalten Abbildungen der Denkungs- art und der Empfindungen, (]ie notwendi^^ erst müssen bekannt gemacht werden, ehe an eine Tollstandige Biographie zu denken ist" . . . . Sie sind an den Landrat Friedrich Reinhold von Berg in Livland geschrieben. Die Freundschaft Win Jeimanns für den Landrat ?on Berg entstand bei dem ersten Anblick desselben. Winkelmann richtete an Berg die Worte: „Ich fand liei Thnea in einem schönen Körper eine zur Tugend geschafienr Seele, es ^va^ mir der Abschied von Ihnen einer der schmerzlichsteu meines Lebens. Wer die Briefe liest, wird die oben ausgesprochene Ansicht beetätigen mfissen.*) In dem Briefe Tom 9. Juni 1762 sagt Winkelmann: „So wie eine zärtliche Mutter untrOstUob weinet um ein geliebtea Kind, ebenso be- klage ich die Trennung von Dmen, mein stisser Freund, mit Tbrftnen, die ana der Seele aelbat flieaaen.** Am 10. Februar 1764 ist die An- rede an Berg: ^Qeliebteatei achihiater Fkeondl^ W. flüirt dann fort: „Alle Namen, die ieb Ihnen geben ][önnteb ^nd niolit afiaa genng nnd leicdien nioht an meine Liebe. leb Irllne Bn BDd nnd enterbe Bit ewiger geweihter Freund und gehoiaamater Diener Winkelmann.^ Jnati^ behanddt die Beaiehnngen Winke Imanna an anderen minnlieben Ftoraonen aebr eingehend. AnafObiliehe Briefb weiden ») Ebeada S. 29. •} EteDda 8. Bfi.
    • ) Job. Winkalmanns Briefe an eiaen Freaad in Livland. Koblenz 1784.
    • ) Ich hal>A dPTi damals herrschenden süfwlichen Ton beim Bripfsrb reiben,
    auf den miclx ilerr Prof. Max Uessoir aufmerksam luackte, durchaus berück- sichtigt. Aus einem einzelnen Fasans der Briefe ist es schwer, sich ein Urteil an bilden; «er die Briefe in gaasen lieefe, wM daria kaum «iam SVaandsdiaA»- panagniBiQs, vielmehr aaigtepirochene Sinnlichkeit finden. Übrigens hat Winkel- mann in Briefen an andere sehr vertraute FVeunde einen Ton, der sehr zärtlich, aber nicht sinnlich ist, angewendet (vgl. die von Daasdorf herausgegebenen Briefe Winkelmanns, sowie seine Briefe au uiuen seiner vertrautesten Freunde, Berlin 1781). Dies beweist, dass nicht die Zeit als »lohe flr dm Ton der Briefe Winkel in anns an Bog n. t. Tuantwortlich ist. •) K«rl Jasti: WInokelmsnn. S Bände. Leipeig 1866 ind 1879. 125 mitgeteiltk die der Ennslfotsoher an junge Fieonde gerichtet hat An eeiiinineand Lambrecht sohrabt Winkelmann am 16. Pebmar 1744 einen Brief mit d«r Übenehrifk aä deUdas suas. lEbenao mfiaaen die Verbindungen erwtimt werden, die Winkel mann mit einem Herrn y. Bülow hatte. Wer vorurteilslos diesen sogenannten FreundscbafLpaiüxjömus betrachtet, wird keineu Moment im Zweifel dar&ber sein können, dass hier psychosexuelle Beziehungen vorlagen. Etwas anderes ist dann noch die Frage, ob sich hieraus sexuelle Akte aljleiten lassen. Indessen wenn nian fihiiliche Beziehungen zwisclien einer männlichen und weiblichen l'ersun fände, so würde man gewiss mindestens den Schluss ziehen, dass der betroCTende Mann, wenn ihm dazu Gelegenheit geboten wird, seinen sinnlichen Trieben auch nachgehen wird. Die Ermordung Winkelmanns in dem Gasthause zu Triest dflrfle nicht gegen die Annahme seiner Umingsnatox sprechen. Es ist sicher, dass Winkelmann seinen Mörder Arcangeli erst kurz vorher kennen gelernt hatte; dennoch begleitete dieser ihn in Triest anf Sohiitt und Tritt; es war ein Verkehr swisehen beiden entstanden, wie wenn sie sieh sehen lange gekannt hüten. Es steht femer fest» dass der UMer tSsa gani ungebildeter Menseh war, der dem GMe des grossen Knnstforsehers nioht das geringste bieten konnte. Wie Jnatl*) enSUt» enthfillte sieh Aioangeli in der ünteisnohnng als eine enerrierte lasetre Bedientenseele ohne Jede Büdnng nnd ohne irgend eine Spur Ton monüsehen Begriffen. Am ersten Jörn 1768 war Winkelmnnn in Triest angekommen, kein Menseh weiss bis heute, warum er sieh aeht !hge in dieser Stadt anljgehatten hat, da er dort niehts m thnn hatte. Wenn man nnn unter diesen ümstanden es sls wahrscheinlicb annehmen wird, dass geschlechtliche Beziehungen zwischen Winkelmann nnd Arcangeli bestanden, so braucht das durchaus nicht Entrüstung liervorzuiufen. Aus dem homosexuellen Triebe darf niemand Winkelmanu einen Vorwurf machen, und wenn er seinem Triebe nachging, so könnte höchstens derjenige hierin eine Verschuldung finden, der bei Vorhandensein von sehr starkem normalen oder perversen Geschlechtstriebe diesem niemals folgt. Dadurch, dass der Mörder Wohlgefallen au der Kunst und eine besondere Anhänglichkeit an Wiakelmann heuchelte, soll es ihm gelungen sein, dessen Vertrauen vollständig zu erwerben. Der Mörder war ein Koch, der früher zum Tode verarteilt, aber begnadigt worden 0 ^ «. S. Bd. flL AbCflilung & 489 iL 126 ■ UlMid. wir. Soll man glauben, was etn BiogmpliO tagt, dan em aolohes Ibdividnimi dnem Manne wie Winkelmann gegenüber mit Eifolg Knnstfenttndnia henelieln konnte? Bei der Geiiolitmrerluuidlmig wurde Banlmierd angenommen nnd Arcangeli woide hingenehtei In Beiiehting auf den gzeesen Soliauspieler nndDiehter A. W. Iff- land wnrde gleiokfidls bei Minen Lebuiten behanpteti daaa er der HinnerBebe bnldigte. Einer seiner Biographen*) meint zwar, dass der Rüf seiner nnnatürlichen Ansschweifungen vielleicht unberechtigt war. Indessen luit sich doch durcli Tradition der Glaube hieran er- halten, weiiigsteui» m manchen Kreisen. Hinzu kommt die kinderlose Ehe des Schauspielers, femer der Umstand, dass die Ehe auf Aussen- stehende einen kühlen Eindruck gemacht zu haben scheint. Ein interessanter Brief von H. y. Kleist an Iffland sei hier erwähnt Kleist erfuhr, dass Iffland sein Sc-hauspiel „Das Käthchen von Heilbronn" nicht gfinsti^^ lieurU'ilt hatte; der Dichter schrieb infolge- dessen an Iffiand unter anderem folgendes: „Es thut mir leid, die Wahrheit zu sagen, dass es ein Mädchen ist; wenn es ein Junge gewesen wftre, so würde es Bw. Wohlgeboren wahrscheinlich besser gefallen haben*'.*) Wie mir mitgeteilt wird, wurde der Brief vor einigen Jahren noch an anderer Stelle veröffentlicht nnd besprochen, wobei eine konsiliehe nnd aebr nnwahxaeheinliebe Deatong dieser Stelle Teisnobt worden ad. Philipp, Hersog von Orlens, Bmder Ludwigs XIY^ wird gleiebfidla der kontrtren Sexnalempfindmig bewhnldigt Wie man anoh darüber denken mag, von der einen Sehnld iat der Heziog niebt freianspreehen, dass er eine der lümpttfaisebsten dentaöhen FOiaten- tdohter nnglfleUich gemaebt bat Ifit Teibrnfame liest mm Ton den sdiwersn Läden, die Elisabeth Charlotte von der Fftlä als Gattin diesss Mannsa sa erdulden hatte. Die besOglichen Angaben entnehme iefa t^weise der sehen sitiertm Arbeit von Ednard Bodemann.^) Der Herzog von Orl^s war in jeder Beziehung ein eitler nnd weibischer Geck, der vollständig von seinen Günstlingen abhangig ') Lexikoik daatackor Dichter iind ProwirteD, heraosgegebsn voa Karl H«iiifiek JSrdena. S. Band. Laipaig 1610.
    • ) Heinrich Düring in Eraoh nnd Grabers Eacyclopädie.
    Tohann Valentin Teichmanns litterariacher Niohlaaa, hamnagagaban von ifranz Diogelatedt, Stuttgart 1863. S. 878.
    • ) Ednnrd Bodemann: EUsabetli (luudotte von der Pfalz, Hertogin von
    Oileaaa, amduaami ün hiatafriaehaii Huehanboali, bagrSndel van Friedrlob Banmer, heransgegeben von Wilhelm Maurenbraolier, 6. Faiga, 11. Jabr- gaag. Leipng 1891. a 1^7«. FhUipp, Bmog von OiKvw. 127 war. Ludwig Geigei*) sagt ober ihn: »Er war der woUllBtigate mter den woUtistigen Menflehen seiner Zeit, fon niedrigen Laatora beflaekt nnd aeinan Opfern niolita veiaagend. Br pntato aieh wie ein Weib, er belnd seinen Körper mit Ringen, ArmlHtadern, BdelaMnen, Bändern, er schminkte sich beständig. Ans Furcht, dass Sonne nnd Pnlver sein weisses Gesicht schwarzen würden, zog er, der sonst nicht unkriegerisch war, nicht in den Krieg." In den Chronüjues do rOeil de Jlcf uf*) heisst es über ihn n. a.: De plus, un tan, nn <ur, des atti- iudcs feminine, et le yout etramje de s'habillcr presquc toas lesjours en femme, i>mir sc renfenaer detix ou trnis hmrcs ches le chevalter de Lorraine , son favari. Rpine Fraii schreibt in einem Briefe über ihn: „Mommir hatte mehr weibliche, als männliche Manieren an sich, liebte weder Pferde noch Jagen, nichts als Spielen, Essen, Tanzen und geputzt sein, mit einem Worte, alles, was die Damen lieben." Die Gbe warde später insofern getrennt, als (auch zur Freude der I^au) ein gemeinsames Znsammenscblafen aufhörte. Wenn aber der Henog in dem Bette mit seiner Frau schlafen mosste, so war sie gezwungen, sich an den Band zu legen, sodass sie manobmal im Schlaf beinahe aoa dem Bett gefallen wlre. Ea aoheint, dasa der Henog ittitiinter ^nen Horror femmae hatte; er konnte ea nicht Men, daaa ihn die Henogin anrOhrte^ nnd wenn es znflUlig dooh geschah, daaa sie im Schlaf einen Fnas ansatrechte nnd ihn berOhrte^ so machte er ihr Mtteie Vorwurfe darflber. Am 11. Januar 1689 achrdbt aie*) in einem Briefe an die Knribrstan von Hannorer: 0. . . Mir aber, die ich keine Königin bm, kcmpt es gar leicht vor, denn ob ich achon geheflraht bin, ao ist ea dooh 16 gaatKr jähr, dasa ich sUeme schlaffe, und ea bekompi mir gar w^...* Am 16. Dasember schrieb sie^) an ihre Halbschwester: „. Glfteklich LudwigGeiger: Briefe der Elisabeth Charlotte von Orleans, 1673— 171& Angmiaiilt, mit lüiwluttwig tmd AnMwrlrangen TeitdMn. Stuttgart. 8. C ') Ckrmiqm» pittoresques et erüiqms de FOeü de Bctuf, des petü$ Appartr- rrintfi (fe la Cour ei des Sahvs tJr Paris sous Imuis XIV, In Retjmre, T/Ouis XV et T.^ufs KVT, publiees par Mme ia ConUaM Douairürc de B. Seeonde edüion. Tome prcmier. Pairta 1S32. S. 68. ♦
    • ) Aus dMi Briefen d«r Henogin EliaabeOi dualetto vm Oiiteni as die
    Enrfdrstin Sophie von Hannover. Xin Beitrag znr KnUiuseseldohle des 17. und la. Jahrhonderf^ 1. 'Rand. Hnnnnvrr S. 353.
    • ) BnVfwoi hHPl (Irr Herzogin Sophie von Hannover mit ihrem Mind' r, dem
    KiLrfuTBteu IsLaxi Ludwig von der Pfalz, und des Letxterea mit seiner Schwagerin, der PfUsgrtliB AnnSi heramiefebeB rm Sdaard BodemsBB. Iieipzig 1869^ 86. Band der PttUikatteBeii mm den fteoislsolMB StMtmhiveii. & 404^ Amneilnnig 1. wer nicht geheürabt ist Wie froii were ich gewessen, wenn mia mir hette erlauben wollen, einen gutten einsambkeit zu fahren und mich nicht zu heOiahtan^ Am 25. Jani 1721 sehreibt äe: «Bb kt leyder balt 50jaliT, dm loli ▼on Ims W€g bin wider mäaen iriUen vndt dinok; dflim der eheetendt iek mir abeneo wenig sngeataadeD, ■In Sneh,. liebe Lmae . . In tthlmehen Briefen klagt Blienbeth Charlotte Aber die Minnerliebe, der aidi ihr Mann hingib vnd Aber die Verleomdungen» denen ne dnroh die Favoriten der Henog» ans» geeetast war; beeondere hatte aie eiöh Aber den C^mMer de Lorraine und einen Meurqms d^Bffiat sn beklagen. „Momimr denkt an nicihte, als was aeinw Buben Beetee ist, fragt aontt naoh niehte; das Be- dientenpack ist abeiall Herr und Meiater.'* Der Henog ging sehr venohwenderisch mit Geschenken um, die er seinen Günstlingen gab, und verkaufte wertvolle Gegenstände, um ihnen den J'rlos zu geben. Wir würden wohl über das Leben des Herzogb von Orleans noch mehr wissen, wenn nicht seine edle Gattin naoh seinem Tode die Briefe, die Ton seinen Günstlingen herrührten, ver- brannt und dadurch eine der wichtigsten Quellen für die betreffenden Forscliungen vernichtet bätU». Übrigens konnte die schlechte Be- handlung durch ihren Mann die Herzogin nicht abhalten, auch nach seinem Tode milde gegen ihn zu sein ; sie verzieh ihm, wie sie meinte, alles, denn im Grande sei er ein guter Mensch gewesen und nur der Einfluss seiner Günstlinge habe ihn ihr entfremdet Die Herzogin war allerdings offenbar nicht schön.*) Indessen würde dieses selbstr verständlich als Erkliniog für den homoeoineUen Veikehr dee Henoga nicht im mindesten genügen. Fiins Heinrich, der Bruder Friedriche dea Groeien, iii •benfidla der Minnerliebo Teidi«litigt woidcm. In der geheimen Geeohiohte dea Berliner HoHsa oder Aielian einea reiienden Franieeen (Mirabean), geodhiieben 1786—87^ (denteche thwreetning 1789X Ünden eich im sweiten Bande mahrere hiersof beiflgliehe Stellen. So steht Seite 69: «Ein ehemaliger Bedienter dea PEimen Heinrich worde dnrch eeina Ennat» der Enabealiebe aeinea Heim lo dienen, erat deiaen OAnetling, nachher aber Kanoniflaa in Magdaborgi wo der Prinz Propst war.^ Seite 92 findet sich eine andere Stelle: «die 0 Julius Biati: BIm dtottebe niillu an But^ Ludwigs XIV., in den dffiilsobaB KultnxbiUtfB ana iMMa Jakifauadaitiik t.BiauL Baubug 188B. 8,8. ') VgL im französischen Original, Histoire seerite de la cour de B^lin ou Correttpondance d'un poyageur Frnn^ois drpitin Ic 5 Juillet 1786 jtuqu^au 19 Janviar 1787. Ouvrage pasthume. Ibme »econd, 1789. S. 96 and 131. FiiM Hwoiioli, Bmder f riedrio!» 6m Onnen. 129 Aristokiatie der Armee wein, da« die Gaajmede bei Frins Hein rieh sAets Uber alles entBoMedea haben und entaoheiden werden. Aneh sonst wurde Prinz Heinrich Minnerllebe nachgesagt So finden sieh Mitidluigen hierfiber In Goethes Briefweehsel mit Zelter.*) Hier wird HAfa erwähnt; er war HitgUed der Kapelle des Primen Heinrioh, der ihn In jeder Weise begOnstagte. llara soll nbrigens der gemeinste Schnft gewesen sein nnd seinen Herrn anfo ftnssoste geqnllt haben. Hara war verheiratet mit einer gebomen Sehmeling; die Ehe war sehr unglücklich, die Frau hatte «dir viel zu leiden. Ihr Mann, ^er „verdorbenste aller Griechen", war es, dem sie diesen Kummer zu danken hatte, nachdem sie sich 1773 in ihn, „den Mignou des Frinzeii Heiuriclr', verliebt lidLte. Sicher ist, dass letzterer mit seiner Frau auf gespiiniitem Fasse lebte, dass er, wie in Streck- fuss' „Böriin seit 500 Jahren" erwähnt ist, von ihr thatsächlich ge- trennt war und selbst, wenn er sie bei Hofe traf, nicht mit ihr sprach. Die Schwärmerei des Prinzen Heinrich für den Freund- schaftskultas dürfte wohl mit seiner Homosexualität in enprera Zu- sammenhang stehen. Theodor Fontane^) brinrrt einige Kinzel- heiten über den Freundschaftstempel des Prinzen m Rheinsberg. Eine Reihe von Inschrifiten decken die Innenwand des betrefifenden Zimmers, und sie sind, wie Fontane annimmt, sehr wabischeiniich ?om Prinzen selber gegeben worden. Die eine derselben lautet: Qui vit aans amUie, ne seaunnt Hre heufeux, Quamd ü auroU pour Ud la forUtm et hs Dieux, und eine andere : Pmmptoi Vatnour est ü lUmc In poisfm JCt Vamitu: le rliarnie de la vie Oed ffuc Vamour ed ie f'ds de la folie Et l'amü'w ßUe de la raison. Auch sonst bringt Fontane noch einige Charakterzuge über den Prinzen Heinrich, und zwar sowohl in seinem Buche über die Mark Brandenburg, als anoh in dem neuen Boman «Steohlin", der in der Zeltsohrift nüber Land nnd Meer***) erscheint ') Briefwechsel zwischen Gooth o und Zelter in deu Jahren Ton 1796 1832, Herausgegeben von Dr. Friedr. Wilhelm Riemer. 3. T. ä. 41d und 6. T. ') Theodor Fontane: Wanderungen durch die Hark Brandtnbarg. I.Teil: Die Graff^haft Rnppin. W M feile All4gabe. BeiUn 18AS. & 980. •} Vgl. z. B. 18ys. Hoft 4, S. 107. Moll, Kontr. Stxtuilenipanduag. ^ ISO lUediioh dar Qm««. Friedrich der Grosse stand und steht gleichliUs hei vielen in dem Bnfe, homosexaelle Neigungtü gehsht so haben* Bei aemea Lebseiten war die Annahme, dass er so Hebe^ ide Sokrates den Aloibxades, weit verbreitet Dieser Mflinung trat allerdings Zimmer- mann 0 anscheinend entgegen. Was dieser angebliche Verteidiger über den König sagt, i6t jedoch eher geeignet, die Anuahme, i ried- rich der Grosse habe homosexuelli Nüiguugen gehabt, begründet erscheinen zu lassen. Zimmermann sucht die Gerüchte hierüber in folgender Weise zu erklären : Der König habe eine Krankheit gehabt, die sechs Monate nach der Verheiratung eine chirur^sche Operation nötig machte, darcb die er zum liciscblaf unfähig wurde. Der König habe darüber grosses Scbamgefüh] empfunden und grossen Wert darauf gelegt, nicht für einen Eunuchen gehalten ^'u wenicn, zumal da be- sonders Franzosen dieses Gerücht über ihn verbreiteten. Da die Annahme, er sei entmannt worden,*) durch geschlechtlichen Verkehr mit Frauen und Männern widerlegt würde, habe sich der König bemüht, bM da Welt den Glauben an diesen Verkehr mdgliohst stark sn enreeken. Er hfttte Bich sogar das Ansehen gegeben, als fSnde er grossen 6e£üleo an unzüchtigen QemUden, nnd darauf sei es zarüoksnfQhren, dass er in seinen Wohnrinmen solehe gehabt habe. ^Damit Ja kein Uensoh etwa glanbe, er empfinde nieht alle Begnngen der mensoh- liehen Natnr, die er aneh ohne allen Zweifel empfand, ävsserte er vorerst noch immer das grOsste WohlgebDen an schönen Weibern. Noch sind die Gemilde der schönen Tiaserinnen vorhanden, die er ans dieser ITrsadie m seinen Zimmern aufhingen Uess.^ . . . Qemälde waren aber nicht das emsige flilfinnittel, wodurch der König wollte za verstehen gehen, dass er noch hnmer Weiber liebe: denn er ver^ langte, dass man glaube, er habe mit der schönen TSnierin Barbarini den vertrautesten Umgang*) . . . Vor und nach dieser fttr die Tfinzerin Bitter von Zimmermann: Fragmente über Fiieiirich den Grossen. Zur Geschichte seines Lebens, seiner Regierung und seines Charakters. 1. Band. Leipzig 1790. 8. 70—100.
    • ) MerkwOrdiger Welte versachte maa fBr Ludwig IL vna Bsgrem später
    eine ähnliche Angabe; wenigstens finde ich in einer Arbeit (Lndwig II., König von Bayern sein I/cben und Ende von Paul v. Haufingen, Hamburg,' 1886, & 77) füi^eudo Stelk; «... En war eiix turohtbarer Sturz, den der Kouig ge- lesnatlich wm wddiea NaehtiittM ia Berge in etaMm Hoblwvg« alditt fieig getlna hat. Er tmg damals eine aohwen Verwondimg an empfindlichster Stelle davoQ^ die eine Operation ir twenilig gemacht hat. Von dieser Operation datiert auch die zunehmende unp-i w ili nii. lio Verfettung L u d w i g s , die in den letzten Hunateu uucii duruii eme iviaukliaitu Essgier beiordert wurde." 0 ZimmeraiaBn ^ «i & 81. 4) EMa & 87 L Friedrich der Giosse. 131 Barbariui ausgehängten Liebe .lusserte Friedrich aus gleichen Grund- sätzen und Absichten, und im Grunde ebenso unschuldig, die ganz ent- gegengesetzte Verliebtheit des Sokrates für den Älcibiades. Aber rinch dies war Verstellung: eine blosse Decke über die Tuigon einer ihm unangenehmen chirurgischen Operation und seiner eingebildeten Kunachheit. Er affektierte diese Neigung fUr das männUche Qe- schlecht*)... Entschieden ist also: dass Friedrich der Grosse die Beschuldigung der lasterhaften Schwachheit so Tieler Griechen und BOmer gerne bis in seinen Tod leiden wollte, W(ul ihm dies die Hoff- nung gab, er werde dadorofa eine ganz kleine, aber ihn doch zum Bosohlaf nnfiUug machende nnd Tielleioht an seinem wassenUcbtigen Leioihnaan nnsichtbaie Yeistfimmelang yerbeigen.^*) Ein anderer Schriftsteller Uber Friedrich den Grossen, Bflsching,*) hnt die entgegengesetate Ansicht geinssert Der König habe Mh. ange&ngcn, einen Widerwillen gegen das weibliche Geschlecht zo £Msen. „kut solche Wdse verlor er viel smidiches Vergsl^sen, er Terschaffte siohs aber dnrcfa den Umgang mit Uannspeisonen wieder nnd hatte ans der Geschidite der Philosophie wohl behalten, dass man dem Sokrates nachgesagt, er habe den Umgang mit dem Älci- biades geliebt" In dner anderen Charakteristik Fiiedrichs des Grossen/) die sehr wohlwollend gehalten ist, wird Büsching als durchaus zuvL'rlajisig bezeichnet. Stein selbst ürwähnL als einen be- sundercn Charakterzug des Königs, dass er in der Wahl seiner Bedienten nicht dem Beispiele seines Vaters folgte, der dazu Leute ans guter bflrgerlicher Familie zu nehmen pflegte, sondern die meisten aus seiner Garde \v;iiilte Ein schöner Wuchs, Grösse, sohOne Ge- sichtsbildnng und Jugend bestimmten dabei seine Wahl Dass Onno Klopp*) die päderastischen Neigungen des Königs ohne weiteres annimmt, kann dem Standpunkt dieses S'rhrift.- stellers kaum verwundern. Der Gewährsmann, auf den er sich beruft, ist allerdings Voltaire, der den König reif für Sodom nnd Gomorrha schilderte nnd ihm sogar den Namen Luc gab. Etwas vorsichtiger ') Ebenda S. 92 f.
    • ) Ebenda S. 100.
    • ) Anton Friederioh Büsching: Charakter Friederidia des iweyten, Köuigg
    TD& fnoama. Zwvyt» Aiuigibe. Halle 1788. 8. 99.
    • ) Charakteristik Friedrichs des Zweiten, K&nigB tob Prennen (von GL 0. 0.
    Stein). 1 Teil Berlin 1796. S. VU.
    • ) Ebenda S. 259.
    • i Onno Klopp: Der König Friedlich IL von Prenssen nnd seine Politik.
    9. Attllsee. flWiaffhaima 1867. 6. 907, 9* 132 Fiiadrioli der GiOMe. äussert sich in dieser Besiehuag Preass.*) Er lisst die Frage der Homeeenudit&t des Königs nnentsobiedeD, meint aach, dus Yoltsire, der gegm den Ei^nig sehr gereizt war, stdier kein zuTetUasiger Autor in dieser Beaielrang sein könnte. Andererseite aber wben Büsohing nnd Formey, die sich in der Fkage der HomoseznaKtIt Friedrichs dem ürteU Voltaires anschlössen, als znyerllssig belnnnt Carl jle*) hexeiehnel Büsohing gleichfalls als glanbwftrdig. Über die Ehe Friedrichs erzihlt Garlyle n. a., dass er nach seiner Thronbesteigung anfangs viel mit der Königin zusammenlebte, dass aber diese Zeiten immer seltener wurden, und dass am Ende des dritten Jahres diese Zusammenkünfte ganz aufhörten und einen bloss formalen Charakter annahmen. Über die Ursachen dieser eigen- tümlichen Eheverhältnisse herrschte nach Carlyle allgemeines Still- schweigen. Auch in vielen anderen Quellen •) wird gesagt, dass Friedrichs Gattin in fast gänzlicher ZnrflcIcsTezDf^f'nheit im Schlosse zu SchAnhansen c^elebt habe und nur mitunter zu Haapt- und Staate- aktionen nach IJerlin gekommen sei. Auch eine Stelle in Les Matim'cs du Bot de lYusse*) wird auf die Homosexualität Friedrichs bezogen. Vamour est un Bleu qui ne pfmbmne ä persanne, guand <m r^siste aux iraUs qit'*^ i*'^ ^ honne guerre, il se retoume; ainst, crayes-moi, iCai^pomk la vamü de lui faire Ute, il votis attraperoit toujaurs : gfuotque je n'ojfe pas & me plamdre du Umr gu^ü m'a joui, je vous conseille de ne pas auwre mon exemple, «eis pomrroU par la auüe Hrer ä grande etmaeguence; cor pm-eirpea Um vas gememeura dt Um tfoe (fjfieiere recntiemeiU plus pmr Ums plhiars gue pour vUre gloirs^ et fimdemetU voUre armee sereU emm le re^fimtM de vaUre <mde Henrp, Adolph Eohat') glaubt» dass alles, was Aber homcsexoellen Verkehr Friedrichs gesagt wird, Yerleomdnng sei, nnd deren Urheber sei Voltaire gewesen, der in der swetten Ausgabe seuier Rtaüe (TOrl&ifis Friedrich der griechischen Liebe nach Art dea Alcibiades ^> J. D. £. Preuss: Friedrich der Grosse. Eine Lebensgeschichte. 1. Band. Berib 1889. a 8681t ') Carlyle: G«echichte Friedridia It Dritter Bend. Deutaohe Ausgebe wmJ. Nenberg 1863. S. 33 T.B. nenripttcHers^ Ihr Leben und ihre Erinnoruagea, haransgegobea von J. i ürst. 2. Aullage. Berlin 1858. S. 15ä«. «) Lee Mattnie» du SoideFirm, ieritet par lui-mim Berlin, MJH^XVL & 89 f. ^) Afinlph Kohut: I ii r lri Ii der Groeae und die Franen. Ein Oedeokblttt zum lOOjiUuigea Todestage ifriedrichs des Qroeieo, Angnet 1886. S. 1—9. Friedrich der Groaae. 133 boBoliiildIgte. BbfliiBo ml dies durah Voltaire in uuiUigeii Bnefen und aacli in seiner 1784 enohienenen Schrift Vie prkie du Sei de IHisse geschehen. Bemerkenswert ist übrigens, dass Friedrich der Grosse*) den ]iümosciut41en Verkelir äuch in einem seiner Gedichte (Le PaUadion) ausführlich erwähnt; ja, einige wollten gerade aus dieser Stelle schliessen, dass er seihst homosexuellen Verkehr ausgeübt habe, während man meines Eracbteus hieraus ebenso gut gerade das Gegenteil schliessen konnte. Tel pour Socrate elaU Alcibiade, Qui, par ma foi, nVtait un Grec nmuasaäe, Et tds etaitnt Exirialc et Nisus; En cUerais, qua suis- je, tant et plus, Ce Juhs-Cesar, que des latiyiics ohsrhies Disaient mari de toutes les Ummims, Quand ü 4tait la fenme des tnaris. Mais feuiUetee un moment Sueionne, Et des (Jesars vayee comtne ü raisonne; Sur r€ rfgistre üs rtaient fou^i imn^ifs: Iis servaient tous le beau Dieu de Lampsague, Si le profane ne vom mffit, Far le aaeri dingeem iMrfr» aüagtte; V • Pour renchtrir sur tout ce quon a dit^ tTappellerai dmiv Sanche.: ä rnon aide\ I/iser. moi hien l'ariielc lüiiyt et acuf Dt 6on dhin traiic du tnariagc j Vous y verreß gue votre esprit Umt nmf DoU de 868 moeurs faire VapprenHsaage. Taus les redeurs s' ecrieni : il a raisim! Dans le moment le grand dialAe fait conmte Fondent sur moi des hraruloiis de Sod(mt; Et potir avoir la paix d/ins la maisanf Necessitc fut de n'etre severe ; Je devins ilonc leur nicdheut rux pliLslnm; Et lorsquen ruf setUaU quclque pere, tPetaiSj helas! sa monture wdinaire. Omfre» potihmim de fHäirie k Chrmd Roi de Pmue, Tbme gmlrüme,
    • ) Sk sind hier mehrere Zeilen alt m ■nitflwig Ton mir tortgelimm.
    1B4 Frifldrioh der Onis«. Äinsi vofjeB quc mon coeur rerffwux, Fut tnalfjri' Jrn plotujr >hns- ref ahtfinei Oui, le (Itsfiti 'Imis ce moiuk oragcux, A la vertu nous forcc commc au crime; Jn nn pus donc vviter nion deslin; Mais cxcMe du roh ftminin, Je descrtai de Vtcoh cC Ignace, Et tne sauvai, un Jour, de bon mcUin^ GKef un enfarU de la gräee effkaee; Btmr mo venger d§ mes Hbam di'gus^ J€ nCenirSUn äesma Jtmamwia. Keineswegs, glaube ich, haben wir das Recht, in dieser Stelle einen Beweis für die Homosexnalitftt Friedrieh des Grossen zu finden. Wer sieh fther diesen Punkt vollständig nntenichten will» den ▼erweise ieh neeb auf Xa Fal^$uidk ä Dargd, die dem Palladion Toiaogeht^) Que 9ai»-jB, «t U gam Tkarsiie Ne ftU pas Komm de coleiir, Auqud Homere ata U emar, Bmr qv^ AMU eOi pkts de merUe? iSWr ce modele feus VhonmeMir, De te depeindre Sodomite Chcz ton luxurieux recfcnr, Afin de daiiher Ic Jasuite: J'osai te faire voyageur, De jeftnps noyinains rioieur, Et daris le pays Syharite De plus mauvais ronians L'auieiir, In maaehen nmieehen Exeiseii ist Übrigeos die Heinong ver- breiteti dass die enge Freondsohaft, die swischen Friedrich, als er noeh Eionprins war, nnd Satt bestand, einen homoseineUen Hinter- grund gehabt habe, nnd die nnmensehlidie Behandlang, die der da- malige Kronprinz von seinem Yater erlitt, sowie die Hinrichtung Eatts nach dem Fluchtversnche werden auf den Zorn des Königs über die sexuellen Beziehungen zwischen beiden zurückgeführt. In- dessen kann ich nirgends auch nur einen Wahrscheinlichkeitsbeweis dafür hii ien, dass diese Annahme gerechtfertigt wäre. Von inderer Seite wird nur berichtet, dass Katt den ihm befreondeten Kronprinzen
    • ) Ebenda a e f.
    FiiMliioh L, König fon WWtmUsg, 185 ra allerlei eenielkD Abenteaem Teranlaast li&tto. ^) Ebenso warte Tim den Tenehiedeiieten Anteran^ Mitteiliiiigen gemaoht Uber Idebedeiden- sebaften, die Friedlich als Kronprina fBr weibUobe Personen em- pftinden bfttte. Das sexuelle Leben Friedrich des Grossen ist aber jedenftUs sonst som grossen Teil in Dnnkel gehflllt Wörde ihm doch sogar von Terscbiedenen Helten BestialitSt nacbgesi^ und scheint dodi selbst Prenss") diesen Tonnirf nicht für nnbegrfindet IQ halten! Auch Friedrich I, Kdnig yon Württemberg (leg. 1797—1816) mnss hier erwlhnt werden. Vehse,') dem ich den grössten Teü der folgenden Angaben entnehme, berichtet darüber Genaueres. Die erste Gattin Friedrichs war Auguste von Braunschweip, die Tochter des bekannten preussischen Feldberm Herzog Kurl Wilhelm Ferdinand von Brannschweig. Von Auguste trennte sich der König Friedrich 1. während eines Aufenthalts in Russland: er kehrte nach Deutschland zurück und liess seine Frau dort. Sie soll später, nls sie sich mit Katharina II. verfiiiulete, lebendic^ begraben worden sein Auguste soll auch Liebschaften mit anderen Mflnrtern angeknüpft haben, eine Handlungsweise, die, wenn der Mann Urning war, gewiss nicht allzu scharf verurteilt werden darf. Schon als Friedrich noch Kronprinz war, hatte er begonnen, Männer um sich zu sammeln, die seiner Minnerliebe dienten und über ihn einen grossen Einfluss gewannen. In Gegenwart seiner Lieblinge war Friedrich als König mitunter recht vergnügt; sonst aber war er durah ^seine Hflrte und Gransamkeit berüchtigt, die sogar den Kronr prinaen, den spAteren EOnig Wilhelm, zur Flucht swang. Ifit Napoleou stand Friedrich auf gutem Fusse^ Emmal soll der fraoaOsische Kaiser dem Eflnig angemfen haben: Ckasaeg Us htmgres. Da dieses Wort auch Ehahenschlnder hedeuteti so wSre es immerhm möglich, dass Kapoleon damit eine Anspielung auf die damaligen Sitten am wflrttenabeigischen Hofe gemacht hatte. Friedrich gshörte som Bhsinbund und hat es fertig gebnchti Napoleon zum Feldsug nach Bussland mehr Soldaten zu stellen, als der Kaiser verlangte. ^) Vgl. hierüber: MemoireD der Kttritfloil PtiBBsischeo Prinzessin Friederike Sophie Wilhplniine, Markgräfln Ton Bayrentli. Sehwonter Frierlricbs 4*8 Crossen, vom .Jahre 1709—1742. 1. Band. 9. Auflage, Leipzig 1092 S. 92.
    • ) z. B. Alfred Borotius: Friedrich der Grosse in seinen Schriften. BerUo
    1670. 8. 18. •) /. c. S. 867. ') Eduard Vebse: Oeschiehte der itontaelMax Hofe Mit der Beformatioa. Stt. Baikd, Hambois 1863. 136 Firi«iiiak L, Sttnig fw Wdittambeiigr. Der EQnig mi Beliz Tenohwenderiseh und eitel Die eohdiieii jungen Lentet die er mn mk hielt» wnidoi ab Fontmeister and Jagdjanlter angestellt; naoli und naoli befiSrderte ec aie so Fnihenn und Orafen, zo Obzisten und Generalen, und gab ihnen Orden, obwohl unter ihnen nicht ein Manu von wahrer Bildung war. Der wich^gste Yon dieser uubaubern Gesellschaft war der Graf Karl Dillen; er war 22 Jahre jünger als der König. Der Manu hatte fiaber Dillenius geheiüseu und war Bereiteijunge gewesen; 1806 wurde er iu den Adelstand er- hüben, 1810 zum Freiherm und 1812 zum Grafen gemacht. Er stieg dann auf zum Generallieutenant, Oberstliofmeister und Uberhofinten- danten; er erhielt den miiitärischeu Verdienstorden, ohne dass er in seinem Leben eine Kugel hätte pfeifen hören. Dillen war der gewaltigste Mann im Lande und zugleich einer der reichsten. Der König schenkte ihm u. a. das Schloss Däzingen. General T. W 0 1 z 0 g e n , der seit 1805 als Flügela4jutant beim Könige fungierte, nennt den General t. Dillen den ganz ungebildeten ersten Mignon. In den Memoiren des Generals Ludwig Freiherm von Wolzop^en*) linden sich überhaupt manohe bemerkenswerte Einzelheiten hierüber. Während des Sommers waren der König und sein Hof in Lndwigsburg. Das Leben hier war fOr Wolzogen noch wideiwftrtiger ak in Stuttgart» weQ sein Umgang auf die Ofinstlinge des EMuß besobiSnkt war, die ihre Hoheiten und Gemeinheiten ofGm sur Schau tragen durften. Dillen war so miohtig', dasa selbit des EOaiga Bruder» Heixog Louis, Feldmaischall der Ka?allerie snt 1807, in hrieohende Scbmeiohfllei gegen Dillen TOifiely um beim König Einfluss lu ge* Winnen. WoUogen war als Ihnieher des Plinsen Bugen von Worttembexg naoh Stuttgart gekommen, suohte aber seinen Zögling sofiel als möglich den Einfltlssen des fiiyolen Hofes xu entoefaen. Bemerkenswert isl^ dass auch ein Kaohfolger Kdidg Friedrichs Ton Württemberg, der verstorbene König Karl, offenbar homosexuellen Verkehr pflegte; man erinnere sich der Erörterungen, die seiner Zeit durch Vt'rOfi'eutliohungeu der Miluchener Neuesten Naoli richten hervor- gerufen wurden. Es wurde damals auf die Beziehungen hiiigewieseu, die zwischen dem König und seinen amerikanischen Gesellschaftern bestanden.^) Auch der Dichter Byron ist, wie ich aus Privatgespiäciieu und
    • ) Ans dessen Nachlaas mitgeteilt von Alfred Froihorrn v. Wolzogen.
    Lcipagl851. aSlIL ') Genauex«! blerüber siehe: Baron St....r; Hof und OoBelbchaft ia deatidMii EMidmun. Beilia 1865. S. 292 f. Byron, FlilieiL 137 Iitteiaii8cheii Angaben entnelune, Öfter tta einen Mlnnerliebliaber gehalten vordem. Indesaen finde ich in seinem Lebenelanf nnd aeinen WeAen niohta, was genfigend dam bereehtigen kOnnte. Yidleielit ist die Annalune daraus entataaden, dasa ein ala Knabe TeiUeidetes lOddien den Dlobter öfter begMtete.') Aneh mag diesen Bnf Byrons die Verlenmdnngssnclit erzeugt haben, die den grossen un- glücklichen Dichter grausam verfolgte.-) Lombroao*) legt allerdings, um das Tatbologische bei Byron zu erweisen, besonderen Wert auf seine Beziehungen zu seinen Gefährten. Als Student in Harrow habe er schon eine zügellose Zuneigung zu seinen Eommilitonen gefa&st. „Die Freundschaft ist in der Welt kaum ein Gefühl, aber eine Leiden- schaft in den Klöstern." Diesen Gedankensplitter, der von Marmontel herrührt, habe Byron seinem Tagebuch einverleibt „Meine Schul- freundschaftcu/' schrieb er weiter, „waren für mich wahre Leiden- schaften, so innig waren sie. Aber ich weiss nicht, ob eine unter ihnen ist, die bis auf die Gegenwart gedauert hat . . . Ich weiss, dass die mit Lord Cläre an den allerersten gehörte and länger dauerte als alle anderen. Sie worde erst durch die Trennung unterbrochen. Ich kann niemals den Namen Cläre ohne Henddopfen hOcen, aelbst jetit noch nicht."*) Unter den neueren iat als der kontriien Semalempfiiidmig Ter* dflditig der Biohtw Platen an nennen; er sebeint bei seinen Leb- Seiten liemliflli allgemein diesen Bnf gehabt za haben. Die Gediebte, die er an llbmer geriebtet bat^ nnd m denen w den Sebenken nnd den Freond ÜBierte, mnssten bisrzn wesentlieb beitragen. Freilicb wird Ten andeier Seite eingewendet» n. a. von Karl Godeke,*) er babe m seinen Gediehten den Geist der oiientabaofaen Poesie naeh- abmen wollen. Der Umstand, dass Platen anob Uebesgediehte an daa weibliebe Gesdüecbt Terbsste^ konnte seinen Bnf als lOnner- frennd niebt Indem. Der Dichter wurde in einen heftigen Stroit mit Heine w-
    • ) Lord Byron von Karl Elze. III. Aufl. Berlin 1886. 8. 65.
    ^ VgL Lord Byron von Bdnard £ngel Berlin 1876. & 120.
    • ) Oesare Iionbroso: Nme BnAdeekingea mai WaliBiiBa Leopard!«,
    Taste ■ lud Byroai. Dentoohe Betae üker das gMunte nttitinale Leben der Gegenwart, 21. Jahrgang, 1896, 2. Band. S. 97.
    • ) Geuauerea hierflber «iehc: lohn Cordy Jeaffroson: The real Lord
    lijfrt/tt. New vietca of the poet's Life. VoL L London 1683, d8ä. Dieses Baeh bietet aneh sonst manches Intereesante ftber des Diehtan Ltebeslebett.
    • ) August Gnf Toa Platen-Hallermande. BiognpUe; in den ge-
    sammeltea Weriwa dee Onfto Aagast TOB Platen. Statthat and TUbiagso. lasa. 138 Platen. wickelt, dem er seine jüdische AbstammuDg vorwarf; Heine rächte sich an dem adeligen Dichter dadurch, dass er ihn öffentlich der Päderastie beschuldigte. Tu den „Bädern von Lukka" ündet sich die bezügliche Stelle. Heine spricht hier von warmer brüderlicher Freundschaft des Grafen Platen, der seine Gefühle in somoii Ge- dichten „an den Mann" nicht an die Frau bringe, dessen Bücher ein dem Eau de Cohgne entgegengesetztes Parfüm hätten, dessen Liebe gegen die Sitten sei, und desseD Gedichte von einem mannstollen Ifädclien abgefasst zu sein schienen. Heine veigleiGht Platen mit Nero, der sich mit einem Jüngling trauen liess; er nennt den Olafen Platen einen Mann von Steiss, nicht von Kopf. Der SMt swiwsfaen beiden Diebteni erregte sdner Zeit ein nngehenrea An&eben in Dentedikuid. Selbst Heines Biograph Strodtmann^) kann die Art Ton Heines Angriffen nicht billigen. Dass Heine sieh durch die Fonn der Polemik selbst sebr geschadet bat, ist sicher. In einem Briefe an Varnbagen nennt Heine den Grafen Platen den fkeehen Ftendeigongen der Aristokratie nnd der Thßm, t^rigens war der Dichter Platen anch sdion vor Heine, x. B. von Lndwig Robert, wegen des Inhalts seiner Gedichte scharf angegrlifim worden. Platen hatte anftngs die Absicht^ dnreh den Grafen Fngger ^e Klage beim Eammergericht in Berlin gegen Heine anzustellen, liess aber die Sache schliesslich ruhen, weil, wie man glaubte, Heine den Wahrheitsbeweis antreten wollte. In einer Einleitung zu den Tagebüchern Platens meint L. von Scheff 1er,*) die Angriffe Heines seien um so gewissenloser gewesen, als die Anklage sich allein auf einipfe Licenzen des poetischen Sprach- gebrauchs (die Anrede Juuge, Knabe hier und da in den Gedichten anstatt Freund j, auf die Ungenauigkeit des deutschen Ausdrucks „Knabenliebe" als solchen gründete. Wie Scheffler fortfährt, be- zeichnet auch Schiller die ideale Männerliebe, die das Freundepaar in seinen Maltesern verbindet, mit dem zweideutigen Worte Knaben- liebe. Dass diese Verwediselung häufig vorkommt» ist in der That sicher; sie wUrde aber an der Frage der Homosexnalltit Platens nichts fär nns Wesentliobes ändern. Abgesehen von sonstigen Neigimgen Platens scheint er in der M A 1 oif Strodtmaan: H. IftiaM Leben und Veilce. 9. Aufl. 1. Baad. Berlin lb7:i. S ml. •) Die Tagebücht'r des Grafen v. Platea. Aus der Handsclirift des Dichtere herausgegeben von G. v. Laub mann and L. v. Scheffler. SUittgart 1896. 8. XL , Fktea und Liebig. 139 Studentenzeit besonders zu dem später berühmten Chemiker Justus von Liebig eine aiiffallpnde Neigung empfunden zu haben. Eine ansfQhrlicbp Abhandlung über die Beziehungen beider brachte Moriz Carriere,^) dem ich das folgende entnehme. Platen schrieb damals*) in sein Tagebach : „Wir haben nie Brüderschaft getrunken; aber das gegenseitige Da fand sich ganz von selbst aof unseren läppen ein. Niemals habe ich das geringste an Liebig bemerkt, was auf etwas ünr^ee oder nor im mindesten Unsittliches hingewiesen hätte. Das ists was mir anch hohe Achtong vor ihm dnflOsste.*^ Liebig verliess den gemeinaamen Wohnort nnd ging später nach Faiis. Von hier aofl schrieb er am 15. Mftn 1823 an Platen, mn gewisse Miss- Terstflndnisse swisehen beiden ta beseitigen. In seinem Brief geht Liebig aof die gemeinsamen Erlebnisse ein. Eni LIebesabentener, das leicht ein nachteiliges ücht aof Liebig habe werfen künnen» sei er mehimab hn Begriffe gewesen, dem Freonde m erzählen; als er es endlich in Baimstadt gefthan, habe Platen Geständnisse ?erlangt| wie niemand sie sa feidern berechtigt s«L Schon am 16w Hai 1823 schrieb Liebig wieder an Platen: nnd ich fühle wohl, dass wir zwei Pole shid, die in ihrem Wesen unendlich Terschieden, aber eben dieser Verschiedenheit halber sich anziehen mflssen ; denn Oleich- artigkeit st^isst sich ab. Du siehst, lieber l'latcn, duss ich nichts finde, was mir diesem (jeheimuiss auttlären könnte i icii bitte Dich in Demem nächsten Brief am den Schlüssel." Platen war entzöckt £r dichtete sogleich eine seiner schönsten Ghaselen: „Wie, dn fragsli waram dein Wohlgefallen Mich erw&hlt, unumhlosiaii halt vor «llem?'* n. b. w. In Liebigs Antwort steht in Bezog aof die an ihn gerichtete Ghasele: «Nnr Yerwnnderang kann der Ißegeliebte, Seltentrene Dir entgegenlallen. Mit dem Niegeliebten machst Do mich ja zom Lügner, and mit dem Seltentreuen ^) schulst Du Dich von meiner Liebe los. Keine Dunkelheit soll mehr unter uns Äuiaiss zu Miss- verst&ndnissen geben; dos habe ich dir versprochen.**
    • ) Koriz Carricrc: Liebig und Platen m: Lebensbilder, Leipzig 1890.
    8. 876-860.
    • ) Mäns 1829.
    ') Die Anptlrürko Nio^eliobt und Seltentrou kommen in dem ztiletzt ange- deuteten Gedichte Platens vor. Der Dichter hat jufcrnde diese für beide Teile so chaiukteristiscben Worte bozw. die eutuprecheuden Verse bei der Herausgabe der Qediebte geetrioh«o. 140 Fialen und loMg, Am 25. Juni 1823 sehrdbt Platen an Llebig: „. . . leb i6de nicht mit dir im Ton eines Bittenden, da winti du mnset mir eehraben, do, den ich über aUes liebe. Das Leben ist toU blinder Sdnckongen, voll nnstater Yerlundimg«!, aber eine ist wahr, aber eine ist danemd. Du bist mein, was Akr ein Bigentnm willst da dir Aber dich selbst aamassenf*' Zar BrU&nmg fügt Carriere hima: „Die Iddensobaft- licfae Gewalt der Empfindung and des Gedanheos mag ans b^iremden, wie uns auch hente die schwärmerische Zärtlichkeit der jungen Hain- bundesdichter oder des Gleimschen Kreises verwunderlich dflnkt. Aber es triebt im Leben des einzelnen Stunden, wo er von einem Freunde wie David vou .Jonathan sagt: Deine Liebe war mir köstlicher als Frauenliebe — zumal wenn diese noch nicht in ihrer ganzen Fülle über ihn gckuminon. Platen war fttr Franenliebe nicht geartet Freundschaft sollte ihm ein Ersatz spiu." Die Beziehungen Liebigs und Platens sind noch durch den EinÜuss, den ersterer auf (las dichterische Schatten des letzteren ausübt^ besonders merk- würdig Der Aufsatz von Cariieie lüetet in dieser Beziehung manche Mitteilongen. Zorn Schloss sei noch ein Gedidit Platens angelUirfe, das den homesexaellen Charakter sehr deutlich venftt: Qualvolle Stunden hast du mir bereitet, Die aber nie an dir der Himmel rflcbe, Sonst müssten fliessen deine i hrilnenb5cb'\ Wenn von der Lippe dir mein Name gleitet. Doch bis Gawisshttt jeden Wahn bestreitet» WiD gern ich dich, and fhlt* ioh es ans SdiwSehe, Verthflid'gen IPkenndl Ton aof der Oberflftdie Geschlüpften ZofiiUsgifinden nie TerlMtel Zwar würd' ich kaum dir zum Verteid'ger taugen, Doch stets bedienst du dich als deiner beiden Fürsprecher listig meiner beiden Augen; So lang sie nch an deinem BHeke wddeo. So mfiflsea laebe sie ans ihm sich sangen, Da aber lies in ihrem Blick m«Jn Leiden! Als histeiisohen Urning nenne ich endlieh noch den onglAoUiehen EOnig Lndwig II. Ton Bayern. Es sdieint kaum xweifeniaft» dass bei ihm kontiflre Seiaalempfindong in aaegeptflgter Eoim bestand. liudwig IL fOB Bftjwo. 141 Ire 1 and*) hat an der Hand Teraoliiedener anderer Arbeiten (?on B. Graser, Georges Morin, Franz Carl Mftller, E. P. Evans) eine psyoUatdsdie Stadie Uber den EOnig TerSffentlicht, der ich das folgende entnehme. Noeh lange bevor die offisielle ErUimng über die Geisteslrrankheit des Königs erschien, scheint die HomoBexnafitftt deutlich vürliandeii gLwoson zu scm. Seine Oleichgiltigkeit, ja sogar Abneigung gegen das weibliche Geschlecht war bekannt und ziigto sich in vielfachen Erscheinungen, wahrend er an Mäuner die zärt- lichsten Briefe schrieb, zärtlicher als ein Bräutigam an seine Braut. Dass über seine Mannerliebe viel gesprochen wurde, ist sicher; dass aber von massgebender Seite dieser Punkt stets übergangen wurde, dentet, wio Ireland meint, eher für als gegen die Annahme, dass es sich um eine Umingsnatur gehandelt habe. Die Misshandlungen, die der König in der letzten Zeit seines Lebens gegen verschiedene Männer anbefahl, sind kanm auf eine sadistische^) Grundlage zarück- snführen. Sie haben wohl vielmehr ihren Grund in der damals schon vollständig ansgesprochenen Geisteskrankheit des Königs. Jedenfalls hat der König in der letzten Zeit seines Lebens am Schmerze anderer and an der Meosehenqnilerei Yergnflgen gefanden. Die Personlich* keitea, die im sexuellen Leben des Königs eine Bolle spielten, sind inm noeh am Leben. Es seheint ftbiigens, dass bei dem KOnig nnabblngig von sinnltehen Trieben seelische Neigmigen sa yersohiedenen Himiem bestandm, die ihn geistig fesselten.*) Anoh sonst finden äeh in der Idtterator nooh mamiigfaehe An- gaben über bekanntere IfiUmer, die homosexoeUen Geschlechtsverkehr ausgeübt haben. Tehse bringt n. a. eine Beihe Meranf besttglicher Angaben. So erw&hnt er/) dass ein Minister Angnsts lH, Königs von Polen, Heinrieh Graf v. Brühl ansser seinen weibHehen Geliebten auch mannliche hatt«. In einer Schrift, die 1758 erschien, wird, wie Vehse erzahlt, ausdrücklich darauf hin f::c wiesen, dass in Brühls er- laachten Gesellschaften das Problem autgeworfen wurde, ob nicht em wohlgebildeter Knabe dem schönsten Fräulein vorzuziehen sei. ') William W. Ireland: Thnmgli thc Irnnj Gate. Stiolk^ in Paijvholuinf atui üistory. Edinburgh 18ö9. S. löÖ— 159 und W. W. IreUod: Herrecher- ■aoht und Gefvtodmnklieit Stot^iirt 1887. & WT-^m. ') Vgl das sechste Kapitel dieses Boehes. ") Eine Bc^tätigftinß dieser Auffassung bietet das in neuerer Zeit ersfl.i-nene Bnch von C. Boy er: Ludwig IL, König von Bayern. Ein Charak* rl ill nach UitteilQQgen hocbstebrader und bekannter Pcrsünlichkeiten and nach audcrcn MtUieiiiisdieii Qmllen. Leipsig.
    • ) Eduard Tehse, Geschichte der dentaobmi BSh seÜ der Befoimtlen,
    aa Band. BambnrK 1864. & 188 n. 867. 142 Verschiedene rorBuniichkeitea. Auch Prinz Kugcii, der bukauiitü reldhcif, dessen SitU'iistrengü oft erwähnt ist, — vielleicht düshalb, wuil ur wenig Empüiidung für das weibliche Geschlecht hatte — wird verdächtigt, homoseiuelle Neigungen gehabt zu haben. So teilt Vehse*) nach den Briefen der Herzogin von Orleans mit, dass er von jungen Leuten iu Paris früher Madame Simone und Mtuiamc Camiene genannt wurde, ,,denn man prätendicrto, dass er oft bei den junf»en Leuten die Dame agierte". Übrigens soll Prinz Eugen zwei uneheliche Söhne hinterlassen haben. Auch Alexander, der letzte Markgraf von Ansbach, stand, wie der Hamburger Tourist Ludwig v. Hess^) erzählt, im Kufe unnatftr* Hüben Wollusttriebes. Päderastische Neigungen wurden femer dem Kardinal und Staatsmann Mazarin nachgesagt Pierre de la Porte') berichtet in seinen Memoiren, dass Mazarin im Jahre 1652 naoh einem Diner, das der damals 14jährige König Ludwig XIY. bei ihm eionahm, mit diesem gesohlechUioh verkehrt habe. Auch in einem Teil der berohmten Masaiinaden werden dem Kardinal sodomitiflche Neigungen nachgesagt De fwgiM qv^m m jamtM Dans touie la viUe de Some Un plus häbUe ä la Sodome Que vous y fuaies itesormais heisst es an einer Stelle.*) ich könnte die Ausftlhningen über historische liomusexuelle noch wesentlich erweitem. Mit mehr oder weniger Recht werden zu ihnen gerechnet Karl XII. von Schweden, Wilhelm von Oranien, Peter der Grosse, Christian VII. von Dänemark, ja sogar wegen seiner Neigung zu Eugen Heauharnais Kaiser Alexanderl von liussland. Ferner werden hierher gezählt Torquato Tasso, Emil Mario Vacano,^) Karl v. Holtei, Salomen Mosenthal, Gxillparzer,
    • ) Veliso e. 12. Baad, Hamburg 1852. 8. 269.
    <) Vebse I. 4a BMid, Huilnii|r 1867. 8. 167.
    • ) Pierre Dufour: üütoirt de la Prostitution chex tom las peuplu
    du monde rhynis VantiqmU la pk» teouke jutqu'ä no$ jotm. Tome kuitiitiMk Brusullr^' ist,!, s. 286. Lcs Maxarinadea cyniquea, v'csl d n^acoir: Le Temperament amphi- boloffique de» Mimte$ d» MUnarm et la eustode de la reyne qm dSt teeU. Oetoffne m9~ir>51. 8. 17.
    • ) Voo Vacano wird erzählt, dasa er eine Zeit lauj? als MaTiPf, reifo: in anf-
    getreten sei. Novellistisch und (euiüetonistisch i«Jt dio'^'T Vor<^;uiL: uiehrtach be- b&udelt worden, & B. vod Sacher-Musuck (Mumj i::Iüa in l<aiächor Hermelin, Nene Folce) und tob Slgaor Domino; dooh tsoU du Urbild dieoer Aatomi eine andere Pieimt aein. Verschiedene PersuulicLkeiten. 143 Friedrich Graf v. Schack, mid der bekannte Historiker Johannes V. Müller, dum Wolfgang Menzel seine ürningsnatur vorwarf; ausserdem der Littciarliistunkür JoLluiu Die den ch Gries, Symonds, Walt Whitman, die Schauspieler Wilhelm Kunst, Hermann Hendrichs. Anch Moliere wurden homosexuelle Be- ziehungen zu dem Knaben Baron nachgesagt. Einzelheiten über viele derselben findet man in den Büchern von Ludwig fiey') und von Kaffalovich.-) Ich breche die Auseinandersetzungen hierüber ab und weise nur noch wegen der allgimeinen Bedeutung auf einen Fall des 17. Jahr- hunderte hin, da er ahnlich wie Vorgänge in unserer Zeit ohne Be- rücksichtiguig der konträren Bexualempfindung schwer verständlich ist. Es mag Oberhaupt manche Begebenheit, die nicht aufgeklärt ist, mancher Mord und auch Selbstmord seine Quelle in der konträren Sexaalempfindung haben. Der Fall, der seiner Zeit grosses Aufsehen enegte, und den ich Friedrich Bülau') entnehme, betrifft die moidong ▼on Heinrich Gottlob von Debeohatz anf Langenan im Altar von 35 Jabxen im Jahie 1092. Die Ftoülie des Ennozdeten gehflirto zu den angesehensten der Gegend. Nirgends ist erwähnt, daes die Hännorliebe bei dem Morde mitspielte. Wie soll man es rieh aber erklären, daee der MMer Freiherr von Braun aof Men- dorf, der Km Opfer vorher nie geeehen, nnnutMbar nachdem er den un Bette liegenden Mann gekttsst nnd geherzt hatte, ihn erstach, als er an weiteren Liebkosungen verhuidert werden sollte? ISne pldtsUch entflammte liebedeidenschaft durfte sehr woU inr ErUämng genügen.
    • ) Ludwig Frey: Der Eros und die Kunst £thi8che Stadien, Leipzig.
    ^) Marc-Andre Raffalorich: ürnmsmr et UniscTnalüL £tud» nar d^irentet inan^estatiom de l'Jtutinct sexucL Lyon-Faria ISÜd. •) Oehfltme GoMdiiehten und zttBdbafke Mewohen. SanmdoDg Terborgener oder mgemaer Mokwvidig^tiD. HuwMigegBbeii von Friedrieh Bfilao. 8. Auflage. LBmhL Leipiig 1868. & 470-474. III. Soziale BeziehimMeu der HomosexueiieiL Was die Zahl der ürniuge betrillL, ist es unniugiich, genau anzugeben, welchen Prozentsatz der Bevölkerung sie ausmachen. Selbstverständlich kuiinen auch die Behörden hierüber sichere Angaben nicht maoheu, da sie sich nur mit den Fftlleu zu beschäftigen haben, die straffällig sind, d. h. wo soj^enannte widernatürliche Unzucht j^e- trieben wurde; viele davon kommen überdies gfir nicht zur Anzeige und bleiben der Polizei und den Gerichten vollständig unbekannt Die mir gelegentlich von venohiedenen Leuten genannten Zahlen, z. B. die Mitteilungen, dafls es in Berlin allein 4000 Manner gäbe, die für Geld feil seien, muss ich als willkHiUoh bezeichnen. Ich habe selbst in Berlin etwa 6 — 700 Urninge gesehen nnd beobachtet und ▼<m etva 250 bis 350 gehört. Nach diesem nngef&hren Bilde kann ich feststellen, dass sich diA Zahl der Berliner Urninge mindestens anf 900 belauft; dass aber in WiiUiehkeit diese Zahl wesentUoh flber- sehritten wird, kann ieh mit grOsster WahrscheinUchkeit sagen. Ob es 3000 oder 10000 oder sogar, was ioli nicht für ansgesohloisen halte, noch mehr Homosexnelle in Berlin giebt^ darflbear kann ich mit Siohedieit nicht urteileii. Es kommt hinsn, dass es in der BerOlkerong eine Menge Indi- indnen giebt, über deren krankhafte geschlechtliohe Neigungen, obscbon sie Torhanden sind, weder der Arit nodi irgend Jemsnd etwas Ge- naues erfahrt; dies ist z. B. bei Knaben der Fall, die zweifellos zom grossen Teile, wie sich aus der Entwickelungsgeschichte einzelner Urninge ergiebt, bereils hümosyxuelle Triebe haben. Allerdings sind diese gerade in der Zeit vor und während der ßntwickelnng der Pubertät nicht immer als pathologisch zu betrachten. Auch bei Leuten, die später geschlechtlich ganz normal werden, kommt es vor, dass in dieser Zeit das Geschlechtsgefühl noch nicht vollständig diflereoziert ist So erklärt es sich, dass nicht selten bei Personen, Zaiü der Urninge. 145 die später amschtteBslioh heteiOBexnell sind, bei Beginn der gesohlwlit- lichen Reife homosexoelle Neigungen, teils allein, teils gemischt mit heterosexuellen beobachtet werden. Wir haben ferner za berück- sichtigen, dass viele erwachsene l'crsuiicn psycbosexuelle Hermaphro- diten sind, ohne dass dies bekannt würde. Sie leben m der Ehe und haben dann und wann homosexuelle Thebe, gehen diesen aber in keiner Weise nach. Überhaupt dürfen wir nicht ausser Acht lassen, dass von der typischen Homosexualität bis zur typischen Heterosexualität so zahlreiche Übergangsstuf» n bestehen, dass auch dadurch die Schätzung der Zahl der IJonioscxiiellcn wesentlich erschwert wird. Urninge geben von einigen Städten an, wie viele Leidensgefährten sie daselbst kennen. Von Magdeburg hat mir einer mitgeteill^ dass er dort mindestens 70 Urninge kenne; wahisobeiiilioh ist deren Zahl dort in Wirklichkeit bedeutend grosser. Ob m grossen Städten die Homosexualität mehr gedeiht als in kleinen, und ob sie auf dem Lande schwächer vertreten ist als in den Städten, kann ich meht mit Sicheiliett angehen. Die meisten Homoeamdlea, über die wissenBoliafflietae Beobaohtuigeii Toriiegea, haben in Städten entweder danemd oder dooh längere Zeit gelebt; demioob darf hiexaos unter keinen Umständen einbob auf eine länwirknng der yerOhrong oder der Groesstadt gesehloesen werden. In neuerer Zeit besonders sind mir amoh sahlreidie I%Ile von konträrer Seznalempfindang bei Far- sonen bekannt geworden, die tot der Entstebmig der sexneQen Pep< Version entweder anf dem Lande oder in Ueiaen Städten gelebt haben. Von homoiexneUen Akten anf dem Lande erilhit man übrigens auch gelegentfieh dvroh Geriohtsverhandlnngen; die neneren Unter- suchungen,^) die auf YeranUissung der deutschen Sittlichkeitsvereine vorgenommen wurden, liefern gleichfalls einige Beiträge hier/u und dürften überhaupt geeignet sein, das Märchen von der Unschuld auf dem Lande gründlich zu zerstören. Auch Krafft-Ebing peht Mitteilungen über die Zahl der Homosexaellen in einzelnen Städten. Ein Patient Krafft-fibings') YgL z. B.: Die gescbiechtUch-sittlichea Verhältnisse der evangehscben Landbewohner im Deatiohea Bdche. Dargestellt anf Grund der von der All- gMMiMn SmIbiviib dar denlnbtB SÜtiiabkritiTttrebw venmitaltetaB Unfngo. 1. Band, 1. Abteilung, bearbeitet von Pastor H. Wittenberg, Leipzig 1895, S. 159 und 2. Band, bearbeitet von 10 Spwialrefarenten, redigiert von C. Wagner, Leipzig 1897. a 430.
    • ) B. V. Krafft-Sbing: Paychopalkia MmoK», mit beeendflier BtMt-
    ibhtigaiiir der kontiäiMi SenalenpfiiidaBg. Bin» Uudicih-lbreiiaiaoh« SCadie. 9. Aullage. Stiltleart 1894. S. MH, Moll, Kmtr. Bmulnpflndiivg. IQ 146 ZkU d«r Uniiige. erkUrt, daw er in einer Stadt tob 18000 Einwohnem 14 ünunge, in einer andern von 60000 Einwolmem deien 80 kenne; Erafft- Ebing liSlt den Hann Iftr glanbwatdig, moml a1)er, daas er nieht genng awiaehen angebotener nnd erworbener liomoBexaeller Männeriiebe nnter- eeheide. Kadi TTlrioheO lebtm damals in DentacUand etwa 25000« in Preussen etwa 10000—12000, in Berlin etwa 500—1000 erwachsene Urninge. Durchschnittlich rechnete er auf 2000 Seelen oder 500 er- wachsene Männer einen erwachsenen Urning. Ulrichs, der selbst Urning war, und dessen Arbeiten üonst eine t>ehr subjektive Färbung zeigen, dürfte sich hierin kaum einer Übertreibung, eher einer Unter- schätznng schuldig mai hen, wenn anch natllrlich genauere Beurteilungen sehr schwer sind. Ein Gewährsmmin von G. J&ger*) giebt an, dass aof 50 Männer 1 llumusexuelier komme. Ein homosexueller Herr X., der durch seine wissenschaftliche Bedeutung eine Gewähr für seine Mitteilungen giebt, machte mir einige allgemeine Angaben über die Verbreitung der Homosexualit&t Ein Herr den X. genau kennt, hat sich Notizen über jeden Mann gemacht, zn dem er geschlechtliche Beziehungen hatte, und hat dem X. diese Mitteilungen zu beliebiger Verwertung übergeben. X. erwähnt, dass Y. ein Mann von anagezeichneter Gelehrsamkeit und ObjekÜTitAt ael Er ist viel gereist und entdeckte seine eigene Homoseznalitftt Tor 20 Jahren. Seit damals hatte er gescUeoht&ehe Benehnngen in 965 Terechiedenen Mlnnem. X. hatte wihrend der 7 Jahre, die er homeeexneU verkehrt, aolehe Bedehnngoi in 27 Mlnnem. Ein Urning, enfthlte ihm, daaa er m einer Stadt von 60,000 Binwohnem per- aOnlieh 50 Homeeesnelle kenne. Ein anderer iat Ifitglied ^ea Elnba, der ana 50 MImiem beatehti nniw denen 8—10 homoaeinelle Mflnner vorhanden aeien. Dieaer Hann ghmbt» daaa er mit nicht weniger ala 250 Mlnnem in ^er Stadt von 850,000 Euiwohnem gesohleehtliche Beadehnngen hatke. X. aelbat hat aieh an Bedtkrfiiiaanatalten Statiatiken gemaeht, die zwar nach seiner eigenen Ansicht nicht überschätzt werden dürfen, die aber doch, wie er glaubt, die Ausdehnung der Ilomüsexualität beleuchten, und die ieh wegen ihrer Üriginalität wieder- gebe. „In einer 6Udt von 400,Ü0U ilmwohnern, so erz&hlt X., ') Karl Heinrich Ulrichs: Oiaäiua Iktr$n&. Das Naturrätsel der Urnings- Uebd tmd der Intom ab Geaetggeber. Eise Frordkatfcm an donlMitoa Juristentag. Xaas«! 1868. S. VTSL ') ans Uv Jiger , Entdeekuiff der M». 8. Avflag«^ 1. Baad. Leipatig 1884. 8. 867. Zabl der Unmi^e. 147 „machte ich solche Statistiken. Es war für mich notwendig, einen bestimmten Standpunkt zu haben, und so macht« ich die Bcoh- achttingen an einer Bedürfnisanstalt für Männer so, dass ich 1. alle die zählte, die Uiesf Ikdürfnisanstalt bpsuchter!, 2. unter ihnen a) die, die eine gewisse Neigung hatten, ihre Genitaüen anderen Männern zu zeigen, h) alle die, die es Tersachten, die Genitalien anderer zu sehen, und c) die, die eine Erektion erzeugten, bevor sie die Anstalt Terliessen. Ich wählte eine Bedürfnisanstalt mit 7 Piäfezon an einer Haaptverkebrsecke der Stadt aus und machte die Beobachtung von 2 Stunden zu 2 Stunden an yerschiedenen Tagen. Meine Statistik beginnt um 8 TTbr des Morgens und endet um 12 Uhr dea Naohta.^ Das Besnltat war folgendes: Zoit Zahl dor Besucher der Anstalt Zahl deror <lio a) Genitalien zeigten, b) andere sehen woUtm oder c) Enkdon «neogfeen 8—10 Vm 108 18 10-12 , 63 10 12—2 Nm 84 13 2-4 , 74 11 4-6 , 97 17 6-8 , 93 17 8—10 , 44 7 10-12 , 34 7 „Ich will nun nicht etwa j^af!:('u, datis alle die, die ihre Genitalien zeigten, homosoxuell sind, auch behaupte ich dies nicht von allen denen, die versucbten, die Genitalien anderer m sehen oder die Erektionen zu erzeugen suchten. Aber ich glaube, sie haben alle die Disposition zur Homoseiualitäti die nur noch Zeit und günstige Ge- legenheit beansprucht." Über die Verbreitung der Homosexualität in den veiscbiedenen Ländern tejlt mir Herr X. noch folgendes mit: ,8oTi«l ich beobachtet habe, ist keine Nation ohne h<»noMmelle Mianer. loh bin wihrmd der letsten 7 Jahre viel gweiet nud habe Gelegenheit gehabt, dies an beobachten. Ein Freund yon mir ist 8 Jahre gereist nnd hat gleiahfaUs homoaexnelle Ittnner in aUm Lindenif die er besnehte, gefiinden. Der adion erwähnte Y. ist 18 Jahre gereist» nnd er hat alle 5 Erdteile gesehen; «r ist auoh anf sahlreidhen grossen nnd Ueiiien Inseln des Oseans gewesen nnd hat flberail die Homosenalitftt angetroffen. Bio Nationslittt der 27 MBanery mit denen ich Terkehrt 148 Stull d«r üniiiigo. liabe, ist folgMide: 6 emd Dentnbe, 4 Phnuoiea» 4 Xnglinder, 4 ans den y«reinigt0ii StMit«n TOn Nordanittika, 2 BuieB, 2 ItaUwer, 1 Sohwoiser, 1 öttemiober, 1 Belgier, 1 Spanier und 1 Kanadier. T. liat die Nationalitit der ICinner, mit denen er geMhlechiüche Bwietrangen hatte^ nieht au^eseidinet^ er hat gans einfadi das Land, in welchem er verkehrte^ notiert; aber er enililt mir, daaa w fiat in jedem Fall mit längebornen des Landes verkehrt habe, wo immer er gerade war. Seine 965 Fälle sind geographisch wie folgt verteilt: Italien 531, Deutschland 125, Vereinigte Staaten Ton Nordamerika 76, Österreich 50, Spanien 48, Südamerika (Brasilien und Argentinien) 44, Schweiz 40, Schweden 22, Australien 6, Algier 6, Frankreich 4, Indien 3, Ägypten 2, Belgien 2, England 1, Malta 1, Kuba 1, China 1, Dänemark 1, bei oinor ScliiftTahrt auf dem 0/ean 1. In Kussland, Nurwegen, Türkei, Porsien, Siam, Japans Java, jNeu-Seeland, Korea, Sandwichinscln und Mexiko fand V. nicht«. Er hat jedoch, seitdem er überhaupt homosexuell vorkohrt, meistens in Nordamerika, Deutsehland und It^ilien gelebti während er in den anderen Ländern verhältnismässig wenig war. Haa darf sonst nioht alles ftr bare MOnie nebmeii, was die HomosexuelleiL hierober sagen; es wohnt vielen die Neigung mne, die Zahl sehr m flbertreihen; ich kenne Utninge, die fast von jedem dritten, ja von Jedem zweiten Hanne sagen, dass er Urning sei und die nngknhliohsten Dinge Aber Uehesrerhiltnisse der Lente ersihlen. Allgemein bekannte Personen, besondeis Fanten, grosse Feldhenen, Staatsmänner, werden hierbei mit Vorliebe ffir homoaeoraell erUflrt Ebenso wie die Liebe des Hannes zom Weibe kein Privi- leginm bestimmter Klassen ist, ebenso scheint deh die kontMre Sexnalempfindong in allen St&nden, von den niedrigsten bis zu den höchsten hioanf zu finden. Nach dem Eindrnck, den ich gewonnen habe, scheint mir die „bessere Gesellschaftsklasse" verhültms- mftssig stärker beteiligt zu sein. Es kann dies nicht verwundern, wenn wir bedenken, dass nervöse Veranlagung das günstipte Feld für konträre Sexualempfindung bildet, und dass jene so oft in den besser gestellten Kreisen gefunden wird. Jedenfalls aber betont Mantegäzza mit Recht, dass sicli die Urninge keineswegs aus- schliesslich in der Hefe des Volkes finden, dass sie sich vielmehr auch in Kreisen zeigen, die in Bezug auf Bildung, Reichtum und soziale Stellung zu den ersten gerechnet werden. So finden sich zweifellos unter dem Gebartsadel sehr viele Homosexuelle. Auf diesen üm- ■ Beruf der üniiit. 149 stand wurde auch in dnem Artikel einer amerikanifloheii mmlizuiisoliea Zeitung^) hingewiesen, und zwar im Anschlnss an einen bekannten Fall, wo ein deutscher adeZigm Major sich das Leben nahm, als der Verdacht anftanohte, dass er mit seinen Zöglingen homosexoell ver- kehrt habe. Die mir bekannten Homosemellen Terteilen sieh aof saUieiobe Bernfsaiten. Ich kenne Urninge nnter Juristen, Hedisinem, Theo- logen, Philologen, Eanflenten, OfSBxieien, Staatsmännern, Sdhriftstellem, Sehansinelem, EOnstlem, Hsndwerkem, Oirtnem, Arbitern n. s. w. Es giebt einsebie BesohlftignngsarCen, in denen sieh eme Terhlltnis- mSsaig grössere Zahl fon Homosexnellen findet^ als in anderen, ob- wohl genauere statistische Bereohnnngen snoh hier nieht mi^gHoh sind. Die Bemftarten, die ich meine, sfaid: Schauspieler, Schriftsteller, EUnsUer, Kunstgärtner, Tapeziere, Dekorateure, Köche, Friseure, Damenschneider und Damenkomiker. Es scheint, dass sich viele Urninge ihrer weiblichen Natur zufolge überhaupt zu Beschäftigungen hingezogen fflhlen, die mehr dem weiblichen Charakter entsprechen. Hierzu gehört entschieden die Befaliiguug zu hübschen Arrangements, zur Verfertigung von Dekorationen, Damentoiletteu etc. Dass Homo- sexuelle gern als Dam( iikumiker sowohl öffentlich als in privaten Gesellschaften auftreten, ist leicht erklarlicli; ihre Fistelstimme sowie die F ähigkeit, weibliche Bewehrungen mit Eleganz auszuführen, kommt ihnen bei diesem Berufe zu statten. Von spiritistischen Medien giebt Ed. v. Hart mann*) an, dass sie mitunter sexuelle Perversionen haben. Mir wird privatim der Name eines solchen Mediums genannt, das vor einigen Jahren viel Aufsehen erregte, und das an konträrer Sexualempfindung litt^ Der homosexoelle Herr, anf den ich mich eben bezog, teilt mir betreffend den Beruf der ününge noch lAlgendes mit: .Kein Bernf ist ansgmommen; in meiner liste von 27 Männern, mit dfo«! ich sezndl Terkehrte, smd 5 Ante, 4 üniyendtftts- und Oynuiasiallehrtr, S Juisten, 3 Mnsiker, 8 Kanfleate; 2 smd Fabrik* besiteer, 2 Bantieni; je eiiMr ist EflnsUer, Bankior, Bianer, Ueehaniker,
    • ) MiAical and Surgif al Rcj}orttr, l«f Noreviber 1890. S. 510. Naoh einem
    Boferat in deu Ari hires rfr Neurologie, Paris lSf/1, Vol. XXIf. Nr, 6ö, Nachtni|;e zur i'ktuiumenologie des UnbewussttiU. ä. 478. In ehMm Briefe, dmr aieh auf dioss Petton bezog, und der mir flrawid» liditt rar Verfttgung gestellt wurde, ist dia Sache allerdings so dargestellt, alt ob es sich bei ihr um einen soniatisrhen Hermaphroditea liniKlelto Andererseits int mir eiu Herr bokauiit, dem jenen Medium ziemlich deutliche Autr&ge machte, die aber von dem heterosexuellen Ilerru zurQckgewieseu wurden. 150 Beruf der ürninge. StaatsmaDD. Meine eigenen Neigungen und mein fiernf haben nudi nnr iiiii oiner begrenzten Zahl von Kreisen zusammengebracht, aber ich habe trotzdem Vertreter der Homosexnalit&t in fast allen Lebensbemfen gesehen. Ich kenne z. B. 5 Geistliche, 2 davon sind Pi-otestanten, 2 sind römisch- katholisch und einer griechisch-katholisch. Musiker, besonders Opem- silnger, sind zahlreich unter den Homosexuellen, die ich kennen gelernt habe. Freunde von mir kannten auch Polizeibeamte. Es würde schwierig Rein, 711 sa^en, welcher "Beruf die grösste Zahl bat. Wenn ich aber eine Mitteilung über meine eigenen Beobachtungen maciien darf, so glaube ich, tri^ man die meisten unter Ärzten und Operns&ngern an." W«im 68 aofili gewine BeMbAftigimgeaiteii giebt, denea eioh die HomoeemeUen mit Vorliebe mweaden, eo daxf danns moht etwa ge- eehloeaen weideD, dasa man brä Hitgfiedem dieeer BernWasaeii mit gteeeer WahncheinliQlüceit anf kontilie Seznalempfindimg soiilieesen kann. Wenn wir annehmen, daea nob nnter 100 ümingen 10 be- finden, die Demeneebndder eind, nnd daas anf 500 Einwobner ein Damenadmeider kommt» ao wiid bei der gieeeen Zahl der Damen- schneider die Zahl der üninge nnter ihnen miflektreten, nnd ea iat ein fOr den Laien wesentlicher Prozentsatz unter den Damenschneidern liicht vorhanden. Nur ein Beruf scheint mir verdächtig, und ich glaube, dixs'S eine sehr grosse Zahl von (iessen MUgliedcrn sexuell konträr veraul^t ist, nftmlich die Bamenkomiker ; die Männer, die mit Vorliebe in Damenrollen ^) auftreten und hierbei j^erade durch ihre Alt- oder Sopranbüiimie grossen Beifall erringen, haben sehr oft konträre Seiualempfindung. Was die Urninge nnter den Soldaten anbetrifft, so glaubte ein Urning mir die Mitt^jilung machen zu l^Onnen, dass sie zum Waffendienst selten Nei^nnp: haben, dass sie daher, wenn sie Berufs- soldaten sind, sich mehr zu theoretischen Leistungen hingezogen fahlen. Doch wurde diese Angabe ?on anderer Seite bestritten. Er- wähnt sei flbrigens, dass mehrere grosse Feldherren, Jnlina CAaar, Karl XIL, Tilly, Prinz Engen, Friedrich der Oroaae n. e. w. ') Dus ttbrigena VnmuNäkm. tauk dmdi nonoal fOUende heUawMnieilA MSnner sehr oft und mit Erfolg gespielt werden, bedarf nicht der Erwihnang. Es kann vor nichts bei dorartig^en Fragen so sehr gewarnt worden, wie vor unberechtigter Verallgemeinerang. Vgl. übrigens zu dieser Fragu Ooethes AnlHti: „Franennilflai anf dem RSnbolMii Tbaator dondi Mlniiw geepielt** Goathe tagt hier: „. . . Der Jfinglüiff hat die SigedieiUB dM mibtiohen Ga» Rchleehts in ihrem Wesen und Betragen studiert; er kennt sie nnd bringt, sie als Künstler wieder hervor; er spielt nicht sieh seikiat, aoodeni ehie dritte und eigentlich fremde Natur . . ." Utor dar UftUagvi 151 b6Miiid«i8 bai Urmagwii im Bnf d«r Hiimerliebe stehea. Doch konnte ioh bd emigen dowlben, bmonden bei Tillj, aoieer den dtrauf beifigUchen Traditionen in UzningsbeiBen keinen Änhaltepiin]i:t ge- winnen. Den ümetend, dase Tilly leden Verkehr mit dem Weibe mied, als Beweia daftar wa betrachten, daea er der Miniierliebe huldigte» iat fUaoh.*) fotereseant irixo ea aneh, genau den Froaentaata der Juden nnter den HomoaexoeUen in ifiasea. Sicher ist, daaa es eine An- laU jodischer Urninge giebt; mii sind Terschiedene davon bekannt Doch soll nach Mitteilung eines auf diesem Gebiete erfahrenen Herrn die Zahl dtr Juden unter den Urningen im Vergleicli mit dem Pro/^entsatz in der BevOlkerang eher kleiner als grosser sein, was sich aber mit Qocks*) und Herrn N. N.'s Erfahrungen nicht deckt; mir scheinen die Jaden mindestens in dem ihnen zokommenden Yerhältnis beteiligt zu sein. Über das Alter der Urninge kann ich folgendes angeben: der ftlteste der mir bekannten ist 75 Jahre alt. Andererseits ergiebt sich aus Fragen, die ich an die erwachsenen Urninge richtete, dass sie oft bereits im Alter von 10 und 12 Jahren, ja noch früher den perversen Trieb empfanden. Ich kenne sogar einen Fall, wo bis ins dritte Lebenqahr das Entstehen der krankhaften Aflfektion rerfolgt werden kann, d. h. wo bereits zu dieser Zeit eine auffällige Zuneigung zu Männern bestand. F^ kann demnach nicht benreifelt werden, dass sich auch unter der jetiigen mfanlicihen fievOlkernng» die weniger ala 16 Jahre alt iati WOB greeae AnaaU üxninge befinden. Hierin kommt» dasa der krankhafte Oeschleohtatiieb mitunter leiliger hervorbricht als
    • ) Wie ein A«t ms dem Ende des vorigen .TahrhundftrtÄ, M. A. Weikard
    (Der philosophische Arzt, 1. Band, Frankfurt a. M. 1798, S. 3«Ö), mitteilt, hnt der Marquis de bauta-Crux im Aufaog aeiaei» Buulieis über die Kriegäkonst ver- langt, eine meiitbdiiliohe Kigenioluift ebes fcroBsen Oenetato ad «b, daas er Onans Kunststück verstehen mttsseü „Hierdurch, sagt er, werden bei einer Annee und ttborbanpt in einer Knep-s'^tadt nll? Plfiudcrcion und Indiskretion der Weiber Terhütet, weichü Ii y:(Mie ini^^ln ii ihimii udigen, dass! alles verloren geht." ^) Gock war es aui^elaiien, dasa a^ine zwei fälle von kontiäror Sexual- cmpitndnng (ein minnlmlMW mid «Jb waibliehM IndiTidnnm) biaalitaii wanii, und tr glaubte, dies auf den orientalischen Ursprung zurilcknihren zu mttssen. Die neuere Kasuistik hat diese Annahme bereits als irrig bewiesen. In Deutj^ch- land sind übrigeas nach Herrn N. N s Eifahmngen wolil keine weseMtlichen Differenzen in dem prozentualischeu Verhältuiä der Uraingo unter Judeu und Chiitleii vorhaadan, wie fibailiaiipt oadi Miner Anaidit üminge aicb in allen KlanQD gleichmässig Hndea, ohne das« eine vor der anderen herfoiirite. Ein anderer Gevrfihrsniann betont mir <:e«:onOber entschieden die Hinfigkeit der Efunosoxualität unter dem Qdburtsadei und den Jaden. 152 Smutiiolw BlfwatflinUfthkiittwi ■ 68 beim Donnakn der Fall ist. Anderoneiii aber ist zu berfiek- sichtigeii, daSB manche homosexaeUe Keigimg von mftnnlicheii Personen, bfisondeis Yor der Zeit der Fabertftt, nieht auf spätere Homo- aenulütt himraiat, aondeni auf das Stadiom der ündüEnransieit- heit des GesdhlechtstriebeB loraekgefilhrt werden mnss. Ob der krankhafte Oesdileditstdeb in einem finheien Alter erüselit als der normale^ Termag ieli nieht ansogeben. Von einem 68jlhxigen hemo- senellen Herrn weiss ieb, dass er beute seinen Trieb etwas seltener befriedigt; er halte ftoher dmefasofanittljoh in der Woehe iweimal, jetzt nor einmal mit einem mflmüiehen Indiiidanm Umgang. Dass sneh soist Leute nodh im höheren Alter ihren perreisen Trieb haben nnd befriedigen, weiss ieh ans sicheren QaeUeo, wenn ich sneh die Leute persönlich nicht kenne. Ein Tor einiger Zeit fersteibeoer Herr von 82 Jahren, der in diesem Alter ebenso wie früher seine HomosexualiUlt hatti', wurde, entsprechend dem Brauche der Üminge, sich und die Leidensgefährten weiblich zu benennen, allgemein als die Qrossmama bezeichnet Die konträre Sexnalempiindung des Mannes besteht darin, dass (las psychische und besonders das sexuelle Empündeu konträr ist, während der Körper anatomisch normal ist. Dennoch untersuchte man auch, ob nicht am Körper winiofstens gewisse Veränderuiit,'en sich zeigten, die man als zusammenhängend mit der konträren Öexual- emptindung ansehen musste. Mitunter soll das MembrwH virile Abweichungen darbieten. In einigen Fällen soll der Penis aufifallend klein sein, etwa wie sonst bei einem kleinen Kinde; in anderen Fällen wird angegeben, dass er sehr lang sei Ein Urning, den Kraff t-Ebing^) genaner beschreibt, giebt SB, dass sein Penis von jeher auffallend gross war, und dass er in erigiertem Zustande 24 em lang sei, 11 em im Umfang habe. Doeh findet sieh bei den meisten entsehieden keine Abweiehnng. Ebenso irigen die Hoden keinerlei Yerinderang, wenigstens nidit in dem Siime^ dan man sie dnrdi eme gewObnUohe ünteranehnng konstatieren konnte. Bei ebem IUI von Westphal waren die Hoden nur Ton missigem Umfuig und Hessen sieh leieht in den Ldstenkansl hinanf- schieben; doeh Icsnn hier kanm Ton einem engeren Znsammenhange ') II. V. Krafft-I^b ! n jt: !\<ychoptUhüt >ie.ruah's. mit bestjiideror BeHkk- si( hti^'^un^ der kouträren äexualcmpfin(!ung. Eioe kliuifluh-foreiudache Studie, 9. Auilage. Stuttgart 1894. BeobitöbtuQg 109. S. 255. 158 iwiaeluMi dieser Abnoimitlt und der kontrtoen Semalempfindiiiig ge* eproehen werden* Die Brektionen der Urninge eind im ülgemflinen gut nnd kililig; das Glied hat in erigiertem Znetande dieselbe Bioktong wie Mn normalen Manne. Dass in nUen, wo viel Onanie getrieben weiden ist, mitonter Vsagel an Erektion eintritt» ist ebenso selbst- TeistSndlidi, wie bd dm beterosetnelten Hinnern, die dem Weibe gegenUbsr kerne genügende Brektion seigen. Ein Arit, der Krafft- Ebing sfluie ansiBbriiebe Ersakengesohiehte berichtet hat, erkl&it» dass er mit mindestens 600 Urningen gescUedhtUeh veikehrt, aber eine abnorme BOdang der Genitalifln bd ihnen nie konstatiert habe. Die Haare an den Genitalien sind, wie mir scheint, gewöhnlich gut entwickelt. Hingegen haben einige Urninge am Körper nur wenig Haare, selbst \veuü sie eiiicn ausgebildeten Bart haben. Man Kirht ge legen tiicii auch solche, bei denen der Bart auffällig wenig entwickelt ist Mir ist ein Urning bekannt, der, obschon er bereits Ifitte der 20 er Jahre steht, fast gar keinen Bart hat, und in dessen i'auiilie, tibwohl sich in ihr kontrtlre Sexualempfindung nicht zu linden scheint, allgemein nur schwacher Bartwuchs vorkommt. Mitnnt^r wird angegeben, dass sich bei Urningen eine Mamma- entwickelung zeige, und ein Urning aus Krafft-Ebin gs ') Beob- achtuugsmaterial giebt an, dass er vom 13. bis 15. Jahre Milch in seinen Brüsten gehabt habe, die ihm ein Freund aussog. Ich habe bei einigen Urningen eine auffallende Fettansammlung an den den BrQsten entspreohenden Stellen gefunden, die wohl euie gewisse weib- liche Bundung annehmen kann, habe aber eine typische Mamma- entwioklnng nioht beobaohtei Einige Urninge aoohnen dnroh weiblich-Ueinen Fuss ans. Über die ^lysiseheii Zeiehen schreibt mir ^ homeaeneller ge- bildeter Heu: »Was die pliysisehen GharaktsrB betrifik, io kann tdi keinen Unter- schied in der kOrperliehen Bntwickelnng der HoDUMenaellen bemerken. hk habe besondere Anflneriaamkeit auf die Form der Hfiiten verwcadet, v<m weldiSD ja einige Sdaiftstdlar behaiqitea, dass sie sich mehr der weiblichen als der mSnnlicben Fonn nähern. Ich habe viele Beobachtongen gemacht, besonders in Badem, sowohl an Homosexnellen als auch an normalen Männern, aber ich kann dies^ angenommenen Untersohied in der HäAbüdnng nicht konstatioren. Ich mmi indessen rageben, daea diMe Frage doch nnr durch ganz genaue Messung vieler Mftnner beidw Gnq>pen entiohieden werden kann. 154 Pvydiuoha EgantBmtinhtarfteii. «Der Penis und die Hoden seheinen nicht verschieden m sein. Ich kenne Yenchiedene HomosomeUe mit einem sehr grossen Penis, einen andern mit einem sehr kleinen. Ich habe einen Homosexuellen gesehen, der nur einen Testikel hatte, bei einem anderen waren die Tfsfikel kaum zu bemerken, so klein waren sie, etwa wie bei kleinen Kindern. Aber diese Deformitäten findet man bei normalen Männern ebenso wie unter Homosexuellen.* Wir haben geseheii, daas der lieteroBmielle GeseUedititrieb ein Bekundftrer GeeoUeohtaehaiakter und das« feraei m den seknndlrBn • Getcfaleehteoharakteren sablieiehe ki^iperficlie EigenBehaften (Bai^ Kehlkopf, Beeken, Brost jl b. w.) gehttieiL Die Eifidming leigt non, dass, wenn ein aekondirer Oesefaleohtsobankter kontrir entwickelt ist, oft genug an^ andere die Neigung haben, deh kontrir so ent- wiekelo. Natflrlioh ist nicht etwa die kontrSre Eatwiekelang eines seknnd&ren Geschlechtscharakters, z. B. des Kehlkopfes, die Eolge der konträren Entwickeluug tiüts andern, z. B. des Bartes; viehnehr geht die konträre Entwickelong mehrerer sekundärer Geschlechta- charaktere ans derselben angeborenen Ursache, nämlich aus einer abnormen Keimanlage hervor. Wir werden noch sehen, dass oft auch die Homosexualität als solcher konträrer Geschlechtscharakter auf- zufassen ist, und es wird uns daher nicht verwundern kOnnen, dass verhältnismässig häufiger hier die konträre Entwicklung anderer sekundärer Geschlechtscharaktere, auch körperlicher Natur, vorkommt, als bei Heterosexuellen. So lassen sich wahischeiniich auch manche Fälle erklären, wo bei Pseudo-Hermaphroditen homosexuelle Triebe auftreten. In dem Abschnitt Uber Ätiologisches werde ich auf diese F&Ue noch zu sprechen kommen. Wir weiden femer bei Beqpiedinng der psjcfaisehen Eigenschaften der Homosexuellen finden, dass auch ^ manehmal weiblioh sind. Anoh hier glaube ioh, werden wir nicht ohne weiteres annehmen dflrfen, dass dies nnn unmer eine Folge der Eniehong ist; ^mehr spielen bereits angeborene kontitre Dis- positionen eine wesentliche BoUe. Dass der Blnflnss der Eniehnng, der Naohshmnng n. s. w. hinzakommt, ja vielleieht in einielnen Fallen anssehliesdioh massgebend ist, soll damit nioht bestritten werden. Unter den Neigungen der Urninge findet man nidit selten grosse Vorliebe fttr Knost nnd Mosik nnd zwar sowohl m aktiver Bethfttignng als anoh zu passivem Gennss. Aoch Ooffignon^ fthrt als etwas ') A. Coffignon: Paris rtrant : La Corruplinn u Paris (Le Demi Motide ~ I^es Suuieneurs — Im Polirr drs Miturs — iürv/.v.srrjV.s' df Fennue.^ — F^üles galanUa — SeUtU-Laxare — Le VhanUige^ etc. eic.J — Ptti-ix. S. 330. Effemüutio. 155 sehr hAnfiges bei den UiBiagen deren grosse Neigung zur Ma^ an. KUnetlernataren beobachtet man ftberbaopt sehr oft unter den Homoaeznellen; beeonders das SohauspielertBlent ist bei dnigen staik entwickelt Woher dies kommt* ist aweifelhaft; vielleieht darf man die gieese Lflge, mit der die ününge dnreh das Leben ziehen, als die UKBaehe hierron betraehten. Ausserdem aber sohdnt es mir, dass die Miigfceit, sich in andere Situationen hindnsndenken und sie meisterhaft dnTobzafUiren, sowie die Neignog hiersn ebenso einer abnoimen Anlage des Zentialnervensystems entspricht» wie die kontrlre Sezaalempündong, sodass beide Erseheimmgen gewisseimassen ans defseiben QaeDe herrorgehen.*) Aneh in Dichtnngen leisten Urninge mitunter Hervorrugendes; besonders allerdings in Liebesgedichten, die sie an Männer richten. Sie fühlen hierzu oft uinen ebenso mächtigen Drang, wie der weib- liebende Jüngling zum Besingen seiner Qeliebten. Mau glaube nicht, dass die Homosexuellen nur einer Lervar- ragenden ThStigkeit ihrer Phantasie fUhig sind. Es giebt vielmehr zweifellos Fälle, wo UrniTige Wis se u schalt 1 i ch e s leisten, obwohl mir nicht viele Beobachtungen nach dieser Ivichtimg hin bekannt sind. Doch wird es gut sein, hitr an Muret zu erinnern. Die von Ulrichs betonte strenge Religiosität vieler Urninge, die besonders, wenn sie älter werden, mehr zum Durchbrach kommen soll, weil sie bei ihrem verfehlten Leben die Neigung haben, sich an etwas anznUammem, fand loh nur in dnem Ueinen Teil der Falle. ÜB kommt vor, dass das ganze Anffareten, die Bewegungen, der Charaktef nnd die Eleidmig, wenn daa sezaeUe Empfinden konträr ist, gelndert werden nnd einen weiblichen Qmndzog erhalten; man spnoht dann wm einer ^emmoHa, Schon Bamdohr meinte, dass eine Fenon, die man nach den äusseren Kennzeichen zu den Fraoens- penonen zählt, oft mehr minwliche Anlage habe, als diejenigen, die man gewöhnlich za den Ittnnera rechnet nnd nmgekehrt Der Fall
    • ) Vgl. zu dieser Frage: C. Lombroso: Genie und Irrsinn in ihren Be- ^
    xiehnDgeti znm Gesetz, zur Kritik und zur Qeschichto. Nach der vioiteu Auf- lage des itaUonischen Originaltextes übersetzt von A. Courtb, Leipzig. In der Sinltiluig wiid «oeh ein Teil der «watigen eiBBehttgigea litteimtnr, s. B. die AibeftoB wem. Hftgen, Jftrgen Bona Meyer, Morean efwähni Sdbst- Yerstfindllch wird man auch bei Anerkennung der obigen Auffaasnng nicht den weitgehenden Schlnss machen dttrfen, dass das Qenie oder die kttnstleriaclia Anlage selbst eine Nenrose oder Psychose darstellt. 166 des Grafen Cujus, den Casper beobachtete und beschrieb, war dadurch besonders interessant, dass Casper selbst das weibische Wesen des der Fftdeiasiie Angeklagten anffiel. Auch Tardieu hat bei der duuakterisieroDg d«r P&denttten auf ihr weibisches Verhalten hingewkaen. Die Neigung, sich TollstiUidig als Weib ni fohlen, soll in einem von Hammond^) berichteten Fall so weit gegangen sein, dass der Patient öfter daran dachte, sich seine Genitalien abzuschneideo. Naoh den Erüiliningen der F^ebologie und Physiologie kann es nicht Tenrandern, da» sieh neben den abnoimen aeEoeUsn Empfinden anch weibliehe liigenwdiAaen seigen. Longe t sagt mit Beobt, dass in demselben Masse, wie sieh nene Oigane entwiokeln nnd neae Fonktionen emstellen, aneh nene Ideen anftrotsn. Wir können es daraaoh begreifen, wie im Ansehlnss an die geseUechfliehe Neigung in Mianem bei ITmtngen sieh gewisse Ideen seigen, die sonst beim Weibe die Neigung zom Mann beizeiten: Pntssnchti Eoketteiia Doeh ist schon darauf hingewiesen, dass alle diese ErseheiDuugeu aneh ans da gleichen kontriren Anlage hervorgehen kOonen. Es ist aber gut, schon hier daran zu erinnern^ dass sich die Effeminatiüii keineswegs bei allen Urningen zeigt. Mag man auch diese oderjeneAndeutung bei einer grossen Zahl von ihnen finden, so kann doch nicht geleut^net werden, dass ein sehr grosser Prozentsatz, ja, wie ich glaube, der überwiegende Teil von ihnen, ausgesprochene Ef f t m i Ii atio n nicht darbietet Andererseits kann sich schon in der Kindheit die Neigung zum weibliohen Auftreten seigen. £in Beispiel soll dies demoostiiereD. 5. Fall X, jelst 28 Jahre alt» hat m«iiiab etwas Ar das Wnb «mpfiinden. Als Uemes Kind liebte er es, mit Pappen tn spielen, in Ifldchenkletdeni henmnngehen, l^yadarbdten tn roaohen. Aneh heate noch wOrde er sieh am liebsten, statt seinem Oeaehaft naohsngebeii, mit Kochen, Sticken u. s. w. befassen; er würde gern in Damenklttdeni herom- laolen; X. hat keinen Bart und verabscheut es, einen solchen zu tragen, und zwar so sehr, dass er sich nur eineo Barbier nimmt, der auch das letzte Hfirohen wegrasiert^ X, kaon ganz deutlich mit Fistelstimme sprechen. Ich bat ihn um eine kleine Probe, bei der ich ein durchaus wfiblicb scheinendes Organ fand. Er gebt sehr oft als Damenkomiker in Fhvat|;esellsGhaflen und erntet hierbei reichlichen BeifalL X. ist im ') William A. nammond: Sexuelle Impotouz beim mänolicben und weib- lichen Geacblecbt. Deatache Aoagabe von Leo Salin ger. 2. ikofl. Berlin 18^1. S. 8». Effeiniaatio. 157 ftbrigMt eine unsympaihimdid, xiemlich verlogene PenÖnlkiikeit; er ist fast ein Tjpns Dir die 8ohleelit«ii Eigensohaften, die man bei den Homo- sexuellen oft antrifft In der IVunHie des X. sollen N^enkrankheiten nioht TOigekommen sdn. fiinige seiner Verwandten sollen als Weiberhelden in ihren Kreisen bekannt sein und viel gesefaleditliohen Verkehr mit Weibern ansttben. Indessen bemerke ich, dass die Informationen ftber die Familie nidit zu- verlftssig genug nnd. X. hat schon vom 10. Jahre an Onanie getrieben und hat nach seiner Angabe, 12 Jahre alt, bereits starken Samenerguss gehabt Die ersten Neigungen zu Milnnern hat er in der Schule beobachtet, wo er von einem Lehrer mit auffallender Freundlichkeit behandelt wurde. Anfangs wusste sich X. diese Freundschaft nicht zu erklären, bald aber empfand er selbst eine auffallen do Leidenschaft für den Lehrer. Angeblich hat sich X. spUtcr, Ah OT die Schn%^ vorlassen hatte, mit jenem Lehrer ausgosprochen, und hierbei soll sich herausgestellt haben, dass der Lehrer gleichfalls urnisch veranlagt war, und ans den gegenseitigen Erklärungen soll sich ein ge- schlechtlicher Verkehr entwickelt haben. mriohs weist darauf hin, dam die üngebtuig, in der die üninge anfsraohsen, sowie die sonale SteUmig, die man den Hemoeeinelleii giebtt mSimlieheMameien ihnen oft kanstlieh anemehen. „Den Hann spielen wir nnr,** erkllrt er,*) ,,wir sj^elen ihn, wie anf dem ISieater Weiber ihn spielen.** TTininge bedanera es oft schon als Kinder, dass sie von den HSdchenspielen ferngehalten werden nnd dass es ümen nicht gestattet wird, sich an weiblidien Handarbeiten zu beteiligen. & ist in der Tbat anflhllend, wie mlohtig sich bei manchen Homosexnellen das weibische Benehmen seigt Wenn man berflck- nchtigt, dass die Emehang derartiger Knaben meistens der anderer gleich ist, so ist es wunderbar, mit welcher Starke trotzdem die weibliche Natur bei ihnen schliesslich durchbricht. Es ist das um so aoffaUender, als erstens die weibischen Urninge vielen Homosexuellen unsympathisch sind, und sich zweitens die Urninge durch weibisches Benehmen in den Augen normnlcr Menschen lächerlich machen; den- noch gewöhuen sie es sich an, wie wenn ein innerer Theh sie dazu drängte. Der weibliche Qesichtstypos, die weiblichen Bewegungen der Humosexuelien treten oft dann am dfMitlichsten hervor, vroini m;in sie in Weiberkleidern sieht ; Männerkleider geben selbst einem weiblichen Typns sehr leicht ein mAnnliohes Anssehen, infolge der in unserer ') Nnma Numantius: bieluaa. ÄDthropolcfpaobo Stoiüeiii ftber mtim- ninalieh» Q«MhlMhtsU«be. Leipaig leci & 18. 158 EüiM BdiiHds. Brno ndÜB. Sede eiogewaraeltea QedsnkenyerlimdiiDgeii. Hat man Gelegenheit, sei es in WirkHohkeiti sei es anf Photographien, efforninierte üninge in Weiberkleldem an sehen, so tftaaeht man sieh eefar Idefat nnd gfatubt, statt eines Hannes ein Weib vor sieh zu haben. Toh weiss Fälle, wo sehr eiüduene nnd gewiegte Kriminalbeamte sieh eine Zei^ laug täuschten. Wie die Neigung, das Weibische anzunehmen und besonders weibliche Toilette zu tragen, bei manchen dieser Leute vorwiegt, zeigt eine von Taylor in Meäkal Jurisprudence 1873, 2. Band, an- geführte Beohachtung, die ich Tarnowsky'j entnehme. Es handelt sich hier um eine angebliche englische Schanspielerin Elise Edwards, die als solche vielfach herumreiste, sich aber schliesslich, als sie gestorben war, als ein Mann erwies. Dieser hatte Ton früher Jugend an immer nur weibliches Wesen gezeigt, besonders war stets die Neigung, weibliche Toiletten zu tragen, hervorgetreten. Seine Geschlechtsteile waren dnrch einen Apparat so an den Körper be- festigt, dass man sie nicht leicht erkennen konnte. Dies scheint auch gelegentlich selbst heute noch vorzukommen, wie ich nach Andentangen eines in diesen Dingen wohl erfahrenen Mannes annehmen mnss. H. Frftnkel*) hat 1853 einen Mann Kamens SAsskind Blank beschrieben unter dem Titel Rmo nuHUs; dieser hatte die Neigung, sich, SD oft er konnte, als Weib zu TerUeideo. Infolge seiner scfaftftigang mit weiblichen Arbeiten soU er zu einer gewissen weib- lichen Eitelkeit gekommen sein; sorgfUtig wnsste er sieh Hflfben nnd Brflste annostopfiBn xu s. w. Die aafinglidie Liebhabeni wurde später dem Betreffenden m emem inneren Triebe; der Gang, die Stimme, allei wurde alhnBhlich weiblieh; der Hann gab sieh den weiblichen Vornamen IViederike n. s. w. Er war ausserdem, wie festgestellt wurde, passiTer Paderast. Westphal glaubte, einen Teil der Neigung des Patienten auf seinen Schwachsinn zurückfuhren zu müssen ; insbesondere seine Neigung, sich einen weiblichen Namen zu geben. Wahrscheinlich aber ist die ganze Entwickelung des Falles anders gewesen: der Betreffende hatte von Anfang an eine weibliche Veranlagung; seine Beschäftigung mit weiblichen Gegen- ständen, seine Neigung, sich weiblich zu kleiden, entsprachen jener; sie war so mächtig, dass er sich vielieioht auch ohne iSchwachsina ') B. Tarnowsky: Die krankhaften Erscbeinaogea des QeKchlechtssiimeii. ESne fbreoiiMh-iiayoliiatrisdie Studie. Beriia 1886. S. 16.
    • ) Medizinische Zeitung. hefSDsgegebcD von dem YeNa fftr HeilkinMb in
    Pnnuafia 1858, 83. Bd. & m Beispiele. 150 immer mehr to weiblichem Anfbeten hingezogen fühlte. Das Wort Schwachsinn wird überhaupt mitunter in so weiten Grenzen Mge^ wendet, dass man den Fortfall von Hemmungen nach beliebiger Richtung üur all zu leicht damit bezeichnet Dass dies aber ein Hiss- braucli ist, darauf habe ich an anderer Stelle*) hingewiesen. In Frankels Fall war die sexuelle Veranlagung konträr und stand im engsten Zusammenhange mit des Mannes sonstigem Auftreten. West- phal erlaubte auch, dass die Auffassung Fräntels, es habe sich durch Beschäftigung mit weiblichen Ärbeitm ( rst der weibische Typus ent- wickelt, auf Verwechslung von Ursache und Wirkung beruhe. Der jetzt zu schildernde Fall aus Berlin ist mir persönlich be- kannt Er spielt in neuerer Zeit 6, Fall Sm Berliner Üninff X., der neh Tollstibidig als Weib ffihlt und nur imt Uämiani sexnell Terkehrtu katm, liebt es^ in weiblioiher Kleidnng za geben, leh habe ihn einmal in Begleitung eines Kriminal- beemten genan in einem gesQhlossenen Lokale beobachtet Er war hier- bei in weiblieher Kleidung. Gans evstaunt war ieh, als loh ihn naeh eiaigen Tagen ebenso wie spftter in der Friedriohstrasse gleichfalls als Weib gekleidet sah. Ähnliche Beobachtungen konnte ioh öfter miicben. (Die Polizei hat ein Interesse daran, derartige Dinge zu unterdrückon, da sie besonders bei Diebstählen sehr leicht durch Männer, die in Weiber- kostüm gekleidet sind, auf eine falsche F&hrte geleitet wird. Die Lento worden deswegen oft. wegen groben Unfugs mit Haft bestraft; dennoch vermögen alle Strafmandate die Leidenschaft mancher, in weiblicher Kleidung zu gehen, nicht auszurotten.) Der Betreffende fühlt sich nur in weiblicher Kleidung wohl; aber noch mehr, er ist c^ezwungen, als Weib aufzutreten, um seiner gescblccht- Uchen Begierde Uenüge zu thun. Was ihn nftmlicb, ebenso wie viele andere, auszeichnet, ist der Umstand, dass er keinerlei Neigung zu anderen Urningen hat. Er wird vielmelir nur durch vollstJindig männliche Per- sonen') mit starkem Bartwuchs angezogen. Es besteht bei X. die Neigung, mit diesen dadurch den Akt zu voUtühren, dass er deren menibrum in os proprium immittit, eodemque temjtore alicui parti corporis aUerka tnembrtm suum applieat. Da er nun unter normalen Mftsnem schwer einen findet, der diesen Akt mit ihm aosfttbrt so nimmt er SU einem Betrage seine Znfluohi Er sacht die Aofinerksamkeit von Msaneni in erregen, die ihm gefallen ; diese werden dab« in den Glauben ▼ersetity dass jeno: weiblich GeUndete «n W«b sei Wenn Z. sich nnn Albert Jfoll: Untersaohangen Aber die Zabido »exualü, 1. Band, S. Teil. Bedin 1808. S. 791. ^ D. k solche, dh» seameQ nonnal yenmlagt sind. 160 dem anderen Menne genihcrt hat^ ao efcellt er ibm dar, daas emfm ttil- garis mm i(mf€m tfok^Mmn offerf, gmmUm immissio memhri m 09. Mmtibrum smm oceulii ea modo, ut «ufe er^dumem ftmoribus suis dbiegai; das darftber gelegte Hemde, die BBnde n. «. w. TerToUstSiidig«! den Betamg. BrOste ans Chmmii sind ein weiteres IGttel, den anderen an ttniehen. Es unterliegt übrigens keinem Zweifel, dass eine Keihe anderer Leute gleichfalls in dieser Weise voi^ehen, um ihre Libicb zu be- friedigen. Von gut unterrichteter Seite*) wird mir mitgeteilt, dass ein Berliner Urning längere Zeit als Kellnerin thätig war, weil es ihm mehr bebagte, ganz als Vs'vW) aufzutreten. Ich will einen äusserst lehrreichen Fall, den LeoWachholz*) anf Grund von Mitteilungen des Herrn Dr. T. v. Jakubowski be- richtet, hier ;infnhren. Es handelt sich um einen Mann, der auf Capri lebte. Er mochte etwa 30 Jahre zählen, hatte weder Voll- noch Schnurrbart, rasierte sich fleissig und gebimohte Depilatorien. Seiiie anfTallende JEQeidong bestand ans einer weiften Sunmlgacke, einem hellgranea seidenen, nm den nackten Hals gewundenen Tuch, silbei^ schwanen, engen, nnr bis zu den Enieen reichenden Beinkleidern, langen bnnten seidenen Strümpfen, endlioh «ns Halbsohnben von Atlas, die mit nerlidien Schleifen und Pompons geecluailekt wann. Ansser- dem trag er stets reich gestickte Bamenhemden. Nach Anslobt von Jakubowski, sowie nacb der Ansicht yon Malern und Bildhaaern, die glddneitig mit dem Betreffenden anf Capri lebten, entspraob dar Körperbau, znmeiBt die Hfiftgegend nnd Eftsse, dem einer Fraaenspenon. Bas Benehmen des Mannes, das kokette Betragen, wenn er anfttand oder Fiats aabm, legten immer den^Gedanken nahe, man habe eine hihshst elegante, yomehme Dame vor sieh. Denk- mid Bedeweise^ der Klang der Stimme entsprachen genau dem einer weibHchen Person. Nach seinem Alter gefragt, stellte er rieh stets jünger, als er wirklich war. Er geriet in merkliche Eifersucht, wenn man in seiner Gegenwart die Schönheit der auf Capri weilenden Frauen pries. Seine tägliche Beschäftigung bestand in Malen und Sticken, wiewohl die Arbeiten Mangel an Aasdauer und an YoUendong verrieten. Es Es ist mir von dieser Quölle auch der Name des Betreffenden genannt worden. l>er Ucrr, der mir die bezügliche Mitteilung machte, ist der kooi> peteniMte Kenner der Berliner fiomosexaeUan.
    • ) Leo Waobbols: SSar Xasnistik der taxadlen Teiiinuigen. fMadreiaha
    Butter fttr gerichtUche Medisin nnd SaniHHapoUaei. 48. Jah^gaagr. Nfinbeig 189S. 8. 488 ff. Männer in Weiberkloidung. 161 stellte sich bald heraus, dass er homosexuell wnr. Eid MiUor er- klärte, dass er zu dem Genannten — er nannte sich Camll y de M. F. — in näherem Verhältnis stand. Er habe mit Camily Beischlaf ge- pllof^en. uTiH er sei überzeugt, Camily, der allgemein als Uomo-donna bezeichni 1 wurde, sei eine in Mannskleiduiig versteckte Dame. Trotz- dem erklärte der Maler, er habe nie die Genitalien von Camily ge- sehen oder betastet. Nach dorn vollzoctenen Koitus sei sein Glied stets ganz mit schwer zu entfernen dtm l'ett bestrichen gewesen. Bei einer üntersochung, die Jakubowski später aus ärztlichen Gründen bei Camily Tomahm, stellte sich heraus, dass er keine weib- lioben Braste hatte, dass er aber den hohen Atmungstyput der Frauen besass. Eine dicke lederne Hülle hielt die Genitalien von Camily, der natOrlioh ein Mann war, fest an den Leib gesohnaUt Camily behauptete trotidem zunächst, er sei ein Weib. Über seine Neigong ni weiblioher Kleidung und über sonstige wnbliche BSgentfimlichkeiten schreibt mir ein üming v. a. folgendes: ,Ich fühle mich in weiblichen Kleidern so wohl und so glücklich, so ganz a mon aise, wie sonst nie; ich wurtl-', könnte ich solche immer tragen, auf Geschlechtsgenass völlig verrii l tüii. In Handarbeiten bin ich ziemlich ungeschickt, pfeifen kann ich Mu lit; ich rauche Zigaretten, etwa zwei täglich. Mein Gaiig ist inppelud, icb bin daran leicht zu erkennen ; oft habe ich schon gehört: ,der geht wie ein Frauenzimmer*. Gehe ich ttber mase Stallen, so bin ich stets gana nnwillkürlioh in Versuchung, mir die KMdar hooh ni beben. Wie oft habe idi diese Bewegung der Damen wdum gaos inatinktiT gemandit und mich «rat dann honigiarti Der grOaata Oannaa iat es mir, als Dame in eleganter Teilette mit einem hin»8ehen jnogen Maoae an tarnten, das iat fllr mioh Selif^t; als Herr taine ich nie. GeadUeditlich war mir Imamnio menAri aUmm in mum mmm daa liebste, es war mir eine nnbeaehreibliehe Wollnat; inrnquam memdmifi äUerms saÜs profunde immitH paimnL" Wir sahen im Vorhergehenden, dass sich viele üminge mit Vor- liebe vollständig der weiblichen Kleidung bedienen; aber auch in Bezug auf einzeln r Teile der Kleidung zeigt der Homosexuelle oft seinen weibischen Charakter; so finden wir, dass mancher mit Vorliebe die Haare gelockt trägt und sie auch sonst nach weiblicher Art ordnet Er bemalt sich die Augenbrauen, liebt Sohmnckgegenstftnde, z. B. Arm- binder; selbst Ohrringe tragen Männer mit kontrftrer Sexualempfindung, wenn sie nnter einander sind. Nor selten lassen sie sich freilich das Ohrläppchen durahsteoheD ; gewöhnlich werden die Ohrringe mit ledern befestigt Moll, Xonte. SwMliBrBttteatt. || 162 Viele lieben ei, dekolletiert sa gehen; manobe tragen, Damen ähnlioh, gern ein Taeohentiich in der Hand; aneb spielt der Ilfteher eine groese Bolle; das Spielen nüt ihm gewfthrt ihnen einen eigen* tfimUolien Beis. Ifanehe ToUettengegenst&nde, die dem Bliek entzogen sind, wählt der Homosexaelle nach weibliohem Vorbild. So kenne ich Urninge, die nur lange Damenstrümpfe tragen, und denen das Tragen kurzer Socken geradezu peinlich ist Manche tragen Sohnhe, die nicht nur hohe Absätze haben, sondern auch sonst in der Form dem weiblichen Schuh ähneln. Manche lieben es, ein Korsett anzuziehen und dieses zu schDliren, um eine möglichst schmale Taille zu erhalten. \un einem weiss ioh, dass er meistpji^; ein Zentimetermass bei sich hat, um anderen zu zeigen, eine wie enge Taille er hat; sie beträgt, wenn i r sich schnürt. 54 cm. Einige schnüren sich hierbei so stark, dass schwere Ohn- maohten beim Tansen auftreten. Ein Urning X. hängt sich, während sein Koiaett gesohnttrt wird, stets anf, damit e^ möglichst eng sa- aammengehe. Wenn die Urninge zu einer Gesellschaft gehen, zu einem Ball oder dergleichen, so lieben sie es, sich nach der Art der Weiber su schminken nnd zu pndem. Ihre Qesohickliohkeit darin, sich jugend- lich JCQ machen, ist in vielen Fällen ganz ungewöhnlich. Katftrlich hestceiten sie, dass sie sich schminken nnd pndon, ebenso wie die Damen dies in Abrede stellen, die an derartigen Toilettenktosten ihre Zuflucht nehmen. Bin Urning, der mir seihst nhlrdche Mitteilungen Uber das Leben der ürnmge madite, erklirte mir sogar, als ich ihm meine Absicht, dieses Buch sn schreiben, mitteilte, dasa wohl nicht«  in diesem Buche die Urninge so sehr iigem könnte, wie wenn ich erklärte, dass sie Toilettenkonate lieben. „Sagen Sie, dass die Homo- sexuellen ?on schlechtem Charakter, dass rie zu Diebstählen und allen möglichen schlechten Handlungen geneigt sind: nichts verletzt doch ihre Eitelkeit so sehr wie die offene Mitteilung von Toilettenkünsten". Es sei an dieser Stelle aufXenüphons GastmnhP) hiDt:^e wiesen, wo Kallias deu Galten Wcfhloferüche bringen lassen will; iSokrates tadelt dies als der Männer unwürdig. Alle ihre weiblichen Gewohnheiten wissen die Urninge, wenn sie Wullen, zu verltergen, so dass der ferner Stehende nichts davon merkt; nur wenn au' sich g^heu lassen, zeigen sie das Weibische. Wie man aus der folgenden Autobiographie ersehen wirl, sind manche Urninge in Betreff ihrer Toilettenkünste etwas offener. <) fl: EspttsL IUI von Effemitifttio. 163 7. Fall. ffbAk hin Urning, 34 Jahre alt; in meiner Scbildemng greife ich bis zu meiiier Qebort zorfiok. Ich bin als ein Kind der Liebe aossereheiich geboren; von meinem Vater weiss ich nichts, meine Mntter ▼erheiratpfp sich kurz nach mpin<>r Greburt und gab mir einen zweiten Vater durch Adoption nnd vor der Welt einen ehrlichen Namm. Ans dieser Ehe bat meine Mutter noch mehrere Kinder: 2 Söhne, von denen ich Genaueres nicht weiss und eine Tochter, die sich durch Geist, Energie und Klugheit auszeichnet Als Kind schien es, als ob die Rollen /wischen meiner Schwester und mir vertauscht seien: sie A\ar wild und luibändig wie ein Knabe, ich war sanft und spielte gern iiut den Puppen meiner Schwester; sie raufte sich mit Knaben, ich hinn-e;^^*^n suchte den V' erkehr imt Alitdchen. Es war mir eine besondere Jc'reude, Mädchen mit lilomen aus Wald und Feld zu schmücken. Alle Ifttdchen hatten mich gern, nur meine Sdiwester beteiligte mk bei den gemeiiiBaiiiea Spielen TOn mir und dem MUdien oidit. Zum Kwneral nnuBte meine Untter auf meine jffittoii mich immer eis ein M»dchen TerUeiden; soweit ich mioh erinnere, verging kein Jahr, wo ioh nidit als Mftddien TerUddet gewesen wire. Ich selbst rasdhte mir die nötigen Baoiben and hatte auch flr Anfortigong ▼on PoppcnUeidetn schon im Alter Ton acht Jahren entschiedenes Tslent Die damalige Ifode übcrlnig idi bis in die kleinsten Einselheiten anf die Uiniatarkleider» was Idder bewandert waide. Eine grtssere StraH» konnte aur niebt «rteüt werdai, eis daes man mir die Sachen wegnahm ond verbrannte. Meine Matter that dies Öfter, ich wasste aber immer wieder neues Material zu sammeln, nm daraus anstatt der Toriier ver^ nichteten ntne Sachen anzufertigen. Meine Schwester kfimmerte sich nicht nm die Sachen, trotzdem hatten wir ans recht gem. Ich habe bei ihr spftter keine Anlage zu konträrer Sexaalempfindung finden können, seit 9 Jahren ist sie gl&cklich verheiratet. Es scheint die Liebe zwischen ihrem Manne und ihr gegenseitig und sehr herzlich zu sein; sie hat aber dfidnreh, dnss wir früher zusammenlebten und sie auch mchrcrn Freunde von mir kenneu lernte, einen Einblick in meine Verirrungen resp die- jenigen meiner Freunde gewonnen. Sie hat sich nie darüber ansgesprocliMn, doch bin ich sicher, dass sie, wenn nicht alles, so doch vieles weiss. Würde mir jemals ein Unglück passieren, so würde ich, davon bin ich aberzeugt, in ihr eine Stütze finden, da ihr Urteil jedenfalls ein ent- sohuldigendes, sicherlich kein verdammendoi, ist. „In der Familie meiner Mutter kenne ich zwei weitläufige Ver- wandt*^, die auch Umingsnatur haben. Der eine ist geistig sehr be- schränkt; der andere, mit dem ich früher onanierte, vergiftete sich, 2i3 Jahre alt, wegen einer Kleinigkeit. Es scheint somit, dass die Ver- erbimg vou mütterlicher tieite bebleht, dabei ist meine Matter seibbt sehr gesund und rüstig. „Ich komme wieder auf mich selbst zurück. Mit dem Schulbesuch ir 164 lill TOD Effvnliiatio. begann ffir mkii ein» bflie Zeit^ nicbt in dfiin Sinn«^ da» icib ftnl gnrmuk w&re oder schlecht gelernt hätte; aber ich konnte nicht mit den IfitBehtUeni qpielm und galt als hochmütig. Eine gewisse Eitelkeit sengte eioh in meiner Kleidnag, und dies wurde von meiner Mutter noch nnterstützi, die mich gern schOn und besser als andere kleidete. Dtita wurde ich dann von den Mitsch&lern geprügelt tmd einmal' so geschlagen, dass ich anf der Strasse Hegen blieb. Als ich 12 .Tahre alt war, fingen geschlecht* liehe Gefiihle an, sich bei mir zu regen. Ich rachte Bücher r.n be- kommen vf'i^ ,JVr Mensch und sein Geschlecht'*. Die Onanie kannte ich noch nicht, und ich war schon theoretisch eingeweiht, als ich sie praktisch versucht«- Ich su(-hte aber zwei gleichaltrige Madchen 7,nm Koitus zu bewegen, was rnir auch gestattet wurde ; doch ist das wohl alles Spielerei und nicht als Akt zu hetrachten, da es sich nur um Ouauaie hierbei handelte. Ich besuchte damals einen alteren Mitschüler und fand ihn auf seinem Zimmer onanierend vor: er genierte sich ß^ar nicht. Ich versuchte es ihm nachzutliun, war aber so aufgeregt, da>s ich es nicht bis zur Ejakulation brachte. An demselben Tage sah ich einen meiner Lebrer, «ad wtbreiid des Uutoiriehia kam «s dadurch, dass ich ihn an* sah (er W8r eon sebr sebAner Hann)« von selbst, ohne weiteres Zutbon, zur Eskalation, wobei icb ein wonniges, ja bimmliobes GeAbl batte. f J[oh onanierte in den ^dgenden Jabran Öfter, saebte aber doob schon golegenttieb, 14 Jabxe alt» nacb einem FraaeDsimmer auf dar Strasse. Kinmal üuid idi auch ein sokbes und ging mit ibr ins Treie. .Dort worden 'wir gestOrt nnd icb mnssta nnveniobieiter Saobe nach Hanse snrftcikkebien. lob l^gte micb schnell sn Bett, eine Erektion wsr gleich wieder da, icb onanierte dsbei, mud hierbei batta der Samenargoss ein«  solch« Kraft, dass «r bis an die Decke des allerdings nicht sehr beben Zimmers spriMe. In dem Gesoblft, in das ich dann kam, warmi viele junge Leute, und ich snchte von ihren Gesprfichen möglichst viel sn hören. Ein älterer Lehrling stand besonders im Bnf^ schon sebr viele Erfolge bei Franensimmem su haben. Ihm begegnete icb eines Abmds, er lud mich ein, mitzugehen auf die Suche nach einem Weibe. Wir fanden zwei gemeine und hftsslichc Dirnen, doch mir war das egal, da für mich ein Fraupnzimmer wie das andere war, ich machte keinen Unter- schied, ob alt oder jung. Es kam in freiem Felde zum Akt.^) Das >var ungefähr acht Tage vor Weihnachten, zu Weihnachten hatte ich eiticn Tripper, der mich sehr ängstigte; aber ich schämte mich so, dass ich es niemand anvertraute. Ich onanierte immer weiter und stellte mir dabei nicht etwa nur einen Mann vor; ich stellte mir in meiner Phantasie vielmehr lebhaft irgend ein Ehepaar der Nachbarschaft vor, wobei aller» dings der Mauii die Hauptrolle spielte. Die Frau war mir immer neben«  M Ob hiorbei Phftnta8iovor^t^]^^^2r^Tl erforderiieh waicn, oder ob die Er- regung dorch das Weib genügte, ist nicht klar. Fall Toa Mflininatio. 165 rtcUicti, doch niiinta ne dabei aem. loh Übte dio Onaaie ungwAlhr tobl 18. hia 18. Jahre liglieh, und «war meiitena diedmal am Tage^ macgem, mittaga and ahenda» je einmal ana; mitonier aaeh swelmal nnmittdhar hinter einander. Die Paare lieaa loh aber in der Ffaantaaie weohaehi, und immer war der Mann eo, «ie heute mem an^ge^roehtner Oeaohmaok ist Ich bin wider Willen jelat von meinem Leiden abgMohwcift. Darob die Onanie verschlimmerte sich mein Tripper, and ich vertraute mich einnn Heilgehilfen, den ich kannte. Es gäbe nur, so meinte er, ein Radikalmittel, Eopaivbalsam, davmr aoUte ich täglich dreimal nehmen. Die Medizin schmeckte «iteetzlicb, ausserdem sollte ich noch einen Thea trinken, den ich mir heimlich kochte. Der Tripper wurde aber immer schlimmer, und schliessUch entdeckte ihn meine Mutter. Ich wurde ver- dammt; aus dem Geschäft, wo man es r.n gleicher Zeit erfahren hatte, Sühiükte mich nipine Mutter gleich /um Ar. t, der mir auch viele und sehr verschiedene Medikamente veioiiinete. Doch lialf alles nichts, da ich immer noch und zwar unt^r entsetzlichen Schmerzen onanierte. Ich bekam zuletzt einen Katheter eingeführt, und der Arzt meinte, wenn dies auch nichts helfe, müsse ich operiert werden. Nun bezwang ich ei:iigtj Tage die Onanie, ich bökani nochmals etwas zum Einspritzen, und es biihserte sich. Ich sah wie ein alter Mann aus, war mager und gebeugt, obwohl ich erst 15 Jahre alt war; vorher war ich dick und gesund geweaen. Ich erholte mich jedoch rasch and sah bald wieder kiAftig aaa» da meine Motter mir dnieh sehr hxttftigea Eaaen die ver> lorenen ErlAe aa «netaen sachte. ,In diesem Jahre veranstalteten einige Familien eine grössere Land«  partie mit Aofitthnmgen, za denen ich mich meldete, am als Dame mit> anwirken. loh spielte in «inor Fteitomime mit» and daa Pabliknm, daa midi mdit peratfnlioh kannte, war eotietat» daaa ein wirklichea Ifitdehen dabei mitwirkte. Dia Ttaaobong war ao gross, daaa vialc Utamer, dio lieber nioht kontfir empfinden, mich drftdkten, kfiaaten o. a. w., dooh wonten gerade dieaci daas ich «n janger Mann war. Am meisten tiaaehte mein weisser Naeken, ich war tief dekolletiert» and -nele Damen bitten Uiaache gehabt, anf einen solchen Basen and Nai&en atok aa aein. loh wosde in dieser Zeit im Ctohllte ta körperlichen Arbeiten rerwendet, waa mir ein Greael war. Ich masste grosse StOsse Ton Bftchem in grossen Kisten transportieren helfen, wobei ich mich so linkisch anstellte, dass ich den Bpott der Kollegen herausforderte. Dann wurde ich meines mdiereD Benehmena wegen gelegentlich schon zu kleinen Gesch&ftsreiaen verwendet, doch nar ananahmeweise geachah dies. Ich hatte anch gana gaten Erfolg. «Dann kam ich durch einen Lieferanten meiner Matter, ala ich 20 Jahre alt war, nach S. Ich hatte die Vertretung ftir ein amerikanisches Haiia, das in S. eine filiale hatte and Patsgegenstttnde lieferte. Ich war 166 glflcUidi, diese icilillaeii Sebben in babea und mdita mehr tob der ftAherea BeidiBftigaiig im BoddiMidel m hüxm, W9m ich noch honte in dieeer Branchei ich T«*ttnde den Artikel doch nicht; aber die neuen Sacfaen, die branchte ich nidit eret zn leneni dac war mir angeboren, alt ioh nach 8. kam. Hier nehmen nch anoh die neaen Kollegen meiner liebena- wflrdig an. Besonders kam mir ein damals fOnfnnddreiiaigjahKigw Henr entgegen, der aber kaum ftlter als ich selbst aussah ; so gut verstand er, sich jünger zu machen. Als wir einmal die PronK^nride besuchten, sahen wir viele schOne liftdchen, gleichzeitig aber auch einen einfachen Mann, auf den ich meinen Kollegen mit den Worten aufmerksam machte; , Schauen Sie, der Mann regt mich mehr auf als alle die Frauenzimmer.* Mein Kollege machte ein langes Gesicht und sagte, ich sollte mich nicht unterstehen, jemals wieder zu ihm oder zu anderen etwas derartiges zu sagen, worauf ich ganz naiv erwiderte : ,Ja nicht jeder regt mich auf, Sie zum Beispiel gar nicht * Daran t hu lt er sich einige Tage von mir fem, es wurde nicht wieder über die Öache gesprochen. Nachher wandte sich mein Kollege wieder mir zu, und wir verkehrten immer zusammen. Ich föhlte mich sehr von ihm angezogen, aber nur als Freund; Liebe küaiitc ich lür ihn nicht euipiiudeii. Einige Monule, nachdem wir innig befreundet geworden, sagte er, dass ich ihm so vieles gesagt und an- vertraut hätte, doch über Eines immer geschwiegen h&tte, ich solle mich anaapreohen, «r wclla anchen, mir den Weg m i^|en. Idi sagte nur, daas er wohl den Vorgang anf der Promenade meine, nnd sagte ihm offen und ehtiidi, wie ich dachte nnd fttUte. Er Terdanunte die Saeike und empiUil jniXt gar nickt dann an denken. — Diea war aein Bai Abends tnftn wir an nnsem Tiaoke im Bectanzant einen Hann, mit dem aich mein KoUoga bekannt machte, worauf er sich unter iigcnd einer Anarede Tevabachiedete. Aber der alte Herr ging anck. Ick begegnete bald beiden Arm in Arm, sie waren offenbar in i^liokseüger Stinunnqg. Idi wollte nnn anck genieasen, da mir mit einein Male Uar geworden war, daaa er ebenso wie ich seibat war. Ich sachte einen Hann, nnd nickt lange dauert es, da ist ein schOner blonder Mann an meiner Seite. Er fängt das G^pcftch mit den Worten an, dass er mich schon längst be- obachtet und nur, weil mein VtwnA alles allein haben w<^te nnd pack nicht loa Hesse, hätte es so lange gedauert, bis wir uns gefunden. Wir waren rasch bekannt und fassten uns unter den Arm. Da stand plötzlich wie aus dem Boden gewachsen mein Kollege, resp. Freund in. VW flber- häutle den andern, den er schon gut kannte, mit Vorwürf» n, iscliloss mich bei den Vorwürfen mit ein, und ich war wieder so klug wie vorher. Ich h litte mich SO sehr anf die Aufkliirung und die Aussprache gefreut. "Er machte mir alsdann wieder Vorwürte, wie ich mich dem ersten besten preisgeben könnte, und wenn ich schon mal da^u kommen müsse, dann soUe ich ihn lieben. Aber dies wai- mir nicht mdgUch, ich genierte mich VUl fem JSffamiiwtio. 167 vor ilim, und auch heute noch ist «s mir flberhaapt nicht möglich, ge* aohlechtlich mit jemand za verkehren, wenn ich es nicht am Tage der Bekanntschaft oder am nächsten Ta>ge thue. Dann, leinte ich einen Freond meines Rollegen kennen, und in %'iorzehn Tagen war ich vollständig au rourant. Ich war aber glücklich dabei und dänkte mich den nonnal f&hlenden Menschen gegenüber bevorzugt. , Dabei feierten mich die neuen Freunde als schön; ich wollte noch schöner sein und schminkte mich wie eine Kokette; ich war so un- geniert, dass ich sogar geschminkt ins Geschäft ging, ilbinö dunklen liaare puderte ich gelb, die Brauen macht© ich schwane u. s. w. Dami kam ich nach der Sta^t M., lernte dort weniger auftallende Leute kennen, die aber aus den besten Gesellschaftskreisen waren. Sie tadelten das Schminken, uüd ich verminderte es etwas, Hess uuch schliesslich die Toilettenmittel bis auf das Pudern. Ganz habe ich sie aber nicht lassen können, and «ndi hente noch kommt ab und zu ein Tag, wo ioh es thun mofls. Bf ist aigenarlig, wie dhdi rndne LaiiBe taderti soluJd idi ge- flchminkt bin, midi nreeht gemadit habe und geputxt bin. Dann ist jede Mhloohte Laune fort, aneb wenn iöh Torber noch so sebr beistimmt war. Idi selbst liebe es gar nieht, wenn andere sieh so sehminken, nnd b«{greife anoh, dass es anderen bei mir niobt gefallen kann, imd dodi thne idi es dann nnd wann, «in«n innem Triebe gtborebend. In dieser Bendinng mnss idi dem Urtdl des Herrn T. in Direm Werk wider- spreohen.*) Ich habe niemals, weder tot nonnalen Ifibmem nodi vor Leidwsgenossen ein Hdil darsna gemadit» dass idi ToÜBttenkflnste liebe; im Gegenteil, idi habe es denen gesagt, die es vermnteten, dass ich nadi- geholfen bitte. Trotadem hfttten es Uneingeweihte nicht bemerken kOnnen, da ich es 80 ▼(»stiglich mache, dass man es ' nicht sehen kann. Jetst habe lOb es wohl über ein Jahr unterlassen aHeine Gefühle sind sonst diesdben geblieben. Ich liebe den Mann seines Gesichts und Körpers wegen. Am meisten sagen mir dicke und krüftige Männer zu. Ich liebe die mutuelle Onanie mit Aneinander- scbmiegen, auch Jntrodrirf ionenf ntnnhri in os. Päderastie hat mich wenig, eigentlich nie — bis aul einen Fall — gereizt, und dennoch habe ich sie bei Freunden versucht, die die Päderastie liebten. Ich bekam bei der Päderastie dreimal, und zwar stets boi ein und demselben Freunde, zu ganz verschiedenen Zeiten dfin Tnpper; es dauerte immer zu lauge bis zur Befriedigung, der Reiz wurde forciert und dies ist wohl die direkte Ursache des Krankwerdens. ^) Dagegen lat die Päderastie lür mich ein Ein Umiog Y. hatte, wie ich in der ersten Auflage dieses Baches mit- teilte, ecUlrt, de» die üminge die ToüetCenMnste gewöhnlich Tcrbetgen und deren Auweadong bestreiten.
    • ) Hier betindet sich Patient wohl im Irrtimi; der Tripper nihrte w&hr-
    Msheinlich eut weder von einer Infektion dax«h den von ihm per anum gebraocbten andermal bei flncm Manne, den ich gegen Bezahlung öfter aufsuchte, von besonderem Htn/e gewpspn ; ein Bekannter sagte mir, dass der Mann so YOrzüglich die Päderasim ausüben Hesse. Ich bat diesen bei meinem nächsten Besuch, sie probieren /.u dürfen, er verweigerte es, dies reizte mich, ich bat ihn dringender, er gab nach, und der Reiz war kolossal. Aber h».: sp iteren Wiederholungen hatte der Akt keinen Reiz mehr für mich, und icli uiuüste wieder davon abstehen. L>er iietietiende, mit dem ich die Pftderastie ausgeübt habe, ist Arbeiter; ich halte ihn für einen oohteii Urning. Ich hatte zu angefiüur derselben 2^it eine Zotanmenkniift adt «im Bountoa wabrvdet» äm aadi üning ist Tiotidem war er sdhwear m bestunmeo, wa mir sn kommen. Br Teispndk es mir, ich aah ihn MMih, er entiolraldigte aoh, er mitaae nooh etwas besorgen, er sei in sehn Minuten wieder sorflok. leb wartete swei Standen lang in ein«r entaetiliehen Eirsgang, er kam nidity und die Folge war, dass ich einen Tripper bekam. Er aolnan awar mar sehwadi an sein, dodi sndbte ich ttnen Ant anf. Die Krankheit nahm nicht an, wir sogar nach awei Tagen Tersehwnnden ; dann kam sie aber in einiger Zeit wied«r, soUieaalidi efknnkle ich noch an einer schweren Hodenentaflndnng, die mich mebrere Monate «ns Bett fesselte nnd dasu awang, ins Krankenhaus ta gehen. Erst nach ungefiUir 8 Wochen war alles geheilt. Es ist dies nun an«  gefthr anderthalb Jahre her. Wie schwer nnuste ich dodh bfissen f&r nicht einmal Genossenes 1 «Vor etwa 12 Jahren lernte ich in A. bei einer mir befreundeten Familie eine Witwe kennen, die dort zu Besuch war. Ein Verwandter der Familie war mein Freund, mit dem ich schon intim verkehrt hatte. Er sagte mir, die Frau sei ganz verliebt in mich, ich sollte sie etwas pnssieren. Ich war sehr artig üu ihr und wurde ciu^^ciaden, sie zu be- suchen. Ich that dies auch; hierbei kam es zum Gcn blechtsverkehr mit der Frau. Sie war ganz glücklich mit mir und btgUil'-tö mich sogar einige Tage anf einer Tour. Dabei war sie schon 35 Jahro alt und ich erst zweiundz wanzig. Dies war ganz nett; aber doch hatte ich die Männer lieber. .Spater lernte ich einen Herrn kenneu, der in seinem Geschäft mehr- facher MillionBr geworden war; er wollte sein Geschäft verka.nfen, nnd aUe sagten, es ftr mich das Richtige, das Qesehlft m kanfbn, ich sei der Mann daso. Man redete mir auch sehr snm Heiraten an, mit der Begrflndong, es werde mir nicht schwer weiden, eine passende Partie an machen. Ich sah mich nach «ner Fmn um nnd lernte eine Dame kennen; Manne her. oder er war noch ven IMher her Torhenden und «zaoerbierte nur toh neuem. Derartige Exacerbationen einer nicht geheilten QonorrbM shul sehr hJUlfig, werden aber oft mit Unrecht für neue Erkrankungren gehalten. Petieut nimmt auch hier fälschlich an, da&> er sich durch gesdüechtUche Erregung, die ahdit hebiedigt wurde, den Tiipper geholt habe. Tgl. S. 167. Anm. 2. Vdl von XSuniiiilui. 169 sie braehte mir so viel Vemögen, dass ich das Goschäft hätte über- nehmen können, dook kam es nicht zn dem Geschäftskauf. Einige Jahre sp&ter fing ich ein neues Geschäft an. Ich habe mich mit der Dame verheiratet. Ich übte den Beischlaf mit ihr atis, und sehr pünktlich wurde ein Kind geboren; ich glaube, dass ich in d«r Hochzeitsnacht das Kind gezeugt habe. Das Kind ist allerliebst und gesund, ein reizender, kleiner schöner Knabe, der bis jetzt nur die guten, ja die bp«t^n Eigen- schaften der Eltern zeigt. Dieses Kmd macht mein ganzes Glück aus, and meine Frau und ich sind wenigstens in dem einen Punkte einer Meinung. Wir vertragen uns jetzt besser als früher, doch will ich nicht verschweigen, dass sie eifersüchtig inl und mir schon vielen Ärger bereitet hat. Ich stehe im Verdacht, mit allen möglichen Damen intim verkehrt SU haben, selbst auf meine Mutter und Schwester ist sie grenzenlos eifer- süchtig, und es ist mir dadaroh auch der Verkehr mit diesen erschwert. Ca wire vidleifllit ymIss anders geworden, wemi ick in meiner Fnm daa gefkinden lUltte^ was ieh von der Toebter einer guten VamiUe mit Yor«  aOgliclMr Eniehiing hltie erwarten dftrfen. Sie hatte lange Tor dar Heirat dmeh Onanie ihre Jnngfenuehaft aeratSrt, nnd idh fimd bei ihr nichts anderes als b« einem Sfientliohen Trancnsimmer. Es flbte der Gedan^ eine Ünsidinld an bekommen, auf mioih «nen gronea Rna aus. Wire dieser Beia nieht dnrdh die TMosdinng aerstSrt worden, dann wIre ▼ieDeioht aneh meine Leldensohafl m lUaneni Teimindert worden oder ganz Tergangen. Jetst regt midi mitunter selbst der Gedanke an un- selraldige Ifftdoben auf; den Akt mit aflbt> bii aehnjahrigen Hftdokiea mir zu denken, kann Ejakulation anr Fdge haben, doch hofife ieh an Gott, es wird niemals dazu kommen, dass mich diese Leidenschaft paokt; ioh wollte lieber die Schande des Selbstmordes auf mich nehmen, als so lom gemeinen Verbrecher herabsinken. QesQhlechÜiche £xregung ist mir bei meiner Frau nur doroh «lle mOgliohen Vorapi^elmigen der Phantasie möglich. .Sehr vieles, ja fast alles, was Sie in Ihrem Werk Uber die kontrSre Sexualempfindung tagen, stimmt und ist mir bekannt; aber diese meine Gefühle in Bezug auf kleine Mädchen sind anders geartet, als Sie sie beschreiben. Und auch betreffis der Verlogenheit der Urninge, von der Sie sprechen, erlaube ich mir, einer anderen Ansidit an sein als Sie. Die grosse Mehrzahl lügt wohl nur da, wo es sein muss, um die Sacho zu bemänteln; aber ürninpe, die frewissermassen aus Bedürfnis lügen und stets lügen müssen, kLun.- \di nur z\vei, obsühon ich einen grossen Bekaiintttukreis habe. Ich bitte, diese Ausnahmen doch nicht auf alle übertragen zu wollen. L h selbst schmeichle mir, die Wahrheit in allem zu lieben, soweit es möglich ist. Dass ich meiner Frau die Sache nicht erzähle oder sie sonst ausplaudere, ist sehr natürlich; desw^^ aber muss muu doch noch kein Lügner sein.'* 170 Weibtiehe NdgnngieiL Viele Homosexuelle, die überhaupt an das Weib erinnerD, lasm aoh den Bart vollständig abrasieren, nioht etwa um die Neigung anderer Urninge dadurch an gewinnen, sondern nelmehr aas einem gewissen Hang,^) finsserlicfa mOgliohst das Weibliche annmehmen. Ersteres hann wenigstens in manohen FlUen die Vemnlaswing dam nicht sein, da, wie wir noch sehen werden, viele Urninge sich mehr sn dem echt männlichen Typus als zn dem uinisohen hiimfezogen ffihlen. Manche suchen dadurdi, dass sie sich die Barthaare mit Fincetten und durch allerlei Enthaarungsmittel entfernen, das weibliche Aus- sehen zu Texmehren. Auch die h&usliohe Einrichtung der Homosexnellfin soll oft an die der Weiber erinnern. Wie mir ein in diesen Dingen er- fahrener Herr mitteilt, lieben es viele, ein Himmelbett su brauchen; andere haben die Toiletten ein rieh tu ng vollstäiiliL^ den Weibern ähnlich. >ticht selten scbmüuken die Wohnung Bilder und Statucu von schOnen jungen Männern, wie schon C a s p e r -) beobachtet hat ; besonders soll der Apollo von Belvedere eine Lieblingsfigur der Urninge sein. Beim Briefschreiben bedienen sich manche Urninge parfümierten Papieres. Im Gegensatz zur Abneigung vieler Männer gegen den Tanz neigen die Homosexuellen oft ausserordentlich zu ihm hin. Sie tanzen dabei mit weiblicher Eleganz, aber, wn^ K r af ft-Ebiug \) betont, nicht gern mit Weibern, sondern lieber mit Männern. Mau ümlet dies besonders oft auf gewissen BftUen, wo Männer mit Männern zu tanzen pflegen. Zu den besonderen Fähigkeiten der Homosexuellen, die ich schon bei dem Berufe derselben besprochen habe, gehört ihre Fertigkeit in Handarbeiten. Bio einen können stiioken, andere hikeln. Auf-
    • ) nWie bei Tiereo aas alleo Klassen» so werden «ach beim Menschen die
    ontandheidesdeD Merkmale des männliehen OadUeolita nidit dk«r völlig ant* wickelt, ela bis er nahnu geschlecbtsrcif ist, aod wena er eotmanst wild, w> Bchfiineu sie niemals. Der Bart ist z. B. ein sekundürer Sexualcharaktor, und männliche Kiader sind bartlos . . .* (Charles Darwin: Die Abstammung de» Kenschen und die geschlechtliche ZacbtwahL A. d. £ngl. Uberaetst von J. Y iotor Üarae. 4. Aufl. 8tattgirtl888. 8.584.) DiellmUelikeitswisoliendemlliiiMiiiit kentiinr flezaalempfindimg, der triebartig oft d«s Pamftnnliche raoht, und dem unreifen boz\r. kiistricrtcn m^nuliclien Individmilll, bei dem des UlunSOBliohe sich schon anatomisch zeigt, liegt auf der Hand. '^Joh. Ludw. Casper: Über Notsacht und Päderastie und deren Er- mittelung eaitttit des Oerioktaantee. YierteyahTBeekrift für geriohtiiehe nad üffiBatfioke KediBiL 1. BmuI. 1868. 8.88. ") R. V. Kraf f t-£bing: Psijchopathia sexuuli's, mit besonderer BerOck- tiicbtigung der konträren Sexnaleraptindaag. £iiie kliniseh-foieiisteche Studie, 9. Auflage. Stuttgart. IHU. ü. 254. WdUklie NeigUQgeu. 171 tiSitoA nt skht nur die Fertiglrott» die nunohe hieim bentseo, sondern uoßh die groese Torliebef die sieli bei ibnen fBr diese Art tob Be- Bolukftigung findet; der ünuDg meidet sie oft bot, um tob andeien sieht als ÜTBing eifcannt m weiden. Selbstgefertigte HandaibeiteB spieleB bei den gegenseitigen Qeselieiiken eine Bolle. 0 Die Hand- schrift scheint mitunter einen weiblichen Charakter zu besitzen. Ich habe dies allerdings nur in vier mir bekannten Fällen kon- statieren können; meine graphülogisclieü Kenntnisse sind übrigens, wie ich an dieser Stelle bekenne« nicht genügend, um dieses immer- hin schwierige Gebiet zn beherrschen. Ein Herr, der die nötiprcn Erfahrimgen besitzt, hatte jedoch die Freundlichkeit, mehrere Hand- Schriften, die ich ihm übergab, zu analysieren. Es wurde dtMu Herrn dabei weder gesagt, ob sie von Männern oder Frauen ht rruhrteu, noch wurde ihm Mitteilung davon ijcmacht, ob der Schreiber homo- sexuell oder sonst sexuell pervers war. Die erlangten Resultate waren jedoch, wie ich bemerke, nicht in Übereinstimmang mit den that* s&chlioheii Verhältnissen. Weder über den Charakter der betreffenden Person noeh anch über ihre sexaelle Neigung warde eine bemerkens- werte unzweideutige Mitteilung gemacht Insbesondere wurde in keinem der Fälle auch nur die mindeste Andeutung Aber weiblichen Gbsnktei der Handsebrift gemacht, obwohl es steh nm einige yoU- konunen bomoseinelle nnd som TeU um effinninierte Minner handelte. AIMings habe leh die mir selbst ganz Idaren Handsehiiften mit weibüeliem Charakter, d. b. die vier eben erwftbnten iUIe, dem be- treffenden Graphologen nr Analyse nieht ftbergeboB. Mannhmal wird angegeben, dass Minner mit kontrftrer Sexual- empfindnng nidit viel ranohen; von anderen hingegen weiss loli, dass sie sieh das Banehen absiohtlieh nnd in starkem Masse angewölmt haben, nm nioht erkannt nnd verdiehtig ni werden. Aneh gegen Trinken geistiger Getrünke seigen dnige Abneigung. Wichtig ist die Stimme nnd die Sprache der Homosexuellen. Bekanntlich hat die weibliche Stimme eine andere Klangfarbe und Tonlage als die des Mannes; man bezeichnel jene als Fistel stimme. Diese ist nun bei manchen Homusi'xuellen sehr ausgebildet. Ich habe sie einigemal so deutlich gefunden, dass ich sie für die Stimme eines Weibes halten wtlrde, wenn ich nicht wüsste, dass sie toh körperlich wohl ausgebildeten Männern herrtlhrt«. Wenn sulcke Urnin^'e mit der Fisteistimme sprechen, so empünden sie oft keine Schwierigkeiten, ') Solche ans liebe gemaditwi und geteheokteo HMubibelten too ünüiigeii habe ich selbst geeehen. in IUI m waiUiohfir BtimaM. ja einzelne mflsaen och in anderar GeaeUflohaft sogar bamtihen, nioht im Soprao, sondern mit mAmüidier Stimme sa apnobMi, da Uum das ezstore angenehmer mid leieliter ist Keineswegs aber dsif man etwa snnehmen, dass dies eben nor anf angeboienen DIapoaitaeaein nnd Neigungen berohi Hier spielen Tielmehr sweifeUos TJmgebnng nnd GewObnnng eine grosse Bolle^ mid HomosexneUe^ die sieh hinfig in soleh effeminierter Qesellsohaft befinden, weiden daher leiohter eis andere daia kommen, in der hohen Tonlage sn spieohfln. Beeonden eharakteiistisdh ist wegen der Stimme der folgende IUI: 8, Fall. X., 28 Jahre alt, trat früher als Damenkomiker ^flVuthch auf; X. stammt aus einer einfachen i'amilie, in der sich Nervenkrank- heiten nicht vortinden sollen. Die Geschwister des X. sind nach seiner Angabe durchaus normal. Ein jüngerer Bruder, der jetzt 16 Jahre alt ist, Liat Lereits seit einem Jahre öfter geschlechtlichen Verkehr mit einem Mädchen. Um zunächst dus Wichtigste bei X. zu erwähnen, so sei bemerkt, dass er beim Singen eine auCFallend hohe Sopranstimme hat Sie ist ToUstBndig wie die eines Weibes» nnd es naoht dem X. amoheinend anoh kdne Sdiwierigkeiten, Sopran an singen. Z. kaui andi Bariton singen, meint jedodi, dass ihm dieser «rheblidi grossere SohwierigkdteB bereite als der Soj^raa Hingegen sei doch sohon hier daranf htngewiesan, dass gerade die Sopranstimme des Z. mehrere Jahre bindorch regelmissig an^ebildet wurde. Die Spraehe hat sonst entschieden ein minnliches Timbre. Die Kftrperlnldnng des X. ist normal, mir ist er im sllgeninnen am Körper wenig behaert; die Fftsse sind schmal, machen aber einen mftonlichen Eindruck, ebenso die Ulnde, 'fiberiumpt scheint mir die KOrperbüdung des X. nicht weiblich zu sein. Der Kehlkopf ist durch Herrn Dr. Theodor S. Flatau in Berlin genau untersucht worden. Der Adamsapfel spnngt deutlich hervor, die Epiglottis ist männlich, ond auch sonst ist der Kehlkopf wie der eines Mannes gebildet. Die Bewegungen dis Patienten sind durchaus weibisch. Dip Art, wie er die Uand hält, wie er bprlcht, wie er einen Finger in den Mund nimmt, sobald er flber irgend etwas nachdenkt, alles dies macht einen weiblichen Eindruck. Dies alles könnte aber anerzogen sein. Nun ist aber das Auffallende, dass die Erziehung des X. zum Damriikomlker erst begann, als er schon 17 Jahre alt war. X hat in diesei: Zeil einmal in einem Gartenlokal laut gesungen; hier hörte ihn ein Theateruntar* nehmer und Teranlasste ihn non, die erwähnte Laufbahn einzuschlagen. Derselbe Mann war es anehf der dem Z. die weiUiohen Bewegungen geoaner einstndierte, ihm erklärte^ wie er «ne Yerbeugung zn machen hätte, ihn das» veranlasstCp nch ein Eonetfc ansolegen n. s. w. IUI m miUifilMV ftiinn. 173 Die gesohleehtliclieii Ndgimgeii des X. sind aiir anf den Mahii geriehtei Bia ia weldw Zeit dies sor&dcgebt, kann nicht genau festr gestellt werden. Was die Sdnilseit betrifft, so glaubt X. nioltt, dass er in ^ ein besonders leidensohaiUidbes FrenndaohsflBTetliSltais mit einem gehntkaimeraden hatte. Andererseits aber fühlte w sieh auch nionals •exnell zum weiblichen Geschlechte hingesogen. Hingegen hat er schon seit Toehreren Jahren deutliche Neigung mm m&nnlichen Greschlecht; er fiUilt sich jedoch in dieser Bichtong wenig befriedigt, da er ein gewisses Ideal ebes Hannes sncht, das er zwar einmal gefunden, aber wieder ver- loren zu haben glaubt. Einen geschlechtlichen Reiz kann ihm nur eine durchaus männliche Erscheinunct n-ewähren, die nichts von weibischem Typus fin sk h hat Ein anderer Damenkomiker würde ihn daher geradezu abstossen Ein Icher Herr,') der offenbar den X. sehr lieb gewonnen hatte und liomosexuell veranlagt war, wollte init ilim gern geschlechtlich verkehren. Obgleich X. sich gerade diesem Manne gegenüber zu grossem Danke verpfiichtet fühlt, da er ihn materiell luiterstützt hatte, hat sich X. nicht dazu entschliessen können. Wohl aber hat er früher mit einem anderen Manne verkehrt, von dem er sich später jedoch wieder ge- trennt hat. X lAtt^ wie tat angiebt, sehr btnfig Odegenheit gehabt, mit Weiban gesoUeditUch sa rerkehren, wenn es ihm nur pbjriseh möglich gewesen wtre; aber daran scheiterle er. Er habe neben den schönsten Weibern gelegen, aber es harn nicht die geringste Erektion snstande. Selbst msnnelle Beiaongen Yermoditen sie nidit berbeisnfnhTen, so dass er schon seit lAngerer Zeit Ton weiteren Yersndhen abstebL Sonst wire nooh enriUmenswert^ dass X. bereits sls Kind grosses bteresse fBr hflbaebe weibliche Klddimg batte^ dass er» wenn er dne schfine Damentoilette sah, gewöhnlich ganz entzückt stehen blieb und verwundert ansrief: «Ach wie schdn ist doch dies.* Er hat in der Kindheit auch Sinn für Handarbeiten gehabt^ hat es aber darin doch nicht weit gebracht. Sich mit Knaben hemmsnraufen gewährte ihm kein Ver- gnügen; aber ebensowenig hat er einen Gcnuss darin gefunden, mit Puppen zu spielen. Über diese Neigungen in d^r Kindheit und die da- maligen Spiele des X. ist deswegen wenig zu ermitteln, weil er gewöhnlich beauftragt wurde, seine jün froren Geschwister zu beaoisichiigen, und daher zum Spielen mit anderen wenig Gelegenheit hatte. X. kann zwar etwas pfeifen, aber nicht viel; nach Ansicht von Dr. Tlieodor S. Piatau ist dies wesentlich dadurch bedingt, dass das Pfeifen nicki ausgebildet wurde. X. trinkt gern mehrere Glas Bier, rancht aber gar nicht. ^ BConnffrageade Oasunkomiker, Artisten und Sohaaspieler eifrenen skk nicht selten bei den HomcsexoeUeo denelbca Wertsohitsong wie ihre Kolleginnen bei den Heterosexaellen. 174 Sfcinime. loh glaube, das« jemand, der den 3L aingeii hört, ohne m nvsKüf daas es ein Mann lat, die Stimme olme weiteiea fttr die eines Weibes erUAren wQide. Herr Dr. Fla tan, der anf dieaem Gebiete viele lärlUimngen bat und besonders daiaof aefatet, erkUrte^ daas ihm Irain Fall bekannt sei, wo ^ Mann tan stände gewesen wftre, in dieser dentlichen Weise Sopran za singen nnd bis zu einer solchen Höhe hinanfzukommen. X. sieht in weiblicher Kleidung ent- schieden auch wie ein Weib aus, zumal da die Bewegungen, wie erwähnt, durchaus weiblich sind und X selbst einen weiblichen Gesichtstypus hat. Was die Deutung des FaUes betrifft, so genügt die AnMnnese nicht, mit Sicherheit den Fall zu erklären. Eines ist ganz klar, dass b«i X. vieles gethan \\urde, um die weiblichen Bewegungen auszu- bilden. Wenn man aber andererseits berücksichtigt, dass er erst im 17. Jahre hierzu angehalten wnrdp, und dass bis dahin keine Spur von geschlechtlicher Neigung zum Weibe bei ihm aufgetreten war, so dürfte man doch zu der Annahme kommen, dass mindestens eine gewisse Disposition zur konträren Sexualempfindnng bei X. bestand. Hinia kommt noch, daas X. gerade dadurch zu seinem späteren Berufe geführt wurde, dass er duroh seine auffallend weibliche Stimme die Aofinerksamkeit eines Fachmannes erregte. Auch dieses sprioht dafttr, dass ein gewisser Grad TOn weiblieher Anlage in X. bereits vor einer methodischen Züchtung vorhanden war. Andererseits ist nieht an bestreiten, daas X. vielleicht, wenn man leitig genug daranf geachtet hatte, com Heteroseiaalismns hfttte übergefBhrt werden können. In- dessen ist hieillkr em Beweis natArlieh schwer au erbringen. WBhrend wir sehen, dass bei einigen Homoeexaeüen gldehsam spontan die Stimme den weibliohen Oharakter anmmmt, giebt es andere^ die absichtlioh, sogar dnroh lange Studien ihrer Stimme einen ausgesprochenen Fistelton an geben snohen. Weehslb sie dies thun, ist mir nicht gans Uar; nur deshalb^ nm andere Homosexuelle auf diese Weise aazuloeken, kann es nicht geaohehen, da viele von diesen eine weibliche Stimme beun Manne nicht Ueben. FOi wah^ acfaeinlidi halte ich es, dass es sieh um dnen Inneren Trieb ^) handelt, ') Von den Zeichen d^r EfTprnination sind pin^olno sehr merkwürdig, indem sie den Zosammenhang mit dem Geschlechtstrieb boweisau. Man BoUte aanehmeD, dass die Stimme mit diesem nichts direkt za thnn hat Wenn wir sie aber bei HomoMxnellen vniadert finden, oder aooh nur den Trieb gor Tetiodennig be- obachten, so drängt sich die Frage über den inneren ZnsaounenhaDg der Fistel- «timnie mit der konträren Sexualempfindnng' anl. Gemeinsam mit Herrn Dr. Theodor Flataa in Berlin habe ich eine Menge AnfEeichnongen über SpnAe, VUHoL 175 der diflM Mliuifir dam driogti in der Stimiiie eliemo wie in dem MDStigen Yerhalten den welbliolien GharaUer sa laohen. Es mag «ach mandhes hiemi das moralieohe Kontaginm beitnigen, und es dikrfte maneher tn seiner Fistelstimme lediglich duroh die Gesellsohaft kommen, in der er deii 1)ewegt BdnnnfUeh pflegt die Stimme des Mannes erat zur Zeit der Mectat den mSnnlielien Ton ansnnehmeo, wahrend vorher des Knaben Stinmie der des Ittdcfaens Ihnlieh ist Bei manchen Homo- sexoelkn hat die Stimme ivar einen ganz normalen mSonlichen Charakter, aber der tiefe minnUohe Ton soU anfTaUend sp&t herror» treten, etwa erst im 18. Jahre oder noch spftter. Die Sprache hat bei vielen auch etwas eigentOmlioh Pathetisches und Geziertes. Besonders wenn die Urninge von geistigen Getränken stark angeheitert sind, pflegen sie sehr leicht in den Fistclton zu verfallen. Auch bei ihren Kaffeekränzchen sprechen sie mit Vorliebe in Fistelstimme. Mitunter zeigen. Uruinge zwar, dass die Stimme als solche die männliche Tiefe besitzt, aber sie ist auffallend leis*\ ein Zeichen, das besonders Stark für etwas sehr häufiges bei ihn ii hält. Endlich sei noch erwähnt, dass nach Ulrichs die Urninge ebenso wenig wie die Weiber zum Pfeifen eine Neigung oder Jlv- f&higung besitzen. Ich habe diese Beobachtung von Ulrichs sehr häufig nicht bestätigen können; ich habe zahlreiohe Urninge gefragt, fand aber, dass viele ebenso gut pfeifen können, wie normal fahlende Männer. Indessen scheint es mir, als ob bei vollkommener Inversion in der That öfter Unfähigkeit zum Pfeifen besteht als bei anderen Fällen Ton fiomoseznalittt Ein Beispiel wftre der folgende Fall: 9. Fall X, 20 Jehl« alt Patient ist ra aeiten des Vaters offimbar schwer belastet, wihraid tieii BdaBtnag dnreh die Matter nieht oaeh- KohlkopHiefTiT^flo bei homose\ne]]on Personen gemacht. Ein Teil der Fälle ist bereite veruffeut licht, ( mzi lue ^v.jcdon in diesem Bache mitgeteilt werden. Eine Tolikomtneue Zuäamuieu&teiiung dor betreffenden falle behalte ioh mir lur spater vor. BekuECliah Bind die Sttmiiibinder das Mamas darelisolinittiieh um ab Drittel länger al« die des Weibes and Knaben. Kastntion hält aber, wie Owen (Anatomy of Verichrates) nnd Darwin (Die Abstammung' de.s Menschen) herror- heben, das Wachstum der Scbildknorpcl auf, das die Verlanfrfmng der Stimm- bänder begleitet. Der Eiuüuha düs ^exuellou Leben» auf dou Kehlkopf xeigt bich aoeli daiiD, dass dia Stimme gwide zur Zeit der Pubertit den mlmdiohea Gherakter annimut Darwin hat diesen Biaflnas zurückgefOhrt anf den Gebrauch der Stiramorpane der Tiere bei do?i Kfef^angou der Liebe und Eifersucht und anf die Vererbung dea dadurch bervorgerufeneu Zosammenhanges von geschlechtlichem Leben und Stinune. 176 Beispiel weisen iHsBi. Er selbst bsi angebliA niemals auch nnr die Bpur einer Neignog zu einer weiUieheii Person gdbabt} kami indessen seine bomo" sexuellen Nsigangen bis in das 7. Lebeni(}abr nurttokTerfolgea. In der ersten Zeit bsAte er die Ksigmig m imgeObr gleicbaltrigen MitsehfileRi. AlbnSUiob wurde das Alter, das er in dieser Weise beromigte, hnmer böber« so dass er sieb beuta nnr au yoUstiodig wobl ansgebiUetan Minneni etwa im Alter ▼<m 27—40 Jabren semeU bingetogen ÜlblL Er verkehrt geseblecbtiiöb mit einem verbeiiateten Manne, einam Arbeiter, wie er überbaapt nur von niedrig stehenden Personen gereist wird. Männliche Demimonde stösst ihn vollständig ab. PAderastie würde er verabscheuen; sie ist ihm widerlich. X hat als Kin(! an Knahenspielen Teil genommen, er hat sich aber uatSu viel mit Mädchen abgegeben. Wichtig ist, dass er anch hente noch in vielen Stücken einen weiblichen Eindruck macht. So kann er z. B. trotz gi-osspr Anstrengungen hierzu nicht pfeifen; ferner mucht nnrli drr Gang einen etwas weiblichen Eindruck. IfäohUicbe Tr&ume haben immer nur Männer zum Tnhnlt, Bevor er mit dem eben angedeuteten Manne geschlechtlich verkehrte, wobei ihm der fhifm inter femora das Liebste wäre, obwohl er bisher nur mutnelk Masturbation getrieben hat, hat er mit diesem Manne ge- sellig verkehrt. Er hatte immer eine Is'eigung zu ihm, fasste aber lange nicht den Mut, dem Manne sexuellen Verkehr anzubieten. Vorher hatte X. gelegentlidi masturbiert, Indon er sich dabei in der Phantasie einen Mann vorstellta. Trotz gelegentUobeB Verkehrs mit dem betrsÜmden Manne bat X. durcbsdmittlieb jede Wocbe einmsl eine Pollution, die ebenso wie frllber nur bomosexnellen Inbalt bal L>er Gang der Urninge ist häufig typisch, sie wiegen sich in den Hüften nach Art der Weiber hin und her und geben so dem Gang einen unmännlichen Charakter. Sie machen beim Gehen kleine Schritte und heben die Eniee ziemlich hoch. Besondm letzteres gilt als ein Charaktenstikam d«8 Ganges, das den Ürningeii oft daza dienen soll« sich gegenseitig zu erkennen. Ebenso giebt es anch eine Armstellnng, die aioh biofig bei weiblioben Personen findet, und an der Urninge mitnnter erkannt ireiden sollen. Es ist dies eine eigenartige, schwer in beschreibende Stellang^ bei der der vordere Teil des Handraekens an die Wange gelegt wird, wSbraid der UnteiKmi vom Kdiper entbmt ist und der Ellbogen leiebt anfgestatit wird. caunktar der üninga. 177 Für den, der in der Homosexaalität an sich das Anzeichen nnd den Bewäs eines sohlechten Charakters sieht, ist es überflüssig, letateren genauer so befciaohten, und insbesondere den Zasammenhang des omisehen Charakters mit dem Geschlechtstriebe zu erwftgen. Indes können wir, die wir die Frage objektiv studieren, überhaupt meht im homosexuellen Triebe an sich etwas Lasterhaftes finden, und wenn man die Mögikhksit annimmt, dais es dnea homosenieUen Gesehleehtstiieb giebt» dann darf man aneh dessen Befliedignng nieht für das Zeichen eines verderbten Charakters ansehen. Der Urning verlangt die Befriedigimg seines Triebes mit derselben Leidensohaft, wie der normale Mann den Beisoblal bd dem Wdbe. Der Trieb ist ein mnerer, vom Willen und von ethisehen Motiven nnabhingiger Yorgang; er kann mithhi als soleher nieht die Sehleohtii^eit des Charakteis bei einem Manne darthnn. Als P^rchologen nnd Naftnr- forsdher dürfen wir die Yeraehtong, die man gewObnlioli dem Homo- sexneUen entgegenbringt, nioht als Massslab nnserer Benrteilnng ansehen. Können wir demnach auch nicht ohne weiteres den Stab über die Moral des Urnings brechen, so ist doch andererseits nicht m leugnen, dass wir bei ihm oft widerliche uiul verächtliche Ch;irakter- eigentümlichkeiteu finden. Diejenigen Charaktereigenschaften freilich, die sonst Impotente nach Gyurkovechky') stets zeit^^en sollen, Miss- gußst, i'eigheit, kennen bei der diirnh konträre Sexualempfindung hervoTf^crnfencR Impotenz keineswegs immer f^efunden werden; es ist mir noch zweifelhaft, ob für andere Fälle von Impotenz die Annahme jenes Autors immer richtig ist. Oft sdgti wie sehon mehrfeoh angedeutet^ der Charakter der Urninge mehr Ähnlichkeit mit dem des Weibei^ als mit dem des Mannes. Zn den bemerkenswertesten CharaktencQgen der TTminge gebort ihre Sohwatihaftigkeit, Lannenhaftigkeit nnd Neigung som Lagen. Bs ist nicht leicht» anf dem Gebiete des üramsmns za- TsrlSssige Foxschnngen ansnstellen, weil Ton den Lenten in viel ge- logen wird. Ich habe deswegen meistens Beobaebtongen nnr dann als Thatsachen angenommen nnd hingestellt, wenn sie mir in suver^ lissigei Weise von verschiedenen Seiten so mitgeteOt wnrden, dsss ich mich mit Sicherheit von ihier Bichtigkeit — som grossen Teil anidi ') Victor QyuikoTechky: Pathologie and Therapie der miaoUchen Impotens. Viea ud Leipsig. 18801 S. 4. Koll, KoMir. fl«]niä]«mp0B4«iig. lj| 178 Ncignii^ nun lAgon» dmoli eigenes AmoliAufiii^) — Abeaeogen konnte. Heir N. N. eebxeibt mii n. a. folgendes: „Glauben sie mir, die bysteris obsten nnd Torlogensten Weiber, die es giebt, treffen Sie nnter ans Urningen an; denn Weiber sind wir ja, das lengnoi vir niobi** Wober diese Snebt som LUgen konunft, bleibe nnentsebieden; viel- Idobt ist die TTrsaebe der Umstand, dass die Urninge ibr ganses Leben geswungen sind, dne groese Lüge der Welt gegenflber ansawenden; denn nnr wenigen Tertranen sie ibr Geheimnis sn. Selbst wenn sie nnter einander sind, pflegen viele Eomosexoelle den sndeien ftber ihren Qesehleobtstrieb keine Anfklirong sn geben. Sie bebaapten, dass sie sieb geistig oder fkenndsehsMöh sn Lesern oder jenem Hanne hingezogen fllhleij, bestreiten aber, dass irgend welohe ge- sohlechtliohen Beziehnngen zwischen ihnen vorhanden seien. Es mag nan diese Lüge, die sie täglich mit Worten oder Mienen sagen, auch die KijiguDg zu iindcTcn Unwahrheiten bervurrufen; indts^en dürfte dies wohl nicht der einzige Grund sein. Ich glaube, dass der wahro Grund oft in der hysterischen, weibischen-; Anlage gesucht werden mnss. Ebenso aber wie wir annehmen dürfen, dass nicht alle Weilier lügen, und ebenso v?ie wir vielen Rysterischen eine aufrichtige Liebe zur Wahrheit zutrauen können, ebenso darf diese beim Urning nicht immer bestritten werden. Ich kenne solche, die abgesehen davon, dass sie sich in Bezug auf ihr sexuelles Leben niemand entdecken, vollkommen zuverlässige Angaben machen und deren Mitteilungen mehr Vertrauen verdienen, als die mancher normal empfindenden Männer. Die meisten Lügen trifft man übrigens bei denjenigen Urningen an, die sor mSnnlioben Halbweit gehören; ihre Angaben ^) Das geaelliga Leben der HomoBexaellen ist sehr meikwttrdig, und ich habe gerade dieies in Begkittiiig erCrimener KriniiiiAlbeamter genauer beobachten kSniieii.
    • ) Diejenigen Charaktoreip:cn!?chaften, die wir >>e! neben hysteii'^rhen
    Weibern finden, treffen wir auch beim Homosexueilea aaäAlicnd häufig an; andere bytfeeiiloha Bnofluinungen; z. B. Unterleibraobmeiz, hysteriaohe KiSrnpfe, Migräne, QlkAnB «In. sohemea huigeg«ii nicht gerade hinfiger ■!• heim ii«iiiwd«B Hanne vorzukommen. Ich erwähne dies deshalb, weil die Hysterie gewöhnlich fUr ein fast ausschliessliches besonderes Privilegium des wei^Oiohen Geschlechts angesehen wurde. Caustatt bezeichnete hysterische M&nner als weiclüich und weibisch, Nan mann betnohtete die Hysterie all eine excesaiv gewordene potenzierte WeiUidikiit, cineAiuicht, der Theodor Wittmanok (Flirthologie und Therapie der Sensibilit&ts-Neuroseo, mit Einschlüfls der primär psychisch bedingten, auf Grundlage physiologischer Begriffsbestimmunc' des Krankseins und mit stofer Berücksichtigung der Untersuchuagsergebnisse bis auf die Gegenwart bearbeitet. Leipsig 1891« S*4Bt) widerspricht EiteJieit. pröfe man mit der grössten Gewisspnh.ff ^ der ^össten SicherhPit vnr.lZlT^^^^^^ wenn sie mit Urninge viele weiblicEe fög^fifeLSÄCifi'L--^ „echte" Urninge, die in jeder Weise, abgesehen von ihrem Gesclilecniö- triebe, Männer sind; sie neigen nicht zu weiblicher Kleidung oder Beschäftigung, sie zeigen ausgesprochen männliche Eigenschaften, sie lieben das Turnen, Reiten, Sport und dergleichen mehr. Von diesen Homosexuellen sind jedoch diejenigen zu trennen, die sich im Verkehr mit Nichtumingen durch eine tief eingewurzelte Schauspielerei wie normale Männer benehmen. In ungezwungener Unterhaltung mit ihren Leidensgefährten zeigen diese, besonders wenn sie durch den Alkohol etwas berauscht sind, ihre wahre weibliche - ^"NTatrir. liehen Charaktereigenschaften, die wir bei eitlen Weibern beobachten, finden wir bei dem Urning, der uns so sehr an das eitle Weib er- innert £benso wie dieses legt er auf Schmuckgegenstände grossen Wert, und auch der Spiegel spielt bei solchen Homosexuellen eine grosse Kolle. Nichts macht einem effeminierten Urning mehr Freude als ein Schmeichelwort über seine Schönheit. Ein mir bekannter Urning sendete einem Herrn seine Photographie; in dem Antwort- schreiben dankte dieser natürlich fdr die Zusendung, machte aber keine Bemerkung aber die Schönheit der Gesichtszüge des Urnings, ein Umstand, der letzteren ausserordentlich verletzte. „Die Modesucht," sagt Rudolf Schnitze,*) „ist durchaus ^enerw feminini'y darum nennen wir gerade die Lafifen und Stutzer weibisch, weil sie jeden Wechsel der Mode mitmachen." Sehr fein ist die Be- obachtung dieses Autors, dass die Stutzer meistenteils solchen Berufs- arten angehören, deren Arbeit ebenso gut in Weiber- wie in Männer- händen sein kann, was mit der Neigung der Urninge zu mancher Beschäftigung, wie oben erörtert, durchaus übereinstimmt. Gross ist auch auf anderen Gebieten die Eitelkeit der Homo- sexaellen; sie lieben eine gewisse Renommisterei, in der besonders ihre Liebesabenteuer eine Rolle spielen. Selbstverständlich leugnen sie grösstenteils, dass sich häufig bei ihnen ein unschöner Charakter vorfinde; nur der intelligentere und
    • ) A. Coffignon: Paris vivant : La Corritption ä Paris (Le Demi-Monde
    — Les Souienews — Ixi Police des Maurs — Brasseries de Femmea — FUles galantes — Saint-Laxare — Le Chanluye, etc. etc.). Paris. 8. 329.
    • ) Rudolf Schaltze: Dio Modenarrheiten. Ein Spiegelbild der Zeiten und
    Sitten ftir das deutsche Volk. Berlin 1868. S. 216. 12* 178 Neiguig mm LSgoa. dmob eigenes AnseluMiea^) — fiberzeagen konnte. Herr N. N. schreibt mir 0. folgendes: „Glauben sie mir, die hysterischsten and ▼erlogensten Weiber, die es giebt, treffen Sie unter ans Urningen an; denn Weiber sind vir ja, das leugnen wir aiolit'* Woher diese Snoht xom Ltigen kommt, bl^be onentsoliieden; viel- leiofat ist die ürsaohe der Umstand, dass die Urninge ihr ganzes Leben geiwangen sind, eine grosse Lflge der Welt gegenflber anxnwenden; denn nor wenigen vertraaen sie ihr Geheimnis an. Selbst wenn sie nnter einander sind» pflegm viele Homosezoelle den anderen Uber ihren GesoUeehtstrieb keine AnfkUnmg xn geben. Sie behaupten, dass sie sieh gdslig oder frenndsohaftlioh in diesem oder jenem Hanne hingezogen fBhlen, bestreiten aber, dass irgend welohe ge- schleehtiiohen Besiehongen swisehen ihnen Torhanden suen. Es mag Wenn nan die bisher gegebene Charakterschilderung des Urnings im allgemeinen kehi sehr erfreoliohes Bild aber ihn giebt, so soll keineswegs damit gesagt sein, dass sich diese Eigen- schaften bei allen Urningen finden. Bs sei im Gegenteil aoa- driu^ch hier nochmals herrorgehoben, dass es sahlreiohe homo- sexnelle Uftnner giebt, die von tadellosem Charakter sind, die alle niedrigen Ghaisktenttge vermissen lassen. Zn deqenigen liigeiisohaftea, die das Weib vom Hanne vorteil- haft nnterschdden, gehört die Schamhaftigkeit; selbst bd Natnr- Völkern kann man beobachten,^) dass die Schamhaflagkeit des Weibes stärker entwickelt ist» als die des Mannes. Bs ist mteiessant, dass sich dieser Oharaktenng nach verschiedenen SohriftsteUem bei Ur- ningen bei weitem deatüdier leigen soll, als bei normal fehlenden Männern. Manche Homosexaelle ersfthlen, dass sie sich in der Kind- heit und noch in der Jugend durch Schamhaftigkeit vor allen gleich- alterigen Knaben ausgezeichnet hatten. Nach Tarnowsky soll sich das Schamgefühl der Urninge, wenn sie noch Knaben sind, in ab- normer Weise äussern. Es soll z. B. besonders dann auftreten, wenn sie sich ein*^m fremden Manne gegenüber befinden, und 68 soll dem umisch veranlagten Knaben viel mehr Schamgefühl verursachen, sich vor einem Manne als vor einem Weibe zu entkleiden. Die gleiche Angabe wird mir von erwachsenen Urningen gemacht; dem einen ist es sogar ein peinliches Getübi, sich in Gegenwart anderer Männer >) Henne-am Khyn: L>ie Frau in der KultargMofcidlto.' % AeÄ. B«riin 1888. a &
    • ) B. TarnowBky: Die krankhaften Bracheinungen des OwchleontaBMllM.
    Eine fonoäMh-pnohiAtijMb» Stadie. Barlia 188». S. 11. Eitelkeit. prüfe man mit der wössfAn r^r.- . der erössten Sic,er,Tr^^^^^^^ -^^st wenn sie mit Urninge viele weibUcle lii&»umile'l.--„ „echte" Urninge, die in jeder Weise, abgesehen von ihrem Geschlecntö- triebe, Männer sind; sie neigen nicht zu weiblicher Kleidung oder Beschäftigung, sie zeigen ausgesprochen männliche Eigenschaften, sie lieben das Turnen, Reiten, Sport and dergleichen mehr. Von diesen Homosexuellen sind jedoch diejenigen zu trennen^ die sich im Verkehr mit Nichtumingen durch eine tief eingewurzelte Schauspielerei wie normale Männer benehmen. In ungezwungener Unterhaltung mit ihren Leidensgefährten zeigen diese, besonders wenn sie durch den Alkohol etwas berauscht sind, ihre wahre weibliche Natur. Nur zehn Prozent der Urninge, die ein Patient Krafft-Ebings *) kannte, sollen Sinn für weibliche Beschäftigungen gezeigt haben; doch sind die Angaben dieses Patienten nicht ganz zuverlässig. Ins- besondere wundere ich mich über seine Behauptung, die Mehrzahl der Urninge neige zu aktiver Päderastie, da diese Annahme mit meinen Erfahrungen und denen der meisten neueren Forscher nicht im Ein- klang steht; im Gegensatze dazu meint dieser Mann, dass die Neigung zu passiver Päderastie sehr selten sei. Nicht genug kann ich hier davor warnen, jede Andeutung von weiblichem Wesen ' für ein sicheres Symptom des Uranismus zu be- trachten; man findet Männer, die diese oder jene etwas weibliche Gewohnheit haben, obwohl sie geschlechtlich vollständig normal ver- anlagt sind.-) Es giebt besonders eine Reihe von Männern, die sich in der Kindheit wie kleine Mädchen benehmen, mit Puppen spielen, von Soldaten und Kriegsspielen nichts wissen wollen, später aber zu nor- malen Männern heranreifen. Man beobachtet auch Knaben, die vor ') R. V. Erafft-Ebingf: Psychopalhia sextuüia, mit besonderer Berück- sicbtignag der konträren Sexualempfindmig. Eine klinisch- foreuaische Stndio. 9. AufUge. Stnttgart 1894. S. 259. So wird mir der Fall eines Herrn berichtet, der in mancher Beziehung ErscheinuDgon der Effemination darbietet^ aber in sexueller Beziehung trotzdem normal und nur heterosoxuoll veranlagt sein soll. Die Muttor des Herrn hatte sich lebhaft ein Mädchen gewünscht, als der Knabe geboren wurde; sie gab ihm infolgedessen eine ganz weibliche Erziehung, liess ihn mit Puppen spielen, üand- arbeiten machen etc. Besonders in diesen soll die Geschicklichkeit des hetero- sexuellen Herrn heute noch hervorragend sein. 182 SeUMtbenrteUtuig der Unungo. der Pubertät ein an Liebe grenzendes Interesse für andere Knaben spüren, die aber später aasscbliesslich zum weiblichen Geschlecht hin- neigen, und bei denen auch nicht eine Spur homosexueller Empfindung*) zurückbleibt. Man berücksichtige hier wieder das Stadium des nn- ditierenzierten Geschlechtstriebes. Auch bei Mädchen finden wir eine ganz analoge Erscheinung, und es sei deshalb darauf aufmerksam gemacht, dass erst mit dem Fortschreiten der Geschlechtsreife die stärkeren Differenzierungen des männlichen und weiblichen Ocschlecbts sowohl in Bezug auf den Geschlechtstrieb als auch in Bezug auf andere Neigungen hervortreten. Kinder von verschiedenem Geschlecht gind sich viel ähnlicher als der erwachsene Mann dem Weib. Die seelischen und körperlichen Differenzen treten besonders in der Zeit der Gesebleditsreife ein. Ludwig Büchner*) weist darauf hin, dass oft genug Ißdehen den Knaben gleichen Alters in geistiger BenehuBg Toran oder Uberlegen sind, und dass diese Überlegenlieit dem Knaben gegenüber erat mit sonehmender AltecareifB wieder ver- kren gebt Ich komme jetzt zur Erurterung der Frage, welcliüü EmÜuss die Hnmosexualität auf den Yerkehr des Urnings mit anderen Menschen ausübt K?, liegt nahe, zuerst darüber einiges zu sagen, wie der Urning selbst über seinen Zustand denkt. Manche versuchen sich lange über ihren wahren Zustand zu täuRehnn, indem sie den sexuellen Hintergrund ihrer Zuneii^mg zu anderen Männern durch den weiten Begriff der Freundschaft bemänteln wollen. Sie suchen Eigenscli;iften des andern hervor, die ihre freund- schaftliche Zuneigung anscheinend erkhlren, ver^epsen aber dabei, dass sie nur sich selbst betrügen. Krafft-Ebing^) memt im Gegen- satz zu Westphal, dass sich die meisten Urninge bei ihrer konträren Sexnalempfindang glücklich fühlen und nur insofern unglücklich sind, als sie durch geeeUeohafUiehe nnd strafreobtliebe Sohnuiken an der Diese von mir in der erstea AuÜage gemachte Hitteilung ist mir durch Fkiv»lnwliri«liteB vielfach beatitigt wofden. Auch in «inigwi VwüiiMiäidiiiigen wird dieser Erscheinung (^dacht und ihre relative Häufigkeit hervorgehoben, a. B. durch Rehr in dor Petcrsbnrrrcr M. JIz AV, jhcnsclirift 1892 Nr. 20
    • ) Ludwig Büchner: Arn Sterbelager des Jahr hundert*, filickd eines
    freien Denker» aus der Zeit in die Zeit. Gieeaen 1898. S. 317. ") R Krafft-Bbing, P^ekopatkia saeuaiit, mit beMn^erar Boittok- sichtignng der konträren Soxna!empftii4iiiiff. Eine Uiniadi-iaffenaiiohe Stndie. 9. Auflage. Stuttgart 1884. & 885. Sdbflbentleälitiig der Vniiiig^. 183 Befidedgiiiig ihies Triebes gehindert werden. leh mxuB Erafft- Ebing daiin beielimmen, dass in nUmolien FftUen gerade dieser letrte Ü2iutand es den Urningen nnmOglidii mwdit, sieh wirkUeh l^fleUicfa m ftthlen. Sicher ist es sooh fbr viele Falle liohtig, wie Erafft-Bbing meint, dass die kontaftie Senudempfiadung als solche die betreffenden Lente nicht nnglftoUich maeht Der Urning halt skh bei richtiger Erlcenntois des Znstandes nicht fOr nomal; trotsdem ist er gewöhnlich weit entfent, sich fftr krank*) zu halten. Er weiss sich den Zasammenhang zwischen den A.n8chauangen seiner Mitmenschen und seiner eigentümlichen Neigung nicht zu erklären. Die UrniDge selbst erkennen mitunter, z. B. auch Ulrichs,*) die Mangelhaftigkeit ihrer Liehe im Vergleich mit der zweigeschlecht- licben an, zumal da der Umstand, dass sie durch ihren Trieb nicht imstande sind, sieh eine Familie zu gründen, manchem die Quelle schweren Leides ist. Viele halten deshalb ihr ganzes Lebt n für ver- fehlt. Ich habe übrigens gerade unter den Homosexuellen einzelne kennen gelernt, die mehr als mancher geschleclitlich normal 'Empfindende Ehemann geeignet wären, das fürsorgliche Haupt einer Familie zu werden. Manche verheiratete Urninge berührt es sehr peinlich, dass sie gezwungen smd, zu ihrer sexuellen Befriedigung dann und wann mit Männern ra verkebien, da sie hierin eine Untreue gegen ihre Ftan erblicken. Einige fühlen sich lange Zeit elend und unglücklich, weil sie der Ifeinvng smd, dass sie die einzigen seien, die konträr fühlen. Be- sonders ans den besseren Kreisen nnd in kieuieren Stftdten, wo sie sich nicht so leicht anter einander treffen nnd anssprechen können, sch^t es genügend Bxistenxen sn geben, die sich ihres perrersen Triebes swar bewnsst sind, aber nicht wissen, dass Hnnderte nnd Tansende das gleiche linden haben. Dass bei diesem Trieb das Be- ■) Ans dem Gaqaidi sweier Oninge, d« Hern N. N. imd einM gewisMn Z., dflifte folgender Fträns interessieren. N. ein durchans objekcim, rahiger Herr, meinte zu X.: „Wenn wir es doch wenigstens durchsetzen konnten, (1a*5s man die kontrSre Sexualempfindung für pathologisch ansieht, dass wir nicht mehr fOr Yerbrecber gehalten werden." X. entgegnete darauf: „Niemals kann ich dem hebtunmeo; U«ber wihle ieh Boeh den heutigen Znstaitd. Wir werden tob den aadefen doch nur mi^orisiert, nnd wenn man die AAAlion für ksuikliaft aondeht, dann steckt raan nm ins Irronhans."
    • ) N u I n ;\ N u m a n t i u s : Fortitatrix, Anthropologische Stadien über nxniflcbe
    Liebe. Leipzig 1865. B. 29. 184 SeeliBobe StSrangen, Mbitaoid. womMs, flm mit aller Willenienergi« ntobt imterdvaokeii n kfinnon, die Stimsmng sehr verBohleohtert, ist selbrtrerstaiidUdb; so Beben wir, das« maoehe TTmitige gerade dadnreh in die d^ri- nüerteate Lage kemmen. Diejenigeiif die flure Yeniilagniig als ein ünglftck betrachten und infolgedessen sich darttber sehr grämen, bieten oft andere seelische nnd körperliche Störungen dar, die wohl zam Teil als Folge ihres KuinniiTS betrachtet werden müssen. Hierher gehören betionders h^-po- chondrische uüd melaucliolische Qemütsstimmuiig, Selbstmordideen, dyspeptische Erscheinungen etc. Die hauptsi^hlichsten Störungen zeigen sich aber dann, wenn unglücklictie Liebe den Urning nieder- drückt während selbst der über seine Veranlagung sinst traurige ürnin<]:. sobald er ein glückliches Liebesverhältnis mit einem Mann gefunden hat, froh und heiter wird. Obgleich, wie wir sahen, gerade der Urning sein Geschick oft beklagt, so scheint es doch, dass der Selbstmord beim Urning kaum je eine Folge der Affektion als solcher ist. Mir sind weder Mit- teünngen über ernste derartige Gedanken, neeh Aber Ausführung Ton Selbatmord gcmaoht worden. Hingegen kann nnglookliche Liebe, Fon^t vor Brpreasong und Strafe, aowie Fnreht davor, Offisntlieh ala Urning bekannt so werden, sun Selbstmorde flduren. ESb. hervor- ragender Gelebiter, der sieh vor einer Beihe von Jahren aelbst ent- leibte, hat dlea^ naoh den Ißtteilnngen, die ieh einen I'raonde von ihm verdanke, lediglieh deshalb gethan, nm der OffentUohen Bnuid«  narfcnng an entgehen, der er mfolge eines Froaeeaea anageaetit war, in dem seine nmiaoiie Natur rar Sprache kommen sollte. Der Selbat- mord infolge von kontrirer Seznalempfindong wurde im Ansohlnaa aa einen IUI, den Hntohinaon beriohtete, dnreh Hiraohberg 1883 in der BerUnor med^psychoL Gesellaehaft lor £^iaehe gebracht Babow mdat, daea maneher nnaufgeklirte Selbatmord die Felge von konträrer Sexnalempfindung sei, mdem der damit Behaftete die Ent- deckung seiner Perversion fürchtet Schon Theokrit schildert, wie unglückliche Liebe den Urning zum Selbstmord fuhren kann.*) ^AyQit 9uß Mal myvi, umtSs M^iftft/ia leahag, lohe m Mol Jjjiayroc M^tt, d<S^ w fi^or Xola0a taOta ^pigoDv, iftbv pQix^' ■) S8. Idyll«. ÜbcnstzuDg nadi Nottet. BthMiongm dtt üiiiiiigVi 185 GraoflaiiMr £]»be, d« flnttW, genihrt ▼«& dm giinanigtii LOwin, Steinerner Enab\ unwürdig der Lieb', ich komm' mit d«r letetan (Mm f&r didi in den HHadenj dem Btrioke fttr mieh . . . Wenn gelegentlich auoh ein Selbstmord yorkümmt, so sieht Tarnowsky*) doch entschieden zu schwarz, wenn er meint, dass die Urninge sich entweder aus unglücklicher Liebe in einem Anfall ?oa Trübsinn das Leben nehmen oder in schwachsinnigem Zastande ihr Leben beenden. loh kenne doch verschiedene Urninge, die älter sind als 60 Jahre, und von denen kein Mensch behanpten kann, dass sie sich in schwachsinnigem Zustande befänden, wenn auch einige davon ihr lieben wegen ihrei HDglÜoklichen Leidenschaft aU Terfehlfe aoaehen. Der Urning ist iwv dnioh seinen Trieb dazu gez?ningen, mit mftimliehep Individnen sexuell zu yerkehren; dennoch empfindet nianober nach dem Akte £kel and Bene^ weQ er ihn für anmoralisch liilt Niohtsdestoweniger buin dief aadifolgende G«fUü des Ekels imd der Bene ihn m erneator BeCdedIgang seines penersen Triebes niebfc sehfltien, ebenso wenig wie der Mann im aUgemeinen Tom Koitas dnreb Fnrehi vor Beoe abgesobieekt wird. Es ist hier die allbekannte und immer wieder best&ligte Efsehebrang tn beobsehten, die Bd. T. Hartmann*) cbaxakteristisoli befroifaebt, dass die Niobi- beftiedigmig des Triebes ftr das betreifende Jndindnmn immer noch ein grtsseiss tTbel ist als die maasfolle BefHedigong. Der Geint, der sich m «ieiu bereits zitierten Bache voq Taruowsky findet, entquriolik in lUgaiwiniii ttberhrapt nioht d«i BeotaditnogeD, wi« ieh sie zu wmihtii Geltganheit hntta. scheint, dasä das Beobachtangsmaterial von Tarnowgly entweder nur einzetn'^ Krei-o der Urningy betraf, oder dass die Yerbaltriib.s';- m Russliiud, speziell lu ] 'i-tt'rsljin unilfTS üfßi'r'n, ah in Dfntsrfi- iaud. Weder die üäuligkeit der Päderastie bei kunträrer Öexiuüempimduug eatipvidit den biMigeo VobiltniHen, noch kann iidi das ZemnmeitireiDBn dtr konträreD SetOilnnpfinduDg mit der känflicheD männlichen Halbwelt, wie es bei Tarnowsky geschieht, für richtig' halten, da mtonlirhf Prostitution und Homosexualität gsm verschiedene Erscheinongen sind. Mit dieser Bemerkung soll nicht etwa das Buch Tarnowskys irgendwie herabgesetat werden j im Gegen- teilf iob^halte m flr «Dgenwin VMdi«utTOll and wili im aUgemduaB aooh hin- anfügen, dass es für spfttere Forscher gewöhnlich sehr leicht ist, Intflmer der ersten Bcarboiter irp^end eines Gebietes nachzuwoism , dass aber gerade den letzter eu, selbst wenn vieles sich später als falsch herausstellt, das fianptverdieust sagesprochen werden muss, faUs sie nnr genUgend Anregang für weitere Stadien gflgthtn haben. Und la di«M& TwdianiCTollaa EMuMra ndiae idi auf dem OeUete der HoBMesnalittt «uwr Krafft-Ebing gans beaondeiB anoh Tar- Böwsky
    • ) Eduard v. Hartmann: Philosophie des Unbewnasten. 8. Auflage.
    S. Band. Metaphysik des ünbewoMten. Bertin 1878. S. 390. 186 BlrkMumuf d«r BanranloB. Scholz^) hat einen Fall Teröffenttioht, wo der Patient selbst betont, wie widerlich ihm der sozial so Mbr veipOnte Akt sei. Älm- liohe Angaben hörte ich Öfter yon Homoseziiellai, die dennoch ihrai Trieb nioht bekftmpfea konnten. Fragen wir jetzt, wie sich der Verkehr des Honaosexn eilen mit (lern upibliohen Geschlecht frestaU^t. Der eine wird sich, wie wir sahen, lange Zeit überhaupt nicht klar riartiber, dass er an kon- trärer Sexnalempündung leidet; er verkehrt mit Weibern and wandert licli höchstens darüber, dass er impotent ist; ein anderer hat geradeza einen Ekel vor der Berührnng des Weibes, verkehrt gesehleohtlich nicht mit ihm, ist dajrftber erstaunt, dass seine Kameraden eieli eo sehr ra Weibern hingezogen fQhlSD, wild eich aber dessen nicht bewnsst, dass er geeebleohtlich darohane anders empfindet als andere Mftnner. loh wilBB meliTeie FftUe, wo sich die Leute erst in den zwansiger Jahren übe^ flnen Zoitend voUatindig Uar wazden; die Erkemitnif kam in diesen Fttlen erat dnreh eine geradeni sehwlimerisobe Leideniefaafti die dteae MAimer in anderen fusten. So scheinen auch die FlUe sa iiegeii, die in Horitsens Magazin für Bifidinmgaaeelenkande 1791 verOffentlieht wurden. Bti einem mir bekannten FsH handelte es doh nm einen Mann, der bia an eslnem 22. Jahre in niohts von anderen abwioh, als darin, dass er sexuell nicht mit Weibern Yerkehrte; er hatte aneh keine dentUidie Zoneigong sa Mbmem. Eines Tages aieht er einen Mann, in dessen Bannkreise er sieh nmi sofort befindet; der Gedanke an dieeni verfolgt ihn Tag nnd Nachts es kommt wohl aneh bei dem Gedanken an ihn bereite an Brdrtion, bia eines Teiges Smneih ergasa bei ümarmnng jenes Mannes eintritt Dieser Moment machte es plötzlich jenem Menschen klar, wie sein Geschlechtstrieb beschaffen war. Mir scheint es, dass liäuüger in dieser Weise als durch Impotenz dena Weibe gegenüber der Urning seine walire Natur erkennt Die Entdeckung seiner HomoseTualität oder seiner Abneigung gegen das weibliche Geschlecht kann iu verschiedener Weise ;iiif die Stimmung des Urnings wirken. Viele setzen sich über ihre Antipatliie gegen das Wiiib sfhr leicht hinweg; das geistig greisenhafte Aussehen, das nach einem Autor alle vorzeitig Impotente haben, ist bei ihnen
    • ) Scholz: BokmmtQÜiae eines au perverser Geschlechtsriobtnng Leidenden.
    Yint^abiMchiift fBr gerichtUche Mediao. 19. Band. Neue Folge. Berlin 1873. & Sil«: Vttkelur mit Wtibarn. 187 nicht zu entdcc!v'eti. Der Gr;!.!, in dem die Abneigung dps Urnings gegen das Weib auftritt, kann verschieden sein, er kann von einer leichten Antipathie bis m dem ansgesproohensten Horror gehen. FOr manchen ist schon die Yoistellimg eines nackten Weibes abstossend nnd widerlich, selbst wenn er an Berühnmg desselben nioht denkt loh kenne femer Urninge, die den Koitus Ter<?iichen wollten, ftber ans Ekel vor jeder Berührung das Zimmer des Weihes verliessen; bei andern ist der Horror nicht so stark. Es giebt auch Urninge, die recht Tiel mit Weibeni Terkebren,^) obgleicli sie sich sexuell ansschliessliefa som Ibmie hingeaogen fühlen. Einige Terkebien absiditUeh viel mit Weibern, tmd mir sind sdebe bekannt, die dadnreli allgemein in dem Bnf stehen, grosse Weiherhelden za sein; sie wollen lieber daftr gelten, als mgeben, dass ihre TTmingnatnr beksimt wird. Dnreh den geselligen Yerkelir mit Weibern wissen sie IVeonde nnd Angehörige ni tönsofaen. loh kenne einen jungen Mann in Beilin, Ton dem mir erst kflrsliöh er- sShlt wurde, dass er tiglioh mit einem andern Weibe und swar ?on wenig tweifelhaftem Ruf getroffen wird, und trot»lem kann er wie Tilly Ton sieh sagen, dass er nooh niemals ein Weih herOhrt hat Andere Termelden Tollständig den Verkehr mit Weibern; ich kenne solche, die als musterhafte Jonglinge gelten, weil sie eben nicht, wie andere mit normalem Geschlechtstriebe, dem weiblichen Geschlecht nachgehen. Es ist recht leicht für einen Urning, die Keuschheit dem Weibe gegenüber zu bewahren. Vielleicht hat mancher,*) der in der Geschichte durch seine Keuschheit bekannt ist, lediglich seiner perversen SexualempfirKhing diesen Ruhm m danken. Etwas obscön drückt diesen Gedanken Piron*) in Bezug auf Sokrates in der achten Strophe eines bekannten Gedichtes aus: SocrcUe diree-vouSy ee sage Dont on vanie Vesprif divin: ScH^afe a vomi peste et rage Contre le serc frtninfn: Mais pour cela ce bmi apotre jS'en a pas nwins fouiu qn'un autre» Interpretons micux ces Jrrofis CotUre le sexe ü ^rsuade;
    • ) D !i. geselhg, nicht sexaell.
    ^) Karl XII. von Schweden, (lps*<en Sittpnreinhpir ^p'iondf'rs in sfTnpller Be&iehung so häufig hervorgehoben wird, wird miiunter, wie schon orwähut iBt, n den ürningen geredhnet
    • ) Oewtre» badine» d'ÄlexU Pironf Ode ä ^riape.
    188 fleonuUflr V«ik«lv mit Wdbam. Mais Sans le cttl d^Älcihiade. 11 mW JMS tatU medü des ams. Han wild gat thim, 1)d aUen semen üiteileii Ober MflnmheD, beaonden aaoh in Bemg auf Eevulilieit, stete die Silrke der Ver» soohung zu beilUdrnohtigeD, ehe man ans der sexnellen Abetinenz eine Tossnd maobt „Ein MIdelien, das vieUeioht wegen der KUte des Tempexameote odor ans Fniebt» sehwanger in werden, oder end- lich, weil niemand Lust hat, ihretwegen seine Kensehheit in Veianehnng zu führen, ihre körperliche Keuschheit rein erhalten hat; eine Fran, die meist aus denselben, nur etwas anders modifizierten Gründen, ihrem Manne treu bleibt, neunt mnu ohne weitere Einsdirüiikuug tugendhaft; sie siibst brusUjii sicli mit <Iieser, oft keinen Strohhalm werten Tugend und halten sich mn Neid, Stolz, iioifarth, Verlftumdung, Zanksucht um so eher erlaubt, weil alle ihre Laster durch ihre uu- tadelhafte Keuschheit so reichlich vergQtet werden."*) Urmnge sind öfters yerheiratet") Einige von diesen gfhüreu zu den psychischen Hermaphroditen; sie verkehren bald mit ihrer Frau, bald mit einem Manne; andere werden nur zu Männern hingezo^^eu. Es ist mir eine Ehe in Berlin bekannt, wo der Mann typischer Urning ist, wo sich aber die Frau dadurch an ihrem Mann rächt, dass sie mit anderen M&nnem ziemlich offen sexuellen Verkehr ausübt Die Ehen ?on Homosexuellen sind trotzdem nicht immer unglackhch, da sich einige mit ihrer Frau durch ein inniges seeliaohes Band vereinigt fahlen. Dass aus solchen Ehen anoh Kinder her?oigefaeiit ist sicher. Den Koitus flbt der Urning so aus, dass er entweder zufallige Erektionen dazu benntzt, oder, um Erektion sn erzielen, sich einen Mann Torstellt und dadnroh EkumkUumem semima m vagüiam erreicht Selbst wenn dsdnreh der Koitus mOgfieh ist» Yeilaliien die HomossKnellen doch nnr selten geeoUeditlioli mit dem Weibe, da der BeiseUaf in dieser Weise sie sehr angrsift Sie flüikn sieh
    • ) Dlier weibliche Keuschheit und weibliche Tugend. Von dem Verfasser
    der Frasrinento zur Philosophie des 18 Juhrhi^ndf^rt!? Tn deu Denkwürdigkeiten aus der philobophiscben Welt, tieraudgegeben von Karl Adolf Cäsar. 2. (Quartal, 1785, S. 887. ') OiMer Unnlnd kiua bd btetorfMdun Fteaolien laicht in» leiten und die nmisohe Natar verdecken, I.B. b^Friedrich L, KSoig von Württemberg, der 1797-1816 ref'iVrte. Er war zweimal verheiratet und hatte mehrere Kmtler, deren eines ilim in der fiegierung folgte; eine Tochter heiratete den König J urOme TOB WcfltftleiL üad deiHMNdi laumte der König FriedHob L die mannraftnn- Ufihe Liebe. GdsellBohaftlicher Verkelir mit Weibern. 189 nach VoBenchmg dts Edtni gesoliwliolit und oiolit toU befriedigt Ein Urning, dossoD LebenBgMobichte Soholi TeiOfFentliohte, bat in mehijähriger Ehe nur zweimal mit seiner dnrohans nicht hftssüohen Frau den sexnellen Akt ausgeübt, da die fleischliche Vermischnng mit einem Weibe ihm Widerwillen und Ekel bereitete; ähnlich lauten die Berichte mehrerer Patienten K rafft- Ebings. Jedenfalls sieht man, dass perverser Geschlechtstrieb keineswegs mit Impotmtia coi uiuii verwechselt werden darf, dass mithin Urninge anch Nachkommenschaft za zeugen im stände sind, da ihr Samen normal ist. Manche sind in anstÄndigen Damen o'esellschaften gern gesehen, ich kenne solche, die eine Art Salonlnwi n bilden; oft freilich nur dadurch, dass sie es infolge ihrer abnormen Veranlagung besser als normale Männer verstehen, sich an Weibergesprftchen zu beteiligen. Oft kommt die Beliebtheit der Urninge bei einigen Damen, wie mir mehrfach mitgetdlt wurde, auch daher, da«s ne gerade die gesell- schaftlich etwas vemachlftssigten Damen in ihrer Unterhaltung be- gfinatigen, dam sie sich z. B. mit alten Hagestohinnen, die andern Herren oft wenig fympftthiaoli aind, gesellechaffclieh leoht gern beeohäftigen. Dar homoseiaelle Hann wein die Sohdnheit einer Frau reobt gut an benrteileii; er Irt radi gern mit totecesiantea Fianen der Unterhaltiuig wegen losammen; aber es fehlt hierbei das ahudielie Moment Selbst einer schonen Frau einen Enss zu geben, kostet den wahren Homosexnellen ebenso viel Überwindoni^ wie es gewöhnlich dem Hann nnangenehm ist, einen andern Mann ra küssen, selbst wenn dieser sieh dnroh SebOnheit ansaeichnet Natflriich kann der Urning trotzdem eelbst Qegenataad der Liebe eines Weibes werden, ja, es können fxa ihn gerade dadnrcli nnangenehme Situationen geeehaffen werden, da er beim beaten Willen nicht in der Lage ist^ die Liebe an erwidern. Sa giebt einzelne feinftihlige Weiber, die den Unung 80 in sagen intdtir dorebadianeD, obwohl es ihnen eelbst nicht gans zum Bewnsstsein kommt Eine feine, gebildete Dame erklarte z. B. Herrn N. N., nachdem sie ihn öfter gesehen, dass er ihrer Über- zeugung iKicli nie ini stände sein würde, auch nur eine Spur von Liebe oder Leidenschüft für eine Dame zu empfinden. Einem anderen, bereits in hohem Mannesalter stehenden Urning ist dasselbe mehrfach gesagt worden. 190 Verkehr der Urninge unter einauder. Ich komme jetzt zur EiOrterung des Verkehrs der Urninge unter einander, sowie der Art und Weise, wie sie sich kennen lernen. Sic geben gewöhnlich aa, class sie sich auf der Strasse und an andern Orten auf den ersten Blick ^) erkennen. Es ist dies eines der vielen Märchen, die die ümmge erzählen und selbst glauben. Viele lernen sich allerdings durch die Augensprache und das Mienenspiel auf der Strasse kennen. Es ist dies genau der- selbe Vorgaiir,'. der beim Manne stattüudet, der nach einem ihm zusagenden Weibe sieht, wodurch dieses auf ihn aufmerksam wird. Wenn ein Urning X. bei einem anderen Manne Y. vorbeigeht, der ihm gefällt, so ist er ganz ebenso geneigt, sich nach ihm umzusehen. Y. wird natürlich auf das Umsehen und auf seine Beachtung durch X. Gewicht legen, wenn er selbst Urning ist, sodass nicht in mystischer, sondern in ganz natürlicher Weise ein gleichzeitiges Umsehen und Aufmerksamwerden auf einander stattfindet. Dass aioli die Urninge auch im Gedränge zuweilen daidk Aneinanderdrängen und an gegenseitigem Betasten erkennen, ist äoher. Bekanntschaften der Urninge und besonders der Mitglieder der männ- lichen Demimonde werdeii sehr häufig dnreh die Aoffordenmg dn Glas Bier su trinken eingeleitet, die von dem Ftestitaierten an den XFining gerichtet wiid, ebenso dnrdi die Etagen, wie epit es ist» dnrok die Bitte mn Eener for die Zigaire n. s. w. Die Urninge haben in Berlin besümmte Offentiicbe Lokale, in denen de vorwiegend Terkehren; mir sind mebreie Berliner Bestan- rants bekennt, darunter eines der renommiertesten nnd besnohtesten Bierlokale der Friedrichsstadt ZnweUen begegnet es ihnen, dass sie ihr Lokal wechseln müssen, wenn sie in angeheiterter Stinmiung die Grenzen des Schicklichen überschreiten, in Fistelstimme sprechen oder sich mit Weibemamen anreden. Im allgemeinen ist aber ihr Verkehr in den angedeuteten Lokalen ein anständigerer im Vergleich mit früheren Zeiten geworden. Solche Vorgänge, die vor einigen Jahren einen grossen Frozess gegen einen Bestaurateur und viele Diese Anirabe ^eht darch fast tilh riücher, die über konträre Soxual- nrnpfindting handpln; sie steht in verschiodenen Autobiopraphien von Homo- hexuelieu; e« ist, wie Herr N. N. uiir mitteilt, (Ur den Urning fast ein Dogma, dan einsr den andern anf den enten Blifik erkeaat N. N. mIM and «odm objekive Urninge halten diese Bebaaptong für ginsüch falsch. Ober die Be- df^nt'ing: des Blickes für die Erkertnnn^ seelisclier Z't^tRnde Tgl. Joseph Landa- be rg: Die Wahrsageknnst aas der menschlichen Gestalt. 3. Anfiage. Berlin 1895. S. 171— löl. Geselliges Lebea der Urninge. 191 Minar nnifadh«p Gute hwroiriflliBD, sebeinen jetet m diesen Lokaten noi selten Toniikoinm0n.O Der Unemgewdhte erkennt flbrigens die Hemosexnenen an den iMtieffiBnden Oiten ksnm; nur wenn ein Ein- geweihter ihn aaftnerkssm maeht» dann kann er ihr Lebea nnd Treiben genau beobachten, er sieht dann selbst^ wie von einem Tisoh zom andern hinüber „geliebäugelt" wird. Die Urninge bilden oft kluiui' Kroise vun 3 bis 12 Persouen, die freuüdBchaftlicli mit einander verkehren; doch unterliegt dies, wie man sioh denken kann, mehr oder weniger individuellen Schwankungen; manche vermeiden es geradezu, mit anderen Leidensgefährten, ab- gesehen von dem sexuellen Verkehr, irgendwie zusannnen zu kommen. Bei ihren Zusammenkünften kommt es auch zu ofüziellen „Verlobungen", die sie, die Wirklichkeit nachahmend, feiern. Es besteht mitunter zwischen den T^rumgeu eine gewisse Anhan'jlichkeit. Als z. B. einmal vor einigen Jahren einer starb, gaben ihm bei semer Beerdigung zahl- reiche seiner Schicksalsgefährten das Geleit und sorgten in jeder Weise fUr eine wfirdife Leichenfeier. Baas es anoh zu einer Hochzeitsfeier kommen kann, ist vor einigen Jahren allgemein bekannt geworden, als eine derartige Feier von einem reichen amerikanischen Urning in Berlin veranstaltet wurde. Der Vorfall kam nur Kenntnis der Polisei nnd wurde in den lages^ Vor welligen Jahron wurde in den Beiüner BUtttom die IfitteUnng ge- macht^ dass ein Schanklokal dutoh die Polizei geschlossen wnrde. Der Bericht über den Vorfall lautete: ,Das Innere des Wirtshanaes bot in Bnzaß auf Ans- btattaug und Verkehr etwas Eigenartiges. Das zur ebenen Erde gelegene Lokal heetend ras einein Vorder» und eiBem Hintenimflier; ee wer ivaBent geeduneck- voU m^festettet und hatte anoh seinen Klavienpieler. Der Verkehr setste sieh fast nur ans der holden Männlichkeit znsarriraon, welche sich teilweise sogar in weiblicher Kleidung dort einfand. Doineii^ sprechend trugen die dort bediensteten Kellner gleichfails meistens weibliche Kleidung und mnssten auch ihre mäaniichen NanMB ftUegeiL Und wahrUeh, wer die dicke Bertha mit ihrefi lehwanea Loeken and roten Strümpfen an den Tischeu vorbeiboschen sah, wer andererseits die lange Anna zn beobachten Gelegenheit hatt«, der musste glauben, fesche Kellno- rinnon vor ni^-h ?u hal)en. Unter den CMsiten herrschte die srösste Eintracht, und ,Marie!* , Bertha!^ klang es unter ihnen hmüber und herüber. Der Wirt sah seine Gifte gern, denn sie knameilen nidit und fUUea seine TaNhen. Was Waader, dasa er da seinen Gästen eatget^nkoin und fnr den 12. dieses Monats ein Inn^prnfest durch ein reich ausgestattetes Plakat anp el:«ndi^'*: hatte. Ah Preis war Geschenk ausg-oselzt worden. Rpvier- und Kriminalpolizei waren aber bereitä seit eiiuger Zeit auf den liebenswürdigen Ort aufmerksam geworden und lietten forlgeeettte BeiAacliCaiigen angestellt Biese iMkbea da 1HieReaeheB> des Material für die Schliessung der Bäume gelielort Das Treiben in diesem Lokal bilf!ft ein würdiges Gegenstfiek zu der ver knnem gemetdeten HooJueit des Amenkane» X.* 192 Hbdmitifdtr» blättern mitgeteilt Die Zeitongsberichte aber dieae HoelueitflliBier, die tliitsäohUch beabeiohtigt war, Unteten folgendeniiaaeii: «Mitte Dezember 18<>1 erschienen drpi rlei^Tuit gekleidete Herren iu einem bekanntfin Lukale Moabits mit der Aufrage, ob der Wirt für den 26. d. M. seine Säle zu einer Hochxeitsfeier her{?eben könne. Sie erhielten einen zusagenden Bescheid, und ein Saal wurde bereits am 18. Dezember in eine Kapells umgewandelt. Das hierzu nötige Inventar hatte die Möbelhandlnng von M. geliefert. Tapezierer hatten einen Alt&r enidlteti Glrtner rdiohen Blamenflor herbeigesohaffti und da der Tag gekmnnMn war, an dem dar Wirt aaina vomelmai Otate erwaitela, trafen sonlehet Kriniaalboanita mit dem Kommietw Hü Her an der Spitaa «in, walebe dem enobrookenen Wirt mitteOten, daee die m tränende Brant der Amerikaner X. eel Alsbald rollte dann aaeli Equipage auf Eqnipage tot, deren Inaaaaen snm groeaen Teil in DamenÜeidnng er- sehienoi, aidi aber qpfttar als lanter Mftnner tfwieaen. Ein 'W^fßn brachte den GMatlidieo, wie aidi apftter ergab, einm Dr. Y.; soletit fhhr daa Bva«tpaar tot. Der Brftntigam, ein ftfiherar XTlan Z., trug prenaaiadie Generalaomform, die "Bnealt — der Amerikaner X. — rauschte in weiaaem Atlas mit Myrtenkranz und Schleier in den Saal, ehrfnrchts- TOll von den Anwesenden begrüsst. Die Kriminalpolizei hatte angleich mit der Festgeaellachafb die Kapelle betreten, und als man ihrer ansichtig wurde, überging man den beabsichtigten Trauakt und schritt sofort mr Tafel, welche für 4n Persoiipn gedeckt war. Bei dem prachtvoller Fest- mahle tioss der Champagner in des Wortes wahrer Bedrutunt: ni Strömen. Nach der Aufhebung der Tafel ging man, wie gewöhnlich hei Hochzeiten, zum Tanze über. Das , weibliche' Element überwog bei der „Hoch- zeifsfpier" bedeutend. Die Kosten trug X., welcher ein dickes Packet von Hundertmarksrheinen zu diesem Zwecke mit sich führte. Die An- zeige über dvn Vorfall soll von einem hochstehenden Geistlichen bei der Kriminalpolizei erstattet worden sein. Diesem war durch einen der Tranzeugen eine Mitteilung zugegangen. Wir wollen nooh bomerken, daaa die Braut, X., die aonal ein kiiftiger Bart sierle, dieaen der Feier anm Opfor gebraeht hatte." Die HoBioaaxiielleii lieben es, onter einander Gesellsohaften zu TeianrtalteD, wo sie aleh ungeniert bewegen kdnnen. Gern kommen äe in kleinen Kreisen nutmmeD. Sie veranstalten wohl aneh einen kidnen EaffeeUatseb, zn dem nnr etwa ein Dntiend Personen an- gelassen wild. Bei derartigen ZnsammenkOnften tritt das Weibisehe in Jeder Weise hervor. leb stfttie mieh auf gnto GewahrsminneT, wenn ieh ehdgee ersfthle. Bei ehiem selchen ffatheWatseh i. E irird zonlohst nnr Kaflbe getninken; sehon darin aeigt sieb, wie ^e Lente Gcaelltcinftiii und Bllle. 19a ndi in der Thai dem weiblieheti duurakter näheni, da dooh Hftnner oeh BieM bei EaffeegeeeUsobaften in Teieinlgea pflegen, diese Tielp mehr ein Voixedhi des weibliehen Qeeolileehte sind* „Bei dem Feit nsien die Lente mit Hamboxger Hänbehen und lelbst mit Sebfiaen bekleidet. Jeder nabm seine Handarbett vor, der eine itiekte, der andere stiiekte, der dritte maehte eine HUcelarbdt nnd dergL mebr.** *) Den Oeq^rftehsgegenstand bilden hierbei nleht etwa Dinge, wie sie tmter Mftnnern üblich sbd, also politische, wissenscbaftliGhe Fragen; Tielmehr ist es der echte Klatsch, wie ihn die Weiber kennen; Liebea- geschichten, Eifersnchtsscenen u. s. w. Die Leute seil ist werden hit'rbei zutraulich zu einauder, es kommt zu verliebten Berülirunp^en u. s. w. Ausser den kleinen Gesellschaften yeranstalten me grossere Balle, die mitunter mehrere hundert Teilnehmer aufweisen; das weibliche Geschlecht ist hier gewöhnlich nur schwach vertreten,*) hingegen gehen die T^rninge selbst zum grossen Tdl in weiblicher Kleidung. Alle denkbaren Kostüme sind hier vertreten, Keitkleider, Ballet- tänzerin, Zigennerin, Spanierin, Chinesin. Das Baiikostflm ist für den TTrning ein Gegenstand grosser Sorge; einer sucht hierbei den anderen zu übertreffen. Einer erklärt, bevor er zu einer ürnmgsgesellschaft geht, nachdem er sich mit anderen beraten hatte, wie er sich kleiden solle: „Aber Ihr sollt mal sehen, wie ich hento Furore maolien werde'^ Mit Yorliebe tarnen bei diesen Ballen Mftnner mit Männern ; die weibisehen fiewegongen treten hier mit grdsster Dentliobkeit berfor. Der Homoeexnelle liebt solche BAlle und zwar deswegen, weil, wie einer mir sagte, er dooh das ganie Jahr hindafeb »Komödie^ spielen msise, nm sieh niebt vol Teiraten, anf einem soleben Balle aber idnen Empfindungen freien Lanf lassen dflrfe. Dass die foin- fBUigeren Homoeexoellen es vermeidso, sieh bei solehen Gelegen- bdten Cffentlieb wa seigen, branoht kanm erwihnt an werden, nnd es werden daher hieran gewObnliefa nnr solobe Personen Teil nehmen, die entweder auf niederer sozialer Stnfe stehen, oder die sieh dooh aber das Urteil der Menge leiohter hinwegsetwn. In der Welt der Urninge eiistieren ansgesproehene Standes- ') Die obijren MitteiluoRen habe ich voo einem mir als durchaus glaub- würdig bekanuton Urning erhalten; ganz unabhängig von ihm erziUüten mir vaAvn ganz spontan, ohne itm ieh die ADgiben in aie bintineiamiiiierte^ Ahn- lichea. Es sind mir mehrere Urninge bekannt, die gdegnililidi einen eotehen Kaffeeklatsch in ihren Wohnnngen Teranstalten. ^) \y\ii meisten dort befindlicbeu Weibor g-chören za den Homosexuellen, ftbex die im letzten Abschnitt gesprochen werden wird. Moll, K«atr. BtsortMivfladnBg. |3 194 unterschiede. Zwar will keiner anefknuien, daee «ndeve fiomo- sexoelle über Ihm stehen; wohl aber bettaehtet er den in eosialer Beaehnng unter ihm Stehenden ale etwas Geringeres. Ein jüdischer XJnüng erUftrte mir, dass es unter den HomoseKnellen kemedei sntir semitisohe Strttmnngen gibe; ein anderar Urning eiUftr^ dass er mit vielen Adligen verkehrt habe, nnd daas Oberhaupt kein Adetoatols hflirsohe. Derselbe betraehtet aber unbemittelte Uininge oder Hand- werker ftr weit unter ihm stehend nnd spiioht von ihnen und von ihren OeseUsohalteD mit einer gewissen Qeringsohitsoiig. Obrigens ist es gani intereesant, zu beobaohten, wie jene kleinen Änsierliehkeiten, die man in der gewöhnlichen Welt findet» auch bei HomoseineUen eine BoUe spielen. Sbenso wie die „ganz feinen Leute** in Gesell- schaften das Yorredit haben, zu spät m kommen, ebenso liegt es bei den Homosexuellen. Je feiner sie sind und je höher ihre liang- stufe, um so mehr haben sie das Recht, bei ihren Gtätlischaftiu uüd lidllt'ii erst zu später Stunde zu erscheinen. Die sozialen Unter- schiede der Urninge werden hingegen nicht selten durch die besondere Art ihrer Leidenschaften zeitweise verwischt, indem mancher, der sich in der besten Stellung befindet, sich zu niederen Individuen hin- gezogen fühlt. Eine dauernde Vermischung der Standesunterschiede dürfte aber auch hierdurch nicht herbe ii^t fuhrt werden. Es liegt Tieimehr der Fall ähnlich wie beim iieteroseiuellen Verkehr. In sozialer Beziehung recht hoch stehende Männer, die sich geberden, als ob alle Welt unter ihnen stände, sind ja, was den Geschlechts- trieb betrifft, häutig ganz anders gesinnt; es kommt ihnen gar nicht damuf an, die schmutzigsten Weiber zur Befriedigung zu gebrauchen. Wenn sie anoh im geschlossenen Räume keineswegs das Weib fühlen lassen, dies sie über ihm stehen, so ändert sich dies sehr häufig der Welt g^^ftber: ein Weib, das sie früher mit den zärtlichsten Kose- namen benannt haben, das ihnen zur Befriedigung ihres Geschlechts- triebes diente, scheinen sie auf der Strasse kaum an kennen. Es gehOrt diese Erscheinung sn den konventionellen Lfigen der Eoltnimensehhät Interessant sind endlich noch die hi ITmingskreisen hensohenden Benennungen. Unter den Ausdrfloken, mit denen die Urninge sioh an beseiohnen pflegen, ist emer der merkwflrdigsten der, dass sie den Urning als „vemimiftig'* beieichnen. Es bedeutet also: X. ist auch venifinllig, soviel wie: X. ist aueh Urning; T. ist unvemfinftig hosst: T. ist kein Unung. Um ändere Elemente von den Urningen SU nnteracheiden, bezeichnen sie sidh auch als n^t"', aber nur dann, wenn sie sieh vollkommen sum Manne hingezogen ftthkn. Mit dem Bftnumwuigen. 195 Ausdnick „echt Sachen sich die Urninge besonders Ton den Mit- gliedern der männlichen Prostitution zu unterscheiden, da bei dieser eine Menge Individuen vorhanden sind, die keine sexuelle Perversion darbieten. Femer haben die Urninge fOr den gewöhnlichen Verkehr attoh noch die Redensart: „Der ist auch so'\ um damit wa mgien, dass die betreffende Person Männerliebhaber ist. Sehr häufig und in Berlin ziemlich allgemeiii nennen aicli die ünÜDge im gegenseit^eii Terkehi TmteD, mitunter anoh Sohwesteni. Bar letsteie Anadraek aoU in Wien aUgemdner. aab, wie ein Patient Krafft-Ebinga mitteilt Es aoheint» daaa die Beseiehnnng Tante international iat Li Pkris findet aieh naoh Coffignon gleiehMa der Anadrock 2Ma. W|]irend Ihn aber einige dort allgemein auf ^ Homoaexoellen ausdehnen, ist dies nach Coffignon^) nioht ziohtig; er wendet ihn nur Ar eine bestimmte Gruppe von paanven Fftdeiaaten an, und zwar ftr di^enigen, die sich der Faderaalae zum Zweck des Gewinnes und der Erpressung hingeben, wobei sie, um die Bekannt- aehaft von üimngen kiehter au maoheu, auoh in intimai Verkehr ndt einer Prostitnierten treten. Von dem in Berlin am h&ufigsten gebräuchlichen Wort Tante haben die üminge auch das Adjektiv tantig abgeleitet. Sie sagen z. B.: X. ist tantig, fOr: X. hat das ge- uerte, weibische Benehmen eines Urnings. Um den einzelnen unter den „Tanten" herauszuerkennen, erhalten viele in den Urningskreisen einen besonderen weiblichen Namen. So heisst der eine Lieschen^ der andere Martha u. s. w. Um ein Lieschen vom andern zu unterscheiden, erhält jedes noch einen Spitz- namen, der von irgend einer Eig-entilmlichkeit hergenommen ist. So heisst z. B. der eine das Henl^elliesühen, weil er die Arme oft wie Henkel in die Hüften stemmt. Die weibiiclien Vornamen, die sie sich unter einiinder geben, haben im allgemeinen keine wesentliche Bedeutung; doch ist es immerhin charakteristisch, dass fiie jüdischen Urninge gewöhnlich einen jüdischen Namen bekommen, selbst wenn ihr wirklicher Name keineswegs jOdisch ist; so spielen Namen wie Sarah, Kebekka, zur Bezeichnung jüdischer üminge in den Eieiaen der Urninge eine Bolle. Aach sonst pflegen sich die ümmge weiblich zu beaeiehnen; sie branohen mitunter aelbst den Familien* namen in das weibliche übertragen. Sie sprechen z. B. von einer M ttUer'n, einer Sohulae^n, um damit den MoUer oder Sohulae hdasenden A. Coffignon: Paris vivant: La Corrtipiion ä Paris (Le Demi-Monde ^tkmtea — SaitU-Lasusn — Le Ckamtaga, äo. tte.) — JVm. fi. 880. 18* VerttchioMene» Weseu. üming za iMidehnoi. Audi nach der Penoiii mit der der üming seiDell verkebTt oder Mher verkehrt bat, wird der ihn bettiehnende Name nicht selten gewählt. Emer, der früher ein Verhflltms mit einem Baron X. hatte, irird z. B. noch lange nachher die Frau Baroniu genannt. Diu Urninge kenueii bich iu Berlin und andern Grossstiidlea ziemlich genau ; wenn sie auch nicht immer unter einander verkeiireu, so spricht es sich doch in ihren Kreisen sehr bald herum, wer Urning ist und wer nicliL, wobei aber zahlreiche Irrtümer rorkommen. Normalen Männern gegenüber sind die FminL^t" in Bezu^ auf ihr sexuelles Leben verschlossen; sie geben ungern über ihr geschkclit- liches Gefühl Auskunft. Es ist nicht leicht, ihr Vertrauen zu ge- winnen, da man ihnen fast überall, wo sie ihre Veranlagung er- wähnen, mit Hohn oder Vf-rBchtiinfr begegnet. Leute, du' mit Hohn behandelt werden, werdeu allmählich misstrauisch gegen andere. Das Misstrauen vieler Taubstummer ist wahrscheinlich zum Teil durch Verhöhnungen bedingt, denen diese unglücklichen Menschen bedaner- lieb« Weiee mitunter ausgesetzt sind. Ebenso aber wie sich Taub* stamme, wenn sie einen ernsten Freund gefunden zu haben glauben, fest an diesen anschliessen, ebenso sind HomosexoeUe, wenn sie Ver- sohwiegenheit und fiinsioht von einem anderen erwarten, m weit gehenden Anskftnften bereit Tarnowsky') meint, dass peiiodiscbe Fiderasten noch fiel mebr Torschlossen seien, als die anderen. leb konnte diesen Unter- schied gleiohiUUi maohen; besonders Bpreehen diejenigen kaum mit einem dritten darüber, die nur gelegentlich an sexueller Perrersion leiden. In grossen Städten wenden sich nach Tarnowaky*) die Urninge bei Infektionen und bei ttinliehen Veranlassungen mit Vorliebe an dnen und denselben Ant Ob dies Cur Berlin sotrlilt^ kann ich nicht nut Sioherheit sagen; mir ist swar der Name eines solchen Antes genannt worden, doch sdieinen mir die besQglichen Angaben nicht gana inTerlftesig- ') 6. Tarnow.tky: Die krankhaften Erscheiunngen des GeieblechteifainM. Eime forpnsi>ch-;* y hiatriBChe Stodie. Berlin 1886. & 48. ^) Ebenda 8. 4. lY. Sexuelles Leben der Homosexuellea Nachdem ich das Leben der Homosexuellen im allgemeinen ge- schildert habe, erörtere ich jetzt ihre besonderen seinellen Verhält- nisse, ihre Liebe, sowie die Art der geschlechtlichen Befriedigung. Die Liebe des Urnin^'s ist oft excentrisch; fortwährend denkt er an den von ihm peliehten Mauu, er folgt ihm auf Schritt und Tritt und sucht seinen Gefühlen in Liebesbriefen luid Aufforderungen zu Steiidicheins Luft zu machen. Seine Liebe reicht mitunter bis zu einer Vergötterung seines Geliebten heran. Die Glnd'selif^keit, die geliebte Person zu sehen, spiegelt sich in seinem ganzen Angesicht wieder, ganz ebenso oder ?ielleicht noch stärker als bei der Liebe des Mannes zum Weibe. Durch seine Liebe ist der Uniing auch fähig, seinem Qeliebten die gidssten Opfer zn bringen, und es ist deshalb die Liebe der Urninge mehrfach mit der des Weibes zum Manne ver- glichen worden. Ebenso wte des Weibes Liebe machtiger und aof- opferuDgavoUer als die des noimalen Mannes ist und diese an Innig- keit übertrifft, so soll nach Ulrichs ancli des Homosmiellen Idsbe nach dieser Biehtnng höher stehen, als die des weibliebenden Hannes. Kicht selten geht die Idebe des üniings bis zu einer ToUstlndigen Hingebung seines eigenen Wesens; er kann weder den Befehlen noch den Wttnsohen seines Geliebten widerstehen; er wird ein Werkseng in der Hsnd desselben; es kommt im, dass der Qeliebte den Homo- semellen dadmcfa in nnwflrdiger Weise ansbentet, gans ebenso, wie bei der heteroseznellen Idebe oft der eine Teil sich durch seine leiden- schaiUiohe Liebe gans und gar zum Sklaven des andern macht Dieses OefOhl der Abhingigkeit des Urnings ist ihm oft dentlieh be- wnsst nnd erwOnsdit Wir beobachten hierin bereits deutlich den m LBtdmwnhaftlifthe Liebe. Allfang des später genauer bosprechenden Mat^ochismus und der TOB Krafft-Ebing bei Heterosexuellen beschriebenen HöripfVeit*) Wenn sich der Homosexuelle von seinem Gellebten trennt, indem er den bisherigen gemeinsamen Wohnort veriasst, so entwickelt sich nicht selten ein lebhafter Briefwechsel, in dem natürlich die Liebe die Hauptrolle spielt In den schwärmerischsten AnsdrQoken sind die Briefe abgefasst. Die Überschrift ist mitunter so, wie wenn der Brief an ein Weib gerichtet wäre, und ebenso besteht die Unterschrift oft in einem weiblichen Namen, wie ihn der Betreffende in seinem Kreise bei den „Tanten*' gerade fahrt*) Schon Tardien<) hat aaf die leidenschaftliche Korrespondenz der Urninge hingewiesen. Die Liebe yon Urningen, die sich in der Jagend entwickelte, bleibt mitunter das gaoie Leben*) hindoioh bestehen. leh weiss toh solchen HSnneni, die ihien ersten Geliebten viele Jahre, ja Jahnehnte nicht mehr gesehen haben, und dennoch leigte sidi beim Wiadßc- sehen das Fener der eisten liebe. Bei andern p0egt ehi intimer Liebeebmid mehiere Jahze nnmiterbiochen in währen. Diese sohwtxmerische Liebe ftussert sich oft sohon in froher Jugend. Knaben haben eine an Idebe grenaende Znneigong m Altengenossen, die sich in der Sohnle seigt^ nnd Aber denn seinelten Hintergrund, obwohl die Kinder niweilen kanm das sechste oder <) Ate HSrifrkeit beechieibt Krftfft-Ebing in der Pstgekopatkia BOBuaiu (8. 14S) ein Liebesverhältnis, bei dem der eine Teil so vollst&ndig in dem Banne doR andem stoht, dass er als ein absolutes Werkzeug desselben betrachtet werden kann. Sehr häufig (indot man eine solche Hörigkeit bei Prostituierteo, dift von ihrem Odivbtoi (der gewfthnlioh «ia ZnliXlter iit) dtdudi voUsttadig ftbhingig werden. Siehe »nch: B. Krafft-Bbiag: Bemetkoagea Uber ge- schlechtliche Hörigkeit und Masücbiamns. S.-A. ans den Jahrbtlohern für Psych- iatrie, 10. Band, Heft 2 und 3. NVh Paul von Gizycki (Das Weib, Frag- mente aar Ethik and Psychologie aas der Weltlitteratnr. Berlin 1697. S. 763) erUiile beieifB der Bnüaer IVdiieiberioht Kam Jahn 1800, da» die Znhllter «iMtedieiie» meht benUfee jonge Miimer leien, welebe alt liebhiber pro- stitnierter Franenspcrsonea aoftretea uid eiaea |ie]rehokgia<di bedwitwamea Bin- flass anf sie ausüben. ') So »ah ich den Brief eines Herrn X. an seinen Freund Y. mit der An- rede „Sflsie Anmt" und der ÜatefMhrift »Deine Bavtha". Die mir flelchfUb gWMigte Photographie einet üniaga entkielt auf dar Bfl^^MlIe all Widmaag aa aeiaea Oeliebtea die Vene: .TniTner schneidig, fesch und chic, So hat man bei uns Damen Olficic.* ') Ambroise Tardien: £Hude medico-U^aU mrles attentats aux itueurs, Parü 2858. S. 127. «) AlMiaga beswelile i<A, ob diee bei «laaemdim Zmaameaiehea der IUI wIn. LriteaadttlUidM Liebe. 190 fliebeiile Lebnugalir übereeliritteii haben, kdn Zweifel bestehen kann. Sie Enahen geben aelbst sfUet oft an, dase sie bei eolehem Verkehr mit Altengenoasen Erektion hatten, und dass sie sieh bereits als klehie Kinder gegenseitig an den Qenitalien spielten. Ein Urning, dess^'Erankengesohiehte Ton Kr äff t-E hing Terfilfontfidit warde, «lUirte, dass er mit 10 oder 11 Jahren, als er eine Sebwaimerei fttr ^en hflbsohen Knaben gefasst hatte, jene sfisse Sehnsädht empfand, iH» fKr die liebe oharakteristisoh ist Besonders hftnfig erfUiren ivir Ton Homosexaellen, dass sie mit ihrem Nachbar in der Schule ein inniees Verhältnis gehabt haben, dass neben einem bestimmten Kiialien zu sitzen ihnen i^ossen Reiz gewährte. Auch die Geschlechts- organe spielen hierbei mitunter schon frahzeitig eine Rolle. Es kommt vor, dass noch vor der Entwicklung von Sper})ia bereits eine Flüssig- Iceit sezcmiert wird, die wohl als Samenl) lasen- oder Prostatasekret anzusehen ist; aber auch ohne Flüssiglieitserguss sind mitunter die Geschlechtsteile schon frühzeitig bei Berühruncf durch den Geliebten der Sitz eines Wollust bereitenden Kitzels; solche Angaben sind mir von verschiedenen Seiten gemacht worden. Indessen mnss auch hier, wie schon öfter, an das Stadium der ündifferenziertheit des Geschlechtstriebes erinnert werden, das, wie Max Dessoir^) mit Recht betont» sehr leicht eine frOhzeitige HomosexoalltAt Tortaasohen kann. Wie gross die Leidenschaft der Urninge mitunter ist, und wie sehr sie im stände ist, bei ihnen alle edleren OefQhle znrUckzadrftngen und schlechte Handlungen selbst nahe stehenden Personen gegenüber herbeiznfahren, soll folgender Fall zeigen, der mir aus Berlin bekannt ist Ein hiesiger Urning X., an dem niemand eine sohleohte Charakter^ eigenaehaft m entdeoken Tsrmoohte, ist in einen andern üming Y. verliebt; beide haben schon lange ein Verhlltnis mit einender. Wie es aber aneh sonst leicht Torkommt, so tritt bei ihnen oft ehi Streit ein, der nach einigen Tagen beendet ist und sie nur noch inniger an einander kettet Dennoch hat X. die BefBrehtnng, dass er die Liebe des T. imd damit diesen selbst einmal verlieren kflnnte. Um dies IQ Tsrhindem, wird yon X. ein geradesn niederträchtiger Plan ver- folgt Er wiU aflmlioh den T. mit seiner, d. h. X*s Schwester ver^ heiraten* X. behauptet, seine Sohweoter sehr sa lieben, er ist fest ?on dem schweren Unrecht, dasa er Ihr antiinn will, oberzengt; er weiss, dass T. nicht im stände sein wird, seber Sohwester in der ') Max r)p«^nir: Zur Psycholog-ie der Vifa .«^.T»rtr//>. S-A. aus der Ali- gemeinen Zeitschnft riir Faychiatrie and Medizin. 50. Band. S. 2. 200 ÜDglteklMha Liebe. Ehe zu genugeD, aber des X. Leidenschaft für Y. ist za gross, um derartigen Erwäguogea Gewicht zq Terleihen. T. ist^ wie ich duroh den X. salbst weiss, ganz eohter Urning, der zu Weibern noch niemals eine Spnr von Zwneignng gehabt hat; dennoch sucht X. eine Ehe ta stände zu bringen, weil er den T., wenn er sein Schwager wird, ohne jeden Verdacht stets in seiner Nfthe haben kann. Durch einen Streit nrisehen X. und T. Ist seUieislieh die Heint verhindert worden. Immetliin aber dürfte der ümstaad, dass X. emstUoh den Plan hatte und die AnsAdurong vorbereitete^ efaaraUeiistisch KU die Ifsoht der Leidensehaft sein* Von der sohwftnneriseheii Liebe der Urninge soll aaoh folgender, mii von einem nniischen, etwa 38 Jahre alten Ante X. sogesendeter Erankheltsberiöht sengen. Bs handelt sieh hier am einen Fall von ungloeklieher Liehe, indem der betrdfende Ant einen andern Haan liebte, der offmhar anoli ümingsnator besass. Indessen Üand X. hebe Gegenliebe; vielmehr schenkte der andere später seine Liebe einem dritten Manue, mit dem er ein intimes Verhältnis anknüpfte, und mit dem er auch später zusammen wohnte. Über diese Verhültiiiääe schreibt mir der Arzt folgeudes: , . . . Ln Jahre 1886 lernt« ich dem kemioi, der meinem Libfln den entsdheidendea Bihalt gegeben hat Er war jung, liebenswürdig, eine KfinsUematnr , er hegte CBr mich eine zarUicH leidensdhafUiohe Neigiug, voll Anfopferung and Sorge für mein Wohl, aber es war die. Liebe nicht; ich ah«t nahm seine scbwürmerische Sympathie für eine grosse Leidenschaft, wie ich sie selbst ihm entgogeDbrachte. Der Irrtum war nm so leichter mOgUob, da sein Wesen za mir der Liebe nm ein Haar ähnlicli sah. ,Aus diesen PrHmissen musste sich mit Notwendigkeit emo Reihe von Konflikten entwickeln , die für mich so grausam und zei störend wirkten, dass ich seitdem keine btunde melir froh war: Heiterkeit, Schlaf, Arbeitslust, Interesse, alles war vernichtet; der Grimd war der, dass er mit mir gesclaiechtiich nicht verkehren mochte. Es geschah wohl im Anfang einige Male, aber dann wirkte jeder Versuch lu diesem Sinne, der von mir ausging, gerade gegenteilig. Diese ewigen Yer- söhm&hnngen, dies« tOÜM^e Yerietsen mwier Bnqpfindungen, die sieh ja nur auf ihn konsentrierten, braditen raioh &8t um; dabei blieb er immer derselbe Freondliehe^ GlUage sn mir. leb snebie nadi Chrflnden ftr sein Yflzhalten; wamm gefiel ich ihm hSrperlioh niehtP Wae hinderte, dass ieh einen Beis fttr ihn hatte? Diese Oedankeii qnXlten nnoh naenlhflriich, Teg imd Naehi ,1Sndlieh, naeh fturehtberen inneren Kämpfen schrieb ich ihm, dass 201 ich ihn nicht xnelir lehen wolle; er kam ecrfioit sn mir, weinte wie ein Kind mid beeeliwor mioh anf den Knieen, ihn nieht n TenhMBen; astOr- lieh war idi sehwaoh, mid allee blieb beim alten. Eine Zeitlang ging ea nun, dann erwaditen die alten Wünsche wieder in mir; denn die Liebe, die sich auf einen Gegenstand geworfen, ist zu sehr an die Sinne gebannt, aU daas aie dieaelben ignorieren könnte. Kein anderer konnte mir ersetzen, was er mir versagte; neue Konflikte, neue Qnalen. Trennen konnte ich mich nicht von ihm, nnd doch besass ich ihn nifht, dabei waren wir immer zusammen. Er hatte keine anrlerfn Bekanntschaften und liebte mich, wie er f'ag'te, über illas. Ich rn;i( hte mehrmalige Ver- suche, mich aus dem l'anne zu befreien, die jedoch ic^mer dasselbe Schicksal hatten; aber dar Nichtbesitz, dieses ewige Greifen nach einem schönen Wahngebilde, das bo nahe vor meinen Augen schwebte, und das ich doch nicht erreichen konnte, machten mich seelisch zu einem anderen iJeiischen. Der Argwohn, der nagende Zweifel untergruben memeu Frieden; die vielen Bätsei, die mir jeder Tag aufgab, suchte ich zu USaen nnd sermarterte mein Gehirn mit einer Antwort, die mich be- mhigen idlt& tOrei Jahre hatte das nnu gedauert, ieh war physisoh ebenio wie pqrehisch nuniert; d» lemte er einen jongen Mann kennen, die Liebe sog in sein Hen ein. Er eniUte mir, nadidem die Ne^ong nngeAhr drei Wochen beataaden, eines Tkges selbst das Torgefidlene. Alle Bimonen, die in der Hanseheabnist wohnen, waren ton dem Angenblidre an in mir eufctaelt» ieih bitte ihn am liebsten ermordet nnd dann nach. Der Gedanke, daas aUes, was ieh seit Jahren ersehnte, jetst einem anderen gewihrt wflrde^ daas sein Sinn nnd sein Ken einem anderen gehörten, machte mich fast wahnsinnig; es blieb mir nur übrig, das Glfiok der beiden mir mit krankhafter Phantasie auf das schönste auszumalen zur eigenen Qual. Was ich früher empfand, hatte sich verwandelt in den Wunsch nach Vergeltung,*) wenn ich selbst es auch nicht über das Hen brächte, difs aii^^zuführpn Eigentliche Eifersucht habe ich nicht empfunden, da der dritte mir nichts genommer battr\ was ich besaSS, ond mein Lebensglück nur von dem zerstört war, den ich liebte." Hioimit endet die Schüdenmg, die nüi der betEefEsude Ant X. TOB Minem aeeliseben Zustand gab. Idi hibe den Heim penÖDlieh ge^rodieii mid onus bemeiken, dass ieh selten «inen eo bedanems» werten Heneohen gefunden habe^ wie diesen von Seelenqoalen heim* gesaebten X BesondeRS verfblgte ihn der Gedanke, sieh an dem enden, der ihm die Liebe Tenreigerte, dafür tu lidien, dass er Ihn so Isnge hingehalten hatte, ohne ihn wissen in hissen, ob er ihn liebe oder mdht Hordgedanken tanebten in ihm auf mid nahmen
    • ) Der BrieÜBchreiber meint damit Ermordong des von ihm Geliebten.
    902 IbgttAIkdwXialw. zeitweise den bedauernswerten X. vollständig geftagen. Naeh einiger Zeit sohiieb or mir irieder am säneni Heimatsorti^ md dieser Brief Ist elMiifidls in muiöher Besiehimg diarakteristiselL Ich wtO einige Zeilen mitteilen: , . . . Die loiternden Vurstelluugea einer verrateueu Leideiischalt, Immd mich nicht einschlafen, sodass ich genötigt bin, hin und vrieder snm C9ilfn«lhydrat sn gidfoL Meine Trftome sind nur eine FortBetzoog der WirUieiikeit und geben ihr an 8elimenliaftt|^«it nichtB neeh. Wie das einmal enden soll, ist mir noeh uoht recht Uar; aber elementare Empfindongen geben wobl immer ihren eigenen Qang. leb bebe schon daian gedacht, fllx immer Ton hier forUngehen und wtbrdc es aneh ümn, wenn idt nicht wllsste, daas mein Dimon miirttst. Die emsige Temnnft* gemisse Lilsnng des Konfliktes ist der Tod, «ber drei Henscben, denen ich allea bin, würden mit dann sa Gmnde gehen.* X. hatte meine Hilfe und meinen Rat erbeten, um die ihn fol- ternden Gedanken zu verlieren. Wahrend Patient in einer au leren Stadt weilte, als der von ihm früher geliebte, später so sehr gehalste T., fühlte er sieb erheblich wohler, er verbrachte einige Nächte ruhiger und konnte ohnp Schlafmittel schlafen. Aber als er in seine Heimat zurückkehrte, iimierte mch dies wieder. X. ist mehreren Familienmitgliedern dit: einzige Stütze, worauf der letzte Satz des eben angefahrten briefes hindeutet. Er hat mir später wieder geschrieben, und zwar nach Verlauf von etwa 2 Jahren seit seiner endgiltigen Trennung von Y. Er hat es versucht und teil- weise eneioht, dmoh seine Berofeth&tigkeit und Arbeit seine fia4die- gedanken in yerlieren. »In den letaten swei Jahren habe ich so daUngelditi mehr auto- matisch als von eigenem Lebenstrieb nnd Ton eigttier Lebensfreade besedt Mein Empfinden im allgemeinen ist dasselbe geblieben. Wie es nngeiUir in einem soldien Gemfit anssiehti ist stellenweise recht gnt beschrieben in dem Bnche tod P. Bourget, Fhffskioffie de Vammr moderne. Ich halte das Bach iBr einen sehr anerkennenswerten Tersach, der grosssn Neniose Liebe einmal wissensdiaflilidi systemataseh nähor sn treten. Ich habe jetzt, viel BesohUtigung für mich, imd nur dies macht mir flberhMipi das Leben erträglich. Mit der Zeit .«stumpft sich auch der grOaste Schmerz ab, imd man begräbt sein Hera in der Arbeit. Gnty dass man es los ist* Durah einige Fragen siiehte ieh dis klinische Bild des FUles za TerfoUstmdigeD. leb foge die Antworten, wie sie X. mir gab, knit binzn. 203 10. Fall. X., 38 Jahre alt, leidet an konträrer Sexnalempfindoog, abpr nicht diese als solche veranlasst ihn, mich zu konsultieren, sondern es waren bestimmto Ideen, die ihn folterten, und die ihn an einen bestimmten Mann, Y., fesselten. X. hatte diesen Manu geliebt, oline dass er die Liebe erwidert hätte, vielmehr schenkte Y. seine Liebe einem dritten, einem gewissen Z., der ebenso wie X. und Y. an konträrer Sexualempiindung leidet. Die Erinnerung an Y. verfolgt nun den X. ununterbrochen, seine frühere LfiidRnscbaft hnt sich zum Teil in Rach- sucht verwandelt, die manclimai so stark wird, dass er den Y. am lieuüten ermorden mOohte. Derartige, den X. körperHch und geistig ruinierende Gedaak«!! ▼«nalaMteii ihn, sich ui mich um Rat zu wenden. X. stammt von einer an einem Nervenleiden erkrankten Mutter, die Ton hirfoingttdw JaHuSßgmn jgL Bs etgiebt sktb dies schon daraos, dan X. ab «rwMhMntr Mmui lllMr teiDe smdl« Parrmon lenwr Mutter lfitt«Uiiiig mMhen kooiktek da er bei dieifr mehr eis bei irgend einer anderen PerMm Terefcindnis fOr aein onglftoikUdieB Sehiokaal finden konnte» Über aeäne aowfcigen VerhflUniaae gab X mir fdgende Anaknnft: «Als Kind tmg ksh gern Aeaenkleider nnd q^ielte aOerhand weib- Bohe Bolkn darin; doeh bat aidh diea in ep&teier Zeit ▼oUkommen ver- Icien. Die Eitelkeit bei mir iat snm gnaaen Teile flberwandea, und was mit ihr raienunenhBqgti die Snofat an gefallen, geliebt an werden, bewondeit an weiden, ist faat Tevsobwonden. Die Bitelkeit fl^te aber einnial, ebne dass iek ea atlbst «rkatuit bitte, eine groaae Bolle in nmnen Leben. Die Koketterie, die eine sehr ti«%reifende Gemütsanlage ist and sich ebenso sehr auf sexuellem als auf geistigem Gebiet findet, war eine Krankheit meines jugendlichen Seelenlebens. Nach der f&r mich so traarigen Geaohichte einer nnglücklichen Liebe hat eioh aber die Eitelkeit ganz und gar verloren, wenigstens scheint es mir so; denn es ist mir alles jpfzt ^anz gleichgiltig und freudlos geworden. Wäre dieser Znstanfl der Freudlosii.'keit nicht vorhanden, dann würde ich möglicherweise der Alte sein, da mau ja seinen Charakter niemals ganz verändert. Was meiiii n Charakter betrifft, so sagt man von mir, ich sei freund- lich, liebenswürdig im Umgang, Ich habe lebhafte Empfindungen, die PhfuitasiG ist lebendig. Was ich mit Lißbe thue, geschieht mit Fleiss und Beharrlichkeit; nie konnte ich unbcschaltigt sein. Mein Wille ist aher leicht zu beeinflussen, jedoch mcht hange, da mich die Überlegung gewöhnlich bald auf meinen eigenen Weg zurückfährt. Iah habe im allgemeinen immer viel Selbstkritik geHbti bin dabei aber anf ao nnefklirliohe Widersprüche in mwnem ganaen Wesen ge- stossen, daas ioh mir amdi beute noch oft ein Bitsei geblieben bin. leb habe in der Sohnle gnt gelernt, hatte viel Sinn für Sprachen, fttr Poesie, Litterator nnd Philosophie. Alle Probleme, besonders die psyohologiscbeni 204 OlttcUidw liebe. interessierten mich immer, Innge bevor ich wnsste, daBB ieh selbst ein unglückseliges psycho -pathologisches Problem bin. Musik ist meine grosse Liebhiiber'^i. Ich habe pir- immer sehr priii iiiich betrieben. Besonders ziehen mich aber Kompositinner ernsten Inhalts an, bei <^pnen es viel zu denken giebt, in denen viele Themata kunstvoll kombiniert und verarbeitet sind. Chopin z. B. würde mich mit seiner Gefühlsschwärmerei auf die Dauer nicht befriedigen. Dennoch spiele ich gelegentlich auch die Stücke dieses Komponisten gem. Eigentliche Päderastie habe ich nie getrieben. Manuelle Befriedigung genügte mir vollstlLndig. Insbesondere war meine sexuelle Befriedigung mit einem Künstler, zu dem ioh micli blngezogen fBUte^ nur ntennelL AUordings weiss idi, dass gerade diestf andern gegenüber immer pftde- ras&idie Neigungen Iiatte» mir gegenftber ab«r nicht Meine Erlebnisse mit der Ftranenwelt lassen sieh dahin insammenftasen, dass idi stets der passiTe Teil war. Neugier, Eitelkeit, Unkenntnis meines eigenen Hertens ▼eranlassten mich, laweilett die Sadie xn bt^gflnstigen. Idi hoffte immer, dnxch ein normales Liebcsrerhlltnis von meiner krankhaften Anlage sn genesen. Den Oesohleohtsskt konnte ich nadi einiger Anregong dnreh Alkohol') gans gut ansfUhren; indessen das seelische Moment, der eigent- liche geschlechtliche Reiz fehlte. Weibliche Schönheit liess mieh kalt Beim K<ntns hatte ich übrigens nicht die Vorstellung eines Mannes ; durch energisches Anpressen des Weibes und meehanische Bemühungen in dieser Weise gelang es meistens, Erektion hervorzurufen, der dann auch bald Ejakulation folgte: manches Mal missglückte auch das Experiment. Seit 6 Jahren verkehre ich nicht mehr geschlechtlich mit Frauen, weil ich selbst sehr wenig davon habe und die Sache auch sonst keinen Zweck hat*^ Wie mftohtig die Leideiiaehaft des üioinge sein kann, dürfte wohl aus dem wiedelgegebenen Briefa Uar lier?oigelien. Die Zeitk wo der TTming glüeklioh lieht, hat ftür ihn etwas Erhebendes. geistiges nnd kOrperUehes Befinden wird hesssr, ArbeitsflUiigkeit nnd Leistnngsfähigkeit nehmen zu, gaos ebenso wie btt einem noonalen jungen Manne glückfidie Liehe oft sehr günstige Einwirkung s^gt Doeh wird ftbr den Urning die Sitoation sehr traurig, wenn er keine Gegenliebe bei dem Manne findet dem er ') B. Tarnowsky (Die krankhaften Erscheinungen des GeschlechtssiDnes. Eine forensisch-paycbiatriscbe Stadie. Berlin 1886. S. 60) meint, dass mancher, der in aeinem gewöhnlichen Zustande einen perversen, sexneUen Akt nieht ana- fahren würde, sehr leicht dazu im Bauscbcuätande Texanlasst würde, da ihm die Selbatbeherrschnug fehle, nnd die sinnliche Regiorde gesteigert sei. Ich Tcrfi^tfe ansspr ilem obt<»en Fall noch über andere Beobachtungen von Häonem, die unter normalen VerhiJtnissen nicht iin stände sind, den gewöhnlichen Geschlechtsakt animfilhTra, die es aber in Beasdunstande kSnnen. ' l>auor der Beziehougou zwischen Homosexuellen. 205 seine Neigung geschenkt hat. Es kann unter solchen Umständen zu SelbBtmordgedanken, ja zum SelbstmuKä kommen. Mir sind zwei Fälle von urnischen Männern bekaiiut, die in Folge unglücklicher liiebe zweifellos ihr Leben freiwillig geendet hätten, \Yenn nicht Verpflichtungen gegen Angehörige sie zurückgehalten hätten. Dass mancher nicht aufgeklärt« Selbstmord von Männern in ungläckUcher Liebe zu Männern seinen Grund hat, ist wahrscheinlich. tiber die Dauer der Beziebongen zwischen Homosexuellen teilt mir der eine folgendes mit: «Mit AnBralime ewes eiaugeB hftbe ich niemals einen kontiir SexiuUaD gdbumt, d«r nidit «in »TtrlülltBis*, d. h. dne Lieb«uffilre, ein« ^mMSgnag ta itgend «nein Ifano hatte. Alle «ndem haboi wedgstens xwd oder dm solche Ndgongen gehabt, nnd die meisten Homo- sexuellen haben viele gehabt Die mdsten dieser Ne^ongen be- stehMi nur ttne Zeitlang und haben nur wenige Jahre Dauer, nnd es Itomint BOgar selten dabei vor, dass diese Leute nicht in derselben Zeit mit anderen Männern geschlechtlichen Verkehr babon. Ein früherer Freund von mir bat solche Beziehungen g^e;]^enwilrtig mit einem nn- verheirateten Mann, der '> .lahre jünger ist als er. Es begann das Vpr- hältnis vor 4*/^ Jahren, und die Neigung scheint, noch g«'br -iv^rm zu sein. Mein Freund ist Musiker, und s<:'in Geliebter OpemsUngcr. Wenn sie zusttuimen sind, dann habuji sie nichts uiit anderen Miinnern zu thun, aber wenn sie getrennt sind, dann schliessen sie sich auch anderen an. Ein anderer Freund von mir luitto vorher T) Jahre bindurch ein Ver- hältnib mit emem verheirateten Mann, der augelUhr dasselbe Alter wie er hatte. Aber er war sehr eifersüchtig auf meinen Freund und wollte niemali, daaa er Yericehr stit anderen haben sollte, selbst wenn sie für lange Zeit getrcont waren. Hein jetziges Yerhlltnis nnd idi, wir ^d damit einTentsoden, daas wir geBchleehtliohen Yerkehr mit anderen Minneni haben diifen, wenn wir von einandw getrennt nnd. Bin anderer hat eine Aniahl solcher Keignngen gehabt» eine bestand 9 Jahre, nnd wlhrend der enten 5 Jahre dieses nenigShrigen Verhlltmases hat er niemals einen andern Mann berfihi^ ^ glanbt, daaa anoh sein Ge- liebter ihm ebenso tren war. B« einem anderen HomosexneUen hatte, als idi ihn kennen lernte, die Neigung boreits 21 Jahre bestanden. loh kenne swei verheiratete Msnner, beide wohlhabende Rentiers, swisdten denen eme solche Beziehung zwei Jahre bestanden hat. Kemer von ihnen würde angeben, dass der andere geschlechtlichen Verkehr mit anderen Männern hat. Zwischen zwei anderen, die ich kenne, hat ein solches Vorhültnis 7 Jahre bestanden ; aber beide haben sehr freien Ver- kehr auch mit anderen Männern Ein anderer hat mit einem jungen Mann 7 Jahre gelebt; sein jüngerer Freund mehr als 8 Jahre. Aber 206 Platomfiche Liebe. ersterer schliesät sich dabei auch an andere Maiiner aa, die sein (ieliebter niobt kennt. Zwei unverhainiieto M&aner, GeschUftscompagnons, die beide ungeföhr 45 Jabra alt aiadf baben «tm 11 Jiibn mMmmen gelebt, aber jedem Toa flin«n war es geatattet, geechlechtliehen Verkehr mit andereB an haben, wenn er es wOnaehte. ESn Qymnanaldirektor nnd em Branacei- bedtser adner Bekaimfaehaft, beide miTerhaizatet) haben wie Mam ud Weib 18 Jahre avaammen Terkehrt Man mnaa jedoclk bertUdnehtigeii, daSB gearade YerijUltniaae ▼<« laqger Daner mia TerhlUtniimlaaig viel bekannt werden; knn danerode Neognngen werden wahrBCbeinlich aohneU ver> geaaeo, und man hOrt wenig Uber lieb Aber daaa fast jeder Homoaezoelle solche Beakhnngen hat oder gdiabi hat| das kam keineni Zweifel nnterlisgeo.* Wenn auch aus den Berichten vieler Urninge hervorgeht, dass sie einer tiefen Leidenschaft für den geliebten Mann filhig sind, dass sie ihm grosse Opfer zu bringen vermögen, so scheint es mir dennoch fraglich, ob sie einer das ganze Lebend dauernden Liebe fähig sind, wie weibliebende Manner, zumal da ein Hauptbindemittel, die Gründung der Familie, vollständig fehlt. Selbst ein Urning schreibt mir über diesen Punkt: „Eine treae Tante ist eine Contrnflicfio in adiecfo: chaque tante varic; fol qui a'ij fie. Allerdincrs behaupten alle Tanten, sie können treu lieben; aber wenn sie ehrlich wären, müssten sie das Gegenteil gestehen.** Es braucht wohl die Frage nicht ernstlich er- örtert zu werden, ^e man sich zu dem Projekte von Ulrichs za stellen hat, der die geaetsUobe BiDfahrang der Ehe swisohen Urningen in Vorschlag brachte. Die Liebe der Homoiexnellen ist mitunter hauptsächlich auf die psyekisohe Seite besehzftokt, d. h. sie ist niokt darauf gerichtet, einen eexaellea Akt yoinmekmen; wenigstens kommt ein devartiger Wmuch ihnen nicht zom Bewuiteein oder bleibt viehnehz; me mir ecksint, nur eine gewisse Zeit latent Von einem Urning, der g»- echleekfliek nur mit normalen llinnem Terkekrsn kaam, weies iek^ dass er dennook ein besonderes KVerhaltoia** mit einem Ürnäng kat^ das aber so in sagen platönisek iei Es dürfte wohl hier der geeignetste Ort sein, einige Worte über die platonische Lie be zu sagen. DLiriiber, was man hierunter zu ver- stehen hat, hört miin gan?, verbchiMilciu' Auslebten. So oft das Wort gebraucht wird, fast ebenso oft kann man beobachten, dass der es Aus- sprechende keine Ahnung von dem arsfariuiglicheD Sinn bat Schon ') D. h. bei danmidoiii ZunnmenlebeD. I flahüdielM lielw. 207 Meiners') Uagte darfiber, den er am dem aUgemeinen uirioliligeii Oebxandie des Amdrueki «platoniaoiie liebe* dhe^ wie wenig maii eitdi um die walure Bedeutung diaaer Wfiiter 1»ekfiniineit habe, in einer Arbeit ana dem Jabre 1738 von Yetier*) heiaat ea: Ex äUegidis hiaee tg^paret amarm, de quo agere eonsHim, dupUeem esse. Est seUkä vd a) hiiUU$Uiudia a, IHaianiem vd, h) Srnt^ümtSt quem eHam JPkyaieim cKesrs jwssMnms. Ans der FortaeCimig dieser Arbnt g^ aber hervor, dasa der Ver^ faaaer aaeh nur die befearosexnelle Liebe unter «ner platODiaahen ver- steht. Yoltaire*) identtfisiert die aokratiscibe Uebe mit der platcmischeu. Unter der sokra&cben Liebe aber Terateht man wohl überhaupt keine heterosexnelle, sondern die Liebe, die Sokrates an seinen Lieblingen empfuDden haben soll, und von der die einen meinen, sie sei sinnlich, die anderen, sie sei rein geistig gewesen. Jedenfulls hat Voltaire damit vollkommen Recht, dass platonische Liebe in erster Linie nur ein homo- sexuelles Verhältnis hezeichnen kann. Neuere Autoren, z. B. Lenhossök,^) Hermann Klcncke*) und riele andere haben diesen Gesichtspunkt voll- stündig verloren. Ho meint erstcrer : ,Bei der platonischen Liebe scheint der Gemütszustand des Liebenden ein reines, von allen Be«i;ehrungen freies Gefühl, das seine Befriedigung in sich selbst enthii't, ine Wonne in der stillen Bewunderung, in der begeisterten Hochachtung des geliebten Gegenstandes findet." Klencke versteht unter platonischer Liebe die Liebe, bei der kein sinnliches Begehren stattfindet, wo es den Liebendon genügt, die- gegenseitige Zuneigung zu erwerben, und wo durch den Zügel der Vernunft tmd Sitte jede sinnliche Lust sofort bekämpft wird. Haass*) memt, es gebe eine platonis^ lAebe und swar in dem £Snne, dass das Traditen nadi wirUicber Befriedigung des Triebes entweder dnreh dunkle Vorstellungen, z. B. von Entweihung der geheiligten Person der Oeliebten, oder durdi einen bewnssten Vorsata, gftnalioh unterdrflckt wird. ') Christoph Meiners: Betraditoagea Uber die Hfeanetliebe derOiieohen nebst einem Aussage aus dem Ha t mahle des Hato. Venniaebte philosephiflohe Sduifteo. 1. Teil. T.pipzitr 17V5. S, 00 ') Joannes Matthaeus Vetter: Duijiertalio inauffuralü medica de mortü OfnaioHü. Brtangae MDCÖLXXXVIL S. 10. Voltairei AmMmmmmt« pkilo$ej^4qme, Artikel Amam aoenUqM in Ommxif fomjMfs de Vollaire, Tome trenie-septicme. Ootha 1786. S. 254,
    • ) Michael \ou Lenhotisok: DarstoUung des mensohUdien GemUta.
    a. Aoilage. ä. Bd. Wien 1834. S. 366. ') Hermann Klencke: DÜtetik der Seele. 8. neu durchgearbeitete und Tenaehxte Auflage dea Bndiea; Vit menaobltehen LeideBaohaflan. Ldpstg 1878. S.S96.
    • ) J. G. E. Maass: Versnch über die Leidenschaften, theoretisch oAd praktisch.
    Zweiter oder beaonderer Teil. Halle und Leipzig 1807. ä. 292. 206 flttoiiadw iMbe. * Wiegand^) spridit sich ziemlich aosfohrlich über die platoniscdio Liebe aus. Er trennt sie einerseits T4M1 der Freundschaft zwischen Mann und Weib, erklflrt aber andererseits auch dia Anaiohi ffir irrig, dass platonisch« Liebe nur eine SchOnfärbiuig jenes nnnatürlichen, unter dem Namen I^derastie verrufenen Lasters sei, dessen Vorhandensein bei den CTriechen Wiegan d übrigens nicht bestreitest. Im Anschkiss hieran schildert der Verfasser seine nicht ganz leicht verständliche Auffassung der platonischen Liebe. Wenn ich auch die ÄTiffassung dieses Verfassers, die hier wiederzugeben zu viel Kaum beanspruchen würde, nicht für richtif? halte, 80 hat Wiegand doch mit Recht auf das Irrige tks gewöhnlichen Sprachgebrauchs hingewiesen. Flcury'^) spricht z. B. von platonischer Liebe, wo ps sich um eine gewöhnliche Leidenschaft, eines Mannes um ein Weib handelt, und das Weib, obwohl es den Manu gouv. gern hat, »US kluger Berechnung sich ihm nicht hingiebi Das ist natürlich ein Tollstftadiger Missbraoeh diases Wortes, Wenn mc dm Ursprung der phitmusobtii Liaba ia Piatos Sehiiflsii stodkren, so gabOrt sv deren Begriff unbediagt «in VorbUtais vom Msmi mm Mann oder zam Jüngling, so dass man von plaioiiischar Lioba «aigani- lioh niemals odar doofa nur in übertragaosm Sinne bei amsm yerbiUnis vom Mann «un Weib spreeken kann. HOssli braiudit platomseb« Liebe sogar fiHr gleiofabedenteod mit mannminalicher Liabe^ und flbnlieb drftokt sidi Symonds^ ans. H. T. Finok^) hat im Ansofaloss a& George Grote die gleiche Ansieht geBnssert Auseinander gehen HSssli nnd Finck durin, dass ersterer die auf geistiger und körperlicher Zuneigung beruhende Liebe mit dem ihr anhaftenden sinnlichen Triebe betont^ während Finck mehr die leidenschaftliche Glut romantischer Liebe ohne körperlichen Geschlechtsakt hervorhebt. Meines Erachtens gehört es aber zum Begriff der platonischen Liebe, dass nicht etwa die Homosexuellen von ihrer Neigung, den sfTuellen Akt auszuführen, durch sittlicbp oder strnfrocht liehe Bedenken al)£{ehalten werden. Wenn wir eine platonisi he Liebe anerkennen, so ^viinle ts vitliinlir tu deren Begriff gehören, dass gar nicht die Neigung zu einer sexuellen Handlung besteht
    • ) Wilhelm Wiegand: Die wis^en^^'^^haftlicho Bedentimg der platonischen
    Liebe. £me in der Gesellschaft für Wiääuoschaft xuid Kunst zu Gieeson ge- haltene Voilesvng. Sammlang gemeinTetstiDdlicher räBensohaftlkhar YorMIg«^ herausgegeben von Rud, Virchow und Fr. v. Holtzendorft BerUn 1877. Mauric e de Flenry: Fntroduetion ä la Medoeme äe t^etpHL thimim§ edUüm. Poris ]S97. S. 372-383.
    • ) John Adiliügtou Symouds in dem Aufsatz: 2he Danteaque and
    FUOome BmU of Lof/ep der in dam Baehe: M Me £y ef Bhie md ofAwr IVote Etaays, Loii'hn 1^0.1, enthalten ist S. 61. H T Finck: Romantische Liebe und persönliche Schönheit. Ent- wickelung, orsüchlicho Znsammenhtfngu, geschichtliche nnd nationale Eigenheiten. Beatseh von Udo BrachTogeL 1. Band. Breslau 1890. S. 101. Erotomame. 209 Eine derartige platonische Liebe sn Tantehoi, ist soliirar. Sie mit Freundschaft zu identifizieren, wäre falsch; sohOB die Eifersucht, die hai jener mitspielt, trennt sie von dieser.*) Der gewöhnlichen geschlechtlichen Liebe, deren Ziel der Geschlechtsakt ist, kaiiü man 6ie auch nicht gleichstellen, da sie doch allgemein in dem Sinne anfgefasst wird, dass sie die Entstehung körperlicher Begierden aus- schliesst. Ich kann, wie ich schon sagte, nicht zugeben, dass man unter platonischer Liehe eine solche verstehe, bei der sittliche oder soziale Motive die Ausführung des sinnlichen Aktes zurückdrängen, denn dies wäre nichts anderes als lie gewöhnliche Liebe, bei der der geschlechtliche Verkehr nur deshalb feliite, weil gewisse Gründe gegen ihn sprechen, bei der aber der Drang dazu vorhanden wäre, Krafft- Ebing*) bezweifelt ebenso wie andere Autoren die Existenz einer plato- nischen Liebe. £s fragt sich nur, ob hierbei nicht eine irrtümliche Vezallgemeinenuig stattfindet Mir scheint die platonische Liebe bei Homosexuellen nach den mir gemachten Mitteilungen möglich, min* deetens als eine Episode in der Liebe, charakteiisiert durch ein un- bestimmtes Sehnen ohne bewussten Trieb zum gesohleehtlichen Akt £e giebt aber hier wieder eine besondere ¥oim, wo zwar der Trieb m Uiperlioben Berflhnmgeii» ni Umanaimgen und Edesea beetelii, aber die Genitabrgane keine Bolle epielen. Es' eoheint ndr, daas bei den bomoeexnetten Minnem diese Art der platonisoben liebe bei wettern hinfiger Ist, als die^ bti der die Sinne gar keine Bolle spielen* Ja, loh kann das Vorkommen der letsteren Ait moht mit absoluter Sioherhdt bebanpten, wihrend lob jene Form (ebne BeteOignng der Genitalien, aber mit Ndgong zn kOiperlioher BerObrang)*) als zweifel- los hinstellen kann. Analoges findet sieh Obzigens andi bei Hetero- sexoellea. In manoben fUlen gebt die Liebe des Uniings zn seinem Ge- liebten so wdt» dass wir Ton einer Brotomanle spreohen kAanen, d. h. einer seelischen Störung, die steh als Erregung des ganzen seelischen Verhaltens mit erotischem Grundzuge zeigt Am heftigsten
    • ) Weu Lenheis^k «u i. von JEBüNiiNitt bei dar VnuidMball ipndifla,
    M ist diw aln Amdrack Akt ein« gaiut «nto« Etsehdauigf alt es die Eüleitiidit in der Liebe ist.
    • ) B. V. Krfifft-Ebing: Psyehopaihia sextiah's, mit besonderer 13«rück-
    aidUigODg der konträren Sexualempfindoog. £iQe klinisch-forensiache Stndie. ft. Auflagt^ Stattgurt 18M. 8. 18.
    • ) Herrn N. N. ist diese Fmm aus eigeaer BiMmiog als lange Zell daaend
    bekannt. Moll. Smtx. SnaalMspfladiuig. 14 210 Spradigkeit ■oU sie saöh Tarnowsky') Im solcben Umingen vorkommen, die, miter Ftaaen aufgewadheen, der VerfUiraiig darcb FIdenetea eni* gangen sind. Bei der Brotomanie^ treten eexneUe Gedanken toU- stftndig zarflok (Ideler), nnd es zeigt siob die Liebe weeentüeh in einer exaltierten Bewnndernng der geliebten Person. Die Bewonderong kommt abrigens in einigen Fällen vor, ohne dass wir von einer Bro- tomanie sprechen können. Ebenso wie das Weib am Manne das Männliche in der äusseren Erscheinung, die männlichen Eigenschaften seines Charakters, Mut und Entschlossenheit liebt, ebenso wird mancher Urning hierdurch am lebhaftesten gereizt. Auch sonst sind in der humosexnellen Liebe des Mannes alle jene Eigentümlichkeiten zu entdecken, die wir in der zwei^schlechtlichen finden. Schlauheit und besonders die Neigung, dem Mannt' recht be- gehrenswert zu erscheinen, veranlassen bekanntlich oft das Weib, sich spröde zu zeigen und Kftlte zu heucheln, selbst wenn die Liebe sehr leidenschaftlich ist. Ahnliches finden wir unter den Urningen. Ein Urning X. lernte einen anderen Y, kennen; kaum hatte X. bemerkt, dass T. seine Augen auf ihn geworfen hatte, als er ftnsserlich Gleich- giitigkeit zeigte und sich dem T. dadurch noch begehrenswerter machte. In Wirklichkeit hat sich nach kurzer Zeit zwischen beiden, obwohl X. verheiratet ist, ein inniges Verhältnis entwickelt, das, wie es bei solchen „ Verhältnissen niobt eelten geschieht, durch gegen- eeitige Geschenke aofrocht erhalten wurde. Bei sololien Qeeohenken Bpielen Sehmackgegenstinde eine Hauptrolle; dann nnd «inn ireiden anoh, wie eehon erwähnt^ Tom Manne selbst Teifertigte Handarbdten gegeben* Kan darf sieht glauben, dass es bei den Uebesrerhftitiüasen der Fnünge ganz ohne Stroit abgeht Im Gegenteil» laUreiohe ZAnkeroien spielen hierbei eine Hauptrolle; an ihnen ist grösstenteils dieBifersneht sehnld. Wo es Liebe giebt, da giebt es Eifenmeh^ und wenn es wshr wire, was Ronssean annimmt, dass der Wilde B. Tarnowsky: Die krankhaften ErBcbeinungen des GeschlechUsinnes. Eine foniuisch-psjcbiatrische Stadie. Beiüu 1886. S. 68. ^ Unter ,fErotoiiiaiiie* wmdan alleadiqgi guia wmibitAtn» Znatfnd» be- . idntohen. So hat Pinel gerade die suinliohe Seite als ein Cbaiakteristikum der Krankhf»it b'^ir'^icbTift, wobei sogar die obscfinsten Anträge, unanstSlndige Gesten n. b. w. die iSccne beherrschen. Indessen betont G i 1 le t (in La Monomanie 1645, 8. 90) mit vollem Recht, dass es sich hier offenbar um eine ganz andere Iffektion iMiidelt, als hei der Erotomaiii^ wie sie Eequirol anfhaete. Die letztere ist oben gemeint Gill et sieht ein typisches nnd meisterhaft durchge- fährtes Beispiel dieser Erotomanie bei hetensexaeller Neignng im DonQnixote von Cervantes. JBüfarauoht 211 frei ron EiflnBacht sei,^) so kennen wir, glaabe lc|h, Im Ihm anoh Bidit Ton Lidbe spreobfln, die manehmal mit dem OeaeUmshts- tneb venreobseU wird. Das Auftraten d«r Bifemioht In der mann- mftnnliclien Liebe kann um so weniger anffalleD, als, wie wir wissen, die Eifersucht oft die Folge einer überschwenglichen Liebe *) ist Da wir nun bei Urnmgeu vielfach nicht nur den Geschlechtstrieb, sondern auch das Gefühl der Liebe gesteigert ünden, so kann uüö die Itei ihnen bestehende Eifersucht in keiner Weise verwundern. Einige Mitteilungen aus der Welt der Urninge sollen die Eifersucht zeigen. Es giebt unter den tlminpen einzelne, die so zu sagen ge- feierte Schönheiten sind, ebenso wie es in der Damenweit stets einige Mitglieder giebt, die den Glanzpunkt bilden, und deren Besitz sich die Männer streitig machen. Ein solcher vielbegehrter Urning M 7. R. Herr X., ein Sauger; er hat ein festes Verhältnis mit Y. Nun werden von anderen Urningen alle möglichen Mittel angewendet, um X. und Y. von einander zu trennen. So sucht Z. sich dem X. auf jede Weise zu nfthern, um mit ihm ein Verhältnis zu beginnen; Ueine Yerdifthtigungen des Y., der mit andeien Männern verkehre^ weiden angewendet, um Hisstcanen hervorzurufen. Als Z. auf keine Weise sein Ziel erreichte, wendete er das in Unungkreisen sehr ge- füiehtete, aber auch oft beliebte Mittel an; er drohte nämUoh dem X^ di88 er Ihn auf der 8tiane Oifentlioh als Pftderasten baeiobnen wflzde,*) wenn er nicht mit Ihm gesehleohtüoh verkehren wolle. Yen den vielen ISfermohtaaeenen ad eine^ die mir von dem be- tdligten X. enftU^ wnrde^ hier wiedergegeben. X., dar schon lange mit T. sexuell verkehrt, kommt eines Tages m ihm, nachdem ihm ') Diese Ansicht Rou.sseaua ist wohl nicht ganz richtig, da zweifel- los die Eifersucht sich, wenn auch nicht in demselben Grade wie beim Kulfur- menschen, so doch immerbin gelegentlich auch bei dun sogenannten Wilden zeigu Interemtnte Notizen hierabar giebt Alibert {Physiologie de» Psrnkm, H. Paris 1837, S. 614 £), der tueh auf EiferHUolit witer Tieren, etenio wie Bvffon, hinweist. La PorouBo hat, wie Alibert erT\-ähnt, sehr nn'^i'o^proc'heno Eifer- sucht bei den Koiiaken gefunden, die sogar auf einfachen Ver Jacht hin ihio Frauen tüteten. Ebenso hat Noyer auf einen Krieg hmgewiesen, don mehrere Stamme in Geyina natereiiiaiider ftthrten, und der «ueelilieHlkli dmeh ISftisaeht faonineeht wnide. 8. A. Tieeot (Abhandlung von den Nerven und ihren Krankheiten, a. d. Frrxnz übersetzt von F. A. Weber. Wintcrthur und I^oipzig 17R1 2. Bd S. 367, Annif rknnp:) meint andererseiti, dafis eine Nation desto eifexs&chtiger sei, jegrttbet und dümmer sie ist.
    • ) fimile Laurent: L*9mcur morMfe, &ude de Peyekotogie pathokfifm,
    floH^ mi. 8. 206.
    • ) Die Urnioge beseiobneo eine solohe öffiButliebe BloeMtnlhmg nie FIdeiwt
    mit „Anfbieten". 14* 212 BÜBisiioht belaiint geworden war, dass T. die Besaohe «neB sewieien Z. empfangen, ja sogar Geaolieidro von diesem erlialteii habe. X. war Aber den Yorftll aehi eziegt Als er ni T. kam, war daa ente^ daas er ibn fragte, ob er je ein Gesohenl; von Z. erhalten habe. T. bestreitet es, ond nun erklärt ihm X., indem er ihm sein Taschenmesser zeigt: „Dein Glück; denn mit diesem Messer hatte ich Dich auf der Stelle erstochen, wenn es der Fall gewesen wäre." X., eiQ ausgesprochener Urniiig, der mir den Vorfall mitteilte, ist eine sehr erregbare Natur; er halt es für möglich, dass die Eifersucht ihm einmal den Verstand rauben und ihn zu einem Verbrechen gegen seine „Flamme" fahren könne. Ich erinnere bei dieser Gelegenheit an den Fall, der vor mehreren Jahren in Amerika spielte, wo ein boraosexucUes Weib eine leidenschaftliche Neigung zu einer Frau hatte und diese ermordete, als sie einer „Heirat" mit ihr widerstrebte.*) Forel'-) hat gleich- falls in einem Falle ein Gutachten anseestellt, wo ein neunzehn- jähriger junger Mann einen Mordversuch gegen seineu Freund mAchte, als dieser sich von ihm zurückziehen wollte. Solche krankhafte Affektzustände infolge von Eifersucht können bei sonst sehr ehrenwerten und charaktervollen Leuten auftreten; die Leidenschaft der Liebe kann den Urning ebenso blind machen, wie sie im Stande is<^ bei normal fühlenden Menschen QegenTorstellongen zurückzudrängen und verbrecherische Handlungen hervonomfen. Mit Beoht Iftsst JBuripides*) Helena die Worte spreehen: Zeos, Des Mseht dn andani GSttflcn überlegen iat, Doch nnterthan d«r Liebe. . Wie gross oft die Eifersucht ist, soll noch folgende Scene zeigen. Ein Urning X. verkehrt sexuell mit Y. Wenn X. den T. nach Hause begleitet bat und Y. nicht wünscht, d&ss X. mit ihm hinauf in sein Zimmer konune, so ist dieser gewöhnlich misstranisch; er denkt als- dann, dass Y. einen anderen Mann bei sich habe oder erwarte. X. bleibt dann nieht selten an der Hansthür des Y. bis tief in den
    • ) N&here Angaben über die entqtrecheQde Littenitor siehe bei Albert
    Moll: üntorenuhungen über die LübHo eemta^w, 1. Baad, St Teü, Berhn 1886» 8. 707, Aamerkang 1 und SL
    • ) Aug. Forel: Zwei krimiiulpsychologiscbe Fälle. Ein Beitrag zur Kenafe-
    nis der Ü1iei|KUgtiosti0de swiedhea Yerbreehen nttd Iiiiuinu Sepftntabdraok ans der Zeitschrift fttr Bshweiser Stnfrecht Zweiter Jabzgang, «ntes Heft. Bern 1889. S. 21 ff. ") Die Troerinnen, Vers Sümodit 218 Koigeii hinein stehen, um sieh davon m fibeneogen, dus niemand hei diesem aber Naeht ist Wenn anderaxsdts X «ugeht» mus er sehr TOrsioihtig sein, nm nicht den Yerdacht des T. sa enreoken. Sobald X dfbnn mit einem anderen Manne snsammen gewesen ist, so g^nbt T., dass es sieh hierbei tun einen Unüng handle» der mit X Tsrhehie; es giebt dann die heftigsten Yoiwflife^ nnd T. untersagt es sehUesslioh dem X, Uberhsnpt Ofteis mit einem vid demsdben Manne znsammsnsQkommen. Ein anderer Homosexueller, X.., der ein Verhältnis mit T. hat, wirft dann nnd wann einen Blick auf andere Männer. Der sehr eifersHchtige Y. pflegt dafür den X. in reichlicher Weise mit Ohr- feigen zu bestrafen; doch meiDt X., dass ihm die Schläge, die er von seinem Geliebten empfange, sehr angenehm seien, „da er doch daraus die Liebe desselben erkenne".^) Zu der Anlage der Urninge zur Eifersucht mag ausser der leidea- schaftlichen Liebe auch die nervuse Disposition der Leute Veranlassung geben. Wie eine Zwangsvorstellung kann der Gedanke, dass der Geliebte ihm untreu werde, den Homosexuellen beherrschen. Immer mehr setzt sich der Gedanke fest, er raubt ihm Appetit und Lust znr Arbeit. In einem mir bekannten Falle ging die Krre^^ung des Urnings durch die Eifersucht so weit, dass seine Umgebung emstUch den Ausbruch einer Geisteskrankheit befürchtete. Tarne wsky betont, dass die Üminge gerade auf die Weiber beständig eifersüchtig seien wegen ihrer Erfolge beim männlichen Geschlecht, wftbrend sie selbst ihre Neigung, einen normalen Mann*) als liebhaher zu haben, nldit befriedigen können. Ich habe diese eigentllmfiohe Eifersneht gegenüber dem Weib gleichfalls iLonstatieren können. Dass mitunter die anseheinende Eifersneht des Hannes auf das Weib aneh euien recht prosaisehsn nnd materiellen ffintergrond hatk zeigt eine gans hftbsohe Beobaehtong von Panl de B6gla,>)
    • ) In Kants Anthropologie in pragmatischer Hinsicht ist Ä-ualoges über
    die sweigeschlechtliche Liebe erzählt „Die alte Sage Ton den Bussen, dass die Weiher ihM Ehemiimer im Verdaeht hielten, es mft tiiideni Weihern wo. halteii, wenn sie nicht dann und wann von diesen Schläge bekftmen, wird gewöbnlicli für Fabel gehalten. Allein in Cooks Reisen findet man, da^s, als ein englischer Matrose einen Indier auf Otaheite sein Weib züchtigen Rah. jener mit Drohungen auf diesen losging. Bas Weib kehrte sich wider den Engländer, sagte, was ihn das •ngdie o. bl w.
    • ) Tide Uninge lieben nur niehtwniiidw MfaiBef and weidon mm aaderen
    HwnoBeraellen geradezu abgestossen. 'I PruI de Regia: Lu ßat-Fvnds de Cotutantitu^le. IhwM^me Edition, ßeritn iöÜJ. Ü. 2b4. 214 Fdygamiache und moaogiiniw^hw ünuage. wo ein tfirkisoher jonger Beamter, der als Geliebter eines Paschas gate Oarriere gemacht hatte, lediglioh ans peEaönUcfaen QrQnden eifenOehtig war, ab der Piaeha seine Gmist einem Weibe lawendete. Dass andereisetts bei Homeeexualitit des Mannes das mit ihm ver- heiiatete Weib gegenüber einem Geliebten des Mannes keine BiÜBr- toeht zeigt, ist sehr erUArlieh; wenigstens finde ieh, dass in mehreren mir bekannten VlUai das Gefühl der Bifersaeht yollstindig von dem Abschen nnd dem Ekel aorflckgedringt wird.^) Ebenso wie der weibliebende Mann nicht in gleichmässiger Weise alle Weiber liebt, vielmehr, wenn die Liebe eine wahre ist, nur ein Individnnm liebt nnd mit diesem zeitweise oder dauernd, s. B» in der Ehe, schien Geschlechtstrieb befriedigt» ebenso sehen wir, dass der mannliebende Mann nicht mit allen Mfianem hi gleicher Weise seniell verkehrt; er fühlt sich viehnehr oitwcder nnr sa ganz be- stimmten Männern oder auch nnr m einem Ihdividnnm, selbst anf Jahre hinans, hingeiogen. Beim wtibliebenden Menne kann die Neignng in einem Weibe so weit gehen, dass anderen gegenfiber geiadesn seinelle Impoteni besteht; in demselben Grade finden wir diese Eisoheinnng auch bei manchem üining wieder. Viele XTininge sind allerdings mehr polygamisch veranlagt; sie verkehren bsld mit diesem, bald mit Jenem, haben keinen standigen Geliebten, wfthrend der monogamische üining nnr sein „Verhältnis hat, das gelegentUok sn hmtergehen ihm allerdings keine sehr grossen Gewissensbisse verursacht Abgesehen hiervon beansprucht der Urning auch \m dim vun ihm zu liebenden Mann gewisse Eigeiiscliafteü, die nach der Indi- vidualität der einzelnen Urninge verschieden sind. Viele können mit anderen Urningen nicht verkehren. Ein Herr erkläxte mir, dass sehr häufig Urninge dies wissen und deswegen dem von ihnen geliebten Manne die eigene Natur verberLjen, um ihn nicht abzustüäsen. Einem Urning ist es öfter begegnet, dass er mit Leuten, die er nicht für homosexuell hielt, geschlechtlich verkehren Dies ist anah ia TrimAlohios Gaitmahl der Fall, wo Fortunata, des Trimalchio Oattin, ihrem Manne Torwürfe macht, als er auf einen schöoea Knaben losslttizto nnd ihn längere Zeit küsste. Anf die EntrQstnng seiner Frau entf^egueto Triniaichio, doss er ja den Knaben nicht spiner Schönheit we?en, sondern aus andern Gründen, besonders weil er &o gut dividieren könne, gekirnt habe; ame Angabe, die wohl Trimalchio selbst nicht geglaubt haben dttifta. Mfligniig fon Uiaiilgaii sa HMeMaaziulliii. 215 wollte und mit Molg veitehrte; in den Angenblieke »ber, wo die BetnffiHiden fhm sagten oder er ob entdeekte, diBB de ümiiige seien, war jede gesohleehtliGlie Euegiuig gesehwimden. Naeh dem Eindmcfc, den idi gewonnen haH soheint es mir, dass ein sebr grosser Teil der üminge, wenn sie die Wähl hfttten, am fiebaten mit beterosexaellen Manneni Terkehren wfirde. Der eine sagte mir, daas er am liebsten mit Mtnnein, die sieh an Weibern bingezagen fBUeii, verkebren wtbde; er müsse aber davon abstoben, weil ein soleber ICann sieb nieibt leioht daan bergebe, mit einem Urning sn verkebren, ausserdem aber sei es ihm selbst peinlicb, einem Niflbtnming*) einen gesehleohtlieben Akt sninbieten. Andere aber kSnnen, wie gesagt, gar niobt mit einem anderen Urning Terkebren, sie sind auf normale Männer angewiesen, und es bat sieb ans diesem und aus anderen Gründen in grösseren Städten eine m&nnliche Halb- welt üntwickelt, die zum Teil aus für Geld feilen normal veranlagten Männern besteht Wie sehr die meisten das echt Männlich - ) lieben, geht auch daraus hervor, dass ihnen gerade ein Äletubruin virile permaynum dessen Besitzer lie^unders begehrenswert macht. Ein Urning, dessen Krankengeschichte Krafft-Ebing beschreibt, konnte mit originär-homosexuellen Männern nicht verkehren, war aber geneigt, mit gezüchteten UmingHH und mit normal fühlenden Männern ge- üohlechtlicbe Akte auszuführen. Ebenso wie der sinnliche Trieb beherrscht viele Homosexuelle das seelische Verlangen, die geliebte Person ganz und gar zu besitzen, Ton ihr wieder geliebt zu werden. Aber nicht nur soziale liück- sichten treten hier in den Weg, sondern aacb oft der eben ge- nannte Umstand, dass der Urning gern von einem nichtumisohen Manne geliebt sein will und dies natürlich unmöglich ist. Die Nicbt- erfflllung dirses Wunsches ist für den Urning die Quelle grosse Leides, ja der Versweif Inng. So unsinnig nnd nnmöglicb es ibm Ulrichs oaDnte die Uflnner mit notmaleoi Gesohlechtstrieb Dioninge, abgeleitet Ton Diono; vgl. die Stelle ans Piatos GflfltmaU 8. 89.
    • ) Dodi giebt ei hier wolil Ausnabmai. Daimuf weist moh der ümatand
    hb, dass im alten Born die Kaiser oft verschnittene Knabon mm st^xnellcn Ver- kehr wählten, ebenso wie heute die Wohlhabenden in Marokko, vgl. S 102. Viel- leicht geachieht das Entmannen, um die Individuen ULnger jung zu erhalten. ]b iit dk BtffWSQguig Entmumteir' donb elnigf B(nBO0exnelle analog der Tor- liaiw einiger Kniwii fftr Kutriezte, wrarttber besoadfln aus dem alten Rom und dem Orient gelegentlich berichtet wird. Gustav .Tfigf er (Entdeckung der Seelo, 8. Auflage, 1. Band, Leipzig 1884, S. 203) nimmt ao, diese Vorliebe der Weiber für Kastrierte käme daher, dass der Geschlechtsakt ohne Folgen und ua^ olied des Küstnlim lange Zeit erigiert UeÜiC. 216 BobeiBt, 80 erklärte mir ein älterer üming, er habe im stillen noch immer eine leise Hol&inng, es kOnne einmal ein normaler Hann ihn lieben II Über das Alter STerhiltnis der bei der Minnerliebe BeteUigten ist manehes Unnehtige gesehlieben worden. J. B. Frledreieh^ meinte^ dass bei der FSderaetie gewofanlioh ein Älterer Hann mmbnm mmiäere m amm jwmiis, Doeh ist dieses AltersrerhSltnis keines- wegs in allen oder aneh nnr in den meisten Flllea forhanden. Die beiden ünsnofat labenden sind oft in nngefihr gleiohem Alter; es ist andererseits bei der Pftdetastie mitonter der passive Tefl alter* Der Irrtun kommt wohl daher, dass im alten Grieoheoland hftnfig ein LiebesFerhlltnis swisehen einem lUteren Hann nnd einem JOngUng bestand, wie es ans der häufigen Liebe des Ldurnn nnd SefafUers herrorgehen mnsste^ Doch gab es aneh bei den Qrieofaen viele Aas- nahmen, und oft haben wir, wie wir sahen, bei jüngeren Leaten, die uns in der Geschichte als Freunde begegnen, das Recht, ein sexuelles Verhältnis uDzunLlimeu. Ähnliche Zustände finden sich heute mit- unter in Lehranstalten, Gjmuasien, besonders aber in Pensionaten von jungen Männern. Allerdings scheint es, dass im alten Griechen- land Ttm^e? besonders begehrt waren. Indessen darf dies nicht falsch verstanden werden. Wir wenden als Übersetzung des griechischen neue das Wort Knabe an; gewöhnlich aber bezeichnete nat^ den heran- wachsenden Jüngling, und es finden sich bei den alten Griechen zahlreiche Angaben, die Zeit vom Beginn der Pubertät bis zur Ent- wicklung des Bartes sei für die Knabenliebe die schönste. Diese Zeit würde sich ungefähr vom 15. bis zum 18. Jahre erstrecken. Man darf sich nicht dadurch irre leiten lassen, dass mitunter Jtalg auch jüngere Knaben umfasst Auch heute können wir beobachten, dass die Homesexnellen in Bezug auf das Alter, das sie bevorzugen, venohieden veranlagt sind. Der eine liebt mehr junge Leute, etwa un Alter von lö bis 18 Jahren, der andere Erwachsene, gescblechts- reife^ körperlich vollkommen aoegebildete Minner, nnd, wie schon
    • ) J. B. Friedroioh: Eandbooh der geri(ditalnm«ha& Fkazis. fiegsndnnf
    1848. 1. Bd. S. 273. ') Offisieil wurde in Athen aus dem nafs ein Itptjßoe mit 18 Jahren. Ohamtard (Fkes §f Qmrtittme» «k Ib <Mm. Suppiimmit am Votfoge^ dfAmdum* et (TAnimor. Quairüme edüion. Ibm» IwMiiiM. Airw 261». S. 110) nnterschoidot, was das Alter betrifft: Pais Ms zu 14 Jahren, Mellephebos mit 15 Jahren, Ephebos mit 16 Jahren und Eiephobos mit 17 Jahren; doch ergiobt die Anwendung des Wortes nv/V m den alten Schriftstellern, dass in dem Worte ndeimslie das Alter viel weiter ansgedduit wird. Alter der hemoaeznal OeUebten. 217 froher eiwUmt^ kann nur bei dieser letattoreii Neigang von einer reinen Umkahnuig, einer Inversion des OeBcUeohtetrielM« die Bede sein. Es giebt aber aneb Männer, die sieb in gesobleehtsnmeifen Knaben hin- geiegen fühlen. Erafft- Ebings) betont ansdrflcUicli, dass er- waobaene TTninge niemak anreifen mtamlieben Individuen eieh an- wendeten, im Gegenaats lu WQalSngen, die Knaben bevorsngten. In- deasen Hart aicJi dieaar Sati nioiht veraUgemeinern; es scheint vielmebf, daaa es hier weitere Abweiehungen giebt Ebenso wie es anf patho- logisoher Qnmdlage Mftnner giebt, die sioh mm weibUohen Geaohleeht hingezogen fohlen, die aber nieht eiwaebaene, sondern unreife mdehen bevonmgen, ebenso giebt es Homoaeiadle, die nidit mit dem erwachsenen Manne, sondern mit unreifen Knaben zn verkehren geneigt sind. Man mms mit der Schlussfolgerung, dass solche Leute sittlieh defekt seien, vorsichtig sein. Solche MänutT bevorzugen etwa das Alter onter 14 Jahren. Früher nahm man oft an, dass diese Neigung bei liomosexuelien die gewöhnlichste sei, indem man durch das Wort Päderastie zu dieser falschen Auffassung verleitet wurde, da man es einfach mit Knabeniitbe übersetzte. Hinzu kommt, dass gerade solche Fälle oft zu gerichtlicher Anzeige gelangten und infolgedessen über- hau mehr In kannt wurden. Da nmi das grosse Publikum im all- gemeinen natürlich nur das kennt und berücksichtigt, wovon es öfters gehört oder gelesen hat, so ist es nicht wunderbar, dass es diese Neigung zu unreifen Knaben für das Gewöhnliche hielt. Ich glaube, dass solche Neigung zn unreifen Knaben gewissennassen in leichter Andeutung oft vorkommt, besonders bei psjrebosexuellen Hermar- phroditen, dass aber eine durchgreifende Neigung mit vollständigem Ausschloss des heteroaexaeUen Elements doch wohl viel seltener ist, als die zu halb und ganz gesohlechtsreifen Mftmien, und wohl nur bei stark degenerierten Personen vorbmunt Waa das Alter betrifft, ao aoheint ea flbr^na, dass üi manehen Lindem die homoaexoella Neigang an erwaohaenen Mftnnem nioht aUgem^ bekannt ist Ein dorchans mverlia^ger Beobaohter aohreibt mhr I. B. aus Nordamerika fblgendea; ,Ein Kriminalbeamter aus dem südlichen Teil der Vereinigten Staaten von Nordamerika, der in den letzten 10 Jahren liunderte von miinnlichen proaÜtaieriea Barschen verhört, verwarnt und verurteilt bat, schreibt ') R. V. Kraf ft-Eb iug: Psychopalhia sfrimlis, mit besonderer Bcri^ck- üchtigtiDg der kooträren Sexuale mpßndong. £iue kliniaeh-forensisobe Studie, 9. Auflage. Stuttgart 1894. S. 2ö5. 218 Htitfgtaft dsr EnaliaBliebe ia Amerika das Überhandnehmen des Lasters dem Binfiass italienischer Magazei so und behauptet, daas in New Orleans allein ]uiiid«te von halber- wachsenen Barschen existieren, die TODI homosexuellen Qesohlechts* verkehr leben. Bei der Erwähnung homosexuellen Verkehrs zweier Er- wachsener erklärte er jedoch: Nerer heard of such athing — excqit on second thoughts, that Alice Mitchell case in MemphiSf btU ihey u erc hoth ivomen. ,Die reine Mannmilnncriiebe,^) wie sie in Deutschland häutig vor- zukommen scheint, ist in den Vereinigten Staaten, wenigstens in der südlichen Hälfte (südlich von Neuengland) nicht nur selten, sondern sogar unbekannt. Ich könnte Ihnen die Adressen vieler erfahrener Arzte und Juiüsten schicken, die Auszüge resp. t Übersetzungen üus Ihrem Buche über die konträre Sezoelemptindung mit grö&stem Erstaunen lasen. Ein früherer Biohter, der die Yevteidigung der Mörderin X.^ leitete, sagte mir, daae ibm fHUiere BektimtsdiaA mit Ihnni Werke seine Aufgabe sebr erleielitert haben wttrde, da er dann den Fall ab niebt ganz alleiii- ■fcebend bfttte bebandeln können. Seine langjährigen Er&hxungen, Stadien und Eocrespondensen bfttten ihn aber nur mit einem Analogon neoerea Datoms bekannt gemadhi Der Herr iit klassitoh belesen, nnd naoh einigem Naohdenken attierte er die Bemerkung der Hetire des Perikles, dass Knaben nur geliebt wQrden, so lange sie Weibern gUehen nnd so den Qesehleiditstrieb irreführten. Das — setste er binsn — sei auch Seme einzige Erklärung für diese Yerirrang. Ein anderer Juristf nut dem idi Über diese Dinge spnMdi, drückte sich ihnlieh ana. i am sure, sagte er, ihat I could find ym a thousand men wAo would helieve such fads only >n the high authority of that Dootor, hui would tchoUy faü to comprehcnd them, though they consider pae- derasty quite as natural as concuhinage and from their own stnndpoint of taste perhaps pref er ahle. , Sollte dieser T'nterschied ein Beweis sein, dass die Perversion der Instinkte in Kordeuropa weiter foii^eschritten ist als in irgend pinem Teile der neuen Welt? Denn auch in vielen Gegenden Südamerikas ist der geschlechtliche Verkehr erwachsener MKnner meines Wissens unerhört selten, obgleich der geschlechtliche Misbbruuch der Knaben und die Knabenliebe in allerlei Varietäten ganz zweifellos ist Sollte die Thätig- keit allzueifriger Kriminalisten angehende Päderasten zu forensisch weniger gef&hrliohMk wetteren Yerimmgen getrieben haben, oder sidlta rieh riel«  leidit diese Verirrang sns dem Easenienleben der enuopiiscfaen IGlitib«- Der Brieftehveiber meint bienuit «iie l4ebe in Tollkonmien ansgeteaebeenen mlonlieben Individuen im Gegensabs sa der Heignng lo helb tuiveifen oder eben eist geschlü'^ht-^rrifen jungen Lallten. £s handelt eich um einen kriminellea Fall, der seiner Zeit viel Aujbohea erregte. Häufigkeit d«r KubenUebe in Europa. 219 ittttep «rUiren laia«n nod ans dtr «TentneUai Vcmrlmiig einte w ent- iri«k<Ueii NdgongP* Hiergegen ist jedoch zu bedenken, dass anch in Deotschland die vollständige Inversion, d. h. die Neigung zu erwachsenen Männern z. B. im Alter von über 30 Jahren, seltener ist als die zu halbreifen unter 20 Jahren, und es ist weiter zu berücksichtigte n, dass anch bei uns ursprünglich diese Inversion vollständig unbekannt war und man allgemein nur Homosexualität mit Neigung za ganz oder halb un- reifen Knaben annahm. Teilweise in Widersprach mit den zuletsst erwähnten Mitteilungen sdireibt mii ein anderer, und zwar homoseineller Herr: ,Wm das Alter, BheetuidiTMliXitnia und Besolilftignng betnfifc» so glaube ieh, daas man ftberaU Homoaexaelle finde! Der jüngste, mit dem idh verkehrte, war 28 Jabr, der Slteste 62. loth habe mehrere Mtanv gekannt, die 28 oder 24 Jabr alt waren und habe von eiinm oder sweiMi gehört, die ent 18 Jabr alt waren. loh habe anch einen Mann von 70 Jahren gekannt, Labe aber über ältere nichts gehOrt An dieser Stelle mochte ich auf eine Ansioht» die no^ vielfach, edbst nnter Anten, verbreitet ist, aufmerksam machen, nftmlidh aof die Mgenannte Knaben* liebe. Niemals habe ich von einem Mann in Europa gehCrt, dass er einen Knaben liebte, und ich habe viele über diesen Punkt gefragt. Mein Freund Y. bat niemals von einem Homosexuellen gehört, der einen weniger als 22 Jahre alten Mann geliebt hätte. Mit kaum einer Ausnahme ist der Bart Notwendigkeit.*) Im Interesse der Waiirheit und der wissen- schaftlichen Porschnng, die sich an Thatsachen halten muss, sollten alle Forscher auf diesem Gebiete ihre Mitteilungen und Schlüsse duroh That> Sachen belegen. ,\Vafi jedoch den Orient betrifft, so erzälilt mir Y., dass dort die MHuner Knaben vorziehen; aber in Europa oder in Amerika hat er niemals davon etwas gehört Dies ist auch ein Grund, weshalb der Europäer wenig derartige Leute im Orient findet Ein Herr in Persien sagte zu Y. sogar: «Ihre Oberlippe — er meinte danut seinen Sebnurrbart — ist Ihr Ffaioh.* Eine erwähnenswerte Erscheinung ist die, dass einzelne Urninge, je älter sie werden, um so ältere Individuen zu ihrer Befriedigung wünschen; viele sind in jedem Abschnitt ihres Lebens immer nur zu ungefähr gleichalterigen hingezogen, also 8 jährige Knaben zu Sjfthngen Knaben, mit 20 Jahren besteht Neigung zu 20jfihiigen Jflnglingenu*&w. Wird von anderen Urningen b^thtten. Vgl. Albert Molh Unter- sachaogen über die Libido sexualis X, Bd., L Teil Berlin 1897. & Itki ü. 220 BeMada» ChaohmdnriditiiDgtB. Bei vielen tritt im höheren Alter wieder eine Neigung zu jilngeren Individuen auf; während anderseits sehr oft beieits bei Kindern Neigung in Enracbsenen beobachtet wird. Der Geschmack der einzelnen Leute ist auch sonst Terschieden. So liebt ein erwachsener chmtlieber Herr, der vollständig blond ist, nur jüdische Knaben, die noch nicht älter als etwa 16 Jahre sein dflifen. Von vielen weiss ieb, dass sie lobnste Arbeiter lieben, ein uderer wird nur von gans lerinmpten Individnen angesogen; der eine liebt nni Schwane, der andere Blonde^ Haache Urninge können nnr mit Mlnnem verkehren, die Bftrte haben; der eine erklärte mir, dass er besonders Uftnner mit YoUbftcten liebe, aber aneh Mlnner mit Enebelbirten kSnnten ihn noch reisen, nnmOglich aber sei es ihm, bei einem Manne Befriedigung sn finden, der gar keinen Bart habe. Ein Homosezaeller inssert sich hierClber folgendennassen: »Der Geschmack ist unter den Homosexuellen ebenso verschieden wie unter den normalen Männern. Was mich selbst betrifft, so wünsche ich mir nur Männer von 35 bis 50 Jahren von mittlerer Grösse mit eisengrauem Haar und Backenbart. Ein Fi imd von mir hat aucii nur Neigung für das mittlere Alter. Ich kenne einen Mann, der nur für M&nner mit dickem Bauch Neigung hat, einen andern, der nur MBdsw mit weissen Zfihnen wünscht, einen dritten, der übrigens in hoher gaeell- schalUicher Stellmig ist und ans ausgezeichneter Familie atammt, der mir Bediente wd gewöhnliche Arbeiter liebt» Tereofaiedaoe andere, die bot m Offisieren oder anderen Leoten in Umfonn Neigung haheo, nnd Ton einem habe ich gehOrt» der sieh Pdiieibeamte wftnsohte. Der Geeehmank ist eben TevsehiedoL* Zu erwähnen ist überhaupt die Vorliebe einiger für das Militär, besonders für die Kavallerie, eine Krscbeinnn^. die an die Bevorzugung der Uniform durch iiiaiirhc Wcilser iriniiert. So sehen wir, dass einige Urninge durch die Uniform in dem Grade* angezogen werden, dass sie mitNichtmilitärs überhaupt gar keinen sexuellen Verkehr suchen. Merkwürdiger Weise kann in einzelnen FAllen die homosexuelle Liebe selbst auf Blutsverwandte gerichtet sein; so enrfthnt Babow einen Fall, wo ein Urning seinen eigenen Bruder zum Gegenstand seiner Neigung machte. Hiermit verwandt ist die Beobachtung Krafft-Ebings,^) der einen Fetiechieten beschreibt^ der mk in die foese seiner Sohweater verliebte. ^ R. Krafft-Rbing: Psychopaihia sexuaiü, mit b^nderer Berück- aichtigung der konträren Sezualempfindong. Eine kUnisch>foreosiBohe Stndie, 9. Anliege. Stnttgut 18M. & 181. BeifipieL 221 Ja dem falgendeii Fall kam es bei dem homoaexoelleiL Patienten gleiehflEins m sexaeUer Neigung und leitweiee zom Verkelir mit dem eigenen Bruder.*) 11, Fall. X, 31 Jahre alt, Jurist, macht flnsserlich einen durchnns männlichen Eindruck. Ära Körper, besonders an den Schenkeln, zeigt er dichten na;ir\vuchs ; die Brust ist allerdint^'s; fast gar nicht beha;irt. Die Brustwarzen sind klein, die Brust ist ohne Fettpolster, Haltung und Gang sind durchaus nnlnnlich. Erbliche Belastung lässt sich in der Familie dos Vaters nicht nacbv, i ^ n. Der Vater selbst ist früher äusserst sinnlich gewesen, gilt für einen Egoisten bis zum Extrem und für grausam in seinen ganzen Anschauungen. Er ist heterosexuell und hat für jedes Weib mit iVischem Gesicht Interesse. Er gilt für rücksichtslos bei Be- finediguBg seiner Lost and bat yiel£kdh mit anderen weiblichen Peraonen nalMii semer Frau geBcblecbtlieh Terkehrt Die Mutter iii dne Dane mit ttreng religiösen Ansehamingen, die sogar etwas an Exsentrisitftt grensen. Sie gQt für rSokesfiohtig, wobei abw nt berfldcsiehtigeii ist«  dasB sie die ebdiebe Untreae ibres Mannes sebr scbwer empfindet Was die Gesobwisfeer dea X. betrift, so sind die Sobirestem Yerbeiratei Die eine Ton ibnen batte tot der Verbeiiatnng mehrere, allerdings nur platonisobe Liebsebaften. Bin Bmder ist AUcoboliker. Sonst ist in der Familie des Z. nidits naobweisbar. X. hat einen Hersfebler. Er ist stroig erxogen worden, snmal da die Familie viele Entbdumngen durchzumachen batte. Des X. jBrinnemng reicht bis in das 4. Jabr sorück. Er batto^ damals, von den Eltern wenig beaufsichtigt, vorzugsweise mit älteren Kindern Verkehr, sowohl mit Knaben als Mädchen, wobei Betasten der Genitalien ganz gewöhnlich war. Der Bruder des X. spielte in seinem sexuellen Leben die Hauptrolle. X. erinnerte sich, dass er, 7 Jahre alt, eine ungewöhnliche WoHnst empfand, als er im Bette seines Bniflers lag und seinen ganzen Körper ünd besonders die Genitalien an des Bniderj» Leib pressen konnte. Audi dci Bruder scheint sexuell nicht ganz normal zu sein oder wenigstens gL \s zu sein ; dtnn *;s gewährte ihm einen gewissen Genuss, wenn X. ruembrum Mium i. e. frait is in os proprium itnmisii und X. that das gern nach dem Grundsatz: do ut des. X. empfand Genuss, wenn der Bruder scm i>crutum in os suscejni. Vom 8. Jalure an sdUief X. stets mit dem Bruder zusammen, und jede Nacht opferten beide wenigstens eine Stande der WoQiist aof Terscbiedene Art Nie fand bierbei Fidecastie statt, die anob jetxt noob dem X. sebr wider- lieb isl^ X. nabm blnfig des Braders membnm in os ainm; als aber 0 In seiner Bede fllr Pnblins Sextins erwibat Cieero (7. Kapitel^ dass Clodias sexuelle Beziehungen stt seinem Bruder nnd BablsebaAen mit aeiaen Schwestern nnterbalten habe. 222 der Bruder mannbar geworden wu, beendete X. den Akt aofanell vor der Eyaknlationf und swar wann beide dartfber flbereingekommen, da ee den X. widerlidi nnd abetosBend war und dem Bmder keinen besonderen GemiBB gewihrt bfttte, wwn der Akt Unger fortgeaetat worden wln. Obsehon der Bmder den X. früh über manches belehrt hatte, woher die Kinder kämen, batte X. doch damals noch keine deatUchc Yor- siellung von der Zeugang. So ging das 4 Jahre lang, bis zu des X. 12. Jahr. Im Gegensatz za früher vermied X. bald allen sexuellen Um- gang mit anderen als seinem Bruder, und zwar schon deshalb, weil der Bruder ihm als das Ideal der Kraft galt und ihm mit seiner Körper- st&rkfi gf'waltig imponierte: ,Moin Bruder tmi,^ mich auf seinen Achseln oft schwimmend über die Don;iu*'. Dies bedeutet« für X. den Inbe-rriff der Stärke. Zweimal besuciito ein Scbulkanierad des Bruders diesen: als er ihn aber nicht zu Hause fand, lud er ohne weitere Umstände den X. ein, ihn zu masturbiereo, was X. beide Mal tbat. Ejakulation ist bei jenem nicht erfolgt. In diese Zeit fallen auch gewisse Zerwürfnisse zwischen den Eltern des X., die in unglücklicher Ehe lebten, llierbei teilte dem damals 12 — 13jährigen X. dessen Mutter alle Einzelheiten des ehelichen Lebens mit, soweit dieser es nicht schon aus den ZAnkweian erfehren baftte» nnd twar fhafc ea cBe Mutter deihalb, um den Yafter dea X. wegen adnea Tie1£Mhen Ehebmcha bei den Eindeni ansoaohwlnen. X. hat aber heute noch die Empfindung, daas dieaea Toigahen aemer Matter ihn Ton dieaer abatieaa, and daas dadnrdb eine gewime Yezaoihtnng dea Weibea überhanpt bei ihm entstanden sei Naeh nnd naeh wandte sich des X. Bruder von diesem ab und den Frauen an. Er Terliebte aieh, 28 Jahre alt» in eine Dame und heiratete aie kune Zeit daranf. Die Ltebsohaft erweokte dea X. Eifeisuehi Ab er aber au bemerken s^bte» daas die Braut asmea Bruders ihm (dem X.) gnstig nioht fiberlegm sei, wurde er weaentixah ruhiger. Bis dahin lebte X. aiemliob ungexwungen. In der Schule einer der ersten, bei allen Spielen einer der tollsten, waghalsig und ttbennttig» konnte er es dooib an Kraft mit den gleiohaltrigen Knaben nieht auf- nehmen» da er an S^wlehlicb war. Durah Schnelligkeit, Biegsamkeit und besonders durch List suchte er sttnen Mitschülern die Wage su halten. Mit Mädchen spielte X nur, wenn keine Knaben da waren. In Handfertigkeiten, Stricken, Nähen mit allerlei Maacbinen Tersnohte X. es Mädchen gleich au thnn. GeacUechtlichen Umgang mit fremden Kindern mied X. konsequent; er war auch nicht intim ^'^nug mit ihnen, und ausserdem zog ihn keines der fremden Kinder an, zumal da seine Neiining zum eigenen Bruder bestehen blieb. Vom gemeinschaftlichen Baden hielt sich X. fern, weil es ihm zu ISrmend zuging, nnd weil er fürchtete, w^en seiner klemen Gestalt ausgelacht zu werdwi. Als X. 14 Jalire alt war, änderten sich sein Wesen nnd sein Charakter. Beispiel. 223 Die Pnberttt hatte sich sduiell «ütwv^elt; er wurde in jener Zwt Hokiach and aUeo leinen AngebSrigen gegenäber aehr Bpits. Br war auch mcht mehr ao satranlich wie firflher. Li j«o«r Zeit sah X. einen kioatiseben Eesselflidker auf einer Wiese liegend onanieren. Aspeäus mm vaÜB «xeUamt^ und er Tirsnchia daheini dasselbe m thnn. Znm ersten Male trat IJfakulation ein. Von da ab mastorbierte er wöebeniUch etwa einmal. Er glaubt nioh^ daas er dabei an irgend etwas gedacht hat Die Masturbation hielt er geheim; ein Wansch naeh Verkehr mit dem Weibe wurde damals in ihm niidit isge. ,Übrigais achtete ioh die Frauen nicht als hoclistfhond genng, dass ich si« so intimen Umganges mit mir gewürdigt hätte. *^ Ein Lehrer des X. war ein äusserst kr&ftiger, ontersetater Hann, 85 Jahre alt. £r war treuodlich zu X., trotz seiner sonstigen ranben Art, und für diesen Lehrer hatte X. bald eine besondere Empfindung von Liebe. Er erinnere sich zwar nicht, dass er in der Nfibe des Lehrers sexuell en-egt wurde; sicher sei f^s nher, dass der Mann ihm körperlich gut gefiel und dass besonders die engen Hemkleider des Munnes, die seine Beine schiirf markierten, ihm fdem X.) f'!n bt-conlpres Wohlgefallen ver- ursachten. Als einem tllteren Mitschüler emst die Beinkleider zerrissen waren, nähte sie ihm der Lehrer an der Naht dicht unter den Genitalien zu. X. erinnerte sich noch, wie sehr er sich darüber Urgertc, dass er die kleine Arbeit nicht leisten durfte. Em .kudeier Lehrer des X. war gleidifalls sehr gut zu ihm. Er wai- pedantisch, und sonst etwas weibisch; nie kam dem Z. in dessen NBhe aaoh nor die geringste Spar YOn Er* regung, und dofih war der Mann ihm gegenüber, wie Z. bente glaubt, «offitUead nngeniart Ln Alter von 17 Jahren begann X. seme üniTersitfttsstadien. Er hielt M aber hierbei Ton allem gesellsohaftliohan Verkehr fem, und awsr wesentlich ans matariellea GrOnden. 20 Jahr alt, lernte er dnen Kollegen kennen, der ihm besser als süle anderen gefieL Bas Leben bradite beide swar bsld anseinaader; rie selirieben sich jedocb noob Öfter in etwas llbertriebenem Stil X. besachte den Freund so oft wie mllgliidi nnd war stets von dessen Wesen, «das fOr alles Ont« and Edle begeistert war*, eatillekt Aach als es dem Betreffenden später schlecht ging, hat X. ihm noch manchmal aar Seite gestanden. Zu sexuellem Verkehr ist es »wischen den beiden nie gekommen. X h&tte sieh gescheut, ihn sa provozieren, und nur einmal machte er einen kleinen Versuch, indem er des Andern Taille umfasste und ihn fest an seine Brust drückte. Dieser ging aber gar nicht darauf ein, und X. wir froh, dass er gar nichts von seinen Absichten gemerkt hatte. Der Betreö'ende ist übrigens heterosexuell and verkehrt gesdilecht- liüh nur mit weiblichen Personen. X. gab sich immer mehr der Einsamkeit hin. Eines Tages ging er 224 tpBxuma; er war jetit 21 Jahn alt. Da traf «r aof dem Httmwege mit einem üim wohl bekamtan Kanfinann ttuaauDen, Dieaer aali wttrdig «08, hatte einen weinen Tollbart, war aiark gebaut nnd hatte ,pridiilg schwarze Äugen". Er lad den X anm Abendbrot in eine Wirtadhaft ein. Obwohl er durch Hanger stark erschöpft war, lehnte X. es ab^ weil ihm das Wirtshausleben zuwider war. Darauf schlug der Kaufmann dem X. einen Spaziergang in Öder Oegend vor, was dieser nicht ab* schlagen konnte, ohne unhöflich zu sein. Auf einer Bank setzte sich der andere, angeblich ermüdet, hin nnd nachdem sich X. ebenfalls nieder- gelassen hatte, ergrifi jener scüne linke Han(l, um ein Geldstück hincin- zuscliielHni. X. glaubte, dass er dies ihm gilbe, weil er wusste, dass es Sfinen Angehörigen schlecht ging. Aber als X. danken wollte, merkte er, dass der Kaufmann seine Gonitalieu entblösst hatte, und dass er nun nach des X. Haud griii, um sie heranjcufuhren. X. war ihm zu Willen ; er zitterte aber, ob vor Lust oder Scham, weiss er selbst nicht. Uahrcud X. den a,ndein raasturbierte, ^nll dieser mit der eigenen Hand nach des X. Mcmhrum, zog es hervor und manipulierte an ihm. Bald trat bei dem andern Ejakulation ein. Er schob den X. nun sachte weg, rnnigte sidi, mnannte und kflsate ihn, nnd verlieea raadi den Ort| mit d«n X. ein Zneammentreffen fftr den niehaten Tag veralnedend. X. hielt die Yerabrednng nicht inne; vielmehr wich er dem Manne stets ans, nnd als er es einmal in einer sehmalen Gasse nicht thnn konnte, trat jener Mann la ihm heran nnd ennöhte ihn, «ihm doch wieder eme {"rende tu madiea* X. sehSrnte sioh nnd wurde fiber nnd Aber rot. Er wieh dem Manne noch mehr sna^ Aneh heute begegnet er ihm nodi manch- mal; do<di hat er sieh ihm nicht wieder genBhert X. meint: »Hfttfce er mir damsls kein GMd gegeben, so wfirde ich wahrscheinHdi mit ihm wieder gegangen sein.* Gennss hatte X. eigentlich damals nicht, weder- als er aktiv noch als er passiv th&tig war. £r hatte awar Erektion, aber es war bei ihm zu keiner Ejakulation gekommen; nur bei dem Abschiedskuss, den ihm der andere gab, hatte X. bei der Empfindung der bärtigen Lippen des andern ein angenehmes GefühL X. war unterdessen 24 Jahre alt geworden. Er lernte eine Witwe kennen, die ihm nicht gerade sympathi r]i war, die aber fflr ihn einoi schönen Körperbau hatte. Nach etwa 7 Monaten ungeswungenen Ver- kehrs bradite sie das Gespzftch auf die geawungene Enthaltsamkeit der MBnner und s^te ganz allgemein, „dass sie nicht engherzig abschlagen könne, was Männern Freude mache," Eines Tages ging X. an ihrem Hause vorbei nnd benutzte die Gelegenheit, ihr einen Besuch zu machen. Sie empfing ihn, sohim Ihifm succincta. X. schloss die Frau ohne weitere Umstände in seine Arme; sie vHrlangtc i iueu Kuss, den X. aber nur ungern gab. Länger zu bleiben, liatte er keine Zeit. Beim nächsten Besuche nach einigen Tagen ging er schon weiter. Sie empfing B«q»lel. 225 Qm wie das erste Mal, presste ihn fest an sich, und er Terlaogte von ilir den Koitus. Sie stellte aber vorher die Bedingung, cUtfS er ihr drei Küsse geben solle, und dass er ante eiacukUionem memX>rum extrahat. X. übte den Koitns mit ihr ans ; aber er mnsste ihn nnterbrechen, da die Frau eine Schwilngerung boftirchtotp. Des X. Wollustgefiihl war während des Aktes so gesteiger;. le c-x os vorher nie gekannt hatte, und nur dadurch war die Frt init l eeintriichtigt, ,dHss die Frau allzu häutig Küsse verlangte und l»e8üüders auch durch die immer wieder an ihn gerichtete Frage der Frau, ob er sie denn nicht auch innerlich liebe,* Dies war aber bei X. nicht im entferntesten der Fall. Die Ejakulation des X- erfolgte uunuttelbar, nachdem er sein Mctnbrutn herausgezogen hatte. Koch zwei Mal übte er mit der Frau in den folgenden Tagen den Koitus aus, und swar mit Tollstem Genuas; aber stets war es um ein Ccitm inkrruptus» Die Frau war ilim aonsfe m jeder Weise «itgegen gekommen. Ohne dasB ne et Yerlangfee, kflsste X. tie jelit aneb, and swar» wie er aaftlirtk freiwillig ,siir Belolmuig*. AoBBSir diesen drei Fallen hat X* den Koitus niebt mehr ansgeflbt Br mnsste die Stadt» in dar «r damals lebte, bsld yedassen. In samem neoen Wohnort sachte er hier nnd da AnknUpfongsponkta bei Frsnen, aber nidit bei ICldohett, und swar bei diesen nioht» weil er Tarmntetei dass sie ihm sn sohwer sntgegenkomoMB wtlrdso. Er hatte aber nixgenda Erfolg. In einem Falle bitte er es, wie er glaiibt» enraiahen kdnnan: aber da waren gesellacbaftiiche Gründe im Wege, die ein ungeniertes Zosammoikommen unmöglich maclitt n. In der Zeit des sexuellen Ver- kehrs mit jener Frau stand des X. Freundschaftsverhältnis mit dem soerst genannten Kollegen nooh in sdhOnster Blflte. In OffontUohe Httoser xa gehen, um dort den Koitus ausmüben, wozu er oft von Freunden ein- geladen wurde, brachte X. nio fertig Zuerst hielten ihn, wie er glaubt, moralische Gründo al-; sj iltLr aber war es nur der Umstand, dass er Ansteckung förcliti und bt -onders, weil ihn das G esch&ftsmftssige des Betriebes abschreckte. „Auch hiitt« mich das Geld gereut.** 26 Jahre alt, lernte er einen andern Mann kennen, nennen wir ihn Y. Der Betreffende war ein KoUefife von ihm. X. gewann den Y. lieb, und er that ihm trem dies oder jenes zu Liebe, ohne dass der andere es merken sollte oder merkte Im Fnvatverkehr war X. dem Y. gegenüber verschlossen, aber nicht aus Berechnung, um ihn zu reizen, sondern nur aus Vorsicht, Trotz alledem wuchs die Neigung des X. zu leidenschaitlicher Liebe an. Seine Zurückhaltung verlor sich, und er suchte bei jeder Gelegenheit mit Y. zusammenzukommen. Einmi^ gingen bnde snsammen spasieren. Da kamen lia Ton Fachgesprldien aaf aU* gemeiBe Lebenssnsohannngen nnd sdilisssliob fragte 7. den X., ob er meht sein Fraond sab wollte. ,Ioh traute meinen Obren nicht tor Moll, 15 226 BeiapisL Freude und Glück. Wir umarmten und küssten uns. Zum ersten Male hatte ich Cennss vom Küssen, und ich glaubte mich im siebenten Himmel Und wenn ich jetzt zorückdeiike, so ist jenes der seligste Moment meines Lebens gewesen.* Y. steht in demselben Alter wie X. »Er ist mittelgross, SnsPfrlich mSnnlich entwickelt. Er hat .\ugen, die so hlirkon kfinnen, wie nicht leicht nin zweites Paar, was sowohl Männer wie Frauen mit Ivct-ht von ihm sagen. Seine Brust ist dicht behaart Membrum (üque testtcidi normal.* Beide suchten nun zusammen zu wohnen; sie hatten aber kein gemein- sames Schlafzimmer. Eines Abends, als Y. bereits im Bette lag, bemerkte er, diiss X. noch wach war. Er rief ihn zu sich herein, und X. folgte freudig der Aufforderung. Sie unterhielten sich über einige Dincre, die den X. betralcii, über einige unangeaehoie ISachnclitea, die dieser er- halteu hatte, und Y. tröstete den X. mit innigen Worten ; er mahnte ihn«  doch Mut für die Znknnft sn IttboL HlMwif sog «r d« X Kopf aa sdne hloBse Bnut, drOdde ihn fort aa lieh, bU er Om nadh eUr« eiiiir Yiertditande wiador von sieh gahen hie«. .Seiideni hab« ieh üm oll gebeten» mir Fbti sn macliMi Ar nuino Wangon aa lainer Brost. Br gawSihrta aa gfitig. Wir kllBitan uu iii jadam HoigwgraH, oft anoli nun AbendgniBa. Dar aina trat ohna ^Qnnliolikait in das Zimmer das andam, doob ao, daaa der andere nioikt im Mlg^igA flbaxraaoiht wnrda. War man gani im Betti so hatte ein Beandi niehta ünangenahmea an ach. Einmalt erinnere ich mich noch, trat ich zu ihm, als er bereiti schlief. Er lag halb aufgedeckt auf seinem Bett. Dabei schien der Mond in das Zimmer. Ich wurde heftig angeregt, spürte deatliche Erektion und hatte überwältigenden Genuss von dem Aüblick meines Freundes. Gern h&tte ich mich der Länge nach auf ihn hingeworfen; aber ich fürchtete sein Erschrecken, seinen Unwillen und am Ende auch seine Verachtuiig. Öo bedeckte ich ihn ganz sachte und zog mich zurück. Ganz ungeheuerlich erscheint mir beute diese niftine Überwindung.* Eint.-; T;iL[es mnssfo X dem Y. eine kleine Wunde, die dieser sich am Beine zugezogen hatte, verbinden. Bei dieser Gelegenheit sah und be- rührt« X. des Y. Genitalien. X. hatte heftiges Herzklopfen, aber Erektion trat nicht ein. In der Folge wurde Y. mit Gew^ihrung und Erwiderung von Liebkobuiigeü etwas sparsamer; und als X. ihn eines Abends mehr als gewöhnlich küssen wollte, erwiderte Y.: ^Bu solltest eine Frau haben, dar du «ne Stande lang gute Nacht sagen könntest*. X. meint, dass Y. früher als er selbst schon bemerkt haben mflase, dass die Lust snm gegenseitige Efissen einen aexnaUen HinteKgnmd habe. ,Ieb spSra bante nooh genan wie snr Zeit dar aitten BxUflnmg den Zanber dar NSha meines Fraondes. Sein erster nnd nioht an ecachflp&ndar Yonng iat Henanagttta. Nie ward« ieb midi lueiin mit ihm messen kSnnen. BeispieL 227 Wo ieh «lUvai Gvki absiohtUoh ihnei thut er es, weil et sieh bei ihm TOB idbft ergiebi Er hii nrende «a Poene, wBhmid SDHigt Im TbMior intazMiiert ifaii das Sohauspiel, ud «r ttfgt Empfin- daBgen mit lioli meh Hrase^ wilurad utf miob alle diese Dinge keinen Eindiuek maohen. Er Hebt den Tans; ick will absolut mchts von diesem wissen. Snne Nedkerei mit jnngen Damen bat stets den Anschein der Wafarbaftigkoit; ich wflrde dam gar nicht im stände sein. Er raaoht, idi nmcbe niohi lob bieH mich frflher Ar «nen gutartigen tf enscben ton nicht geringer Qnalitftt, bis ich in neoerer Zeit edcannte, wb egoistisch, wie charakterlos und unmännlich man mitunter durch sein £rbübel| das Uraingtum irird. Schon mehrfach war ich nahe daran, mir Yon meinem Freunde zu erbitten, dass ich eine Nacht bei ihm im Bette zubringen dürfe. Aber idi, der Stolzere, der Hochmütige, soll darum betteln? Nein, lieber ginge ich zu Grande. Mein Freund würde es mir vermntlich ginv'lhrf n. und empfände er Ekel, er würde ihn unter- drücken; ist er doch so hi rzcnggrit! AIk v ob seine rjfite nnd Milde 80 stark wäre, da&j sie die Verachtung überwinden kömitr? Fröiliuh, wonn ich mir so vorpbilosophiere, welchen Zweck doch eigentlich das arm* seiige Leben hat, wenn der innigste Wunsch, obwohl erfüllbar, mir ver- sagt bleiben rouss; wenn ich mir immer vorstelle, wie wenig Freude ich bisher gehabt, so kommt man zu emeoi nahe liegenden Schluss, nämlich dem Abschluss.* In neuerer Zeit sind dem X. wieder Änerbietungen von einer Dame gemacht worden, die ihm unter anderem erklären liess, er wäre ixir sie eine Sünde wert; sie schrieb ihm auch ungeniert, dass sie ihn liebe, dass sie aber des Alterauteiüuhiedes wegen — sie ist ülter als X. — es be- greiflich finde, wenn er nicht an üeirai denke. X. traf öfter mil der Dame znsammen, aber es kam zn keinem sexuellen Akt .Wenn sie mich gebeten haben wQide, wien Abend bei ihr sn bleiben, d. k. sie dorek einen Koitns so «freOMi, so bStte idi es ihr gewthrt.* Aber freilicb, meint X, wire bei ikm der Qennss nidkt annlkemd so gewesen, wie er es sieh bei seniem Frennde TonteUt. Und doch meint er| mflstle der kdipeiliche Bdi bei einem Weibe viel mehr wollnsteiregend sein. Bei X. smd es llbiigena^ wie er i^anbt» nicht so sehr die Oemtslien des welche ihn reis» wflrdsn, sondern sor der Umstand, dass die Genitsli«! der Teil sind, den dieser ihm nicht preisgiebi Und immer wieder stellt sidi X. dabei in der Fhantsne vor, wie er mit seinem Freunde zii< sasunenfiegen wollte, wie er am liebsten, sein mentbrum an des Freondes K(hper gedrückt, bn ihm sein mOchte. , Dabei wollte ich ihn küssen, bis mir die Lippen weh thäten, und das Ganze sollte Stunden lang dauern. Ob es zu Ejakulation käme oder nicht, das wäre gleichgiltig; ich wäre befriedigt. Ob ich ihn nicht doch noch einmal darum angehe? Die AltemaÜTe ist ja sehr eiaüaoh; entweder ich entsage dem glühendsten 228 EinlltiBS dflv YeilBliraiig nf die Art der Befktodiginig. Wanaohe, oder iflli ▼erlnre oder mIi« dodk aa& Spiel, in ▼«rliem die AditDiig meiiieB besten Fkrandes. An dieeem aber Ubige ieh w mlditig, daaa ioli bis jetet ibm gsgenftber konerlei Andeutung feilen liess. Wie eigentfimlioh: Mtsa nennt sich Freund, teilt sioh alles mit, nur was beide am meisten bewegt, wird verschwiegen.* X. masturbiert jetrt monatlich etwa 2 Mal, also nicht mehr so oft wie früher. Wenn er längere Zeit die Masturbation unterlisst, was tn- weOen vorkommt, so erfolgt Pollution im Bett, oft ohne Traum. Sexuelle Trfinrae hat X. überhaupt fast nie. Meistens erfolgt die Pollution im Halbschluiumer und gewöhnlich nach vnranfgegangener geistiger Onanie. ,Tjetztere mir abzugewöhnen, gebe ich mir keine Mühe; denn sie giebt dem Geistp Erholung, und, wie ich meine, edlere als manche Loktüre. Me ipmm nndum m speculo videre permiujnam voluptaietn viihi o/feri." Sexuell filhlt sich X. leicht erregbar. Er hat bei dem geringsten Gedanken an homosexuellen Verkehr oder beim Küssen eines Freundes Erektion. Hingegen macht merkwürdiger Weise der Anblick badender M&nner auf ihn nicht so viel Eindruck. £r rieht immer nach der BSektnng, ubi m$mbnm drds eti. Vom Bliok der Srkennnng, Aber den üminge so hftufig Aseln, ist bei wie er Mndriloklieh erUArt, keine Spur ▼oriunden. Die Art und WeiM, iri6 der Uiniiig Im Gwolileoktnerkelir mit dem Hmiw saue Befriedigung soxät tmd findeti ist venohiedeii. Welolie Art der Befiriediguog jemand im einsebMD Nie wiUt^ irt ▼on zahlreichen M omenteii abh&ngig, unter denen die Terftthrung wohl auch einige Bedeutung hai Ob überhaupt ausser der Aneinander- lagürang der Körper, ohne dass Zufälle und Verführung mitspielen, eine bestimmte Art der Befriedigung (z. B. Itn7Hissio inemht i in osj durch den Urning bevorzugt wird, halte ich nicht für sicher. Beim normalen Geschlechtstrieb nehmen wir an, dass die Neigung auf den Koitus gelichtet ist, d. h. auf Immif^sio nmnbri m vanirmm. Dass auch hier Verführung; und Nachahmung als Gelegenheitsursachen eme Rolle spielen, halte ich nicht für ausgeschlossen. Üass aber, wie Ludwig Heinrich v. Jakob') meint, der Mensch (iie Befriedicfung des Geschlechtstriebes nicht durch die Natur, sondern durch die Kunst lerne, das dürfte ein Irrtum sein. Vielmehr habe ich an anderer Stelle schon gezeigt» dass wahrsoheinlioh gerade die Neigung, den
    • ) Ludwig lloinrich v. Jakob: Onuidiiss der ErieJunngs^Seelenlehte,
    4. Aasgabo. UaUe 1810. S. 272. Verechiddduiieit der Befriddigong. 229 EdtoB ansmflbeii, d. L wumbnm iumutien m ffoginam auf «iner eingeboreiieE Dkpodftion bendit Nicht nur spiedieii hierfür Be- obaofatangen in der Tierwelt, wo wir finden, dass der Koitns ohne Einwirlrang von Beispiel oder Verffthrung ausgeübt wird, sondern auch manche Erscheinungen aus der Pathologie des Menschen.'} Auch Ed. V. Jlartmaiui') rechnet in seiner Philosophie des Unbewussten die normale Art der Geschlechtsbefriedigung, d. h. den (JoUus per iXLginatn zu den im Menschen liegenden und ihm angeborenen In- stinkten; das Wirken des Unbewussten bildet nach dem genannten Philosophen die Geschlechtsteile zusammenpassend und treibt als Instinkt zu ihrer ricbtigen Benutzung. Angeiioitimen, dass dies richtig ist, so fehlt natürlich jedes derartige Moment für den homo- sexuellen Verkehr, bei dem der Zweck der Fortpfljmzung weder bewusst noch uiihcwusst auf die Art der Befriedigung einen Einfluss übt. Dass man unter solchen Umständen beim B'ehlen des Zweekes der Fortpflanzung zu etwas ungewöhnlich scheinenden Arten griff — Nero liess nach S. Aureliaa Victor einem Mann sogar ein Stück Fleisch heraiiBsolmadeiii') um ihn dadurch ^ormare in mtdieremf* — ^ ][ann ebenso wenig verwundem, wie der gelegentlich vorkommende analoge Vorgang in dem heterosexuellen Verkehr, wenn Schwlagerang vermieden werden soll, obwohl selbst bei dem Wunsche, sie la yei^ ' hindern, der Instiiikt nach Bd. t. Heitmann som CMtesjMr vaginam drängt Es Ist mir ftbngens wahne]iein]i<di, dass die Art der Befiriedigong bei den ümingen sa ▼ersofaiedeBsn Zeiten nnd an Terschiedenen Orten Tsrsoliieden ist^ dass i. B. In Faiis, als Tardien*) sein BucJi sebrieb, die FSderastie bftofiger war als gegenwSrtig in Berlin. Folgende Beobachtung soll zeigen, wie sich bei einem Ürrnng in dessen verschiedenen Lebenszeiten der geschlechtliche Akt gestaltete. Genaueres hierüber bei Albert Moll: UntersnofalDlgeil ttber die LQrii9 texualü, 1. Band, 1. Teil. Berlin 1897. S. 96—310. ^ Eduftrd Uartmann: Phüoäophie des Unbewussten, 8. Auflage, 1. Band, PhSnonenologie des TTDbewiiH(ii. Berlin 187a 8. 190 £
    • ) Es sei bei dieser Gelegenheit onriUint, deas Phi lernen und der Dichter
    Alnxi?; finnn Mann Namens Klisophos erwähnton, der sich in eine marmorne Eil(ls;iiile vcrli- bf: battr. Kr lip«H sich in dem Tempel m Samos eiuschliessen, und au die Steile der (ienitaUeu der £:>tatue befestigte er ein StUck Fleisch, um auf dieee Weise den Eoitns nnefibea sn ktanen. (Paal Horeaii de Teures ßu Äbarratiotis du »ens gemsique. Troisiime edition. Pcurü 1883» S. 196b)
    • ] Ambroiae Tardien: jfilftMis miäieo46gah turln ttUentati amnumirt,
    Parü 1858, 230 BaiqdflL 12. Fall. X., etwa 50 Jahre alt, ein l ^lcannter Kftnstler, führt saine perverse Anlage aof die frOhesie Kisdeszeit zorfiok. Die ersten Oe- danken in Besog inf annelles Leben kamen ihm im Alter von 10 oder 11 Jahren, wo ein junger Mann Y. X.s Hand erst in seine, d. h, Y.B Hosen und dann an den Geschleobtsteil licranfüLrte. Das Anfassen des- selben, sowie besonders aach dos Anfassen der Haare und später deren Betrachten war für X mit besonderer Wollust verbunden, X, fühlte von da ab immer fiiicn liesondeieü Drang, männliche Genitalien zu sehen, ohne sich aber irgendwie dabei etwas zu denken. Ais er älter wurde, machte ihm auch die sonstige körperliche Berührung m&nnlicher Indiriduen grosses Vergnügen, ohne dass er sich aber einem bestimm tön Akt hingab. Später liebte er eä, besonderö Freunde an seine Wangen zu pressen, and allmählich empfand er auch em Vergnügen daran, ttberhaopt seinen Körper an den eines anderen etwa gleidydterigen Hamwi ^enaiBlegen. Itaiab war er fidi dabei heften bewnnt) dan er irgend einen bestimmten Akt ansfllbren wollte, j» er batle bis m seinem 20. Jahre gar keine Empfindong davon, dass er bei diesen ümarmongen vnd Berflbrangen Sameneignss haben konnte. Siat in sainem 26. Jabre, als er mit einem VwmA» raaammen im Bette lag nnd ihn sehr liebkoste, eorput men^bmmgite mum apprimens ad corpus amki, empfind er plOtslieh, dass Samen- ergass mit Wolkisligeiflllil etlblgte; hierbei »ging ftr X* eine gsni neue Welt anf*. Nie batte er TOrber Onanie getrieben, nor des Nachts baitte er bei wollüstigen Tdlomen, die stets Männer betrafen, öfter PoUntionett, niemals aber Samenergass in wachem Zustande gehabt. Auch jetzt noch ist er sich nicht bewosst, dass er irgendwie mit seinem GUede einen besonderen Akt aasführen mttsse. Immissio membri in anum ist ihm widerlich; apprimere memhrum alicui parti corporis alterius gewährt ihm grosse Befriedif^^n^; hierbei liebte X. es, si aller inrtinihii, ipseq\te succumbit. Aus den sonstigen reichhaltigen Mitteilungen von X. erwähne ich noch folgende. X. halt es für müglich, dass sein eigener Vater hoino- sexuelle Neigungen hatte; als sicher kann er das jedoch nicht angeben. Sonst sind wesentliohe erblich belastende Momente in der Familie nicht nachweisbar. X. selbst ist ein sehr ehrenhafter Maim, der Zeichen von Effettmiatio nicht darbietet. £r hat mit vielen schönen Weibern gesellig verkehrt, hätte auch in der Jugend oft Gelegenheit znm Koitos gehabt, aber er hatt.e nicht die geringste EmpfindunL' für das weibliche Geschlecht. Einzelne Versuche, geschlechtlich mit dem Weibe zu verkehren, sind fehlgeschlagen; es kam bei X. nicht einmal zur Erektion. Nor einmal hatte er, als ein Wdb llQgere Zeit digUis eius membrum frieuU eine geringe Brektion, die aber in wenigen Seknnden «fader vergangen war nnd an «ner Immissh mem&ri nioht benutrt werden konnte. Ton sonstigen IHgantllmlidik«ten des X. enriOme ioh noeb die^ dass Peripliensche Vorg&uge. 231 ar vwlilltmtiDftsing objekti? iife, di« HomoMxuHtlt flir «ms kraddull«  Enelwiiiiuig halt» ab« doch daran YoikommeD sthr 1lb«rlrmbt und sie bMondos Ii« maaem aammnnt, die ihm dnndi üueii Benii nalie rtehen imd infolgedeeBtti sehr frenndlidi ni ihm smd. Er hsife sieh dabei, wie er sdbrt angiebti sishoii oft gettnsoht» ist aber doeh noeh immer geneigt» heterosexnelle HSnner, die in der Offentliehkeit woUbekaiint sind, ffir Üminge sn haUaa. Senell rerkehrte X. mit einem jnngen Hanne Y., der sich an- scheinend nnr nm Geld zu verdienen dem X. hingiebt. Y. ist ver- lobt» X. hftlt ihn flr heterosexoeU, glaubt aber docb, dass er sich in sdner, d. h. des Y. Gegenwart, sexuell errege! Es hängt diese eigen- tümliche Vorstellung des X. vielleicht mit einer gewissen Eitelkeit, die sonst in anagesproohenem Grade bei X. nicht vorhanden ist, znsammen. Die Vorgänge an den GenitaUen sind bd Befriedigoiig im all- gemeinen dieselben, wie die bei BeCriedigang dorch den normalen Koitus, es tritt bei den üraingen Erektion, Ejakulation mit WoUust- j^föhl ganz ebenso auf, wie beim normaleu Mann. Doch ist mir angegeben worden, dass es bei manchen Urningen überhaupt üur bis zur Erektion kommt, und ich weise auf den eben beschriebenen Fall hin, bei dem selbst noch im 25. Jahre, wenn auch bereits nächt- licher Samenergr^iss eintrat, der Akt in Wirlciichkeit nie weiter als bis zur Erektion kam: diese gewährte jenem Herrn ein gewisses GefQhl der Befriedigung, Spftter allerdings war auch für ihn die Ejakulation hierzu notwendig. Es tritt übrigens etwas ganz Analoges mitunter bei der Heterosexualität ein, wo es in den ersten Jahren der Geschlechtsreife gleichfalls oft nur bis zur Erektion kommt und erst sp&ter die Ejakulation zur Befriedigung beansprucht wird. Es kommt dies oft genug bei „platonischer Liebe" vor. Von ihr aber gilt das, was Samuel Richardson*) sagte: „Freondsohaften, die siob bl4MB mit Absichten anf den Oeiat swiBohen Manns- nnd Weibs- personen von wirklich edlem Herzen angefangen haben, haben sieh oft sehr kOipedieli geendigei* An sich ist die Erektion zur Voltendong des Aktes beim ITniiiig nicht so ▼(dlstfindig nOtig, wie beim nonnslen E^^tos, qwa nmAnm aatj^ m eowiiifi fMm twwnKlitor. NatOrlicfa geht aber oa>bhlDgig hier?oii, d. h. ohne dass sie einen bestimmten Zweek liat^ die Erektion der Igskalation beim Homoseznellen Toiaiis, ^ Berta Samuel Biehardsons, VerIhMeis der PanKda» Olariew nnd (ha Oiaadiaoiii genMinattbdge Lehren der Tagend nnd der gnten Sitten. Aus seinen gesainton Wetken aater ihre gehfirigea Hanpttitel gebradit. Leipsig 1767. S. 78. 232 FUantlit. da die peiiphenMlieii plijiiAlogisohMi Yoiginge dieielbM riad, irie beim lunmaleii Kinn. Die g'ewöhnliche Annahme ist die, dass der Geschlechtsakt beim Urniri^'^ darin bestehe, unum metribriim suum in anum uUtnius im- mUltrc; dieser Vorgang wird eigentlich speciell als Pftderastie be- seiohnet. ludessen ist es ein grosser Irrtum, za glauben, dass dieser kkk das Gt wühnliche sei. Einige Autoren, wie Krafft-Ebing nehmen s(>t::tr an, dass nur bei sittlich defekten Männern die Pä- derastie vorkommt Ich kann nach allem, was ich gehört habe, dem nicht ganz beistimmen. Nach den mir gemachten Mitteilungen unter- liegt es für mich keinem Zweifel, dass Immissio monhri in anum gelegentlich unter den Urningen vorkommt, ohne dass ein sittlicher Mangel besteht FOr Terhaltnismässig selten muss ich die Be- friedigung auf diesem Wege dennoch erklären. Bas Gewöhnliche ist ttbrigens bei dei Päderastie nicht, dass jemand eine Neigung hat, immUtere membrum m rectum aUerius, vielmehr findet meist das Gegenteil statt» indem es einzelnen Urningen einen besonderen Reiz gewfthrt, wmMsione mem&n alter ius in anum proprium sitavUer affid; bierbei pflegt dann der betreffende passive Urning selbst Samenergnss za baben. Viele flben den päderastiseben Akt nnr ein oder das andere Mal geirissennaaaen mr Probe ani. Sie baben dies oder jenes davon gebört nnd erwarten infolgedessen bierbei einen b^ Sonden grossen Gennss. Naohdem sie aber die ISntt&Qscbnng bei dem Akt selbst eribbren baben, kehren sie nie mebr m ihm sorack. üm das EkeUkafte") des Aktes zn mildem, kommt es aneb vor, dass nomuM amm <täoHbus Mmmi; meMbrum mienbm o2eo mfrieant, ui faeSe pmdrd m» mam; eodem modo prokibeiU ne faeoes mmibro
    • ) R. V. K r fi ff t - Eb i n 2: : Ps'i/rfjripathirr srrtiah's. mit bcsrmderer Berück-
    sichtigung der koutri ren äcxualeinpäudiiog. Eine kUuiach-forenaische Studie, 9. Auflage. Stuttgart S. 255.
    • ) Wenn ieh dem Bnuudia der meisten Schriftsteller filier FIderutie folgen
    wollte, so müsste ich wich erat am Beginn dieser Anseinandersetznng den L^er um „Entijchuldignng* bitten wegen dos luhaltes dprs^Ihün Indessnn wird wohl kein Mensch verlangen, dass man bei einer Abhandlung; über k iitr trj Sexual- empfindang einen der wichtigsten Punkte, die Art der Befiiediguug übergebe; daher laaie iob jede CaptaHo hmmoUntk» Ibrfc und atelle es dem ErmaaBan des loami anbeim, wie er über daa folgenden Abachnitt denken will. Nor möchte jeder vorher uocb einmal erwägen, ob der normale Beischlaf beim Weibe nslit gleicbfaliä Yor^artsr ist, der viel KkeUiaftee bietet| dessen Besdureibong aber nichts desto weniger hantig nötig ist. BetopIeL 233 mÜH posmL 8a^ paedenufia ifa fit, iU eodem tmtypore, guo X mummt mmbnm m amm 7, X eirmiidiidat manu menämm F. «tf mm tnamatt^ret, dtm ipae eiaeitkit aemm m amm, Sdion H. Fr&nkeP) schilderte den Akt genau, wie ihn der Fidenst Blank ansabte; dieser liegt auf dem Ba^en, drängt den Steias naeh fom, öbteffit una mam Borokm vm^trumque srnrn, vi ab aHtero «mn^ Iwbeaiur, atque altera fnan« mmbnm stupratoria m proprium atmm inducit. Eo modo alter credit, se coitum cum femina facere, JJaäs bei erworbener Tuderastie, wie von Tarnowsky an- genommen wird, die Erektion rasch mit Samenenileeraiig endige, so- dass der Geschlechtsakt immer sehr kui^e Zeit dauere, ist nicht in allen Fftllen richtig. Nochmals sei erwähnt, dass diese Art der Befriedigung selten ist Man könnte vielleicht einwenden, dass viele Urning* mir die Wahrheit über diesen Pnnkt nicht sagen wollen, weil der Akt als solcher strafbar ist und sie deshalb dif S.icbe rjelunumis be- traohten. Dieser Einwand ist nicht stichhaltig; denn viele haben mir andere Arten der Befriedigong angegeben, die ebenso strafbar aind wie die Päderastie; es hinderte sie also die Furcht vor Strafe nicht mir Angaben hierüber zu machen. Der Vollständigkeit halber, erwähne ich noch, dass nach Mit- teilung einiger Homosexueller die Päderastie häufiger ist als nach den übereinstimmenden Berichten der überwiegenden Mehrzahl der HoauMeznellen ansnnehmen ist So betdnt der Mann, auf den sich die folgende vüa ssmalts besiebt^ aosdrOeUicfa die Hinfigkeit der ndexastie. 13. Fall. X., 35 Jahre alt. In einem kleinen Städtchen geboren, verlebte X. dort seine ersten Jugend- and Schuljahre. Schon früh ent* wiekelto sich bei üud in Tcctindmig mit lebbaltar Flisatasie eine starke SinnliofakaiL Als 10 bis ll^Oiriger Knabe hatte er heftige Erektioneii, wobei seine «rotuehen Keognngen auf beide CMbleohter gerkhtet waren, haaptsftoUieh aUardings anf Knaben. Ss traten Erektionen besonders bei dem gemeinsehafHichen Beden und Znsemmensehlafen mit endenn Knaben snC 12 Jahre alt gebrsndite ihn «n älterer Scbttler einige Male snr pessiren Päderastie, ohne dass X sidi Aber deren Bedentoog klar war. Dann wurde er stur Onanie verfährt, der er aber nur in ') Hieronymus Frinkel: Homo moUis, Medizinische Zeitont?, horans- gegeben von dem Terein für H^Unuid« in PreosBen. S8l Band. Berlin, 1. Jaoi lä53. 234 BeuqneL MaaM uili«iin fid. .Daas iok aia übarliaiiiii ktnnaii lamta, irt wobl, ao aaltaan m aiioli Uingaii taiag, Ar mich tnm Olftak aoagaaeUagan, da UHk Itai mainor flinnliehkail oIum Bafriadigmig deraalban kaum dan Yarataad bahaltan Idltta/ Ln übrigra war X. ein gans wncmalar Knaba, wild und unbtndig, maohta in dar Sohnie aber gute Fortschritte. loa 12. Jahre kam «r auf das Gymnasium, wo rieh zwei ältere Mitaobfllar arotisch mit ihm za schaffen machten, ihn auf den Schoss nahniMi, um- armten, küssten und dergleichen. Sie behaupteten, er hfttte so etwaa hingebend Weibliches an sich, was sie anzöge. X. hielt das Ganze nar ftlr eine Spielerei, ausgeübt in Ermangelung von etwas Besserem, ob- gleich sich bei ihm gegenüber einzelnen t^pr Freunde eine lebhafte Zu- neigung zeigte. Dem Verkehr in Damengesellschaft gmg er möglichst aus dem Wege, und nur ungern und spät nahm er Tanzstunde. Aus iiusseren Gründen wechselte X. die Schule. Auf dem neuen G^^mnasium herrschte ein ziemlich freies, studentisches Treiben, an dem er viel Ge- schmack fand. Seine Freundschaftsgefühle, namentlich für hübsche Kuübeu, enlwickelttru sich xmiuüi' mehr. Er war eifersüchtig, wenn sein Günstling gegen einen andern freundlich war. Mit 17 Jahren Tolhtog cor dan aofean Koitu bei mm W«ba; ar war biltar aoltliiBGlit imd IliUta aiöh aiigeekelt ,Da8 alao war dia hOehata Womw dar Liebe.* Ea hat Jabra gedanezt» bia er dia Sadbe wiederbolta. Nadi einigen Jabran kam X. naeh «ner UaiTeraititartadt Sr wurde sofort Ton aemen «ahhPMohen Freonden, Stadentan, in ifaran Kreis gezogen. Er lebte mit ibnen als Stndent, ging ina Kolleg nnd abenda sor Knaipoi wo er ale flotler Zeeber, leidlicher SSnger, »Tereideter Fealdiohter** nnd guter Kamerad raebt beliebt war* X ^nbt» dasa er dnreh diaaea Leben erat apftt über seinen aemeUen Zustand aa%ek]flrt wurde. Er war so got wie nie aDain. Er wohnte mit den Freunden maamman nnd war aleta unter AolUoht» sodaas er keine Gelegenheit hatte, iweifelbafte Be- kanntaehaften zu machen. Er ging ab und zu zu Dirnen, und als ihm dies, an und für sich Ekel erregend, durch wiederholte Ansteckung ver* leidet wurde, suchte er galante Abenteuer mit Kellnerinnen et& avf^ hatte aber hierbei keinen Genuss und hat ea snm grflaaten Teil nur ans Eitelkeit gethan, um den Freunden zu zeigen, d^s er «eui ebenao Ter- flnchter Kerl wäre, wie sie"; dies gelang ihm auch. Zu dieser Zeit machte X. die Bekanntschaft eines ISjlhrigen Juristen T., der bildhübsch, von eleganter gr<^er Figur und aus guter Familie war, in den er sich rasend verliebte, und dem er sich auf jede, aber dezente Weise zu n!them versuchte. Bald verband beide — X, war 24 Jahre alt — innige Freundschaft. Als X. den Y. eines Abends, nfich- dem rr bei einem Streit sehr warm für ihn eingetreten \s'ar, nach Hause begleitete, kusste Y. den X. unvermut+'t aul das heftigste ab. X. hatte sofort Erektion und erwiderte die Küsse ebenso leidenschaftlich. Wie BeiipieL 2S5 im TraniDe ging X. von T. Die Erektiini Icdute ttett wieder, wenn X. oder T. das Küsten wiederholte; und X. sachte h&nfig nur tu diesenL Zwecke mit Y. eUein la sein. Von Weiterem hielt X. sieh streng znrildr, selbst wenn es ihm schwer fiel, wie z. B. bei einer gemeineehaftliolien Reise. Ob der betreffende junge Kenn damals geahnt bat^ was in X. Torging, weiss dieser nicht Zur insseren Ablenkung seiner Sinnlichkeit verkehrte X. darauf mehrere Jahre mit einer Nfiheriu, die ihn dureh grosse Wollust reiste. X. , spielte gewissennassen nait ihr", ohne das zu finden, was er gesucht hatte. Er war schon so ziemlich überzeugt, dass er nicht normal ver- anlagt wftre. Der frühere Freundeskreis war inzwischen in alle Winde zerstrent, nnd X. war damals ziemlich viel sich selber überlassen. Als er eines Ahen*!s — er war 30 Jahr alt und lebte in Berlin — in etwas animierter Stimimmg nach Hanse ging, schloss sich ein junger Mann au ihn an, der bald merkte, da^s er noch einen Neuling vor sich hatte. Nur zu gern Hess sich X. verführen, wenngleich er sich am nScUst^n Tage wie ein Verbrecher vorkam. Nacli Li Wochen wdgte. er den zweiten Versuch und wurde bald dreister. Die ersten Bekanntschaften waren na^Udh klnfHohe Subjekte, die durch au£fallendes Benehmen andere anlodrtsa. flndUdi gelang es dem X., einen ansUndigen, swar tfnfooben, aber gut iDfinanieirien jungen Hann kennen in lenien, der ihm Auf- Uimng Aber seinen Zustand und die bezügliohsn Berliner Yedilltnisse gabt ilfir war, als ob mir eine ^ide Ton den Augen genoramm wurdel Fbst 8 Jahze lang war idi in Berliu umhergelaQfen und hatia ILbersehen, dass Tausende wie ioli Tersnlagk waren und Tille mir gern gedient hittin.* Msnfllie sondobsie Annäherung Älterer Fezsonen an ihn in frflheren Jahren wurde ihm nun Uar — so hatte ihn i.B. ein Gjm- nasiallehrw hlnfig ohne Gnmd auf sein Zimmer bestellt, Ihn auf den Sehoss genommen, gestreudielt und sehr viel geküsst. Die Potenz dem oben erwähnten Mädchen gegenilber erlosch, obwdil X damals den liomoeexueUen Verkehr noch sehr m&ssig betrieb, von dieser Zeit an fast gsns. Der Verkehr mit dem Mttdohen wurde ihm zur Qual, und er gab ihn unter der Angabe, krank zu sein, ganz auf. X. trat dann in Beziehungen zn einem juno;r'n Maler und war entzückt, endlich jemand 7.U luibeii, der ihm an Bildunf,' gleich stand. Beide hatten auch gemein- scJiiiftliclie, gfScUschfiftliche Beziehimgen, sodass ßie nnanffsUig verkehren konnten. Der Gefahr, sieb ernstlich in den Maler zu verlieben, entging X. glücklich, da er bald genug seinen Leicht'^inn erkannte. Vor 'S .Jahren machte X. auf der Pferdebahn die Bekanntschaft eines neunzehnjährigen Kaufmanns aus anständiger Familie, der für ihn und sein Seelenleben von grösster Bedeutung wurde. X. erfuhr hier, dass auch bei Homosexuellen ,die Liebe Lust and Leid kcunt und ihre höchste Entwiokelung in Hingebung und Aufopferung entfalten kann. 236 Ich erlebte das höchste Olück und das grOaste Leid und war mehr als einmal dem Selbstmord nahe, als ich nach anderthalb Jahren das Ver- hältnii lOlte." Er erlebte einen Tollst&ndigen Roman mit Trennung, Yer- Böhnunpr, neuer Trennung, .und selbst der ven^terische Hausfreund fehlte nicht". Schwere Seelenkämpfe, die den X. auch körperlich zurückbrachten, waren notwendig, beide auf den Standpunkt zu bringen, auf dem sie jetzt yerkf'hron: gegen einander Freunde and Vertrauta in jeder Be- ziehung zu sein. Seit Auflösung des intimen Verhältnisses lebt X. nun als , fröhlicher iScbmetteriiug" (vor neuen ernstlichen Banden habe er sich bisher sorg- lichst gehütet). Eine ziemlich grosse Anzahl austAndiger junger Leute aus allen Stünden iin Alter von 17 — 22 Jahren verkehren gern mit ihm, und X. bedauert nur, dass er sich iiiuen nicht mehr widmen kann, da er den Verkehr mit Altersgenossen und in Familien nicht aufgeben darf. Hit Uteren Hexran yeKkohri X^ wenn sie ihm nioht allxa nnsjmpathisoh nnd. Die von OleieligBiiiuitai besMideni bamebtai Lolnle, BlUtt «. i. w. besadit X. niehti dn ihm dies AnfibUflnde tud Weibische, wis es »di dort breit aueliti veiriiasst ist Dass er selbst einen weibisehen Zog an ndi habe, nBmlicih den Trieb, sidi anderen hinragaben, salbst nut Bchmersen, nnd andere in befrie^gan, dessen ist er sieh woU bewnsst Es haben jedenftUs seine sonstigen Bekannten nieilits an ihm bemeikt; ne wandern sieh hOdbsbeiis» dass de nur wenig t^on seinem Gasdileobt»* leben ftberhaiipt bemerken. X. schiebt es dann auf die stfinaisoli rvt* lebte Jagend. Erwlhnt sei nodi, dass X. gsm Qadiohts maohti die er snwailen Mich seinen Areonden widmet, and dass sdn diobtarisdies Tslent mdit selten snerkannt worda. Herr X, madit mir nodi ein^ Bemsckangen Uber die Homosemslitlt im allgemeinen, die manche falsohe Ansohanang darüber richtig stallen sollen. Er hat sieh viele An&eichnungen gemacht and berfidonditigt in seinen Zossmmenstellangen sanächst nur solche Penonen, mit denen er mindestens sweimal sezaell verkehrt hat, und deren Persönlichkeit ihm sonst auch gsjiz genau bekannt ist (Gruppe I). Seine Aufzeichnungen erstrecken sich auf über 100 derartige Fälle ans verschiedenen Ständen und Altersklassen. Die meisten standen in der Zeit, als X. sie kennen lernte, im Alter von 18 bis 22 Jahren: dorh befand sich damntar auch ein schon 55jähriger Mann. Einige der jüngeren Leute sind spiit i der Prostitution anbeim gefellen und jetzt fleissige Besucher der bei männ- lichen Prostituierten beliebten Punkte. Ausserdem hat X noch Auf- zeicliiiuiir'on iiher 40 Personen, mit denen er nur cmmul verkelut hat (Gruppe 11), und vüu denen 4 zur Prostitution gehören. Von den Be- kaimtschaften des X. sind mit Ausnahme TOn 4 oder höchstens 5. aUe ^eebt*, wie er dsh «asdrfiskty d. h. horaosemall. Sie wann bei weitem 237 som grtatan T«fl aaT«ili«nt«L Einer, der Terheiratet war, sndite ee su vetlMaiidiiibeBi d» X. den Yerkelir mit VeriieinKleten aocgftUig Termeldel Die BekaaniadieAen hat er aUe aelbst gemaditt nie dnroh En^eUmigen dritter. Was die Zahl der Behanntaehaften betrifil^ so sei sie noeh Ter- MltniBmlinng gering, da er ent spit ftber die YerhlUtniaae anfgeltKxt wurde. »Hfttte ich im Alter von 18 bis 20 Jahren meine jetzigen Er- fahmogen gehabt, so vrfkn die Zahl dreifach so gross ; aoeh jetzt wftre Kie wohl bedeutend grdflser, wenn ioh mieh nicht streng Ton den be- kannten Lokalen u. s. w. fem hielte." Auch über die Häufigkeit der Päderastie qncioht sieh X. aus. Die Angaben über die Immissio mentbri in tumm, die man ja jetzt als Päderastie bezeichnet, treffen seiner Erfahrung nach nicht zu ; wenigstens nicht, soweit sie die aktive P&derastie betreffen. X. bezeitihnet die folgenden Zahlen als absolut zuverlässig. Von den etwa 100 Per- sonen, mit denen er Öfter als einmal verkehrt hat, haben den Akt an ihm 60 vollzogen; von den 40 Personen, mit denen er nur einmal ver- kehrt hat, haben mit ihm den päderastischen Akt 27 ausgeübt. Von den ersten 60 Personen lassen sich 10 auch ]>assiv gebrauchen. Die 27 Personen df»r andern Gruppe kennt X. zu w♦ nIL^ um über sie An- gaben muchen zu können ; er ist aber fest überzeugt, dass verschiedene von ihnen sich auch di i pasbivt'ii Päderastie hingeben. Der Eiiivvfknd, h^ss die Verführung auf die grosse Zahl der päde- raütibcheu Akte Eiulluss gehabt habe, triilt nach X. nicht zu bei den Personen der ersten Gruppe, mit denen er öfter verkehrt hat; sonst vflrden diese Personen den ihnen unbequemen Akt doch nicht wiederholt hahen. Er entspreche vielmehr in den meisten ^flllen deren eigenen Wflnsohen. X. glaubt bestimmt, dass von den restierenden 40 Personen der Gmppe I noch versdiiedene die sktire Fftderastie per anum toU* stehen wflrden, wenn die Qel^genhsit gthistig wiie. Direkt perhorresoiert hsiben den Akt nur 10 Personen der Orappe I, die alle sdir weibiseh ▼exsalagt waren. Was die passire PBderastie nnd ihr Yorkommen be- trifltt so sei sn bemerken, dass die Furoht Tor Sehmenen imd Ei^ knnkongen viele sorltolihslte, nicht die Fnreht tot don Oesets: denn an den Gedanken, stets mit einem Fusse im Zuchthause zu stehen^ ge- wöhne man sich ja albnählich. Der Trieb sei eben mftchtiger als der Paragxnph. «Ich habe mich bei jemand, der ausschliesslich durch aktiven Koitus per anum seine Befriedigung findet, und den ich seit Jahren als glaubwürdig kenne, erkundigt, ob er immer das Gewünschte fUnde. Er erklärte, dass er r>0 bis HO nicht zur Prostitution gehörige passiv ver- anlagte Menschen ki iii:en gelernt habe. Der Herr ist ungewöhnlich potent nnd vollzieht den Ak; vier- bis fünfmal in etwa zwei Stunden. Er ver- kehrt zur Zeit ausser mit mir mit einem Mitgliede emer fremden Ge- sandtschaft und einem GrossindufitheUen.* 23S LnniMto in os. Naob X. aelMiBt <iwniiiflh aneh die paobe Fidwtstie hlofigw vaa> snkommflii, ab «ügnioiiixiieB wird. Beweisen, wie bei der aktiven Flde- raefcie, Unne er ea allerdIngB niohi. Beifiglibh dieser aeieB aeine Angaben jedoch sieher, wie er immer wieder betont. So pontiv sieher übrigens X diese Angeben »ttdi macht» so stehen aie dvrohnas in Widersprach mit den von vielen andereD Seiten mir ge- machten Mitteilangen ; iefa bin einstweilen der Ansicht, dass X. den ihm hBufig SU Gefallen erwiesenen päderastischen Akt, der ja seinw Neigung m eotaprechen scheint, mit einer direkten Neigmg des andern zur Pftde- nstie verwechselt X. hatte sich übrigens einmal eine sohwere Sjphilis bei der pasBiven Piderastie sogasogWL Em bereits eiwihnter ünung teilt über die Neigung zur Pideneiie nnd flberhAupt in Bezog auf die Befriedigung folgendes mit: *,Wie der homosexuelle Tiieb sieh bemerkbar maoht, ist eine Saohe von Wichtigkeit Soweit m^e eigene Erfiihnmg geht — und die, mit denen ich darüber gesprochen habe, bestätigen meine eigene Ansicht — besteht das erste Verlangen nur darin, zn lieben, zu liebkosen, einen Mann zu küssen. Der Wunsch, mit einem Manne zusammen, zu schlafen, kommt erst später. Die erste Form des Gesehlechts- verkehrs besteht dann meist darin, dass man membnim mter [eniora immiUü und die warmen nackten KOrper mit einander in Berührung bringt. Einige Homosexuelle qrehen überhaupt niemals darüber hinaus. Die zweite Form ist der Verkehr per os (Intviissio in o,s); dies ist die gewöhnliche Form. Nur wenige werden Päderasten {Imnussio in anum); ihre Zahl ist unter den Homosexuellen sehr klein. Vun den 27 Männern, mit denen ich verkehrte, ist nur ein einziger Päderast. Unter den 965 Männern, mit denen mein Freund Y. Verkehr gehabt hat, hatten nnr 57 Inrntissio in anum ausgeübt Die anderen 908 ftbten hauptsAoblioh den Verkehr mit dem Mund, einige wenige (Y. weiss nioht genau die Zahl), nnge&hr 66, membnm wier femom üUerius pommt. Männer, die zur passiven Päderastie geneigt sind, onanieren oft sehen in froher Jugend, thon dies aber nicht nur in der Weise, memdriM» /nosnt, vielmehr geschieht es bei ihnen mitnnter so, Die Päderastie fährt mitunter zu ükera am Bektom, die be- sonders ?om geilohtstntliehfln Standponkte diagnostäseh sehr wichtig sind; es kann aneh in einer Gonorrhoe des Rektums kommen.') ') leb erinnere mich, in meiner vStudienzeit einen Fall gesehen zu haben, bei dem die Diagnose tad Gonorrhöe im DatmkaiuJ gestellt ww, die durch dea Aktiv» md ptmäm PIdtntiM. 239 Nochmals sei darauf hingewiesen, dan wohl in vielen F&Uen die Yerfühmng*) sehr viel duu beiträgt, wflnii die Befriedigung doioh mmisaio jpmis m amm gesagt wird. Das Wort Fidenstie beieieliiiet jetzt, wie bereits enrUmt, in Dentaoldand nemlioh allgemeiD nur Lnmiisio mmbri m amm dnes mlmdieheii IndiTidiiaiiiB. Bd diesem Akte ist aktiv is, qui immiUU und passiv is, m eitim amm mmUHiur. Die meisten Antoien nadien eine gang sofasife Soheidnng, indem sie annehmen, dass, wenn iwei plderastisoh mit einander vedcehieo, es so gesohehe, dass der eine stets aktiv, der andere stets passiv sei Aadi Coffignon,") der Stndien auf diesem Gebiete gemadit liat^ seUiesst Siek dieser Tremiong an und mtSaai, dass sie bei weitem dentlieher sei, als bei dem komoseraeiien Yerkehr von Weibern mit euiander. Ifir scheint es, dass bei den Weibern die Trennung eher sehlrfer, jedenfUls idcht sehwftoher ist Deijenige, der passiv ist, wird mittmter als Kynäde oder Bathicus bezeichnet; doch wenden andere dieses Wort nur für solche an, die sich für CJeld hingeben. Mantegazzd^) braucht den Ausdruck Cinedi gerade für die aktiven Paderasten und nennt diü passiven BoUici. Ich kenne einige Fälle von Päderastie, bei denen die Trennung von aktivem und passivem Teil nicht durchgeführt ist, und es fallen diese mir bekannten Fälle um so mehr iut> Gewicht, als die Päderastie gar nicht so häutig ist Wir sahen schon, dass es eine Keihe von Urningen giebt, die zur passiven Päderastie neit^en und deshalb die Erektion des andern benutzen, um sich befriedigen zu lassen. Dass aber, wie angegeben wird, derjeniLre, <ler der passiven Päderastie ergeben ist, mehr als andere Urninge ein weibliches Ver- halten zeige und sich in dem Verhältnis mit seinem Geliebten immer als Weib nnd passiv betrachtet, kann ich nicht für li^ditig finden. Ich will eine von mir gemachte Beobachtung hier snfükzen, nm meine Sehanptong doroh ein Beispiel wa stütsen. 14. Fall. 2m Berliner üzning Y., d«r ein intimes YedilliniB mit X. hat, liebt es» von diesem dnrok Pldentstie b^Hedigt ni wecdea, wobei trichterförmig eingesogenen Äfter gestützt werden sollte, d« umo auf passive Fidenstie dM BelnffBiideii Mldoai. D. h. da^ ü qui immittit, verflUiKt ist if> o«^ amm tmmiUüur, hat vielleicht eine besondere Anlage hierzu, worüber noch ffesprochen worden wird. ') A. Coffignon: Paria vimtU: La Corruption ä Parin (Le Demi- Monde — Les Soutenewra — La Police des Maeur» — Brasseries de Femmes — FiUes gaiamk9 — Sami'Lmun — le Cftonlat^^ «te. ete./ An*m. 8. 888. ")Paal Mantegazza: Anthropologisch-kaltarhutorische Studien Uber die Geschkohf«!verhältni8Re des Mensobeo. 8. Auflage. läosig autorisierte deutsche Ausgabe. Jena. S. 119. 240 BaiififlL T. peasiT iifc; Bonit aber apult gerade T. in dieaan Liebeeverlidtua eine entacbieden aktive Rolle, indem er s. B. mit Vorliebe wtembfWH summ m 08 aUerius immüiU, während der iindere, X., qui tmmbnm tu amm immütit, sonst ganz paaaiT iat Seine Hauptneigong ist ea s. B., tU Y. immütat memhrum in 09 von X.i wobei X. aelbat Samenergnsa hat» ohne dass stärkere Friktionen an seinem Menihrum vorgenommen werden. X. hat niemals sexuelle Neigtingpn für diis Weib empfunden. Er ist körperlicii gut entwickelt, macht einen etwas zerfahrenen Eindruck nnd darf auch im grossen nnd ganzen als eine leichtsinnige Natur bezeichnet werden. Er ist sonst ein gutmütiger Mensch, der aber ru r iu m ernsten liebensbcrufe nicht geeignet ist. Der Vater des X. soll an Himerweichoog gestorben sein. Jetzt verkehrt. X. leidenschaftlich mit dem genannten Y., der eben* falls nie Neigung für das Weib gehabt haben soll. X. steht volisUndig * unter dem Einflüsse des Y.; wenn dieser durch geschäftliche Interessen gesnrungen ist, su reisen, so r«at X. gewöhnlich mit; beide wohnen dann in demselben Zimmer. Nor wenn X. gezwungen ist, mekrare Tage von T. getrennt an leben, macht er sich keine groaaan Oewiaaeoabifla«, aooli einmal mit einem andern Hanne geaablechfUch an yerkelixen, Ittrobiet aieb dabei jedoeb sebr, daaa T. Yerdaebt aebtfpfen könne. Ea iat deswegen andi wirUidi aehon an h^gen Soenm awiaohen buden gekommen, wobei X. mehrfuh TOn T. geaohlagen worde. Es kann nach dem QeMgten nicht Terwundern, daw in vielen FftUen bei der Faderastie nur der eine, beaonders der paaaive Teil zar Befriedignng gelangt, da der andere zwar durch Annäbening in die geliebte Person Erektioo erreicht, im übrigen aber der Akt nicht yoUendet wiid, weil ei dem QefOhl und Trieb des zweiteoL nieht an* gepaesl ist Biohtig mag es übrigens sein, dies viele üniinge tkberbanpt mehr passiv in dem gansen senellen Verkehr anibeten; so meint Ulrichs, dass der Urning es mehr Ueht^ omaimt in werdest als sa nmaimen, wUirend der normale Mann die aktive Umannnng Torsiehe. Ich habe gesagt» dass in vielen FftUen die Art der Befdedigong des Urnings von Verfühning abhAngt Idh mOchte hier dne kleine Einsohxftnknng madhen. Ich glanbe nftnüiofa, dass die Neigong lor passiven Piderastie wenigstens in vielen FftUen nicht bloss der YerfQhrung ihre Entstehung verdankt; ich halte es vielmehr fbr wahrscheinlich, dass eine bestimmte in dem Individnmn liegende An- lage die passive Päderastie mindestens begflnslagt. Ylelldefat liegt es bei ihr ähnlich wie bei der später zu erwfthnendra Fli^eUation, bei der durch Geisselung der Notes beim heterosexuell empfindenden 241 Mann der QeidilBolititrieb ndtonter angeregt und der Akt an Bnde geführt wild Yielleiclit ist beim pasuTen Paderasten anaaer der NeiguDg zum Hanne gleichzeitig ein bemnderer, anf die Nerven des Jims nnd dee Bechm aoBznflbender Beis nötig, der Ton dem andern Manne anegehen mnas, um jenen zn befriedigen. Hftnfiger als die Päderastie iat die Befriedigung dee Urnings durch Immissio penis in os viri diledi. Hierbei ist ein mehrfacher Weg möglich. NonnuUi immitiunt totum memhrnm in os alierius, ut 7ion soltan glatis includaiur; alii solnm <jlandem unuiiffimt, ut litigtia et labris aUerius tangatur, dum memhri altera juirs manct extra cavum oris; sae^ haec pars eodem tempore circuniciuäUur manibus viri dilecti. Es giebt auch l'riiiiige, die hierbei das Passive mehr lieben; so sind mir mehrere In kaiint, die nur die Neigung haben, memhrum alierius in os proprium suscipere, 7ie(pie ojdani mcinlo rtm in-oprium immittere in os alterius.^) Üer erste Reiz ist ihnen adäquat, um sexaeli erregt za werden. Wenn nun ein solcher passiver Urning mit einem hierbei aktiven g^ui immiUU menibrufn verkehrt, so tritt bei beiden Befriedigung ein, es entsteht zuweilen gleichzeitig bei beiden Ejakulation mit Orgasmus. Mitunter aber ist dies nicht der Fall, da beiden dieselbe, s. B. die aktive Rolle das Erwünschte ist. Manchen Urningen iat es eben gar kein Reiz ntembntm alierius suscipere in CS pntprkim; sie tfann es aber dennoch, weil dafinr der andere sich bei ihnen re?anobiert und den ihm adfiqaatenBeis amraadet Es sei hierbei nooh erwähnt, daas, wer aktiv iat nnd dab^ b^Medigt wird«  gewOhnlioh gleiehMa Yen dem andern irgendwie an aeinen eigenen Genitalien berohrt wird. Oft geeehieht diea s. B. dadnreh, dasa daa Bein oder daa Knie dea andern an die Genitalien dea alüven heran- gedrOefct wird. Biaciilaiio semims «m hoe fHodo ssg^iUHoms pkmmgue nm in as aUsrÜM fU, sed msmltnm extraihihtr eodem tempore quo ekicukiHo meipU. Bei einigen Urningen geht aber die Pervenion acweit, mm seUm tmmisnb membri sei eÜam ekteklaHo semmis aUerius m es proprium ihnen die etwikneehte Befriedigung gewährt, ja loh weiea ▼on mehreren (piorum maxima vobipfas est ssmen ätterius ekmlaium wi OS proprium devorare. Itarisskm is 0» ekKUkteU semm I» os aUerius mUt, ut hic semen devoret. Die Beiriedigung durch Immissio membri in os ist, wie uochmdls ') Vgl. den FaU S. 169. Moll, KonU. ScxualBinpandaag. l(j 242 MutmO» Onaiii«. erwähnt sei, bftoflger als die Päderastie. Is qui sttscipif mcmbrum wird FeUaior genannt, ein Aasdraok, der gioh sohon bei Martial und aneh sonst bei den Alten fttr Kinder nnd SUaven findety die man m diesem Akte braaohte. Die Aniiobt Tainowsk/Bt^) dass der F&deiast nnr deswegen sich in einen FtUatar verwandle oder einen FdkUor heransiehet damit der Akt slob xeoht lange binziebe, ist niobt richtig; es giebt vidmehr Urninge, denen die geschilderte Axt der Befiiedigang die einzig zusagende ist, und denen sie ¥oin Anfang an einen b«i weitem grOeseren Beiz gewihrt» als die von Tarnowsky als gewohnlieh angenommene Plderastie. Eine grosse Gruppe von Uinmgen libidmm eo modo exjple^, ut vMus iuxia olferum atbei; üle purnU membfym imttr fimora atterms flMfN&rti fnotmUmr wqme ad eiatndaiimm. Diesen Akt nennen die Franzosen mfeaaer (Tarnowsky).*) NomuÜi concvmilmißi rnttm- brumque applicarU alicui parti corporis alterim. Es kommt auch vor, homosexualis semen eiactdet in axülam viri diledi, wobei dieser, mn den Reiz möglichst zu vergrössern, bracchimu corpori appremit. Die häufigste Befriedigung scheint neben dem Aneiuander- legen der Körper übrigens die zu sein, die man als mntnelle Onanie bezeichnet. In hoc aciu alter nlfrnus ntritthrum tnanu friccU usque ad ciactikäionem; die gegenseitige Oiiame kann bald gleichzeitig, bald abwechselnd geschehen. Es kann auch die Erregung des Masturbierendeu öü heftig werden^ dass er selbst, ohne von dem andern berührt zu sein, oder nur bei einer ]<ur7en zufälligen Be- rührung Erektion mit Öamenerguss und vollständiger Befriedigung bekommt Die mutuelle Onanie machen Urninge, cubarUes^ nuro sedentes vd siarUes. Bei der gegenseitigen oder auch bei der ein- fachen Onanie des X dniob Y. interdmn moHus masMiaiiUiß vaadino vd oleo linitur. Manche lassen sich übrigens dnreh einen normal veranlagten Hann masturbieren ; besonders da, wo es sieh nm die bezahlte miitnliche Demimonde handelt» ist dieser Vorgang sehr hinfig; hier tritt keine mntnelle Onanie dn, da der andere ein normaler Haan ist| der sieh dnich den Urning nicht reizen Usst, vielmehr snm weibliehen Oeschledit hingesogen wird. Hanehen aber liegt daran, dass anoh der andere gescUeohtlii^ zun fflele komme, d. h. Qakolatiön hab& Sie halten sieh sn diesem Zweck bezahlte Individnen mit 6. Tarnowsky: Die krankhaften £ncheinuageu des Ge8chl6Cht8siane8. Eine iorensiflch-paycliiatxiacho btudie. Berlio 1886. S. 89.
    • ) Bbenda a Ol.
    OntiiiaL 243 Domialein Trieb; die letsteran dnd dann gennmgen, um es nun CteeoUeditsakte kemmen so lasseD, sieh in der Fhantane ein wdb- Ucihee Wesen TonastelleB. Sine Anzfthl üininge be&iedigt den GeeehleohtBtrieb lediglieb dnroh Onanie,^) m der eie eiob geswongen seilen, wenn es ihnen an Gelegenbdt felilt» ndt Hfinnem so vezkeiiren. Insbesondere weist idi Ton Homosexnellen, die in Ideinen StAdten wohnen nnd doh nnr in dieser Weise befriedigen. Die Onanie kann aoeh dnreh andere Momente, z. B. nngOnstige pekuniäre YerhUtoisse, Foreht vor Strafei ScIuungefÜhl Tenirsaebt werden, wodurch der ühung abgebalten wird, zum sexnellen Verkehr mit Httnnem flbemgehen. Ebenso wie der normal fQhlende Mann bei der Onanie oft mit dem Gedanken an Weiber onaniert, so stellt sich der Urning dabei den Mann vor, der ihn gesclikühtlich reizt. Auch iindet man, daas Homosexuelle sich zur sexuellen Erregung Bilder, besonders gern ana- tomische Abbildungen der uilI unlieben Genitalien verschafifen, da dies ftLr die Homosexoellcn ebenso pikante Büder sind, wie für den nor- malen Manu nackte weibliche Gestalten. Ein Urning, dessen Krankengeschichte K rafft -Ebing berichtet, trieb die Onanie auf merkwürdige Weise. Da er einen Geliebten nicht fand, so stellte er sich vor einen grossen Spiegel, um seine eigene Gestalt darin zu sehen. Während er sich nun betrachtete, onanierte er und stellte sich dabei vor, wie viel schöner es doch sein müsse, einen wirlclichen Geliebten ?or sich zu haben. Ich habe mehrere ähnliche Fälle kennen gelernt nnd einen davon aooh ver- öffentlioht.*) Überhanpt darf nioht vergessen werden, dass allerlei Extravaganzen ebenso wie im heterosexuellen Verkehr oft genag be* obachtet werden. Ein Patient Krafft-Ebinga giebt ao, dass er als 13jAhriger Knabe smnen Penis m cspnprium susdper» potuU,^) wobei er deh natQdioh stark bUekte; dabei kam es sehlieaslieh m Ejakulation. Wichtig ist es m wissen, dass derselbe Urning nieht stets in gleicher Weise die Befriedigong sneht« Tiehnehr ist ihn bald diese, ') In einzelnen Schriften von Homosexaelleii wird die Onanie der Urning«  überhaupt boslritten; dies bov.ei'^r aber nur, wlf 'UK'T!vpr!ä?Riq; <1omrtige Arbeiten sind. Die zahlreichen Mitteilungen, die Urninge selbst bereit« gemacht haben, beweisen die Hänfigkeit der Onanie bei ihnen. ») Albert Holl: Unfteraoehimgen tb«r die XftMA» mmmKb, L Band, 1. Teil BerUn 1897. S. 80. •) Nach MitteilaniT üerni N. N. wird dies von mehreren ümingen an- gegeben ; doch glaubt er, daäs es aich hierbei oft um eine gewisse Eenommiaterei bandle, die sich tkvi eiaea aolohoi Punkt verinren kann. Vgl. Fall ^ 8. 10. W 244 Venoiiiadeiw Artin dar BeAMdignsg. bald jene Art der Befriedi^ng erwOnsdit Es kann dies natArlioh Dioht auffallen, da der Zweck*) der normalen KohabitatioOi mag er beinust odar nnbewnsat sein, fehlt Wemi vir bedenken, daes aub beim heteioBexneUen Verkehr allerlei abnorme Bei|e anf^neht veiden, ao wird ans dies nooh viel weniger bei dem hcmoseinelleii in Venrnnderong aetien. So erUiit ea aioh auch leiehi^ daea manohe Homoaexnelle in Tereofaiedenen Lebeneabeehnitten Tersehiedene Arten der Befriedigung an&nohen. Zn den aonderbaien Arten der aexaellen Befriedigong gehdrt die» bei der ea ftberhanpt ftr den Betnienden nieht notig iat» mtMbrum summt oofpofB oftarMw in BerOhnmg an hiingen. Viele haben bei einfatohen ümacmmigen dea anderen Hannea nicht nnr Erektion, eondem aneh Ejakolatiim mit Orgasmne. Bei andezn iat nicht ein- mal Umarmqng nOtig, aondem ee genügt dn einlkchee Berühren dea geliebten Hannes, um alle sexaellen Vorgänge auszulosen. Noch andere verzichten selbst anf die Bertthrang; ihnen genügt es, den andern Mann, besonders nackeud, anzuseliiii, wobei es gleichfalls zur Ejakulation konunt Bei dem Betrachten des andern Mannes spielt fast stets dessen Membrum eine Hauptrolle, zumal da der Anblick desselben mitunter genügend erregt, um ohne weitere Berührung Be- friedigung hprbpi/ufnhren. Dass wir gelegt ritlich noch von (inrlcren Arten der geschlecht- lichen Befriedigung erfahren werden, ist wahrscheinlich. Meyhöfer') berichtet den F«ll eines Mannes, der beim Betrachten der entblössten Nates von Knaben Erektion mit Orgasmus und EjakaUition bekam. Ich werde in dem Kapitel über weitere Ferversionen bei Homosexuellen noch Genaueres aber allerlei Befriedigungsarten mitteilen. Die Falle, wo sich der Homosexuelle ohne körperliche Berührung befriedigt, erinnern in mancherlei Weise an den „ideellen Eoitoa", den Hamme nd') beschrieben hat, und der, wie ich angeben kann, aaeh in Berlin ausgeübt wird. Es ist dies ein Vorgang, zu dem ehie ausserordentliche Thätigkeit der Phant^ie gehört. Ein Herr X., der aich in dieser Weise befriedigt, iat Ktnatler.^) Der Akt besteht in
    • ) D. h. die Fortpflanzung.
    • ) Zeitschrift für Medizmalboamte 1892, Heft 16.
    • ) William A. Eammond: Sexuelle Impotens beim mlimlieheD und
    weibUchen Geschleohte. DaotMha Amgab« von Leo Saliagsr, 9. Aaflsga. Berlin 1892. s. in.
    • ) Der UoTV bat den Vorirrin!?- HrTm IV.>f. Max Dessoir eraählt, dem ich
    die Notiz verdanke; Krafft-jblbiQg crw^at (S. öO der Psychopathta seacualü 9. AafL) dm Torgang and hllt ihn für das Zmohsa ssxoeUer HyperiMhesie. Sexu^e Neurose. 245 folgendem: X. setzt sich einer schönen Dame, die angekleidet ist, gegenober und stellt sich nun vor, dass er mit ihr den Beischlaf ausübe; diese Phantasievorstellung wirkt in Verhindung mit dem Sinnescin drück, den die weibliche Person hervorruft, so stark, dass es ohne absichtliche Friktion zum Samenerguss mit Befriedigung kouimt. Dieser ideelle Koitus he&iedigt den X. bei weitem mehr, als der thatsäcblich Torgenommene. Mitunter entsteht durch Onanie u. dgl. eine solche Neurose des GpnitaLsysteiTis, dass die (einfache Umarmung, Berührung- oder sogar Betrachtung des Mannes zur Erektion und Ejakulation genügt Derartige Individuen sind aber von dem sexuellen Akte nicht be- friedigt, sie klagen über Mangel an Wollustgefühl. Es handelt sich hier um Zustände, die mit der Impotenz mancher Individuen dem Weibe gegenober eine nahe Verwandtschaft haben. Mitunter genügt bei Bolchen Urningen die Yoratellnng der Qesohleohtsoigane eines Mannes, Ejakulation zu erzeugen. Über die Häufigkeit,^) mit der die Homosexuellen den Ge- schlechtsakt ausüben, lassen sich ebenso wenig wie ftki den weiblieben- den Hann bestinunte Angaben machen, da sie individiieU wechselt Wahrend emige Infölg» ftrar HyporasChesie den AU häufiger, ja mehrere Haie innerhalb Ton 24 Standen ToDfQhren, sehen wir andere den seiaellen Yeikehr nnr alle 8—14 Tage oder noch seltener ans- fiben* Natfirlioh finden sieh alle Zwischenstufen. Ob es üminge giebt» die m ihrem ginsea Leben keinerlei seznellen Akt ansfttbran, d. h. weder Onanie noch Terkehr mit Mftnnem treiben, ist schwer m ssgen. loh kenne keinen, der auf genaues Befingen mir gegenüber jeden sesiaflUen Akt bestritten hfttte; Indessen wfire es
    • ) Oanz ebenso wie dip sexuelle Leistungsfftbickeit dem Weibe gogenflber
    für maochen Mann der UegcnatAnd der BenommiAterei ist, ebenso bildet die Ilbigkeit, feobt oft den Geschlechtsakt mit dem Manne ansxaübeo, für den Homo- ■wraelien nicht teHen den Inhalt seiner FiaUerei, wobei eine kleine Übertreibang ihm ebenso wenig Gewissensbisse verursacht, wie dem wcibiiebendeu Manne. In letzterer Beziehung findet sich bei Alwin Schultz (Das höfische I>ebon zur Zeit der Minnesinger. 8. Autlage. 1. Band. Leipzig 18^. ä. 581) eine für die damalige Zeit oharakteristieche Erzählung: ein Unterthan Karls des Grossen, OliTier, war in XonstantiiMpel und wurde tob dem dortigen Kaiser gnt auf- genommen. Da renommierte Olivier mit der Bemerkung, er wolle, wenn er bei des Kaisers Tochter schlafen dürfe, ihr hundert Mal seine Mannf^akraft be- weisen. Olivier wird zu der Jungfrau gelegt, wobei er es bis auf dreiaiigMal gebneht heben tolL Ein inderer, gleidtliUft inteniM&tMr IUI findet sieh in Jak Surehardi Dioräim (L 8. 889, Angebe von Thnnene). Hier wird enShlt, dass Orsini Lanfredini, Sohn des florentinisehea Gesandten in Som 1469 246 Trftume. ebeuBO fIBr den HomoMxaeOen dtnkliar, wie es Torkommen soll, da» enraelueiie, in der Bhlte der Jalixe stellende nonnale lUmier jeden Terkehr mit Weibern und jede Onaide nnterlassen. Jslirelange Ab- stineoi hmni aber mehrflush im homosexuellen Verkehr Tor. Bie Trftnme der Urninge haben, soweit sie von erotischer Natur sind, fast nur Männer zum Inhalt, und ebenso wie bei dem normal fühlenden Mauue der Samenerguss bei dem Traum eintritt, ddss er sich geschlechtlich einem Weibe nähere, tritt er beim Urning dann ein, wenn er sich einem ihm sjnfipathischen Manne nähert. Fast in allen Fällen von konträrer Sexualempfindung übt Membrum alterius einen wesentlichen erregenden EinÜuss aus; ja es scheint dies in wt it liölierem Grade der Fall zu sein, als die Erregung des normal fühlenden Mannes durch die Genitalien des Weibes. Ein mir be- kannter Urning war bereits im zehnten Lebensjahre sexuell so sehr erregt, dass er sich des Nachts erhob, zu dem Bette eines mit ihm in demselben Zimmer schlafenden Kameraden ging und dessen Bett- decke in die Höhe hob. Er betrachtete hierbei die Genitalien seines Schlafkameraden, deren Anblick ihm besonders dann einen hohen Qrad ?on Wollnst verschaffte, wenn das Glied sich in erigiertem Zustande befand. Er aclitete dabei genan daian^ dass sein Kamerad weiter schlief und eilte, wenn dieser etwa erwaobte, sohlennigst in sein Bett surbck, mn nioht entdeckt in weiden. Legrand da Sanlle*) erwUmte bei einer Disknssion den FsU eines Stndenten, der sich m Ifitamsm bingeiogen fiDUte. Er empfond auch einen Bdi bei GemUden sowie Statnen, die naekte Mftnner reprisentierten* Ein Haaptenegnngsmittel bOdete es tär Um, den Penis eines Mannes m. erblioken, der gerade in seiner Nfihe üiin Hess.*) Offenbar ist diese Kategorie nnr ein TypvOj der sioli niciit ^) Amiaies nUdicO'ps^eholoyiques lö 76. Uuiquietne serie. Tome qutnxieme,
    • ) Den Beis bildete nicht das UrinlamD, aondera die hierduroh gebotene
    Gelegfenhoit memhrum alterius riderr. Eine merkwürdige Erscheinnng bei vielen ürningen ist die, dass «?ip riebt nur indenies üh ttthrum alterius Reiz enipfinden, Boadera bei dem Zeigen der eigenen Qeuitaiien. Herr N. N. macht mich auf difiM Enahtiinuig anflnoiluaiii. Worin der Beis b«tdit» ist tdiwer in eiUiMn. JedenftOi soUeil viele Uminge dnan Oeauss darin finden, wenn sie anderen Männern, seien es nonnale oder homosexuelle, ihre eiprenon Genitalien oder anch den j'finzf^n Körper entblns«t znig-pn df^rfen. ICs eruinert dies lebhaft an dio Exhibitionisten, die wu aus der Litterator schon kennen, und die vor Fer- Bonen dM Mndfirea Geeoblediti otlentatty Om Genitalieii «aÜMmm. Lfttögne, Schaehardt, Liman, Pelanda u. a. haben darüber Inumiitische Beiträge ge- liefert. Ganz b' sonders instruktiv ist das hierauf bezügliolie Kapitel IB Krafft* £bings Fsychopathia sexuaiü (9. Aufl. & U7IL). B«s d«r toitiUtti. 247 wltoi uäg^\ man sieht Mlimer in Offenflichen BedQrfiiisaiuttalten, die Gelegenheit enohen, die Geaehleehteteile neben ihnen oiinieiender Htainer la fixieren. Mit emer gewissen Baffinieriheit irissen einselne die Gelegenheit xa finden, wo sie solche Scenen beohachten können. Chareot nnd Hag n an erzählen einen Fall, wo ein Mann neh anf eine Bank am Fluss setzte, Ton wo aas er die Badenden betrachten konnte. Er that dies unter dem Vorwande, Skizzen aufzuaehmeu uud zwüi scliüü iü einem ziemlich jugendlichen Alter. Viele Urninge können überhaupt zu einer wahren Befriedigung ihres Triebes nicht gelangen, da der Wunsch, ein Weib zu sein, die ganze Sccne beherrscht, mithin irgend ein sexueller Akt des körperlich männlichen Urnings zur Befriedigung nicht ausreicht Letzterer ist dann stets auf PhantasieTorsteUongen augewiesen, in denen er sich selbst als Weib vorstellt. Die Urninge sind nicht bloss zu geschlechtlichen Akten zu einander hingezogen, sondern auch andere Arten von Annäherung- linden statt; einfache Umarmungen und Küsse, die sie sich gegen- seitig geben, sind ihnen selir angenehm. Bei dem Küssen der Urninge unter einander spielen dieselben Momente eine Holle, die auch beim Küssen yon Mann nnd Weib stattfinden; der woliost- erregende Contadus linguarum, wie er beim Küssen von Mann nnd Weib oft stattfindet, aeigt sieh aoeh tiei den Urningen. y. Mämüiehe Prostitution. Wie (kr Trieb des Mannes zum Weib dazu führte, eine Klasse von Weibern zu schaffen, die die Befriedigung dieses Triebes für Qeid gewähren, ebenso hat die homosexuelle Neigung der Urninge eine solche Menschenklasse nnter Mannern erzengt, die die ziemlich ausgebreitete männliche Prostitntion bildet. Dass sohoo sar Zeit der alten Jaden m&niüiohe Individuen for Lohn feil waren, Ist wabnoheinlioh. An einer Stelle^) des alten Testaments heisst es s. B.: „Und haben die Knaben um Speise gegeben und dieMigdlein um Wein verkauft und vertrunken. Ähnlich heisst es an einer andern Stelle*): «Unter der Borg bnate er ein Spielhaos*) und ?e^ ordnete, daas eleli die stftrketen jungen Gesellen darinnen oben mnssten. Äseliines spricht sich sobon gegen die Pidenstie nos^ bei der sich der ebe dem anderen fOr Geld hingebe, nnd ans einer Stelle im Gastmahl Piatos geht nach Hng deutUoh henror, dass das erotische Yerh&ltnis eine gewisse Ihnlichkeit mit einem gewöhnlichen Ttaischhandel hatte. Über die PMatation m Bom bringt Forbiger*) einige Belegstellen. Tibnll klagt in einer Elegie über die Untreue seines gransaman Knaben, der dnioh Geschenke besiegt ward. Anoh hente sehen wir, dass die mftnnfiche Prostitntion sehr ausgebreitet ist Wir haben sahMche Mitteilungen Uber sie ans Terschiedenen ans- >) Joel m, 3. ") Das zweite Bach der Maccabäer IV, 12.
    • ) Nach J. Jeannel (Die Proatitation ia den grossen Städten im 19. Jahr-
    handert and die Yetniditiuig dar vaoaiiiGhan KnmkhdteD; deutaidi von Fried- rich Wilhelm Xfillei, Magea IBS», 8. 18) iat Bpielhtn identisoli ndt Lupanar.
    • ) Albert Forbigor; QcUaH uud Rom. Topuläre Darstellung des üff ent-
    heben und hauHÜchen Lebens der Griechen uDd Bümer. 1. Abteilung: Rom im Zeitalter der Anteoiae, 1. Baad, 9. AuHage. Leipzig 1876. a 87(. TMibflD dir PioitituiertoD. 249 Iftndischeii groBMn Stldten^). In neuem Zeit bat Coffignon be- sonders Uber die mlnnliobe FKMtitiition in Paris ansfOhrliohe SGt- teäangen gemaeht Dort haben onige dieser Prostitmerten, die sogenannten petU-jisus, ibr Hanptaugenmeifc auf die Hotels geworfen; sie snohen da, wo reicbe Fkemde ibr Absteigequartier nelunen, als Grooms eine Stelle an erbalten; naeb wenigen Monaten sehen ist es dann dem Betreffenden gelangen, dne foste Enndsebaft sieb in er- werben. Es kommen die Kunden zu bestimmten Zeiten nach Paris, um ihie sexuellen Triebe bei dem jungen Mann zu befriedigen. Es scheint übrigens, duss auch in anderen Grossstüdteu ilutcl- bedienstete sich gern zu solchen Akten hingeben. Aus Nordamerika sclireibt mir ein Herr: „Im Gegensatz zu London nnd europäischen Städten scheint mir in Amerika die lasterhafte Aasschweifung zwischen Männeru weit geheimer betrieben zn werden. Jedenfalls wird man auf den titrassen von derartigen Individuen (mftnnlichen Prostituierten) fast gar nicht belästigt Trotzdem kommt es natürlich vor. Als ich z. B, nach Chicago kam, brachte ich zwei NSchte im Hotel 711. und hier licss ich mich zweimal von t-inem jungen Hausdiener masturbieren." Wie ein Patient Krafft-Ebings behauptet und wie die Mitteilungen auch zahlreicher anderer Homosexneller lauten, besteht in fast jeder grossem Stadt ein sogenannter Strich far die männliche Prostitation. In Bezug auf England meint Raff alov ich,*) dass die Homosexnalitätf die männliche Prostitation dort seit Beginn der Geschiobte des Reiches bestanden und dass gegenwärtig die Homosexualität gani ge- wöbnliob ist and die männliche Prostitation eine beUageoswerfce Ansdebnnng erreiobt bat Über FrosMtnÜon in sttdenropSisoben Lindem nnd denen des Orients babe lob beieitB im ersten Kapitel
    • ) MitteiiungeQ hier aber machte Tardien (Etüde mfdico-legcUe sur
    aUmlaiB ata murnn), der in einea eibbrenen Kriiaiiudbeaffiteii, C. Basse- rolles, oilnibw ein« gute Quelle hatte. Carlier, IMherer Chef der Pferieer Sittenpolizei, hat wertvolle Beobaehtongea Terefreotlicbt. Vgl. auch Taxil: La pru^fHnii'm contemporatne, 1884. Znm Vergleiche mit der weiblichen Prostitu- tioa sind zu empfehlen Parent-Dach&telet: La Prostitution dam la mile de Bari$, 1857; Beepine: F^ekotogü mOunUt, Baad UL, Parii 1868; beeoadeis aber Jeannel: Ih la pnaUtulion puMigi»^ ein Weifc, dae ins Dentiohe ftber- tragen ist und auch Ifitteilungen Ober mSnoliche Prostitotion bringt Louis Fianx: Lcs ^fa^soris df toleranee. 1s»r fermetnre. Troisumc Milion, Paris 1896, 10. und 11. Kapitel. A. Coffignon: Paria vivant: La Corruption ä Park. (Le Dtmi-Mtmek lee SonOmmn — la P»Ue» du Mmn BnmuH«» tk Femmes — Füks galantes — Saint-Laxare — le Qiankuf« tU. tHo,) PaH$»
    • ) M. Andre Raffalovich: Oli .sfudfi solle Psicopatie sessuali in
    Jnghilterra. Archirio deüe Pncofolie »esewUi woL L fotc, 13 0 14. 1—lS, LÜglio 1096. 8. 17». 250 Sammelplfttie der Piortitaierteii. gesproeboD. Dass die raaimliolie Frostitation in Italien eebr hervor- tritt, ist allbekannt Chamim X. Mouls^) beriebtet iogar, dan ibm in Eiroben Borns und Neapels ?on Priestern Jonge USdcben and Knaben angebotsn worden seien. Was die grossen Städte, Berlin, Paris, Neapel n. s. w. betrifft, so sei erwfibnt^ dass eine Jbisabl bomosexaellef Mftnner idtweise diese anfnioben, nm bier ihren Gesobleehtstrieb zu befriedigen, was sie in einer kleineren Stadt nioht leiofat thnn kennen. Es bestdien anefa fast flberaU Yersammlmigsloksle IQr die mfinn- liohen Prostitderten. In Berlin giebt es bestimmte Stellen, wo sich die Mitglieder der männlichen Halbwelt anfbalten, nm sieh Torflbei^ gehenden Urningen anzubieten. Es sind dies, beil&nfig gesagt, mehrere Bedürfnisanstalten, sowie einige andere Punkte der Stadt. Es soll früher sogar eine Art Bordell für die männliche ProstituÜuu in Berlin gegeben haben, wo ein älterer Mann die „Oberaufsicht" über die da- selbst getriebene Unzucht fahrte, und wo es natürlich wesentlich auf Erpressung abgesehen war. Ul rigens wird in einem Buche, das vor mehr als 50 Jahren erschien,'^) bereits berichtet, dass die männliche Prostitution an ganz bestimmten Stellen ihre .Saminel|)lätze hatte. Damals waren es in Berlin nach diesem Buche das Kastanien- wäldchen hinter der Neaen Wache und der Kaipfenteioh im Tier- garten. Die Mitglieder der männlichen Demimonde sind zum Teil seraell normal. Es giebt zwar anoh Homosexuelle, die sich für Geld anderen Männern hingeben; aosser ihnen aber findet man viele heterosexuelle Individuen, die zum Teil ancb verheiratet sind; sie betrachten Qesohleohtsakte mit Mämiein als »n beqnemea Mittel inr Bereicherung. Auch die beteroflexnellen Mitglieder der mflmilidien Fnetitation nehmen niebt selten ein dnzefaans wetbisohes Anssehen an. Um sieb kenntUcb m madieo, sebminken sie sieh, pndem siob, tragen anf- fiillende Kleidung. Naeb Kranss*) gingen bereits im alten Oriedben- ') Chaminc X. Mouls: Mystbres de la Papaute. Deuxüme SÜHen, BrtucdUs 1873 S 53 Allerdings ist das Buch vom Parteistandpnnkt ans gt- schrieben, und mau wird deshalb nicht aiiea fttr olyektiv riotitig za halten brauchen.
    • ) Di« Ptaititattoii ta Berlin unil ibxe Opln. Nadi amtUohea QaeUen «ad
    Erfahmngeu. In historischer, sittlidier, mediiliuiebdr und poliidtldMr Beifohimg beleuchtet. Bi rlin lft46. S. 209. •) A. Knill SS- Die Psycholorru' dea Verbrechens. £in Beitrag zur Er- fjduUDgsaieeleukuüüe. luümgeu iöh4. S. 177. Somatiache EigentOndlohkeiten. 251 land die E^ynAden, um Mfamw anzolockeii, weiblich gekleidet^ mit geflo<]litai«D Haarai n. 8. w. llitonter iat es lüeht gaai Uar, weshalb die heteroseneUeiL prostitnlerten Mbuier das weibisdie Yeihalteii des TTniiDgs naohahmen. Zum Teil mag der Onmd darin liegen, dasa de den üimng auf sich anftnerlnam machen wollen. Hmzn kommt wohl der Umstand, dass manche Homoseinelle es lieben, bei solchen Männern sich zu befriedigen, die weiblich gekleidet sind. Ein liiiuptehrgeiz der Halbwelt ist es, sich möglichst lange künstlich jung zu erhalten; wahrscheinlich nimmt auch zu diesem Zwecke der prostituierte Mann zn Toiletteukünsten, ähnlich wie das prostituierte Weib, seine Zuflucht. Über d en äusseren Habitus mancher homosexueller Prostituierter spricht sieb KurellaM aus. Ebenso wie bei Verbrechern seien bei männlichen Prostituierten beispielsweise oft genug die sckundfircn sexuellen Cbaral^tere wenig ausgeprägt. Die Hüftbildung zeige weib- lichen Charakter, die Hände seien klein und rundlich, der Bart fehle oder sei spärlich, das Haar sehr dicht u. s. w. Ich bezweifle es, ob diese Beschreibung geiade wai die mftnnliohen Prostituierten zutrifft, imd möchte annehiiieDf dass genau dieselben Charaktere bei nicht prostituierten Homosexuellen mitunter gefunden weiden. Ich bin eher geneigt, in ihnen ein Begleitsjmptom der Homosenalität als der Prostitution zu finden. Doch scheint eine Bemerlnuig von Havelock Ellis*) Ar die Anfibssimg Ton Karella zu sprechen. Ellis spricht hier von der Gjnftkomastie, die unter Yerbreohem yerhiltniumllssig hAnfig seit wie s. B. Lanrent in Paris beobachtete. Bei der grossen Yerwandtschaft von Proetitaiertsn und Yerbieoheni, die ja beide in gleiehmlssiger Weise manche Degeneiatlonsiäehen an sieh trsgen, wtie es immerhin denkbai^ dass weibMie Bigensehafhm bd MInnem eher im Zusammenhang mit der Neiguig snr Brostitatioii als mit der Homoeexoalit&t stehen. Das Alter der mlnnliehen Piostitaiecten schwankt gewöhnlich twiaehen 17 mid 80 Jahren, doeh giebt es auch Utsie, ebenso wie es in manohen FlUen jüngere giebt Bs ist skandalös nnd irideriioh XQ sehen, was ihr mnreifb Jungen rieh diesem elenden Bnrarbsnraige hingehen. H. Karella: Mataigeaeluchte de» Verbrechen. Grondztlge der fcriaii* Hellen Anthnpologie and Kriadaalpafehelogie. Ttr Geildiliiiite, ftyehieter, Jvdstcn nnd Yerwaltnngsbeamte. Stuttgart 1893. S. 85 f.
    • ) Havelock Eilig: Verbieelieir nad Yeriireohea. Deatiohe Aaagibe too
    KarelU. Leipzig 1894. S. 96. 252 Znhiltoiton. Abgaseheii von den sonstigett immonüisobeii Bigtnsoliafleo, die mok in gldoher Weise bei der mSnnlifllken und veibliohen PMetItatton finden, eoU ee bei jener anob eegeDaiinte Znbilter geben, d. b. Minner, die von einem andern Manne geliebt weiden und ibien Lebensanter- balt dnteb des letatorea Terkftafliobe Hingabe an Mlnner gewinnen, leb fimd in einem gnwaen Fflderaatenpioseaa, der Tor einigen Jabien in Berfo ttettfimd, bierttb« Andentnogen, die mir dweb weitef«  Moimationen fftr einige Falle bestätigt worden.') Jedenfalls erinnert einiges an das Zahältertnm. Es wurde mir von glaubwürdiger Seite erzählt, ein älterer ^lann habe mehrere Knaben darauf abgerichtet, sich 7.U Uiizuchtakun Männern hinzugeben; jener Mann stellt sich dann uls den Protektor oder Vormund der Knaben hin, macht den Leuten, die mit den Knaben geschlechtlich verkehrt hah» n, Vor v?ürfe, sie hätten das Wohl, die Zukunft, die Sittlichkeit deraelbeu ruiniert, und nun beginnt die Erpressung. Die erpressten Gelder bekommen natürlich nicht die Knaben, sondern sie werden Yon dem Manne im eigenen Interesse ?erwertet In der männlichen Halbwelt giebt ( s t init^c iiiternutionale Berühmt- heiten, die sich in der Hauptstadt bald dieses, bald jenes Landes zeigen, überall aber in ihren Kreisen gleichmässig gefeiert werden. Überhaupt fmdet man mitunter ein Lidindnimi, das so zu sagen den Mittelpunkt einer Gesellsobaft bildet, um das sich diese vollständig dreht Zuweilen wird einer von den kftufliohen Männern durch einm gnt sitnierten Urning yoUständig ausgehalten« erhält freie Wobnnng o. 8. w. gegen die Verpflichtung, sich jenem allein hinzugeben. Die mimiliebe Demimonde bat eine groate Abnliehbelt mit der weiblifiheo. ¥ut aUe Eigenacbaften, die man bei dieser findet» Innn man aneh bei der mfianlidhen wabmehmen. So ist ea etwas gern gewöbnliebea, dass tin Mitglied der mlnnlioben Halbwelt dem anderen den Bang dadnxdi absulanfen sncht, daas er den Freia dfftekt n.8.w. Die Urninge, beaondera di^snigen, die rieh für Qeld hingeben, lieben es, mit den SteUnngen der Mlnner, mit denen de YeAehien, m prahlen; ebenso wie es bekanntlidi in der weiblioben Halbwelt fBr einen greesen Sieg der Mitglieder gilt, wenn rie sagen können, dasa de mit einem Graftn oder Forsten verkehrt haben, ebenso spielt dieser Bbrgeiz in der mfinnlioben Demimonde eine nicht ungewöhn- liche Bolle. Besonders bezeichnet mancher m&nnliche Prostituierte Trotc mehrfaoher dahiagehmder Angabea besweifle ida noch daren Za- Terläüsigkeit. PdiMl ind nrntimtioii. 253 iiielit nur dteMn oder jenen Qnfen, sondern aneli beetimnite Prinzen als eeinen Liebhaber. Andi an AnfdringUohkeit pflegen die minnliahen Proetitnierten den weibfioben nlebts naohnigsben. Sie snohen die Anfinerkeamkeit roft ümmgen auf jede Welse auf stcb an lenken, nm dann den ein- gefongenen Vogel ?or dem seiaeUen Akt mOgUobst dudi Wein- trinken n. 8. w. anssabenten. Besonders beliebt ist es bei manehen Urningen, sieb dadareh Aber üue Sdiiok8al8geabrte& emponobeben, dass sie diesen das An- nebmen Ton Geld für saneUe Akte nacbsagen; viele, die für den sexuellen Verkehr Geld nehmen, bestreiten dies in der Hoffnong, sich dnrc)i eine solche Lüge eines grosseren Ansehens in ihren Kreisen zu erlreuen. Im allgemeinen dürfte die Prostitution unter Mauuern in den leüten zehn Jahren bedeutend zugenommen haben. Ein Urning, der die Verhältnisse aus früherer Zeit sehr ^'t iiau kennte beklagt es, dass jetzt in der Liebe so viel Geschäftsiii;issi.,'es sei, und spielt strts den Lauiküor temparis acti, „da es in früheren Zeiten noch viel wahre Liebe gegeben habe." Die männliche Prostitution ist eines der traurigsten Sitten- bilder, die es giebt. Es sei erwähnt, dass die Polizei gegen sie nicht m demselben Masse einschreiten kann, wie gegen die weibliche. Ich werde in dem Forensisches überschriebenen Kapitel diesen Punkt beeprecben, da die gegenwärtig bestehenden gesetzUchen Bestimmungen der Polizei' zwar Waffen gegen die weibUobe, aber nicht gegen die männliche Prostitution liefern. Der fierliner Kriminalpolizei kann man wohl die Anerkennung nicht versagen, dass sie gegen Ans- schreitongen homosesneller Personen und besonders gegen jede Be- lästigimg des Pnbliknms vorgebt, soweit sie biena ^esetilich im Stande ist. Wenn ein franaOsischer Autor, Lac Gersal, sagt» dasa die Folixei Männern, die sieb dnrob Dennnsiation anderer ibr ntttsltcii erweisen, das Recht gebe, ibr sokratisebes Gewerbe ohne allza groase fieläatignngen ansäben in dürfen, ao bewdst das nur Lelebt- üBTtigkeiti mit der manoher im stände ist, Beschnldigangen gegen Bo- börden an erbeben. Es ad nochmals auf die nicht gerade sehr lablreioben, aber doch dann md wann vorkommenden Fälle hingewieaen, wo Männer in Weib er k leid nng gehen, nnd die IVechheit soweit treiben, sich von Männern gebranchen an lassen, während diese keine Abnnng haben, daas sie ea ndt einem männlioben Ihdividonm in tiran haben. Der 254 8. 158 genannte Fall von H. Fränkel ist ein solcher, ia eiiifiiiL Fall ▼on WestphaP) schemt die Sache Ähnlich gewesen su sein. Auch ein Patient Kt afft-Bbings giebt an, dass er einen jungen Mann kenne, der in WdberUeidnng junge Mftnner anloeke; er liest sie hierbei in dem Olaaben, dass er ein Weib sei» und unter dem Yor- wande, gerade die Periode zu haben, Teranlasst er jene, ihn psr os zn brauchen. Em Mann, der selbst in WeiberUeidem öftere aof die Stcasae geht, um daduroh Minner ansnlecken, yersiefaert, dass es gar nicht 80 sofairer sei, Mftnner Uber das GeeeUeeht sn tinsehen. Er erUfirt, dass Mftnner die ganse Nacht neben ihm im Bett Segen und dabei mehrere Male den Geschleehtsakt ansahen konnten, ohne eine Ahnung da^on zn haben, dass sie das mit einem Manne thun. Es sei nni nötig, dass er anfangs ia sdner Kleidung von dem andern für ein Weib gehalten werde, dann mache sich alles weitere ganz von selbst In neuerer Zeit ist mir ftbrigens ein ganz einwandsfreier Fall mitgeteilt worden, wo eiu absoliit lie tt r u^i ex u eller Herr gleichfalls in dieser Weise durch einen m&nnUchen Prostituierten getäuscht wurde. Die männliche Prostitution ist auch nach anderer Biehtnng hin mit der weiblidien rerwandt Sowie es in dieser Mitglieder giebt, die nicht nur für ihre Hingabe sich bezahlen lassen, sondern bei dieser Gelegenheit auch Diebstahle aasftthren, ganz ebenso findet sich dies bei prostituierten Mftnnem; nur ist die Yerkonunenheit hier woM noch grosser. Das kann nidit verwundern, wenn wir bedenken, dass, wer durch einen prostituierten Mann geschädigt wird, viel eher dies lei- heimlichen dürfte, als der durch ein prostituiertes Weib Benachteiligte. So kommt es, dass käufliche Mftnner die Leidensehaft des Urnings zu Diebstfthlen benutzen, weil eben dieser sieh gewöhnlich hütete An- zeige zu erstatten. Er fttnditet ja, entweder selbst mit dem Straf- gesetz in Konflikt zu kommen, oder doch durch öffentliches Besprechen seiner mannmftnnlicben Liebe moralisch tot gemacht zn werden. Die Furcht vieler Urninge hiervor ist so gross, dass Subjekte, mit denen sie verkehrt haben, ein methodisches Erpressungssystem an ihnen ausüben. Der Erpresser') (auch Bupfer genannt) droht dem Urnmg ') C. Westphal: Die konträre Sexnalempiinduiig. Symptom eine« mh- rnpatLischen (psychopathischen'i Zn-tandes. Archiv für F^yohiatlie ond NervMl* kraukhoiton. 2. Band. Berlin 187Ü. S. 97 IT. Die französische und internationale Bezeiciiuung ist Chanieur, die £r- pniSQiig hfliiHt Chankiff9m ErpreiMitiiiiL 255 mit Aiisaige und Utost noh für Bein Sohweigflik eine gioaie Somme sahlen. Die geciehtiiehen Yerhandlimgeii, die in Befün and andeien grossen Stldten seitweise stattfinden, beleuchten dies xor Qenfige. Ein Besmtoi enfililte mir über einen blutjungen Erpresser fol- gendes: «loh glaube, dass er gar keine gesobleobtli^e Ferrersion hat» wohl aber des Geldmerbs halber sieh Pfiderasten sor Yerflngang stellt Wenn er nim einmal «nen solchen Mann gefiungen bat, so geht die alte Erpressungsgosohichte los. Er droht ihm mit Anseige wegen widematilrlieher Tlnsncht, da ihm selbst schlimmsten Falls an einigen Monaten Geföngnis nichts gelegen ist, der andere aber wegen seiner besseren sozialen Stellung durch eine solche Verurteilung ruiniert würde. Dieser sucht die Sache deshalb mit Geld tot zu machen, was ihm aber so leicht nicht gelingt Wenn er dem Erpresser Geld bietet, so kommt dieser nach einiger Zeit wieder und verlangt neues". Bis zum Selbstmorde werden schliesslich Urninge durch Erpressung getrieben, auch müssen sie mitunter enorm hoho Suramen -- ich hörte einen Fall von 60000 M. — zahlen, nm den anderen zum Schweigen zu bewegen. Mir sind mehrf^rt' Yfilh genau bekannt, wo die erpressten Gelder grössere Suiunien hetrugen. Ein Herr h;it an einen Mann, mit dem er einige Male geschlechtlich verkehrt hatte, im Laufe von einigen Jahren bereits 8000 M. bezahlt Lediglich um einen Offentliohen Skandal zu reimeideo, zieht der Mann es vor, seinem Peiniger immer noch Geld zu zahlen, obwohl strafbare Handlungen niemels Torgekommen sind. Von einem andern Herrn weiss ich, dass er seinem Erpresser bereits gegen 40 000 M. besahlt hat Der Er- presser reiste jenem Herrn von einer Stadt rar andern nach nnd ist leider erst, nachdem der andere am diese grosse Smnme geprellt worden war, rar Anseige gebracht worden; schliesslich worde er wegen Erpressung bestraft. Wie Ulrichs^) mitteilt» haben sieh einige Fsiiser Erpresser ?on dem doieh Erpressong gewonnenen Oelde sehr fein eingerichtete Landh&Qser bei Paris ,gekanft Mag anoh manche Angabe Ton Ulrichs Übertdeben sein, so ist doch an der gemeingefthrlichen Ans- breitong des Elpressertoms nicht ra sweifeht Mancher Sekt, den man m Bestanrants trinken siebt, wird, wie ich tou raTerlftssiger Seite eifthre, dnrch so erpresste Gelder besahlt Dass die meisten Erpresser straflos ansgehen, ist natQrlieh, da der Gerupfte gewöhnlich K a r 1 H e i n r i c h U 1 r i c h 8 : Oladiu^ Furens. Das Naturrütsel der Umings- iiebe und dor Irrtum ab Gesetzgeber. Eine TroTokatioii au den deatacben JniisteDtag. Kassel 186& S. 86. BtpiWMrlnin. selbst dann den Totgang bestieitet oder sehvetgt, wenn die Behörden Yerdaeht auf Erpxessong haben. Ich bttiurln bd dieser Gelegenhflitf dass aoeli tt» andor» C^iMsüiGtat der Erpxessang Torkommt^ die sieh auf den Verkehr mit unreifen Mftdehen besieht Dass oft hierbei dem Betreffenden eine Falle gestellt wird, isi sicher. Meadmsl hsudelt es sich um Iftdchen anter 14 Jahren, maadimal aber anch nm solche iwischen 14 nnd 16 Jihren, mit welch letsteren mir nnter bestimmten Bediagongen ein seiaeller Takehr stnflos ist. BipressangsTersache sof Grand des Verkehrs mit nnrdfen Mädchen bilden ein Analogen sn den Erpressongsvemiohen, die neh an angeblichen oder thatsHohliehen homoseacoellen Verkehr ansehliessen. Die Krpreäbiing ist für die Urninge ein Damoklesschwert Es kommen heute fast nur solche Fälle von widernatürlicher Unzucht zur gerichtlichen Kenntnis, die etwas mit Erpressung zu thun haben. Öonst pflegen sich Urninge, die miteinander verkehren, bei gericht- lichen Schritten natfirlich nicht gerade gegenseitig den strafbar 'ii Akt vorzuwerfen; sie geben i^^ewolmlich, wenn der Fall zur Kenntnis der Behörden kommt, nur die mutuelle Onanie zu, sodass sie straflos bleiben, da ein Zeuge für eine strafbare Haudhiug nicht vorhanden ist. Onnz anders liegt die Sache, wenn der Urning mit einem Erpresser verkehrt. Oft hat er nur die Wahl, sich von dem Erpresser um sein Vermögen bringen ni lassen und schliesslich doob nooh gerichtlich belangt ni werden, oder durch Selbstmord zn enden. Die Welt sieht oft nmr das änssere Glock; sie beneidet diesen oder jenen, weil er sich in angesehener Stellung befindet nnd mit Glücksgütem gesegnet ist^ Wenn sie eine Ahnung davon hätte, wieviel Elend hinter dem äusseren Glänze und Flitter sich häufig abspielt, so würde mancher anne Mann andere um ihr Glllek nicht beneiden* Mir aind Fille bekannt, wo naoh anasen hin alles nur Fraefat ie^ wo ein idealea Olüok nnd Znftiedenheit in beatehen aohelnt nnd doch der wahre Gennas des Glflckes dnich den Umatand gestört ist, daaa durah die Ihdiakietion oder dnroh die NiedertrSohtigkeit Irgend eines Individnoma der aaacheinend ao glfteUlohe Mann ui einem Angenbliofc nm aeln ganaes Ansehen gebraeht werden kann. Ich kenne EUle» wo daa Vezmfigen, anoh wenn es aehr gross ta aein acheint^ alch zom Teil bereite in den Hilnden von Erpiesaem befindet, anm Teil der Banb derselben an werden droht Man gUuibe lüoht» daaa die Erpreaanngen nur Ton offenen An- gehörigen der mftnnliohen Demimonde anageabt werden. Ea giebt Tielmehr Männer, die sich, anscheinend ohne Geldgewinn zu beabsich- ISummmitiim«  257 tig«ii, SDgebliolk mb Liebe dem XTniiiig hmgebeB» Baohber aber diesen durch Erpreesmigeii anebeuten. Aber selbBt wenn dieser lein biBherigea YennOgen geopfert hat, entgeht er dem Bcpreseer nicht Dieeer weiss jede neu erworbene Smnme sofort wieder zn entdecken nnd dem Bedanemswerten zu entreissen, der stets in der BefAnhtiing leben mnss, dass er wieder von seinem Pemiger Yorfblgt wird nnd sohliesslich doch noeb seine soiiale Stellang einbflsst Naeh dnigsn Einselheiten, die mir tLber die Br- presser mitgeteilt wurden» mnss leb bemerken, dass die Urninge diesen geradem TOgelfitei ausgeliefert sind. Der Weg, den der Erpresser einsehlagt, ist Tersobieden. So kommt es vor, dass ein üming X. mit einem Manne T. einen sexaellen Akt aasübt, der bereits unter das Strafgesetzbach fällt X. glaubt, mit Y. ganz allein zu sein ; plötzlich, wahrend des Aktes, erscheint ein dritter, Z., der bisher versteckt war, er kummt luuLer einer spa- nischen "Wand hervüi, spielt den Entrüsteten und droht mit Anzeige. Natürlich handelt Z. im Einverständnis mit Y.; dennoch thut Z. so, als ob er den Y. und den X. anzeigen wollte. Y. bietet nun dem Z. alles Mögliche, Schuldscheine, Geld, Uhr, um sein Schweigen zu er- kaufen; dadurch wird auch der erschrockene X. schnell dazu ge bracht, dasselbe zu thun. Ues X. Identität wissen din Beiden sofort genau festzustellen; sollte ihnen dies nicht gelint^^en, so folgen sie ihm big in seine Wohnung;, imd nun kann er ihnen nicht mehr entgehen. Es giebt unter den Erpressern auch Ägeiüs prorocateurs, gewöhnlich junge Männer, die die Aufmerksamkeit des Urnings auf sich zu ziehen suchen, mn ihn zu irgend einem sexuellen Akte zn veranlassen. Natürlich ist anoh hier wieder alles so vorbereite^ dass unmittelbar nachher die Eipressungen iliren Anfang nehmen. Wenn man bedenkt, welche schwere sittliche Schädigong ein solches Erpressungssystem daistellt, das dorob das Gesetz gegen die widematSrliche Unzucht gestatst wird,*) so mnss man sich die ftage Torlogen, ob nicht dieses Qesets mdir Schaden als Nntsen gestütet hat; es Ist dies ein Fmikt, den ich qiftter noch besprechen werde. ') Dass das Gesotz die ErpreBSong' bogfttnstig-t, ist klar. Dass sie aber durch jenes allein herrorgerufen wird, wie die Umioge annehmeo, und mit seiner Be- eeitigimg sofiiit Mthwiadea wird, ist da Irrtum; es geht «Um iehon dantia herror, dan aadi hi Llatoa, wo der ManinnBnaliehfl Qeidiledittvarkeiir fk«t- gegebcn ist, wie in Frankreich, dennoch Erpressungen vorkommen. Vgl. hierüber A. Coffifrnon: Paris virant: La Corrupiion n Paris, (Le Demi- Monde — leg ShtUeiieurs — la Police des Maura — Brasserün de Femntea — FiUes galantes Moll, Xenlr. Snnnl«iq^««B. 17 258 Behörden und BrpranertDB. Mit welcher Strenge die Gerichte*) jetzt gegen die Erpresser vot* gehen, mOge folgender Fall zeigen, der vor einigen Jahren in Berlin let- handelt wurde. Ein jnnger, aohtzeh^jähriger Menseh, F., hatte einen Herrn X. eines Abends kennen gelernt, indem er ihm vorschwindelte» dass er obdachlos sei. X. nahm den P. mit nach seiner Wohnung und Mheint hier mit ihm geschlechtlich verkehrt za haben. P. be- gann non — ioh folge dem Berieht aber die Veriumdliuig — teham- loee Erpreeenngen. Die einzelnen Summen wniden allm&hlioh immer giOeaer, sie ettegen von 60 bis anf 600 Haik. Die Familie lebte von dem Gelde, das der Erpresser heimbxaobte, beteiligte sieh aneh an den Eipressnngen, indem sie den X. gleiehftUs um taneend Mark er- leiditerte. Sohlieeelidi hatte P. noeh die Frechheit, ganz direkt dnes Tages goldene Uhrkette, Pinoe-nez und alles baie Geld, das er bei X. Torfond, zn nehmen.^ Obwohl der schon vorher bestrafte P. bei ') Man findet öfter Mitteihugeu in likttern über derartige Erpressor. So gtug vor iiieht langer Z^t folgende Notis dnreli die BerUner Zeitungen, die flbrigens den thatsächlichen Yerhältnissea entspricht: «Ein gefährliches Indiri* duum ist in dem angeblichen Diener Johann F. wegen einer Reihe schamloser Erpressnagen in Untersöchongshaft cfpnoTnmon worden. F., der in Verbrecher- kreison unter dem Namen Schollenkuli bekannt ist, weil er stets in der Livree eiaes hemduffUdiai Beitkneehts mit Spoven an den Ftttien einhefatobieit) gelidifc zu denjeaigeil Personen, welche aus dem SoUammo der Grossstadt Gold schöpfen, indem sie r:ewi88on Ausschweifungen dienen nr\>\ aladann ihro Opfer mit der steten Drohung einer Anzeige oder eines öffentlichen Skandals luuHpressen. Der Verhaftete operierte hauptsächlich in den freqneatesten Strassen der Jb'riedrich- itadt, imd der Staatnauwaltsohafb wie der Uniaalpollsd dfliflo viel daran liegen, irann sich solche Personen melden, mit da&en F. Anknflpfnngen Tersucht haft.* Es ist in dem letzten Sntze darauf hingewiesen, dass sich solche Personen melden sollten, die von diesem Erpresser goschSdigt sind; indessen muss man berück- sichtigen, wie schwer es Leuten, die angesehenen Qe^lschaftHkreiaon angehören, fillen mn«, iioh dorcih Meldimg efaieni ttfltotlidien Skandal anainsetaen. Der Berliner Kriminalpolizei mnss entschieden naohgemhmt werden, dass sie diskret wie irgend möglich derartige Angelegenheiten behandelt. Dennoch kann man die Scheu der Personen, durch Mitteilungen an die Behörde sich einer Bloss- steiluug auszusetzen, wühl begreifen. Man hat eben hierbei die Öffentliche Meinung an benSokiichtigen. Ale m «inigat 2Seit bei Bpandan ein Mord rertbt war, wurden gleidifidb durch die ZdtttBgen FnaeB aufgefordert, sich zn melden, die von einem Manne da^rlhst angesprochen oder genotzüchtigt worden wSrrn Man wird verstehen, wie schwer es für eine anständige Frau sein muss, hierüber Mit- teilungen an Behörden zn machen, obwohl doch nicht geleugnet werden kann, da» «ina Beatiafiuig dea betreffenden Indvridiiiima oder dooh eine Brndttefaing dOBaelben dadurch erleichtert werden kann. •) Mir ist ein Fall bekannt, tf^r in einer ausländischen Hauptstadt spielte, wo gleiclifalls mehrere Erpresser einen Mann, der mit ihnen geschlechtlich ver- kehrt hatte, auf offener Strasse vollständig ausplünderten. Zwanzig Schritte davon Standen PeMsaibaamta, aber der Hann war so «ingesdittolilar^ nnd dia ftpnaiar BehCrden und Erpressertom. 259 Begehung der StrafUutoiL noob nioht das aditnhnte Lebemjahr ToUendot hatten wurde er doch la neben Jahien Geftagnis Teniiteflt. Wenn auch die Geriolite in Besag auf die fldhe der Strafen die Gefthrtn des Efpiessertama liehtig würdigen, so seigen ae doeb in anderen Besiebongen einen Mangel an Ventlndnifl. Kann man es doeb beobaobten, dasa ein Biobter Erpresaongen deebalb nicht an- nimmt» weil der, an dem der Bipreesongsvenneh verllbt wnrde, dem andern erat Geld gegeben bat Dadnroh wQrde dessen Olanbwflrdig- kdt Tor Oeiicht gerbiger. Das leigt eben» daas die Richter in der Seele dieser Erpressangsopfer nicht zn lesen vermögen, und dass ihnen die thatsächliohen Verhältnisse unbekannt sind. Der Betrefifende fürchtet, ob er den Akt begangeu hat oder niclit, die öffentliche Besprechung der Angelegenheit und sucht eben deshalb die Sache mit Geld aus der Welt zu schaffen; wenigstens hofft er bei jeder Zahlung, dass dies die letzte Summe sein würde. Wenn dann doch die Erpressung später zur gerichtlichen Beurteilung l:ommt, so liegt in dem Umstand, dass der eine zunächst dem Erpresser Geld gegeben hat, auch nicht der mindeste Auhaltepankt dafor, dass er vor Gericht weniger glaubwürdig oder gar straffällig sei. Übrigens ist es nicht ausschli»'.sslich die Drohung, eine Anzeige zu erstatten, womit der Erpresser sein Opfer fängt £s giebt namlioh Falle, wo er mit einer Anzeige wenig Erfolg haben würde; fftr solche Fille haben die Erpresser ein anderes Mittel bei der Hand, das auch als* „Anfbieten** bezeichnet wird; sie drohen nämlich dem Umlag, dass sie seine ümingsnatur und dessen sexuellen Verkehr mit Männern Ofibntlich bekannt machen wollen, indem sie es ihm auf der Strasse naebmfen oder in anderen Kreisen erslblen. Diese Leute wissen genan, dass sie bei der grossen Yera^tang^ die in der mensehlleben GeseUsobaft gegen die üniinge benscbt* diese mimögliüh maeben, wann sie ihre Nator bebannt geben. Katfirlieb nehmen die Eipresser keinen Anstand, dnreb Einsebfiebtemng selbst Minner anssnpltindem, die nie mit einem Manne seneU Tsrkebit haben und sezneU gani noimsl sfaid. waren Hes Sirillsrhweigeiis dieses Mnanes bo sicher, da-s« sie »»inen sfilrhon Raub- aofall wagea konnten. Den Fall hat mir der in dieser W'eino auügeplünderte H«rr Mlbft tnMhÜL VI. Sexuelle Perversionen als Komplikation der kouti*äi*en Sexualempfindimg, Ma& kann die Homowmalittt ent dann richtig würdigen, wenn man die weiteren aaf deren Boden bestehenden sexnellen Perversionen mit denen vergleicht, die bei heterosexnellem Triebe vorkommen. Es ist eine auffalieaiie Kr^cliemung, dass Kich im Anschlusä au die Humobexualit&t, die den Mann zum Manne zieht, genau dieselben Perversionen linden, die wir bei dem Heterosexuellen beobachten. Besonders duroh die Arbeiten Krafft-Ebings 0 sind uns Er- scheinungen bekannt geworden, die sicli bei M&nnero ünden, die das sexuellti Gefahl zu Weibern lanzieht. Während unter normalen Verhältnissen die Geschlechtsteile des Weibes dem Manne einen llaujttreiz gewähren und der Eoitns als Mittel zur Befriedigung gilt, selien wir, dass dies unter abnormen Verhältnissen nicht der Fall ist- Es giebt Männer, für die den Hauptreiz des Weibes entweder ein bestimmter Körperteil, der mit dem gewöhnlichen sexuellen Verkehr direkt nichts zu thun hat, oder auch ein Kleidungsstück oder ein anderes Objekt des Weibes bildet; Krafft-Ebing bat mit Lombroso, Binet und Max Dessoir der- artige Fälle als Fetiaohiamus bezeichnet Wir können also einen Gegenstand- und einen Eörperteilfetiachismus unterscheiden. Eine eolehe Treunmg ist dnrehana mOglieh, da x. R for Stiefelfetieohiaten der nnbeUeidete Fosa gewObnlioli ohne Beii iat| andereneiiB Hand- ietisohisten duroh die blosse Hand, nicht aber duroh den Handschoh gereist werden. Wenn wir uns bei Mftnnern nnd Vmamt nntenidhteD, 80 werden wir finden, dass üwt alle ftir Irgend etwas eine besondere Vgl. insbesondere ausser der nenesten Auflage der P'-ffchopfähia sextialis die Neuen Foischungea auf dem Gebiete der Pgychopat/na ntxualü. 8. Aull. Stot(«Mrt 1891. 261 Vorliebe haben. Das eine Weib beronugk blonde, du andere dnnUe Haare; die Individnalittt spielt in der Hetenuesoalitlt ebensowohl wie bei der Homoaeziialitftt eine gione Bolle. Oft genng ist ee irgend eine anittUende Bigenaohaft, die den Beiz ansaht So hat TieUeidbt Sohrank^) nieht unreoht, wenn er steint^ dass Ftoetitoierto mit Be- sonderheiten mehr gesnoht werden als andere. Ifit Beeht hat aneh Krafft-Ebing, dem wir die angehendsten Stadien über den ?eti- sehismns verdankeD, darauf hingewiesen, dass viele FiUe dnrohans nicht in das Gebiet des Pathologischen gehören, Tielmehr finden wir oft genüg das in physiologischer Andentnng, was nur, wenn es in einer gewissen Übertreibung Yüikommt, als abnorm und krankhaft angesehen werden darf. Andentnngen des zuerst zu betrachtenden Gegenstandfeti- schismus sind m häufig, dass die einzelnen Fälle kaum beachtet werden. Es ist bekannt, dass mancher, der ein weibliches Wesen liebt, Gegenstfmde, die von diesem stammen, mit Küssen bedeckt, 2. B. Handschuh f.', einen empfangenen Liebesbrief u. dgl; von den Polen wird erzählt. d;iss es bei ihnen Brauch war, auR Damenschiihen Wein zu trinken. In diesen Yoigaogen haben wir deutlich den Beginn des Fetischismus.*) In dem gelegentlichen Eflssen von Gregenst&nden einer geliebten Person doifen wir aber etwas Krankhaftes nicht finden; wir würden sonat dam kommen, bei &Bt allen M&nnem eine dauernde oder zeit- weise sexuelle Perversion zu finden. Was die noch in das Gebiet des Normalen gehörenden Fftlle von dem krankhaften Fetischismus nnterscheidet, ist besonders der Umstand, dass es sich bei ihnen um Nogmif an ehier Person handelt» dass ein Eleidnngsstfiek des Weibes ') Joaef Schränk: Die Prostitution in Wien in historischer, adininistrativor und hygienlioh0r BeiidMing. % Bud. IMe Adnüaistimtiott und B^gjtene d«r Prostitution in Wien. Wiea 1888. 8.818.
    • ) Handle hierher gehörige Yergftnge finden sich in der Physiologie der
    Liebe von Paul Mantegazza (a. d. Ital. von Eduard fingcl), und zwar im ILapitel, das Die erhabenen Thorheiten der Liebe überschrieben ist. Ich fahre tiijf» Stellen hioraiis an, da oio di« aUgemoiBwi fotiodiistiBelien Neigangen dor Menschen «ich aosierliaib d«r Liebe chamklairisieron: JDie Liebe ist knabenhaft, weil sie religiös bis zum Aherglanben ist; keine Religion hat je eine so sinnlose Götzendienerei gehabt, wie die Liebe. Sie allein hätte panz allein ans sich heraus die Götzendienerei erfanden, wenn dieso nicht aas unendlichen anderen QMDen llue Hahrung gezogen hitt«. 96? dio Liobo ist alloB gehelUgt» wh die Band, das Ange, der Gedanke der geliebten Fafooii gotiofiiBiL Wer godeokt tt\rht norh dr^: TüVelfi über den Besitz eines Rosenstrauches, von dem sie oino Blume geplläckt? Wer möchte die oozShligen Narrheiten der LiebesgOtsendifliioni nennen?" 262 FitiMliviMliar fatiMUnmu. nur deahalb gekflsst «iid, wäl dB der geliebten Fenon gehOii Bei dem patholo^eobea I^tiBoliiaiiine ist Itingegea die löebe in dem Gegenetand das, was in den Vordergrand tntt und die gerne Soene beherreolit; liierbei eind die k(»rperiiehen imd geistigen BIgenaeliafteii der sngebOrigen Person swsr nioht immer gleicbgfltig, treten aber entedbieden in den ffintergnmd. Der StieliBifetisobiimQSi wie ibn Zola in Tliereee Baqnin besebreibt» vobei der betreifende Hann den eleganten Stiefel seiner Geliebten mebrmals kosst, gebort biemaeh noeb in das GMrfet des Normalen, beeonders da die Sebnsndit^ den Eoitns ausznfObreD, den Mann erfüllt Hingegen sind dnichans krank- haft die Fälle TOn Fetischismus, in denen der Koitns nicht das Ziel der Libido ist, diese vitimelir nur iu dam Wuusclie besteht, sich au einem Kleidungsstück oder an einem anderen Gegenstande sinnlich zu ergötzen. Ich halte es hierbei fflr gleichgiltigt ob der Gegenstand einer dem Manne bekannten Person gehört, oder ob sich der Fetischist mit seiner Phantasie eine Person zu dem Gegenstände hinzukonstmiert Ebenso ist es für den Begriff des Pathologischen unwichtig, ob der Fetischist die Stiefel mit Wollustgefflhl nur betrachtet» befahlt, kosst, oder oh er an ihnen masturbiert. Bei dem Gegenstandfetischismus spielen eine Hauptrolle Stiefel und weisse Wftschegegenstände des Weibes, z. B. Ta-scheiitücher. Indessen scheint es, als ob unter bestimmten Umst&nden die ver- schiedenartigsten Objekte zum sexuellen Fetisch werden könnten. Nor ist fest zu halten, dass bestimmte Objekte beeonders beTomgt werden, so dass die zolUllige Assoziation nicht in allen Fallen die aosschliess- liebe Bolle spielen dürfte. Unter anderem ist eine Reihe Ton Fällen bekannt geworden (sie beben aneb vom Teil krimineUo Bedentang er^ langt), in denen Männer dnrob Taschentücher oder andere Wisebe Ton Weibem angebxM worden, s. B. ein von W. Passow*} mi^ geteilter Fall Die Leidensebaft for Tasohentaeber kann so weit geben, dass ein Mann Tollstlndig im Banne des Tasebentoebes stebt Eine weibliebe Person sagte mir: „leb kenne eüien Herrn; wenn ieb ibn in der Feme sebe^ so brancbe lob nnr mein Tasebentnob bervor- snsieben, so dass es ans der Tasebe etwas berani^gnekt^ nnd ieb bin sieber, jener Mann folgt mir wie ein Hnnd seiner Herrin. leb kann bingeben, wobin ieb will, der Herr wird mir unmer naebfolgen; er kann in dner Drosebke fidiren, er kann bei der Brledignng ') W. Passow: Oeistesstörung, die Ursache anffallender Diebstähle. Viertel- jabrsBchrift für gerichtliche Medizin and öffentliches Sanitätsweseu. Heraus- gegeben m Esiflobcrg. Neae Folge, 28. Band, 1878» S. 64. TMobentnohfetUohimas. 263 einet aelur niohtigen Geeelilllee eein: wenn er melB TteehenkiGli er^ bliekt, Usst er alles Im Stiefa, mn mir, reep. dun TaeehentnolL sa feigen." Dieser TasohentaehfiBtieehiflmiis kann in TeraeUedeiier Weiee rar eezaellen Befriedigung benutzt weiden. Die einen fOhlen sieh getrieben, Taschentücher TOn Weibern za stehlen und zu Hause in ihrer Wohnung zu sammeln; sie machen nichts weiter mit ihnen, soweit mir bekannt ist, und sind durch deren Besitz und Anblick glücklich. Taschentuchdiebstähle aus fetischistischen Neigungen haben mehrfach die Gerichte beschäftigt) die übrigens in neuerer Zeit dabei ziemlich nachsichtig zu verfahren scheinen; auch in Berlin haben solche Prozesse gespielt. Bei einigen Fetischisten ist es nicht aus- schliesslich (iie Befriedigung am Besitz, die den sexuellen Reiz aus- macht, sie wollen mehr von dem Taschentuche haben. So weiss ich von einem PetiscbiRten, der leidenschaftlich Taschentücher von weib- lichen Fersoneii zerbeissL und bierltei sexuelle Befriedigung erlangt.*) Der Taschentuchfetischismus hndet sich auch bei homosexuellen Männern,') so dass es sich hier um eine doppelte Perversion handelt, erstens um die Neigung zum Manne und zweitens um den Taschenr tuchfetischismns. Analog dem fall des Fetischisten, den das Taeebeit- tuch des Weibes reizt, und dem aus diesem Grunde der normale ge- schleohtÜohe Verkehr mit dem Weibe, d. h. der Eoitos, keine Be- firiedigung gewfthrt, liegen b«m mannmftnnliflhen Verkehr die FUle der FetiseUiteii, die Taaefaentttelier Ten MAnnem lieben. Sie werden weder dueb Hderaatie noeh dnreh rnntnelle Onanie gereist, die Oesehkehtsorgane des Miumes sind ibnen ebenso abatosseod, wie die Gesehleohtsoigane des Weibes dem Fetisehisten, der die Tasehea- tndber der Weiber liebt In weloher Weise sieh ein soloher Hann geseUeehtlieh beiUedIgt, mag folgender Fall, den ieb ra beobaobten (3elegenbät baite^ seigen: 15. Fall. Es handelt sich hier tun einmi Mann X., einen Hand- Wfrlff-r, etwa 40 Jnbn" alt. Er ist von kräftiger Statur und kam wegen vtT.si hiedi ner neurasthcnischer und hypochondrlsciier Heschwerden zu mir; er klagte über Kopfschmorz, ?!cbw*'r(' in den Beinen, Maiigel aa Arbeits- lust, Rückenschmerzen u. s. w. JNachdem er eine Zeitlang bei mir in ') Der Fall ähnelt sehr dem eines K.naben, den CA. Diez (Der Selbstmord, seine Ureachen und Arten, Tübingen 1838. S. 21) erwähnt, bei dem es sor l^dniktioii kim, mui «r Fnmenwisdbe mrIm, ') Ein besonderes Kapitel widmete dem Fetiachismos bei Homosexuellen Panl Garnier in meinem Bu; he: Les Feiiehistes pervertu tt htoerÜ» MaeueU, Observatiotu medieo-l^yalea, i'aris 1896. S. 91—174. 264 Behainllung gewesen war, mncht« er mir interessante Angaben über seine Vita scxuaJis. Körperlich bot Patient keine Abnormität dar. Niemals hatte X. irgend welchen Trieb zum Weibe; schöne Münner hingegen übten von jeher einen ganz besonderen Reiz auf ihn aus. Mutnelle Onanie oder Päderastie hat Patient nicht getrieben, hingegen übte er sehr liüulig und auch noch m der Zeit, während er bei mir in Behandlung stand, Onani« ans. Sein Uaaptyergnügen und die höohBte Wollturt beiUod MukM. Ar den Patiaatai darin, data er weiaie Wlaehe, gans bemaden aber weisee TaBcfaenifloher tob hftbacheii MimMni juhm, in ilunii mmbnm simm tmohU und mm mastnrbkrte. Zu diesem Zwecke entwendete er Öfter swnen Freunden Taidientfleher; er Woeste lehr gut eine Sntdeokiing dei Diebitablea la Terhindeni, indem er ateta eines aeJner eigenen Taaelieataöber dem betnifendeB Fkennde snrftoklieBBi nm daduroh Ar den Fall der Entdeekong den Sehein einer Verwecbaelnng n erregen. Wenn er einmal kein Tasohentooh an dieaem Zwaeke batte, so onanierte er und stellte sieh hierbei mittelst seiner Phantasie ein Taschentndi oder andere w^sse Wäsche von Mtnnem lebhaft vor. Den Koitus mit Ihtellis pu^ids hat Patient öfter aus- geführt, aber stets ohne jeden Trieb dasu mid ohne Wollustgefühl. Erektion nnd Ejakulation trat nnr dann ein, wenn Patient wlUirend des Aktes an das Taschentuch eines Mannes dachte; noch leichter war ea dem Patienten, den Koitns ansTnfiihren, wenn er sich das Taschentuch eines Freundes mitnahm und während des Aktes in der Hancl hielt Die erotischen Trfiume beziehen sich nicht auf den Koitus und nicht auf das weibliche Geächlecht, vielmehr tritt die i^akulation im Traume immor nur bei der Yorstellang von Wftaohe von Männern ein. Auner weisBer Wflsohe bildet oft die FussbekUidtmg*) des W^bee den Gegenatasd der Liebe des ÜotiaolnfltiBelien Mannes; das- selbe leigt siGh aneb bei bomosonienem Trieb. Chaiakteristisoh ist eine Beobaehtong Krafft-Ebings, wo der Patient lohon im AHer ▼on vier Jahren ror allem die sohSn gqraftitea Stiefbl Ton Bsit- knedhten liebte, nnd swar leigte sieh diese Enoheinung gans besondeis im Trenm. Diesem Patienten ist eine msnnmiinnliehe Idebe, wie sie Urninge sonst empfinden, snwider; er aeigt lUanem gegenflber in sosgesproefaener Weise fetisdiistisehe imd aoeh manehe <) Bin Ydksaberglanbe giebt in Hessen sls Idebesmitlel die Aitweadnng eines Stiefels oder Schuhes der geliebten Person an; man trägt ihn acht Tage lang selbst urrl pieVit ihn flann \vi( iler zurück (Ad olf Wuttko: Der deutsche Volks- aberglanbe der Gegenwart, Berlin 186y S. M4). Zahlreiche andere Angaben, die mit gewissen pathologischen Erscheinungen der Liebe eine Verwandtschaft seigeu, finden sieh in demselbeB Baehe. Darnach spielt in BSImen aneh ein watess Tuch als liebesmittd eine BoUe. t HeteraMonMllw Oggwatandfetigohiamna. 265 mtMohistisidiei} SrnpfiDdungon. fiir hat i. B. die Neigong, seiDen Stenen die Stiefel lu Uamd, la iriduen, de üuen ansuielien. In das GeUet des Stiefeifetisehisiiins bei üniiiigen gebort ainii ein FaH, der mir Ton einer Bebdrde mitgeteOt wurde. Es handelte lioh am einen gebildeten Herrn in aogesdiener Stellung, der einen Offiaier mit Briefen bellfltigte» sodass dieser sieh schliessUeh sa die Polisei wandte. Der Herr, der naeh dem ürteO eines kompetenten Beobaehters Umiogsiiatiir besass, hatte den OfBsier in sehwlnneiiseher Wöse mit Briefen verfolgt nnd ihn gans enstiieh mn die Erianbnis gebeten, ihm doeh nur die Stiefel patnn sa dibftn. AnflUleod ist, dass mandie üminge fir den Fetisehismns, sowie fBr andere sexuelle Penrersionen, ausser der reinen kontrSren Sexaal- empfindung, nur ein mitleidiges Lächeln, ja Verachtung haben. Der eine erklärte mir, dass er es geradf zu verächtlich finde, sich an den Stiefeln eines Mensclieii aufzuregen, dass ihm aber die bumosexuelle Liebe selbstverständlich und sittlich erscheine. Im Gegensati sa den oben erwihnten Flülen von Gegenstand- fetischismoi^ bei denen der Eoitas trott heterosexaeller Neigung ?er- absohent wird, giebt es andi solche^ in denen der Eoitas das Ziel der lAbiäo ist, aber der Trieb sam Beisdhlaf ganz oder teilweise ?on einem bestimmten Elddangsstttek oder dner gewissen Eleidnngs- art abhtngt Hierbei mtlsste man eigentlich wieder nntersdheiden, ob die Eleidangsart nnr vor dem Eoitos snr Erregung der lAbiäo nötig istk oder anoh während des Beisehlafos erfordert wird. Das bierflber Torliegende Material genügt indessen nooh nieht, am diese Seheidung zu machen. Einige Beispiele, die mir bekannte Männer betreffen, werden die erwähnten Erscheinungen erlftutem. Ein Herr A., im Alter von 2G Jahren, erklärt, daas er mit einem vollstiindig nackten Weibe den Beischlaf nicht vollziehen könne; dieses muss wenigstens mit einem Hemde bekleidet sein. Ein anderer Herr fühlt seine Libido nur dann erwachen, wenn das Weib mit weissen Unterhosen bekleidet ist- Ein dritter, Herr B., teilt mir mit, dass ihn eine f^ewisge Kleidungsart des Weibes sexuell sehr errege; er schildert sie in folgender Weise: ^Das betreffende Weib muss entweder ein kurzes Tuclyackett oder einen langen Eegenmautel von ganz donkler Farbe Vgl. asten. HtüNnatntiv GegvwtendAtiidiiimttE. tragen; die Taille mius gleiohfaUs dunkel nnd wenn mOglioli eng geeehnflft lein; der Beck darf niohi viele Falten luiben, wU andh donkel sein; indeaaen iat hier die helle Farbe nioht ao unaympaihiaoh wie hd den anderen Eleidmigastdcken'*. Ferner beronogt B. el^ gantea Sohnhweik, lange Stritanpfek weiaae BeinUelder ond weiaaea Hemde- Soweit ea B. Torheiaehen kann, wählt er aieh som Eoitna nnr Weiber, die in der angegebenen Weise gekleidet aind. Ein vierter, Herr C, ist ein besonderer Liebhaber des Sammets. Er wird dnrch schöne Weiber in normaler Weise angezogen, ganz betiüudtTs iiber erregt es ihn, wenn er die Person, mit der er sexuell verkehrt, m bammetkleidung antriöt. iiier ftllt auf, dass nicht so- wohl der Anblick als die Berührung des Sammets die Erregung ver- nrsacht. C. sagte mir, dass, wenn er mit der Hand über die Sammet- jacke einer weihlichen Person ftreicbe. dies ihn so sehr sexuell errege, wie ('S auf andere Weise kaum erfolgen köiiue. I^.iii fünfter Herr, ein Arzt, sagt mir, dass Lackschuhe ihn ent- schieden erregen, dass ausserdem eine engg;esrhnilrte Taille, besonders aber ein an den Hüften reclit breiter Kock ihn sexuell reize. Ein anderer erzählt mir dasselbe von seidenen iüeidern; ins- besondere versetze ihn aohon das Bausohen eines Seidenkleidea in sexuelle Erregung. Wieder ein anderer Terkngt Bekleidung mit seidenen Strümpfen nnd überhaupt eleganteste Toilette. Letaterea wird von vetaehiedenen Seiten angegeben. Herr Professor Ottomar Bosenbach in Berlin teilte mir einen Fall mit, der hierher gebort Es handelt aieh am einen Stadentent der nnr dann mit einer RuiBa pubUoa den Eoitoa anaUhen konnte^ wenn de einen aeidenen Mantel nnd einen aeidenen Sonneoaohlim hatte. Herr Ptofesaer Boaenbaoh fügte hmsn» daaa an der Bieh- Ü^eit dieaeET Angaben kein Zweifel bestehen konnte. Derartige FftUe wie dieletatgenannten, bei denen der Geaohleohta» trieb anf den Koitna gerichtet iat« amd, wie mir acheint» in auaaer- ordcntlieh grosser Zahl vorhanden. Obwohl mancher Fall hiervon aohon an den krankhaften gehört, so weiden wir doch, gUmbe ioh, kanm alle aia aoldhe anaehen kennen, nnd aioherlich weiden wir diea nieht thnn können, wenn eme Art der Sleidnng nnr geeignet ist, den Geschlechtstrieb zu vermehren. Wir entgehen so am beeten der Schwierigkeit, die sich sonst daraus ergeben würde, dass die Kleidung d&a Weibes entscluedeii ganz aügeniem den Sexualtrieb steigert. Homooexaeller OegenstandfetisoliisiuuB. 267 Qain ahiüicliA Vorgänge dud, wie Im! d«r Liebe des Maimes mm Weibe, finden wir beim homosexiiellen Triebe. Anoh bier flbt die Kleidang einen weeenflieben Binflues auf üb Erwecknng imd die Steigerong des Triebes ans, und zwar zeigt deh dies in yersobiedenen Abstufungen. Von einem Urning weiss ich, dass er nur dann mit dem andern sexuell verkehren kaun, wenn dieser durch schwarze Strümpfe und Lackschuhe die Ltbuio des ersteren angeregt hat Der gesohlechüiche Verkehr hierbei ist aber der gewöhnliche nnd besteht in mutueller Onanie. Zum Einfluss der Kleidung gehört auch die Vorliebe mancher Urninge für das Militär. Bekanntlich zeigt sich in der Liebe des Weibes eine ähnliche Erscheinung; es ist noch nicht ganz aufgeklärt, weshalb gerade die Uniform auf manche weih- liche Personen eine so hochgradig erre<^ende Wirkung hat Viel- leicht reizen hierbei die an die Idee der Uniform sich anachliessi nden Vorstellungen von Mut und Entschlossenheit; nach dem Mechanismus unserer seelischen Funktionen kann die Vorstellung von Mut un- bewusst bleiben nnd dennoch die entsprechende Wirkung ausüben. Wahrscheinlich spielen aber noch andere Momente eine Holle, z. B. dae straffe Anliegen der Uniform und das dadurch bewirkte stärkere Hervortreten der Formen. Hierfür spricht u. a.^ dass auch Lakaten oft genug das Ziel der Libido sind. Bei der Liebe des Urnings zum Militftr oder nun Uniformoel^ qnelen Uiidiebe Momente mit Jeden- iUla giebt et üminge, die am fiebsten svr mit llilitiipenoiMa vei^ lEduran. Endlich gehört anöh wohl in diese apesielle Kategorie der Wnnach einaehmr, mit liinnera in Terkehxen, die veiblidh gekleidet sind. Wir haben zwar gesehen, dass diese Neigung keineswegs all- gemein ist» aber es giebt dooh dum nnd wann Urninge, die dnreh Personen in M|ii>nfirMaiiimig nicht geröat werden, wohl nber Eixegong isigen, wenn die mlanliehe Person in wdblidier Kleidwig eisoheinL Bndlieh wflide ieh hieriier anoh diejenigen reehnen, die ttber- hanpt dnroh nnbekletdete Hinner nicht erregt werden; die EUle smd anseheinend selten, kommen aber Tor. So sohreibt mir ein Urning hierflber: t, . . • Mezfcwnrdiger Weise maehte der Beix sioh nnr bei bflUeideten Hftnnem geltend, wahrend mieh gänzlich naekte, wie sie sich im römisch-russischen Bad zeigen, ziemlich gleichgiltig Hessen, höchstens ein kunstüsthetisches Interesse in mir erweckten.*' Im heterosexuellen Verkehr ist die Neigung zu halb oder ganz bekleideten und Abneigung gegen unbekleidete Weiber gar nicht selten ; solche Falle schildern Hamm und, Kr äfft -Ebing u. a. Ich weiss von einem Ehemann, der stets nur dann bei seiner Frau potent ist, wenn 268 di6M ihn dnnh ilm Toilette teilt, die sie aber wtiuend dei Äktee nielit ablegen darf. Bbenao wein lob von mebreien aodeieii FUlen, wo Hinner nu mll bekleideten Fiaoen koitieien und der nieht be- kleideten Fran gegenflber ?olUnmunen impotent nnd. Einige befor» logen bierbei wieder bestimmte Toiletten, und besonden wird Be- Ueidnng mit ÜBiner eleganter Toilette mebrüMb als etmdiiio «Nie gma i nm angegeben. Aneh Howe^ beriehtete Ton einem Manne« der nur mit ToIlBtftBdig angekleideten Personen gesohleohtlich verkehren konnte. Besonders gehören m die Gruppe des Gegenstandfetischismus auch diejenigen Fälle, in denen das Weib einen bestimmten Stoff, ¥or allem Sammet, Seide oder Pelz tragen mnss, wenn der hierfSr empfängliche Mann erregt sein soll Mir sind analoge Fälle aus dem mannmftnnlichen Verkehr, die sich auf Neigung zu derartigen ätoffen beziehen, nicht bekannt geworden. Ich sagte oben, dass es ausser dem Qegenstandfetisohismus aach einen Eörperteilfetisohismus giebt Sowie den Hauptreiz fär den Urning in jenen Fällen ein Gegenstand des geliebten ManueSi Taschentuch oder Stiefel, bildete, so ist in diesen Fällen ein Körper- teil des Mannee der Gegenstand der Liebe des Ominge;*) die Geni- talien des andern spielen hierbei nur eine untergeordnete, jedenftdlt nicht die BoUe, wie beim gewöhnlichen Urning. Qani besonden wird der Fuss dee Mannes vom Urning beronogti sowie ja der Fma anoh bei heteroaexneller Neigung und gkichnitigem FetiaeMsrnna oft eine weaentliöhe Bolle spielt Die krankhafte Fonn des KOrperteOfetlaobismiia gebt aUmiMeh in die nodi normale Vorliebe f&r irgend einen aohftnen oder besonden gestalteten EOrpertdl über. Der eine befonugt blondea Haar, der anden eine kleine Hand, ein dritter «nen bObsehen Hnnd. Die Bomanaobriftsteller haben hierüber eine Menge von Beobachtungen in ihren Schriften verwertet; ao beschreibt Belot, wie Erafft-Bbing
    • ) J. W. Howe: Exctssive Venerff Mn^mUiHm and OotOmmet, Kiw-Ymk
    1884, 8. 86 (nach Fero zitiert).
    • ) Die Eisdieinung des Körperteilfetischismns findet ebenso wie der Oegen-
    slHidfstisohisinss im Volkssbeiglsttbsa mSm Vtttrataag. kAöU Wvttks (JL e. a 848 f)M«t: Dis bei waitms maiileD listwimittel bestaheD ditfai, dsn niaa der geliebten Person irgrend etwas von dem eigenen Körper, Haare, Nftgel etc., im Essen oder OetiSnk beibringet» dftdarcb werde rie an die erstere Peiwm an£i engste gefesselt HtkvnwmUtt KltapotailiMMUinui. 269 «wlhiiti in houdie de Madame X.** mn» SdiwiimeMi ftr dm Mund. Dms die Yorllebe Uta: ZOpfe so weit gehoi kum, dass ein Bielwtald dadnidi hemigemÜBn iriid, ist sieher und geht n. n. ans einen Fall von Angnste Yoisin, Socqnet nnd Motet^) hemr. Einen Merber gehörigen Fall habe ich*) sellttt TerOffentlnfat Als pathelogisoh betraehte ich hier alle Fflle, in deaeo die L^ido nicht auf den Coüus per vaginam gerichtet ist, wo vielmehr irgend ein anderer Akt, z. B. Stessen mit dem Fuss, Mastnrbation mit der Haud, Coittts inter mammas u. s. w. den lieiz gLw;:\hrt Hingegen scheint es mir nicht richtig, diejenigen Fälle als krankhaft ZQ bezeichnen, in denen jemand ein besonderes Vergnügen darin findet, den einen oder anderen Körperteil zu küssen, zu berühren oder zn betrachten; vielleicht gehören hier einige FftUe schon in das Gebiet des Abnormen, ohne aber krankhaft zu sein. Würden wir solche ij'älie ohne \vL'U(;res als pathologisch betrachten, so lie<;t die Gefahr nahe, die Grenze von Gesundheit und Krankheit panz zu ver- wischen, da natürhch der Geschmack einzelner Männer verschieden ist; der eine liebt einen schönen Mund, der andere helles, ein dritter dunkles Haar, dieser ein grosses Auge, jener einen kleinen Fuss. Dass verschiedene Eörperstellen auf einzelne den Hanptreiz ausüben, sollen folgende Beispiele zeigen. Ein mir bekannter Arzt, der niemals irgend welche krankhafte Neigung der Libido an sich beobachtet hat, gab mir auf dahin ge- richtete Fragen an, dass der Oberarm weiblicher Personen ihn ausserordentlieh enege; hierbei ist aber die Libido immer nnr anf den Ceihu per vaginam gerichtet Bei diesem Akte pflegt freilieh jener Heir den Oberann des Weibes viel su drflokeiit m herflhreo, wohl aooh sn küssen. Bui anderer Herr, ein EflnsOer, nird besonders Ton einer Stelle des mensehllohen EOrpers enegt, namlicfa von der Qzense swisohen dsm behaarten Kopf nnd dem Maoken, da wo der atftAere Haar> wnohs aufhört Diese Stelle wird übrigens aneh von einigen firan- sOsiscihen Schriftstellezn, n. a. von Gnj de Haupassant als be- sonders snm Kflssen einladend beieiohnet Bin dritter Herr wird, sobald er ein weibliches Wesen mit einem ^ äocieU de Midecine legale en France. Scc^e du 13 Janvier 18U0. Auguttie Veitin^ J. Soequet e( Ä. Moiet: MlUU tiuiUai de P. . . poursuivi pour atoir eatipi le» natteji de plwtieurs jeunes filier; in: Annale» dfkggihte pubUqm tl mMecinc h'gak. Troisihur srrie. Totnr XKUf. Paris ISfW. S. 331 ff. ') Albert Moll: UüUrmchva^n ühot iix^ Lünäo eexuaUSf 1. Band, 2. leiL Berim ibö8. S. 775 £. 270 EouoMxmUttr Kfiip«rtei]lbtisQliuqna. Zopf erblickt» sofort hochgradig sexuell emgt; offenes, selbst sehr sohOnes fiasr Tennsg diese Wirirong uioht n miflleii. Was diesea Herzn sonst noch ansn&ofanet, ist seine YoiUebe fBr dts Ohr. In- dessen moss dieses, nm ihn ra reisen, klein sein, die Hosehel darf vom Kopf nicht sehr ahstehen; ÜBmer darf das Ohrlippohen nicht dnrohstoehen und nicht mit Ohrringen Tersehen sein. In allen solchen Ftilen Termag ieh eine krankhafte saxnelle Permsion nicht zn erblicken, wenn nicht eine gewisse Grense des KOrperteilÜBtisdusmns^) überschritten wird. IHese in besthnmen ist allerdings hier deshalb nioht leicht^ weil Uber den KiOiperteilfeti- sobismiis bei Trieb inm Eoitns noch wenig siidieres Beobschtongs* material vorliegt. Ich mochte den Yeisnoh machen, den Beginn des Pathologisdien dadurch festsostellen, dass als krankhaft alle diejenigen FftUe betrachtet werden, in denen die sinnliche Wshmehmnng eines bestiilimten Eörperteiles oder dessen willkflriiahe bewosste YoisteUnng eine nnerlftssliche Vorbedingung fQr das Anftreten der Lihida bi In derartigen Fällen würde das Weib als Ganzes nicht genügen« Libido hervorzurufen, was aber beim normalen Geschlechtstrieb der Fall sein moss. In den pathologischen i'älkii würde also sozusagen das Weib nur ein Anliängsel des bestimmten Körperteiles sein, während dieser für den betreffenden Mann die ganze Scene beherrscht. Die Erscheinungen des KOrperteilfetiscbismas finden sich ganz ebenso bei homusexnellen wie bei heterosexuellen Männern. Besonders wird der Fuss des Weibes zum Fetisch des Mannes und dementsprechend bei homosexuellfr Liebe der Fuss des Mannes- Einem ^Vlanne bereitet es besondere ^Vollust, die Zehen eines jungen Mannes zu küssen; hierbei tritt Ejakulation mit WoUustgefühl ein. Das LecVen und Küssen der Füsso wird bei Urningen öfter gefunden. Einige haben hierbei eine besondere Vorliebe für schweissige Fttsse, während ich von anderen weiss, d;iss sie diese verabscheuen. Von einem Urning hörte ich, dass es ihm grosse sexuelle Erregung ver- ursacht, in einem Kahne zu fahren und hierbei die entbldssten fasse des Schiffers zu betrachten.
    • ) Ein auswärtiger Herr toilt mir mit, dass »einer Ansicht nach der Begriff
    des Vctiiölilmras aur auf Geg«B8tinde, nicht auf lebwide Oawab«, also anf Kfirper- teil« avtgedehnt werden dürfe, da dies dem Sinn des Wortea Fetisch widenprechau Indessen ist dies nicht richtig. Das Wort Fetisch wurde zuerst durch de Brosse (Du ("iilti- (Irx (Heus fit ichcs. Pari ft 1700, deutsch von Pistorius, Stralsund 1786) in Uuüaul gebracht; es bezeichnet dies Wurt aber nicht nur leblose Gegenstände, saodani isdi Tiere, Tiger, SoUaagca iL s. die einen heaoaderen ZuBünMU- haog mit dar Bdigkn haben. (Meyers XanrenatioDdeznHm.) BenpioL 271 Es wild mir Ton mehmen Seiten anch angegeben, dass die Obers ohenkeit beeonden wenn die Hosen straff ansitzen, sexuelle Btrepug hervorrofen. Tarnowsky^) berichtet, da?^ bei einigen Mlmifiii mit kenMrer Sexualempfindaog gerade die Hinterbacken mid der After anderer Mftnner einen abnormen Reiz ansflben. Schon Albert*) bat 1859 FUle aDgeftthrt» wo Sohollehier ihre SehiUer auf die Hinterbaeken Mhlogen, da sie durch deren Anblick in sexuelle Srregimg versetst wurden. Wahrseheiiüioh hat aber nicht nur der Anbliek der Hinterbaoken, sondern anoh das Bewnastsein, dem Knaben Schmerz msnfilgen nach Art der spAter sa besprechoiden sadistischen Neigung hierzu gefthrt Tarnowsky glaubt» dass diejenigen Minner aktire Päderasten seieD, die sieh za den Htntsxbaoken anderer Mftnner besonders hingezogen fühlen; indessen halte ich diese Ansieht für irrig. leb habe KUmer gesehen, auf die die Hinterbacken des andern einen besonderen Seis ansftbten; sie liebten es, dieselben za drücken nnd zu befohlen nnd worden dabei in sexoelle Erregung yersetst; es wire ihnen aber dnrohans widerlieh nnd abatoesend gewesen, «•eiR^nwi immUien t» amtm. Dass gerade derartige Personen, die dnrch die üfates gereist werden, wie Tarnowsky m^t, keine weibliehen Neigungen haben, »t nicht immer richtig; die Annahme beroht auf der irrtOmlicher Weise veraUgemeinerten Einteilung der Urninge in aktive und passive. I>er folgende Fall wird neben manchen anderen Eigentümlich- keiten einen Armietiüclixämuä auf homosexueller Grundlüge er* kennen lassen. 16« Fall X, 88 Jihre alt» Klhisfiler, ist hochgradig erblich be- lastet Was iho selbst betrifft, so bezeichnet er sich als selff nervös, nnd er gUt auch dafür. Onaniert hat er nicht viel, etwa nur vom 13. bis som 17. Jahre. Von da nh hi.t er 6 Jahre absolut abstinent gelebt. Was seinen Charakter anlangt, bo ist er schroff und leidenschaftlich, aber auch energisch und dabei gutmütig. Das Talent des X. wird von Fach- männern sehr geschützt. £r raucht nicht, trinkt wenig and lebt nur seinem künstlerischen Berufe. X. wurde schon als Kind von 6 Jahren zu gleichaltrigen Freunden auffallend stark hingezogen. Spater — es war wohl in der Tanzstunden- zeit, als X. 18 oder 19 Jahre alt war — erwachte auch eine gewisse ')B. Tarnowsky: Die krankhaften Eisoheuraogea des Geschlechtssinnes. liae fbrensüch-psychietrieebfl Btadie. BeiUa 1888. 8. 19.
    • ) Albert: mahaadliing ana Wellatt Bltttor flr geriehiUcfae AatlivoHogie
    von J. & IHednieh. la Jahrgang^ 1860. 8. Heft. 8. 77. 272 Nflignsg ÜBr das wwbiNli« GtMfalMbt, dooh war de nifllil aahr stark, und ,fli« war woU mehr dnidi Lektflie vaA das Beupiel aaiD«r KaiMnte Sun anerzogen word n^, hne tiefere Wnnal wa schlagen. X. lernte kun darauf zuerst die Liebe von Mann zu Mann bei andern kennen, ohne selbst ein Ycrhiiltnis 4^iiiMgthfn oder geschlechtlicheil Verkehr ans- zuüben. Er schwärmte aber um diese Zeit heimlich fär junge Fleischer- burscbon die ihm ihres netten Kostüms nnä ihrer Kraft halber gefielen. 8chanj und Furcht hielten indessen X. zurück, sich diesen liurschen zu näliern. In dieser Zeit wuchs des X. Geschlechtstrieb zu ininn i ^Tö«serer Stiirke und wurde, wie er glaubt, durch die bestündige sechsjährige ge- waltsame Unterdrückung so heftig, dass or sich immer nervöser und elender tulilte. Onanie trieb X. in dieser Zeit gar nicht. Er ist im Gi«genteil überzeugt, dass die furchtbaren Gemüiskampie und die gc- waltsame ZnrfiekdUmmang des Triebes den Grund sn seiner auch heute nodh bestehenden hoehgradigen Karvotitftt gelegt haben. Diese war Torher mobt so peinigend; er war fielmehr frflher TerbflUoismtesig ge- sond. X. iend endlich einen Kameraden, mit dem er anweOen, and swar etwa alle irier Woohen dnmal, mntneUe Onanie tarieb. Von da ab liessen andi die nerrOsen Scscheinmgen naeh; aber es erwadite bei ihm die Funht vor Sntdeeknng, die selbstrerstindlieb nieht dasa beitnig, ihn ToUstftndig gesnnden so lassen. Diese Ängste das Gefühl, in den Augen der Menschen als Verbrecher dazustehen, verleiht vielen Urningen etwas Düsteres nnd sehldigt deren Obarakter sofs Tieftte» erkiftrt X Er behauptet, dass er im Umgang mit mnnem ger nioht den pbysiaehen WoUnstreis sndie, Tielmebr glanbe er, dass eine Art kfinit- leriscben Gennas» ihn snr mntaellen Onanie f&hre. Er meint hiermit den Genuss, welchen der Anblick eines sobOnen Armes ihm gewBhrt Der Freund des X. muss sich bei dem sexuellen Akt setzen. X. setzt saoh rittlings über dessen Kniee. Nun reizt es den X. vor allem, des Freundes entblösste Arme, die möglichst kräftig, aber zugleich zart sein müssen, 2U sehen, und zwar in Bewegung und in Thätigkeit an seinen (des X ) (Tenitalien. Zu diesem Zwecke beleuchtet X. die Arme seines Freundes nuj^^liohst hell. Diese allein sind es, die den X. interessieren. So können bei ihm auf der Strasse die nackten kräftigen Arme vorüber- gehender Metzgerijurbchen eine sehr heftige sexuelle Erregung hervor- rufen. Der Drang des X., bei einem Manne einen schönen nackteu Arm zu sehen, ist, wie er selbst ungiebt, noch besonders krankhaft. Wenn er mit einem Jüngling spricht, so kann er oft kaum dem Triebe wider- stehen, den Ärmel vom Azm nirfleksadnifw. ffiebt er dam «nen sebOnen naekten Arm, so bekommt er sofort Erektion. Er ritterl^ ist wie gebannt und mnss den Aim beitftndig ansehen. Er beseiobnet dies als eine dnekte Zwangsvoistellnng. Bei seiner übezmissig eingebildeten Phantasie leidet er nnter derartigen Neigongen sehr, besonden da er Rfif|ilo!. 273 seinem spesielleo Triebe nur selten nsdigeben ksniL Bei allen seinen seocaellen Akten beherrscht den X. der Qedanke an den sohSn«! Ann. Dieser mnss aber ästhetisch SddiÖn SMU, und X. glaubt, dass er mehr geistig Ate rein sinnlich davon erregt werde. X. weiss wohl, dass andere Urninge, so auch ein ihm bekannter, für das Membrum virile schwärmen, dass sie dessen Gestalt u. s. w. besonders interessiert. Ihn Ifisst dieses völlig glcichgiltig ; ja es ist ihm beinahe ekelhaft, ebenso wie der Anus, der ihm freilich am ekelhaftesten ist Schon der Anblick würde ihn anwidern. Auch die Nachahmung des ( oitus intrr fcmora kann den X. nicht befriedigen. Aber da der Manu, mit dem er gelegentlich verkehrt, dies verlangt,, so ist X. in einer gewissen Zwangslage. Allerdings be- ansprucht er gelegentlich, ut amicm hrucciimm denudutuui irUer sua (X) fcmora in adu sexuali conducat. Das eigentliche WollustgefOhl bei dem gsnsen Akte ist dem X. niolit so «iaktig. Er beobscfatet viel- melur wlhrend desselben das Hnskelspiel der Alme and schwelgt dabei in einem gewissen EnBSl|(ena8s, Das KUnsÜerisoiie sw ihm die Hanpt- sadie. X. hat anoh, wie ich hier anfilge^ Talent für Haleareu Er snoht dss Gemfttsleben seiner Frennde sn ergründen nnd za Tsrfeinem. Dieses Ersiebansdie bilde für ihn einen grossen Beis, nnd er habe oft das QlAok gehabt, sehr bUdongsfidiige, gathernge Jünglinge an finden. Er freue sieb, banptsSohlioh mit Fleiseherbnrscfaen Terkebrt an haben; n« seien in der Stadt, in der er lebt^ meistens die Sdbne wohlhabender Eltern, sodass Er])res8ung ausgeschlossen ist. Ausserdem bringe es ihr Handwerk mit sich, dass sie sich gut zu sexuellen Zwecken dgnen. X. hat in den letzten Jahren, seitdem «r dem Triebe überhaupt nachgiebt, oft sehr innige Verhältnisse mit solchen jungen Leuten gehabt. X. fühlt sich seinem Oclicbtfn gegenüber mehr als Mann, nicht als Weih. Er liebt bei ihm besonders das Kaive. £r sucht ihn zu leiten und zu beherrschen X. glaubt, dass seine homosexuelle Neigung auch mit seinem künstlerischen Schaffen, auf das ich an dieser »stelle aus Iiiskn tion natürlich nicht eingehen kann, zusammenhängt. Aus diesem Grunde würde sein ge^ikUiler Lebensberuf ungemein leiden, wenn seine Neigungen sich je änderten. Auch mit lern Weibe hat X. geschlechtlich verkehrt, aber mehr tun die Sache einmal kennen 7,u lernen als aus Neigung. Den Beischlaf übte er zweimal aus. Er hatte hierbei nicht den geringsten Genuss, sondern nur Ekelgefühl. Er verlor von da ab sogar das Interesse für Weiber völlig, und es ist ihm nichte widerwärtiger als ein erregtes Weib. Anoh die weibliehe KOrpeifinm findet er langweilig nnd nnsohltn. Der sexosUe Vetkebr mit einem Weibe kommt ihm wie eine SamenTenchwendnng Tor. Wai die UiniMr betrift, so ist bereits früher erwtimt, welebe Art er besondeni liebi X. fügt noeh hinsn, dass die liHoner möglichst dem griecthisohen SciiOnheitsidesl sieh idOiein müSMn. Das ihn reiaende Alter 274 ist 18 bis 24 Jahre. Knaben reizen den X. ebensowenig wie die Weiber. Päderastie verabscheut er vollständig. Die geschilderte Onanie ist ihm das liebste, doch glaubt er beobachtet zu haben, dass sie ihn mehr an«  greife als der Coiiiis inter fewora. Wober dies kommt, kann er selbst nicht jrenau ange'iLrt: wahrscheinlich werdo das Gehirn infolpfe der ge- spanuteu Aufmerksamkeit und des Schauens bei der Masturbation durch den anderen mehr erregt. Im allgemeinen findet aber X., dass der sexuelle Verkehr mit Männern ihm zuträglich ist und ihn sogar körperlich kriiftigt. Auüli sein Geist werde dabei besonders gehoben. Nur das Gefühl, von den meisten, die noch an Vorurteilen leiden, verachtet zu werden, oder gar die Farcht, mit den Geriohten in Konflikt SQ kommen, deprimiert das Seelenleben. Bs iat dem X. ein Urning bekenn^ in dem die bestindige Furcht vor Ibitdeekang lOrmlioh eine Art YerfolgongB* wabn ersengt baba Sein ümingtom an sidi beklagt X. nieht so sehr, aber das Vorurteil der ihn umgebenden Welt ist Ar ihn die flsapi- nrsaehe daf&r, dass er sieh so nnglflcklieh fühlt * Wenn X. dem Trieb llngere Zeit niofat naebgegeben hat» so stdlen sidh bei ihm nenrOse Sdmienen im unterm Teil des Rückens ein, die aUmihlidi n«di der Magengegend hin ansatrahl«! uid in Msgenkrampf, Srbieohen nnd bisweilen auch in Kolik übergehen. Diese Leiden ver- schwinden jedoch, sobald X Gelegenheit hat, dem Triebe nachzugeben. Am schlimmsten werden aber die Schmerzen, wenn der Trieb heftig ist nnd die Befhedigong nahe bevorsteht, aber durch irgend einen Zufall, etwa Gewbsensbisse, Furcht vor Entdeckung oder auch Nichterscheinen des erwarteten Geliebten verhindert wird. Dann fühlt sich X. mehrpre Tage ernstlich krank und matt, hat Flimmern vor den Augen, Koptdruck, fieberartigo Zustande, übermässiges Herzklopfen. Schlaflosigkeit u. s. w. Die Befriedigung des Triebes hinterlasse zwar auch »une gcviisse Mattig- keit, aber diese sei eher woUlthuend und würde vielleicht noch geringer sein, wenn nicht die ewige Furcht vor Entdeckung bestünde, die es zu einem inüiigen Genuss nicht kommen lasse und das Nervensjräitim be* ständig reize. X. behauptet, dass alle Urninge, die er kennt — es sind aber nur wenige — durchaus Ehreaoiünner und künstlerisch veranlagte Naturen seien. .Wenn wir schlecht werden, so hat uns die Welt meistens dazu gemacht, da sie das, was fOr nns dss Natfirliehe isl^ als nnnatSrlich Un- znstellen sucht* X. fühlt dentlieh, dass in ihm ein immer grosserer Welt- mid HensohenhasB heranreift, je mehr er sieht» dass man ihn sofort wenn seine Neignng bekannt würde, yaraobttti wflide, nnd es ist ja nie aosgtsdilosBen, dass einmal vom Gericht wne Vorontersonhuig gegen ihn «nOffiirt wird. Bestraft kltante er ja nie werden, wie er an- giebt, da er keinen strafbaran Akt vollsiehe. Was den Pfttientea persOnlicli betrilll, so mffohte «r gem in eine fieiflpieL 275 grotw Stadt gehtn. Fnilioli mdnt v, dan dort EipremuigeD bAnfigar TOrkosunaü als in einer kleineren; in der Stadt, wo er jetzt lebt, seien Bfpgewimgen überhaupt gänzlich unbekannt. X. fühlt sich aber in der kleinen Stadt sehr vereinsamt, obschon er eine Reihe von Bekannten hat. Er entbehrt vdllig des Familienlebens. Eine Ehe za schliessen ist ihm wegen seiner sexuellen Abnormität unmöglich. Wenn er ein weibliches Wesen fände, das von seinem sexuellen Znstande genau unterrichtet wäre — das wäre für ihn eine absolute Vorbedingiincf — , das einipennasseu Geld hätte und womöglich wie er horaosexucll wäre, würde er sich wohl entschliessen können zu heiratt'u. Das gäbe freilich nur eine Vor- nunftehe, und deshalb betont X. auch den Geldpunkt; denn ohne von • der Sache in materieller Hiuhiulit einen Vorteil zu hüben, wurde er seine Freiheit nicht aufgeben. Auch brauche der Urning, um einigermaäsen unabhängig leben zu können, Geld. Ein Urning und eine Urnigin müssten naoh Anaiidit des X. treffliek tnsammeiipaeBen und sieh in der Ehe ver- tragen. 0as Waram sei ja klar. (leh mOohte diege BeibaiqptiiBg do«h aidit ^baaludi f8r richtig halten, da udi kaum annehme^ daaa ea sum QlHiiik daer Ehe beitragen kann, wenn aieh jeder der beiden Tefle ander- weitig befinedigti und dies wflrde dooh Bcblieaalich dw Fall aein. Wenn auch die Eifersoidit hierbei nieht mitapielt, so wflrde dooh eine dritte oder aogar ein« vierte Penon so in die aheHeiien Yexhiltnisae eingratfen, daaa wohl katun von einem wirklichen Glflck die Bede aein könnte.) Die Kenntnis Ton der konträren 8exiialempfindi|ng hat in den letaten Jahren nadi der Beobaditiing des Z. im Volke adu: angenommen. Fast alle jongen Leute wflssten von der fiadie, viele fafttten sogar bereitB praktiBehe Erfithnugeo aof dem Gebiete gemacht; kanm einer aeUfige etwwge Wflnsohe ans. Auch wisse das Volk bereits, daas derartige ÜTeigOngen, wie sie sagen, ,im Blut liegen*, d. b. angeboren sind. Nach des X. Ansicht verfeinere sich der Charakter der Burschen im Umgang mit gebildeten Urningen; Nachteile habe er nicht bemerkt. In Italien, wo er sich aufliielt, wird die Tbat nn sich nicht bestraft. .Geschieht sie jedoch an einem öffentlichen Orte, so verfällt sie wieder weit härterer Strafe als in Deiit^chlHnd, weshalb denn auch vielleicht noch mehr als bei uns dort Erpressungs versuche gemacht werden. Sicherer ist man, wenn man sich seinen Geliebten mit in ein Bordell nimmt. Zwar ver- sucht dieser dann wohl auch eine Erpressung, weiss aber, dass er vor Gericht Unrecht erhält, und giebt sich daher bald zufrieden. In meiner Vaterstadt kennt die Polizei zwar die meisten Urninge, scheint sie aber mhig gewahren in lassen, so lange kein Offentiiohar Skandal dadmoh entsteht. Ich selbst habe hier einen Bekanntenkreis von hcMshgebildeten F^unilien, die alle om meine nnd anderer Leidensohaft wiasen. Es scheint also, ala ob ^e wissensohafUiohen Werke dartlber anfUirend gewirkt bitten: denn man beurteilt hier die Sache »iemlioh müde. Nur der IST 276 Beispiel gebildflto Hittdatand, d«r nichts U«it und daher konaerratiT bleiht» urteilt nooh hart Es ist eigentttmHoh, daaa der nomale Philister den ünoDg geradezu nicht bloss yeraohtet, sondern noch mehr hasst. Der Philistw wird sein Mitleid eher einem MOrder als einem ümil^ schenken. Die grössten Feinde der Urninge sind wohl die Lehrer, besonders die Gymnft» siallehrer, die ja bekanntlich ewig die sittliche WelUurdnnng retten ni müssen glauben. Wir Urninge selbst können uns in unserer Lage natür- lich nicht selbst helfen. Das ist fast unmöglich, das mü?««^n für uns die Ärzte thun. Es ist bei uns aber gar nicht so «chwer, auch bei den normalen Mensclien Veralaiidnis für unsere Eigentümlichkeit zu finden, nur müssen wir es klug anfangen und durch andere Eigenschaften des Herzens und des (joistes den Defekt put zu machen suchen. Ich finde, dass die Urninge unrecht thun, ihiv Leidenschaft gebildeter Gesellschaft gegenüber zu verheimlichen. Wird es verheimlicht und es kommt eimuul durch die Polizei doch snr üntdeelning, so steht der Betreffende völlig TerlasseD da, hat er aber seine Bekannten TOifaer schon eingeweiht, so ist einem Skandal die Spitse abgebrochen. Diese Einweihnng ist sehr loicibt herbeianflShren; msn brauchi nnr die Lektflre dw Bflcher Ton Kr äfft' Ebing, Moll u. s. w. seinen Freunden Tonmschlagen, und man wird finden, dan die meisten dann Terstindnis für dio frOher als ein Laster angesehene Bnohe gewinnen. Wenn man dann eingesteht» dass man an <. diesen ünglttcUichen selbst gvfadrt, so wird man in diesem lUle nicht barsch verurteilt. Wir alle, vor allem die Urninge, die sich nur durch mntnelle Onanie befriedigen, sollten eine Mitteilung nicht scheuen, da ihnen ja die Polizei ftberhaupt nichts anhaben kann. Wenn der Staat dann sehen wird, wie selbst unter seinen geschätztesten Mitgliedern die Sache im Schwange ist, rauss er wohl oder übel den bekannten Para- graphen streichen. Vor allem ist dabei dem Urning aber ein wirklich ernstes Benehmen :iii/ui L:tpn und jede weibische Ängstlichkeit, die nur abstösst, ist zu vermeiden. Abhilfe, Befreiung von dem furclitljaren Joch, daä jetzt noch auf uns lastet, kanu nur geschaffen werden, wenn sich sämtliche Urninge den Ärzten entdecken.* Ausser dem Fetischismus zeigt sich in der mannmännlichen Liebo auch der Masochismus, den Krafft-Ebing in neutrer Zeit be- buiititTS geschildert und zum Teil erklärt hat. Der Name stammt von dem bekannten ßomanschriftsteller Leopold v. Sachei-Masoch,*) Krafft-Ebing hat den Namen Masochistnos gan£ analog der wissen» schaftlichen Wortbildung Daltonismus (von Dalton, dem Namen des Entdecknrs der Farbenblindheit) gebildet. (B. v. K.rafft-£bing: FsychojxUhia sexuaim. mt beaottderer fierflcksiohtigajig der kontriren Sexaalempfindnng. £ine Uiniidi- foteoaisohe Stodii. 9. Anflsge, ßtnttgart 1884. 8. 88. 8. Anmerknng.) ÜMOchtMiiM bei HetnoMnuIlciB. 277 der in ämgen seiner Nmllen mit VoiUebe sohilderti irie dn Mann den Hanptreii darin findet^ dem Weibe ToUetSn^ nnteräian ni ran, und wie des Hannes WoUnst darin besteht, von dem Weibe gemias- liandelt an werden. Die Keignng an Ifisabandlungen zeigt sieh oft in dem Wnnselie, von der geUebten Penon gesohUgen an werden. Übrigens hilt Krafft-Bbing die masoohiatisobe Neigung des Mannes fttr eine Perversion, die gerade mit der kontrtien Sexaalempfinduug grosse Ähnlichkeit habe ; er rnemt nindieh, dass die Neigung, dem andern nnterthan zu sein, bei der seelischen Seite des sexuellen Lebens dem Weibe znkomme, der Wunsch zu herrschen hingegen dem Manne. Wenn dies sich nun iu der aDgedeiitetcn Weise umkehrt, indem, der Mann dem Weibe unterthan sein will, so könne es sich nur um eine gewisse Form der konträren Seiualempfiudung handeln; denn ein Element, das au sich dem Weibe zukomme, vrerde nun in krankhafter Weise auf den Mann übertragen. Auf die Rerechtieung dieser geist- reichen Deutung, die ich nicht für einwurfsfrei halle, will ich hier nicht eingehen. Dieselbe Auffassnnjr wie Krafft-Ebing hat übrigens Ram du Ur am Ende des vorigen Jabrljunderts, wie es scheint, gleichfalls gehabt. Bekanntlich hat Jean Jaqiies Rousseau sexuelle Erregung dann empfunden, wenn er von dem ihm syrripathischen Weibe geschlagen wurde, und bei der Analysierung von Kousseaus Liebe zeigt sich nach Bamdohr überhaupt, dass er ToUständig wie ein Weib fühlte nnd liebte; er wollte in jeder Beziehnng mehr passiv sein. Masochistisdhe Ideen und Gedankon uigen sich mitnnter in der Litterator. Hervorragende Dichter biefton uns anf den Masochismus be- zügliche Stellen. Wir kOnnoi aber nur bei d«ig«nig6ik Dichtem die gleiche Empfindoogsweise voraussetzen, bei denen wir annehmen dürfen, dass sie Selbsterlebtes in ihren Dichtungen schildern. Dies dürfen wir 7.. B. bei Goethe vermuten, und zwar besonders auf Grunil spinpv eigenen Angaben. Dass er die von ihm geschilderten Liebesemptindungen auch erlebt habe, ist eine Memung, die bekanntlich von vielen Litterarhistorikern geiade in Beaug auf Goethe ausgesprochen wurde. Ganz besonders dürfen w^ir dann jene Aunahrae raachen, wenn eine ganz konkrete Situation in einer Dichtung gezeichnet wird. Die hieraus sich ergebenden Fol- gerungen habe ich Hir Goethe mit Bezug anf sein Gedicht .Lilis Park* sowie die Diehtung »Erwin nnd Ehgaire* go2ogcu. Wenn man die Yotmib«  aetnmgen anerkennt, die bisher so oft bei Goethe gemacht wmrdea, er habe lebe Liebeagediohte erlebt» dann messen wir ans dem Gedudiie Lilie Park anob Mhliessen, daes Goethe daaials maeoohiatiaohe EmpfindnngB- 278 Xtioohinmu in GeetiiM IXehluifaii. wttM gehabt hat nnd iwar gvgoBfiW Li IL Sin loloher uaUmmtg Mwoehisaini kann dudiMia TOrkoinnieii nnd Btabt niolit in 'Widaiapnush damit, daaa aieh sonst bei der betreffendeD Person andere Gefflhle naoh- wcisen lassen. Sonderbarer Weise hat meine Allllaasmig bei einigen »Entrüstang* hf^rvorgerufen. Ein Herr wollte sogar weinen; ich hoffe, dass ihm die Thrinen leicht geworden sind. Pas Gedicht Lilis Park, wo Goethe schildert, dass ihn «alle sieben Sinne jückeu*', als er sich in der Situation eines BUren von Lili getreten fühlt, dnss er, rIs sie ihn schlug, Jn Wonne sich ,neu geboren" fühlt, sind Darstellungen, die wir hi iito ohne weiteres als masochistiseh b* : eiühnen dürfen. Inwieweit überhaupt raasochistische Ideen pathologischen Charakter tmgen, ist eine weitere Frage, die nicht das geringste mit der Thatsache als solcher zu thun hat. Ebensowenig wie Lilis Park ist das Stück Erwin und Elniire nur die Schilderung eines koketten Mädchens; vielmehr enthält es die Darstellung eines Mftdchens, bei dem gerade die Sacht, den Geliebten wa qnVlen, TOThwraolit. Hierfllr spredien u. a. Stellen wie: Man schonei einen Freund, ja man ist hOflich l'nd sorgsam, keinen Fremden zu beleid'gen; i)(i' h den Geliebten, der sich einzig mir Aul ewig gub, den schont' ich nicht, und konnte Mit schadenfroher Kälte den betrüben. Ob nun Goethe dlp wahre Lili in den genannten beidon Werken zeichnete, oder ob ♦ r nur ein Bild von ihr pnb, wie er sie sich vorstellte, l&sst sieh schwer intscheiden. Im ersten Falle würden wir bei Lili sadistische Züge linlen, im andern Fall, den Runkel') annimmt, nicht. Aber die Wonnoemptindungen Goethes bei der Schiiderang einer sadistischen Lili in Lilis Park lassen sich nicht wegdisputieren. Erwähnt seien bei dieser Gelegenheit noch einige Stellen bei Goethe, auf die ich von einem Heim hingewiesen werde, und die eine stark fotisehistisclie Fftrbmig seigen; dodi enthalten sie meinea Snditens noi^ keine solohe Sohildemng des Fetisoldsmas, dass wir sie als pathologisch anfiaasen dftrften. Die StellMi} um die ee sieb kandetti finden siidi in Wühebn Heisters Lehijahren. In 5. Kapitel des 6. Bnehes sdiwlrmt Serlo von den FaatOflfelchen der Philine: „Ein reisender Gegenstand! rief Serlo: das Hers liftpft mir, wenn idi sie anseile. Welobe Yerzackangenl sagte Philine. Es geht nichts über ein Paar PantOffelchen von so feiner, schöner Arbeit, rief Serlo; doch ist ihr Klang noch reizender als ihr Anblick.* Gerade hier geht ans der weiteren Beschreibung deutlich hervor, ') Ferdinand Eunkel: Goethes Liebesleben. Nach einem Vortrage Dr. Albert XoUa Der Zeitgeist, Montag 12. Desember 1888. 279 daflfl M iIqIi nur um dne Btarke MMMdKÜTe Thltigkeii handelt, die näk an das Hören beziclmagsweiso Sehen der Pantoffeln knüpft, und dai» sie in lebhaftester WeiM dem Betreffenden die Tnlgerin vor Augen fuhren. Etwas stärker, aber noch keineswegs ins Patholdgiwihe übei^gehend, ist die Schildemng im 10. Kapitel desselben Buches. ,Eben war er (Wilhelm) im Begriff, sich auszuziehen, nach seinem Lager zu gehen und die Vorhänge niifznschlagen, als er zu seiner grOssten Verwunderung ein Paar 1 rauenpruitutirln vor dem Bette erblickte; der eine stand, der andere lag. Es waren Philinens Pantofleln, die er nur zu gut erkannte Kein Schlaf stellte sich oin; er setzte die Pan- toffeln auf seinen Tisch, ging auf und nieder, blieb manchmal bei dem Tische stehen, und ein schelmischer Genius, der ihn belauschte, will ver- sichern, er habe sich einfin grossen Teil der Nacht mit den aUerlielMten StttlsdMii bewihlflagt, er Übt lie tiäk einem gewissen ÜBteresse sitgesehen, behandelt, damit gespielt und sich erst gegen Morgen in seinen Kleidern anfii Bette geworÜBn, wo er unter den seltsamsten Phantasien ein> aehlommerte.* Masochistische Erscheinungen habon zu verschiedenen Zeiten be- standen; es hat aber cfewisse Perioden gegeben, wo der Masochismiis des Mannes glciübsam epidemisch war. Hierher rechnet ein Patient von Krafft-Ebing besonder*? den höfischen Frauendienst im Mittel- alter, wo anscheinend eine sklavische Unterwerfung unter das weibliche Qeschlecht stattfand; doch bestand schon zur römischen Kaiserzeit, wie ans mehreren römischen Dichtem herrorgeht, die gleiche Er- scheinung in schwftcheiem Qrade. Von den damaligen römischen Elegikem wird, wie Ramdohr hervorhebt, die Geliebte mit Vorliebe als die Gebieterin beseiolinet, an die der Geliebte mit Ketten als ein SUave gefesselt so. Die Demütigaiig gegenüber der andern Person, die Unterwerfung anter ne, kann in verschiedener Weise geschehen; sowohl psychisch wie auch physisch.') Der Woneeh «niger, dnroh selbstempfimdene körperliche Sehmenen*) aexaell en^ m werden, steht jedenfidls, wie ') Es sind mir in BerHn mehrere ProetftDiette bekannt, die Verkehr mit Männern in der Weise ansQben Ha^s der Mann zu ihnen kommt und sie beauf- tragt, ihm ohne oder mit Fesselung vorwurfiBvoUe Beden und Scbeltworte m- somfen. Die SitaaÜon mnss hierbei möglichst der Wirklichkeit entsprechend naobgeahmt wefden. Dm Weib datf dabei nidit laduuif damit die Uliubn nlgUchst wenig gestOit werde. •) Unter normalen Verhältnissen zeigt sich, wie ieh g-lauhe, eine gewisse Andeatnog des kdiperUcben Schmerzes mit Wollostgefühl zuweilen beim gewöhn- lieben Beisohlaf. Wenn d«r Bunenengoss des Maanes nageAbr gleichseitig ntt den Kontmklionen der weiUioben Scheide erüDlgt, denn giebt es ein gewiaeB 280 MiwwIriwBq» bei HomoMKuallen. Krafft-Ebing mit Bucht betont, dem Maaoohismas sehr nahe, oder ^ bildet mitanter sogar eine bestimmte Form desselben. Sie kommt bei Heterosexuellen nicht selten als Flagellantismus, d. h. als Wnnsoh, von dem geliebten Weibe gegeisselt sa werden, Tor; be- sonders die Schlüge anf die Notes spielen hierbei eine Rolle. So sei an ein bekanntes Bild von Hogar th ezinnerti das die dritte Zeiehnuig des Weges der BnUerin ist An der Wand befindet sieh mischen Betthimmel nnd Erde eine Bote, deren genauere Zwedte G. C. Liohten- bergO eingehend schildert nnd die eben der Flagellfttion*) dient Oslander") erwShnt die Keigong jnnger HSdchen, sieh Sehmenen nunfDgen. Es gtbe sogar einzelne junge Franenihnmer, ^die nm die Jahre der Mannbarkeit Haare, Taohlappen, Strohkntael, Qlasscheihen, Kadebi n. s. w. Tcrschlnokten, bloss um Qnalen auf sich sn nehmen, die andere ul Yentweiflung bringen wMen" . . . Ans der Lust in leiden, erUSrt es sich, warum manches junge Mädchen sich auf einmal 80 geneigt zeigt, sieh an einem angeborenen Gewftdhs oder an einem chronischen Übel, das es yorher Jahre lang mit Geduld trog, operieren zu lassen, und die sdhmenhafteste Operation mit heroischem Mut anshalt Ganz gleiche Erscheinungen finden wir nun ancli bei Homo- sexuellen. Ein mir bekannter Herr, der mit einem andern Urning ein Verhältnis hat, hegt den Wunsch, von seinem Geliebten gemibö- haudelt zu werden, und, um dies zu erreichen, sucht er dessen Eifer- sucht zu erregen. „Eine kleine Eifersuchtsscene", erzählt er mir, nbnngt ZusammcntrefTen von Schmerz nnd Wollast: die ZusammenBehnageil der Mq^ lulrt^iir der Scheide drücken anf den Penis und besonders attf die Olans nnd Lewirkou hierbei eine entschieden schmerzhafte Empfindlichkeit, die aber fast gleichseitig, beaididcn wtan dar gehmers aieht xn sttit ist, als Wolliut ein- ptenden winL ») William Hogarths Zeichnungen. Nach den Oripinalen in Stahl ge- stochen. Uit der vollst&ndigen Erklärung derselben Ton 0. C. Lichtenberg. Heransgegeben mit Ergänzung und f ortsetzung desselben nebst einer Biographie Hogarths von Frans Kottenkamp. 8. AeflAge. Stvt^iart 1867. 8. 189£.
    • ) Flagellation der Naia wurde bei manchen Schriftstellern schon vor Ittogeiw
    Zeit als !?cxTiPlles Erregting^mittel darpestollt; vgl. z. B. J. H. Meiboniins: Von der Nützlichkeit der Goissolhiebe, wovon die erste Ansj^abe 1639 erschien; ferner Thomas Bartholin: de t^u flaffrorum, 1670; K. F. Paullini: FUt^eUum iMitf 1696; D : Daa Oeiasshi nnd aeine Einwirknag auf den OesoUecht»- trieht nna dam Franz. 1788. Gelegentliche Andeutangen von sexueller Erregung durch Schllge anf dan Käiper, baeondera die Naie», finden sieh vieUiuh, aneh bei Heine. ') Friedrich Benjamin Osianüor: Über die Entwickelungskraukhoiteu hl den BUttanjahian daa waibliohen Qaadiladita. 1. Teil. 9. Aoagaba. Tilbbigaa ISSOi S. 6B~68. 281 den QeUebteii gewitbnlidi in hochgradige Aufregung, bei der es eohUeee- lieh m SdhUgen kommt; SohlSge »her sind mir, wenn aie von jenem Manne Icoumen, die Qnelle grossen Veignfigens. loh TOfgehe mii- nnter Tor Wolliut, wenn mieh mein Freond sohllgi** Ich will je4rt einen FaU anftthien, der zienüieh dentiich diese masoehistischen Ideen im Zusammenhange mit der kontriien Senal- empfindimg seigi Zwei Ideen beherrschen den Patienten; erstens der Wonsch, ein Wdb sn sein nnd mit dem geliebten Hanne den BeiseUaf aassalKben, zweitens aber der Wunsch, von dem geliebten Manne misshandelt za werden. Selbst die AnsQbnng des Beischlafes hfttte für den Patienten nur dann dnen gewissen Beis, wenn er damit gleichseitig dem geliebten Manne einen GefUlen th&te. 17. Fall. Über Nervenkrankheiten in der Familie ist Genaues nicht zu erfahren. X. uiaciit einen hochgradig neurasthenisuheu Eliidi-uck und teilt über sein sexuelles Leben folgendes mit: ,Ieh habe meiiieii Oesohltchtstrieb fost immer nur daich Omuiia b^edigt; die gesöUechflichtii TorsteUniigen, welche mich hierbei be» harraohen und erregen, sind giobsinnlicber Natur. Anfönglich, d. h. un Alter von 10 — 12 Jahren, bestanden sie in der Idee, daas idi, ToUkommen in der Gewalt einea Mannea befindliefa, von ihm in yorachiedener Weise erregt wttrde, indem «r x. B. mit meinem Glied qnelte^ Mit xunehmender Beife WQxde die Bolle, die idi meiner Yoistellnng nach im geadilecht- liehen Verkehr spielte, immer Shnlichwr der des Weibea. Aber neben der y oratelhmg wirklioher Begattung waren andere ebenso wirksam, oft nooh wirkaamer. Dahin gehören die EiaetUaHo seminis in os, Coitus inUr femoru, Oscula data ano toH^ue eorpoH. Vor allem aber machte aich bei mir der Wunsch geltend, von dem ersehnten Manne geschlagen zu werden, und zwar auf die Nates. Ich glaube, dass ich mir wirkliche Mis^handlungen mit Wollust gefallen lassen würde. Mit der Zeit sind diese VorstellTinp'en abgeschwächt und denen eines liebenden Weibes ähnlicher geworden. Ich sehne mich nach der Begattung, weil ich darin ein Zeichen der Liebe erblicken würde; aber der geschlechtliche Verkehr würde, wenn ich freie Wahl hätte, nicht so reiner Natur bleiben. Auch jebst noch würde ich glücklich bei der Eiaculatio in os sein, und ebenso wfirden die Schläge zweifellos Samenerguss zur Folge haben. , Gegen die anfregeoden Vontellongen dieser Art kann ich mr Not ankämpfen, wahrend der Kampf gegen die Laidenaofaaft an rieh, die ach<m dnnh das Znaammenaain mit dem Geliebten gereist wird, nnmSglich ial Ich kenne nSmlich einen Herrn, mit dem ich ttfter geaeiUig aosammen bin, nnd so dam mich eine leidenaöhalUicha liebe erftaat hat» ohne daaa dieaer Mann, der hetercaeneH Teranlagt iat» eine Ahnnng davon hat Der Schmers Aber die ewig Tenchmihte Liebe ist fiirehlbar und wohl 282 geeignet, zum Wahnstim zti treiben. Dann varmdlit man wohl, daroh oTianistiiohe Baficiadignog sich Ruhe zu verschaffen, aber man sinkt da* durch nur tiefer in der Selbstachtung und yerliert infolgedessen eine Waffo im Kampfe gegen die Leidenschaft, die mit elementarer Gewalt auftritt. Sie ist wohl deshalb so heftig, weil mnn in dem geliebten Manne alles sucht, Liebe, Freandschaft, Vorbild und s nnliehp BeMedigung| wilhrend das Weib sich mit einem Teile dieser Wünsche begnügt. , Meine Rolle in meinen A ji. ti llunj?en ist stets passiv. Auch der Gedanke an die FAaculatio in aimtn ist mir nicht fremd. Selbstver- ständlich muss ich hierbei den passiven Teil bilden ; aber auch bei diesem Akte beherrscht mich die Yorstellung, dass ich, mich zu diesem Akte liingehend, dem geU«btni Hanne einen Gefallen thue. .S&mflicha VontaUmigtti haben sieb bei mir ans «igeiMiii Antriebe, fmbeeinfliusi dmeh Sofariften oder Yerffifanuig, entwickelt and sind nie in die Wirklichkmt Tcrwandelt wwden, obwohl mir in nmner Jngend einige Male die Yenmdrang nahte; aber ich hatte Widerwillen gegen die befaraffenden Hlnner. In meinen THomen habe ieh selten mit sinnlinhen Yoistellangan m Idbnpfen. In der Zeit bis som 18. Jahre haben mich hier und da romantische Trftnme ?on erwiderter Liebe ohne ainnliefae Beimischung erregL Jetzt leide ich an den Schmerzen tiefer, unerwiderter Leidenschaft, die mich mitten im Schlafe anfiiohreofcen. Dabei qpftre ich physische Schmerzen in der Herzgegend. „Eine Erklärung f£Lr meine Abnormität habe ich nicht, obwohl ich unendlich viel darüber gegrübelt habe. Es ist eine sklavische, bis zur Auf^rubf' der Selbstachtung gehende ünterwürfi'j^lvp't unter den Willen des Geliebten, die mit einer üppicfen, überreichen Phantasie Hand in Hand geht Die Natur hat der Befriedigung des natürlichen Triebes durch irgend ein geheimnisvolles Versehen den Weg verschlossen; deshalb dringt die Phantasie auf immer neue Äusserungen des tierischen Triebes. Das Schlimmste aber ist die leidenschaftliche Liebe, die Verstand und Hers nnteijocht, die Eifersucht bis zum Wahnsinn entflammt und vergeblich alle Krifte nun Kampfe anfrnft* Sehr nng^fleklioh fDhlt mdi Patient darfiber, dass die homosanulle Leidensöhsft im Volke so sehr Yeraohtet isi Er fthrt fort: »loh eilhhre immer wieder von neaam, mit welchem beleidigenden Yerdacbt man dieser seltsamen Form des Seelenlebens begegnet, die dnndi ihre dementave Gewali nüdi immer mehr etsohreckt und tief unglücklieh macht* Billige dütetische Massrageln» die ioh dem Patienten bei der Kon- snUalion Terordnet hatte, hatten nur Torfibergehenden Erfolg. Besondeis aber hat es den Patienten ebenso wie liele andere sdur wohltfaitig berflhrt^ als er oftdir, dass er nicht allein an koatcirer Seiaalenqpfindmig leidet^ sondern dass er noch viele Leidenqgefthrten hai Er schreibt daraber: BdipieL 283 all itt mn groassr TrmI^ durch Um YttmitUlinig sa witsto, dus ich nicht lUein dastehe mit mdiMiii Jammer. Ea trigt sehr m wrimtt Be«  rahigang beif m wiaBen, daaa noch Tide andere an deraalbeii Krankheit Von einem anderen Urning weiss ich, dass er nur dann sexuell befriedigt wird, dass es nur dann bei ihm znm Samenerguss mit Wollustgefühl kommt, wtau der Mann, mit dem er zusammen verkehrt, ihn mit einer Bürste auf dem Rückt n bluti? reibt; weun dieser Akt fehlt, so erfolgt bei ihm keine Befriedigung. Auch sonst sind einzelne ähnliche Beobachtungen reröffentiicht worden. G. Frank Lydston*) erwähnt den Fall eines Mannes, der bei hefti<»en Schlägen auf die Naies dann sexuell erregt wird, wenn ihm diese Schläge von niedrigen, «dimutzigfen Subjekten gegeben werden. Ich erwähnte bereits, dass nach Erafft-Ebing der Fussfetischis- mus oft nur ein Urvierter Masochismus ist Das gleichzeitige Vor- kommen dieser Abnomiitäten bei einem HomoeexaeUen zeigt der folgende Fall: 18. Fall X., 35 Jahre alt, Beamter. Äusserer Habitus und die Gewohnbeiten dee Patienten abd dondbana minnHdL In adnem Bemf aeigt er riemliobe Energie. Xr Mdet aber an aehwerer Nenraatbenie, an binfigan AnftUen Ton Melanofaolie imd Ihediim vitae. Ferner iat er bftnig Ton Zwangaroratelhmgen geqolli Ein Brader dea Yeteva iat bemoBenielL Smiat iat niehta BelMtendea naehwaiabar. X hatte bernta im 7. Jabre Anwandinngen Ton wdnldeten Qonlen, ohne daas aemea Wlaaena ngend eine ftoaaere Einwiricnng, etvra dnroh H&rchen oder dwgleiehen torbanden geweaen wtoe. Er Mb aicb ein- gekerkert, Yon grimmigen Minnem mit eisernen Stangen geschlagen, nnd ähnlichen Spuk. Bald trieb er anch eine Art Onanie, ohne aber dabei iigmd welche sexuelle Vorstellungen zu haben; sie bestand im Anlehnen seines Membrum an einen Kasten, Stuhl oder Tisch. Zuerst daranf ge- kommon ist X., wie er glaubt, dadurch, dass er eine gewisse angenehme Kinpfinciung hatte, wenn er sich im Bett auf den Bauch Ip^rtp; von Ver- führung sei keine Spur gewesen. Jeder denkbare scbädliclip Kmfluss war auch, wie er glaubt, von ihm weit entfernt, und bis in sein Lebens- jahr, wo er in die Schule kam, hatte er kaum mit jemand anders ver- kehrt. Den Angehörigen des X. fiel es bald auf, dass er sich in so aut'falleuder Weise mitunter mit dem Membrum an einen Tisch anlehnte und hierbei Friktionen machte. Er wurde dafitr iiioht aelien gestraft,
    • ) £rwähut in Alienist and Neurologiat, April 1891^ von Kieraan: Psycho-
    284 Beiipi«!. goaehlagen, aber nie auf die Notes i aaefa hat er dergleichen nie mit angeaehen. X. kam mit 10 Jahren in die Sohule. Er blieb hier in sexueller Hioflieht laDge gant neutral, obzwar lieh ein Ifitsohüler in ihn yerliebte. Aber auf einer kleinen Gtobirgsreise, wo er einen Esel ritt, gab ihm der hflbsohe £8e||ange einen unauslöschlichen Eindrook. Häufig träumte X. von ihm, und er sah ihn in seinen Armen. „Eine neue Welt schien mir aufgegangen.* Dieses Bild wurde durch ein anderes abgelöst, als X. gelegentlich mit seineu Eltern in einer anderen Familie einen Besuch machte und hierbei einen anmutigen Knaben aus guter Gesellschaft kennen lernte. X. brachte einen halben Tag mit ihm zu und verzehrte sich nachher in Liebessehnsucht nach ihm. Er schümte sich aber bald dieses GeluhL> und gab acht, es nicht zu verraten. Koch mehr aber trat dieses Gefühl bei X. auf, als sein neuer Freund in dieselbe Schule kam wie er selbst und er ihn häufiger sah. Da befiel den X. «in kleiner Anftll Ton SaditnraB. Er sehlug und kneipte den Knaben, ao dasa dieser ihn tOx einen abBo1ien]idie& Menaeliett hielt »Wie konnte er ahnen, daas es ana Liebe geschakl 80 sentOrte ich mir aelbit mein GUk^." Bald verUebte sich X. in einen andon Ibaben, wid er benahm sieh fortan Terstlnd^fer. Nie hatte er aber snoiefast eine Ahnung, dasa hei seiner Neigung ein sexnelles Moment mitspielen kltone. Auch ton seiner Onanie^ die er forttrieh, nar ihm nur donkel bewnasti daas es imredht sei Er hat bis nun 17. Jahre diesen Oegenstand unter Kameraden oder sonstwie nie erOrtezo gehOrt Bereits im 18. Jahre des Z. aeigte sieh tum ersten Ible ^jakulaltoD. Er wunderte sich sehr darfiber und glaubte lange, er sei der einzige Mensch in der Welt, dem so etwas passiere. Endlich fielen ihm Bücher in die Hand, und er wurde darüber an%eklart. Vorstellungen bei dar Onanie (Ejakulation hat X. immer nur durch die bezeichneten Muii* pnlationen, niemals durch Friktionen mit seiner Hand hei*vorgerufen) traten nun auf und wurden ausschliesslich masochistischer Natur. Das Leitmotiv war dabei die Idee eim^s Lehrjungen, der vom Meister oder Gesellen misshaiideit wird. Mitwirkte dabei, dass in der Stadt, wo X. lebte, solche „patriarchalische Zustände" unter den Handwerkern ge- wöhnlich waren und oft erörteil wurden. X. stellt« sich nun immer vor, dass er als Lehrjuiige oder auch als Schiffsjunge zu den schmutzigsten Arbeiten gezwungen werde, dass er oft mit Hunger, Prügel, Einsperrung mit Fesselung gestraft nnd genötigt wflrde, in der dflrftigBten Kleidung, bsrfusa lu gehen. Geschichten und gelegontliohe Berichte, wo derartiges thatsftddioh Torkam,' steigerten diese TonteUungen«  Was das erwähnte Barftusgehen helrilit, so sj^elte ein Fossfistiaehismus stark mit Am Knaben und Jüngling war und ist dem X das liebste der nackte Fuss. Der Anblick schon kami ihm Erektion Yerunachen. 285 Der sduBnIugBto Junge ist ihm mterenant^ wenn er btrfim gebt Da- gegen imd ihm bei gereiften Mlnnem und bei Weibern blosse Ffisse in* different, wenn nicht zuwider, ebenao auch bei kleinen Knaben« Man sieht hier, wie eng dieser Fetischismiis an das Geschlechtliche geknüpft ist. Nur gesehleohtareifa^ aber noch anbärtige Jünglinge können den X- sexuell erregen, und nur von diesen liebt er, den blossen Fuss zu sehen; nur mhhp wünscht er in seinen Phantasien zu Zengen oder Ezekntoren seiner Erniedrigung. X. hielt seine Lehrjungenideen für nart-ellpn Wahnsinn nnd hielt sich für das einzige Wesen in der VS'elt, das so beschaft'en sei. Keine Vernunftidee kouiite ihm etwas helfen. Die Sehnsucht nach Scenen, wie die beschriebenen, war unwiderstehlich; trotz aller Selbstverachtung führten sie den X. injuiei wieder zeitweife zur Befriedigung durch die Onanie, und an& neue wurde seine Leidenschaft andererseits durch den Anblick barflanger Jungen genihrt. Li seinem 22. Jahre gab dem X. ein Wechsel in der Lebensweise Teienlaesong, sieh dnrdh ftnsserste Selbsfeilberwuidang mehr als ein halbes Jahr der Onanie an enthalten. Aber er kcmnte eioli in dieser Zeit der geistigen Onanie mcbt enrehren. Ideen von «rdaldet«i Sehmeisen kamen bei X in der Naebt) und seUiesslieb begann aach wieder die firfibere Onanie. Ecst 6. Jahre spftter konnte X. wiederam dieselbe Abstinens dnrehaetMn. Loh 28. Jahre erftdur X. Midlieh bei uner üniTenitBtsTorlesang die Wslnlieit ikber seumi sexneUen Zustand. Bis dshin hatte er wobl ton Fiderastie Temommen und gelesen, aber nie dergleichen anf aich beaogen, obwohl er, wenn ea die Gelegenheit mOgUoh maehte, bereits mehrfach mit Knaben, die er liebte, zusammen geschlafen hatte. Nie war ihm der Oedanke an eine seznelle Bofriedignng mit Knaben in einem konkreten Falle gek(munen. Er fühlte immer nur eine Art Leere, eine Sehnsucht nach einem unbestimmten Etwas. Diese Sehnsuclit suchte er durch er- zwungene Gedanken an Mildchen zu stillen. Da öffnete ihm, wie erwShnt, eine Universitätsvorlesung die Augen. Er hört« zum ersten Male, dass HS kontrür ScTiT^lle jyf^be, und dass deren Zustand vielleicht ein Unglück, aber kein Verbrechen sei. Als X. nun so seine Natur erkannte, strebte er danach, ihrem gebieterischen Drange Genüge zu thun. Er hätte damals oft Gelegenheit dazu gefunden; aber er wusste doch nicht recht, wie. Den Verkehr zwischen Homosexuellen hatte er sich immer nur unter dein gewöhnlichen Begriff der Päderastie vorgestellt, die ihm jedoch zuwider war. Es erschien ihm zuwider, jemand einen solchen Dienst znxomnten. ,HUte ich gewnsst, dass die Beftiedigong mpraan anch dnroh eine Art Beisdilaf stattfindet in mindestens ebenso Istbetischw Welse wie beim ncnnslen Koitos, so wBre ich Fener nnd Flamme ftr die Ansttbong meiner Katnrreehte geworden.* 8o aber gab nun X. die HoAnong auf 280 normale Befriedigung auf und suchte immer mehr Ersats in masocliistiBcben Orgien, wobei er zur Selbstflag«Uatioii gelangte. Dann machte X. den Versuch, diese Leidenschaft los zu werden, und zwar durch tan m halber Verzweiflung unternommenes Experiment im Bordell mit einer Puella; aher er betrachtete diesen ganzen Akt, der völlig miss^lückte, von anfang an nnr ,alR eine anständige Art von Onanie*. Die Erektion blieb voll- kommen aus, obwohl nicht gerade Horror vorhanden war. Etwas später fand X. endlich einen Freund, Y.. auf dessen Verschwiegenheit er baute, und er brachte es zum ersten Mal> I rtig, ihm einen Antrag zu machen. t)aH Ivesultat war, dubs V. des X. Zustund mit Tiiiautu bekiagLe, aber Beine Bitte um masochistische Befriedigung abschlug. X. war mehr be> Mhlmb ak m^lficklioh. Indstseu wurde «r dock k«ok«r «od bei guter Gelegenheit wandte er sich an einen Freund, der ihn aber mit Hohn ab- wies. Der ICaaoohiamiia nahm unterdeesea bei X. immer mehr in. «loh glaube, ieh wlve gdieilt w<Mrdeii, wenn es nur an einer aeitweisen Ver- «urUiehuDg meiner Trftana bitte kommen IcOnneo.* IL meint anob, es wise das gar niebt so unmöglich gewesen. Aber es fehlte ihm dar Mut an einer daranf abiielenden üntemehmiuig. SoUiesslicdi wnxde die innere ünsofriedenheit nnd Bnegung so mitrtifiglioh, dass X. sich seinem ersten Freunde^ T., noch einmal näherte und ihn dazu brachte, eine Komödie mit ihm SU spielen, in der X. als der misshandclte Lehrjunge figurierte. Die Scene wurde in den nächsten Jahren noch öfter wiederholt, aber ohne Erfolg. Dem Y. war die Sache begreiflicher Weise zuwider. Er war auch zu weichherzig, den X. wirklich zu schlagen, und er musste von diesem immer von neuem angegangen werden, es wirklich zu Ihun. X- erklärt hierzu: , Überhaupt muss ich die Ansichten anderer Patienten bestätigen, dass Betnedigung nur möglich ist, wenn der aktive Teil die Misshandlung mit Lust vollführt. Übrigens bilde ich mir ein, dass, wenn mich ein Li'idensgenosse zu solcher Rolle aufforderte, ich sie gewisser- massen als Arzi mit Selbstüberwindung duicbtühren würde, eben weil mir die Stärke des venmlassenden Dranges bekannt ist, und ick getraue ioix zu, den Betrtffsnden in kurieren.* Noch einmal hat X. die Gelegenheit wahrgenommen, einen anderen jungen Mann sich zu Willen zu machen. Er versuchte mit ihm die Päderi^tie, aber es erfolgte Ejakulation erst mit Zuhilfenahme der Lehr- jungenideen. Diese verfolgen den X. immer noch in anregelmässigen Perioden, gans betiiibond manchmal, wswi er a3k«»bo]isehe OefaADke an sich genommen hat und bei grosser Biiic, nnd besondcra bewirkt bei ihm der Anblick eines baxfilssigan Jungen Erektion. Die besten Yorsitae^ der jeist wiJcbentiioh migefthr ein- bis sweimal an^^eftthrten Onanie an entaagen, schtttem an der Unmöglichkeit des X.t seinem Bamf Simst nach- sngehen. Er kann sich nnr anf diese Weise aeitweilig von seinen Ideen, geknechtet an sein, befireicn. Warn X. sich befriedigt hat| wobei er stets Nfliguiig sa ekeUiaftra Akten. 287 Schuhe und Strümpfe ablegen inuss, nm sich etwas in die Scene hinein' zuversetzen, so zeigt sich häufig eine gewisse lieruliigung in seinen Ge- danken. Znr Anstachehing seiner Libido malt sich X. nait einer Phantasie, die eines bessereu Zweckes würdig wäre, immer neue Scenen ans; ja, es kommt zu noyelllstischen und dramatischen ÄDSiltzeu der Feder, die er nach erfolgter Befriedigung ans Scham vernichtot. Doch sind diese Ge- fühle unabhängig von der echten ürningsliebe, die es ihm anthat, wenn er mit einem hübschen, strammen Jangen, besonders aus der Arbeiter- klasse, »n samm enkommt. Nur mUmi ist übrigens X hierbei sofort ver- Ikbt Oft dMurt «b Wooh«iif bis die Sympatlde enraoht, nnd Üb daliin hat «r immer heransgefanden, ob der Betreffende OhacBlrter bentat Wenn «r markti daas der Betreffende denen entbehrt» so fttblt er dch aofort abgestoaaen. X. bttt beBondera Mush anf Belnliebkeit; ftUer Atem lud ihnliehee levBUIrt ihm Bofort jede DlnBioiL Er habe aohon, da er hiennif grOBaan Wert legt| für maaeben platomsdh Oeliebteo den Zahnant besahli Auch andere Akte glaubt Krafft-Kbing auf den Masochismns zuröckführcTi zu müssen, und besonders meint er,') dass gewisse ekel- hafte ii indlungcn in dem Wunsche der Selbsterniedrigung und der Demütigung dem andern gegenüber ihre Quelle haben. Das Ekel- hafteste, was mir von zuverlässiger Seite mitgeteilt wird, besteht darin, dass ein auswärtiger Urning von dem Wunsche beseelt ist, asciäa applicare ad anum alieritts. Es kommt bei diesem bereits in den 50 er Jahren stehenden Urning während dieses Aktes zur Erektion und Ejakulation. Von anderer Seite werden mir nooh gani analoge F&Ue berichtet Ebenso wie es Männer giebt, die seineUe Neignng nun Weibe nigeD, aber Befriedigung nur dann finden, si «rmom muÜens M&NNit so giebt es anoh gelegentiieh einen Üniing, der nnr dann seinell befriedigt wiid, s> äUer mmiitU wrkiam m 09 proprkmk Dieser ekelhafte Akt Tennag bei dem Betreffenden Sameneignss herrop- znbringen. Es sind in der Litteratur öfter Fälle von sonderbaren Neigungen des Appetits veröffentlicht worden, die man als Pica bezeichnet; njitunter sind sie auf den Genuss ekelhafter Dinge, selbst von Kot, gerichtet. Solche Fälle sind u. a. beschrieben von Tb. Clemens,*) der R v. Krafft-EbinR: Psijchopaihia sexualis, mit besonderur Berück- sichtigUDg der konträren Sexnalernpündoog. £ine kÜDisch-forensische Stadie. 9. Auflege. 8tatl«vi 18BI. & 188£
    • ) Tb. Gl e mens: Eine efgmitfiiiiliahe Fonn tun Fioa. Deateohe Mediabial^
    aeknng. Ifli AprU 1688. Nr. 18. 4 Jaktgaag. 8. 205. 288 sie mit der Padeiaitie veigleieht, und Ton Otto Soltmann,*) der AhnÜGbeB aohon bei einem vieqUiiigeii Enabeiit giii tdU proprias faeeeBt beobachtete. Ich halte es keineswegs fOr sicher, ja selbst nieht fOr wahrscheinlich» dass es sich hierbei immer nm sexaelle Voiginge handelt, glanbe vielmehr, dass oft abnoime and krsnkhafte Bcgungen des Ai^petits vorliegen. Dsss man aber oft genug nieht In der Lage ist^ mit Sieherhelt ein Urteil darüber absngeben, ob eine Perrenlim der Libido seacualia oder des Kabrongstriebes vorliegt, mfige ans der AnsseniDg von Weikard*) hemrgebeiit der zur Piea einselner schwangerer Fraaen die Sehnsucht rechnet, einem schönen Mann ein Stück aus dem Schenkel zu beissen. Über die Kombination von Hungergefühlen mit dem Geschlechtstrieb beim Luslmurii mil Antliro- pophagie spricht auch Flechsig.*) Im Gegensatz zu den Perversiouen des Appetits und gewissen zweifelhaften Fällen bietet der folgende ganz deutlich das sexuelle Element dar, und zwar gleichzeitig mit homosexueüem Triebe. 19. Fall. X-, Gatsbesitzer, 38 Jahr alt. Patient ist erblich sehr stark belastet. Der eine QxoasTater starb aa einer Geisteskrankheit; ein Bruder dieses Grossvaters war in der ganzen Familie bekannt, weil er mit Vorliebe auch noch im vorgeschrittenen Alter Strümpfe strickte. Der Bruder der Grossmutter vättirlicherseits war geisteskrank ; seine 1 Kinder sind teils geisteskrank, teils haben sie dorch Selbstmord r?eendet. Die Eltern und deren sämtliclic Geschwister haben leicht erregbares Temperament. Die Mutter litt viel an Schlaflosigkeit Die Ehe der Eltern ist muster- l^ltifj. Der Vater des X. hat sich sehr nm die Erziehung seiner Kinder g(>kummert Ein älterer JJruder des X. ist, wie er glaubt, gleichfalls homosexuell^ er ist sehr eitel und hat viel weibische Eigenschaften, tr&gt mit Yoilieb« lange Str&mpfe wie em Wab. Der Yater des X. ist, wie dieser selbst und alle seine Brflder ansserordentliaii selisinhaA. X. hebt a. B. hervor, dass, wenn a mit semen BrAdem das Seblafaimmer teilte ndi jeder geniert^ sich bei Lioht sn eatklmdeii, dass aber die Sehamhaflag» keit gerade gegsoAber den Brftdcni, nioht aber gsgmfiber den Schwestem
    • ) Otto SoltMann: 45. Jahresberldit der statioottren Klinik imd Foliklimk
    des Wilhelm- Aagnsta-Hospitals in Brealan nebst klinischen Bemerkungen. Nach oincm Referat in der Deotschea Medisiiudieitung vom 5. April 1883. 4. Jabrgaag. Nr. 14. S. 188.
    • ) IL A. Woikard: FhOoBopliiflche Aizenejkunst oder TW Gehreohen der
    Sensationen, des Verstandes und däa WiUeiiB (ft. Band vom philosophisohea Ant). ftankfurt a. M. 1709. S. 134. •) Paul Flechsig: Gehirn und Seele. Rede gehalten am 31. Oktober 1894 Id der Universitätskuche zu Leipzig. Zweite vorbereite, mit Aomerkaogeu oiid fiiuf Tafeln Teneheae Augabe. Leipzig 1896w & 108 £ 289 beobachtet wird. Der cino Braclcr macht floissig Handarbeiten, stickt und hSkelt. Eine Schwester dos X i?t liomosexiiell ; sie hat fin VorhiiUnis mit ihrfr früheren Gonvernaatc, die eir^en sehr milnnlichen Eindruck macht. Die Gouvernante und die Schwester küssen sich sehr hüuiig, aber, wie X. genau weis.s, immer nur, wenn der Ehemann der Schwestor, die seit drei Jahren verheiratet ist, nicUL anwesend ist. Im Alter von 3 und 4 Jahren hat X., wenn er sah, dass sein Vater Urin lassen wollte, häutig die Gelegenheit benutzt, dessen Genitalien zu sehen. X. erwähnt, dass ilim das Gleiche von einem dreijährigen Engländer, dessen Vater Urning ist, bekannt ist D«r dreijährige Junge l&oft hiufig ra seiiur Hnttor und sdbreit: ^1 wami to see my papa's . . . .* X* lut b«rwtB im Alter TOn 5 Jahren Erektioneii gehabt Im Alter toh 7 bis 8 JahMn sndhte er aeine damala 5 Jahre alte Sohweater an ver- anlaaaeB, membrum mum in os suadjpere; das (hat aie jedoch nidit. Im Alter toh 9 Jahren hatte X. sehr hefläge imd hinfige Srehlioneii in «ner* Badeaiiatalt bdm Anbliek dw Genitalien aweier llteren Henen. Sdion vorher hatte er Teraiifiiht, ala «in Freund dea Vateraf mit dem er in demselben Zimmer schlief, in der Familie anwesend war, deaaen Genitalien zu sehen. Wenn dieser Freund sich anskleidete, aoh wusch, pflegte X. mit Vorliebe, wie ganz unabsichUioh, auf dem Boden zu spielen und zu knieen, während er in Wirklichkeit nur nach den Genitalien hinsah. Sonderbar ist, dass X., der sehr hBufig Gele^rpnheit ^fohabt hätt«, im Geschäft seines Vaters die Genitulien von ArbLitcru zu sehen, nie eine Gelegenheit aufsuchte, dies zu thun. Er empfand nie das Bedürfnis dazu, obwohl gerade diese Leute sich nicht geniert hätten; hier wäre es ihm am leichtesten möglich gewesen. Indessen hatte X. trotzdem eine hüchgradige sexuelle Erregung, ^uando hos hamines foriuUo urinam reddentcs vidit. X. kam im Alter von 9 Jahren auf «ine liealschuie, nachdem pr bis dahin zu Hause von einer Erzieherin unterrichtet worden war. Er war damals noch sehr schwächlich uud lüiufig leidend. Er sollte eines Tages iJlein in seinem Zimmer schlafen; er bat damals einen anderen Pensionär Y., to bestm Turner des GjmoasiQma, der 14 Jahr alt und sehr wfld war, bei ihm in schlalin. Beide sebliefen snaammen in demaelben Zimmer, und als der Höingen kam, begab sidi T. in des X. Bett, um ihm dies nnd jenes an enfthloi. Wie es mm kam, weiss X. nioht; plOtslidi hatten beide IdCftige Erektion, und Y. forderte jetst den X. aof, Mt eomodo sueeumbai quo yue (Y) m$ubnm immUtere po88U. Das gelang jedoeh nieht Dscanf wurde X. Ton Y. snfgefordert, bei ihm dasselbe so thu. X. Ter- suohte es, hatte aber gar keinen Genuss daran. Obwohl X. bis heute sehr häufig aufgefordert wurde, aktive und passive PBderastie aossnflben, so konnte ihn trotzdem niemand mehr dasa verfOhren. 11 Jahr alt, begann X. an onanieren, nachdem einige Mitschfiler es Moll, Xoiitr. SedMlmplIadaiif. 290 bereift mAmn Jahre Torher geUuui und ibn bis dahin vwgebfns tu Y«rf&hten Yemudit hatteiL Im Alter tob 18 Jabren bohrte er mnea Tages dorcfa die Holswaad des BadeaiiBiiLers era Looh, um seinen eigenen Vater beim Baden m beobachten nnd hierbei sdne Oonitaiien m sehen. X. hatte dnmuk andh (SMegenheit, dem Koitus eines liieren Mannes zu- xnsehen. Der Vorgang erregte ihn gar nicht, hingegen trat heftige Er«  regnng in dem Angeahlick ein, als er die Genitalien dieses Mannes sah. ,Ich wusste alles immer so schlau einzurichten, dass ich niemals ertappt wnrdc: ifh wussf^' ja, diiss ich Tinrecht that.* Auch der Anblick der Genitalien männlicher Tiere regio dcu X. auf, Tind dies ist auch heute noch der Fall, desgleichen die Genitalien an Skuipiuren. X., der in der Schule zwar nicht sehr fleissi«;, aber einer der bu- gabt«äten Schüler gewesen war und besonders in der Mathematik Tüch- tiges geleistet hatte, verliess im Alter von 17 Jahren die Schule. Er kam als Volontär aufs Land, und hier verLiobte er sich in den Guts- inspektor; er hat es ihm jedoch nie gezeigt. Er masturbierte jetzt häufig und besonders gab er sidi der geistigen Onanie hin. In Alter Ton 18*/s Jahren wollte er den ersten Koitos ausüben, der aber, obsobon er es immer wied«* Teisaditei misslang. Darauf stellte sich X. tot, dass er in den Armw jenes Gntsinspelctors liege, er stellte sich dessen OenitaHen tot, und sofort traten heftige Erektionen ein. 8ed guandoeunque membnm infnditeere eaneAaiw, ereetio eesaU, Der Vorgang Terorsaobte bei X Oe!Bbl von Ekel, dss noeb einige Tage anhielt. Nach dem Vocgsng wurde ihm ra«nt gans Uar, dass er wohl anders geartdt sei als andere Hknner, dsss er xa einer Kategorie von Menschen gehöre, die verspottet und verachtet werden. Es trat Lebensüberdruss ein. X. bradi jeden Verkehr ab und lebte allein für sich hin. Er wurde ruhiger und stiller, und nur in seinem Beruf sprach er das Notwendigste; den Angehörigen fiel dieses Wesen des X. auf, und sie p:aben ihn nun in ein grösseres Geschäft. Hier ver- lieht -^ich in den Geschäftsinhaber, cinrn bereits bejahrten, alten Herrn mit grauem Bart, der von des X. Leidenschaft nie etwas merkte. Nach Verlauf eines Jahres vorliess X. dieses Geschäft, um sich beim Militär zu stellen, er suchte dies aber so lange wie möglich hinauszuziehen, da er jedes Mal befürchtete, dass er bei der Stellung Erektion haben köimte, wenn er andere nackte Leute silhe. Nachdem er für unbrauchbar erklilrt worden war, entschloss er sich ganz plötzlich, nach Afrika zu gehen, weil er annahm, dass dort die M&nner nackt gingen. Er kehrte aber nach einiger Zeit wieder nach Europa snrfick und bauchte das Gut, auf dem er zuerst gewesen war. Hier unterhielt er sieb lange Uber den betrcflinidia Gulsinspektor. Bei dieser Oelegenbeit bOrte er sa seiner Übeirswdnng, dass der Oats* mspoktor» in den er sich firUbar Yarliebt bette, Üming sei, und dass er Beisiüel. 291 wegen seines homosexiiollen Verkehrs für geisteskrank erklärt worden sei und sich im Irrenhaus befinde. X. wechselte jetzt sehr hanfig seine Beschäftigung. Er trieb fortwährend Masturbation und ergab sich auch witireim dem Trank. Bei der Masturbation stellie er rieh immer vor, er hatte «aoi geliebten Maua in aeiam AzBHm imd Keblcoite iho, er besähe mid betaste dessen Oenitelien. Nie veisetste sidi X. in die passiTe Bdle, dass jemand das bei ihm thftte. Eines Tages, als sich X., 27 Jahre alt, in einem Pensionat beiand, encdiien dort ein neuer Pendonär, ein iltem, distinguiert aussehender Herr mit kahlem Kopf ond gnman Vollbart» 67 Jahr alt »Ihn sehen und mioh rasend in ihn ▼erlieben war eins. Anf den Strassen lief ich ihm naeh wie ein Hnnd. loh hatte niemals Gelegenheit, ihn aninsprechea; idi hatte es wohl aneh gar nidit gewagt Wir waren Zimmeniachbani. Des Kaohts konnte ieh nidit schlafen; immer mnsste ioh an ihn denken. Ich hatte einen förmlichen Heisshunger danadi, seine Genitalien sa kSasen; mehr wollte idi von ihm nicht Ein Magenleiden stellte sich, vielleicht dnroh Zufall, zu jener Zeit ein. Mich widerte alles Essen an. Ass idi etwas, so brach ich es wieder ans. loh zog fort ans dem Hause und dachte, ich würde den Mann vergessen. Schon vorher hatte ioh oft versucht, meine Leidenschaft dadurch zu stillen, dass ich sein "Wasch- wasser nfffue urlnam hihi. Auch Haare aus seiner Haarbürste habe ich genommen und gegessen. Das Fortziehen half nichts. Als ich nach drei Wochen mehr tot als lebendig war, entschloss ich mich, dem Zu- stand dadurch ein Endo zu machen, dass ich ihm folgendes schrieb: ich wäre krank, ich müsste umkommen, und er wäre der einzige Mann, der im stände v,are, mich zu kurieren, und zwar dadurch, dass er mir urinam suam daret, ut cam bihere jmsein. Ich würde ihn dafür be- xaUen, wenn er es verlangte. Ich wollte ja noch mehr von ihm; aber das wagte ioh nicht, xa schreiben. Mein Brief war anonym. Ich bat ihn nm eine Znsammenknnft an einem bestimmten Fiats. I>er Hiann, Y., erschien pflnktHdi; «r sagte mir, es sei etwas BigentOmliches, am was ich ihn bttte; «r wflxde jedodi gern meinen Wnnsch erflUlen, wenn er mir dadurch kelffni kOnnte. Idi gestand ihm dann etwas qiitw, dass «r mir uor dann nütsen wflrde, wenn «r mir t» <w meum urinam «ni> miiterti. Er erklärte, er wolle es Tenmoben, er glaube jedoch nicht, dass er es kOnne; denn er würde wohl dabei Erektion und Ijjaknlation haben. Ich dachte: tun so hesser; denn das war es jn, v-a^ kh wollte, nnd ich bat ihn, es zu probieren. Er kam mit mir auf mein Zimmor und erklärte mir dort, dass er zuerst versuchen würde, mich durch leichtes Streicheln meiner Haare gesund zu machen. Das machte er auch, ich wurde aber nur noch mehr erregt. Ich !?ank ihm zu Füssen, nperui eins hracas atque eins menttdam in os meum siiscepi. Eiaadatione facta semen viri demram. Der Mann sagte, dass er mich am 19* 292 Beispiel. iddisleiL Tage wieder besnohen würde, nm diese eigentilinli<die Sadie weiter m. bespredien.* X. konnte den nlkdisten Ttg kanm wwaxten und schlief nur wenige Stunden des Neohts. Am nächsten Tage trafen eich Ix'ide und unierhielten sidi über sexuelle Dinge, ohne einen Akt anSKuföhren. Kech etw* 3 Tagen fragte der andere, Y., den X., ob denn das, was er vor einigen Tagen gethan hätte, wirklich so schön sei; dann mochte er es selbst einmal vprsuchen. X. dachte sich dabei weiter gar nichts. Er f;!;laubt<^ immer noch nicht, dass Y. homosexuell sei. Sed lue semeti alterius in os proprium immifti noluit. Um noch mehr zu- sammen zu seio, beschlossen beide, zusammön zu wohnen. Dor neue Freund des X. war eifersüchtig, er glaubte dem X. auch nicht, dass er dessen erstes , Verhältnis** wilre, obwohl er «u Misstratien gar keinen Grund hatte; X. erhielt von dem andern den Beinamen Vampyr, der ihm den letzten Tropfen Lebenskraft aussauge, und wurde dann vou ihm selir acUecht behandelt T. schlug den Z. Als T. einmal hatten woUtCi dass X. maitbnm «mm fdHaret, leimte X. dies ab. T. sookte den X. nun aof alle mOglidie Art und Weise wieder anftuegen ond au TeriQkren. Nach einiger Zeit mnsate X. verreisen, und er bekam dann ^ jeden Tag einen Liebesbrief. X. sollte wieder sn setnem Freimde snrttck» kehren, der ohne ihn nidit leben kOnne. Er hatte aber Torher schon durch T. indirekt neue Bekanntschaften gemachb T. war nSmlidi hiafig allein aasgegangeo, nnd X. war ihm dann oft gefolgt. Hierbei entdeckte X. verschiedene Plätze, auf denen sich andere Homoseraelle henimtrieben. Er sah hierbei auch, dass Y. ihm durchaus nicht treu gewesen war, dass er vielmehr mit mehreren jnngfm Menschen von 16 bis 18 Jahren homo- sexuell verkehrte. X. machte auf diese Weise die Bekanntschaft eines andern Herrn, und es entwickelte sich ein ernstes Liebesverhültnis zwischen beiden. Der andere war ebenen Fflhdor wie X. Beide küsst- n sich leidenschaftlich ab, und X. wurde hierbei schnell in einen raoschähnlichen Zustand versetzt. X. hatte nur diese beiden, im übrigen, wie er meint, sehr ehren- wnrton Männfr kennen gelernt. Er fing aber bald an, «ich seines Treibens zu schämen; er konnte keinem Menschen mehr ins Gesiebt seben und glaubte, jeder sähe ihm seine Homosexualitiit an. X. wollte deshalb gern seinen Wohnort verlassen, that dies aber nicht Nunmehr aber machte X., der unterdessen das 30. Lebensjahr erreicht hatte, Bekannt- schaften mit den verschiedensten Leuten. Besonders lernte er eines Abends in einem Konzert einen Hen-n kennen, der den grösstcn Eindruck Ton allen auf ihn gemacht hat Es war ein grosser, sehr schlank ge< waehsener Herr im Alter Ton 65 Jahren, mit weissem Tollbart» Kahlkopf ond geigentttmlioh fttrohterlidien Angen*. Der n«ae Frennd, Z., war für X das Ideal, wfihrend Z. in den Augen anderer ftr abaohreokend hisslioh galt nnd man ihn das Blanbarigeaicht nannte. Auch Z. ist homo- Tiirf«|pirf., 293 sexuell. Jedesmal wenn X. sich ihm näherte, wurde Z. grob. Wenn X. sich aber ihm nicht näherte, kam Z. zu ihm. X. kann sich das Benehmen dee Mannes aach heute noch nicht erklftren. Vielleicht habe er einmal «änen Ttonnd des Z. beleidigt und dieser habe sich durch grobes Be- nehmen dafür rächen wollen. Z. suchte nber auch dem X {gegenüber zu verbergen, dass er homosexuell sei. Kr f^laubte, dass X. es nicht wisse, wiihrend dieser es bald genug erfuhr. Eines Tages, als X. dem Manne nachgolautt n war, drohte dieser ihm mit der Polizei, wenn er ihn nicht in Buhe hesse. Während der ganzen Zeit, wo er dem Z. nachlief, konnte X. mit keinem andern Manne sexuell verkehren, obwohl er sehr bedürftig war. Eines Tages inucbte X. die Ijekuautachaft eines andern Urnings, ujit dem er sich über Z. aussprach. Dieser neue Freund des X. wollte den Z. nun unschädlich machen, indem er ihn der Poliaei an* Beige, um iha tmi Geföngnis za bmgen nnd aidi dadordi den X. aUein SU ezlialten. X. lunderte den andern daran, indem er erklärte, dass allee, was gegen Z. ontnnommen wQrde, andh gegen üm selbst nntemommen wflrde. Nadh einiger Zeit wmde X. krank. Sein NerrenflQrstem war, wie er meint, dmreh die fortwährenden sexuellen Aufregungen der lotsten Jahre ▼ollstittdig seirütfcet; sein Gedächtnis wurde scbwftdier. Alle möglichen Uittel mnsste er anwenden. Dennoch hat er ununterbrochen die If astnr- balioo im stlrksten Masse fortgesetat Er wollte dch die OireumGinon madien lassen, um sich von der UastorbatiMi au befreien, unterliess es aber, da ihm geasgt wurde, daas es gar keinen Zweck hätte. Immer wieder kehrte er zu massloser Masturbation zurück, die ihm den grOssten Genuss bereitete, viel mehr GenusB, als er je in dem htmiosexuellen Ver- kehr gefunden hatte. X. giebt noch als besondere Axt seiner Neig^g Folgendes an. Er wird nur von Männern der besseren Stände sexuell erregt Sie müssen einen Vollbart haben, der entweder graumeliert oder ganz grau oder weiss ist. Ihr Gesicht muss intelligent sein. Die Genitalien eines solchen Siteren Mannes sind für ihn immer sohÖn, ob sie gross oder klein, ob sie erektionsfUhig sind oder nicht. X. fühlt solchen Münnem gegenüber auch vollständig raasockistisch. Er möchte der Sklave eines solchen Mannes sein. Er ist beim Anblick derartiger Muaner oft wie gelähmt, so dass er nicht sprechen und da- durch nicht mit ihnen bekannt werden kann. Er fühlt sich übrigens heute als Urning durchaus nicht unglücklich, wihrend er das anÜBUgs wsr. Wson X. sieh als FeiUiior eine Zeithmg nicht befriedigt, wird er, wie er behauptet, magenkrank; es tittten Kopfsohmenen u. deigl. ein, er bekomme SohwindelenoheinnngttL Dies alles lege sich erst, sobald er durch einen Hami befriedigt werde musqne aemm da/orai, X. konnte trotsdem heute auf homosexuellen Verkehr vendchten, aber nur, wie er 294 snglebt, duTcb Msiiturbation. Nicht die Sehnsucht nach Befriediguag des Gc8chlecht8tri6be.> mache ihn unglücklich, vielmehr mache ihn die ^NiciiibcMedigtmg des Geschlechtstxiebes mageukrauk. X. glaubt, dass, während er bisher nur zu älteren llBonarn nch hingezogen fühlt«, jelit «mt Nagung zu jüngeren Knaben b« ibm nuf- trete, und er Arditet^ dass er sich spiter nur m jüngeren Knaben kuti- gezogen fHUen wflide. Seit 8 bis 9 Monaten beobaehtet er, daas er Ton 10- bis lljlhrigen Enabwi, wenn er sie bnm Urinieren sieht, sehr bald sexaeU erregt wird. Er f&rdhtet luenron einen nnglttokliohen Ans- gang f&r nch ans sosialen imd forensisohen Gründen. In den letsten 8 Jahren hat X. veh nnr ro Mioneni hii^esogen gefttUt) die selbst abnorm waren, sonderbarer Weise aber uoht nnr an homosexuellen, sondern auch zu solchen nicht normalen Männern, deren gesehleohtliche Neigungen beispielsweise auf kleine unreife Madchen gingen. ,In ihren Augen liegt der Ansdrack des ÜQglftokliehseins, der mich magnetisch anzieht.* X. ist ein äusserst nervöser Mensch. Er klagt über grosse Oedächtnis- schwiicVio. Blutandrang nach dem Kopf, häufige grosse Heilbarkeit, Magen- verstimmungen, die er angeblich nur durch Deroratio scinirus bessern kann. £r leidet jetzt an grosser Energielosigkeit, ist nicoschenscheu und macht einen sehr zerfahrenen Eindruck. Er hält eine Heilung seiner kontrilren Sexualempfindung für ausgeschlossen und will auch gar nicht mehr heterosexuell werden. Vor 10 Jahren hätte er diesen Wunsch noch gehabt, heute jedoch nicht mehr. £r will keine Nachkommenschaft haben, will nieht heiratsn, und es llge ihm deehslb anch gar nkiits an dem Verkehr mit Midehen. Er glaubt, dass ein junges Midohen, des noeh nnberührt ist, ihn so weit sexneU wregen könnte, dass «n Koitns- versnch gelingen würde. Trotsdem wflrde er doch den Koitos nnr als eine Onanie per vagmam betrachten. Icli will nun noch einen Krankheitsfall beschreiben, der einen Studenten betrifft, der einen durchaus intelligenteu Eindruck macht. Ich gebe die Schilderung so, wie sie sich aus den spontanen Mit- teilungen des Patienten und aus den Antworten darstellt, die er mir auf besondere Fragen gab. Man wird aus diesen sehr klaren Angaben zwei Hauptmomente erkennen: erstens eine gewisse ideale Liebe zu Knaben von zwölf bis fünf/u im J;iliren, zweitens die Neigung, sich bei einem sonst recht ekelhaften Akte, der Defäkation^) der Knaben,
    • ) Einen Fall, der mit dem hier zu schildernden manches Verwandte bietet,
    hatte ich Gelegenheit, durch die Freundlichkeit des Herrn Dr. Mittenzweig in Berlin bei einem hetero»exneUen ludividnum zu beobachten; wenigstens glaube loh, den IUI so deuten sn mtliNn. £me amfflhriwhe MUtkaHon dszftber findet sich in Moll: Unterandimigeii Aber die lAkiio mmtM». 1. Bd. 9. lUL Beilhi 1890. & 887- 880. B«iiiiiaL 295 geschleohtlicb za erregen. Ich glaube, dass der fall genügendes Inteneae bietet, um ihn aosfObzlidb mitmteilen. 20. PalL Fitet X., 28 Jabze alt, stammt wm eiaw Ftmili«!, die «r Mlbflt als nerrOi beseiehnet Die Hvtter leidet «dion seit Ungerer Zeit an fast pexiodiaoh anftretanden Ihmgungs- mid Sehwlchesiistlndeii, Sehwindelaoftllen nnd Harabaklemmmigeti, Erscbeiamigeny die von ftniUeber Saite als norOs beseidmet werden; aosserdem sind noch andere be- lastende Momente in der Famüie der Mutter Torhandoi. Ans der Familie dea Yalers Tennag Patint niehts ttber Ner?«akrBiikheitBn aozogabeii. Ss sollen weder Trunksucht oder Epilepsie, noch Selbstmord oder Geistes- krankheiten (mit Ausnahme eines Falles) in der Familie vorgekommen sein. Die Geschwister des Patienten sind geeond. Patient selbst ist von kriftigem, nntersetstnn Körperhau und erfreut sich einer guten, durch keinerlei Exzesse geschädigten Gesundheit Er hat früher Masern, Brechdurchfall und Gelenkrheumatismus durch- genuu&t, hat aber keinerlei nachtenige Folgen davongetragen. Nur fiir nervös erklftrt sich Patient selbst. X. hat in der Schule viel gearbeitet nnd war fast stets der erste in seiner Klasse; er lügt aber hinzu, dass dies weniger seine eigene Tüchtigkeit als die schlechten Leistungen der Mitschüler bewirkten. Er ist, wie er erwähnt, sehr religiöSf betet auch jetzt noch sehr häufig, geht aber selten in die Kirche. Mitunter war die Nervosität schon w&hrend der Schulzeit so stark, dass er periodisch lebensmüde war und pessimistische, inisanthropiscbe Stimmungen hatte. £r war schon damals zu traurigen Affekten geneigt und hatte eine leicht erregbare Natur. Be-onders erwähnt Patient noch seine t.ist un Manie grenzende Pedanterie in der Schulzeit. Seit einigen Jahren ist es zu »o ausgesprochen krankhaften Zuständen, wie er sie selbst beseichnet, seltener gekonunen. Dann und wann zeigen sich aller- dings noeh die angefthrten BrBehehmngenf wenn audi in sohwleherem Messe nnd fSr Leicbe, die den Patienten nicht genauer kennen, in kaum eikennbarem Grade. Jsk GeaeDsehaft ist Patient wenig mitteilsam. Was die geistigen und C&ianktereigensoliaften betrifit, so schildert sie Patient in folgander Weise: ^«h eitreue mieh leidlieh guter Anlagen und iwar so siemlieh fOr alle Gebiete wissensohalUioher ThAtigkeit, doch ^ube ich nidit» dass ich fDr ixgend eines ein besonders herrovragendes Talent habe. Glosse Yoxliebe habe loh f&r Spraoben, Mathematik, Physik, Philosophie, kurs gessgt filr alle Fkober, die mehr AbsbraktionsTennllgen alB Gediehtniskraft Toraussetssn. Wihxend ioh fOr jede Art geistiger Arbeit stets lebhaftes Ihtermse gehabt habe» bm ich dem realen Leben und seinen Anforderungen erst in der letzten Zeit näher getreten. In körperlichen Fertigkeiten habe ioh nie viel geleistet. Für Ansserlich- ketten hatte ioh bis vor kuisem nur Yaraehtnng. leh bin eine weiob 296 angelegte Natur, liebe die Einsamkeit, mag nur mit wenigen auserlesenen Menschen vorkehren, habe viel Sinn für Romantik, Poesie und Musik, bin sehr ideal und religiös gesinnt, zeige eine strenge Auffassung von Püicht und Moral, strebe nach allem Guten und Schönen, verabscheue alles Gemeine und Rohe, und könnt«- trotz dieser vortreflFliohen Eigenschaften so denken und handeln, wie Sie aus den folgenden Blättern ersebeu werden." Über st'm geschlechtliches Leben macht Patient mir folgende Mit- teilungen: , .Schon seit zwei Jahren bin ich von der Perversion meines Geschlechtstriebes überzeugt. Ich hatte wohl schon früher mam^bmal den Gedanken, dass bei mir der Trieb nicht ganz normal sei; aber zu der Überzeugung einer Tollst&ndigeD Perrertion bin ich erst in neuerer Zeit gekommen. Ich habe emrat Fall mit einer derartigen VUa aexuaiis, wie er sich bei mir abspielt, noeh nirgends gelesen oder gdiOrt. Oh> gleich ioh fdr aiiBgeaeichnete Yertreterinnen des wnblichen Gkschlechts dne lebhafte Znneignng empfinden kann, mich sogar zweimal Ton einer Art ?on Idebe habe hinrausen laaaen, so wird doch bei mir durch den Anblick oder die Vorstelliug «nes selbst schOnen Weibes niemals eine gMcUeehtliche Brrsgimg ansgelOsfc.* Die beidra FSlle, auf die Patioit Boing nimmt» und bei denen er raie Art Liebe empfunden an haben glaubt, schildert er so, dass er allerdings dabei die Neigung und den Wunsch hatte, die betreffenden weiblichen Personen zu küssen, dass aber niemahj der Koitus für ihn irgend welchen Reiz bot Was X. sonst in diesem Falle unter Liebe versteht, ist nicht ganz leicht tvl verstehen. , Niemals sind in meinen •wollüstigen Traumen, wie sie mit dem nächt* liehen Abgange von Samen verbunden zu sein pflegen, Weiber in ver- führerischen Situationen aufgetreten. Ich habe nie Lust verspürt, eine Puclia inihliai zu besuchen. Lokale mit Dameubedienung haben für mich niclil den geringsten Heiz, vieimehr sind sie mir stets ekelhaft ge- wesen. Die Liebesgeschichten meiner Mitschüler erschienen mir höchst albern, Tanzstunden and B&lle waren für mich Schrecknisse» und nur snssorordeiitiieh selten lasse ich nnoh bewegen, eine sns Heeren and Damen bestehende Qesellsohaft an besndien. Kan wird sdion hieraos ernten, welche Diagnose bei mir sn stellen ist: ich kranke an der siDoliehen Znneigung zum eigenen Geschlecht, ioh bin im eigentlichen Sinne des Wortes I^ernst» Liebhaber Ton Knaben.* «Sie TermSgen nicht, sich voitnstellen, wdche Welt von Gedanken, Wflnschen, Oefllhlen nnd Tneben die Wlfarter Knab^ juä:, Puer, Gargon, Bojf, BageuMO ftr mich omschliessen; am diesen Begriff dreht sidi fittt sU mein Empfinden nnd Streben; jedes von diesen Wdrteni, nnd mOge es in einem nichtssagenden Batie eines Obenetsongsbaches stehen, mit mir die ganze Summe von Yorstellangen, die sich im Laufe der Zeit diesem Begriffe assoaüert haben, wieder ins Bewosstsein, und es kostet 297 mich eine Anstrengung, die wilde Schar zurüaksaBchenchen. Diese Ge- daokenreihe zeigt ein wunderbares Gemi^icb von grober Sinnlichkeit und idealer Liebe, sie verbindet meine niedrigsten und höchsten Triebe, sie enth&lt die Schwäche und Stärke meiner Natnr, meinen Fluch und mein Glück Ein Knabe meiner Idee ^\ürde allen Seiten meines Wesens, meiner Sinuenlust und meiner geistigen Leistongsföhigkeit ein geeignetes Objekt darbieten; ich würde in ihm gewissermassen meine Ergänzung tiuden Tind mit ihm vollkommen glücklich sein. Meine Neigung erstreckt sich besonders auf Knaben, die sich in den sogenannten Flegeljahren, etwa im Alter von 12 bis 15 Jahren befinden; doch ist auch ein etwas geringeres oder höheres Alter zulässig. Nur selten liegu ich iür Jüng- linge, z. B. für Studenten, eine ähnliche Empfind ung ; dann aber ist un- eirlladicAM iMingung, daai tte nodi fast bartlos sind und keinen ge> acUeehflichen Umgang mit Weibem gepüugen haben. Falle ich von eineon jungen Manne, der mir bis dahin nicht gani gleidigiltig gewesen ist, das Gegenteü ei&hre, hOrt meine besondwe Znneigong xa ihm sofort ant Dass ich nntor den Knaben die schOnen nnd intelliganten bevor* sog«, ist begreifUeh. Namentlidi liebe idi donlrle Haam mid Augen, aactsn EOrpatban, waisse^ weiche, unbehaarte Haut und foxdore ein Ar allea Edle empfibigliohea Gemftt, Denn, wie ich schon andeutete, snoht meine Liebe nicht nur Befiriedigong der Sinnlichkeit, sondern auch mindestens in demselben Grade geistige Gemeinschaft. Idi will nicht einen Proetitnierten, sondern einen Freund oder Sohn, dessen Seele idi lieben, den ich bilden und zu einem vollkommeneren Menschen erziehen kann, der ich selbst gern geworden wäre. Das klingt paradox, vielleicht
    • erscheint es sogar als Mittel, den Kern meiner Leidenschaft, die gemeine
    Sinnlichkeit zu bemiinteln. Doch welchen Zweck hütte es, Herr Doktor, Sie täuschen zu wollen 'i Wenn ich auch zugeben will, dass ich mich manchmal, wenn die Sinnlichkeit gar zu mächtig wird, mit dem Eusser- liehen Genüsse an einem weniger idealen Knubeu begnügen würde, so würde ich doch an diesem kurzen Kausche keine wahre Befriedigung verspüren, ich würde mir ebenso verächtlich vorkommen, wie mir immer die jungen Leute erschkiHii nnd, die bei fitrsasendinien ihr laebea- bedfirfids sn stillen venn9gen. „Solange ich selbst jenem glücklichen Alter noch angehörte, d. h. noch jünger als 15 Jahre war, hatte ich keinen sehnlicheren Wunsch, als einen gleich empfindenden Frennd za besitsen. Tdi habe gesodit, gehofft, gewartet, geklagt, bin entlansaht worden, bin vor Sehnsaeht nnd Twrsweiflung bald vergangen — wd habe den Freund nidit gefimden. Selbst noch spfttor lebte die Hoffirang msnchmal wieder auf, aber noch heute harre ich vergebens, ond es steht jedenfslls fett^ dass ich midi jenes Theten BrkennimgBhliQkes der üminge nitdit rOhmoi kann, von dem man in einigen Selbstbekenntnissen liest. loh kenne persanlidi 298 keinen einzigen Leidensgenossen; es ist auch frsit^lirb, ob mir durch solche Bekanntschafton viel geholfen wäre, da ich eben tiue ganz absonderliche Vorstellung vou der Homosexualitüt habe. Wie Sie sehen werden, ist mir mit den gewöhnlich nls Piiderasten bezeichneten Laoten wenig mehr gemeinsam, als die siunlichti Indifferenz dem weiblichen Geschlecht gegen- über, und oft frage ich mich: fühlt denn kein zweiter Mensch im Erden- nind ebenio wie du? Stebst dn mit deinem krankhaften Gelüste allein in der Welt? Bist du nooh ein Parin unter Park«^ oder iit es Mi mOglieh» daae eine andere Seele glMdMa Verlangen ampfind«^ daai ihr Tielleiolit nnerkaimt lange neben einander gelebt babt ? Iah wflrde raaend, wenn idi nne Oelegenbeit rar Eireiehnng aeinea bOohaten OlUdcea ver- aftomt bitte; denn aie ist nnwiederbringlich dabin« Hanta wfirde ein Frenndaehaftabiind, wie iob ibn ala Knabe eraabnte, adfawerlioh an atande konunen, aelbat wenn iob den Geaocbtett noeh finden aoUta. loli glaube nicht, dass mich ein Altersgenosse reizen würde, auch bilde ich mir daa Umgekebrte nicht ein. .Stadentenben eigieb dich drin, sie ist ver- aabwonden und dahin*, habe ich in melanaholisoben Stunden oft in der Erinnenmg an meine Knabenaeit mit ibran nnerfttllt gebliebenen Idealen geaungen. .,Das Tranrif^'a dieser Erkenntnis kommt mir namflntlirh recht schmerzlich zum Üewusstsoin, wenn der fröhliche Früliling /um Liebes- genuss einladet oder der heuli-sidr Ht i Iistvand über die Vergünglichkeit irdischer Freuden klagt — und icii habe nicht nur keinen Freund, sondern auch keinen Knaben gefunden, den ich mir zum Freunde er- ziehen konnte, ja nicht einmal einen Ivuaben, den ich zur Befriedigung meiner Sinnlichkeit verwenden durfte. Wie oft habe ich im Sommer Ausflüge in dl« Umgebung von St&dten gemacht und an den Seen und Flüaaen naob badenden Knaben gefioraobt; doob atata kehrta erfolglos sorflak, moobte ioih welohe geflinden habni oder nicht. Dann eiftaata miflib wider ^^en im VHnter daa onwidwatabliabe Verlangen, jene von den Knaben gewiasermassen geheiligten PUtae ao&QSiidien; meine Lieb» linge aind veiscbwiindan, kalter Wind straieht fiUber die eisigan Flntn, an den«i ne sieh an aobOneren Tagen tummaltan. Daa Hera will mir brechen vor Webmnti nnd idi kehre von einer aolaban in^ter&brt in einer Stimmung heim, ala ob ieh mein Tenerataa und all mdn Olüak begraben hAtte. „Wenn ich mich jetit sur Beaohreibung meiner sinnlichen Iiiebe wende, will ich betonen, dass meine Angaben über den Umgang mit Knaben nur Gebilde meiner Phantasie sind und noch niemals*) — ans den angefitüirten Gründen ihre Yerwiridicbuug gefonden haben. ') Eine gelegentlidw aber nur zoDtllige AasDahme findet sich emfbnt; aie hat aber fllr den Patienten aaeh aieht die foUe Befiriedigong gabnefat 200 Meine Sinnlichkeit ist merkwürdiger "Weise nicht an die Genitalien gebunden; alle meine wollüstigen Vorstellungen beschiil'tigen sich mit diesen Teilen nicht im geringsten. Darans pr^ipht sieb schon, dass ich niemals Onanie getrieben habe, und dass ich inimissio nienthri in anum ebeutjo verabscheue wie ein normaler Mensch. Jede Art des auch nur imitierten Beischlafes ist für mich ohne Reiz. Mich erregen au dem Körper des Knaben besonders zwei Teile: sein Bauch und sein Oes&88, und zwar ersterer als BebUtw dal Yerdaaangstraktas, letzterer ■Is Mger d«r An^gangsOffiiung des Denoee. Von den T^tntiTen Lelteniproseflsen lan Knaben intereieiert mieh keiner aanaliemd so wie der Vtfkof SMner Verdaumig und der Vorgang sriner DefMcation. Es ist mj^enblidi, in weldiein Qnde mioh dieser Tdl der Pbjsiobgie von Jqgend anf besdbsll^t hat Wollte ieh als Knabe eine pikante anf- ragende Lektflre kaben, so suchte idh mir in des Vaters KonTecaations- lexikoa Artikel auf wie Verstoplang, Hartleibigkeit, Anftreibnng des Leibes, HSmonhoiden, Fä<XS n. dgl. Fielen mir mediainische Bficher in die H&nde, so wurden diese Kepitel förmlidi TersoUiQngen. Keine Funktion des Körpers schien der genannten m Bedeutung gleich zu sein, und daher fasste ich ihre Störungen als die bedenklichsten auf, die über- haupt im Lebensmechanismns vorkommen könnten. Die Schilderungen alier Krankheiten konnte ich mit ruhigem Blute lesen ; aber die Be- schreibung einer Darmverschlingung verursacht mir noch licute fast Un- wohlsein. Es war mir ausserordentlich augenelim, von den Personen in meiner Umgebung zu wissen, dass ilire Verdauung in gutem Zustande war.') Ein Mensch, der seine Verdauung nicht genau überwachte, er- weckte mir wenig Vertrauen, sodass ich umgekehrt schloss, böse Menschen müssteu sich durch eine erschreckliche Gleichgiltigkeit in diesen wichtigen Dingen auszeichnen. Noch mehr als bei gewöhnlichen Sttfbliehen inter- essierte mioli dieser Punkt bei Leuten, nm deren Leben sich etwas Ge- heimiuSTOlles, Mystisches wob, i. B. hei Zaaberem in MBrchen, bei Leuten enderar Nationen nnd dgl. Auch hfttte ich g«n anthropologische Stadien Übrnr mein Lieblingsthema angestellt, w«m nicht sa meinem Verdrösse die betreffenden Werke darftber in der Bega! mit StiUnhweigen hinweg- gegangen wSren. Doch erinnere ich mi<di mit besondeier Genogthnnng, einmal im Olobm gelesen in. haben, dass irgend eine wilde Völkerschaft Erde isst nnd die Leute dabei einen stark aufgetriebenen Leib haben* Auch interessierte ich mich sehr für die EartoffelbBrndie dar wie die Irl&nder fast nur von Kartoffeln lebenden Bewohner armer Gegenden. In Lidianergeschichten und ähnlichen Erzählungen vermisste ich Mit- teilungen über den Verdaanngaznstand meiner Halden, wenn sie in der ■) Das Bewuistaehi, dass der andere kriaa gnta Veidaannjj: bat, ist fBr den Patienten voaageaehm; andereieeits ist es f&r ihn aagenebm an wiasent dass bti dem BeCiefieaden die Vaidannng in Ordmug ist* 300 BdapUL Gefangenschaft schnuichteten oder sonst in eine ungewöhnliche, der Ge- sundheit nicht förderliche Lage geraten waren. Daher habe ich kein Buch für wt rivuller gehalten als jenen Fünfundzw(in7igpfennigschmöker, in dem ein junger Mann nnch cint'ai Schifl'brnrh im Klsmeere lange Zeit in einer engen Schneehütte leben niusst.e, wobei gewissenhaft vermerkt wird, dass er Störungen seiner Verdauung wahrgenonnnen hatte. Keine Unsitte empört mich mehr, als die namentlich von den Damen geübte Thorheit, in Gesellschaft die Befriedigung der natürlichen Bedürfnisse ans übel angebrachter Schamhaftigkeit zu unterlassen. Auf einer Eisen* bflhnfalirt Idde ieb aduneoUiche Qualen b«i dem Gedanken, deaa einer der lütreiaenden an der Verriditong einer dringenden Kotdnrfb rer- liindert sein kl}nnte; eher wttrde idi ruhig im atande sein, jemand ver- adunachten wa adien. ,Ea iai begreiflidi, daaa idi meiner eigenen Yerdanmig die grOaate Anfinerkaamkeit widmete^ Mit peinlidier Oewiaaenhaftigkeit hielt idt ateta darauf, jeden Tag nt einer beetinunten Stande StnUgang m hnbai; war die Sitsong einmal nicht redit an meiner Zufinedenheit anagefidlen, 80 fühlte ieh mich — weniger phyaiach als yidmehr pqrchiach — nn- behaglich. Zn diesem gewiaa gaos nfltslidien hygienischen Interesse ge* sdlte sidi in der Pnbert&tadt siemltch unvermittelt dn sinnliches. Etwa seit meinem 14. Lebensjahre gab es ftr midi keinen grösseren Genuss, als meinen Stuhlgang unbekleidet vonsuniahmen (was ich jetzt nicht mehr thue), nachdem ich TOrh«: die Ausdehnung meines BondieE sorgDiltig geprüft hatte. Auch war ee mir wichtig, die Menge der ausgeschiedenen Fäces zu kontrollieren, was ich mit besonderem Wohlgefallen auch jetzt noch zuweilen thue. Da sich diese Prozedur auf dem Klosett nicht recht mit Müsse vornehmen Hess, lief ich im Sommer zu dipsem Zwecke in den Wald, entkleidete mich an emer verborgenen btelle und Iröhnte hier dem wollüstigen Genüsse einer ordentlichen Stuhlentleerung. Oft ver- band ich damit ein Bad an einem heimliehen Plätzchen des Flussufers, das eine Badehose entbehrlich machte. Ich erschöpfte dann meine riiautasie mit dem Ersinnen veischiedener besonders genussreidier Varia» tionen, sehnte mich oft nash dner einsamen Bud, um inuner nackt hemmanlaufm, meinen Ldh mit grossen Mengen von Nahrungastoffen sn beladen, den Kot mfiglichat lange anrflcknuhalten und ihn dann in einer ralBniert erdaditen Stdlung von mir gebot »t kOnnen. Bei dieaen Handlungen und Ideen hatte idi vidfadi hakige Erektionen, apiter auch mandnnal Samenergnss; dodi spidtoi, wie Mihon vorhin gessgt, ^e Oenitslien in meiner Vorstellung gar keine BoUe, ihre Snregungen waren nur vidmdur unbeqnon und gewlhrtm mir gar keinen Beis. »Bald aehnte ich mich bd mmnoi heimlidien »Orgien* nach der GeseUsdiaft geeigneter glddislteriger Knaben; doch bestand sdion damals der deutliche Wunsch, nidit nur einen Genossen meiner Lddenschaft, 301 eondent meh nnen inrUidhea Freund zu habon, den ich sowohl sinoKch mit ailkir Glut lietmi «Is auch geistig mit gamnr Hingabe Twehren konnte. Da Ton einer gegoiseitigen Kastnrhation od«r Fideiastio nicht die Bede sein konnte» so hitto sioh unsere sinnliche lache auf Küssen, Umanneo, Liebkosen und — i^eichsam nun Ersatz des Eoitns — auf graiemsame Ausfahrung des Stuhlganges beschrftnken mfisscn. Aber das wlre für mich schon vollkommene Seligkeit gewesen. Eine innigere, vertrautere Gemeinschaft als der unt«r vier Augen an einem lauschigen Orte mit allen Finessen vorp^enommene Stuhlgang war f&i mich gar nicht denkbar. Ich will Sie mit dem nnästlietischen Inlialte meiner wollüstigen Trilnrne verschonen. Ich habe auf diese Weise wenigstens in meiner Einbildung befriedigenden TTn^rrans» mit schönen Knaben raeinos Alters gepflogen; aber Wirklicliknit wurde mein Traum nie. Immer und immor blieb ich allein,') ohne Genossen und daher ohne wahren Genuss. fJinc ilJne lacrimae ; die Erregung an dem eigenen Stuhlgang geschah nur fauie de mienx. ,Dass meine mit der Stuhleuileerung verbundenen Handlungen und Gedanken unkeusoh und verwerfUch waren« wusste ich recht wohl. Ach, wie oft habe idi mich, wenn der Rausch Terflogen war, reuevoll aofi Knie geworfen, Gott um 7ers«lmng gebeten, und Besserung gelobt! Einige Wodien hindurcb miterdrflcikte ieh mein Yerltngen; sber schliesslich wurde es wieder su miebtig, ich sudite nudi durch allerlei SdieingrOnde vor mir selbst sn rechtfertigen und erlsg dem Laster Ton nmunn. Bass ich sexuelle Aussohweifimgen trieb und su Enshen gesoUeohtliche Liebe hatte, das wurde mir erst viel spiter klar, eis idi die Bedeutung der Erektionen als Zeichen der sexuellen Erregung erkannte. Bis dahin hatte ich nie daran gedacht, dass ich konträre Sexuslempfindung bedtase. Das wurde mir erst durch die Lektüre des Werkes von Casper und Limau zur furchtbaren Gewissheit. Unter den erschütternden Eindrücken dieser Erkenntnis entstand ein Selbstbekenntnis, das ich einem Arzte ablegte.*) «Nach dem, was ich auf den letzten Seiten umständlich ausgeführt habe, werden Sie sich ungefähr eine Vorstellung davon machen können, in welcher Weise ich Knaben zur Befriedigung meiner Sinnlichkeit verwenden würde oder wenigstens möchte. Nehmen wir einmal an, mir stünde ein geeigneter Knabe für diese Zwecke zur Verfügung, und es wären mir ') Einmal hatte allerdings Patient ueh Gdegenheit, sieh bei der Defäkation anderer männlicher Personen vollständig zu erregen. Er sah zwei Kna^len in einem Chansseegraben in freier Natur dofäziercn. Hierbei errpfjtc sich X. sexnell in HO hohem Grade, dass er selbst Samenergusn hatte. taud dieser Vorgang Tor etna swet Jehien statt Sonst waren es gelegentlich SrinnernagiTtffstelluugen oder Phantasiegebilde, oder die von ihm selbst hesehriebetten Vorginge beim Deftzieren, die Erektion mit pelo^entlichena Samenprfrnss znr Fol^e tiatten. ') Eino Fablikation Uber den Fall durch den angedeuteten Arct habe ich bisher nicht gefanden. andi BOmt alle ümstSade gfinsttg. Idi wflrde ihn in ein Torher daatn eiogeriditetes Zimmer Imngeo, ihn aifUeiden, bnden nnd inniehsi einer eingehenden kOrperHehen ünterBachimg mituneiehen. Keine Anf- merlnamkeit w urde sich anf seine untere KSrperb&lfte konzentrieren. loh gehe die Oberschenkel entlang nach oben, wo sie znm Damm znsaramen- stossen, befühle seinen Unterleib, streichele die Hinterbacken nnd betaste die Aflerspalte. Namentlich aber ist es die Form des BaucbeSi die mein c:nn7Ps Interesse in Anspruch nimmt. Jp mehr diese auf eine grössere Kotanhäulung im Darm schlic??'-ii lüsst, desto h(>her steigt mcinp Er- regung, besonders, wenn eijn Füige meine Vermutung bestiltigt.. Ein anderer ist kaum im stände, sich auszudenken, welchen dilmoniscben Rpiz die Vorstellung eines schönen nackten Knaben mit einem infolge langer Stnhlverhaltung gefüllten Darm auf micli ausübt. Der Ocdnnke daran bringt mich in eine sehr heftige Erregung, eine leidenschaftliche Glut strömt durch meine Adern, mir zittern die Glieder vor qualvoller Begierde. Idi werde nicht mfide, diesen Banch zu befUblen und zu be- tnehten. Heine Leidentohaft iossert sidi in stfMIsdhen lAehkosungen; der ICnabe onus Yeraohiedene Sfcellnngen nnd Lagen einnebmeiif nm die tohOnen Formen seines Körpers^ namentlidi nb«* die bewnssten Teüe, reobt gnt xnr Anschraimg ra bringeo. Noeh dne Steigemng erfthrl der sonderbare Gennss doroh die Beobaehtnng der Deftkation. Sollte fBr eine reiohliobe StdUentleernng nicht genng 8tdf im Dann des Knaben angehftnft sein, so fettere ich ihn mit allerlei Nahrongsmüteln, die er- fahrungsgemüss viel Kot geben, wie Kartoffeln, grobes Brot, Hülsenfrüchte, Obst u. dgL Wenn mOglich suche ich zwei bis drei Tage lang jeden Stuhlgang zu verhindern, damit der Leib sieh recht fülle und die DefiU kation recht reichlich ausfalle. Wenn diese schliesslich eintritt, ist es mir nun ein unbeschreiblicher Oenns«, den Austritt des Kotes — der zifmlif-h fp-^t sein muss — aus dem After zu bpobanhtcn, Dabei lasse it Ii den Knaben allerlei Larron und Stellungen einnehmen, die mir be- sonders viel lieiz gewähren könnten. „Derart sind meine wollüstigen Gedanken beim Anblick von schönen Knaben ; in dieser Weise sucht meine sinnliche Natur ilire Befriedigung, solehe Bilder zaubern mir die nilchtlichen SamenergieS8ungen vor. Im entscheidenden Momente erwache ich und merke nun die Ursache meiner Erregung. Auch mein eigener Stuhlgang macht manchmal den Inhalt eines solchen Trauraes aus. Denn wenn ich auch nicht mehr, wie in früheren Jahren, verfahre, so gewilhrt mir doch immer noch meine Stuhl- entleerung einen sinnlichen Reiz, der namentlich kurz vor dem Austritt des Kotes sehr gross ist, sodass ich gar nicht selten in Yersachtmg komme. Ich mnss annehmen, dass die Nenren meines Mastdarms mit denen meines Penis in einem anormalen Zusammenhange stehen; denn sonst kann ich mir nicht erkltreo, wamm ich bei gefülltem Mastdarm Beispiel 303 l«ichter erngbar bin als bei leerem, warum eine gcschleobUidie Krregnng infolge der besduriebenen Yorstelliuigea b« nur nidbt selten StnblgaDg herronnft» korSf wamm dieser mmderlioihe Zoeammenbang zwimdien leteterem nnd Brektion llberltanpt vorhanden ist leb wiederbole, daas ieh bis jetst nooh sieBials Gelegenheit gehabt habe, mein saweilen kaum va beswingendes Verhuigen an befriedigen;') ich weiss nicht» ob die fftr jeden normalen Menschen ekelhaften Vox^taige ftlr mich in Wirklichkeit ihren Reiz behalten w&den. In der Meinung, dass mich vielleicht ein ein- siger Tersuch ffir immer Ton meiner Perversion heilen würde, habe ich oft genog beschlo<;sen, einen solchen zu nntemehmen; aber stets fehlte es mir an Mat oder Gelegenheit. Ausserdem kann ich mich moralischer Bedenlcfin nicht erwehren, obwohl ich das Sittlichkoitsgefühl des Knaben selbst auf Kosten des Genusses nach Möglichkeit schonen würde; einen sittlich nicht mehr zu verderbemlf n Ixn ibpn zu verwenden - dagegen erhebt wieder die bessere Hälfte meiner I jeidenschafl Einspruch; aber es gewfthrte doch wenigstens etwas, wenn auch keine volle Befriedigung. „Vielfach habe ich darüber nachgedacht, weshalb nicht ebenso gut Mädchen mir Genüge leisten könnten. Ja, oftmals muss ich mir ge- stehen, dass diese in mancher Beziehung den Vorzug verdienten; ihr Körperbau ist sierlicdier nnd behllt mne weichen, schtam F(»men andi im sptteren Alter hei, dem ümgange mit Weibern stehen nicht entfernt die Schwierigkeiten entgegen wie dem mit Knaben; aber weder diese noch andere Betrachtungen können an der Thatsache meiner Knshenliebe etwas indem; sie besteht eben sller Temnnft smn Thvlse. Alle die mich an Knaben so heftig reisenden Yorstellnngen and mir im Zn- sammenhange mit enNm weihlicben Wesen ebenso widerlich wie «nem normalen Menschen. Einen Qrund für die Berorzngnng der Knaben möchte ich darin sehen, dass bei diesen der Unterleib fast nnr Ver- dannngsorgane birgt, während er bei Mttdchen noch für andere Organe eingerichtet ist, die meinen Empfindungen nicht zugänglich sind. Femer vprspreche ich mir in geistiger Beziehung von Knaben mehr Genuss als von den für geistige Arbeit weit weniger geeigneten Mädchen; ich will eben alle Seiten meines Wesens durch den Gegenstand meiner Liehp be- friedigt wissen. Endlich erklärt sich die Vorliebe für die sogenannten Flegeljahre wohl daraus, dass in diesem Alter das normale, mir un- verständliche Geschlechteleben fast noch gar nicht in Betracht kommt, der Körper /.arter und schmächtiger ist als später und der Unterleib besser durch seine Form den Füllungsgrad des Darmes zum Ausdruck bringt als in spftteren Jahren, wenn sich reichlicheres Fett angesetst hat Femer glaube ich, dass Knaben in diesen Jahren schon Tersttaidigw nnd, ') Der in der Anmerkung S. 301 genannte Fall ist deshalb nicht als eine wahre Befriedigung zu betrachten, weil nur der Akt in der erwünschten Weise «tattfand, hingegen die Knaben für X. nicht den eigentlichen Reiz gewährten. 304 Beiq^eL ohne dadnreh ihre kindliche Harmlosigkeit und Naivetät eingebüsst m haben; Tind wer sollte nicht Sehnsacht nach den Jahren fQhleiif in denen einem ^e Kxftfte wachsen, sich Ideale nnd Triebe in der jnngen Brost regen, man noch mit Unbefangenheit nnd ohne Yonuteil das Leben an- schaat nnd noch von trüben Erfahrungen und Leiden aller Art verschont geblieben ist? Ein Verkehr mit jungen Seelen erhrilt jung und frisch, bewahrt sicher vor philiströser Verknöcherung und giebt in Fülle Gelegen- heit zu segensreicher Wirksamkeit. Warum sollte ich mir einen so an- genehmen Umgang nicht wünschen? ,Gern würde ich mich über die angeregte Frage noch weiter aus- lassen, doch will ich 7.um ächluss eilen, zumal da ich alles Wesentliche ül)er meinen Zustand tresagt zu haben glaube. Zum Schluss will ich noch einige Worte darüber sagen, wie ich selbst meinen Zustand auf- fasse. So viele schwere Stunden mir auch meine Krankheit schon be- reitet hat, so oft ich auch über meiu Unglück geklagt habe, die sexuelle Perversion empfinde ich gar nicht besonders schmerslicb; meine Leiden haben ihren Gnmd viehguebr in der NachtbefH«dignng meiner Sehnsiiaht. Ich w&M nicht, ob idi ohne weiteres in euie Heilnng, selbst wenn diese mOglidi wBre, einwilligeo wSrde. ICt meiner krankhaften Liebe wflrde ich memen Sohmors, aber ?ie]lei(At anch meine Frende verlieren. Viel- leieht würde ich hoffiningB« ond wunschlos sein, ich Wörde weniger Ver«  anlassnng som Sdndigen, aber anch weniger Anssi<^ haben, einmal Ckites m tbnn, meinem Streben wftre das Ziel genommen, mein Lebensinhalt ▼emichtei lob yeispüre kerne Lust, nonnalen Geschlechtsgenuss zu suchen, lieber ertrage ich die Qualen der ungestillten Sehnsucht. Sin Betäubungsmittel habe ich in anstrengender Arbeit kennen gelernt. Immer freilich kann man dieses nicht anwenden, selbst wenn man noch so fleissig sein wollte; es giebt doch Stunden, in denen die innerste Natur sich stürmisch Bahn bricht, sei es, dass mich Musik zu elegischen Erapfiadungen anref^t, sei es, dass ich auf einsamen Spaziergangen rnpinen (ledanken nacliuänge oder der lebhafte Kuniruck von Naturschönheiten mich eine mir in Liebe zugethane, mitgeniessende Seele gar schmerzlich vermissen lässi Dann drängt sich freilich die bange Frage auf: wirst du niemals lieben dürfen? wird sich für dich nie ein treues Herz erschliessen, sich dir nie ein Mund zum Kusse der Liebe darbieten ? wirst du immer, immer all' deine Liebe wie ein Verbrechen verbergen müssen, kflbl «r- sdimnen nnd im Innern vor Glut yergehen, nieht ein einziges Mal ^e Maske abwerfen und dich einem geliebten Wesen TOn ganaer Seele hb' geben dfixfen? Doch genug hiervon.* Es sind also swet verschiedene Momente, die fBr den Patienten widitig sind: erstens will er den von ihm geliebten Knaben belehren, unterrichten, wohl andi kflsscn; awutens will er ihn deftsieren sehen, Uasochismiu vnd Fetischiamtu. 305 nMihd«m er sicih dvreli üntersodiiuig des ünteriabaB, dei Ama il b. w. ■Q ilim sexuell erregt bat. Auch die KlcidDDg des Knaben hat einen gtwisSMi Einfliiss auf den Faitieiiteii. Eine Pagentracht würde ihn z. B. ansserordentlidi geschlecht- lich ervBg«, während ihn aonrt die Kleidung des Knaben nur als Vor- stofe zum nackten Knaben reizen würde. Die Kotgedanken kamen dem Patienten, als er 14 Jahre alt war. Sie traten, wie er als sieher angiebt, zuerst im wachen Zustande auf. Die schwärmerische Zuneignn:' m p^leichalterigen Knaben hatte aber bereits früher bestanden; Patient kann sie ganz genau bis ins 10. Leben^ahr zurückverfolgen. Die nächtlichen Tr&ume dos Patienten mit Samenerguss finden anter der Vorstellung statt, dass ein nackter Knabe oder er selbst dofaziere, doch steUen sich nur etwa alle sechs Wochen einmal derartige Tra,ame ein. Die erstui nSobfliGhen flameneigOsBe traten ein, als Fatisnt 17 Jahre alt war; aber sie fanden nnr selten statti und niitanter lagen mehrere Monate daswisohen. Auch am Tage tritt jetst nooh gelegentlich Samen* etgoss ein, und swar bei starker Enregong dnrdi DefitkatiooSTOrgttnge, dodk hat X. hierbei keinerlei besonderen Goratt. - Patient ravcht wenig, trinkt etwas, aber nicht viel; «r kann pfeifen und hat, soweit sich aus einer genauen Fragestellimg exgieht, keinerlei besondere weibliche Gewohnheiten. Krafft-Ebing*) bringt auch viele Falle von Fetischismus in Beziehung zum Masochismiis und glaubt insbesondert'. dass der Stiefel- und Fussfetiscbismus lediglich in der sinnbildliclieii Eedeutimg des Fnsses und Stiefels seine Quelle habe. Der empfangene Fiisstritt ist ein Sjmbnl für die Erniedrigung, und dieser Wunsch dtr ei^^onen Erniedrigung beherrscht den Masochisten, wie wir sahen. Es kana nach Krafft -Ebing, ohne dass dem Stiefelfetischisten der Zusammen- hang zwischen der Liebe zum Stiefel und dem Wunsche der Er- nisdrigang bewusst ist, dennoch ein solcher Zusammenhang bestehen, und er meint eben, dass dieser nnbewusste Zusammenhaag die Quelle des Stiefelfetischismns sei, dass dieser also durch den unbewusst bleibenden Wnnsoh der Erniedrigung bedingt sei. Manche Erschei- nnngen sprechen zweifellos dafQr; so mehrere mir bekannte Fälle, wo Mfinner gleichzeitig Stiefelfetischisten und Masochisten sind, sie werden sexuell ebenso Idoht dnreh Stiefel, wie dnreh das Bewusstsein, von einem Weibe gedemütigt za werden, enegt Es wttrden demnnoh
    • ) R. V- Kraff t-ilbing: P»yt/i4>pcUhia serualis. Mit be&ünderer Börück-
    Bichtignog der konträren SexaalempfiDdiuig. Eine klinisch-forensische Studie. 9. Auflage. Btvttgart 18M. Voll, Kontr. SsnudfavSadini. 306 Masouhismiu und Fetischismiis. gewisse i^Ile von dorn oben beRprochenen Fetisohismos gleichzeitig zum Masochismus zu rechnpn sein. Bei dem engen Zusammenhang, in dem unter pathologischen Verhältnissen Geruchsinn und Geschlechtstrieb stehen, sei immerhin darauf hingewiesen, dass vielleicht der Fuss- und Stiefelfetischismus mitunter dem intensiven Gerüche, der den Füssen und den Stiefeln anhaftet, seine fintstebimg verdankt, oder wenigstens dadaroh begänstigt wird.!) Der Zneanuneiihaiig Ton tvm» und Stiefelfetischiniiiis mit dtu MModuBmns findet steh jedflnfalla sehr htofig, und es sei anf die Beden»> art «unter dem PantolTel stehmi* hingewiesen. Der Pantoffel gilt hier als das Symbol der Herrsohaft, vnd die Frau, «iter deren Pantoffel der Hann steht» führt Aber diesen die Hensohaft.. Die Beziehongai swisehen der FossbeUeidmig des Weibes mxd dem Regiment in der Ehe sind Mhr all Ludwig Friedliindcr^) meint, dass bereits bei den Römern der Pantoffel das Symbol der Herrschaft der Frau über den Mann war, und er beruft sich hier auf die Konunentarien, die Jahn zur Ausgabe des Persius geschrieben hat Plutarch^) berichtet im fünften Kapitel der LebensbeschreiV.iinp des Acmilius Paulus, dass dieser mit der Papiria verheiratet, war, luss er sich aber nach vieljähriger Elie von ihr srhiftd. Als er gefragt wurde, weshalb er diep ^»^than, habe er :i.ut si meu »Schuh gezeigt, den die Römer Calceus nennen, mit der Bemeikung: .Ist er nicht zierlich, ist er nicht neu; aber keiner von euch weiss, wo er meinen Fuss drückt.' Ausführlicher berichtet über das Symbol der Fussbekleidung als sexuelles Element Rndolf EleinpauL^} Nach diesem Autor ist die Fossbeklddnng geradeso als das Symbol der SelMBilefle angesehen worden. Eine Tfirkin, die tod ihrem Kanne gesohieden werden wiU, weil er sie anf mnatfirliehe Wdse brauohte, seigt anf die Frage des Kadi, weshalb Wenn dureh Krafft-Ebing aooh nicht alles erklärt ist, so halte ich doch seine AnsAhnoiflaa über den ZoeammeBhang von Fetisehismos nad ]laso> ebiinnu für den wichtigsten Fortschritt, den wir in dem theoretlsohai Stndiam der sexuollon Perv- rpionen gemacht haben. In deren Erklärung ist damit ein grosser Schritt nach vorwärts gethan, es ist das frühere aosechlieulidi kasnistiflche Studium damit für die Theorie fhichtbar geworden.
    • ) Ludwig Friedlin der: Üantdliiiigen ans der Sitteogesehiebte Rmm
    in der Zeit von August bis Ausgang der Antoniae. 6. Annsge» 1. Teil. Leipsig 1888. S. 470.
    • ) Des Plutarchos von Chaoroneia vergleichende Lebensbeschreibungen.
    Aus dem Griechischen übersetzt mit Anmerkungen von Joh. Friedr. Sal. Kalt* Wasser. 8. Ten. Magdelmrg IBOl. 8. 76 f. Rudolf Kleinpanl: Sprache ohne Worte. Idee efner aBgMWefawm Wisseaschaft der ^raohe. Leipaig. S. 108 1, 307 1, 885 f. Symbolik der Fusabekkidiiog. 307 sie gesckioden werden wolle, nichts vor als ihren Öchiih, wnhoi sie ihn verkehrt hinhiilt. Der österreichische Diplomat Augier «Thisiain de Busbecq habe auf diese SymlHlik in der Türlcei hingewiesen. Die modernen Araber sagen nach Joh;iiia Ludwig Burckhardt, wenn sie eine Frau Verstössen: Sie war mein rantoffel, ich habe ihn weggeworfen. Kleinpaal berichtet weiter ans dem SfiUelalter: Als der tapfere Ritter Polypliem der Dame eeuieB Heneni leise Liebe auf dem TonüerplatK beweises wollte, stecikto er üven Idemen goldgestieltten FeaMel auf «amen Helm» and die Sahweater dea Kaiaen ndat^ den siegreiohaii Bifcfcer folgendermaaaeii an: ,Henr Bitter, Ihr atellt eneli weder nnter den Papst noeb imter den Kuaer. Hur bedfirft niemaiidea Söhnte 1 Euch rmnag kdn Mann m flberwiaden, aber unter dem Fantoffel steht Ihr doohl* Man habe, meint Kleinpaul, die Redensart ,miter dam Pantoffel atehen* auf diesen Yorfiill zurückgeführt, aber sie habe einen tieferen gesdilechi» lieben Sinn, indem der Pantoffel ein uraltes Symbol der weiblichen Bdiam sei. Die Beziehungen des weiblichen Ftisses mm Geschlechtsleben ver< gleicht Kleinpaal geradezu mit den Beziehungen der Uppen, die ja durch den Kuss und das Schnäbeln der Vögel bewiesen würden. In engem Zusammenhang hiermit stiindo «nch, wifi er meint, die Vorliebe der Männer für hübsi hp kleine f üsse. Er erwähnt hier die Erzöhlunp^ aus dem AltertuDie, dass die fcböne Rhodopis einst in Naukratis hndete und ein Adler ihie Öandalen aufhob, damit wegflog und den Schuh dem König von Ägypten in den Schoss fallen liess. Überrascht von der Niedlichkeit der Sandale, ruhte der Köni|^ nicht, big er die Eigentümerin derselben ausfindig gemacht baiit;, und sobald dies geglückt war, machte er Bhodopis zu seiner Königin. Gewährsmänner hierfür sind Strabo nnd JLlian. Ich erinnera hier aneh an daa Gedieht «Der SehnhV) ^ in neuerer Zeit wieder TerOffentlicht wurde, und dessen Yeiftsser moht fest an stehen schont. Auoh hier wird die Soiheide des Ifildshens mit dem Sohuh Terglieben. Auf die Bimerlrang von Eftthehen: Dein grosser Fuss würd' doch nicht paasen«  Sieh' nnr, dar Schuh ist viel zu Uein erwiderte der andere: WiUst Du mir Deinen Schuh nur borgen, Den Sehaden, Kftthehen, trag ich schon Das Mädchen sich nicht l&Dger sträubet, Sie ruhiger es überlegt, Sie denkt, der Schuh mir doch verbleibet, Wenn ihn ein Anderer auch trägt.
    • ) Veröffentliobt in «Ventoasene Kinder der Mosen*. Leipzig. S. 76 ff.
    808 Vixoiloopiew Sie pflegt ihn öfters zu verborgen, Ward er auch weiter mit der Zeit, Sie macht sich df^sbalb kein« Sorgen; Die Matter merkt nicht, dass er weit. Jedeofidls sei auf di6M nMikwflidlgeii BaMkongen nriaohen Stiefelfetisohisnii» und ICasoohismiu besonden hingewiesen. Es sei noch kurz erwähnt, dass schon Tardien*) 1858 einen Fall veröffentlichte, wo ein Mann besondere Wollnst dabei empfand, wenn er von einem andern Mamie mit dem Fubse ;nif den Podex getreten wurde, und dass nach demiselbeu Autor mitunter Päderasten vor schmntzigen Kindern niederknieen und ihnen leidenschaftlich die Füsse küssen. Endlich sei des historischen Interesses wegen noch auf masochistische und sadistische*) Neigungen von Nero hingewiesen. Nero hatte sich eine Art Spiel erdacht^ das in folgendem bestand. Er Hess sich in das Pell eines wilden Tieres nähen und kam aus emeni Behälter heraus; in diesem Zustand stürzte sich der Kaiser auf die Schamteile der an einen Pfahl gefesselten Männer und Fruiu'n. Schliesslich Hess er sich, nachdem er. wie Sueton^) berichtet, seine wüste Lust gebüsst hatte, von dein Freigelassenen Doryphorus er- legen. Diesen nahm er sich dann zu seinem Gemahl in derselben Weise, wie er den Sporns sich zu seiner Frau genommen hatte, und ahmte auch die XOne ¥on Jangfiaaen hierbei naohl Es giebt eine besondere Perversion des Geschlechtstriebes, die sich bei hetaro- und homosexuellem Triebe findet^ und die ich noch nicht genauer besohiieben finde. Ich will sie als Mixo skopie be- zeiolmen, von fjUiig = die geschlechtliche Vereinigung und mt^mtur zuschauen. Bs giebt nämlich, — ich erwähne zun&chst das, was sioh auf die heterosexuelle Gesohleohtsempfindung bedeht — Ifftnner, die ihre Befnedignng nor darin finden, dass sie einen andern den Eoitns mit dem Weibe ansfthzen sehen. Vielleioht sind manohe solche Fille mit dem Masoehismns^) Terwandt, den Kraf ft-Ebing so genau gesohildert ') Ambroise Tardiea: £tude midico-ligcUe sur tes (UlentaU auxmo^$. Paria 185S. S. 127.
    • ) VgL nnteii.
    ') Soetoos AistiblognipliieD, Terdentsoht Ton Adolph Btahr. 6b Bodi, 99. Kapitel.
    • ) In der .Yenus im Pelz'* u. a. beschreibt Sacher-Masoch gmz analoge
    Vorgänge. Ic)i führe folgende Stellen an : „FUr mich liegt im Leiden ein seltsamer Bai% die Tynuinei, die OxBiuaiiikMt «nd vw aUem die Tieoloeigkeit eiaoe sehSeea Weiliee fbeht mein« Leidengchaft sehi an.* . . . „Üm einen Vtiui Ittr immer sa 309 bat, Qttd 68 besteht da Btii fiir den Mann rieü^bt darin, ditt er leidet^ indem er das Weib in dem Besitn eines anderan ^ht lob weiss Terscbiedene derartige Falle, wo Männer in dieser Weise ihre sexuelle Lündo befriedigen.*) Ähnliches wird auch bei der homo- sexuellen Geschlcchtsemptinduiig beotiLiehtet, uud Tarnowsky-) hat eineu interesdanttu liiurhcr gchOritrcn Fall beschrieben. Es handelt sich um zwei Bräder, die ein Manu dazu abgerichtet hatte, einander zu masturbieren ; er selbst sah zu, wobei er sich mitunter auch selbst päderastisch beteiligte. Bei diesem Patienten tritt der Zustand übrigens nur periodisch anf. Tiberius soll sich in Capri gleichfalls dadurch sexuell erregt haben, dass er sc xia lie Akte von jungen Leuten ausfahren liess, wobei er nur zoscbaote.^) Naeh dem Masochismus bespreche icb jetzt den Sadismus, d. b. jene Erscheinung, die den Gegensatz zum Masochismus bildet, und bei der der Geschlechtstrieb in der Neigung liLsleht, die geliebte Person zu schlageL, zu ui isshandeln und zu demütigen. Der Name kommt her vom Marquis de Sade, dem berüchtigten französischen Kumanschriftsteller (1740 — 1814), der, wegen Sodomie, Giftmischerei und anderer Greuel zum Tode vt rurteilt, im Gefängnisse Komane schrieb, in denen Wollust uud Grausamkeit als verwandte Erscheinungen geschildert wurden. Zahlreiche Schriftsteller haben auf die nahen Beziehungen zwischen Wollust und Schmerz hingewiesen, und unter pathologischen Verhältnissen in dem Schmerz des einen eine (Quelle der fesseln, darf maa ilim nicht treu sein. Welche brave ist je so augebetet worden, wie eine Hetire? In der Trealoaigkeit eines geUebten Weibes liegt em scbmenhaftw Bds, die hSdiate WoHut* El giebt anoh IUI«, wo M&nner ihre Haaptwollost dabei finden, dass sie duas muiteres genitalia tambentes af^iciunt. Ob es sich hier nur um Wüstlioge handelt oder am eine Perversion des GeHchlechtstriebes, die anoh bei anderen Xlniiexn TOikommt, kann ieb nach dem hiaherigeu Katerial nküht «Btsoheiden. Andi beim Sadismus, auf den iob Booh sn sprechen komme, geachielit die sexnelle Erregung mitunter durch das Zuschauen, indem irgend ein {(rausaraer Akt, den ein Weib an einem andern Maua oder an einem Tiere oder aach an einem Weibe verübt, die Wollust des Mannes erregt. ') B. Tarne waky: Die knnkhafteii BneheinunKen des OefleUeehtniiinei. ISne forensisch-psychiatrische Studie. Berlin 1886. S. 41. ') C. Siietoni Tranqu illi De rt'fa Cacsarum libri VUI. Libri lerli! cap. /.7. Doch sind die Mitteilungen Suetons nicht gaox zuverlfisaig, worauf mich u. a. Uerr Dr. üäberlin aufmerksam machte. 310 8*diimtt8. Wollust iar den aüdöreu gefunden: Vogel,*) BlnmrOder, Krafft- Ebing, Lombroso u. a. Zahlreiche Beispiele finden wir dafür, dass der Schmerz des andereu Lost in demjenigen erweckt, der den Schmerz znfQgt Dass aber die Znfnp^ung des Schmerzes gerade mit den (Ipschlechtsfunktioueii im Zusaiumeuhang steht, das ist das Typische des Sadismus. Wir würden also zum Sadismus nicht irgend eine rohe oder grausame That rechnen,-) süudern nur solche Handlungen, bei denen der grausame Akt eiru' Aiiregung oder einen Ersatz fttr den Beischlaf*) bildet. Hierbei scheint es freilich nicht in allen Fällen notwendig zu sein, dass an den Genitalien der Detaiiiescenz- prozess abläuft; vielmehr scheint es einzelne Falle, insbesondere beim weiblichen Geschlecht, zu geben, wo ohne bemerkbare Erregung an den Genitoliwi doch eine eexuelle Grundlage bestimmter grausamer Akte angenommen werden moes, das heisst, wo diese zum Sadismus gerechnet werden mflssen. Bei der Liebe finden wir oft Andentangm des Sadismus in der Thatsache, dass der eine liebende dem andern Teil recht gern in Neckereien und Scherzen kleine Leiden zufQgt. Sehen Knigge*) meinte, dass besonders Frauenzimmer ein gewiaaes Teignflgen in kleinen Neekeieien finden und gerade den Pereoneib die ihnen am tenenten auid, zecht gern nnrahige Angenbliofce mnehen*
    • ) 6. O. Vogel: Em Beitrag aar gerieb taärzdichen Lehre von der Za-
    recknnngafUhigkeit 2. Auflage. Stendal 1825. S. 184 f. Weitere Littenliir- angibeii in: Albert Holl: Oatertadmqgaa ftb« die Libiio mxuaK», 1. Bind, 9, Teil. Berlin 1898. S. 701—708* -) Wenn daher (in P%s?o/'>'7;> rh V Ammtr modern^. Fragments d'un ourrage de (Jaude Larcher, reeueüiis et yuUu^ par Faul ßourget, Faria 1891) ge- sagt iriid: „n y a eonune «m cadMim jerioimel dam nUn eonyiw'iaiiw dam aBriakm »ortet de dotdem^, so lat dies nur mit dar oben geeebima Bin» MbrSnknng richtig.
    • ) Es kanu vorkümmen, dass der Sadibt bei dein grausamen Akte, z. B. beim
    Schlagen, Würgen oder Blntigsteohen des Weibes, b«im Schlachten eine« Tittea, SimeoergfiM hat; es ist abw aoeh möglich, dass der graOMine Akt nur als Ein- leitnng znm Koitns, d. h. zur Erregtmg der Libido, benutzt wird. Hierher gehört der Fall, den Eduard R. v. Hofmann (Lehrbuch der {gerichtlichen Medizin. Mit pleichmäasiger Berücksichtipiir^? der deutschen und österreichischm Gesetz- gebung. 7. Auflage. Wieu und Leipzig 18U5. S. BIO) und B. v. K.rall t-£biDg (Psyckopathia uxmaH», mit bwondertf BertdcBiehtigung dw koBtriiea flexnal- empßndnng. Eine klinisch-forensische Studie. 9. Auflage. Stuttgart 1894. S. 86) mitteilen. Es handelt sich um einen Hann, der sich bei Prostituierten durch Martern und Töten von HUhnern anburegeD pflegte. K&hereä findet sich über Sadismus in Erafft-Ebiugs Psyehojpathia aexualis und in deaiselbea Autors Nenea Foieohiingeii auf dem Gebiete der AyeAe^MCM» «MMola». 8. Auflage. Mtgart 1891.
    • ) Adolf Freiherr v. Knigge: Über den Umgang mit Menschen. Naoh
    dem Ongmaitext beiauagegeben von V. Borends. Gen 1888. S. 176. Sadlimiii bd Betaiwexiulkn. 311 Die Ton dem sadistiseben Hanne unter pafhologiBolien YeifaUt- niesen an der weiblichen Penon verabte Handlung, die efeterem senelle Bebiedigong Tenchafit» besteht bald In SeUSgen, bald in YenrandoDgen, Besudelung aller Art, Fesselung des Weibes, endlieh selbst im Mord, der als Lustmord bekannt ist Dass Notxooht mit- unter auf sadletiseher Grandlage beruht^ ist wahrsoheinlioh. Interessant ist ein Fall, den Erafft-Ebing anfahrt: tüa, Mann hatte nur ein einziges Mal beim Eoitas ein WoUustgefiUi], and zwar trat dies ein, als er sich ein Stuprum gegen ein Mädchen zu Schulden kommen liess; kurze Zeit darauf übte er mit derselben Person nach deren Einwilligimg deu lieisciüaf aus» uime aber dabei Woliustgefuhl zu haben. Wie viele Vorgänge in der Geschichte auf sexuelle Perversionen überhaupt und insbesondere auf Sadismus zurückzuführen sind, das läset sich mit Sicherheit kaum sagen. Wahrscheinlich aber ist es, dass viele grausame Akte der Weltgeschichte in der sexuellen Sphäre ihre Entstehung haben. Wenn wir die Thaten Iwans des Schreck- lichen lesen, so drängt sich der Gedanke auf, dass bei diesem Herrscher die sexuelle Libido manches zur Grausamkeit beitrug. Es bchemt dies um so näher hegend, als von Iwans Sühne Demetrius angegeben wird, dass er sich an dem Anblick der Tudeszuckungen und des Blutes von Schafen, Hühnern und Gänsen mit Vorliebe ge- weidet hat £s findet sich diese Erscheinung auch heute bei manchen sexuell perrersen Indindneiv indem bei ihnen die Zuckungen von Hohnem und Gflasen wfthrend des Schlachtens Erelition mit Samen* ergoss hervorrufen. Schon unter physiologischen Verhältnissen giebt es Vorgftnge beim Koitus, die vielleicht eine Andeutung des Sadismus sind, wenn auch die bewusste Absicht, Schmerz zuzufügen, hierbei nicht vorliegt; dies ist 2. B. mit dem festen Aneinandeidrfioken und Fressen wahrend des Beieehlafr der Fall Es kann hierbei sogar sn Bli^tigbeissen kommen, wenn, wie Bonbaad in seiner Schilderung des Koitus sagt, der Belssende im WoUustdelirinm ganx und gar den andern Tdl ver- geese. Genau dasselbe findet sich auch bei dem Verkehr von Urningen unter einander; idh hatte Gelegenheit, bei onem derselben gani deutlidi solche Verletnmgen lu sehen, die beim sexuellen Akt herror- gebraeht worden waren. In Beaug auf einen Urnmg wurde mir er- laUt, dass er Wollust dabd finde, seinen Geliebten su missfaandeln; doeh bsatiitt jener dies und leugnete nur gegenüber sogar seine umiadiB Natur, Uber die freilich kein Zweifel mSglioh ist 812 SmUsduui bei fiom<Menielln. Von anderer Seite sind sadistische Akte auf homosexueller Grundlage veröffentlicht worden.^) Ein Fall, der wohl in dieses Ge- biet gehört, wurde von Gyurkoveohky*) beobachtet Es handelte sich um einen 15 j&hrigen Knaben P-, der einen 14jährigen Freund B. hatte. Bei diesem war von der Mutter beobachtet worden^ dass der EOrper, besonders die Oberalme, Hinterbacken und Oberschenkel mit blauen Flecken bedeokt wuen. Es stellte sich heraus, dasB P« duieh Geld den B. zu bewegen wusste, sich heftig kneifen zu lassen. Wenn ß. vor Schmen weinte and schrie, wurde er von P. mit der einen Hand geschlagen, während dieser mit der andern onanierte; er er- klärte, dass ihm Hieshandlnngen des Freundes bei gleichzeitiger Uaetnibation der grOeste Gennas seien. P. iat EpUektiker und hoeh* gradig bdaetet Foigender von mir beobaehtete Fall wflide gleiehftUa bieilier gehören: 21. Fall. X., 31 Jahre nlt, aus wenig belasteter Familie, hat gegenwärtig sexuelle Neigung zu Mimnern, die etwa im Alter von 17 — 22 Jahren stehen. Bartwuchs würde ihn bereits stören. Es kann nicht geleugnet werden, dass X. ,aach eine gewisse Neigung zum weib- lichen Oesolileobt bat; er sagt, dass eine hftbaehe Dame ^ kOnen ibm dardiaiiB sidit nnangeuehm wtre. Abgeatoaeeii wird er enteehieden von den wablicihen Prostitiiierteiit ebenso aber andk von dMk mtunliehen. Katar' bttiaehen flben am eiheetea einen seznellen Reiz auf ihn m». PoUnftiaieB dee Nachts treten stemlicb selten snf, X. erianert ftoh mehrerer Trttome, die er dabei gehabt hat Sie beaogea sieh einige Male, wie er genau m wissen glenbt, entschieden auf weibliche Personen, mitimter spielten aber auch minn]iche eine Bolle. Die Onanie übt X. schon ziemlich lange aas nnd zwar £ut immer mit verschiodenen ^lantasie- Torstellungen. Besonders reizt es ihn, sich einen Mann, den er gern hat, im Geschlechtsverkehr mit dem Weibe zu denken und sich die Lust vor- zustellen, die beide Teile empfinden. Ausserdem aber ist für X. eine besondere Idee err«'fjend, an die sich gloicb/eitig das sexuelle Empfinden kuüpft: es ist dies der Gedanke an eine Hinrichtung, und zwar ist es die Hinrichtung eines ihm sympathischen und ihn sexoell erregenden Man f^bte fMOier mitnater, wenn ein Homeeexaeller an einen niinn- liehen Individanm eine Körpeanrerletaang oder sogar einen Mord atufQbrte, dass dies eine besonders bei Homosexuellen vorkommondo gremeingefiüurhche Handlung sei. Indessen iat dies, wenn es auf sexueller Basis beruht, eine besondere, seltene perverse Handlang, die in analoger Weise, wie oben augedeutet, auch bei beterosezaellem Triebe vorkommt
    • ) Victor Oynrkovechky: Pathologie nad TheESfie der ntanUchea
    Impotenx. Wien and Leipng 1889. S. 80. SMÜnmii bei HfflMffltMnMM<>iir 313 MaaneB, die er ndh hierW stets nut Vorliebe in der Phantasie Toxstellti so dass er maiatens die Mastnrbation bei der PhaniasieTorsfeellnng der HiariditiiDg «nes ibm sjmpathisdiMi jnngett Hannes aoaf&brt Li den nSchtiiehen Trftomen haben diese Hinriehtimgsideen übrigens gleichfalla Bedeutung bei X erlangt; die PoUntion erfolgt aaweÜMi beim Tnutme der Hinrichtung. X. hat niemala mit einer männlichen Person verkehrt, aber auch den Koitus mit einer weiblichen Person hat er nie ausgeübt. Er kann selbst nicht angeben, wieweit seine Pf;rversion zurückreicht, da sie sich gar.7. allmählich entwickelt habe und er sioh erst aiemUoh spät über die Bedeutung seiner Ideen klar geworden sei. X. macht sonst einen durchaus miinnlichen Eindruck. Alkutalls kann er als leicht nervös bezeichnet werden ; aber im übrigen ist jeden- falls von Zeichen der Effemination bei ihm nichts nachweisbar. In der Litteratar sind auch sonst Fälle Ton Sadismas mit homo- sexaoUer Neigung bekannt geworden. Sie betreffen teilweise Knaben, denen Misshandlungen und Verstümmelongen zugefügt wurden. Seiner Zeit bat besonders der Fall Zastrow Aufsehen erregt , über den ülricliB in „Incubus" ausführlich referierte; Zastrows N^oigung geborte wesentlich unreifen Knaben; kriminell wozde er durch Akte Ton Grausamkeiti die er an Knaben Torgenommen haben sollte: Biese im Gesicht, Abedmeiden der Testikel, Diosselang.^) ülrioha*) hat im AnsohluBS an diesen Fell in „hmbmi" noch eine Beihe anderor aadiatiaeher Akte Yon ünungen ana Teiaehiedenen Zeiten geaammelt. Er erwähnt den Hagiater JoUns Pellanda an Landaberg, der 1713 die Enaben so nnb&ndig Hebte, daaa er ihnen aoa Wottnai in die Wangen biaa; feiner einen Urninge der vor Wonne Jaoohate^ wenn beim OeaoUedhtaakt der Ton ihm miaahandelte Mann sieh Tor Sduners krflmmte; er erinnert an J. GOrrea* Anaaproeh: nDer Zengongsliiat iat Terwandt die Mordlast*^; Ulriche erwflhnt den Marqnia de 8ade, der aeine granaamen Handhmgen an Knaben ebenae wie an Ifildchen Tembt hatte. Magnan*) beriohtet yon einem jungen Manne, der die Keigung ^ Vielleicht gehdrt hierher auch ein von Lim an im Handbach dergericht- Uehen Hedisin TwOffsntiiohter Fall, wo dn Hann einan Knaben, mit dem er rnntnelle Onanie getrieben hatte, am Penis so ferletste^ dasa eine danenide BntF atellung bei dem Verletzten dadurch hervorgerufen wurde.
    • ) Karl npinrif^b ülTicbs: Incubits. Urningsliebe und Blutgier Eine
    Eriirteraug Uber krankhoxte Gemtttiiailektion und Zorechnuagsfübigkeit. Verauiasi>t dnroh den Beriiner KriminaHhW toii Zaatrow. Bit 15 ElUflii Terwandter Natnr. Leipzig 1869.
    • ) f.' Session erimineUe nwrinde, übersetzt von Dr. Lewald, Bete's
    InreMreond Nr. 3 and 4. Sep.-Abdr. & IS. 314 8idiBiiiiu bei HoaMnuflUen, liatte, Ffanen oder Snftben Floadi abxaiolmeidflii und dies eehliese- Hcli bei eich selbst Chat Vorwiegend waren allerdings bei dem Hanne heterosexnelle YorsteUnngot, aber es waten aooh homosexnelle nieht ansgesdhlossen. Bbenso reofane ieh hierber einen Fall von Eiernan. Es handelt sieh om einen etwa 70Jibrigen Mann, der in sezneller Besiehnng gegenfiber dem Weibe wenig oder nidhts empfindet^ hin- gegen dnreb Sehläge, die er einem kriftigen Manne oder Knaben giebt» boohgradig gesohleobtUoh emgt wird. Der Mann war im Stande^ den Beisehlaf anesutlben; sber es geschah dies besonders nur dann mit BeficiediguDg, wenn der Mann sieb Torstellte, dass ein anderer Mann stark gepeitscht würde. Hierher könnte man wohl auch einen Fall rechnen, den Alexander Peyer^j in Zürich beobuciitete. Der Geschlechtstrieb eines hier ge- schllderteu ÜLinnes X. wunle nämlich durch zwei besoudere Dinge angeregt: durch diu Aübiick schöner, wohlgepfl^fter Fingernägel und dorch das Zusehen bei Kaufereien und Balgereien von Scb ulk nahen. Besonders das letzt€re reizte den X. in hohem Grade und führte bei ihm zu Ejakulation, üie Begierde, sich solchen Reiz zu verschaflTen, war bei ihm so gross, dass er oft die Zeit erwartete, zu der die Schüler aus der Schule kamen, um sich ihre Kautereien anzusehen; ja er gab ihnen Geld, damit sie eine solche Bauferei in Seena letzten. Der Mann stammte aus einer nervös belasteten Familie und war selbst mitunter an der Grenze des Irreseins angelangt. Wahr- sclieinlicli liegen auch hier sadistische Neigungen vor. Es können nämlich solche Neigungen sich auch darin zeigen, dass der Betreffende nicht selbst als der thfttige oder leidende Teil erscheint, sondern dass er die geschlechtliche Erregung dann empfindet, wenn ein drittes Individanm gemisshandelt wird. Auch auf heterosexaeller Basis kommen solche Fälle Tor; bei ihnen liegt die Sache dann 80, dass ein Mann X. sexuell durch eüi Weib T. besonders dann erregt wird«  wenn dieses sich einem dritten Individnom, Z. gegenftber, gmnsam zeigt Hierauf beruhen Fälle, wo Mftnner sexuell erregt werden, wenn das Weib einen andern Mann soblftgt nnd missbandelt» oder aneb sieb irgend emem Tiere gegenfiber rob nnd graossm lägt Eiaeii IUI, wo ein Mann nm erregt wird, wenn das Weib einen Ksofa sehlaobtet, babe ieb ?erÖifentIiobt*) Bs smd mir noeb mehrere andere M Alexander Peyer: Ein Beitrag znr Lehre von der konträren Sexnal* eiupiindung. Httnchener modisinische Wochi nschrüt, 10. Juni IBdO, Nr. 23. ') Albert Moll: Uiitor8achiiii)$eu über die Libido sexsualis. 1. Band, 2. TeiL Berlin IfiOB. & m BaiafieL 315 Fälle bekannt geworden, z. B. Fälle, wo Männer sexuell erregt werden, wenn das Weib einer Taube den Kopt abreisst, ein Huhn 8chlachtet, ein Pferd schlägt oder spornt ii. s. w. Analoga dieser Fälle auf homosexueller Basis besteben gleichfalls, iüeihei würde z. B. der folgende Eall gehören. 22. Fall X, 23 Jalne aU^ Btanunt rat emor otwas nervOsen Familie. 8ohw«rertt XnaUittten toU«ii »bw in der Familie niehi TOigdconuneti sein. X. erinnttrt «iefa, dut er bereits mit 7 oder 8 Jalureu geeddeoiit- Hcha Neignqgen in Ifibmem batt«^ nnd swar aind ea beaondera Hfiimer m Pferde^ die ibn geaehleehtlieh emgeii. Über aeine H eigmigea erkUrt X. folgaodea: „Ala Bjiabe yoo 12 — 18 Jabrea wurde leb, aoweit icb midi erinnere, daa ante Hai aexne]l erregt» nnd zwar dnreb einen SobntimaDn, der aun PCnrd aponte. Idi ipraob darilber mit «nem Sebolkameraden, m dem miob eine nnerUirüeb übertriebMie Sjrmpatbie damala lunaog. Bei aeiner Wiederiiolnng der BeMdireibnug dca Yovgaogs beim Sponien batte ieh, wie schon vorher, Erektion. Derselbe Knabe erkltrte mir anoh die OnaoiOi die Uh nnn mehrfach ansübto und zwar immer unter der Vor- atellang von spornenden Reitern. Sp&terhin trat das Kelten mehr zurück und die Person des Reiters mehr in den Vordergrund. Kr&ftige sohOne Männer regen mich auf, besonders im Reitkostäm mit prall anliegenden Hosen nnd Lackreitstiefeln, die bespornt sein müssen. Die Phantasie ist 80 mttchtig, dass mich auch schon blosse Reitstiefel oder Spor^'n auf sexuelle Gedanken bringen können. Die grösstc AnfrcLunEf rufen aber schöne Männer zu Pferde hervor, besonders wenn ich sehe, dass der K«iter sein Pferd spornt udtir sonst seine Übermacht über dasselbe fühlen Ifisst. Das i'bantasiegebilde bei der Ontmie ist folgendes : Ich sehe einen Beiter, einen schönen Mann, meist einen solchen, den ich wirklich gesehen bebe, wie er dem Pferd die Sporen in die Weieben etösst» dass es blntet, nnd er daaaelbe dabei am Zfigel sorflekbilt, aodaas dem Pferde der Sobaom vom Manie trieft ^ regen mieb aneib aonat elegante nnd aebOne Iftaner aaf; be- aondera aebOne KavallerieofBsiere, aber aneb Leute anderen Staadea» die Kraft nnd Mfenalidikalt ▼«mten. ,Jeb reite aelbst bier nnd da« nnd bebe regelmlang eine Iljaknlatiott zu Pferde. Ldi behandle dann das P&rd aelbat in der oben angedenteten Weiae. „Die Onanie betreibe ich hie bente immer nnter derselben Vor- stellung. Die schädlichen Folgen zeigen sich in grosser Nervosität, die sich wieder zeitweise in Schlaflosigkeit, Angstgefühl, ungemein leichtem Schwitzen, Schlalfheit, Willenloaigkeit nnd Arbeitannlnat, sowie in kindischer Eitelkeit äussert. 316 „Mein seneller Verkehr mit dem Weibe beaehcBiikt sidi bia heut«  raf 15 bis 20maligeii Bdeohkf bei (HfisntHoben MLdehen. Derselbe ist regelmSasig vor sich gegangen; dodi mnsste ich in letzter Zeit oft die erwähnten Phantosiebilder sa Hilfe nehmen, um Erektion and Ejaknlation m eneicben. Zu ersterer bedurfte es fiberdies »lertt menueUer Friktion. „Welbisoibe Anlegen bette ieh eigentlich immer. Als Kind nihte ieb gern Fnpi>enUeidcr und beschäftigte mich mit häuslich • wirtsehafV liehen Dingen. Aber ich fand auch Gefallen an Knabenspielen und liebe sehr den Sport: Bedfahren, besonders nat&rliobfieüeni Tomen, Schwimmeo. ^en Fonds von Liebe — die natürlioh ran von allen sexuellen un* Isateren Trieben ist — , über den ich verf&ge, habe ich nahen Ver- wandten, insbesondere mehreren Qescliwlstem, und der Kunst in jeder Form« besonders der Musik und dem Drama, zugewandt. „Ich bin jetzt 22 Jahre alt. Seit ich mir meiner sexuellen Per» Version bewusst bin, f&hle ich mich, wenn ich allein bin, recht traurig darüber, obzwar ick hoffe, daes ich davon geheUt werden könnte. Mein höchster Wunsch war immer, gesund zu sein und auch zu scheinen, d. b. kräftig und gesund auszusehen. Da ich rop'me sexuellen Anlagen, be- sonders die Onanie, als ein Hindernis erkenne, möchte ich sie unbedingt beseitigt wissen, und zwar entweder dadurch, dass die natürliche Lust zum Weibe eintritt, oder dass der Trieb günzlich unterdrückt wird, oder endlich, als letzt« Eventualität, falls das nicht gesundheitsschädlich, durch Verkehr mit dem Manu." In diese Kategorie des bomoeenelleii Sadienras dfliften woU ancii maacbe EUle gehören, die niobt weiter vigaeiuohaftikdi ge- wflrdigt weiden, und die wir nur ans Gerichteverbandlnngen kennen, s. B. der Fall, wo ein Peetgehilfe B. dnioh die krankhafte Qaickt, Kinder in prflgeln, anf die Anklagebank kam. Er aelileppte ^en Knaben anf eeine Stnbe, wo er ihn „prafte^ und als der Sehfller in der Kaiaergesehiehte nicht genügend bewandert war, sHohtigte er ihn. Wegen der Miaehandlung wurde B. in einer Geldstrafe Temrteilt.^) Der Fall erinnert nngemehi an mehrere Ton Albert*) TerOlfenfliohte und schon fiHher orwihnte FiUe, wo der Yorsteher einer Briehnngs- anstalt mehrere Knaben angeblich deshalb schlug, weil er feststellen wollt«, wie weit man es mit der körperlichen Zachtigung treiben kOune, um m ciuem pädagogischen Werk die Greoze genau zieheo zu können. ') Frankfurter Zeitung vom 12. Mai 1897.
    • ) Albert; Missliaudlung aus Wollust, Blätter Tür genuhtlicbe Authro-
    polugio, henmsgogeben vea J. B. Friedrei^, lOi Jahrgang 1859, 8. Hell, 8. 77. Sadismos twi HomoB«xn«llML 317 BndlidL sei hier aas einem Baehe,^) aa deswu Titel and Inhalt man lonet viel&eh Anetoaa nehmen wiid, das aber olfonbar auf Giand genanear Infonnationen gesofarieben ist^ dn Fall erwShnl^ wo ein alter Herr eine eigentflmlioh sadistische Scene sn dreien aoffbhrte. Ein Enabe Ton etwa 16 Jahren musste eintreten, sieh entideiden und dann am Tisehe Fiats nehmen, an den sich anch der alte Hann setste. Anwesend mnsste femer noch dn junges Weib sem, das eich aber nur passIr verhielt Der Eoabe mnsste als ein SehuljuDge auf- treten mid hatte eine Lektion herzosagen, und nan empfimd der be* treffende alte Hann ein besonderes Vergnügen, den Knaben, so sehr dieser anch schrie, zu sclilagen. Zwei historische Notizen seien noch an dieser Stelle gegeben, die als Sadismus mit Homosexualität aufgefasst werden dürfen. Tiberins liejs« Männern, nachdem er ihnen viel Wein trinken gegeben Ijuttr, das Schamglied so zasammenhinden, dass sowohl der zurückgehaltene Urin als auch die fest angezogenen Schnüre ihnen starke Schmerzen verursachten. Der andere Fall spielt im Mittelalter; der berüchtigte Prozess fand im Jahre 144o zur Zeit Karls VIT. in Frankreich statt. Ein französischer Marschall Gilles de Laval, Sir de Rayes,^) hatte hunderlti von Kindern genotzOchtigt und getötet, darunter viele Knaben. Er wurde zur Strafe dafür 1440 verbrannt Was die Ätiologie be- trifft, 80 ist das Geständnis von Gilles de Laval interesssnt, der behauptete, er sei durch die Schriften von Sueton, der die sexuellen Verirrungen der römischen Kaiser beschrieb, veranlasst worden, wider- natürliche Unzaoht and perfeisen sexaeUen Verkelur zu treiben. Einen Fall will ich noch besonders schildern, der einen mit konträrer Sexaalemphndung behafteten Herrn betrifft Der Fall ist sehr merkwürdig in seiner Art, er hat viele Behörden beschafticrt und ist mir von mehreren derselben freundlichst mitj^eteilt worden. Es ist nach dem Verlaufe des Prozesses, der Gericht und Polizei in gleicher Weise in Anspruch nahm, zweifelhaft, ob es sicli um einen Dommenjnngenstreich oder nm einen krankhaften Vorgang handelte. Das Interesse, das der Eail*) bietet» ist jedenfalls kein geringes. MSmoim de BeHh» Lmty nMtil6» tUt^mim». NouvMe UUitm ühuMe pat R Bonnet BnaxUes. S. 114 C In neuerer Zeit hat Huysmana ia Li^Bae das Leben und die Hand- langen des UarscbalU ge»chiiderL ') & ist identisch mit dem vun Lewin im Neurologischen Zentralblatt 1891 Nr. 18 TerSlbiitUcbleii FalL 318 FoBMiwcher fall voa MModuaras. Kk hjuiilelt sich um ciiitu Herrn X., der mit kontrilrer Seinal- empfindung beb.iftf't ist. X. lebte im Auslände und hatte von da aus einen Diener Y. engagiert, ohne ihn persönlich zu kennen. Nnn liess X. in der Provinz eine Villa mieten, in der er den Y. wohnen liess, wübrend er selbst im Aaslande blieb* Von hier ans erteilte er dem y. brieflich den Auftrag, einen gewissen Z. durch Gewaltthatig- keit zur Päderastie abzurichten. Z. wfktde, wie X. dem Y. brieflieh mitteilte^ zu Y. in die Villa kommpo und ?:w;ir mit einem Briefe von X.; an dem Überbringer des Briefes sollte alsdann Y. sofort seinen ▲nfbng ausfuhren. Die Instruktionen, die X. dem Y. erteilte, sind 80 merkwürdig nnd so cynisoh, dass man, wenn man nioht den Ant- gang kennt, den X. für «Inen der gemeingefilirfiohsten Menschen halten rnosste. loh lasse die Anweisungen Im einielnen folgen. loh bemerke nur, dass idtk alle anstOssigen dentschen Ansdrfloke nnd be- sonders die lahlrdohen der gemeinsten Spraehe entlehnten Worte lateinisoh wiedergebe. Die Instroktion ist Yon X. dem glaofafaUs nmisohen Y. gegeben behnft Abiiehtang des Z. zur Fiderastie. % 1. Oleioh am ersten Abend, w«an Da ihn glftoUioh beim Stahlen der aüberoen Löffel abgtfasst hast,') sohliesse alle Thoren ab nnd sage ihm, daas Da ihn als ^tabnben sofort ins Gefilngnia bringen laaaan wirst Nun sagst Du ihm noch, dass Da von mir seine Briefe, die Du vf>r* brannt hast, gesohiokt bekommen hast, and daaa Da damit auf die Poliiei geben wirst. Non wird er sohaaderhafte Angst kri^en and Didi am Gnade and Batmhendgkeit betteln. Jetst sagst Da ihm, dass Da ihn nicht anseigen wirst; ab«r er soll als Knecht ohne einen Pfennig Lohn bei Dir dienen, solange Du willst nnd nebenbei Deine Mordrw aeiB and alles sich gefallen lasaen, was Dir beUebtl S2. Wenn er einwilligt, so mosst Da ihn gleich am ersten Abend sahm maehen. Da siehst ihm seinen Bock ans and bindest ihm die Hlnde wie einem Gefiuigenen fest auf den Bflcken. Dann siehst Da ihm seine Stiefel aas nnd seine Strfimpfe^ nimmst ihm alle seine Sanken weg nnd ttast ihm nichts als seine Hosen nnd sein Eemde. >) Der Betxeflimde sollte wat diese Weise anseheinend geswoagen werien, sich allen Misshandlangen zu nnterzichen ; vgl. ucten die Stelle, wo gesagt wird, das» er nur die Wahl swisehen ÜlMMrgabe an die PcUaei und der Sklaveiei habe. Fonnsisolier Fall voo MMoohiumm. 318 Dann rufst Du Deim Kam« raden, die im Hause wohnen. Ihr setat Euch gemütlich hin und trinkt das Fässchen Bier, das ich Euch für diesen Festabend schicke, und raucht die Zigarren, die ich Euch senden werde. Wenn Ihr alle so iu der richtigen Laune seid, eius vcslem delraJutls et faciiis quae vultü. Erst muss er Euch allen die Füsse waschen, und ^am kdtmt Hu- semen eiaculare in ekts 08 dM mida deure naHlms vestris, wie es Eaoh gerad« SpwB maehL Mit Htm. Kerl kOmit Ihr die grihnten Qeeoluchtea maohen; dena der tot sicih alles gefiiUen. §4. In der Nacht wird er an die beiden Ketten gelegt, eine um den Hals und eine vm den Fuss; denn wenn er anAiieift, ist es out Deiner ganzen Hcirliahkeit ans. § 5. Znm Schlafen bekommt er ein Bund Stroh und eine alte Decke; kein Bettt g6. Jeden Abend moss er Bnoh allen die Fflsse waschen, was im heissen oonuner eine grosse WoUthat ist § 7. Bei Regenwetter darf er mit Pantinen laofen» damit er eich nicht erk&ltet § 8. Jeden Morgen lässt Du ihn rasieren und giebst ihm zu diesem ' Zweck 10 Pt § 9. £r dar! nur reden, wenn er gefragt wird. § 10. Wenn Dn ausgehst, oder wenn niemand an Hanse ist, legst Du ihn an die Ketten; dann kannst Du sicher sein, dass er nicht wef^inft oder Dommheiten macht S 11* Wenn Da ihn prfigekt, dann machst Dn das auf rassische Art: Da stallst eine Iieiter liemlioh steil an die Wand ond bindest ihm die Füsse unten an ond die Binde Uber den Kopf an die Sprossen. Dann ddrahw eius vestem. (Denmdas eum, si vis.) Mitten am den Leib kommt auch oin Strick. Dann nimmst Du Deine russische Peitsche und ziehst ihm ein Paar über die NcUes demidaias* Prflgele aber niemals mit voller Kraft, denn er ist ein sehr 320 WorauktAun Fall von llliooliuimiis. schwächlicher Bengel, und was ein krlltiger Manacb gar aiollt fthlt, thnt ihm schon forohtbar weh. 8 12. Bei jedem Uqgehomm wird er geprl^geltt S 13. £r hat jede Arbeit zu verrichten, die im Haase nötig ist. % 14. Shm werde ich Dir niMdi einige Arten Ton Yei^gnAgen aofsdireiben, die man eben nur in Rnsdend nnd in der Türkei kennl § 14a. Die Arten sind zwar ein bischen gemein, aber wenn man einen Ki'vi liat wju Du, den man zu allem gebrauchen kann, so soll man sich dieses Wollustgefühl ja nicht entgehen lassen. Hier in Russland muss man i'ih- solchen Gunusä ein riesiges Geld xahlen nnd Da Glücklicher kannst es umsonst haben. § IIb. Denudas te ipsum eumque. Leinde coltocas te in vetUre cUlerque pedes tuos lingm latnbere ddbet^ praecipue inter digitos et planUm lotigum tempus; si eredionem hohes, decumbis eo modo ut edier una manu memhrum tnum aJtcraque fesiicuhs fuos fricct; codcm tempore naies tuns himhcrc debct linrfumnqn/! immiticre in anum tarn profunde quam poteM, qnmd eiactUcUionem seminis hohes, Id esi pukherrimwn guoä habere possis, § 14 c Denudas eunt ciiisque manus iUetfas posf terrjum Hijasquc quoquc pcdes ; coUocas cum m dorso, facietn supcriorcm, niemhrum in eius os immitti^] sie seimn iuum eiactdatur, ei non licet exspuere semen; potius membrum tuum in aUerius ore manet quioad devoravU uUimam gutUm, SimpUd moda aä hmc ßnem pervman potes, Imte immäo dUmis Caput, si 8§mm eiaaUalur; üa deM deoorare uimm wUt Das ist tOzkisebe Sitte. § 15. Wenn er alles gelernt hat, schreibst Du mir, dann komme ich selber, überzeuge mich nnd sahle Dir 500 M. Eztra-Belohnong. Am mekten liegt mir daran, daas er limgtta lambere pfOsU atgue in eius os semen riaculefur, dum smen non exspmL Die Regeln hast Dn jeden Tag dnrehsnlesen, damit nicht das kleinste vergessen wird. hk diesem Babh Ist gaus genau angegeb«!, was Du mit Dflinem Knecht sn maohen hast, nnd ich bitte Dich su Deinem eigenen Vorteil, alle meine Anordnmigen gans wOrtliflh bis ins Ideinste sn befolgen. VfHMuMMr IUI Ton Ibaodiiimiia. 321 g 16. Zur Nahrnqg giebvfc Du ihm yiü Mileh, Sehwanlirot, WaiBer, Bier, OeuflM, Kobl, Rftbflo, Erbsen, Karfeoffetai; Sonntags nur con w«itg Flaisdu § 17. Jeden Sonntat? Vormittap von 10 bis 12 ist seine freie Zeit, da kann er ausgehen. Da kann er auch Stiefel und .Strümpfe anziehen. Aber sonst in der Woche niemals. Wenn er aber nicht Funkt 12 Uhr zu Hanse ist, wird er geprügelt. § 18. £r hat also bei Dir vor allem zu lernen : 1) Garten- und Toldarbeit verrichten. 2) Kleider und Stiefel putzen. 8) Treppen scheuem. 4) An der Kette nachts zu schlafen (Kette um den Hals und am den Fuss). 5) Semem Henn die FQsse wnicben. 6) Z/f m 08 semm mneiatur atque ipse aemm deoard. 7) Pedes natesque lambere. Ich halte Wort mit allem, was ich versprochen, das weisst Dn, also nun halte auch Da Wort and vollziehe wOrtiioh alle diese meine Befehle. § 19. Jeden zweiten Tag schreibst Du mir ganz genau mehrere Seiten lang, wie sich die Sache mit Deinem Knecht macht, und was Da mit ihm anfängst. Diesen Brief muss jedesmal Dein Knecht auf die Post tragen und iwar eingesohrieben aufgeben and Dir den Qaittungsschein bringen. Ich will nftmlich, dass er genau wmss, dass Da mir fertwihrend sohreibat, damit er sieht, dass alles anf meinen Befehl gesdiieht. § 20. Wenn er Euch abends im Hanse bedient, vcstcni ih trahcrc dehet. Im Hause als Euer Knecht hat er nadits immer YoUstBndig naokt, höchstens im Hemd zu gehen. Alle diese liegein wirst Du jeden Tag genau dardilesen, damit nichts vergessen wird. Teile mir sofort mit, ob Du bereit bist, gewissenhaft bis ins kieinste alle Vorschriften in den beiliegenden I'apieren auszuführen. Hiermit übergebe ich Dir meinen früheren Diener zur Bestrafung für alle seine S^itabahmstreiche. Alle seine Sachen mit Ausnahme von Hemd, Hose and Pantinen gebOren Du:; aodi alles bare Geld, das Da bra ihm findest, ist Dean Eigentam. Za allem, was Du mit ihm machst^ hast Da meine Znstimmnng. Voll, Koalr. WnatOamitmbam. Sl 822 FoteMiaohar Fall JtaaooUiaiiis. Kr hat die Wahl! Entwpclfr ohne Widerspruch, ohne Lohn, alle Deine Befehle 711 erfüllen, oder von Dir sofort der Polizei als Dieb über- geben za werden. Da bist kÜDftig sein einziger Herr ond Gebieter ohne Gnade und Jßrbarmen. Am 21. Au^nist komme ich selbst, jeden Mittwoch und jeden Sonn- abend erwarte ich Brief mit Bericht umgehend. X. Dies amd die Befehle, die X* dem T. brielUeh nutgeteUt hatte, um den Z. sor Fldeisetie absoiiditeii. Bs war nim bereite Ton T. in X.'e Auftrag eine YiUa gemietet, in der er den Z. erwartete, am aeinen Auftrag annoftUiren. Z. aoUte einen Brief dee X. an T. Oberbringeo, ond der Überbringer aollte eben Ton T. gleieli featgehalten werden. In der Thnt traf einee Tages in der gemieteten Villa bei 7. der Z. mit «inem Briefe Ton X. ein. Doch gelang es dem Z., selir bald wieder das Hans an Yerlanen nnd sa entkommen, sodass T. seinen Auftrag nicht anefUiren konnte. Was aber nun in der ganzen Sache das Merkwürdigste ist, ist der Umstand, dass sich nach kurzer Zeit durch dm üntcrsucLungen der Behörden herausstellte, dass X. und Z. eine Person waren. Es hatte mithin X. dem Y. eine Auweiaung gegeben, ihn selbst, d- h, den X. zur Päderastie durch Zwang abzurichten und ihn zu misshandeln. Soll man bei einem solchen Vorfall nun annehmen, dass X., wie er es darzustellen suchte, sich nur einen Scherz habe machen wollen, oder soll man den ganzen Vorgang auf masochistische Neigungen des X, der an konträrer Sexuaiempliii luug litt, zurückfahren V Dass X. verschwand, als die Sache mit semer Fesäelnng und Misshandlang ernst werden sollte, das steht mit der Annahme des Masochismus nicht in Widerspruch, da ihn vielleicht die Persönlichkeit des früher von ihm nicht gekannten Y. zu wenig lockte, um ihm gegenüber den Sklaven zu spielen. Auch wäre es möglich, dass X. trotz seiner masochistischen Neigungen im letzten Moment Furcht vor den Miss- bandlungen bekam. Einfach einen Scherz anzunehmen, das scheint mir bei so weit vorgeschrittenen Vorbereitungen nicht richtig. Wenn man nicht Masochismus ^) anninmit, so bleibt nur übrig, den ganien Vorfnl! nns anderen Gründen auf eine vollständige Zoredinange- nnfiUiigkeit des etwa 30 Jahre alten X. loraekanfOhren. ') Di» Annahme des Masocbismas ist durch InlomiatimMIl, die loh privatim Aber den sonderberwi Fall erbaUen habe, bestätigt worden. Neigung lo Oadflni. 323 Naohdem ich Im Torhergehenden unter den sexuellen Perrenionen, die sieh an die kontdU» Sexnalempfindung aneeUieseen, den FetieahianraB, den Ifasoeluemiu nnd den SadismiiB beeproetaen habe^ will idi nnn zum Sohlnes nooh kon einige weitere Perrenioneii beiflhren, die wiedemm eine vollkommene Analogie snr eeiaeilen Perrenion Im heterosexoeller Neigung bieten. Ebenso wie es heteiosexnell fühlende Mtauier giebt, die niobt zum ansgewscbsenen Weibe, sondeni in un- reifen Midehen^) sieh getrieben (Ahlen, ebenso giebt es Uniinge, die nieht den Mamii sondern den Knaben lieben. Bass diese besondere Neigung bereits im alten Griechenland bekannt war« sei hier nochmals erwähnt. Es geht dies schon daraus hervor, dass Pausanias in Pia tos Gastmahl ein Gesetz verlangt, durch das die Liebe zu Kmdern verboten wurde. In Linir gerichtlichen Verhandlung, die 1856 in Aniiens stattfand, kamen diese Dinge besonders zur Sprache. Es war dort ein Mann angeklagt, der gewohnheitsmässig kleine Knaben zu sich lockte, um mit ihnen unsittliche Handlangen vorzunehmen. Tardieu berichtete ausführlich darüber.') Nicht in allen Fällen wird, wie man gewulmlich annimmt, von den Homosexuellen der Verkehr mit unreifen Knaben verabscheut. Be- ') £ioattlbeiteii Uber die Prot>titutioD der Mind&rjahrigea siehe bei F. F. A. Beraud: Lea fiUe$ pubtupia de Bari» el PoUee qm h» regit. U, Pom et LeipK^ S. 211; bosonder.s aber bei Luuis Fiaux: Les Maisons de Tolh-nnrr T.*^fr fenneture. Troisu me Mition. Paris 1896. S B4— 87 und flf. Ferner über euglische Zustände die berühmten Enthüllungen der Fall Mall Gaxette. (Sensatiooelle Enthülliiagen aus London nach Berichten der Poll Mall Qaxette. VoUHindifO Übersetanag m» dem Englisoben voo FlrolaeBor Friedrieh Dornech. Hamborg: S. 10, 18, 82 n. s. w.) Femer: Behrend: Die Prostitution in Berlin. Erlangen laW, S. 221 und 222, der auf Grund von Berichten einos P li. ni- beamten Tal bot Zahlenangpaben Uber die Prostitution der Minderjfthrigcn ia London maehte. loh entnehme diese Mitteilungen dem Bnehe: Du W«db, Fragmente aar SthÜc and ftycibologie am der Welttitteratnr, lienwgQgebeii vcq Paul T. Gizycki. Berlin 1897. S. 6t)2. Ida Grftfin Hahn-Hahn (OrienCalisohe Briefe, 3. Band, Berlin 1844, S. 330 f.) berichtet von Ehen bei Arabern, wo 40 oder öO Jahre alte Männer neun- bis zebiyähhge Mädchen heiraten. Vgl. auch : PaalBernaTd: JDtot oMmfoto ä Ia ptNiwr mr Im jwMIm filke, Paria 1886 mi 0. Commenge: La Broetüutim dan^tfine ä Parie, Pari» 1697, wo nhl- reiche Stellen des eralen Kapitels die ProetitatiOD nodi nicht geaohleohtBieifBi Mädohen betreffen.
    • ) Andere hierher gehörige F&lle finden sich in Oaspor nnd Limaui
    fiaadtaieb der geriohtUohea Hedialn; maaebe derartige flUe und mit Sadismiig Terinmdea, der gerade im Verkehr der Homosexuellen mit onrelfea lQ»beii Sfler •fonukommfin scheint als bei fiexuellera Umgang mit Erwachsenen. Vgl. auch das Gutachten Caspers im Falle der Ermordung; des Knaben Hanke dnrch Johann Oieser: Johann Ludwig Oasper, Klinische Novellen snr gericht- lidüB Xediata. Naoh eige&ea Ezfmhrangeiu Baiün 1868. & 999—804. 21* 324 Nfigimc ra uuraiCni Knabm. flonden Mbes wir, dan viele Urninge in Quer eigenen Knabenseit m nngelShr gleiebalterigen Knaben neigen, ako ancli an niolit mauntMoea Fenenen. Es mag dies in lahlreiolien FlUen mit dem Stadtnm der Undiffetensieräieit dea QeBohlechtBtriebea aneammenliingen. Bei er* wachaenen ToUkommen geeebleohtareifen Homoaexaellen tat die Neignng an ganz nnrdfen Knaben seltener, kommt aber gdegentlieli vor. Ea ist aebver an entseheiden, ob diese Ffille mebr oder wemger patho- logisch lind ala die EUle von Znneigang an erwaobienen Mlnnem. Max Deaaoir hat daranf biagewieflen, dasa geiade Knaben, die noeh nicht die Zeiehen des Mannes haben, ioaseilieh mehr Ähnlichkeit mit dem Weibe haben ala der Ifann. „Daa Weib enHnrnt sich, wenn es gegen die Mannbarkeit voirflckt, von aeiner anfioglichen Konstitution weniger als der Mann. Fein nnd zart, behalt ea immer etwaa von des Kindes Temperament. Das Qewebe seiner Organe verliert nicht ganz seine ursprüngliche Weichheit,** sagt Roossel*) Havelock Ellis,^) dem wir wohl das beste neuere Werk über die anthro- pologischen mul psychologischen Differenzen der beiden Geschlechter verdaüken, iluasert sich flLulich : „Dass der erwachsene Mann viel weiter von dem kindlichen Typus divergiert als das erwachsene Weib» ist im allgemeinen sicher wahr." Es wäre also immerhin denkbar, dass die Neignng zu solchen Knaben, wenn sie auch in sozialer Be- ziehung viel gefährlicher ist als die zu erwachsenen Mäunern, dennoch eine niedere Stufe ^) des Pathologischen darstellt, da die Diüerenz
    • ) Rou***l: D» femmef etHuiiSrSe au phyaique et au morol. BAL du
    Dame§ /. S. 7 und 8 (Ich zitiere nach Paul v. Gisycki: Das Weib, Vag- mmt» rar Ethik nnd Paj'cholois:t(^ ans der Weltlitteratur B-^rlin 1897. S. 167 f.)
    • ) Havelock Ellis: Mann und Weib. Antbropolopiacho nnd paycholofrischo
    Untersucbuiig der sekundären Gfucblecbtsauterschiede. Deutacbe Aasgabe von Htm Keralla. Leipzig 1894. & asa Mit Beeht tritt tibrigoiis Harelook Ellis an dieser Stelle der Auffassung Spencers nnd anderer entgegen. dM '\\>i^> fci ein nn entwickelter Mann. Es wSre v^rfehlf, n-TS ;!er Annabtrip, dasa Weib aud Kind sieb in mancher Beziehung ähneln, diesen Schlu.'ifl zu ziehou.
    • ) Doch sei daraof hingewiesen, dass auffallend oft bei Schwachsinnigen
    liomo- und hetaraeexaelle Akto mit Kind«ni TOrkomuiMi. ladeaMB ad ftodeimeiti bemerkt, dass vielleicht bei den veriUHtBiemiaeig häufigen HandlnnKren , die Schwachsinnige an unreifen Kindern vornehmen, zu beräcksichtiKeu ist, da«3 Schwachsinnige weniger leicht dem Drange widerstehen. Es könnte vurkummeu, dass ein Mann mit normaler Intdligem und ein Schwachsinniger in gleicher Weise dtudi unnife Kinder sexuell emgt werten, dees aber der Boxmel In- telligente eher dem Drang widerstehen kann als der Sehwachsinn if^e Zur Kft??ni.^tik vor^l u. a. C. Möli: Über irre Verbreeher. Berlin 1888. S. 19-23; ferner A. Leppmann: Die Sachverständigen-ThAtigkeit bei Seelenstörungen. Bin km geHiaetes Bandtoeh fikr die ttstlidie Ptaxie. Beriio 1890. B. 96 C und 116 C Keigong xm mmiftii Kuben. 325 sviaehen dem gMohlechtBunieifon Sji&beE und dem gesohleolitBraifeii Wfltbe gmger ist als die swisehen dem gesddeehtsfeifen Wdbe und dem geBolileelita»i£B& Hanne. Obsclion in dieser Weise der miteife Knabe gewisse Analogien mit dem gesoiüeehtBraflni Midehen bietet^ sdieint es doeb, als ob anssebliessliehe Neigmig m soleben nnieifen Knaben nnr anf sebweien pathologischen Yei^ ladenmgen berohe, wahiend gewisse sexnelle Beisbaikeit doi^ mixeife Knaben in Verbindung mit der Beisbaik^t dtudi gesohleGhts- leife Fnmen oft genug aneh ohne Degeneration ? orsakommen scheint Es ist sehr sohwer, bierttber eine absolat sichere Meinung auszusprechen; ich berufe miob aber bei dieser meiner Mitteilung anf zahlreiche Erkundigungen und Beobachtungen. Grosse Ähnlichkeit mit der Neigung der Urninge zu unreiföu Knaben zeigen die Weiber, die sich mit unreifen Knaben sexuell er- götzen, wie es in einem von Anjel*) veröffentlichten Palle lag.-) Eine sehr merkwürdige Beobachtung mri auch von Magnan') er- wähnt. Es handelt sich um eine 28 jährige i'rau, die zu ihren kleinen Neffen, daruntiT einem, der erst 2 Jahre alt war, sexuelle Neigungen hatte. Tarnowskj*) führt einen Fall an, wo ein 26 jähriger Mann, der übrigens hochgradig psjchopathisch gewesen zu sein scheint, mit einem 2j&hrigen Knaben Piderastie triebe Der Fall ist S. W. Miene jewski entnonunen. Als Gegensats an diesem Trieb zu nnrslfen Knaben seien noeh diejenigen angeflUnt, bei denen nurNeigong m alten Mftnneinmit gmnen Birten bestebt^ wie ee in einem mir beinnnten Fall liegt» der ^) Anjol; über «igentOmliobe AnlSlle pervcraer Sexnalenregnog. Arehir mr F^reliiatiift and NrnvakmikhelfteiL 15. Btnd. Beilio U84. 8. 598. ■) Hierher gehörige fWe, wo erwachsene Weiber mit unreifen Knaleu Un- zucht trieben, finden sich mehrfach in der Litterator. Tardieu hat 10 derartige Beobachlongen gesammelt, darunter solche von Devergie und Casper. Es kaaddte lieh tfeals nm Knaben im Alter von 6 bis 18 und um Weibw Im Alter T<m 18 bis 80 Jahren. M eietens wenn ei Dienstboten, die mit ihnm anvertraaten Knaben das Verbrechen begangen hatten; in einem Fall von Casper aber war es sopar die eigene Mutter, die ihren nennjährigon Sohn mifsbrauchte. In der GyMolugie (Oynfiologie oder das Uesciiieuhtsleben in seinem ganzen Umfange, 4. AnOage, 6. Band, Stuttgart 1843, 8. 856—858) wird lehon ein IUI beriehtet, wo eiiie Schweanehirtin mit ihrem 12jährigen Sohn Blatschaode trieb und diesen veHeitete, auch mit einem lljibrigen Mädchen geschlechtlich zu verkehren. '} L'ubse.ssi(m rrtminelle mortridei äbeiaeUt von Dr. Lewald; Bets's Irreofreond 1892, Nr. 3 und 4.
    • ) B. Tarnowsky: Die krankhalttiu iimcbemungeu des Geschlechtssumes.
    Eine fovemdicb-peyohiatnaeha Stndie. fialin 1888. 8. 48. 326 fltohwmiiihlBJimg. einoi jungen Juristen betriift TarnowekyO UUt es in Bemg mt die p^ebiadie Entertong fbr einen besonders seUimmen Zustand, wenn sieh der Urning anssofaliesslioh m alten liinneni hingeiogen flIUt Doch kann leb dem niebt beistimmen, da die Stirke der De- generation bieran niebt gemessen werden kann. Unter den weiteren Perreraionen, die sieh bei bomoeesneller Neigung finden, erwibne ieb nocb, dass aneb Statuen dem Urning einen grossen Beis gewibren können. Statoen von Mtanem sind flir maneben TTming so erregend, dass er sie oft kSsst Biner erUfat allerdings, es babe ibn stets geärgert, dsss an Stelle der Genitalien sieb an Statoen FMgenUfttter*) beAnden. Über einen Orieeben wird bei Athenäns ersSblt, dass er dob in die Bildsaale des Gnpido verliebt hatte und mit ihr den Geschlechtsakt vollführte. Viele dieser Fälle gehören zweifellos zur Hyperästhesie des Geschlechtstriebes. Es findet sich meistens mclit eine eigentliche Neigung zu den Statuen vor, sondern diese sind ebtu nur im stunde, die sexuelle Libido des Betreffenden zu erregen. Esquirol') und Jos. Nie. Jäger*) rech- neten übrigens solche Fälle zur Erotomanie. „Bisweilen haben die Erotomanen ihre Znneigung und Liebe auf Gegenstände bezogen, welche diese nicht einmal erwidern konnten. Alkidias von Rhodus wurde von Liebe für die Statne des Praxiteles ergriffen, und Variola erzählte etwas AliuUches von einem Einwohner von Arles, welcher zu seiner Zeit lebte." Es wird erzählt,**) dass die Leu In n sclulndung (Nekrophilie) bei den alten Ägyptern öfter vorgekommen sti, indem die Einbalsamierer die Leichen schöner junger Frauenzimmer hierzu benutzten. Infolge- dessen wurde später durch Gesetz befohlen, dass solche Leichname nicht früher als nach 3 oder mehreren Tagen den Balsamierem über- wiesen werden sollten. Auch die Leichenschändung beschränkt sich nicht auschliessliob auf Leioben des anderen Gesobleobts. Kr äff t- £bdDda S. 20. ^ Bbi answirtiger Üniidg teQt mk daiMlbe mit; ilin Srgerto es, daas dis frfiker offenen GenitiUttB tob StatiUB Id Italien sptter dnndi FeiginbllttBr nae- dw&t wurden. ■) Eaquirols allgemoino nnd spozifHe Pathologie nnd Therapie der S<^leu- störungen. Frei bearbeitet von Karl Christian Hille, nebet einem Anhang klitifclMnr nnd eriinftenMler ZualtM von J. G. A. HeiorotL Ldpsig 1887. 8. »6.
    • ) Jos. NMc. JSgror: Seeleoheilkimde, gestüUt anf piyoliologiBdie Orand-
    afttse. Wien lUS. 8. 256. ") Gynäulogie oder das Oesohlechteleben in seinem ganzen Umfange. 4. Auf- lage, 9. Baad. Stntigait 1S48. S. 8S. Leidheimbkudong. 327 Ebing nduid; die LetohenBoblodiiiig la den fladigtlaoheiL Ak^n. Sehr bekannt iit der 1849 von S. Hioh6a>) TeidlEmtliolite Fall des Seigeanten Bertrand, der Leichen mit Küssen bedeokte, heiste, mn- annte ond eebftndete; aneh lersofanitt er Leichen in Stücke, mn bei dersn AnbHdc sn mastorblenn. Derartige Akte nahm Bertrand so- wohl an weiblichen wie an mBnnlichen Leichen vor. Es finden sich noch nUreidhe Perrersionen aof dem Gebiete der HomoseKoalitäi Ton einem üroing weiss ich, dass er gar nicht beanspnicht, dass der andere s^e Genitalien berühre, ee genügen ihm allgemeine Beiamgen seines Tastsinnes. Er liest sich mit Yoiiiebe den Körper, die Stirn, den Nacken dnreh den andern Hann atreicheln; hierbei kommt es bei ihm cor Erektion nod schliess]i<di in Samenergnss. Seiaelle Erregung durch derartige Bdsongen des Tastonnes kommt auch bei heterosexaeller Neigung vor. Das Umgekehrte findet gleichfalls statt, nämlich dass gewisse am anderen ausgeführte Reizungen den Urning bis zur ]^iakulation er- regen. So wurde mir ein Fall mitgeteilt, wo eiü Muim seine Libido daduruh befriedigte, dass er einem anderen Mann das Ohr innen leckte. Es trat hierbei bei dem Leckenden Samenerguss mit vollständigem Wollustgefühi ein. Offenbar haben wir es hier mit ganz analogen Fallen zu thun wie im heterosexuellen Verkehr, wo allerlei individulle Differenzierungen v orkommen, und wir haben hierbei besonders zu berücksichtigen, dass oft genug die l.rregung des l ineii Teils erres^end auf den anderen wirkt, so dass die Reizung verschiedener Stellen der EOrperoberflftche bei X. durch Y. zunftobst den X. piimftr erregt und dann erst den Y. Ich schliesse hiermit das Kapital von den sexuellen Perversionen auf dem Boden der konträren Sexualempfindung, obwohl ich sie keineswegs erschöpfend geschildert habe; um dies zu thun, wftre ein eigenes Buch nötig, weil die besonderen Perrersiorii n vermöge der Individualität der Mfnschen ausserordentlich zahlreich sind. Besonders lehrreich wäre eine Vergleiohung der sexuellen Per- versionen in den rerschie denen Zeiten; die Bücher, die über die Oeschichte der Liebe handeln, bringen hierüber leider nichts. Dass aber die Perveisionen dennoch zu yerschiedenen Zeiten in gewissen Grenzen yariieren» halte ich für wahrscheinlich, ond ee dürfte dies ') Hicbea: Des ävpiations maiadives de Vappiiit L' Union nOdieaU, 17 Mä»t IM. 8.886. 328 Ifiiiiflius d«r ModA auf d«a flasohtoohtrtiiek schon aus dem Wechsel der Kleidermoden hervorgehen. Den Eintiuss der Kleidung auf den Geschlechtstrieb habe ich erwähnt ; der Einfloss der Mode aaf den Geschlechtstrieb und der Einfloss des letzteren auf jene scheint mir sveifollos.^) Daas die neaesten Moden oft der Halb- welt ihre Entstehung verdanken, und dies sich nnsere feinen Damen gar nicht genieren, jene nachzuahmen, ist festgestellt. End elf Schaltie^ sagt hierüber: „Es ist eine bekannte Sache, dass viele der nenesten Moden, die wir an Unterröcken, Eleiderbesatz, absurden Hilten eta wahrnehmen, lediglich von den berüohtigtiten Gelebritäten, von den Heldinnen der Pariser Halbwelt» herrOhten, gleu^wohl aber som drakonisohen Geaeti f&r die ganie eeliOne Welt eihoben worden. Sa ist notorisob, daaa die aegenannte aohOne Welt in Fteia dieae Quelle der neneaten Moden kennt und aieh die toaangebeaden Exemplare der Halbwelt expieaa som Ifnater nimmt. ') Vher den Fotischisraus, der sich auf Klfidung bezieht, bringt die zweife Auflage voa Krafft-Ebings Neaen forschungen auf dem Gobieto der Paycko- paUda tauali», Stattgut 1891, wicktigea Material. ') Rudolf Schnitze: Die Modenarrheiten. Ein Spiegelbild der Zeiton und Sitten fSr das deutache Volk. Berlia 186& 8. 4. VIL Psychosexuelle Hermaphrodisie. Wir haben beniti mefazfiieli geseben, dass es eine AnsaU mlim- fiober Indmdnen giebt^ die bald la Männern, bald zn Weibern sexuell blnneigeB. Sobon Casper spxaob von soleben Mftonem; er fUirte dieses Abweichen aber auf eine Übersftttigang doreh sexuelle Exzesse mit Wdbem znrOok. Er kannte wohl nooh nicht die Fftlle, bei denen die iDanUiafte Yerankgang zur psychischen Hermaphrodisie Ton An- fang an bestehtt nnd wo je nach den Insseren ümstfinden bald das minnliohe, bald das weibfidie Individnnm begehrenswert ist Im Altertom, besondeis bei den Griechen, scheint es saUreiche Mfinner gegeben zn haben, die zn den psychischen Hennaphroditen gehörten* Ich glanhe, dass das Studium der psychosexnellen Hermaphrodisie ausserordentlich wichtig ist und auf die Psychologie der Liebe selbst noch stärkeres Licht werfen wird. Es zeigen uns bereits dia bisherigen Büobachtun^'eü über psychosexuelle Hernniphrüdisie, dassein Indinduum zu verschiedenen Zeiten sexuell vollständig anders empfinden kann. Die gleiche Erfahrung lässt sich auch in dem heterosexuellen Verkehr machen. Es kommt vor, dass ein Mann z. B. zeitweise masochistisch empiindet, zeitweise aber nürmale Liebesempfindungen hat; dies kann TOn der weiblichen Person, die in dem Manne die sexuellen Em- pfinduDgen erweckt, abhängen. Es kann daher kommen, dass der Mann einem Weibe gegenüber masochistisch, einem andern gegen- über normal föhli Ich glaube, dnss dieser Punkt sehr wesentlich ist und anscheinende Widersprüche in Charakteren erklärt. Es kommt aber auch vor, dass selbst derselben weiblichen Person gegenüber der Betreffende zu Terschiedenen Zeiten verschieden empfindet Einen Fall von periodisdiem Süefelfetischismns habe ich*) genauer be- schrieben. AlbertMoll: UntersuoliuAgen über die Li&ido sexualis, 1. Baad, 1. TeiL Berlml807. 8. S84-fl88. 380 AtetofliDgvD dar Eomosexaaltttt K rafft -Ebing') sacht die Terschiedenen Stufen der angeborenen konträren Sexaalempfindung möglichst 7on einander abzugrenzen, indem er vier Fonnen annimmt 1. fsycbOBexaeUe Hermaphrodisie; hier bestehen bei vorwiegend bomoiexneller aneh Sporen heterosexueller Qe- aohledhtsempfindung. 2. Homo8exualitftt(im engeren Sinne); jede Neigung zum andern Oeaohleoht ist gesohwnnden, es besteht nnr sexuelle Nägong imn eigenen. S. Effemination; anoh das ganie pqrchisehe Sein ist der kontriren Qesohlecbtsempfindang entsprechend geartet 4 Androgjnie; hier nfthem sloh selbst die KOrperfoimen degenigen, weldie der abnormen Qeschlsofatsempfindnng entsprieht Diese Ein- teilnng von Krafft-Bbing Ist praktisch, und man wird sicher die meisten Ellle mit Ldchtigkeit in eine dieser Gmppen nnterbiingen kennen. Dennoch begegnet man snweilen Schwierigkeiten. So sah ich IVÜe von ansgesprochener Sffemination, Mftnner, die sich in ihrem ganzen Wesen als Weiber seigten, dennoch aber seitweise mit Weibern sexnell yerkehrten nnd hierbei befriedigt wurden. Derartige Leute worden also gleichseitig Grappe I nnd III angeboren. Ich mochte jedenftUs den Begriff der psychoaexneUen Herma- phrodisie etwas wdter ansdehnen, als Erafft-Ebing. kä kenne eine Beihe Ton Fitten, bei denen entschieden die heterosexuelle Neigung dberwiegt, dann und wann aber homosexueller Trieb aoftritt Ich möchte derartige Leute ebenfalls zur psychischen Hermaphrodisie rechnen, obwohl Krafft-Ebing') annimmt, dass bei dieser die heterosexuelle Geschlechtsempfindung nur rudimentär vorbanden sei. Überhaupt würden wir gut thun, alle diejenigen Leute, bei denen entweder in einem bestimmten Zeitabschnitt bald Neigung zum Manne, bald zum Weibe auftritt, oder bei denen in eiuer grösseren Lebens- periode nur Neip:uno: zum Manu, in einer anderen grösseren Periode nur Neigung zum Wt il^e sich zeigt, nicht von der psychosexuellen fieimaphrodisie zu treuneu, da die Übergänge hier ganz allmählich sind. Wir können natürlich nicht erwarten, dass die konträre Sexual- oinjitiTidung von der normalen durch eine unüberbrückbare Kluft ge- trennt sei. Weder GeistesstOrongen noch andere abnorme psychische ') B. T. Erafft-Ebing: Paychopathia »exualit, mit besonderer Berttck- sichtignng der konträren Sexualempfindung. Eine klinisch-forensische Studie. 9. Auflage. Stuttgttt IWi. S. 19», SBl, 248» 9B8, 968, 87& ^ Bbend«, & 948. Übergang iwiiohai nomudw und kootrlrar SexnalMopfindimg. 831 Znstlnde und g«ni seliTolF und obne Übergangsfoimen vom norauden Zustande geschiedeD; «beiaU finden nir lalilidohe Zwisehenstofeit SoUdie sehen mt demgemäes aach liei den uns ttesehlAigenden Er- aclieunuigen* Von den leiseeten Anklingen an die Liebe zum Manne bis znr sosgespioeheaen mannmtamUehen Liebe finden wir atte Grade. Nur ganz voilibergehend tritt bei dem einen, wenn er znIftUIg einen ihm sympathischen Mann erbliekt, die Neigung auf, diesen sa berflhren. Unmittelbar nachher ist sie wieder Tersdiwnnden, nm nie mehr, selbst htam abermaligen Erblicken jenes Mannes zu er- scheinen. Ein zweiter fühlt schon einen lebhafteren Trieb und wird jedes- mal von homosexuellen P^inplindongen erfasst, wenn er einen be- stimmten Mann siebt, während er sonst sexuell vollstäiKiip: Tiormal ist Eiin dritter wird nicht beim Anbliclc nur eines Mannes, sondern einer bestimmten Kateq'orie von Männern, /. B. grosser Miumer mit hellen Mondt'n Haaren sexuell erregt, während er, wenn er solche Leute nicht sieht, sexuell normal empfindet. Ein lUjähriger Herr, der an dieser form leidet, beschreibt mir seinen Zustand in folgender Wose: 28. F»1L , . . . Mem Leiden bMtead darin, dsss ioh unmerwShrmd zwischen d«ni miimliehMi mid weibUdien Empfinden hin imd her ge- worfen wnrde^ der mlnnliche Kttrper einen nnwiderstehlichen Beos auf midi ensfibte nnd meme Fhestasie «rhititei wShxend ich mich dabei nach der Umanmmg eines Weibes sehnte. Sobon seit nemer Kindheit hattvi benrorragende mftnnliche and weibliche Schönheiten mich mächtig ent- flammt. Ich habe Sttt msinem 7. Jahre masslos onaniert, wobei ich mir oft männliohe Personen vorstellte. Zweimal hatte ich mich ans diesem Wirrsal heraus gearbeitet, jetzt ist es mir nicht mehr möglich. Eine erhitzte Phantasie bplSstifrt. mich, die mir hlonde, kraftige, blüliende Männer als ausserordentlich begehrenswert erscheinen lässt; ein Zustand, der mich entsetzlich quält, dem ich abi r nicht entrinnen kann. Besonders verwirren mich kräftige männliche Schenkel und Tailleneinschnitte; ebenso anch ein hervorragend grosses männliches Glied . . .• Der Mann, dessen Autobiographie ich einen Teil entnommen, war später vollständig von seinen homosexuellen Neigungen befreit. Es ist jedenfalls merkwürdig, dass brünette Männer ihn durchaus gleichgiltig Heesen nnd dese nur ein blonder, ,echt gemsmsoher* Koi^ ihn erregen hoonte. Der Petient» enf den sidi diese Zeflen beuehen, bietet sonst niehtSf wes besonders intereesiert Des gsnse Wesen dee Fstienten ist etwas sifehtiertk doeh hsUe ioh es moht Ar ansgeMhlossen, dsss dies mit seinem Bemfe — Patient ist 8Bager — im Znsammenheng steht Patient hat 332 Vorabe^Kdieade heten»exiull8 Iri«be bei HbmoMztuUeiL geschlecbtlich mit Weibern and mit Männera verkehrti hat Bxusk tohon passive PliderasÜe getrieben. Über erbliche £elastuiig io der jb'amilie lässt sich uicbts ermitteln. Ein anderer seigt gini gleloIuiiiMige Neigungen, bald nun minnlichen, bald nun weibHoben Geaohleebt nnd wird unabhängig davon, ob es südi am brOnette oder blonde handelti dai«h edhöne Vertreter beider Geeobleofater angelogen. Es giebt aber ancb weitere TanaHonen, indem in tiefen FUlen die kontrftre Sezoalempfindnng stärker herrorfeiitt, nnd sieh nnr geiegent- lioh beterosezaelle Triebe »igen. Hitonter sind diese, wie Kr äfft- Bbing herrorhebt, nnr im Tiaom Torhanden nnd treten sonst gaai in den Hinteignmd. Bs ist eine im Leben vieler Urninge beobaohtete BEseheinnng, dals sie, obwohl sonst rollstftndig homosexneU, doch einmsl eine hone Episode üues Lebens haben, wo sie sieh sn einem Mxichen Iiingezogen fahlen. Ich erinnere hier an den 8. 9 geschilderten Fall eines ans- gesprochenen Urnings. Er verkehrte einmal mit einem Mädchen, das er auf Liiiem Maskenballe keniicu gelernt hatte, da er sehr zu ihm hingczügeu wurde; aber er fühlte sich unmittelbar darauf zurück- gestossen: kurz nach dem Beischlaf war ihm das Mädchen so widerlich, dass er es Üoh, um es nie wiederzasehen. In einem andern Falle hat ein Urning zwar die heftigste Leidenschaft für ein Mädchen ge- fasst und glaubte auch, dass er sexuell dasselbe hätte befriedigen können, aber gerade dieses Mädrhon war ihm durch soziale Verhält- nisse unnahbar, und eine zweite heterosexuelle Neigung trat nicht mehr eiu. Derartige Angaben hnden sich in den Lebensbeschieibangen verschiedener Urninge. Einige sind von der Zwecklosigkeit des Verkehrs mit dem Weibe überzeugt; sie erwarten selbst bei vorübergehender Neigung doch mit Sicherheit die Bückkebr aosschliesslioh homosexaeller Neigung. X. hat mehrfach den Beischlaf bei Weibern mit Erfolg und mit Wollust» gefnhl ausgeführt» er glaubt dennoch nieht, dass es ihm je gelingen würde, vollständig von der Liebe zam männlichen Geschlecht los- sokommen, da schon der Anbliok eines ihm sympathischen Mannes seiuelle Regungen in ibm veranlssse. X. erklftrt, dass er jetzt nie melir den Yersneb machen werde, zum heterosexuellen Veritelu: flber- mgehen, selbet wenn er einmsl eine Neigung dain veispftren sollte. Andere bemohen sieh bingegen, solche Episoden mm Terkehr mit HSdoben su benntsen. hk einigen FiJlen müssen wir die homosexnelle Neigung als Fuiodisoh uftnlMide HbnoMimliHtt. 838 periodisch anftietend nuelien; Tarnowsky^) besonders hebt solche Fflie hervor. Er veigieicht sie mit den Dipsomsaen, und zwar be- sonders desbslb, weil dort ebenso das Bewnsstsein der TXnfittiigkelt la indeistehen TOiherrsche, wie bei der IMpsomanie. Interessent sind die Beobaditangen von Tarnowslj,-) dass es Leute giebt, die an peiiodisoher konträrer Sezaalempfindnng leiden and es genau vorher wissen, wann der Anü^ wiederkonunt; sie treffen dann Vorbereitungen, um den Anfall vor der Umgebung in das tiefste Geheimnis zn hfillen. Kra ff t- Ebing meint, dass psychosexuell hermaphroditischo Existenzen j?ar nicht selten sind. Da derartige Individuen gewöbiilicb recht gut iii der Ehe leben und nur zeitweise vielleicht ihrem Weibe gegenüber etwas kühl siud, so sind sie nicht besonders auffallig. Ich selbst weiss vuii KhemiiimerD, die so veranlagt sind, und zeitweise mit dem Manne, zeitweise mit dem Weibe verkehren. Zufälle spielen bei der psjchosexucllen Hermaphrudisic eine grosse Rolle. Ein Mann, der gegenwärtig mit einer weiblichen Person ein festes sexuelles Ver- hältnis hat, verkehrte früher fast nur mit Männern, und er wird auch jetzt noch zu männlichen Personen hingezogen, wenn er mit seinen friiheren Bekannten und Geliebten znsamm 11 kommt. Sobald dies vermieden wird, ist er von homosexuellen Ideen frei. Der folgende Fall betrifft einen verheirateten Mann. 24. Fall X., jekst etwa 40 Jahxe alt» ist Terheuniet PstieDt war bis som 22. Jahre, wie er mdat, ToUstftadig keosoh; er hatto aaoh niemals bis dahin Pollutionen. In diesem Alter ging er das «rsfce Hai zum Weibe. Onanie hat er nach seiner An^be niemals vorher getrieben, hingegen hat er sie von dieser Zeit an öfter ausgeübt. Patient hatte, wie er meint, bis zu seinem 22. Jahre niemals sexuelle Erregnngen gegenüber dem Weibe oder Gedanken vom Weibe. Wohl aber erkliirt er, dass er sich vor dieser Zeit vielfach zu Freunden hin- gezopen fühlte, dass eg aber lediglich ein«» platonische Liebe gewesen sei; ausser 7,11 Küssen sei es niemals zu einem körperlichen Akte ge- kommen. Besonders blühte diese Neignng des Patienten, als er 16 Jahre alt war. Von seinem 22. Jahre ab ging Patient gelegentlich zum Wribo, wo er sich eine Gonorrhöe holte : aber sehr bald gab X. den Verkehr mit Weibern wieder auf. Patient suchte auch keinerlei Verkehr mit HSnnem, obwohl er sich zu diesen hingezogen fühlte. Sexuelle Akte mit solaben ansgefibt sn haben oder anszaftben, bestreitet Patient Patient, der seit mehreren Jahren Terheiratet ist, flbt den BeiscUaf ') B. Tarnowsky: Die krankhaften Erseheinnn^^'on rles Qeechleehtscmnes. Eme forensisch-psychiatrischo Studie. Berlin 1886. 8. 38-50. •) Ebenda 8. 4a. 334 Verlieintote pBjdioaanidls Benn^^iioditeii. mit seiner Fran durchschnittlich jeden zweiten Tag aus. Der Koitus gelingt ohne alle Phantasievorstellongen. Die She ist kinderlos, doch meint X., dass hieran die Frau schuld sei, die eis OeMnniitterleiden habe. Patient selbst giebt als besonderes Symptom bei sich an, dass er niomaLs in Gegenwart anderer urinieren könne, eine Erscheinung, die er auf seine SchamJiaftigkeit zurückführi Indessen scheint mir dies doch not h fraglich, da ich Personen kenne, die sonst nicht schamhaft sind, aber dieses Öyniptüui gleichfalls darbieten. Auffallend ist bei dem l^atienten die ausserordentlich starke Behaarung des Körpers, die das Gewöhnliche bedeutend übersteigt. Ferner ist eine auftaiicnd leise Sprache bei dem i'atienten vorhanden. Was die Familienverbältoisse betrifft, so ist bei einem nahen Ver- wandten «n Selbstmord yoigekonunw, dessen Motive nicht an^eklirt nnd. Femer mont dass «och sein Vater in Gegenwart anderer nidit ünn lassen konnte; anlbUend sei eme grosse Schamhafögkeit des Vaters gewesen. Auch der t'olgendü Fall betrifft einen veriiciruti ten, psychosexuell hermaphroditischen Mann. Aus seiner Selbatschildening, die durch Antworten auf einige besondere Kragen ergänzt istt ergiebt noh folgendes: 25. Fall. »loh bin 87 Jahre alt Meine Jngend Tetlief wie die- jenige der meisten Kinder wohlhabender Familien, traumhaft und glftek- lioh, ohne besondere Merhrnale. Sdion Mb madhte nflth ein Zng tu künstlerischer Thätigkeit, besonders snr Malerei, bei mir bemerkbar. Idli fühlt« mich nie aufifoUeod ZQ einem von beiden Geschlechtem hingesogMi; Knaben wie M&dohen waren mir als Spielkameraden willlDonunen, wenn sie an meinen meist tollen Streichen teilnahmen. Reiten war stets meine Lieblingsbeschäftigung, und je wilder es dabei herging, um so lieber war es mir. Oft rrrpg^e ich Aufmerksamkeit durch meine Passion für Blumen; auch hatte ich viel Sinn für weibliclie Toiletten, was sich jedoch in späteren Jahron mr\7, verloren hat. Auf der Schule war ich stets der Anführer von dummen Streichen; das Lernen wurde mir sehr leicht, jedoch leistete ich nicht Entsprechendes, was mir von meinen Lehrern häufig Yorgehaltca wurde. Zärtliche Jugendfreundschaften hatte ich eigentlich nur zweimal, jedoch arteten sie niemals sexuell ans. Ich war anch hftofig in Mfidohen Terfiebt, die meist viel Itter waren als iob. Sie bildeten das Ziel meiner Wllnsdie und Sehnsoshti besonders in gesohleeht- lieh« Besiehung. Onanie habe ioh nie geliebt^ obwohl ich sie seit meinem dreisdmten Jahre kannte und anch getrieben habe, Niemals fand ioh jedodi Befiriedignng darin, Mne Beobaditong, die ioh bis auf den heutigen Tag bei mir maehen konnte; dnm zun Notbdielf onaniere ich jetst durch- schnittUch alle vier Wochen einmal. 835 »Als ich, etwa 17 Jahre alt, nach eintr grossen Stadt kftm, fand ich das erste Mal Gelegenheit, mit Frauen geschlechtlich zu verkehren, übt© auch den Koitus mit Genuss aus, hatte jedoch nachher meist einen Abscheu gegen die Betreffende; aber, wie ich glaube, war dies mehr der geschäftsm&ssige Betriebi der mich ahstiess, als die weibliche Fersou an sich. ,Meine Passion f&r das Beiten bestand fort, und ich beobachtete, dasB allmählich auch eine Passion für Reiter ontstand, jedoch nur fär solche unter meinem Stande, also Reitknechte, Kutscher u. s. w. Doch mussten dieselben, um mir zu gefallen, mit eng anliegenden hellen Reithosen und hohen Stiefeln versehen sein. Ausserdem mussten sie einen durchaus männlichen Wuchs, sowie blonden Schnurrbart haben und überhaupt in der Gesamterscheinung einen kraftigen und männlich schönen Eindruck her- vorrufen. Andere interressii^rten mich gar nicht. Ich Hess mich mit den von mir beschriebenen Rtiteru gern jii Unterhaitungen ein, und derartige GespriUdiB hattm h&uüg etwas Anregendes für mich. Dass dabei ge- lohkehüidM Bzregnngeii hmrakamflo und TieHtiokb nne Hauptrolle spielten, merkte iok etst, als ich einenk der Reitknechte im Oespiftcli die Hand anf annen Obendienkel legte imd er hierbei heftige Erektionen bekam. In demaelhen Angenhlieke trat hei mir daaselhe eia Endirocken und enOtend trat ich mrflek; jener merkte wohl mnne Beitttnong und Ngte: .Das iit ja mditB SeUimmee, kommen Sie nur nthig meder." Wie im Traum ging ieh nadi HaoM, itete an die Worte imd den Sprecher denkend. Wie gebannt ging ioh am nftohaten Morgen an die- selbe Stelle. Hier kam mir der Reitknecht sohon enl^gen, jedoch sa Fnä^ und freute sich offenbar, dass ich gekommen war. Ich bebte am ganzen Körper vor Wollust, der Reitknecht schloss mich in seine Arme und bedeckte mich mit heissen Küssen. Ich hatte heftige Erektionen, wagte aber nicht zu konstatieren, ob bei jenem ein Gleiches der Fall war. Mit den Worten: ,Hier können wir nicht bleiben", zog er mich vom Wege fort in ein dichtes Gebüsch. Dort entblösste er zunächst sich und dann mich. Er legte mich sanft in das Gras und vollzog dann mit mir den Coittis inter femora, wobei auch ich gleichzeitig Ejakulation hatte. Hierauf erhob er sich, reinigte uns beide mit einem Taschentuche und verabredete mit mir ein Rendezvous für die nächsten Tage. Noch einige Male drflokte er mich unter heftigen Küssen an sich heran und ▼erliess miob daranf. Nie habe ioh ihn wiedergesehen. Eine tiefe Scham hielt mioh von der Yerabredung zorflok, doch das mir ÜnerhOrtOp Un- gknhliohe war gesdidien, und es verfolgte mioh hei Tage in meinen Gedanken, bei Naoht in mdnen Triomen, und trota des Absoheoes hstte ioh die heisseete Sehnsneht nadh Wiederholung des Aktes. In dieser Zeit onanierte ioh hftufiger, stets in Gedanken an den einen Mann, der mich so tief besohimt und doch so gifloklich gonacbt hatte. Digitizeü by üoqgle 836 BaitpicL aAUmfthlioh driinj:;ftr> gti h mir die Überzeugung auf, ich sei dodi nicht so wie die anderen Männer. Ich wurde tdieil, floli meine Kame- raden, konnte stundenlan;; ruhig sitzen und über meinen eigenen Zustand nachdenkon. Jahrelang hatte ich keinen Verkehr mit Mannern mohr Ich machte nun, etwa 2'» bhre alt, mein Exanien nnd wandte mich meinem Beruf zu. Jetzt ul t*' irh aber iiucli den Koitus mit Weibern ziemlich häufig aus; der rechte Genuss hierbei fehlte mir aber. Ich inusste stets mit Sehnsacht an meine Episode mit jenem Reitknecht d**uken, um /um Ziele zu kuuimon, was mir dann auch sehr gut gelang. Ich zog mir auch eine syphilitische Erkrankung zu, und vielleicht trug dieser ümatand dazu bei, das« mebe Neigung zum weiblidiea Gesdileaht nooh melir Buk. laswiaeheo Balte ioh lehon doroili udere Berufe- geuoesen, denen die mimnmfciinlifthe Zdebe ofiSmbar gir niditi Denes war, daroii gdifiri Stete horchte ich, wenn ftber dcnnrtige Dinge gesproehen wnrde. Von der Syphilis gahttlt, maehte ieh die Bekannteohaft eines jnngni KaofinannSi der sidi gleidUUlt sa inbinem hingeiogen ÜGUilte. Wir terkdirten gesdileditUeh miteinander^ doch hatte ioh, offen gestanden, keine grosse Zuneigung m ihm. Ffir seine AnfUlnrngen aber, die er mir im weitesten Masse zu geben verstand, hatte ich ein stets williges Ohr. Er öffnete mir noch mehr die Augen und zeigte mir die grossen Gefahren, in denen ich mich befand. Er ist nur noch bis heute ein gnter Freund geblieben; aber geschlechtlich verkehren wir nicht mehr mit einander. Meine Neignng blieb nämlich nach wie vor gerade solchen Männern zugewendet, deren Stand unter dein meinen war, wobei sich aber neben angenehmem Äussern auch ein biederer und guter Charakter vorlinden musste. Mit Urningen zu verkehren, war mir, wpnn sie den- selben Stand wie ich hatten, meistens zuwider. Ebenso würde mir ein geschlechtlicher Verkehr mit normal empfindenden Kollegen nicht zusagen. Vor nicht langer Zeit hatte ich auch wieder P/^ .lahre hindurch mit einem etwas unter mir stehenden Manne, der gleichfalls eine leidenschaft- liche Zuneigung zu mir hatte, ein Verbältais. Wir fibten den geschlecbt- liehen Verkehr, CoUum tmUutm hUer femora, va, Pttderastie habe ieh stets verabseheui Pas&Te Flderastie, die mir After angeboten wurde, habe Uk nie geduldet, aktiTe hingegen swei Mal, aber nur geswungen augeflb^ und bdde Male empfand ich nur Ekel, In den lotsten Jahren hatte ida wenig Gelegenheit an geschleohiUohem Verkehr mit MAnnem, und ich habe mir infolgedessra etwa alle vier Wochen mit Onanie ge* holfen, wobei in meinen Vorstellungen und Gedanken stets ein Hann eine Rolle qpielte. bin seit mehreren Jahren yerheiratet Ob durch die Ver^ heiratuug oder spontan eme gewisse Besserung eintrat« weiss ioh nicht Jedenftlls werde idli bei weiton nicht mehr so leidbt durch Mtamer ge* sehleehtlieh erregt, wie Mher; ich suehe infolgedessen Mloner auch nicht Dlgitized by Heterosexaelle Episode bei Homosexuellen. 397 ttebr dl auf. Wenn andi meine Neigung mm Manne abgenommen hat» ■0 ist dooh niobt m gleicher Weiae die som Weibe gestiegen. Dodi hoffe ieh nooh immer, da» die Ztmeigong zu meiner Fran weiter nehmen wiid mnd ioh infolgedessen im stände sein werde, miidi danenid vom gescUeditiiehen Veifcehr mit Ifibmem fem m halten. loh hatte nioht die Absidit tn heiraten, habe es aber auf den Bat gewissenloser oder wohl aach in diesem Fache onwissender Äizte getiian, und ich be- finde mich heutzatagc in einer graoenhaften Situation. Es ist gar nioht denkbar, Ihnen eine Schildemng meines Znstandes, besonders meines Ge- mfltslebens, zu geben. Trotzdem mnss ich bemerken, dass ich mich nicht impotent fühle. Ich bin im stände, ohne Phantasievorstellungen gelegent- Hell mit kräftiger Erektion den Beischlaf fiiisznübcn. Es ist mir das Beiwohnen bei meiner I i [\n keineswegs zuwider oder anaDgeoehmj im Gegenteil, ich fühle mich dabei mitunter sehr wohl.* Wesentliche Nervenkrankheiten sollen in der Familie nicht vor- gekommen sein. Der Patient selbst macht einen wenig energischen und leichli)UJDigt:n Eiiidrack ; er klagt über Unzufriedenheit und ist sehr leicht erregbar. Es kommen bei X. gelegentlich auch nervüse Beschwerden vor, doch kann nicht entschieden werden, ob diese die Folge einer neura- sthenisohen Disposition nnd, oder ob es sieh lediglich vm FolgezoslAnde seiner allgemeinen ünsnfiiedenheit hsndeli loh habe hereitB erwlhnt, dan oft bei augesprodhener Homo- sexiulitit «ine heteioiezaelle Keigiuig ala eine eimnalige Episode be- obaehtet wird* Dies lag aoefa bd dem folgenden ? or, wo aller- dinga m der Zeit dea nndüferenoerten GeecUeohtatiiebes aneh heteio«- aeznelle Keigangen vorhanden waren, naoh der Diffeieniierang aber der Trieb aneseUieBaliob bomosesnell blieb, mit Ananahme einer Epiaode; denn der gelegentlich aneh apAter noeh mit weiblidhen Personen anageftthrte Eoitna kann hieran nieht gereohnet weiden, da er nnr mit FhaataaieTorsteilnngen gelang. 26. Fall. ,Ich erinnere mich, schon in der Zeit vom 6. oder 7. bis gegen das 10. Lebensjahr Oef&hle intensiver Sympathie zu einzelnen Perlen gehabt zu haben, die ich von denen der Liebe des Kindes zu Eltern, Verwandten, Geschwistern und sonstigen Bekannten schon damals wohl zu unterscheiden wusste. Drei Personen weiss ich ans joner Zeit zu nennen, fl<»non gegenüber ich so fühlt«: einen jungen Musiker, einen schon in reiferem Alter stehenden Prediger und eine kleine Spielgefh.hrtin, die ungefähr ebenso alt war wie ich. Den Musikanten hörte ich in einer Musiktruppe in einem Wäldchen unweit unseres Wohnortes spielen, bloss bei dieser Gelegenheit sah ich ihn, und auch dies geschah nur ein paar Male. Nie habe ich ein Wort mit ihm geredet, noch seineu Namen er- M«ll, Konlr. SwEBilinpfljulaiig. 22 388 hhMoi» Aber des QtfShles starker Zjumgaag b« Mhiflni Aabliek ent- ainne ich mich düitlieh. Auch dem Prediger gegenüber erflUtte mich noch etwas anderes als Ehrfurcht, Vertranen oder sonst etwas, das der Kategorie des Färcbtens und Liebens in gewöhnlichem Sinne eingeordnet werden mag. Ich hfirte ihn einige Male predigen. Ss waren die ersten Gottesdienste in meinem Leben, die ich nnter seiner Kanzel mitmachte. Sie macMon auf mich einen tieff^n Eindruck. Das Lob Gottes in den evangelischen Kirchenliedern, di»; ^^'ir dabei sangen, bezog ich stets in meinem Innern auf den Prefllgcr. Kr sei so schön, so lieb, so wahr etc., wie in diesen Liedern ge.sagt war, dachte ich. Und von dem Super- intendenten meiner Heimatsstadt, der mich getauft hütte und zu dessen Gemeinde meine Elt+'rn gehörten, sagte ich mir oft, ihn mit meinem Liebling vergleichend, or sei ein Bauer gegen den letzteren; doch sprach ich so unehrerbietiges Zeug gegen niemanden aus. Oer Superintendent war eine herronagcDde PeraSnUdikeit» ein geborener Kiichanfllrtt Ich lernt« ihn ^Rter selir scbBtien nnd Yerehxeo. Noch bentay wo er lange nicht mehr nnter den Lebenden weilt» mnss ich sagen, dass mir nie ein Mann ▼osgekommen, der ein so aohünes und sngleioli in hohem Hasse imponierendes, ethrftorchtgebietoides Ansssre besass wia jene geradean l^xHdie Persönlichkeit Wenn seine Geatalt tot nur aaffamchte, dmrdi- KQckte es mich stets wie ein elektrischer SeUag. Aber es war dies das Gefühl der Ehrfurcht und des Erhabenen. Meine Neigung dagegen zu dem genannten Prediger war erotischer Natur, wie auch die zu dem Musikanten und dem kleinen Mftdohen. Das letztere und den Prediger liebte ich, wenn ich nicht irre, zum Teil gleichzeitig. Die Freundschaft zu jenem kleinen Mädchen setzte sich durch eine Reihe von Jahren bis ans Ende dieser Lebensperiode fort, und ebenso das besondere Sympatbic- gefühl, welches ich ausdrücklich von der Freundschaft unterscheiden möchte, da eine solche, wie ich meine, auch ohne dasselbe existieren kann, obgleich ich freilich in meiner Kindheit und Jugend kaum ein Freundschaftsgefühl ohne jene Empfindung gehabt habe. An kleinen Zänkereien, Versöhnungen, Emptindungen der Eifersucht meinerseits fehlte es in unserem Verhältnis nicht. Auch entsinne ich mich deutlich, welches Glück und welcher Stols mich einst erfäUte, als sie die einfachen Worte TO mir sprach: «Du bist htlbsdi, dv bist lieb, da bist gut* Da meine Schwestern andere Soholen beanchten als meine kleine Frenndin nnd ich mit den jüngeren BrAdem derselben nldit besonders harmonierte^ so trat unser Verkehr hinter anderen Kindorbeksnntsdiafien allmlUich znrilck. Wur wmden nna fremd nnd sind es gablieben. «Jetst fblgt die Zeit meinar Ehabenlieba. ^ mdahen fand sich sobald moht wieder. Nadidem ich meinen erstai Untairidit Ton meiner Mutter nnd dann in einem kleinen haadicken Kreise und in einer Elemente schnle emp&ngen hatte^ kam ich in eine hOhare Piifstscfanl«. Zu meinen 839 Mitschülern im häuslichen Kreise empfand ich gar keine, zu einigen Schülern in der Elementarschule nur schwache unrl flüchtige Neigungen. In der höheren Privatschule schwiirmte ich bald wieder für einen viel Üteren Schüler, der wahrscheinlich nie eine Ahnung davon gehabt bat, da irir mir «in liilb«8 Jahr, wenn ich mich recht arinnere, in «iii«r Klane sosamman wann und er Bioh wenig iim miok kfixnmerte^ Wenn er ei dodi gealmt hat, so habe i^ es diesem ümstande vieUeicht mit m- svsdmtbeii, dass meine sonst imerwiderte Neignng wenigstens damit erwidert wurde, dass er mich nie neolcte, was die anderen Mitsdifiler in bobem Hasse tbaten. Es wurdm diese Neckereien proTonert dureb ein weibisobes Wesen, das sieb gerade^ wSbzead ieb jene Sebnle besaobte, etwa vom 11. bis 14. Jahre b« mir ausbildete. Ich hatte mich damals in der That fast gans in die Bolle eines Mädchens hineingetraumt. Ich wünschte ein Mftdehcn zu sein. Es kam in den früheren Jahren dieser Periode vor, dass ich mich an Pappenspielen beteiligte, auch nahm ich es meiner Mutter übel, dass sie mir verbot, bisweilen auch etwae zu n&hen. Neben- bei betrieb ich freilich mit ;,'rosser Lust die Beschäftigung des Zeichnens und Malens von I-andschaften, Häusern und Kirchen, sowie das Laub- sagen. Das weibische Gebahren pr^igtc sich damals so deutlich bei mir ans, dass es mir noch jetzt auf einer Photographie von mir aus jenen Tagen und auch auf einer spateren noch entgegentritt und dass ein alterer Mitschüler einst seinen Kameraden in der Schule in meiner Gegen- wart den Vorschlag machte: ,Wir wollen doch untersuchen, ob er nicht un Ende ein Mädchen ist," ein Vorschlag, der aber wohl in Folge un- günstiger ftnsserer ümslllnde nnensg^tthrt blieb. Meine feinfilblMidey dnrobans weiblich Teranlagte Untter kam von meinem weibischen Wesen nnr nnaageoebm berührt worden sein; doch erinnere ich mich mchtt dan sie mir je «msUich Yorwfirfe darüber gemacht bitte, ffingegm kamen mir manche Ävssemngen darüber von ferner Stehenden sa Obren. Da ich abw siemlidh fleissig war und anch im Klavierspielen gnte Fort* schritte machte, so war man im gansen mit mir nfineden mid legte die Sache wohl im wesentlichen einem Zufall zur Last Ich selbst muss beote freilich anderer Meinung sein. Die Lektüre ärztlicher Schriften Aber AnomaUtftten des sexuellen Lebens hat mich davon überzeugt» dass die Anlage zu mädchenhaftem Fühlen mir angeboren ist. Lassen sich doch die Ansätze dazu schon in der ersten Zeit meines ersten häuslichen rnffrrirhts in einem kleinen Knabenkreise nacliweisen. Ich unterschied mich (liiiiKiL^ schon von den andern, stimmte in ihren kecken Ton nicht ein und zog mich auf mich selbst zurück. Ich habe nie eine Zeit durch- lebt, in der ich für Pferde, Droschkenkutscher, Militär und dergleichen geschwärmt habe. Die burschikose Art ist nie die meinige gewesen. Als Hauptumstand aber für die Ausbildung der Disposition glaube ich folgendes anfuhren zu müssen. Brüder, die mich ein wenig zur Nacheiferung 340 BaifpieL kuliflDliifter Art hUUn ■iiqKini«D kOnncii, habe ieh ni« gdiaibi Der Bohwesterlieh« Umgang batte meine nAdebenhafte Art bereite ein wemig rar EntUtong kommen laeieii, ab ieb in die grOeeere Sebnle kam, nnd ioli filblte mich daher in dieeer um so weniger wohL Aoieer dem von mir BQgeeohw&rmteii Schfiler, der sieh um midi ucht bekUmmeni konnte, feaadte mich dort nichts. Das Lernen befolgte ich nur, tun den Strafen an entgehen. Die Schulkameraden siiessen mich ab. Dagegen be&nd sich meine schwächere, jüngere, übrigene einige Zeit darauf verstorbene Schwester, die ich sehr liebte, in einer viel glücklicheren Lage; denn während der Geist jener von mir besuchten Schule, der mich al)stios8, in der That ein sehr schlechter war, so fühlte meine Schwester steh m ihrer Schule wohl. Alles, was meine Schwester mir dav ii erzählte, heimelte mich um so mehr au, da ich schon mädchenhaft gestimmt war, und so erstarkte in mir immer mehr der Wunsch, zu soin wie meine Schwester, um in den gleichen glücklichen Schulverhältnissen leben 7.u kÜnneu. Beide Vorstellungen, ein Mildchen zu sein und in der Schule glücklich zu sein, konnte ich nicht trennen. Der Wunsdi, mich in dieser Lage zn befinden, wurde mir VeranlaaBong, mieh in ffieeelba hinein- avbinmen. So habe ich ee oft als Kind gemaobl Ieh wOnecbte a. B., fli^em Vater mOohte ein beeonders aohSner Garten, ein Hau n. a. w* geboren, Dinge, die idi geeeben hatte, oder er mOcbte etwae ÄbnUcihea beeitsen, damit i<di an den Heirlidhkeiten dieser Dinge teil nehmen and mich dnreb dieeelben gesdimeidielt fllblea kOunte. Idi bildete mir nnn ein, daie sidi die Dinge wirUieb so verbielten wie ieh es wQnsebte, nnd swar nicht im Spiele, sondern im wirklichen tiglidien Leben. Ich ver- suchte, meine Tnlume als Wirklichkeit zu schauen, nnd die Blusion ge- lang mir Htm Teil nnd befriedigte mich. Hält man diese drei Gegen- sttnde ansammen, meine weibiBche, mädchenhafte Anlage, meinen Hang zur Dlosion im allgemeinen und meinen durch die angeführten Verhält- nisse besonders erstarkten Wunsch, ein Madchen zu sein, so wird mnn verstehen, wie <:nit mir auch diese SelbsttJlusclmng gelang, und wird aus meinem psychiscii n Fühlen die äusserl che Effemination in Sprechweise^ Geberden und Neigungen ableiten können. „Zugleich aber wurde in der nämlichen Schule noch ein ganz anderes Fühh'H Husgelöst. Die Schüler, benahmen sich dort in unbewachten Zeiten sehr unzüchtig Es wurde viel von obscrtnen Dingen gesprochen; die männlichen Seiualorgane waren auf einem iSchultisch mit einem Messer eingeschnitten, das Glied in » rigiertem Zustande dar>t«'llend. Es kam vor, dass einer dem andern an den Penis griff, ja, es wurde geheimnis- voll darauf angespielt, dass dieser oder jener seine Gesundheit eingebüsst, zu viel von seiner Kraft verbraucht habe und dergleichen. Der Sinn dieser Andeutungen ist mir erst später dahin aufgegangen, dass meine 16, 17, hOehitens ISjähi-igcn Klassen» oder Sehnlkameniden, da ütk ant- 841 soUienlidi die oberen KlasBen gemflmt aind, beniti skark den nsniiiUeD ümgaDg mit dem andern Geschlecht pflogen. Damals verstand ich dies freilich nicht. Aber ein solobes Benehmen wirkte auch auf mich, ob- gleich ich weibisch war, lexaell eiregend. Ich bekam damals häufig starke Erektionen nnd fühlte mich wohl und männlich dabei, indem ich mir in solchen Situationen ganz klar über meinen Unterschied vom weib- lichen Wesen war, ohne jedoch über dpn Gfbrauch des (Hiedes schon völlig orientiert zu sein. Ein Mann zu sein, und zwar ein Roleber mit gut entwickeltem Gliede und kräftigem Vollbart, wurde nn in Wunsch, und das dementsprechende Gefühl wechselte mit dem weibischen. Bald er- füllte mich das eine, bald das andere, wie dies leider auch während aller späteren Jahre, als ich viel um ein beständig männliches Empfinden ge- geben hütte, ganz unwillkürlich iuuuer wieder geschah, indem mich das wdbischc Fühlen oft beschlich, ja miinnter daq'enige war, weMes midi %ine Znilang völlig beherrschte. Besonders wer dies der Fall, wenn ieh mieh geben liest oder wenn ich midi mttde oder angegrUfon filhlte, ,Zn jener Zeit stimmte ieh, von dem mJbmliehen FMden beseelti bin «m1 wieder such in den burschikosen Ton meiner Mitscbfiler eSn, mid swar sn ihrer hohen Zufriedenheit Dsram stund ieb auch gegan Bnde dieser Zeit etwas beasor mit ihnen ala im Anfing. Da geschah es nun Glilek, daas der Leiter der Anstalt diese angaben mnsate. »Non kam ich in eine Schule, in der ein radikal anderer Qeiat wehte, ffie worde von einem Pastor geleitet imd erfreute sidi eines gnten Bufs, strenger Zucht und Ordnung. Diese Anstalt bereitete mich für die oberen GjmnasialUBSSen yor, während die frühere Schule eine technische Vorschule gewesen war. Eine Bestätigung für den schlechten Geist dieser letzteren war es übrigens, dass mein neuer Schulvorsteher, der Prediger, sich zuerst weigerte, mich aufzunehmen, weil ich aus jener anderen Schule kUmo nnd er grundsützlif^ von dort keine Schüler nihme. Zum Glück rnachto er iiiii mir eine Ansiiihme. Zu erwlihneu ist norb, da?«  ich in jener Zeit der beginnenden regeimässigeren Erektionen einige Mal- onanierte, mit dem deutlichen Gefühl, dass dies unrecht sei. Ich achtet«  damals sehr auf das mftnnliche Glied und ward sexuell so stark erregt, wenn ich dieses , Zeichen der MiiuDiichkeit*, wie ich es damals bei mir selbst nannte, bei anderen deutlich unter engen Beinkleidern hervortreten sah, dass bei mir Erektion eintrat. In ähnlicher Weise erregten mich nackte Gefkalten von JQnglingen nnd jungen Mlbmem, wk idi adohe in der Folgeadt beim Baden oft wahnahm; beaondan gesdiah dies, wenn ich mit Bekannten aoMmmenbadete, wedtalb mir diea besondere wollüstige Freude madite. Mein Vater, der meine sexneUen Regungen bemerkt haben mnsste, stallte mich einmal darflber anr Bede. Er fragte mich, ob mein kleines Glied oft groaa werde, nnd er sagte mir, idi aolle es, wenn dies ge- 342 BeiqiieL schehe, um alles in der Welt in Ruhe lassen, es sei das allerschrecklichste im Leben, wenn ich danin mit den Hiindeu rühre. Dies war aber auch alles, was ich je im Leben von meinem Vater über geschlechtliche Dinge m hören bekam. Zwisdien mir und meinem VateTi der einen dnrd^ns nftuiliebeii Eindmok machte, fiuid Iddar nie ein innigeiea YerhBltniB statt Woher dies kam, gehört niehA hierher. Genng, dan dieie Thai- •aohe mit gcMUecbtlielien Dingen gar nichte sn schaffen hatte, lUkduteni TiellMoht insofern, als ich ihm doch inwnlen an simperli(di nnd weihiadi enohienen sein mag, nm grosse Hoflnongen auf die Erhaltung seines Namens nnd Hauses dnrdi mieh an setsen. Aber der Haaptgrond nnserer Entfiremdnng war dies jedenfUls nicht In der nenen Sdiole traten die physisch sexuellen Erregungen aber so wie so zur&ek. Der Religionsunterricht des Pastors weckte eine dem entsprechende Ge- fahls* und Sinnesrichtung, und diese liess jede andere Regung zurück- treten. Aber freilich fasstc ich noch in derselben Schule sehr bald eine schwilrmerische Züneignng zu einem meiner Kliissenlcaraeraden und liebte ihn unter allen charakteristiscben Symptomen eines Liebes- verbältaisses. leb machte gelegentlich meiner Mutter gegenüber in lU'Zut; auf diese Liebe den Ausspruch: ,ich liebe wie nur ein Brüutigam stiiif Braut lieben kann". Ich ging bis zu gefühlviüen Gedichten und glühender Kifersucht. Auf diese Änsseruni? vuu mir erwiderte übrigens meine Mutter, ich sollto mich doch schämen, so unsinniges, überspanntes Zeug zu reden. Einst hatte ich mich mit diesem Freunde an einem heissen Sommertage in ein kfihles, dnnkel gemachtes Zimmer anrückgezogen, nnd wir legten uns beide anf ein Bett, tun ansanmhen. loh empfsnd dabei die grOiste Wonne. Aber diMe war rein erotisch» seeliaoher Natnr und gnmdTerschieden von jenen bereits erwähnten physiseh-geschleclitlicfaen Begnügen, wie ich sie nennen wilL Dass solche «rotisohe Wonnen Erektionen und Sameneigiiss aosUSsen, habe idi spftter wiederholt «dahren. Damals aber kam es jedenfhlla nudii sn Samen- eigais. Ich mochte 15 oder 16 Jahre alt gewesen sein. Dtn es in Folge meines exklosiTen Verhältnisses zu diesem Freonde sn Streitige keiten kam, veranlasst durch Eifersucht zwischen uns, lag nahe genug; aber dauernd kamen wir nicht aasemander, ja, ich erlebte es, dass mein Freund auf dem Gymnasium, welches wir später gemeinsam besuchten, eines anderen mit mir befreundeten Mitschülers wegen die nämliche Eifersucht mir gegenüber geltend machte, wie ich sie einst gegen ihn hervorgekehrt hritte. Mein erotisches Gefühl für ihn war nämlich all- mählich erkaltet und hatte einem leidenschaftslosen, ich darf leider kaum sagen freundschaitlichen Gefühl Tlatz gemacht; denn ich habe mich einige Male ungetreu und un freundschaftlich ihm gegenüber zu gunst^sn jenes anderen erwiesen, der in meinem Herzen an seine Stelle getreten war. Das ausnehmend grosse und schön entwickelte Mentbrum virile. Bcaipid. S43 das ioh an eineiii firaheren Fremide kennra gelernt hatte, wirkte auf mieli auch erregend nach der rein phjBiflcheo, oben gekennMichneton Seite. Mit 17 oder 18 Jahren begann ich, ohne dass es irgendwie notwendig gewesen wäre, mich rasieren zu lassen. Hierbei, sowie bei meinen ersten Rauchversuchen auf der Strasse, die ich noch ohne Er- laubnis anstellte, fühlte ich, auch sexuell erregt, mich wieder als Manu. ,In den oberen Klassen des GjTnnasiums, welches ich im 21. Jahre absolvierte, und im Anfange memer sich umuittelbar hieran anschliessen- den Studienzeit traten aber alle erotischen Gefühle zu männlichen Individuen der Abwechselung halber einmal gegen eine Neigung zu einem weiblichen Wesen zurück. Der Gegenstand derselben war eine Freundin meiner Schwester, die viel im Hause meiner Eltern verkehrte, ein hübscheü und mir in joder Hiiminht 80 maagendea Waacn, wie «a mir nie wiedw inner- halb dea anderen OeadJeehta begegnet ist Keine Keigung zu ihr aohien keine nnorwiderte in aein. Heine Freundin wenigstens ist sie gewesen, aib aoldw hat sie sieb selbst mir gegenftbeor beseiehnet, nnd sie irftre es noch heate, wenn wir wieder in Beaiehnng treten kannten. Dass sie je andern als nnr freondsdialüieh mir gegenüber empfand, mnaste Uik ja bald genng besweifeb. Diese soll gans die monige werden, keine andere als sie, 80 hiess es in jenen schOnen Jahren bei mir; ja, ich Ibnd den Gedanken, dieses mir tenre Wesen zu heiraten, damals so selb stvor stünd- lich, dass ich meinte, es könne gar nicht anders sein ; doch glaubte ich ▼om Ziel der Selbatftndigkeit noch sa weit entfernt zu sein, um schon ein Wort zu ihr darüber zu reden. Ich war so kindisch, dass ich den Gedanken, ein anderer könne sie an sich fesseln, gar nicht in mir auf- koiimieu Hess. Während meiner Universitätsstudien konnten wir uns nur einige Male tlüchtig sprechen, und eines schönen lages ereilte mich die Nachricht, daää sie sich verlobt habe. Sie verheiraUite sich und zog weit hinweg von der Heimat. Ich habe sie nicht wiedergesehen. Ich habe in der ersten Zeit recht schwer darunter gelitten. Audi meine Mutter, die um meine Neigung wusste, empfand diese Enttäuschung schmeizlich mit mir, wie ich wohl merkte, ohne dass wir direkt darüber sprachen. Dieses Mftdehen ist meine einsige weibliche Neigung geblieben* Wie. oft hebe iah ihrer noch in splteren Jahren mit seihnenlicher Weh- mut gedacht Aber doch mnsste ich mir spUer sagen, es war ein Glfloik, dass es so kam; denn mH meiner normalai Arbeftskraft war es auch nm dieae Zeit — das ist in meinem 22. nnd 28. Jahre — an Ende. Sie ist nie wiedergekehrt, so dass von wiiUichar, die Kraft eines gesonden Hannes eAebohenden Bemftarbeit nie die Bede bei mir sein konnte nnd dabw aneh nicht Tcn det OrOndnng ennes Hausstandes. Bisher hatte ich meinen Mdnngqgang in Anbetracht des hiofigen Schnlweehsels, der nicht Ton mir abhing, sor Not lechtaeitig snrllokgelegt lob war nie Unger in 344 BeiapieL einer Klasse gewesen, als dies vorgesclirieben war. Nun aber brachen nenrastheniscbe Beschwerden, vor allem ein Mangel an jeder Konzentratious- fUbigkeit nnd einseitiger nervöser Kopfsclnnerz in so hohem Masse bei mir aus, dass von regelrechter Fortsetzung des Studiums nicht mehr die Bede sein konnte. Diese Leiden waren in geringerem Grade schon Jahn lang Toriutndeii gtweBen; nienMOid liatto darauf geachtet loh sdbrt hatte- geglaubt, meine beatniidige Uüdigkeit dnreih Willeiiskraft flbenriadeii an mfiasen. Heute wdn idi, dasB ieh bereUs in den swei oberen QjntnaBialklaBNn durch PkiTatitiinden und d«ii iMstindig fbrt- geaetaten Elavieniatemht neben den Sohnlpfliobten in hohem MasM Aber* bürdet war, und daas mein dardh Krankheit gMchwftehter» an jader hrlftigen Dnrduurbeitnng dnreli Tmnen nnd andere Leibes&bnngra ge- hinderter Kfliper dringood der reditaeitigen Rahe bedurft hitte. Daaa dies nicht geschehen war, rScbte sich in jahrelanger Arbeitsunföhigkei^ und trota aller Kuren iat meine Kraft nie wiedergekommen. Zudem ver- folgte ich damals eine gana krankhafte religiöse Riohtong, durch die ich meine Arbeit vollends vemaohlAssigte und auch meinem Körper keine vernünftige Pflpge angedeihen liess. Als ich etwas wohler und vernünftiger geworden war, beendet« ich das Studium, aber erst mit 2*> Jahren. Hierauf nahm mich eine wisaenaehafUiche Arbeit und dann der Beruf in Anspruch. ,In der späteren üniversitätszeit begannen wieder die alten homo- sexuell-erotischen Neigungen in mir ihr Wesen zu treiben; ihrer Ab- noimität war iih mir damals noch immer niclit bewusst, und ^war um so Weniger, als ich genau dieselben InkliauLioiieu bei so manchen meiner Kom- militonen beobachten konnte. Es waren einige Studiengenossen, unter ihnen ein bildschöner Mensch, und dann ein junger Lehrer, für die ich wieder erotisch fühlte. Meine Neigungen hatten jetzt oft starke Erektionen Folge, ein paar Hai auoh Samenerguss. Auch die physische Erregung beim Anbliek einea aehr nmfangreioken Penis bei einem muner Korn«  müitonen wiederholte aieh nodi einige Kaie. Ieh aoidief nnd badete mit ihm aaaammen nnd hStte seine minnHchen Organe anaaerocdentlich gern berflhrt; doeh da er, wie ieh wnaate, meht so «npfand, wie ich, so adiBmte Uäi mich dessen nnd nnterlieas es. 'Doch stellten d«3k wollM^e Erektionen genan wie Mhar bei diesem Anblick «n, »loh hatte jetst das SO. Lebemjjahr amidit, loh hatte aneh jetrt nnd swar an bedentend jflngeren Poraonen Neignqgen; so in Studierenden, ja Bogar zu hübschen mir sympathiaohen KeUnen nnd Mnem mich regel- mBasig bedienenden, sehr inteUigenten Barbior gehilf en. Anoh wo ea nicht zu eigentliehen Neigungen kam, weil ich die betreffende Peraon nur flüchtig sah oder aprach, empfand ich doch den Ansatz zu dieaen erotiaehen Ge- fühlen in einem ganz besonderen Wohlgefallen an ihnen. Es waren stets mftnnliche Personen, bisweilen sogar Knaben. Auch der Qegenatand meinsr a45 Ictzfpn, lir intensiven Neigung war fast noch ein Knabe, zur Zeit iipstcs freundschaftlichen Umgangs 19 Jahre aU. Ich selbst war damals 32 Jahre alt. Wir trafen während eines gemeinsaaien Autenthaltes an einem Orte in Belgien zusammen. Er war täglich an meiner Seite. Selten oder nie hat sich ein menschliches Wesen mit solcher liebeus würdigen, mich hoch beglückenden Zärtlichkeit au mich geschmiegt wie dieses reine, empfjing- liche Kindergemüt, das in dem Leibe eines schOnen und intelligenten Jfinglings woluto. Wir henlstt und kttsstm nm oftw "Mx bokam dab«! Unfig BrdrfumeiL Ob es in Samenergüssen kam, waiaa idi aiebt mehr, es adieint mir fiut walixBdieiiilioli. YoUstftodig naekt iah ioh meraen jungen Freond nie, nur eannial mit Badehoaen aUcin beUeidet» beim Baden in einem Flosa. Dies wiricte aber nidht mebr erregend auf mieb, als wenn idh ihn sonst sab. Diese foegnng aber war mir die Frende an der geliebten Peraon. Hein in Bede stabendes Yerbflltnis war rein erotisoher Nator. Nach unserer Trennang korreq^ndierton wir mit einander. Er selbst machte den Vorsdilsg daaa ond schrieb mir zuerst. Seit einiger Zeit weiss ich nicht, was aas ibm geworden ist. Leicht hätte ich es in Eifsbnuig bringen können; doch vermied ich es absicht- lich, da ich in späteren Jahren bei derartigen Verhältnissen stets den Grundsatz verfolgte, mich der geliebten Person nur so weit hinzugeben, als diese sich mir hingab. Der andere musste sich zunächst nach mir erkundigen. Ich förchtete, dass ich sonst demselben lästig fnllpn könnte, und dazu bin ich zu stolz. Auch wollte ich solche vom Stan l[)unkt ks Christentums und der modernen Weltanschauung abnormen, I tzitbungs- weise imsittlichen, fillschlich sogenannten platonischen Freundschaften nicht mehr begünstigen, als mir durch die Umstände unwillkürlich nahe ge- bracht wurde. Ich empfand schon lange nur zu gut, wie sehr die mann- männlidhe Liebe bei mir die Stelle der mannweiblidien vertrat; doch glaubte ieh damals mit meautti nun sebcn so lange permanenten homo- sexuellen Neigungen in der Welt attwn dainsteh«! und war mir selbst ein trauriges BfttseL ,Zu seiner Lösung trugen in den letzten Jahren von mir gelesene Schriften über diesen Gegenstand bei. Unter ihnen nenne ich besonders die F&ychopaäiiia desMoKs Ton Krafft-Bbing und die koniribre Sezual- empfindttng Ton MolL »Ich bemerke noch folgendet. War eine erolasahe Neigung bei mir stalle, so bestand sie siets allein; von sobwScboren Neigungen pflegten mehrere bisweilen gleichseitig m existieren. Dem bereits erwihnten Umstände, dass ich meine QefUde nicht geflisssntiioh nihrte, habe ich ei vieUeieht lususdirtibent dass sie im sügememai siemlich schnell weohselten, andererseits lag der Qrund dasu gewiss in den äussern Yer^ bttltnissen. Aber atioh da, wo mdne Oeftthle ni einer Person beständige Nahrung hatten, kam seUiesslich eine Zeit, in der sie schwanden, nm 846 B«iapiaL einer ruhigen Freundschaft für diese Person Plntx zu machen und sich alsbald auf eine andere zu erstrecken und letzterer gegenüber wieder aufzuleben. Oft gmg das Geluiü uuuh direkt von einer Person aui die andere über. «GegcQwiLrtig bin ich 37 Jahre alt Der jetzige Zustand ist folgender. Bis beute hat mich jenM l«Be erotuwh gefärbte SympathiegefÜbl tu jüngeren mtanlichwn Ptorvonen, wovon ioh tifmk — die Pertonen dttifem kaum Aber 25 — 26 Jahr» alt aein — behanrliob baglettet Zu ainann wlikHdh intimen YerhUtnia ist ea in den leisten fünf Jabren niefat ge- konunen. Dies Gefühl tritt nur sor&ok hinter dem aneh immer wieder anfUachendeD Wohlgefallen an ao^geeproehen mftnnliobem Äussern bei gleiobfaUs jüngeren Penonen. Bei bereits eignasnden Ibanem mit faltigen Qesiiditen empfinde loh dieaea Wohlgefallen nie. Hit diesem letzteren Qef&hl verhält ea aich genau, wie in firfiheren Jahren. Es um- fasst die folgenden Momente: das Wohlgefallen am männlichen Äussern andereTi den Drang, ihnen darin zu gleichen, die Belebung des Bewusst- seins, selbst fin Mann zu sein, öfter mit Erektion d^ Gliedes und wollüstiger Freude daran verbunden. Auch eine gewisse rein sinnlich- sexuelle Neigang zntn Koitus mit einer weiblichen Person pHegt nicht ganz auszubleiben, lieilaufig erwübne ich, dass geckenhaft aussehende MSnner mir widerwärtig sind und jenes Qeftihl nicht aufkoranipn hiss- n. Klemmer mag ich nicht leiden, wenn sie beständig getragen werden, da- gegen linde ich, dass Brillen bisweilen die Männlichkeit des Äussern erhohen. .Zweimal beschrieb ich meine erotischen Gefühle einem Arzt. Beide Male wurde mir der Rat erteilt, mit Frauenzimmern zu koitieren. Ich versuchte es, indem ich mir die eigene Mannheit dabei vorzustellen suchte. Bis zur Erektion und Immisaio peniö kam ich wohl, aber die Erektion ward nicht durch den Anblick des nackten Franenummers, des Weibes herrorgemfen, sondern nnr dnicih die Vontdlong und den An- bliok des eigenen Mannseins^ Znm Samenergoss und snr Steigerung dea woUfiatigen Empfindens wfthrend des Koitus selbst kam ea nioht, ol^liidi der ÄDSSerong der Franensimmer gemlss (es waren Ptostifcniflrte) ich diese wohl befriedigt hntte. loh koitaerte mit emem FrfiserratiT; dass ioh zeoht entklnsobt war, Tersteht sieh von selbst »Nachdem ich dunsh die Lektflre obui genamter Bficher von der anggestiven Beeinflussung, anch von der Autosuggestion erfahren hntte» sprach ich mir besonders vor einem Koitus oft in meinem Innern vor: „loh bin ein Mann mit kraftvoller Libido und Neigung zum Weibe, der stets mit Wollust koitiert." Unter solchem Vorgeben besuchte ich wieder einige Male Hordelle. Zweimal glückte es mir äusserlich besonders gut, die Rolle eines , recht männlichen Mannes" zu spielen. Die Frauen- sinuner schienen WohlgefaUen m mir zu finden. £s geschah dies im Beispiel. 347 letzten und im vorvergangeoeu Frühjahr. Dazwischen ü'elang es einige Male mchi Ich yersicherte dann den Dinien, ich sei heute nicht auf- gelegt und empfahl mich. Zur völligen Erfolglosigkeit trug m diesen i'äUen auch eine grosse körperliche Erschöpfung, wie sie oft üher mich kommt, das ihrige bei. Beim Koitus im letzten Frühjahr war die Erektion dne recht andauernde. Zweimal im Laufe von ungefähr ändert* lialb Standen wurde der Akt ini sekeinttar hoker Beftiedigong einer mir rdatiT gut gefaUeadoi Ideinen brünetten Italienerin Tollsogen. Als idi das Glied zam »weiten Haie ikrem Leibe entMg, war es noob immer stark eri^ert Sie aaokte die Bemerkaof , mein Mmbrum steke wokl immer steif md bat mieb, reobt bald wiedersokommen. Sie wnssie nidit, dasB es aubb diesmal xnm e^entliebeo Samenexgoss tei mir niefat gekommen war. »Nur während der lettten f&nf Jabre bebe idh Koitosversnobe so* gwtellti nnd aneb in dies« Mi ganz nnregelmtasig immor wiedor erat naeb Monate kuiger Untezbredbong. Bebr raseb bei mir eintretende klteperliche und geistige Ersoböpfong, vor allem wohl dnreb meinen neorastbeniichen Zustand bedingt, mein Mangel an Ooiosa bom sexoellen Umgang and Gewisaensbedenken kielten mich immer wiedw lange da?on fem. iAls ich es aber im Frühjahr 1897 wieder probierte und dabei zwei starke und lange Erektionen hatte, stand ich im Begriff, die Sache nun regelmassig und energisch zu betreiben, und gab mich der Hoft'- nußg hin, es werde nun bald ganz gut gehen. Doch konsultierte ich wieder einmal einen Arzt; er riet floir von solchen Übungen als für tnich zu anstr^'llJ.';end ab und empfahl mir, es mit der hypnotisch suggestiven Behandlung zu versuchen, mich aber bis dahin allen sexuellen Keguugen gegenüber ablehnend zu verhalten. „So habe ich denn mit 37 Jahren noch nie zu meiner Befriedigung und unter normalem Verlauf mit einer Frauensperson koitiert, noch auch, yim meiner Kindheit natllilteb abgesehen, jemals enitüdi einem Weibe gegenüber g^llblt. Der einagen Aoanabme ist gedaebt worden. . Gegen wftrtig onterbslte ieh, obgleich meine Lebensweise eine sebr sarOekgezogene ist, ▼eradbiedene Besiebongen va Penonen beiderlei Ge- scUeebts, sowobl filteren als aoob gleiehaltrigen and jtingeren, denen ieb den Namen von Ereondtöbaften wobl beilegen dari leb betone^ dass diese YerbBltnisse obne jede Beimiachong jenes sflss-erotiBdien FttUens sind. ISmge Tim ibnen sind Tetglaohbar der Fnicbt^ die sieb aas der Bifite entwickelt hat, ans erotiseben Besiebongen hervorgegangen, andere wiederom sind von ihren ersten Anfibigen an rein freandsebaftli^ ge* Wesen, bedingt durch gemeinttme Literessen und Überzeugungen. Als Student lernte ich im Hause einer mir sehr lieben, hochgebildeten Familie, mit der ieb freondecbaftlicb verbanden war, ein junges Mftdchen kennen, 348 die Tochter des Haases. Sie besass alle ElgensehaRen, die ein weibliches Wesen meinem Ideal gemäss haben musste, um einen Mann glücklich zu machen. Sie war tief sjemütvoU, konnte an geistigen -wissenschaft- lichen Bestrebungen mit feinem VerstUn*lnis teil nehmen, war dnrchaas natürlich und in ihrem ganzen Wusen hingebend, selbstlos u. 8. w. Dazu hatte sie ein nettes Äusseres and war sehr mcisikalisch. Die letztere Eigenschaft' musste ich um so mehr schützen, als ich mich selbst etwas eingehender mit Musik befasst hatte. Ich habe mich zu jener Zeit oft darüber gewundert, dass ich ohne jede Spur von Liebesempfindang diesmi livlittiswfirdigeii lüddien gegenabw blieb, obgleich oft mib ihm in jenen Hftiue freimdBehaftliok Terkehrte. Die Zeit weibUohea Neigung lag damals aehon einige Jahre rarttek, dagegen hegte ieh ein atarkes bomoaexoelles Gefühl in jenen Tagen, dem gegenübw keine Empfindung fttr mn weibliehea Weien aafkam. «Endlieh erwBhne ieh unter mttn«i c^geniritartig«! Preondaehaften noch eine. Sie besieht sieh anf einen Hann, der einige Jahn jflnger ist als ich und bereite eine aehr angeaehene Stellnng im wiaaeaaebafiiichen Iiebai gewonnen hat Meinem Onmdaatt getreu habe ieh mieh ihm Schritt f&r Schritt nur so weit genBhert^ ala er es mir gegenüber ttiai Unser Verldltnia würde nie bestehen, wenn es nicht von aeiner Seite gea(rfiaffett worden wäre. Mir ist diese Fromidschaft vor allem wert wegen dea ernst ethischen, idealen und zugleich objektiven, vorurteilslosen Wesens meines Freundes, weniger seiner wissenschaftlichen Bedeutung wepf^n : denn ich bin ein P'eind des Intellelrt^.iaHsmus, der einseitigen Betonung des verstandesoaässigen Wissens. Mem Freund ist unverheiratet Es besteht bei ihm ganz unverkennbar ein misocryner Zu^. Die Liebe zu einem Weibe hat nie in seinem Leben einen bt dt ut • nd* n Faktor aus- gemacht Aber doch ist er eine Äusserst harmoniscbe, kürj Irlich und geistig gesunde Natur. Oft habe ich mich im stillen darüber gewundert, wie dieser Mann, auch üusserlich eine ganz, atattliche Erscheinung, einem so unharmonischen, den Typus der Degeneration repräsentierenden Menschen wie ieh etwas anderea als Mifleid und ein ganz allgemeines Interesse ent- gegenbringen konnte. Unsere Lebenssnsdbannngen nnd Übeneognngen berflhren sieh allerdings, untecsebeiden sieh jedoch wieder in weseni- lieben Fnnkten. Ich empfinde diesem Freunde gegenttber v<dlig leiden- achaftdca» rein frenndaofaaftilidL Über semdle Fragen haben wir nie eingehender geredet; er aehien dem auweichen sn wollen, obgleich er auch die Litberatar dea anormalen geseUedhtiichen radena kennt. Ob homosexaeUe Inklinationen bei ihm vorgekommen aind oder nicht» weiss ich dnrohaos Bioht ro sagen. Ich bin am Ende meiner Darlsgongen. Ich ftthre bloss noch sun BdilnsB einiges ans memen, nun Teil schon yor der E«mtniBiiahme der einschlSgigen Littraatnr über den betrdbnden Geguutand angeatellten Gteichgntigkiit dw CtowiOeqMfc 349 Beflenonen ftber mein FflhUn uu Es war mir gafrisa, dan es swei Weg» nun Kbitns swiaolien Uann nn4 Weib gebe: den erotiadien und den pb^riadi searaeUai oder den aoganannten amnlinhen. Dasa der eratere dam ftthrt) wnaate ich nidht nur nna der Littentar und vom Hörenaagen, BOndem auch auf Grand eigener sexueller Gefühle erotischer Art, da dieae gerade so wie der Anblick nackter männlicher Gestalten bei mir zu Erektionen führten. Ich war überzeugt, dass der erotiache Weg der beseligendere, edlere sei, auch nicht ohne Anknüpfung an das eigene Fühlen gegenüber geliebten männlichen Personen. Aber doch Mtte auch der andere, der sinnliche Weg, seine relative Berechtigung, mointe ich, imd durch ein ganzes Munnesleben könnten sich doch keine Liebes- empfindungen von romantischer B^chaffenheit erstrocken. Wie kam es nur, so reflektierte ich oft, dass mir die direkt sinnlichen Gefühle zum Weibe ganz abgingen, während ich diese doch bei allen denen, die regelmässig mit weiblichen Personen verkehrten, unbedingt vor- aussetzen musste. Die erotische Empfindung war wenigstens einmal gegenüber einem Mädchen vorhanden gewesen. Da ich nun aber durch den Anblick wkUv und bSrtiger UBnner im Bewnsstaein dea eigenen Mannaeina geatBrkt wurde, und da dies von wollüstigem Gefühl beglntet war, to fragte idi mich doch wieder: wie geaobidit es mir, daaa ich bei dieaer WoUnat, die doch nur der Dordigang oder daa lüttel sur WoUnsi angeaidhta dea weiblichen EOrpen aein mflaate, stehen bleibe nnd nicht an der htsteren hindorchdrii^? Denn nie empfiuid ich dem Ifonne gOgenftber wie dn Weib, aondem ateta wurde der Trieb, adbat nUtglichst völlig Mann zu Sein, wie schon bemerkt dadurch gestärkt, wie ich denn anoh bei meinen psychisch-erotischen Gefühlen nie die Rolle des paaaiTen, sondern nnr des aktiven Päderaaten spielte, wenn ich so sagen darf; denn Ton wirklicher Flderastie war ja nie dabei die Bede.* Bei manchen p^yehoBmeUen Heimapliioditeii nigt noh, dass das GesoUeoht des anderen flberfa&iipt keine Bolle spielt; sie fthlen sidi sn einem gewissen T^pus bingesogen, es ist ihnen Nebensaehe, ob dieser dnzoh ein nUUmliohes oder weibliches Wesen ver- treten ist Hierbei ist besonders wichtig der Eopf ; so neigen manche m einem blonden Kopfe mit knn geschnittenen Haaren nnd sarten Gesichtssflgen, nnd dem BetreflCenden ist es nnn siemlidh gleidb- giltig, ob der Eopf einem Weibe oder einem Hanne gehört Einige können nur hei solchen Weibern sezaelle Erregung sptren, die in ihrem JLnsseren eine gewisse Ahnlichkdt mit Mannem haben, z. B. bei Weibern mit kurzen Haaren. 350 Wilbrandts Theorie. Id seiner Snihlmig „Fridolins heimBehe Elie" sohüdert Adolf WilbrandtO Professor Fridolin, der in psychosezaeller Be- ziehung hermapbroditiech TOranlagt ist, and läset ihn eine Erklärang för diese eigcntfimliche Affektion geben. Doch sei noch bemerkt, dass Uei Fridolin nicht nur Neigung zum Weibe eintritt, sondern dass er „zeitweise auch mit sich sell)st verlieiraiet ist," und dies wird eben hier als heimliche Ehe beschneben. Wilbrandt lässt rriduliu zur Erklärung folgendes sagen. Die Natur hat Mann und Frau hervor- gebracht; aber es ist ein Irrtum, za glaaben, dass jeder Mann dnrchans männlich, jedes Weib durchaus weiblich geartet ist. Was Laien als Ausnahme bezeichnen, das ist, wissenschaftlich betrachtet, doch mir Übergang und Zwischenstufe. Wenn man alle Men9rh<>n neben einander stellen könnte, nach ihrer Hautfarbe geordnet, vom hellsten Albino bis zum schwärzesten Neger, so wflrdc man nirgends sehen können, wo die eine FLirbc aufhöre und die andere anfange; ganz ebenso liege es mit den seelischen Eigenschaften des Geschlechts. Wenn man von der stärksten Männlichkeit bis zur ausgesprochensten Weiblichkeit die Menschen nach seelischen Eigenschaften geordnet neben einander stellte, so würde man nirgends sehen kOnneUt wo das Männliche aufhöre und das Weibliche anfange. Denn es giebt» wie Fridolin meint, nicht Ausnahme«, sondern nur Übergangsmenscben, die, was ihre Seele betrifft, eben so viel vom Manne, wie vom Weibe haben. Es giebt solche, die männlichen Verstand und weibliches Empfinden, andere, die weiblichen Geist und männlichen Charakter haben. Da jedes Gescbleeht nsoh seiner geistigen Ergänzung strebt, 80 werden diese Lente ibre Brgftnsong sowohl beim Weibe^ wie beim Manne sneben mllBsen. Nnn sei aber nnr ein Teil ibrer Seele weiblieh, nnd dieser suche den Hann,, ein Teil der Seele sei mehr männlieh geartet, nnd dieser snobe das Weib. Zeitweise kann die mftnnliobe Hälfte der Seele der weiblieben genQgen, dies ist die heimliche Ehe; aber danemd können sieb zwei halbe Mensohen nicht eigäBien, dies ist nnr mit xwei ganien Mensoben der FalL ISn so gearteter Fell ist Fridolin; er lernt eine reisende Frau kennen, sie gefiUlt ihm, er kommt bis znr Entsflckiing nnd bis snm Ijrisoben Gedicht; er beabsicbtlgt^ sie za beiraten. Er denkt nicht daran, dass seme Seele auch eine weibliche Hälfte bat; doch naob einigen Tagen tritt diese dentlicber berror, sie war gewissermassen vendst nnd ist nnn hemigekommen. Diese weibficbe Hälfte der Seele lässt ihn m ') 2. Auflage, Wiea im Seito 4Ö ff, FSychoBexuelle Hermaphrodisie vor der Pubertät. 351 ^tr dMemdeii Liebe nun Weib niolit kommen, er mom enteagen» md naeh nenn Monaten zeigt sich ein neues B&d. Diesmal wird die weibliche Hälfte seiner Seele der männUeben untren; die weibliche Hälfte verliebt sich in einen Mann. „Mit liebenswürdigen Jünglingen zu leben, zu denken, zu schwärmen, wird mein höchster Genuss! Ich fühle wie Sokrates. Ein Jüngling geföllt mir vor allem. Ich suche ihn auf, ich träume von ihm. Ich sehne mich. Alle Merk- malet alle Narrheiten der Liebe sind da." Aber auch dieser Zustand dauert nicht lange, die milnnliche Hälfte seiner Seele verhindert eine dauernde Liebe 7um Manne, aus dem Geliebten wird ein guter Kamerad, aus dem Engel ein Mensch; eine dauernde Liebe giebt es auch hier nicht, und jetzt ist wied^ die weibliche H&lfte der Seele mit der männüchen verheiratet. Die Ausführungen Wilbrandts sind in Form einer £rzahlang gemacht; wie der Dichter erwähnt» ist sie aber naoli ihm gegebenen MitteOimgen terftust IoIl habe beobaehte^ dass bis zur Toilsiindigen Ausbildung der Gesebleehtsteüe eine gewisse peyohisobe Hennapbrodisie b&nfiger ist; dass die Neigung gewisser Knaben sn Knaben und Mfedehen mitunter entsebieden einen sexuellen Charakter bat, dass aber später mit der Entwickelung der Pnbertftt die Neigung lu Knaben mehr und mehr sehwindet Dass hier in der That sebon vor der Vollendung der Pubertät eine sexuelle Zuneigung stattfindet, gebt daraus berror» dass sokhe Knaben ganz deutliohe Erektionen beim Zusammessein mit anderen, bei der Betrachtung und Umannung ihrer Freunde haben. Mr lühifig seheinen nur Falle ym p^chosexneller Hermapbrodisie Tor der Pubertät bei sexuellen Perversionen. Ein Herr aus meiner Praxis, dessen Krankengeschichte bereits in Erafft-Ebings^ Päychopathia sexmlis veröffentlicht ist, und der Stiefel-Fetischist ist, litt bereits von Kindheit auf an Fetischismus. Als kleiner Knabe wünschte er stets die Stiefel seines Lehrers zu küssen, er küsste und drückte die Stiefel seiner Schulkameraden fest an sich und dergleichen mehr; ebenso liebte er bereits damals die Stiefel von kleinen Mädchen. Mit dem Eintritt der Pubertät ist die Neigung vollständig hetero- sexuell geworden, indem er schliesslich nur noch die Stiefel von Damen und zwar von hochgestellten Damen liebte. R. V. Krafft-Ebing: Psychcpathia sejnialis, mir l>osonderer Berück- sichtigung der konträren Sexnalempßndang. Eine klinisch-foreDsiflche Studie. 9. Annage. Stattgart 1894. 57. Beobachtung S. 123. 362 StiAe dfls lioouiMKaelltii TUebei. Auch Niemeyer 0 betont, dass Knaben nutaatar eine Leiden- schaft für andere Knaben haben, wobei der ümgaiig denelben etwa* der Geschlechtsliebe ähnliches darbietet £8 sohant nach diesem Autor hierbei eben der Geschlechtstrieb zu erwachen, aber während er einen Gegenstand sncht, verirrt er sich noch. Man wird bieria ganz dentUoh dieselben Anschauungen finden« die in neuerer Zeit Max Dessoir aber das Stadium der UadiffiBNUsiertheit des Oe- Bohlecbtstriebes auBgesprooheik bat Die psyobosexuelle Hermapbrodine kaon dueh laUreiobe andere Symptome kompliziert sein. In einem Fall von Boarneville*) und Baoult bandelte es sieb um einen vieneb^jlbrigen jungen Menseben, der lablreksbe Degenerationsaeieben darbot; bei ibm bestand sexuelle Zuneigung zum welblieben Gesebleebt, ausserdem aber wurde bei ihm aueb Flderastie und Sodomie mit Tieren, ebenso wie Kleptomanie, Eoprolalie und dgl. mehr beobachtet Selbst wenn ausschliesslich homosexueller Geschlechtstriel' l'esteht, kann er in verschiedener Stärke auftreten; ebenso wie bei weib- liebenden Männern der eine den Geschlechtstrieb stärker, der andere schwächer spürt, ebenso liegt es bei homosexuellom Triebe. Nur kommen hier Steigerungen des Triebes, sogpnfinnte Ilyperiistbesien, wie PS scheint, häufiger vor. Nicht nur die Zuneigunt; zum eifi-cueu Geschlecht kann alle möglichen Grade zeigen, sondern auch die Ab*
    • ) Augnst Hermann Niemeyer: Omndflatee der Erziehung und des
    ünterrichtB f!ir Eltern, Hauslehrer und Schulmännor. 1. Tcü. Neunte Ausübe. HaUe 1834. 8. 80. Es soll auf dieses Bnch^ das die sexuellen VorgSogo vom StuulpimlEt tor FBdagogik ecSrter^ hier hlugewiaeen wwdflB. Ftfn van dkr SchnbneisteNl eiBrtairt der AntiHr diese FiegM; er flndet weder in den abaobiten Vormeidon jeder Belehrung: der Kinder über den Oeschlechtstrieb noch in vielen Vorwürfen den richtigen Weg, zum Ziele zu kommen, wenn man bei Kindern Onanie unterdrücken will. Miemeyer weist auf einen Aosspruoh Quintiiiana und auf Bonese an hin, um den ■ehgJli<Jien Effekt körporlicber Zöditigungen ra demonstrieren und Erdeher vor ihnen sn warnen. Allerdings wird es selir SOibwer sein, noch einen geeigTieten Ort für solche Züchtigungen ausfindig zu machen, da sich nnter UwBtÜndeu auch an and^r Körperstellea schädliche Folgen eintitelieu können. Pestalozzi meinte, eine Maulschelle zu rechter Zeit sei fsr nieht mredit (Oedankeossminhuig. Lexikon pädagogischer, klnsslseher philosophischer Citate und Sentenzen. Von J. Fr. Meissner. S. 6W). Ündessen j;laubL'n ja einige Huiuanitätsfieunde, dass unRÜnstif^o Folgen auch daraus hervor- ^clicn könnten. Bc/Äio^Vvh Kousseaus sei bei dieser Gelcg:enheit auch noch auf J. J. Houüseaus iürankeugeächichto, herausgegeben vuu Möbius, Leipzig 1689, S. 5-7, naHnerkssm gemaoht BfftmiiiAtioa oliiift Honoitmlittt 853 nogmig gegenüber dem Weibe. I%e kann yon seineUer Frigiditit bis smn ansgespioebeDen Horror gehen (Erafft-Bbing Es giebt» m aohon Westphal Migte, eine nnfollkonuneae Fmi von kontiSier SeKnalempfindung, bei der der leniene Trieb auf das Wdb geriebtet ist, aber das Indindnam sonst den l^ns der Effemination zeigt und ab Weib aufzutreten liebt kvßk diese Er- scheinang kann periodisch anftreten. Der eine Patient Westphals,*) bei dem dies der Fall war, gab an, dass, wenn er seinen Trieb znm Anlegen von Frauenkleidern unterdrücke, er furchtbare Angstzustände bekäme^ die erst uut dessen üefriedigung nucbiiessei]. Sexueller Ver- kehr mit MÄnnerii kountti ihm nicht nachgewiesen werden. Dennoch hatte er in seinem sonstigen Wesen ein fast ausschliesslich weib- liches Fühlen. Mit einer Schanspielergesellscbaft zog er als Dame in die Welt, und auch sonst liebte er weibliche Beschäftigung. Mit Recht macht Westphal auf die Schwiengiieit aufuiurksam, die in solchen Fällen besteht. Es kommt vor, dass Männer lediglich deswegen Weiberkleider anlegen, um bei Diebstählen, die sie begehen, die Polizei auf eine falsche Fahrte zu lenken. Dieser Punkt war besonders in Westphals Falle zu erw!\gpn, da der BetrefTende wirklich eine ganze Ileihe von verbrecherischen Handlungen ausgeführt hatte. Dennoch kam Westphal zur Überzeugang, dass unabhängig hiervon eüi krankhafter Trieb zum Anlegen weiblicher Kleidang vorlag. Auch ans der Geschichte kennen wir derartige Falle, wo sieh Männer ohne konträre Sexnalempfindong in Weiberkleidong zeigten. Ich erinnere an die Belsen Ulrichs von Lichtenstein,*) der ans Verehrung fOr das weibliche Geschlecht grosse Wanderangen in Weiberkleidong machte and sich die Zöpfe nach Weiberari an der Haube befestigte. Schon in der Bibel') finden wir eine hier zn er- wibnende Stelle^ nlmlidi ein Verbot fttr Mioner, WeiberUeider m tragen, da dies dem Herrn ein Orenel sei
    • ) R. V. Krafft-Ebing: Psychopathia scjrualis, mit besonderer Bcrück-
    siühtigUDg der kooträreo Sexualempfiadoiig. Kioe kimisoh-foreiiaiBche Studie. 9. Auflage^ StoMpit 18M. & »0. ') C. Westphal: Die konträre Sexnalempfinduog, Sympton eines neiin>> pathischcD (p^ychopatbischen) Zu^tandeR. Archiv l&r Fsyehiatiitt ond lierven- kraskheiten. 2. Band. Berlin 1870. S. 102.
    • ) Alwin Schnitz: Das höfiaohe Leben zur Zeit der Minnesinger. 2. Auf-
    l^pa. LBMd. Leipiigim & Sfl7.
    • ) 5. BMh Mdie SS» «.
    Moll, KoBtr. SMOUriMipflodaag. 88 YIU. Ätiologisches. Was die Unaohen der kontrftien Sexualempfindmig betiifft, so werden deren sehr viele von den verechiedenen Schriftstellern an- gegeben. Casper') teilte die M&nner mit kontniier Sexoalempfindang in swei Gruppen, eine, bei der der Hang eingeboren,*) und eine, bei der er infolge von ÜbereftUagong am nozmalm Koitus epiter er- worben wnrd& Wir werden eebeo, daes die üjnteilnng Caapere anob heute noch vielfaeb als nehtig anerkannt wird; anofa die Sohrift- steUer, die sieh ihm nicht ganz anschEewen» pflegen ihm doeh teil- weise m folgen. So nntersdieidet Oley*) ansser den swei Gnppen Ton Oasper noch eine dritte, bei der der perrene Trieb dadaroh entstehe^ dass der betrelTende Hann snerst nnr einige Male den per- Jüb. Ludwig Casper; MiUBohe Novellen snr geriobtlioben Mediiin. Berlin 1863. S. 34. •) ADgeborra ist itran; genmDmen mr dw, was im AngtnUiek der Mark ▼orbanleii ist. Der Geschlechtstrieb des noKinaleii Henachen entwiekelt steh cbcnao, wie der Bart des Mannes, die Brustdrüsen des Weibes u. s. w. erst lange Zeit nach der Geburt, ist mitliin in diesom Sinn nicht angeboren. Ebenso wenig würde dies von dem pathulogischen, von dem homoaexnelleu Trieb gesagt werden kfinneii. Wohl aber kaim nonmde Gesekleditstrieb als eiwbt betrachtet weiden, wenn er auch nicht angeboren ist, und ähnlich würden wir den homo- aexaelleu Trieb als etwas Ererbtes zu bezeichnen haben. In dem Be^iff ererbt liegt jedoch ein doppeltcb: erstens, dass die betreffende Eigenschaft von den Vor«  £fthren Ubertragen wurde, und zweitens, dasa sie bei Vorfahren and Nachkommen gleidi iflt Da amt aber ein Sohn den IMeb mm Hanne von der Hnttor geerbt haben kann, so könnte man gefsn das Wort ererbte Homosexnalität Einwände erheben. Um Mis.sver-stiiudniBse zu verrnfiripn, dilrfro daher ii r Ausdruck ein- geborene Homosexualität den Ausdrücken angeborene und ererbte Homosexualität vonnudehen sein. (Qenaneies s. bei Albert Moll, üntersnchnogen über die JMuh MMMÜt^ 1. Band, 1. IMl, Berlin 1887, a lOOft, 1. Band, S. Tdi, Berfin 1898, S. 472.) Job. Ludwig Gasper (L e. 6. 84) spraob aeboa von eiagebofenem anstatt angeborenem Drang. ") Oley: Les aberratiom de l'itistitict aexttel apres den iravaux rtcerUs, Jbnts phihtophique 1884 VeiL XVEL & 6«. Siligeliomi« lud enrofbene kontiite SeauAlempfiiidiiiig. 355 Versen Akt Tersuchen wolle, wobei er allmählich den krankhaften Trieb annehme. Auch Tarnowsky') erkennt eine angeborene und eine erworbene Form an; nur hat er eine etwas andere Einteilung. Er unterscheidet eine Perversität des Geschlechtssinnes auf Grundlage erblicher Belastung und eine erworbene geschlechtliche Perversität. Zur ersteren rechnet er drei Gruppen, nämlich die angeborene kontrare Sexualempfindaog, ausserdem aher die periodische und epileptische Fidenstie. Zur erworhenen geschlechtlichen Perversität rechnet er ausser den leichter verständlichen Formen die geschlechtliche Per- versität im Altershlödsinn und bei der progressiven Paralyse. Ziemlich kurz spricht sich Mantegazza in seinen anthropologisch-kultnr- historisohen Studien über die Geschlechtsverhältnisse des Menschen in Bezog auf die Unaeben der kontriiea Sexaalempfindung ans. Er mflint, da» alle sexneUea Ferrersitateii ans nrei Qaellen f&meni entweder rtihrten aie von der Sehwierigkeit her, in normaler Weise den Koitns ausnitben, oder von dem Wnnsoli, ein andoEes Vergnügen m empfinden. Ändi Er äff t-E hing*) nnterseheidet die erworbene kontrtie Sexoalempfindang Ton der eingeborenen. Br meint» dass gewisse Tenudassuigen (die ansfährlieli spAter nooh besprochen weiden sollen), besonden aber sexaeller Missbrandi und Onanie entsebeidend sein können und bei noimsl fohlenden Indmdnen kontrixe Sexnal- empfindnng sa enengen veimögen. Besondezs soUen die Einflüsse snr Zeit der Entwiekelnng der Zengungsorgane bedenklich sein nnd sehr leiüht, wie anch Tarnowsky erklärt, Ferrersionen bewirken. Havelook Ellis*) onterscldtEt nidit die Bedeutong, welche Einflüsse im Leben jRlr das Entstehen der HomosexnaUtBI gewmnen kAnnen, wamt aber vor einer Übeisehltsong derselben nnd erklärt mit Beoht» dass die Assoziations- nnd 8uggestionstheorien, die in neuerer Zeit von einzelnen Seiten aufgestellt wurden, keineswegs genügen können. Die Anschauung, wonach sexuelle Inversion durch den früheren Einfluss der Umgebung oder der Suggestion zu erklären ist, habe etwas Anziehendes, aber bei genauerer Betrachtung stelle sich die Unzulänglichkeit dieser Auffassung heraus. ■) B. TftTsowtky: Die kranUuflen Ersohnnnngen d«s QeioUMbtniBiies. Eilio foreQsisch-psychiatrLsche Studie. Berlin 1886. 8. 7—9.
    • ) R. V. Kl iif f t-E b i> ^: P.fytfwpathia sertuUü. Mit besoudcrer Berück-
    flichtigimg der konträreu Sexnaiempfindoiig. Eine kUnisoh'foreQsische Studie. 9. Auflage. Stat^:art 1894. & 196.
    • ) Havelock Bllts und J, A. Symeads: Bas kontrftre OaiohleohtagafBU.
    Deutsche AORgabe, beioigt uater Mitirirkang von Hans Karella. Laipdg 1898. & 888. $56 Kiugeboreae and erworbene koatr&re tiexualemptiuduai^. Im Gegensatz zu der enrorbenen zeigt sich bei der eingeborenen konträren Sexualempfindong die sexuelle Perversion Ton Anfang an, ühüö dass vurlier irgend welcher Trieb zum Weibe beintrkbar ge- wesen wäre. Wenigstens finde ich, dass die meisten Autoren da«  liriiu;i.re oder sekundäre Auftreten der Homosexualität als ent- scheidendes Merkmal für die eingeborene oder erworbene Form be- trachten, wenn sie überhaupt einen solch i'n Unterschied machen. Und doch ist dies nur mit grossen Einschränkungen richtic^. Eine sekundär auftreibende Erscheinung kann sehr wohl eingeboren und eine primär auftretende erworben sein. Was den normalen hetero- sexueiien Gesohlechtstrieb betrifft, so kommt er, wie wir sahen, ge- wöhnlich überhaupt erst zur Zeit der Pubertät zum Ausbruch. Nun kommt es aber auch bei dem normalen Triebe Tor, dass er sich nicht ohne weiteres von Anfang an als ein heterosexueller Trieb äussert. Max Dessoir^) meint, dass man im sexuellen Leben des Menschen zwei Perioden unterscheiden könne, ein Stadium des un- differenzierton und ein solches des differenzierten Geschlechtstriebes* Vor oder zu Beginn der Pubertät sind nach diesem Autor die ge- sohleehtliobeii Neigungen noch nicht auf das andere Geschlecht^ sondern oft genug nur auf das nächstliegende Objekt gerichtet Bald seien dies dann Knaben, bald Mftdoben, oft auch Tiere. Erst später, wenn die Pubertät vollkommen eingetreten ist, differenziere sich der Trieb, indem er flieh beim normalen Mensehen aof das andere Ge- fldileoiit riflhte. ZweifelloB kommt dieses Stadium des imdiffereiaierteE Geiebleohta- triabsfl oft Tor; finglieh erscheint ea mir aber noebi ob es in allen Fällen, wie Haz Deasoir amümmti dem differea&erten Toraiiflgefati nnd ob nieht vielmehr mitonter die HeteroseKoalität ohne weitoEea ron anfimg an eintritt Jedenfalls aber kommt dieses Stadium aoeh bei Personen vor, die später nur Nelgong snm andern Gesdileoht eaiir pfinden. In. solehen Fällen kann es geschehen, dass der Betreiende sonäohst homosexnelle Neigmigen hat, nnd dass erst sekondär mit der DüfeEemdening des Triebes die normale HeterosesnaUttt eintritt TtxMm ist meuies Eraebteaa aneh m solehen FäUen diese normala HeteroseKoalität dne eingeborene Eigenschaft, die genau mo andere^ erst in einem bestimmten Alter eintretende, eingeborene Charaktere nieht gleich bei der Qebort besteht, d. h. nicht angeboren ist Wenn wir aber hier annehmen, dass der eingeborenen Heterosexualität in M Max Dessoir: Zar Psychologie der Füa 9eiBUalü, S.-A. aus dex Zeit- aclurüt lur FäyckiatriOj öO. Bftod. Frimin Homoiaziuilitlt 357 dem Stadium der ITndiffereimeiÜieit des OeecUeohlstriebeB homo- eemello Keigungen Toraosgehen, eo wird es keine 8elnrierigkeiten benlteDi annmehmen, dsse einer eSngeborenen Homoeeiaalitftt andi heteroeexneUe Ezsoheinnngen Toiangehen, du heisst eine sekondftie Hemosenialitat ist niebt idenüseh, irle min dt aaidmmt, mit einer erworbenen. Warn kommt, dass das Stadinm der ITndifferenzierfheit des GescUeclitstriebes offenbar auch beim normalen Mensohen manche indiTidnelle Differenzen in Bezug auf die Dauer zeigt, sodass wir auch bei homosexuell YeranUgteu solche individuelle Unterschiede erwarten dürfen. In ärztb'che Beobachtung sind nun znm grossen Teil solche Falle gekomiuen, die in dem angedeuteten Sinne die Homosexualität primär zeigen, das heisst in dem gewöhnlich angenommenen Sinne zu den eingeborenen ?,u rechnen sind. Aber abgesehen davon, dass auch ans dem primflren Auftreten nicht ohne weiteres das Eingeborensten folgen würde, kommt noch ein Bedenken hinzu, auf das Max Dessoir gleichfalls hinweist. Kein Mensch erinnert sich in einem späteren Alter aller Vorgänge aus seiner Kindheit odpr aus einer bestimmten Zeit seiner Kindheit in gleichem Ma.sse. Die emen Ereignisse der Kindheit smd verwischt, andere treten wieder deutlicher vor Augen. Dies hängt zum Teil mit der Stärke der Eindrücke zusammen, zom Teil auch mit dem Interesse, das die Eindracke bei ihrem Auf- treten in der Kindheit erregten. Aber es kommt nicht nar das Interesse hinzu, das die Ereignisse bei ihrem Auftreten erregten, BOndem anch das, das sie noch später erregten. Wenn z. B. jemand etwas im achten Leben^ahr erlebte, wird er dies viel besser in der Erinnerung behalten, wenn üm dieser Vorgang auch im späteren Leben noch interessiert^ als wenn dieser Vorgang ihn swar bei seinem Anftreten interessierte, spftter aber nidit mehr. Da nnn den homo- Mxnellen Hann solobe Vorgbige mekr interessieren, die komeseznell gewesen sind, so kommt es, dass er aneh spiter sieh setner homo- sezneUen Brlebnisse aas der Eindlieit viel mehr eiinneni wird als der heterosezaellen, nnd so ist es erUtibar, dass komosexneUe Minner sieh ihrer keteroaeznellen Erregongen ans froherer Zeit nidit mehr eiinnem, obwohl rie bestanden haben. Wir werden daher mit einem gewissen Skeptiaismns die Angaben jener üminge betrachten müssen, die, am das üngeborensein ihrer HomoseiaaBtit an beweisen, alle heteroeexneUen Empfindungen ans der froheren Zeit in Abrede stellen. Abgesehen dafon habe ieh dnreh saldieiehe neneie Naohforsehnngen die Übenengung gewonnen, dass sowohl bei Weibern als anob bei 853 IngalwniM Aidagtt im OM^liofatatriebas. Mflnneni die iekundlro Homosenulittt ofk TOikomBiti und dass dia Hftnfiglnat, mii dar man de triift, noUeidit davon abhlngt, in wakshea Ereilen man die üniemiehnngen aneteUt Was non die fitiologisehe Seite betrifft, so werden gegen die BinteUnng in eingeborene und erworbene Form der konMien Seraal- empfindnng ESnwendougen erhoben. Ea wird eingewoifen und iwar IL a. yon Holunder,^) Meynert,^ BoBenbaob,*) Blenler,^) Erftpelin,*) Friedmann,*) dass der abnorme GescUeebtstneb niebt eingeboren aeia Unna. Wenn wir dieae Frage entsobeiden wollen, ao mllBsen wir zoniebBt die Vorfrage befriedigend erledigen, ob flberbanpt der Geaöbleobtetrieb eine eingeborene oder eine erworbene psyobiaehe Funktion iat Ka wird behauptet, der GesoUeohtetrieb werde dadnreh erweekt» daaa Sinneeetndrfloke anf den Henaehen einwirken. Wir kAnnen nieht in Abrede stallen, dass ftosaexe Bbidraoke den 6e- soblecbtstrieb erweeken, nnd kftnnen eine dahin sielende Behaaptung deshalb nicht leicht widerlegen, weil ein Mensch, der äusseren Ein- wirkungen gar nicht ausgesetzt ist, höchstens theoretisch gedacht werden kann, aber in Wirklichkeit nicht vorkommt Wenn wir aber weiter fragen, ob der Umstand, dass unter gt3- wöhnUchen Verhältnissen der Mann sich zum Weibe hingezogen [ühU> durch Keize bewirkt werde, die nach der Geburt stattfinden, so mochte ich dies doch gründlich bezweifeln. Wir können luich d» r eben gemachten Auseinandersetzung allerdings nur behaupten, dasa die Anlage zum Gesclilechtstrieb angeboren ist, da ein Mensch, der dauernd ohne Sinnesreize bliebe, in Wirklichkeit undenkbar ist. Dasa aber unter solchen Umständen nach der Geburt gewissermassen nur durch einen Zufall der Trieb des Mannes zum Weibe hingelenkt werde, scheint mir eine höchst gewagte Behauptung. Hiergegen
    • ) Alex. Hollander: Sa Bdirag tat Lehre von der kontrSron Soxnal-
    enplfaldiuig. All^meifie Wiener medizinische Zeitoog 1882, Nr. 37, 38, 40.
    • ) Theodor Meynert: Klinische Vorlesungen Aber Psychiatrie. Wien
    1890. 8. 184. AuBserdem itprioht Mejnert über die Fn^e in dem OnCaehten, dat in einem Antalie von BIrnbaoher wiedeiigegeben iik: FrieMoha Blitter Ar gerichtlidie Medisin nnd Sanitatapolizei, 42. Band, Heft 1. 1891.
    • ) firlenmeyers Centralblatt ftir Nerreoheilkande, August 1892
    • ) MOuchener Mediziniscbe Wochenschrift 1882, Nr. 11. Blenler apricht
    nch alletdipgi nur in dem Stmie üu, daai ein Teil der lUle, die biilMr ab ein- geboien anliKelluBt wurden, in WMdkddnit eiat spätar erwoffben lind. Die Differenz zwischen Bleuler und Er äfft- Ebing wäre also keine prianplalleb ») Emil Kräpelin: Psychiatrie 4 Auflage. Leipzig 1893. S 691.
    • ) M. Fried mann: Über den Wahn. Eke klinisch-psychologische Unter-
    •nehnng nebat einer DanMlang der »»malen Intelligenavatlnd«. meebaden 18M. Am AlMMD«tk«8älMlie. 850 spfkht Behoa der Unstand, daas die Heteroeezoilitlt das GevSiiBHclie iat; ferner die Thataaehe, daaa irir auch bei Tieieii ftet stets Neigong nun andern OeaoUeebt beobachten können. Ea apreohen aebr viele andere Momente biecffir, die loh*) in einer «uÜBbifieben Arbeit ans- einandeigeaetit bsbe.^ leb nebme an, daas beim normalen Ifenseben der beteroseKoeUe Trieb, oder wenigstens seine Anlage eingeboren Ist^ md dasa die gewobnlieben ioaseren Eindrücke hdebatens den Trieb erwecken. Wenn solehe SinnesnndrQcbe aber ancb von Hfinnem nnd Weibern anageben, ao wird doob der mit normaler Anlage geborene Mann aiob beteroaeinell entwiekeln. Denn <ye normale Anlage des betreffenden Mannes beateht in der Fftbigkeit, anf die sexuellen Reize des andern Gesehleobta sexnell zn reagierett. Geben wir nach diesen Ausfflhrungen zur Betrachtang der Hbmosexnalitftt Ober. Es wird behauptet, dass sich ans rafftlligen Eindrücken gevnsse Assoziationen*) bilden, die fllr die spätere Zeit die Art des Ge- schlechtstriebes bestimmen. Es wird gesagt, dass sich aus der mulaellen Onanie zwischen Knaben die kontriire Sexiialempfindung entwickele, nnd es wird angenommen, dass ;ius Aiierziehung weiblicher (it ^^olm- heifcen bei Knaben gleichfalls koutrüre Sexualemptiudung bervori^* he. leb bin aber der Ansicht, dass, wenn diese äusseren Einwirl unf^en die genannten Folgen haben sollen, in den meisten Ffilien eine ein- geborene Disposition hierzu vorliegen dürfte. Ware du s nicht der Fall, und würde die matoelle Onanie zwischen Knaben wirklich das ^ Albart Moll: üntenachungen tinr dio L&Üo $eatalü, 1, Band, ITdL Berlin 1897. 8.90-810.
    • ) Vergl. anch: ITavelock Ellis und J. A. Symonds: Das konträie
    Goffr'hleohtflgefuhl. DeatBche Ausgabe besorgt auter Mitwirkong von fiana Kurella. Leipzig 1896. 8.236. ') Meynnrt widtfrqnrioht tidi, wie ich glaube, in dem erwähnten Gut» aehten. Denn eineneits sagt er — so ist dieses anch von Bleuler veistanden worden — dass bei beiden Geschlechtern in der zerebralen Anlage für dm Geschlechtstrieb kein Unterschied sei, und da.s.s die Richtanir, nach der sich der Geschlechtstrieb später ieokt, abhänge von der Art der nach der Gebart statt- findenden ISnwiilntngen. An einer anderen Stelle dca Ontaohtena aber apridit aldi Meynert gerade in dem Sinne ans, dass nnr bei krankhaften Per- sonen durch entsprechende Einwirkung der Trieb zu einem homoscx-ncllen würde. Hiermit gäbe Meynort selbst zn. dass mindestens eine pathologische Disposition nötig ist, wenn der Trieb homotiexuell wird. Wie HaTelock Ellis in seinem gamainaam mit Symonda heraoagegebenem Bodie Daa kontrtie GeaeUeohta» gafBhl, deutsche Ausgabe, Leipzig 1896, S. 1^7, Anmerkung 1, erwähnt, hat auch Nficke lip'<tritten, dass Überhaupt ein geschlechtlicher Instinkt bestehe. Dam aber hierbei oft genug nnr MissTerständnisse vorwalten, wozu nicht am wenigsten der Begriff der angeborenen Yoietellungen beiträgt, darf wohl ohne waiterea behnnptat werden. 360 Cbeitraibiing dir WesentUdute sein, dann mOwte die Homosexualität eine viel giOsMie AmdeluTing haben, und es mfleetan anoh tonst die sexoeUen Per» Versionen bedeutend binfiger TOikoiimiflii, als ea der Fall iat Da die meiateiiMenaebeii ment den QeseUedhtstiieb dnidb Onanie befidedigen, ao nxOssten, wenn dieae AaaoiiatioBatbeorie riobtig wftre, die meiaten Henaoben später den Trieb baben, dnroh eigene Onanie aicb geaobleobtliob an befriedigen. Ba mflsate feiner bei anderen, die dnreb Bdbnng an WiaebegegenatAnden die Onanie anaaben, die Neigung an Wlsebegegenatftaden aebr bftnfig sein; ea wtlide anderorseiftB die Neigung aum BeiaoUaf etwas Inssorst seltenes sein missen, wenn aoa den ecaten Ebidrftoken, die anr Befriedignng dea GeeeUeebtstiiebee fflbren, ebne beateben de Anlage danemde Aaaoiiationen eziengt würden. Es mflssten adlebe Bebanptnngen über Aasoaiationen nnd deren EinÜflfiiim doeh dnreb einige Bewdse gestfltsi werden; man aoll niobt bloaa anf Grand üieoietiaeher nnd beqaemer Spekulationen derartige Meimmgen ansspiecben. Bedenken wir, dass die Anlage vieler Nervenkrankheiten') als ererbt oder eingeboren betrachtet werden muss, selbst wenn die Krank- heit erst lange nach der Gelnirt ausbricht: ich erinnere hier an die hereditäre Chorea, an zahlreiche Fälle von Maskelatrophie, an Psychosen n. s. w. Es steht also der Annahme auch einer einge- borenen Anlage znr Perversion des Geschlechtstriebes gar nichts ent- gegen. Hierbei ist keineswegs notwendig, dass die Perversion sich anch bei den Asceucleuten zeiefp, ebensowenig wie dies bei anderen eingeborenen Störungen der Fall ist; ich erwähne nur die Imbezillität. Berücksichtigten wir ferner, dass nicht selten die erste Reg'üng des perversen Geschlechtstriebes anftritt, ohne dass eine Ursache nach der Geburt nachgewiesen werden kann, und zwar bevor sich irgend eine heterosexuelle Neigung" zeigte, und dass mitunter Erscheinungen vorkommen, die unter normalen Verhältnissen nnr bei Weibern auf- treten, nämlich die Zeichen der Effemnatio, so befriedigt die An- nahme einer e'mgeborenen Anlage aar kontiftren Sexnalempfindnng viel mehr als die einer erworbenen. Einige Forseber eind zwar anderer Ansicht und neimien nur eine erworbene Homosexualität an; die Begründung einzelner solcher Autoren halte ich jedoch teilweise f&r reebt aobwaob. Können wir ea doob tbafcsfteblieb sebon beobaobten, '> Gmz ebenso ist auch die Anlage zum Bartwuchs ang'eboreii, obwohl g^e- wöhoiicli der Bart erst viele Jahre nach der Qeburt wächst. Dass man durch ZioMiiiBg der Haenraneln audi den Bertwoobi Tedündeni fcna, (rtebt dm mit der aagdMmaeii Anhfe tondüns niobt im Widoqiiiiah. ABgelMneno Anlag« mr HomoBwroaliUt. 3G1 dass ein Autor die MxnflUe Enegong und den enten SameneigosB, die ein Mann beim Zneammenfl^ mit einem indem hat» als einen Beweie dafBr aafthrt» dam der letiteie die sexoelle Ferreraien be- wiikt liatU Idi glanbe aleo^ dase in einem TeOe der FUle wenigstens die Anlage 0 xnm liomoseniellen Trieb angeboren ist Damit stebt die Mfl^ehkrit TeüstlDdig im BinUaag, dass bei sweekmlasiger Eniehang die Anlage zur perversen Befriedigung yielleioht uuobftdlich gemacht werden kann, ebenso wie wir doch eine angeborene Disposition zu Nervenkrankheiten annehmen dürfen, die bei geeigneter konsequenter Erziehnng bckämjjft werden kann. Ich glaube aber, düss wir die Frage, ob ein Fall ätiologisch zur erwurbcnen oder zur eingeborenen konträren Sexualempfindong gehört, nicht immer entscheiden können. Ganz wesentlich wird die Ent- scheidung noch dnrch ein längeres Bestehen des Stadiums der Un- (lifTerenziertheit des Geschlechtstriebes erschwert werden, und femer haben wir festzuhalten, dass auch die Untersctieiduüg der er- worbenen Homosexualität von der psychosexuellen Hermaphrodisie nicht immer mit Leichtigkeit gemacht werden kann. Dies gelit auch aus der bekannten und gewissenhaften Kasuistik Kraff t-Ebings hervor. Man betrachte z. B. den Fall, den dieser Autor *) als Fall 9G beschreibt Erafft-Ebings Deutung des Falles als solchen mit erworbener kontrarer Sexualempfindnng erscheint mir nicht ganz ein- wandsfirel Jedenfalls seigen siob im Verlauf der Entwickelung dieses Patienten Erscheinungen von pijchesezQeUer Hermapbrediae. Es findet sich eine Periode bei ihm, wo er snm männlichen und weib- lichen Geschlecht in gleicher Weise hingezogen ist, freUieh bier mit der besonderen Abweichung, dass er sexuellen Trieb zum unreifen Individuum empfindet Später aeigt sieh allerdings bei diesem Manne ansseUiesalieb bomosexneller Gesobleehtstzleb. Aber anob dieser ist Tielleiidit niobt gana rein; der Patient aelbat giebt an, dass er keinen Sofrer tot dem Weibe empfinde, und es sebeiat» dass seine Ab- ncigong gegen das weibliohe Gesebleebt in seneUer Beoeliuig keine absolnte war. Es ktante mitbin dieser IUI mOdieber Weise als ein >) AnsfOhrlich handelt über die angeboranen Dispodtioiiea beaondfln andi mit BiflUohl auf aen OcseUeohtstrieb OUelt-Newin in ta Bocb „Über littliche Diapoeitionen". Gras 1899. ^ R. V. Krafft-Ebing: Psychüpaikia sexuaHs. M t besonderer Berück- aiohtigong der kontr&ren Sexaalempfindang. Eine kliDiscli-foronsifiche Studie. ^äxShg^ StiillgHtt 18M. 8. »Bf. 862 Snrorben« kcmMn 8eiiiil«mpliDdttDg und ptydw— iiwlla HflnnaphrodMe. solcher Ton psychischer Hennsphrodisie*) gedeutet werden; vielleicht liflgt anoh FortbMtebeB des luiUfferenuecteii GtaoliieobtttriebeB im Sinne Hax Dessoirs vor. Sin anderer IiU, den Krafft-Bbing YerOifontlielil (97. Beob- aebtmigX ^ deaUieber als Pall Toa erworbener kontrtaer Semal- empfindnng ebarnkteiisiert Der betreffende Hann bat iwar frflber, als rieb der Geedbleehtetiieb lebhaft in ihm logte, Befinedignug in Bordellen geeaebt; er bemerkte aber, daee, obwohl ihn der Anbliek des naekten Weibes ergüttte^ dennoeb weder Orgasmus noob Brektion eintraten, ja dass selbst die Erektion bei Mmmstapratton doieh dss Weib ausblieb. Biese Beobaehtong kann, da der Kranke ansdrOeUieh binsofagt, er habe naeb dem Verlassen des Bordells wieder den ge* soUeehtliehen Trieb zom Weibe gehabt» in jener Zeit nur als ein Fall mit normalem Gesehlecbtstrieb^ aber nemastbenisoher Lnpotens infolge TOD Onanie gedentet werden, wShvend die Homosexoalitit erst spftter anftrat Indessen bemerke ich liier folgendes g-anz allgemein^)? ps scheint, als ob ungenügendes Wollustgefühl bei d'^m Geschlechtsakte in vielen Fällen auf eine sexuelle PerversioTi zurückzuiühren sei. Ich kenne wenigstens Männer, die wohl einen unbestimmten Trieb zum Weibe hatten, die aber trotz genügender Erektion und Ejakulation kein Wollustgefühl empfanden, während dies im Verkehr mit dem Jilaimc, y.a dem sie als psychosexuelle Hennaphroditen neigteu, in ausgedehnttjin Müsse der Fall war. Ich meine nach dieser Anseinandersetznng, dass man wenigstens einen Teil der FAUe, die als erworbene kontrftre Sexnalempfindnng geschildert werden, mit genau demselben Beebt rar psyehisehen Hermaphrodisie rechnen dart Ich lengne damit natfirlich nicht, dass Fftlle von konfaArer Sexnalempfindong Torkommen, bei denen im An- &ng der Entwiokelnng aassehliesslieb TUieb zun Weibe besteht, wfthrend sidi später bomosexaelle Keignngen zeigen. Aber ebenso- wenig kann das hinfige Vorkommen der eingeborenen kontiliea Sexnalempfindmig bestritten werden.*) Bin hervorragender Kriminalist, ') Krafft-Ebing fasst allerdinj^ — und darauf bemht die Differenz — die psychoBcxuelle Hermaphrodisie viel woniger weit als loh. Daraas erklärt es sich, dass er solche Filld| wi« daa 96^ rar enporbeMa kontciren Seznalempfindnng fOdhnttt
    • ) Die BemerknnK bezieht sich nicht anf den zuletzt genannten Fall.
    •) RelbstveretSndlich kann ich auf die Schriftsteller, die von der Psychologie und von der konträren Sexnalempfindiug keine Ahnong haben, obwohl sie darüber scüudbm, nioht emgeheo. fi«i ihnen findet mm noht oft WofCe wie: ,7arimu]g, Fdgea von oasacliweUiHMlein Labflo, LiBter, Sdhemdichkeiinn" eta Die meiitea 363 der auf diesem Qebiete viele Erfahrangen hat, ist, wie er mir milr teilte, dnrohaas der Ausloht, dass hei den meisten Fiderasten nnd ününgen die Ftoryemon his in die früheste Eindhät nuHokdatiert, nnd dass es sieh nm eine angehorene krankhafte Anlage bei ihnen handelt Wenn wir nnn aooh feathaltan, dass es Falle Ten erworbener kontrtrer Sexnalempfindmig giebt, so sind dooh fiut alle Antoren darüber einig, dass ein wesentliehes fttiologisehes Moment der er- worbenen nnd der eingeborenen konttitoen Sexoalempfindang gemein- sam ist Wir kannen es knn als das der p^chisi^en oder nerrdsen Bolastnng nnd der Degeneration des Zentralnervensystems obaiakteiiflieren. Morel, der den Begriff der Degeneration in diesem Sinne einfllhrte, sowie Legrand da Sanlle, der Um weiter ver- folgte, sind der Ansicht, dass bei den Nachkommen gewöhnlich schwerere Formen der Degeneration auftreten als bei den Ascendenten. Sind also bei diesen nur schwache Zeichen der Erkrankung des Zentralnervensystems vorhanden, z. B. Hysterie, so kunn bei den Desceiidenttiii schwere Geistesätöruug eintreten. Sicher ist, dass sich in vielen Fällen von kontrftrer Sexualem- pfindung — ob es sich nun um erworbene oder um angeborene Per- version handelt — erblich belastende Momente auffinden lassen; Krafft-Ebing, Rabow, Charcot, Magnan, Halban, Kowa- lewsky, Bourneville, Baoult, Gley und viele andere Forscher smd darin einig; Westphal Hess es nur unentschieden, ob man es mit einem durch erbliche Belastnnf:^ herTorgerafenen neuropathischen oder psychopathischen Zustand zu thun hdhe. Der Unterschied mag klinisch von Interesse sein, für die Frage der Ätiologie spielt er eine untergeordnete Kolie, da wir wissen, dass Belastung in gleicher Weise bei reinen Nervenkrankheiten wie bei psychischen Affekäonen vorkommt. Aber auch viele andere Umstände bei den Ascendenten ausser kon- statierten Nerven- und Geisteskrankheiten müssen als erblich belastend anspannt werden, wie Trnnksucht, Selbstmord, Yerheixatong nnter Bluts- verwandten. In dem Fall, den Charcot undMagnan beschrieben, wird der grosse Altersnntenohied swisdien Vater ond Matter, der 31 Jahre deraitigeu Schriften sind nicht vom Standpunkt kliniflcher Beobachtung, sondern moralisiereiulei Sittenprediger geicbiieben, kenaen demnaoh wiflSiudnlQioh nidit cnst genommen weideii> 364 Bedentnng der SyphfliB au bduteodes MmmL betrag, als belaatend angegebflo. Die erbliche Belaatang kann sieh ferner oft in Exoentrioittten in der Familie zeigen, beaonders iriid wit exeentriflche BeligioaitBt mehifadL angegeben. Audh kenne ich mehrere Fllle, wo Blntererwandtet beaonders aneb der Täter des Urnings, als Lebeminner nnd Weiberhelden bekannt waren; Erafft- Bbingi) giebt andererseits an, dass sioh in einigen FUlen konträre Sexnalempfindnng anch bei den Asoendenten, wenn auch ui schwfioherem Qrade, x^ge. Diese Angabe Erafft-Bbings wird in mehreren lUlen, die ich kenne, bestAtigt , Als wichtig fOr die eiblidie Belastmig sieht Tarnowsky fsmer die Syphilis an. Er fthrt einige hieranf bexQglielie Ftile an, dooh scheinen sie mir nicht genllgend, nm bei der H&nfigkeit der Syphilis in ihr ein pr&disponierendes Moment fOr konträre sexuelle Empfindung zu sehen. Die grosse Ausdehnung, die Tarnowskj*) der erblichen Veranlagung giebt, schwere Erkrankungen der Eltern, die sie zur Zeit der Zeup:ang oder kurz vorher überstanden hatten, Typhus, Pneumonie, Auilmie, geistige Überanstrengungen u. s. w. würden der Belastung ein zu grosses Feld einräumen und ihr Einfluss scheint mir jedenfalls in Bezug auf das hier in Frage stehende Leiden nicht genügend konstatiert zu sein. Auch Lorenz') bat in seiner gründ- lichen Stmiie über die Genealogie auf gewisse Übertreibungen der so- eeiKinnt^ü erblichen Belastung hingewiesen, und er meint so^-ar, dass, wenn man den Stammbaum noch weiter znrückverfolge, kaum noch jemand lebe, der nicht eine grosse Menge von syphilitischen Vät^m und Müttern bis vor 3—400 Jahren unter seinen Ahnen (gehabt habe, da doch, wie Lorenz angiebt, auf Grund zuverlässiger Berichte die Syphilis schon damals sehr stark verbreitet war. Auch sonst hat der Yeifasser in Bezug auf Trunksucht und andere Momente Bedenken ge- äussert, was die erblich belastende Bedeutung derselben betrifiti nnd ich glaube, es ist gsns gntr wenn wir Mediziner uns daran gewöhnen, anch Vertreter anderer Wissenschaften in derartigen Dingen etwas zu Worte kommen za lassen nnd sn berfloksiohtigeo, da wir sonst sehr leicht einseitig werden. ') R. V. Krafft-Ebing: Psyrhopaihia sexualtB, mit besonderer Beriirk- bichtiguog der konträreu Sexualempimdaiig. Eine kltuisch-foreudiscbe ötadie. 9. Auflage. Stattgart IflM. & »7. ^ B. Tarnowsky: Die krankhaftoti Erschoinnngen des GceddeehtMinoM. Eine forensisch -psychiatrische Studie. Berlin 1886. ö. So.
    • ) Ottokar Lorenz: Lehrbuch der gesaoateu wi^eoscbaftlichen (Genealogie.
    Stammbaum und Ahnentafel in ihrer geschiditlichen^ soziologischen und oatur- wisseBsohafUiclmi Bedeutung. BaUn 188a a SeSi DagwMimtioiHMiBli»D. 905 Eine beaomdeiQ Boüb spielt aUerdings bei dei heceditftren fie^ lastoQg mfttiwiiiii*! der AtaTtemae» indem Vater nnd Mntter toU- ständig gesund sein können, aber bei Naehfenefaiuig sioli beiaiuetellt, daes die Qnwaeltem nerrenlonnk waren. Krafft-Bbing^) Htturt mehrere Punkte an, die seine Annahme ▼on der neuro- nnd peyöhopathiecben Belastung stfttien. Bs sind im wesentliehen folgende: 1) der Umstand, dass bei kontrftrer Seraalempfindong gewöhnlich das Gesehleehtdeben anflUlend Mh eintritt; 2) dass die seeUsehe Seite der Liebe bei diesen Leuten den Charakter des ÜberBohwengliohen hat ; 3) dass htofig Brsdheimmgen von Nearesei Hysterie^ Nenzastitoi^ n. s. w. auftreten; in einigen raien kommt hinzn, dass sieh bei eohwaoh entwiekdter Intelligens oft eine hervorragende Veranlagang für Dichtkunst, Musik oder andere Künste findet; mitunter gehen die Störungen des psychischen Gleich- gewichtes sogar so weit, dass zeitweise oder dauernd geradezu Geistes- störungen beobachtet werden. Es ist keine Frage, dass anderweitige psychische und nervöse Störungen in sehr vielen Fällen festgestellt werden können. Es sei bei dieser Gelegenheit auf die interessante historische Thatsache hingewiesen, dass einige römische Kaiser, die homosexuellen Ge- schlechtstrieb zeigten, psychisch kranke und deg^ynericrte Individuen waren.') Auch heute können wir in vielen Fullen Geist* sstCTungen beobachten; so war in einem Fall von Westphal Folie circulairc, in einem andern Schwachsinn vorhanden. In dem von Gock ver- öffentlichten und in mehreren anderen Fällen traten melancholische Zustände auf, bei einigen Homosexuellen sah ich deutliche Zwangsvorstellungen. Auf die Fälle von konträrer Sexualempfindung, bei denen gleichzeitig Epilepsie oder Geistesstörungen vorliegen, komme ich spater noch zurück. Wir haben aber festiuhalten, dass nicht in allen I'allen eine erbliche Belastung oder andere Krank- heitssjmptome nachweisbar sind. Zuverlässige Autoren und gate Beobaohter haben in neuerer Zeit gleichfalls diese Meinung ansgeeproehen* loh erinnere nur an flaTOlook Bllis,*) fBmer ') K. V. K.rafft-EbiDg'; Psijchopathia scxualis, mit besonderer Berück- sichtigODg dor konträren Sexoaleiuplindang. Eine khnisuh-forenfiische iStudie. 9. Auflag«. Stnttgaft UM. 8. m
    • ) Wi od omo ister: Der CBatmiwaluiBiiiiL dar JnÜMh-GlaiutiaQheii La*
    p«ratorenfamilie. Hannover 1875.
    • ) Havelock £lli8: ikxual inversion with an anaiysis of Ikirt^'Üiree
    mm 9aae$. BuUetin of thc Psyekologteal Sectton of the Medieo-Uyai Socteip, puNiM ay OUrk BtlL Nm-Yvrk, Deemberim, Vok 3. Na, IT, YgL 366 an Garpeuter,*) Hoolie,*) BaffaloTioli.^ Aadi Tainowskj*) flohemt luelit in allen lUlen eine heraditin Belaatong ÜQi Tor- liegend wa halten. Was meine eigenen Brfidirangen betriiR^ so mnaa loh gleiehfidis bemerken, daas mir in «nigen FUlen trota genaneater Naohfoivoihmigeii die Festatdlnag «rblioh Mästender Momente nieht möglich war. In der Minorität der FUle gelang mir dies allerdings. Ea ist freilioh oft aiweiordenüioh aohwer, hierüber aiehero Angaben in maohen, da aoeh in den Fillen, wo adiwere nervdee BeUetong nicht zugegeben wird, dieae niidit aelten beateht Seibat wenn man Patienten Aber die F^miilienmitglieder genan befragt» 80 erhftit man oft über Alkoholgenuss und Geisteskrankheiten keine genügendeu Angaben, da der Patient absichtlich die ihm in der Familie bekannten Krankheiten verheimlicht oder von solchen nichts weiss, obvvuhl sie bestehen. Immeriim mu^a ich behaupten, diibss nicht für alle Falle von konträrer Sexualempündung bei Männern der Be- weis vorliegt, dass es sich am er) lieh belastete Individuen handle. Hinzu kommt, dass die Ausdehn unc^ der erblichen Belastung augen- blicklich bei einigen Autor» n so weit geht, dass mau erbliche Ver- anlagung zu Nerven- und Geisteskrankheiten bei fast allen Menschen nachweisen kann. In emer Schrift von Libermann*) wird di« Vtibreitaiig der FiderMti« in Chin» wat dem OpiomgebraiMh snrflAkgttfllhrt „üne des prcmihres degrnireaomees monUes qu*(mkie Vuaoffe de Vcpkm eat la dSpramHon du seiu g^iSsigue." Das Opiom bewirke zanaohst eine HjperSsthede des Oesohleohtstriebes nnd fAhre dadnroh m BzeesBen, die schliesBlidi bewirkten, dass die aatflrlichen VergnfigungMi nicht mehr aar Befrledignng der Leidenschaft genftgea nnd widematOxliche Akte aufgesucht werden. Wenn wir auch moht denen Glauben schenken dOrfen, die dem Opinmgebranoh ittr etwas gans HannkMcs haltm, s. B. andi: EaTelook Ellis and J. A. Symondst Das kraMie GewUeohtBireflUiL DeatBche Ausgabe. Leipiig 1896. S. 208. Edward Carpcntor: Eomogmie bn» and iU flaee tu a firm toddf, ManchcMer S. 2;') ff. ') A. üoohe: Zar Jfrage der forenBischea Beurtoilong uxueller Vergehen. NoerologisQheB ZentnIblAtt, Ift. Jahrgang, Leipzig 1896, S. ft7.
    • ) Kare-Andr6 Baffalo^ioli: ürammn» et Ummam Atuk ntr
    diffirentM manifestations de l'imtinet, sexuel. Lyon, Paris JSDG. S. 144. B. Tarnowsky: Die krankbaften ErschoiDungen des GttBoUeclltSlinBas, eine forensisch-psychiatrische Studio. Uerlin 188ö. ^) iL Libermunu: Lai Fumeurs d' Opium en Chine, ^ude medwaU. PäHt 1892, Sl ean: Der OeüofaleolitetrUb bei D«feoerierteu. 367 William H. Brmton,') ao dHrfle tti4aran«itB woU der nmdiliehe Zmunmenhang iwitdieii Opinmgebcmoli und Päderastie Ton Liberiii»iiii niobt genügend erwiesen sein. Libermann meint, dass erst za dar Zeit, wo der Opiomgebranoh in China eingeführt wurde, die homosexuelle Proetitiifcion in grösserem Masse fto^tretea sei; in den südlichen ProvxBxen OhinaSi wo man weniger Opium ranehe, seien anch that- tfehlich die homosexuellen Gewohnheiten weniger vorbreitet. Doch macht Libcrinann eine Einschränkung, aus der hervorgeht, dass viel- leicht nur dio grössere Oftentüchkeit der homosexuellen Prostitution da bestehe, wo der Opiumgelnriucli herrscht, während möglicherweise die homusexuelleu Akia im geheimen bei den Nichtrauobem ebenso betrieben werden. Hit der Featstdlimg der erblieben Belaeioiig und Entarfem^ k( die Frage der Ätiologie nicht erledigt Es bleiben noob eine Bdhe Ponkte» die tmUar sind, s. B. der Einwnif, wamm nicht alle Dege» nerierten kontrtre Seznaleinpfindnng leigen. ITm dies sn Terstehen, mnes man annehmen, dass bei den mit sexueller Perreiaion behafteten DegBDerierten der GescUeehtstiieb der Loau mmoriß rmsteniiae seL Ebenso wie bei dem einen erblich Belasteten sieh die Belastang nnr in ZwangSTorstellimgen, bei einem andern in ej^eptisdten AnfiUen ftnssert, so finden wir, dass sie sieh bei dem üming in der sexuellen Perrersion leigt Wsiom in dem einen Fall die Degeneration sich als Epilepsie, in dem andern als kontrftre Sexaalempfindung kond- giebt, das können wir ebensowenig besntworten, wie die Erage, warun der «ine bei der Erkältaog den Sohnnpfen, ein anderer aber den Bhenmatismns dsTontrllgt Von den meisten Autoren wird die erhliche Belastung als eine Konstitutionsanomalie betrachtot, und zwar als eine allgf^rnpine Schwäche des Nervensystems gegeniU^er fiiisseren Einwirkunfren Ks liüns:'" dann lediglich von Zufiillen im Leben ab, welcher bpeziolle Krankheitszustand sich entwickelt. Diese Auffassung der erblichen Belastung als eines ein- heitlichen Znstandes ist abfir nicht im mindesten berechtigt. Es spricht vielmehr manches dafür, dass in einer Reihe von Fallen das erblich Belastende viel weiter geht und eine ganz spezielle Disposition, das heisst eine Anlage sa diMia gans bestimmten Krankheitaznstande erzeugt. Auf das allecdenflichate finden wir dies ja bei jenen FUlen von erbHeher Belastung, die aidi gldchseitig dnreb körperliche De- genenüontaeieiien flausem; denn wenn tacäk hier ganz bestimmte Ano* ') William fl. Brereton: The Trttth about Ophitn. Bring a Refutation of the faiiaciof of tke Anti- Opium-Society and a JJefencc of Ute Indo-Chim, OpmmlM$, SKoniMim, Lomhn 1888. 368 K<Nitr. 8exmÜ9Bipftn4 auf Chmndlig» ainsr HenuimiigilMldiug dos Mima. malien, sei es in dar Formation des SohldeLs, sei es an andere Stellen des Körpers zeigen, so wird kein Mensch behaaptem, daas dies nur von Zufällen im Leben abhJlngt; vielmehr finden wir, daas hier ganz spezieile Degenerationszustände und Konstifutionsanomalien an- geboren sind. Und penHii dasselbe können wi; in Bezug auf viele Ainktionelle ZostÄnde nicht nur vermuten, sondern mit crösstf-r Wahr- scheinlichkeit behaupten. Hier/n berechtigt uns schon der enge Zu- sammenhang zwischen Funktion und organischer Bildung. Aber nicht nur für abnorme körperliche Funktionen dürfen wir di^en Schluss machen, sondern auch für viele psychische Zustände. Wenn von erblich belastenden Erseugem ein idiotisches Kind abstammt, so haben wir hier einen dsafliidiea HinweiB dtnnf, dass die Idiotie eingeboren ist und dass dieser Zustand nieht erst qiiter im Leben erworben wurde. Genau das«  selbe wie ftr diese rein idiotischen ZnstSnde seigt sieh aber ancb Ittr die sobwioberen Grade dar ImbesiUitii Hier kann der Umstand, dass das Kind in den eisten Lebeni||a]iran ndi gnt «ntwidcdt> nioht als ein Gnmd daf&r angesahen werden» dass dia ImbasUlit&t nicbt auf einer ein- geborenen Entwickelttngdiflnimnng des Gdbitns barobt Das Kind, das oft genug dieselbe Ansbildong, dieselbe Srziebang wie andere ecliBlt«  bleibt trotsdem nadi einigen Jabren surtb^, und kemerlei Bamflhnngen der Eltern vermögen hieran etwas zu ändern. Sollen wir nun glauben, daas bei einem Soloben lUnde die ImbesillitAt etwaa Erworbenes ist? Ebenso wie hier die Intelligenz in Folge einer eingeborenen Hemmungsbildung: des Grhirn.s Abweichungen zeigt, können wir dies für andere psychische Funktionen vermuten, und hierher würden unter anderem auch die sexuellen Triebe gehören. Wir brauchen nicht etwa anzunehmen, dass nun bis in jede kkinste Einzelheit hinein die Entwjckelnng des Mensrhen bei der Zeugung vorans- bestimmt wird; wir können sehr wohl den Einüussen des Lebens noch eine grosse Wirkung zuschreiben. Noi gegen die Auffassiing jener, die non solche eingeborene psychische Dispositionen leugnen, mnss Einspruch erhoben werden. Die Beobaobtong der ganzen Tier- welt nnd die Beobachtung der Menschen, ganz besonders aber anck die vorurteilslose Betrachtung bestimmter pathologischer Erscheiniuigen, s. B. der eben genannten Idiotie Iftsst diese extreme Auffassung als onbegrOndet erscheinen. Ganz besonden steht es mit meiner Anf- üttMing ToUkommen in Einklang, dass man «biunme p^dnaoh« Dj»> poätionen mitmiter dnieh entspieehende eniehenaehe HaearegelB zatOokdriDgea kann ; hier eiinneie ieh, mn ein Analogon anntliniien, an die kflnatiidie TJmfinderang ererbter Ihstinkte in der Tierwelt Wenn wir dies allgemein anerkennen, so werden wir ftlr manclie IWe CMtgBshdtBQZBMlrai. 869 der kontrinii Sexualeiiipfiiidiuig uoht tMuxiä eine eingeboieiie aDr gemehie EomUtatioBeeohwftche annuieluiien nötig babeo, eondeni wir werden dann die Biepoeition rar kontriren Seznalempfindnng eelliet ab eine eingeborene Anlage ansehen dtirfen. Es stehen sieh hier» wie man sieht» Tersohiedene Ansohanoogen gegenftber. Ein Teil jener Anteren, die das erblieh Belastende bei der kontrlien Sexual* empflndong im allgemeinen zugeben, leognet nnr die speeiflsofae An- lage zur kontriren Sexnalempfindung, wahrend ich sie, wemgatens fat nan^e lUle, annehme. Weshalb bei dem Znsammentretot der Keime von zwei Eltern mitmiter die Homosexnalitflt oder die kon- trftre SexnalempfindaDg als Anlage geschaffen wird, in anderen Fallen nicht, das können wir einstweilen ebenso wenig erklären, wie wir im Stande sind, bei dem Zusammentrrten von gauz gesandon Keimen auzugeben, weshalb der eine mehr Eigenschuften vom Vater, der andere mehr Eigenschaften von der Mutter, der dritte mehr Eigenschaften von den Giosseltem u. s. w. erhält. Wenn wir nun auch die ererbte Anlage bei der konträren Sexaal- empünduüg meistens als eingeboren annehmen, so können doch mit- unter Gelegenheitsursachen das Auftreten der rerveision veran- lassen. Selbst in den Fällen, wo wir die konträre Sexualempfindung bis in die ersten Lebensjahre zurück verfolgen, können wir natürlich nur finden, dass eine krankhafto Anlage bestand; dasa der Aus- brach des perversen Triebes durch eine Geiegeuheitsursache erfolgt, können wir eigentlich niemals ganz in Abrede stellen. Es wÄre immerhin möglich, dass selbst bei einem kleinen Kinde die Berührang der Genitalien durch einen Mann, wie sie zofiüüg stattfinden kann, bei bestehender Anlage den Trieb weckt Hammond') enftlilt von einem homosexuellen Mann, der sich nnr der passiven Päderastie hingab und zu dieser dadurch gefOhrt wurde, dass er als junges Eind einen Hund mit einer Httndhi sieh paaren sah. Der kleine Knabe dachte, dass dies vom After aus ge- schehe. Um den Akt nachzuahmen, fährte er jetzt einen Bleistift in den eigenen After ein, wobei er eine Sohmerzempfindnngi ^icfaieltig aber ein sehr angenehmes Gefühl hatte. SoUen wir nnn sagen, dass dieser Knabe, der spiter passiTOr Pfiderast wurde, dnreh diesen sor
    • ) William A. Hammond: Sexueiie Impotenz beim mnnnliehen und
    weiblicheu Geschlechte. Deutsche Aiuigabe von Leo Saiinger, 2. Auflage. Berlin IMS. 8. 84ff. Moll, KoBtr. SesntaBftaAof; SA 370 Qeiegenheitsuniaciien. iUIigen Anblick wa itiner Pemitioa kam? Es iit wohl sicher, dass iigond eine Ähnliche Qelegenheitsaznche in Reicher Weise genagt hitte^ bei dem Kuben, der Mk niemals zam Weibe hingezogen ftlhlte, den homosexuellen Trieb und die Neigang zu passiver Päderastie zu wecken. Ein normaler Knabe oder Mann könnte täglich Berührungsreize innerhalb des Afters haben, ohne dass dadurch irj^t-nd welche perversen Neigungen auf sexucUür iiaais entstehen. Wer m dem genannten Fall den AiibUok der sich paarenden Hunde als die Ursache der Honiosexualitiit des Mannes ansieht, verglast vullkummen, dass das charakteristische Moment der Homosexualität nicht in der Päderastie besteht, sondern dass, wie ich im ersten ICapitel gezeigt habe, das Hanptmoment lediglich den KontrektatioDstneb betrifft, die sexuelle Erregbarkeit durch den Mann. Wie aber aus dem Umstand, dass jemand zwei Huiuie sich paaren sieht, ein homosexueller Kon- trektationstrlLb entstehen soll, dieses Ratsei vermag ich nicht zu lösen. Dennoch will ich nicht etwa bestreiten, dass Gelegenheitsursachen ganz ohne Wert seien. Es ist sehr wahrscheinlich, dass beispiels- weise bei psychosexueller Hermaphrodisie eine Gelegenheitsursache nach der einen oder andern Kichtong den Ausschlag giebt, wenigstens fOr eine gewisse Zeit. In allen diesen Fällen aber müssen wir an- nehmen, dass die Homosexualität gleichsam latent in dem Indindunm ist und erst durch eine besondere Veranlassung, z. B. die Bekannt- schaft mit einem sympathischen Kanne herrortritt Aber wir dOrfen dieses Bewusstwerden der fiomoseznnlität nicht mit deren Aoftieten Tcrwechsein. Wenn ulrklich OelegenheitsnrBachen den Ansbmch des perversen Triebes begflnstigen können, so mtissen wir annehmen, dass sie in ansserordentücb grosser Zahl Torhanden sind, nnd wir dürfen nicht hoffen, dass nix sie durch günstige Yorsichtsmassregeln beseitigen können; denn das eine ist — wenigstens für die grosse Mehnabl der FUle — sicher, dass keineswegs durch eine ijystematisdie YerfOhrnng die kontiftre Seznalemi^dnng herrorgemfen wird. Wenn es anch yoxkmmea mag, dass mitnnfer die Befnedigong des Gesdhlechte- triebes dnrch Terftthrang wseentlich Twfrllht werden kann, so werden wir doch in dar Majorität der FUle nicht hoffsn können, dass wir dmoh richtige Yorsichtsmassregeln den kontrftr sexuell Yeranlagtcn anf den nonnalea Weg werden führen können.*)
    • ) TrotzJem mnm, wie im therapeatischcu Abschnitt ce^pipt werden soll,
    natürlioh alles verBacht werden, was maa etwa gegea die Entwickelang des hoowMonMlIeii Triebes thnn kann. Gelegenheitsonftolieii. 971 Für unmöglich halte ich es auch nicht, dass eine bestimmte Art der sexuellen Befriedigung bei bestehender konträrer sexueller Anlage durch Geiegenheitsursachen begünstigt wird. Aber es ist auch muglich, dass für gewisse iormeu, z. B. die passive Päderastie irgend eine Anlage besteht. So ist es am leichtesten erklärbar, warum einzelne Individuen von Anfang au nur durch passiie Päderastie sexuell be- ficiedigt werden können. Wenn wir Geiegenheitsursachen annehmen, so dürfen wir nicht diejenige Gelegenheit, die Veranlassung zur Ausübung des perversen Aktes giebt, mit derjenigen verwechseln, die den perversen Trieb zum Ausbruch bringt Wenn ein Mann lange Zeit den homosezaellen Trieb fühlt und bei irgend einer günstigen Gelegenheit den perversen Akt an einem Manne vollzieht, so ist es natürlich verfehlt, diesen Vorgang als die Gelegenheitsursache für das Entstehen des Triebes zn betradhten* Nichtsdestoweniger wird mitunter dieser Fehler be- gangen. Als Beispiel eines besonders reranlassenden Moments bei einem selbstverständlich prädisponierten Indiridnnm soll folgender Vorfidl beigesetst werden, der mir ?on znverlAssiger Seite mitgeteilt woide: ein Herr X., der immer nnr normal mit dem Weibe verkehrt hatte, war in Paris nnd leinte dort eine Person kennen, die ihn anfforderte» mit ihr naeh Hanse an gehen. Er geht an ihr hin, nnd da sie ihn ansaer- ordentlioh idit, wiU er den Beischlaf bei ihr Toisnchen. Bei der EntUeidnng entpuppt sie sieh als ein Mann, nachdem X. sie vorher wegen ihres weiblichen Aussehens nnd ihrer weiblichen Elddong fttr ein Weib gehalten hatte. Während sonst vnter anologen Yerhftlt- niesen diese ebe Idee des Mftnnlichen genügen würde, den andern, wenn er normal veranlagt ist» von jeder seinellen Berfihmng ab- sosohrecken, lag es hier anders. Tioti der mflnnliehen Oemtalien übte das weibliche Wesen dieser Person auf X. einen so grossen Reiz aus, dass er sich schliesslich von ihr masturbieren Hess. Von dieser Zeit an süU X. huuiüsexuelle Empiiuduagen gehabt haben. Eine gewisse (aber nur äussere) Ähnlichkeit mit dieser Mitteilung scheint mir ein in der Belletristik veröffentlichter Fall zu bieten. Balzac') er/iihlt von einem jungen Mann Sarrasine, der sich in eine Sftngehn Öambmella verliebt und von ihr wieder geliebt zu sein scheint Eines Tages erweist sich Zambinella als ein Mann, der Sar- rasine nur zum besten gehabt hat Letzterer klagt nun darüber, dass ') Balzac: Oettvres comp^tUt Farü 1883, Vbl, XXIU: Sarramm. 372 Moiaiiache« Koota^om. Lieben und Qeliebtwerden fbr ihn jetzt den Beiz verloren bitte, da ei immer nur au die imaginftre Frau denken würde, wenn er irgend ein Weib sähe. leb will im folgenden eine Beihe von Getogenhdtmmaebeo be- spieoheD, oder vielmehr bestimmta Momente, die die Anftroten des homosesnellen Tziebee begflnstigen edlen. leh bemerke vorweg, daes ich manche dieser Angaben nicht fDr bewieeen ansehe; eine in«  verüasige Kasidstik für den Wert dieser vnftehUdun Momente ftbli Eb scheint, dass mitonter ein Aotor dem andern die Angaben ab- schreibt, ohne selbst zuverlässiges Material darüber zu bringen. In erster Linie ist hier das moralische Kontagium*) und die Verführung zu erwähnen. Tarnowsky') legt hierauf besonderen Wert und behauptet, d&aä em Knabe, der mit konträrer Sexual- ') Dass das moralische Eontaginm dasa fuhrt, sexuelle Perversionen, znmal kontiire Sexnalempfindang, n. echaffen, iit sine bisher nur theofetisoh «oge- nonuneue and abgeleitete Behanptiuig« Die Hacbt der Nachahmung ist allerdkigs für psychische Symptome keine geringe, und es prwähnt Vorländer, dass Ideler und Alibert von einem eigenen Naohalunungätheb des Menschen sprachen. Iten Verteeohen oft durch Nachahmung in grösi^rer Zahl vorkommen, wird n. «. Bchon von Btqnirol uid Oi iandar angegeben. Dm» Bympbm» voa Geistesstörung nnd Neurosea sich gleichfalls in dieser Weise zeigen, ist nicht selten ebenso behauptet worden. Bonchat schlag aus diesem Grande anch (in De la contagion mrveust) vor, solche Erscheinnngen nicht Tor Laien zu er- Srteni} «beoio ipradken sich Sbrard/ Morean fil$, Bambosson (Pkfmm^m» iierwiMf, «nfeUMMet» «f morem, leur tnmtminüm par eontagioit, Am 1883, S. 198 f.) u. a. aas, um das moralische Eontagium des Selbstmordes zn bekämpfen, während iJmile Dürkheim (Le Suifid^. fitttde de Soeiologie. Paris 1897. 8. 107 — 138) die Bedeutung der Nachahmaog für den Selbstmord nicht sehr hoch muisohlagt«. Gaat tieher, glanbe ich, kann die Keigung rar Nadi- ahmnng gelegentlich auch einmal dazu führen, perverse Sexualakte su pro- bicron. Ob aber eine Perver^iun des Goschlechtstriebes durch Imitation herbei- geführt werden kann, bezweifle ich. Für viele durch Nachahmung hervorgerufene Erscheinungen ündct sich »elbst bei geistesgesauden Personen oft ein vor«  bereiteter Boden, so fOr den Selbstmord in dem htnfigen Elend, fOr das Ver- > brechen in der Habsacht des Menschen; für das Auftreten hysterischer Symptome, z. B. von Konvulsionen, findet sich die Anlage in der hysterischeu Disposition. Ein solcher Boden fehlt bei dem normal veranlagten Manschen für den hofro- scxuellea Geschlechtstrieb. Die Anlage zur heteruaexucüea I^eigung ist dem nomudaa Manne bei der Gebart eingepflanit nnd kan, wie ich glanbe, aagedcliti ihrer Macht nicht eiofuh infinlge fon Lnitalien dnioh «ine homoseKiMUe enetst werden.
    • ) B. Taruowsky: Die krankhaften Erscheinuugüu des Gesohleohtssinnes.
    Eine forensisch-psychiatrische Studie. Berlin 1886. S. 63. 373 flmpflndDDg in eine giosee EniehnngeaDstalt kommt, idur leioht hier die KttiUieit m Terbieiten vennOge. Manolief junge Memeh, glaabt er, wild Ider anfimge den Akt mtr ToIUiUtien, «abxend er sidi die Gestalten Ton Weibern denkt. Niebdem er aber oft genug in dieser Weiee die Pldeiaatie^) anegeflbt hat, wihiend er aidi eine weibliche Poion Toistellte, eoU aUmflhlieh aaeh die ganse CtowhleGhtRichtang abnoim werden, indem uiter dem Emfloase der Gewohnheit eeUifles" fieh die Faderastie als ein den Trieb Tellig befiiedigendes Mittel be- trachtet wild. YeifBhrt kann aber mdner Ansieht nach immer nnr derjenige werden, der dam veranlagt ist Mögen dch non auch ^laben gegenseitiger Onanie hingeben: wenn der normale Knabe Uter ge- worden ist, reist ihn nur das Weib, der sexuelle Akt mit Mimiein whrd ihm widerlieh. Ich weiss dies yon Tielen Fftllen, wo der frühere sexnelle Verkehr mit männlichen IndiTidaen eine Perversion nicht herbeiführen konnte. Tarnowsky-) glaubt, dass der Wunsch, einer bestiniuiten Person zu ülmeln, und »auch die Lust, durch aussergewöhnliche Handlungen zu frappieren, eitle und geistesarme Charaktere mitunter veranlasse, sich an abnorme Akte der Geschlechtstbfttigkeit zu gewöhnen, ohne das8 dies durch einen inneren Trieb verlangt werde. Ooffif^non meint, die grossen Fortschritte, die die Päderastie in den letzten Jahren gemacht habe, seien zum grossen Teil auf den Verkehr zurückzuführen, der sich zwischen dem Abendlande mit Asien und Afrika mehr und mehr entwickelt hat; dies glaubt er ins- besondere in Bezug auf England annehmen zu müssen. Coffiguon behauptet, ohne es zu beweisen, dass auch in Deutschland eiue wesentliche Steigerang des Uranismaa . in den letzten Jahren statte gefunden habe. Bass natürlich, wenn wirklich die Päderastie nütimter dnrcb Ver- fthmng sieh lor^flansti aooh die Litteratnr hienu beiträgt and ') Es ist bei dem genannten Antor, so yMnliNistlich zweifellos Mine Arbeit ist, mitunter nicht klnr, er ,Päderristio" in unserem Sinne filr ItNniissio membn in anum riri oder allgemein 1^ sexuelle Akte auf Qnmd homosexuellen Ge- schlechtstriebes gebrencht. Ebenso ist die Trennung der perreisen Akte Tom per* venan Trivb lüdit dvföhgeHiliit; in niaiidiMi HüIhi kommt «• iiraifialloB fw, dara ein normaler jnnger Mann sich von dem anderen mastorbieren l&sst, ohne daiB aber Ueibei eine sameUe Pmenioii besteht oder sich iBfoJgedessen ent> wickelt
    • ) B. Tarnowsky: Die krankhaften Enchsinmngeii des OeeoUeobtasimiea.
    Ebie IbMiMiicjippqrdiiatriMhe SMe. Beiün IflM^ & 60. m Hutuclle Onaiiie. als ein ätiologisches Moment betnohtet werden mnss, kann nicht ge- leugnet werden; besonders in neuerer Zeit, wo die belletristische Litte-^ rator, die sexaelle Perversionen betrifft, einen gewissen Aufsohwong nimmt, wäre diese Möglichkeit immerhin vorhanden. Tornow 8 ky nimmt in Übereinstimmung mit dem Vorheizen- den als Orsaohe für die Verbreitang der Fiderastie die mntuelle Onanie an, die in Scholen, Pensionaten, anoh wohl In Geftngnissen ansserordenUieh hisüg s^ soll. Yeiaobiedette Uitteünngen Aber die mntnelle Onanie hi Scholen ans nenezer Zeit bringt Hermann Cohn.') Anaser den von niir hier nnd an anderen Stellen genannten Antoxen bringt er nooh die liitteilangen Ton Bensemann, der Ton den engüsohen pMe ickooU berichtet) dass die giOssten Laster in jeder Anadehnnng hier ihren Wohnsiti haben. Das englische Intranats- wesen sei nichts weiter als eine Easeinienmg jener bekannten Ans- artnngen des Griechentnms, nnd je eher damit anljsertont werden desto besser wei es. Durch das enge Zusammenleben von Knaben ungleichen Altera würden Yerhiltnlsse erzeagt, wie sie in dem kaiser^ liehen Born an der Tagesordnung waren. Ahnlidi äusserten sieb Fournier sowie sndere Autoren, auf die ich noch in sprechen komme, ober Frankreich; und Aber Deutsohhind schrieb der Oymnasialdirektor Schiller in Giessen, dass die Schüler ganzer Bankreihen die Taschen der licinkleider durülibohrt hatten und gegenseitig wahrend des Unter- richts die verderbliche Gewohnheit pflegten. Ob die mutuelle Onanie an sich zur Uumoseiuaiität führen kann, scheint mir zweifelhaft Es sind Thatsachen zur Stütze jener Behauptung nur in sehr geringer Zahl vorhanden, und keineswegs beweisende; diese Frage ist daher noch lange nicht gelöst. Ist auch seitens eines Knaben, bei dem sich spater konträre Sexualtnj] tinduug entAvickelt, früher viel mutuelle Onanie mit anderen Knaben getrieben worden, so dürfen wir doch nicht ohne weiteres einen ursächlichen Zusammenhang zwischen beiden Thatsachen annehmen, nicht selten mag die erstere eben doch schon vorher bestanden haben. Hinzu kommt, dass die mutnellc Onanie in einigen Kreisen *j so sehr verbreitet ist» dass, wenn aus ihnen einige Hermann Cohn: Wta kann die Sehnl« gee«n die KsitwlMtiMi der Kinder tbnn? ßeferat dem achten internationilMi h|gieilisohen KongrsM m Budapest erstattet. Berlin 1894. S. 4 -<)
    • ) Ich könne eine derartige Epidemie aus einer Berliner Schale, wo ein
    jetziger Schauspieler die mutuelle Ooanie in schamlosester Weise eingeführt hatte. Obwolil ieh dio Kan» von sehr vielen Berliaer ITnüsgien wefas, a» konnte idi doch unter den damaligen Sehfilen des 1»(nff«ndea Ojnmaaiw fon heiMv llMig«! M Wdbeni. 375 ünuiige heiTorgpliPD, dies auch ohne mfllohUoheii Zmammenhaiig mit der nratoeUen Onanie erkUrlicii ist CheTalieY,0 Krausfl,*) Appert,*) Tarnowsky^) n. a. nefamen als weiteie Onaehe dar kontrim Seznalampfindimg den Mangel an weibliebem Yerkehr an. Wenn viele müinliehe Indi^doen mit AnsaehlnM von Weibern*) lange Zelt vereinigt sind, soll es oft Mick mir mit einiger Vahiaohdnliebkiit «millelii, Aam er Oniiiig geworden ati; hiogegen weiss ich von vielen dieser Schttler ziemlich genau, dass sie jetzt ge- schlechtlich normal empfinden und vorkehren. sind mir über verschiedenp andere derartige Epidemien von mataelier Masturbation in Scholen^ Intertiatea, PtoHdeiialm n. e. w. Witoikingen gemedit «eideii. Ol» VraeUnnKhangen haben, wo ti« möglich waren, atate ergebeii, diaa ildi epiter Hut alle Sofaaiar hetavoMacneU entwickelt haben und eben nur der eine oder der andere homosoxnell wnrtl©. Es scheint übiigenB derartige Epidemien in Schulen zu allen Zeiten gegeben zu haben. Dr. Bahr dt, der kons vor Aoabmch des siebenjährigen Krieges nach Schol- pforta kam ud dort iwei Jahxe blieb, teilt mit, daes di« geiamte Enabenweit diewr FBrstensclmle Ua anf ihn und etwa drei andere von dem griechischen Laster rrfprhändet gewesen sei (Vohae /. 84. Band, R. 105). Ferner Oap. Line F< rriani: MindeijiUirige Verbrecher. Deutsch von Alfred Enhemaun. Bwlin lim. 8. 168. 0 J. Ch«Talier: Dm MiMi» de fo PenctmaUti. Vhumtim temdk^ Pityeho^hy Biologie, Soeiologie, Tfratolor/ie, Aliatation mcnicde, PayeMogi» awf- bide, Anthropologie, Medeeim judieiaiirt. Brifact du Dr, Ä, LaeattagnB, LjfW'Paris 1893. S. 199.
    • ) A. Kraass: Die Psychologie des Verbrechenü. Ein Beitrag zor Er-
    fiflwiBgweeleakoiida. Tttbingen 18M. B. 179.
    • ) 6. Appert: Die Geheimnisse des Yerbradieiia, dea yerbreoher^ nnd
    Oeflagnislebens, 1 Teil. T.ripziri: 1R.')1 S. 82.
    • ) B. Tarnowskj: Die krankhaften Erscheinungen dea Oeaoblechtssinnes.
    Biaa forensisch-psychiatrische Studie. Berlin 1886. 8. 07.
    • ) IntawiiaBt iat, daaa andi bei Dante daa Fehlen von weihliebaoK Verkehr
    alfl ürsaeha der Sodomiterei angeftthrt wird, nämlich in Vhtftrm XVJ, 87'-4ö, wo einige ipegen dieses Lasters Bestrafte genannt aind. Nepote fu deila buona Onaldradn : Ouido Guerra ebbe nome^ ed in suo püa fece col settfu) <u8ai c con la itpaJu. L'aUn ehe appnuo a ma Vomma irita Tegghiajo Äldobrandi, la mi voee N^'l r/iimdo SU tiovria esser gradtta. Ed io die poslo aon con ioro it$ &roee Jaeopo Bustieueei fui; e oerto La fUra nt^ßit dke ollre m«* mmee. Oualdrada'a Enkel ma er, weit geehrt, Hiess Guidognerra, und in c^inem Leben Tbat viel er, ao mit Singheit wie dem Schwert. Der, den nach mir den Staub du aiebat erbebeOf Iat I^gghim'o, fttr deae Wannmganif Um jatat nodi Dank dort oben aolUa geben* 376 nWiwiHwg der fliiirWnrlitflT Hl sexueller Pemiaon kommen. Diese Fom soll nioh CheTaiier, Ulriolis*) D. «. stets nur einen Torfllyeigdienden duisUer hslben und jedeimalt wenn die inssenii Teililltnisse sieh wieder indem, nomalem Oesebleolitstrieb weioben. Hierher reohnet 01ie?alier be- Bonden Fenrenionen in grossen Armeen, Sehtflbbesatinogen, Geftng^ nissen,*) Instatnten, Erriehongssnstslten nnd EnnkenhAnsenL Tor- now sky, der grossen Wert anf das moralische Kontagimn legt, er- wfihnt^ dass gewohnliob viele gllnstige Beding üb ^en xusammentreffian mflsseo, nm die Pfiderastie in Instituten m grosser Entwiokelnng kommen za lassen. Aach bei Heren kommt es tot, dass, wenn mir mlmdiefae sa- sammen sind, sich der Oeschleohtstrieb yerirrt nnd, wenn anch nur vürül)( rgehend, homosexaell wird. Zahlreiche Beispiele faierfBr, insbesondere einige von Scitz vorzüglich beobachtete Fälle, habe ich an anderer Stelle') veröffentlicht Vielleicht ist die scharfe Trennung der Geschlechter bereits ha , der Kindheit von einem gewissen Einfluss auf das spätere Hervor- brechen konträrer Sexualempfindnng; besonders zur Zeit der Pubertät ist sie nach Annahme einiger öfters die Ursache davon, dass der Ge- sohlechtstrit b des Knaben auf das männliche Geschlecht hingelenkt wird. Ich möchte diese l'rage nicht endgiltig entscheiden. Wenn wir hier eine gowisscnluifte und zuverlässige Antwort haben wollten, dium nitlsaten ^\iv feststeilen, ob junge Männer mit konträrer Sexual- empfindung auffallend häufig zur Zeit der Pubertät vom weiblichen Geschlecht getrennt gelebt haben. Ich habe diese Beobachtung nicht machen können. Andererseits wftre es aach möglich, dadoreh die loh, der mit ihm auf glfliehor OntlenituT, War BoBticacoi, tmd mein Weib vor allem War es, das (tlhlloe mir mein Unheil schuf. Der italienische Text ist nach Scartazzinis ÄtiSj:»tibo, der deutsche nach Notters Überüetzung sitiert; die letzten Zeilen beziehen sich auf Rnsticucci, der sich von seinem boten Weibe txcnneii mnsato und infolgedama der FUerastio verftdlea sein sdL
    • ) Karl Heinrich Ulrichs: Memnon. Die Oeschlechtsnatnr dM mann,"
    liebenden Urnings. Momnon. Abteilnng 2. Schleiz 1868. S. 61.
    • ) Ähnliches wurde von Berliner Oef&ngnisseu bereits früher berichtet
    Siebe s. B.: Die SlMBeDlnat und fhn Opfer. Geschichte der Pio6tittttio& aller Zeiten und VNksr mit geoansr Darlegung ihrer gegenwärtigen Form und ihrer Ursachen in Berlin, Hamborg, Wien, Paris, liOndon nnd den anderen Qrossstädten, nebst zoitgemRssen Vorfcblfigen zu ihrer Verminderung nnd Regelung. fieiMU- gegeben von einem philanthropischen Verein. BerÜn 1870. S. 287. «) Albort Holt: üntexnchuageii «her die JMh $mißK$, 1. Bind, & TnL Berlin ISW. 8. 974. Tfemnng der Öesohlediter. S77 Frage za beantworteiii dass mt nntenndhen, ob jange Mianer, die ata l^alwn in frsiaieia YwkeliT mit dam waibliolian Gesoblaoht ge- lebt baben, wenigar ala andeia bei der kontcftien Sexnalempfindmig beteiligt aind. "VieDeidit win ea wertvoll, beaondera featiDateUeD, ob in den Gagendan Amarikaa,*) wo der Terbabr iwiBoban Knaben und Kfldehan ein besondaia nngeswnngener iat» die bomoaenane Liaba weniger gadeibi Wie H. T. Finok^ bariehtett iat gerade in Amerika, wo Knaben nnd Uftdehen gewObnlicb in denaelben Sebnlen enogen werden, die Tkennnng dar Gesebleebter fiel seltener als bei nns, wo der Knabe imd aneb noeb dar Jlingling vom weiblichen TerlrebT mßg- liobat lange zurückgehalten werden. Sie iat dort ao wenig dorcbgefnhrt, daas, wie Finck meint, in den weatliohen Landschulen Amerikas jedes Mftdchen seinen 14 bis 17jfthrigen Beau hat, wovon äbrigens nach diesem Autor niemals üble Folgen beobachtet werden sollen. Es wäre eine dankbare Aufp:abe, festziistcileu, ob bei solchen Verhältnissen konträre Seiualempliudung schwächer gedeiht als sonst. Ich meine: die Moralprediger, die stets für eine möglichst lange Trennung der Geschlechter in der Kindheit und Jugend sind, sollten sich w ihl überlegen, ob sie nicht dadurch den homosexuellen Trieb begünstigen. AuchHavelock EUis'*) spricht sich mit grosser Entschiedenheit ge^en die Trennung der Geschlechter in der Schule, und zwar gerade mit Rücksicht auf den Geschlechtstrieb aus. Ein mir bekannter Herr, der in psycho sexueller Beziehung Hermaphrodit ist, d. h. sich zu Frauen und Männern hingezogen fflblt erklärte mir, dass er ent- schieden auf seine strenge Erzieh img diese eigentümliche Perversion zurückführt. Ea habe sich, so meint er, bei ihm der Geschlechtstrieb schon zeitig geregt, dadurch aber, dass man ihn durch die Erziehung ▼ollständig von dem weiblichen Verkehr abschloss, habe sich sein Gkschlechtstiiab den M&nnem ragewendet; später sei zwar anoh das Weib ibm in manchen Beziehungen als ein Beiz erschienen, aber die Neignng zum männlichen Geschlecht sei bestehen geblieben. Soott*) glaubt, daas die £inbildong (i$Hagmaikm} eine grone
    • y EnriUmt sei hier aber doch, datt auch ans Amerika in den letzteu Jahren
    pinf f^rr^s^erp Roiho von Mittr'ilnngen betraCEand die kcmtrln Seociialemiifiadiing gemacht wurde; vgl. Kiemans Arbeiten.
    • ) H. T. Finck: Bomantiscbe Liebo and persönliche Schönheit. 2. Band.
    DeotBoh van üdo Braebvogel BniUnt 1800. 8. 08. ') Havelock Ellis und J. Symoads: Das kontrlre Geschlechta^eftlhl. Deutsche Augabe besoigt iiater Mitwirkaag Hans Karella. Leipiig 1888. 8. 860. Colin A. Scott: Sex and ort, American Journal of psyeliology, Vol. Vll, Nr, 2. 1896. B. «7. 378 Traumng der GwehlBohtsr. Bolle in den meisten Fällen von InTorsion spiele. Ebenso, wie im nonnalen Leben nach dem Lesen emer Noyelle zuweilen Figuren der Erzählong nns wie als wirkliche Personen erscheinen, and wie der Leser doroh seine starke Einbildong mitoater den Qeistassnstand nnd Charakter des geseiohneten Helden annehme, so dasa er im eigenen Leben als solcher handele^ so Hege es anoh im seraellen Lehen. Sowohl das all* auhftaiige Znsammensein von Knaben nnd H&dohen als anoh der toQ- stindlge Abschlnss der Knaben von den MAdoben kOone hiena fllhxeiu S6gnin ') meint aber diesen Ponkt folgendes: tJQiumgw laprämäum JmmcmlUi** äts Mea misBim ns immsss jamaia irikmäm U mim äegri de üorruption qu$ Ja ,jmrßUU^ äes Mas oi^ Ü n*ff a giiW ssfl^ les ffmhSbn» mmt IrolAfes eomme un ^ßottmmtaü»" Allerdings inssert sieh S^guin hierbei nioht ttber danemde Folgen dieser Trsnnnng der Geschlechter in der Schule. Wohl aber thnn dies in denüicher Weise Sainte-Claire Deville^ nnd Sannii*) Unter den ürsaehen, die in Griechenland so sehr an einer Ansbrritnng der Knabenliebe btttmgen, erwihnto, wie beUtnüg be» merkt sei, E. Meier*) besonders die soziale Trennung, die daseibat im allgemeinen zwischen den Weibern und den Mftnnem bestand. Die Weiber wurden zum grossen Tei], besonders auch in Athen, den Tag über vollkommen Ton dem Manne abpjeschlossen. Ausserdem wurde es durch die ganze Art der Ausbildung der Frauen unmöglich gemacht, dass ein Mann durch seine Frau eine vollkonmiene Be- friedigung und geistige Anregung erhalten konnte, wie es doch heute oft der Fall ist. Infolgedessen wendeten sich nach Meier die Männer mehr den Knaben zu, mit denen sie oft ein geistiges Band verknüpfte. Auch für das Vorkommen der Päderastie bei dm Musel- manen vrird als Ursache mitunter die strengere Abgesohlosaenheit des Weibes im Orient angegeben. Chevalier*) nmimt mit verschiedeuon anderen Autoren als Ursache erworbener konträrer Sexnalempfindung die Fnrcht Tor an- ') IL Sdgalo: Safperü «f Itimowu mr Fümatiem äm mfimtt normaux d «mormaux. Prefaee par Bourneville. Paris 1895. 8. 809. -) H. Sainte -Ciaire De vi 11 e: De f Internat et de oon inflnmcr sur i cäucatwn. iSeancetf et tr<amtx de l'Aoademie des scunces niorcUcs et poiUiques, 18?l 2»* Mmutn, Plana 1871. 8. 100. ') Reforme de l'tminuUum rudiomilt 1888. (Naob Chevalier zitiaii.)
    • ) In Ersch- örub ers Realencyklopüdio unter dem Artikel Päderastie.
    •) J. Chevalier: Une Maiadie de ta Peisunnalüe. L' Incersion nextuUe. Psyehophysidoyie, iSodologief Teratologie, AUenatia» mentale, Psyciwloyie morbide, Anthropologie, MUtauu ptHaiaira» Pirtfaaa diw Dr, A. Lueassagne. Lyon, Fwial89a. asiB. Btedit vm hotanMxiMllem Teikdur. fittltenliflbe bei InlhoL Gtistlieben. 37d steokendeD Krankheiten beim Verkehr mit dem Weibe b.% ebenso Furcht vor Schwängenung. In dieselbe Kategorie Hesse sich wohl auch die Foreht vor Impotenz beim sexuellen Umgang mit dem Weibe einreihen. Indessen finde ich, dass das Material, das diese amgebliohen Uisaehen als thatsfiehliBh Torhanden beweisen eoU, sehi mangelliaft kt Bs besteht ans gewisseD Diogen, die tob einem Bnoih in das andern Ubergeben, aber dadoieh nieht bewiesen werden. E. HofmannO Ahrt aUeidinga den Fall an, dan ihm 1870 in Lmsbmok ein hrunineUer PIderast erfcUrte^ er werde Ton dem nor^ malen Verkehr mit dem Weibe ans Foreht vor Sohwingerong sorQck- gehalten« entgehe aber im Verkehr mit Knaben eeldier Qefiihr. In- dessen kenn doch ^e solche Angabe eines Angeklagten nicht als Msssstah rar Benrteilmig dienen. Ich will nicht die Möglichkeit bestreiten, dass in dem einen oder andern FUle die angeflQhrten Momente von itiologischer Bedentang sein kOnnen, wenn waxih nidit hAQfig; aber gans nndenkbar scheint es mir, dass ohne eine besondere Veraalagnng ein erwaebeener Mann durch den Verkehr mit dem Manne hefiriedigt w;rd, mag er ans welchen Gründen immer davon abstehen, mit dem weibfietien Gesdiledite m verkehren. Bass bei katholischen Geistlichen *) öfter Knabenliebe vorkommt, wird von einigen, z. B. E. Hofmann,") darauf zurückgeführt, dass deren Verpflichtung zum Gölibat sie die Polgen des nürmiilen Ge- schlechtsgenusses fürchten lasse, und dass sie als Ersatz dafür der Päderastie nachgingen. Es ist übrigens auffallend, dass die homo- sexuellen Akte von Geistlichen, wenigstens soweit sie zur gerichtlichen Kenntnis gelangt sind, sich fast stets auf unreife Knaben beziehen. Vielleicht ist dies noch am ehesten so erklärbar, dass die oft an das Eduard R. y. Hofmana: Lehrbuch der gerichtlichen Medizin. Mit ^ddhininigw Baftfikaiehtigimg der deataeheii und MemidiladMii 0«8ett- g»btiag. 7. Änil. Wien mii Leipzig 1885. S. 166, 170 f. VgL ndi desselben AntoTs Artikel PädeiMtie in £alenbnigi Beftl-Eocyidopädie der gcwmten Heil- kundo. 2, Aufl.
    • ) VgL Dante: U Inferno XV, 106—109, wo erwähnt wird, dass die wegen
    Sodomitmi Bertraften oft GMstUohs teieo: In SQHiina sappi ehe tuUi für eherci B kUmiH gremü « di gran fama, lyim ffi«iBMNo peoMto «I mtmdo larm. Im Qftimn waren Alk» Mbr goldot, YiA Gdstliche, geschmttckt mit grossen Ehren Ton ^eiehar Sttnd' auf Erden gidoh beschwert. 3g0 Weib eiinneniden Oesichtszflge niinyer Knaben') hier sn den per- lenen Akten ffübxen. In Being anf das Kemdbhflittgeiabde eiÜirt Karl Jnlina Webei^: Yerbote« meb nie naokend an sehen, nie an twej in Emeai Bette in ecUafen, — nie mit einem Manne an Bpiedhen ebne Hfeaehweeteni — nie mit Knaben nmaogekeni die nooh keinen Bart haben — kein weiblichee Tier in Mdneha* nnd kein mlnnliflfaee in Nonnenklltetem ni dnlden — die Leibbinden der Kaini- liner, alles dieses sptieht weit lauter, als alles gegen dieses nnnatflr- liebste nnd sehreekliehste aller KlösteigelObde.*) Wie bei Beepieohnng desCdlibata Boeqnet^) erwihntf hatte sehen der Heilige Bernhard das Einreissen der ünsittliohkelt anf den Kampf gegen die Ehe der Priester znrfickgeAhrt: ToOe de eedeakt konortibile eaimMm et Umm tmmacNlii^, wnme repUs eam €(meiAmtt/riis, meeebiiosie, aemini/luis, meUibus, maaaäorum etmeUbUeribua et <mm demque genere immundorum? In einem Bache,*) das 1795 in Berlin erschien, wird behauptet, doss aeit etwa 10 .fahren in Berlin »jene verrufene Klassen von Münnern immer mehr verschwände, die an Kupido» Altären der unnatürlichen Liebe npfrrtpn." Der wichtigste Grund hierfür sei die dem Milit&rstand zurückgegebene Freiheit, zu heiraten. : < AnflUlend ist der hohe Pkoaeatnä, der sieh unter den Laad- stieiehem der Veieinigten Staaten finden soll Allerdings wird hier ■) Min erinnere eiob, deee bei mnellen Delikten gegen Miade^lhi^ fei^ biltnigmässig oft Lehrer beteiligt sind. Ea ist di&s wahneheinUeb anf die Ge- legenheit zu hSnfiger sexueller Erregting durch das Zusammensein znrilck- xufUhren. In einer Broschttre (Die öffentliche Sittenlosigkeit mit besonderer Benehong auf BerUn, Hamborg nnd die anderen grossen StMte des lUSrdlichen und mittleren Dentedhlend«, Beilin 1869, Seite 9B) wurde duaaf Unftewieien, dass in der Männerstrafanstalt so KOhi die Zahl der w^en ünsndit veroiteilten Lehrei eine verhältnismüssig grosse war. Einmal waren niobt weniger als 15 Lehrer gleichseitig dort, am ihre Strafe zu verbUssen.
    • ) Karl Julina Weber: Die HAuberay oder geadiiehtliQh« DaiateUiuig
    der KkMtaiwWelt, I. Band. Stattgart IBie. & 887.
    • ) Vgl. auch: F. Am mann: Die Liebschaften des ehrwürdigen Paters
    J. Marcll, aus der Gegellschaft Jesu, vne sie aus den Archiven der Provinz des Obern Deutschlands in München ans licht gestellt sind. Zur Beleaohtong dos Jeenitenotdena bemesgegeben. 9. Aniage. Bern 1888. Vnner: F. Mi rate r- SeminargeheimniBse. Korioee Geaddehtn ana einem Bniehnagaiaatitate fllr Sttidierendo. 2. Auflage. München 1896. Luoien Boc^nel: Le OäÜKU eoeUtitutigue jmqu'au Ooneüe deTrmte. Paris 1695. S. Iö7.
    • ) Der Bsiadda^ eine pbidelegische, bitttniaehe nnd philosophische Dar-
    atdlnng. 9. Teil Beriin 1768. & 478. HooKMMxiuaität «uf GeiriBDinAt Oouto. 381 gende die Yoriiebe für Enabea so nähr betont Josiah PlyntO bat darAber genaneie HDtteilongen genaehi Br sefafttet die Zahl der Vagabunden in den Vereinigten Staaten anf 50—60000 und glaobt, dass unter dieeen 5--0000 homosesneUen Veikehr axuaben. Die EnabeD, die dazu dienen and bei der obigen Zahl bereits ein- geschlossen sindf seien meistens 10—15 Jahre all Hier soheint mauühes dafür zu sprechen, dass die Vorliebe für Knaben weniger einer konstitutionellen HomusciuLilitat seine Entstehung verdankt, als dem Weibermangel. Unter solchen Verhältnissen scheint in der Tliat die Vorliebe für Knaben eher yorzulLommea als die fili erwachsene Männer. Konträre Sexualempündung kann ferner nach Tarnowsky und anderen auch dadurch entstehen, dass die Ausübung der Handlung für den Betreflenden ein Berufs zweig wird: um Geld zu verdienen, wendeten sich normale Männer an Männer mit konträrer Sexual- empfindung und erkrankten später selbst an ihr. Ob wirklich bei ganz normalen erwachsenen Männern durch häufigere Ausübung des perversen Aktes aus gewinnsüchtiger »Absicht eine konträre sexuelle Empfindung erzeugt werden kann, ist mehr als zweifelhaft. Qanz entschieden mnss ich die Annahme einiger zurückweisen, dass Onanie die Ursache des perversen Triebes sei Es ist dies eine filsohe Auffassung, bei der Ursache nnd Wirtnmg Terweohselt werden; es sind eben sehr viele Urninge gezwungen an onanieren, weil ihnen eine andere Art der Befriedigung fehlt Wenn ich also auch der Ansieht bin, dasslfastorbation nicht als die Ursache des Uranismns betnohtet werden kann, so mag dennoch die Masturbation nütnnter ein begOnstigendes Moment sein. Besonders der Umstand, dass der Urning im Boginn seiner sexneUen Eni- wiekelnng bei der Masturbation jedeneit nnr an Minner denkte be- günstigt Tielleieht die kontrtie Sexnalempfindong^ da sieh immer mehr nnd mehr mit der seniellen Libido der Gedankd an Mftnner verbindet Die Onanie ist anoh bu Heterosexoalitftt so biofig, dass ans ihrem Vorkommin bei Homosesnalitftt nioht anf einen nrsleh- liehen Znsammenhang mit dieser gesehlossen werden dar! Ein Antor meint, dass sehon swei Tage alte Sftnglinge mitunter an onanieren snehen; ein Dr. M., Gewährsmann Ton 0. Jäger,*) giebt Ton sich
    • ) Havelottk BHi« and J. A.BjmoaAa: Das koatribr» Oaiolüeohtagertthl.
    Danli^ Ansgab^ keaoigt unter mtwitkong von Hans Knrella. Leipsig 1806. S 969-S76. ") Gastav Jftger: Eotdeoknitg der Seele. 8. Auflage. 1. Baad. Leipag 1884. s. m. 382 Auäfiuhweifeudeti Leben. Mlbst an, daas er «dion im Alter von drei Jahren onaniert iMbOi wobei er sieii anoh beneiit fühlte. Wer ee bestreitet, je onaniort m haben, hat ee nach Br. H. oft nar vergessen. Der sefaftdliehe Emflnss der Onanie fQr Leute, die an konträrer Sexnalempfindung leiden oder dazu disponiert sind, wird von Krafft- Ebing*) und Leopold Casper"^) betont. Nach ihnen soll der ästhetische, ideale, reme Zuls tlnrch ikii das ludividuum zum weib- lichen Geschlecht gedrangt wird, durch Onanie leicht vernichtet werden. Ebenso wie Onanie werden bei vielen Schriftstellern aus- schweifendes Leben, Cbermass des normalen Geschlechtsgennsses als ätiologische Momente fftr konträre Sexualempündung angeführt Auch Coffignon schliesst sich dem an und sagt, dass gerade in den wohlhabenden Kreisen dies oft die Ursache fttr mannrnfinnlichen Verkehr abgebe. Ich kann mich auch dieser Ansicht nicht ganz an- schliessen. Die Behauptung, dass Wüstlinge, um einen nenen Keiz zu finden, so oft zur Päderastie übergehen, dürfte kaum in dem Masse richtig sein, wie man es oft angageben findet Schrenck- Notzing meint, der Grundsatz Variatio delectai habe grosse Be- dentnng fttr das geschlacbtUolie Leben. Sicherlioh kann dies nicht beatritten werden; ob aber nonnal yerai&lagte Personen durch homo- aexuellen Verkehr befriedigt werden, und ob ana zahlreichen hetero- eexuellen Al^ten bei Heterosexuellen ein homoeenieiler Trieb hervo^ gehen kann, möchte ich einstweilen besweifeln. Ea iat auch theoretiaoh schwer möglich, einen onftchlichen Zaaammenhang iwiadhen Eieesaen dem Weibe gegenüber md dem Beetehen eines anf den Hann geriebteten Geeohleohtstriebes an finden. Wie soll ein ]f ann» der Tom Hanne eexueU abgestosaen wird, eines Tsgea Ton ihm gesoUeohttiefa deswegen gereist werden, weil er Tom Wdbe froher sehr h&nfig gereist worden ist? lob itann mir dies ebenso wenig denken, wie iob mir yorstellen kann, dass jemand, der sieh an Leekereien sn viel gegönnt bat, eines Tages infolgedessen an ekelhaften Sachen, etwa an Straasen- sobmnts Gennss finden sollta Warn ftbrigens die Behauptung jener Autoren richtig, dass aeiuelle Bxeesse behn Weibe sur kontraren Sexnalempfindung führen, dann ') R. V. Krafft*Eb ing: Psydiopafhin sc.malL'i. Mit besonderer Berttck* siciiti^'iiDg di«r iontrllroa Spxualempfiadaiig. Eine lrlima<Ji.fomn»i««AA Stoäifi. 9. Aufla^'o. Stuttirart 1894. S. 196.
    • ) Leo puli^ CAB^er: ItnputeiUia ei sleräiUis virüis. MüAchea 1890. S. 62.
    Abstumpfung. 383 kannte nna «mgeMrt den Sddnss maöheii, daB8 gcBcUeelitliohe AiusohweiftiDgeE in der maimmiiiiiliobea Liflbe dea Gflsohledlitetoieb zam Wdbe MnOberfEthien, sodan maa ein leohl beqaeme« MiM in der Hand hfttte, solche Männer zu heilen. Leider ist mir niebt ein Fall bekannt geworden, bei dem aaf diesem Wege ein ESrfolg erieiobt worden wäre. Unter den Ursachen der Päderastie nennt Stark füiner die Ab- stnmpfnng gegen den normalen Geschlechtsreiz in dem Rinne, dass die Kontraktion des Sphmclcr Cunni bei derartiger Abstumpfung nicht mehr genOgend sei, hinreichende Wollustreize auszuüben, und deshalb von solchen Leuten die stärkere Zusanunenziehung des Schliess- muskels des Afters «gesucht werde. Auch Mantegazza») meint, dass die Päderastie mit Knaben darauf zurückzuführen sei, dass manche Tndividnen während des sexuellen Aktes membrum r/uam an{fusti:<so)tc < i/'fMniclusum luiberc l oluni, und dass sie deshalb den geringen Durchmesser des Anus dem grösseren der Vagina vorziehen. Sollte dies wirklich denkbar sein, so wäre zwar die Jhcdicatio mulieris, id est immissio membri i» anum feminae erklärlich. Wie . aber hieraus eine Boiederasiia pki pueri lierrorgehen soll, das ist damit nicht erklärt Gegen die Bedeutung dieies ätiologischen Momentes spricht schon die Beobachtung, dass die PflderMtie ttberhaupt nur in der Minder^ zahl der Fälle bei Homosexuellen einen wesentlichen gesohleolitüclien Beiz ansQbt Wenn das Glied bei dem Koitus nicht eng genng nm- sdilonen ist^ so dürfte dies übrigens schon bei gsas normalen Per* sonen dsn Gennss am Beisohlaf yermindem. loh glanbe nichts dass dies nnr bei denen der FaU ist, die dnroh sezaelle Anssohweiflmgen Qbeneist sind. Hinsokommt nsch Stark anoh der Bmit-go6i des Afters. Es mag vidleieht seini dass, wenn wirkUdi einselne Leute za dieser Art der Befriedigung sich hingesogen lUüen, es sich nicht nnr nm kontrtrs Ssznalempfindnngt sondern glmehieitig nm eine weitere Perrersion des GesoUeohtstiiebes handelti die an die Eoprophagie erinnert Tarnowsky glaubt, dass manche Kinner, die an einer Hyper- ftsthesie des GescUechtsrinnes leiden, mitunter zur akti?en Piderastie gebracht werden können. Wenn ihnen ehmial die H Oglichkeit normaler ') I'aül Mantegazza: Anthropologiflch-knltnrbi<itArische Stadien üler die Gesell I er htsvcrhältnisie des Menschen. 3. Auflage. Einzig autorisierte deatsohe Ausgabe. Jena. ä. 121. 384 Oewöhntmg. Befiriedigimg UBble, so mMtnrbierteii sie vkttnAst oder wendeton neb an elnea paniTen Fftdeneieiii nm ao den nonnalen Beisohlaf IQ enetnu. loh glaube aber, dasa dieser Autor bier entsebieden m wdt geht; denn es dürfte wohl sehon bsi Tielea*) soleher Leute idobt nur eine Hjperftstbeale des Geeebleohtstriebes, sondern auch «ne Perveraion desselben Toifiegen, sobald sie, selbet bei hoch- gradiger sexneUer Erregoog, wirklich den Trieb haben, einen Hann ni ptdeiaatieren. Gley hebt beaondeia den Einflnss hervor, den die GewOhnnng an gewisse Genftsse aosftbt; er msin^ dass Sür^aenieUen BeMedigong neue Beise an^efesneht werden. Dmeh Gewöhnung an sie bQde rieh nun allmählich ein bestimmter abnonner Zustand aus und swar konträre Sexnalempfindung, wenn der neue Beiz, den der Betreffende geauclit hat, geschleclitlicliiT Verkehr mit Männern war. Auch Tarnowaky meint, dass, je häufiger der Verkehr zwischeu Jünglingtu und Knaben untereinander erfolge, um so eher sich eine konträre Sexualempfindung entwickle.*) Ich muss auch hier wiederum hervor- heben, dass ich diese Möglichkeit nicht liestreite, dass aber ein ge- wissenhaft zusammengestelltes Material zur Stütze dieser Behaup- tung fehlt. Ich erwähne noch, dass bei einer schärferen Trenannof von Perver- sion und Perversität, wie sie Krafft-Ebino^ vorL,'est:hhigen hat, maucher Autor den oben genannten Momenten nicht würde die Bedeutung zu teil werden lassen, wie es heute noch in manchen Rüchem geschieht. Es handelt sich bei mancher angeblichen Peiveraiou in Wirklichkeit nur um einen gelegeutUohen perversen Akt Der Vollstäüdigkeit halber sei zum Schluss noch darauf hin- gewiesen, dass sich ein Zasammeuiuing zwischen kdrpeiliohei Herma- I) dmb mitniitar dtt FSH ohne Bemisioa Toskommt» bestaMlts ieh vstarlieh aieht; dann kandfllt is Bi«h aber ueht an eine Perverrioii in Kraff t-Ebings ttnd meinem Sinne, sondern um eine Perversität (v^l. S. 31). Bei einer solchen Steigernng des Geschlechtstriebes kann es überhaupt zu allen möglichen per- versen Handlungen kommen. In einem Falle, der in einer mittolgrossen deutschen Stadt spielte, nnd denen Akten mir^yon der KönigUohen 8tMtNiiweltHh«ft saa Stndiiim gewfihrt wurden, gab der Angeklagte an, daas er mit einer Ziege deshalb Sodomie (^etriobcn habe, weil er geschloclitlich sehr eiregt Wir Wui geradft kein anderes Objekt zu seiner Befriodigung hatte.
    • ) Man vergleiche hiermit die entgegengesetzte Behauptung, dass durch zu
    viel Verkehr mit Weibon kantrtre Seiniileinpfinduig bei lünnem enteUihe! Die widnfliiiediendeten ftttelogiachen Uomeato Ar dieselbe werden angegeben. Scmatiwfc» Fkndo-Bmii^mtiii«. 385 pbzodiBie und kontdto Sexnalempfindnng nicht featotellen Hot Zwar hat 6I07 sein Yorhandensein bohanptet und stellte ebeneo wie Chevalier eine besondere Gruppe der kontcftien Seraalempfindmig ani^ die ftftiologisch duoh Mmatisehe Hennaphiodiiie bedingt sei Znr Untentatsnng aefner Ansieht fllhit er einen allerdings sehr merk- wordigea IUI an, den Magitot un Jahre 1881 TeiOifentUehte. Es handelte sich um eine Person, die sieh bei genaner Untersachimg der Genitalien als Mann entpuppte, deren äussere Gesohiechtsorgane aber so grosse Ähnlichkeit mit weiblichen darboten, dass sie von Geburt au als weiblich betrachtüt worden war. Sie heiratete infolgedessen einen Mann, nut dem sie sexuell verkehrte, hatte aber gleichzeitig sexuelle Beziehungen zu Weibern. Auf Grund dieses Falles machte Gley die obige Annahme. Indessen üude ich, dass, ehe man eine derartige ätiologische Gruppe aufstellt, es doch nötig wäre, die psychische Seite der Vita sextialis bei solchen In Uvi luen genauer zu prüfen, um zu untersuchen, uh wiiklich ein auscresprochener Geschlechtstrieb zum Manne vorhanden war, oder ob es sich nur um ein gleichgilti^es Zusammenleben handelte. Ähnlich liegt ein Fall, den Tourtiial') im Jahre 1856 ver- ölYentlichte; es handelte sich hier gleichfalls nra einen i\üi von somatischer Pseudo-Hermaphrodisie.*) Eine l'ersou war mit einem Manne kirchlich getraut. Der Mann übte mit der Person öfter den Beischlaf aus, wurde aber hierbei nicht befriedigt. Nachdem er viele Leute am Bat gefragt hatte, wurde schUesslioh eine offizielle Unter- suchung der ihm angetraaten Person vorgenommen. Hierbei stellte sich heraus, dass man es mit einem Pseudo-Hermaphroditen zu thun hatte, der aber Torwiegend männliche Bildung der Genitalien zeigte. Dnrcb eine Einsenkung bei dem Psendo-Hermaphroditen war es dem Manne zwar möglich, bis za einem gewissen Grad das Glied ein* zuführen, aber nicht tief genug, om sor Befiriedigang sa kommen. SddiesaUoh wurde die Bhe aufgelöst» weil festgestellt war, dass mau es bei der fragUcfaen Person nicht mit einem Weibe zu thun hatte. Merkwürdig ist deren Angabe, dass sie sexuelle Neigung lum Menne ■) Tiertoyahnselurift fttr gerichtliche and öffenüiche Medizm 188«, 10 Bd.
    • ) Der oben gnaaate IUI ist, etMoso wie die neieteB ttteren Fille ans der
    Littentnr, nls Hermaphrodisie oder Zwittertnm beschrieben. Nach neueren Porschnngen ist die wahre Herinnphrodisie beim Menschen ungemein selten, und bei weitem die meisten als iJeriuapbroditen beschriebenon Fälle sind in Wirklich- keit ab FMwIo-Bennapliioditeii sn betnebteiL Moll , koirir. Snwampfloauff. gS hatte. Da 68 aioli nim m WuUkhkdt liei dem Fitodo-Heniu^ um einen Mann handelte, so wflide bemoaexoeUe Keigong beatanden haben. Dooh fl^be ioh naoh Bnrahleaen dea ganien SUlea niebti dam die Peiaon wirUieh Neigung som Manne hatte. Ea aeheint mii Tiehnehr wahndheinlioh» dam aie dim nur yuzgab, um eine Ttennung der Ehe in verhindeni, die ihr mateiieU eine mehr geaiofaerte SMlnng gab, ala aie «mat gehabt hStte. Aueh tan. anderer Fall bietet grom« ünteieamb Er lat m Bobert Eroriep ^) mitgeteilt worden. Ea handelt aieh um eine Person, die den Kamen Marie Boaina GOttlieh ftihrte. Bei der iumeren Untersnohung der QeaeUeohtBoigane fud man eine Hypospadie, wie man de fifter bei minnficfaen Feraonfln ala Hemmungs- bildung antrifft Ein verkümmerter Penis von anderthalb ZoU Länge zeigte sich gleichfalls, und als man per antm eine Exploration vor- nahm, wurde genau der Bufuud konstatiert, wie man ihn bei normaku m&nnlichen Individuen beobachtet; insbesunderi' war dio untere Fläche der Prostata von normaler Konsistenz und Grösse. Dm vierund- dreissigj&hrige Person war muskulös gebaut und besass harte Gesichtszüge. Die Ko])fhaare waren nach Art der Frauen geordnet, von Backenbart war keine Spur vorhanden; nur um den Mond herum zeigten sich feine, kurze Härchen, etwas dichter ak sonst bei Frauen. Bie Stimme war rauh, aber nicht tief Der Kehlkopf hatte eine sehr scharfe vordere Kante, die Bildung des Schlasselbeines war m&nnlioh, ebenso der Brustkasten und die Brustwarzen. Von Brustdrüsen fand sich keine Spur, die Weichen gingen über den Rand der Hüftbeia- kftmme auf die Hinterbacken flach über, Becken und Haften waren von charakteristisch männlicher Bildung, ebenso wie Schenkel und Füsse. Der Schamberg war dicht mit Haaren besetzt, die sich aber nicht bia aom Nabel hinauf erstreckten, sondern auf die Stelle über der Symphysis ossium puhis beschränkt waren« wie bei Frauen; sie reichten aber nicht wie bei Frauen in die beiden Leistenfalten. Henatrualfluss war nie emgetreten, nur sollen im sechiehnten Jahre zu veiaehiedenen Malen und mehrere Monate hintereinander Kolik* anfille ?oigekommen aein, die für Anaetohen der aich entwickehiden Mmtmation gehalten worden. Die Fttnon hatte eich aehon vor vielen Jahren einem Manne hingagoben, ea war aber bei den Ter^ aoehen anm Ecitna geblieben, wefl der Eingang in die Tarmeintliehe ') Froriep: Beschreibung eines Zwitters nebst AbbÜdimg der Ge^chlecbta- teile deMelben. Wochenschrift für die gesamte Heilkunde, herausgegeben v<m J. Ii. Oaaper. laSB» 1. Band. SomatiBche Fseuiio-Hermaphrodisie. 387 Sebflide in eng war. Dennoch waiden die Yemelie Öfter, und nrar angeUieh mit 1>e8ondeiem Tergnflgen, wiederholt Spftter gab doh G. Ywmhiedenen HlnneRi hin. Obwohl 0., d« dimels fSr eine weibliehe Person gehalten wurde, seine Scblafetelle mit den übrigen Mftgden des Hauses in einer Kammer znsammen hatte, ja sogar mit einer der Mägde in einem Bette schlief, wurden dennoch durch weibliche i'crbonen niemals wollflsti^e GiMlaijkeü erzeugt. Kilulitliche PuUutioneii waren wuhl öfter ein^^'-etreten und auch von wollüstigen Träumen be- gleitet; ob diese sich aber auf das männliche oder weibliche Geschlecht bezogen, konnte G. nicht angeben. Erst als G. 32 Jahre alt war und nach Dresden in ein Krankenhaus kam, wurde konstatiert, dass er m&nnlichen Geschlechts sei und an einer Missbildung der Geschlechts- teile litt. G., der vullständig weiblich erzogen worden war, behielt dennoch weibliche Kleidung bei und suchte auch fernerhin zur Be- friedigung seiner Lust den Umgang mit Männern. Auch nach der Aufkluninr^' Über sein wirkliches Geschlecht soll G. niemals eine Za* neigung zu Mädchen gespürt haben. Der Autor, dem ich den vorliegenden Bericht entnehme, Froriep, halt es für zweifellos, dass G. ein Zwitter war, da hier die Vereinigung von Merkmalen beider Geschlechter vorliege. Wenn auch der Charakter des männlichen Geschlechts vorherrsche, so h&tten doch gewisse Merkmale der weiblichen Büdnng nicht gefehlt, z. B. die Bartlosigkeit, unbehaarte Brust o. s. w. Der Autor fügt ferner hinzn, dass entoohie:^pn auch die Hjpospadie als ein Übergang an weiblicher Bildung au^e£a88t werden müsse, wie aehon daraus hervorgehe, dass manche Hypospadiaci als M&dchen gelebt hfttlen. Froriep fasat feiner als Andeutung eines Obergangee xor weiblioben Nator in dem vorliegenden Falle den Mangel aller Neigong mm Umgänge mit dem weibliehen Geeehleeht auf und ebenso das Yerlaagen naeh dem GesefaleehtSTerkefar mit Minnein. Froriep leugnet gans entschieden» dass 68 sieh hierbei um eine aus der Gewohnheit heryoi^ gegangene ftlsehe Biebtung der Phantasie handele. C asper fogt in einer Anmerkung lu dem AuÜMtts hiniu, dieser FaU sei deswegen gani besondeis interessant» weU aus ihm herroighige, dass dei Oe- soiileehtstfieb nieht» wie man Mher angenommen, die wahre Natur eines Zwittern entseh^de. Man hfttte froher geglaubt, dass man nach der Art des Gesehlechtstiiebes die Zwitter bald snm mtanficfaen, bald zum weibliehen Geschlecht hhisureohnen mflsse, wihiend geiade dieser Fall lehre, dass dn snm mannUchen Gesohlecht gehOiender Zwitter in WkkUchkeit keine geacfaleehtllche Neigung fbr das Weib empfonden 85«  388 0onaftiicb0 fttudo-HtiBMiphiodlfi«. bitte. Indoswn habe iob beieita an anctorer Stelle ^ daiauf biar gewiesea, daea Theobald,*) der Göttlich ebenfiilla beobachtete, sich im GegcoaatM so Frcriep dabin insaert, daaa Göttlich mehr Trieb an Frauen als in libmem gehabt habe. Eine besondere Ansicht bat in nsoerer Zeit Debierre*) ans- gesprochen. Er cnrihnt, dass die wahre Heimaphrodisie tossent selten sei, nnd dass die meisten hierher gereehneten lUle nur Fseodo- Hennaphroditen seien; bei wahren Hermaphroditen sei dss Indivi- dnnm hi psjcho-sendler Beiiehmig nentral nnd* gleiche Meiin den Kastraten.^ Wenn ich die obigen Fälle, die teilweise gat beobachtet sind, berQcksichtige, so scheint mir daraus folgendes sich zu ergeben. Es handelt sich um Personen, die zur Pseudo-Hermaphrodisie gehören; maü hatte während der ganzen Erziehung bei ihnen ein falsches Ge- schlechtangenommen. Trotzdem ist es nicht einmal mit ahrsohelnlich- keit erwiesen, dass sich ein homosexueller Geschlechtstrieb entwickelt habe, da persönliche Interessen bei der Angabe über den Geschlechts- trieb, besonders in dem einen Falle, zu sehr mitspielten. Immerhin glaube ich, dass sich einzelne Fälle von Pseudo-Hermaphroditen finden, wo ein homosexueller Geschlechtstrieb auftritt. An audrrer Steüe*) habe ich ausführlich aber den Geschlechtstrieb der Päeudo-Hcrma- phroditen berichtet. Wenn sich bei einem Pseudo-Hermaphroditcn homosexuelle Neigungen zeigen, so kann das drei Gnlnde haben: entweder es handelt sich um ein zufalliges ZusammentreiTen, das wir aber bei der verhältnismässig grossen Zahl von Homosexuellen unter ihnen kaum an- nehmen dfirfeUf oder die Homosexualität ist bei solchen Psendo-Herma- phroditen anerzogen; dies wäre denkbar. Da das wahre Qeschlecht nach der Beschaffenheit der Keimdrdsen beurteilt wird, d. h. Individuen mit Hoden als Männer, Individuen mit Eierstdcken als Weiber an- zusehen sind, kann ein Irrtom vorkommen, wenn die ftossem Oenitslien ') Albert KoU: nntenaehnngen über die lAMio MeniaJw. \. Band, 1 TeU. Berlin 1897. S. 118. ^ Guil. Carol. Fried. Theobald: Dissertaito inauguraU» mmUeO' foretisis de Ikrmaphroditis. Cktmeiü MDCCGXXXIIL S. 26. ') CU- Debierre: J/ Hermaphrodisme. Strudiure, Fondiom, £iat psyeho- logiqm et mental, ^tat ewit el Mariage, Dangere et BenUdee. Parte 189L & 18S. Geoaoeree über den Geschlechtstrieb bei Kastraten s. Albert Moll: Unterouchnngco Uber die LMä» eeaaialie, 1. Band, 1. TfltL fierlia 18S7. B. 74—84. 8. Teil 189Ö. 8. 422—424. Albert Moli: Uateisachungeii über die Libido aejcualüt. 1. Band, 1. 3ML BwliA 1697. a lOCft Fteado-Hermaplirodisie und Homosexnalitit. a89 peoado-hennapliioditiM}]! geUldet lind. Es kann daim ein Kind mit Hoden, weil die tneieien Genitalien denen des Wdbes gleichen, ffir weiblich, ein Kind mit Eieretöcken, deeacn ineaeie GeidtaHen männlich an sein echemen, ab männlich getauft nnd enogen werden. Seihst wenn nnn in solchen Nlen die heterosexuelle Oesohlechtscichtnng eingeboren ist, wäre es doch denkbar, dass durch allerlei kOnstliche Einwirkungen nach der Gebart diese eingeborene Disposition an der Entfaltung verhindert wird,^) ganz ebenso, wie Instinkte bei Tii;ren durch Dressur umgeändert werden können. Dies wäre eme Möglich- keit, Homosexualität bei Pseudo-Hermaphrüditen zu erklären. Eine weitere Möglichkeit aber scheint mir darin zu beruhen, dass, wie wir noch sehen werden, die Horn osexu alitat oft genug als ein kon- trärer sekundärer Geschlechtscharakter aufzufassen ist Nun zeigt die Erfahrung, dass Psi udo-lJermaphroditen auffallend oft nicht nur die ansserpn Gpuitalien sexuell konträr entwickelt zeigen, sondern dass auch andtre Eigenschaften des Körpers und der Seele dem falschen Geschlecht entsprechen. „En mrme fmips, dit Geoffroy Saint' Hilairc, que les arganes sexuels j'retmeni une ressemblame plus ou moins marqiue avec ceux de Ja femme, Vorganisation tmt entiere se tnodiße dam le meme sens et s^empreint verUablement cCun caraäere feminin."^ Ein Indindnnm mit Hoden nnd äusserer weib- licher Genitalbildnng zeigt z. B. einen Kehlkopf, wie er beim Weibe Torhanden ist, Bmstentwickelnng nach weiblicher Art n. s. w. So wäre es eben denkbar, dass in solchen Fällen von Psendo-Herma- phrodisie auch manchmal die Richtung des Geschlechtstriebes be- ziehungsweise des Kontrektationstriebes einen konträren Charakter zeigt, das heisat, dass die Homoaexiialitit als einer der konträren Gleschlechta- ehanktere anfinifueen ist nnd ans derselben QneUe wie die Paendo- Hermaphiodiaie stammt, nicht aber dnieh diese bedingt ist. Diese AnfiiusDng wird Tielleicht denen am sjmiiathiscfasten sein, die die Homoeexnalitit ebenso als eine Begenerationaeischeinmig ansehen wie peendo-hermaphroditische Bildungen nnd andere Abnoimit&ten an den Genitalien. Wae die Istitere Frage betrifit, so meint x. B. Loflet*) In Besag anf die Anomalien an den Genitaloiganen, dass sie ein phjslscbee Dsgenecationsnidhen soieiif das sich boi den DegenexiBrton I) Th. Bibot: Im MaladiBt ds la PlMmnoKli. Pari» 1886. & n.
    • ) Henri Sietrd: L'AahiiiM MMilfo dam VB&piet kmuiiim. Parit
    1892. 8. S46. ') Pierre Adolphe Loüet: Des atiomaliea des organcs geniluitjc ehex les IXgSnMs. fhin fOHr k Doolont m nUdmm, Pian» 1889, 8.76. 390 Bpil«paie; AltenUOdiiBii. UUifig finde. Sie UmeD bei diesen Öfter Tor ab bei den Geeonden«  ja sogar Öfter ile bei Zoatlnden m geieCiger Stttmng, die mit De- genenllon niehte sn thiu' hKtfcen. Es giebt eine Beihe Ton Krankheiten, bei denen sich nach mehreren Autoren besonders häufig konträre Sexoalempfindang seigen soll. loh nenne in enter Linie die Epilepsie. Tarnowsky^) hat sogar ans dieser Verbindong von Epilepsie nnd sexueller Ferversion eine be- aondsfe Erankheitsgmppe ftr letstere aufgestellt Derselbe Antor glaubt dass bei einigen das Auftreten der kontiftren Seznalempfindnng als p^ehtsohes Äquivalent der Epilepsie betraohtet werden könne, nnd dass man demgemBss von einer epUeptischen Piderastie spreoiien dürüB. Er berichtet Ton einem Mann, der sonst mit einem Weibe gesohlschtlich verkehrt nnd nie eine sexuelle Penreision dargeboten hatte» im epileptischen Zustande aber, nachdem er Wein getrunken hstte, einen Ujflhiigen Knaben notiflohtigte. Der Akt entschwand dem Gedftchtnisse des Hannes vollständig, und sp&ter wurden sexnelle PerversitAten bei ihm nicht beobaohtet Im AltersblOdsinn s^ sich die von Tarnowsky sogenannte senile PSderastie Öfter; ja, es soll hier sogar die Abweichung des Qe- sohlechtstriebss mitunter des am meisten hervortretende Symptom sdn. Besonders scU eine gewisse rohe Ausdmoksweise Aber sexuelle Verhältnisse, die sich auch in Unterhaltungen mit Knaben kundgiebt, nach Tarnowsky diese Form oft einleiten. Solche Greise pflegen mitunter die Knaben in gewisser Weise zur passiven Päderastie ab- zurichten; doch soll es auch vorkomiüeü, dass bei der senilen Päde- rastie der Patient sich zur passiven Päderastie hingezogen fühlt und den anderen als aktiven Pflderasten benatzt. Es soll bei längerem Bestehen dieser senilen Päderastie Öfter zn Notzuchtakten kommen. Lange Zeit kann die Diagnose zweifelhaft sein, da sich schwerere Störungen der Intelligenz anfangs oft nicht Avahrnchtiien lassen, nnd man kann infolgedessen sehr leicht dazu neigen, einen solchen Fall zu den kriminellen zu rechnen; auch soll bei der senilon Dmenz mitunter Sadismus mit gleichzeitif^er konträrer Sexualemptindunff beobachtet werden, indem Misshandlang von Knaben als sexuelles £negang8mittel wirkt Tarnowsky: Die kimUtafken EnMamDgui im GewikMMuias. Sbie fiw«iiiMli-9S|da«triadhe Studie. Berlin 1B8S. & 91^6. 891 HoaiOMKiislittt «nf Qnmd Ton progreBsiver PazalyB« soll mltimter sdum In eiattii Stidimn auffanteo, wo dieae noob nicht m- kaiint viid (Erafft-Ebiiig). Naeh Tarnovaky mnas es besonders Yeidaoiit emgen, wenn d«r Bsfeielfond« mit einsr gsirissen Offtohoit von aeinnr gBseUeelitlidien Beftndigong spiiolit nnd sie in keiner Weise vedielnilielit; domtige Ennke soUsn nach demselben Autor ttberlianpt sdten Yenlehtsniasaiegeln treffen, die sie vor Entdeotaing sdhtttHo, and dadmeh schon Yeidacht aof peyebisohe Erkianknng enegco» Aneh CheTalier') nimmt die paralytisehe Fiderastie am Anfimg der progressiven Pualjse an, ebenso die bei der DemmtOa miÜis, sowie bei einer Reihe ?on anderen Gehimkrankbeiten, wo mitunter die kontrSre Sexualempfindimg nur vorübergehend auftrete; bei dieser c;el( gentlichen Äusserung zeige sie sich dann oft von unwider- bteblicher Gewalt. Erwähnt sei, dass, wenigstens soweit meine Er- fahrungen reichen und auch entsprechend zahlreichen Angaben in der Litteratnr, homosexnelle Neigungen bei seniler Demenz und pro- gressiver Paralyse sich auffallend oft nicht auf erwachsene Männer, sondern gerade auf unreife Knaben erstrecken. Auch kommt es häufig vor, d&ss gleichzeitig Neigung zu unreifen Knaben und un- reifen Madchen besteht, und dass sieh iüermit anoh der normale Geschlechtstrieb verbindet. Äucli Kinder mit «geistiger Entwit'kehinpshemmung neigen zu homosexuellen Akten. iS'ach So liier-) treiben die Inibezüiea oft zu zweien Üname ; ebenso kSmc bei ihnen Sodomitcrei vor. Viele Imbezille bilden nach diesem Forscher wirkliche Verbindungen unter- einander; sie wählen sich gelegentlich auch einen Idioten für den sexuellen Yeikehr ans, doch werde dieeer dann gewOhnlioh passiv benutzt. Yen den zahlreichen anderen Geisteskrankheiten, bei denen sich Homosexualität findet, will ich hier nicht genauer sprechen. Wer sich hiccfDr interessiert, findet in £rafft-£bings Baoti, JPs^ekoptMa aesDuaUa, genügendes Material
    • ) J. Chevalier: ütm MaiadU de la Persotmaiite. L'Btpersüm sexuelle,
    Authropologif, MtdfcimftidSeiain. IHfaee änDr^Ju Laeutaogne. Lifon, Pana 1893. S. 814-866.
    • ) Paul So liier: Der Idiot tmd der Imbesilie. Inn Deuteche übersetzt von
    Paal Brie. Mit eiaen Yorwort von C. Pelman. Hamborg und Loipsig 1891. & 7a 392 Aagabliobe UitMludi dw FMtfiatia in GridelienUiid. Des biBtoriflohen Interesses halber führe loh noch «ne Beihe ron nnSdiUdheii Momenten an, die S. Meiert fOr das Auftreten der Enabenliebe im alten Giieebenland ineammengeitellt hat Heier glaubt — und dasselbe wird von zaUrdehen anderen SehriftateUem gleielifalla behaaptet — dasa die Neigung der alten Qneehen, sieh in Ideinen Assosiationen snsammeDinsoUiesaen, die Liebe unter MSnnem sehr begOnstigen mnsste. Da, wo derartige kleinere Yer- bindnngen von MSnnem misstraniseh dnroh die Staatsbehörden an- gesehen worden, konnte naeh Meier die Ehabenliebe lange nicht so popal&r werden, wie in anderen Staaten. Besonden wnrde sie naeh Heier hi Athen nicht*) so allgemein, wie in anderen Iftaaten; es sei dies anf die Herrsdhaft, die l^yrannen dort ansQbten, xnrflek- sofllhren. Biese suchten nlmlkh derartige intime Terbmderungen möglichst za bekUnpfen, w^ sie ihren eigenen Start dnroh sie be» fdrchteten. Ferner wird die Gymuastik als Ursache hervorgehoben; durch sie wurden besonders schöne, blühende Körper bei Knaben und Jiiw^- lingen erzeugt, die einen ganz anderen Reiz auf den Beschauer aus- llbten, als die bei mangelnder Gymnastik erzeugten schwächlichen Körper. So wird von einigen Schriftstellern, darunter Cicero und Plutarch, angeführt, dass in Itn Gymnasien*) die Jünglinge sich zu viel einander nackt näherten und dadurch die Knabeniiebe begünstigt werden musste. Übrigens wird von anderer Seite, z. B. von Pocke Is,*) mit Rücksicht auf heterospinelle Ausschweifungen im alten Griechen- land darauf hingewiesen, dass auch das Weib viel weniger die TJmrisse seines Leibes verbarg, als es bei uns der Fall ist. „Die schönsten Büdaftolen der Griechen waren nackt; ihre schönsten M. E. E. Meier : PSderaati«. AUgtOMilie £oc> lop idie der Wisseoschaften und Künste in alphabetischer Folge von genannten Schriftstellern bearbeitet rrad herausgegeben von J S. Ersch und .T. G. Gruber. Dritte Sektion, 0-Z. Heraus- gegeben von M. H. E. Muier und L. i?. Kämtz. 9. Teil. Leipzig 1837. S. 187 f.
    • ) Von •ndflno wird, tvie im hiftoiisehea Teil gvMigt Ist^ 4u Q^gmM
    angegeben. •) Fried. Wilh. Basil. v. Ramdohr {Verius J'^mnia. Über die Natnr der Liebe, über ihre Yoredelung und Verschönerung. Dritten Teils erste Ab- teilung. Leipzig 1798, 8. 188) ist der Ansicht, dass die Gymnasien keinen so groesen Sinflnss auf die AnsUldnog der Fiderastie im altsn OrieohsBland ans- fthten; er weist darauf hin, dass bei den Weibern dieselben Erscheinnugen be- oh Flehtet wurden, sumal in Lesbos, ohne dass dieee homoeeioelle Liebe der Wdber etwas mit den Gymnasien zn thnn hatte. Kerl Friedrich Fockels: Über Oeiellschaft, QeieUigkeit ud ümgaag. L Bend. Hennom 181«. & 8S6 f. Aigttbliobe ÜiMehen der Pldmulie in GiiediMiliiid. 393 BoUerionoi durften lich Yor den Angen der ganien Nation baden oder sieh In diesem Znstsnde der ünsdnüd Ton ihren Eflnsüem be- sehenen nnd abbilden lassen. . . . Man betraebtete die sohdne Ge- stalt eines Welbea als etwas TTnsdraldiges, Heiliges nnd Gottliehes«  nnd die Orieobinnen kamen hierin dem freiem Kationalgesehmaoke so sehr entgegen, dass die sehOaera Partien ihres KOipera oft nnr wie Ton ebem Lnftgewande nmhflllt waren o. s. w.** In Dorien, resp. Sparta führt Meier als Grund die eigen- tümliche Verfassung an. Da nimlich hier die Knaben schon sehr zeitig, mit 7 Jahren, der Erziehung der Eltern entzogen wurden, bildete sich sehr bald der Brauch aus, dass sie sich einen älteren Alaun nicht nur üIs Begleiter und Freund, sondern aucli als Führer nahmen, der für ihre gnte Ausbildung Sorge tragen musste. Diese Trennung der Knaben von der Familie und ihre Annäherung an andere Männer sollen gleichfalls die Knabenliebe begünstigt haben. Endlich ^ebt Meier an, dass die edkre Form der Knabenliebe durch die Nei(,ning junger Leute zu Studien begünstigt wurde. Die Knaben fühlten sich zu ihren Lehrern sehr stark hingezogen; es bildete sieh zwischen Lehrern und Schülern, da Geldhonorare nicht gezahlt wurden, sehr bald ein edleres Verhältnis, das an Innigkeit dem heutigen Yerhiliois von Lehrern und Sohälem bei weitem über- legen war. II. Theoretisches. Im AawhlntB an die Ätiologie will ich noch einige Worte Aber die theoretischen ErklArangsversuche anfahren, die von einzelnen Forschern für die kontrare Sexualempfindung gemacht wurden. In Piatos Gastmahl wird versucht, ( ine Erklärung der kunträren Sexual- empliudun^ zu geben; Aristophanes ist es, der hier Auseinander- setzungen darüber macht Er nimmt die Erkhlruiig von einem alten Mythus her. Daroacb existierten früher drei Geschlechter auf der Erde, und zwar gab es ausser dem mf\nnlichen und weiblichen noch eines, das als Mannweib (androgynisüh) bezeichnet wird. Die Gestalt aller Menschen war aber auch verschieden; es hatte ein jeder vier Beine, zwei Gesichter, zwei Geschlechtsteile. Da die MenRcheu sich gegen die Götter übermütig benahmen, wurden sie von Zeus schwächer gemacht. Es wurde zu diesem Zweck jeder Mensch in zwei Hälften geteilt; der Mann in zwei männliche, das Weib in zwei weibliche und der Andiogyn in eine weibliohe und eine mftnnlifilie.^) Mao möge bei diesem Hythuä aus dem Altertum duan denken, dasa die uraprOnglidie iw«i((eieUedifUdie BeKluffiBiiheit des Xenaobeit beiiehii]igiw«to seisor Vorfahren heute dQMh embryologische üntflnudnillgai «in« WCNBäiflll» Stütze erfahren hat. Hermann Scheffler (Körper und Geist, Bptrachtaogen über den menschlichen Orgaaismos nnd seb VerbältniB znr Welt io physio- logischer, pathologisoher und kotmologiacher Beziehung, Brannschweig 1862, 8. 9M) meint ganule im Anaohliis« an «nilnyoloflfiaelie Tlmt«Mli«Bt «Di««« Be- tiachtung ruft sogar den Zweifel hervor, ob die zwiegeschlechtliche Zeugung be«  reits bei den ersten rndividuen des M(^n?chengeschlechts wie überhaupt bei jeder Tier- nnd Pllaazenart Torbanden war, oder ob diese Individueo, bei welchen ohne I^age di« httharan Ixlftc nnd «dbitii Organe, ttberhanpt der ganze Körp«r iMi weitem niobt io einem so b«deulaiden Marne wie heute «itwiokdt waren, nioht in ihrem Organismus die zur Ausbildung der Nachkommenschaft ausreichenden Keime selbstSndig entwickelten, was allerdings eine hermaphroditische Körper- beschaffeoheit voraussetzt, welche erst allmählich in den Zustand geschiedener Geechleohtar ttb«rgegangea ««in mSMto.* In j«B«r Zeit vom d«r Vorgang att«r- dlngB gaos gewOhnlidi gewe8«n «ein, da«« man «ich «elbet befmchtot«, iri« j«n«r Mönch, von dem Robinet, allerdinga mit starken Zweifeln, berichtet, der sich selber beäruchtet hahen stiii (A. Debay, Ilistoire tioiurelle de l'Homtne et de la Femme, depuü leur apparüion sur le globe terrtstre jusqu ä noa jours. IMxihne mkm. Fam iaea, &14D). TbeQiie det Bsmenidea. 395 HUfte anehte nim «ber die von Qu g^ramtei frflhor mit ütr wboDdene HUfte an^ aaeb der de rieb sebate. IKqeiiigeii Mioner, die einen Teil des androgynisefaen Geeddedbte büdeteo, eaebten ab andeien Tbü den wdbiieben anf ; efe wniden welUiebend* Hingegen winden die Hioner, die ans dem frObmi Boppelmaim entetanden, irail sie nnn die andeie von ibnen getrennte mftnnliebe HUft» eoobten, inaiDili^bQad. Der Philosoph Parmenides versnohte, wie Yirey^) erwtbnto, in seinem Werk siegl <pvaeaK gleichfalls eine Erkl&rang fdr die mann- mftnnliche Liebe zu geben. Nach ihm bringt der Samen dur Eltern, wenn er sich beim Gescbiechtsakt innig mischt, normale Körper her- vor. Mischen aich dagegen die SamenflQbäigkeiten nichtt so werden Wesen erzengt, die iu der Folge, gleichsam am sich das Fehlende zu ersetzen, Personen ihres eigenen Geschlechts begehren, z. B. weibische Männer, die andere Männer aofsnohen, um selbst männlicher zu werden. Ich will bei dieser Gelegenheit noch eine Erklärung' anfülireu, die, wie mir ein gebildeter Urning mitteilte, in umisflien Kreisen mitunter gcgeljen wird. Damach soll ein besonderer Einliuss der Mutter wahrend der Graviditflt^) bei dem zu gebärenden Kinde die Anlage zur konträren Sexualempfindung hervorbringen. Der Emfluss selbst soll darin bestehen, dass sich die Mutter während der Schwanger- schaft sexuell setii enegt leigt und lebhaft gesohleebtUohen Verkehr J. J. Virej: Die Ausschweifang in der Liebo uod ihre Folgen lür Geist ud Kfirpor. Oktoriich, BatorKesebiditlidh und UMdisiiusob datgeatdlt Am dem nanzSsiscben T«n L. Hermann. Leipzig 18S9. 8. 60. ") Sin umischer Patient von Krafft-Ebing machte eine Ang"abe, die mit der obijßren manche Ähnlichkeit hat; er meinto nämlich, dasa sein Vater bei der Kobabitatiua eia Mädchen habe sengen wollen, und dass infolgedessen bei dem ■idi «ntwiekebdeii niiiiiUehe& FOtm weibliche BigeoiduifteD, insbeeondeie km- ttire ScxaalompOndnng bezw. die Anlage faieizn entstanden sei. Der Eiufluss der Psyche der Eltern auf das Kind wiihrend der Begrattnng' nnd der der Mutter während der Schwangerschaft ist oft hervorf^ebot rn worden. Ohne alle hierher gehörigen Angaben für bewiesen oder ior beweisend zu halten, «rwIbiM ieb einig« als Analogie der obigen Theeiie. ZaUreiohe Ueilier geliSrigB Notisen findet man bei I.A. Liebe ault: Z7</ Sommeü, Parit 1866; femer bei Frarieres: Influenees ■matemdles^ 1862; bei Lucas: Traitr dr l'lu'rf'äite, Paris 1850, Liebeaalt erwähnt n a. folgende Fälle: Victor Ungo soll erklärt habm, er habe sein poetisches Talent dem Umstand za danken, dass seine Matter, als de schwanger war, eine lange Reise in amaeroidentlieh naleriadie Gegenden gemacht hat. Maria Staarts Sohn konnte kein Schwert aoaserhalb der Scheide sehen, ohnp nnwnbl zu werden; er aoll diese Idiosynkrasie dadurch erworhon haben, dass seine Mutter während der Schwangerschaft Eixzio, ihren Vertrauten, enteehen sab* m mit dem Hanne wünsdit» nnd swir gmd« ra der Zeit, wo sieh die OefleUeoiltsQrgiiie des FOtns entwickeln. Wenn ee aich nmi un ein mfinnliehee Kind handelt^ so eoU dieeer Binfliias sieh darin Inssem, daas die an dieser Zeit hervoigetietene Keigong der Matter nun Hann auch bei dem Fotos eine später sieh asigende danemde Neigmig nun Hann herrormlt* Kamdohr hat im voiigen Jahrhundert die homoeexaeUe Keigong lu eigrttaden Teisneht; dooh sind mir die AosfiBhrongen des Aotors nieht vollstlndig klar, sie sohonen mir im wesentliehen doeh nor anf eine ümsohreibong, nieht aber anf eine wahre SihUbrong hinaoa- lokommen* In neuerer Zeit hat Hantegazza^ eine eigentOmüche Theorie aofgesteiltb Er meint, das« der peirerse Geschlechtstrieb der TTtnioge durch einen fehlerhaften Yerlaaf der Nerven bedingt sei, indem die unter normalen Verhältnissen für die Genitalien bestimmten Nerrwi sich bei den Pädcrusten im Mastdarm verbreiteten, und dass infolge- dessen der sonst in den Genitalien ausgelöste "W oll li.st reiz bei ihnen durch Reizung des Mastdarmes stattfinde. Doch hat Kruffl-Ebing mit Recht diese Theorie bekämpft. Zunächst kounte sich Mante- gazzas Theorie nur auf die passiven Pftderasten bezieben; diese finden sich aber überhaupt, im Vergleich zu der grossen Ausbreitung des üranismus, nur selten,'-') sodass die bei weitem meisten Fälle selbst dann unklar blieben, wenn Mantegazza für die passive Päderastie Recht hätte. Aber auch dieses ist nicht der Fall. Es übt den Kelz für den passiven Päderasten das Mimihrum virile aus; eiiis immissio in rectum giebt ihm Befriedigung. L)n)iissio digitorum vel aliarum rerum würden dem passiven Päderasten keine Befriedigung gewähren, wenn er sich nicht den Mann in seiner Phantasie vorstellte. Es ist also foi diese Leute die Vorstellung des Mannes das Wichtigste; diesen EemponlLt abenidit Mantegaasa vollkommen. Wenn aber auch durch Friktion des Mastdarms ") Orgasmus ent- steht, so branohen wir nooh lange nicht an einen falschen Verlauf der Nerven an denken. Es giebt Mlnner, km. denen WoUostgeflÜü
    • ) Paul Maategazza: Aothropologisch^kulturhistoriBchd Stadien Uber die
    Gflsofal«ektmiUltoiiM dM MmsolwB. & Auflage. Bioiig Mtoririoclt dsitiohe Amgabe. Jena. 8. 190. •) Viellfifht ist Päderastie in Italien hSnfigrer ftls in Deutschland.
    • ) Von einem Urning wird mir mitgeteilt, daas eine Jmmi^sio profunda
    memAr» t» rectum kaum vorkomme, und dass die Analöffnong uiuht wMentUch ftbenohritlBtt wiide. SeznoUo Pervenion als psycluuclici Vorgaug. a97 dnroh andere peripheiisolia Baiie, i. B. dtadi IMohtee Berühren der Rückenhaut, der Fasse, ja der Stimhant bervorgemfen wird. Solkn wir deshalb annehmen, dass in solchen Fällen die Rücken-, Fuss- und Stimnerven durch t ineii Entwicklungsfehler die sonst zum Penis ver- hiiifenden Nerven seien? Die Projektion des Wollustgefühls, so weit btii einem Gemciugefühl hiervon die Rede sein kann, findet endlich auch bei den passiven Päderasten in membrum statt; es scheint, dass nnr die Auslösung des Geschlechtsaktes reflektorisch vom Rektum ausgeht. Überhaupt hat die Masturbation im Rektum nicht das mindeste mit homosexuellen Neigungen zu thun. Der Irrtum, der hierbei hftufig begangen wird, rührt her von der Verwechselung des pädtrastischen Aktes und des homosexuellen Fühlens, die nicht immer mit einander vtrbunden vorkommen. Daher wird die Onanie jter rectum oft als A uto Päderastie -) bezeichnet. Selbstverständlich kann die Autopäderastie gleichzeitig mit Homosexualität und mit Neigung zur passiven Päderastie vorkommen. Es ist dann eben die Autopäderastie als ein gewöhnlicher nutoonanistischer Akt in Er- mangelnng eines Aktes mit einem andern Individuum zu betrachten. So dürfte wohl der Fall gelegen haben, den Gristiani*) veröffent- lichte. Indessen miiss Aatopäderastie ntoht mit Homoiexiialitit la- ettnmentreffeii. Ist also diese Theorie, die die Ursache der konträren Sexual- empfindunc: m einer peripherischen Abweichung sieht, zurückzu- weisen, so kommen wir zu der Annahme, dass es sich bei der sexuellen Perversion nur um einen psychischen Vorgang handeln kann. Da die peripherischen Sexualorgane an sich normal funktionieren, so können wir in ihnen den eigentlichen Sitz der Krankheit nicht annehmen. Gestört ist bei perversem Gesohleobtstrieb nur die Art und Weise, wie die Psyche auf die Senudorgane wirkt Nun wirken auf die peri- pherischen Genitaloigane anregend alle YorsteUnngen, die den Ge- schlechtstrieb erwecken. Dieser wird unter normalen Yerhältnieeen beim Manne dnxeh Yoretellangen herroigerofen, die dae Weib mm ') Arekivio di Paychiatria, Seienxe pmaii ed AtUropologia eriminaie. 1893, fa»t, 4—5, wo titih «In Artik«! von Frig«rio: AMomaHä tmuaiif ÄvlapedmuHa 0 Bieudorumtsnw befinde! •) Andrea Cristiani: Äutojmfernsiia in un afieiutio, affctto da follia pcriodica. Arehino ddU pneopatie wsuali, VoL i, fasc. 13tl4f Luglio 1S96. 398 Oaliini ab Sita te AffaktioB. InliaU balteii, Um ürniog dnrdh aolohe^ dl« (ton Haim lietceffiBo. Es iit alio bei diesem der Binflius der Yontelliiiigeii «nf den Qe> soUsohMrieb ein reflnderter. Wir mOssen daher den Site der kontdren Sexnalempfindniig dabin verlegen, wo die Yorstettongen den Ge- soUeohtstrieb weeken; dies ist aber naeh den Ansobanmigen der modernen Physiologie das Zentralnerven^yslem, nnd awar das Qehlm. Bs ist bierbet gans gleicbgiltig, ob die VoisteUnng, die den OescUeehtstrieb enreetti anf einer augeablieUiohen Sinneswahmebmnng beniht, oder ob es sioh bei ihr nnr nm «in Bilnnerangsbild, eine Fbantasieforstellmig handelt Beide Arten Ton Yorstellimgen ver^ legen wir in das Oehim und zwar, wenn es sich nm eine bewusste Vorstellung bandelt, gewöhnlich in die Gehirnrinde, obwohl die Akten darüber, inwieweit bewnsste Vorstellungen m andereii Teilen des Zentrahierveusyst^ms ihren Sitz haben können, noch lange nicht ge- schlossen sind. Zwei französische Autoren, Mugnan und Gley, gingen im An- schluss an Ulrichs bü weit, von einem weiblichen Gehirn bei ümingen ZQ sprechen; es soll das f^nuze Gehirn dieser Leute, troti ihrer männlichen Geschlechtsorgrint , weibliche Eigenschaften haben, wodurch das weibliche Empfinden und Fuhlen, das heisst die aus- gesprochenen Erscheinungen der Effemination und d< r sexuellen Per- version erklärt würden Krafft-Ebing weist diese Annahme znrflck und stützt sich hierbei u. a. auf ein Sektionseigebnis, wobei sich das Gehirn als normal erwies. Auch bei anderen Obduktionen von Homoseinelien, z. B. bei einer, die Recklinghausen machte, findet sich nichts über Eigen- sehaften des Gehirns, die dem kontrflren Geschlechtstrieb entsprechen. Ich glaube, dass die Frage dennoch nicht endgiltig entschieden ist, ob wir beim Urning mitunter die Eigenschaften im Gehirn wiederfinden, die gewohnlich das Weibes Gehirn zeigt.*) Dass aber diese ganze Frage überhaupt nur dann in Betracht k&me, wenn sich der betreffende Mann ToUstftndig In seinem ps{jdiisGken Yer- ') Diese Frago ist deshalb bosonders schwierig zu beantworten, weil wir keine absüluten Difforenzeu zwischen männlichem und weiblichem (Tehirn kennen, diese vielmehr mu relativ sind in dem Sinne, dass wir bei einer grösseren Zabi von GeUnMn von Weibern und lolohen tob IttiuMra fewiMeDarohsehnittB* zahlen erhalten, die für beide Geschlechter verschieden nnd. So ist nach Schwalbe (Lehrbach Act Sr-mohgie, Erlangen 1881, S. i^^) (!er sa;:ittale Durch- messer des Gehirns beim Mamhp durchschnittlich etwa 10 mm grosser als beim Weibe; das Uirsgewicht des Mannes ist nach Bischoff darchhchnittlich 1363 gr, dM des Weibes IMA gr* LokftUsatioa des Qeadüechtstriebee. 399 battia ak Weib sägt, ist selbstfentiadlidi, und in diesem Sinne bat aaeh Max Dessolr die Meinimg aoi^esprochen, dass, poinüir ans- gedrflckt, ein Haoptproblam bei der Inutilnn Senudempfindang doch das sei, feetnutellen» wie die Seele eines Weibes in den Körper eines Mannes komme. Dessoir bezieht sich hier natfirlich nur aaf die Falle, bei denen nicht nur der Geschlechtstrieb, sondern auch die sonstigen Kigenächältoü deä Urnings an eine weibliche Veranlagung erinnern. Wenn wir nun annehmen, dass im Gehirn der anatomische Sitz der Homosexualität ist, so wäre zn nntersuchen, wo wir die Affektion lokalisieren müssen. E.s üpgt diese Frage besonders da nahe, wo nur der Geschlechtstrieb, nicht aber die sonstigen Eigenschaften Ver- änderungen darbieten. Ich berühre diesen Punkt, weil bei Auf- Stellung von Theorien inbezag auf Lokaiisation im Gehirn oft Fehler begangen werden und anoh über die Lokaiisation des Gesohieohts- triebes beieits Andeatongen gemacht wuden. Kfafft-*Bbing*) söUiesst aof eine nahe Ortliehe Aneinander- lagerang der sexoellen Spbire nnd der Qemchssphftre in der Gebim^ linde^ oder doch auf eine starke Verknüpfong beider dnicih mlehtigo Assosialions&sem. Bas Qeniefassentrom befindet sieh naoh Ferrier*) in der Qegend des öyrus unemaku, nach Zuekerlcandl, via Erafft- Bbing erwihnt, im Ammonshom. Erafft-Ebing schliesst anf die Naofabaischaft jener Zentren, weil der Gemohssinn mttonter hn engen Znssmmenhang mit dem Qesefaleeihtssinn steht Krafft-Ebing erwähnt eine Arbeit von Althaus,') der bei Tieren auf den nahen Zusammenhang von Geruchs- und Geschlechts- Hinn aufmerksam machte, und bringt eine iieihe Einzelheiten, die beim Menschen den Zusammenhang ?on Gernchssinn und Geschlechts- trieb zeigen. So führt er den wollnsterregenden Duft der Blumen an, den bereits Cloquet env ahnte; femer einzelne Falle, wo Manner von Liebe entbrannten, als sie durch irgend welche Geruchs- wahrnehmungen, die vom Weibe ausgingen, an dieses gefesselt wurden, wie es bei Heinrich IV. von Frankreich der Fall gewesen sein soll, ') R. V. Krafft- Ebing: Psychopnthia srrtuilis. Mit besouderer Berück- üchtignsg der konttÜLiea Sexualemplludaag. Eine klini^ch-foreiuiiicbo Studie. 0. Auflage. StnMgvt IBM. 8. M. David Farrier: Vorlesongen über Hirnlokallaatioik. DeolMhe AwgalM m Max WeisB. \^\]^7}^, TJTifl Wien 1892 S. 122 ff.
    • ) Althaos: Beiträge zur Phytiolog^ie und Pathologie de« Oifaetorim.
    Archiv för Psychiatrie. 12. Bd., 1. fl«lt 400 GesoUeohtstrieb und Geruoliuiiui. als ec noli m die aoböne Gabriele Terliebte.') Angaben ibnlioher Alt finden neb vielfsch. Cadet Devanx meintei die wollQstigBfee Atmospbllre aei die des Wetbes. Naeh G. Jäger ^} ist die liebe llber- banpt Geraohssaohe. „Wenn es gewdhnlioh doroh den Anblick einer eehOnen Frau geschieht, dass man davon ergriflfen wird, so geschieht dasselbe zuweilen durch eine melodische Stimme, einen anmutigen Tanz, aber vor allem wird uns dieser Dunstkreis bezaubern."') Schon die Alten erkannten die Wichtigkeit des Geruches fOr den Geschlechts- akt. Nach einer Sage Warden die Lemnierinoen, weil sie die Opfer für die Venus Terachteten, von der Göttin gestraft, indem sie ihnen einen solchen Gestank gab, dass die Männer sie verliessen.^) Indessen halte ich die Gründe der engen Be/aebung von Gerachs- und sexueller Sphäre tlberhaupt nicht für beweisend. Erstens kDnnen wir von einer funktionellen Verwandtschaft durchaus nicht auf die anatomische An- einanderlac^iruiiL: gewisser Zentren schliHssen. Ausserdem aber dürfen wir, wenn anch die Verwandtschaft der Geruf-hsempfindung mit dem sexuellen Triebe vielfach nicht von der Hand zu weisen ist, nicht übersehen, dass viele Gerüche überhaupt eine Beziehung zum Geeohlechtstriebe nicht haben; wir müssten also annehmen, dass nur das Zentrum gewisser Geruchsempfindungen in der Nähe des Zentrums für die Sexualempfindtiiig liegt Ferner ist die Verwandt- schaft der Geruchsempfindung mit dem sexuellen Triebe mobt grosser als die vieler anderer fiiimeaeindxQcke, und wir müssten gaai ebeiiao aof eine nahe Aneinanderlagerung des Zentrums für den sexnelleB Trieb und dea Zentnuiii der Geaebtewahmehmong nvie der Tut- wabmebmong BdUiessen; denn es kann niebt geleugnet werden, daas der Genebtenun in einein viel engeren Zngammenhapge mit dem GeseUeebtetriebe atebt» ab der GemebaomL Daa Anblieken einea OOS msagenden Welbee wird mindestens ebenso sshr den Gesebleebts-
    • ) Ich biu aber allen dernrtip-fTi histrri i l,en Ang-aben gegenüber misstrauisch.
    Der Raosalnexus zwischen üerucbäeiuwirkuug und EntstehuDg der Leidenschalt kaon zu leicht naobträglich wUlkfirliefa konstrolftit werden. Kau bimnobt nur die lebhafte Fbantaeie der MeoecfaeB in allen Oiagea sn bertelndobtigeii, die die Liebe betreffea, tun zuageben, wie leicht eia Irrtum hierbei möglich iat, sumal wenn es sich dämm handelt. <>iTio etwüt nn n-owdbnliche Enoheiaiiiig, wie £r- wouken der Liebe durch deu Geruuh zu begrüuden.
    • ) Onatav Jäger: Entdeoknng der Seele. 8. Aafl. 1. Bud. Leipzig 1884.
    8. sea ') A. Tb. Brück: De raimmpherr de Itt fmme d A M pititwiee in Caipers Wochenschrift, 1833, 2. Bd., 8. 678.
    • ) Bosonbaam /. e. S. 148^ der Autor beruft sich auf Dio Chrysosto-
    naa n. a. Theorie vuu Qall und Spnrzheim. 401 trieb in mu rege werden liseen, wie die Walunehmnug irgend eines Ton diefflm Weibe anegehenden Qernoliee; dai AnfUilen, beiepiel»- welse der Brflete, wiid ebenso nnser eexoelleB GtafUhl erregen, wie es etwa die Wahrnehmung der Hautausdfinstung durch den Qeniohs- sinn thni Earz und gut, wir müssten, wie gesagt, dann ebenso anf eine nahe Aneinanderlagerung des Zentrums für den sexuellen Trieb und des Zcntruuis lür den Gesichts- und Tastsinn schüessen. Ich halte aber diesen Scblusi für verfelilt, weil ich es überhauftt nicht für notwendig halte, dass zwei Hirnabschnitte deshalb anatomisch aneinander ge- lagert sein mQssen, weil deren Funktionen in einem gewissen Kausal- nexus stehen. Endlich aber fragt es sich, ob es überhaupt ein be- stimmtes Zentrum für die sexuellen Emiiündungen giebt, oder ob diege nicht vielmehr in zahlreichen, über das ganze Gehirn zerstreuten Bezirken ihren Sitz hLiben. Aus allen diesen Gründen halte ich eine Lokalisation des homo- sexuellen Geschlechtstriebes heute für ebenso wenig mOglich wie die des heterosexuellen. Ich habe vielmehr schon an anderer Stelle 0 darauf hingewiesen, dass es sich wohl nur um si^e wisse Leitungsbahnen im Gehirn handeln kann, die beim Uomosexaellen und beim Hetero- sexuellen Differensen zeigen. Jhn Gall,*) Sparibeim nud Foncheri die aiob ihnen aaioliloaseD, entspreduiid ilirer strengen Iio1fca1J8att<m8lehre andi für den <}eeclileo3its* trieb eine bestimmte Stelle im Gehirn sneliteiii kann niobt ▼erwnndem. Sie verlegten ihn in des Cer^Uum; nach einigen sollte man sogar die Starke dee QeeeUeohtstriebes an der Ansdehnnng des Kl«nhims messen können; diese aber soUte dnndi den Abstsnd dw J^tMessiis moBhiäei von ein- ander benrteUt werden. Wenige LokeÜBationen fand Spurzheim so sicher gestellt wie die des Zengungstrtebes {„Amatweness") im Eleinbiro. George Combe^) bat, ohne einen Beweis zu erbringen, den genaueren Sita des Geschlechtstriebes in die Mitte des Kleinhirns verlegt Spurz- heim gab den Bat, dass Leute, bei denen das Cerebellum stark ent- wickelt wfirc, keinen Beruf ergreifen sollten, der sum Gi^libat zwinge, da bei ihnen der Gesohleohtstrieb zu m&ohtig sei. ')Älbert Moll: Untersuchtuigea über die Libido »exuaii^. 1. Baad, 2. Teil. Berliu 1898. 8. 333. ^ G alle Lehre ttber die Verriehtongen dee Oehims. Naoh denes in Drsiden gdiatleaen Verlesnngen in einer fasslichen Ordnung' mit trewisHenbafter Trene dargestellt von Karl August Blöde. 2. Auflage. Dresden IBW. S. 63. ') George Combo: A System of phrenok^y. äixih American £düion, Boaton 1851. 8. 112. Moll, KoBtr. SKailMtfSaSimtf. 402 Von vmehiedfliMii Autom, i. B. Bodolf Leabntolier') Irt Mhon Tor Uqgvnr Z«t dieie Maiiiiing auf Qnnid timt*ohlieher Beftmd« Ar ixrig «rklirt wordsn, und llinluli luit ddi mob Eftr") «ugMpioelwn. Dm AviflUintiigeii B«B«diktt*) Ub«r die LoUÜMtioa dM kortUulen GesoUflolittlebeni m diu liiik«i OoQipito»T«iiiponiI]app«D bedllzfivi wobl kaum «nw «mUn bitik. Eine besondere Thiene hat Gustav Jäger*) aufgestellt; sie entspricht seinen Anscbuuungen über die Wichtigkeit des Gemobes. Nach Jager beruht die Homosexualität auf einer angeborenen Speoi- fitat der Seelensto£fe ; sie sind bei dem Homesexuellen derart be< schaffen, dass sie mit den Seelendüften des Weibes in entschiedenster Disharmonie stehen. Das Weib riecht den Urningen am ganzen Körper übel, msbesondere die Brüste und der Schoss ; sie können das Weib also anmöglich als Objekt zur Befriedigung ihres Geschlechts- triebes benutzen. Hinc^egen stehen nach Jäger die Seelenstoffe der Homosexuellen in Harmonie mit Persünert des pleicben Geschlechts. Diese Theorie von Jäger ist auf der nchtigen Beobachtung aufgebaut, dass der Geruch des Weibes dem Urning unsympathisch ist Dennoch mosste Jäger erst beweisen, was er keineswegs gethan hat, dass der Oeraolisaiiin allem den Geschlechtetneb bedingt Dieser ist vielmehr Toa anderen Simien» beispielsweise vom Gesicht und Taetaiim gaos ebenso abhAngig wie oben amemandeigesetit ist £rafft-£bing sadit vom ätiologischen Standpunkt aas die konträre Sexualempfindong in erkliren. Br meint» dass die eingo- boiene k<mträre Senutlempfindong auf dem Woge der Vererbung entstanden sei Er Tonnntet nflmlioh, dass der Aseendent vielleiGht die kianUiafle Neigong zam eigenen Qesdileoht erworben kabe^ nnd diese dann als eingeborene kiaokkafke Eiseheinnng bei seinen Naohkommen anflzete. Da die kontcflre Sexnalempfindmig in der That mitonter bei potenten Leuten Toikommt» so ist die Theorie Krafft-Ebings m beAoksiohtiigen. Sie basiert natflrliok aof ') Leabnacher: Pathol^rrie und Therapie der Qehün-Kiaiikheiteii. Fttr Ante nnd ßtadiereade. Berliu lö^. S. 80 f.
    • ) A. Bir: Der Yerbnohar in andixopologischer BeiidniBg. Leipzig 1886.
    8. 19. ■) M Benedikt: AnthropologiBohtt BcAmde. Wiener modiBiMw Btttter. 1891, Nr. 1 (von B^t zitiert). ^> Gustav Jäger: Entdeckaug der Seele. 3. Aufl. 1. Band. Loipsig ISM. 8. S66. KraSt-Ebings Vererbmigsiheorift. 403 Darwins Ansdhammgen. Darwin hat aUaidingB in seinen Werken, ' soviel ich finde, nirgends etwas Ton kontrifcrer Sexaslempfindung oder Terwandten Eiseheiniingen erwilint Dennoob steht Eralft^Ebings Theorie ganz im Einklting mit Darwins Lehren von der Yererbtmg. Darwin sagt'): »Ich habe von anthentisohen Fällen gehört, in welchen eine Sucht zu stehlen und eine Neigung zu lügen durch i'amiiicn selbst höherer Struiilc hindurch ging, und da das Stehleu ein 80 seltenes Verbrechen in den wohlhabenden Klassen ist, Sü können wir die in zwei oder drei Mitgliedern derselben Familie auf- tretende Neigung nicht durch eine zufüliige Koiiicidenz erklären.* Gewiss können wir Analoges auch von der konträren Sexualempfindung sagen, wenn sie auch nicht bloss in höheren Ständen vorkommt. Wenn man schon eine solche Neigung zu stehlen für erblich hält, dann wird noch viel weniger Veranlassung vorliegen, die Erblichkeit der Homosexualität ohne weiteres zurückzuweisen. Der Umstand, dass sich viele Homosexuelle nicht fortpllanzen, kann aus verschie- denen Gründen, die ich an anderer Stelle') auseinandergesetzt habe, kein hinreichender Grand sein, für manche f'ftlle nicht doch das £rerbte anzunehmen. Einsehie kasuistische Mitteilangen sind geeignet» Erafft- Ebings Theorie zn stützen. So bezieht sich dieser Autor auf einen Fall, wo ein kontrar sexuell empfindender junger Mann mit voller Sicherheit behauptete, dass sein eigener Vater gleichfalls Umingsnatnr gehabt habe. Ein anderer Patient von Krafft-£bing macht die inunerhin interessante Angabe, dass sein Vater ^e sehr anflUlende Vorliebe für schöne Bediente gehabt habe. Herr N. der in der Yorrede genannte Urning, sdireibt mir Aber diesen Fonkt fidgendes: habe ans der Blbliathek meines ▼erstorbenen Vaters eine gsnse Beihe Bttoher ftr nuoh heransgesnoht. Mdn Vater maohte dann nnd wann Bandbemerkmigen in sdnen BAohem; was mir aber anffielt ist der Umstand» dass die Band- bemerkongen gans besonders xahlreioh an den Stellen sind, die Ton kontiftrer Senalempfindnng handehi. Mein Vater bat innerhalb weniger JTabre fünf Kinder gesengt, war also sweiMoe potent; ich will anoh nicht bebanpten, dass mein Vater selbst perrers war. loh ^ Gbarl«8 Darwia: IMe Abstammmg des MMSoben und die genhlAolit' liebe Zuchtwahl; a, d. Bug! Ton 3, Vietoi Oarns. 8b Aufl. Stottgvt 1878. L Band, 159. ') AI bort Moll: IJütßTmchvagen iiher Libido $txuat4». 1. Bind. 8.TelL Berlin 1898. 8. 406 ff. 98* iU4 venmite iber, dm ein mte AnTenvandter MXoeE kontrir fflianlagt war, und dam dcahalb diaaea Gebiat maineD Tatar iMMndaia mteieaBiaita. Gans basondeia wichtig iind abar Flllab die Lncaa') anüBlirtk wo ai tkk um Yezerbimg dea Hangea aar Fideiastia bandalt Ein Koch Toa seltener Begabong fta sein Fach hatte steka eine an Baeerei grenzende Zaueigung za Fraaen, hierzu geaellte sich noch eine Neigung zur P&derastie; ein unehelicher Sohn von ihm hatte merkwürdiger Weise ebenso wie sein Vater eine Neigung zu beiden Ges blecliteru, obwohl er vom Vater entfernt lebte, ja dieäeu nicht einniLil kannte. Es sei ferner bei dieser Gelegenheit bemerkt, dass die (S. 06 erwähnte) Erkrankung der Scythen nach Herodot^) gleichfalls für erblich galt Wenigst<3ns heisst es bei ihm: „Die Göttin Venus sendete denjenigen unter den Scythen, die ihr Heiligtum in Askaion geplündert, sowie deren Nawshkomrnen, die thrjXnn voC-aog" Weiteres Material für die Erbhchkeit der kontraren Öexuai- empündung liefert das Vorkommen derselben bei anderen Bluts- verwandten : hierher gehören insbesondere auch Falle, wo sich bei Brüdern konträre Sexualempündun^^ zeigt. Ich weiss mehrere Falle, wo Brüder gleichzeitig an konträrer Sexualemphndung leiden. In einigen andern mir berichteten Fällen sind mit einer gewissen Wahr- scheinlichkeit bei Geschwistern oder Eltern homosexuelle Triebe an- zunehmen. In mehreren Fallen wurde mir von M&nnem mit konträrer Sexnalempfindang eine voUständige sexuelle Anästhesie von Brüdern und Schwestern angegeben. Es findet sich auch in einzelnen Fällen die Angabe, dass Schwestern gegenüber den Huldigungen der Männer- welt eine unmerhin ganz nngewöhnliche Gleichgiltigkeit zeigen. In einem EaUe Erafft-Bbings wird mitgeteilt, dass die Schwester dea Patienten lUnnem gegenfiber halt sei» dass sie aber in eimwlne ihrer Freundinnen geiadesQ yerliebt ersdieine. Anoh sind mir FUla bekannt» wo andere paOiologische aazneUe Pei^ f arsionen bei mehreren FamiKenmitg^edem vorfcommeiu Ein Patient mit SadismnSt dessen Enmkengesdiicfata Erafft^Ebing nnd apttar ich selbst rerOfliBatliehtei hat einen Bmder, der gleiahfidls sadistische <) Prosper Laeai: IhUU pküonfkiqm ef pAytvpfaytfiie it VBMgiU fuOuntte dans k» t^at» de Sanli d- de McUadie du Systeme nerretix, arec Vappli- ention mHhoiUqtic des lais dr la procreation au traitemetü gcmral de» affoetüm» dorU eile est ie principe. Tonte pr emier, Paris 1847. S. 479 L
    • ) fierodoti Gceduohte, 1. Bnobi 105. Xap.
    405 Neigmigeii hat Wlhnnd der «iiie iMsonden gern das Wdb sebligt, 10 dass «8 Tor Sdhmen sobiait, liebt der andere es, daa Wdb mit wSmsm Samen im Genoht an besudeln, was er öfter geühan hat; es gewfthrt ihm ein GefUil der Beftiedigong, wenn das Weib bierflber weint AhnUoh liegt ein Fall Kr äfft- Ebings, wo sich gleiohfiyis die Veierbong sadistisdher Keigongen ae^ Der Mann hat dentlidie gesehleehtliehe Begtmgen, wenn Hühner abgestochen werden; sein Vater hatte eine Leidenschaft dalllr, M&dchen nnd jungen Frauen die HInde fest msammentnbinden.') Bibot,*) der einen grossen Wert auf die Erblichkeit legt, betont insbesoadere erb- ^ohe Übertragung Ton Abnonnitlten des Gesehleofatstriebes; er ftihrt als Belag biecfilr lahlieiche Namen an, s. B. Alexander Tl.*) nnd seine Kinder. Ähnlioh sprach sich Toulouse') aus. Freilich bringt Erafft-Ebing seine Theorie mit grosser Reserve und stellt sie nicht als etwas Sicheres hin. Es wäre als Einwaüii dagegen die Frage zu berücksichtigen, ob das bisher vorliegende kasuistische Material zur StüUb üitser Theorie ausreicht. Ich glaube, dass, wenn wir die Häufigkeit homosexueller Neigungen berücksichtigen, doch die bisher vorliegenden Mitteilungen über Vererbung einstweilen noch in zu ge- ringer Zahl Torhanden sind. Erwähnen wiU ich Doch, wie nch na Homoseicnellsr fiber die V«r- erbnngsftage insaert) inmal da «r flüdgermaswn digektiT ftb«r die An- gal«giDh«t im aUgememen dwkt «Homosexuelle betrachten mit kaom einer Ausnahme sich als di«  Opfer der Erblichkeit, und wenn ihnen die geschlechtliche Perrersion auch nicht vererbt sei, so glauben sie wenigstens, dass ihnen die Neigung dazu durch die Geburt eingepflanzt sei. Ich kenne meine eigene Familien- geaohiohte sehr genaui aber ich weias ?on Iceinem anderen Mitglied der ') In der zweiten Auflage von desselben Aut rs „Nrnpn Forschungen* findet sich die Angabe eines Stiofelfetischistcn, dass sein Bruder und w^hrHnheinlicU auch ein anderer Verwandter die gleiche Perversion habe. In einem mir be- kannten Falle von St&eiblfefciaehiflmna ist ans mehreren Oründen der Yerdaobt gerechtfertigt, da« die Qeechw ister gleichfalls sexuelle Perversionen haben.
    • ) Th. Bibot: Die Xrbliohkeift, Deutsch von Otto Hotaen, Leipaig lS7d.
    S. 104 f.
    • ) Der Papst hiess ursprünglich Köder ige Borgia und stammte durch
    aeiiie Mutter aua dem GeseUeohte der Boigla ab, deren Familiennamen er an* nahm. Alexander war als Kardinal und Papst dnrch sein ansadhveifsndes T^bf>n berflchtigt; uuter seinen Kindern sind au bekanntesten Cftaar Borgia und Lncrezia Borgia.
    • ) £donard Toulouset Lu Cause* dtiaJMie, PropkyUme et ÄmüUmetf
    Birül89e. B.S7. 406 Schopwnlmwra IhMnie. Familie, wo homosexuelle Neigongen bestanden. Der Vater meines Vaters war ein sehr leidenschaftlicher Mann und bat viel mit Frauen verkehrt, selbst noch nach seiner Yerbeiratang. Meines Vaters Liebesempfindungea waren gleichfalls stark, und ich habe gehört, dass er, wenn meine MTiüer in anderen Umständen war, mit anderen Frauen zu verkehren püegte. Der Vater eines Freundes von mir hatte auch starke Neigungen zu Frauen. Ich glaube, dass sein Vater konträr sexuelle Neigungen hatte. Ein anderer Freund hält es für sicher, dass sein Vt*Ler auoii homo- sexuell war, und ein weiterer hat ebenfalls Gründe zu glauben, dass ■da Ttttor IfiiiiMr fiabteu Ish ktaiw mam kooMir StxaalliD, cöimii tos lifliniateii Htaik mit 9 Kind«!», deflsan Sltestw Bohn gleidUMls homo- Benell ist Einige udere bonuweiuelle Mfianer lubeii mir enBUt» dass Qm Yftier Uumer Toa starksn MziMUeD Heigangea warai. Ob nna die Homoienudiiftt dazdli Mliehknt dimkt flbatngen wiid oder mM, die Homoeutoellen glaobea jedenftlls, dasi der Haag dam ererbt tat* Nach ErOrterunr^ der Vererbungsfrage will ich noch kurz auf die dem Darwin isimis in nnincher Beziehung entgegengesetzte Theorie von Schopenhauer hinweisen, die bereits im historischen Teil S. 8i erwähnt ist. Sie sieht wie in allem so auch in der homosexuellen NeiguDg einen bestimmtin Zweck der Natur. Schopenhauers An- schauung ist in einer ausführlichen Besprechunt,' \) seiner Arbeiten mit Kecht bekämpft worden. Die allgemeine örtliche und zeitliche Ausbreitung der homosexuellen Liebe beweist nach Schopenhauer, dass sie aus der menschlichen Natur entspringt. Er erwfthnt des Aristoteles Behauptung, dass lUbiiier von Mitte der ftüfinger Jahre ab schwächliche Kinder zeugten und daher das Fortpflansaiigsgeschäft am besten aufgäben. Um der Erhaltung der Gattung zu Hilfe zu kommen und das Entstehen elender Menschen zu verhindern, wandele die Natal in jenem Alter den Trieb zum Weibe in die homosexuelle Neigung um. Ih der erwShnten Beapreehnng wird dea Philo- sophen fiehanptnng mQokgewiesen, daas Hinner in den Anfiager Jidiren kräftige NaoU[onimen nicht nllten lengen können* Was aber die HanptMebe ist» so irrte Sokopenbaner darin, daaa audi in dem höheren Hanne»- oder Greisenalter gewöhnfiob homeeemelle Neigungen lägen; wo diese beatehen, da sind sie Tielnulir, wie wir gesehen
    • ) Psyche. Zeitschrift ftir die Kenntnis des menscblichon Seelea- wd
    Gei-tr-slcVien'^'. Von Lndwig Noack. 8. Band. Leipzig 1860. Der iihcj nn«er Thema handelnde Artikel ist überachrieben ,Die Mtiister Weiberfeiud und fVauen- lob". Der ordinäre Ton der Besprechnngf der soweit goht^ Schopenhauer dnnb d« Yoiwnrf der FMerasHe iMnimiaetseo, Terdleiit den adriMBten T»flel troti der sachlich riehtigea Aeafthning«!!. 407 liabai, meist schon in der Kindheit vorhanden. Wenn sie aber erat in den fÜnfiit^ieT Jahien oder später entstehen, haben wir viel eher die Benolitiguig, an eine beginnende Qehirakrankheit zu denken, ak das Symptom fta ein normales nt halten. Anf derselben inigen Venmaseteong ide Sebopenhanere Anr flieht basiert die Ton GynrkoTecbkyO ^ neuerer Zeit aosgesprooliene. Er meint ninüicih, daaa nnter nonnalen phyiiologisehen Yerhfiltniasen im apateren Ifannetalter der Geaehmaok Terdorben werden Der Mann sei dann nieht mebr ao wihleriaeb nnd Terkehie mit Personen, die er frflber entaohieden snroekgewieaen haben wtlxde^ aodasa er in Besng auf Sauberkeit niöht mehr die firOhezen Anspraehe stelle. Bieaea physiologiadhe Niedergehen des Geaehmadks ist nach GynrkoTechky die üraaehe davon, daas sieh so hftnfig perverse Geaehlcohta- empfindnng entidekelt In dieee Gruppe gehören naoh dem genannten Antor alle jene Individnen, die, nachdem de Jahmhnte hindurch sich ganz normal gezeigt haben, später ala Piderasten, Exhibitioniflten oder dergleichen krimineU werden. Nach diesen ErOrterongen irill ieh im folgenden noch einige all- gemeine Angaben daxflber maehen, wie loh mir die kontrftie Sexnalp empfindnng tbeoretiseh voiateHa Die meisten ErUirnngen kranken daran, dasa sie nieht gentigend den normalen Geachlechtetrieb und die Analogien der senilen Perveraionen mit anderen Fonktionen be- rfleksiehtigen. Dies ist aber notwendig, wenn wir den pathologisehen Ideb einigezmassen begr^fen wollen« Frdlieh wollen wir anefa die ErklftrangSTersnehe betreib des normalen Tiiebea in ihrer Bedeutung nicht flbersdiitBen, da aUe, die für diesen uid'fllr die Liebe ge- geben wurden, mangelhaft sind. Weder die Behauptungen, daes das Gleiche nnd Ähnliche sich aobnohe, nooh die, dass Entgegen- gesetztes sich Sache, können genOgen.*) Ich") selbst habe versucht, in einer Analyse des Geschlechts- triebe« seine Entwickelung in der Stammesgeschichte zu verfolgen; wenn ich auch nicht glaube, damit eine endgiltige Erklärung gegeben Victor y. Oy urkovechky: Pathologie and Thcxapia der mSmütohen Impotenz. Winn nnd Leipzig iaS9. S. 97 f ^) Näheres hierüber bei Gustav Teichmüller; Über das Wesen der Liebe. Leipzig 1879. S. 17 II.
    • ) Albert Moll: Uatanadivngeii Uber die IMh MmaUg, 1. Baad, L TtSL
    BfliliBlfla7. 8.SB-4S. 408 Molli Theorie. zu babeD, w ist doeh vielleicht das von mir gelieferte MateiiAl für eine Erklärung mit yerwendbar. Immerbia rnftSMi wir stun Yer- iMndnis des bomosexuellen Triebes vom beterosexaellen ausgeben. Wie wir fisrner beiftcksicbtigen mOssen, sind die Scsoheinangen der flomosexualität so Teraoliiedenaitig, dass man aohon o priori auf eine einheitUohe ErUänmg aller dieser Enoheintmgen niobt wird leolinen dttrdn. Die Idebe Ton Knaben -an anderen Knaben in der Zeit der PnbertAt iet etwas gani anderes als die Neigong eines Sftjflbiigen Mannes sn dnem Manne desselben Alters. Ebenso ist die Keigmig eines Mannes Ton 40 Jahren zu einem Knaben von 16 Jahrsn bftnm in derselben Weise zn erkliien, wie die an einem SSjibtigen MannOi Ich gtonbe, es wird gat sein, m Beginn der BiUftrong so* niobst fügendes festrabalten: Wir dürfen annehmen, dass bei der sexoeUen Amdehong des Mannes dnroh das Weib nnd des Weibes dnroh den Mann Heise in Thltigkeit treten, die bei beiden Oesehleohtem verschieden sind; denn anders wfin es nicht denkbar, dass der Mann durch das Weib und nicht dnroh den Mann, betiehnngsweise das Weib dnroh den Msnn nnd nidit dnreh das Weib geschlechtiich erregt wird. Wenn wir nnn snnehmen, dass die beterosexuelle Erregbarkeit dem normalen Menseben eingeboren ist, so müssen wir weiter annehmen, dass eine Fähigkeit dem Menschen eingeboren ist, auf die Kelze des andern Geschlechtes sexuell zu reagieren. Die Reize, die in dieser Weise einwirken, haben durch die Kultureinflüsse fortwährende Änderuuguu erlitten. Die Reize, die auf den Gesichtssinn treöen, sind beispiels- weise durch die Kleidung und allerlei Toilettenkflnste zum grossen Teil verdeckt worden.') Während wir ferner wissen, dass in der Tier- welt Mannchen und Weibchen sich oft durch den Geruch sexuell erregen, sind die Riechstoffe beim Kulturmenschen zum grossen Teil durch die Kunst, Parfüms, Waschungen u. s. w,, unwirksam gemacht. Dadurch, dass sich diese Abänderung und Verflccknng der natürlichen Reizmittel in Tielen und fielen Generationen immer wieder- ') Willinm Marsball (Plaudereien tmd VorUügre. 2. äammlong. Leipzig S. 227) moiut in eioer Abhandlang Aber die Trachten der Menschen, dass Aer Kaiudi du fj^fUieh Toffhandctte oder aadi das nur «ngebUdete Mtltflda mwdi einer Tkacht auf zweierlei Weise befriedige : entwodur er verindort körper- liches, ihm von der Mutter Natnr frp>>nfpiii?»'< nnd gfSf'ebenes nnd nHtzt es nach seiner Weise aus, oder aber er oimmt Fremdkörper, Stoffe irgend welcher Art, um sie irgendwie mit seinem Leibo in VerbiDÜnng sn bringen, er sobaflt sich eine Klridiinfp. BeidM ist, wie auui äeht, ein Altgehen von der Natur nnd dn mttel, die Einwirtnng der nalurlidiett Beiie xq endiiraran oder m teiliindenk MoUi Ilieorie. 409 holte, konnte es kommen, dass die Fähigkeit des Meneohen» anf die natfirliehen sexuellen Reize des andern Geschlechts za leagieren, im allgemeinen eine Absohwachnng erfulir. Dadurch erklftrt es sieh ancb, dass in so vielen Fallen das nackte Individanm keinerlei sexuellen Bdi ausübt, wolil aber das bekleidete. Wenn nun in dieser Weise sehen im aUgem^en die FUügkeit» auf die natfirliehen Beise des andern Gesehleehts in reagieien, abgesehwXoht ist^ mrdea wir es ims denken können, dass sie in einsefaien konkreten Fallen noeh stärker snifiektrat oder ganz versohwand, nnd dass dann ZofiUle im Leben eine BoUe spielen rar HerbeifUming einer bestimmten Biobtnng des Qesehleehtstiiebes. Wir haben dies insbesondere anch bei Fallen von Fetisdhismns sn beroeksiehtigen. loh halte es aber ItLr wahr- seheinliob, dass irir den Yerlnst oder die Abeehwaohong der ein- geborenen heterosenellen BeaktionsfUilgkeH auch in einidnen Fallen annmehmen haben, wo deh der Gesehleehtstrieb anf das mannliche GeseUeeht riohtet Lnmerhin mOohte ich diesen ZnAIlen im Leben doch nnr dne begrenste Wirksamkeit msefardben. Schon der Um- stand, dass flberhaupt der Gesehleehtstrieb sieh anf ein anderes Individnnm richtet, zeigt eine maehtige, eingeborene Disposition an, da der Yerlnst der heterosexuellen Reaktionsfähigkeit ja sonst ein- fach dazu führen müsste, dass der Geschlechtstrieb nur noch als ein organischer Drang zur Entleerung des Samens empfunden wird, nicht aber, dass er auf eine andere Persun sii Ii richtet. Das heisst, wenn ich auf meine früheren Austinandersutzuugen liber den Geschlechts- trieb zurückkomme, so würde die Folge die sein, dass der Detumes- cenz trieb als ein isolierter Trieb zurOckbleibt, nicht aber der Kon- trektationstrieb auftritt. Der Umstand, dass überhaupt der Geschlechts* trieb sich auf andere Personen riohtet» weist zunächst auf eine ein- geborene Anlage hin. Zu diesen Erwägungen bctreflVnd die Abschwächung der ein- geborenen heterosexuellen Reaktiülislähigicoit kommt aber noch ein zweiter Umstand, auf den hingewiesen zu iiaben wesentlioh das Ver- dienst Krafft-Ebings ist Wir haben im ersten Kapitel (S. 3ö) gesehen, dass bei dem homosexuellen Trieb lediglich der eine Bestandteil des Geschlechts- triebes, nämlich der Kontrektationstrieb, abnorm ist, die peripherischen Vorgänge an den Genitalien aber dieselben sind. Der normale ManUi 80 sahen wir, hat einen heterosexuellen Eontrektatlonstrieb, indem er dnrch die apenfisehen Reise des Weibes dazu piptrieben wird, dieses sn berflhreD, sn nmarmen nnd bei ihm schUesslieh seineUe BeMe- 410 FttiiiiiiniiiB und HMkidinnMi» diguDg zu suchen. Er ZMgifirt auf die heteTOsexaellen Kelze, der bomosexaelle Mann hingegen aaf die Beize des gieichen Geschiechta. Wir sahen ferner, dass der heterosexnelle Eontrektationstrieb 20 den •ekondären Geschlechtscharakteten zu rechnen ist W&hrend unter normalen Verhältnissen ein Mensch mit Hoden die seknnd&ren Ge- sohleohtscharaktere dee Mannes hat (Birt, mftnnliobe Kehlkopfbildung, mtnnliche Skelefctbildiuig) giebt es einige mit nonmlen Hoden ver* Sehens Menschen, bei denen dies nieht der IUI ist, bei denen Tiel- nflhr die seknndiren Gesehleehtsohanktere mehr oder wnnigsr weib- liflher Nntnr sind. Man nennt einen aolehen Znstand Feminismns, ebenso wie der nmgekebite Znstand, bei dem ein Weib mlnnliehe sefamdire GeseUeohtsehanktere hat, als Masknlismns*) beaeiehnet wnd. Dass hierin aneb p^yehisdhe Bigensohaften geboren, kann niebt be< zweifelt werden. loh will gar niebt anf den Streit aber das stlrkere Vorwiegen der Intelligens beim normslen Mann und des Qeftlbls- lebens beim normalen Weib nfther euigehen. Am denüiehsten sehen wir diese seknndiren psyehischen Qeschlechtsehaiaktere bei manehen Tteren ansgebilde^ ieh erinnere an den Bmtinatinkt der weibfiehen Vögel, an den l^istinkt der Mntteiüebe hei wdUldien Singetieren» an die Kampfinstinkte der Minnchen, aber andi an die Bmtinstinkte mancher mftnnlichen Tiere, z. B. einiger Fische. Jedenfalls finden wir, dass hier psychische Eigenschaften za den seknndftren Ge- schlechtscharakt ren gehören, und in genau derselben Weise haben wir zu dieseü sekundären Geschlechtscharakteren, wie schon mehrfach angedeutet, den heterosexuellen Geschlechtstrieb zu rechnen. Vor- aussetzung hierfQr ist natürlich, dass wir die Disposition far den heterosexuellen Tri eh beim normalen Menschen als eine eingeborene ansehen und dass wir nicht etwa nach dem Beispiele Meynerts') glauben, dass der heterosexuelle Trieb eine erworbene Fonktion darstellt. Nun nimmt Krafft-Ebing an, dass entsprechend der bisexuellen nrsprtlnglichen Anlage des menschlichen Embryos die sekundären Geschlechtscharaktere beider Geschlechter in latenter Form beim Menschen bestehen, dass aber bestimmte Umstände deren Kntwicke- long Tcriundein. £r Tormutet z. dass die EntwlokeloDg der£Ler> ') Ch. Fere: Nervenkrankheiten nnd ihre Vererhnnf?. DeutBOke Ober- Ktzoug yon Hubert Schnitzer. Berlin 1896. 8. 210, UAl o. a. w. Theodor Meynert: KUniacheToilMigeB über Pftyehiattie. Wien 1880. S. IB/L Vanwr in leiBm Gmaebtni, das Birnbaeher (Mdieiehi BUtter llr gwiohtlichd Medisiii md Snilit^poliiei, 48. Band, 1. Hefl» INI) fwOffinUklit bat KnA-Ebiagt Dentang der HomotenaliOL 411 aiOoke hemmend auf die Bixtentwiolnlang wirkt, andereiseito die HodenentwiGkeliing hemmend anf die Anehildmig der BmetdrOeen, md ui fthnlioher Weiee veimntet Krafft-Ehing, daee die Entiriofce- Img von Hoden hemmend anf den Gesofaleehfstiieh wirke, der tarn Manne hhüenkti die Entwiefceliing von mentoeken hemmend auf den GeeoUeohtitrieb, der tarn Weibe hinlenkt Aneh HaTelook SUis*) weist anf die Bedeutung der IneexueUen Anlage hm ond snebt die Bedeutung dieses Moments ausfillurltoh zu erlAutem, wobei er noeh eine Arbeit von Latamendi in Madrid erwihnt, die auf einem Ihn- liehen Frinaip beruht Berücksichtigen ^vir dies alles, so wird der in neuerer Zeit von Krüff t-Ebing*) zum Teil im Anschluss au Jusef Mulkr-^) ge- maobte \'t rsuch, die Homosexualität in ähnlicher Weise zu deuteu, wie das abnorme Auftreten des Bartes beim Weibe, die Milchdrü^iea- entwickelong beim Manne n. s. w. als ein glacklicher Gedanke er- scheinen. Wenn wir bedenken, dass mitunter andere sekundäre Ge- Rchlechtscharaktere dem falschen Geschlecht zukommen, d. h. konträr entwickelt sind, so wird es uns auch nicht überraschen, wenn wir in einzekien Fällen die Richtung des Geschlechtstriebes konträr ent- wickelt finden, und wir können manche raile von Homosexualität ohne weiteres als die Entwickelung eines konträren sekundären Ge- schlechtscharakters, und zwar seibstveistftndlich auf eingeborener Grundlage, betrachten. Aber diese Erklärung wird nur für gewisse Fälle mOglich eeiu; es dfliften in diese Kategorie viele von denjenigen Fftllen gehflren, wo Ton Kindheit auf der Betreffende den kgntrilren Gesdüeehts- efaarakter im weitesten Sinne des Wortes') leigt; dooh halte ieh es anoh for viele andere FUle, wo der BeMbnde sonst mAonliehe pi^ehisehe Bigeosebaften leigt, für waihnoheinliob, dass die Homo- seznallttt ems eingeboiene Bigeosehaft ist Besonden wird dis Auf* fassung der Homesexuslitit als eines eingeborenen kontrlien sekui- Havelock EUia und J. A. Symonds: Du kontiftre Oeschlechtsgofühl. Devtwdw Ausgabe iNNKngl iiiit«r JGtwirimiig v«b Bant Knrella. Leipiig ISSft. SL S89f. ') R. y Krnfft-Ebing: Zur Erkläning der kontr'iren Soznalempfindang*. SeparaUbdruck aas den Jahrbüchern für Psjchiatrie ond Nenrenheilkande, 18. Baad, 1. Heft
    • ) Josef Kllller: Über Osmophagie. Uli Tcmeh snn weitttsn Anebm
    der Theorie der Befraehfiaig «ad Tenrbnag: Stattgeit ISSt. & 40. «) s. S. 16L 412 Knfll-Bbnigi DMtmg d«r ^tji^MmuXIm UvmtfhniStk. dftnn Gesehleohtichflnktai da geilattet Bflin, wo ea sich um eine «irkliobe UmkehnrngO des Owobleehtatriebes huidelt Es bleibsn noob iUe FlUe zn srUftrsn, bei denen keine eigent- liobe InTenion stattfindet Die leine InTeraieo, bei der der Homo* leinelle so fliUft wie das nonnale Weib« Iftsst sieb« wie wir nhen, in fielen Flllen anf das £ii)geboreasein eines kontrftren GeseUeehts- ebarakters sarfleMIhTen. Das ist aber da» wo beispielsweiBe Neigung tn jüngeren Leuten, z. B. 17— 18jährigen jungen Mtainem*) oder psychosexuelle Hennapbrodisie besteht, nicht ohne weiteres mög- lich. In welcher Weise diese Fälle zu deuten sind, mOchte ich hier nicht weiter ausführen. Ich habe au auderer Stelle'^) darüber aus- führlich gesprochen. Viele Fällt', bei denen Homosexualität und Heterosexualität auftreten, werden wir am besten verstehen, wenn wir annehmen, dass eben die Keaktions-nüiigkeit auf die sexuellen Reize beider Geschlechter besteht. K rafft -Ebing stützt sich in seiner zu- letzt genannten Arbeit auf die Thatsache, dass der meuscblicbo Embrjo ursprünglich bisexuell veranlagt ist Folgen wir dieser An- nahme, so werden wir einzelne Fälle von psyohosexueller Herma- phrodisie am ehesten anf ein Fortbestehen beider Arten der sexaellen Erregbariceit zurückführen dürfen, indem, wie es unter normalen Yer- bältoissen der Fall ist« die Fähigkeit, auf die Reize des gleichen Ge- schlechts za reagieren, an der fintvickelnng gehemmt wird; das heisst, diese pqrchosexnelle Hermapbrodisio besteht gieiehfisils in einer eingeborenen abnoimen Keimanlago. Diese Anfikssung wird besonders da geieditfertigt ersoheinen, wo die seineUe Erregbarkeit dnreb geseUeditsreife Hftnner und dorob gescbieobtsreife Weiber ▼orUegt Viel weniger wird sie in den FiUen beftiedigen, wo bei Be- stehen sonstiger heteroseraeiler Kelgongen homoseneUe swar bestehen, bei diesen ietsteren aber Enabengesiohtor bevonngt werden* Aneh Aber die BrUämng dieser lUle habe ieh in meinem Boohe dber die Libiäo semtaUs gesproehen. ') 8. S. 33.
    • ) Doch wird Öfter iiigegeben, dan viele jaoge Mädchen jangen lUnneni
    den Tomig geben, die keinen etarken Bartwuchs haboi. Vgl.: Ober die 19ie ^ (4 Auflage. Berlin 1793. S. 3S9)i, WO angegeben wird, daas gaoz jnnge Mfidchon Borte nicht leiden können. .Allein man kann f^nnt ^ennit die Zeit bestimmen, wenn »ie Gefallen daran Gnden.* Der Verfasser des Büches war Th. G. v. Ui ppel.
    • ) Albert Moll; TTntameliQiigen fiber ile Idbuh tauali», 1, Band»
    a. Teil. Beriin 1S88. 8. 478 ff. 418 Viele Fälle, wo dauernde Homos "xnalitat besteht, sucht Max Detsoir auf ein Fortbesteben des undifferenzierten Greschlechtstriebes zurück- zuführen. Doch dürfte dies höchstens für jene Fftlle zutreffen, wo eio auffallendes Fluktuieren stattfindet, wo bald homosexuelle, bald hetero- sexuelle Neigungen vorhanden sind. Aber selbst hier kann häufig genug eine wirkliche dauernde Uudifferenziertheit des Triebes kaum angenommen werden ; denn sonst müsste sich der Trieb mit derselben Leichtigkeit, wie auf m&nnlicbe oder wei bliebe Menseben, auch auf Tiere richten. In Wirklichkeit ist dies aber jedenfalls nach Abscbluss der Geschlechtsreife ein Äusserst seltener Fall, und deswegen werden wir nur verhftltnismässig selten von einer dauernden Undiilerenziertheit des Triebes sprechen können. Und in jedem Falle bleibt, auch wenn wir eine Fort- dauer dieses Stadiums der Uudifferemierllieit uuehAen, die Frage zu «kllrai, wamm in dieMn WUm die ausicUieisliolie HetevoMsnalittt iiiolii dnrohbriditk da irir dodh geaehen baben, daas der Durclibnioh der Releroaenuüitifc nur Zrit der Plibertit eine mogeboreD^ Dispositioii dea aonDaleD Menadiai darstellt Auch bier würden wir ebne eingeborene benehnngsweise ererbte DiapositionMi aobwer aani Ziele kommen. Wie ich nochmals betonen möchte, dürfte einer der wesentlichsten Umstände fär die Entwickelung sexueller Perversionen der sein, dass dio nonnale sexoelle Reaktionsfähigkeit in abnorm schwachem Masse Tererht ist Dasa dies nioht etwa einfach mit dem allgemeinea Be- griff der Degeneration oder Assoziationsschwäcbe zu identifizieren ist, wie einige zu glauben geneigt sind, darauf habe ich bereits in mein^ Bnohe über die Libido sernalis eingehend hingewiesen. Die hetero- sexuelle Reaktionsfähigkeit ist ein eingeborener Besitz des normalen Menschen, ebenso wie das Gehirn, wie Herz, Leber und Nieren. Der Yerlnet oder die abnorme Sehwiohe dieser Eigenschaft kann bei degenerierten Personen Yorkommen; de kann bei degenerierten Per- sonen sohwaoh entwiokelt sein, ohne dass sonst eine abnoime Assonationinhigkeit heateht, nnd anderersoite kann eine normale Assoiiatlonafthigkelt nach anderer Biditnng bestehen» nnd frotidem kann die Stlrke der normalen heterosexneilen BealrtiondUiigkeit fehlen. Wenn ich anch in dieser Weise die heteroseineUe Beaktiona- fihigkeit, das heisst, das Blementi das beim heterosemeBen Ge- schleohtstrieb eingeboren ist» Air eine bestimmte Eigensdhaft des nomuden Menschen haltci so geht natttrlieh darana nicht her?or, dass diese Eigenaöhaft nnn etwaa ganz IsoBertes sei Im Gegenteil, sie 414 Boiiilie Ftilinitwf dM CtoioUMlitrtiifiM. bietet nUniebe Bastehnngeii snm seelischen vad kOrpediehen Leben des Hensoben. Und ktk möohte giende hier dann erinneBi, dais man gnt fhnn iriid, den OeicfaleobtstriyBb nicht als eme ao gans flir aioh stehende Funktion so betraobten. Dies wlre gerade ein FeUer, der Termieden werden nrass. Die Biditong des GeseUeobtstriebes steht einerseits anf einer Stofe mit den sekondlien Geeehleehts* Charakteren, andererseits mit vielen anderen pegrobiscben Fblnomenen. Er ist nicht in den Genitalien lokalisiert, sondern un Oehim, imd deshalb werden wir es nicht sla nnbegreiflich hinstellen kOnnen, dass sich mit mimdidien Genitalien weibScher and mit wdblichen Geni- talien anch einmal mftnnlieher Geschlechtstrieb yerbindet Der Hauptgrand dafQr, dass die Erscheinangen der konträren Sexualempfindung so sehr auffallen, liegt darin, dass in sozialer Beziebung nur wenige psychische Fuuktionen so eingreifend wirken, wie der Geschlechtstrieb. Er ist bei den Kulturstaaten stets mit einem gewissen Schleier verdeckt. Der Umstand also, dass er eine wenig öfFentliche Kolle spielt, musste hervortretende Abweichungen desselben erst recht auffallen lassen« Ganz besonders aber ist dies deshalb der Fall, weil der Geschlechtstrieb eine Funktiou unserer Psyche ist, bei der ein anderes Individuum verlangt wird. Dies mnss natürlich die soziale Bedt utunir ( nonn steigern. Vom psycho- logischen Standpunkte aus betrachtet sind Abweichungen des Ge- schlechtstriebes ganz ebenso anzusehen wie Abweichungen des Triebes zur Nahrungsaufnahme. Nur der Umstand, dass bei diesem eine andere Person nicht verlangt wird, lAsst sie in sozialcE Besiebong viel weniger bedeutsam erscheinen. FOr gewisse weitere Eiscbeinungen brauche ich nach diesen Be- merkongen eine ans fohrliche theoretische Auseinandersetzung hier nicht zu geben, obwohl die kontr&re Geschlechtsempfindung) wie schon Westphal betonte, keineswegs ansschUeasUoh den Geschlechtstrieb umfasst. Insbesondere sind die Erscheinungen der Effemination gieiob&UB von Wichtigkeit Auf die ErUftrung brauche ich hier nicht einangehent da sich tut alle Ansfilhrungen, die Ober die reine Homc- sexnalitftt gemacht worden sind, auch auf die Effenunation nmfaih mukMdia anwenden lassen. ') Partes g&tUaUa, sivr trstes hnminihiis et fcminis uterm, propcnsiotiem ad venerem cxcitare ncqueuril. Nani in pueria vetteris stimuUts seminis sccrctioni conscrvatü. Sunt efiam f^rnkM^ ftuie Hne ut«rö flOlM A11M0 <ifall<llillt mtmi fettant (Spursheim). X Diagnostisches. Die Diagüüse des bomusexuellea Geschlechtstriebes bietet mancherlei Schwierigkeiten, so einfach sie auch bei oberflächlicher Be- obachtung erscheinen mag. Eine ilauptgefahr, die Affektion zu über- sehen, liegt in dem Umstände, dass über keinen Gegenstand so mi- znverlässige nnd unwahre Angaben gemacht werden, wie über alles, was das sexuelle Leben betrifft. Wenn die Zahl derer auch immer mehr abnimmt, die Tripper and Syphilis fOr ein Verbrechen artsehen oder befürchten, dass andere dieser Ansicht seien, nnd infolgedessen diese Krankheiten dem Arzte verheimlichen, so liegt die Sache schon anders bei der Onanie, die sehr häufin^ selbst auf Befragen des Arztes in Abrede gestellt wird, wenn auch ihr Vorkommen in dem kon- kreten FaUe sicher ist Aber es wird die Onanie, obwohl sie eine Mittelstellung zwischen Laster nnd Krankheit einninunt, noch ver- hältnismässig vid hAofigar zugegeben, als ein krankhafter Oesohlechts- trieb, der, ein innenr seeluoher Vorgang, unabhängig yon dem Wilton des Indifidmuns ist und daher nicht als Laster gedeutet werden sollte. Dennoch Teranlasst ein falsches Schamgefühl viele, mit der Wahrheit zurückzuhalten, und es kommt nach meiner Er- tehning nicht oft vor, dass ein Patient anmittelbar nnd ungefragt dem Ant über seinen abnamea Gesohleehtstrieb die Walirhelt sagt leh kalie es mir deslulb snr Begel gemaeht, alle möne Patienten, bei desen nur irgendwie die anderen angegebenen Symptome einen Znsammenhang mit den geseUeohtlichen Funktionen tennnten lassen, eingehend niefat nur Uber Onanie, sondern auoh über den Qesdblechto- trieb an befhigen. Eine grosse Beihe toh Patienten pflegt allerdings aelbet in diesem lUle mit der Wahrhat soraekznhalten; sie Uagen wohl Uber Impotena, geben aber die wahre Ürsaohe, die abnorme gesdileditliehe Empflndong, nioht in. Teils fidsehes Scham- gefUil, teils Selhstttasohnng, die maneber Kranke liebte nnd dnieh 416 G«iiiiie VngßtMtang. die ar rioh Ober setn Leiden huiwegBefieii irill, teils nngenaae Be&tgimg duch den Ant sind die Umdien fttr du Yendiweigen einee ftbnonnen Geschlechtitziebes. Hiena dflrfte selur oft aiioh der Umstand kommen, dass das Yertrauen des Kranken inr Ver- sohwiegenheit des Arites nioht gross genug isi^^) nm ihm Ifi^ tdlnngen ftber die allerintimsten Vorgänge aninTertiaaea. Die meisten Urninge sind ausserdem der Ansicht, dass gegen ihren sexuellen Znstsnd Qberhanpt niohto la machen sei, nnd ver* meidtti es deshalb, sich wegtttt desselben an Ante so wenden. Wenn wir die Ursachen des Mangels an Aufrichtigkeit und der falschen Aussagen der Patienten festhalten, so ergeben sich auch die Mittel, die wir Ärzte anzuwenden haben, um wahrheitsgemässu Aus- kfinfte über den Geschlechtstrieb zu erlangen. Um das falsche Schamgefühl zu beseitigen, thut der Anst am besten, die fraglichen Erscheinungen als etwas Krankhaftes zu bezeichnen, das jeden Menschen ohne sein Verschulden treffen könnte, und dessen er sich nicht zu schämen hätte. Selbsttäuschung des Kranken wird am ehesten dadurch verhindert, dass der Arzt ihn über die Bedeutung der Affektion nicht im Unklaren lässt Das sicherste Mittel aber, um eine Selbsttäuschnncr des Patienten zu verhindern, bildet eine genaue, ganz korrekte Fragestellung in der nitti^n n Richtung. Um das zu erleichtem und dem Patienten klar zu machen, worauf es an- kommt, ist es gut, ihm eventuell ein oder mehrere Beispiele von Pervorsion anzufahren. Bei einer vollkommen kontiftren Sexual- empfindung dürfte der Patient sich schwerlich tauschen, es dürfte alsdann die einfache Frage genügen, ob er jemals eine besondere Zu* neigung zu Männern fühlte. In anderen Fällen sind weitere Fragen notwendig. Der Ant wird dann in vielen Fällen Antworten erhalten, die ihm die abnorme sexuelle Empfindung klar beweisen, und er wird nicht selten von Leaten, die ihm aof eine allgemeine Frage keine Mitteilung machten, solche bei genanen Fragen erhalten. Em gutes Mittel, Aussagen der Patienten sn erhalten nnd sie sQ wahrheitsgemassen Angaben an yeranlassen, besteht in der Br-' forsehnng der Trftnme. Bs ist eine iriohtige Ersobeinong, die sich aus den meisten Krankengeschichten ergiebt, dasa die erotischen ') Dies ist nach Äassenmgen mchranr Homosexacller der Uauptgrand; be- Hnndcr.H ist es die; Farcht mancher, dass sie bei Preisgebung des Gobeimnisses durch doli Arzt in eino straft ech Iii che L'utersucbuug vi-rwickelt werden köonteu. Dass diese Bcfiiichtuug violo Uruingo davon abhält, sich dem Arzt zu entdecken^ Wir «nch Westphals Aoatdit Diagnoiliidie Tfinrartaiig ilir THfaum. 417 Trftame gewöhnlich deneelben Inhalt haben, wie die Qe- sobleohtBempfindangen im wachen Zastande.. Der Homo- sexoeUo pflegt seine niehtliohen Pollationen unter Tr&omen m haben, die Mlmier betreffen; der Fetieehist pflegt im Sohlafe Ton dem KlcidnngHtflflk sa tiftunen, das er waohend besonden liebt Wer die Bntstehnng der erotisehen Trftmne berUekaiohtlgt, wird hier- ILber gewiss nieht eratannt aein.^) Freüioh giebt es Ausnahmen; so hatte ein mir bekannter Urning, der waehend absolot nichts für daa Weib an empfinden ? ermochte} dennooh mehreremale PoUntionen, wahrend er von Weibern nnd sexuellen Akten trftQmte, die er an ihnen Tonahm. Doeh waren m der bei weitem flberwiegendeii MiüoTitit der erotischen Trftnme nnr Torstellnngen Ton sezaeUen Akten vorhanden, die mit Mttanem anageltlhrt worden. Wenn uuü auch emzclne Ausnaliniün vorkommen, sü kaüü es doch nach den bisherigen Beobachtungen keinem Zweifei unterliegen, dass pervers veranlagte Leute im allgemeinen auch perrerse Träume haben. Halten wir dieses fest, so ergiebt sich, dass die Erforschung der Träume unts über das sexuelle Empfludeu des Patienten ebenso gnt Anhaltepankte gewahrt, wie Fragen, die den wachen Zustand be- treffen. Da nun manche Patienten viel eher geneigt sind, perverse Gedanken ihres Truumlebens als ihres normalen Bewusstseins zu- zugeben — der ersteren schämen sie sich weniger — so ergiebt sich, dass wir auf Fragen, die sich auf Träume beziehen, eher anfiichtige Antworten erwarten können. Es scheint mir deshalb praktisch, bei Personen, die irgendwie einer sexuellen Perversion Tordftohtig sind, Nsdiforsohungen aber den Inhalt erotischer Trftame anzoetellen, von denen ausgehend alsdann dsa geschleohtlidM Empfinden im Wachen leiditsr beorteilt werden kann. Welche Tragen Unmer der Ant an den Patienten stellt, nie- mala gebe er sieh mit allgemeinen nnd ans weichenden Ant- ^ Geaeaens ftber di« KatihilinBg der «fottaetea Maaie xaid ttber die vos schiedenoD Theorien sieho bei Heinrich Spitta: Die Schlaf- und Traam- zustände der mensoblioben Seele. Mit besonderer BcrückBichtig^ng ihres ¥er- hältsiasefi zu dea psychisohen Alienationen. 8. Ausgabe, fteiborg L B. 1892.
    • ) B«ioaden kommt «e vor, dass, wenn sich durch eine rationelle psychische
    Therapie die Perversion im wachen Zustand verloren hat nnrl normaler Gr!=chlrchts- trieb einfretroton ist, die erotischen Tiäame noch lange dxe Perversion zum Inhalt haben. Umgekehrt erzählte mir Herr Proteesor Max Dessoii von einem Hern, der, obwohl an späfer entsttudenen perversen Ideen leidend, doch Bteta mit aor- nalea IMnaea seiae Ftollatioaea hat 418 Wtrt d«r Udwang. Worten zufrieden. Wer diee th&te^ würde maBchen hierher gehörigen Eall übergehen. Dass übrigens Erfahrung für die Stellung der Diagnose ?on grossem Werte ist, dass erfahrene Beobachter in manchen Fällen sexuelle Perfersionen, üisbeeondere die kontrflze Senalempfindung; ohne genaue Fragestdlnng mit dner gewissen Wahneheinliohkeit diagaoetisieren hOnnen, ist sieher. Es g^t dies sehen ans der oft angegebenen Thatsaehe hervor, dass Urninge sieh mitunter gegen» seitig sehr sehnell erkennen. Dieses Erkennen gesohieht kemeswegs immer momentan, da in manohen TlUen sogar eine ttageie Be- ohaohtong erfordeiiioh ist, um die Natnr des andern heurtdlen su können. Doch unterliegt es keinem Zweifel, dass es gewisse Momente giebt, duroh die man zuweilen in die Lage yeraetit ist, mit grosser Wshrsehehdidhkeit aueh ohne eingehende l'tagesteUnng den Urning zu erkennen. Die Äusseren Sennseiehen waren sehon den Alten bo- kanni » . . . Der Gsag, der Bliok, die Stimme, der gesenkte Kopf; das Bleiwdss, der Mastix und die rote Sdmdnke, womit Ihr Budi zu Terschönem sucht, kurz, es wAre Idehter Auf Elefanten unter der Achsel zu yerbergen als einen einxigen Gjnftden/' sagte Lu( ian*). Bei Aristoteles, Polemon, und besonders bei Aristo- pliaiu's üüdcü sich Stellen,') die auf den eigentümlichen Gang, die Stimme, den Blick jener Leute hinweiäöu. Man wird auis deu Scbüderungeu, diu icli im dritten Kapitel gegeben habe, die Wichtig- keit dieser Symptome erkennen; man wird besonders Bewegungen aller Art bei dem zu beobachtenden Indi?idaam berücksichtigen müssen. Was den Blick der Urninge betrifft, der bei ihrem Erkennen eine so grosse liolle spielen soll, so habe ich ihn bereits S. 190 aos- führlich als emen Blick des Interesses beschriebüU, in dem nicht» besondere Geheimnisvolies liegt. Mit grossem Misstrauen mass man die Angaben der Urninge aufnehmen, dass sie sich stets auf den ersten Bliok herauserkennen. Die grosse Sicher- heit,*) mit der die meisten Urninge behaupten, dass sie sich überall, Lucians Werke. Übersetzt von August Paaiy, IL Bäadcheo. StuU- gwt I88O1 8. 1488.
    • ) Vgl. Caspor-Liman: HndMi d«t geriehtiloheii Mediiiii. 7. Avfl.
    fierlin 1681, 1. Bd., S. 169. In eiuer der bekanntesten Autobiographien von Urningen, die Johann Ludwig Casper (Künit^che NoTellen zur gerichtlichen Medizin. Nach eigenen Mtkmngn. Berlin 1868. 8. 85—89) TnAffentUdiie, aagt der VniBg: gfttige Matiir hat lua eineii g^wkrai XniÜDkt futieben, der vm, glueh einw 4 ÜlMnehltnuiir ^ AngealiUflkidlagiioM. 419 in allen Lindein» in allen Sttdten, im Neiden nnd im Süden, im Wetten nnd im Oaten olme wdtoieB inedemkemiai, aehdnt mix an- begiOndei ni sein. leh kenne iwei Berliner üning^ die äeb mir selbst als soMlie mit allen Bimelheiten entdeokten, die in demselben Kreise lange Zeit miteinander veAehrten. und Ton denen trotidem keiner Ton ' der Hemesexoalitit des andern eine Ahnnng hatte. Dennodi be* banpten aie^ besonders der eine^ dass sie mit tStUeker Sioberheit anf den eisten Bliok andere TTminge keraoserkennen. Vor ^er Über- trslbnng dieser sefanellen Diagnose kenn daker nioht genng gewarnt werden. So wird mir von dnem jungen Hann, anfiugs der swanager, berioiitet, dass er Tollstlndig das weibisobe Benebmen der üimnge habe; es wird mir trotzdem von znvedftssiger Seite eizAhli^ dass er sexuell ToDstflndig normal veranlagt seL leh kenne den Fall niflht absolut sicher, aber nach dem, waa ieh davon gehört habe^ sohdnt mir an dem normalen Geschleohtstriebe kaum ein Zweifel möglich.*) Das Erkünnün der ürmngti beruht auf Übung, und es sind auch normal veranlagte Menschen iiiurzu im stände. Kriminalbeamte, die Erfahrungen auf diesem Gebiete besitzen, erklärten mir, dass sie Homosexuelle oft erkennen, dass sie sich nur selten hierbei täusohen. Die Urninge stellen es freilich so dar, als ob es sich hier um eine besondere Fähigkeit oder um ein momentan wirkendes, von unsom gewöhnlichen Sinnesorganen unabhängig'es Sympathiegeftüü handle; dies ist abt^r falsch. Es ist, wie bereits erwähnt wurde, eine Fabel, dass ein Urning den andern augenblicklich und mit ab- soluter Sicherheit erkenne. Dass sich in Wirklichkeit Urninge mit diesem „Erkennuügsblick" leicht tänschen, wird auch von anderer Seite angegeben. Wenn dem typischen Urning, der an diesen Er- Brftdsnohaft, vereint; wir finden uns gleich, es ist kaum ein Bliok des Angta, wie ein elektrischer Schlag, und hat mich bei einiger Vorsicht oo<"h nip go- t&oscht . . . Auf dem Eigi, in Palenno, im Louvre, in Hochschotüand, )n i'eters- bnrg, ja bei der Iiandimg in Barcelooa fand ich Leute, die ich nie geselieo, d i e in einei Sekunde »& mieh gebaniit waren, ich »n sie.* Aueh Ar uiden •BXaiUe Perrersionon wird angegeben, dass die damit Behaltotoi ddi mIit schnell gegenseitig erkennen. Ro behauptet p?! ein^r, der heterosexnpll eiDjifindet, aber den S. 844 beschnobenea ideellen Koitus" ausübt ^ iu der neueu Auflage von Krafft-Ebings Neuen Focaohtuigen hat ein Schnhfetischist sich, wenn auch weniger bestinnit, die glelehe Vlhigkeit sogeiproolieii. Einzelne, an das Weib erinnernde Züge kommen bei Hftnnem mit kelav»- sexnollem Triebe öfter vnr So ^icbt es Männer, die coitum facientes ^'ffumbere vohintf dum femitui supenncumbii. Ulrichs verCffentlioht einen interessanten IUI, wo efn derartiger Maam ent denn befriedigt wird, wenn ein Biogen mit dem Weibe Yonnsgehty wobei jener NUieislioh veterliegt. 87* 420 ffittnittd für dA DiagMM. keanunggbliok gbuibi, ein Fall naohgewiesen wiid, wo er aob gtttnieht hat, dann oklirt er mit Vorliebe, daes der andere wodne Notar nooh niofat eifcitint habe*. Diese Angabe iat mir ? on veiaohiedeiien Seiten gonaeht worden. Man kann darauf nur erwidern, daas aioh mit aoldhem Unrinn aUea beweisen imd allea widerlegen Ussi Wenn man die Diagnose der kontifiva SezimUmpfindnng doreli Beobachtung stellen will, ao wiUt man Mena immer am besten einen Moment, wo der andere sieh nioht beobaofatet glanbt Ton allen Zeiohen, die sor Brksonimg des Umtnga angegeben werden, iat fibrigens keines so wiohtig wie daqenige, das mir Herr N. N. mitF- t^te. Der üming siebte wson er aioh frei gehen lisat^ mit Yorttsbe m eam dinäiomm, uhi memhrum virile est, pnuatrüm onn» vates «oInm mmnibrum, nm fcmtm wswftn' obtegimL Herr N. K. giebt auf diesen Ptonkt viel mehr ala anf alle anderen. Es giebt einzelne Urninge, die aelbst angeben, dam de niemals von anderen ürningen in ihrer richtigen Nator erkannt worden seien, und C8 giebt auch einzelne Homosexuelle, die keineswegs den An- spruch erhcbeu, anderü Urninge aus dem Blick zu erkennen. Viele behaupten allerdings, dass sie ohne weitertjs, sogar aus Photügraphien, Urrnnge zu rrkennen vermögen. Ich habe deswegen selbst eine ganze Reihe vun Versuchen angestellt, indem ich eine grössere Zahl von Photographien Urningen vorlegte. Ihre Angaben waren hier zum grössten Teil widt rsp rechend; dagegen wurden jwei Photographien, die alls:emein bekauute Männer darstellen, von sämt- lichen ürningen, die ihre Diagnose aas Photographien stellen zu können behaupteten, für umisch erklärt. Ich habe indessen hierbei die üeobachtong gemacht, dass diejenigen männhchen Porträts am ehesten für umisch gehfilten werden, bei denen der Bhck stark nach der Seite gerichtet iat; wenigstens ist dies bei den Bildern, die mit grosser Sicherheit von allen Urningen fOr urnisch gehalten wurden, der FalL Es kommt dies wohl daher, dass die Urninge gewöhnt sind, anf der Strasse heim Vorbeigehen denjenigen ftlr homosexuell sn halten, der sie von der Seite scharf ansieht Wer natürlich jeden Uberhaupt für homosexuell erklärt, der wird kaum jemals einen Homo* aexaellen übersehen. Es giebt in der That einzelne Urninge, die jeden Menschen fdr homosexuell halten,. and diese sind immer sehr afeola darauf dass sie nie einen Homosexuellen abersehen. Wer jeden Hensöhen fOr geisteskrank bllt, wird natorüeli kednen Getsteekraaken ftbersehen, wer für Jeden Tag Bogen ankondigt, hat aelbetfersttadlieh jeden Bogen vorlier gesagt Es iat hier genan dasselbe wie bei den Inrtüuier in der Dia^^uoad. 421 wihnigaidflD Tnxum der Fafl, die gewisse Iirrignisse immer Torani gewoMt htHmf weU sie sie fttr jeden Tag anzeigten. Auf mehieie leioht und hinfig begangene IrrtOmer in der Diagnose der kontilien Sexnalemjpfindung moss ich jetzt binweisen. OonorrhfteO des letrefleoden Mannes wurde von Westphal in einem FkUe mit ünreelit ftr einen Beweis gehalten, dass ea deh nm einen Mann handle, der nicht mit Mftnnem sexnell verkehre. Bs kommt Gonorrhöe bei Homosexnellen vor, nnd zwar sah ich sie bei mehreren Urningen, die ausschliesslich mit Männern verkehrten. Der eine verkehrte sexuell mit einem anilern Mann, der sich bei einem Weibe die Goiiorhöe zugezugeu hatte. Mmibnm suum potimis iuxta )ihcmbruni (ilterius infizierte sich der eine bei dem anderen. Ferner aber kommt Infektion öfter bei den psychosexuellen Herma- phroditen vor; sie können sich ebenso wie jeder andere anstecken, da sie zu gewissen Zeiten mit dem weiblichen Geschlecht verkehren. Ferner kommt Gonorrhöe auch dann zustande, wenn der Homosexuelle aktive Päderastie ausübt, da mitunter eine GonorrhOe des Uectum yorlieg^t, an der sich der aktive Teil infiziert. }!s muss ferner davor gewarnt werden, aus dem Verheiratet- sein von Männern, oder aus dem Umstände, dass sie Nachkommen- sch ift hahen, auf normalen Geschlechtstrieb zu schliessen. Zunächst bleibt stets der Einwurf psychosexneller Hermaphrodisie bestehen; aber selbst wenn diese ausgeschlossen ist, kann sich der Urning durch kflnsüiche Mittel, z. B. durch Vorstellung eines Mannes, Erektion verschaffen nnd den Beischlaf ansahen. loh kenne derartige FftUe» nnd halte es für sicher, dass Urninge Nachkommenschaft zeugen können. Der bösartige Einwand, dass der Vater der Kinder ein anderer sei, ist in vielen Fftllen nicht berechtigt Es giebt sogar üminge, die aioh ober ihre nngUUddinhe kontr&re Sexnalempfindong durch Freude an Kindern binwegznsetMn snehen nnd ans diesem Omnde alles flnin, nm den Beiaolikf analihen sn können. Daas nngemein hinfig HomMemUe^ sowohl Ulnner a)a annh Weiber, verheintet aind nnd Kinder haben, habe ieh in einem anderen Werl[e^ anagefilhit loh ') Is handelt sieh Utr natttriiflli nur um GinoiAOe der C^Mn^ nicht das Rectum.
    • ) Albert Moll: Uotenachaiigea Uber die Ubulo sejcuaiis, 1. Band, I.T0Q,
    Bflf Ua 1897, S. fi98-iB8, vad fi. TaU, fiatUa im, 8. 406 od dOT-dSa 422 Intflmer in der DiagnoM. teUte doit nulit imr FiUo toü yeifaeiiftteteo Itomoiexueneii Fkaveii mit» lODdem bnohte «neh gaoi bMonden Berichte eines eMatam. imdy wie ieh gbübe, sehr obJektiTeo VmingB, der auch mit anflUlflDd vielen Terheinteten Homoeexnellen Terkehrt hatte. In neoerer Zeit mir weitere Mitteiliuigen na«h dieser Biohtnng zugegangeu, nnd es scheint mir, dasi die psychesenielle Hermaphrodisie bei sahl- nddhen Terhdrafteten Mftnnem bestellt Ich weiss von Ittanem, die FamDienitfeer sind, aber mit anderen Minnem sexoeU Terkehien, und swar ohne daas sie materielle Yorteile davon haben. Dies wird rieh wobt am ehesten so erklären, dass wir bei diesen Ehe- männern homosexuelle Triebe annehmen, sei es nun mit Aus- schluss aller heterosexuellen, sei es bei gleichzeitigem Bestehen der letzteren. Beim Heiraten kommen oft genng als Moü? die Anf- bessernng der materiellen Verhältnisse und ähnliche Momente in Be- tracht. Mancher glaubt vielleicht auch, dadurch bei seinen Mit- menschen die Meinung zu erwecken, dass er nicht homosexuell sei. Es »088 JMenÜa eoeiuiM d genermuM vom normalen GoaeUeolito- trieb gesohioden werden, DIcmb ansonehmeia btnoblagl hdiiesw^ die Ffthigkeit zum Beischlaf; ee moss rielmehr der Trieb imn Koitus Tor^ liegen. Zur Heilung einer sexuellen Perversion reicht es inithin nicht aus, dass der Betreffende mit Erfolg dem Koitus ansfUirft, was intftnüioher Weise mitunter als geoflgend angenommoi wurd. Man hat andererseits auch nicht das Recht, uun irgend welcher weiblichen Eigenschaft von Männern auf eine Homoseiualität bei ihnen zu schliessen, da weibliche Neigungen und dergleichen mehr auch oft genug bei heterosexuellen Männern vorkommen. Bei histo- rischen Persönlichkeiten käme man sonyt sehr leicht zur unbegründeten Annahme der Ilomoseiuahtilt- Der Herzog August von Scichgeu- Qotha lind Altenbnrg zeigte z, B. zahlreiche weihUche Eigenschaften. In zwei Homanen schilderte der Herzog sich, seine (Jefühle und An* sichten, seine Verhältnisse und Neigungen sogar in dtr iiolle fürst- licher Jungfrauen. Auch seine Körperbildung neigte zur weiblichen Natur.*) Trotzdem scheint es mir sicher, dass er heterosexuelle Neigungen gehabt hat, wie u. a. aus dem unten genannten Briefweohsel mit Thereae ans dem Winokel herroigsht Briefwechsel eines deutaclien Pursten mit einer jungen Künstlerin, (Herzog Ano-ust von ÖacliBon-Gotba und Altonburg und Fräulein aus dem Winckel) herausgegeben von Wolf von Metzsch-Schilbach. Berlin S. 5 — 7. Der Hmg regiert» Iflflt. Differentftldtignniie. 423 Krafft-BbiagO betont» daa di« Diagnose der paychiaohen HermapliTOdiaie Sdnrierigkdten beraten kann, da man sie leioht mit der erworbenen kontriteen Sezaalempfindong ▼erwechselti bei der nnter ümatänden Beate ftlUiefer normaler GeaebleolitMmpfindnng be» Btdien bleiben kennen. lob bin der Anaiehti dasa dieae Differential- diagnoae nieht nnr Sehwierigbeiten maohen kann, aoadem, daas wir ea in den letiteien FUlen tbsteloUiob mit p^yohoaeineller Hermap pbiodide an thnn beben, die aUerdings Ton der originiren psjobiadhen Hennapbiodiale tbeoretiaeli getramt werden kann. Im konkreten EUle dOrfte eine aolobe Sobeidong oft Sebwierigkeiten begegnen, weil in manehen Pällen, die als erworbene konträre Sexnalempfindung mit Resten heterosexuellen Triebes beschrieben werden, die perversen Ideen bei genauer Nachforschung bis in die Kindheit zurackverfolgt werden können. Maiulier wird deshalb geneigt sein, hierin eine ein- geborene Homosexualität zu sehen. Wenn wir aber andererseits das Stadium der Undifferenziertheit des Geschlechtstriebes berücksichtigen und dabei bedenken, dass gewisse hümosexuelle Neigongeu in diesem Stadium nichts mit der typischen Homosexualität zu thun haben, so wird das Irrtümliche dieser Auffassung wenigstens für manche Fälle ein- leuchten. Das primäre Auftreten der Homosexualität darf überhaupt nur mit Vorsicht als ein Beweis des Eingeborenseins der letzteren betrachtet wcrdeu. Viel wichtiger erscheint mir der Umstand, dass die Pubertät beim normalen Menschen die Heterosexuaiität zum Diirchbruch bringt, bei der eingeborenen Homosexuahtät aber diesen Erfolg nicht hat. Hierbei ist jedoch ferner noch za berücksichtigen, dass das Stadium der ündifferenziertheit des Geschlechtstriebes ebenso wie die Pubertät selbst manche indindoelle Differenzen zeigt und bei dem einen etwaa Iftngere, bei dem anderen kürzere Zeit dauert Trotzdem wird man nitOrlioh immer yersncben messen, eine ge- nanere Diagnose zn stellent und man wird also dann zu unterscheiden beben zwischen eingeborener peyobiaoher Hermaphrodisie, erworbener psychischer Hermaphrodisie, Homosexoalitftt und Fortdauer dea Stadinma der Undüforenaiertheit dea Qeeobleohtstriebea. For die An- nabme dea letateren FaUea winde beaondeiB der Umatand spreeheD, daea aleh der Geeofaleehtatacieb niöht nnr aof mianliohe nnd weibliebe Feiaonen, aondem aneli anf Tiere riehtoi Erafft-Bbing bebt neefa beaondeia berror, daas man, wem R. T. Krafft-Ebing: Psyekopathia secmdis. Mit besonderer Berück- siclitignng der kootrftren Sexnalempfindung. £ine klinisch-forenaiache Studie. 9. Auaag«. SlatfegHt 1884. a 944 424 DUBwBDtiaUiaevou. dio DiagDOse kontelraD Senalempfindimg feitgeitent iA, aooh Walter imtenbhflidflii miias, ob ei lieh am die erworbene oder mn die eingeborene Fbrm bandelt Bine eingebende Fngeetellong wird in Wden FlUen nur Bntsoheidung genflgen, ob sieb vor dem Anftreten der kontilren Semlempfindnng Zeioben von betanMemeUem Triebe leigten oder niebt Daae aber dennoeb ndtanter die Bnt- ■ohddnng nidbt so Idebt sein dHrfte^ ist sebon bervorgeboben worden, nnd immer wieder ist in berdeksiobtigen, dan eine abaolnt eebarfe Tiennnng swisoben eingeborenen nnd erworbenen Formen flberbanpi kanm mOgUeb ist^ indem eine eingeborene Bispoeition bd nngflnBtige& Bedingaogen kOnsÜiob nnterdrOekt werden konnte. Anf die üntenebddang der kontrlren SeKnalempfindong von anderen Aibktionen branehe iob wobi niebt ansAlbrlieb efanogeben, da es kanm eine giebt, die damit verweehselt weiden konnte. Bi^ w&hnen will ich jedoch einen mir bekannten Fall, der einen 25jährigen Herrn betrifft Er wird sehr hftufig sexuell durch Knaben yon 10 bis 12 Jahren aufgeregt; es kommt bei ihm zur Erektion, aber es wäre ihm unmöglich, sich jemals an einem männlichen ludividuum sexuell zu befriedigen. Der Herr glaubt vielmehr, daas die weiblichen Zöge von Knaben ihm durch abnorme Assoziation den Gedanken des Weibes nahe legen nnd hierdurch die sexuelle Erregung herbeiführen. Bei einer solchen Auffassung muss natürlich dieser Fall zur Hyper- ästhesie des Geschlechtstriebes, der durch ein unter normalen Ver- h&lbiissen sexuell nicht erregendes Objekt*) hervorgerufen wird, ge- rechnet werden ; wir dürfen aber den Fall nicht als solchen von Homo- sexualität betrachten. Auch ist natariiüh die konträre Sexualempfindung vollkommca zu scheiden von Geistesstörungen, bei denen sich der geisteskranke Mann f&r ein Weib hält, sich infoigedesaen als solches kleidet and mit Mftnnem verkehren wilL In der zweiten Auflage seiner Neuen Forschungen geht Krafft- Ebing sehr «nsfUhrlich anf die Frage des Wahnes der Geschlechts- Verwandlung ein und giebt gewisse Übergangsstnfen von der einfachen kontrftren Sexudempfindnng bis sn jenem Wabn. YieUeiebt können
    • ) Krsfft-Ebing reehnst mit Xumiinghatis tur ktanUiaftMi Hyper^
    iitheeie alle Falle, In denen d«a Srwaoben der lAbido bei an «nd IIb' steh ge- schlechtlich indifferentem Anblick von Personen oder Sachen stattfindot. Dies ist auch ganz richtig, nur muss DatnrHch die Libülo auf den Koitus gerichtet sein, nicht auf irgend einen perversen Akt, da wir es sonst mit einer Penreiaionf d. h. cinar qa»Ut»tiven «ad »klit «tr mit tSauat qaantitativsn BdoMknig das Gesehleohfestziebes «n thnn hsttan. Wilui d«r GtaMMaahlifwwandlmig. 425 wir out die Siehe Umlieh denken wie l>6l Walm* und ZwangSTOf- itellmigeii; bei dieien besteht das BevosetBoii der KnmkhafligkBit oder jedenftUe der Wnneoh der Ünterdrfiehmg der aDdHogenden Ideen, wfihrend bei den WahnTortteUangen diese nioht mehr als krank- haft edaumt werden. Ähnlioh sehen wir bei den meisten Homo- lexnellen die Erkenntnis der Abnoimitit, ja mitunter den Wnnsob, die Hbmessnalltit lo nnteidrtteken, die iwar meistens ideht als krankhaft, aber doch als abnorm erkannt wird; bei dem Wahn der Geschleohtsverwandlong hingegen handelt es sich um eine Fonn der Paranoia, bei der das BewussLsein der Krankhaftigkeit durchaus fehlt. In der zweiten Auflage seiner Neuen Forschungeü hat Krafft- Ebing einen Fall (16. Beobachtujig) TeröflFeutlicht, der einen Über- gang zwischen diesen Formen darstellt- Der betreffende Mann, ein Arzt, hat alle ?ier Wochen fünf Tage hindurch Molimina wie eine Frau, körperlich und geistig, nur dass er nicht blutet; er hat das Gefahl, weibliche Genitalien zu liesitzen. Viele solche Znst&nde g* h(»ren zu denen, die Krafft-Ebing*) beim Manne als Etnmtw und beim Weibe in analoger Weise als DefenUnatio bezeichnet. Die in griffe beziehen sich nur auf erworbene Zustande, und Krufft-Ebing will damit jene Falle be- zeichnen, bei denen die konträre Sexualemptindung erworben wird und es dabei zu tiefer greifenden und dauernden Umänderungen der psychischen Persönlichkeit konmit Wenn jene Erscheinung beim Manne eine weitere Steigerung erfährt, so kommt er zum Glanben, dass er ein Weib sei, nnd wir liaben ea dann mit einer Baranoiaf bezw. TransmuiaÜo sexus paranoka sa thUB. So ist z. B. die 18. Beobachtung m Erafft-Ebings eben sitiertem Werk ein solcher Fall ; der Betreffende protestiert dagegen, dass er mit Herr angeredet wird, da er ein Weib sei Die 19. Beobsehtong desselben Buches ist ttinliofa; der Mann hielt sieh fOr Gilfln Y.; bei der Sektion nnd der doreh Schule TOigflDommenen mikroskopisohen Untersoohang des Geliinis wurden ehsiskteristisehe Yerlnderangen im Gehirn nicht festgestelli Andere hierher gehörige Beohaohtongen worden Ton Arndt,^ Seriem nnd Bsqnirol gemacht; Niheces darflber findet man in Kraff t-Bbings »Benen Foisehnngen*. Ähnlich verhllt B. T. KraffUIblag: Afe*opalMi mmiü, WX bemmdenr Berilflb siohtigxmg der kontrSren Sexnalempfindaog* JSm kUnisahoforeiMiMha Stadie. 9; AnflAge Stuttgart 1894 S. 204 ff.
    • ) Rudolf Arndt: Lehrbaoh der Psychiatrie für Ante nnd Stadieriode.
    Wim und Leipzig 1888. B. 179 f. 426 Der StTthoiwaliDaiiUL mtä die Sidie in einem IUI ▼ui Halb an, mttbtit in Bnlen- bnrge BeaknejUopIdiet 2. Anfl^ 1>elm Artikel Eontelie Bemal* empflndnng beriehtet isL Der beMTende ICann, der ?or einigen Jabien ale Beligimuetlfter in Weetgeliiien anftntt, lebte sogar in dem Wabn, dan er eehwanger sei nnd eine Doppelfhieht trage. Erafft*Sbing beepriebi im AneeUnM in derutige FlUe den so- genannten Sqyttienwahnsinn, den er als Efflsmimtio anfhssl^ den aber Harandon als einen Wabn in dem eben besproohenen Sinne {BBuramia) aniab. Die Ansiehtsn aber die wffaoe ^iflua der Scjftlien sind Oberiumpt Teraobieden. Julias Bosenbanm*) teOt die bierfiber gelnsseiten Aasebammgen mit Kaeb der einen bandelt ee siob bei dieser Knnldieit nm Fldeiastie, womit sieh angeftbr die Ansieht Erafft-Bblngs Uber die EffemmaHo deeken würde; diese Heinnng hatten Longin, Bonhier, Oasanbonns a. a. Eine zweite Annahme betrachtet die von der voüoog Bi^ griffenen als Eunuchen, die keine Hoden hätten, z. B. Mercnrialis Stark, der übrigens eine wirkliche Erkrankung' mit sekundärer Um- wandlung des männlichen Typus in den weiblichen in der AfFektion erblickt. Eine dritte Ansicht war endlich die, dass die Krankheit eine Geistesstörung, eine Art Melancholie sei; diese Ansicht wurde vertreten Ton Sauvages, Friedreich u. a. Genaueres liierflber findet man bei Kosenbaum. Wenn wir jetst die Frage erwigen, ob wir die Homosexnslitlt sls eine krankhafte ESrseheinuig ansehen sollen, so gehen wir am besten Ton FUlen aus, in denen aasschfiesslieh Homoseinalitftt besteht mit Fehlen jedes beterosexnellen Triebes. Wir müssen denn flberlegen, ob dies em pathologisches Phänomen ist Voi^ her wollen wir jedoch festhalten, dass wir mehrere Begriffe nieht ohne weiteres »isammenwerfbn dlirfen. Gesond nnd krank bieten swar gewisse Gegensfttse dar; aber sehen das Ton krank hergeleitete Wort krsnkhaft leigt gewissermassen an, dass es aneh Übergangs- sostinde giebi Wenn wir B. von dner Erseheinnng sagen, sie sei krankhaft, so meinen wir sehr oft, dass der Betreifende swar nicht ') Julias Rosenbaam: Oescbiehte der Lastseacbe im ▲Itertam, nebst ausf)lbrlichen Untersnchnng^n über den Venns- und PhallustailtiiiR, RordeÜA. ÜOV0O6 ihjUta der Scythen, Päderastie aud andere gescblecbüicbe Aufiscbwei- hmgta im Altsn. Ab Btitdige nr liebtigea W^inmg ibnr SdbiiftMi ingeMüt 5. Auflag«. Halle a;& 1882. S. 146-887. Mangel des QeeohleohiBtiiebes eine krankhafte Encheinang. 427 knmk im twa mediiiiundien Smne sei, daes er aber dn Symptom dari)letet| daa ihn nieiit mebr iMdingangaloa als ganz gesond er- aeüuiiieii Hast TleMelit kOmien vir In dienm etwas weiten Sbne anfih daa Wort knmUiaft annieliat anwenden, wenn wir das Symptom der HomoeexnaHttt als solohes berfltoksiohtigeD. Auch sei erwähnt, dass man gewdhnlicli das Wort pathologisch schon in etwas weiterem Sinne brancht als das deutsche Wort krank. Um diese weitere Aus- dehnung des Begriffes kraukbaft zu zeigen, wollen wir uns ^'cwisser MissbilduEgen erinnern, die dea Betreffenden im Leben nicht si^erade als krank erscheinen lassen, die aber nicht nur in das Gebiet des Abnormen, sondern durchaus in das Gebiet des Krankhaften gehören wurden. Halten wir dies fest, so wird sich zunächst ergeben, dass wir unter Umstanden dazu gelangen werden, ein Indiviciuum nicht in dem gewöhnlichen »Sinne als gesund, aber auch nicht in dem ge\?öhn- lichen Sinne ;ils krank aufzufassen, sondern gewis-Sirrrmssen eine Mittelstufe, einen sogenannten Überganprszustand anzunehmen. Hammond') meint, dass es zweifellos völlicr crpgünde Personen gebe, die niemals geschlechtliche Triebe empfunden halien. Eine solche Behauptung erscheint ziemlich wilikürhch, wenn man bedenkt, dass ein anderer sehr gut einwerfen kann: eine Person, die keinen Geschlechtstrieb hat, ist an sich nicht gesund. Ich glaube nun in der That, dass man nun Begriff der Qesmidlieit das Vorhandensein jener somatischen und p^chisehen Faktoren rechnen muss, die zur Erhaltung dea Individmims ond der Gattong nötig sind. Sicher halten wir jene Peraonen nicht ffir gesund, deren seelische ond iLörperliche Funktionen zur Erhaltung des Individuums nicht genügen. Wenn also jemand beispielsweise Nahrongsmittel nicbt melur sn sieh nehmen kami, so halten wir das für ein krankhaftes Symptom. Qans besondeia aber scheint mir eine patholo|^scfae Srseheinnng da TOisnliegeD, wo Organe nnd Fbnktionen in einem gewissen Miss- ' Tsrhaitnls m emander steheo. Dies ist bemi homosesaelleD Mann der fUL Das Mmbnm vküe ist sur JMroäuäia m vagimam be- atiflunt Daflir sprioht seine Lage nnd seine Porm, die bekanntlich im erigierten Znstand der Vagim angepasst ist Deshalb finden wir ancfa, dass beim nonnalen Mensohen ebenso wie beim normalen Tier der heterosenieUe Trieb nun Kcitos TOihanden ist Wenn dieser Trieb fehlt nnd statt dessen ein anderer beeteht^ der oiRmbair mit
    • ) William A Hammond: Sexuelle ImpotODE beim mSnrtÜchpn nud woib-
    lioheji Qesohlechte. Deutsche Ausgabe von Leo Salinger. 2. Aullage. Berlin im. S.g. 428 Miagtl dM OeMUaeltatrielMS «ioe kmkhillft Bno1itiDnBg>. der aoatomiscben Gestalt der (Genitalien nioki hAcmonieTt» so iifc diee ein HiMverhftltoie, das uns den FaU nlelil niir ab abnemi, aondem ab pathologbeh eneheinan liaaL Emgeboieiie lUb tau HomoseiitaUtlt bieten deshalb eine gawbse Abnliehkeit mifc Muh geborten, und denentapreeheiid liat Eduard ?. Hartnaann*) lUb, wo mftnnliehe innere nnd taeaere OeaeUeebtrteQe mit wdbliaheii ge- Bobleobtlichen Trieben und Gebimprldiapoaitionen oder nmgekehrfc TOrlEommen, ab Leib-Seeleniwitter beniohnet Daai aber nrisohen eingeborenen nnd erworbenen Znatiaden in Bemg an! die Ftage der EranUiafligkeit kein Unteraeliied beateht, daiaof weide iah noeh aarfleidramnien» Aber anek aaa einem anderen Grande betnMdite feh die ana- acklieesliohe HomoeenialitRi ab ein patkologisokea Fklnomen. WMn wir mit Laner*) anaekmen, ea gekOre aar Terriehtang des Oetandeut daaa die ünTergänglicbkeit der Gattong in dem vergänglieben Leben des IndiTidonme gewUnleiatet werde^ so mfissen wir jene Leute für pathologisch halten, bei denen die Möglichkeit, die Gattang tn er^ halten, d. h. sich fortzupflanzen, fehlt Es würde also ImpotetUia geiwrandi das Individuum ohne weiteres in die Gruppe der patho- logischen bringen, vorausgöHtlzt uatürlich, düsü der betreffende Manu in dem Lebensalter steht, wo gewöhnlich die Fortpiianzung möglich ist. Danach sind wir allerdings nicht im stände, das Fehlen des normalen Geschlechtstriebes an sich fttr etwas Pjitbolo^isches zu halten, da trotz dessen Fehlens die Möglichkeit einer Zeugung' oft besteht, sodass nur der Trieb zum Fortpliauzungsakte fehlt. Es kommt auch mitunter vor, dass Urninge, selbst wenn ihr Trieb ausschliess- iirh zum Manne geht, sexuell oiit dem Weib verkehren. Dennoch müssen wir das Pehlen des Geschlechtstriebes bei bestehender Mög- lichkeit des Beischlafs für eine krankbiifte Erscheinung ansehen. Um dies zu begründen, muss ich den Weg der Analogie suchen, da bei den schwankenden Begriffen Ton Oesondheit and Krankhät oft nur dadaroh ein Anhaltepimkt gefanden werden kann fOr das, was wir gesund nnd was wir krank nennen. Ich habe oben die Erhaltang der Gattung ebenso für eine Funktion des Gesunden erklart, wie die Er* haltong des Individaoms. Verfolgen wir diesen Weg etwas weiter, so finden wir, dass zor Erhaltang des Individuums die Zofiibr ge- wiseer NahningaBadttel nOtig bt; daa Bedttrinia, dem Körper an aeiner ') Edaard T. Uartaiau q: rhüoaopkie üos Sohönea, sweiter systomatiscber M der Istiitlik. Beiün 1887. 8. Wrf. O. A. Laner: OMoadheit, Knuikhei^ Tod. Berlin 18B5. & 5. Kangsi dfli OwoUedhtatiitbai «im knnUufte Enoheinimg. 429 JBilialtaiig Nabnmg muflUireD, macht mt danh den Appetit be- merklMr. Wenn der Appetit ▼oUatindig felüti eo q»redien irir stete Toa einer kranUieften Eceoheinimg. Ee igt hierbei gern c^eiehgiltig, ob nnoh ohne Appetit dem Otganiamiii genügend Nahrongemlttel in«  geflkbrt weiden können oder nieht Wenn wir nun die Analogie «risohen Appetit mid Oeechledht»> trieb weiter duehfUnen, eo mtbBBen wir das Beetefaen dee ietsfeeren als eine Yorbedingong dafllr ansehen, dass wir das lodividnam gesond nennen, and wir werden, wenn der normale Geeehlechtstrieb fehlt, stets Ton einer patiudogisohen Eischeinang sprechen. Bs ist hierbei gans ^eiohgiltig, ob an Stelle des nmialen semellen Triebes ein homoseiaeller tritt oder nicht Alle diese EiOrtenmgen, bei denen ee sich nm die MOgliohkeit, den Xcitos bei fehlender Libido ansrafiben, handelt, bestehen sich natflriich gar nicht auf diejenigen Fille der konträren Sexualempfindmig, wo Unmöglichkeit des Koitus infolge von Horror gegen das Weib besteht. Hier liegt eine unzweifelhaft krankhafte Impotenz vor. Ein Grund konnte allerdings scheinbar vorliegeD, die kon- träre Sexiuilempfmdung vom Begriff des Krankhaittn zu treunen. Bekanütlicli fühlen sich Urninge nach Ausübung des humosexuellen Aktes ganz ebenso wühl wie normale Mäimur nach dem normalen sexuellen Akt Wenn sich hingegen der Urning zu dem Koitus beim Weibe zwingt, z. B. durch Vorstellung eines Mannes, so greift ihn dieser Akt, wie auch Kraf ft-Ebing*) bericht<?t, körperlich Rehr an. Durch diesen gezwungenen, für den Urning unEatürlichen Verkehr mit Weibern kann er an seiner Gesundheit geschädigt werden, sodass der sexuelle Verkehr des Homosexuellen mit dem Mann vom Stand- punkte der Selbsterhaltung angezeigt ist. Wir haben es dem- gemftss mit einem Fall zu thun, wo der Urning im Interesse der Selbsterhaltung handelt, wo er aber der Bestimmung des Individuums, die Gattung zu erhalten, zuwiderhandelt Man könnte infolge dieses Dilemmas fragen, ob man diesen Zustand als pathologisch auffassen soll oder nicht, da natfirlioh das Indindnnm sich selbst sa erhalten bestrebt sein muss. Der scheinbare Widerspruch rührt aber nur davon her, dass so häufig der Geschlechtstrieb und der Geschlechtsakt Ter- wechselt weiden; nnr der GescUechtstrieb kommt für nnseie Enge &. V. £rafft-£biug: Payc/iopaihüt sexuaiis. Mit besooderer Berück- •iobtigang dar kttntiliai 8ezaalempfiiidimg. Eäna klinisch -foretudscke Studie. 9. AiUhge. Stüttgtit 18M. 8. 848,264 430 HomoMxnalttit eine ptfliologMaie Aidieiiumg. In Betnebt Der Akfe» du dem kiankbaftea Triebe folgt, kenn lehz woU im einiebieii lUle ib efai der Oeaindlieit mMgOeher betiaohtet weidetL Das Sssen tod pikenten Seohen ist bei muoher pTepepele geeignet, den Appetit inzafegen; niobtadestoweniger iit die Dyspepsie ata solche eine knmkbafte Bisdieinnng.^) Sbenso kann der ana dem krankbaften Qeadileohtstriebe berrorBebende Akt dem Indifidnnm aotriglieb sein, ohne dass deshalb der dasu dringende Trieb als ein gesunder beseichnet werden durfte. Wenn wir nnn den Geschleditstrieb niobt ab dn Mittel smn Yeignügen sondern snr Fortpfianiong betraobten, so mttssen wir die anssäbliessHcbe HomosexuaUtit in das Gebiet der Pathologie Terweisen nnd dflrfen ein damit bdiaftetes Individanm nie f&r gesnnd erfcttien. Naohdem wir gesshen haben, dass das Besteben des normalen Gesohlecbtstriebes eine Vorbedingang fQr die Annahme eines ge- sunden Zastandes ist, fragt es sich weiter, ob das Besteben der Homusexualität an sich bereits die Annalmic eines gesunden Zu- standes ausschliisst Diese beiden Fragen müssen von einander ge- trennt werden; denn wir sehen, dass in nicht wenigen Fällen eine psychosexnelle Hermaphrodisie besteht, d. h. Trieb zum Weibe und Trieb zum Manne. Die eine Vorbedingung der Gesundheit, der Trieb zum Weibe, ist demnach in diesem Falle vorbanden, und es fragt sich nur, ob wir nichtsdrstoweniger wegen der konträren Sexual- empündung solciie Falle lu das Gebiet der PatholuK^ie rechnen sollen. Die Frage ist schwer ?u beantworten; ich glaube indessen, dass viir uns auch hier nur mit einer Analogie werden bebelfen können, wenn wir uns entscheiden wollen. Nehmen wir wieder zum Vergleich den Appetit. Bekanntlich giebt es Personen, die auf Dinge Appetit haben, die mit der Ernährung des Organismus nichts zu thun haben. Wir finden diese Fälle häufig bei GblorotischeD, bei Hysterischen und Schwangeren; solche Personen essen mit Vorliebe Kreide, Ziegel- stücke, Eafifeebohnen nnd dergl. mehr. Diese Neigungen betrachten wir als pathologisch, weil sie auf Dinge gerichtet sind, die zur Er- haltung des Organismus nichts beitragen. Dass solche Leute gleich- seitig ancb Appetit anf notwendige Dinge, s. B. FJeiseb nnd der- ') Die alten Arzte haben dioscm Uoiliastinkt ie& Organismua eine gwaz auMerordentUcbe AisdeliiniDg gogebeii. Sehr oft, wo mthnien ai» wm, acdlte naob ihm Aindit \m Srkranknngen des Organismus der Kranke selbst empßndea, was ihm ansagt, was nicht. Freiü^'h sollte dieser Instinkt woscntlich dazu dienen, die Krankheit zu heben, wovon natürlich bei dem Oesühlecbtstriebe des Homo- BttiwUcm iiioht die Bede ist. Näheret Aber den Heilinstinkt bei Job. Jak. Gfinther: Natw und Saust in Heilung der KnnithoiteiL Fnuütfiut s. IL 18&4» HomoBaxnalität dae patbologiaolie Knohaiaang. 431 gleioheii haben, bum niobt vwAänAm, dasB wir Jena speiiellttn NeSguiigea als baoUiaft betrachten. Wenn irir diee aber thmi, eo weiden irir, da wir die HOglioUreit der Foitpflansong des Oiganismoa ebenso wie sone Erhaltong als eine Yorbedingnng der Geenndheit kennen gdemi haben, diqenigen Triebe des Genitalajstems, die mit dieser Funktion niohtB sn thnn haben, als pathologisch^) ansehen mflssen. Wir weiden demgemlss die Homosexoalit&t, die fftr die Fortpflansong des Individnams ftberflossig lät, als krankhaft beielohnen mOssen.*) Merdings ist eine Einschrftnknng hierbei noch nOtig. Hoc ho weiset darauf hin, dass homosexuelle Zustände auch unter normalen Verhältnissen, z. B. bei Schülern, vorkommen. Dies ist vollkommen richtig, kann aber die Aieinuag nicht widerlegen, dass in einem be- stimmten Alter trotzdem die Hümosexualitäl ttwas Krankhaftes dar- stellt. Der Autor vergisst» dass, was in einem Alter krankhaft ist, dies in einem andern nicht zu sein braucht. Der Grad von In- telligenz, der bei einem fttnQährigen Knaben normal ist, würde bei einem Zwanzigjährigeren pathologisch sein, und so kann auch ein sexuelles Emplioden, das bei einem jungen Mann von 14 — 15 Jahren, ja sogar von 20 Jahren noch nicht pathologisch ist, bei emem 85jährigen etwas Pathologisches darstellen. In der That betrachte ich die YoUständige Geschlechtsreife als eine Hauptvorbedingung zu der Annahme, dass die homosexuelle Liebe eine krankhafte Er- scheinung sei, da ror dieser Zeit das Stadium der Undifferenziertheit des Geschlechtstriebes zu berücksichtigen ist Es gind öfter andere Qr&nde angeführt voiden, um zu beweisen, daes man es bei homosexuellem Geschlechtstrieb mit einer krankhaften Eiacheinung m thnn habe; doch finde ich, dass sonstige Begründungen von sehr hervorragen den Autoren nioht ganz stichhaltig sind. Man beruft sich oft darauf, dass bei homosexuellen Pefsonen gewülialich andere Zeichen Ton Kiankhaftigkeit vorhanden seien, s. B. nenia-
    • ) Der Ebwaad, dass nidit jed« Swnenentleemig dM IbniteB sur Zeagang
    eines Nachkommen führen kann, n. a. mil das Weib neun Monate znr Anstragung brnnnht, lingt nahe. Man könnte einwenden, dass der normale Gesohlechtstrieb dann auch beim Manne nur alle neun Monate auftreten düifto. Indessen ist das nnx ein scheinbarer i^uwand, den zu entkräften hier der Plate feiüt. Ich be- abilditige «n eber andeni Stodl« dies» Fkvge MBtahrlUdi m «rSrtani; ebenso den •aderan Bumad, dass auch uorinai«^ Menschen nicht snr nur Selbsterhaltung nfltifrf?, sond<»m auch andere Stoff«, z. B. Genusainittel osson und trinken, iuil m (de hierbei mehr auf das Vergnügen als auf die Ernährunf^ des Körpers achten. A. Hoohe: Zur Frage der forensischen Beurteilung bexuellor Vergehen. NeimlogiioheB ZsntnlUatt» 16. Jänner 1896y 432 HmmiMziuüütifc &r»nkhgitwymptom o4«r Snnklieit. sthenisohe, hysterisclie Symptome, Erscheinungeii von Degeneration, ja sogar Symptome von Geisteskraolvhciten, und auch wenn alles dies nicht nachweisbar ist, so sei doch wenigstens erbliche Belastung ?or- handen, and diese an sich weise auf eine abnorme, krankhafte Eoib- BÜtution hin. Indessen glaube ich, dass wir ans hüten mflmen, dieser BeweisfQhrang eine übertriebene Bedeatnog beizomessen. Ich sehe zun&chst TOD dem Umstände ab, dass einzelne Aatoren behaaptea, die Homosexualität finde sich auch als isoliertes Symptom. Nehmen wir selbst an, dass stets andere Zeichen von Krankhaftigkeit Tor- banden sind, so würden wir, glaube ich, trotzdem Bedenken tngon müsseOf bieiio einen Beweis für die Krankhaftigkeit der Homosexiuli- tAt BU sehen. Nicht jede Srsoheurang, die man bei kiankbaften Natnien findet, ist» weil andere ktankbafte Symptome Totbaaden ibid, an aieb patbologisöb. Wenn eüi Kenrastheniker oder erblieb Be- lasteter Neigung bat, «n Beefsteak sn essen, so ist diese Nelgong nieht deshalb kiankbaft, weil sie bei einem Neoiastheniker ?orkommt Man werfe niebt ein, dass niebt-nenrastbenisobe Personen ebenso blufig Beefsteak essen wie Kenrasthenisohe, und dass ans diesem Grande in der Neigoiqr des Nenzastbenikers ein kiankbaftea Sjymptom nieht an suchen sei Wie mir wohl lablxeicbe Ante zugehen werden, lassen sieh bei enier anffollend grossen Zahl Ton Sebanspleleni, Scbanspideiinnen n. s. w. sohwere nenrastheniseibe oder bysterische Erscbebrangen nachweisen. Deshalb ist aber das Scbauspielertalent an sich nicbt ein nemasthemsebes oder hysteriscbes Symptom.^) Bs ksnn eine ErsoheinaDg sogar mit auffallender Hftufigkeit bei pathologischen Naturen vorkommen, ohne dass hierin allein ein Be- weis für das Pathologische dieses iSymptomes gefunden werden darl Die Feststellung anderer krankhafter Symptome ist für die Ätiologie und Thporie viel wichtiger als für die BeautvTortuüg der Fr^ige, ob das zur ErürLerung stehende Symptom krankhaft ist oder mcht. Wir müssen Tielmehr dieses Symptom, das heisst in unserem Falle die konträre Sexualempfindunp:, stets an sich betrachten und uns über- legen, ob es durch seinen Fiufluss auf das Individuum und die Fort- pflanzung als krankliLift iui;ti sehen werden inuss. Nichtsdestowcnip^cr werden wir in süIcIipti Fälieu, wo wir deut- liche Zeichen einer Neurose oder Psychose änden, leicht geneigt sein, I) Man wende hiergegen nicht etwa ein, dass, wie ich selbst an anderer Stalle «ugttfKhrt habe, ehi hwvewageadei Talent vm SehMwpieMwh anfhUead eft ans einer abnormen Anlage des Zontrabier\-CD8>8tQ08 hervergeht Es ist oben n berflcknchtigeo, dsM abDom und pethologiaeh nicht «tontisobe Begriffe aiiid. KnulklieiiBeliisichk dv UiiiiBge. 433 did kontrare SeiaalempfindiiDg als eiii Symptom des Erankbeits- nutandes aafzufiuaen. Es mag dies ähnlich liegen wie bei der I^TBpepsiei die obb sniweilen als isolierte« ßymptom, ab eaaentiene entgegentxitti in anderen FftQen ^eichzdtig mit sahlieiebeii anderen Eneheinmigen von NemiBfbeme ab ein Sjmptom der tefarisren. Uurcli den Weg der Analogie, den ich eingeschiageu habe, bin ich zu dem Resultat grkummen, den homosexuellen Geschlechtstrieb als ein pathologisches Phänumen zu beUachten.-') Eiüe weitere Frage ist es nun, in welche Gruppe von Kranken wir ein Indi?iduum, bei dem der Geschlechtstrieb himinsexuell ist, einreihen sollen. Ins- besondere ist die Frage zu heautworteu, ob wir den Patienten bei einem so schweren psychischen Symptom zu den Nervenkranlieü oder Geisteskranken rechnen aulien, wenn andere schwere psychische Sym- ptome fehlen. Wir wissea, dass man das Bestehen von Sinnes- tftnschungen, die der davon Befalls iiu iiicht als Täuschung: erkennt sondern ftlr wirkhch vorhanden ausiuht, mitunter als Beweis einer Geistes- krankheit betrachtet.') Wollten wir auch für den Geschlechtstrieb annehmen, dass das Erkennen der Krankhaftigkeit entscheidend sein soll f&r die Frage, ob wir es mit einer Geistesstörung zu thun haben oder nicht, so würden vir Qe&hr laufen, eine Psychose bei fast allen Urningen annehmen zu müssen. Ich finde wenigstens, dass nur ver- hältnismässig selten ein Urning seinen Geschlechtstrieb als etwas Eraakhaftes beseicbnet, und ich weiche hierin Ton Westpbals An- nabme ab. Kur als abnorm wird der homosexuelle Trieb von den meisten Urningen angesehen. Man begegnet mitunter hierüber den sonderbarsten Anschaamigen. 80 schreibt mir ein 60jfthnger ünung liber diesem Punkt: ^ Ei ist mehrfach von Juristen den Amen der Tonniif gemacht worden, dass sie zu oft pathologischo Phännmcn" .sehen, wo es sich um gesunde Menschen handle. Besondere ist Mendel fi i irtiLT* ii Artpriffen an^gesetzt j^ewosen. Mendel sielit j&. B. etwas Fathulogischei schon darin, dass inan Charuot kiitisiurt.
    • ) Die Autoren sind über diesen Paukt nbht gans ^nig. W. Sander ist
    geneigt, in solchen Fällen stets krankhafte Geistesstörung anzanehmen, währond Krafft-Ebing in seinem I/ehrbuch der Psychiatrie nnnf-he liierlier gehörige Person noch nicht fttr geisteskrank hält; er erwähnt besouilers bistorischo, nicht geiste^ranke Personen, deren Hallazinationeu bekannt »ind: Luther, der dem Tenftt daa Tiutente mehmsi; Sokratea, der aioh ndt seinein Dftinon onter- liielt, Kohammed n. s. w. Xoll, Xonfr. SnMlMapfliidiia«. j|8 48i KnakhmMiiiüht der Unioge. «Der ünung bestreitet nielit nnr die Nstorwidiigkeiteii Beiner NeigoDgeD, sondern anch ihren paüiolctgiadifln Ohaniter» er proteetiert gegen den Vergleich mit dem Lahmen und dem Tauben. Das gelegent- lichte Znsammeatreffen der konträren Sexnalempfindllfig mit anderen wirklichen Krankheitszuständen wird för die Frage nichts entscheiden, auch die Berufimg darauf, dass sie dem Zweck der Fortpflanzung zu- wider iSnft, ist nicht boweisond; denn wer sagt uns, dass die Natur alle Menschen zur Fortpflanzung b^timmt habe? Auch der Arbeitsbiene hat sie Aiesett T?pnif nicht verliehen, obwohl in ihren verkümmerten, weib- licheu Gescblecbtsorgaaen ein unwillkürlicher Hinweis auf geschlecht- liches Empfinden vorbanden ist und nicht vorausgesetzt werden darf, dass sie von jener angeborenen Triebfeder bat ausgeschlossen werden sollen. Allerdings ist der göschlechtliche Apparat der Homosexuellen von unverkümmerier anatomischer Beschaffenheit; aber wer wollte be- haupten, daas ea nidit im Plan der Kator gelegen hftbe, sie, wenn auch mu ^^jchisch, beaondwB za orgaaiaieren?** Der in der Vorrede erwfthnte Herr N. N. ist einer der wenigen ▼on den mir bekannten Urningen, die ihren Trieb als krankhaft be- trachten. Wir würden demgemäss die meisten Urninge für geistes- krank') ansehen, wenn wir die Entsoheidang naeh dem Bewosstsein der Krankhaftigkeit treffen wollten. Dennoch thue ich dies nicht, nnd ieh erklftre den per?eneii Ge- sehleehteferieb niobt fOx genfigoid, den damit Bebafteten für geistes- krank vn halten. Ich mochte die Analegie zwisoben GeBehlecbtstrieb uid Trieb mr Nahrnngsanfiiabme noch weiter dniehlQbren, um die Fiage der Geiateskrankbeit an entscheiden. Hit Beoht wird von TeEsohiedenen Antoien die Idebe mit dem Hanger veigUehen. Zwei Gefftble wirken mit iwingender Notwendigkeit anf jedes belebte Wesen, sagt Laurent: der Hnnger, der die Erhaltong des Indindnnms zum Zwecke hat» nnd die Liebe, deren Zweck die Brhaltnng der Gattung ist*) Ebenso wenig aber, wie die Neigong nnd der Tneb des Menseben m ge- wissen sonst widerlichen Kabmngsmittebi uns Yeianlassong giebt, den BetrefEmden für geisteakrank za halten, ebenso wenig möchte loh den Ee kommt noch hinzu, dass selbst drr von der Krankhaftigkeit des Triebes Überzoug;to ihn nicht zurückdriingen kann uud schliesahch unter dessen Jiautluüg iiandelt, wühreud der die SiuueHtäiuuhung als solche Krkenueude von ihr oft nicht weiter heeinflnsst wird.
    • ) Auch Krafft-Ebing stellt den Erhaltonga- and den Oeedilechtstri^
    neben einander: ,Das ])hy8iologische Leben kennt ein^n Erhaltnngs- und einen Geschlechtstrieb. Das krankhafte Leben schafft keine neuen Triebe, wie man fälschlich angenouiiuen hat. £8 kann die natürlichen Triebe nur vermmdem, alaigeni oder in pemtaer Weiae aar laaaerang galaagen taaaan.'^ Nennae oder Vü^tlbiot», ^ 435 homosaxiieDen OesoUeohtstrieb ohoe weitem als Bevöa Uerfttr lie- tnwhten. Eraffi-EbingO meinti dass Fer?ex8ioneii der Tito Manolts an und tti deh der Nearaeffaeme niolit asgebdreii, «mdem dem Ge- biet der peycbieoben, meist erbfiehen Degeneration. Wohl könne one sesneUe Neorastlienie dmcb Soliwielinng hetenMexoeUer Empfindungen nur Weoknng einer bisher sofalnmmemden Homoaexualitat ans ihrer Latenz beitragen. Dinlieh ftossert sich H Ose Ii,*) der gleieiibUs die konträre Sexnalempfindnng ni<dit rar Kenrastlienie reehnei Wir wollen aber ftberbaupt nicht vergessen, dass mehr nnd mehr in neuerer Zeit die Neigung aufgetreten ist, ein Grenzgebiet zwischen Geisteskrankheit und Geistesgesundheit aufzustellen, und in dieses Ge- biet hat man ja viele Fälle von psychischen Entartungen — ich erinnere z. B. an manche Zwangsvorstellungen u. s. w. — gerechnet Ich glaube, dass wir gut thun werden, auch die konträre Sexual- empfindung zu diesen Zuständen zu zählen. Sicherlich sind UnterscheiduDgen von Neurose und Psychose oft ziemlich willkarlich, und was der eine für eine Neurose erachtet, wird (\pT andere für eine Psychose ansehen. Duln r kommen auch manche Widersprüche in der Beurteilung der kontraren Sexualempliiidung bei verschiedenen, ja sogar bei demselben Autor. ^^ t stph;il *) z B . der sonst Anstand nahm, die konträre Sexualt mptindung für das Symptom eines psychopathischen Zustandes 7u erachten, vergleicht sie trotzdem mit der Moral Insanity, die mau sonst als eine Psychose ansieht, wenn man sie überhaupt anerkennt. Ich will aber schon hier er- wähnen, dass Geisteskrankheit im streng psychiatrischen Sinne etwas anderes bedeutet als „krankhafte Störung der Geistesthltigkeit'* im forensischen. Der letztere Begriff ist, woraof ich noeh ansfohrlich in dem Kapitel über Forensisches zurflckkommen weide, viel weiter«  Stark vergleicht ganz passend, wie ans meinen Erörterungen hervorgehen dürfte, die konträre Sexualempfindung mit der Hysterie oder vielmehr mit gewissen Symptomen, die im Yerlaufe der Hysterie sich seigen. Es kommt vor, dass bei der Hysterie gewisse Bebe, die ') R- V. Kraf£t-£biDg: Nervoiität und Deoraathenisoho Zustände. Wiea 1895. S.
    • ) Handbaeh der Memsthenia, buMisgegebeD von Frans Karl Malier.
    Leipzig 1893. S. 18SI. Ein anderer Mitarbeiter dieeee Bnehse spridit jedoek (8. 5S6) die entgegengesetzto Meinnag^ ans.
    • ) C. Westphal: Die konträre Sexualomptindung. Symptom eine» neuro-
    pathlMheu (psydiopathischeo) Ztutaades. Archiv für i'äycbiatrie und Nerven- toanUMlteB. S. Bend. BeiUa 1870. 8. 106. 436 EnuiUiafti^^t der eingebonii«ii voA dar erworbenen Homosexualität wx sonst als angenehm und woUthne&d empfindeOf s. B. Wohlgerflolie Ekd enegen, wfthiend Empfindmigen, dio bei nonnaleii Mansoheii WidenriUen hemmifeii, Ton HjstensdiMi als wohltbaeiid empftindeii werden» s. B. der Gesdhnuuk fon Am foeUätu Es ist oft genug in der Benrtennng der KiaaUiafl^keit ein üntersohied gemaelit worden zwischen eingeborener nnd erworbener Homosexualität Indessen glaube ich, dass dies kaum richtig ist Wenn man annimmt, dass jemand seine Homosexualität durch Aus- schweifungen verschiedenster Art erworbüii hat, niag uns eme solche Perbuii unsympathischer sein aU eine andere, bei der wir an- nehmen dürfen, die Homosexualität sei eingeboren, d. h. unverschuldet Einen Unterschied für den Begriff der Krankhaftigkeit kann dies je- doch nicht machen. Ob ein Bludsinn durch Trunksucht oder durch Ererbung entsteht, ist for die Frage der Krankhaftigkeit gleichgültig. Ob jemand bei einer selbstverschuldeten Schlugerti eine Hirn- erschütterung davonträgt oder durch einen nicht vt rs( huldeten Fall, spielt für die Beurteilung der Krankhaftigkeit keine hioUe. Die Aus- führungen Hüpedens^) und anderer verkennen die ganze Frage, wenn sie einen TTnterschied zwischen eingeborener nnd erworhener Homosexualität nnicheu. Es wäre ein Novum in der Medizin, wenn solche Unterscheidungen, insbesondere vor Gericht, gemacht ?nirden. Mag uns der eine Homosexuelle, wie schon angedeutet, unsympathischer sein als der andere, for den Begriff der Krankhaftigkeit sind diese Differenzen gleiohgütig* 0 Hüpeden: Bemerkungen 2u v. isLraät-Ebiagä „Der Kontiärsexuale vor d«n Stnfriekter«. G«rfohtMMa 1886. 61. Baad. 8. 440 £ I XL Therapeutisches. Bs ist weaentlioh Kiafft-Bbiag in danken, dass die bisherige Oleiehgiltigkeit der Ante g^senüber der kontclien Senudempfindnng eehwindet Infolge seiner ünterandinngeD stehen wir nieht mehr inf dem abeolnten Standpnokte des Xmsssr aUer,^) Mit Beeht hebt OynrkoTechkj*) hervor, dass mt Medisiner konTentionelle Logen meiden mttssen, nnd dass irir snefa Tor imgesehmmkten Worten hi der Wissenschaft nicht snrflckschreoken dDiüBn, selbst wenn es sieh mn Gebiete handelt, die dem Axit nnd dem Laien recht anstOssig shid. Sehr riobtig bemerkt auch Leopold Casper,*) dass das SexoaUeben des Hensohen, das mit Frehnnt in besprechen eine falsche Sehen bestanden hat, in seinen Alterationen toi das Forum des Arztes 0 Es sind hl MlltfWr Zeit mduftM^ Angriffe anf die Darstellimg sexueller Perversionen genuicht worden, die n. a. von Blenlpr Tnrückfrcvi ie'-'en wurden. £s kann doch keinem Zweifel nnterliegen. dass eine genaue Konntais des normalen nnd pathologiBcben Geechleohtstriebes die grösste Wichtigkeit IQr die B«niteUuig tcn Bitinteii hat Teh ^nhe, 4mb Ar den Ant die genaue Kenntnis des Oeschleohtstriebes des Menschen mindestens dieselbe Wichtigkeit hat wie das Studium des mikroskopischen Baues der Sf<!!Wf^ine- leber. Mendel hat aioh an einer Stelle sehr scharf gegen die Behandlung der eeznfllleB Perrandonen in HllMtftndigen Bttehen statt In wineniekaMidien Zeit- schriften gewendet. ,JBolohe Dinge gehören in wissemBohaftUflhe AreidTa, niokt auf den offenen Markt", sagte Mendel. Ich erwilhne dies als Euriosum, weil Hendel an anderer Stelle sagte: ,Dio Impotenz in ihren Ursachen, ihren Folgen und ihrer Behandlung entbehrte bisher einer monographischen Be- «ibeltiiag. LsB TOiliegende Baeh stellt ehw eolohe dar. ... In beeonden daakeiM- werter Weise hat der Verfasser seine therapeutischen Massnahmen nnd IMolge mitgeteilt" u. 8 w PI se Worte Mendels stehen in der Vorrede zu einem Buch, das nur sexuelle Fragen behaiidelt. Ja?? den Titel »Sexuelle Impotenz* führt und daa zakireiuhe Mltteilnngeu über sexuelle Perversionen in gans de* taillierter Weise enthält Dsss dieses Bnoh, wenn es auch einen wiBsansohaft- lichen Verfasser hat^ in einem populär medisinischon Verisge enddAnsB isti sei nebenbei erwähnt. Difficüe est aatiram non acribere!
    • ) Victor T. QyurkoTechky: Patliologie und Therapie der männlichen
    Impotens. Wien nnd Leipzig 1689. 8. fl.
    • ) Leopold Cesper: StenUtM et impotmUatiriKi. MfinolMn 189a &1.
    438 Prognose. gehOn. Es sfli Iii« in Schuhs AnnpnMdi oinnert^ den er b«i dner Digitalantenuöhnng des Ifastdam» that» und den Albert^) anfilhrt. Als nimliefa Aber jene üntonnohimg einige ZohOier Ekel empfimden, den sie dnroh Ifienen nnd AnsspuoVen sosdiftokteD, da erUiite Sehnh: „Als ich ein strebsamer Anftnger in der Ohiioigie wsr, war noch die Xedisin nnd Chirurgie getrennt; die Kedianer waren Tomehme Herren, die Chirurgen wurden als ?aiiaa behandelt Es wäre unter der Würde ehies Meäiemae Doirtcrs gewesen, den Finger in den Mastdarm eines Kranken einzuführen; da rief man uns, kommandierte uns zu der Untersuchung; dann behandelte man uns wie ein beschmutztes Hölzchen, mit dem man in einem Mist- haufen herumgewflhit hat, — man warf uns weg ; aber die Chirurgie ist gewachsen, und die Leute behandeln uns mit Respekt!** Wir haben es bei der konträren Sexualem piindung mit Er- scheinungen zu thun, die vielen Ärzten widerlich erscheinen, und mancher hält es noch für seine Pflicht, wenn er etwas darüber schreibt, sich durch Phrasen über Sittlichkeit -i etc. bei seinen medizinischen Lesern zu entschuldigen, dass er das (iebiet berührt Was die Frugnose der kontrirsii Sexnalempfindung hetrilR» so llsst sie sich im aUgemeinen keineswegs als eine günstige besddhnen, wenn auch die absohite Unheilbsrkeit, von der man früher tlbeneogt war, nicht mehr angenommen wird. In den Kreisen der Urninge selbst wird, wie ich schon erwähnte, die Affektion meistens für un- heilbar gehalten, und es giebt nur wenige unter ihnen, die an die Möglichkeit einer Heilung glauben. Die Prognose hängt von vielen Umständen ab ; besonders die psychosexuelle Hermaphrodisie giebt eine wesentlich bessere Pro- gnose, als die F&lle, bei denen ausschliesslich Homosexualität besteht Es wird natdrlioh die Prognose bei den psychischen Hermaphroditen >) Eduard Albert: Diagnostik der chiniigisdun KiwldMitso in wmaaag ToriesuDgen. 2. Auflage. Wien 1882. S. 288 1 ') Für verbrecherisch halte ich höchstens K)lche ]iervpr?<e Handltinpen, die nicht aus einer Ferv^ruon des Triebes hervorgehen. Was aber dorch dieie her- vorgerufen ist, daxf ein Torarteikloser Bfloteoliter nieht ISr «in „VertmehMi* soMlieQ, aankm mir knaUuift bottaehten.
    • ) Ein Urning schreibt an Krafft-Ebing n. a. folgendes: „Man b&lt uns
    allgemein für krank, nnd das ist gänzlich nnrichtig. Denn für jede Krankheit giebt es ein ileil- oder Lindeningsmittel, nnd einem Urning tcann l^eine Macht d«r Walt adno pamcM Nafainidag« imIiiimii.* 4d9 von der Stftrke aUdageo, mit der der Trieb znm Weibd Mifbitt; je mehr der heteiQeexiielle Trieb Tonriegti um ao besser ist die Fiogneee. Bs bingt ferner die Prognose von der Dauer des Znstsades ab; je Unger kontrire Empfindungen bestaben, Je tiefer eingewonelt sie sind, um so imgflnstiger mnss sieb die Prognose gestalten. Ebenso hat ancb die ganae Umgebung des Kranken einen grossen Einflnsa aof aie; eine Besaerang wird weaentlioh ersohwert» wenn er danemd Gelegenheit findet, mit Hfionem sexuell sn verkehren. Krafft- Ebing^ ateUt der erworbenen kontrtien Sexoalempfindmig eine bei weitem bessere Prognose als der eingeborenen. Femer mOehte ioh daianf hinweisen, dasa die ^iache Inversion, die ümkehrong des Oesehieohtstdebea durahsobnittlich eine achleehtere Pn^gnoee giebt äla die FftUe, bei denen irgend wdehe Yerwaadtaohaft mit dem hetero- sexnellen Pohlen beateht Überhaupt kann man eine bessere Prognose in soleben Fällen stellen, wo sieh deuUiehe Anknfipfangspunkte an das heterosexnelle Empfinden zeigen, selbst wenn zur Zeit ausschliess- lich Neigung zum männlichen Geschlecht besteht Solche Anknüpfung an das Leterosexuelle Empfinden kann sich auf verschiedene Weise äussern, oft genug z. B. darin, lass ^'pwisse weibliche Eigenschaften hei dem za liebenden Mciim beauäpruclit werden, ferner dann, dass kein vollkommener Horror femitiae besteht. Ganz besonders aber wird die Prognose verschlimmert, wenn der Urning durch innige Liebe an einen Mann gefesselt ist; kaum je wird der Arzt in diesem Stadium etwas ausrichten können, es wird in solchen Fällen auch des Arztes Hilfe nicht gesucht, da sich der Urning uberglücklich fQhlt, vorausgesetzt natürlich, dass die Liebe erwidert wird. Dass Neurasthenie und ahnliche Affektionen, wie sie bei Urningen nicht selten sind, die Prognose verschlechtern, leuchtet ein. Auf andere Momente, die auf die Prognose einen Eintluss aus- üben, will ich hier nicht eingehen, sie ergeben sioh aus dem anter Ätiologie gesagten von selbst Eigentlich müssen wir nns znn&chst fragen, ob man überhaupt etwas gegen die Homosexualität therapeutisch unternehmen soll, ob man mit ihrer Beseitigung nicht dem Urning oder der Gesellschaft mehr schadet als ntttit. Wenn es feststeht^ dass bei vielen Homo- sexuellen das ganze psychische Leben ein weibisches ist, wenn wir finden, dasa von Kindheit aof nioht Gedanken an Weiber, aondem E. ¥. K rafft- Ebing: PaychojßoÜda ttexuaiis. Uit l>esooUerer Berfiofc- aichtigong der koattiraa gexnsleiiiplliidmig. Eine Uiaiaeh-foveDsimhe Stodi«. 9. Aaflage. 8tDttK«rt 1894. & 90S. 440 an Männer den Urning beherrschen, so ist die Antwort keineBirflgs l^okt; aeine ganze Eonstitntion hat sich an den konkftren sexuellen GMankoi gowohnt und sich ihm angepasst, sodass der Binwiixf becedhtigt iat» bd der Katnr des BetreflEenden, bei afliaeni weiblieiien Fehlen und Empfinden, bei sdner Vorliebe (Qr Handarbeiten, bei seinem Absehen vor mlmüiohem Benehmen nnd Betragen sei die Liebe som llamie das Natürliche, die som Weibe das ün- natfirliebe. Wir wfliden also bei der Therapie einer Tollatindig weiblidi ftthlenden nnd denkenden Katar einen ihr nicht sokonmienden Trieb einsapflanien eneheo, der mit den sonstigen Geistesanlagen nicht in Hamonie steht. Wir waiden gerade bei dem ansgesproehenen TTroing mit Effismination, wenn wir den Geschlechtstrieb anf das Weib hinlenken, eine Disharmonie in dem psychischen Leben herroi^ mfen. Sollen nnd dürfen wir dies thnn? Wenn wir überhaupt den Yersndi machen, bei ausgesprochener Effemhiation den Gesohleohte- trieb heteroeeznell zu gestalten, so seheint es mir unbedingt notwendig, das sonstige psychische Verhalten in ein mehr mlnnliehesnmsawandefai. Freilich ist es denkbar, dass, wenn das geschlechtliche Empfinden auf das Weib gerichtet ist, im Anschluss daran die ganze Natur spontan einen mehr mänülii hra Typus gewinnt, obwohl dies nach Beendigung der Entwickehmg lucht gerade wahrscheinlich ist.') Aber immi rliin ist es auch möglich, dass das Bewusstsein der HeteroSexualität, das Bewnsstsein, so zu fühlen, wie andere normale Männer, ein mehr männliches Wesen schafft Selbstvf rsläüdlich würde der Einwand, den man etwa gegen die Behandlung ( tfeminierter Hoinn?exueller erhebt, überhaupt nicht gegen Behandlung der Fälle zu richten sein, bei denen sich liomosexueile Neigungen mit sonst rollständig männlichem Fuhlen verbinden. Eine weitere Frage ist die, ob man deswegen auf die Behandlung verzichten weil die Gefahr der Vererltung der jiathologischen Disposition immerhin vorliegt Wenn man Xrafft-£bing8 Aa-
    • ) Unmöglich ist eine derartigfo spontaDe Uniwandlnnfr nicht; dies lehrt
    u. a. ein Fall von erworbener konträrer Sexüalcmplindung, den Krafft-Ebing veriSffenÜiclite, und bei dem das Umgekehrte eintjat. Der Miurn war ursprünglich hflleiOMzneU; später, in Alter too etwa SK> JalireD, ttmt hti ihm Neigung sa Hlniienk auf; gleichzeitig hiermit zeigten sich nnn spontan auch Ersoheinupgea der EffoTninnM'on, Neigung zu Toilottekünsten , Vorliebe ftlr Weiber^prflcbe U. 8. w. Ancli die Versuche mit Sngpestion in Hypnose zeigen, dass keitie'^v.-e^^ immer jede ErBcheinnng au sich suggeriert werden muati, dasti sich viehnehr duruh feete Anaoalion oft gewtee Sb^ptome aa die primlr gegeben« Siggeftum aefcoiidlr anedhlieiMii. Orimde flr Ui BehuuUnng'. 441 BAhme ÜBT liobtig hilt, daBs beim Yaier besteheiid« H<»mo86xtialitat snf den Sohn veiecbt werden kann, und wenn man flberhanpfc die Yeierlnuig der ESgenaohaften annimmt» wenn man weiter ezwSgt^ daaa die UfDinge nun gtossen Tefl in die Omppe der Degenerierten ge- hören, eo ist das ohige BedenlLea nieht ohne weiteres von der Hand »1 weisen. Naeh Beseitigang der Icontrftran Seraalempfindong besteht die MogUohkeit» dass den Naobkommen die Zeiehen der Degeneration in gesteigertem Masse anliaften. Soll man nnter diesen ümstlnden den ünung Uberhanpt lUiig madhen, Nadilcommen so zengen? leh glanbe, dass der Ant diese Bedenken dem Patienten gegonober ans- spredien kann; sddiesslioh aber wird in Wiikliebkeit der Ant doeh genrangen sein, dem Wnnsebe des Patienten m willlUireD, ein sdiweres Sraakheitssymptom womöglich zn b^eitigen. Ob der Patient dann heiratet and Kinder zeugt, ist eine weitere Frage, deren Be- antwortung der Arzt durch seinen Rat unterstützen kann, die ihn aber nicht ablialteii ihirf, seiner Pflicht gemäss ein vurliegeudes Ltidua zu bekämpfen, wenn der Fütient es beansprucht. Rieger*) meint allerdings mit Bezuer auf diene Frage, es sei nicht nötig, dass aller Samen in eine Vayina komme. Ich will gar nicht erwähnen, dass man mit demselben Bechte die Onanie, die Paedicatio mulieris und jede andere Art nnnatürlicher Befriedif^ung verteidigen könnte. Ich will nur daranf hinweisen, dass der Arzt sich oft genug nach den Wünschen des Patienten zu richten hat Allen theoretischen Auseinandersetzungen gegenüber werden wir uns in Wirklichkeit oft den Uinstäniien entsprechend verhalten müssen. Viele Urninge fütilen sich m ihrer perversen Natur nicht krank; sie verlangen deshalb nicht, behandelt zu werden; die wenigen aber, die wirklich zum Arzt konmien, um sich behandeln zu lassen, werden wir behandeln müssen; ihnen ist die sexuelle Per?eTsion ein Grenel, der sie nnter Umstanden^) zum Selbstmord bringen kann, und in einem solohen praktischen Falle werden wir allen theoretischen ürwägungen zum Troti mnoben müssen, die sexuelle Empfindong ncmnal zu machen. Wir branohen nns anoh nidit an den sehwftnneiisohen und über- triebenen DarsteUnngen m stossen, die uns HOssli Uber die Mftuner- liebe giebt) wenn er sie als ein Glück ftr den Staat preist und glaubt, dass das alte Griechenland lediglich dundi das Bestdien der mannmSnnUchen liebe eine so herronagende Stellung in Kunst und ') Erlenmeyers Zentnlblatt für NemokeiUtande, 1898, Jaliheft
    • ) s. B. durah die Qefekr, daat ihn pHnrane Aalige bekannt wird.
    442 Barjfa^dttigQDf der ABgMndiilwhMMUniiy. Wissensohaft erlangte Es braucht wohl kaum gesagt- za werden, daas ea noh in diesem Falle bei Hössli um einfln Intam kuidelt Hier eiDen ursächlichen Zasammenhang annmelmien, wie er es thoti ist falaolk^) T¥ir biaaeben vaa deshalb aooli nieht durah Hdaslis AnsflBhiimgwi abhalten sa laaaeo, die ZnrOdtdiftagoiig der konMren Sexoaleoiiifiiidmig, soweit sie durah nediiiiiiMhe und hygiemaoh«  Yonehriften mO^oh ist» anmatrabeii. Sehr oft handelt es sich überhaupt gar nicht darum, bei Homo- sexuellen die Honiusexuiilit^t uls sitlche zu bpkjlmpfpn. Es giebt zahlreiche Homosexuell t', di* Hn einer grossen Auk;;Uil neurasthenischer und anderer Beschwtrfien leiden, zu deren Bekämpfung mindf stens die Berücksichtigung der eigentümlichen geschlechtlichen Veranhi^'ung notwendig ist Wenn man also auch auf die Bekämpf im u' der llumo- sexualität hierbei verzichtet, so wird nur die Birücksichtigung des gesamten Organismus in solchen Fällen im Stande sein, einen Erfolg herbeizuführen. Was man in solchem Fall zur Bekämpfung der nerröeea Besohweiden zu thon hat, kann hier natürlich nicht erörtert weiden. Aber nur deijenige Arzt wird als sachverständiger Berater dienen können, der die Homoaemalität hierbei berücksichtigt, selbst wenn er deren Beseitigung nicht erreicht oder auch nicht anstrebt Die Aufgabe des Arztes kann, wenn es aieh um einen derartigen Patienten handeltf anch sonst Torsohieden sein : erstens kann es darauf ankommen, bei dem Patienten lediglieh die Bethätignng teinea Triebes an nnterdrQeken; dann aber kann ea aieh darom handeln, den Trieb selbst nmznwaadeln oder an nnterdrfleken. Bnrah aonale, wohl auch dnrch gesetaliche Beechitnknngen ahid einielne üminge an der fkeien BethiUgong des ihnen innewohnenden Oeschleehtatriebes verhuidert: sie bitten mitonter den Arat, besonders wenn ihr Geschleehtakrieb hyper&athetiach ist, um Hilfe. Sie be* ansprachen nicht, daai aie sidi an Wdbem hingeaogen fühlen, aomal da der giOsate Teil der Urnkge eine derartige ITmwandlmig ihrer Katar flberhanpt fftr gana anmöglich htit; aber aie wttnadhen doch, dass man den homoaexnellen Trieb etwas Termindere,*) damit aie nicht fort» ') Für ebenso falsch halte ich allerdings die Annahme derer, die einen KauHalneras zwiBchen Verfall und Päderastie in Griecheuland behaapten; letztere bestADd ebenso zur Blütezeit des Landra wie bei dessen Untergang.
    • ) Nidk Aaildit dM Hm «. N. ist die HypMtttheai« des OoMhlBditeteiebeB
    bei im UningMi die Hauptanedie ^for, dais m vida von Oinen fm Leben Bekimpftmg der ^TpecbOmiei 443 wihzaid TOB flim beUMigt weiden. Die Hypeitotiiede des Oe- sdileobtitzieljes bei TTramgen kann man dnnh idle dUgenigen Mittel beklmpfen, die mm «ooh gegen den hypeiaethetieolien heteioeexaellen Txieb anwendet, dudi Bromprftparate, Hjdxotbetapie, Bider, psyebiaohe Etnwirkangeii n. 8. w. Die letzteren sind sehr weaentlieh, nnd es ge- hört dasn die enggestiTe Behandlung, femer Ablenkung Yom Ge- scUeehtatiiebe und Hhdenkuig rar Arbdi leh kenne den Fall mehrerer ümhige, die lediglich durch die «iaeme Miidit, die sie ra strenger Arbeit iwang, Teraolaaat worden, ihre sexuellen Gedanken anfirageben oder aioh wenigatene aeltener ihnen zu überlassen. Ich glaube, dass man nach dieser Kohtung durch eine gewisse systematische Erziehung bei dem Urning manches erreichen kann. Mau soll ihm den Rat geben, daas er sich niemals der geistigen Onanie^) hingebe, dass er niemals willküiiicii seinen sexuellen Oedanken nachgehe, vielmehr versuche, sich durch Arbeit und andere Thätigkeit abzulenken. Wenn es dadurch auch nicht geliniEft, den Urning normal zu machen, so kann man nichtsdesto- weniL^er die Neij^ung oft vermindern, die Hyperästhesie des Ge- aohlechtssinnes bekämpfen, und dauiit ist manchem gedient Eine erfolgreiche therapeutisehe Bekämpfung der Hyperästhesie dee GescUeohtetriebes gelang beispielsweiee in folgendem falle: 27. FalL 22 Jahre alt, stammt ans seliwer bdesUter Vandlle. Der Yater ist «ine Terechlossm«, laicht encgban Natur, stark penimistisoh angehaneht und untar leiiiaii Bamftganoiaen als hervonrsgeader Gelebrter bekannt Die Muttar xnaeht d«n Eindruck einer Tenlandigan, rahigen Vma, Sins Sehwestor des X. ist hogoosexnalL Sie hat mit einer Pireundin Jshre lang zusammengelebt und reist auch heute nooh gam SU ihr. Die Schwester giebt selbst sn, dass sie homosexuell «mpfind«. X. macht einen deprimierten mdsnchoHsehon Emdruok. Bis su seinem 14. Lebemsahr kann er sich aa keinerlei sexuelle Empßndungen erinnern. Allerdings eAlIrt er, dass, als er 12 Jshte alt war, ein gleichaltriger Sohnlknabe wlhrsnd des Unterrichts «w|i0 genUaiia eius (des X.) „Terinunmeln* -, sie werden viel m sehr von sexuellen Oedanken beherrscht, als daat die es fertig brScht«n, sich einem ordentlichen Berufe hinzugeben. Da» es audt hier zahlreiche Ausnahmen giebt, ist seltmtrerst&ndlich. ') Der Ansdnok geistige Onanie ttaaimt «uHufelaadiHakiobiotik; ,die geistige Oasnie ist ohne alle Unkenschheit des Körpers mögUch; sie besteht in der Anfüllung nnd Erhit?ning der Phantasie mit schlBpfrigon nnd woUüatigen Bildern." Httfeland^; Makrobiotik oder die Knnst, das menschliche Leben zu Terlängern. Anis Neue durchgesehen und mit Anmerkungen vermehrt vou Dr. II. Steinthal. Beriin 1871. a 168. 444 BeiipieL fmifjfilnf. was er auf die Auffordernng des Preimdes hin auch bei diesem that. X. enntiert sich jedoch nicht, dass er clahei eine sexuelle Er- refTiinp empfunden hätte, auch trat keiiirilL'i Ejakulation ein. Der Yer- k. tu- fl* s X. in diesem Alter beschrilnkte sich nur auf seine gleichaltrigen iSchulgenossen und einige Nachbarkinder. Mädchengesellschaft mied er, da er dort nicht das En^egenkomnien för seine phantastisch augelegte i^iaiur lund. Im 1-1. Jahre traten die ersten Pollutionen auf. Dif Träume hatten immer miUmliche Personen zum Hauptgegeustand. Zu bMiurkai ui noch, dast ioldie Titnme oft mit sadistischen Phantasien erfUlt waren, in denen X. nob nadcte Knaben TOcataUto, die minhandelt wurden. Solohe YorsteUnngan waren anch am Tage hftnfig Toriianden and ateta Ton Srektionen begleitet^ doch obne jede ^aknlation. Sdion damala wurde X. beaondera von einem beatiuniten, ibm aelir ajm- paihisohen Knaben entalioki Abgeaeben davon batle er aach allerlei an^gespTOobene Neigungen aa intelligentan nnd bftbaoheii ICtBofatUem. Ln allgemttnen aber hatte er kdne rechte Gelegenheit aeine Wllnache zu. erfttllen oder ihnen aach nur nBher zu kommen, da er sich gewiShn- lieh von seinen Mitschülern anrttdciog. «Meine Lieblingsheschiinigung war es, mich in ein £ckchen zn Terateoken und allerlei phantaatiaehe Märchen und Abenteuerberichte zu lesen, in denen mich gransame Scenen am meisten fesselten und erregten. Meine Phantasie wurde be- sonders durch die Lektüre von E. T. A Hoffmanns Märchen erhitzt, in denen mich eine Illustration, die einen grausamen Akt an einem nackten Knaben darstellte, zu wiederholten Erektionen erregt^'." Damals war X. ca. 14 Jahre alt. Im folgenden Jahre begann er zn masturbieren. Er glaubt, mit Sicherheit Verführung durch Mitschüler ausschliessen /.u können. Ei onauierte durchschnittlich drei Mal in der Wocliu, bis er ein Buch in die Hand bekam, das ihm die Folgen der Onanie in den aehwineilea Earben Toxhielt Daiaof trat eine lingere Panse ein, in der er lieh jeder Baoellen Handlnng enthielt. Xinea Tages erregte den X ein um ein paar Jahre jüngerer Knaheb nnd naeh allirlei i^|liaften Ywsodien, die sieb ein halbes Jahr hinzogen, kam er allmühlifth dam, mit dem Knaben den Coüus üUer femora ansraflben. Er stand damals im 16. Jahre. Aueb der Knabe sdbien an dem Verkehr Qefidlen m finden, nnd so selitan beide diesen mehrere Jahre bindnroh, wenn anch mit einigln Unterbrechnngen, fort Jedoch übte X. kanm Öfter als einmal monatUdi den sexneUen Akt mit dem Knaben aus, da sich die Gelegen- heit, ungestört zusanmien an sein, ziemlich schwer fand. Meist war X der aktiye Teil, doch kam es auch vor, dass der Knabe, wenn bei üun keine Ejakulation eintrat, sich an dem X. aktiv befiriedigte. In jener Zeit war es aber auch, wo bei X. gewisse Anfalle eintraten, die bis in die neuere Zeit fortbestanden und, wie ich hier bemfrke, sich als b/steriscbe Anfälle erwiesen. Auch allerlei andere neurasihenisobe Be- Bflifpifll* 445 aehwerdco, imbcMmdere pliyairoh« Bimsttiuig, traitoii damala nn und blieben bei X. bis in die neaeste Zeit neobweisbar. Drei Jabre bindarch, etwa im Alter von 16— 19 Jabzen, war X. in einem grossen Pensionat mit vielen anderen Knaben zusammen unter- gebnebik und bi«r batte er Teriiftltnirniftusig leicht Gelegenheit, seinen Neigaogen nadizugehen, zumal da mehrere Mitpensionäre ihm darin sehr entgegenkamen. Der Verkehr bestand stets im Coitus inier feniora, wobei X. aber oft der passive Teil wnr, der sich durch Masturbation während des Aktes befriedigte. Innerhalb dieser ganzen Zeit hat X. mit weib- lichen Personen gar nicht verkehrt, und zwar, wie er annimmt, deshalb nicht, weil ihm die passende Gelegenheit dazu fehlte, aber auch weil ihn der Anblick eines nackten Mädchens abstiess. Dies bewop auch seine Mitschüler oft zu Spötteleien und Neckereien, da sie sich im Gegensatz zu X. häufig an schlüpfrigen weihlichen Bildern ergötzten. In seinem 20. Lebensjithre äuclite X. eine Pnella publica auf, mit der er einen normalen Koitus ausübte. Er wurde jedoch durch den Ge- nidi beaonden der Oemtalien abgestossen, aodaaa er bdnen ToUen Genoaa batte. Anaaerdem glaubt X. angeben ni Ij^Onutn, daaa er nnr dnrcb die PbantaaeronteUnng elnea Maones den Koitna anainfiüireii Temodite^ Naob deraaelben fttblte X. aieb sebr ermattet und sefaehlagen und bntte ttoeb ein aebminbaltea Geffibl an den Genitalien. Er boflte jetit dnrob Öfteren Koitna aeue atarke Veigoog snr ICaatnrbaMcm einaidUmnieii, endelte jedooh daa Gegenteil, in8«^em ala er sn der Übenengnng gelangte, daaa ibm der Koitna nicht die gawflnaebte Befiiedigang gewBbrte nnd er aidi ngleiob Tom Weibe abgestossen fühlte. Er Termchte trotzdem noch mehrere Male den Koitus, stets jedoch ohne das erwartete Lnatgefühl. Einmal boffte er durch eine Fuella, die noob aebr jung und in ihren Formen unentwickelt war und daher einen gewissen knabenhaften Eindruck machte, den gewünschten Erfolg im Koitus zu erzielen. Das Mädchen verhieH sich jedoch sehr passiv, stiess auch den X. durch ihren Gtrucb ab. Trotzdem kam es bei X. schliesslich zur Eiandafio inter fcmora jiucllfie, wobei er emen grösseren Genuss als bei den anderen Koitusversuchen empfand. Seit dieser Zeit hat er aber jeden sexuellen Verkehr mit dem weiblichen Geschlecht iiufgef.^ol:u ii und befriedigt seine Libido nnr im homosexuellen Verkehr. X. liiidöt semo volle Befriedigung hitrbei iin CoUus inter femora. Eine aktive oder passive Päderastie hat er niemals ausgeübt oder Tenoobt Br bat dnen Hmrror tey<» vui würde aich niemala dam bewegen lassen. Einige Erscheinungen in des X. VUa sexualis, die im 15. und 16. Lebensjahr auftraten, laaaen aaaobeinend anf ein gewiaaea maaoobistiaobea Empfinden leUieaien. El bereitete ibm damali grossea Yergnügen, seine Fsmoiru mit Bteeknadek ra dvrobbobren, obne daaa er aiob bierbei «ine andere Penon «la dabei tbStig voratellte. Kr batte hierdoreb krtftige 446 Erektionen. Desgleichen hatte er wollüstige Empfindungen, wenn er sich, Bach Möglichkeit entkleidet, in den blossen Schnee legte. Gleichzeitig mit dem Frostgefühl traten dann Erektionen aof, die er durch Martar* bation beendete. Bei dieser selbst stellte er sich sehr oft Knaben vor, ohne aber hiermit ir^jend einen masochistischen od< r snrlistischen Gedanken zu verbinden. Im aligemeinen aber suchte X- diesn Krregungsmittel nach Möglichkeit zu unterdrücken, weil er vor der Müsturbation eine gewi^e Furcht hatte. Da es sich bei dem Frost und bei dem Durchbohren mit Nadeln um rein som;itische Empfindungen handelte, die nicht auf ein nasseres Wesen bezogen wurden, so kann man diesen Fall nicht ohne weiteres zum Masochismus rechnen. Nur schein bar handelt es sich um Mit Homosexuellen hat X. niemuls sexuell verkehrt, obwohl er eme grosse Anzahl derselben kennen lernte. Kr zielit einen ihm sjrmpathischen Heterosexuellen einem Homosexuellen vor, obgleich er Gelegenheit fände, mit solchen zu verkehren. In seinem Bekanntenkreise gilt X. iur einen TaneUoMMiMi imcl das UngowOlmliehe snchsiidaii tfmscheiL „Niur einige wenige Beksamtc, densn tOhsr stshe, kltaiien die Mis^ n«iier Lebenswdse bsniteileii.* Ab efeiras Krankhaftss hat X. Min« Pemrsioii eigonflieh Hiebt «mpfonden. Wai sem« homosenielleii Ndgongen bstarifft, so erstreoksD ne sidh baaptrtdüidi auf aUtauiliGb« Ihdividiieit im Altar T«m 14 — ^19 Jahraii. fiedingong bierbn ist» dass sie ohne jeden Bart- wuchs sind. In Isthetiseher Beaifllning Icann auf den X, aiber nur «in ndbudklier Kitrper wirken. „Alles, was als das Üppige am Weibe von den Heterosexuellen so sehr bevorzugt würd, stOsst mich im höchsten Grade ab. Ich wünschte, dass alle Knaben m dem von mir bevorzogtsn Alter eine gewisse Matrosentracht trftgen mit ausgeschnittener Bluse und kurzen Beinkleidern, so dass die Waden in dunklen imd eng anliegenden StrümpFen deutlich ihre hübschen Formen zeigten." Auf der Strasse, im Tlieater u. s. w. interessieren den X. nur junge miinnliche Individuen, und PS kann ihn ein Knabe in dem oben geschilderten Kostüm, wenn er zugleich ein sympathisches Äussere hat. in hochgradiges Entzücken versetzen. „Ich glaube aus vielen Symptomen auf das Originäre meiner Homosexualität scbliessen zu dürfen, ich zweifle aber nicht, dass die Perversion durch stark betriebene Onanie noch in ihrem BesLehtju unter- stützt wurde, zumal da mir während der masturbatorischen Akte stets sympathisdie Knaben varsobwebten.** FMient hattSi was die Heflnng betrifil^ kein sn grosses Yertraoen. Er Bnssart darflber folgendes: ,ßo weit ioh als Lsie nrteUen kann, halte ioh eine Heilnng fltr an^esehlossen, es sei denn, dass sieh mit der Zeit eine flanwmng meiner Perrendon insoweit herbeifllihren liesse, dass mein semelles Empfinden som minn- liehen Qesehleebt sa einer gewissen IndUbrenx herabgemindert wird.** Zn Znten beecbiftigen den X. stark ansgeprilgte Selbstmardgedanken, BBVficb&€htigiui|f dtt Konititiilioii. 447 diA «r im Chrnude mir axu BAekddit auf seine AngebOrigen imterdxflek«i «Idi stunme Nietzsche bei, wenn er sagt, dass der Gedanke an den Selbf^tmord einem tibpr viele schlaflose Nächte hinweghilft. Die mir nötige Berohigong finde ich nur in meinem Stadium, im Arbeiten, im Beisen nnd im Verkehr mit einigen gleiohgeeinnten, ▼erBtSndnigToUen Kameraden." X. verlangte eine ärztliche Behandlung. Die Vorwandlung seiner Homosexualität in eine HeteroSexualität hielt er selbst für auageschlosscu; hingegen wünschte er, wie schon angedeutet ist, eme Verminderung seines Geschlechtstriebes, um in sozialer Beziehung dadurch nicht zu sehr ge- stört zu. werden. Patient wurde einige Wochen behandelt, und zwar durch allgemeine Einwirkung auf das Nervensystem, indem ick seine nervösen Beschwerden mugiichst zurückzudrängen versuchte; mit Nutzen wurde ferner gerade in diesem Falle die hjpnotkKdm Suggestion angewendet Es gelang, eine gans bedeutende Absohwftehimg der Empfindungen zu erreiebeo, ond noeb llngere Zeit^ naohdem X. aas der Behandlung ent* lassen war, stellte sieb berauB, dass die bomoseioellen Regungen nnd aneh die Selbstmordgedanken, die damals dnroh 8aggesti<m beklmpft worden, nrftofcgetreten waren. Eine zweite Gruppe von Patienten verlangt, dass man den per- versen Trieb in den normalen umwandle. Diese üm- wandhmg kann nur von einem umsiGhtit^t n, L^ewihsenliafteü und unerinndlichfii Arzte geleitet werden. Das erste, was dei Arzt be- rücksichtigen muss, ist, dass er das unbedingte Vertrauen des Patienten erwerbe. Dieser findet fast nirgends, ausser bei seinen Leidensgefährten, Verständnis fflr seine Lage; zeigt ihm der Arzt ein solche»^, m wird er auf den Patienten einen mftohtigen Einflass «□»- üben können, der ihm Tollkommen entgeht, irenn er doh in der Be- urteil nng des Leidens eine Blosse giebt. Die Therapie hat darauf zu sehen, dass niokt nor die Gelegen- heitsnrsaoben und das Krankheitssjrmptom, sondern aneh die Dis- position ZOT Krankheit beseitigt werde. Da wir non aber nichts weiter wissen, als dass eine nervOee Disposition bei den meisten Ur- ningen gefunden wird, so nehmen wir an, wie bereits anseinandergesetzt wurde, dass der üraniamiu bei nerrOeer Dispoeltion mit Torliebe gedeiht. Wir mtissen daher jene allgemeinen und spezlenen tfaera- pentiaohen Agentien anwenden, die die nerrOse Disposition bekämpfen. Dass demnach in der Behandlung auf die ganze Konstitution de* Patienten gesehen werden muss, ist selbstTerstandlidi, und naoh 448 Wert der PMphjItn. dieser lüchtang hin kann gute Ernährong, ftische Lnft^ Gjnmiastik erheblichen EiafloM avsftben; doch wird man nicht anner acht laacen dflifen, dasB diese Mittel eben nur die Behandlimg nntentfltien können. In prophylahtiBober Hinddit mttaen Erafft-Ebings*) und Tainowskys BatschUge berOokBiohtigt weiden* Letrteier') meint» dasB besonden bei aohwadh entirickelter kontrftier Semalem^diing die Umgebung im stände iat, die gesohleohtliche Thätigkeit nach der einen oder anderen BIchtnng ni bestimmen. Er hUt es insbesondere flir unbedingt notwendig« dass Bltem nnd Erzieher weibische Eigen«  Schäften der Knaben nicht als Scherz anfCsssenf sondern es sich überlegen, ob nicht ein ernsterer Hintergrand vorhanden ist; der- artige Regungen sollen bei den Knaben durch Strafen möglichst frühzeitig unterdrückt werden, damil der Tneb nicht so mächtig anschwelle, wie es sonst m kurz* m der Fall ist Hierher gehört z. IJ. der Umstand, dass sich Knaben gern Weiberkleider anziehen. Der eine Patient von Westphal wurde deswegen, weil er sich vom achten Jahre an sehr oft die Kleider seiner Mutter nahm und anzofT, von dieser bestraft Ob aber Strafe überhaupt den Trieb unterdrücken kann, wenn er mächtig genug ist, halte ich für zweifel- haft. Tarnowskj glaubt, dass auch eine leichte Verspottung des Knaben, der in dieser Weise Neigung zu weiblicher Toilette zeigt, ganz gut sei und die weitere Entwickeiung dos Triebes anfhalten könne. Eingühende Ratschläge betreffend die Onanie und die mutueiie Onanie in den Schulen giebt auch Hermann Cohn.') Und zwar sind es vier Thesen, die er aaÜBteUt:
    • ) Krafft« Ebing mint ftbrigeas denurtifaii Ibwregeln bei weiten tüoht
    die Bedentasg bei wie Tarnowsky. Ich Bcbliesse mich dem ersteren an. Natürlich i.st K rafft -Ebing nichts desto wenifror ebenso wie ich der Aniicht, dass nichts unversucht gelassen werden darf, um dio Krankheit zu bekämpfen. Da aber nach seiner Ansicht in zahlreichen Fällen die Anlage eingeboren ist, •0 folge danns die hlsfige Noldasigkeit prophyhiktiidier Hsnregehi. Die Nieht- nwiignag derartiger Individuen hSit Erafft-Ebing für die wirksamste Propby> laxe. Filr die erwerbe rifn F«in»^ von k' ntrfirer Scx^alcmpfindiui^^ hat hingegen die Prophylaxe nach demselben Autor einen sehr grossen Wert. Dass sie auch bei eingeborener Anlage gelegentlich wirksam ist, halte loh für wahnehnnlioh, wie ba«ito & 861 anseiaaadeigeMtit iit B. Tarnowsky: Die knnUiaften Erscheinungen dei OssdUsehlniaasB. Mat foren«isch-psycbiatri8cbe Stn'!if> Berlin 1886. S. 17. ") Hermann Cohn: Was kann die Schule gegen die Masturbation der Kinder tban? Beüerat dem achten intsnntimalfln bygieniiehea Eongien la Bodapwt eistattet. BaHa 1894. 8. 98 ff. Wert der Prophylaxe. 449 1) SowoU wlliraid des UnterricktB ab wAhrand dar Ptman hat der Lebrw daranf au aohteoi da« die Sdhfller mdit miitiMlle Onanie trüben. 2) Der Lehrer rnnas die Sohiaer TOn der flebttdlidikeit der Auto- onaoie und der amtoellen Onanie ui Kenntma aetsen. 8) StiBflOBigkeit ist denjenigMi Sohflkr an Tenpredien, der die mutuelle Onanie anr Anzeige bringt. 4) Durch Yorträpfe und gedruckte Belehrungen sind auch die Eltern und Pensionsgel j er duraul hinzuweisen, dass sie die Pflicht haben, den Eiadem die Geiahren der Onanie ans* einanderzoaeUen. Was die Qelegenheitsarsachen betriift, die mfigfiolieiweifle in eioielDen Fällen nun Ansbroeh der Homosexoalitit flJixen können, nnd nnter denen die mntoelle Onanie eewie daa mendiaolie Eontaginm, somal in der Eindhelti besondera an erwfthnen aind, ao weiden irir auch hiergegen einaefareiten mflsaen. Daa meiate, waa bierftbef sa sagen wftre, ergiebt sich ans dem itiologischen Abaoluiitt dea Bneliee Ton selbst. Es fragt sich, ob nieht dnroh Belehrung der Knaben durch ältere Leute hier mehr genützt wird, als durch yollkommene Ignorierung dieser Ersrlit ininiiren. Ich möchte diesen Punkt nur be- rühren. Es ist, wie loli mir wohl bewusst bin, eine sehr missliche Sache, sei es für den Vater, sei es für den Lehrer, zu den Kiiniirn über sexuelle Vorgänge zu sprechen. Wenn es aber gelingen soll, die konträre sexuelle Empfindung zum Verschwinden zu bringen, dann ist es nötig, möglichst frühzeitig dagegen anzukämpltiD, da die Heilung homosexueller Triebe jedenffills dann erschwert wird, wenn sich der Patient immer mehr in seinem Fühlen dem Verkehr mit Männern anpasst. Die üruiDge selbst erwarten, wie ich aus ünterh;iltungea mit ihnen ersehen habe, wenig von einer prophylaktischen Hehand- lung; dennoch muss auf diesen Punkt geachtet witiIcu. Auch ist nach Tarnowsky besonders bei perverser Veranlagung darauf zu sehen, dass die geschlechtliche Thätigkeit selbst möglichst spät zur Entwickelung komme, da sich hierbei die Prognose bessere. Hartmann,') Schraube*) erklaren ebenso wie die meisten, die sich mit der Entwiokelong dea GeBchleehtakiebes besobftftigt haben, daaa Ph. iv. iiartmaun: Glüukäeligkeitäiehre für das phyiüsche Lebeu dos Mmuehen; oder die SnnB^ die Leben n benotien nnd daliei Oenudheit) Schta- heit, Körper- nnd GeisteeatMe ro erhilten und so TirroUkeiiiiiiiieii. DeiBaii onA Leipsig 1808. S. 180. Otto Schraube: Ratschläge an das Volk zur Erbaltong der Qestuidheit. Gekrönte Preisächrift. Berlin 1864. S. 164. Xoll» Xmte. BwwalwapflidMie. S9 450 Wert dar Prophylaxe. tiB fiauptponkt der Mi, difi Mitige Entwiokeliiiig du Tiiebtt iiillgliidist IQ Tecbmdeni. Wenn wir bedenk«!!» dan Bebr viele ünüiige die erstell Anzeicheii ihrer Perrersioii berdto ale ffinder iiooh vor der Paberttt beobachteten, so müssen wir dem Qedanken näher treten, ob nicht der frühe Beginn der geschlechtlichen Entwicklung mitunter den Kuubeii (bei den unklaren Vorstellungen von sexuellen Differenzen der Menscheii) infolge der leichteren Nähe von Knaben zur homo- sexuellen Neigung führte und ob nicht hieraus spater eine dauernde Perversion hervorgehen kann. tSelbstverständlich steht damit nicht in Widerspruch der Umstand, dass oft genug die ursprünglichen homo- sexuellen Neigungen von Knaben nur dem Stadium d- r ündiflferenziertr heit des Geschlechtstriebes entspringen, nicht aber auf eine dauernde Homosexualität hinweisen; denn wie ich schon an anderer Stelle ge- zeigt habp, sind die ersten homosexuellen Nci;^'uiiL-n, die bt i Urningen in der Kindheit auitrateti, nicht immer als Koliken des undilfpren- zierten Geschlechtstriebes aufzufassen. In raatu iien ialUn vii lmehr scheint der Geschlechtstrieb überhaupt nicht undifferenziert zu sein, und ebenso, wie wir bei manchen Heterosexuellen die ersten hetero- sexuellen Neigungen als Folgen der primftren Differenzierungen auf- zufassen haben, ebenso liegt dies bei manchen Fäller; von Homosexiuüitftt Deshalb würde auch in der Anerkennung eines hftofig Torkommenden Stadiums der Undifferenziertheit ein Einwand gegen die Bedeutung bolnoMzneller Neigungen in der Kindheit nicht liegen. A. H. Nie- meyer*) spricht sieb auf Grund seiner Erfahrung und Beobachtung keineswegs für eine lange und scharfe Trennung der Geschlechter am; ja edbtk das lange Hinaassebieben der Liebe and das Verbat ein IQdehen ni lieben, begflnstigt er nieliti wenn nnr die sinnliohen Triebe dabei mj^gliobst sorttckgedrCngt werden. Ehlers^ gab den Bat, dass die Jünglinge niebt allen Umgang mit Personen des acbOnen Gesebleobts Termeiden sollten; aber man sollte Personen wiblen, die niobt so jong sind, deren Geist nnd Hers ihnen Wert giebt» nnd die der Jikafßag ma fteondsehafUioh liebe. Die Bebanptong Tarnowskys, dass BndsihDng nnd Umgebung einen ansserordentlioben Einfiuss anf die gesdilecbtliohe Empfindnng ansOben, ist natflriioh schwer m beweisen. Ttnmftr^itf wftre es mög- ■) August Eemann Kiemey ex: Omndsltie der Entokaiig vad iM Unter- xidMs fBr latem, Banlehrar und Sobidnilnaer. 1. Teil 9. Aoigsbe, HiUa 1884. 8. 818. Maitiu Ehlers: Betrachtimgeu über die Sitüicbkeit der Vergnttgaogea in zween Teilen. 1. Teil. Flensburg und Loipsig 1770. 8. 200. G«fiUir nnisober ümgebutg. 451 lieb, dass derartige taseie Einflltae hier ndtspieleD, und deshalb hat auch die Theiapie die in dieser Beiiehang gemachten YerBehlage »i berfleiknflhtiigeD. leh halte es Ar denkbar, daes, wenn man bei Kindern m dieser Weise einsehreitoi kann, dies mitunter von gutem Ebtfolge sein durfte. Ob aber wirklich, wie Tarnowsky^) meintk so Tiele von ihm beobaobtete Jünglinge mit angeborener sezaeUer Perversion sp&ter im Alter von 25—90 Jahren durch Anwendung prophylafctisdier Mase- regeln normal wurden, seheint mir sweifelhaft Auf Individuen, die zu kontrSrer Sezoalempfindung veranlagt sind, wirkt dne ungünstige Umgebang gefUuliob ein, wie Tar- ne wskj*) betont; er meint, dass in Lehranstalten, wo sich viele Knaben zasammenfinden, die disponierten Individuen von denen, die bereits m ausgeprägter Form die Perversion besitzen, auf die patho- logische Bahn hingcleitet werden. Auch Chevalier spricht die Meinung aus, dass Institut- , wo viele Knaben zusammenwohnen, die Ausbreitung der kouirären Sexualempfindung bewirkten, und dass das Internat, das in französischen Schulen besteht, schon aus diesem Grunde zu verwerfen sei.') Doch will ich noch erwähnen, dass von anderer Seite ^) gerade das Zusammenschlateu von Knaben empfohlen wird: „Tjhamme ne doit jamais etre scuL La solittide appeUe plus de mces qtw la sodabüüc. 11 fant coucher les eleves deux ä dettx." Ich glaube aber nicht, dass diese letztere Meinung heute allzuviel Beifall finden wird. Es ist aber auch für den erwaclisenea Urning unbeilinLjt nutig, dass er aus der Gesellschaft anderer Urnmge mögUchst entfernt und dass ihm die Gelegenheit genommen werde, zu viel mit anderen Männern zu verkehren, bei denen ihm sexuelle Gedanken aufsteigfm kdnnen. An diesem Fonkte wird oft die Behandlung der Homo- B. Tarnow^ky: Die krankhaften Erscheinongen des Gwchleohtasiimes. Eine foreiiBiBch«pBychiairi8che Stodie. Berlin 1886. S. 88.
    • ) Bbenda 8. 64
    ^ Kraflt-BbiDflT sagt: ,fai viekn Sdnikii, Peotlmialea wirillfailiiilMlioii and Unzucht geradezu gezüchtot. . . . "Wenn nur der lyehrstoff peraolviert wird, da;; ist die Hauptsache. Dass darüber mannhar Schiller an Leib und Seele ver- dirbt, kommt nicht in Betiacht" Loi» et Mysievt» de fJMour. Trtuhdl de VBiSbnu par Alexandre Weill Quatrüme f-ditim. Paria 1880. S. 85. Wie ich aofl der deofanhen Ausgabe (Gesetze und Mysterien der Liebe. Ins Deutsche ühertmj^en von Karl Weissbrodt. Berlin 1887. S. 121) ersehe, rührt die Schrift von Dr. Gold- Hoh mid t her, der in den dreisaiger Jahren aU ä^juhxiger Mann dem jüdischen Spitil m Fnakftut a. M. TonlMid. 89* 452 SexotUer Vednhr mit Weibern. sezüeUsn BohfiitflnL loh kenne TTminget die den lebliaften Woneoli liaben, von ihm geschleohtliolien Perrenion befreit vbl sein, sieh aber ans der GeseUschaft, in der sie sieh beenden, mefat anroefaieheii konnten. Besondere sohineiig wird die Behaadlong eines üinings dann sein, wenn er mit einem anderen Hann ein Liebesverhiltnis hat Da ein solches gewdhnlieh die ganse Nator des üminga be- henscht, so kann es nieht Terwnndem, diss man bei dem Versnofa, den GeseUeohtstrieb nmsnwandeln, hier nooh grosseren Sehwierig- keiten begegnet, als wenn es gflt, zwei heteroseiaell einander Liebende von einander an trennen. ThOrieht sind die Eliem oder Angehörigen, die zwei Liebende dadaroh Ton einander zu trennen suchen, dass sie ihnen Schwierigkeiten in den Weg legen; solche Hindemisse pflegen Liebende oft nur noch fester an einander za ketten, nicht aber emc Erkaltung berbeizulühren. Weiiii mau beabsichtigt, den Geschlechtstrieb zu Männern nicht nur zu unterdrücken, sondern ihn durch den Trieb zum Weibe zu ersetzen, muss man noch auf wesentliche andere Punkte Rficksicht nehmen; besonders ist es nötig, dass der Urning weiblichen Per- sonen oder einer weiblichen Person sich nähere, die durch Eigen- schaften, die der Xatur des betreffenden Mannes angepasst sind, ihn zu reizen und zu fesseln versteht. Tarnowsky glaubt, dass bei Individuen, die von Natur aus zu konträrer Sexualempfindung disponiert sind, durch regelmässigen Verkehr mit dem Weibe eine normale Ge- schlechtsfunktion ausgebildet werden könnte. iSatürlich ist gleichzeitig alles zu vermeiden, was geeignet ist, den homosexuellen Trieb zu begünstigen; hierzu gehören alle Ge- danken sexueller Art, die sich auf den Mann beziehen. Wenn man nach dieser Bichtung hin dem Urning einen Rat giebt, so muss es allerdings in einigermassen verständiger Form geschehen. Man darf ihm nicht einfach sagen, er solle nicht mehr an sexnelle Akte mit Männern denken. Wer einen solchen Rat erteilt, mnss anob den Weg weisen, wie der Homos^^xu lle solche Gedanken zu vermeiden vermag. Es kommt hinzu, dass oft eine Hyperästhesie des Geschlechts- triebes besteht, sodass in weit höherem Marae als beim Niohtuming sezaelle Gedanken auftreten* Ein soleher Urning geht mit ihnen sddafen; erotische Tr&nme» deren Uhalt Hanner bilden, begleiten den Sohlaf. Nadi dem Erwachen treten von neuem die bomosexnellen (bedanken ant Wahrend der Beschäftigong, die den normalen Hann ToUkommen in Anspruch nimmt» wird der Urning von sexuellen Ge- danken ergriffen und muss fhaea nachgeben, da er sie nicht sn banuen Horn» UmaaM». 453 mnag. Dennoch Teimag der Homosexaelle dnxoh Übnng in der BekAmpftmg homowzneUer Gedanken numdies sa bewirken. Man moss Ton Anfang an Terrochen, ihm Uar za machen» dass er, wenn auch nicht plotstteh, so doch dnrdi allmlUiche Übnng und Stärknng dee Willens im stände sein viid, wenigstens einen Tefl der S^ypezSsthesie m überwinden. Besonders maebe man ihn aneh datanf anfinerhsam, dass er, soweit er kann, sieh wiUkOrliidi von derartigen Qedsnken abnehe nnd niemals noh wiUkQrlioh ihnen hingebe. loh habe in einigen FSllen gesehen, dass die Pstienten nnr dann der Homo- seznalitSt wieder Terfielen, wenn sie sich ihr leichtfertig bei der ge- ringsten Qelegenheit flberliessen. Es war das z. B. dann der FaU, wenn der Batient einen ihm znsagenden Mann sah nnd sich ihm nnn sofort niherte. ünterliess er dies, nnd suchte er statt dessen sofort Ablenkung im Verkehr mit Weibern, so war die Perversion erloschen nnd swar oft schon Uineihalb weniger Minuten. Bbenso verkehrt aber ist es, wenn man dem üming ohne weiteies den Bat giebt, mit Webern den Beischlaf aosinttben. Mancher üming kann bei einem Weibe gar nicht liegen, ohne von Mwror er- griffen za werden. Zahlreiche Homosexuelle, die es versnchten, beim Weibe zu koitieren, wurden sehr bald durch den Ekel vor der sexuellen Berührung dca Weibes abgestossen und musston infolgedessen auf den Gesdüechtsakt verzichten. Ich kenne solche, die schon bei der Entkleidung des Weibes so vou Horror ergriffen wurden, dass sie froh waren, das Zimmer verlassen zu können. Muss nicht unter solchen Umständen der üming, selbst wenn er nicht diesen vollständigen Horror cmtus hat, daran zweifeln, dass der einfach den Koitus an- ratende Ar/t Verständnis für seine Lage besitzt? Es ist in Wirklich- keit ein solcher Rat ungefähr dasselbe, wie wenn man einem normal fühlenden Manne sagen würde, er solle den Geschlechtsakt mit dem Manne ausführen und nicht mit dem Weibe. Manche Homosexuelle können auf keine Weise bei dem Weib eine Erektion erzielen, da ihnen die Berührung desselben so viele Unlustgefühle erweckt, dass selbst der eifrigste Gedanke an den Mann eine Erektion nicht hervor- bringen kann, d. h. eine Vorbedingung zur Ausübung des Koitus fehlt Viele Homosexuelle haben, ohne den Arzt zu fragen, derartige Versuche gemacht. Das Nichtgelingen des Eoitos eiseagt dann ein GefQhl der Niedergescbliirenbeit; die Überzeugung Ton der TJnheilbarkeit des perversen Triebes nimmt zu. Wir haben gesehen^ dass der Homosezn^ von der M(^liohkeit, den perversen Trieb ni beseitigen, nieht gerade fest ftbenengt ist, nnd es ist doch nOtig, 454 XiMiÜDlg« beim imielteB Terkahr mit Weibani. alles zu veimeideiif was den Olanbeii an die Heilbarkeit des Leidens lerstöien kann. Wenn man demnach die Heiiung^ bezweckt» so mius man die perretaen Empfindungen bekftmpfen, nicht den per?enen Akt Man miiaa noimale Boipfindimgett an die Stelle der abnonnen m aetnn anelien» den nonnalen Akt aber als daa aekondftre ansehen. Selbst dann, wenn man den Koitoa ausführen lisst, ehe noch ein noimaler Tdeb Teihanden ist, darf der Koitus nioht als daa eigeatliehe ZSiel betiaehtet werden. Freilich ist ea denkbar, dass der Eoitns sekondlr mitnnter das Entstehen der normalen Bmpfindnng begOnstigt, wenn es anoh nur dmeh kflnatliehe Mittel, i. E die YorsteUang eines Hannes eimöglieht wird; mdessen darf man nicht in fiel darauf Tsrtcanen, dass anf diese Welse heterosezaeller Oescfalechtstrieb ent» steht Stets ist es aber verfehlt^ einem Urning den sexneUen Vei^ kehr mit dem Weibe ansniaten, ao lange die Wahrscheinlichkeit der Pntenz nicht besteht Jeder lUsserfolg vergrosaert nur die Zweifel des Patienten an sanier HeUong. Besonders ist anch zu beraoksiehtigen, daas selbst diejenigen Homosexnellen, die in psychosexaeller Beziehnng hermaphroditisch veranlagt sind, oft nicht bei jedem Weibe ^) potent sind, ja, dass sie mitunter nur durch ein ganz bestimmtes Weib gereizt werden. Es muss dies um so mehr berücksichtigt werden, als ein mclirlaches Misslingen des Koitus, wie mehrere Autoreu angeben, die homoseiueUe Verwandt hiermit sind dicgen^pen FUl«^ bei deiMii swar nur hetanwaanifllle Neignogen, aber aiunohliesslich zu gewissea Weib«rn bestehen. Fürbringer sagt über diese merkwürdigen Fülle in dem Artikel Impotenz in Ealenbargs fiealmoyklopädie, 2. Aufl.: qSchwdr Terstäudlich und bereits in das Bereich der pervmen SexnakmpfliidiiBgni herübeispi^eiid afaid jene m«ht biofigeii Fonnen TMi Impoteiis, ia deaea du gewissea l^elgefttbl vor dem oder jenem Weibe die Erektion nicht zulässt, obwohl weder körperlichf? Gohrechen noch ekelerre^^de Dincp, noch Unschönheit überhaupt vorliffft Bi'^>rpilcn fügt es die Tücke des Schickaals, dass gerade die eigene Ehefrau nicht den Anreiz za gewähren ver- mag, welehen Uederliehe Ftaaeosimmer atusnlBseii päegen, ohne dtee der Hami anter dem Eiufluss einer durch aiunchweifendeo Leben Torderbten Phantasie n. leben braucht. T.i- sind dies Fälle von relativnr Impotenz. " Mit Recht weisen übrigens Beni-Barde nnd Materne {L' Hydrotherapie f^afi.^ Us malinlies chroniques ti ies maiadies aerieimes, Paria 1894, B. 483) daraui hin, dass manche lUitner nur bei einnn beatimmteii Weibe potent sind. BewmderB nnd mir mehrere Fälle bekannt, wo aufrichtige Liebesleidenschaften dazu führten, daas sexuelle Erregbarkeit ausschliesslich durch dio geliebte Person bewirkt wurde. Bei Frauen ist dies gleichfalls etwas sehr häuüges, und es dürften sich mau che Fälle von ArmesthMta aexualia des Weibes, auf die ich noch im letzten Kapitel m tpreohen komme, dadurch erkliren, dass Artfsthfiine anderen HSonsni, aelbtt dem lühsmimn gogenttbor beiteli^ iiieht aber dem wiiUioh fdiebten gegnaber. f olgesiBohiriiUDigeii dw BeiMUalM beim Weib«. 455 Neigung begünstigt ^lan hat also in solchen Fällen, in denen iiei psjcboscxüpller Hennaphrodisie die Neigung zum Koitus mit einem Weibe oder einer bestimmten Art von Weibern besteht, darauf zu achten, dass der Patient nicht duich MiBsecfolge bei ihn ahstoBsenden Weibern gesobftdigt werde. Abgesehen von der Enttäuschung nnd Yenwdfliizig, die den Patienten bei Nichtgelingen de^ Koitus erfasst, muss der Arzt auch berOcksichtigeii, dass der BeiBoblaf beim Weibe den echten Homo* sexuellen ausserordentlich angreift; er fühlt sich nach ihm gesehwächt Die meistea Uininge erklären, dass sie entschieden mehr Genuss und Kr&ftignng von der einfaohen Onanie haben, tia von dem BeieoUaf beim Weibe; selbst wenn er gelingt, so fehlt ihnen das normale WoUnstgefltbl nnd Infolgedessen die Beftiedignng, wihrend sie steh bdm Verkehr mit Mftnnem befnedigt nnd gekrftftigt fohlen. Die norröse Abgesdhlagenheit, die den Fming nach dem (selbst eifolg- reiehen) BeiseUaf heim Weibe trifiti kann onen solohen Giad er> reichen, dass der Ant es sich reiilidi llberlegen moss, ehe er einem Patienten mit kontiftrer sexneller Empfindnng die Öftere Wiederiiohmg des Beisohlsfes b^ Wdbe snrftt Warn aneh der Eoitns einmal gelongen ist, so folgt daiaos noch lange nicht ein gflnstiges therapentlsehes Besoltat; es gieht vielmehr Üminge, die sich nach dem Ktdtns voller Ekel von dem Weibe ab- iranden nnd vor jeder Wiederiiolmig nirflckschieokeiL Dies konmit selbst dann vor, wenn vor dem Eoitns Trieb zn dem Weibe be* sland. Noch viel eher ist nach dem Beischlaf JEforror vor dem Weibe sn beflirohten, wenn er ohne Trieb durch kOnstliche Mittel bewirkt Würde. Den Koitus bei dem. Weibe suGhen sich, wie wir salien, manche Urninge durch Alkoholgenuss oder auf andere Weise /u ermöglichen; ich weiss eine iieihe von Urningen, die durch Alkohol angeregt beim Weibe potent sind, mit der Beschränkung jedoch, dass ihnen ein wirkliches Gefßhl der Befriedigung und der ausgesprochenen Wollust fehlt Ebenso suchen Urninge beim KoitusTersnch durch Vorstellung eines Mannes f^rektion und Ejakulation zu erzielen. Ein Autor misst dem lioitus grosse Bedeutung als Mittel zur Herbeiführung der Heterosexualität bei, jedoch mit Unrecht. Ein grosser Teil der Urninge hat, wie schon erwähnt, gelegentlich den geschlechtiicheu Verkehr mit dem Weibe versucht oder aiisf^eübt, indem er hierbei durch l^hantasievorstellungen Erektion erzeugte. Dennoch kam es bei diesen nicht zu heterosexaeller fimpfindong. 456 Thera{>eatisobe Bodentoog der Ehe. Auch wenn sie, wie ich von einigen weiss, sehr hftofig derartipfo tünstliche Koitasyereuche machten, konnte dadurch weder die Homo- sexualität unterdrückt, noch die Heterosexualitiit orz* ugt werden.^) Ein Patient von mir bezeichnet den Koitus, den der stxuill Perverse dorcb Phantasievorstellungen ausübt, als Onanie i^er vagmam. Der Rat d^n man dem TJrninii zuweilen geben muss, mit Weibern geschlechtlich zu verkehr» n, ist nicht nur deshalb so schwer "auszu- führen, weil der ürnmg durch seinen Mangel an Libido davon ab- gestossen ist, sondern auch weil es überhaupt nicht so leicht sein dürfte, passende weibliche Personen für den Urning zu finden. £ine anstftndige Dame wird doch selbstverständlich nicht mit dem TJming spxnell verkehren ; ihn Prostituierten in die Hände zu führen, ist sehr bedenklich, weil er möglicher Weise von diesen noch mehr abgestossen wird als von anderen Weibern. Wenn aber nioht ein geeignetes Weib den Uniing bei seiner Hinlenkong auf den normalen Trieb la fesseln veimag, so wird man oft auf Heilnng Tenichten mfiasen» Die Itage, ob wii Aberbanpt das Beebt haben, atiasetehelioli aexaell in verkebien, will iob hier nieht erOrteiai da sie an weit fthien wOide. LOwenfeld*) bat in ^er Arbeit die Torsdiiedenen Annohten der Inte aber sexaelle Abstineu sosammengeatellt: Lalle- mand ftrebtete ebenso wie viele andere Ante, dass seznelle Abstinena zu Gesondbeitssobadigimg fflbre, wfthrend andere, a. B. Forel, dies in Abrede stellen. So lange wir die beutigen soiialen länriehtangen, a. R die Frostitation haben nnd das Heiraten der mtamer nnd Franen dnrobsofamtUich lange Zeit naeh Entwiokelnng der Pnbertftt erfolgt» 80 hinge wird es sobwer mOglieb sein, den aosserebelioben geadüeobt- liohen Verkehr ans der Welt an sohaifen, nnd wir dflrfen ihn, Toraaa- gesetatk d>M dabei nioht die Beehte dritter Personen, a. B. T<m Ehe- männern, Torletat werden, therapeutisdi verwerten. Dass der Ant in Bezog auf die Bhe, wenn er von einem üming konsultiert wird, sehr zurückhaltend seinen Rat zn «.'elu^n hat, ist selbstverständlich. Die Ehe hier als Universalmittcl betrachten zu wollen, wie es bei anderen Krankheiten mitunter noch geschieht, wäre durchaus verkehrt. Der Mann würde gewöhnlich sich und seine Frau ungläcklich machen, wenn er vor Beseitigung seiner Homosexualität in die Ehe ginge. „Zur Ehre der Damen und zur Schande unseres
    • ) Andan Uagfc die Sache bei manoben {MiyohoMKnelleit HennaphioditeD.
    ^) L. Lüwenfeld: Die oervöMii StBrangen nzoelleB Urapnugi. Wies- baden 1891. S. 7 ff. Berecbtigou^^ des annezehalichea YerkebiB. 4ß7 eigenen Gescblechts mass ich sagen, dass in Tielen unglücklichen Ehen der Mann die Hauptursache ist." Dies erklärt Most^) Ich glaube, dass des Mannes huldkonto in diesem Punkte wesent- lich hela^tet werden dürfte, wenn er leicditainnig in die Ehe geht trotz nmischer Veranlagung'. Die Homosexualität ohne Unterschied dadurch zu bekämpfen, dass man sie ä tmä prix in eine Heterosexnalität umzuwandeln sacht, kann ich aber überhaupt nicht für richtig halten. Oerade hier ist es unbedingt notwendig, auf den einzelnen Fall Rücksicht zu nehmen and stets die Vorteile nnd Nachteile der Behandlung gleichzeitig zq erw&gen. Wenn heispielsweise dem Homosezoellen empfohlen wird, ndh mit pzostitnierten Weibern einzolassen» am sich dadurch Ton seiner Homosenuüitftt sa lie&eien, so sei hieraher nof folgendes gesagt Es liegt mir fem, an dieser Stelle auf die Frage einzDgehen, ob der Ar^t du Beotkt hat, einen solchen ausserehelichen geschlechtlichen Verkebr zu empfehlen. Effertz*) meint über diesen Punkt» es sei iliiiL imUtf, wie es Ante geben kann, die einem Patienten sa einem Eoitns laten, wenn denelbe ^elit in legitimer Weise cdebdeit wetden kaan.^ Leider giebt aber Efferts uns ein Batsel anl^ da er an anderer Stelle erUlrt* dass die Hygiene den Beginn des seiaeQen Verkehrs am Tage naoh dem Be^nn der eisten nnwOlkOrliebai Rdintten verlangt Da diese Pollution meist sehen seitig etntntt, im Darehsehnitt woU 16 Jahre beror der Hann heiratet, ist es mir nicht gans Uax, wie Efferts sieh die Sache •» pnm denkt Mit einfkdhen theoretisehea Anseinsadenetsongen kommt man doch Uber die Pkage nicht hinweg. Andh Lionel S. Beale*) spricht sich gegen> den ansseteheliehen geschlechtlichen Verkehr ans» der etwa ans hygie- nischen Gründen angeraten würde. Er flüirt sogar einen Bischof an, der den Bat vieler Arste an Patienten, ansserehefioh gescUeohtlioh m verkehren, ab eine Empfehlnng der SQnde boeichnete. Beale beraft sich aneh anf James Paget, der fifmimtkm ans den Intiieben Ratschlagen streichen wollte und meinte, man könne mit demselben Kecht Diebst^ und Lüge empfehlen, die ja Gott Georg Friedrich Host: Über Liebe und Eh« in sitftliöher, natnr» goschiclitlicher und diätetisch-medizinischer Hinsicht. Nebst oinor Anlcittmg zur richtigen ])hyäischen und moralisoheu Enieliimg der iKinder. 3. Aofiag«. Leipzig 1807. 8. öO.
    • ) 0. Efferts: Über Neurat&mia tmiaiig. Fhyiiologie der MotnaUen
    Oemeingefühlo. Ein Bach für Hausärzte. New-Tork 1894. S. 164. ') Lionel S. Beale: Our Mnraliiij and the moral Qitestion: Mafiy from the metUeal aide, Smmd edüion, London 1893, S. 127 1 458 BeliaiuUiiiigiaingkiit der HomoMsiulitit verboten hätte. Wer aber nicht bloss auf Grand theoretischer Betrachtangen seine Ratschläge giebt, wer femer der Ansicht ist, dass moderne Ehen Tielfach nichts als ein reines Kauf- oder Tanseli- geschäft darstellen, wird doch Tielleicht diesen bedingongdosen Gregen- eati iwuehen ehelioheni und sneserebeUohem Geschlechtsverkehr nicht ohne weiteres anerkennen dflifen. Trotxdem bin ich weit entfernt» etwa die EmpfelÜQiig eines ausseiehelichen Gesohleobtsrerkehrs sni Regel mMfaen za wollen. Er mnss dorohans die Ansnalune, und fwii niehi nur ans sittlichen, sondern auch ans hygienischen GfOnden sein. Ifen vergesse anch nicht, dass man miter ümstinden den Patienten der grossen Ge&hr der Infektion aossetst, nnd wenn anch Tiel&di die Gonorrhoe fDr eine harmlose £afektlon gehalten wird, so beweisen doch viele Erfidnongen, dass dies ein Irrtum ist, und dass oft genug schon die ein&die Gonorrhö die schwersten Folgen hat Kommt nun gar noch eine syphilitische Ansteckong vor» so mochte ich die Ftage, was dem Patienten weniger schadet« die Syphilis oder die Homosexnalltati in dem Sinne beantworten, dass die letrtere meistens immer noch ein geringeres Übel ist eis die erstere. Der saoh- Terstftndige Arst wird auf das strengste lu prUfen haben, welche Fftlle er überhaupt ftr behandlnngsf&hig hält und in welcher Weise. Es wird stets sn prOfBU sein, ob die Homosenalitlt in dem dnselnen Falle mit so viel NachteOen verknüpft ist, dass ihre Bekämpfung notwendig ist, and immer wird man hierbei Yortdäe und Nachteile jeder Behandlung gegeneinander abzuw^en haben. Selbst wenn mau aber m bestimnitin l\illcn glaubt, dass es Nutzen bringt, die Homosexualität zu unterdrücken oder wenigatens ab- zuschwächen, so folgt daraus noch nicht, dass man den Betreffenden in einen Heterosexuellen umzuwandeln hat. Vielmehr wird bei dem einen der Versuch gemacht werden müssen, eine sexuelle Abstinens zu erzielen, für einen andern wird man wiederum mehr Wert auf die Unterdrückung anderer neuropathischer und psychopathischer Symptome 7.U le<^pn haben, und nur in einem Teil der Falle wird man dann die Hcrbi'ilülirung der Heterosexualität als das Hauptziel betrachten dürfen. Ohne Unterschied und ohne IndividuaMerang dies zu thon, halte ich für gänzlich verfehlt. Selbstverständlich muss man den Leuten, die an konträrer Sexaalempfindnng leiden, die Onanie verbieten, und ganz besonders ist die Masturbation, die mit Gedanken an Mftnner getrieben wird, zn verwerfen, damit sich nicht immer mehr und mehr die Katar des Individuums an den Hsnn gewShne. Weshalb Ton der Hastorbation 459 überhaupt abzaraten ist, braucht kaum erwähnt zu werden, zumal da sie ein Mittel zur BeibeiftLhrung neurasthenischer Zostftiide bildet und die Prognose eines günstig verlaufenden Koitus mehr und mehr veischlechtert Besonden ist schon in der Kindheit darauf zu seheii| dass die Qnaiiie vermieden werde ; auf eine gute physische Erziehung, Bewegungen, Aufstehen nach dem Erwachen, kurz auf alle die be- kannten und häufig uigegebenen, aber nur schwer diir<diiaflUiienden hjgieniaoben Kasscegehi soll geoohtet werden. Di« man bei der psyohiachen Behandlung der kontiftien Sexnal- empfindnng aaf die hypnotiacbe Suggestion tnraekgrexft, ist tta jeden lelbstrezitSndUch, der dieses Gebiet studiert und die psyidio-' logische Bedeutung der Suggeetien aus den zaUreiohen Arbeiten von Li^beault, Bernheim, Forel, Krafft-Ebing, Obersteiner, Max Dessoir, Sperling u. a. wflrdigen gelernt hat Bass man unter TJmstSnden durch behanliches und TerstAndigesycrgehen hierbei Erfolge ezzieltk zeigen Fllle von Er äff t-B hing und anderen. Cor- ▼al>) meinte, dass die bedeutendste Errungenschaft der letiten Zeit auf dem Gebiet der Fiiyohotherapie die Möglichkeit ist» die kouträie Sexualemj^dung su bekbnpfen. Dass man die Bethttigung des Triebes \m tieflsr Hypnose durch posthypnotisohe Suggestion herab- setsen, dass man die das IndiTidnnm fortwihrend bedrängenden Ge- danken an Mioner yennindem kann, und dass man dadurch im stände ist, auch die Ausübung des Geschlechtsaktes zu unterdrücken, kann ich auf Grund meiner eigenen ärztlichen Thätigkeit als sicher erklären. ' Ebenso sah ich heterosexuelle Ideen durch Suggestion entstehen. Doch erwarte man nicht etwa, dass man hierbei in wenigen Tageu einen Erfolg haben mOsse, und man wird, wie Krafft-Ebing be- murkt, nur bei einer tiefen Hypnose gute Kesultate erzielen kOnnen. Dass man aber m geeigneten Fällen bei konträrer Sexualempfindung einen Versnch nach dieser Bichtung machen kann, erkennen teils auf Grund thi oreti scher Erwäp^ungen, teils auf Grund praktischer Erfah- rungen zahlreiche Autoreu an. Ich nenne ausser Krafft-Ebing*) noch
    • ) EDcyclopadisch-' J Hörbücher, heranag^egeben von Prof. Alb. Eulonbnr^,
    2. Jahrgrang', Wieu und Leipzig 1892. Artikel Suggfestivtherapio. Vergl. auch: Zeitschrift für HypuotüiiBas, Sut^geätiouätherapie, Suggestiuiuilebre und verwandte pflydulogifldie ftonchiugai, Jalngsog I, Helt 8, Hai 1808, 8. S81>98B.
    • ) B. V. Krafft-Ebing: Angeborene konträre Soxualempfindang. Erfolg-
    reiche b\T)noti.scbe Absuggeriorang bomosexuellpr Empfindunjjen. Sonderabdnck aoB dem iatemationalen Zentraiblatt für die Physiologie und Pathologie der Ham- nnd Sexualorgane, 1. Band, I.Heft Siehe aadi A. t. Krafft-Ebing: Psycho-- palkia temaUM, Ifit boMnienr Berflolttiiditifpmir ^ Sina UiniBoh-loveDliMli« StiidiA. 9. Auflag«. Stnttgirt 1884. 460 Ladame,*) Bernheim,*) Wetterstrand,*) Schrenck-Notzing,*) Lloyd Tuckey,") Max Hirsch,«) Obersteiner,^) Bingier.O Forel,«) Löwenfeld.1«) Dass man sich vor den Übertreibungen gewisser Enthusiasten zu hfiten hat, wird mit Beoht ?on Havelock EIUb'^) betont Seine SMhliobeii Gründe gegen diese Übertreibiuigai aeleii besonders im Gegensati xa den polemischen nnd som Teil geradem naiyen Ans- jf&hiTingen Benedikts^*) herrorgehoben. HaVeloek Ellis meint s.B. m Besag auf einen bestimmten Autor, der seine grossartigni Be- saitete gern TerdffentUoht, dass das Heilmittel hier hänfig schlimmer sei als die Krankheit. Man glaabe flbrigens nicfati dass selbst in tiefer Hypnose es so leicht Bei, jemsndem normale gesehleehtliehe Triebe so soggeiieren; Laüame: Inversion sexueUc chcx im (Ugnifrt, traitrc arantatjcuscmenl par la sitggestum ky^pnutiqtte. Commttnieation (aite au Cottyns itüernatianai MSdeeine mmfah dam ia §kmee du Mardi 6 Aoüt 1889. Bentß dt mUtme ei !e da Ptifdub^ pkysiologi^. Septembre 1SH9. S. 67—71.
    • ) Bernheim: Iltjpneium«, Sugge$tion, Fsyehothirt^pu, ^Xude$ nouuMn.
    Paris 1891. 8. 337-339. Otto G. Wetterstrand: Der Hy^uotiämas und seine Anwendung in dar pnktiseben Medirin. Wien end Ldps^ 1881. 6. 68.
    • ) Freiherr t. Schrenck-Notzing: Über Suggestioostberapie bei k<NlMnr
    Bexnalcmpfindang Intf:riiationale klinische Rundschau Nr. 26. 1801. •) C. Lloyd Tuckey: Psycho- Therapeuttcs, or TreaimeiU by Eyptiotism and Suggestion. Third Edüion. London 1891. S. 268. Vgl auch Lloyd Tnokey: Qudqmt ea* dPimmtion ttmiU» tniU» par la mgge^iont Bernte de VBypmtistne et de la Psychologie fkjftiohg^ue* Mai 1899, S. 345 t Max n i rs ch : Suggestion nnd HypnoM. Ein kaiMi Lekrbuoh für Ante. Leipzig 1893. S. 197 -19y. ^) fleinricb Obersteiner: Die Lehre vom Hypnotiamofl. Eine knn ge- ÜHite Oantellimg. Ldpsig und Wien 1898. S. 48. ") Zeitschrift für Hypnotismus, Suggestion stherapio, SuggcstiMn.sIehre nnd verwandte pqrohologtseiLe Fonohnngen, Jahrgang % Heft 1, Oktober 1688, 8. 80 bis 84.
    • ) August Forel: Der Hypnotismos, seine psycho-phytiologiache, medi-
    sinisolift, sttafreohtliolie Bedentimg und selae Handhabiuig. 8. Auflage mit Ad- nolationen von 0. Vogt. Stuttgatt 1895. S. 155. L. Löwcnfeld. Lehrbnch der gesamten Paychotherapie. Mit einer ein- leitenden Darstellung der Uanptthatsachen der medixiaischen Psychologie. Wies* baden 1807. a Sftl. '*) Hayelock Ellis nnd A. Symonds: Das kontifre OeschleohtsgeffthL Deutsche Ausgabe besorgt unter Hitwirknng ?on Hans Kttr ella. Lsipsig 1888. S. S50ff. ^ Moriz Benedikt: Hypnotismos und Suggestion. Eine klinisch-psycho- lOgiBohe Studie. Leipzig und Wien 1884. 8. 45, 87. Ick fUire diese Arbeit an, obwohl sie nicht sehr ernst g^MHdirieben ist und mehr einen HeiteikeitseHlidg be- flasprnohen dftrfte. Suggestion. 461 kommbii doch die meistt'ji Leute so späi m ärztliche Behandlun'; und Beobachtung, dast. gewuhulich schon der abnorme Geschlechtstrieb zu tief eingewurzelt ist und die ganze Persönlichkeit beherrscht. Ich erinnere mich, unter meinen Patienten einmal einen Philologen be- handelt zu haben, der an abnormem Geschlechtstriebe litt Er war für tiefe Hypnose empfanglich ; so oft ich ihm aber in der Hypnose die Sugf;« stion pab, dass er in einer Siuiiil ' mit einem gleichfalls suggerierten Weilie ^'elieii solle, begegnete ich deiu hefti(»stpn Widfr- stande. Erklärte ich iliiii, dass er sich mit einem Weibe unterhalten solle, von dem ich ihn träumen iie<^?!, so war ich sicher, die Antwort zu erhalten : „Es ist ja noch gar nicht die richtige Zeit, erst eine Stande später sollte ich ja die Dame treffen'^; diese und ähnliche Ausflüchte zeigen charakteristisch, wie selbst in tiefer Hypnose die Foioht, mit einem Weibe in Berfihrang zu kommeii, den üming so beherrscht, dass er jeder Begegnung mit ihm avsniweiohen sucht. Man wird selbstveistftndlioh oft alle verwendbaren therapeutischen Agentien aufbieten müssen, um die Homosexualität und auch die Hyperästhesie des Geschlechtstriebes zu bekämpfen. Man wird als Hil&mittel oft Medikamente und physikaUsehe Heilmittel^) anwenden mOssen; aber den Eezn der Behandlung wird doch stets die psychische Therapie darstelien. Selbst der begeistertste Anhänger der Arznei- mittel wird zugeben mftssen, dass die Behandlung emes ümings, wenn sie flberhanpt Erfolg haben soll, nicht durch Aneneien, sondern auf p^<dii8ofae Weise geschehen mnss. Man kann Empfindungen und Triehe nicht mit Salssäure oder Aloe bekämpfen, sondern nur durch gleichartige p^chischeYorgftnge alterieren, wie schon Aurelian wusste. ') Da immer noch einzelne Autoren für die wissenschaftliche Grundlage der Elektrotherapie eintretea und diese Behandiangsmethode so darstelieD, als ob wirklioh aohatfe IndikatioiMii bei ihr existierten, ist es Üut erstaonlich, dass noch memand mu eine wimniehaftliehe etekfttotberapoatliKlieBeliaiidlwig (Or eexnetl«  Per^ersioDen gog^eben hat Nachdem auch der manchmal gwaz verstäudi^a Löwenfeld sonderbarer Weise sich m den Verteidigern der wissenschaftlichen Grundlage der Elektrotherapie bekannt hat, sollte es mich nicht wundem, wenn er eines Tages genanere Yoreehiifteii über die elektioüketmpeatiaolie fiehandlmig der sexuellen Perversionen gftbe und nw mitteilte, bei welcher Stiomdidite eine blonde Dame, bei welcher eine brünette geliebt wird, welchen ßollenabstand wir bei faradischem Strom nStifj haben, um eine alte, welchen um eine junge Dame lieben zu lassen; wie viele Funken bei der statischen Elektrizitiit übor- •piingen mllasen, damit eiiie Bngiaiideritt und wie viele Fonkeii notwendig siud, dwnit eine FrtnzSein gdiebt wird. Wie gesagt, es wQrde rniek nieht mehr sa sehr wundem, wenn uns LSwenfeld mit einer derartigen Arbeit überraschte, Dann hätte er in der That, vorans<^eselzt dass ea stiunnt, den Beweif; g-eliefert. dass iuau der Elektiotherapie auch eine wissenschaftliche Grundlage geben kann. 462 Eastcatbm. CMciseBflidli wnide auch die Fisge et^^rtert, ob dnroli Kastration die kontrtire Sanulempfinduig beseitigt wecden kann; wUuend noh ein Antor (Heyor) dafBr anaepiaeh, üben wir eum anderan, Weat- pbal, doh dagegen wenden. Ich glaube ans tfaeoietiBoben Grflnden nidit, dass wir davon viel zn erwarten haben, mid habe in einem Falle, wo ein Patient mich tun Bat fragte, ob er sich kastrieren lassen sollte, ihm za der folgenschweren Operation nicht zureden können. In neuerer Zeit hat Gustav Jäger ^) diese als vom Staatt: geboten bezeichnet; wenn das Gesetz die homosexuellen Akte für staatsgefähr- lieh halte, so bleilsu ihm nur übrig, die Urninge entweder so zeitig wie möglich zu tüten oder zu kastrieren. Beide Mittel sind wohl vom mediziniöchcn Standpunkt ans etwas zu heroisch. Nach den bis- her gesammelten Mitt- ihingen ^eht zweifellos in den meisten Fällen von Kastration*) der heterosexuelle Geschlechtstrieb nicht unter, wenn die Kastration nach Eintritt der Pubertät vorgenommen wird. Ja, oft genup: 7.n\iru. sich lu terosexuelle Neigungen selbst bei solchen Kastraten, die verhältnismassig zeitig operiert worden sind. Üas gleiche würde sich doch nun auch bei Homosexualität ( rwartrn lassen, und deshalb würde vielleicht der Drang zur Ausführung mancher Gesciüeohtaakttt längere Zeit nach der Kastration fortfalleoi sicherlich aber in den meisten Fällen nloht die fiomosexoalit&t.
    • ) Gustav Jäger: ^tdeokimg der Seole. 3. Auflago. 1. Band. Leipzig
    • ) Gcnaaeres hierüber s AMm i ( Moll: Untersuchungen Über die lAbido
    sexu'fh - 1 Band, 1. Teil, Berlia 1S87, & 74 & niid 1. Band, S. I«U, Berüa 1888, 8. 422, Aom. 1. XIL Forensisches. Die Gesetzgebung war in Bezug auf den mannmännlichen ge- schlechtlichen Verkehr zu verschiedenen Zeiten verschieden. Wir sahiD bereits, dass unter den altrn Juden Päderastie mit dem Tode bestraft wunh'. Es wird oft genug angenommen, dass im Orient die Päderastie sonst stets Tollkommen straflos war, ja sogar mehr oder weniger anerkannt wurde. Dies scheint aber, auch abgesehen von den Juden, niuht allgemein zuzutreffen, und verschiedene Autoren, z. B. Voltaire,') Matter,*) Bocquet,') haben darauf auftnerksam gemacht, da^s Zoroaster in der Zend-Avesta das widernatürliche Laster ächtete, und auch Hossbach^) weist gerade im Gegensatz zu der Knabenliebe der Griechen auf die Gesetzgebung des Zoroaster bin, der sogar schon die Einehe anbefohlen hätte. Ob und welche Strafen in Griechen- land bestanden, darüber sind die Meinungen geteilt. Nach Kamdohr*) haben wir keinen Beweis dafür, dass homosexueller geschlechtlicher Verkehr im alten Athen jemals dem dreien Bürger durch Gesetz yer- boten war. Da ein Gesetz des Solon den Sklaven die Minnerliebe verbot, ist es vielmehr wahrscheinlich, dass dem freien Mann gesetzliek jflner Verkehr moht nnteisagt wnrde. Bestraft worden bei diesem ^) Voltaire: Dutionnaire phüosopkique , Artikel Amam WOnüqfi» ia Oemrw eompUtis, Ibme trente-septihne. QoÜta 1786. 8. 257. ^ J. M«tt«r: Ülwr den Eioilass der Sitkoi anf die Gesetze imd der Gesetze auf die Sttlm. Ana dem TnoMvim 1U»era6tst und mit Anmeckiiiigen iMi^leitet ▼en F. J. Bqb8. Freibarg i. B. 1888. S. 408.
    • ) Lncien Bocquet: Lc Oßiibat dam fAntiquia, «nviaagi au pomt dt
    vue civil. Paris 1895. S. Öl f. Johann Jotef Bosahach: Vier Bfieher Oeeofaiehte der Funilie. NSid- Ungen 1859. S. 221. ") Fried. Willi. Basil v. T^amdohr: Venus Urania. Über die Natur dr>r Liebe, über ihre Veredeiuuff and VerschOiieniog. Dritten Teils erste Abteilimg. Leipzig i79a ö. im. 464 MUm» iIi'ifcwihlHAn BetuteiluBg. dmob S Ol Ott und adne Nachfolger nur die VerfIBIiniiig, die Gewalt nnd die GewiimsaQht. Wer Mi fBr Geld hingal», Terlor alle Bfligw- leohte; aehwer beatraft wurde derjenige, der dnroli Banb oder Ver^ flUiniiig joDge Hfamer am ihre ünaohald brachte (£amdohr). Aneh im Yolke war die mamunioiiliche liebe bei dea altea Grieebea nur dann Teraohtet, wenn jedes sittliche Element dabei fehlte und nur körperliche Begierde yorlag. Als ein sehr wichtiges Beweisstock in dieser Frage darf wohl die liede des Äsohines gegen Timarch geführt werden. Sobald also Timarchus die Kinderschnhe abgelegt hatte, so lag er bei dem Barbier Euthidikus im Pirtius nuf; dem Vorgeben nach, die Profession zu lernen, in der That aber, um seine Blüte zu verhandelii .... Eine ehrliche und recbtmiissige Liebe tadele ich nicht ; ebensnwenii^ rri.bo ich alle Leute von einer f,niten Gestalt tür Hurenbengei aus. Auch leugne ich nicht, dass ich selber verliebt gewesen bin und noch diese Stunde bin; kurz, ich verwerfe die Sache selbst nicht, sondern nur den Missbrauch. Di»^ Liebe gegen wohlgesittete Jünglinge ist das Gefühl einer wohlgesinnten Seele. Aber um Geld zu dingen, das sehe ich für das Werk eines frevelhaften Flegels in ... . Baas aber mne aftehtige Liebe gegen junge Knaben etwas Beehtmiaaiges nnd Shrbsm sei, erhellet daransi weil der Qesetigeber sie anbefohlen hat Han wird mich fragen, wo er das gethan habe. loh antworte, da, wo er sie den Knediten unter* sagt hat ... . ErsÜiefa will ich also die Leute noDnein, die sfiehtig and ebibar and so gelebt haben, wie sieh gebfihrt Mlaner von Athen, Ihr kennt Kriton, den Bobn dea Aatyoohna, Perikles, den Sohn des Pirithoidas, Timesitheus, den lAofer, alles woUgebildate Leute. Ihnen haben sich sehr Tiele Liebhaber, aber alles Leute von Ehre und Zucht, zugeseUet .... Im Gegenteil will ich Euch einige Beispiele Ton Leuten, die eines Gelichters mit Timarchus sind, namhaft machen. Wer kennt nicht den Diophantus? Nun frage ich Euch, die Ihr den Unterschied Ton beiden vfisset, in welche Klasse stellt Ihr nun den Timarchus? zu welcher brincft Ihr ihn, zur Zahl der Geliebten oder der Verhörten? Unfehlbar unter die Verhörten.^) In den alten italiaohen Staaten wurde der Knabenaohiader wie der HochTeniter behandelt mid mit dem Tode bestraft, wie Mommaen in aeiaer Bdmischen Geachichte mitteUk Ja. der ger- maniaeben üneit yor Emf&hnmg dea Gbrietentama wurde die widematOrliohe Unsacht za den Neidmgawerkeo, d. b. den todea- wfirdigen Yerbrechen geieohnet, sie galt tOx eui Zeichen veriehtlicher Die deataobe ÜberseUuog nach D. Johann Jakob Beiike. Lemgo 1764. Frtthfiie BtrafrecbtUcJw Benrtettnng. QeamnüDg und wurde mit dem Tode bestraft') Htoh dem Geeeti der Goten*) wurde der Sodomit feEwtOmmelt ond im GeOngnia in Ketten gelegt, mn Bone m thm Kaeh der Sinftlmmg dee C9iiieten- tums blieb die Bftdefaetie immer noob ebnfbar, da die AnfKusang der Juden Aber die der Griechen den Sieg davontnig. Allerdings spricht Badeck<>) eine andere Ansicht ans. Widematfirliche Befrie- digung des Geschlechtstriebes, namentlich die Päderastie, ist zwar, wie er glaubt, den Germunen nicht fremd geblieben, von Strafen aber üüde sich in deutschen Rechtsbüchern nichts. Erst als ans politischen und wirtschaftlichen Ursachen das Römische Recht auf- genommen wurde, sei dies geändert worden, und da sei ausser harten Strafen auf Kuppelei^ Abtreibung der Leibesfrucht u. s. w. auch auf widernatürliche Unzucht die Todesstrafo gesetzt worden. So wurde durch Kaiser Karls V. Peinliche Gerichtsordnung diu Sivdk des Feuertodes bei Päderastie verhängt. Josef TT. rechiK tc 1787 Bestialität und Unzucht mit dem eigenen Geschlecht unter die poli- tischen Verbrechen. Tm anf:^eiuemen sind die Strafen immer milder geworden. Doch wunleu noch im Jahre 1750 in Paris zwei Pftde- rasten verbrannt.*) In neuerer Zeit giebt es sogar Staaten, wo jeder mannmännliche Verkehr straflos bleibt, wenn nicht besondere Neben- umstände, z. B. Anwendung Ton Gewalt, hinzukommen. Mit dieser Beschr&nknng ist in Holland und Italien mannmännlicher Verkehr freigegeben, ebenso in Frankreich.'^) Auch der Code Napoleon hatte die Bestrafung abgeschafft; selbst in mehreren deutschen Staaten war, bevor nach Begründung des Deutschen Reiches die Frage einheitlich geregelt wurde, Strafbukeit nicht Torbanden. So war die Fiderasfeie Drei gegeben in Bayern nnd ancli im ehemaligen ■) Biehard SohrOder: Lehrbnoli der deutschen fiechtsgoeohiohte. 2. Aufl. Lelprig 1888. S. 78. ') J. Tissot: Le Ihroit penal. EtudU dam sea prineipes, daru ses usagea et Its hia dam les dfrers peiiphs du monde oh Fntroduotion phüosophxque et hittorique ä i'etude du droit cnmind. Troiaicme iditum, 2bnt0 Moond. Paria 1888. 8. 806. (la diesem Werke findet sieh ttberiumpt eine gute Ziauimea- •tflilmtg nicht nur der Strafen gegm Ftderastie, sondevB gena heeondei« ailoh tber die kriminalistisohe AnIftiBmog der SitÜidikeitsverlaMhen la den yw Bohiedenen Zeiten ) ') Wilhelm Kadeck: Geschichte der öffentlichen Sittlichkeit in Deatach- lend. Mbralhietoriadie Stndieo. Jene 1887. S. 188 nnd 4ia Bros oder Wörterbuch ttbcr dio Physiologie nnd Über die Natur- und Knltnrgeschichtc des Menschen in Hinsicht anf seine SeKoalittt 1, Bend. Nene Attflat^'e. Rtuttgan 1849. S. 662. ") ii&uz V. Liüzt: Lehrbuch des Deutacben Straf rechts. 4. Auflage. Berlin 188L Kell, Sontr. BeBnlnfaBdnag. 30 466 IMIme sCnfreehfUehe BftiirteUiiiig. KOnigratoh Hanno Ter. GeiiohtlieliQ Bedentong iSud sie in Bayern nur, wenn bei ihr Gewalt angewendet wurde, ans ihr fttr den Ge- sehSndeten Naohteile entstanden, oder anoh TeifBhrang eines jangen Henaohen lor Pftdeiastie in Fkage kam.^) Anoh die PreussiBohe Wissensobaftliche Deputation ftr das Mediiinalwesen hatte sieh seiner Zeit fttr Streidrang des Stra^aragiaphen ansgesproehen. Damals sasssn in der Deputation Lehnert, Jüngken, Langen beok, Honsselle, Tirohow, A. W* Hoffmann, Bardeleben, Skrseoska, Martin und ?. Horn. Sonntag') bedaneite alleidings mit Beeht» dass man die Deputation in Tli&tigkeit treten liess, ihre Besohlttsse aber ignorierte. Das Gutachten stammt Tom 24. März 1869; es scheint, dass der damalige Justizminister Leonhardt nicht abgeneigt war, ein Gesetz entsprechend diesem Gutachten zu bednirdgeü, während der Kultusminister v. Mühier') fflr Beibehaltung dei Be- strafung eintrat. Im Kanonischen Recht war die widematOrliche Unzucht stets verboten. Wie Bocquet*) und andere berichten, haben u. a. die Konzile zu Tours (567), Aachen (802), London (1102) strenge Be- stimmungen gegen widirnatüriichen Verkehr aufgeuijmmen. Bur- chard*) erzählt u. a., dass am 25. Juli 1505 vier Leute in Korn gehängt wurden, von denen der eine conduxit quemdam suum iuvenem sodomitis pro pecunia. Während wir in Deutschland die Bestimmung haben, dass widernatürliche ünzndit zwischen Männern strafbar ist, besteht eine solche Besch rfinkung für Weiber bei uns nicht. Im österreiohisohen Stra^esets*) ist dies anders, es werden dort auch J, B. Friedreich: HaDdhuch der gericht^rztlichen Praxis, 1. Band, 2. Ausgabe. Begensburg 1855. S. 272, und J. Mair: Juristisch-medizinischer Kommentar der neneu kgl. bayerischen, kgl. preoasisohen und kais. kgl. ö^ier- nidüidiMi 8tia%iMetzgebaog, fSr StMtssawilte, BiohtaTf Yertoidiger und Inle. 9. BaiuL Angalmig IMS. S. 8 t
    • ) Drei Bemerkungen zu dem Entwnrf eines Stni^geseteliDohM. Ooit>
    dammers Archiv für Strafrecht 1870, 18. Bd., S. 23.
    • ) § 143 des preussischen Strafgesetzbuches und seine Anfrechterhaltung als
    § 169 jm Entwnzfo ein« StnlSfeeetihadieB ftr den NorddentBehen Band. (MEaae, fiMdbwinanadiiltliehe Zuduift an Seme EzcellMis Hem Dr. LeonhardL Leipzig 1869. S. 6.
    • ) Lucicn Bocquot: Le Oelibat eeäetiß$tigue juaqu'a» Ometie d» ü^enU,
    Paris lÖÜö. S. lUö uud 200. Johanni9 Surekardi Dtarkm, Tute public par L. Thua^ne; IbmB ni 1885, & 897. ") Eduard R. t. Hof mann: Lehrbuch der gcrichtliohen Medizin. Mit gleichmässiger Berücksichtigung der deutschen und äBterreiobisohen OMetcgeboBg. 7. Auflage. Wien nnd Leipzig 1895. S. 167. 467 IVmme nadi § 129 strafiraohtlioh Teifolgt^ doch aoU das neue (toter^ nidüMbo Stialigesels die Inkoiueqiieiis des deotsohwi Stiai^aiagnphen befolgen. Das BoBsisehe Stn^esetebneh bedroht mit sehweier Strafii die widemstOifiobe üiuncht. Iq dem Qesetsbaoh der Enminal- xaad Korrektiensstrafen naflh dem AUgemeinen Bnssisobea Bflichsgesetsbaob Yom Jalne 1857 lauten die einaclilägigen Paragraphen: % 1948. Ein des widernatürlichen Verbrechens der Päderastie Über* wiesener unterliegt hierfür der Entziehung aller Standesrechte und der Verweisung nach Sibirien zur Ansiedelung, ist aber dem Gesetze nach von Leibesstrafen nicht ausgenommen, znplpich auch der Bestrafuner mit der Piette') durch Henkei^hand (in dem in Artikel 22 dieses Gesetzbuclies für den zweiten Grad der Strafe dieser Art festgesetzten Masse). Übrif^uns wird er, vvenn er Christ ist, der Kirchenbasse unterworfen, nach An- ordnung semer geistlichen Obrigkeit. § 1349. Wenn das im vorhergehenden Artikel 1348 bezeichnete Verbrechen mit Gewaltthat verbunden war oder aber an Unmündigen oder Schwachsimiigeu verübt wurde, so unterliegt der Schuldige der Entziehung aller Standesrechte und der Verweisung zu schwerer Zwangs- aibeit in Feitnngen anf eine Zeit sehn bis awSlf Jahren, ist aber den Gesetse naoh Yoa LtibeMtralini nicht ausgenommen, zugleich rach der Bestraftug mit der Pletto durah Henkanhand (in dem in Artikel 21 dieses Gesetslmehes fesf^sselstan Masse). Wie ich höre, sind in neuerer Zeit die Bestimmungen wesentlich gemildert worden. Dass übrigens trotz der Androhung strenger Strafen in Bnssland Päderastie und Sodomie, besonders auch in Adelakreisen vielfach Torkommen, ist sicher. Aus neuester Zeit weiss ieh von einer Skandalgesohiohte ersten Ranges. Ein angesehener roasisoher Offizier — in exponiertester SteUmig — Hess sich in homo- sexuellen Verkehr mit Soldaten ein. Von der Bestraflmg des CMBiiers habe loh niöhts erfahren. Qanz in Übereinstimmang mit Voltaire, der die gesetiliohe Prei- gebang der Pftderastie bei den Mnselmanen beatrltti berichtet Eohler,*) dass a. B. bei den Sehiiten Pftderastie im dritten oder vierten Bflofc- M mit dem Tode bestraft worde^ nnd ebenso stand Todesstrafe bei der Tribsdie anf den vierten BflekfidL An anderer SteUe*) wird sogar
    • ) netto ist ein Iiiatxomeat nm Bohlagsn.
    «) Kohler: Über das idamitisohe Strafredit Der GeiieUaaaaL 41. Band. Stnttgart 1RR9. S. 306. •) Ebenda Ö. 812. 80» . 468 nütgetoilt, duB Fidenrti«, mtm m» FoUsfcfindSg amgeflUirt wntde, flberluiapt mit dem Tod» l)6stnft iroide, und diBB lelolitfln Stnfoi um auf unToUlniiimm Ausflihniiig standen.*) Wi6 Eohlar^ l»oriolitetk ikand bei den Aiteken yUHSuä die Todentnfe anf «idomattrliohe ünsaeht. In einigen Qegeodea m< brannte man den Sodonüten oder eiitii^ ihn in Asohe. Dies geeohali I. B. in Teionce, wo man dem duldenden Veil logldoli die Bingeweide hennuilsB. In Izcatlan sei jedoch die widematörHohe TJnsaoht straflos gewesen. In den Staaten von Anahnac wurde diese an gewöhnlichen Leuten mit dem Strange, an Priestern mit dem Feuertode bestraft, wie Klemm*) mitteilt. Einige weitere vergleichende ethnoiotiische Mitteilungen über die Bedeutung und die ^Strafbarkeit des homo- sexuellen Verkehrs gab Post*) Mit der ihm eigenen Gründlichkeit erwähnt er das mosaische, altschwedische, norwegische Recht u. s. w. Auf höheren Kulturstufen, sagt Post^ schwächen sich die Strafen für unnatttiliohe Ueschlechtsvergehen ab und verschwinden zum Teil ganz. Von den Bestimmungen des Strafgesetzbuches für das Deutsche Reich kommen für die Urninge veracliiedene in Betracht; der wichtigste ist der § 175; er lautet: „Die widernatflrfiche ümiioht, wdche iwisohen Pereonen mftimUdheii QemhleditB oder TOn Hensdten mit Tieren begangen wird, ist mit Oe* flngnis in bestrafbn; anoh kann anf Verlust der bflzgerlichen Ehrwireohte erkannt werden.* Verhältnismässig selten hat das Gericht diesen Paragraphen anzuwenden. Es wundem sich einige darüber und meinen hierin einen Widerspruch mit den Angaben über die Häutigkeit homosexueller AVte 7Ai finden. Ich glaube, dass diese beiden Erscheinungen mit einander vollständig in Einklang stehen; stets sind bei der wider- natürlichen Unzucht zwei Personen beteiligt, die sich gewöhnlich beide strafbar machen. Dass unter dieeen Umetftnden selten einer
    • ) Als Quelle hierfUr nennt Kohl er: Querryt Droit Musulmav, IS71 fg.
    • ) J. Kobier: Das Recht der Azteken. Zeitschrift füi vergleioheude Hechts-
    wisaenschaft, 11. Band. Stuttgart 1892. S. 97.
    • ) Onsiair Klemm: AUgmeinelMItar-OeedliiolitoderXeiisehhmt &Biiid.
    Die Staaten toh Anahvao und das alte Ägypten. Leipzig 1847. S. 86.
    • ) Albert Hermann Postr Gmndriss der ethnoiogiBchen JvlqifflUleilBi
    S. Baad. Oldenboig and Leipzig 1895. S. 891 1 BeiohBgerichtsentäckäiduagen. 469 ein JaAentm die Saobe anzuzeigen, und dazs nur In einer relatlT Idflinen Zelil der iUIe das Gericht von der Yerietsong dee Gesetme Eenntnis erlOXt, ist selbstyerständlioh. Es kann keinem Zweifel unter- liegen, dass wenige Gesetze so häufig übertreten werden, wie gerade der § 175. Betrachtun wir jetzt (lieseu Paragraphen c^enauer. Zweifel- haft iöt hier, was man unter widernatürlicher Unzucht zu verstehen bat Die Rechtsprechung Ober diese Frage ist reich und zum Teil widersprechend. M Es muss widernatürliche Unzucht streng geschieden werden von unzüchtigen Handlungen,^) die der § 176 des St.-Q.-B. unter gewissen ümRtnnden bestraft In älteren StrafgesetzbOohem war der Begriff der widernatürlichen Unzucht noch unklarer gedacht als im gegenwärtigen; die jet7ip:e Fassung des § 175 ist wesentlich, dem § 143 des früheren JPreussischen St-Q.-B. nachgebildet Hier war hauptsächlich nur an Inmissio membri in anum gedacht Die Motive zum Deutschen St-G.-B. erläuterten den § 175 so, dass die Bestimmung des früheren Preuesieehen St.-Q.-B.| eoweil sie aioh auf Sodomie und Päderastie beziehen, in jenes übernommen werden sollte. Naoh Beichsgerichtsentooheidong i^llt nicht jede sexuelle Handlung zwischen Männern nnlier den Begriff der vidematfirlichen Unznelit» vielmehr mms, wo Ton dieier geq^roohea werden sdU, ein Fall Toiliegen, der dem natargemlasen BeisohUif ähnlich") ist Ednes- wegs ist aber hiertiei erforderlich irf membnm m atmm immiUaiur; ja, es ist zur Anwendaag des § 175*) moht einmal notwendig, dass ftberhanpt das Glied in eine Körperhflhle des Mannes eingeltthrt wdrde. Ss ist beisplelswäse, wie eine BeiehsgeBchtsentsdieidnng üratgesteUt haty Beiben des Gliedes am Ohersofaeakel dee anderen als dn dem Beisehlaf iiinlicher Akt anbofiwsen nnd demgemiss naoh 8 175 za be- straftn.*) Ebenso ist es nicht notwendig zur Anwendung des § 175, dass Samen entleert werde; viehnehr kann schon vor Erregung des Wollnsttriebes eine strafbare Handlung Torhanden sein. Auch ist durch das Reichsgericht die Möglichkeit ausgesprochen worden, nur den einen Teil zu beätrafen/') wenn bei dem andern Grande für ^) A. Da Icke: Str&frecht und Strafprozess. Eine tiammlaiig der wiohtigsten «Ub ginfreeht imd das Stiafgegfakren betrafbaden Owette. Zum Htiidgebiinebe für den prenfsiscben Praktiker eiUtatact «ttd lienaigtgebeil. 9. Avflagp. Bolin 1880. S. 309. .Anmerkuiit^: 72,
    • ) Erkenntnis des Reichngerichts vom 91./IV. 1880.
    Eecbtsprfichuug des Reichsgerichts in Strafsachen, Bd. I, S. 662.
    • ) Erkemitaii dflt Bcichagniohti vom S8./IV. 1880.
    Erkenntnis des Bdohsgeriohts vom 23./IV. 1880.
    • ) UrtoU des Beidhigeiifllite im &/IL 1880.
    470 8olnrf«rig]GeifaiL in pnot StniftninoUim ToAinden siiid, s. B. dn SoUaftostand oder Stnf- fumtodigkeit Aadereneits ^d uufiehtige Hmdlungen mid widemslBTlnlie UnniQht dnioh das Bdclisgerielit streng gisdiieden woideo, eltonso wie bd Entstehung des § 175 eine selelie Trennnng abtHsbClielL verlangt wnrde. So wurde in einem Fall die Entscheidung des Vorderrichters, der Manipulationen am Gliedc durch eine zweite Pereon nach § 175 für strafbar erklärt hatte, vom Reichsgericht umgeändert, weil dies zwar eine unzüchtige Handlung, nicht aber widernatürliche Unzucht sei.*) Onanie eines Mannes durch einen andern und gegenseitige Oii;tnie sind daher striiflas, wenn nicht durch gleichzeitige Komplikationen der Akt „bejschlafsähnlich" wird. Dass hier die Abgrenzung ziemlich willkürlich ist, liegt auf der Hand; denn es ist dem subjektiven Er- messen des Richters nnheimgeRtellt, was er unter heischlafsähnlich versteht. Nach Oppenhöf f^j smd einfache Umarmuni^pn hei der wechselseitigen Onanie noch nicht genügend, den Thatbestand des § 175 zQ erfoUen; daza gehdre vielmehr das Beiben des Gliedes an dem EOrper des andern. Wichtig ist endlich noch, dass das freiwillige Dolden der widernatarliehen Unsacht seitens eines Mannes diesen gleichfalls strafbar macht, selbst wenn er BeMedigang des eigenen Gesohleohts- triebes nldht gesnoht hat. Die Strafbestimmmigen imd die Anslegong des § 175 seheinen bei oberfliohlioher Betnushtvng recht ein&oh in sein. Die Ftails aber seigt» wie schwierig es ist, den Thatbestand des § 175 im kon- kreten FUle ftstsnstellen. Bei Jmmiuio nmtbri in amm ist svar die Sache kbur. Schwieriger Hegt sie, nnd dies sind wohl die hiofig- sten Fülle, st mmAnm apprmmtur äUeiti parH eorparia aUerku, In sohdien lUien hängt die Frage der Stnfbarkeit wesentlioh dam ab, ob Friktionen ansgeflbt worden sind* Die dnfhche Aneinandei^ lagerung der EOrper genügt, wie wir sshen, nicht, Strafbarkeit her> ') Erkenntnis des Reichsgericht» vom 34./IV. 1880. ^) Das Strafgesetzbuch für das Deatoche Beicb, erläutert durch Friedrich Oppenhofl 18. Ausgabe, beransgegoben voa Theodor Oppeahoff. Berlin 1896. S. 419. DaM dmoh dio Beielitgwioht— ntabheidimg vom Sft/IT. 1680 hrnnüsio penis in eavum nicht nötig ist, um § 175 an7.uwendeD, sei bei diesem Antor besonders erwähnt In einer früheren Auflapp dos Bachpf» «iowie nach Budolf und Stenglei a (Stra^eaetsb. für das Deutsche Beicb) war nämlich, wi« Krafft-Sbing (JF^chopaAüt uxuaKg, wü b6wmderar Berücksichtigung dtt hontiirai Sexaalempfilidiiiig. Kno UiniMdi-ftfeDiisQiie Studie, th Anflsgo. Stuttgart 1891. S. 383) mitteilt, Immissiö penis in eorpm «mmmi flr oiDO Yorbedingang erklärt worden, vm § 176 aiiniweDdeii. §§ 183, 180. 471 iMiniftdiim Finden hieibei Eeibimg«n ttatt, d. h. Bevegongen ^es Koipen oder beider Körper, so tritt Stnfbnkeit ein, weil dadurch der Akt „beiscUaftUmUeh werden eolL Man Tergcgenwirtige aioli nnn den konkreten Fan« wo der Beteiligte vor Oericht anssagen soll, ob er bei dem Akt BewegoDgen gemaekt babe od^ nidit Eine solche Feststellung ist in Wirklichkeit so schwierig, dass ich mir Oberhaupt nicht denken kann, wie auf Grund einer solchen Beurteilung der Frage ein gerechtes Urteil zu stände kommen soll. Dem § 175 eine Auslegung zu geben, die den mannmännliohen Verkehr ohne Beschränkimg gestattet, ist unmöglich, da bei der Ausle^in? das Gericht die Entstehung des Paragraphen und die Motive zu (lomselben in Betracht zieht Eigentlich ist es allerdings keine widernatürliche Unzucht, wenn der rait hümosexnf'lleni Trirliy be- haftete Mann geschlechtlich mit Männern verkehrt. Dies ist für ihn ebenso natürlich,*) wie für den weibliebenden tfann der Qeschleohts- Yorkehr mit dem Weibe. Wichtig ist anob der § 183 des St-G.-B.: „Wer dniob eine nnifichtige HBadlaog Olbnflieh ein Ärgemiä giebt, wild mit Oeftognis bis m iwoi Jabren oder mit Geldstrafe Ms xn fttnfbnndert Hark bestraft. Neben der Oeftagnisstrafe kaon auf Verlost der bfiigerlioben Ehren- redite erkannt werden." Hieronter worden, wie es in der That bereits in praxi der Eall war, n. a. öffentliche Befflhningen der minnliohen Genitalien an rechnen sein. Anch die Kappelei-Paragraphen kommen nnd kamen achon in Frage; ao der IBO dea St-G.-B.: „Wer gewohnt eitsraftssig oder aus Eigennutz durch seine Vcr- mittelung oder durch Gewährung und Verschaifung von Gelegenheit der L ozucht Vorschub leistet, wird wegen Kuppelei mit Getangnis bestraft o. s. w." Ea ist anadrflekliob Tom Gericht anerkannt worden, daaa dieser Paragraph anch beiünmdhtTon minnlieben Individuen nnter einander •) Nach Franz Xav. Biunde (Versuch einer systematischen Behandlung der empiriBcben Psychologie. 2. Band. Trier 1832. S. 559) enthält jede Unzncht ein lauiattalidiea Strebes, imd Biunde «orleiidieidel^ dine aber genaner die üntenehiede aniogeben, «ae nnnatariiehe nnd eine widernatSilidie ümaeht. Unter der Pflege der ZiriliflatioD rege sieh flbeibanpt der Oe^echtstrieb kaam noch natttigemlea. 472 angewendet weiden kann- Beispielsweise wntde er gegen einen Mann, der in einem von ibm gemieteten Baum Znsammenkünfte von P&der> asten Teranstaltete, lu Anwendung gezogen. Der Einwand des An- geUagten, dass ea aieh nm Verkehr fon Mftnnem nnter einander handler wnrde ala nieht atichhaltig inrftekgewieaen. Anf andere Beatimmmigen dea St-G.-E, die fBr den homo- sexuellen Yerkehr wichtig sind, mOohte ieh nicht eingehen, da deren Anwendung keinen weaentliehen Sehwierigküten unterliegen dürfte. Sa kann t, E aueh § 176 angewendet werden, der unsüohtige Hand?> lungen an Personen unter 14 Jahren bestraft n. s. w. Zu berflekriehtigen ist ferner der § 51 dee 8i-Ch.-E Er lantet: „Eine stt ai bare Handlung ist nicht Vürhanden, wenn der Thftter zur Zeit der liegt liung der Handlung bicli m einem Zustande von Bewusst- losigkeit oder krankhafter Stürung der Geistesthätigkeit befand, dnrdi welchen seine freie Willensbestimmnng ansgeschlossen war." Wenn sich schwere psychische Erkrankungen, z. B. Dementia parcUfftka, linden, oder wenn die Befriedigung des perversen sexuellen Triebes als ein psychisches Äquivalent epileptischer Anf&Ue zu be- trachten ist, 80 wflrde auf Grundlage dee § 51 iweifeUoe Strafloeig* keit bestehen. Es sind aber nnr in einer relati? kleinen Zahl der XUle gleich- seitig mit der konträren Sexualempfindong schwere psychische Störungen Torhanden. Freilich haben sieh in neueier Zeit viele saoh- Tocstfindige medislnisohe Autorititen dahin ausgesprochen, dass es sich bei perversem Senudtriebe um einen pathologisehen Yeigang handelt; ja, viele (Krafft*Ebing, Magnan u. s. w.) heben aus- drflid[Iioh hervor, dass die Erscheinung immer oder ftst immer ein Symptom sei, das in Begleitung andeier Symptome vorkomme, wie wir sie gewohnlioh bei Degenerierten antrefifoa. Sicher ist es^ dass wir in zahlreichen Fällen noch andere nervftse oder psychische Störungen finden. Der Sachveistlndige wird sich in keiner Weise durch anseheinende Gesundheit des TTmings dazu bestimmen lassen, das Yorhandenseln anderer Symptome zu bestreiten. Er wird insbesondere die normale oder sogai gesteigerte Intelligenz und sonstige hervorragende geistige Anlagen des Urnings nicht als einen Beweis von dessen Gt-bundheit betrachten. Immerhin sind, wie Krafft-Ebiug^) sehr richtig hervorhebt, ') R. V. K rafft- Ebing': Psyrhnpafhia sexnalis, mit besonderer Berück- sichtigung der kouträieo Bexualenipündaug. £iae klinisch-forauüsohe Studie. 9. Auflage. Btattgart 1894. S. 884. 473 gvwOliiduh doch mu solohe andenraitige StOnnigini Torbandfln, die bfli dir hemcliendsii Analegnng des gmonton Fftiagnipliea nioht atraliewehliflagend wirken, yoimesetnmg für die Sizafloeigkeit ist naeli diesem Pangzaphen, dass entweder ein Zustand von Bewnsst- losigkeit oder Ton kranUiafter Stönmg der Geistesthatigkeit Torliegt Dass dnreh einen dieeer Zostlnde ausserdem die freie WiUens^ besttmmnng ansgesoldessen sein mnss, ist eine weitere Yorans- setnmg. Da der Begriff der Bewvsstlosigkeit^) nach einigen Auslegern wesentlich auf transitoriache Störungen des Selbstbewusstseins an- gewendet werden muss, entsprecheud der Entstchungsgescliichte des Paragraphen, so wird zwanglos nur ein Teil der perversen sexuellen Akte unter den Begriff Bewusstlosigkeit fallen. Es wäre diese wesent- lich bei Handlungen zu vermuten, die entweder im alkoholischen Eauschzustand oder in epileptischen Zuständen vorgenommen werden oder die einen so deutlich impulsiven Charakter tragen, dass num sie gleichfalls aU im Zustande der Bewnsstloeigkeit ausgeführt ansehen konnte. Wenn wir weiter untersuchen, ob man die gewöhnUohe Homo- sexnalit&t eine krankhafte Störung der Geistesthätigkeit nennen kann, so haben wir zu erwägen, dass dieser Begriff viel mehr nm&sst als der Begiiff Geisteskrankheit In den Fallen, wo ansser der reinen HomosexuaUtat noch zahlreiche andere Symptome psjclusoher Ab* normitftt Yorliegen, wird es niobt so sebwer sem, m diesem weiteren Sinne die Homosexaalitftt als ehien Znatand krankhafter StOrong der QeSstesthftti^cdt sn betraebten. Nnn wird aber mebrfSub bebanptet, dass es PlUe gebe, wo ausser der Homosezoalität kein abnormes p^jobisobes Yerbalten geAmden wird. Haben wir nnn das Beeht» aneb bier Ton einer krankbaften StOrong der GMesthätigkeit sn spreeben? lob glanbe diese Flage bejaben sn kOnnen, weil iob den bomoseznellen Eontiektationstcieb ftr etwas Erankbaftes*) an sieb halte nnd weil der Eontnktationstrieb als ein p^oldsebes Symptom unter dieeen weiteren Begiiff der Geistestbltigkeit ÜBUt loh glaube niehti dass wir uns Uer imr auf die sogenannte Intelligens sn be- sehrftnken branoben. Wenn wir femer berücksichtigen, dass in neuerer Zeit psychische Entartungszuätcindti trotz intakter Intelhgenz ') S. hietHber: Sokwartser: Die ffftW!mrtilctigkffilinBi1iii^i\ TBbiagea 1878 nnd R. t. Krafft-KMng: Ldubagh dar gmoktt. Ayduqiatlifltogie^ 3. Anf- lage. Stuttgart 1892. Über Ausnahmen in der Zeit der Pabert&t 8. S. 431. 474 dem Begriff „krankbafte SUnmg der GMateslAfttigkeit* eingefOgt worden, so werden wir einen kontrir entwickelten p^duedhen Ge- schleohtediiBrakter f^dehfaUs bierher rechnen dfirfBii. Daee die Zabl der £|7mptome hierbei keine BoUe epielt» das babe iofaO ai^ anderer Stelle atugefilbrt Barans folgt aber noch nioht im mindesten eine Straflodgkeit des Tbaters; denn yoraassetzmig fOr diese ist naeh § 51 nioht nur das Vorhandensein eines Znstandes von Bewnsstlosigkeit oder krank- hafter Stdrong der 0ei8testhAtigkeit> sondern der AnsseUnss der freien WiUensbestiinmnttg dnreh diesen, nnd in dieser BeaiehTing werden wir jeden einzelnen Fall genau zu prüfen haben. Ich mochte schon hier erwähnen, dass die freie Willensbestimmnng, wie sie der § 51 auffaßt, bei den meisten sexuell perversen Akten nicht fehlen wird. Selbst wenn eine Hyperästhesie des Geschlechtstriebes vorliegt, y.'m\ m den meisten Fallen doch nur eine Herabsetzung der freien Willens- bestimmung, nicht aber ein Ausschluss vorliegen, und deswegen werden wir den § 51 nur in den aiierseltensten F&llen auf homosexuelle Akte anwenden dürfen. Immerhin mtlssen wir doch berücksichtigen, dass bei ver- brecherischen Handlungen, die sich als Zwangshandlungen Degene- rierter charakterisieren, kein Bedenken entstehen wtlrde, den § 51 anzuwenden.*) Nicht mit Unrecht identifizieren E. Josch und Birn- bacher') gewisse sexuelle perverse Akte mit den Zwangshandlongen. Ähnlich spriobt sich auch Magnan*) aus, der wenigstens die sexuellen Vorstellungen zum Teil den ZwangsTorsteUnngen an die Seite stellt Endlich wäre noch die Frage an erOrtem, ob man nicht den § 52, der alle diejenigen Handlungen ftr straflos eiUArt» \m denen der Tbftter unter dem Einflasse einer nnwiderstehlteben Gewalt ge- handelt hat, aneh fttr homoseznellen Gesehledhtstrieb anwenden könnte. ■) Albert Mnli: ün t^rsacbiiDgea llbet die Ltbido HomaUt, 1. Bind, 2. Tcü. Berliu ihyb. S. 735. ') Vgl. hiensu v. Krafft-£bing, Lehrbuch der gerichtL Pi^ohopathologie, a Aufl. Stuttgart laW. & 808 ft, wo ^ hnpnkiTtt ImMiii bdundelt ist, und 814 f. Wer etwa von dieser Äaffassung das Wiederaafleben dor Monomanie beförchte^ don verweise irli auf S. 310 des eben zifierteii Krafft-Ebinffischen Baches, desgleichen auf Albert Moll: Untersacbougen ttber die IJhHo scrualis^ 1. Bd., 2. Teil, Berlin 18d8, S. 517—693, wo ein ganzes Kapitel dieser Frage gewidmet ist ') C. Birnbaoher: ffin fUl tob lumtriMr Semileaipflodtnig for dem StialiKericht, in Fnedreiohs Bl&ttnm t geiicha. Medinn lB9t & 9 f.; hittin ist auch Joschs Gutachten enthalten.
    • ) I.'obscmion crimivrU>' 7}iorhük, übarsetat von Dr. Lewald, 8ap..AhHfHcfc
    aus Betx's Irrenljreund, ]\r. a n. 4. 475 IhdfflBeii «dieineB hier zwei Hindeniisse im Wege m stehen: entens wird man miter Gewalt gewöhnlich nur eine physische Gewalt ver- stehen, und wenn auch prinzipielle Bedenken nicht entgegenstehen, so scheint der bisherige Brauch des Strafgesetzes hier nur physische Gewalt verstanden zn haben; ferner aber würd'e, sdhst wenn man einen psychischen Akt Lierunter rechnet, es kaum möglich sein, einen inneren Trieb als Gewalt zu betrachten, da der Begriff der Qewalt gerade etwas von aussen wirkendes emscJilie.sst. Anch sonst dürften die Gerichte wohl wenig Neigung haben, den Geschlt'rhtstrieb für eine unwiderstehliche Macht zu halten. Es ist Rehr l»edauerlich, dass wir nicht im at:inii(' sind, die Stärke des Geschlechtstriebes eines andern zu beurteilen. Man darf hier nicht yerallgemeinern und einfiudi von sich auf andere scbli essen; freilich ist es vielleicht nicht opportan, eine unwiderstehliche Stärke des Geschlechtstriebes zundassen; dies darf aber von der Wahrheit nicht abhalten. Nach Casper und Liman hnt der Geschlechtstiieb nicht dm Ghankter dar Unbezwinglichkeit; kein anderer Trieb kann nach ihnen 80 gezflgelt irerden, wie der Qesohleditotrieh. Ich glaube, dasa eine soldie Bflhemdning des Qesehleohtstiiehes oft nur durch physische, nicht daioh piyohische Hittel möglich ist AhnHch wie Odysseos bei dem Qesange der SKrenen nnr dadurch gumckgehalten werden konnte, dass er physisch gehindert wnzde, sich der Yerfllhrong ans^ sosetieiiy ganz ebenso liegt ob mitonter bei dem Geschlecfatstziebe. Yoistellungen von ungOnstigen Folgen genügen hinfig niohti ^en stark hervorbrechenden Geschleditstrieb in dem Sinne in zügeln, dass das Erstreben einer Befriedigung aufgegeben wird. Wenn FMn Keller^) gegenüber Er äff t-B hinge und meinen Ansfiihrungen einwendet, dass wir durch sie jedes Yerantwortlichkeitsgefühl aufheben, so trifft das nicht zu; es kommt auch für den Psychologen hierbei zunächst nicht auf die weiteren Folgen, sondern auf die Wahrheit au. Ich glLiubo, dass durch deren Erforschung das EechtsgefQhl mehr gewinnen wird, als durch ödes Moralisieren. Halban^) betont, dass in jedem Fall Ton konträrer Scxual- empfindung die Zure( hnungsfthigkeit des Individuums geprüft werden müsse. Nach seiner Ansicht soll bei derartigen Leuten seihet dann diese Frage au^eworfen und erörtert werden, wenn nicht der sexuelle >) S. Keller: Wird die SiUlichkeitsbewegong nogen? BerUn 1892. S. 6. SellNrtveilag der deutobhea Sittliehkaitmf^M.
    • ) Artikel «Oontm« Sexaalempfindttng* in Bnleabargt R«aIeneyklopiditt.
    9. And. 476 ExoesB, sosdem iigend eine andeie leohtswidiige Haadlmig Qegenstaad geriohüiQher üntenoeliiing ist, weil eben die eeuieQe Pemnioii an sieh ^ Symptom aei, du die geistige Gesondlidt in Frage stelle. Sehnohardt,^) Freyer n. Terlangen, daas bei jeder Art wider- natOrlicher geadhlechtlieber Befnedigong geiiolitsintUelie Gntaebten eingefordert werden. Wichtig ist endlieh noeh die Bemerkung von Fftratner,*) der bei einer Didnuaion Uber die kontriiie Semalempflndnng die SbnnlatioDBfTage anfwarf. Simalation ist naoh ibm bei Mfennero sn fftrebten, die perverse sexuelle Akte ausgeführt haben und, weil sie dafür strafrechtlich verantwortlich gemacht werden sollen, die ihnen bekannten und vorher studierten Zeichen, z. B. solche der Epilepsie, simulieren, um dadurch straffrei zu werden. Für den Fall, dass Immissio petiis in anum vermutet wird, kann die geriohtsärztliche Diagnose grosse Schwierigkeiten bereiten. Die verschiedenen Forscher anf dem Gebiete der gerichtlichen Medizin haben schon seit mehreren hundert Jahren Zeichen gesucht, um Anhaltepunkte f&r die Ausübung sowohl der aktiven wie der passiven Fftderaatie zu finden. Ohne aber irgendwie diesen Forschem zn nahe treten sa wollen, aoheint es mir, dass nnr wenige in der Lage gewesen sind, persönlich positiTe FeststeUmigen in nuutei. Die Ton ihnen angegebenen Zeiohen gehen gewöhnlioh ans einem Boeh in das andere Uber. leh glaube mit siemlieher Sicherheit» die meisten werden hente sngeben mOsaen, dass mdehs Zeiohen, die besonders flir passive Flderastle angaben worden, in relatlT wenigen Ftilen tot- handen sind; man kann daher xonidhst in dem Fehlen der Zeftohen einen Anhaltepnnht fBr das Unterbleiben der passhren Fiderastie niehfe finden. Anderersdts aber leigon sieh die oft angegebenen Zeiehen bei vielen Mtamem, db niemals der Fidensfie oblagen, sodass aaeh das Vorhandensein jener Zeichen keineswegs als ein Beweis gelten darf. Schon Mailiäi im Altertum und Paulus Zacciiias im 17. Jahr-
    • ) Schaohardt: Zur krankhaften Erscheinung des Gesohlechtssiniiee.
    Zeitaehfift Ar Kedishialbmte. S. Heft Joni 188a ') 14. Vorsammlung der güdweatdeutachen Irrenärste in Karlsruhe am 15. niifl 16. Oktober 1881. Bericht in der AllgeinfinPTi Zeitschrift für fäjrehiatiie und psychisch-geiichthohe Medizin. 39. Band. Berlin 1883. S. 80. Diagnose der PBdewatie. 477 hnndeitk ferner Tardien iL tk. gaben an, daas bei paanver Pidecaatie der After triehtnföimig eei. Tai dien ^) fügte hinzo, daaa die Notes eingesnnken, die AfterOffiiimg erweitert^ der Spkinäer am ersohlaft eei; anoh Einriaae sollen Torkommen. Ednard K Hofmann*) tritt in objektiver Weise gegen die diagnostiflelie Bedentang dieser Zeioben anf; da die dntenftnnigen ESnaenkungen, sowie die Ersohlaflbng der Hinterbaoken viel mehr rom Bmlhmngsioetaiide des Indifidnnms» ▼on seinem Alter abbftngen, und weil andererseits zweifellos babitneQe passive Päderasten ganz normale Hinterbacken baben. Übrigens ist in der TJiat das kLztcrc in einem mir ijekannten forensischen Falle festgestellt worden. Wenn auch miiuater somatiscbe Zeiclieii der passiven P&derastie vorkommeu mögen, so ist es docb gänzlich ver- febltf bierans allgemein giltige Gesetze abzuleiten. Auch die Zeichen, die für den einzelnen Fall wichtig sein sollen, d. h. nicht für habituelle passive Päderastie, dürften wohl eine allzu grosse Bedeutung nicht haben. Friedreich') ^ah als diagnostisch wichtig an, dass unmittelbar naeh dem Akt der After nicht fest ge- schlossen sei, dass sich an ihm Kotungen, Anschwellungen, Schmerz- baftigkeit, zuweilen blatige Einrisse zeigten. Da ferner der passive Teil gewOhnlioh nach dem Akt gleicbfalls Samenergass hat, sei es spontan, sei es doiob Masturbation durch den aktiven, so ist nach f riedreioh am Hemde und sonst hierauf zu sehen. Aucb den Zeiehen, die diagnostisch für die aktive Pftderaatie wiehtlg sein sollen, messen Caspar,^) Liman und E. v. Hofmann keine Bedeutung bei. Formyerfindenmgen der Eiobel, wie sie Tardien beselirieb^ haben naeh diesen Antoren keine foxensisdie Bedenfong. Wahisehefadieh hat Tardien, sowie die andereui die solche FlUe hesohriehen haben, ttbereehen, dass anoh ohne Päderastie die Fram der ESohel erhebliehe indindnelle Diflforsnsen selgt. Bronar del meint, daas die ]>efoiinitlten der Biehel, die Tardien beaehriebeiL hatte, wsihnofaeinlieh angeborene Braehdnnngen wazen, die letzterer irr- tUmBeh in einen nrsäehllehen Znssmmenliang mit der Pftderastie Ambroise Tardieu: Mude mUieo4egi^ tur Im aUenM$ am moettn, Bant, 1858. S. 128 ff. ') Ed narr! R. v. Hofmann: Lehrln-^h dor <r<üriohtliohen Medizin. Hit gleicbmääBiger Berücksichtigung der doutsciieu aod Üsterreiohiaohen OeaetzgebOBg. 7. Auflage. Wien nnd Leipzig 1896. 8. 178—175. ") J. B. Pried reich: Bandbvoh der gwidUsIntlidieB Praxis. 1. Band. S. Auigaba Begensborg 1866. & fl78 i.
    • ) Johann Ludwig Casper: Klinische NoTeUaaiargeriohtliobeiiMedtsiB.
    Nach eigonea Brfahxuageiu Berlin 1863. S. 43 f. 478 Diagiuwe der fidüMtia. brachte. Auch sonst sprach sich BrouAideP) nur sehr Teserrifirt Aber die objektiven Zaichai der aktiven und passiven Päderastie aus. Was die eben genannten FonnTerindenrngen betrifft» die dnnb aktive oder passive PSdemstie an stände kommen sollen, so vergessen die Autoren hierbei vollstlndig die Haeht oigsnisolier Vorginge. Wenn man bedenkt, welcher enormen Anstrengongen es bedarf um kOnstlich Formveiflndenmgen herbeizoflUiren, die der eingeborenen Bildongstendena des Organismos widerstreben, so ersoheint es kmm glanbüohf dass selbst dorob binfige passive Fiderastie die Form des Anus eine sichtbare Andenmg erfahre. Einrisse n. s. w. unmittelbar naeh solchen Akten halte ich dlenMs noch for denkbar, aber eine voll- stindige FormverRnderang durfte ksom jemals eintreten, selbst wenn der Akt ziemlich häufig ausgeübt wird. Es kann dies bei der Päderastie ebenso wenig erwartet werden wie bei anderen Vorgängen. Wenn jemand täglich einige Minuten sein etwas abstehendes Ohr an den Schädel heruudrückt, so wird die organische Bildung hierdurch kaum merkhcli beeinflusst werden. Es müsste schon ein konstantes oder wenigstens fast konstantes Andrücken des Obres stattfinden. Ebenso wenig kann ic-h mir selbst bei verhältnismässig häufig ausgeführten päderastischea Akten denken, dass aus diesen eine merkliche dauernde Veränderung des Anus hervorgehen soll. Zerreissungen und Narben- bildungeu kann ich mir wohl vorstellen ; hingegen scheint es mir vom theoretischen Standpunkt ausgeschlossen, dass selbst auf Grund häufiger Formverändernngen, die an dem Anus des passiven PAderasten vorgenommen werden, dauernde Abweichungen hervorgehen. Diagnostisch wichtig konnte unter Umständen eine syphilitisohe Aff'ktion, vielleicht auch Gonorrhöe des Kektums sein; bei dem von U. Frankel*) veröffentlichten Falle lag diese £rkrankung vor, und es wurden infolgedessen zahlreiche Personen, die jenen Mann per itnum gebraucht hatten, infixiert Bei hnmMo penia m o» konnte Brouardel: Corps 6tranger de VuriOirc, du vatjin d de l'uUrtis. Signes de pcderaslie passive. Oaxette de« Höpüaitx, 31 Mai 1667; Broaardol: PidinMi» patm et oetAw. OmtUe d$$ Hopitanmy 28 juin 1887» Coatagae hat aber in neuerer Zeit bei einem aktiven, während der That überraschtiea Päderasteu eiuo ring^H^rmigo Furche an der Grenze des vordereu luid mittleren Drittels der Eichel beobachtet; üofmann, der die« berichtet, sah niomals Formvcränderongea am rems oder an der Eichel.
    • ) Wenn Onstav Jäger (Eotdeefcnng der Seele, 8. Aiifleg«^ enter Band,
    Leipdff 1884, S. 258), dessen sonstigre Sacblichkoit in dioMrFrage ich anerküiiMB mu88, SöWf'it gibt als „eiue besoudere Tugend der Homosexuellen* horvorztiheben, dass >^M' keine Weiterverbri iter der Syphilis seien, 80 ist dies entschieden eine uubuiuciiiigte Apologie der ümingo. Gmtawvoimblige. 47d eine AifeUum des MandeB ia Füge komnieiL Ein andBober Patient Erafft-Bbings giebt an, daas er ausser sjphilitisoheii Ulceratioaen am Ams anoh einen IUI Ton sjpbilifisober Piimfliafifoktion des weichen OamneiiB bei emem jangen Mann geseben habe, der sich Yon andern Ulnnem per os benntien liess. Nachdem ich die Frage erörtert habe, welche Gesetzesparagraphen bei sexaellen Akten zwischen Männern in Frage kommen, und wie die gerichtsärztliche Diagnose zu stellen ist, will ich jetzt die Frage besprechen, ob die augenblicklich herrschenden gesetzlichen Vor- Schriften nicht einer Abänderung bedürfen. Wenn ich den Vorschlag mache, dass § 175 aufgehoben oder wenigstens so geändert werde,^) dass homosexaeller Verkehr nicht strafbar sei, so wird mancher sich gegen meinen Yoischlag wenden. Es ist nlokt ganz leicht» an Gnnsten einer Menschenklasse zn spreohen, nnter der sieb die grOssten Lflgner finden, und sn Gonsten ?on Leuten, die durch ihr widerliches Anf- treten auf der Strasse nnd an anderen Orten den anständigen Mensohen oft zorflckstossen mossen. Wer nnr diese wenig sym- pathischen Urninge berücksichtigt, wud vielleicht die Strafe nicht streng genug finden, die das Gesetsbnch Uber sie Tcrhingt Indessen ist hier znnftchst eimawerfen, dass man aoeh die- jenigen Urninge berfickdchtigen mnss, die sieh gar nicht als solche in der QffontKchkeit seigen ; ober den Charakter lüeser wird man oft ein wesentlich günstigeres Urteil gewinnen. Solcher bedauernswerter Mftnner giebt es aber eine ganze Reihe, und keiner, der Gefühl besitzt, Wird ihnen seine Teilnahme versagen können. Erst durch Beobachtung auch dieser Gruppe kommt man zu dem Bewusstsein, dass es sich bei der konträren Sexualempfindung nicht um eine lasterhafte Begierde handelt, die man durch Erschwerung ihrer Befriedigung beseitigen kann, soniitjrn um eine, das Individuum durch- dringende pathologische Kmpündung, die bald mehr bald weniger ausgebildet scheint. Auch diese Leute müssen hei einer gerechten Würdigung berücksichtigt werden. Es kommt ferner hinzu, dass wir gegen die Urninge selbst, wenn deren Charakter widerlich ist,
    • ) D» der § 176 aach Unzucht mit Tieren bestraft, ich diesen Punkt aber
    im voriiegttiden Biielie uneiOttert iMse^ so ktme fttr dl« Frage dee mOTnmttan* liehen Verkehre mir eine Abinderaag, nicht eine AbeohaffuBg dos Paragraphen in FVage. A^cosehen davon muM, wie wir noch seheii r<li;ri, eine Strafbarkeift homofiexuüUtir Akte bei gewissen eiüchwerendea Umstaudt^n bestehen bleiben. 480 GtMtoatmnelüige. unbillige gesetzliche Vorschriften nicht erlassen dürfen. Jedenfidls kann der Gesetzgeber ebenso wie der Arzt nor dann die Flage ver- stehen, wenn er beide Kategorien von Urningen kennt Dass der anstlndige TeU der Urninge sich nur eilten einem Nichtuming entdeckt, kommt daher, daas so oft die pervers ?er- snlsgien If&nner nüt den Mitgliedern der mlnnliohen Hnlbwelt kon- fondiert werden. Qerade infolge dieses Ifiogels an Verständnis bldbt dem üming oft nnr die Henelielei übrig. Man vecgesse nieht^ dass hervoiiagende, gebildete nnd hOobst obsnktenroUe M9nner ürmngi» natnr besttsen oder in froheren Zeiten besessen haben. Ton firOheren erwihne ioh noehmals: Mnret, Winkelmann, Platen. Dass man das Becht hat» Aber die Stiafbarkeit der sogenannten widematArliohen Unsneht in sprechen, geht schon daraus hervor, daaa manche Staaten diese nicht bestrafen. Der Widerspraoh swischen Kliniker nnd Geriehtsant wird von Tarne wsky*) erörtert Wo der letstere oft nor Lasterhaftigkeit sieht, da erkennt der Kliniker einen krankhaften seelischen Zustand; aber noch wichtiger als der Wider- spruch zwischen Kliniker und Gerichtsarzt ist der zwischen Kliniker und Strafgesetz. Der erstere erkennt da einen krankhaften Ge- schlechtstrieb, wo das Strafgesetz ein Verbrechen oder Verp^ehen sieht Mit dem Fortschritt der Wissenschaft und der Humanität müssen aber derartige Widersprüche fallen. Jedt n falls iSt eine ErCrtt runf? der Frage, ob die jetzige gesetzliche Reerelune des mannmäunlichen Geschlechtsverkehrs im Deutschen Keiche begründet oder einer Verbesserung fähig ist, durchaus be- rechtigt. Der Vorschlag eines Urnings, die Gerichte, die tlber Urninge urteilen, zur Hälfte mit Urningen zu besetzen, ist wohl nur als schlechter Witz zu betrachten. So lange widernatOrliohe Unzucht strafbar ist nach dem Strafgesetzbuch und nach Reichsgerichts- entsolieidungen, die sich den Motiven zum Strafgesetzbuch anschliessend so lange ist die Znssmmensetzung des Gerichtshofes ganz gleichgfltig. Übrigens konnten sonst mit demselben Becht, wie die Urninge^ andh die Morder nnd Diebe es verlangen, dass der Gerichtshof ans MMdent nnd Dieben bestehe^ nm ein gereobtes Urteil sn eoielen. Wie wichtig es isti dass man sich erastlioh mit diesen Dingen besohftftigt» lehrt der IUI, wo ein 19jBhiiger Menseh in Faiis hin* gelichtet wnrde^ wdl er einen Lustmord an einem 4Jibrigen Mldchen B. Tarn 0 W8k;: Diu krankhaften Eraoheicmigen des Geflchleohtasinn«. Km foMnsbch-psychlalxladhe Steile, fierfin 188S. a % Absehieokiuigitlieofje. 481 TWÜbt liAtte. Ich will über den Fall nnr das erwäbien, dass mehrere bekannte Pariser Ante, Laeigne, Bronardel und MotetO den Angeklagten fbr fdlkommen loieohniuigefUiig erklftrtea, daes aber Tarnowiky*) dieaee Gataehten «eine Sefaande der Wlseenaehaft*' nennt Wenn derartige WideraprAehe nriBefaen wiaaenaobafÜiohiBn. Foraehem Torkommen, dann vtid man dooh angeben mtteaen, daaa eine Tomrteilaloee Biaknasion tiber diese eigentOmliehen Eraefaeinnngen notirendig ist Wir wollen jetzt die Frage, ob eine BestrafiiDg mauumäDDlichen Geschlechtsverkehrs vom Standpunkt der vereohiedenen Strafrechts- theo rien aus gerechtfertigt sei, erörtern. Bekanntlich haben wir drei grondlegoide Strafirechtstheorien. Auf die zahlreichen unbedeutenden, die von verschiedenen Juristen auf- gestellt sind, einzugehen, lohnt nicht der Mfihe. Bie drei Uanpt- theorien sind: 1. Bie StrafB soll dasa dienen, tob der Begehung eines Yecbredhens abaasehreeken. 2. Die Strafe seil die Sfthne des Yerbrediens sein, d. h. sie soll für die begangene That gleiohsam eine Kompensation darstellen. 8* Bie Strafe soll den Yerbreolier bessern. Betraehten wir sanflohst die Abs ob r eoknngsthe oxie. Es konnte nsoh ihr die Bestrafimg minnmfinnliohsn OesohlecktsTeikehrs ihre Begrtlndnng darin finden, dass dessen Bestrafung von ihm absdhredct 1b ipirs immsriiin mOglich, ja es soheint mir sogar wahrsoheinUoh, dass m önaelnen FUlen GesoUeohtsakte nnterbldben, die aosgeftbt werden würden, wenn nieht das Schreckgespenst der Strafe dem Be- treifenden vor Augen trftte. Dennoch dürfte dies nur in einer relativ kleinen Zahl von Fällen vorkommen. Bei der Mächtigkeit, mit der sich diü stixueilen Neiguageii üussern, wird selbst hier eine vollständige ünterdrflckung des sexuellen Aktes nicht eintreten. Hingegen ist es wahrscheinlich, dass statt der Befriedigung bei dem andern Manne der durch die Strafe abgeschreckte sich durch Onani«? befriedigt Dass aber die Schädiefnng des IndiFifluums durch Onanie nicht geringer ist, als die beim Verkehr mit emem andern, unterliegt keinem Zweifei. 0 Ob. Lasign», Broaardel et Motet; Affake Uernttihu. Emmm dl» fälfi< mental de Fineulpe; Rapports et rifiexions. ÄnnaUe d'hygikne ptMiqm et de medetim legale. Troisüme sirir. Tnvir r]\ PariR ISSO. S. 439 ff. ß. Tarnowsky: Die kranklKitton Erscheinungen des GMOhleohtnin&eB. üduo foreujbiäch-psjrchiaürischü iStuiUe. Üerlin iÖäO. 8. 28. Xoll, SoBlr. SrnHOMavSttdaaf, 31 s 482 BUuMtllMli«. Ob der Ersatz mannmftonliohai Yerkehn dmoh «"fwna Onanie tnr Hebung der Sitttiohkeit bettrigt, mAohte ieh flinttweilen beiweifUii. einer gewitten Stirke des Triebes» wobei aohUeialieh ein andem Indindnnm Terlangt wird, wird flbrigeni keine Stufe den Urning von dem bomoeexneUen Akte abeebredken. Wae die Sohne theorie betrillli ao aeheint aie mir gar niebt geeignet, die Beatnflmg irideniatOrliidier Unanoht an begründen. Waa aoU der Betroffonde aohnen? Otebar dooh ein ünieeht TJnreoht igt aber ein ndatiTer Begriff, nnd wir kdnnen den aemeUen Akt dea Uminga nieht ala ein ünreeht betnwbten, wenn wir den gewobnlieben OeadUeobtarerkehr awlaohen Mann und Weib b^ notmalen Manne fCa Beoht ansehen. Der Mann übt den GeacUeohtaverkebr mit dem Weibe gewöhnlich nicht in der bewossten Absicht ans, Kinder m aeugeü, sondern um L'inem ihn niuühtig beheriiichenden Triebe nach- zugeben, (ri'nau dasselbe Ihut der Urning, der mit dem M;mne verkehrt. Es kann also der Akt ;ils solcher ihm als ein Ud recht nicht zugerechnet werden, sodass für ihm IJee^riff der Sühne überhaupt jede Grundlage fehlt. Bei einer gewi^ben Stärke de« Triebes kann ihn der Mann eben nicht mehr bekämpfen. Er kann die Neigung zum Manne weder willkürlich erzengen, noch willkürlich nnterdrücken. Kr ist an seinem abnormen Triebe schuldlos, wie von Krafft-Ebing^) und allen vorurteilslosen Forschern anerkannt wird. £8 findet in sachverständigen Kreisen das Märchen vom Laster und dem vorbeigegangenen WflaUingBleben kaum noch Qlauben. Erafft-Ebing nennt die Peiaonen mit perreisem Sexualtrieb die Stiefkinder der Natur. Dass mancher Urning anweilen im stände ist, durch Willenskraft und dorob den Zwang sozialer Sohranken, den päderastischen Alct oder den aonetigen Verkehr mit Mäanem zu unter- draoken, kommt vor; dennoob beatebt bei dieaen Leuten gewobnlieb daa Oeflibl der Sebwftobe nnd daa Bewneataein, daaa de bei einer gewiaaen Stärke deaTiiebea niebt im atande aolen, ibnannnter- difteken. Bin Fall,*) den J. C. Sbaw nnd N. Ferria 1883 w- AUinitiiditen, iat in dieaer Benebmig reobt typiaoh geaohildert Der betraffionde Mann aagt anadrfieUieh, daaa er nnr avm Arate gekommen ') R. ?. Jvrai£t-K b lug: Psyehopaihia s&cualü, mit besonderer Berück- tiehligaiig der koBteCnn Senudenpflikliiiig. Eine kUslMk^ftnniiMiiA Studie. 9. Annage. Stuttgart 18^. S. 384. -) I. G. Shaw anf! S. N. Ferris: The Journal of nerv, and meni T^hra-t^s. Nor. 2. JSS3. Niii l] e:nrni Keferat von Krou im Zontralblatt für Neiveniieii- kuude, Psyuhiatiiu uud geiiciiLUckü i ^ycliopathologie. b. Jahrgang 1883. S. 375. BemniDgBdiMfie. 483 sd, mSL er ^nbt| duB er in Zukunft niobt mehi wb liislier jm Stande sein wflide, Mi von dem geedüeohtliolien TeAehr mit Jfannem sorfloknihalten, in denen er die giMe Neigang hatte. Der Aitient vir 85 Jahre alti fohlte aber, wie der Tdeb immer mAehtiger in ihm woide. Wae nmi endlich die dritte TheoriOf die der Beseernng an- langt, 80 wird wohl niemand ernstlich glaabeOf dass Männer mit konträrer Sexualempfindune: durch eine Bestrafung von ihrem Triebe befreit ^(^rden- Mag dami und wann bei verbrecherischer Neigung eine Bolche liesserung erfolgen, mag sie zugegeben wurden bei Leuten, die ohne konträre Sexaalempfindang lediglich aus verbrecherischer Gesinnung geschlechtlichen Verkehr mit Männern ausüben; für gänzlich ausgeschlossen muss ich es halten, dass ein Urning mit konträrer Sexualempüudung durch i'reiheitsstrafen, sei es von kürzerer, sei es von längerer Dauer, von seinem Triebe befreit wird. Es wird hier der perverse Geschlechtstrieb ebenso wenig erlöschen, wie er bei Urningen erlischt, die wegen irgend eines Verbrechens ins Gefängnis kommen. Es sind mir verschiedene Homosexuelle bekannt, die bereits wegen der BeMedignng ihres Triebes bestraft worden sind. Ich habe aber nicht einen gesehen, bei dem durch die Strafe der Trieb er- loschen wäre oder die spätere Bethätigang des Thebes hätte verliindert werden können. Dam ist der Qesohlechtstrieb m mAohtig. Es 9A hier an . einen Patienten erinnert) der an einer andern eexueUen Parversion litt Beim Aabliok weisser Ckditlnen empftad er stets senelle Err^gong. Der Patient ging in ein Kloster, um Sloh dnreh Fasten and Beten von seiner Leidenschaft in befreien; doch ist ihm dies natfirUoli nioht gelnngen, da anf solche Weise Heiinngen niefat erreicht werden. Die Meinoog von G ntb er 1 e t,') dass der MÜitansmns nnd der PoüMisiodk ^en siclitliehen Einflnss auf* die Yerletsongen der Sehamhaftigkeit nicht Ube, dass aber die Beligion im stände sei, diesen gewaltigen Natnrtrieb sa händigen, halte ioh dodi so lange nicht ftr bOEechtigt, als nioht Gntberlet angiebt, welche Art von Religion dies vermöge. Einstweilen fehlen die Beweise, dass die heutigen Religionen darin mehr ausrichten als gesetzliche Beschränkung. Man kann vielleicht für viele Fälle vun Geschlechtstrieb etwas Ähniiclies sagen, was HupeP) im vorigen
    • ) Konstftntin Gatberlet: Die WiUeasfraiheit wd ihr» Otgnef. Fulda
    1898. S. 79.
    • ) Aagnst Wilhelm Bnpel: Vom Zweck der Shen, ein Vereaoh, die
    Hentath der CMtnten und die Trennniig nngtticklioher Ehen n vertheidigea. Big» 1771. am 31* 484 Oeftlir llr die BitHiolikflit. Jabihnndezt flb«r den Himger sagte: ^In Hmigwraot m beton ge- nicht rar 8e)igk»t| aber nir Sittigimg iit nur am Mittel, daa BiBeii.'^ Bebiohton fir nim die taasuHnm Qrflndep die flkr Stiafbaikeit der widematdrUoheii üniaoht apreolieii aollen. ESn Hauptgnmd aoU der aein, dasa die aUgemeiae Sittlichkeit dmeb widarnatOdiolie Tin- mobt leide. Dann und waim wiid wobl aar BegrOndimg dieser Be- hauptang angeführt, daaa in Grieehenlaad die Fideraatie gerade bei dessen Verfall geObt wurde. Nnn ist es aber eine Thatsache, dass auch zur Hauptblütezeit Griechenlands mannmännlicher Verkehr in gleicher Weiiiu stattfand wie später. Emen urüachlichen Zusammen- liang kann man also zwischen diesen beiden Erscheinungen, Verfall und Knabenliebe, nicht feststellen. Hössli geht allerdings etwas weit, wenn er den mannmännlicben Geschlechtsverkehr in Griechen- land gl ^vissermassen für die Ursache von dessen Grösse hält, und ich glaube nicht, da-^s or sich mit Kocht auf Sulzer beruft, nach dem die Grdsse der L^riecbischen Künstler nur in der freien Eatwickelung aller natürlichen Anlagen der Seele ihre Ursache gehabt hat. Ob Sulz er hierbei gerade an die Päderastie des Altertums dachte^ wie Hössli anzunehmen scheint, dürfte doch wohl fraglich sein. Ebenso wie man den Verkehr zwischen Mann und Frau nur in den Tier Wanden ungestraft ausfahren lässt, bei dieser Vorsichts- maasragel aber eine Vermehrung der ünsittlichkeit nicht befarchtet, ebenso dürfte mannmftimlidier Gesolileohtsrerkehr an sich die Sittlidikeit nidit aehftdigeiu Was dem einen als aittlioli eraoheint» fallt der andere für nnaitfiliefa, und ea wird vielkiebt der mannmlnn- fiehe Verkehr nnr deair^gen für nnaitüidh gehalten, weil er nur von der Hinoritit gefibt wird. In dem engsten Znaammeahaag mit der Frage, ob die allgemeine Sittliohkeit durah mannmämi]l<dien Ge- seUeditaYerkehr gesehldigt werde, steht aoeh ein anderaa Motir, daa für dessen Strafbarkeit geltend gemacht wiid, ntanlieh der Umatend, dasa er beim Volke einen so grossen Absehen errege und ▼erachtet s«. Em Hanptgnmd hieifbr dflrfte aber wohl in der Annahme liegen, dass der Akt dtmh Lmmesh mmiM m amm erfolge; indessen habe iidi diese Uehrang schon Mher als fidsch snrftckgewieeeD, und wir haben gesehen, dass gegenwärtig die FSderastie nur yerhSltnis- massig selten ausgeübt wird. Ein weiterer Grund für die Ächtung der Humusexuelleu liegt in dem Umstand, dasö mm athi häuiig den SitUJohkcllsbewuilMiii md QeBetigebnng. 485 gewöhnliolieii HomosemeUm mit den mimdidieii FjnwtLtdfirtoi ?w- irooliselt, und ondlioli duiD, daw man amiahm, ieraelk Amtdhwtifluigen IMm die HomoisxDalitft herbeigeführt Jedenfidb amd im Qeeehkofatflverkehi von Mami and Weib ge- wiase Akte ebenso elnihafti wie der gewOlmU^e mannmtnnlidie Qe- aehleebtSTeikehr. Die gesetzlich erlaubte PwcHeaiiOy d. h. hmmssio mulieris, dürfte wobl an Ekelhaftigkeit dem sexuellen Verkehr zwischen ilänuern nicht nachstehen. \l ßedenken wir ferner, wie enorm häufig von Männern der sogenaimien guten Geaell^chaft heute der ChmniUmjtis beim Weibe ausgeübt wird, und wie diese Herren es als selbstverständlich betrachten, dass man dies ungestraft thnn kann, so wird man las Ästhetische eines Aktes doch gewiss nicht als die Vorbedingxmg der »Straflosigkeit ansehen dürfen. Fügen wir ferner hinzu, dass auch die Koprophagie erlaubt ist, für deren Ajjjjetitlichkeit, wie ich hoffe, wohl keiner meiner Tieser eintreten wird. Endlich erwähne ich nochmals, dass auch der normale Beischlaf beim Weib doch gewiss wenig Ästhetisches an sich hat Ich meine, dass, wenn man sich durch das häufige Vorkommen nioht daran gewohnt hätte, das £kelhalte des Koitus zu übersehen, man kaum annehmen wftrde, dass er an Ekelhaftigkeit andern Akten nachsteht. Wenn wir nun auch dem Urning nieht gerade beiatimnuii» der in einem Briefe die Worte aefareibi: ]>eB üraings 8«ui nnd Walten Olcioht gOtÜiehm Ckstelten, so wird CS doch ganz gut sein, diese Leute etwas nachBichtiger zn behandeln. Dadurch dass augenblicklich die Befriedigung des homosexuellen Triebes durch die Gesetzgebung bestraft wird, wird zweifellos zum grossen Teil das Urteil des Volkes über die Yerächtlichkeit derartiger Veranlagong genährt; andererseits hat bei der Motiriemng derStraf- beatimmung der Umstand teilweise den Ansaohlag gegeben, daaa mann- minnlioher Oesohleohtsrerkebr im Volke grossem Abscheu begegne. Ea iat aneh nicht annmefamen, daea gleiobieitig mit der Anfhebnng der ') Früher wurde Paedicare in weiterem Sinne gebraucht. Paedieare est opus pcragere mmtula ciilo sire maris sire frminae inmifisa. Qui paedicat dieüur peuxiicaior, pardieo, draucut, — qui paedieatur ■palhicua, cinaedtus, cata- mäuB^ molÜB, dOkahi». Bo wird in den Beolie: Äntonii Panormiiae Bernuiphrodüus ed. F. C. Forbergius, Cobwrgi 2824 die PaedieaHo daiiriirti wie Roderich Hellmanu (f'ber Geschlechtsfreiheit Ein philosophischer Ver» sash xor BrhObiuig des mesfichliohen Olttokes. Berlin 187& 8. Id9) angiAbt 486 uBil OawlifelNDig. StnfbestüDiiuiog lofbrt ein ÜDscUag bei dem Volke eintietni wefde; di« ktante not aUmiUidi getdudMi. 'Wenn 68 taeh nidii g«nde wahnohcüdleli ist, dus di« HomoMXiiafitti bei m» ab dno sehr eoboiie ISraeheinang aaertaamt weideiL wird, bo ift es doeh möglieh, dan die labeohite TeiaditiiDg, die die nulsteii heate den Hoomh sexueUen gegenüber «npfindeii, «UnlUieh abDehmen wiid. Ktmiieriiiii wollen wir, wu die aodde SteDnog der HomosexnalitAt betrifil, dodi folgendes bedenken. Aach die gewöhnliche Impotenz ist yom Straf- gesetzbuch in keiner Weise bedroht, und trotzdem ist der Impotente sehr oft dem Spotte seiner ^tmenschen ausgesetzt, und zwar deshalb, weil die Impotenz etwas Unmännliches ist. Körperliche Misäbildongen, 2. B. auffallen il kleiner Wuchs, Verkrllmmnngen, Verkrüppelangen, Buckel u. 8. w sind gleichfalls meistens nicht verschuldet, und trotz- dem sehen wir, wie sich die GemOtsroheit vieler in dem Spotte gegenüber solchen Unglücklichen zei^t. Die Homosexualität hat aber emerseits gewisse Ähnlichkeit mit der Impotenz, andererseits auch mit den Missluldungen. Insbesondere zei^^'t sieh das Unharmonische der letzteren auch bei der Homosexualität, indem männliche Körper- bildung mit weiblichem Geschlechtstriebe zusammenfällt Jedenfalls wird man aus diesen AusfahroBgea OEMlieB, dass Stiafbaikeit und soziale Achtung moht unmittelbar von einander abhängen. Es ist übrigens sicher, dass selbst in solchen Ländern, wo Straf- losigkeit schon besteht^ dennoeh der mannliebende Mann «ner ge- wissen OeringjMdifttsigkeit ansgeeetat ist Keineswegs halte ioli es ftr rieliftig, dass etwa Straflosigkeit und Ansehen des üranisnnis absolnt von einaiider abhSngig sind. So sehen wi^t dass sieh aneh in Frankieieh der Dranismns heote keineswegs einer sonalen Olnoh- bereohtignng erfreut Br wird dort gedoldet, ebenso wie er froher in Hapinover geduldet war, wo vor der B^irflndnng des Dentsohen Beiehes glrtehfidls Strsflosigkeit bestand. Andererseits seigt nns die Gesdiiohte des alten Giieohenlands, dass aehr wohl ein Staat be- stehen kann, ohne dass der HomosexaeUe wegen seinen perversen Geschlechtstriebes im Yolke verachtet ist über das Verhältnis der Gesetzgebung zom Sittlichkeitsbewusstseiii des Volkes ist manche geschrieben worden, ohne dass es gelangen wäre, eine Eifuguaig m dieser Frage herzustellen. Äusfiiiirlich behandelt das Thema Ed. v. Hartmann ,, Das Moralprinzip der staatlichen Gesetz«  gebong besagt nun, duas an und für sich nichts sittlich oder unsittlich ^) Ednrtrd v. IlartninnTi: Phänompr^ologie des sitUidwil TtlllllMIllnIll Prolegomeoa sa jeder kttnftigeu Ethik. Berlin 1879. 8. 70 f. Bibd and OeMtqgelNiiig. 487 sei, sondeiB eist werde durch das Gebot oder Verbot der aiaat* liohen Getetsgebang. Das Prinzip erweist sich offenbar za eng . . . . Abgesehen von Ansnahmen lehrt die Geschichte, dass im allgemeinen des Rechts- und Staatsbewraateein der Völlcw das Frine der geschriebenen Gesetze und Verfassnngen ist, sodass diese nur aus jenem erklärt werden können, aber nicht nmgekehrt Eine gewisse Rückwirkung der Gesetze auf das Sitl lichkeitsbewusstspin des Volkes soll hiermit kpincswegs geleugnet werden." Zahlreiche Erscheinungen zeigen uns aber, dass Strafgesetz und Sitte nicht absolut von einander ahhl^n^ig sind. Ein M&dchea, das sich vor der Verheiratung einem Manne hingegeben hat, hat zweifellos in sozialer Beziehung dauernd Schaden erlitten, und doch verbietet dus Strafgesetzbuch einen geschlechtlichen Verkehr ohne Ehe nicht. Wic Sich Anschauungen und Sitten Sndem, zeigt ferner der Um- stand, dass im Altertum hUuüg die Kutjungieruug durch einen anderen Ifami als den Gatten fOr ganz uigemessen galt, z. B. bei den Puniem; dasselbe war in C^ypem vad In Babylon der Fall. Es kam dies teilweise daher, dasa das bei dw Defloration fliessende Blnt fBat vmrein gehalten wurde. In msnolien LSiidem, s. B. in Venedig, mossten sieb nodi im Mittelalter die Midoheii ibre Mitgift dnrdh Preisgebung selbst verdienen, wie Bosenbanm') berislttet Wir dürfen bei der gesetzlichen Regelung der Fnge nicht etwa auf die Bibel zurückgreifen und die Verwerfung mannmännUoher Liebe in ihr als ein Motiv für die modezDe Gesetzgebung gelten luaen. Sonst laufen wir Gefahr, AngiiffiB auf andere Eultorein- liohtiiiigeii bflrrorzurufen. So wmden m den Memoiiea*) rar Yer- teidigong der Yielweiberei Stelleii ans der Bibel ätiert, insbesondeie bedeftm sie sieh auf Abiabam, der sieh ausser der iinfraehti»araii Sarah noch ein Weib nahot Gegen meme Angabe^ dass die Bibel meht als Grundlage der modernen Sittengesetse betrachtet werden dflrfe, hat deh ein Antor, unter dem Ftendonym Profbssox Ludwig,*) ') Jnlins Bosenbanm: GcHchichte der LoBtsenche im Altertum nrbsfc ansffthilicben üntersachangen über den Venns- und Pballuskultua , j; i lellr«. Xovaos t^tjleia der Scythen, Päderastie und andere geschlechtliche Aosschweiiimgeu der Alten alsBeibIge snr ricSttigen Bddlnmg ihrer Sehiifton daigestollt S. Auf- läge. Halle a. S. S. 57. Anmerkung d. •) Moritz Buficli (Qoschichte der Mormonen nebst einer Darstellung ihres Glanbens und ihrer gegenwärtigen sozialen und politischen Verhältnisse. Leipzig S. 407) berichtet, wie Orson Pratt beweist, dass die Vielweiberei ein beiliges Inatitat sei; nixgends enthalte die Bibel ein Verbet derselbai, ja ea vielen Biellea werde sie ansdrttoUich gebilligt Oett habe aneh mitgewirkt, als sich David, dar bereits mit mehreren Frauen Termfihlt war, auch noch die Weiber San ] ^ nahm. •) Prof. J. Ludwig: Der § 176 dee E.-St-G.-Buche8 in den Streitlragen. (WisseDscbaftiiches Fachorgan der deutschen Sittlichkeitsvereine). 1. Berlin 488 QMDadlitttMelildigiuf. in einer BieeeUlfe gewendet Ludwig itifluni mir flu* in aUen mdnen aongtigen AnsflUtrongen bei und polesuaiert nnr gegen meine die Bibel betielfonde BeluHiptang nnd den lüerans gesogenen SdUiiee. Ich beabnditige, in einer aniftdidioiien PiibUkation m idgen, de» nneere moderne SittliolikeitageeetigebQng nieht ohne weiteres die Bibel als ihre Grandlage betnMshten dar£ loh erwähne aber gleiehieitig, daas hiennit niohto gegen die Religion gesagt aein aoU; im OegenteO, ich glaube, dasa Bibel nnd Religion in maneher Benehnog von ein- ander getrennt werden kdnnen. Die aeUinmun folgen, die der homoaexnene Oeadhleehtaveikehr nnd beeondera die Pideraatie naoh rfdi sögen, sind in alten Bflehem oft angeftthrt worden. Schwere Qesandheitsschadigang sollte die Folge sein; ja es sollten, wie die Alten glaubten, Erkrankungen der Genitalien gewöbülicb auf unnatttrliche Art der ÖeschlechU- befriedigung*) zurüokznfohren sein. F. Do bin') hat die Aaüichten der ?erschiedenen Autoren über die gesundheitsschädlichen Folgen der Päderastie zusaminengestellt; ich folge seinen Ant^nben. Nach Nicolai sollen diejemgcu, die sich zur Päderastie gebraachen lassen, ausser den örtlichen Folgen eine allgemeine Schwäche, be- sonders eine solche der unteren Gliedmassen, iirid eine Lshmnng der Geschlechtsfunktionen erleiden. Nach Wildberg ist eine allgemeine Abzehrung die Folge. Henke giebt an, dass die P&derastie Schwindsiioht und Wassersucht herrormfe. Naoh Ansicht einiger anderer Antoren sollte selbst der Tod dee paaai? beteiligten mftgUoh sein. G aaper *> 1808. Bei dieser Oelegwihelt nMbte iofa bemerkeBi dasi die SacUiohkeil^ mit der Ftafeeeor Ludwig nioe Bebanptaiigen sn etatsea saehl^ aidi foiteiluilt Ton dem gereizten Tone nnterscheulet, den andere Schriftsteller der Sittlichkeit^- vereine anscblageo, z. B. Römer, Uoffmann in Braunschweig, der die Pfidenwtie ein Laster nennte gleichzeitig aber sagt, das« sie jedesmal auf einer kraakhaften GesoUeoht»' und Oeiitesriohtnng berahe. Han kann wohl einen grObeieo Widei^ epnu^ in einem Salie Intiiai finden. ') Interessant ist übrigens eine in Südamerika verbreitete Annahme, die Syphilis sei nicht von Europa nach Amerika eingeschleppt, sondern durch den TieUachcu Verkehr der Ureinwohner mit Haustieren (Lama) entstanden und auf die XenaoheD ttbeitiagea worden. (PriM» Mitteilung eines doitigen Antes.)
    • ) F. Dohfn: Zur Lehre Ton der FMevaide. Viecta^aSmeehiill tat ge-
    richtliche und öffentliche Medizin, Berlin 1855 ; 7. Bd., S. 229. Dohm geht hier so weit, in der durch P iderastio horvorgemfenen Schwächung des Nerrensystems ein prftdisponierendes üomeut för Nerrenfieber zu sehen and den durch Nerren- deber aiftlglaii Tod rä pidenstierteB Koaban In «beii geriolidieben Onftsektea auf die Unaaebl srnftekanflkiett. ') Vgl. insbesondere Caspers Nachschrift zn dem eben erwähnten Artikel Dohms sowie seinen Aii£nts Aber üotnacht nnd PttdeiMtie im 1. Bende aeiner YierteijahrsBchrift 1852. 489 iriM indeaM diese Andditeii sahuf sorttofc und meinte, dase sicii Reuigen, die er als Fidensten kennen leinte, im allgemeinen ebenso wobl beftmden bitten wie andere Hinner. Die Behaaptong, die Behiedigung der IcontiSien semellen Em- pfindung sei der Gesundheit naditeilig, ist miriebtig. Lente, die derartige Triebe haben, and bei denen es nicht gelingt, die Triebe zu ändern, werden nicht krank, wenn sie (iem für sie natürlichen Triebe nachgehen. Zwingt man sie zum Verkehr mit Weibern, so kann entweder, wie bereits öfter erwähnt, vollständige Impotenz vorhanden sein, oder, wenn es ihnen gelingt, den Beischlaf auszufahren, so tritt keinerlei BeCriedißfnn^. vielmehr eine zunächst vorübergehende Schwächung ein, die bei häutiger Wiederholung vielleicht gesundheits- schädlich iat. „Schädlich ist der Beischlaf noch, wenn die zu häufige Wiederholung desselben nicht mit den Kräften des Individnums im Verhältnisse steht, nnd wenn derselbe nicht aus wahrer Neigung, sondern vielmehr mit Absehen vor dem Akt mit einer bestimmten Person vollbracht wird", sagte Jos. Nie. Jägei.^) Wer Homosexaelle öfter gesehen hat, wird wohl zugeben mflssen, dass sie keineswegs eine gans entnervte Qmppe der Menschheit bilden; man findet kräftige, gesond aassehende Leute unter ihnen. Selbst wenn sie aber krank
    • und nervös ersebeinen, so ist es viel eher wahrscheinlich, dass sie
    doreh die ihnen anfjgeswnngene Enthaltong vom seineUen Verkehr gesefaadigt sbid, als dnroh diesen selbst Ebenso werden die Necren Tieler dnioh die soiialen YerbUtnisse MErtttteti da sie sieh ndtnnter entde^ l^aaben nnd sie unter der Tbatsaehe, dass sie unTenohuldet SU den Parias der Mensebheit geboren sollen, sefawer leiden. Dass derartig» Qemfttorerstimmnngen nngOnstig auf den aUgemetnen Ge- snndbeitsnistand wirken mtkssen, liegt auf der Hand, ^dlieh kommt noeh bfaun» dass, wie wir sahen, sehr htafig der Urning von Natur aua krankhaft narrte veranlagt ist» so dass aneh auf diese angebome Disposition manehs Besohwerde suiflekiufBhiea ist Wenn man Urninge trifft, die sehwere Zeichen von Nervositftt oder sogar psychische Störungen darbieten, ist es daher ganz un- logisch zu behaupten, diese Erschemougeu seien eine Folge der Befriedigung ihres krankhaften Triebes. Krafft-Ebing sagt, dass es unter den Urningen Individuen gebe, die, durch Feinfühiigkeit and Willensstärke ausgezeichnet) ihre Triebe
    • ) Jos. Nie. Jäger: Seelcoheilkiiiide, geiMtst anf p^rcfaokgiiQhe Chnnd*
    sitae. Wien im, S. 164. Oigitized I 490 QgmadheitwchiiHgiiBg'«  zn beherrschen im stunde seien. Gerade aber bei ihnen liegt naeh demselben Antor die GefUir ▼or, dass eiswongene Abstinens in Neor- astiienie nnd Oemfltslnranklieiten fllhre. Diese Beobaditnng des er&hrenen Fkyehiaters wtlide also ein Oesets, das dem Urning Ent- haltnng Tom mannmlanUehen Terkehr aoferlegt, als ein solches hinstellen, das die Erkrankung des TTinlngs begünstigt Der Binwoif, dass der Homosexuelle Abstinens dorch sexuellen Verinlir beim Weibe vermeide, ist ans den sehen mehxftoh angegebenen Oranden nnbeiedhtigt Tarnowsky^) meint, dass das Misslingen des Koitus bei ümingen häufig einen hysterisehen Anfidl aasUtoe. Bass sexuelle Exsesse dem üming gesnndheitlich ebenso sohftdlieh sind, wie dem normalen Mann, ist selbstverständlich. Wenn sich z. B. ein Patient Hammonds,') nachdem er in riner Nacht elfmal die Päderastie aiisfreübt hat, angegriffen imd ermüdet fühlt, so ist das nicht wundtirbar. Kbeuso wenig darf es auffallen, d^ss sich Urninge, unmittelbar nachdem sie mit dem Manne sexuell verkehrt haben, in einem vorübergehenden Zustand leichter Ers( höpfting befinden; dieser Voro'ang wird auch nach dem Beischlaf des normalen Mannes beim Wellie unter physiologischen Verhältnissen beobachtet. Wenn aber wirklich eine Gesundheitsschädigung die i'olge wäre, imd der Staat deshalb den homosexuellen Verkehr verbietet, so dürfen wir erwarten, dass der Staat auch nach anderer Richtung seine Sorge noch aus- dehnt, und wir werden dann allmählich Zustände bekommen, bei denen keiner mehr etwas thnn darf, angeblich weil es die Gesondheit schädigt. Nicht mit Unrecht betrachtet Lorenz') den Vorschlag eines Psychiaters etwas ironiscliy der mit Rücksicht anf die Bedentang der Vererbung die Sheechliessung unter Kontrolle der Ante stellen wollte. Lorenx mehit, dass man dann noeh miter gdien mOsse und nieht nur bei der Ehesehliessnng, sondern aueh bei dem Koitus, durch den ja manebmal uneheliohe Kinder gesengt werden, erat untnsuehen müsse» ob bei dem Terkehr der beiden niehts erblieh Belastendes su bellliditsii ist Wenn nun die gewOhnlieh sur Begründung angefthrten und im
    • ) B. TarDowsky: Die krankhaften Erschemnngen dM CteBehlechtwiaim.
    £ine forensisch-psychiatrische Stmlie. Berlin IöWj S 12
    • ) William A. Hammond: Sexuelle Impotenz beim maniüicben und
    wiibllflkeii GeMblMhi Deatsch von Leo Saliager. 9. Auflage* Beiün 1888. a 4S. ■) Ottokar Lorenz: lyehrbuch der gesamten wissenschaftlichon Genealogie. Stanimbanm nnd Ahnentafel in ihrer geschichtlichen, sociologischeu aad natiir- wissenschaftUchen Bedontong. Berlin 1896. S. 437, Anmerknng. G«ftlir dM nonUidicii Xontegiiim 491 Toilifligeboitdeii widerlefiftea Uomeate auch niolit geeignet rind, die Beetnfirag homoeexaeUen Yeikeim sa leohtfertigeii, so mtUMn wir mu dooh ftlierlegeii, ob nioht andere Gxflnde dagegen sptedien, dass man den Veikebr Ton üniingen mit anderen Männern gestatte. Es giebt, irie wir gesehen haben, Homosexuelle, die nur mit MSnnem, die keine ürningsnatar haben, Terkebien Unnen nnd nur von ihnen beftfedigt wndoi. Es Usst sieh nun gegen eine Auf- hebnng der Strafbestimmmigen einwenden^ derartige normale M&nner IcSmen moralisch herunter, wenn sie sexuell mit Urningen verkehren; ja 68 lÄge diü Gefakr vor, dass solche Mflnner durch Gewöhnung die arnische Natur annehmen. Dieser Funkt bed;^irf sorgfältiger Er- wägung. Indessen scheinen, soweit Material nach dieser Richtang znr Verftlgung steht, normal empfindende Mflnner, nachdem sie die Mannbarkeit hereits erreicht haben, durch einen derartigen Verkehr keineswegs zur ümingsnatur zu kommen.^) Da sieh ausserdem der Verkehr des Urnings X. mit einem solchen Manne T. arewöhnlich darauf beschränkt, dass Y. den Urning masturbiert, während es bei Y. nur selten zu künstlicher geschlechtlicher Elrregung kommt, so ist eine solche BefOiohtong nioht beieohtigt Dass Männer, die sich ftkt Qeld sn solchem sexnellen Akte hergeben, sittlich verdorben werden, ist genau so dsr Fall, wie bei den weiblichen Prostitoierten, deren £r^ werbszweig zar Hebnng ihrer Sittlichkeit nicht gerade beitragen dürfte. Wird aber das eine geduldet, so liegt kein Gnmd vor, wes- halb das andere verboten werden soll Thatstohlieh ist die moderne Gesetagahnng aneh nieht geeignet» die iwaimiiftiift Prostitatlon in nnindrttdken* Sollte man tbiigens die GefUur, dass der normale Mann diuroh seiaeUen Umgang mit dem Urning homosexneUen Trieb annehme, ftr begründet halten (eine AuflBusmig, die dnroh Thatsadhen nioht genehtünrtigt ist), so wflrde ünmerhin dieser Einwarf gegen den sexuellen Yerkehr der Unünge anter einander hinftUig sein. Es wOrde sieh dann fragen, ob man Mit die gesetsliohe Regelung wenigstens so macht, dass der Urning stets straflos ist, wenn er mit Homosexuellen den Geschlechtstrieb befriedigt, dass hingegen Be- friedigung desselben mit normalen Miinnern bestraft wird. In etwas anderer Weise spricht sich Liszt aus, der nur Bestrafung der ge- >) Etwas sadeiM iai BatQrlieh der Xhutaiid, dan der wnnule Hnib, der iidi na Abnuht elnon Urning zor Be&iedigrong anbietet, den Ekel, den ihm der Akt anfanj^«? vpmrsacht, dnrch How ninng allmählich Oberwinden durfte. Dies ist aber etwas anderes als die Annahme eines perveiaea Triebes. 492 BniflliliolM Wiikmig der 0«M«igebiuig. werbsmftsBigen PAderaatie fOr angezeigt halt^ tun einen Hemm- flohiih gegen die pftderMtieohe Frostitation «uolegen. Es Ilett rieh nun noeh ein Moment m, Gunsten der Beetniiing mannm&nnlielien OescbleohtsTerkelizB anüBhren: die ersiehllolie Wirkung der Gesetsgebnng anf die Allgemeinhut „Es kommt in der Gesetigebimg nnd Beohtspflege niefat nnr daranf an, allen Individaen in ihrem spodeUsten Beohte xn veihelfflo, sondern aneh die Idee nnd Intention des Beohts anf recht sn erhalten," sagt Goltz.^) Von diesem Gesiehtsponkte ans könnte eine Bestraftmg gerechtfertigt erscheinen. Was Nietzsche von der Sitte sagt, könnte man auch von der Gesetzgebung behaupten. Der Ursprung der Sitte geht nach Niet/,sche') auf zwei üedaüken zurück: die (lemeinde ist mehr wert als der einzelne, und der dauernde VorUil ist dem flftchtigen vorzuziehen. Wenn man nun den ersten Gesic]its{)unkt bei der (Gesetzgebung berücksichtigt, so könnte man die Bestrafung mannmännlichen Geschlechtsverkehrs für notwendig erklären, wenn man damit der Ailgeinemheit nützt, obschon der einzelue dabei Schaden leidet. Sobald man die Erziehung des Volkes durch die Gesetzgebung ins Auge fasst, könnte eine Bestrafung dadurch gerecht- fertigt erscheinen, dass das Volk zu dem Glauben erzogen werden muss, ein mamunännlicher Geschlechtsverkehr sei fdr den Staat nicht wünschenswert. Ich glaube aber nicht, dass irir einen derartigen Standpunkt einnehmen dürfen; er würde an selir in das Beoht des einzelnen einsohneiden. Es würden aber ausserdem, wenn dieser Ge- siohtspnnkt massgebend wäre, Inkonsequenzen in der Gesetzgebung begangen sein ; insbesondere würden dann laUreiche andere gescfaleeht- liehe Akte {BuäieaHo nmüma, Onanie a dergL) hestisft werden mfissen. Wurden irir aber die ernehliohe Wirkung der Gesetigehmig anefa allgemein beiüduichtigeo, so mllssten wir nns doch sagen, dass gegen den einselnen hier im konkreten lUle sohweie üngereohtig- ktften begangen werden, die lediglieh im Inteiesse des Gänsen ge- leditfertigt waren. Ob solehes Unrecht gegen eimelne aber als gnte Grundlage einer Geset^sebnng nnd eines Staales m betnehten ist, besweifle ich. FreilUdi mnss der einiehie sehr oft Unrecht leiden im Interesse des Staates. Wer ohne Heuchelei die Beohtsprechnngea ansieht, wird keinen AngenblhA dazAber tan Zweifel sein, dass oft >)Bogaiiiil Golts: Zur VkjtSopum» mtd Chanktsristik dis ToUtesL Berlin 1869. S. 215.
    • ) Friedr. Nietssobe: Menflohliohes, albm M«iUNiUiolM6 1886. fl. Band.
    S. 3& WideraprÜche in der G«Mtsge!niiig. 493 gmag sumnmm wb mmma imuria, und daas Strange Venirteilangeii, die TOB Biehtem oft im Abaoliieolning ansgesproehen werden, fufc immer ein Unreeht gegen den TerorteOten sind, da die Strafe dann gewöhnlich in keinem Verhältnis zn dem subjektiven ünreobt steht. Immerhin wird man sich doch fragen müssen, ob dieser Gruüdbatz richtig ist, wenu so viele Bedenken vorliegen, wie sie gegenüber der Bestrafung homosexueller Akte vorgebracht werden können. Und jedenfalls scheint es mir, dass vom erziehUchen Stand- punkte aus in Bezuc; auf geschlechtliche Sittlichkeit der Staat noch viel dringendere Aufgaben hat. Mit Recht hat Fritz Schnitze*) auf unsittliche Handlungen im heterosexuellen Verkehr hingewiesen, bei denen zwar der normale Koitus das Ziel ist, wo aber trotzdem meines Knu hlt ns die sittlichen Bedenken viel schwerwiegender sind als bei dem homosexuellen Verkehr Erwachsener. Ich erinnere nur an den ▼on Schnitze so sehr gegeisselten Donjuanismus, bei dem junge Männer planmäsaig und absiohÜioh auf die Yeifähnmg junger unerfahrener MAdehen ansgeben, Männer, auf die von ihm mit Recht die Bezeich- nung Bestien und Teufel angewendet wird. Wenn der Staat den ansser- ehelichen gesolüeohtliolien Verkehr oder jeden heterosexuellen perversen Verkehr bestrafen würde, so hfttte er anoh das Beeht, den homo- seiaeUen sn liestzafini, nnd ieh glanbe^ dass sioh maaehes snr Beeht^ fertigong dieses Standpunktes anführen Hesse. Aber gani beliebig eines heianssagreifen und zn bestiafen and saUreiehe andere, niohi weniger nndttliehe Hsadlnngen m gestatten, das sebeint mir mit der endeUiehen Wirkung der Qesetigebung moht im usinfcUiig sn stehen. Ieh glanbe, dass die Hebung der Sittliohkeit dureh die heutige 6e* setigebung einigermassen an den Ukas der Königin Ton Arragonien erinnert, die, um die Wolitlstigkeit der Ittnner su beilhmen, an- ordnete^ dass kenie Fnu sohuldig wftre, mehr als seohsmal im Tftge den BeisoUaf lu dulden.*) Aueh den Einwand, dass bei Freigabe mannmftnnlichen Ge- schlechtsverkehrs dieser gleich einer psychischen Epidemie zu- nähme, halte ich nicht lür gerechtfertigt. Ich glaube, der normal fühlende Mann wird sich hüten, sexuellen Verkehr mit dem Manne ') Fritz Schnitze: Üher geschlechtliche Sittlichkeit. Ein Vortrag der Studentenschaft der K. Technischen üochschule zu Dresden gehalten am 12.Mail887 und allen deutschen Studenten gewidmet Leipzig 1897. ^ M. A. Weikard: FkUosophiMhe AiMnefkoBst oiar fon QebxeohKi 4ar Seotttionflii, das Ventandei und dea WUleoa (8. Band yom Plulomphisolien Anfe). Frankftiit a. M. 1790. S. 167. Weikatd benilt sich auf Leyser alsOewih»> mann. 494 Wttaprfiolifl ia 4ar 0«ietqr*biiiff. aii9iaiU>en, blon weil er gewtslieh gaatittot ist Iba kOimto mit demaelbeii Beebt heute l>ereite enrarten, da« viele nomiale er- mobsene M tamer deewegen mit andern mutoeU onaiiiefeii, weil diee straflos ist loii glaabe nieht dasSp wenn uiolit eine lEentrilie sexuelle Teranlagong vodiegt, dies so leiidit geselielien wiid. Übrigens nimmt in Lindem, wo der Yezkebr freigegeben ist dieser keineswegs c|i- demiscb zn* MitReebt bat deshalb Beass^) tot einer Überselüttsanf dieser Qefohr gewsmt Der Einwarf^ dass gewisse Akte mannmAnnllohen Verkehrs, be- sonders mntuelle Onanie isestattet seien, mithin der üruinp heute genügend berücksichtigt bei, ist gleichfalls ohne Wert, du die Neigungen hier sehr verschiedene sind, dem einen z. B. Applicatw ntenihn ad corpus altcrius allein die adäquate Befriedigung seines Triebes ist, während mutuelle Onanie für ihn gleichbedeutend mit gewöhnlicher Onanie ist. Endlich aber sei erwähnt, dass die augenblickliche gesetzUche Kegeluüg zum Teil nnlofrisch ist Alle Gründe, die man gegnn die sogenannte widernattlrliche ünzuciit anführen kann, lassen sich auch gegen die gesetzlich gestattete matnelle Onanie anführen. Sowohl die Gefährdung der Sittlichkeit als aach die Gesundheitsschädigang Dud alle andern Einwände lassen sieh mit demselben Becht gegen alle sexuellen Akte zwischen Männern anfahren. In einem Gutachten der Königlichen Wissenschaftlichen Deputation für das Medizinal wesen in Berhn war sogar der Passus enthalteni dass vom Standpnnlrt der QesnndheitsiobidigQng ans die mntnelle Onanie gsflUurlioher ssi, wlhreod die widematOrliehe ünsnehl mit Kaehabmnng des Koitus höchstens dnreh denExsess nachteilig werden kOnne.^ Qeiade wegen der Unklarheit der Gesetsesbestbnmnngen steht aneh das forensische Ergebnis oft genng in keinem Yerbflltnis an der angewandten Mflhe. Ich «innere an den Paderasteaprosess, der ?or einigen Jahren in einer grossen Stadt spielte, wo mehrere himdert Personen Tcrnommen worden nnd schliesslich die ganse Angelegenheit im Sande i9ßaiA Ein femeier WideEspraob der augeublicfcfichen Gesetsg^nng ist es, dsss der senelle Verkehr der Weiber nntar einander In Denlseb- ') Bens 8: Des aherrattom du sem genuique chex, l' komme. Antuüe«  d'hygüne publique et de midecine Ugale. Troütihm terie, Tome XVL Paru 1886. ^ E. Freihorr v. Krafft-Eblng: Der konträr Sexuale Tor dem Straf- rl hter. De Sodouiin ratione smt.^ pitnienda. De iegß lata et d» kg9 ferenda. Jüue i>0Dkachnft Leipzig und Wien 1^ S. 37. Widersprüche in der QeBetzgebaag. 495 laad keineii Stnlbeatimniiiiigni «nteiliegt; die Weiber koimeii aaoh dieser Biohtong thim, was sie wollen. Vielleicht fehlen bier die Strafbestimnuingen deshalb, weil man über den Verkehr der Weiber unter L'inandrr hm der neueren Gesetzgebung nicht genügend unter- richtet war. Ks tiihrtai aljer die Weiber zum Teil genau dieselben Akte wie. die Mimner aus, ohne sich stran)ar zu machen, z. B. lambutU UrufiuL genilaliu alteriits, was bei M&unera strafbar sein dürfte. Die Gründe, die mitunter fttr die verschiedene Beurteilung des homosexuellen Verkehrs der Weiber und der Männer angegeben wurden, sind darchans nicht stichhaltig. Es sind ungcßhr dieselben, die Johann Jakob Cella') bereits 1787 auseinandergesetzt hat. Er meinte, dass die Gefahr für die allgemeine Sittlichkeit bei ge- schlechtlichem Verkehr der Weiber deshalb nicht so gross sei, weil die Freuden des Beischlafes bei diesem Verkehr der Weiber doch nur whr nnTollkommen seien; ferner werde der Durst nach Wollust bei imiüchtigen Umarmungen zwischen Weib und Weib mehr erhitzt und genibrt als gestillt und befriedigt Unxflohtige Madchen, die dieeen Weg eiuschlOgen, würden daher immer noch eher auf den normalen Weg der Natur zurückkehren als denurtige Männer. Ausserdem sei die ZsJil der KnibenBeli&idar bedentend grösser als die Zahl der USdohen nnd Wäber, die ihre Lnst in weobsdseitigen ümarmongen be- friedigten. Audi sei beim weiblioben Oesdileobt die Quelle der nn- natflrliohen Befriedignng gewObnlioh die Fnioht vor Sebwingerong im Yerkebr mit dem Manne, feiner der Stolz, sieb nicbt bei Manns- penonen dvieb sebnelle Hingabe verlebtlicb sa madben nnd dgL mebr. leb glaabe niebt» dass diese Oxtlnde sliebbaltig sind. Bass die Zabl der bomosexoellen Weiber geiinger sei als die der Mftnner, ist keines- wegs festgestellt; leb babe im GegentiBil in nenerer Zeit die Homo- seraaUtftt der Weiber in Berlin in einer Ansdebnnng nnd in Kreisen gefunden, wo ich sie früher gar nicht vermutet bfttte. Ferner findet bei dem geschlechtlichen Verkehr zwischen W^eibern ganz dieselbe Stiirkü der Befriedigung statt wie sonst. Ich finde, dass der homo- sexuelle Verkehr der Weiber vom Standpunkt der Sittlichkeit nicht anders aufgefasbt werden kann als der der Männer. Und wie steht es mit anderen perrersen Akten von Männern? Wie Weisbrod*) erwähnt, ging das kanonische Gesetz viel
    • ) Johann Jakob Cella: Über Verbreohen und Strafe in UnzuchtsfiÜleD.
    ZwdteOsikflB lud Leip^ 1787. ') E. Weisbrod: Die Sittlichkoitoverbrccben vor dem OesetM. HiBtorisch und kritisch beleoohtet fieilin nnd ieipxig 1891. & 87. 49a Folgen der modernen OeeeAifebiuig. weiter. „GertOtit auf die Bibel, erblidct es in jedem Akte der WoUoati welcher nioht der natuigeniftsaeii BeiseMilerollMehnng ent- Bpiioht, ein Yerbieohen*" Demnaeh beatiaft ee Akte, die »die welt- liche Gesetigebiing nie in das Bereich ihrer Beetinunungen gesogen hat» die sogenannte Sotkmna raHtme ordinis nalnra^ d. h. den natoi- widrigen BeisoUaf mit einer Ftoison anderen GescUeehts, feiner den Eoitos mit einem LeifAnam nnd endfioh anch die Onanie." Dniin fiegt jedenfalls System mid ein Prinzip, wihrend sieh ein solches in der modernen Gesetzgebong des Deutschen Beiches nicht nachweisen iasüt, vielmehr willkürlich dies oder jenes unter Strafe gestellt ist. Bei jedem Gesetz muss man üicli scLliüSslich die Frage vorlegten, ob es sich als Gesetz bewährt hat, oder ob es mehr Sckadeii als Nutzen gebracht hat. Wenn wir nun finden, dass das Gesetz, das die widernatürliche Unzucht bestraft, durch Züchtung einer Er- [ ri';,it 1 Ii Hüde viel Schaden gebracht hat, so müssen wir uns über- legen, ob nicht eine Anfhebung des (u-sctäes der Hebung der Sittlich- keit und der Förderung (Ins GerochtigkeitsgefTihls im Volke mehr nutzen wird, als die Bestrafung der widematüriioheu Unzucht In nenerer Zeit zirkulierte in Deutschland eine Petition an den Bundesrat und den Kelchstagi in der eine Abänderung des § 176 des Beichsstrafgesetzbuchs verlangt wurde. Insbesondere 'sollten homosexuelle Akte zwischen ^lännem nnr dann strafbar sein, wenn sie nnter Anwendung von Gewalt, wenn sie an Personen unter 16 Jahren, oder wenn sie in einer öffentliches Ärgernis erregenden Weise ToUiogen werden. Die Petition hat lahhreiolie Untersohxiften gefonden. Vielleicht Usst sieh gegen einzelne Pnnirte der Petition mannhea einwenden. Besonders hat Gramer^) versncht, die hanptslohMiaten medisiniflöhen Genohtspnnkte der Petitton als irrig m erweisen. In- dessen finde ioh, so interessant anoh seine Ansfthmngen sein mAgen, dass er nichts gegen die Petition Torgebraoht hat Er statst aldi hanptsftehlieh daran^ dass nicht alle homoseKnsillen Akte als krank- haft nachgewiesen werden kOnnen. Gramer maoht hierbei dnen doppelten Fehler. Entens meint er, wenn nachgewiesen wire, dasa alle homosezaellen Akte etwas krankhaft Bedingtes arien, dann mOsste ') A. Cramor: Die konträre SexaalflmpfinillUIg in ihren Bmelnngai asni § 175 des StrafgosGUbochs. Bediiier Uinische Woohenschcift. 95. Oktober nnd 1. November 1897. GiHinn AtttfiOfangen. 497 selbstverständlich vom medizinischen Gesichtspunkt aus der § 175 geändert werden- Dies ist ein Irrtum. Es kann vorkommen, dass eine Handlung zwar krankhaft bedingt ist, aber aus Zweolmiftsag- keits- and sogar aas GereohtigkeitsgrQnden bestraft werden moss. Wenn eine Hysterische auf Grand einer krankhaften Appetitregung sich widerrechtlich etwis aneignet, so liegt in dem Umstand, dass diese Appetitregang etwas Krankhaftes ist, kein genügender Grand, den Diehetafal unbestraft za lassen. Die krankhafte Grundlage einer Handlimg kann ikmals als aUeiaige YoiaittaetaiiDg geaoimiieii werden, diese Handlung nioht mit Strafe %n liediolien. Wenn die nider- natfliliche ünmeht eine gemeingefiAdielie Handlang ist» so dflifen aneh diejenigen, die eine krankhefke Yeranlagnng fnr yorliegend an- sehen, diese keineswegs als einen genllgeaden Grand fOr Straflo^ keit anfuhren. Besteht ja gerade der g 51 deshalb, damit nnter bestimmten Yoraussetsnngen krankhaft bedingte Handlongen strafficei blähen. Der swelte Fehler, den Cramer begeht, ist der, dass er sagt, nnr wenn alle homoseznellen Akte oder anoh Neigangen als krankhaft bedingt angesehen werden, wMe sich eine Aufhebung des § 175 rechtfertigen. Wenn Cramer hier konsequent wÄre, mflsste er verlangen, dass in FftUen, wo die krankhafte Neit^ung nachweisbar ist, 8traffrtulitiit eintreten solle. Er leugnet nicht, dass krankhafte Neigungen zu homosexuellen Akten Veranlassung geben; er ist nur anderer Ansicht über die Frage, wie oft dies der Fall ist. Nun hat aber bisher kaum ein Sachverständiger geleugnet, dass homosexuelle Akte auch einmal ohne Homostixualität und ohne krank- hafte Anlage vorkommen können. Es ist also nicht recht einzusehen, was Cramer in seinen Ausfübrnn^en bezweckt Mindestens hatte er doch dann die Konsequenz ziehen müssen, dass fÖr pathologische Fälle Straffreiheit bestehe, mithin eine dementspzeohende Änderung des S 176 eintrete. Ganz selbveiatändlioh ist es, dass BestcaAmg der Urninge wegen sensUer Akte dann erfolgen muss, wenn Gewalt angewendet wurde, um den andern snr Dnldnng des Aktes su iwingen. Es llsst sieh ftvMk hier einwenden, dass maneher dnreh die Stirke seines Triebes gezwungen werde, Gewalt gegenüber dem anderen anzuwenden, so dass nnter Ümstinden sneh hier mehr em pathologisohes FhSoomen, als ein Teibieeheriseher Akt vorliegen wfirde. Dies mag s«n; indessen wQide doeh ein GewaltakI gegen einen Mann diesen nnd die Ge- 498 Gmuen der Straflosigkeit Bellschaft ebenso schädigen, wie es bei der Notzucht eines weiblichen Wesens grs( hiebt Eine solche Gefahr fflr Personen hat der Staat entschieden zu beseitigen. Sollte aber der Gewaltakt hv\ dem einen oder andern pathologischen Ursprungs sein, und sollte jemand nicht im stände sein, ihn 7n unterdrücken, so bliebe zum Schutze der Gesellschaft nur übng, den Mann statt in dm Oeflln^nis in die Irren- anstalt zu bringen. Wer die Gesellsohaft sch&digt, moss aoa ihr entfernt werden. Ebenso mnss Bestrafung eintietea, wenn dorch sexuelle Akte der Urninge ein öffentliches Ärgernis erregt wird. Es dürfen un- züchtige Handlungen nicht öffentlich vorgenommen werden, ebenso wie ein Mann nicht das Beoht hat^ untüchtige Handlangen mit einem Weibe öffentlieh TOEmehmen, wihrend ee ihm nnter vier Augen gestattet ist Yoraoflsetnmg für Stialfreiheit rnnss es ferner sein, daas der dem ünnng rieh Hingebende bennts ein gewisses Alter tbersohritten hat Denn dass man solehen Homosexnellen» die rieh in Knaben liingezogen üBhlen, den Veifcehz mit ihnen geeetslioh gestatte» wire ▼erkehrt Knaben, die ein bestimmtes Alter, ssgen wir das seohsehnte oder aehtiehnte Jahr neoh nioht eireicht haben, müseea Tom Qesets beeondeis gesehfttst werden, da sie noch nieht die nOtige Einsieht besitzen; rie müssen femer gesehütst werden, weil immerhin die entfernte Möglichkeit besteht, dass Knaben, die die PnbertSt noch nicht überschritten haben, durch den Verkehr mit Urningen homo- sexuelle Natur annehmen. Ausserdem besteht die grosse Gefahr, dass der Knabe durch solchen Verkehr in seinen sittlichea Anschauungen geschädigt und demoralisiert werde. Unter allen Umständen mu&s aus diesem Grunde eine Sfrafbestimmimg bestehen bleiben, die Knaben schützt. Wie hoch man die Grenze setzen, welches Lebensjahr man als Grenze nehmen soll, das möchte ich hier nicht benrteilea. Da nicht geleugnet werden kann, dass die Urninge nach tausen- den zahlen, sollte der Staat sie we^en der Befriedigung eines der stärksten Naturtriebe nicht mit den gemeinen Verbrechern auf eine Stufe stellen. Soweit ich in der Lage war, gerichtliche Akten sa studieren, scheint es mir, dass in der letzten Zeit eine milde Praxis in der Beurteilung stattfindet, dass die Strafen, auf die bei wider- natürlicher Unzucht erkannt wird, niedrig sind, und dass diejenigen, die einem krankhaften Geschlechtstrieb erliegen, von den Gerichts* höfen nadisichtig beurteilt wenden. Dennoch ist anoh eine niedrige Stnfe ohne weiteies geeignet, die meisten Mensehen sns der besseran Ermirbiiiie HomoBexiialiliL 499 GeseUsdiift aofort «unuohliessen; ja uHM eine ünteieacliiiiig, in die die Leate wegen einer sexneDen Sache Terwickelt weiden, genügt nieht selten, sie geeeUeeluiftiieh nnmÖgBeii in maohen. So lange aber, der § 175 besteht, gilt Ton ihm das, was Beanssire*) im all- gemeinen erklärte, als er das Recht des Staates and das des Indivi- duums einander gegenüberstellte : „Mais quand je me serai convaincu qtie la loi de man j)ays est crud, tyranniqtie et funeste, je ncn devrai pas tnoins recminanre que cesi la l<n, et <iuelU a droit ä nmh obeissance : Dura lex scd lex." Wenn nach Ansicht des Staates die Urninge bei Befriedigung ihres Triebes die Sittlichkeit in si lchem Grade schädigen, dass ein Schutz geschaffen werden moss, anderer- seits aber festgestellt ist, dass sie meistens schuldlos an ihrer Per- rersion sind, und dass es sich um einen krankhaftiii, ihnen innewohnenden Trieb handelt, dann hat der Staat nur einen Ausweg: nämlich die Irrenanstalt GefäagniBse sind nur für Verbrecher; als solche aber kann man die Urninge heate nioht mehr ansehen. Wenn einzelne meinen, dass man diejenigen HomoeeKnellen, die ohne eigene Schuld die Perveraion besitzen, ftlr homosexuelle Akte nicht bestrafen solle, die andern aber zur Verantwortung ziehen müsse, so berücksichtigen - diese Autoren nieht den Geist des Beohts. Wenn im konkreten FaUe der homeaexneUe Geseldechteakt ans einem starken Triebe hervorgeht, so ist ee ftr die stia&eehtUehe Beniteilung dea Aktes gaiut gleiehgfltig, ob der Trieb durch annohweifendefl Leben herbei- geftohrt wurde oder nidbi Geisteskranke bleiben von Strafe frei, und es ist bierbd gleichgütig, ob sie die Geisteskrankheit selbt ?etaohnldet haben oder nicht Trunkenbolde werden, wenn sie im Bansefasnstand ein Veibreohen ansfilhren, sobald ne hierbei ftr inzeohnnngsnnlUiig gelten, nicht bestraft; ob die Trunkenheit veischnldet oder unver- acfanldet war, ist bedeutungslos. Bs kannte nach dem Geist des Biohtes das ausschweifende Leben, das sur Homosexuatitftt fllhrt, be- straft werden, nicht aber der ans letzterer hervorgegangene Qesohlechts^ akt, ebenso wie in neuerer Zeit der Vorschlag gemacht wurde, das Betrinken zu bestrafen, wenn hieraus strafrechtliche K;indlun,c:en hervorgehen, die letzteren selbst aber straflos zu lassen, da man niemanden für eine Handlung bestrafen dürfe, die er im zurechnungs- unfähigen Zustande begangen hat ') Emile Beanssiro: f.n Libertc dam Fmkr» Eluda» de Droit ttaturek Paria 1866, 8. 88* 500 AUndenuf dts § 861. Warn ieh im Yoifaergehenden die Abiobaffdiig odor khbuäamg dei § 175 des St-G.>B* vorgwoUagni lube,') so mOobte ich booIi eine andere Indamiig in dem Si^G.-B. TonoUag^ ne betiifft den sedisten Absati dee § 861. Er lautet: „Mit Haft wird bostraft isine Weibsperson, welche wegen gewerbs- niAssiger ünz\icht eiuer polizeilichen Aufsicht unterstollt ist, wenn sie den in dieser Hinsicht zur Sicherung der üesondlieit, der öffenüiohen Ordnung und des öffentlichen Anstandes erlassenen polizeilichen Vor- sohrillen nwideibattdelt, od«r wetolM, oIum «faiar solchen Aofsicbt unter- stellt SU sein, gewerbsminig« ünsfielit treibt.** Dieser Paragraph gicbt der Polizei scharfe Mittel in die Hand, gegen die weibliche ProsÜtotion TOixngehen; die öffentlichen Weiber können durch die Polizei von gewissen Stnaeen anageeolÜMaeD werden. Nun besteht eine derartige Bestimmung gegenüber der mannlichen Froetitntion niclit') Die proetitiiierten Mloner kOnnen, ohne daaa ^) Die yorangegaogeneo Aosfühnuigen, besonders der Vorschlag, die wider- natürliche Unnwht nldit ohne weltens wa biatnfeii, ttaaden bereits in der eiBtea Auflage dieeee Bnehei. Bs wir nur gaas interanaot» ans aaUreidieii Zih Schriften zu ersehea, wie schwer es ist, es allen recht m nutcben. Die einen warfen mir zu grosse Toleranz gegenüber den Urningen vor und meinten, dass durch meinen Vorschliig die Sittlichkeit geSUurdet würde; einige beriefen sich auf die Bibel Aber anob der entgegeogeietite Torwuif ist mir gemacht worden, dass ich gegen die Urninge nicht gerecht gsung sei Da es Tielleioht von all- gemeinem Interesse ist, so teile ich einige Zeilen mit, die n. a. an mich in letztprem Sinne gerichtet wurden. Ein Briefschreiber meinte: .Sie plädieren ftir die konträr Empfindenden, wie etwa eine Herrschaft zu Gunsten der Veränderung eber GeeindeordDUiig j^idieien wttrde. Welch gnädige Besoltafe aaoh in stüida komml^ Qfldnde mnss Geeinde bleiben .... Sia leanm Jenen IjidiTidiiia ein Becht, aber nur ein Schandrecht ein ... . Wer aber stolz ist in seiner homo- sexuellen Seele, der wird Ihre Güte zwar hoch schätzen; or wird es aber ab- lehnen, sich unter dieselbe gestellt zu sehen. Wer ein Hecht hat, soll dasselbe njbdil ffir eine Abflndong hergeben, andi dam nicht, wena ihm sein Beeht nie nni niiBiiiir wird. SUten die HemoiezaeUfln Qesetae la diktieien, wie gar schlecht würde es da den Hcteroseraellen ergehen!* Dieee Worte erinnern übrigens an die vielen Erörterungen über den Ursprung der Sitten und der Qe- setae, die im grossen und ganzen sich den Gefahlen und Bedüifhissen der Majuriät aapeiien 8o ssgt Bmannel Jaesohe (Seela nad Geist ia streng wissensidisfl- Hoher AniflMsang. Lelpsig IM & 88); i,Daicih die sieh aneUUenden Trieh«, welche sie zu einander in bestimmte Beaehnngea bringen, kommt es bei ge- wissen Gruppen der bewussten Geschöpfe zu einer Übereinstimmung in ihrem Wesen. Wir nennen eine solche in gleicher Weise sich eriialtende Cber- einsrimBwmg der bewussten Wesen die Bitte." ^ Sehen in alter Zeit nar Unigens eine poliieiHehe Konfndle der mlan* liehen Prostitntion vorhanden. In Athen verpachtete der Magistrat den Huren- zins an Pächter, die eine Uste der Steuerpflichtigen itthrtea, woaa aaoh die BcUkiei gehörten. (Roseubaum l. c, S. 96.) Lücken im Strafgesets. 501 die Polizei oder das Gericht es ihnen Terwehran ksDn, in unbesohiliilter Weise ihrem onsittlichen Gewerbe nachgehen. Die vielen gewerhs- mässig Unzucht treibenden Männer, zumal in Berlin, sind jeder polizei- lichen Beaufsichtigung entzogen. Da der § 175 des St.-G.-B. sich nur gegen gewisse Formen des mannmftnnlichen Geschlechtsverkehrs richteti so stehen die Behörden gerade der männlicbeu Halbwelt machtlos gegenüber. Es würde sich dies sofort ändern, wenn der § 361, Abs. 6, 80 gefasst wUrde, dass nicht nur weibliche, sondern anch männliche Personen unter ihn üelen, wenn also die Bestimmong lauten wfiide: ^Ißt Haft wird beatzaft «Ine Person, welebe wegen gewerbs* masaigar üuaeht eio»* Freilich kann man ülierhfiupt einwenden, dass der Staat in keiner Weise sich um die Prostitution kümmern soll, da er dadurch den aussereheliohen Geechlechtsrerkehr beganstigt. Ich will diesen Stand- punkt hier nicht erOrtem. Wenn aber der Staat den heterotexuellen anaserehelichen Verkehr in solcher Weise flberwaclit, dann mnss er auch das Becht haben, den homosexuellen in der Weise zu fibar- waohen, daaa die mftnnliche Prostitntion denselben Beaohrftnkungen unterliegt wie die weiblidie. Ea sollte der Staat stets auf Kon- aequeus in aeiiMii Toraehrifteu aebten, und diea mftsate auch In Beivg anf die Froetttution geaeliebeD, wenn der Staat flberhanpt gläubig diese bemeksiebtigen ni mflssen. Die Inkensequent ist atets m tadebi. Aueh sonst sind Im Btrafgesetsbnch Bestimmungen enthalten, die nicht der Billigkeit entsprechen. Ich glaube allerdings, dass sie zum Teil dadurch in das Gesetzbuch aufgenommen wurden, danä der Gesetzgeber au gewisse Möglichkeiten gar nicht dachte. § 176 bestimmt eise Zuebthsosstraf« bis an lehn Jalirai: erstens fBr den, der aut Qtwalt unstleli%e Bsndlnngen aa einer Frauensperson ▼ornimmti aweiteas für den, der eine in einem willenloeen oder bewnsst- lossn Zustande b«findfiobe nrooeasperMm sum Misserelieliebea Beisehlel gebraucht, dritteaa Ar den, der mit Personen unter yiemhn Jahren anzüchtige Handlangen vonmnmt. Bei mildernden Umstanden tritt Ge- ftcgnisstrafe ni^t anter sechs Monaten ein. § 177 ergänzt tdlweise die Bestimmungen des % 176, ind«n«r noch besondere Strafbestimmangen für denjenigen festsetzt, der den aosserehelichen BeisohUlf mit einer Fraaensperson ausübt, nachdem er sie zn diesem Zweoke in einen willen«  losen oder bewumtlosen Znstand versettt hat 502 LBdBttt im StxvigfiMti. Zonftchst ist ein/.uwenden, dass 176 gewaltsam an einer Frauens- person Torgenommene unzachtige Handlangen sehr streng bestraft, dass er aber für gewaltsam an einer mftnnlichen Person vorgenommene nmaohtige fiaadlongen keine Strafe festsetzt Höchstens wäre dies dann der Fall, wenn die betreffende männliche Penon jünger als vierzehn Jahn ist (nach § 176, Abs. 8). Ebenso sind unzüchtige HaDdlnogen, die an einer im wiUeii> oder bewvBStloseii Zustande be- findlichen erwaduenen Penon vofgenoimnen weiden» nioht besonden strafbar; es k(innen infolgedeeaen an IfSnneni, die sieh im bewnss^ losen oder villenloeen Znstande befinden« wenn sie Aber 14 Jahie alt Buid, alle mO^ioben Handinngen foigenommen werden, ohne dass die entspreohenden Parsgiaplien des StnljseBetibnofaes dne Handhabe fttr die geziehtüiehe Verfolgung geben. Die einzige Möglieblceit wtie, den betreüiBnden AttentUer anf Qmnd des Helditigongsparagrapben sn belangen, da es als eine Beleidigung angesehen werden kann, wenn er eine bewnsstloee oder willenlose Person als WerkMog seiner Lnst betraohtet. Bass derartige Lücken des Gesetzes nnter ümst&nden praktisch wichtig,' werden können, lehrt ein Fall, der zur Kenntnis einer Be- hörde gelangte und mir von dieser mitgeteilt wurde. Ob die Anzeige begründet war, halte ich für sehr zweifelhaft; ich gewann den Ein- druck, dass liier eine unbegründete Denunziation vorlag. Es handelte sich um einen fünfzehnjährigen Jungen, der behauptete, er sei von einem Manne in hypnotischen Zustand versetzt und dann zu un- züchtigen Handlungeu benutzt worden. Da der Junge bereits älter als vierzehn Jahre war, so konnte Absatz 3 des § 176 nicht angewendet werden. Da ferner Absatz 2 des § 176 nur den Beischlaf an Franens- personen im willen- oder bewusstlosen Zustande bestraft, konnte auch dMser Passus keine Anwendung finden, und es musste den Angehörigen des Jungen gesagt werden, dass sie bei dem bestehenden Straf- gesetzbuch lediglich auf Grund des Beleidignngsparagraphen gegen den angeblichen Attentäter einsohreiten konnten. Es sind also die Inkonsequenzen, die in den zuletzt genannten Fällen das Strai^sesetsbnoh enthUt, n. a. folgende: erstens, gewalt- ssm oder an i^wnsstlosen vorgenemmene widematOrliGbe ünsoeht kann nioht strenger bestraft werden als widenatOrliebe ünsoeht selbst; zweitens, nnsflefatige Handinngen an mtnnliohen Personen Aber vier- lehn Jahren können, wenn es sieh um einen willenlosen oder bewnsst- losen Znstand handelt^ m denen aneh der Schlaf gehört^ nnr anf Qmnd des Beleidignngsparagnphen geahndet werden. Iis wird Jeder ZiTÜrechtüohea. 503 zugeben, dass dies wenig angemessen ist. Sonntag hat in dem be- reits erwähnten Artikel auf die zuerst genannte Inkonsequenz hin- gewiesen, ohne dass sie damals geändert worden wäre. Anch Zivilrecht Ii oh kann die Homosexualitftt Bedeutung ge- winnen nnd zwar mit Beeng auf die Ehescheidung. Die neueren Gesetzgebungen haben den Qnmdsntz aufgestellt, dass Ehebruch zu einer Ehescheidung berechtigt; es ist ferner in nenerar Zeit von der Gesetzgebung im allgemeinen der Standponkt eingenommen woiden, daes Faderastie und tiudiehe Haadlangeik dem Ehebmoh gwtoUl weiden. Das gegenwirtig in Prenseen gütige Allgemeine LandfeehtO beetimmt im § 672, Teil n, Tii 1, dms Sodomiterei nnd nnnatfliliehe Laster ilmlioher Art dem Ehebmeh gleich geachtet weiden. Die Frage der GeisteestOrang dürfte bei bomoaexneUen Akten wobl nnr leiten anüsewoifBn werden. Wtiuend die GeietesstSnmg dei dnen TeÜB den andern getegentlieh inr Bhendieidnng berechtigt, Tcrlieien manche Handlnngen, z. B. Ehebroeh, bamoeexnelle Akte n. 8. w., wenn ae im Znstinde Ton OeisteskianUieit begangen werden, dleee Bedentnng. Avf die Bestimmungen des Bürgerlichen Geeetzbuches, die eventuell fAr unsere Frage von Bedeutung sein kennen, komme ich sp&ter bei Besprechung der Homuäejiiiälität des Wuibeä zurück. Ällgem. lAodreoht fBr die Preassiechen Staaten, mit Kommentar von Dr. C. F. Koch. Bearbeitet von A. Schiller, P. Hinschius, B. Johow, F. Yiorhans VIII. Auf! BorÜn xini Leipzig 1886. 8. Band S. 238; vgl. a. Duruburg, Lehrbuch d. I'reuäs. Pn%'atrechts. III. Aufl. 8 Bd. Halle 1884. S. 56. XilL Konträre Sexualempfindung beim Weibe, Wenn ich im Yeilillttüs m der HomowxiuüitAt des Hannes der des Weibes nnr wenig Raum in diesem Bnclie einräume, so gesdiieht es nicht etwa deshalb, weil ich dieser Erscheinung beim weiblichen Geschlecht eine geringe praktiscliü liedeutune^ beimesse: vielmehr sind mehrere andere Umstände daran schuld. Erstens ist das Material, das wir Aber diese Erscheinung beim weiblichen Geschlecht besitzen, nir.ht so gross wie das auf den Mann bezügliche. Allerdings muss ich bemerken, dass ich im Laufe der letzten vier Jahre meine Erfahrungen auf dem Gebiete sexueller T'erversionen beim weiblichen Geschlecht und besonders auf dem der Ho in o Sexualität ausserordent- lich vpirnphren konnte. Zweitens aber ergeben sich viele Punkte in Bezug auf die Homosexualität des Weibes ziemlich leicht, wenn man die gleichen Erscheinungen beim Manne berücksiGhtigt : die Ätiologie, die Behandlung dieser Affektion, ihre Diagnose und vieles andere. Brittens können die Weiber infolge der herrschenden Sitten niclit 80 Itioht unter einander Terkehren wie die Mftnner, so diH mk die vielen sozialen Beziehungen, die wir bei den Urningen kennea lemteo, beim Weibe nicht wiederfinden. Endlioli ftllt tOn die Erseheinmig beim Weibe die ftnenmBohe Bedeatmig fktt gaai fbrt» da du Stnf- gefletibnoh des Dentschen Beiohes ihnen den homoflexaellen Verkehr «rlmbt*) Biese OrlHide durften es wobl reditfertigen, wenn ioli die Ersoheinnngen beim Weibe nur kon bespreche.
    • ) Eduard R. v. Hofmann (Lfhrlnioli der gerichtlich nn Medizin. Mit
    gleichm&Haiger Beiftcksichtigung der deutücheu und uäterreiobi^chen Gesetzgebung. 7. Auflage. Wien «od Leipzig 1886. 8. 167) meint über die widenatürhcbe Unzacht der Frauen: ^Dieser kommt, mtm lie nur zwieohen Erwaehse&en statt- findet, gewiss nach keüier Biohtong hin j^e moralische und insbeeondere straf- rechtliche Bedeutung zu, wie der Päderastie. •* Ich kann mich ^em nicht an- schüessen, hier einen Ontersohied zwischen homosexuellem Verkehr der Weiber mMl Ifibuwir sa ouköhen; washall» ioUte das eine weniger moralisch sein ab dm andera? Idi linde, düi baispielsweiie der Oumürngm dar Weiber dooii nicht nülder inigeMlwii werden darf; als Jfpnnio nmnM virOit ad torfiu olMtt. Ferren« Handlnng ohne Perrersioo. 505 Dass beim Weib ganz ebenso geschlechtliche Perversionen auf- treten wie beim Manne, haben die neuereu Untersuchungen besonders Krafft-EbingB gezeigt In manchen Fällen mag allerdings bei einer etwas merkwürdigen Befriedigung der Weiber nicht gerade » in krankhiifter Trieb vorüpf^en. Mantegazza erwähnt, dass mimcbe Damen ihr Schosshündchen zu sexuellen Zwecken gebrauchen; ich kenne mehrere Fälle von Frauen, die sich von ihren Hunden bis zur BeMedigong gmiUUia lambere liessen und noch lassen. Einzehie haben mir dies selbst mitgeteilt, und zwar dio einei weil de fbiohtete» sich eine Krankheit bei dem Akte ragezogen la haben, eine andere, weil sie nachher unter der Zwangarorstellung litt, ein todeswürdiges Verbieehen dadnioli Tttübl an haben. In mehieien andeien Fällen habe loh mehr gelegentlieh davon Mitteihuig eihalteiL Wt haben anoh bei dem Weib swiaehen der aemeUen Per?eiaion und der perrenen Handlung m unteiaeheiden. Die Pervemon be- trifib das Otgekt dea Eontrddaitionatriebea. Wir liaben aber bei der eigentliolien geaobleehfUehen Befidedigung den kOiperliohen und den aeeliaehen Akt in trennen. Wenn die Fran, um auf den genannten Fall lurflekinkenimen, den Hnnd lediglieh dasn benntst, sieh peripheriaehe SltaetempflndoBgen sn TeraehaflSni, ao kann hier ?on einer Permdon nieht die Bede sein. Eine solche würde nur dann Torliegen, wenn der Eontrektationstrieb die Frau zur Berührung mit dem Hunde yer- anlassen würde, d. h. weun die Frau sich gedrängt fühlte, körperlich und seelisch für den Hund bü zu fühlen wie sonst für den Maua. Bei diesen rein körperlichen Akten hingegen, wie sie einzelne Frauen mit ihren Schosshündchen ausführen, handelt es sich um etwas anderes, nämlich um den rein örtlichen Kitzel, den eben die Frau durch dieses Tier intensiver zu finden hofft als auf anderem Wege. Wie stark bei einzelnen Frauen der Drang ist, sich in dieser Weise durch Hunde befriedigen m lassen, dafür möge der Umstand sprechen, dass einzelne hervorragende praktische Kriminalisten selbst bei steckbrieflicher VerfolfTim^ einzelner Franen die Begleitung durch den Hund für etwas besonders Charakteristisches lialtpn; es ist thats'Lchlich in oincra bekannten Falle die Verhaftung eines Hochstapierpaares nur dadurch gelungeu, dass maii den begleiten den Hund als besonderes Merkmal in dem Strckijnef anführte. (Ifirfidr dieses zur Woilust benutzte Hündchen, von dem sich die hetrefiende Jb'rau nicht trennen konnte, wurde ihr Verräter. Wag aexiuUe Pemnioiieii hdm Weibe betrifft^ eo sind mir mi Pille von StieüBlfirtisobjsiiuiB bekannt gewefden und eine ganse Beihe nUe von sadiatie^ Tennlagtm Frauen. Ein Ton mir heobadhteter 500 PaU, der «ine Andeatong Ton Sadiimiis «nthilt, irt bereite tea Erafft-BbiDg Inui pnbUiiert weiden. leh erwlhne den Fdl. der iieh «if eine verheinitete Fnn belieb^ Ue? noeb einmal anifbbr- Keber. 28. Fall. ¥m 26 Jahre alt, stammt ans einer Familie, in der sich NerreBknaUieiten oder psyohiacbe StörangMi «Dgeblioh nicht finden, doch hahen genaaere Nachforschungen gezeigt, dass gewisse Exzentrlzitüten bei mehreren Angehörigen vorkamen. Die Patientin selbst bietet Zeichen von hochgradiger Hystprie nnä Nenrasthenie; besonders y.cigt sich die erstere. Abgesehen von ilen gt-wohn liehen Symptomen findet sich bei der Patientin anch ein ausi^esproi'lien hy.-terischer Charakter, L»unenb>iftLjj;keit, \'erijtöllungskun8t, Kokettene. Obwohl Frau X. acht Jahre verheiratet und Mutter eines Kindes ist, hatte sie niemals Verlangen, den Koitus anszufahren. Als junges Mädchen ist sie streng sittlich erlogen worden, sie blieb bis zur Verheiratung in fiist naner Unkenntnis über die sexuellen Vorgänge. Seit dem 15. Lebensjulat^ ist bie mtnätruiert. £ine wesentliche Abnormit&t an den Genitalien scheint nicht Yorhanden sa sein, wenigstens niidit in dam Sbuia, dm irgendwia ma orsttchlichar Znaammanhang mit dtn betfedModaii MiaaUai Pamr^onim iiMbg«iriM«ii wvrdan kaim. Pasi die Fatianftin damuxdi llngara Znt und Oftar bei Fnoanflntaii in Ba- bandlnng war, kamit da na an Bjytiana leidet» nicbt Terwondenu Wird doeb inunar noab flilaehliaharwwae ndtontar die Qjnfceria von aimgen a«f «in Loden an den Genitalien snrflekgafllbrti) Der Eoitna ist der Patientin nidit nvr bmn Vergnügen, sondeni gendesn em unangenehmer Akt; der Absehen tot ihm bat immer mehr angeoonunen. Es ist der Patientin dnrtthans nnUar, wie aian einen sokhen Akt -als bOcbsten Gennas der Liebe beseiebneit kann, die ibr etwas bei weitem Höheres sei, das nieht mit selehen aimiliohen Trieben snssaimenhiage. Dennoch llsst Tran X. dorob ihren ICann den Koitus bei sieh voll- sieben, weQ es diesem Veigntigen bereitet Naoh ibzen Angaben mnss man sehfiessen, dass dies das wahre Mothr sei; sie fttgt binm, dass sie es ihrem Manne gar nidbt Terdenken wfirde, wenn er m JMWs putUeit geben wUrde, nnd dass es ibr selbst Tielkiebt lieber wflre^ wenn er bei derartigen Personen seinen Geaehleditstrieb befriedigte, wofern nur sone Liebe fOx m selbst bestehen bliebe, ffieranf legt Fran X. offenbar grossen Wert; denn es würde ihr zweifellos sehr schmerzlich sdn, wenn sie wfisste, dass ihr Mann ein anderes Weib liebt. Die Patientin trennt hier streng den Koitus von der Liebe, die sie als ein seelisches Band betrachtet, das zwei Personen aneinander fesselt. Frau X. selbst liebt anch ihren Mann sehr. Damit würde es nicht so sehr in Widerspmcb stehen, dass sie bei günstiger Gelegenheit auch einmal einem andern ihre Liebe vorübergehend schenken würde; ja ich glaube aas ihren eigenen BdqiAL 507 IGttfliliuigai soUiessen in dflrftn, dasa dies b« "Fnea X. ihstalflUicli scbon der IUI gwwweii isi Die Pitientiii hat am Eflltteo ihres Maones einen entschiedenen Ge- nius, den sie aber oioht genauer beBducmben kann; daas jedoeh die Genitalitii izgind etwas nit der Liebe an tfaim haben, kann ihr nicht eiolenchten. Im ftbrigen ist Fraa X» eine entschieden sehr verstlndige nad Unge Fraa mit weiblichem Wesen imd sehr feiner Bildong. 8i oscuia dat caniugi magnam volupi€Uem ptreipU m moräendo eum. GrcUissimum ei essei, eonmgm mordere ßo modo, ut aangiUs fluat. ConierUa esset, si hco coitus morderetur a eomuge ipsiguo eum mordere IkereL Tamm etm poenüerei, st morm ma^mm dohrm faeorei, tfan riekt alaot dass hier ein IUI Ton Aiutethene in Benig auf das nonnale Geaoblechtdeben Torliegt» daaa hingegen die Neigung zoni Koitus dnrdh Andeatongen Ton masookiBtisehen nnd sadistisdien Akten eiseirt ist. Nook deittlioker treten letrtere in folgeBdem FaHe ker?or. 29. Fall. Pran X., 28 .Jahre alt, verheiratet. Frau X. ist eine grosse, gesTiitd aussehende, kräftig gebaute Person. Sie selbst bezeichnet sich als sehr launenhafk. In der Familii sind ihr Krankheiten nicht beitannt. Insbesondere versichert sie, dass sie von irgend welchen sadistischen Neignngen weder bei ihren Schwestern noch sonst in der Familie etwas wisse; auch suust sei das Geschlechtsleben, soweit sie beobachten kümite, in der Familie durchaus normal. Ihre eigenen perversen Neigungen kann sie bis in das 18. Jahr deutlich mrftoiereifolgen. Von damals an beherrschte sie immer der Gedanke, dass sie einen Haan acibbig«! ind sonst qnilen mUsse. ffie glsnbt aber, dass sie bereits bis auf das 14. Jahr die Aaftnge ihrer Perfsnion nndeatUch snrftokdatierea kOnne. „Denn wenn ioh es mir jetat ftberlege, so ist es mir kOohst aofiaUend, wie ich damals immer die Neigong katte, Henen m widenprecken; dieser Widenpmohsgdst ist mir niemals Ftanen gegenflber gekommen. Wenn ein Herr, der bei ons im Hanse verkehrte^ etwas sagte, so war ioh fiut stets bereit» das Gegen- teil Sil thon oder sa behaupten.** Die X. Iist ihre sexnellen Gedenken bisher kaum je ins Praktische llbertragen kflnnen. Nor schwache AnsitM dam hat sie in der Ehe ihrem Manne gegenüber gemadit. Weiter zu gehen würde ihr das Schamgefühl, wie sie glanbt, verbieten. Fast alle Gedanken spielten sich bisher in der Phantasie der X ab, die es aber anfrichtig beklagt, dass sie dnrch die modernen sozialen Verhftltinsse verhindert sei, in der Weise, wie sie es wünsche, sich geschlechtlich zn befriedigen. Der Hanpirri/ für sie ist es, den Mann, m dem sie sich hingesogen fühlt, auf jede denkbare Weise zu qn&len. Körperliche nnd 508 BeispteL MeUiehe SdunnMO gewilmn Sur wua glaiehan Qmm. wird«  dan Batreffindan beiaaen, Ina daa Blnt kommti und idt luAe ^ai amdi Öfter mit inain«!!! XaiuM galhaiL HiariMi wttrd« fb mkh jadea IGlgtfllU vwaohwindaiL Js ioh wflrdft dSaaan Sobnani oiabt mir in d«m Angan- blick d«r hOohsUn gaacMadittiahan Bnragnng ala ainan (kmam baMMtn, aondani ftuak «uaarlidb dandban wM« diaa bei air dar Fall tanu Uli kann nicht sagen, dass ich zu meinem MamMi aina bawmdare Naigug überhaupt habe. Ich keime eimaD Herren, dar mieb Tiel mehr reizen wflrdei und oft etelle ich mir vor, wie ich diesen Mann, dem ich sehr gol bin, behandeln würde. lek wfirde ihn zn einem SteHdiebem bestelleo, ich würde in meinem Wagen zwar hingefahren kommen; aber der Herr müsste längere Zeit in grosser Kälte auf mich warten, nnd dann würde ich meine T.nst fiarin finden, ihn meine Macht empfinden 7\\ lassen. Er niüsstp unter mrin Joch sich beug'^n und vollständig in meine Hand gegeben sein Kr hätte sich als meinen willenlosen Sklaven SU betfachten, und ich würde ihn nach Gutdünken mit verschiedenen Werkzeugen martern. Ich würde ihn mit der Rute und mit der Reit- gerte schlagen nnd dergleichen mehr. Es würde mir dies zwar im allgemeinen nur d&mi Genuss gewähren, wenn der Betreffende sich mit einer gewissen Wollust solchen Quälereien unterzieht. Er mu&jt« sich aber dabei vor Sdmierz winden, während er aich gleichzeitig in sexueUer Ekstase befindet und hierbtt befriedigt wird. Bei mir telbai wflrde aa» wie ieh fürchte, zu «iner mgaiilili<dien Befriedigung gar niobt konuiMii, weniggfteiis kann ieb mir gar nidit denkan, wie diss der Fall aain sollte. Ba ataigari ndi swar bei mir das Lnstgafllbl an soleban MiashsadliMgea aaitwaiae; sbar tOt wie man es vom gewdbiiliobaa Koitas erslbU^ dsaa es SR dnam Hooient kommt, wo Be&iedigiuig sfeattfiadsti und wo nisUiar der Bais Tatgebt» dsa, ^anbe iob» wttrde bei mir nio darPall aain. Ich wflrde soboD, wn sn wiaaeii, ob iah flbeibaapt efaie BefKedigong in diesem Yerkebr baben kOnata, ibn gern einmal TamudiaiL Wem tob mm ansb der Ansiebt Irin, dass dar andere, om eben befinadigsnden Verkehr mit mir ansniüben, eine gewisse Wollust empfinden muss, so baba iah doob mitunter das Gefühl, als ob dies mir in manchen Momenten unangenehm wftre. Sobald das Wollustgefühl bei dem andern an sehr überwiegt nnd der Schmerz nicht deutlich f Tnpfunden wird, so würde ich wohl, wie ich glaube, zu manchen Zeiten keinen Genuss haben. Auch in meiner Ehe beobacÄtete ich dies bpi'm Küsspn meines Mannes. Wenn ich ihn beim Küssen rtwas biss, er aber dabei einen gewissen Genuss hatte, stnnd ich schnell hiervon nh, nnd ich £fl«ul>p, iLbnlich wurde es mir bei einem mich wirklich betriedigenden gescblechtiichen Verhältnis, das memem Fühlen entspricht, ergehen Immer müsste, wenn ich mit einem von mir geliebten Manne so verkclii te, der Betreffende mich als die , grosse Dwoe* betrachten, ich würde ihm Autträgc geben, und wenn es die uu^mnigsten 509 wlnn, die er za erfüllen hätte; wenn er sie iu<dit erfüllte, würde ich ihn durdi Schläge ttn&n* Man kann sich kaum vorstellen, wie an- sinnig die Ideen sind, die ich mir mitanter mache. Wenn ich in meinem Salon sitze, so denke ioh mir oft, dess nur der Betrefiende hei mir sein mfisste; bloss tun meine Lenne zn befriedigen, hätte er einen Stnhl auf den Tisch zu stellen und pinen Tisch an eine andere Ecke dos Zimmers zu tragen, nrid bei dem i^'cnrififst/'n Widerspruch hiitte ich die Rute zur Hand. Ich würde ihn binden, an Ketten legen, und so gefesselt würde ich ihn meine Macht fühlen lassen, und je mehr er, wenn er geschlagen wird, um Milde bäte, um so ruülir würde ich ihn züchtigen.* Auf weiteres Befragen erklärt die X. noch, dass nur der von ihr selbst dem Manne zugefügte Schmerz ihr Lust verursachen koimte. Wenn der Betreffende etwa durch einen Unfall eiue Verletzung, einen Knochenbrach oder dergleichen Schmerz litte, so würde sie, wie sie über- zeugt ist, von lebhaftem Mitgefühl ergriffen werden. Ausserhalb des gexoellea Bmpfindow spielt tfberhanpi das Hil^eflÜil bei der X. eine Bolle. Sie giebt Leaten, da» ihr bedürftig «csdhemeD, reidilidi, and sie ist mäum hlu6g hierbei ansgenatit wordMi. Auf die Fkage, wie ne dem wdblidien Gesdhleeht gegenüber empfinde, meint rie» daes hier Ton irgend welohem Beiz niofat die Bede sei. Dum und wann ui ihr swar der Gedanke gikorameo, dasB ide eine weiUiehe Person etwas qullan mOohte^ aber sie glaubt nicht» dass dieser Oedanke wirfcUoh ernsthaft bei ihr sei, nnd keineswegs konnte der einer weibliofaen Person zugefügte Schmers ihr andi nur im entferntesten eine Lost bereiten wie der Sohmen eines Mannes. Die X. meint, dass sie, wenn sie emem Mann gegenftbertritt» aaoh auf ihre Kleidung einen besonderen Wert legen würde. In eleganter " Toilette oder auch in elegantem Schlafrock dabei auf dem Sofa sitzend und besonders mit elegantem Schuhwerk hierbei versehen zu sein, würde ihr den Genuss erst voll gewähren. .Meine Schuhe, die ich sonst mit breiten, niedrigen Hacken trage, müssten mit hohen Absätzen versehen sein." Sip selbst würde ihr ganzes Wes'^n, das sonst einen durchaus sanften Eindruck macht, voilkommen wechseln. ,£lm8t und Strenge müsste die ganze äcene beherrschen." Die %'.^eiterf; Fmpe, ob sie denn Treue seitens des Mannes verlangen würde, mit dem sie so verkehrt, bejaht sie nnbedinG|+.. ,Der Mann, der mit mir so verkehrt, müsste mir absolut treu sein. Er dürfte nur mir angehören, und die geringste Untreue würd< mich zur höchsten Wut bringen, die dann nicht nur zu sadistischen, mich sexuell befriedigenden Akten, sondern, wie ich glaube, m Handlangen führen würde, die einfach dem Jähzorn entsprängen. Andererseits aber halte ich mich bei ruhiger Überlegung für unfähig, jemand dauernd zu lieben. Ich glaube nicht, dass ich dem Betreffenden, wenn er in dieser Weise mit mir verkehren 610 Sexuelle Anistbesie. würde, daupnid trea w&re. Ich würde vielleicht sogar mit mdmireii in denselben Zeitabschnitten sadistisch verkehren kOnnen.* Den Koitus hat die X. mit ihrem Manne öfter ausgeführt; aber er gt'\vilhi-t ihr nicht den mindost^n Reiz, Er ist ihr ein fast clcclhaflor Akt, und niemals ist es bei ihr zur Befriedigung gi kouiinen Wie erw;lhrit, hat sie diese aber auch bei ihren sadistischen Vorstellungen noch nie gehabt, und nur einige Male, wo sie sich durch alkoholisrhe Getränke in einen gewissen £rregungs/,astaud vorsetzt hatte, kum os bei ihr zu einer stärkeren Empfindnng in den Gcnitalorganen. Sie erinnert sich besonders eines Falles ganz genau, wo sie sich solchen Gedanken allein zu Hause hingab und wo dies bei ihr dvi Fall war. Frau X. macht sonst, wie schon gesagt, einen durchaus normalen Eindrnek. Bi« tarnt gern und liebt Musik. Sie ist eine intelligente Frau; ne niMdite mir dieie ICtteilnngen lediglioli rat winoepachftftKchem LrtcrMBt. Sie wflide niMiialSi wie tie erldtrti mAk wegen Smr aadirtifldien Neigung einer IntUohen Behtndlung hingeben, da ihr die Fhaiitisiegebild« yiel m lieb geworden leieo, daM rie raf nie Tendchten mOdit*. Ebenso man, wie andere Perversioneii, findet sich beim Weibe hftofigHomoMXiuilit'it, wobei es siok in sexneller Beziehung moht zum Manne, sondern znm Weibe hingezogen fühlt, d. h. ebenso homosexaell empfindet, wie der Urning, von dem ioh aaafbhrlich gesproehea habe. Die Beieiohnuigeii, die man toloben homoeezaelleii Weibern giebt« eind veiaehieden, wonuif ieh noeh sorfiokkommen weide. Ulrichs beieidmeto ein derartiges Weib als Urnigin nnd nahm an, dass Urninge nad Umigmnen in ongelUir s^oober Zahl voihanden aeiea. Selbstveratfindlich ist es oft ansseroidentUch schwer, ftber sesoelie Penreiaionen des Weibes genaues Mateiial m erlangen, nnd man moss bei dessen Yerwertong vorsichtig sem. Wir wissen nnr sa wenig Uber die Sexualität des Weibes. Ich wiU hier i. B. erwflhnen, dass nach sahlreicben neneren Informationen, die ich eifaalten habe, die oexnelle Anftsthesle des Wellm fiel Unflger ist, ala nun geirilludkli annimmt. Ich meine hiermit allerdings nur die Anftsthesie vom sinnlichen Standpunkt aus betrachtet: das Wollastgefühl und das Gefühl des Befriedigtseins beim Beiscliiaf, sowie den Trieb zum Bei- schlaf. Letzterer ist beim Weibe seltener, :ils man gew^^hnlicli an- nimmt Die seelische Seite der Liebe tritt andererseits bei weiblichen Personen hänfig deutlicher hervor, als beim Manne. Die Annahme Ton Sollier,^) dass diese Art sexueller Frigidität des Weibes ein ») Paul SoUier: Qmtse et Natur c de, l'ByaUne. Toim pretnier, Paris 1897. S. all. BibeL 511 Symptom dw Hysterie sei, eoheint mir nicht latreffend za sein. Die Hoiiiimg andern Antoien, z. Bw Mantegaiias/) daw diese aexaelle Fiigiditit des Weibes niobt bestehe, ja dasa das Weib naoh dem Koitus viel mehr dringe als der Mann, sdheint mir im aUgemeinen nicht ri<ditig. „Die Frau, obgleich sie das Klopfen des Bosens and die hftnfigen Begierden nnter weiten Kleidern Yerbiigt^ sehnt sich doch mit stirkerem GefOU als der Mann nach diesen Genflssen; weil die- selben für sie wegen des Mysterinms, das ihr von der Seham «id den sonalen Gewohnheiten anfeilegt wird, noch Terflihreriseher sind." In dieser höchst nnwahisohdnlicheD Weise sacht Mantegasaa seine Ansicht in reditüntigen. Ich denke in mefaiem Bache „ünteraachaDgen Aber die Libido sexwtU^ sp&to: ansfahrlich auf diesen Ponkt larflok- zukommen nnd werde anch vereachen, die Gründe der vielen Wider- spräche einzugeben, die zwiäclieii deu Autoren über diesen Punkt bestehen. Bbeoso wie mannmSnnlicher Geschlechtsrerkefar ist aach homo- 8«xneller Verkehr der Weiber in der Bibel erwShai In der Epistel Si Pauli an die Bfimer werden im enten Kapitel die Sfladeo der Heiden geschildert and hierbei die wideinatflrliidie Unsacht der Mftimer and Franen in folgender Weise beschrieben : „Darum gab sie auch Gott dahin, in den Gelüsten ihrer Herzen, in diu Unremigkeit, ihre Leiber untereinander zu schänden: sie, welche die Wahrheit Gottes mit der Lüge vertauschten und den Geschöpfen Ehre und Dienst erwiesen, melir als dem Schöpfer . . . Barum gab sie Gott dahin in schändliche Gelüste; denn ihre Weiber verwandelten den natürlichen Gebrauch in den unnatürlichen. Gleicher Weise auch die Männer verliessen den natürlichen Gebrauch der Weiber imd ent- brannten in ihrer Begierde gegen einander, also dass J^IaiiDcr mit Männern Schande trieben and den ¥eidienten Lohn ihrer Yerirrong an sich selbst empfingen/' Sehr stark soll die homosexueilü Fraueniiebe im Altertum auf der Imal Lesbos verbreitet gewesen sein; besonders der Dichterin Sappbo wurde der Vorwurf gemacht, dass sie der Liebe zu Weibern huldigte. Yixe; und viele andere halten die Beschaldigang £Br er- ') Panl Man tegazjBa: Physiologie dea Gennsses. Autorisiert© Überset^ant? Dach der 9. Auflage aus dem Italienischen. S. Auflage. Styrum und Leipzig 1888. a 80. 512 Sappho. wiesen, während audere Erklarer, z. B. Airmld,') Moncaut^) meinen, dass man mit Unrecht der Sappho Weiberliebe zum Vorwurf mache; sie habe nur mit einiger Übertreibung statt Worte der Freondsohaft solche der Liebe gebraucht. Einzelne^) halten die Sappho geradezu für eine streng sittliche Fraa; schon die die Ehe benngendcn Lieder seien ein Beweis für die Ungerechtigkeit der ihr gemaohten Vorwürfe. Indessen muss ich bemerken, dass Moacaut, so fleissig seine ge- schichtliche Studie über die Liebe ausgearbeitet ist, in Bezug auf eeiaelle Ferferüon kein zayerlässiger Beurteiler ist» da er aie kaum zo kennen scheint In den Oedichten der Sappho scheint mir Liebe zu Weibern Tortnkommen, nnd dem widerspriiÄt nicht der Umstand, dass anch die eheliche Liebe Ton Mann mid Weib Ton der Dichterin besungen wird. Aber wenn das auch der FaU ist, branoht dnrohau noch nicht der Schloss geiogeo la werden, dass Sappho selbst Weiberliebe getrieben habe, da es durchaus denkbar ist, dass sie in ihren Gedichten nur die Stimmnng ihrer Zeitgencsnnnen gemslt hat Bachofen^) vergleicht die Liebe der Sappho zu MIdchen mit der des Sokrates zu Jünglingen. Ei widmet diesen AnsliDhiungen einen längeren Absdudtt sdnes grossen Werkes. „Anf Eniehmig ihres Geschlechts ist Sapphos Bestreben gerichtet . . . Was sich ewig ans- zuschliessen scheint, Liebe und Geschlechtsgleicbheit, tritt jetzt in den innigsten Verein. Mit ruheloser bebender Seele wirbt Sappho um die Gegenliebe der Madchen ihres Volks; sie die grössere, bemüht sich dienend um die geringeren Wo immer sie leibliche Schönheit findet, da treibt sie P^ros, auch die geistige m erzeugen . . . Alles, was Sokrates als die Kraft des die Seele bescliwiugenden Eros dar- stellt, hat Sappho an sich selbst persönlich erlebt . . . Weich' ein Schauspiel, zwei der schönsten Gestalten des Altertums in solcher Verbindung zu erblicken, Sappho die Wunderbare, neben ihr als Exeget Sokrates den Göttlichen: dort Eros Kraft in dem Weibe ver- wirklicht ; hier der Hann durch des Weibes Bede wie mit fremden Strömen erfüllt*' ') Bernhard Arnold: Sappho. Stnndiing gcmefaiventfadUdMr wiano- schaitlicher Vortrftge, heransgegelNii von Bad. Yiroliow nnd Fr. Eoltsea- dorff. Berlin 1871. S. 3 f. Oenac Monoaut: MükMrede l'Ämour dans i AjUiquüe ehex ies Hebreuz, Orimtauxt kt Qne$ d l$a Bomaim. Pari» 1892. 8. 901.
    • ) Otto Henne am Rhyii: Die Twol in der KelfcoigeMlildite. 9. Aufl.
    Beilin 1892.
    • ) 3. J. Baohofen: Das Mattenrecht. Eine Uotersuchung Über die Gynaiko-
    kratie der alten Welt aaoh ihrer religiösen und rechÜicheD Katar. 2. Aotlage. BMBlia87. S.887-84i. TriMk im altni Bon. 513 Am Anfang dieses Jahrimnderts hatte es kein Geringeier als der tiekannte FMlologe Welokei^ fibenuHnmeii» in einer aufiüiilicfaen Abhandlmif die Weibeiliebe der Sappho als einen siemlieh spil entstandmien Irrtum hinzustellen. Erst Domitins Oalderinns, der 1477 starb, habe den Haupteinfliiss damof ansgeftht» dass man in neuerer Zeit die Sappho für eine ifeibeitoUe Fran gehalten habe. Suidas hatte gesagt, Sappho sei hinsichtlich dreier Freunditmea Terleomdet worden. Ol) wohl mau aber nach Welcker gerade aus den Worten von Suidas annehmen müsse, dass er die tlble Nach- rede f&r onbegTündet hielt, habe Domitius Oaldorinus die Worte anders yerstanden, und nachher habe er auch dem Text des Ovid Gewalt angethan, wodurch anscheinend der Irrtum weiter verbreitet worden sei. Andere Stellen in den aiten Klassikern lassen sich nach Wc Icker in ungezwungener Weise ohne die Annahme der Homo- sexualität der Sappho deuten. Auch em anderer hervorragender Autor, Barth^lemy,') glaubte am Ende des vorigen Jahrhunderts die der Sappho gemachten VorwMe zurückweisen zu mflssen. Alle Nachrichten tou dem ausschweifenden Leben der Sappho fänden aich nur bei solchen SohriftsteUem, die sehr lange nach ihrer Zeit gelebt haben. Im alten Born war die Tribadie naoh Flosa ^ gleichMa sehr stark verbleitet nnd wnrde nach diesem Antor mitftelB der abnorm grosaen Klitoris snsgetlbi Die homosezneUen Weiber hiesaen I^idrim CTertnllian)*). Besonden finden aloh in lOmisdhen IHohtem lahWdie Stellen, die anf den homoaezuellen Qesehlechts- verkehr der Fkanen hinweisen. Ich erwftbne hier s. B. Kartial, der n. a. im 90. Epigranun des 1. Bodies, im 67. nnd ebenso im 70. des 7. Bndhes die Tribaden sefaüderi Ipsarum tribcuium tribas, Philaeni Beete, quam fuiuis, vooae anueauL ') Friedrich Gottlieb Weloker: Sappho Tin einam hemoliAiidaa Vor- urteil beireit Odttingeo 1816.
    • ) Abbi Bafth^Umy: Baiao 4« jilngem AnachMTBiB dnroh Grieehenhaid,
    vicrtehalbhiindart Johr wer der gowSludiolNii Zeitraoluniag. Nach der awdtan Ausgabe des Originals überaaM yob Bann BibliothdHur Blatter. 9. TaU. % Auß»ge. Berlin 1794. 8. 60.
    • ) H. PloBs: Dm Weib in der Natur- und Völkerkunde. Anthropologisube
    Steiiaa. B.Aailaga. Kaoh Tode daa Yaifuaan baaiMtak and harausgegebaa von Xaz Bartela 1. Baad. I«lp«g 18S7. & 416.
    • ) Liber de Pallio Mgk IV, Äitfke hipa» pofnlaHim i&Himm mmdmiat,
    iptas qitoquc frictriecs. Moll, Kontr. Sexualomp&iMUuif. 88 SU Der Oiimi. Sbeam finden wir bei anderen Dichtem eatoproobfliide SteUm, B. in der 6. Satire des 2. Bacfaei dea JarenaL Te nette ^ betradlitete die MIdohai mift aiiflUlead staifcsr Klitoiis als eine besondere Grappe der Heimapluoditeii. Es seien dies di«  Ton den alten Griedien alt Tiibaden beieiohneten Peraonen. 8ie sden Bonet in allen Stocken mtenlifJi; was sie allein nooh als lüdohen eharakfeerisiere^ sei der Uautand, dass sie jeden Monat ibie Periode bllten. Ploss erwfthnt, dsss im Orient die gegenseitige Mastoibation bei Weibern aebr b&ofig ist Eine Unsiliobe YergrOsserang der Klitoris soll naeh Ploss mitunter in der Absicht herbeigefOhrt werden, die SchamteQe vaar Ansflbmig der Tribadie geeignet zu machen, und zwar soll diese Vergröyserung zuweilen durch vielfiache Masturbatiüü üu der Klitoris erzeugt werden. Im Orient ist die Tribiidie nach Ploss von jeher sehr verbreitet gewesen; besonders kam sie auch bei den Arabern vor. Es soll femer geschlechtlicher Verkehr von Weibem onter einander, wie Mantegazza') berichtet, in Harems oft vorkommen. Zyro) erwähnt die Erzählung von Pouqueville aus dem Jahre 1805, daas die schmacbtt nden Weiber im Harem des Grosssultans, der die griechisclKj Liebe der natürlichen vorzog, Liebende ihrer Gespielinnen wurden. Auch Virey*) bringt uns ähnliche Berichte aas dem Orient Einen hierher gehörigen FaJl, der in Siam spielte, berichtet Ploss. Es handelte sich dort um eine grausame Bestrafung der Beischläferinnen des Königs von Siam, nachdem dieser ei&bxen hatte, dass sie unter einander Tribadie ausübten. Auch in dem Eamasutram des Yatsysyana finden sieh Mitteilnngen Aber bomoseineUen Verkehr in indisohen Hazems. „Da die flaiems bewaclit werden, kann sie kein Hsnn besuchen, und da nur ein einr siger Qatte vorbanden und derselbe vielen Frauen gemeinsam ist, so finden diese keine Befriedigung. Barum mfissen sie sieh unter ein* Kicoi&s Venette: De la gmeration de l'homme ou taöleau dei anwur MtfugaL Septi^ idUio», Oohgn» 1696, S. 611. ') Paul Mantegazza: AnthnpolQgisdh-kTiltarhistoriBohe Stadial ttber die Gescblechtaverh&ltnisse dw Mmuhtm. 8. AvQage. Siuig aaftodaieito deotnshe Antgabe. Jena. S. 118.
    • ) Ferdinand Friedrich Zyro: Wisseuschafüioh-praktiBciie Beurteilung
    des SelbetauiidB naoh tUm seinen Beiiebaiigeii als Lebenfispiegol ftr uiuen Zait. BttED, Chor und Leipzig 1837. S. 128.
    • ) J. J. Virey: Die Ausachwcifurt^ in der Liebe und ihre Folgen für Geist
    uiid Körper. Uistori^ch, natür^o<«f;hichthch und medizinisch dargMteUt* Ans dem französischen Ton L. Hermaua. Leipzig 18S9. S. 16. Mittelalter. Bogland. 515 ander kflnsdioh zufrieden stellen. Sie schmücken die Milchschwester, Freundin oder Sklavin nach Art eines Mannes und stillen ihr Ver- langen durch an l'orm gleiche Glieder in Gestalt von Knollen, Wurzeln und i'rüchten oder künstliche Glieder."*) Indessen meint Eögla') wohl mit Recht, dass im Orient der Kultus der Sappho keineswegs auf die Harems beschrankt sei. Unter den Armenierinnen, den Griechinnen und den LcTantiueriuueü sei er ebenso weit verbreitet. In Fera und Galatsi, meint er, hest&nden Orte, wo die jnngereu von den alteren bei gleichzeitiger Benutzung aller möglichen .Narkotika Wie Haschisch, fieUadonna u. s. w. unterwiesen würden. Die morgenländische Poesie bietet manches, was sich hierauf bezieht. £in altes arabisches Volkslied stellt das Schm&hlied eines Mannes aof seine Fiaa dar. loh gebe emige Zeilen naeh Baokerts ÜbeisefaRing wieder: Gott gab mir «in Ifannweib, so dfiir wie ein Stab, So freoh und so diebiaeli wie Elster and Bab', Das lieb hat die W«iber, die UMnner ▼ersobmlhti Und Bvr sieli mit loeem Gesindel begeht Ploss erwBbnt auch, dass die Tiibadie olfenbar bei den dentsohen Vtmm Im Mittelalter geihennolit hat, and er fbhrt als Belag hierfttr das Verzeichnis der Eirchenstrafen an, das der Bisohof Burehard von Worms im elften Jahrhundert verfasst hatte, und in dem über den sexuellen Verkehr von Weibem mit einander ge- sprochen wird. Aus England wurden in früheren Jahren eine Reihe verschiedener Fälle berichtet, von denen William Tegg einige gesammelt hat; es handelt sich um Weilier, die lauge Zeit für Männer galten und sich äogar mit anderen ii'rauen verheirateten. Mehrere Fälle stammen aas dem Ende des 18. Jahrhunderts. Aus derselben Zeit wird uns über homusexuelle Trauen aus Frankreich manches berichtet Berühmt geworden ist besonders eine Abhandlung : La ntmvdk Sapho ou hishire de la sede anandryne, jntblicc par la C. E Nach den Sohilderangen dieses Baches') Das Samatianm des rai«yayaiuk Die indltehe Ji« amatoria nebst dem fdlstiadigea ^moMBtaie des Ta^odlunt. Aas dem Sanskrit ftbenetit aad heransgesi^ebcn von Richard Schmidt. Leipzig 1897. S. 371.
    • ) Paul de Eögla: Les Bat-Fouds de Comiantmi^ifle. Troisieme edätion,
    «im J893. S. 116. ^ Die mir f«r Verfttguog steheade Ausgabe tteaunt ans Puls Wie ich auf einer BlUlogiaphie etwiM, ^d noob mebieie Ansgaben des i^eloliea Werkes ipiter exschisnaa. 516 ftMikniek. man allerdings der homoflexoeUe 7edcelir iwiaolieii Fcimui der bettai und hoduten Sttade in Frankrdoli damak sehr stark atugoflbt worden sein. Das Buch sohUdert das Terlialten dieser Fnmen nadi Art eines religiösen Ordens. Unter den hemeaexoellen Kranen, die luer be- sonders ans der dsmsligen Zeit gensnnfc sind, enrilme lA die be- rAhmten Sohanspielenttnen: Clairon, Arnonld/) Banoonri Auch andere Franen, die damals eine herTorragende Stellang einnahmen, werden hier genannt: die Herzogin von ürbereket, die Miirquise von Terracent's, iic Marquibc von Töckul, und üoch einige andere. Die Schilderungen dieses Buches sind, obschon aie manche Übertreibungen enthalten dürften, charaktenstiscli für die damalige Zeit. In deutlichster Weise wird übrigens die Vermutung ausge- sprochen, wie in zahireicht ii relip:iö8en Orden, wo die Mädchen zu absoluter Keus* hlioit verpflichtet amd, der Tribadismus blühte Von den Vestalinnrii im Iiis aul die damalige Zeit sei dies stets der l'all gewesen. Daas auch in neuerer Zeit dies Torl(ommt^ JLanu icii be- stätigen.*) Ulriebs giebt eine Beibe Ten Notisen aber bistoiisobe weiblicbe Persönliehkmteni die bomosexnellen Verkebi aosgeflbt baben sollen; er bringt aber leider keine sieheien Belege dsfbr, die aUecdings woU aneb sdbwer an besobsiÜBn sind. Ulriobs*) erwibnt, dass Eatbarina Howard, GemaUin Heinriobs YIU von Bngland, an kontrlror Senalempfindnng litti oder, wie er es nennt, ümigin war. Er glanbti dass sie wegen ibres bomosexneUen^) gesebleebtlieben Yerkefars bin- geriobtet woide. CbevalierO bebanptet, dass Eatbarina IL von Basdand in den letrten Jabren geedileobfliehen Yerkebr uH Weibern
    • ) übrigens war dieArnonld aaoh durch ihre heterosexnoUta Beziehnngen
    Ukannt. Btttthmt geworden iit ihr Veilililbds snm Conte de Laaragaaii. Über dawolbe bringt dnen llngoren Aufsatz Honor6 Boabomme: La SociiU galavfr rl lütcrairr au XVITT* sn'ch\ Paris S. 75—118.
    • ) VgL Albert Moll; Untersaohiuagea über die Libido Mmati», 1. Baad.
    2. Teil Berlin 189& S. aö2 ff.
    • } Karl Heinrich Ulriehi: Prometheus. Beiträge sor Erforschung des
    NatanfliBelB des Uiainsanu vaA sw BrSrtenuiff der eittlidwn und genellenhift- lichen Interessen des ürningtums. Leipzig 1870. S. 80.
    • ) ^üjist wild erzählt, dass die FrnidTi mit einigen "Hipnern ihres Grote*
    vat^TB sexuellen Verkehr gehabt habe, und dass sie deswegen hingenchtat wurde. ■) J. Cbevalier: IMe MakuUe 4$ BarmmnaMÜ. Vhmnkm iwiaffs, Pilf^ 'Physiologie, Sociologie, Teratologie, Alietudion mentale, Plggtheiegie morbide, Änfhropologie, Mcdeeim judioiaire, Brißee <ia IV* X Zraea«aajr«»e, Ljtoih Paris 1893, & 123. Historische Tribaden. 517 gepflogen habe. loh finde in einem ftlteien Bnche^ ^^ber die Ans- schweifongen der Kaiserin Einzelheiten. Was ihre homosexuellen Be2iiehuDgeu betrillt, so wird kier besonders angegeben, Katharina sei zuletzt so sehr Mann geworden, dass sie Weiber häben musste; ihre Belustignngen mit den unzüchtigen Weibern Daschkow, Protasow und Branitska seien viel besprochen worden, und den letzten Liebhaber habe sie bloss zum Leuchten gebraucht. Besonders die Fürstin Daschkow stand offenbar auch sonst') in dem Kufe der Tribadie. Ulrichs rechnet auch di«' Fechtmeisterin Maupin zu den historischen ürniginnen, und aus neuerer Zeit wurde einer Cousine Napoleons IIL, einer Enkelin von Luoian Bonaparte, dem Bruder Kapoleons L, homosexueller Verkehr nachgesagt. Gelegentliche Erwähnung des homosexuellen Geschlechtstriebes des Weibes finden wir schon in der älteren Litteratur. Offenbar hat Bxantdme*) den homosexuellen Verkehr weiblicher Personen gans genau gekannt. Er schildert ihn z. B. im ersten Kapitel seines Bnohes: Ftes des Domes gaUmies, £r bringt hier anch eine ganze Beihe sehr intecwsanter historisch«: Baten. Jacqnes DiiTal^) hat, Mmlich wie der heraits ntierte Yenette, homoaeinalle Franen mit- unter XU den Hermaphroditen gerechnet, wie aus zahlreichen Stellen seines Bnohes hervorgeht Oenaner hat oifenhar Tisaot*) das psycho- logische Element bei dem homoeexnellen Verkehr von Frauen, das heisst, den eigentlichen homosexuellen Trieb, durchschaut L*(m a im aommt des fmmes otmer ä$s fiUes avec afUani cPempressment gue les hmmes les plus passionSSf eoncewir mSme la Jalousie la pUns vwe contre eeux qui parmsoierU emw de Vaffeäion pour dies. Auch Uber die Befriedigung solcher homosexueller Frauen spricht TIssot, indem er den Ausdruck Masturbation ditoridienne für die Befriedigung üeheiine Nachrichteo von Boesland; iosbesondere von dem fiegiomuga- Bnde Oathaiine IL imd von der Dlironbeateigaog Faid I Bb 8itt«ngwintt4e von 8t FoteiriNiig n Ende des JYUL Jahihnnderti. 9. TdL Ans dem AftozQaischen 1802 S. 117.
    • ) Ebenda S 142.
    ') Vies des Vatnea galanUs par le Seigimur cU Brantöme. Nomdte idUkn. BuHs (OanUet JHrwr/ B.1S1S. ^ Jacques Duval: IMU dtt BmnofkrodUm, Bartü» gimUdttt ^ eouchemens de« feminea ete. Ou soni expliquex la figure des laboureur ei verger du gtnre. huinain, stgnes de pucelage, dffloratinn, ronception. nt la belle industrie dorU tue Notare cn la protHotion du concept et piaiUc in ulißque. Rümprime mr rmUm migue (Boum im) BaHe 1890, 8. «8 f. ") Tissot: L'Onamsme. DiumiaHoH mt Im mahdin proimlee par la «MMiMrMbfi. Lamanm 1768, & 65£ 518 WitMoiähalUkbe Utüiifiitr. finrihut» die er anf di« Sappho imdokiflhrt Auch I. B. Aroseson*) kannte den homoeezneUen Veikebr des weibUohen OeseUeohli. An mehiarai Stellen seinee Bnehes enrttmt er ihn; er meint Um eegnr flohen bot sehr Ueinen Ifidehen beobsehtet zn haben. «Fast aoltte man die Behaaptnng für flabelhaft halten, daaa es mdehen von 7^8 Jahren giebt, in denen jener Trieb aohon ao lant spriofat» daaa de tiotB ihrer kOrperliehen Ohnmadit ihn anf dem annatorliebaten Wege m befriedigen anehen, und dach iat de leidet allsa wahr. Man findet dergldchen frühreife Dienerinnen der Unsneht In groasen Städten nur allzn häufig. Welche tranrige Folgen für die Oesondheit dem Mädchen ans diesen lesbischen Künsten entstehen, lehit die tägliche Erfahrung." Häufig sind ferner während der letzten Jahrzehnte homosexuelle Beziehunp^en der Weiber im Anschlnss an die Besprechung der Prostitution geschildert wurden. Parent Duchatelet*) hat schon vor längerer Zeit auf ilio leidenscbiiftlichen hom(»exuellen Liebes- empfindungen der Prostituierten hingewiesen. Von späteren Autoren sind noch besonder? Prosper Deapine*) und L. Reu ss*) zu nennen. Die wissensctiaftlichen Erörterungen des homosexuellen Ge- aehleehtstriebes bei Weibern haben erst in neuerer Zeit begonnen ; wir begegnen hier im allgemeinen denselben Kamen, die wir oben fanden; besonders die Arbeiten von Westphal nnd Krafft-Ebing haben dieses Gebiet gefördert loh nenne ferner von den Tielen Mitarbeitern: Chevalier, S^rienx, Kelp,*) Birnbaeher,') Goh^n,^ Zneoa-
    • ) L £. Aronsson: Die Knast, das Leben des schönen Oeeohleehts n ver-
    llngeiii, Mine SohSnlMit in eriiallen and m in ■dnen eigenttitnlkilmii Xmüc- heilen vor Missgriffen zu bewahrou. Ein Handbach fOr JUltter and arnfaehwnB löchter. Neup. Auflage. Berlin 1806. S. 45j auch S. 5.
    • ) A. J. B. Parent Dnchatelet: De la ProstütUum dam ia Viüe de
    Paris, comidirU »otu U rapport de l'Ifygime publique, de la Marale el de FAdmiitMraHon, JMeSd$ d^une Naiiee kieHorique »m lane et lee emragee de VAulenr, pot Fr, LeureL BrmelUs MDCCCXXXVI. 8. 100 f. ■) Prosper Despine: Peychologie naturdle. fyude sur Us Foj'uIWs irUeUectuelles et moraies dam kur ^!kU normal et dam leura MmUfe^tatumn anomales chex les AUinie et ehe» lee CHmituU. Ibtne III. Parte 1868. S. S23. «)L. Banst: La iVofMMMi» au pomt de vue de Ul^gikm et de f Administration en Franee et ä tttranger. Paris 1889. 8, 89. ^) Kelp. f'bpr im Geistea^nstand der Ehefran Katharine Hargarihe L— r. Konträre Sexualempiindong. Zeitschrift fUr Psychiatrie. 36. Band. S. 716 ff.
    • ) Birnbacher: Ein Fall von kootrftrer Sexnalemi^dung vor dem Straf-
    gericht. Friedreiohs BUttar flr geridhiüalie Kedkiii. Nfimbeig 1891. 4S. Jahi^ gang, 1. Haft, 8. 35. ") Tlerinann Coh*n- Dv^'r i!irif>ti«rhf Anfsätzi\ Br^rlin 1893. T. Ein Ver- brecbensprivil^ der Fianen. £än Beitrag sar Keform des deuteohen ätra^eMtcbnohs. BfllbtiiBlIk» 619 relli,0 Artlmr Mao Donald»*) P. Ponta, d^TTrao,*) Gimoppo Ponta.*) ZahMolio Antoien nnd sdboa in den frfllioiMi EapiMn genaonl Blandford*) hat anaohcuiond anoh FKUe von HomosexnaUtit l>ei wolMiolioii Pononon boobaohtat, reebnote aber einige davon m Erotomanie. Einen aufOhrllehen Artikel Uber die Homosexualität des Weibes, bei der es sich insbesondere um die Art der Befriedigung handelte, yerüffentlichte Moraglia*) Auch die belletristische Literatur hat uns iib<r die konträre Sexnalempfindung des Weibes vieles gebracht. Chevalier glaubt, dass im allgemeinen die Romanschriftäteller sich lieber homosexuelle Liebe beim Weibe als beim Manne aussuchen, weil diese doch im allgemeinen viel ekelhafter erscheine. Jedenfalls Hoden wir für jene bei den französischen modernen Naturalisten zahlreiche Beispiele. Schon früher hat Diderot in La religieuse die homosexnpHe Liebe des Weibes geschildert. Auf konträre Gesohlechtsneigiin(z:en im Riiseiiden Roland von Ariost macht Josef Müller^ aufmerksam. £r weist bin auf die Neigung der Fleur cPespine m ihrer Freundin Biada- mente, die Ton Richard ette zu tollem Übermut benützt werde. In neuerer Zeit liafe Zola unter anderm in Nana das Liebes- TerhAltuis zwischen Nana und ihrer Freundin Satin geschildert Von sonstigen beUetii8ti80be& Antoieo, die das gleiche Thema bebandehi, ist Balsao m nennen. Br eehfldert mit Torliebe gevieso Br- eobeimmgen des penezsen GesoUeebtrtiidtet. Wftbrend er in einer aemer EnÜUnngen {Um paukm dam U Diaert^ die Leidensohaft >) Angelo Zuocarelli: JtkMniime «MjfWMto deffiiHiUo mmuäe m due •) Arthur Mao Dnald: Ix- On'minel-Ti/f)€ daiis (fUfh/iws forvi/'s graves de ia criminalüi. Traäuii de l'anglais par le Dr. Henri Voutagne. S«** itfOANK L^p^isos, am— XU. ') P. Petita e A. d'Urto: Sepra un easo d'inversiotie testuak in donna epüeUiea. Ankmo dtü» ptioopoHt mnuUi. VoU J, Fmo. 3, 1 Fibbraio 1896, & 83-89.
    • ) Giaseppo Penta: Äitro easo dinversione sesmaie in donna. Ebenda:
    & 94-90.
    • )G. Fieliitlg Blandford: Imanüg nnd its Trent tnent: Lectures om
    thf Trrn^wnrt meHetd onA kgtU, of m$mm Patient», Fomik tdition, Eim~ bwgh IsUi!. S. 200.
    • ) G. B. Moraglia: Kette Forschongen auf dem Gebiete der weiblichea
    KriniiMtitlfe, Fmtitalioo und Psychopathie. Zattfohrill ftr KiimlmlantfaTopologie. 1. Baad. Bnlin 1887. 8. S48. "*) Jo»ef Müller: Die KenBr.hhrit^Mnf^n in üurer gMohichtlidieii Snfr* Wickelung und praktisohen Bedeutung. Maina 1887. 8. 64. 520 Gmi|0 Süll eines Masneg fUr einen Panther zur Dantellong bringt aehildeit er die homosexuelle Liebe des Weibes in £a FäU «ma» fftm «Tor.^) Dwaelbe Thema findet sieh in MadtmoMh CHnmd nm femm im Beloi Auefa der Bemeii Lea IkmhSexes Ton Jane de U Yaudire wiie nt eiwlhnen. Die hier beeohziebenen Weiber haben sieh, mn den Polgen des Koitus in entgehen» hastrieren lassen. Zwar eni» mokelt sieh gende naohher bd der Hanptpezson eme heterosenielle Neigong, jedodh weiden aneh homoseEodle Lsidensohaften gesdhildect Strindberg*) beoehieibt ans gleiehfidlt homoseineUe Leidenschaften eines Weibes. Und bei Gabriele Reuter*) findet sidi in dem Bneh nAns guter Kunflie ebenfidb homoBenelles Empfinden be- sdlmeben. Bei dieser Gelegenheit erwähne ich aoeh die bekannte homo- seiuelle Erzählung Oamiani ou detix nuits (Texd's; jxir Alcide, haron de M*** *) In dieser Erzählnng werden woste liomosexueile Orgien vou zwei Weibern geschildert, die schliesslich anch zn Unzncht mit einem Esel und sadistischen Akten kommen. Mit Sicherheit ist nicht festgestellt, wer der Autor ist; doch nimmt man allgemein an, dass es Alfred de Mnsset gewesen ist, und glaubt, dass die Arbeit ein Kiicbeatück dieses Schriftstellers gegen die George Sand war, mit der er früher befreundet war, die sich aber später von ihm zurückzog. Cbrigens wird Ton anderer Seite in neuerer Zeit wieder behauptet, dass Musset auch nach der Trennung die Sand bis lu sttnem Tode ge- liebt habe, was allerdings mit der Annahme, er sei der Autor der genannten Sohtift» nieht gerade absolvt in Widenpmoh stinde. D«is die Sand Mhlreirfw» nSmüiohe EignsohaAeD hatte, ist beloBiiit 8i« li«bte es behaimiilieh, in lAüuier1d«daiig tn gelMn imd soll amh
    • ) Diese Erz&hlang gehört za HisUnrt des Treixct wovon de den dritten
    Teübitdwt
    • ) AllSQBt Strindberg: Die Beichte eines numa. BomUL Beiiial888L
    & S56 flf., '2m f., B16— 818, 321, 333 -336, 343 ff.
    • ) Gabriele Renter: Aus guter Familie. LaldensfMohidite einet jOBgea
    Mädchens, ö. Auflege. Berlin 1897. S. 41 ff.
    • ) IBi axlitiirai nUieieh« AoigalMB. Die ento enohieD 18B8 in EMtaiel;
    doch soU TQO diner kein Exempkr mehr Mifknfliiden Min. Ausser Tersehiedaaea freszosi sehen Ausgaben bestehen noch mehrere englische f bersetzangen. Von deutschen Übertragungen ist mir nnr eine bekannt. Über die verschiedenen Ausgaben und über die Vermutung betreffend die Autoisobaft vergleiche : Biblio- graphie dei tmmsu rdoHft d tamom, tmx femm» et tm mmiage de, par IL le a «f/.*^ 4^9 SdiUm por J. Lemonn^eK fbme dmrikitg. LÜk 1897. 8. 886 ff
    • ) Paul Mari ton: Une kistoin damom, George Sand et Ä. de MmneL
    6» £dition. Paris 1897, 8, 259. 521 nach einigen^) eine üefe Bassatbnme gehabt haben. Mit 15 Jahren toll sie ,treffliidi sa sohiessen, fechten, reiten und tansen gewnsst haben" and soll «eine liebenswürdige, mutwillige Amazone* gewesen s«hi. Katscher^) bestreitet dies allerdings und sucht aooh für die Heignng xu m&nnlicher Kleidung eine andere Erklärung zu geben. Ebenso wenig erwähnt er etwas von einer tiefen Bassstimme der Dichterin. Bemerkt sei ausdrück- lich, dass sich mitunter konträre Sexualempfindung ohne Homosexualität y.eigt., indem das Weib dann geschlechtliche Neigung zu Milnnern, sonst aber diese oder jene milnnlichp Kigenstshaft hat, sodass man letztere bei der Sand vielleiobt ohne Homosexuadität annehmen darf. Bevor ich nun weiter gehe, mdohte ich dnen Fall von Homo* Mnuditit dw Weibes eohildeni* 80. Fall. Fnm Z., 32 Jahre elt, wer mit «nem Tapesier Terheiratei Die Ehe wnrde leditekräftig gerohieden, weil Frau X. sidi mehr Ar Uidohen intereaäerte nnd lieh dedialb mit ihnm Mmme moht Tertragett keimte. Als Seheadimgsgnmd iat gegenseitige Abne|giui|f aag^eben. Fkan X. fügt hmsn, dass sie fiberhanpt niekt an ihvem Maime gepasst habe. Fran Z. staaamt ans Berlin. Ihre EUeni sittd beide tot Der Vater war salbstBndIger Haadwedcer. Über schwere KrankhAten in der Familie weiss die X. nur wenig zu berichten. Ihre Matter litt viel an Krlmpfen; sie fiel häufig zu Boden und tobte dabei, wobei sie auch öfters das Be- wnsstaein verlor. Die Brüder der X. sollen nie an Krämpfen oder anderen Nervenkrankheiten gelitten haben; auch sie selbst hat angeblich nie Krämpfe gehabt, doch leidet sie seit langer Zeit zuweilen an OlmnuMdits- anfällen, die mit Blutandrang nach dem Kopfe und Schwarzwerden vor den Augen beginnen. Beim Umfallen hat sie hiorhei hriufig Haus- und Küchengerät ?:erschlagen, sie verletzte sich bei einem „Ohnmachtsanfalle", der gerade eintrat, als sie im Begriffe stand, ein Glas an der Wasser- leitung mit Waaser zu fiillen, ^iemlinh schwer den Kopf am Hahn der Leitung. Aus den weitereu Angaben geht mit ziemlicher Sicherheit her> vor, dass die X., ebenso wie die Mutter, epileptisch ist Stuhlgang, Appetit u. s. w. sind normal. Die X. iiut als Mädchen eine höhere Töchterschule besucht und — wie sie angiebt — ziemlich gut gelernt ; sie ist gern ixuc Schule gegangen und war im Unterrichte au%ewecki.
    • ) Ceeare Lembroao: IBnlaitang und Genie. Nene Stadien. Geaamiielt
    ind deutsch henungegeben von Hans Knrella T.eipzig 1894. S. 77.
    • ) Leopold Eatsoher: Charakterbilder aus dem 19. Jahrhundert Berlin
    lbö4. S. 8, 18 u s. w. 622 BttspieL T>ie Menstruation trat ein, als sie noch nicht 14 Jahre alt war. Die X. hat in der Jugend am litibsteo mit Knaben gespielt, sodass ibr Vater sie immer unter Knaben suchen musste. Beim Katscherapielen glaubt sie immer Kutscher gewesen zu sein ; besonders gern hat sie auch mit dem Schaukelpferd ihrer Brüder gespielt. Ubgleich sie sich gern an den Streichen der Knaben beteiligte, behauptet sie, auch viel und sehr gern mit Puppen gespielt zu haben. Aus ihrer Kindheit teilt die X. noch mit, dass sie oft anderen Schul- mftdohen an den Gesohlechtsteilen gespielt habe. Auch ihre eigenen Ge- schkcbtiteüe hat de Toa andenB MaddiBn berflhren lusea. Dagegen hst sie 8idi mit Knaben nie in dieser Weise besehnftigt. Auf die Rage, wie sie sn den eben erwähnten Handhingen gekommen SM, msdit sie folgende IGtteilnDgen: „Wir haben oft nut Pappen geqddti nnd haben ihnen sehr sehOne Windie angesogen; wir qpieiten dann so, dass die Pnppe die Mntter nnd icli der Yater war.** IHe X war also gewisBormassen mit ihrer Pnppe Terheiratet; sie besass nnr weibliche Poppen. An diesen Spielen beteiligte neh noch ein anderes Undohen, das mit dner anderen Piq»pe Teriienraitet war. Biete S|dsle, die sieh sehr häufig wiederholten, begannen, als die X. 7 Jahre slt war. Dass in der Ehe ein Geschlechtsverkehr stattfindet, wusste sie damals noidl nicht. Dies hat sie erst im Alter Ton 10 Jahren, als ein MAdchen aus der Kachbazsohoft schwanger wurde, ans Gesprächen erwaefasener Kaoh- barimien entnommen. Die Spiele mit ihrer Freundin begannen, wie wir sahen, damit, dass beide Mädchen sich mit ihren Ptippen verheiratet dachten. Spfitpr wnrdp das Spiel dabin abgeUndert, dass beide Msdchen sich mit einan u r verheiratf ( lynchten. Hier blieb es nicht bei harmlosen Spielen, wie Kochen, "Racker, etc , sordem das andere ^-liifkhen berührte die X. bald an den Geschle -Iiisteilen, was dioi-er sehr getieL Die Be- rührungen fanden nur mit den Fmgern statt; nunquam Ungua laml>ehant. Auf Befragen erklärt die X., dass sie damals nur mit dem einen Mädchen ein festes Verhältnis gehabt habe. Mit anderen MSdchen hat sie auch später, so lauge sie noch ein Kind war, derartige Handlungen sein selteu vorgenommen. Bei eigener Onanie — im Alter yon etwa 10 Jahren — dachte rie stets an die 39^ingennampiilati(men ihrer Freondin. Jene Haad> lungen Huden Tom 7. bis sum 10. Lebenq|ahr» der Z. sehr oft» wie sie angiebtt Hut tiglidi statt Sie endeten mit dem Fortzuge der BHem des anderen Mlddieas. Von diesem Zeiip«mkte an befriedigt» sidi die Z. selbst» wobei sie jedoeh nieht dasselbe Yeignllgen wie bei dem Spielen mit ihrer Frenndin empfand. Die Eltem der Z. bestimmten de später sor Sehneidsnu. Diese BesdiftftignQg hitte ibr aneh, wie ne meint» zuges^. Schon früh leinte die X. euL Ukdohen kemien, das im Hanse ihrer Elteni wohnte. Spiber lente rie aneh den Mann kemien, mit dem jenes BaiBpid. 528 IfMchcB gcMbleebilkih Terkdirie. Doeh ▼«rkahrfta die X. mt IMtm nicht fltxafiU. Bald doratif maohto die Z. die BAkaimtsoliAft mit dem am «in Yerhftltais eingiiig; Sie war zn jener Zeit IS^/^ Jahr alt, war gut entwickelt und hatte, wi« «rwähnt, damals Bohon längere Zeit die Menstmation gehabt. Diesen Mann hat sie sehr gern gehabt. Ifit einem Manne, den sie spttter kennen lernte, reiste sie nach D., U. und anderen St&dten. Der gescUechtUche Yerkebr mit diesem letsteren Hanne gewährte ihr Befriedigong. Nach Berlin zurückgekehrt, lernte die X. ein Mädchen kennen, von dem sie mit nach seiner Wohnung genommen wtirde, nachdem beide ziemlich viel Bier getmnlren hatten, und von dem sie dort entkleidet wurde. Nachdem die X mehrfach vergeblich sich gestriiubt hatte, liess sie sich von d^m betretleiiden Mädchen genitidia lingna lambere. Nach laDt,'em Zureden der anderen lührte dio X. denselbeu Akt bei ihr aus, was der X. auch Befiriedigunj^ gewahrte. Bei beiden Akten war die X. sehr aufgeregt, doch vermag sie nicht anzugeben, welche Art der Be- friedigung, ob die aktive oder passive Rolle, ihr damals die meiste Wol- lust bereitete. Heute ist sie lieber aktiv, doch erfolgt auch Orgasmus, wenn sie passiv ist. Im ersteren Falle ruft die Aufregung der andern bei ihr das befriedigende WoDustgefÜhl hervor, mitunter ohne dass ihre eigenen GeteUeehMeile beriUnri wfirden; mweilen, aber nicht immer, ^MM» oHerNts est mier femora lambenHs X Diese Art der Befriedigung, wobei Bie aktiv iit, iat ibr lieber, als wenn tie pasdT iai Jetai bat die X kein bestimmtes Yediltltnis. Früber hat sie 7 Jabre lang mit einer Frenndin sasammengeleb^ von der sie sehr geliebt wurde; Die Befriedigung ftnd in der Weise statt» dass die X ibre Frenndin Imgua kmMai, Sie selbst dnldete niehti dass die andere die akÜTe Bolle spielte. Jene Freundin erwarb genfigenden Lebensunterhalt für beide Teile. Ans dem Yerdienste wnzde Eleidnng, Miete, Kost n. s. w«  bestritten, wobei die X die Wirtsöbaft fabtteti Das Znsammenleben wurde dadurch au^elOst, dass das andere Weib mck ein anderes Ver- hältnis anschaffte. Seit dreiviertel Jahren verkehrt die X. mit keiner bestimmten Person. Sie übt seit dieser Zeit den Geschlechtsverkehr nur mit solchen Weibern aus, die sie gelegentlich kennen lernt Sie behauptet, es werde ihr nicht sdiwer, derartige Bekanntschaften in Lokalen su machen; auf dar Strasse macht sie solche Bekanntschaften nicht Die X schwimmt nicht, dagegen hat sie viel geturnt. Sie raucht sehr viel Zigarren und trinkt auch viel Bier, jedoch nicht täglich. Sie geht am liebsten in MJlnnerkleidung und und hat auch einen eigenen Männeranzug. Schon uu Alter von 12 oder \li Jahren hat sie wieder- holt in Abwesriilieit ihrer Brüder deren Kleidungsstücke angezogen und ist mit denselben in der Wohnung und der Werkstatt des Vaters umher- 524 g^gangMi. Anf die Frage, weshalb sie dtB gethao, antwortete sie, ne wollte sehen, wie ilir die Anzüge stehen. Syphilitisch ist di(; X. nicht gewesen. Sie ist mnskelkrftftig, bat sich aber nie an Schliigereim beteiligt; anf Landpartien mit ihresgleichen spielt sie gern K^el oder Billard. Seit «ng^ft-hr Yi&r Jahren trSgt sie kurzes Haar. Bie X. macht einen etwas m&nnlichen, dabei aber keiueswe^ an* sjmpathischen Eindruck. Die Untersuchung des Kehlkopfes erfolgte durch Herrn Dr. Theodor S. Flatau, der folgenden Befand erhob: Schildknorpel verhältnismässig breit, deatliche Andeutung eines Vorsprunges am vordeitiii Winkel. Auch bei der lar3mgoskopischen üutersuchung zeigt sich der Kehlkopfeingang raflUQend gross; lange Stimmbänder; ziemlich kr&ftige, grobgestalteli EpigloCÜB. Die Frage, in. welchen Kreisen man die kontrar sexuell ver- anlagten Weiber am meisten findet, ist schwer sa beantworten, weil Uber die Franen noch viel weniger in die Öffentlichkat dringt» als Uber die Männer. Ich habe es Tenacht, dieser Frage, soweit es möglich war, hier in Berlin naohnspOrei. Ich verdaiike meiaeAiia- kflnfte som Teil weibliehen Penoneii, die lelbit kontiflr aexoell ver- anlagt aind und mir in beteiiwiUiger Weise Ifittaflongeii machten, feiner Ist es mir weh gelnngen, mit Peisonen mich m miteiiiiltett, die in den Kreisen homosexneller Weiber wohl bekannt smd nnd mhr einiges Material hierflber liefem konnten.^ Solche Xiebesverldatnisse ton Weibern nnter einander linden sich nun in sehr Tielen KreiBen; s. B. nnter Sohanspieleiinnen, Kellneiinnen, femer mehrüMh bei Töchtern ans der sogenannten besseren Gesell- schaft, wo offmbar mitunter der weite BegriiT der Freondschaft den sexuellen Hintergmnd terdeckt Baas anoh bei Torheirateten Frauen köntrSie Sexnalempfindnng vorkommt und nnter ümstSnden der perverse Trieb befriedigt wird, kann ich als sicher behaupten. Ein nicht geringes Kontingent scheinen femer Ordensschwestern zu stellen, die den Männern gegenaber allerdings sehr keusch üind.^) ^ Gana besonders reichhaltige imknnft erhielt ich durch eine Dame, die wpo'f'n kontrSrer Pexnalempfindnng nach mehrjähriger Ehe si(;h von ihrem Manne scheiden lassen ruußste und dann mit einer andern weiblichen Person, ihrem „Verbal tnia" zujBammenlebte. ich habe gerade auf dem Gebiete der Homosexualität der Weiber viele Naehlbndiangen gemeiiiHun mit meiiieii fteviKleB Vtokuoi Max DesBoir und Dr. Theodor S. Flftteti angestellt. -) Vgl. hierzu den erwähnten Roman von Diderot: Im lieligieuse. Paris. An eijiquihne de la Ri publique ; z. B. S. 240, 2f)i, Ü'iH ff., wo die Lpif^enschaft einer Oberin für eine Ordenwchweater beaohriebea wird. Karl fluäuulLraaa Froidtuarte. 525 Audi unter Sohriftstelleiimieii Bind mir mehrere Nie ?on Homo- eemalittt bekannt; desgleiehen aus der Geborte- wid Geldaristoktitie. Über engliedhe Yerhiltnieae bnubte in netterer Zeil ein Baeh, das zwar obscön ist, aber anscheinend auf gnten Infoimationen bembtr einige Einzelheiten. Die englischen Bühnendamen haben danach überhaupt kaum eine Neigung für drn Mann, dies auch über- trieben sein, so geht doch aus den Mitteiluügeu hervor, dass au den englischen Bühnen die Homosexnalitfit der Frauen ziemlich älark ver- breitet ist. Es kämen auch häufig wirkliche Verheiratungen zwischen den Frauen vor, die sich möglichst der Wirklichkeit anpassen, wobei auch die eine den Namen der anderen annehme. Unter den einqfeschriebenen Prostituierten Rerlins befinden sich zweifellos ausserordentlich viele, die der Weiberliebe huldigen. Von gut unterrichteter Seite wird mir erklärt, dass etwa 25 "/o von den pxoetitiiierten Weibern Berlins ein Verhältnis mit andern Weibern haben. Wenn dies der Fall ist, wobei die beiden oft in einer Woh- nung zusammen leben, so pflegt doch oft nur die eine der Prostitation naoluugehen ; die andere lebt unter dem Scheine eines Dienstmädchene oder einer Mieterin bei ihrer Geliebten. Wir werden später sehen, daae bei den VerhAltniaaen ?on Weibem unter etnandw die akttve nnd paaeive BoUe mitnnter adiaif getrennt iat, der aktiTe Teil wiid gewöhnlich ab ||Vater^ der pasaive ala „Hnttei*' beieiidmei „Bbenao wie in nonnaler Bhe wohl dem Manne ein Abaohwei^ dann nnd wann Teratattet iat^ dagegen die UnberOhrtheit der Fraa bewahrt werden aoU, ebenso darf aooh in der homeeexneUen ,Ehe* der Waber nur der Yater, d. h. der aktive Teil mit Mftanem verkehien.** Dieaea wird mir von einigen Seiten erilhlt Boeh wird mir Yon anderer dnieb- ana glaabwOrdiger Seite heriohtet, daaa diea nicht der Fall aei, daaa mitunter s. IL der durah kdipeiliche Vonflge ausgezeichnete Teil, gleiohfiel ob im homeaezuellen Verkehr aktir oder passiv, zni Pro- stitution bestinunt werde. Ob sich unter den nicht eingeschriebenen, aber für Geld käuf- lichen Mädchen em amiähernd ebenäu grosser Pro^enLäatz von Homo- (Didttiota LBbaii imd Werin, 9. Bsnd, L«ipslg 1806^ 8. 186) ngt ttber dioMS Baob: yDicyenigen, welche dies Bach geleseo haben, wie z. B. der Historiker Schlosser, gestehen ihm anch nnbodingt m. dass es als eine frctreue Schilderung des Innern der MonneuklOster einen Idaatuschen Wert ansprechen dttrfe. Die Methoden, N«uieii st ftmieNii, die Terirrungeu d« Fhaatwie, welch« der luterdrüokte aeaoUeolitebmb henratnift» «Ilae dies ist tod Diderot nit luuiMludiinliolier Wahrheit lud mit einer erstaunlichen bis in dM geheiiiMte Detail dringendea aaohUdiea g^üniaii« geiohildert wofdetL" 526 Fiwlitiiiflito. MKinUen findet, konnte Ton m^aea GewAbidaatm tuebt ntt fltimmfhflit behauptet weite; dagegen nnterfiegt ei, wie erwfihnt ist, keinem Zweifel, daee auob unter anständigen Kftdehen nnd Frauen pervers Teianlagte Weiber ezietieien. In Paris sind naob Coff ignons^) Mitteilungen besonders unter den Prostituierten und den Damen der beben Gesellsebaft viele mit Oesoblechtstrieb zom Weibe Torhandea. Auch nach Keuss"-) kommt die Tribiulie sehr häufig in Bordellen vor. Wahrscheinlich damit dio Sittlichkeit und Keuschheit in den Pariser Bordellen nicht leide, ist es aber den Inhaberinnen derselben von dor Be- hörde ätxeng verboten, zwei Weiber in einem Bett sosammen t»ohiafen lu lassen. Dass einselne weibliobe Personen, die aus besseren Kreisen stemmen, dureb ibre bomoeexuellen Neigungen der Eunilie entfremdet werden und dadureb auob in sonaler Beiiebung stark berunterkommen können, ist sieber; mir sind einselne FUle bekannt, wo derartige Weiber scMiesslieh, um ungestört mit einer von ibnen geliebten Per- son zusammenleben su können, die Fsmilie verliessen. Bass db Weiber, dureb die solobe „Töebter ans guten Ftoiilien gereist werden, aueb niobt immer den bOebsten OesellsebaftsUassen sngebören, ist selbstverständlich) and dadarch ist es wobl aueb erkl&rbar, dass in gesellschaftlicher Beziehung mitunter die Homosexualität des Weibes zu einem raöcheu Sinken führt. Doch soll dieses nicht etwa ver- allgemeinert werden, da emzelne weibliebende Weiber, ohne dasa jemand in der Familie etwas merkt, ihren Trieb befriedigen und mit- imtei in gleich stehenden Kreisen die geliebte Person hnden. Die Weiber, die in dieser Weise bomosexueU versnlagt sind, werden in ihren Kreisen gewöhnlich als „schwul** bezeiehnet, ein Ausdruck, der übrigens mitunter auch auf die Urninge angewendet Wird. Wenn zwei Weiber mit einander zusammenleben und ein fe.stes Verhältnis haben, so spricht man auch von einer schwulen Ehe oder einem schwulen Verhältnis. In einigen Fällen hört man wohl Öfters hierfür den Ausdruck Freundschaftsverhältnis. In Wien sollen, wie
    • ) A. Coffignon: Paris vivant, La CorrupUon ä Farüt (Le Üemt-MoncU
    — Le9 SanteHmm — La FaUe» dn Mmm ~ Bratmim 4» Fmumt ^ FOttt gahntea — Soim^LaPtan — La OkaiUagej «te. afe.)* Paris. S. 305.
    • ) L. Re U88 : La Prostitution an point de vu» dt Pkffgüm tt de t^aämmutrO'
    tion m Franc« et ä SEtranger. Paris 1860, Tsmiaalogi«. 527 da FhtUnt Krafft- Ebings angiebt, kontrilc wxneU empfindende Wfliber aioh imknuuuMler mit dem Namen Onkal beaeiebneii. Weiber» die bomooexiiell empfinden, weiden aneh Tribaden ge- nannt» obwoU einige diesen Ansdrnek nnr für solohe Weiber anwenden, die rieh in einer bestimmten Weise befriedigen, nftmlioh dnieb Immiamo dUoridis des einen Weibes in die Vtigina des andern. Dass bier die Tcrminologiü überhaupt sehr schwciiikend ist und oft in derselben btadt dasselbe Wort in verschiedunüin Siuoe gebraucht wird, ist silbst- Terstftndlioh. Alfred Delvau^) nennt die Thbade gan:^ allgemein eine Frau, die mit einer anderen Fran geschlechtlich verktilirt. Er bringt aüch mehrere Belegstellen.') Den h omosexuellen Verkehr von Weibern nennt man auch Tribadismus. Von der Iiisyl Lesboa hat man anch den Ausdruck Lesbische Liebe für diese Art der Neigung an^^ewendet; doch wird nach andern diese nur auf solche Fälle bezogen, wo die Befriedigung lambendo (jetiikdm geschieht. Mulier lambens wird anch als Cunnüinga bezeichnet, der ganze Akt als Oumnüingus, ebensowie dieser Name aoob f&r den zweigesohlecht- lichen Verkehr gewiUt wild, wenn die Befdedigong in gleiebec Weise geschieht Physiognomie nnd sonstiges Aussehen der homosexuellen Weiber sind in vielen Fallen dorobaus normal; insbesondere soiieint es mir nadi mnnen Beobaebtongen keineswegs, ah ob Weiber, die etwas stirkeren Haarwuchs anf dem Oedeht haben, besonders sur kontKiien Sexualempfindnng disponiert sind. Die GeseUeohtsteile stdoher Weiber smd glejchlMls notmal; Teieinaelt findet rieb die An- gabe, dass die Genitalien relativ klein seien. In eimeltten Eillen allerdings seigt das heterosexuelle Weib einen aosgesproohenen männ- lichen lypns, der sich in der gansen Erscbeuiung, in den Gesiofats- zflgen, dem Knochenbau, der Behaarung^ kandgiebi Kr äfft- Ebing*) beieichnet ^^enigen homosexuellen Weiber, bei denen idcht nur der GeaoUechtifadeb und andere psjchisehe Eigenschaften denen des nor- ') Alfred Delvaa: Dictümnaire irotiqut moderne, par Professeur de kmgm werte. NoueeUe idfHo», rmme, corrigce, eamidinMmmU augmentie par tauleur et enri^ü de nombmi»»i oUaUon». Bäh tS9L 6. 380. Lcs frtbadcs s'wlonmnt ä d'auires femmes aimi que lea hommea vtemee. (Brantöme.) Die Comtcssc de N meint: Iribadie; amour d'unr femme pow um autre^ tree rSpanäu daiuf ica pmatonnaitf de jmnes ßliea et dane lee caments defemmee, ^ B. T. Krafft-Sbing: PityehoptUhia aexucUie. Mit besondaiw Becflok- BichtirruniT der kontrSrcQ SexoaiempfiiuUuig. Eine UinisclioibiienaiMhe Stadlo. M. Auflage. iStattgan IdM. S. 888. 528 malen Mannes eatapreehen, eondem aooh in SkelettbUdnng^ Gesiclita- ^jpofl, Stimme, ttbediaiipt In antfaropologMier Hiunobft das Wdb Mk dem Manne nihert, als Gynandrier» die Aifektion selbst als Oynandrie. Besondere Anfinerksamkeit habe ieh In neneier Zeit dem Bau des EeUkopfes bei hemosexaellen Weibern sagewendet, da dieses Organ bekanntlieh in nahem Zosammenhange mit dem Sexualleben stehen soll. Die Kehlkopfbntersnohmigen machte in allen Fällen Herr Dr. Theodor S. Fiat au. 6 Fälle hat dieser gemeinsam mit Herrn Profi .ssor Max Dcasuir untersucht, während er mit mir noch zahlreiche ;inderc iullk untersuchte. Dr. Flatau }i;it eine genaue Untersuchung des Kehkopfes gemacht, nachdem wir gemeinsam Anamnese und den sonstigen Status, soweit es notwendig war, auf- genommen hatten. Ich denke die Resultate später noch zusammen- fassend genauer zu veröffentlichen; hier bemerke ich nur, dass sich nach Herrn Dr. Theodor S. Fiataus Äiisicht bei einigen homo- sexuellen Weibern zweifellos Andeutungen eines männ- lichen Kehlkopfes fanden, ja dass bei einigen sogar der Kehlkopf entschieden m&nnliohe Formen darbot Besonders war dieses letztere bei einigen Personen der Fall, deren homosexnelie Keigongen bis in die Kindheit verfolgt werden konnten, nnd bei denen man mit grösster Wahrscheinlichkeit eine eingeborene sexuelle Per- Teision anznnehmen das Beeht hatte. loh enrfthne nooli, dass Herr Dr. Flatau ebenso wie ich weit entfernt ist, ans den bisherigen Besnltaten weit gehende Sohlllsse sn sieben oder diese aueh nur sn Terallgemeinern. lob gebe nnr das TbatstoUiebe an. Die Entwiokelung der heterosszaellen Weiber ist Torsohieden. Viele sind sidi lange Zeit aber ihren Znstand gar nidit klar. Die eine eddirte mir, dass ae jetst manehes begieiflBn kOnne, was sie in der Jngend gethan bal^ dass Dur dies aber fiiflher gans nnUar war. ffie war ftoher lange Zeit Bniehoiin in onem Hanse, und sie erinnert sieh, dass sie als 16jaliriges MIdehen, wenn die HnmdisA ans» gegangen war, tich sehr gern die Mionerkleider eines der Sohne anzog und sich sehr wohl und behaglich darin fühlte. Sie würde auch heute noch in Mftnnerkleidern gehen, wenn es ihr gestattet wäre. Zu Hause wird es ihr von der „Mutter (d. h. ihrem sexuellen Ver- hältnis) untersagt, die überhaopt» trotz ihrer zärtliohen Zoneigong za der Geliebten, alles Anstössige in ihrem Hause zu entfernen sucht Eine andere weibliche Person mit konträrer Sexnalenipfindung war sich ebenfalls lange Zeit gar nicht bewosst, dass sie so ver- AiranAMbaft und HDiiuMiiuUtfi 529 anlagt sei Als äe 18 Jalue alt war und noh Öfter mit Alten- genosainnen nnteildelt» hlifte sie mit Vennmderong, wie diese stets es als so sehOn solülderten, mit einem Bean ein VeiliUtnis m haben, m einem httbseben Manne gekOsst sa werden nnd mit ilmi siisanimen so sein. Sie erwiderte darauf immer, dass sie gar nieht wisse, was man dabei linden könne, es sei doch viel hflbsoher, mit einer sohflnen Fran snsammen za sein, als mit einem sehOnen Hanne. In gans naiver Weise ging sie^ ohne sich der Perversion bewosst sa sein, durch das Leben, 1»s ihr in dem Alter von etwa 20 Jahren Uber ihre eigentOmliehe Yeranlagimg ein lieht anljpng. Es geschah dies dnroh eine Frenndin, deren ffimmer sie betreten hatte, nnd die ihr Aber manches Aaslranft gab. Schon vor dem Eintritt der Menstruation oder der Geschlechts- reife treten bei weiblichen Personun zuweilen perverse Triebe auf. Es kommt zu anschcmenden Freundschüftöverhältiiissen zwischen MftdcheD, wobei indessen mitunter ein sexueller Hintergrund vermutet werden kann. Doch kann ebenso wie bei M&nnem auch bei Weibern später jede Homosexuälitüt bchwmdeu. Es sei hier die Beobachtung von Karl Juli n s Weber ^) erwähnt, dass überhaupt kleine Mädchen mehr als Knaben zu Freundschaftsbün inissen geneigt seien, die bis zum Zusammen.S( hlafen führen. "Derselbe Autor weist darauf hin, wie schnell oft ein Bräutigam diesen Freundschaftsbund vernichtet. Ich stimme dieser letzteren Ansicht entschieden bei, möchte aber gerade dann einen Hinweis auf die sexuelle Grundlage manohes voraus- gegangenen Freundschaftsbundes sehen. Es ist oft genug die Be- hauptung aufgestellt worden, dass das weibliche Geschlecht überhaupt moht zur Freundschaft geschaffen sei „Junge Mftdohen, so lange sie von der Liebe veisohont bleiben nnd Utete Frauen, welehe veniehtet haben, mOgon eiiur wirkliohen Freondsdhaft wohl flhig sein,^' meint Sehott*). Ss wird bei solchen Anssprflohen allerdings gewOhnlioh auf andere Gründe hhigewiesen, die die Franen an der wahren Frennd- sdiaft verhinderten. Ohne in eine ErSrterong hieraber emtreten an wollen, halte ich es ftr wahrsoheinlioh, dass in ehiigen FiUen die angebUohe Frenndschaft thatsftohlioh ein dentlich sexnelles QeprSge >)Karl Juiiuä Webers BämÜiche Werke, 17. Band, Stuttgart 1838. Dtnoolitot oder hinteiltaiaM Ffepiecs «iaes IsdMnden PUkwophen, mft Über- aetmiig der &m fremden SpradiMi angesogoMik Btdkn venuiirt 9; fiand. Stuttgart 1838. S. 261.
    • ) Siegmand Schott: Aoiiohteo vom Leben. EinVersacb. Brealim 1670.
    S. 159. HoU, Boalr. Somtofffloduk«. 34 530 Tffiilfl'liftBfHtiMiftnftlf hat. Der Umstand, dass nutnches Mädchen, sobald es einen Mann liebt, eine „Freundin yemachlästtgt, spriidit dafür, dass bei der nFEeundschaft" geschlechtliche Begangen stattfanden, die aber dnrclk- ans nicht als sinnliche Triebe dem Mädchen bewusst zn sein brauchen. Besonders in manchen Pensionaten, Eldstem und dezgleudien spielen solche homoseiaeUe LiebesblUidnisse Ton Mädohen eine grosse BoUa^ Dass dies sohon in frohsm Zeiten ebenfiills beobaehtet irarda, dafOr findet man in der Litteratar maneben Anhalteponkt Ana 15b September 1695 sobreibt die Hersogin ?on Orleans*) ans St Glend: . . Die kiahne von 8L CÜrv*) ist ärger alsz in dem bnoh steht nndt anefa jNwsirlicher. Die jnnge jnngfem dort wurden ia emander Yorliebt» nnd man ertapt sie^ dass sie wQstereyen mit em- ander thatea. MuL de MtMmm solle htetilidi dartlber geweint haben nndt alle nUguim exposnrm haben lassen, nmb den teOlfel der onsodit in Tortreiben . . Man glaube nicht, dass sich die homosexuellen Weiber durcii schlechte Charaktereigenschaften auszeicLueui es giebt unter ihnen solche, die jede Lüge und andere Schlechtigkeiten durchaos verabscheuen. Als Kinder spielen viele Tribaden gern Knabenspiele ; sie ziehen sich von den Puppenspielen anderer Mädchen zurück. Diejenigen unter den Tribaden, die die Vater-, d. h. die aktive Bolle über- nehmen, gehen mit Vorliebe auch in M&nnork leidern, doch findet nach dieser liichtung hin nicht eine absolute Regel statt. So ist mir auch von mehreren Tribaden, die die passive Bolle haben, be- luumt, dass sie sich dann und wann gern in Mannerkleider werfen. Eine kleine Beschreibung von Lieblingskleidungsstüoken der Lesbierin bringt ein finnsdsischer Antor^); Quant ä Marimme, dU,
    • ) Ans allerneoester Zeit kann ich noch einen Fall tufOhwn, der in Amerü^a
    spielte. Li einem der «ntoii Colleges, «o mir jange MMehea enogen wtrd«, war et n elnar wahren Epidemie von Iiomoaexaeltom Yerkehr der Mädchen g«> kommen; es "vmrde Ounnilinf/tis u. 8. w. ati8gpi\>iv Ang-eMlch soll nach einiger Zeit die Sache wieder aufgehört haben. Mir wurde der ifall wfthzend meiner £ei8e durch Amenka von zuverlässiger Seite berichtet.
    • ) Ans den Biiefta der Sersogin EUnbeOi Ghaiiotte von Orleaiie la die
    Knrfürstin Sophie von Hannover. Ein Beitrag rar Knltargaiddehte des 17. und 18. Jahrhunderts. 1. Band. Hannover 1891. S. 222. ') St. Giro (heute 8t Cyr) heuern eine Abtei, in der von der MaintenoB eine Erziehungsanstalt fUr SOO Töchter armer Edelleute gestiftet worden war. «) iMekme^ Diaiogue* dä» Oaurtkam», FaH» 1892. Düdogue K S. 66 1 531 Ufniowtrs sm moking, gns U jowt, noir U sotr, fmtre mou mm mut pkm» .... dkemsM «rAornnw äplia^ ärwt, ermtUe an^Umt . . . . ei ä 1a hoiUomnire um tmfft iTovtKsfo Uanes . . . ^ «01» Mtwf Sf»*eSe IM m«^ jomais de jn/pom; mai» äag^kmeiU une euktte m peau sous sa robe^ MlDidiolie Eigensobaften apielfln flberhanpt bei den Tribaden eine grosse Bolle. Wilnend gewöhnlich Damen nicht lanehen, hdcliatena einige Zigaretten, sehen wir, dasa Tkibaden oft anaser- oidentlich stark, ja sogar Zigarren lanehen. Ton einer homoeenellen Frau hörte ich/ dass sie bereits mit dem fOnften (?) Jahre anfing, Zigarren zu rauchen, die sie auch heote noch den Zigaretten vorzieht Mancbr Tribaden würden viel lieber irgend einer männlichen Beschiif tiguüg nachgehen; so giebt eine ratieutm von Westpiial') an, dass sie stets grosse Vorliebe für Maschinenbauerei gehabt habe. Ebenso wie wir bei Urningen fanden , dass sie • in manchen Be- ziehungen das Weibliche angenommen haben, z, B. Neigung und Ge- schicklichkeit fiir Handarbeiten, linden wir umgekehrt, dass kontrftr sexuell empliudende Weiber in weiblichen Beschafti^ngen oft wenig leisten. Eine solche Person erklärte mir z. B., dass sie niemals auch nur die geringste Neigung zu weiblichen Handarbeiten gehabt hätte; sie besorgt zwar zu Hause die Wirtschaft, thut es aber nicht etwa, weil sie daran ein besonderes Vergnögen hat, sondern weil sie als sogenannte Hntter in dem Verhältnisse die Wirtschaft besorgen mnsa; Handarbeiten an madien wire ihr aber volULommen tmmj^oh. Wenn nicht nur der Geschlechtstrieb homosexuell ist, vielmehr auch die sonstigen Neigungen mehr denen des männlichen Geschlechts ent* sprechen, so nennt man den Zustand mit Krafft-Ebing Viraginitat, das befcrslBBiide Weib Yirago. Diassr Anlor aciOdort denrtige W«ibw in folgander Weiae: »Schon als Uflin«8 Uldchen leigt es die bafardbadok EnbhttnnngeB. Sein Lieblingsort ist der TomnialplatB der Kiabeo. Von Poppen will das Midohen niohts wisiw; sone Passion ist daa Stecken* p&rd, das Soldaten- nnd Bäabenpielen. SSn woibfieih«! Arbeiten leigt es nieht bloss ünlnst» sondern viel&oh Ungesohiek. Die Tofleite wird tat- naeUässigl» in einem derben barsohikosfln Wesen Oe&Uen gefimden. Statt an Kfinstea aeigt sieh Sinn und Neigung au Wiasensohaften. Ge- legentiich wird ein Aalauf genonuoen, im Banehen nnd Trinken aiob «1 Tccsoohen. Psrfltans nnd Naschereien werden ▼aabscfaenl Befameraliehe C. Westphal: Die kontr&re Sexnalempfindung. Symptom eines neoro- pathischen (p^yrhopathisirtiea) ZoBtandes. Arohiv fär Fsjohiatne and Nerrea- krankbeitei). 2. Baad. Berlin 1870. S. 80. Ö4* 532 mimllchfii PfimlinHwii Beflexionen ruft das liewusstsein hervor, als Weib geboren za sein umä der Universität mit ihrem flotten Leben und dem MUitürstand ferne bleiben zu müssen. In amazonenhaften Neigungen zu m&nnlichem Sport ffiebf sirh die münnlicho Seele im weibliclien Busen kund, nicht minder in Kundgebungen von Mut und männlicher Gesinnung Der weibliche Urning liebt es, Haar und Zuschnitt der Kleidung mUnnhcii zu tnigen, und seine höchste Lust wäre und ist os, gelegentlich in miinnlichor Kleidung zu erscheinen. Seine Ideale sind durch Geist und Thatkraft hervorragende weibliche Persönlichkeiten der Geschichte and der Gegen- wart* Die Bewegungen erscheinen meistens nur dann lo ToUatindig mflnnliob, wenn die betreffenden Fnuen ach ongeiiningen benehmen. Sobald de doh beobaobtet glanben, oder sobald de dberhanpt nioht unter döb dnd, wo jeder Zwang wegOllt, eneben de kttnetlieb das Wdbliobe mebr naebanahmeD, um ddi nicht m Termten. Ich kenne eokhe Tribadeni denen ioh Sasaerlieb anoh nieht die Spar von ihm kontraren SenuUempfindnng angemerkt bfttte. Qani anders Uegt die Saehe^ wenn doh die betreffende FOraon nngeswnngen bewegt loh erinnere mich» ein homoaeznettee Wdb in männlichem Kostüm ge- sehen m haben ; ein Ueiner kftnstlicher Schnnnrbart deokte die Oberlippe. Die Bewegungen, das gante Aossehen nnd der Bindniek der Person waren ausgesprochen mftnnliob. Die Art, wie de ihre Zigarre zum Munde führte, die Bewegungen bei Begrflssung, nichts Hess micli auch nur eiuen Moment denken, tidss es sich um ein Weib handle. Wer die Befcreflfende, eine bekannte Berliner Tnbade, nicht kannte, musste bei ihr männliches Geschlecht aunehmen. Zu meiner Vorwuiiderung erklärte mir ein in diesen Kreisen wohlbewanderter Kriminalbeamter, dass es ein Weib sei. Die homosexuellen Weiber lieben es übrigens auch, mit anderen Weibern zu tanzen. Dem Tanz mit dem Manne kOunen sie keinen Eeiz abgewinnen. Es giebt gewisse Perioden in der OMohiebte) wo doh Weibor aaf- ftllüid oft in ibren Otwohnheiten dem mlmiUohtn GeseUeöht niharleik. Ldd«r wissen wir über die SVage, wie wdt der Geschlechtstrieb primSr oder sekundär liierbei beteiligt war, nur ni wenig. Eine solche Periode finden wir zur Zeit der Römischen Kaiser, worüber Ludwig Fried- länder einiges berichtet Die Selbständigkeit der Stellung der Weiber fahrte de nach diesem Autor rar YeisnebHUig, nach Vonttgan so itreben.
    • ) Ludwip: FriedlJinder: Darstpl Innren ans der Sittcngeschichto Roms
    in der Zeit von August bis zum Ausgang der Antonino. 6. Auflage, 1. Teil. Leipai^ 1888. S. 489 f. Matmwaiber. 533 die ihrem eigenen Geschlecht versagt waren, Beschäftigungen zn w&hlen, die aa ndi nidit wdbüofaer Natur wann. Ju Tenal «rwfllint die tuniendea imd in Gladktonflstongai feehteaden, die NUdite Unduroh seohenden Fnnen; dooh msM Friedlinder darauf anfinerksam, daas wir keineawegs das Beeht haben, derartige Angaben vbl ▼eraligemeinem. In Bezog auf die mAunlicben Eigenschaften eines homosexuellen Weibes berichtet uns F. G. Müllef^) einen Fall ans dem Jahre 1721. Btne gewisse Katharina Margaretha Lincken war unter dem Namen Rosenstengel als Mann an^ietreten. Sie hatte sich als Be- schäftigung das Soldateiileben erwfthlt und in Tenehiedenen Armeen gedient Diei Jahre mi ne in der hannoTenohen Armee, wurde aber fidmenflllelitig und snm Tode verorteilt Nor dadaroh, daes im letttoo Moment das weibliche Geeelileoht bei der Person ftstgestellt wnrde^ konnte sie vom Tode errettet weiden. Spiter trat sie in die prewsiBGlie Armee ein, dann in die pdnisohe, madite in demselben Heere einen FeMiog mit vnd ging seUiesslieh sor hessisohen Armee Aber, wo sie wegen einer SolilSgeid bestraft worde, sieh also» wie Mttller meinti nioht gerade sehr weiblioh benahm. Aneh ans der neoeren Zeit haben wir einen sehr intereessnten FUl, der ans Amerika stammt» Ton F. M. Wise-Willard beobaefatet Ist and Uber den Eron*) seiner Zeit refierierte. Es bandelt sich um ein homosexuelles Weib, das, als gute, tüchtige Jägerin bekanut, im ganzen Lande als die Jiigerin von Long-E ldy bezeichnet wurde. Sie lebte eine Zeitlang in den Wäldern mit einem andern Weibe zu- sammen, wie Mann und Frau, unter dem Namen Joseph Lobdell; 56 Jahre alt, wurde sie wegen maniakalischer Zustände schliesslich in eine Irrenanstalt gebracht. Einen andern l^'all, der wohl gleichfalls in dieser Weise zu deuten ist, und der zur Zeit des bayerischen Erbfolgekrieges, d. h. um 1778 spielte, finde ich in einem älteren Buche. ^) Es handelt sich um ein Weib Namens Susanne Urban aus Schlesien. Bis in ihr 16. Jahr wurde sie bei ihren Eltern erzogen. In diesem Alter entfloh sie dem Elternhaus, trat in einen Dienst^ verüess aber auch diesen sehr bald, indem sie si<di Leinwandrock, ein Fftar alte Beinkleider nnd eine ») Fried rnirhs Blätter für gmiichtl. Med. u. Sanit&tspol. 1891. 4. Heft.
    • ) P. M. Wise-Wi Hardt Gase of «ermU Perversion. The Ali&itst and
    Neurologütf Jan. 1883. Eeferat in der Deutschen Medizinalzeitong, 7. Juoi lö83. s. aoa ■) Erßobelmnigan am CMata nd Kfiiper des Xensehai. 1. Tail. Bnihi 1806. 534 Mannweiber. HfltM Toa «inem Beitor aneignete und, in dieier Weite mm Mtnne mngeaelinffen, nmlifliirrte. Eune Zeit begab sie doh in ein Eloetor, tnt tbtt dann de Wagenkneeht bei einem Bauer drd Jahr lag !d Dienet Als der bayrische Erbfolgekrieg begann^ warde sie ausgehoben und als Stückknecht zur Armee des Prinzen Heinrich nach Sachsen geschickt In diesem Feldzuge zeicbiiete sie sich stets durnli Mut un<l Kntächlossenheit aus, und sie war stets am leichtesten und ge- schwindesten zu Pferde. Ihr grösstes Vergnügen war, die wildesten Pferde zu reiten. Nach Beendigung des Krieges blieb sie ihrer Ver- kleidung treu. Sie erhielt ihren Abschied und nahm wieder die Stelle eines Wageuknechtes an. Sie trat dann bei einem katholischen Geistlichen als Kutscher ein, bis sie nach zehnjähriger Abwesenheit von Hause wieder zu ihren Verwandten zurückkehrte und hierbei weibliche Kleidung anlegte. Dass ihr Geschlechtstrieb homosexuell war, iässt sich zwar nicht mit Sicherheit, wohl aber mit einiger Wahrscheinlichkeit aus der Mitteilung entnehmen, „dass die Liebe ftkr sie keinen sonderlichen Beiz hatte'*. Sie schlief sogar bei ihrem Dienste mn Jahr lang mit dem Grossknecht in einem Bett, ohne ihr wahres Qeaohlecht zu verraten und suchte sich nicht selten bei lind- liehen Feiten selbet bei Personen ihres Gesohleehte beliebt lu machen. Der Heiauageber dee Buches, dem ich diea entnehme^ meuit iwai» diee aet geachehen, um ihr Oeaehleeht beaaer verbergen sa kOmien; jedenfidb aber liegt die AattahmA mhei daaa ea ana wirklicher hämo- aemeller Neigung geaohah. Mir lat ein Fall ana Berlin bekannt» wo eine weibBehe Feraon X., die eine oiiginlie kontrtie eexuelle Yeranlagong hatte, lingere Zeit in Unneikleidein mit minnlioher Beaohlftigung auftmt Anch heute noch geht die X., wenn ea ihr mögUeh iat, mit Yeiliebe in mlnnlieher Kleidung, nicht nur lu Hauae, aondem auch gelegentlieh auf der Stnaaer herum. Es ist hier zu berfloksiohtigen, dass es eine ganze Beibe Frauen giebt, die in diesem oder jenem Punkte männliche Neigungen haben, uud die trotzdem, was den Geschlechtstrieb bctriift, hetero- sexuell empfinden. In einem kleinen Buche, das Eufemia v. Adlers- feld-Ball es trem^) herausgab, ist ein Kapitel mit der Überschrift Vira^o enthalten. Unter diesem Namen werden Frauen geschildert, die männliche Thatkraft» Energie und Duteraehmungelost in sich tct- 0 Enfemia Y. Adlersfeld-Ballestrem: Aus drr Ruiii|iclkaiiin6r der WeltgeMkichte. SUbmi und Studien. Berlio. S. 156—178. Abueigaug gegen den Mann. 535 «inten. Es finden doli danmtor einige, ober deren rein heterosexnellee Bmpfinden kein Zweifel sein kann. Genannt sind hier n. a. Semiramis von Assyrien, Königin Margarethe von Dänemark, Schweden und Norwegen, Elisabeth von EugUüd, Maria Tlieresia von Öster- reich und aucii die durch ihr seinelles Leben berüchtigte Katharina II. von Eussland. Es sind femer einige weniger bekannte Frauen aas der Geschichte genannt, z. B. Eleonora von Aquitanien, die im 12. Jahrhundert lebte, und deren Gatte später als Ludwig VII. KOnig von Frank reich wurde. Sie hatte den Wunsch, einen Kreuz- zag von Weibern zu veranstalten und bef^ann bereits ein Amazone n- heer zu errichten. Ko.stünie wurden angeschafft, die Damen beritten gemacht, Waffenübungen veranstaltet und dergleichen mehr. Aber trotz vieler männlicher Neigungen zeigt sich ein ganz ausgesprochenes heterosexuelles Empfinden bei dieser FOistin, ebenso wie bei vielen anderen waibliohen Personen, die in dieser oder jener Be«  Ziehung Mannweiber, in sexneller jedoch durchaus Weiber sind. In dem sexuellen Verhalten gegenüber dem männlichen Qesebleoht aeigen sich bei homoaexneUen Frauen aUeilei Ab- staftmgen. Die pqrohoseiniell heimaphioditisob veranlagten berOeh- siehtiga ich hier natfirlioh nieht Bei rein homosexuellen Flauen hingegen kann es Torhcramen, dass nur eine gewisse Gleiehgiltigkeit gegenflber dem Mann vorhanden ist» wahrend in anderen FKUen BwffKr wri besteht Die Gewöhnung kann hierbd natOrlieh sehr viel bewirken. Es kann vorkommen, dass ebenso, wie sieh jeder Hensoh an gewisse IKnge gewohnt, die ihm anfangs ekelhaft waren, so audi das Weib den Bomr vwi durah Gewöhnung verliert, und dieser Punkt ist bei der Frage der Khe mit su berfie]Dii<^tigen. In anderen Fallen aber gelingt es idefat, diesen Horror su unterdrfieken. Selbst verständlich hat eine gewisse Antipathie des Weibes gegen den Mann an sich för den Koitus nicht die praktische Bedeutung wie die des Urnings ^^egen die Frau, da bei letzterem oft durch die Antipathie die Erektion verhindert wird, die eine Vorbeding uniz zur Immissio memhri in vaginam bildet Es ist nhrigens eine im Vuliie verbreitete Annahme, dass Wollustgefühl des Weibes notwendig sei, um von einem Beischlafe gravide zu werden. Es ist mir sogar von mehreren weiblichen Personen als Beweis dafür, dass diese oder jene Person nicht homoseiueü sei, angegeben worden, dass sie durch den Beischlaf mit Männern geschwängert worden sei. Eine fhatsächliche Be- rechtigung hat diese Annahme nichts da ohne jede Libido, lediglich 536 loebe d« hoMoaexadlm W«ilMr. duToli phjslologiiolte VoiglDge, dne weibliohe Frason doioh den Bei* ■oUaf gravide werden kann. Bei den nUnnltohen Zügen der Tribaden «eiden vir an Angaben üba die seknndiren Geaohleohtaeliar akter e erinnert Bs soUbb aiflli bei Entfernung der Ovarien mitonter Bigenaehaften aeigen, die unter nematon yerblltniaaen dem mftnnliehen Geiefalecbt ankommen; besonders sind eoleke Bedwektongen bei TLmi gemacht worden. So wird erwähnt,*) dass bei einer Henne z. R ein glfinzenderes Ge- fieder, ein spitziger Sporn, wie beim Hahn auftreten, und dass auch die liriegerischen Triebe dcü Hahnes öfters erzeugt werden können. Ebenso wie wir bei homosexuellen Männern sahen, dass die Effe- mination keineswegs immer eintritt, ja dass sich in manchen Fftllen keinerlei Zeichen von ihr, in anderen nnr leichte Andeutungen finden, so beobachten wir Analoges bei homosexuellen Weibern. Es giebt zahlreiche Tribaden. bei denen sich abgeselien von dem Geschlechts- trieb keinerlei müiinliche CharakterzOge nachweisen lassen, und die sonst einen durchaus weiblichen Eiudruck machen. Hei anduren zeigt sich wohl eine leichte Andeutung, z. B. Neigung zu starkem Rauchen; aber eine deutliche Viraginität tindet sich auch bei ihnen nicht. Die Liebe der homosexuellen Weiber ist oft leideneohaftUoh ebenso wie die der Urninge. Sie fahlen aioh oft aelig, wenn ale glfloklich lieben. Dennoch ist manchen Ton ihnen ganz ebenso wie dem Urning der Umetand sehr peinlieh, dass sie sich eine Familie niekt begriinden können infolge der aezneUai Antii»atliie') gegtn die minnlieke BerOiimng. Wenn die I^be eines homoaexneilen Weibea nieht erwidert wird, ao kann daxana eine aohweie StOrong dea Nerven- ^jatema erfolgen, die bis an WntanlUlen gehen kann. Diea woaste aekon 8 Oranna, wie Tirej*) beriektei Die aogenannten Tribaden, aagt er, verfolgen junge lOdelien mit einer Wnt, wie ea kanm die Mbmer thnn. Aneh der BrieAreehael der Tribaden kann leldenadiafOielie Natur
    • j Charles Darwin: Das Variieren der Tiore iin Zustande der Dome-
    stikation DcQtech vou V ictor Caros. 2. Bd. 2. Ausgabe. Stuttgart 1673. S. 58.
    • ) Naoh den mir Kemaohten Hittmluag« flebeint im gnHoi nad gauen
    ImI den Tribaden der Horror vor der Berührung mit dem Mann nicht so groes zn sein, wie bei den üminf^en der Tor weiblicher Berührun::. Die Äntipatliie des Weibes gegen den Mann hat für den Koitn-i natürlich lango nicht dip prak- tiüuhe Bedentang wie die de« Urnings gegen das Weib, wie schon auseinander g8B6(St ist. ^ J. J. Virey: Die Ansschweifang in der Liebe und ihre Folgen (ttr Geist nnd KRrper. Ilistorisch. natnrgeschichtlich und roediziniaeh daigeiteOt. Aeb dem Fnuuöaisoheii von h. Hermann. Leipzig 1889. S. 66. Briefwdchael. 537 zeigen. Heyböfer enrftbnt folgenden Passns ans dem Brief zweier Frenndinnen, fü^ aber sehr richtig hinzu, dass dies nicht mehr Freimdschaft, sondern schon Liebe sei. Die eine Frau schreibt an die andere, als soziale Verhältnisse eine Trennung veranlasst hatten, u. a. folgendes: ,M«on iMnan^gateB, geliebt««! sfines, eimigeB, Ueinei, laeuiteB Wetberll Ifein MigelBgntei KUrcheo! "Wie viel taiuend Thr&aen habe ich sdum ▼esgoesen, daas gerade niuen Liebe getrennt werden miinte! Aber das schwöre ich Dir zu, dass ich Dich von ganzem Herzen so lieb habe, wie Dich noch kein Mensch hatte nnd haben wir 1 Du bist meine erste und eissige Liebe and sollst es bleiben, bis der Tod das Ange bricht. loh kann doch nicht dafür, Du mein geliebtes Weib, dasi UAi Dich so innig liebe. Lieber hätte ich mir den Tod selbst gegeben, nnr um in Deinen Armen sterben zu können, als fortwährend mit dem Zweifel weiter zu leben: bist Dn auch mein, bleibst Pn mir auch? 0 Kläre, was ist aus mir gewordt D, seitdem ich weiss, was Liebe heisstl Ich darf gar nicht daran denken, wip glücklich ich war, wenn ich in Deinen schönen Armen ruhte, so reoht innig an Dich geschmiegt in Deinem Bette li^en konnte!* DiA Tribtden bekommfln bftnfig mfliudtdie Nim du, wonn aneh mM in dem «ii8g«dehnt0n Masn, wie die üniinge weibliche eifaalteii. Eine bekaimte Tribade i. denn Namen idb hier in keiner Weise andeoten wiU, md deren Venuunen ich anders wiedergebe, heisst allgemein ^^er Mansohettenftite**, weil sie stets etwas anlfiülig heiab* Ungendo Kansehetten tilgt. (Der Name Frits ist nicht richtig, weil ich den mir bekannten Namen hier absiehtlioh nicht Teröffentliche.) Ebenso wie die Urninge erkennen sich angeblich anch die homo- geinellen Weiber unter einander, wie mir einige derselben versicherten, am Blick, mituiiter auch an der Art der Begegnung und der Be- grüssung. Waa es eigentlich in dem Blicke sei, das ihnen die Ge- nossinnen vor anderen Personen verrät, konnte niemand mit Sicherheit angeben. Ausführliche Unterhaltungen, die ich zu diesem Zwecke mit mehreren Tribaden hatte, ercraben indessen als wahrscheinlich das folgende, was ganz dem analogen i'all bei den Urningen ent- spricht. In derselben Weise, wie ein Mann eine hübsche weibliche / Person auf der Strasse ansieht, lixiert eine Tribade häutig eine andere weibliche Person. Je nachdem nun diese den Blick erwidert und da- durch ausdrückt, dass sie sich für die andere Person interessiert, wird das Urteil geftUt Oft ist es nicht anssohliesslioh der Blick, sondern die fiewegongen nnd die Unterhaltung venaten eine Tribade 538 ladMilaelle Heigungen. der tndenn. Der Bliek, an dem Mi die TrilNideii imter einaiider erkennen, ist alio in iludielief Weise ein begdirliolier, wie ilm die Urninge unter einander ansteusoheB. Eeineswege darf man hier auf irgend eine besondere Kraft MMenen. Aneii geben die heteroiezneUen Weiber an, daaa sie äeh mtnmUs KnguoB ndtanter, ohne ein Wort zu epreoben, Aber die Art ihres eTentoellen GeBcbleehtererkehrs yerständigen können, sodaaa sie bei zwei verschiedenen Bewegungen sogleich erkennen, ob die Betreffende aktiv oder passiv thätig sein will. Bekanntschaften machen homosexnelle Weiher auf verschiedene Weise. Der Weg der Annonce findet sich mitunter. Besonders sollen Annoncen,') in denen ein Weib eine „Fnundin" sucht, nach dieser Richtung hin sehr verdächtig sein; ausserdem aber lernen sie sich auch dann und wann auf der Strasse durch Anlocken kennen. Die Neigungen sind bei den liomoaexuellen Weibern, ähnlich wie bei den Urningen, mitunter auf eine ganz bestimmte Kategorie von Weibern gerichtet. So erklarte mir die eine, dass sie nur dann sexuell befriedigt wird und nur dann Liebe empfindet, wenn sie mit einer grossen blonden welbUohen Person verkehrt; brünette und kleine Weiber konnten sie in keiner Weise reizen. Interessant sind in dieser Besiehnng die MitteUnngw der GrSfin Sarolta*): ,Ich fthlie nie ma» videre Neigung zu einem Manne, wie höchstens eine Freondflohafti andi sieht sehr intanaiv; sn meinem eigenen Broder sagte idi oft: Aohj wie mOobte kdi Diok Heben, adhntaen, beedünncB, mit Dir pendieren, wenn Du ein Mldehen wirstl So tagte ich aiuh oft tu ICamn ttber ihn. Jedei Jahr hatte ioh aber eine grOiaere Ab- neigung gegen Ifanner gefttUti mid ioh ging am liebsten mit nniiehflnen, nntoheinaiden in DamengeaeUaofaaft, damit ja kmner nüch in Sdiattan stelle; ieh onteridelt ndeh sehr gern mit geistraehen 'Vtamn, tbeihanpt letitevea iQg mich fieUeicht noeh mehr an, alt kOiperliehe ScbOnheii
    • ) Ich habe diesen Punkt in der neueren Zeit etwas verfolpt; es giebt in
    den Zeitongen gewisse Annoncen, die nach dieser Dichtung entschieden Terd&ditig tmd. Gau eheuo, wie Hexren Damen mit genaner BaeohMihmig nm BleildidheiDa Uttan, wanden anoli »FieoDdimieB* Sfier in dMi ZSeitangen geeadit Aadi ein Wiedersehen wird öfter erbeten; so wurde einmal eine Dame, die im Grunewald tu einer bestimmten Zeit gesebcn worden war, von einer andern Datne auf dem Wege der Annonce am ein Stelldichein gebeten. Schon der Umstand, dass ge- wOhnlidi deiartige Anzeigen unter den Heimtaameigen atehen, bealirkt niioh in mein« Temotang. ') Birnbacher: Ein Fall von konträrer Sexnalempfindnog vor dem Straf- gericht Friedreichs BlAttar f&r gerichtliche Medisin. Ufimbeig 1691. 48. Jahi^ gang, 1. Heft, S. 18. Dauer der Neigung. 539 Dm dioken Weiber konnte icb nicht ansttehen» ebenso nidit die so* genannten mlnneisfichtigen; ioh liebte et, wenn eicih die LeidenaoliafI der fnu unter dem poetiaehen Sohleier oiEnberte, aUei Sohamlose an einer Frau war nur ekeL* Die Neigungen der Tribaden nind auch sonst \erschieden; während die einen ihrem Veihällüiä vulisUudig treu sind, lieben andere die Abwechselung nnd lanfen täglich anderen nach. Unter den Liebesverliültnissen giebt. es viele, die eine lauge Reihe von Jahren dauern, sodass das Zusammenleben in einem Falle schon siebzehn Jahre, in mehreren anderen Fällen, die ich genau kenne, fünf bis zehn Jahre dauert. Ein solches Verhältnis von langer Bauer ^'ilt bei den Tribaden als einer Ehe gleichwertig. Man be- hauptet oft, so auch Krafft-Ebing, dass bei heterosexueller Neigxmg das Weib monogam, der Mann polygam veranlagt sei. Dass es mindestens Ausnahmen giebt^ kann nicht zweifelhaft sein, und zwar konunt dies nicht nur bei aoBgesprochen krankhaften Fällen vor, etwa bei der Nymphomanie, sondern auch im gewöhnlichen Leben, ohne dass ein deutlich pathologisoher ZuBtaad erkennbar wäre. Leider iiabe ich bisher nicht Qelegenheit gehAbt^ mit Sicherheit die Frage zu be- antworten, ob bei homoflcnellflr Neigong des Weibea eine grössere Anblng^dikeit an die tinmal geliebte Feison beobachtet wird als bei bcmoseineDen mnnem. folgender IUI betiiift eine Vkin, die seit 17 Jahren mit der- eelben Freundin sosanmenlebt 31. FalL Frau X., Witwe, 43 Jahre alt, war zwei Jahre ver- heiratet Sie stammt vom Laude, hat aber, da ihre Eltern wohlhabend wraren, eine gute Brsiehung durch eine Qoavemanto fthaltea. Die X. war die jüagste TOn nenn Geiobwitteni. Was die erbliohe Beiaatong belrüR, ao waiss die X. nichts von GMSteskrankhaiten, Nerrenlaankheitan, Selbilancrd, Tnmkraobt oder deigL in der Faanlie. Nor enlUt sie, daas ein Bruder von ihr «och homosexuell ist Er war stets etwas schwfteh- Hoh, wahrend alle anderan Oeschwister gross nnd stark nnd; dieser eine Bmder ist aodi sonst in seinem Wesm etwas absondadich, ainkisdi und raiibar. Br sollte Olfisier werden; aber als er diente, wurde es sehr beld bemerkt, dass er sich gern mit Mianam sn ümn madite. BSn anderer Bruder diente gleichzeitig mit dem eb«ii genannten und erUirte Öfters, er schlme sich Aber deu Kuf, sem Bruder in der Kbmpagma habe. Der letitere musste aohliesslich vom Milit&r abgeben, da «r an Loageiqplithiae erioankte; es wurde ihm dnrch seinen Bruder oft der Vorwurf gemacht, dass er sich durch seinen Verkehr mit Mlnnem die Scbwindsnoht sugasogan habe. Auoh wfthrend er. krank wsti Terkehrte 540 «r inunor noeh telir intim mit einem inderen Hanne; er hiqg in jeder Weist ea dieeera. ,Was einer wollte, wollte «ibh der enden^ and wm einer hntte^ teilte er mit dem enderen. Wenn mein Bruder einen Tbal«r bette, geb er dem indem die HUfte oder audh noeh mehr eh. Heute weite teh, daee beide ein intimes Verbtitnie hattoi, ^udirend ich es damals noch nicht \^tisstc.* Der Gesnndheitszastand des Bmders besserte sich allmählich wieder, er lernte die Landwirteebaft und ging schliesslich ins Ausland. Abgesehen yon diesem Bmder sollen alle Familienmitglieder gesnnd and normal sein. Die X. hat von ihrem Manne zwei Kinder ge- habt, von denen das eine knrz nach der Qebnrt gestorben ist; sie selbst bat es mehrere Wochen gestillt, bis bei ihr die Milch nnsblicb. Das andere Kind, ein Mädchen, lebt noch und ist vollkommen go<;uiif!. Anf die Frap^e, ob sie ihre Kinder gern habe, erklärt die X : ,Die Kinder habe ich Ftets ebenso geliebt wie jede andere Mutter die ibren. Ich bin auch darüber froh, dass ich materielle Öurgya wegen memer Tochter nicht habe, da sowohl meine Yermögensverhältnisse als die meiner Mutter sehr gut sind." Die X. hatte von Kindheit an nie I^ieigmig 7.11 hinp^en, wohl aber fühlte sie sich immer zn Mfidchon hingezogen. Ötundenweit ist sie ge- gangen, um irgend eme Freundin zu besuchen, und jederzeit hatte sie eine, mit der sie ganz besonders gern verkehrte. Irgend welche ge- schlechtliche Gedanken hat sie dabei anfangs nicht gehabt; bis zu ihrem 10. Jahre hat die X. von seruellen Dingen überhaupt nichts gewusst. Von dieser Zeit ab üng sie an /,u onanieren, und von da ab hatte sie auch grosse Lost, mit anderen Mädchen geschlechtlich zu verkehren, nunal da de selbst körperlich sehr entwioicelt war. Aber rie war immer nooh in ängstlich, ihrer Freundin direkte Antrige an madhen, obwohl sie grosse Neigung sü dieser bstte ; sie liiA ilire Rmudin höchstens ge- MLsst nnd unarmi Die X sachte es isuner so einsQriohteo, dsss man Spiele^ s. B. FOndeispiele, bei denen es som Ellssen kamt spisUe. Schon im 11. Jahre sdiloss sidi die X. an eine bestimmte F^emdin T. an, die bereits einen «Brintigam* hatte. Die X. war viel mit ihrer Aeondin tosammen; brnde fohren msammen snr Selrale, wobei die X. stets selbst kntsobierte. Unterwegs hat die X dann ihre Freundin mnannt imd herslicih gekflast; aber diese war ihr immer za kalt Zn dieser Zeit war die X sich bereits darüber klar, dass ihre Sehnsucht weiter gmg; aber sie wagte niemals, ihrer Freundin einen bezüglichen Antrag za machen, zumal da diese viel von ihrem , Bräutigam* sprach, für den sie sehr schwftrmte. Allmählich kamen beide auf geschlechtliohe Dinge zu sprechen, und ntm erklärte ihre Freundin sehr oft, se mulium amare, gmitulia a vivo contredari, und die Y. gestand der X, dass sie sich selbst sehr oft an den Geschlechtsteilen gespielt hatte. Die X. hatte es, wie wir oben sahen, auch schon gethan. Wie sie darauf gekommen ist) 541 weiss sie niebt genau ansagebeiL Sie erklärt nur, dass sie hinfig sehr angeregt war, und dann konnte sie sich nicht enthalten, sifih zu manasta- prieren. Die Periode stellte sich bei der X. im Alter von 13^ Jahren ein. Ob sie vorher schon geschleolitlicbe Be&riedigong bei der Mastor«  biriiioii hatte, kann sie nicht mehr angeben. Jedenfalls aber wurde sie, wenn sich auch nicht feststellen lässt, ob vor oder nach dem Eintritt der Periode, bei der Masturbation mitunter vollkommen befriedigt; ganz besonders oft übte sie im Alter von 14 und 15 Jahren die Onanie aus. Im Alter von 17 Jahren scbloss sich die X. an ein anderes Miklehen, Z. an, das 18 Jahre alt war. Diesem vertraut*' sie sich vollkommen an, und während sie früher nur selbst Onanie ausgeübt batte, kam sie liior schliesslich dazu, sich bald von diesem Mädchen manuslupi iercn zu lüs-'-tn, bnld diese 7:u manustuprieren. Weiter als zu Manipulationen mit duu Händen kam es nicht. Etwa 2 Jahre später lernte die X. einen Mann kennen; aber obwohl sie ihn nicht liebte, verlobt^^ und verheiratete sie sich doch bald mit ihm. Als Grund ihrer Heirat gicbt sie an, dass es in einem kleinen Orte und auf dem Lande notwendig sei, zu heilsten: es gelte als (■im» Art Schande, Wenn oin junges Miklchen keinen ordt nlUcLeu Munu erhalte. Wahrend die X. vor der Ehe niemals den Cunnüingus ausgeübt hatte, lernte sie ihn gerade durdi ihm Jlsiiii keniMD, der diese Art des Verkehrs liebte. Dabei «ufda die X. seihst yoUkommeii befriedigt, wUhxeiid tie beim ge- wOhnliehen Koitu niemals eine Befiriedigung hatte. Den Koitus Hess sich die X. von ihrem Msmie, wie sie sagt, nur ans Ffliehtgeftthl ge- laUeo. ISne Zimeigqng sa ihran Msmie stellte sicih auch irflhrend der Rhe nicht ein; andi naoh der Qebart der Kmder war hiervon nioht die Bede. Die Ehe dauerte nur iwei Jahre, da der Hann naeh dieser Zeit starb. WJflireiid der Ehe hatte die X. niemals mit einem Ifildciien ge- sdileditliidMii Yerlnihr gehabt, wohl aber tiiat sie dies als Witwe, als sie ein Madchen kennen lernte, mit dem sie aktiv and passiv durch Cunm- lingus verkehrte. Dies Verhältnis dauerte mir ein Jahr. Dann lernte die X. wieder einen Herrn kennen, der sich um sie bewarb; aber da sie keine Keigong zu ihm hatte, liess sie sich auf dessen Bewerbungen nicht ein, sondern blieb Witwe. Nach dieser Zeit schaffte sich die X. eine neue Freundin an, und sie wnrde in ihrem Auftreten immer männlicher. Besonder?; liess sie sich jetzt, um dem Manne mehr zu ähneln, auch das Haar kurz, fcb neiden. Die Freundin, an die sie sich anschloss, war eigent«  lieh heterosexuell, nnd verkehrte, wie die X. glaubt, nur aus Gewinn- sucht mit ihr. Kurz darauf, nachdem ein vorübergehendes Verhältnis mit einem andern Mädchen anderthalb Jahre bestanden hatte, schloss sich die X. an ihre jetzige Freundin an, mit der sie bereits seit ungefähr 17 Jalutii /zusammenlebt. Die X. fühlt sich in diesem Verhältnis voll- kommen glücklich. Mit Ausnahme eines halben Jahres, wo sich die beiden 542 BdipuL TeroDfliiiigt hatten and Munioaadeigtgiimw wann, haben sie stete sa«  gemmen gelebt. Die X. hat Öfter erotische Tr&ame, und /war besonders dann, wenn sie abends em hübsches Mädchen gesehen hat. Sie träomt dann Nachts von dem Mädchen und von dem Verkehr, den sie mit ihm bat. Bald kommt im Tmume die Befrirdicfung bei einer Umarmung, bald beim Küssen, bald bei der Vorstellung des Cunnilimjus. Als Kind war di« X. immer sehr wild. Sie war zwar lieber mit Mädchen zusammt^n; doch, wie sie glaubt, bestimmten sie da/u nur sexuelle Gedanken. Sonst beteiligte sie sich viel an den Spielen der Knaben, kletterte mit ihnen über Zäune und aut Haume und trieb sich mit ihnen auf der Strasse herum. Mit Puppen hat sie nie gespielt; sie hat zwar mehrere Puppen geiiabt, die sie aber um aiiiaäste, und die sie, wie sie erzählt, jeden Weihnachten wieder bekam, da sie kaum benatst worden ond infolgedessen immer wie neu blieben. Die X liat als Kind gern auf Fferden geritten; Om Elteni luslten lelbal Pferde. Die X. seteto sich beim Betten immer wie ein ICum auf das PÜBrd, imd je trildsr dieses lief, nm so lieber war es ibr. Dass sieb die Kleider bierbei booh- streiften, wer der X. egal. Sie Hlgt binsa, dsss sie beim Beiten Öfters wolltlstige GefUüe batte, und sie bttlt es für mOgliobi dass ne gerade desbalb andi so gern wie ein llsnn ritt; viellttidit ksm aneh, wie sie mebty die HiantasieTorstflUimg bmsn, dass sie ein Junge s«. Als Kind lut mob die X. sdhon immer gem die Hosen ibrer Brflder angesofen. Hit € oder 7 Jahren fing sb an« Zigaretten nnd Zigarren an ranohen. Die X. hält sich selbst für ein Rätsel. Sie geht auch geganwirtig mit Vorliebe männlich gekleidet^ sie trinkt nieht riel, kann aber gnt Reifen. Die Uftnde sind siemlich gross. Die von Herrn Dr. Theodor S. Flatsn yorgenommene Unter- suchung des Kehlkopfes ei^ebt, dass dieser ziemlich geräumig ist. Der Kehldeckel ist gross und grob; die Schildknorpel sind ziemlich breit. Das Pfyynnm Adwni ist cpit entwickelt Eine deutliche feminine Form zeigt nach Annahme des Herrn Dr. If'iataa der Kehlkopf jedenfalls nicht. Aach bei den homofleziieliMi Weibem kommt es sa Sifer- suobtsBie 11611,0 Sobligenien o. b. w., denen aber gewöbnfieh sehr bald Yersitbnimg folgt Man findet gelegenflicih Notisen in den Zeitungen, die wenig verstsnden werden, bei denen aber anoh die ') Zola Bohfldeart die Eifennoht b der bomoseneUen Idebe des Weibes. „Nana sprach davon, Frm Bobert (bei der Nanas Gdiebto Satin war) cii ohr- feigen." Auch die Eifersacht eines Liebhabers der Nana anf dpren TTcliebte schildert Z^>!a: ..Vaudoeuvres .sitioltc den Eifersüchtigen ond bedrohte tUe batin uut einem i/ueil, wuüii aio Naua noch einmal umarmte.** Bifenooht HomoBeiiiaUtftt des WdbM nud ma Bifamhinifliie ndtapieleB. In emem XUlei der vor Ungerer Zeit in den Zeitongwi emigee An&eben machte, handelte es doh nm ein jUitentat, daa ein Wdb anf ein andeiea ansühtei daa Hlnigena eine in der Offiantliehheit nicht nn- hekannte Peiaon war. Vergebliöb wurde nach den Ursachen dieses Attentates geforscht Wie mir ein in dieses Veifatitnis eingeweihter Heir mitteilt^ handelte es sieh hierbei nm eine Eifersnchtssaene bei einem homoseinellen Weibe. Dass andereneits aoch Mftnner mit- unter eifersfiohtig anf Weiber sind, die TOn einem ihnen selbst sym- pathischen Weibe flieht werden, wird mehrfach behauptet; n. a. schildert Catulle Mendts in seiner Erzählung Lesbia die Eifersucht deö Dioiiters Cajus Valerius Catuiius auf die Skiavm seiuer vuü ihm angebeteten Lesbia. Unglückliche Liebe vermag Tribaden seelisch und körperlich ausserordentlich hemnterzabringen, wie z. B. der Fall von Westphal beweist, wo die betreffende Person aufgeregt, schlaf- und appetitlos wurde. Die Trennung von ihrem Verhältnis kamk die Tribaden in die tmglückliohste Lage versetzen. Wie findet bei den homosexuellen Weibern die sexuelle Be- friedigunof statt? Eine häufige Angabe ist die, un.am clitoridem pertnagnam m vctginam älierius immiitere und dass dabei Befriedigung beider eintrete. Ob dies dann und wann der Fall ist, weiss ich nicht; die Regel ist es jedenfalls nicht, soweit meine Erfahrungen darüber reichen. Eine so abnorme Vergrössemng des Kitzlers, dass er in die Scheide eines anderen Weibes eingeführt werden kann, dürfte kaum je Torkommen. Schon Mair^) meinte, die Angabe von einer un- gewöhnlich langen und stärkerer Aufrichtung fähigen JQitoria sei durch keinen wirklich beobachteten Fall orh artet. Hingegen genügt oft daa blosse Aufeinanderiiegen und Friktionen der Geschlechtsteile, nm Brgnsa nnd BeMedignng bei beiden Weibern herronnnifen. Dass, wie H antegaisa meuit, die Klitoris sich bei dem sexuellen Veilnhi des Weihes mit einer anderen TOgrOssere,*) beweist er hi keiner Weise; die Bicbtigkeit dieser Behaaptong ist sehr fraglich. 0 J. Mair: Jnriatisch-modiriniBcher Kommentar der nonen kgl. bayerisoheo, kgl prausilMAteB and kftla. MmiebiMdieii Slrafgesetsgebang fix filaati- anirilta» Bidttir, Verteidigur und Inte. S. Band. Angptaig 1868; 8. SS. ') Aach die Behaaptong Forbergs, dass die Klitoris so verläogert sei, dass 8ie tm Bcfriedi^ang genücrt ist nach Casper-Liman duioh keinen FaU| der wirklich beobachtet worden wäre, erwiesen. 544 Ali der BtifHdIgmg. Nach meinen Infonnationen besteht eine häufige Befriedigung in lambendo Imgua genital ia aUerius. Hierbei ist mtUier lambens aktiv, andere passiv. Coffignon meint, dasa eine Trennmig in aktiv und paaaiT bei den homoBexnellen Weibern seltener dmohgeftthrt aei» als bei den Pideraaten. Ich kenne die ElUe in Paiia nicht geoaner; in Berlin ist jedenfidla die Trennung bei den Wdbem mitonter gani scharf. Bin homosexuell empfindendes Weib X. erU&rte mir, dasa sie nnr, si ipaa kmärU gemiaUa aUmrku, befriedigt wllide; ich fragte sie nnn, ob es ihr nicht mOg^oh sei, auch dadurch aetnell befidedigt zu werdeUi si äUera lambU gmitaHa propriOf sodass sie paasiT sei; die Antwort der Betreifenden war, dasa ea ihr Tollstlndig vunOgHeh sei, in dieser Weise erregt an werden. Ich erinnere mich auch notdi, dass sie diese Frage nüt dner gewhnen Entrflstang anfiiahm, die ungefähr der entsprach, die ein normaler Mann empfinden wOrde, wenn ich ihn fragte, ob ea ihm denn nicht möglich sei, sexuell mit Männern zu yerkehren. In einem anderen Fall erklärte die „Mutter**, d. h. der passive Teil, dass sie es niemals über sich gewinnon könnte, aktiv zn sein, d. h. lingua Inmhere genüalia alterius femimie. Beiden wäre eine ümkehrung Hes Verhältnisses geradezu unangenehm und ekelhaft Diese scharfe Trennung findet in zahlreichen derartigen Verhältnissen statt. Die X., die ich eben erwähnte, hatte bereits früher einmal ein anderes Verhältnis angebahnt, musste es aber auflösen, weil das andere Weib verlangte, dass die X. passiv sein sollte; es war ihr dies unmöglich, sodass sie es vorzog, die Beziehungen aufzugeben. Im folgenden will ioh awei Weiber, die in einer homosexuellen „Ehe** mit einander leben, genauer schildern; man wird sehen, dass eine sdiaife Trennung in die aktive und die passive Bolle vorliegt Bie Aussagen beider Personen waren exakt; die Anamnese habe ich 80 aufj^ommen, dass keine der Ünteraudiung der anderen beiwohnte; Widerspruche haben sioh nicht ergeben. Bdde IVUe dürfen als solche mit eingeborener Anlage lur kontciren Sexaalempfindung be* trachtet werden. ??2 Fall. Fräulein X. ist jetzt 29 Jahre alt. Bei der X. handelt es sich, soweit mau die Affektion zurückverfolgen kann, um eine bis in die Kindheit zurückreichende HomosexTialiÜlt, ebenso wie bei ihrer uaciilier %n schildernden Freundin Y. Was die Familieuvurhaltnisse betxiff't, so erwähnt die X., dass in der Verwandtschaft der Mutter mehrere Selbstmorde vorgekommen sind. Ein Bruder der Maitar sowie deren Yater n^mcn sich durch Erhängen das Leben, ebenso noeh ein anderer 545 weitläußger Verwandter, der sich durch grosse FjrSmniigkmt ansittehiietei Awk eine Schweatar der X. war hnmosexnell veraolAgt. Sie hat mit derselben weiblichen Person (33. P'all) ein Jahr lang geschlechtlich ver- kehrt, die jetzt das Yerfaftltois der X. bildet Die Schwester ist bereits tot Die Erziehung der X. wurde, wie sie angiebt, durch den zeitigen To'l ihrer Mutier vernnchlässigt, da sich die Stiiefinatter sehr wenig der nicht von ihr stammenden Kinder annahm. Als die X. 9 Jahre alt war, hatte sie eine Freundin, von der sie schon einmal lingua lambcbatur: sie hatte auch eine gowis«o leidenschaftliche Empfindung für die Freundin. Von den Spielen zog sich die X. auf der Schule gewöhnlich etwas -zurück. Sie war öfters geschhichtlich sfhr frregt und empfand einen starken Kitzel au den Genitalien; aber der Gedanke, dass der Mann dazu dienen sollte, diesen Kitzel zu befriedigen, war ihr immer unsympathisch. Die Menstruation trat bei der vom Lande stammenden X. schon auf, als sie erst 12 Jahre alt war. Vom 17. Jahre an hat sie onaniert, erinnert sich aber nicht, dass sie hierbei au irgend eine bestimmte Person dachte. Von einem M miic Hess sie sich nicht berühren. Trotzdem hatte sie auch einmal im Alter von 17 bis 19 Jahren ein Verhältnis mit einem Manne, der sie aber weder umarmen noch küssen durfte, sie hatte auch nie einen Beiz, diel hn sich thun zu lassen. Überhaupt liess sie sich keine andere Berfifarong Tcn ihm geAllen, alt dass sie ihm gelegentlich die BmuBl xeiolite. Das YerMttiÜB dauerte nrei Jabre nnd wurde von der X. nur ans ^iratnbaichtNi anfradlit erhalten, w«l ri» von der Yerheiratiuig eine davenide» siohere Versorgung erhoffte. Scddiesslich wurde das YerhUtois aber «i%el5si Die X hat dann und wann andi noeh mit Mftnnem gesdileehtUidi Terkehrt, aber nie ein daiosRideB, wirk* liehes yeihaltais gehabt. Sie hat es mehrere If ale ans dem nnbestammten Drange getbao, dodh eimnal la sehen, ob der Akt wirklich ao sohOn sei, wie ihr andere Ittdoben immer vorgastsUt hatten. Eine Liebe sa einem Manne hat sie niemals empfunden. Zn Wollnstempfindong kommt es bei der X. nur, warn sie mit einem Weibe verkehrt. Sie hat es versucht, auch mit Männern gesehlechtlich zu verkehren ; aber der Akt als solcher ist ihr beim Manne geradezu widerlich, nnd es kommt auch nicht zu der geringsten Wollustempfindung. Nur einmal, erklftrt sie, ist es hierbei vor einer Reilic von Jahren bis zum Flüssigkcitsergnss gekommen; aber dies beruhte nach ihrer Angabe darauf, dass sie damals sehr stark sexuell empfindlich war und der geringste smnliohe Hpi/ /.um Erguss genügte; eine wirkliche Wollust oder ein wirkliches Gefühl der Be- friedigimg hat sie übrigens dabei nicht gehabt. Die X. ist in dem Verhältnis, das sie mit der Y. unterh&lt, fast immer nur passiv, sie spielt die ^ Mutterroi le". Gelegentlich war sie auch aktiv, aber es gewährt ihr dies keine so grosse Befriedigung, und sie Moll, Kvntr. Sezualanpfindung. 35 546 Beispiel that es diitm höchstens einmal einem andern Weibe zu Gefallen. Bei ihr selbst wird die Befriedigung, nur wenn sie pasuT ist» bewirkt, und wenn sie «nmal als akÜTer Tflü fangiert, fto Itak ne aish Baohher TCgeI> in&ssig dadnroh bafHedigan, daaa aie wieder paaiiT wird. Eni im Altar Ton 20 Jahna lernte die X eiB anderea homoaezaellea Iftdeheii keim«i, wenn aie aiiidi aohon vorher too weibliabeoden Weibern fehOrt hatte. Damala nlherte aidi ihr eine andere Tribade, holte aie in Spanerglngen ab und kOarte aie vielfach. Dann ging die X mnmal mit dieaem IDldohen auf ein Zimmer nnd wnrde vcm ihm geaohlefditlioh befriedigt. öfters hat aie muh. geaefaleditUohe TrftimM, di« aioh aber immer nur darauf besogen, daaa aie mit einem W«be verkehrte^ und beaondera apielt ihre FreandiO} mit der aie ein Verhältnis hat, eine gewisse Holle in den nftchtlichen Träumen. Niemals beziehen sich die geschlechtlichen Träume auf Männer. Erst seit etwa 6 Jahren erinnert sich die X., wollüstige Träume zn haben, d. h. ihre Erinnerung reicht nicht weiter als bis zum 23. Jahre surück. Im Traum ist sie bald in der aktiven, bald in der passiven Rolle. Sie träumt auch von anderen Mädchen, die sie irgendwo gesehen hat, und nicht ausschliesslich von ihrem Verhältnis. Was die Befriedigung betrifft, so ist schon erwähnt, dass die X. ge- wöhnlich nur passiv ist. Da aber hierbei die Freundin mitunter nicht befriedigt wird, so lässt sich die so von dor X. auch zuweilen masturbieren. Die X. macht einen sehr iutcUigenten Eindruck, giebt auf Fragen genaue, klare Antworten und bat von jeher künstlerische Neigungen ge- habt. Sie malte gern, und auch Leute uuoL ist eine kleine Malerei ihre Lieblingsbeschäftigung. Das Äussere und das Benehmen der X. sind durchaus weiblich. Der von Herrn Dr. Theodor 8. Tlatan aufgenommene Kdilkcpf- befand ergiebt, dass der Kdilkopf swar etwas mehr vorspringt als bei den meisten Weibern, aber nicht sehr bedeatend, nnd jedenfalla ist ein wirklieber Adamsapfel nicht vorhanden. Die innere Üntersnchnng des Kehlkopfes ergiebt, dass er voUstftndig weibliche Bildung hai 33. F all Fräulein Y., das YerhUtnis der X, ist jetzt 30 Jahre alt In der Familie der T. soll allea gesund sein. Obwohl die l'kmille sdur gross ist, sind nadi Angabe der Y. Nerven» ond Qeisteakrankheiten in ihr me voigekommen. Die T. hat in der Kindheit nie Heigang snm Spiel«n mit Fappon gehabt: «Am liebsten apielte ich mit den Sadien meiner Brftder, mit dem Schaukelpferd nnd Ihnlidhen Qegeastftnden.* Die T. erinnert sich genau, dass sie bereits in der Kindheit grosse Znndgnng sn weibliehen Personen hatte. Ala ne 9 Jahr alt war, war aie in einer Pension mit 25 Haddien tnnmmen. Dia llftdehen waren in verschiedenem Alter, uid anter ihnoi war auch ein sehr schönes jungea Madchen von 19 Jahren, in das sich die T. verliebte. Sie lief dam 547 IbdoUn auf Sebritt und nadi und war glüfiklioli, wenn sie es im Garten traf und» ibm gvganftber ntiend, es l&Dgere Zeit betnohten konnte. Dieses Mädchen nur zu sehen, war für die Y., wie sie angiebt, Seligkeit. Die Y. hatte drei verscliiedene Verhältnisse mit Weibern Etwa vor 12 Jahren knäpfte sie das erste Verhältnis mit einem Weibe an, das homoaeiaell war, und die Bekanntsohaft der Y. suchte. In dem Ver- hältnis war gewöhnlich Frl. Y. der aktivft Teil; dieses Verhältnis dauerte etwa 2' ., Jahre. In dieser Zeit ist die Y. angeblich niemals ihrer Freundin untren geworden, und es soll eine mifrichtiq^e Liebe zwiscbfn den beiden bestanden haben. Die Y. knüpffo d mn ein anderes Veriiältnis an und srhlieRHÜch das jetzige| d. h. das mit Frl. X., mit der sie auoh ZUSaiiimcn wohnt. Die Y. iiat früher mit einem Manne verkehrt, aber nur aas geschäft- lichen Interessen. Einen ganz andern Beiz hat es for sie von je her gehabt, mit einer weiblichen Person goschlecbtlic}! zn verkehren, wobei sie die ihr syuipiitliibclieu weiblichen i ersoneii m aktiver Weise linytia lafnbere solüa erat. Was den geschlechtlichen Verkehr mit dorn Manne anbeMfll» so bat aia t^matiM dabei anoh nnr die geringste Befriedigung gehabt Einen Mann Ungua km^ere wttrda ihr widerlich ma. Auch die nftofatltchen Trtbune bexiaheo sidb nnr auf Weiber; aieraals erinnert sie aiah, einen gewUaehiliehcn Traum Ton einem Manne gehabt in haben. Dia T. maoht «inan entaohiaden mUmiliahen Bindrodc; aie tilgt knraea Haar nnd hat eine mlanliöhe Stimme. Dia Hfaide wfirden, wenn man sie aieht bei einem Weihe aShe, für di^enigan ebesMannea gehalten werden. Dar Kehlkopfbaftud wurde von Herrn Dr. Theodor 8^ Fiat an aufgenommen, wobei sieh ergab, dass der Kehlkopf selbst aiemlioh deut- lich hervorspringt, einen Adamsapfel zeigte ShnUoh wie beim Manne. Wenn auch nicht so deutlich wie beim Manne, so kann es doch keinem Zweifel unterliegen, dass die Y. in dieser Beziehung sich durch das Her- vorspringen des Kehlkopfes von den meisten andern Weibern unter- scheidet. Die Epiglottis ist ziemlich breit und vorgewölbt, die Kehlkopf- höhle ist sehr gerfinmig, nnd die Stimmbänder sind verhältnismassig gross. Die grOsste Entfernung der Schildknorpel von einander bctrfigt bei ihr aussen 6 cm; Herr Dr. Theodor S. Flatau glaubt entschiecler, f^ass bei der Y. eine abaormOi zum mAnnlicheu Typus neigende Bildung des Kehlkopfes vorliegt In maBcben EiUen sliid die aktive und paeriye BoUe keines* wegs scharf getrennt Hier wird der Akt wechselseitig vorgenommen, weil keiner der beiden Teile Befriedigung findet, wenn er aktiv ist, wohl aber der Teil, der passiv ist, sexuell befriedigt wird. Vieles ist sonst nuch dunkel auf diesem Gebiete, und die Angaben 548 Art der Befttodigmig. sind oft einander widersprechend. So erklärte mir eine Tribade, im Gegensatz za anderen mir durchaus zuverl&ssig scheinenden Angaben, sie glaube es überhaupt nicht, dass ein Weib, das nnr aktiv sei, eexuell befriedigt werden konnte. Man miua, wenn man hierfiber ein niTerUissigea Urteil gewinnen will, in den verschiedensten Eieieen edne Erkondignngen einaelieo» dn offenbaf saUieiehe Vaiintionett be- stellen. Man darf anoh nicht, wenn man bei swei hemoeenellea Weibern findet, dau ^ den Akt weolieelfleitig (d. b. obne sobarfe Tiennnog in aktive nnd paaeiTe Bolle) Tomebmen, diesen Voigang sofort TeraUgememfini. loh meine im Gogenteil, wie oben anseinander- geaetst ist, dass bddes vorkommt, sowohl sohailis Trennuig der BoUen wie Abwediselmig in denselben. Die Bell i' li^ng himheiuio lingun genitalia alteriua feminae seitens eines Weibes wiid') auch uls ^Sapphismus* bezeichnet nach der obea erwähnten Dichterin Sappho. Ol't wird anch der Aasdmck Sapphismus gleichbedeutend gebraucht mit Tribadie. So heisst es z. B. in einem Diktionür von Chüux-) beim Aitikel Tribadie: Variante du nwl prccedent {Trihaderie). Appelcc aussi Saphisme et Jmx leäfiens^ de la cdebre Le^nenne Sapho. Die Befriedigung bei Weibem gesohieht mitunter durch wechsel- seitige Hastoibation. Diese kann nun entweder gleiobzeitig geschehen, oder so, dass zuerst die eine dnioh liannstopration seitens der anderen befriedigt wird nnd erst dann diese letstere von der ersteren mann- stapriert wird. Uitonter kommt es vor, dass die eine von der andern dniefa Oimmlmgus befriedigt wird, und dass der vorher passive Teil nachher den voxber aktiven Teil dnreh mannelle Ftiktion an den Genitalien befriedigt Es finden sieb hier, ebenso wie bei dem bomo- seiaeUen Verkehr der Mftnner, sahlreiobe Variationen. Anch die Befriedigung mit nachgemachtem mSnnliohem Glieds kommt vor; in dem Fall von Birnbaoher trug das Weib ein kflns^ liches Glied; indessen scheint es mir ksineswegs wahiscbeinlich, dass dieäcä Glied zum sexuellen Verkehr mit einem andern Weibe benutzt wurde. In F. C Müll erb Fall aus dem IS. Jahrhundert wird be- ^) Mar tineau beschrieb in ,fLe^<m$ ntt tet diformitümt vuhniw di« Form der homoMxnellen BeMedigmig der Weiber, bei der mm ftUat Kngua ^itoridem aUerius als „Saphisme".
    • ) .T. Ch— x: Lc petit Citateur. Noten rf^'iqucs et pomographiques. Beeueü
    de mols ei d i rpre^aimus ancietis et modernem, sur ies chogea de l'amour «fo. pomr servir de cmnplenient au IHciümnaiire (rotique du Brof^Mmt 4» kmgm vtrU. ViOfkM 1881, 8. 844 Alt der Befriedigung. 549 richtet, dass das Weib sich öiü männliches Glied von Leder machte und daran einen Beatel von Schweinsblase nnd zwei ausgestopfte, von Leder gemachte Testikel befestigte; den Apparat band sie mit einem Riemen an die Scham und brauchte ihn, vorausgesetzt dass die Mit- teilung auf Wahrheit beruht, zum sexuellen Verkehr. Psychologisch äusserst wichtig ist aber die Bemerkung Müllers, dass das Weib niemals das InRtrument zur eigenen Onanie benutzte, da ihm eben jedes weibliche Gefühl fehlte. Es dürfte vielleicht interessieren, aus einer Korrespondenz zweier homosexuellen Frauen einiges zu erfahren. Eine Frau X. hatte auf dem Wege der Annonce ein solches Freundschaftsverhältnis mit einer Frau gewflnsoht und auf eine entsprechende Offerte schrieb sie folgendee: .Liebes Frauchen ! Auf Ihr liebes Briefchen erlaube ich mir, freimd- lidisi tn erwideni, dass ich es reisend finde, d«w ffi« ab TttbaMetet T^aoeheii meine BeksnntselMft m mMhen wünsofaen. Ein eoloh reisendes liebes Frsaehen, wie Sie sind, hebe ich mir gewAnsoht Dass Sie Ter«  heiratet sind, erhöht bei mir den Beis nnd das YerlangeD» Sie kennen SU lernen. Im Sflden hat ja jede Terharatete Fnm ihre Freundin eben- fitUs} demü es giebt nur selten einen TBKawwmi^ wdeher seiner Fran g«iügin kann. Idi wflnsohe eine liebevolle Frenndin in finden snm Ideben und snm Kossen naeh lesbisdher liebe. Es dfirfte Ihnen nidbt nnbekannt snn, dass im Altertom anf der haA Lesbos eine KOnigin lebte, welche mit ihrem Hofe nur so Hebte. Wflnsohen Sie, dass wir nns gegenseitig lieben wollen? Wissen Sie, wie sich zwei Damen gegenseitig lieben können? Bitten erslUen Sie, was Sie darüber wissen. In weicher Weise wollen vir gegenseitig lieben? Haben sie schon Damenliebschaft gehabt? Was für welche ? Fräuleins oder Franen? Wie lange sind Sie sdion verheiratet? Haben Sie Kinder? Ich bin noch FrBulein, 21 Jahre alt, ebenfalls blond und heiter, Vf rin fügend und xinnbhängig Auf Wunsch bin ich bereit, Ihnen mit- zuteilen, wie wir uns gegenseitig lieben wollen Auf meine allerstreni:st-.' Diskretion können Sie r^anz bestimmt rechnen. Toh werde Ihnen in keiner Weise Verlegenhütten oder Unanuehmlichkeiten bereiten. Hur Herr Gemahl darf nichts erfahren. Ich grüsse Sie freundlichst u. 8. w. n. s. w." In einem anderen Briefe^) schraibt die Fran X. n. a.: .Ein BiarfaUmt ist ein Membnm virüe Ton Gummi mit Serakm, welcher mit einer FlflssiglcMti am bestm mit lauwarmer If fldi, gefüllt ^ Die sa obooOnei Ansditteke gebe loh entweder lateinlseh wieder oder lasse rie gans weg. 550 Art der Befriedigimgr* waeä und von Damen snr Selbstvollziehang des BeischlafiB gebraucht wivd. Doroib «n«n IwöhlMi Drriek mit den Fingem In den Avgtnbliek, w«Bn die Dam« voUandat bat, sphtrt sia siob die FMaaigkait in .... * (Dia ftlgendan Anifllbnaigan lind lefar obBoOner Natur ond banaban Bidi aof den biomo>eiiiell«i Yaikabr, den Fran Z. wflnaohti Sia flbrt dann fort: »Die kleinen Bimfaiieurs sind ftr gans junge IQdflhem . . . Ea giabt anob BimfaUmrs ram Ümsebnallen, aodaaa die Dam^ waldw ibn liab nragaachnallt bat» mit einer andern den Koitos angilben kann, wie diaa ein Ifum timt Aus einem andern Briefe, der sich auf iiomuaejLueiien Verkehr bezitiiii, seien folgende Mitteilungen wiedergegeben: Kann es wohl cfwn?? Reizenderes und Entzückfnrleres geben, als wenn eino Freundin ihr tiesicht inter femora aUerius eoVo^nt atqtic Lingua lahiisrf^n hihia pcrmagtm vagifme imhnit, lirifjun))! in rrnjinnm immittit, mucwn (dentem clüoridis lambit eantodo ut odot üjus vayinae ebria sU? leb bolte es lüokt fBr imwabncbeiiüiofa, daas die Art der B»- ftiedlgang oft genng toh der Umgebung der BetieffiBiideii abkängig ifli So ist ee wokl am ehesten aneh erfcliibar, dan in einigen Kreisen ftst nnr OmmSim^M, In anderen fiwt nur mntnelle Masfeor- kation vorkommt YeEffihrang sidelti glanbe lob, hierbei eine gewisse Bolle. Damit wflrde es nidit in Widersprooh stehen, dass aach die Verftiirang nnr bis sn einem gewissen Grade eine Einwirkong ans* üben kann. Uan Tergesse nie, dass der Mensoh ein Produkt ans er* erbten nnd erworbenen Eigenschaften ist, nnd dass die strenge Sobeidang in ererbte und erworbene Eigenschaften, die so oft theo- retisch gemacht wird, in prasi mitunter nicht darchführbar ist. Der si'xuelle Verkehr wird verschieden häufig ausgeübt Zwei mir bekannte Tribaden thun es nur sehr selten; obwohl der aktive Teil hier sexuell ausserordentlich erregbar ist und mögiichst oft den Akt ausführen will, wird durch die viel ruhigere „Muttei"* dem ein Hindernis entgegengesetzt Dass Weiber, die konträr sexuell veranlagt sind, in Tielen Fällen durch Onanie ihren Trieb liefriedigen, kann keinem Zweifel unter- liegen. In einzelnen Fällen onnnieren sie auch an der von ihnen geliebten Person, betasten deren Schamteile und Beine, wie Krafft- Ebing und Westphal betonen. Die homosexuellen Weiber pflegen sich bei der Onanie Mädchen vorzosteUen. Es giebt auch eine ganze Keihe von „Schwulen", die keinen sexuellen Verkehr unterhalten; einige werden dnreh sodale mid sittliohe Grflade davon abgebalten; PUtonisohd liebe. 551 andere aber begnügun sich überhaupt mit einem mehr „platonischen" Verhältnis, das wir auch dann nn(] wann bei den Urningen fanden. Ebenso, wie es eine ganze Reihe heterosexueller Fniueii giebt, die einen leidenschaf tlichen Koufcrektationstrieb haben, auf dem die innigste geschlechtliche Liebe zum Manne beruht, während alles sinnliche Begehren zurücktritt, giebt es eine Gruppe von homo- s^nellen Frauen, die gleichfalls ohne sogenannten intimen geschlecht- lichen Verkehr bleibeii. Eine solche Frau hat die leidenschaftlichste Liebe za einem andern Weib; aber es wird kein Akt ausgeübt, bei dem die Qenitalien eine BoUe spielen, ja, auch der Gedanke daran kann diese Eian abstossen. Es kann gerade in derartigen FAÜen vorkommen, dass sieh die betreffende Person gar nicht ihrer Homo- sexnalittt bewoaat wird. Sie glaubt ihren Eontrektationstrieb be- liehnngsweiae ihre Liebe als Frenndadiaft beliehnen zu mflsaen. Wie schon froher angedeutet, finden sich analoge Erseheinangen auch bei der Heteioeexnalitflt Der Betnmeeeenxtrieb, der bei dem Kanne so deatUoh anagepiftgt ist« pfiegt eben bei vielen Frauen ans Orflnden, die ich hier nicht ertrtera kann, sorttoksatraten. Wenn nnn eine solche Fran homosexaeU nnd Teih^tet ist, so ist natOrlich der EünflnsB ihres homosexaeUen Eontrektationstriebea auf die Ehe nichts desto weniger ansserordentlieh gioas. Chuu ebenso, wie bei der normalen leidenschafOichen Liebe kann der ganae Gedankenkreis nnd das ganze Interesse dieser Fran Ton der geliebten Person ab- sorbiert werden, und es müssen nattlrlich die sozialen Folgen dieser Leidenschaft dann ^anz ebensQ schwer werden, wie wenn zu diesem KöiitrektatioDstrielie nooh ein intimer geschlecbtliciier homosexueller Verkehr tritt. Daran ändert Liuch der Umstand nichts, dass eine solche homosexuelle Frau mitunter entnistet ist, wenn jemand bei ihr die Hümosexualität vermutet; sie glaubt eben fälschlicher Weise, dies in Abrede stellen zu dürfen, weil keine sexueüeu Akte ausgeübt werden. In den wollüstigen Tr äumen homosexueller Weiber pflegen sich gleichfalls die perversen Vorstellungen zu zeigen. Derartige Weiber träumen davon, dass sie mit einem geliebten Weibe zusammenliegen; männliche Gestalten spielen keine Bolle. Von einigen Fallen wird mir berichtet, wo sich das Weib im Schlaf voUstandig als Mann fohlte, wahrend es einen woUflstigen Traum hatte. Keineswegs Terkehren nur diejenigen weiblichen Personen homo- sexaeU, die einen homoaexnoUen Trieb haben. Ebenso vielmehr, wie es beteresexaelle If Inner giebt^ die sich aas pekuniären GrOnden 552 HomoManafllle weibUdie IVoitittitiom. fieDdoht mitunter aneli am mderBii Hottveii ni gletohgjetohlMlitlMihea Akten lungabea, so können wir dies anch bei den Welbem beobaeliten; es giebt entschieden beterosexoelle Weiber, die nor ans materieUen Orflnden sich sn solehen Akten Yeratehen. Der folgende Fall gehört wahrscheinlich hierher. 34. Fall. Fräulein X., ^4 Jahre alt, hat jetzt ein fmUs Yerhältois mit der Frau Y. Die Schildenuigeii d«r X machen den Eindrack, dass es sich bei ihr entweder um eine psjchosexuelle Hermaphrodisie handelt, oder — was bei weitem wahrscheinliclier ist — dass sie überhaupt heterosexuell veranlaj^ ist und den homosexuellen Verkehr entweder nur aus GefUlligkeit oder aas Geldintt rr^<?e o der aus lokalem sinxüicham Heize, ohne jedes psychische Verlangen, ausübt. Im Alter von 20 Jahren wurde die X. durch einen Mann defloriert; sie verkehrte mit dem Manne nur durch den normalen Koitus; das Ver- hältnis mit diesem Manne dauerte 8 Jahre lang. Spater gab sie sich einem anderen Manne und darauf uoch einem dritten hin. Fräulein X. giebt an, d;^ss der zweite Mann, mit dem sie geschlechtlich verkehrte, sie veranlassti hliI unnatürliche Weise den \'erkebr auszuüben; er bewo)^ sie nämlich dazu., ut ei liceat filiae gcnUalia litigua lambare, so dass der Mann selbst aktiv, sie aber passiv war. Diese Art der Befriedigung gtfiel ihr und übte einen grossen siwiHolMik Beis auf sie ans. Infolge- dessen hat die X spater mehr&oh diesen nnd den andern Uaoni mit dem sie ausserdem geschlechtiich verkehrt», dsanun evsnehti in dieser Weise sie öfters sa befriedigen. Nachdem sie schon 8 Jahre mit Hknaem semeU verkehrt hatte, wurde sie Ton einer Frau dasn Tenwlssst) sieh aooh einmal von ihr den Omnilmgus machen wa lassen. Die X» ging darauf mn, nnd die T., nm die es sich hierbei handelt, veranlasste die X, nvn dies Öfter bei ihr thun an dürfen. Es entwickelte sich liiecaxis ein regel- mSsnger gesolileditlicher Yerfcefar, der aber für die X, wie es sehsini, lediglich ein lokales nnnliches Interesse hat| d. h. der durch die lokalen Reise an den Glenitalien mit der Znnge ausgeübte Kitzel ist ihr sehr an- genehm. Eine Zuneigung znm weiblichen Oeschlechte lässt sich in deutlicher Weise, obschon die X nnn bereits seit vielen Jahren mit Fran T. verkehrt, nicht nachweisen. Die X. hat übrigens von dieser Art Ver- kehr mit der Frau Y., die verheiratet war nnd von ihrem Kanne ge- schieden ist, pekuniäre Vorteile. Was die nächtlichen Träume betrifft, ro beziehen sie sich immer nur auf Männer; aber es spielt eine TluujitrollL' in den TrünmfTi die un- natürliche Art der Befriedigung durch den ('iDinilmgus, wiihvend der Koitus nach Angabe des Fräulein X nnr selten in den geschlechÜioben Träumen vorkommt. Fräulein X war nie sohwanger und hat vor einer Beihe von Jahren Verheiratung von Tribadon. 558 Lqm doroligMDaeht Dia BUdwig än Kehlkopfes, durch flami Dr. Theodor 8. Flftiftv gena» untemeht wurde, ist dnrehaiu weiblieh. Es sei bei dieser Gelegenheit auch erwähnt, dass eine Reihe von weiblichen Personen, und zwar natürlich Prostituierte, homosexaellen QeschleohtSTerkehr durch Cunnüingus lediglich ausüben, weil einzelne Mloner in dem Anblick dieses Aktes einen sezaellen Beiz findieD. Diese Art Frostitation scheint sich sogar immer mehr und mehr zn entwiofcehn, und auch ein französischer Autor, dessen Buch zwar sonst nicht gende einen sehr wissenschaftlichen Charakter trftgt, hat wohl in dieser Besiehmg in Paris richtig beobaoiitsfei wtm er erwflhnt, dass manche ChugmUea alten Wostluigen in der Stadt derartige Vontellnngen geben, die natoilich entsprechend besahlt weiden. Die Weiber, die an konträrer Sexualempfindung leiden, sind in einer Reihe von Fällen verheiratet; doch scheint es, das« die meisten keine grosse Neigung zum Heiraten haben. Eine mir be- kannte Dame, die homosexuell veranlagt ist, heiratete nur deshalb, „um als Hausfrau auftreten und mit ihrem Manne reisen zu können"; sie liess sich aber schon nach sechs Jahren scheiden, da die Ehe ihr nicht behagte und sie» um ihrem Qesohlechtstrieb nachzugehen, mit einer weiblichen Person sexnell Terkehren musste. In verhältnismässig vielen Fällen heiraten homosexuelle Frauen Oberhaupt aus den ver- schiedensten sozialen QrOnden. Die einen sind zu eitel, und es ist ihnen vor ihren Freundinnen peinlich, „sitzen geblieben sn sein". In vielen anderen FftUen sind es materielle Qrflnde, die das homosexnelle HSdchen soi Ehe fahren. Ganz besonders ist es der Umstand, dass in den meisten enropAischen Lindem unverheiratete weibliche Pcr- scnen mit vielen gesellschaftlichen Schwierigkeiten sn Umpfen haben, was viele homcsezneUe Weiber mr Bhe treibt Einige von ihnen lassen sieb, wie sehen erwihnt« anoh nach koner Zeit wieder sdhdden, und es ist dann bei ihnen die Ehe nur eine Art Episode. Viele bleibfln aber Uberiiaapt lieber onverheirateti i. E eine Patientin Babows, die mehrere Freier abmee, weil sie fbr ein EochemnAdchen aehwbmie. In dem folgenden Fall erfolgte einige Jahre nadi derYerhslretung dne Trennung. 35. Fall. Frau X., 36 Jahr alt, ist verheiratet, lebt über jetzt vom Manne gatreont^ ohne gerichtiich geschieden sn sein. Die X. stammt 554 Beispiel. ras eloer grSaaeren ProTinzialstadt, wo sie auch die Schule besuchte. Ihr Vater war in diaaar SIsdt Baamtar* Die Eltani der X. sind tot; die Mutter atarb an den PodEfln. Sie war Mae groaie, atazfee und ge- sunde Fnn, die viel Sorgfalt auf die Enidinng der Kinder Terwendeto. Der Vater soll gesund gewesen sein. Die X. hat nooh drei QeMhwisler, über die ne ab«r nicht Tie) aangeben weise. Die andern Gesehirisfeer seien schon sinnlich seitig ans dem Hanse gekommen, nnd jetst kommt die X. mit ihnen gar nioht mehr snaanunen. JedenftUs weiss sie aber Uber NerrenkranUieiten nnd aonatige belaatende Momente niohts ansa- geben. Die X. blieb bis ssr VoUendong des 14. Jahres im Bltemhainse. Geschle<ditlicbe Handlnngen hat sie aoiion vorlier anweilen Torgwiommen. ,Ieb apielte*, so enlUt sie, »als Kind Tiel mit Mldohen, nnd swar mit Midflkon meines Altws. Bereits im Alter von 12 Jahren kamen wir darauf, uns gegensritig an die Genitalien sn fiwsen. Wir sind baden gegangOD und haben dort allerlei Ünsinn gemachl Nidht alle Middien sagten mir hiebei zu, es war vielmehr gerade eine, die mir besonders qrmpatfaiscb war. Ich habe mich schon während der Schulzeit fOr Knaben gar nicht interessiert Obwohl ich Gtolegenheit dazu gehabt hätte, mich auch mit Knaben in dieser Wmse bemmsntreiben und mich ihnen zu ntthem, habe ich mich doch immer nur an Hftdchen gehalten.* Solche homosexiiello Handlungen durch gegenseitige Masturbation trieb die X. bereits vor dem Eintritt der Periode, die sich, als sie 15 Jahr alt war, zeifffo. Als die X. das Elternhaus verlassen hatte, nahm sie zu ihrer Ausbildung und gleichzeitig zur Aushilfe pinp Stellung^ in einer befreundeten Familie an. Es war dies das Haus einer Witwe, die eine Tochter, Y., hatte. Die X. musste die Y. öfter kalt abreiben, und hierbei fülilte sie immer starke sexuelle Erregung. Die Y., damals 18 Jahr alt, schien bei der Annaiierung der X. sexuelle Eirbgung zu spuren; denn wie diese angiebt, ging sie bald darauf ein, sich gegenseitig an den Genitalien zn manipnlieren. Die Witwe hatte noch eine andere Tocbtar, die v<Hi dem Verkehr awiseban dar X. nnd Y. niofalB wussfee. Fsai täg- lidi verkelirten nnn die beiden so mit einander. Zuerst hat sieh ba> sonders die X von der T. in soldier Weise an den Genitalien spielen lassenf wahrend spiter anub die X. bm der Y. dies oft Toniahm. flehen naoh einiger Zeit kam es som Otmnüingus, «Wie iob daranf kam*, erdUt die X., ,kann ieb adbat nieht angeben. Wenn jenes Midnhait bei mir dtti CunnUingus machte, habe ich mich stets angekleidet auf das Bett gel^ Iah glanboi dass die Y. merst mir einen enti^eehenden Antng maehta. Sie ssgte mir, sie kOnne midi sehr gat leiden, sie sei mir gsAf wir wollten aber unsere Freundschaft TOT allen anderen mög- lichst Terbergen.« Die X. selbst bat bei dieser Pirenndschaft den Ommi' Imgus niofat ansgeabt Beispiel. Wahrend die X. in dieser Weise mit dem Mädchen verkehrte, lernte sie emeri Mann kennen, der sich um sie bewarb, und den sie später heiratete. «Ebenso wenig aber, wie ich je zu anderen Männern Liebe gehabt habe, hatte ich sie za ihm, and es war wohl nur meine Jugend, meme DnmmlMit und der Wnudif utor die Hinlw ni kmumen, der mich WH der Heint Tenudasste. Idi habe in meinor Ehe swei Ki&der gebabti ohne aber sndi nur ein einziges Mal bei dem Koitos, dem ich midi meinem Manne in Gefidlen hingab, befriedigt an aun. Wir haben nns aehUesalidi gelammt, weil das doch hein ertdlf^ieheB Znaammenleben mehr war, nnd weil mieh mdne seniellen Meigongen immer wieder m Frauen trieben. Meine Kinder habe ich ra mir genommen. Whrend meines Zosammenlebena mit meinem Manne habe ioh mit kmner weib» liohai Penon Terkehrt nnd mudi beionderB tou meiner Ftenndin T. getcenni»* Naohdem sich die X ?ob ihrem Manne gefaremit bette, harn sie naeh Berlin, wo sie bald ein Mädchen, Z., kennen lernte, mit dem sie sexaell verkehrte. Obwohl die X. von Hanse aus etwas zn leben hatte, sachte sie doch eine Beschäftigung durch eine Stellnng, und hiorbei lernte sie die Z., die in einem Geschäft thätig war, kennen. Beide zogen zusammen, und es bildete sich ein inniges Liebesverhältnis aus. Der Verkehr be- stand in mutuellem Cunnilingus. Nachdem die beiden sich dann getrennt hatten, lernte di« X pin anderes Müdchen kennen, mit dem sie jetzt schon 6 Jahre verkehrt. Auf die Frage, ob sie in der Zeit noch einmal mit Männern verkehrt, habe, erwidert die X., dass sie es dann nnd wann wohl gethan, aber nie einen Tvciz tünptundon hätte. Sie hiiiLe eo gethau, mehr um doch wieder eiriiaal auszuprobieren, ob sie nicht wie andere v.'ranhicrt sei, und ob iijr nioht der Koitus auch Vergnügen bereite; zudem sei iln dies '.iwoh eine ganz angenehme Einnahmequelle gewesen, und so sei siö dazu gekommen. Die erotisüheu Trliume der X. bö/.iehen bich immer nur Huf jMiidcben. Meistens träume sie, dass sie den Cunnilingus aktiv aasübt, obgleich sie in Wirklichkeit bald aktiv, bald passiv ist Die Z. trinkt gelegenfiioh etwas Bier, dodi macht sie sieb nicht riel dsnms. Sie raneht nieht, weU ihr des HsmJien Kopftebraeisen yer- usadit. Gelegentlich fertigt sie Handarbeiten. Pfeifen kann rie gar nioht Bei der insseren Uniersochnng desKehlkoplb durah Herrn Dr. Flntan ergeben sich dnrdbans feminine Verhlltniiae. Es ist keine Spar Ton einem J^Bmim Adami Torbanden. Der Kehlkopf ist klein. Sine innere üntersnehnng mnts nnterbleiben, da die X. eine flnide Xiies bat Wo sie ae sieh ragesogen hat» kann rie nicht genau angeben. Wabnehein- lieh aber ist rie im Verkehr von einem Manne angesteckt wovden. 556 Psychosoxaelie Hermaphiodisie. Id Tblen lUlen bestohti ebenso wie wir bei den ürningen eine psychisehe Hermaphrodisie finden, aoeh bei den Weibem Neigung za Männern und za Weibem. Die Neigung m den Mionem kann dabei zeitlich Ton der zu Weibern getrennt sein. Es kann z. B. die Betreffende anfangs Neigung zu Weibern haben; eines Tages trifft sie einen Mann, zu dem sie sich doch liingezügen lühit Hiürans kum sich ein wirkliches Liebesverhältnis und eine Ehe entwickeln. Oft ist aber die Liebe zu Männern nur eine Art p]pi8ode, nnd es kommt die Liebe zum Weibe sehr bald wieder in voller Stärke zum Aosbracb. Hierher gehört z. B. folgender Fall. Fall Frau X., 31 Ji^r alt, ist von ihrem Ehemann gMchieden. Als Gnmd der Scheidung erklärt sie nur: ,Wir konnten uns eben nicht verstehen.* Die X. hat zwei Brüder und eine Schwester; die letztere soll gleichfalls homosexuell sein. , Meine Schwester verheiratete sich wie ich. Als sie einige Wivflien verheiratet war, schrieb sie mir einen Brief, worin die Worte vorkamen: ,Ich habe ja meinen Mann herzlich lieb; aber hätte ich gewnssi, wie das andere alles ist, so hJltte ich mich nicht verheiratet'. Daraus scliloss ich, dass der Koitus ihr nicht zusage*. Andere Gründe für die Homobtxualitat ihrer Schwester kann die X- nicht angeben. Übrigens hat die Schwester mehrere gesunde Kinder. Der eine Bruder der X. lebt in sehr glücklicher Ehe; über die Ehe des andern lässt sich wenig sagen, da er sehr still und versculossen ist. In der Familie sollen Nervenkrankheiten nicht vorgekommen sein. Dtr Vater starb an der Cholera, die Mute an den Pooken. Di« X ist| wie noch bemerkt sei, ein Aiüstenkind; sie begl«tete ihre Stern oft enf den Fahrten nnd hatte infolgedessen schon frfih Gdegenhe&t» weite Belsen an madien. Sie wurde dabei TOn der Hntler, die eine gate SoholbOdnng genossen hatte, wihrend des HeranniBena regebnissig vntenriebtei Als die X 9 Jabr alt war, wurde sie in eine Pension gegeben, um die Sdnile an besoehen. Hier wurde sie bald mit einem gleidialtrigen lAlddh«i intion befireondet, den heute sdion lange verheiratet ist; mit diesem Hhdflhen bat die X. vieUhch mvtnelle Onanie getrieben. «Wir wußten nicht, was wir thaten; manchmal kamen übrigens auch die Knaben hinzu, aber die haben wir immer weggedrängt. Ich schlief bei meiner Freundin und wir waren nmotrennlich. Ich habe sp&ter den Leuten, bei denen vnr in Pension waren, oft den Vorwurf gemacht, dass sie so meiner geschlechtlichen Sntwiokelang die Hanpt» schuld trügen, indem sie uns so ungestört zusammen sein liessen. Man liess uns zu viel unseren Willen. Ich kann nur sagen, dass, wenn ich ein Kind hätte, ich besser aufpassen würde Die Leute, bei denen ich in Pension war, waren schon sehr alt und konnten es nicht wissen; aber es hfttte doch aufßäilen müssen, dass wir beide den ganzen Tag nnd die 557 ganze Nacht zusammen waren und uns nie trennten". Das Verhältnis zwischen diesen beiden Mädchen dauerte 5 Jahre. Die (geschlechtlichen Handlungen fanden in dioser Zeit fast alltüglich statt. Anfang.s handelte es sich nur um mutublle Masturbation, später alh r 'ifjif die Freundin der X. auch ihren Kopf inter femora nUerius. Weitt^i wurde aber nichts gethan. Nach der Trennung von ihrer Freundin hat die X. viel miisturbiert, und zwar besonders im Alter von 14 bis 19 Jahren, i bnguns hat die X. in der Kiudiieit üuck mit Knaben gespielt; .aber die mussten weg, sobald Marie kam". Die Knaben waren in demselben Alter wie die X., d. h. also 9 odir 10 Jalm tU, imd m» kann noh der EmsttUidt«!! noch ganz genau «rinnwn. ,XmnMriim haben wir andh geleganUioh mit Jnngvn den GeteUaehtoaht naehgeahmt» und ich erinnaro mich noch des einen Fallee, wo der eine Junge, der mil mir dieiflii Akt nachgeahmt hatte, mir drohte, es meiner Matter an Mgra. Ich Tereprach wdilieedidb, ihm einen Eartoffelpiiirer ela Sobweigelohn sn geben*. Erektion hatte der Knabe dabei nicht; ei waren nor Friktionen, die er eniabie. «Damala wnsete ich ttgentlich auch noch gaznicht, den es aweierlei MenBohen giehi Ohne mir irgendwie weiter Beoheneduft ab- tolegen, habe ich mich mit meiner Trenndbi md diesem Jungen abge- geben. Das aber weiss ich genau, dass bei meiner Freundin es wirklich intime Zuneigung war, die ich bei ihr hatt^ wShrend es bei dem Jangen vielleicht mehr der Wunsch der Nachahmung war, der mich dazu fUhrte*. Lange nachdem die X. schon mit ihrer Freundin geschlechtlich Tcrkebrt hatte, sah sie einmal auf der Strasse im ChaoBseegraben eine mtnnliohe und eine weibliche Person den Koitus miteinander vollziehen. ,Tch graulte mich, blieb aber doch «fphpn, um die beiden zu beobachten. In meinem ganzen Leben kann ich nicht vergessen, wie die beiden dalagen, und ich erinnerte mich dabei sofort an das. was ich mit meiner Kreurulm gemacht hatte". Aul die weitere FrnEre, ob die X. m dem Verkehr mit ihrer Freundin schon Wollubtempliodungen, wie als geschlechtsreifcs Madchen, hatte, kann sie keine genaue Antwort geben. Sie glaubt aber, dass es schon vor der Menstruation, die im Alter von 12 Jahren bei ihr eintrat, der i'aÜ war. Als sich die X. von ihrer Freundin trennte, war sie zuerst sehr betrübt. Später masturbierie sie; mit 19 Jahren ungefähr verlobte sie sich. Auch nach der Verlobung masturbierte sie noch sehr viel. Auf die Frage, was sie sidi jetzt bei der Masturbation gedacht hätte, meinte sie: ,Bald stellte icli mir vor, wie ich mit meinem Bräutigam, bald auch, wie ich mit Marie zusammenl&ge. Marie und ich schrieben uns lange Briefe, und ich lese noch jetzt mit Freuden die Worte, womit sie mich an die schOnsn Kttcihta erinnert, die wir saaammen Tolebt haben.* Gegen- wärtig treibt die X. ftbrigens keine Hastnrbation mehr. Sie bedarf, wie sie erwfthnt, jetat immer der Anregung doroh eine andere. Der Brftutigam 558 BeiflpieL der X. war Kautmami. Über die Entstehung des Verhältnisses erzählt die X. folgendes: ,Ich war mehrere Wochen bei einer Familie auf dem Lande zu Besuch, und dort lernte ich meinen Bräutigam kennen. Wir gingen zusammen aus, ich weit schon sehr stark entwickelt, und. jedenfalls hotte sioh mein späterer Bräutigam biJd in mich verliebt. Ich war ihm «nah, wid iek nidit Ifognta kann, s«hr cageUuui, aber andererseits be- standen nuiiM Neigimgen su weibliehen Penoaen fort, und iminer ftUte mir irgend etwef . Oft ging leb mm Bnumen im Garten, wo «ae nalArliehe Quelle war, holte mir dort firiaohei kftUea Waser, ging auf mein Zimmer und kflUte meine Qesehleohtateile. leb halte ein Ftiokeln in ihnen lud konnte ea auf andere Weiie niöbt beaeitigett. Beibit die MiaatiirbaftioD konnte apfttar nidtta mehr helien, iah hatte keine Be- Medigmig mehr dabei* Naeh einiger Z«t trennte aioh die X. Ton ihrem BiAutigam auf längere Zeit, uid mm lernte sie wieder ein anderea liBdeben kennen, das sehr xirtlioh la ihr war. Beide fShlten sieh sofort su einander hin- geaogen, nnd die X aog in die Familie dieaes Mldohena. «Wir hatten ein gemeiaaamea Sohlaliimmer, und wenn wir anoh Teraohiedeiie Betteo hatten, ao kamen wir dodh fiwt jede Nacht ansammen, nnd wie auf Kommando flbten wir miataelle Haatorbation ans,* Nabh ISogerer Zeit verheiratete aieh die X., aber sie trennte Aek wk einiger Zeit ¥0O ihrem Manne, „weil aie sich nicht verstehen konnten.* Auf die Frage, weahalb aie aioh denn verheiratet hätte, erklärt sie : ,Ich glaubte, es müsste so Bein. Ansserdem konnte ich andi meinen Mann sehr gut leiden. Wir haben vor der Ehe nie mit einander geschlechtlich verkehrt, wohl aber während der Ehe; aber ich hatte keine Befriedigung, sondern nur Ekel dabei. Ein Kind ist in der Ehe nicht gezeugt worden." Es kam ho\ ihr während des Koitus me bis zu wirklicher Wollust. Wührend der Ehe hat sie übrigens, als sie merkte, dass die Ehe sie nicht betriedigte, das Verhältalis mit ihrer letzten Freundin beibehalten. Nachdem sie sich von ihrem Manne getrennt hatte, wurde sie zum Teil von ihm weiter unterhalten, znm Teil aber lebte sie von einem GeschUft, das sie sich einrichtete. Das Verhältnis mit der Freundin dauerte nach der Trennung von ihrem Manne noch 3 JaJire. Jetzt bat die X. wieder ein Verhältnis mit einer anderen weiblichen Person, die etwa 10 Jahre älter ist als aie selbst Es ist überhaupt merkwürdig, dass die X. sehr gern mit Uftdohen Terkefarte, die aehn Ma awSlf Jahr Alter waren ala sie. Auf die Frage, ob ihre Freondin nut Männern geaebledillich TeikehreB darf, antwortete die X.: ,Wenn ich ea weiaa, atflrt ea mich. Aber ea iat trotadem vor- gekommen, daaa ieh mit Mädchen geaeUeehtlioh ▼erkehrte, die miter Sitte standen, TOn denan ich alao wnsato, daaa aio mit Iffitamem geacUeoht- lich verkehrt hatten. Allerdinga mnaa aioh die Betreffende dann vor meinen Angoi Tc^atändig reinigen.* Der Verkehr beatebt jetat im Ouud' Pff?eiser Vakehr mit dem Uauie. 559 lingus, wobei die X. bald aktiv, bald passiv ist; eine scharfe Trennung findet nicht statt. Sie selbst kann den Ounnilingus aktiv nur dann ansübcu, wenn sie sexuell hochgradig erregt isi So gut wie ihrer ersten i'reundin Marie, erklärt die X. immer wieder, ist sie noch nie einem anderen Miidcht^n wesen. «Neulich hat mir meine Freundin, die in der Hauptstadt emes anderen Landes weilt, geschrieben, dass sie mich bald einmal besuchen werde. Sie ist verheiratet und hat drei Kinder. Ob- wohl [,Mr nicht daran zu deiiken isi , diiSS bei dieser Gelegenheit die alten Bezieliuügeu wieder angekuüplt würden, so wird doch die Freude dtjs Wiedersehens beiderseits eine sehr grosse sein.* Die X. hat in firfiberen Jalm (BiSbm homotezadle TrSnme gehabt, wobei lie fint Mf fcn üurer ümuidiii taciuite. Von dneni Manne glaabi bU nie gefbrttomt an baben. Sie würde sieh aneh nie wieder, wie ne aogiebt, Tezbeirateii, obwobl läe ee wAx beklagt, kein Kind m baben. slob wlixde aUea^ was ieb babe, bingeben, wenn ieb em Kind bitte.* Die X» ffiblt sich im allgemMnen in ibrer jekngen Sitnation gaas wohl Sie iplt in ihren Ereiflen als gntmfttig, aber als sehr heftig. Sie selbst memt, dass sie «a etwas hetisofas&cbtiges Temperament habe, ohne dass dies aber in der seiaellen Bpbftre eine Bolle spielte. In der Schule hat die X. gut gelernt; allerdings meint sie, dass sie Ton ihrer Mutter sehr gut dazu vorboeltet war. Die X. pfeift sehr gut, ae hat «ne auffallend tiefe Stimme. Auf die Frage, ob sie immer so tief gc- sproohen bab^ giebt sie an, dass sie vielleu^t einmal etwas halsleidend gewesen sei ; sie habe aber, soweit sie sich erimsere, stets eine yiei tiefere Stimme als andere Mädchen gehabt. Der larjngoskopische Befund, der durch Hf»rm Dr. Fiat au aufgenommen wird, ergiebt keine Abweichung vom feminiaen Typus. Aussen ist allerdings ein vorspriageades P(mmm Adami vorhanden. Der Kehlkopf selbst ist verh&ltaiam&ssig nicht breit. Bei bi»mo8e9Enell«n Weibem pflegt der nonnale Beisohlaf nicht IUI Befriedigimg ni genflgen. Bine mir bekannte Tribade liess ach anoh Ton ihrem Hanne Tie! Heber Imgmt lamibere quam immukne membri reisen; bei dem letiteren Akte bleibt aie kalt» nnd es findet sehr hfinfig sogar bei ihr nicht einmal WoUnstempfindnng nnd igsknlation statt Weniger nnaagenehm ist ihr der Omnüitigus dnreh den Mson; dabei tritt ?iel eher der nötige Beis m nnd zwar, wie diese Fran mir anadrflcUioh bemerkte, ohne dass sie Phaatasie- TorstellQDgen sa Hilfe nimmt nnd sieh irgend ein Weib Torstellt, nm senelle Befriedigung in bewirken. In vielen FÜlen henntat die Betreffende in ahnlicher Weise FhantasieTorsteUongen, wie es homo- sexuelle Mftnner thon, um geschlechtliche Befriedignng bei Fraueii tvL finden. In manchen Fallen wirkt selbstverständlich der CunniUngtis odei duüh die MdätuibaUon duich den Mami bei der weibliulieii JPexäua 560 lediglich durch den peripherisch eu KitzeL Es ist gerade in diesen Fällen das zu unterscheideu, was ich bereits früher erwähnt hahe, der rein peripherische Kitzelreiz und der ei<;t'ntUche Kontrektationstrieb. Ebenso wie bei unzüchtigen Handlungen mit Hunden lediglich der erstere in Betracht kommt, finden wir, daas dies auch bei vielen bomosexaelleii Fraoen der Fall ist, wenn sie mit Männern irgend welohen, sei es nonnalen, sei es perversen sexuellen Verkehr ausüben. Das Objekt» an dem sie sich befriedigen, ist dann nioht das Ziel des KontrektaüonB» tnebes, sondern dient eben, wie angedflotet^ nur zu ganz bestimmten peripheriacfaen sensiblen Beisen. Dass in sabkeioben FSIlen dieser peii- pheriscbe Seiz dnrob Uftimer bei bomosexaellen SVanen snr Befrtodignng nioht genflgti kann nicht tlbeirasohen. Es kann nach den mir bekamitea Birfabrnngen Aber MBchwole'* Frauen der OmmJl¥iigm dnioh den Mann ihnen keineswegs den Gennss gew&hren, den sie dann empfinden, wenn sie ihn vom Weibe Tomehmen lassen. Einige mir bekannte Franoi liessen sich endlich scheiden, als sie merkten, dass sie doch in keiner Weise dnroh die Ihe dh) gesdilechtUdie Befriedigung finden konnten, die sie suchten. In dem folgenden Fall, der eine Frau betrifft, die sexuellen Ver- krlir mit Frauen, Männern und auch einem Hunde hatte, Uis.sl'u Sil h ;mf das Deutlichste die peripherischen Heize von dem Objekt des Koutrektationstriebes trennen. 87. Fall. Frau X., eine auffallend korpulente Person, 31 Jahre alt, war Ycrheiratet, ist abeo: jetst von ihrem Manne auf Grund unuber^ windlicher Abneigung gesdhaeden. Die Angehörigen der X. sind ihres Wissens alle gesund. Weder von Nervenkrankheiten uoob von Selbst- mord oder Geisteskrankheiten ist ihr etwas bekannt. Kur erwähnt die X, dass der grösste Teil der Familienmitglieder auffallend heftig sei. Geschlechtliche Akte hat die X. schon als Kind ausgeführt und zwar hat sie sich zuerst solchen mit Hunden hingegeben. »Wir hatten Fiun it , und von diesen liess ich mir geni geniialia lamhere; wir waren mehrere Mfidchen, die wir das thaten. Der Hund, den wir dazu benutzten, war ein grosser Ziehhund. Wie so das kam, dass dieser Hund das bei uns machte, wissen wir nicht. Er bchnürl'elie nur so, und ohne dass wir ihn lange dazu abrichteten, that er das Erwähnte.* Die X. erkl&rt, dass sie nicht etwa irgend eine Neigung für Hunde oder Tiere gehabt habe, es sei lediglich der örtliche sinnlichü Kitzel geweben, der ihr dabei die Wollust gewilhrte. Das weitere, was die X. erzählt, dass der Hund selbst dabei geschlechtliche Erregungen bekam, macht im ZimamiiwitihMig mit einigen anderen MitteUnngen, die die offenhar hysteriMhe X. noch maohti einen etwac phantMÜsdieii Bindmok. Sie behauptet, dam Hönde BeispteL 6dl liierbei übnlumpt mitnntar tiregt wflrdtn. Man merke diei i. B. an der Arti wie tpmgm, und anoh beim Anblick der Oemtalien des Höndes» Die X. Uess tidb jedenftlls miantenlaag Ton dem Himde den CfimnümffH$ mAehen. Ob er bereits firfiber bei anderen wiibliohen Per- tanen so etwas gefhan hatte, weiss sie niobt. Bio erinnert siob» dws sie hiesbei stark semell exregt wurde; aber tn «ner eigenfHehen BcfHedigoQg sei es nicbt gekomroeD. Später, sls die X. 9 oder 10 Jslire alt war, Bng sie au, sich beim Baden geschlechtlichen Handlungen mit dner Freundin hinsageben. Znerst bestanden die Akte in emfachen mtttuclleo Berfihrongen der Genitalien, ürst sp&ter kam die X. darauf, den Cunnilingf*s mit ihrer Freundin auszuüben. Ebenso, wie sie sich irfiber, mitunter tagt&glicb, von dem Hunde den Cunnilingus machen liess, so erkl&rt sie, dass sie nun auch mit ihrer Freundin häufig Tag für Tag sich gescblechtlichcn Akten hingsib Wieso sie gerade auf den Cunni- lingfi^ rrekomiijt u sei, vermag sie nicht mehr genau anzugebcD. Sie hTilt es aber für nicht unwahrscheinlich, dass der (^tnnüfnffus mit ihrer Freundin dadurch herbeigeführt wurdo, dass sie selbst sehr häufig von den Akten sprach, die sie beide von dem Hunde bei sich hatten aus- fähreu lassen. Auf die Frage, ob es ihr denn nicht ekelhaft ge- wesen wäre, bei ihrer Freundin das auszufahren, zumal wenn sie daran dachte, dass sie sich das früher von dem Hunde hatte machen lassen, erwideit die X., davon könne nicht die iiede sein. In der ersten Zeit, wo die beiden bereits durch Cunnilinffus mit einander geschlechtlich verkehrten, liessen sie sich zuweilen noch von dem Hunde den Cunni-' Ungus machen, und z^ar geschah es mitonter aadi jetrt noch so, dass sie sowohl ton dem Hnnde wie von ihrer Freondin iiglidi den Akt ans- fuhren liessen. Bemerkenswert ist, dass die Frenndin, die die X. schon im 9, Jahre auf der Sehnle gewonnen hatte, «ncik jelit noch mit ihr snssmmenlebt. ZniAohst hatte das Verbiltnis beider bis lom 17. Lebens- jähre der X. gedaneri In diesem Alter heimteten beide nnd swar knn naeheinander. Dadnroh wmrde das Yerhiltnis gelOst Ihren Haan hat die X. nieht geliebt Sie eiUlvt^ die gante Sache sei nichts als eine Geldheirat gewesen, weil sie gern versorgt sein wollte. Sie hat in der Ehe drei Kinder geboren, die bereits tot sbd. Der Koitos mit ihrem Hanne Termochte sie aber nicht sa befriedigen. Obwohl sie sa keinem anderen Manne eine bestimmte Neigung hatte, faAlt sie es doch Ar mOglicth, dass, wenn sie mit einem anderen Manne geichlechtlich Terkehrt hfttte, sie Tielleiebt mehr Yevgntigen gefimden hitle; ja, sie meint, dass besonders der Ommilmgua dmrch emen Msnn ihr, wenn sie aneh niobt eine besondere Neigung in ihm gehabt hätten dooh genfl^d örÜidien Beis gewBfart haben wfiid^ nm befrie^gt sn sein. Die X fBgt hinsii, dass ihrer Ansicht nach flbsihaiipt ftr Yiele Weiber der Koitns gar nicht die richtige Befriedigung bieten kOnne, weil Moll, Xcnir. SMwri—pSaSws. 8$ 562 hierbei das eigentliche Wollagtoxgao, die Klitoris, nieht genügend berührt und gereizt würde. Dies sei nar dann naögUöh, wenn der Mann entweder den sexuellen Akt unnatürlich aasübe, oder wenn er den Eoitos in dcr Weise einrichte, dass hierbei sein Memhntm an die Klitoris gedrückt würde. Schliesslich liess sich die X. von ihrem Manne scheiden; aber sie Imt den Mann srhon längere Zeit vor der gerichtlichen Scheidung verlassen. Die drei Kinder sind, wie erwftbnt, bereits tot. Das eine starb an Kriinapt'en, ein andereSj wie sie sagt, an Qaiienfieber, das dritte an Darmkatarrh. Niichdeni die X. dauernd von ihrem Manne getrennt war, ging sie in eine undere Stadt. Hier scbloss sie bald ein Freundschaftsverhältnis mit einem anderen Mädekcji, Was den geschlechtlichen Verkelir zwischen beiden betrifft, so bestand dieser in abwechselndem Cunmlingus; bald war das andere Mädchen aktiv, bald sie. Lieber war nnd ist es der X. im allgemeinen, wenn sie beim Cunnilingus passiv ist. Sie müsse ein Mädchen sehr leidenschaftlich lieben, wenn sie bei ihm aktiv den Akt ausüben solle. Das neue Freundschaftsverhältnis dauerte vier Jahre. Nach dieser Zeit ging die X. wieder in ihre Heimat, wo sie auch mit ihrer Jogendfreondin auBammentraf, mit der ne das firttlunre Yerhftltnis fortsetst«. Kadi aiclii linger Zeit gingen beide mi6b. Berlia. Der Ter- kehr mitMannem bat der X niesuds aneb mir die geringste Befinedigung bereitet. Ee Bei dies eine Zeitlang für sie nicbts sls eine nine OescbUli' SBOhe gewesen. Sie bllt m aiudi niobt fttr wshrBcbeialieh, dass sie beute noob dnrcb den OmmHingus eines Mannes befriedigt werden kffmite. Be* sonders erinnert sie siöb noob, dass, als sie selbst dnrdb den peripberiscben B«s mitunter befriedigt wurd^ sie doob niemals Ton ein nnd demsdben Msan Öfter als einmsl befriedigt werden konnte. Wenn sie sobon einmal mit ihm yerkebrt batfee, war für ne jede Spar eines Beises gesobwnnden. Die X. batte fr-fiber, vom 18. Jabre an, Öfter des Naidits gesoUeebt- liehe Trftome, die sieb nandmial auf Männer bezogen. Aber sdbon da- mals spielten andi Weiber eine gewisse Bolle in den Träumen, und Jetst träumt sie nnr noob von weiblichen Personen, von sohOnen Weibern mit schönen Figuren und grossen Brüsten. Was ihre Kindheit betrifft, so erklärt die X., dass sie weder Puppen- spiele nodi andere weibUdie Spiele je geliebt habe. In früherer Zeit hat sie zwar Handarbeiten gemacht ; aber sie that es nnr gezwungen; ein Interesse dafür hatte sie nie. Sie behauptet auch für Knabenqnele nie eine besondere Neigung gehabt zu haben. Das sexuelle Leben sei schon in der Kindheit so stark bei ihr gewesen, dass die sexuellen Ge- danken zeitweise alles andere bei ihr aurückdi^gten. Die X. erklärt weiter, dass sie, ebenso wie die meisten ihrer Angehörigen, sehr heftig sei. Gesund sei sie immer gewesen. Ihre Periode ist schon zeitig, nämlich im Alier von 11 Jahren, eingetreten. Verheintete Thbaden. 563 Die X. kun MdSdleiid gut pfeifen. SU muhi aidit, trinkt ftbor aebr ^d, nad swar trinkt sie beute aoeh teditidiinttHoli jeden Tag 10 Glaa Bier. Sie moat» du iSge ao ia ihrer Katar. Die Toa Herrn Dr. Theodor & Flaten TOigenommoie üater- BDehnng dee EeUkopfea ergiebt, dass diea«r ToUkooiBiea ünniaia gebildet igt nad kdaerld Aasciehea eiaes ririleo KehDrapfw eathllt Mantegazza meint, dass manche Ehe, die nnglficklich sei, ohne dass man über die Ursache klar wird, in der Homosexualität der Frau die Störung des Glückes finde. Dies ist richtig, und CS stimmt damit durchaus überein, dass verheiratete Weiber, wenn sie homo- sexuell sind, hinter dem Backen des Mannes sexuellen Verkehr mit einem Weibe unterhalten, wie aiMh Martineau beobachtet hat. Duhousset berichtete 1877 einen merkwürdigen Fall von konträrer Sexaalempfindung, der kaum glaublich klingt Es handelte sieh um swei Weiber, die in einander sexuelle Beriehongen batteo. Die eine von ihnen TurheLntete siob, verkebüte aber trotsdem mit dem von ihr geliebten Weibe weiter; diese letrtere, die unTerheiiatet war, wurde nun sohwanger, und wenn man nieht aunebmen wiD, dass hier eine Hyitiflkatiou Torliegt^ so ist der Fall in der Thai, wie er aueh Ton einigen erklärt wird, so in deuten, dass die Yerheiistete einen Teil des Ssmens ibies Mannes bei dem spiterea Yeifcebr auf die Dmrhnzatete übertrug!! Gewisse Dinge, die man in Romanen liest, h&lt man Air that- sächlich unmöglich, und doch zeigt es sich mitunter, dass die Romane das schildern, was im Leben vorkümmt. In MademoiseUe Giraud mi fmum beschreibt Belut das Liebesverhältnis zweier weiblichen Personen zu einander. Er zeigt, wie die beiden Franen ihre Männer in einer Weise behandeln, die mau in einer Ehe nicht gerade er- warten dürfte. Die eme lässt ihren Mann, der vor Sehnsucht brennt, mit ihr den Beischlaf zu vollziehen, nicht zu; sie schliesst sich in ihr Zimmer ein Als der Mann ihr verbietet, zu ihrer angeblichen Freundin, d. h. ihrer Geliebten zu gehen, mietet sie sich mit dieser gemeinsam eine Wohnung, wo sie sosammenkommen. Der Mann der Titelperson glaubt, dass seine Frau mit einem andern Manne efal Verhältnis habe, er folgt ihr und bittet sie fast um Entschuldigung, als es sieh herausstellt, dass sie sieh nur mit ihrer Freundin trifit Es kennte mancher Ehemann aus diesem Bomaa eine Lehre lieben. Es ist mir nach Hitteilungen, die idi ftber homoeeindle Yerhftltnisse in venchiedencD Lmdem beaitie, iweiftlloe, dass mitunter UnglQek in Ehen durch Hemoeexualitit der Ftan und durch homoiesiielleii ae* 664 FtoKioaiMha fioowMsitUttt. Y«Eke]ir d€t Wabe» Jbinter dem Büisken des Ifiimes «i ttaiide kommt Wie oft die sogenamite FiemidsoliAft eine gesohleehflielie Liobe be- deutet« IM eidi natOrlioli niebt entBoheideD; daes es mitanter der FUl ist^ kann ieh als dober bebaupten, naebdem idh in mebieie derartige Bben, die dadorob gestOrt sind, Einblick gewonnen habe. Es sind auch Fälle veröffentlicht worden, wo der perverse Ge- schlechtstrieb bei Weibern periodisch auftritt und zwar gleichzeitig mit dem Erscheinen anderer psychischer Abnormitäten. Bei einigen soll der perverse Trieb iitsonders zur Zeit der Menstruation lebhaft sein, während sie zu andern Zeiten, wenn auch sexuell nicht ganz normal, so doch jedenfalls viel ruhiger sind. Neigung zu unreifen Mädchen scheint beim Ii oraoseiuellen Ver- kehr der Weiber auch vorzukomtuen. Tardieu berichtete einen Fall, wo eine Frau mit kleinen Mädchen im Alter von sechs bis elf Jahren »hlreiche unsittliche Handlungen vorgenommen hatte. In einem andern Fall bat die eigene Mutter ihre etwa zehnjährige Tochter mit den Fingern defloriert und Jahre hindurch diese täglich an deren QesohlechtateUe gebnusht» in die Vagina nnd anoh in den Amt eingefSbitk Über fetiaebiatieobe, masoebistisobe imd sadiatiaebe Neigungen der kontrfli aexnell empfindenden Wdber TOimoobte ieb gleiobfalla einigea m erfiduen. Von dem bomoieznellen Verblttnia iwmer Fianen weiaa ieb, daaa die eine, die aktive^ auf Wnnsdb der paasiTen m Hanse stets in. monarUeidem, ond iwar in kanoi Sammethosen gebt Es wird oft genug in Bfihnenstfleken und auch in Romanen dar> gestellt, wie das Weib nur üea Mann liebt, dessen physische Über- macht über sich selbst sie erliennt. Dies kann so weit gehen, dasa des Weibes Liebe gerade dem Manne gegenüber am heftigsten ist, dessen körperliche Stärke sie am eigenen Leibe erfahren hat, und sei es selbst in empfangenen Schiftgen. Mag der eine diese Fälle ftlr pervers und pathologisch, ein anderer für normal halten, diese Frage soll uns hier nicht beschäftigen. Thatsache ist, dass dies oft genug vorkommt In analoger Weise sehen wir, dass anrh in manchen homosexuellen Liebearerhältniaaen von Frauen der eine Teil voll- ständig dem anderen nnteigeordnet ist. Dann kann es so weit kommen, dass die Misshandlungen der einen Feiaon dorcb die andere niobt nor die laebe niebt erkalten Lüsen, sondern sie geradein wieder Homosexaeller MasochiBmns und Sadismus. 565 SD&ohen. In mehreren mir betamnten homoaaxaellen IdebeererliUt- nisBon von Weibern wird es for ganz eelbstventSndliob betraehtet, dass der eine Teil Ton dem andern bei etwaigem Widersprache öfters durch Schläge gestraft wird. In anderen Fällen findet in dieser Be- ziehung keine strenge Rollenverteilung statt, sondern gelegentliche Schlägereien, bei denen heide sich in gleicher Weise beteiUgen, dienen dann zur Vermehrung der Liebe. Diese Fälle scheinen mir weniger Interesse zu bieten, als die ersteren, wo eine strenge Bollen?eiteilung stattfindet In aUen diesen Frülcn aber haben wir es immer noch mit Er- scheinungen zu thun, die zwar in der Homosexualität i twas Patho- logisches zeigen, bei denen aber das Schlagen wohl nicht als etwas besonders krankhaftes an^Kefasst werden darf. Das Schlagen und der Streit sind hier gewissermassen Mittel, die Liebe zn befestigen. Anders liegt es aber in den Fällen, wo das Sohlagen selbst den sexuellen Beil gewährt, und wo eine andere Art der BeftiedigaDg entweder niebt gesntdit eder doeh als dss Nebensftohliclie betrachtet wird. Oerade anf homosexneller Orondlage finden wir derartige Vorginge Öfters. Soldie Wtiber liaben dami den Gennss darin, entweder das geliebte Weib selbst zu geissein nnd anf andere Weise zu iflehidgen, oder der Reis besteht in selbst onpfimgenen Söhligen. Dass nbrigens ebenso wie GMsselmigen von Knaben anoh Chdsse- Inngen von Midehen von Dienstheninnen, Pensionsrorsteherinnen n. s. w. ans Wollast Torgekommen sind, kann keinem Zweifel untere liegen. Wer die sosfidirliehe Arbeit Ton Cooper^) liest, wird eine solche Dentnng Tieler Stellen dieses Buches für richtig halten. In einem stark erotischen und zum grossen Teil obscOnen Böclilein werden die wildesten Orgien im Anschluss an die homosexuellen Züchtigungen Ton jungen Mädchen durch ihre Erzieherin geschildert.') An dieser Stelle will ich noch einen Fall mitteilen, den ich be- reits an anderer Stelle veröffentlichte. Es handelt sieli um ein homo- sexuelles Mädchen, das seit langer Zeit dadurch sexuell erregt wird, dass sie ekelhafte Akte an einer andern weiblichpn Person Tomimmt} oder dadurch, dass sie Ton dieser geschlagen wird. 88. FalL Franldn X. ist 26 Jahre alt Ihren Vater achilderl die Patientin als dnen gwnnden, aber sehr jBhioinugen Mann. Was ihr» The ßev. Wm. M. Co o per: Flagellation and the Flagellants. Ä Hittonf of Ute Rod in aU Couniries from the earliest Period to the prcsent Time, 566 Bi*1>«ii Gastkwisfcar batiifiki m giebt kb m Btrag auf tincn ToclwintiteB Bmder an, dui er siob nniMtlirlMdi, nnd sww tedi GbumtZm^ be- friedige, wie die X. Ton ihrer Sohwägerin gehQrt bat Im ftbiigen ist der Bruder potent und bat mehrere Rinder gezeugt Einen zweiten Brader hat die X. in Verdacbti daes er honoeezaeU sei; wenigstens ist ibr der intime Verkehr, den er mit manoheD IClnnem hat, aufgefallen. Von sonstigen Nerren- und Qeisteeksankhdten in der Familie weiss Fraaleio X. nichts anzugeben, ebenra wenig Ton Seibetmord, Trnnksncht oder anderen Exzentrizitäten. Bereits im Alter von 5 Tabren hat die X. mit einem kleinen Knaben sexuelle Handlungen vorgenommen. Sie g-iobt geradezu an, sie hätte ( in Verhältnis mit dem damals vier Jahre alten Jungen gehabt. Die Handlungen bestanden in mutuell« m CunniJinffus. Wie die beiden Kinder darauf verhelen, solche Akte vor/.unehnien, weiss Fräulein X. nicht anzugeben. Ob sie hierbei Wollustemphndungen gehabt, dessen kann sich Fräulein X. gleichfalls nicht mehr genau erinnern; aber sie hiklt es durchaus für möglich. Von einem Erguss war aber weder bei ihr noch bei dem Knaben ^ie Rede. Im Alter von 6 Jahren wurde die X. in die Schule geschickt und kam hier bald mit kleinen Mttdchen in sehr intimen Verkehr. Mit mehreren derselben hat sie in gleicher Weise wie mit dem Knaben durch gegenseitigen Cunnilingus sexuell verkehrt. Von dem Augenblicke an, wo sie mit M^iidclieü zasamiucu war, war die het^rosfMiello Neigung bei der X. gefachwunden; sie hat mit einem Knaben niemals mehr lu der geschilderton Weise verkehrt Wir werden sehen, dass sie sich später gelegenUioli von erwachsenen Hfamern gebrauchen Hess; aber es wird rieh dabei ergeben, dan nur ein heteroaeiaellflr Akt sfeiltfiuid, ebne daes geMUeebfliflhe Zuneigung bestand. So oft sidi Qelagephelt dam bot, bat nun die X im Alter von 6 bia la 10 Jabren in der geadhildeiten Weil« mit Ueuien Middwm geeohlechtlidi Tericebrt Im 10. od«r 11. Jabre batte die X nenn Monate Undnrob em feitea VeiblUms mit einem adfaljAbiigen HMobea; wftbrend der Dauer dieaee Yeriiiltniases veirkebrte sie mit andoren ÜBdeben gar niobl Aneb ana dieaer Zeit weias sie Uber WoUuitempibdangen nooh mehta anzugeben, ein FlMigkeitBeigaaa war bei ihr aweifelloa niobt ▼orbandan. Im 12. Leben^abze trat bei der X die Periode ein. In der damaligen Zeit Terkebrte aie ^1 mit den Kmdem einer befreondeten Familie^ die eine Snläherin bitten, mit der sie, die X, aebr bald ein intimes VerbftltnSs anknüpfte. Die X wurde von der Enieberin var- anlattt, mit ihr sexuelle Handlungen, besonders den Cunnilingus, vor- zunehmen, Bodaesbald die eine, bald die andere den aktiven Tinl bildete. Bei Lesern Verkehr wurde die X., soweit sie sich erinnert, znm ersten Maie geeebleditlieh befriedigt Das Yerii&ltois zwiaohen bnden dMMrte Beispiel. 567 liogtt» Zaiti und adir bflnfig word« ihr Ton der BnieheriB eingwwhllrfl> niemHideiii «twM von ilir«ii gwMinsamwi Handlniigeii m enlhleDt wonmf sie vm 80 lieber einging» als ibr selbst diese Art des Umgangs sebr gefiel. Naehdem die X. ein Jsbr lang in der Enidimn Beiiebnngen ge- habt hattei yerÜMs diese ihre Stellung, nnd dadurch wurde das Verbfllt- nis gelöst Nim blieb die X. tinige Jahre allein, ohne mit einem Hkdchen ges4äileofat]ieh an verksbren, obwohl sie immer das Bedflrfiiis hatte, «in solohes bei deh an haben. In dieser Znt, wo sie mit anderen weiblicthoi P«acsonen keinen sezoellen Verkehr hatte, belHedigte sie sieh dordh Onanie, wobei da rieh in dar Phantasie stets anderere Mlddien nnd ganz besonders die Ersiehsrin Torstellts. Die Onanie wnrde Ton dar X. in jener Zeit sehr hliifig «ttgeAbt Naeh einigen Jahren war die X. in einer grösseren Stadt an Besnch, und hier lernte sie, etwa 17 Jahre alt, ein Mädchen kennen, zu dem ta» bald in intime Beziehxingen trat Der Verkehr awisehen beiden bestand darin, dass die X. stets aktiv den CunnÜingus ausübte, wobei sie selbst ebenso wie ihre Freundin befriedigt wurde; Wollnstempfindungen und Flfissigkeitsergass traten bei beiden ein. Nach einiger Zeit gingen die beiden Freundinnen auseinander. Die X. knüpfte ein neues Verhältnis an, das aber nur zehn Wochen bestand. Darauf lernte sie ein anderes Miidchen, Y., kennen, mit dem sie 7 Jabrp -'nsammen gelebt und von dem sie sich erst vor einigen Monnten getrennt hat. Seitdem unterhält sie ein Verhältnis mit einem Fräulein Z.: beide leben seit ungefähr einem halben Jahre sehr glücklich zusammen Die Tremiuiig in einen aktiven und einen passiven Teil ist bei diesem Verhältnis nicht mt'hr streng durchgeführt; bald ist der eine Teil aktiv, bald passiv. Häufig üben beide die Befiriedigung gleichzeitig aus, sodass jede zu gleicher Zeit lingua lamh'd et lahihiiur: dies ist dei- X, daü angenehmste. Kuu unterscheidet sich Fniulem X. von gewöhnlichen Tribaden da- durch, dass sie auch andere Arten der Befriedignug Hebt. Sie kam sehr bald dasn, nicht aar an den Genitalien, sondon auob an dem Anus fmbrnnm mnatofum laniber», lindeilioh wSre ihr der Oedanke, bei einem Hanne einsn solchen Akt anssnftthren. Ebenso, wie wir femer wissen, dass es euoehie perrerse Hlnner j^bt, die sieh vrmam femmae tUkäae in os proprium immitiere lassen, ebenso finden wir, dass Molnn X, bm neh Ton einem andern H&ddien dasselbe gern ihon liest Schon Yor einer Beihe tob Jahren ist die X dasu gekomneo, faeees amkae m os proprium imkert wa lassen; hierbei wird sie semeU bis an WoUnstgefHhl mid Eigoss befiriedigt Die AusfBhnuig solciier Handinngen hat ne snersfc wifarend des mehijihrigen Yerhtftnissw onsgellb^ das sie mit dem oben erwihnten Mftdohen T« hattei Einen grossen Beit ttbt es aneh auf die X. ans» wenn äe mmgumem maufruoHcma amieae lambU e$ 568 dtvarai; doch fagt ne hiatn, da» ue diese ekelliiften Handlungen nur dann ausfiben könnte, wenn das gegenseitige VeitmcB ToUsÜnd^ ist nnd das Verhältnis schon längere Zeit gew&hri hat Die Patientin erzählt ferner, dass sie auch, wenn nie mit der Rate geschlagen wird, sexoell erregt wird. Auf die Frage, wie sie daraof gekommen i* t, erwiderte sie, sie kannte einen Herrn, der sich von seinem früheren Verhältnis mit der Eute schlagen Hess. Ob sie mit dem Herrn ausführlicher darüber gesprochen hat, weiss sie selbst nicht mehr anzu- geben. Die Schlade, die ihr zugefüct werden, müssen unbedingt von einem Weiht» herriibren, wenn sie bich sexuell erregen soll. Sie bat sich sehr oft von ihrer Freundin, mit der sie auch die oben erwähnten ekel- haften Handlungen uuüiuhrte, flageliieren lassen. Die Schl&ge liess sich Fräulein X. stets nur auf die Naies geben, niemals auf andeA Körper- teile. Sie aiusbten ferner ojibediDgt mit üUier HuLe geführt werden, eine Peitsche oder dergleichen vermochte die X. nicht in der geschilderten Weise zu reizen. Dia Patientin erklärt ferner, dass sie durch das Schlagen zwar hochgradig «regt werde; bia nr Befriedigung sei as a]l«r> dings blarbel moht gakonunen, abar nur deswegen nicht, weil sie selbst w aiöht wollte. Sobald sie nftailioh markte^ dass diese unnittalbar ba- Tontaad, bat ma ihre Fraondiot die Sdillge einsostellan, weil ne dia Bafinadigong salbst lieber dnidi den OimmUngus snohta. Iigeod wdelia FhaotasiaTorBtaUiuigan xnaeht sich die X. bei dem Scfalageii nidfat Was aber das soUagaada Mfedahan betrifft^ so nuiss dieses gewisse Eigen«  sahaftan babem. Ob es blond oder sohwan ist, ist glaiehgütig; hingegen darf es nicbt aUza Uein sein, da sonst die Sehllga fBr dia 3L keinerlei Beis baben würden. Iigand welobe fetisdhistisolia JCIeignngan lassen sieh bei Erlnlain X- niobt nachweisen; am liebsten Ist es ibr, wenn dst Ifidohen bei dem Schlagen nackt ist. Dem Schlagen verwandte Arien körperlieher Misshandlnngan, s. B. Treten würden die X.| wie sie mainti nieht reisen. Sia hat den Wnnsdi, slle dia besehriaboian Handlangsn andi mit ihrer jetsigan Frenndin vorzmudmien, doch wagt tia niohti es ihr ansn«  bieten, da rie sie nodh nicht ganaxi kennt nnd si^ wann sie sioh trannan wtirdan, von ihr blos^gesteUt zu werden f&rdhtet. Erafft-Ebing hat manche Befriedigung durch Flagellataon nnd anoh die durch ekelhafte Handlungen als eine Form des Masochismus be- sefarieben. £r nimmt an, dass der Oennss von Kot und Schlage eine Form der Damfitignng seien; der Wunsch, in dar Unterwerfung und Demütigung vor der geliebten Person Befriedigung zu sadun, ist aber das Charakteristikum des Masochismus. Wir wissen femer, dass es seelische Vorgänge giebt, die dem Menschen nicht bewnsst sind oder wenigstens zeitweise nicht bewusst sind. Darnnf beruht es, dass diese Brseheinungea von Kr äfft* Ebing als larvierter Maaochismus anfgfifasst 569 woden, da Im ibnea die Peraos domfitigende Hudlnngtii anafOhrt» obne in den Hmdlniig«! stUiit du DcmHygondA xo soohen. Wenn die Anf- ftmug Krafft-Bbiags richtig ist» würden andh die zuletzt beschriebenen HaadlnDgen bei anserer Patientin vielleicht zun larvierten Masochismna gehören, da Fräulein X. in ihnen ein Symbol der Demütigung nicht aieht; weder in der DevofoHo urinae et faecum, noch in Flagellation Tenuag ■e etwaa derartiges m finden. Es sei noch kurz erwähnt, dass bei dem gegenseitigen Küssen Fräulein X. es sehr liebt, sich von ihrer Frenndin beissen zn lassen, und zwar am liebsten ins OhrlRppcben. Es kann hierbei soweit kommen, dass Sclimerzempfindung eintritt und das Ohrlilppchen stark anschwillt. IRs ist notwendig, genauer das Vfrhfiltnis von Fräulein X. zum männliciien Geschlecht zn prortcrn. Sie eriDnert sich nicht, dass sie jemals eine wahre Ni igimg zu einem Mamie gehabt hat Wohl aber wurde sie auf einer Geseüachaft nach einem längeren Weingelage von einem Manne verleitet, bei ihm zu schlalen. Sie hatte sich schon inuner gewundert, dass sie keine Neigung zum mrmn liehen Geschlecht empfand, und der Wunsch, hierüher Klarheit zu erkalten und gleichzeitig ihr vom Trinken herbeigeführter Rauschzustand führte sie dazu, jene 2^acht mit dem Hanne zu verbringen. Indessen hatte sie bei dem Koitus keinerlei Vergnügen. Einige Zeit darauf nAherte aieh ilir «In aodenr HoTf der sleii in sie verliebte, ohne da» de nnefa nur im geringsten die Neigung erwiderte. Tratidem wollte aie nooli «nmal Tersofiben, ob sie nidit Neigung für einui Mann erwerben kOnnte. 8Se lieis sidi daiher von jenem Manne Terieiten, mit ibm einige Male geiofalecAitlieb an Terkeliran; in- deaaen weiaa rie noch genan, daaa der Koitna anoii nieht die Spar einer Anftegnng bei ihr herbdfUirte. Die X. Teraalaaate nnii diesen Mann, den OumMigua mit ihr.anaaitfllliMn. Hierbd wurde sie lezneU erregt nnd befriedigt; doch ohne nähere Fkage giebt de an, es sei mibedingt bei ihr notwendig gewesen, aieh in der Phantasie ▼cnostellen, dass der den Ommüntgtts machmde Mann dn Wdb sd; dran sonst hfttie sie auch bei dem Cunnilingus eine Befriedigung nicht gehabt Die oben geschilderten ekelhaften Handlungen mit einem Manne Yononehmeo, wire der X. im höchsten Qrade widerwftrtig. Was den Schlaf betrifft, so erklärt die X., dass sie ziemlich oft sexuell aufregende Träume habe. Diese haben stets den Umgang mit Mädchen und niemala den mit Männern nun Inhalt Die Art der Be- friedignng im Traume ist verschieden; meistens nber bezieht sich dcar Traum daranf^ dass de aelbat aicdy oder pasdy den Cuhmlm^ ansftbt Die penOnlichen Eigenschaften anlangend, so sei erwähnt, dass die X. schon Ton Bjndhdt atlf hnnt^ Haar trägt. Sie erinnert sich nicht, daas de jemals langes Haar getragen habe. AUe Gesohwiater haben bis 570 Ätiologie. rar Einsagniuig knnes Haar tragan mfiaaeiii und swar, wia die X. glanM^ auf Wanaoh des Yateit. Die Hiode und Tfiase der X. emd nendioli groBB, die Brfiile anlhllend lehwach entwiokeli Herr Dr. Theodor B. Platan nahm bei Fitolain Z. eine genama üntenaclniiig des Kehl- kopfei TOT. Es seigte sieh, dass der Kehlkopf durchaus weiblieh ist Der Scbildknorpel ist breit entwickelt; es zeigt sieb aber kdn Bmium Adami; die Spiglottis ist zart, die Koblkopfhdfale klein. Abgeseh«! Ton ihrem Qesohlecbtstriebe hatte die X. sohon von Kind* lieit anf gewisse mKnnliche Eigenschaften. Sie wollte am liebsten in das Geschäft eines Verwandten eintreten, der eine grössere Brauerei hatte. Sie hat schon als kl&dchen mit Vorliebe tftlditig in der Brauerei geholfen; anob bat sie sich sehr h&ofig Hosen angezogen und ein Scbnr/feU vor- gebunden. Es war dies bei ihr der Fall, als sie 10 bis 15 Jahr alt war. Sieh als Mann unter Miinnern zu zeigen, gewährte ihr immer grossen ßeiz. Fräulein X. raucht viel und tiiiikt sehr gern Bier. In der Schule hat die X gut gelernt. Sie macht, wie erwähnt sei, überhaupt einen sehr intelligenten Eindruck. Ihre Angaben zeichnen sich durch grosse Exaktheit aus. Was ihren Charakter betrifft, so scheint sie sehr gutmütig zu sein. Sie bezeichnet sich auch als sehr nachgiebig im fireundscbaftlichen Verki hr. Auf Befragen « i kl Irt die X., dass sie sich iji ihren Neigungen, auch bei ihrem jetzigen Verliultnis, vollkommen glücklich fühlt. Sie kann sich gar nicht voiBtellen, dass sie den Umgang mit Weibern vermissen sollte. Was die Ätiologie der kontrtren SexnAlempfindung de» Weibeg betrUR^ 80 mOnon wir ebenso wie beim Manne oft eine ererbte An- lage anadunen. Aooh beun Weibe nnteiaoheidet Erafft-Ebing die eingeborene roa der erworbenen kontiftren Sexoakmpfindnng und fftbrt als Beispiel für leteteie die Uno» 8. an, sn der er seine berOhmten hypnotischen YersncheO gemaoht hat Diese Person hatte anihnga Yerkehr mit einem Manne, den sie innig liebte; eist später seigte dch bei ihr Neigung som weibliehen Gesohleehi Kach ihrer eigenen Angabe hat sie ihre sexuelle Znneignng zn MSnnem dadoiefa ver- loren, dass sie sich in der Liebe zu ihrem Vetter getäuscht sah; sie selbst meinte, dass sie nie melir im stände scm ^vürde, einen Mann zu lieben, dass sie überhaupt zu jenen gehöre, die nur einmal im Leben lieben künnten. Krafft-Ebing, der die Ansicht vertritt, dass Weiber eher dazu veranlagt seien, nur einmal im Leben zu lieben, >) Kraff t'Bbing: Eioe exporimsotelle Studie aaf dem Gebiete des HTpao- tiinniB. a AnfL Statfgwt 1888. itifliogia. 571 leobnet diesen FaU wa den erworbenen. Jm Gegenseti ni enrorbenen «ixd fttr andere PsUe von Erafft-Ebin; eine eingebogene kontaüre Sexnalempfindnng angenommen. WestpbaP) betonte^ daas die konMie Senalempfinduig beim Weibe eingeboren eai. Die IcontrSie Sexnalempfindnng bei Wetbem gtti häufig bis in ein frühes Alter zorück. Die eine Patientin, Ton der uns Westphal berichtet, führt die ersten Spuren bis auf das achte Lebensjahr zurück. Damals sciioü hatte sie eine Art Wut, Frauen zu Heben und mit ihnen ausser Scherzen nnd Kosen Onanie zn treiben. In einem be- kannten Fall ging ein dreizehnjähriges Mädchen mit einem Weibe ein LiebesTerh&ltnis ein, das sogar za gemeinsamem Durchgehen fahrte. Qelegenheitsnrsachen wird man auch bei der konträren Sexualem pfindtmg des Weibes in Yieien Fällen feststellen können. Ich glaube aber, dass sich die Gelegenheitsnrsachen oft nur auf Momente beziehen, wo der perverse Trieb entweder mm ersten Mal befriedigt wird oder der Betreffenden deutlicli zum Bewnssteein kommt. Latent dürfte er ebenao, wie bei vielen Umingen, oft genng bereite vorher aein, ao daaa ein loftUiger ioaaerer Anläse ihn ma weeki Heyn er t giebt in einem Fall an, die wetbiielie Person sei dadurch, daaa sie von dem Yater in entsprechender Weise als Knabe erzogen wurde, rar kontiflien Seinatompfi^dnng geAhrt worden. Sie moaate Ton Kindheit an KnabeoUeidnng tragen, da ihr Yater sehr enentciseh war. In einer Irleinen Sldsae, Qmmmi cda emmeiie$, besobieibt O^lConroy*), wie eine normale Fran dnxcfa daa raftUige Znaammentreffsn mit einer offenbar Prostitnierten in den ersten homo- semeUen Akten veranlaaBt wurde und von da ab anfing, Franen au lieben. Auch für den homosexuellen Verkehr der Weiber wird als ätiologisches Moment das Znsammenleben von Weibern bei Ausschluss des männlichen Geschlechts angegeben. Einige Baten hierüber giebt Hofmann.*) Danach soll in Geftngnissen und Detentionsanstalten für Prostituierte die Tnbadie sehr häufig sein. „Nach Mayer be- richtet Dr. Fischer, ein sehr erfahrener Gefängnisarzt, es komme GL Westphal: Di« kflntim BnaäSemfiaixa^t Qyinptoai thm Beaio- pathischen (p^chopathischen) Ziutandes. kttSdr ÜBr Ri^robiatiie imd Ncvfonr knnkheiten. 2. Band. Berlin 1870. 8. 96.
    • ) Bichard O'Monroy: Souvent homine varie. Paris. 8. 119.
    • ) Eduard B. t. Hofmaun: läMuuk 4er g«iifllit]i«h«B Medixia. Hit
    S^eidiiiiiniger Berttokrichtigniig der denlBcheii aid Memieliisdia QeaMigtikmg. 7. AuflacA. Win and Laipilg 1806. 8. ie7. 572 WitJuiitimH gir nicht aelton vor, daas die an aeindle Qenfiaae gewölinten Hidehen in der Anatalt aelbat Liebachalten etablieren, ilne Loidenaohaft ent- brennt naeb dieaer Biobtnng merkwflidig; nnd aie maoben alle Qaalen der Liebe und Eiferanebt dnroh, wie sie nnr bei Versobiedenheit der Geschlechter hier und da vorzukommen pflegt** Ähnliche Angaben maclite Andronioo.*) Ich meine, dass wahrscheinlich der Kausal- zusammenhaug oft ein anderer ist, als ihn die meisten Autoren an- nehmen. Unter den Prostituierten finden sich — wenigstens in Berlin — auffallend viele mit konträrer Sexualempfindung; wenn diese ins Geßngnis kommen, so fallen ihre Liebesverhältnisse dem Beobachter auf; aber es ist wahrscheinlich für viele Fälle ein Irrtum, im Opfflngnis die TTrsache fOr die sexuelle Perversion zu suchen. Damit steht natürlich nicht im Widerspruch, dass die Homo- aexoalität solcher Weiber vielleicht eist itUra vitam erworben wurde; nnr meine ich« daaa aie niobt gerade im Geftngnis, wo der homo- aexuelle Verkehr am meisten auffällt, erworben zu sein braucht Mitunter wird auch die Bbeloaigkeit als eine Uraaobe der Homoaeiaalitftt dea Weibea angenommen. Doeh wird man gut Uran, die Bedeutung deraelben idoht wa ttberaobftfa»n. Fonillde*) meint, daas die Ebeloaigbeit allerlei Cbarakterreiinderongen berbeUAbre^ nnd er Tergleiobt daa ebeloae Weib aogar mit dem kaatrierten. Dennodi finde loh bei ibm nicbta Uber die Kaigong rar Homoaexoafitlt Im AnaobloBa an Ferrero meint er*) nnr, daaa daa Weib daa BedUrfiua babe, ra lieben, acbwaebe Weaen in adbUtnn, nnd daaa die nicht verheirateten Fnmen dieae ihre üebe beaondecs den Tieren anwenden, nm dadurch teilweise den Ifntterinatinkt zu beftiedigen. Ob Ehe- losigkeit zur Homosexualität des Weibes fohren kann, scheint mir zweifelhaft. Dass andererseits bei deutlich bestehender hümosexueller <inlage die Ehe sehr oft nicht im stände ist, die Homosexualit&t zu unterdrücken, kann keinem Zweifel unterliegen. Von den Autoren« die die Qeschlechtsindividnalität des Weibes bearbeitet haben, wird oft genug das unverheiratete Weib besonders bertlcksichtigt. Und doch finde ich nur selten eine Andeutung darüber, dass durch die Ehe- losigkeit Homosexualität erzeuget werde, w&brend recht bäolig alleriei andere folgen beobachtet werden. ') Carmelo Andronico: I^roatitute $ Minqttenti : Artkimodii Psichintria, Scienxe penali ed xlnfropologia criminale per aervire aÜo »twUo ddf uomo aUenato e ddinqucntc. Volunie terxo. Torino W82. S. 145.
    • ) Alfred Fuaillee: Temperament et CaraeUre eelon le» hämAi$, Im
    Sbm» et U» Baee». Parü 1896, &.mfL ") BbMidft B, 87$. 573 Mebifiuih nixd aadi angegeben, dus miglfleUiobe Liebe die Ver- anlasnmg sor HomoMKnalUftt des Weibes gegeben babe; doeb bat wohl HaTeloob Bllie^ Beofat» mn er meint, daes eine nngltfek* liehe Liebe keine adftqnate Ursache fttr einen yoUst&ndigen Wechsel in der Richtuag des soxuelk'u Triebes sein könne. Ob die auch bei Weibern vorkommende Onanie mi sUnde ist, konträre Sexnalempündung' zu entwickeln, halte ich für zweifelhaft. In zwei Monographien über die Onanie beim Wtibe, die von Rozier*} und Pouillet ') herausge^,'el}L'n wurden, findet sich die Onanie nicht als ürsaebe homosexueller Piinpündungen erwähnt Pouillet*) meint nur, dasß eine Abneigung' gp^^'n die Ehr und gegen den normalen Koitus oft eine Folge der Onanie sei, und ähnheb drückt sich Tissot*) ans. Übrigens fahrt die Onanie des Weibes nicht immer zu den schweren Folgezust&nden wie die des Mannes, weil JmpotetUia eoemMÜ dadniob niobt berbeigefillhrt wird. DaSB die Onanie beim weiblicben GeeeUeobt vidfaob TOrkommt» igt nober; sogar in den allerentan Lebea^abrea wird sie beobaditet; des- gleieben, wie 6. Jftger*) meinti ba attea Jungfern. Ich selbst kenne mehrere Falle, wo bei M&dchen in den ersten Leben^ahrw Mastarbation festgestellt werden konnte, and mit Becht wird auch von anderer Seite, 2. B. Gross,^ Ufer,^) darauf hingewiesen, dass die Verführnng keineewegB immer die Uraache dor Onanie ist, dass vielmehr oft genug Reize im Neryenqrsiem Torbaadea sind, die ohne alle Inssere Anleitiing dazu fSUuren.*)
    • ) H»Teloek Bllit nad J. A. Symoada: Des kontrUe OesohleohiigefühL
    Deutsche Aasgabe, beeoiffc nater Mitwirkung Ton Haas Karella. Leipiigl898. & 136. ') Bozier: JJcj liaöiiudes seerüe« ou de l'Onanitme dm, tcs femmet. LtUr» wlfifeafe», «meedoUque» «I menriM. Vmmiim Mition» JMt ^ Pouillet: De ^Onmmme ck» is fimme, SioBÜm» idüim. PlaH». «) Ebenda 8. 16& ^ Tissot: L'Onanisme. DmrUUiim «tr k» maktim produUea par la tnasturbatum. Lau^antte 1768. ') Quatar Jäger: Eotdeckimg der Seele. 3. Anflage. 1. Band. Leipiig 1884i B> 960. K. H. Gross: Geeohleohtliohe Terimagea. la der Bncyklopädie des ge- aamten Erziehnngs- und ünterrichtswpapns von Dr. K. A. Schmid 1878 S 10?9 ") Chr. Ufer: Nervosität and Müdcbenerziehong in Haus ondSohnle. ^Vies- baden 1890. S. S9. ^ Aaf die vielen nnteteWiidigeii and oft geaug nar moralidereadeii Vor- ■Bhläge zur Unterdrückung der Onanie bei Kbldttn will ich hier nicht eingehen; nur möchte ich die (^ple^-enhoit benatzen, ausser auf das bereits erwähnte treff- liche Werk von Niomeyer noch auf die verstfindigeu Ratschläg;« hiIlzu^^ cison, die R. Webmer giebt (Grnndriss der Schulgesundheitspüege uuter Zugiuudu- legnng dar flir Frsosm gütigen BeetilBuaaagni. Bedia 1896. 8. 119 ty. 574 JBrblidM Bdutnng. In Bezog auf die Ittdogie der koiiMmi Smulempfindniig der Weiber wird ebenso wie bei der der Mlnner oft angenommen, daea es doli immer um eine p^eho* oder neoxopaChiaohe Eonatitatien anf berediMrer Grandlage bandle. lob kann dieae Analobti eo weit meine Inlbnnationen reieben, nicbt in allen FUlen fbr bewieaen balten. Siober aber werden in vielen FlUen Ton Homoseinalittt dea Weibea andeie Symptome geflmden; so beobaobtete Westpbal sirkollna Inesein, Krafft-Ebing Hjsteroepilepsie; iob Üuid mebrfaob Epilepsie nnd Hysterie bd Tribaden. Folgender Fall soll zeigen, dass bei einürii konträr sexuell vcr- anlagten Weib tüne kleine Qelegenheit genflgeu kann, diesen Trieb ibr zom Bewnsstsein zu bringen. 39. Fall. Die X. ist jetzt 31 Jahre alt; sie wnrde im Alter von 15 Jahren durch einen jungen Mann defloriert, hat aber ihren VerfRhrer sp'tilcm nicht mehr <:reRchen, nnr^ ps sind ihr ebenso von ihm. wie von der Entjungtening nur unangenehme I^lindrücke verblieben. Später lernte die X. einen anderen jungen Mann kennen, der ihr, seinem Ausgeren zufolge, zusagt«, und mit dem sie den Hoisi hlaf vollzog. Sie wiederholte den Akt mehrere Male mit dem Manne, wodurch sich bei ihr der volle Oenuss des KoitüS, einstellte. Mit 18 Jahren, nachdem sie öfters mit anderen Männern verkehrt hatte, lernte sie ein anderes Mädchen, Y., kennen, das sich ihr vertraulich näherte, sie umarmte und besonders an den Brüsten betabtete. Letzteres erregte ihr sofort, wie sie noch jetzt mit grosser Begeisterung berichtet, grosses Wohlgefallen. Im allgemeinen war die zarte weibliche Art der Aontthenmg ihr überhaapi angenehm. Eum Zeii dirauf wnrde dia Z. Yon ilurar Tnondin t«k<- anlassiy sieb mit ibr ins Bett so l^gtn. ffi«r wurde die Z. von der die ektiT war, dorob Ounnüingtts befriedigt; bald darauf wurden die BdUeo Tertausebt, und beide lebten nun in dieser Weise weitar, sodam bald die eme, bald die andere akÜT beaw. passiv war. Von dieser Zeit ab bat die Z. nie mehr einen Qenuss im Yerbebr mit d«n Manne gefimden, Tieimebr ward ihr Befriedigung nnr durob dem bontoaezuellen Gesdileehtsakt gewlbrt Sie liess neb Often aneb TOn MKnnem den CunnÜingus maehe»; das erregte ibr aber fast gar keine senelle Befriedigung. Seit 8 Jabren lebt jetit die Betreffimda in Berlin mit einem Ifildoben snsammen, das ibr susagt Beide befriedigen sieh sexnell gegenseitig. Über die Familienverhältnisse der Z. ist nichts sn ermitteln, ebenso wenig Aber Nervenkrankheiten bei ibr selbsfc, die sie in Abrede steUt Die Untersuchung des Kehlkopfes durob Herrn Dr. Theodor 8. Flatau ergiebt, dase der Sobiidkmozpel swar auffallend breit ist; ein 575 «gMitliciher Adama^fal findet sidi aber niolii Ebonso seigt der laxynx im Lmem ToUstBndig den welbliehen l^ns. Es wird wohl jeder zugeben, dass die zufällige Berührung des Weibes, die Umurfflung, die die X. mit einem auderen ihr sym- pathischen Mädchen anstauschte, und besonders das Betasten der Brüste Dicht als Ursache für die Homosexualität betrachtet werden darf. Der Boden war vorbereitet, nnd dieser kleine Anlass hat die Erscheinung nur driitlich creraacht. Es würde aber später eine andere analoge Veranlassung, wenn jene gefehlt hätte, dasselbe bewirkt haben. £8 ist dies ebenso, wie bei der homosexuellen Liebe des Mannes, der von seiner Homosenalität lange Zeit nichts weiss, eines Tages aber, wenn er den ihm sympathisohen Mann neht» aoh plotilioli seioer Perrenton bewnsst wird. Sbemo nie die HomoMiaaUtit dee HaoDes piimlr und eekundSr eintreten kann, ist diee mit der des Weibes der FhU. loh bin aber weit entfernt davon, in dem primären Auftreten einen swtngenden Beweis ffir das Eingeborene oder in dem sebmdftren einen sololien Ar das Erworbene an sehen. Beispielsweise halte ieh in dem folgen«  den Fall das letztere niofat im mindesten fttr bewiesen. 40. Fall. Fräulein X., 23 Jahro alt, nnverheiratet. Die Eltern leben noch. Sie wohnt zwar von den Eltern getrennt, kommt aber doch noch gelegentlich mit ilyien zuKimmen. Ein Bruder der Mutter war einige Zeit im Irrenbause; seine Geisteskrankheit soll infolge von Ver- druss über die eheliche Untreue seiner Frau entstanden sein. Der Vater der X. soll früliöi leidend gewesen sein. Die X. führt es auf den Kammer zurück, den ihm ihr Leben machte. £s thui ihr selbst leid, dass sie infolge ihrer Veranlagang mit den Eltern etwas zerfallen ist, da diese immor gut in ihr gewwtn und sehr angesehen« Leute seien. Sie hfttte «8, da Elteni gnt sitniart sind, za Hansa sehr gut gehabt; aber ihrer Neigung folgend, Tecliees sie das Eltemhans. Dia X. hat seit dem 15. Lebani^ahre gescbleehÜiche Erregungen gespdri hat aut Vorliebe dadnrob, dass sie den ZipM eines Kopf- kissens m ifagkiam niimiMai, Onanie getrieben. Der Akt war, wie sie angiebt, stets «in rein ^iijmhar ohne jede FhantasieTonteUnng eines Mannes oder eines Weibes; sie sei nooh viel an doaim gawesan, nm sidi «in Mmbrum virUe Tomstdlan, obwohl ihr die Hidohan siexnlidi oft davon exslihlten, wie hftbsA «« doch sein mtes«, einen BiAatigam sa liab«n. Di« X. war zu unruhig, um lange su Hanse tu bleiben. Sie ging Öfters an d«n Abenden aus, um zu tanzen. Auf die Frage, ob sie lieber mit M&nnem oder mit Mädchen getanzt habe, antwortete sie, sie habe adamaia das mit liftdohen nooh gar nicht Tentaaden' nnd deshalb 576 Beispiel. ■ Ifftnner Torgeiogn. Infolge ihiM ipftteii Naolilisii0ekomm«i8 bild«l«n audi muner melir Diff«ranieii zwisdbm EUam und Toobter am, nnd idiliMS- lidt Terliess die X. im 17. Lebensjahre daa KternbailB, tun troti d«r gatpen Verhältniase ihres Vaters eine Stellang anranehiDeiL Bald achloss sich die X. einem Herrn Y. an, mit dem sie öfters geachlecbtlifib verkehrte. Als sie das erste Mal den Beischlaf bei sich anafiben liess, war sie 17 Jahr. Sia verlobte sich mit T., den sie sehr gern hatte. Sic hat ihn nicht nur gern gekdsst» sondern auch beim sexuellen Verkehr GeanBB gefonden. StraitigkeiteD fährten aohlieaalich aur Trennung. Die Neigung zu Mädchen trat bei der X. erst im 20. Jahre deutlich ein. Sie schaffte sich damals eine Freundin an, die sie auch jetzt noch hat. Sie hat wohl gelegentlieh mit anderen Mädchpn verkehrt, aber ein festes Freundschaftsverhältnis hat sie ausser diesem nicht gehabt; jetzt hintergeht sie ihre Freundin nicht mehr, und besonders haben sich beide intimer an einander geschlossen, seitdem sie infolge eines kleinen Zwistes einmal 11 Tage von einander getrennt waren. Die Freundin ist auch hüiiiosexuell, und neigt zum passiven Cnnnilingus, wiilirend die X. ihn aktiv ausübt, wobei sie vollständig befriedigt wird. Die Befiiedigung tritt gew()hnlich gleichzeitig ein. Femur amicae npprcssnm est ad genUalia X., quando haee cunnilingum [acii. Noch me hübeu die beiden Freundinnen die Böllen getauscht; wohl aber hat die X. sich gelegentlich von anderen Mädchen passiv den CunnUingus machen lassen. Im MAnseni bai dia X jatat fpx Icaiiia N^gang mehr, vad läa liai aneh mit keinem m^ Tarkahxti aeitdam aia daa YerhiltiiiB mit ibier IVaandin eingegangen iat Sia glanbt ntohti daaa dar OimMngiu von einem Manne aia beftiedigen kOnnte, nnd da würde niamab im ataode aein, Aaalogea bei einem Hanne anaiatlben. Dia Z. erinnert aiek nur eines erotisoben T^unea. Ba mr diea euunal dar Fall, als sie mit ünar Fraimdin anaammen im Bett lag nnd von ihrer Freandin trSnmte. ]>te X. hat aia Kind allea HOglioha gaapial^ aber maiatana mit Knaben, a. B. Boldatanapiele, oder Sebitlamann, wobei gewObnliob dar eine Spielkamemd aieh als belnraken geberden mnaate nnd von den andern arretiert wnrde. Doob bat die X. auch mit Puppen gaapielt, andi Bandttbaitai gemafliht, fllr die aie doh beute noab Istareiaiari Dk X. bat auf der Sehnle aebr gat gelernt. Sie war blnfig die erste nnd erinnert sich nicht» dasa sie jemals weiter unten als auf dem dritten Flata gesessen hätte. Sie verliess die Schule im Alter von 19 Jahren, wo aabli die Menstruation bei ihr auftrat. Was den Charakter betrifft, so giebt aie noch an, dass sie sehr heftig aei. «Wenn ich mich mit jemandem zanke^ 80 kribbelt es mir in allen Fingern. Iah könnte dann allea entiwat aahlagen; wenn Gelegenheit daaa Erldäraugen. 577 da Ui, thns igb w moih, llii mnner Franndia habe iah midi oft kcnmi- gtsohlagcii.* Vi» Z. XMubt viel, und swar am liebaian TagutoL 8i« trinkt» aber mlsiigi mid geht gem in Iftmierkleidiuig. Sie ist sohoii Öfters so anf die Strasse gegangen; sie Uebt sieh dann einen Sefammbart an, ^dui kffnne man nieht erkenneB, dass sie ein Weib ist Anoh als ffind hat sie gen die Ansiige Ton Knaben angesogen. Auf die Fhige, was sie an liebsten geworden wlroi giebt sie an, sie wflnsohe rioh manrfiwi^i^ dass sie ein Hann geworden wftre. Wenn sie es sieh aber genauer llber- legCf habe es doch ▼ersohiedene YorsÜge^ ein MSddien sa sein. «Wenn ieh ein Mann geworden wire, hfttte ioh alle Mfidohen som Narren gehabt; ich hStte sie alle angeführt, alle betrogen und alle tollen Streiche aus- geübt.* Auf meinen Einwurf, dass sie doch ihrer Freundin so gnt und jetzt so trea sei, erwidert sie, dass das auch in der ersten Zeit nicht der Fall gewesen sei, dass vielmehr die intimere Liebe und besonders die Trene erst später eingetreten sei. Die X. hat anffaUend männliche Gesichts- Züge, sehr grosse Hände und Füsse. Ihre Stimme ist auffallend tief. Sie kann nicht mit Sicherheit angeben, ob ^ies immer der Fall gewesen ist. In der Schule hat sie Altstimme gesungen. Die X. kann sehr gnt pfeifen. Herr Dr. Theodor S. Flatau untersuchte den Kehlkopf und fand sehr breit entwickölte, grosse und grob formierte Keblderkel in einem TerhUltuisii Iiis Sil,' sehr geräumigen Kehlkopf vor. Die Stimmbänder sind bei intakter Sclileimlieit gross und /.ienilich breit; der Kehlkopf zeigte deutlich männlichen Geschlechtscharakter, wenn er auch nicht typisch viril war. IGtimtBr hört maa fbr die Homoflenalitilt d«r Weiber gant IhnKehe EikUbrongeii, wie ftr die der Mlimer, ohne dass lie aber richtig wären. So giebt mir eine Tribade ab BrUinmg ihiea Jetogen Veriialteiia imd ihrer Geeehlechtsentwiekeliing an, daaa der Beii des OumUmgua ein so groseer sei, dass man an dem nonnalen Ge- BOhleahtBTerkehr keinen Qennm mehr finden kflnne» Ebenso wie der gewohnbeitnilaaige Onanist die Itlhigkcit und anoh die Frende am BeiaoUaf mlOie, so bosae die Tribade den Sinn ftr den normalen Koitoa ein* Es erinnert diese Erklärung an die fbr die Homosexualität des Mannes von Stark und Mantegazza*) gegebene. Indessen ist hier ebenso wie dort der Hauptpunkt imberücksiclitigt gelassen, nämlich die Zuneigung der Tribade zum Weib statt der Neigung zum Mann; denn der von diesem ausgeübte Cunmlinyus (ührt ent- weder zu keiner oder zu schwacher Befriedip^unj^, während den Uaupt- reiz der Umstand bildet, dass ein Weib den Akt Tomimmt VgL & 888. Holl, 87 578 Was das media inisoh« Gebist der kontilrai Senulempfindiuig bei Weibem betrifft^ so dflifte aoh wohl das meiste «u dem ergeben, was ich in den bssQgli<shui Absdhnitten Aber die üimnge gesagt habe. Nooh grossere Sehwierigkeiten wird natOrUdi die Diagnose beim weibfioben Gosebleeht bieten als beim mlmdieben, weü die Zurttckhaltung hier grösser ist; noch seltener als der Mann wird sich das Weib wefjen der sexuellen Perversion an einen Arzt wenden. Nicht selten hingegen kumnit es vor, dass Ehemftnner den Arzt um Kat fragen, wenn sie aus diesem oder jenem Anzeichen den Verdacht schöpfen, dass die Frau homosexnellen Verkehr treibe. Bei der Harmi- losigkeit der meisten Ehemänner und bei ihrer ünerfahrenheit in diesen Verhältnissen kann man sich nicht wundem, dass in hiinderten von Fällen der EheiiuiiiTi die Geliebte seiner Frau für deren Freundin hftlt Im konkreten Fall hat dar Aizt uafeöilich in gleicher Weise vorzugehen wie beim Mann. Dass man sich weiblichen Personal gegenober oft in einer sehr sohwierigen Lage befindet, wenn man auf die sexnellen Vorginge an sprechen kommt, ist selbstverständlich. So wie man aber von MSnnem am besten Ansbinft erb&it^ wenn man sie gans sUdn anter vier Angen Aber sexneUe Toigftnge fragt» so lisgt dis 8aohe aooh bei weibliehsn Personen. Es ist bei verheirateten Fiaaen sogar an- soratent eine nnssr Oebist betreffende FragesteUnng nioht in Gegen- wart des Ehemsnnes in machen, da manche Frau eher geneigt sein dnrfte einem Arzte, der Teistlndnis hierftlr hat, Hitteilangen fiber sexuelle Perversionen zu msehen, als ihrem Gattten, dem gewOhnlioh jedes Urteil hierüber abgeht ^Dass übrigens anch bdm Wdbe bei der Diagnose der Versach gemal^ht werden kann, Erworbenes und Eingeborenes möglichst zu trennen, ist selbstverständlich. Andererseits wird man auch hier mit- unter unüberwindlichen Schwierigkeiten begegnen, so dass man die eingeborene und die erworbene konträre Seiualempfindang nicht ohne weiteres von einander wird unterscheiden können. In dem bekannten Falle der Bma S. z. B. war auch eine Meinungsdifferenz zwischen Krafft-Ebinßf und einem andern gerichtlichen Sachverständigen Ajtay vorhanden. 1 letzterer betraclitete den Fall als einen solchen von ari- geburener kunträrer Sexualemptindung, während Kr;iffl-Ebing^) den Zustand als erworben ansah. Nebenbei sei bemerkt, dass dies der 0 B. V. Krafft*Sbing: Eine ekpwimeiifielle SfcwKe sof dem Miel» doe HjpnottBmas. 9. Anfli^ Statligart 1S89. S. 10. 579 PaU Vit, an dem Krafft-Bbing, JendrAssik und ando» ihze be- kannten SnggestionsTenoehe maebten, die aUedei ofganisebe Ter- indermigen lum Gegenstand batten. Der Anl wird ancb bom Weibe berOebiicbtigen müssen, dass weseotliob nur auf psyofaisebem Wege eine Bebandinn g möglieb ist Dass man im stände ist, dnreb Suggestion den Trieb weeentlicb sn minden); hat Krafft-Ebing gezeigt Mantegazzs bebauptet, dass die Homosciualität des Weibes kurz nach der Verheiratnng leicht beseitigt werden könne, während später eine Heilung sehr belttiu möglich sei; doch halte ich dies für eine unbewiesene Behauptung. Für leicht halte ich die Heilung im allgemeinen nicht, wenn ich sie auch schon ans theoretischen Gründen keineswegs für ausgeschlossen halte. Be- sondeis ist zu berücksichtigen, dass die Gewöhnung wohl im stiinde ist, die anfangs bestehende Antipathie zurückzudrängen, und in dieser Beziehung wird mitunter ein sacbTerstündiger Eat wenigstens einen erträglichen Modm vivendi schaffen kömien. Noch mehr als beim m&nnlioben Qeschleoht wird beim weiblichen ein wahrer Arzt nur der sein, der nicht alles schablonenmässig be- bandelt. Ein Arzt, der es nicht für seine einzige AnCgabe bält, die Homosexualit&t des Weibes in die Heterosexualität sq Tenraadeln, wild oft dem Weibe nnd deesen Familie einen viel giOsMien Dienst leisten können, als der sebablonenbaft bändelnde. Man berfteksiebtige, dass oft genng aneb bomoseinelle Franen aUedd neniastbeniBebe oder bystorisebe nnd Umliebe Sj^mptome darbieten, anf die mitmter Yiel mebr eingegangen weiden mnss als anf die Homoienialitlt Ist die betieffiBnde weibUobe Peison niobt veibeiiateti so iriid nocb fiel mebr als sonst ein gewissenbafter Amt sieb die Frage Torlegea mASNn, ob Ubeibanpt eine Bebandbmg der Homoseinalitit aagenigi ist Aber selbst wenn die Betreflfonde Torbeliatet ist» werden in manchen Fällen die begleitenden Umstände derartig sein, dass von einer Behandluug der Homosexualität im Interesse aller Ttile wird Abstand genommen werden müssen. Auch in der Frage der Ehe- sclieidung wird nicht selten eines sachveiätandigen Arztes Kat begehrt, sei es von der Seite des Mannes, sei es von der des homosexuellen Weibes selbst. Meines Erachtens kann hier nichts mehr Schaden bringen, als wenn der Arzt nur sein einziges Ziel dann erblickt, die Homosexualität zu bekämpfen. Er hat in solchen Fällen als Psychologe mitunter viel schwerere, aber auch viel wichtigere Aufgaben zu erfüllen. Dass man trotzdem in geeigneten Fällen die Homosexualität des Weibes sa bebandeln soeben mosa, ist klar; nur bftte man sieb bier 87* 580 StnfredittkhM. noch mehr als beun Maano vor ÜberMbnngon und yor «uNm be- stimmten Sohema. Man findet tttnigens nidit selten, dass die be- trelfiande weibllehe Peison gar nicht bebandelt sdn nill. Sfie Inhlt sich in ihier homosexoeUen Leidenschaft gläcklicb, nnd selbst wenn sie dadmoh in anderer Beuehung, z. fi. in der Ehe, Unglflek herbei- geführt hat, ist es ihr meistens ein sa schmerzUoher Gedanke, die homoaexneUen Neigangen aufgeben zu sollen, weU ihr eben diese Ideen lieb geworden sind. Dass unter bestimmten Umständen die koiiträri' Sexualempünduag des Wf'iltes atral rechtliche Folgten haben kann, hat bereits die Praxis gezeigt. Nur kurz \fül ich au Frauen erinnern, die in Mannerkleidung hernmlaufen, und die ganz ebenso einer Bestrafung wegen groben Unfugs ausgesetzt sind wie Männer, die in Frauenkleidern gehen. Aber aaoh sonst sind strafrechtUohe Bedenken mitimter vorhanden. Ein homosexnelles Weib gab sich als Mann aus und ging so weit» eine l^annngskomödie ins Werk zu setzen, indem sie sich scheinbar als Mann mit einem Weibe vemifthlte. Es war dies der bekannte Fall der Grfifin Sarolta.^) Historisch ist in dieser Beaiehnng tnch Hallers PabUkation Ton Inteieese, der Fall Lincken. Dieses Weib hatke i^eichfUls ein anderes WtSb geheiratet, wurde aber, als dies bekannt mirde, wegen Sodomie zum Tode verartolt nnd mit dem Schwerte hingeiiohtet Einen Funkt mochte ich jetit noch erwShneiL Er belriift die liYilreöhtliehe Bedentnng homcsenieller Akte des Wdbes. Wir haben bereits festgestellt, dass in DentwUand eine strafrechtliche Bedentnng nicht Torhanden isi^ wenn nicht, ebenso wie bei heteic- seinellen Akten, Erregong von öffentlichem Ärgernis, Eheschliessong zwfeiür Weiber oder dgl. in Betracht kommen. Nun haben wir ge- sehen, dass iiomosexuelle Mtu deä Mannes iiir eine eventuelle £he> ') £s ist dies dieselbe Person, über die mehrere Zeitungen vor einiger Zeit eüw Mitteilnng folgenden Inhalte bnohton: „Im Tttri^en Jahn eiregte ein xomaDhaftes Ereignis, das Tom Wörtber See gemeldet wurde, und dessen Hatip(> person eiue junge nngTiriBche Oräfiu aas bekannter Familie war, viel Aufaehen. Sie war zwei Jahre vorher, als Mann verkleidet, in den Sommoifrischon am Wörther See ei'schieneo, hatte datielbüt die Bekanntschaft eines jungen Mädchens gemaoht und war mit diesem eine Soheinehe eingegangen, bis sich hefumtdlte^ daas der angebliche Oraf weiblichen Geschleohte sei md deh veiaohiedw Schwimdalttaii habe sa Bohulden homman lassen . . .** ZivilieohtUdkes. 581 sdiflidtuig von Bedflutimg adn kOnnen; es fingt sicli: wie verhält sieh die Stehe bei hanosezneDeii Akten des Weibeef Nach meiner - Auffittsong Hegt hier die Frage so, dass naoh dem gegenwärtig giltigen Allgemeinen Prenssischen Landreoht anch bei liomosexoellen A1ri»n yon Weibern der Mann unter Umstanden die Trennung der Ehe ver- langen kann. Der bereits (S. 503) erwähnte § 672 im Allgemeinen prenssischen Landrecht II, 1 spricht ausdrücklich Ton Sodomiterei und unnatürlichen Lastern ähnlicher Art; daraus geht hervor, dass auch homosexueller Verkehr des Weibes In erunter gerecluiet werden kann. Anders lie^ die Sache in dem Bürgerlichen Gesetzbuche für das Deutsche Keieh. Der § 15ti5 dieses Werkes rechnet dem Ehe- bruch nur solche Handlungen gleich, die nach >; 171 und 175 des Strafgesetzbuches strafbar sind. Da nun aber nach § 17ö nur wider- natflrliche Unzucht von M&nnem, nicht solche von Weibern strafbar isti 80 würden die Ehemänner erheblich ungünstiger dastehen als die Ehefrauen. In den Motiven zn dem Bflrgerlichen Gesetzbuch konnte ich einen Anhaltepnnkt dsfBr, weshalb diese Andemog eintreten soll, u<dit finden. Qflfonbar soll sieh aber das neae Gesetsbneh mögUehst an das SkraJ|sfleetBbaoh anlehnen. leh glanbe jedoeh» dass, wenn das Stia^esetsbneh eine Inkonsequenz begeht, es ni<dit notwendig war, dass sie Ton dem Bozgerliehen Gesetsboeh naohgeahmtworde. Jeden- talls aber seheint es mir wflnschenswert, dass die andeien Paiagiaphen, die erentnell hier in Belneht kommen können, wiikUeh angewendet weiden, mn niebt innerfiöh gekennte Bhen änsserlieh dnioh Zwang losammensnhalten. S 1568 des Bflrgerlioben Gesetsbaobes würde for Tiele derartige Fälle von homosexuellem Verkehr der Fran anwend- bar sein: Ein Ehegatte kann anf Scheidung klagen, wenn der andere Ehegatte dnrch schwere Verletzung der durch die Ehe begründeten Pflichten oder durch ehrloses oder unsittliches Verhalten eine so tiefe Zerrüttung des ehelichen Verhältnisses verschuldet hat, das? den Ehegatten die Fort- Setzung der Ehe nicht zugemutet werden kann u. s. w. Dass es sidi hier niefat nnr nm theoretisehe Erwägungen handelt, lehren mieh veisdhiedene Fälle, z. 6. einer, der mir ans ^er grosseren dentschen Stadt mitgeteilt wurde, und in dem ich von einigen dabei beteiligten Personen um meine Auäichl gebeten wurde. 41. FaiL Bine s«t eiingin Jahxoi Terbetntete junge Frau X. hatte TOT ihrer Verhebmtniig ein intimes Yerhiltnis mit Frftulein Y. Die An- gebOrigen nahmen an, dass es sieb hierbei lediglieh um eine intime Freond- 682 BaIiiimL scbaft handelte, obwohl gelegentlich bei einem nahen Verwandten des Hauses der Verdacht aufpticf?, dass man es hierbei mit ofwas anderem als im't blosser Freundschaft /.u thun habe. Die bc- Uri üamen kamen sehr biliihg zusammen und schienen fast untrennbar mit*'ir.;in<ler verbnmlen flie eine tbat nichts ohne die amler-e unil u in f^'i 'kehrt. Frst stellt, ilass dif beidfii Damen sich an dritten Orten ohne Wissen der Angehörigen traten, days sn- sich nicht selten in einem Zimmer einschlössen und sich entkleidet auf das iSofa zusammen hinlegten. Vor etwa G Jahren verlobte sich Frftulein X. und heiratete nach einigen Monaten. In der ganzen Zeit der Verlobuno; war Fräulein X. in ihren Bräutigam Z. sehr verliebt; wenigstens schitn rs so. Der Verkehr mit der Freundin war etwas seltener geworden, und nichts wiM darauf hin, dass eine sexuelle Abnormität bei der X. vorlag. Dies loderte Mk aber kunt niob dorHoohseii Z, der nun mit seiner Fnii sQMoiiiMii wähnte, lebte in einer anderen Stadt alt biiber die X., md ao Üuid ninichst efaw lokale Trennong der X. nnd der T. steH Bieber iit et alladingi nun, daas X. nnd T. anjoh Iran nadi der yeKbearatong viel^ nnd swar leadensobaffUohe Briefe miteinander anstonadhten, tieber iat et aber anebi daM die X. aoftags neb dnrob Z. son BeisdUaf mbig be- nnlien lieaa, ja ibn mit Leidenadhaft Teilangte. Aber aobon naeb knner Zeit Inderte ai«h diea. Die Y. reifte in die Stadt ab, wo X. und Z. ab Eheleute wohnent nnd nnn be^nnt daa nnglflekaeligtte Ebeleben, daa man nidi wohl denken kann. Die X. iKaat ihren Hann mitunter nicht ini Sehla&immer, iddieaat hinter ihm die Thtlr an, Terkahxt aber nach wie ▼or mit der Y. Obaohon die Y. durch Vorstellungen der Angehörigen des Z. verapradh, sich von dem Verkehr mit der X. zurückzuziehen, ge- Bohah diea niobt. An dritten Orten und heimlich trafen sich die beiden Freundinnen immer wieder. Das Verfalltnis zwischen der X. nnd Z. wnrde immer unleidlicher, und so ist vor einiger Zeit die Frage auf- geworfen worden, ob nicht eine Ehescheidung im Interesse aller beteiligten Personen lä?p. Mehrere Male hat Z. in neoerer Zeit angeblich den Bei' schlaf mit der X. gewaltsam erzwungen. Zu erwähnen ist, dass die X. als Kind stets mit Puppm gespielt hat. Den Männern <,^pgeaüber trat sie als eine Natura frigida auf, bie tanzte gern, war immr r < twr\? exzentrisch und ist hochgradig hjsteriscb. Im übrigen ist sie eine iduge und energische Frao. Man wird enehen, daas dia Ftage der Efaeaoheidiing auf Grand homosexuellen Qesoblwbtsrezkehrs thataflohlicb Bedeutong erlangen kann. Wohin soll es führen, wenn Franen in dieser Weise mit Wissen des Manuls emün homüäüxuellen Verkehr ausüben ddrfenV Der Mann wäre vollständig hilflos und gezwungen, mit seiner Frau rechtlich verheiratet zn bleiben, obgleich doch ein derartiger Zwang unter solchen Verhältnissen dem Charakter der £he ToUkommen wider- 583 Bpiidii Im ndetst geschilderton Fall wfirde vielleiobi die Yenmgenug des getoUMhtliolieD Umgaiigw dnroh die Pnrn dem Manne das Beolit geben, eine Ehesoheidnngaklage einsnleiten. Aber es giebt aneb Fälle, wo das Weib mit dem Hanne Verkehrt nnd hinter dessen Backen ein sexuelles Yerhiltnis mit dnem andern Weibe nnterhftlt Fflr solche FflUe sollte der Mann nicht geiwnngen sein, die She weiter fort- snsetmo, nnd eben so wire es natOrHeh wttnschenswerty dass anoh beim homosexuellen Verkehr des Mannes der Fraa genügende Rechte znr Ehescheidung eingeräumt werden. Die Störung des Ehelebens ist genau dieselbe wie bei dem heterosexuellen aussereheiichen Ver- kehr, oft sogar noch stärker. Obwohl, wie wir sahen, gewisse Be- scliräiikungen im Bflrgerlichen Gesetzbuch für die Ehescheidung auf Qrund des homosexuellen Geschlechtsverkehrs bestoben und besonders § 1565 des Neuen Bürgerlichen Gesetzbuches nur unter bestimmteu Bedingungen den homosexuellen Verkehr dem Ehebruch gleich er- achtet, so haben trotzdem auf Grund des § 1568 die Gerichte einen ziemlich weiten Spielraum. Gerade im Interesse der Sittlichkeit wäre es sa wänschen, dass dieser Paragraph auch die entsprechende An- wendung findet Zum Schlnss sei noch ein Epigramm des Marti al zitierti der bereits die Beziefanngen des homosexnellen Verkehrs der Frauen snm Shebmoh im 90. Epigramm des ersten Bnches sohfldefi (^od nuiujuam viarihus cinciam te, Bassa, videhamf Quodque tibi moechum fahida nulla dahcU^ Omne sed officium circa te Semper ohibat Turha tili sexMS, non adeunte viro ; JLsse videbaris, fateor, Lucretiu nobis: Ät tu, proh facinus, Bassa^ fututor eras. Inier se geminos audes committerc cunnos MmHkmrgfH» vmm prodigiosa Vetms. Conmmta €S äigmm ^HtAano tumgmate numtirum, Eie M vir mm a^, vi sU aäuUmim. Anhang. fiiilafiMM aber dm Wart der Kemchlieit Ar den Menii.') Wenn wir den Finflass der Eeaschheit nnd sittUchen Lebens- führung auf die Gesundheit des Mannes an Leib und Seele würdigen wollen, müssen wir uns zunächst über die Begriffe keusch und un- keusoh einigen. Auf den zweiten Begrifi, den der äittUcUen Lebenä-
    • ) Dtt oben wiedetgogelMBe GulielittB babe käi Mf Smuben dei Yn^
    bandes der deatschen Sittlicbkeitsyereine abgcfasst. Diese haben eine Umfra^ ▼eranstaltet über den hohen Wert, den die Keoschheit und die aittliche Lebens- ftthraog auch fUr die Geaandheit des Uannea an Leib und Seele hat, and Biob ueh an mich gewendet Leider kann diese Umfrage niditt Outet itlfteB, offenbir die BttfliehketoTerefae nxeht dnvw nmgehan, jeden eetne Aa^dit ngen m lassen and diese snr Düknsaion za stellen, sondern gewissennassen nor dflfl, was ihnen ihrem oft ?enn? apnoristischi^n Stanipnnkt pa«ist, veröffentlicht sehen wollen. Die Wahrheit kann aber gerade hei solchen Fragen nor ans Licht kommen, wenn man die Frage Tsn eilen Oestehtspnokten ans beloachtet loh habe Tennoht, in meinem OnCsektsn hsmimheben» dass ein Minsen aieht dnzeh moralische Entrüstang gestiftet werden kann, ind hebe besondm anch die Lttge nnd Houchf^lH petadelt. die so oft bei Erörtorangen über die Befriedinrnng des (ieschlechtBtriebes die Herrschaft führen. Ich konnte mich nicht eiitöchli^sen, nor in den allgemeinen Entrüstungsschrei einzustimmen, wenn es sich um einen Sterken OenUeehtetrieb bandelt Obwsbl nsin Beteig anf ihss Bitte ab- geÜBSst weide, haben die Sittliohkeitsrereine es abgelehnt, ihn zn yeröffentliohen. Ich kann unmöglich über joden den Stab brechen, dnr, ar-i es darch die Starke senie.H Oeschlechtstriebes, sei es durch die günstigen Geh -renheiten, die zmr Be- lriedi{;ung gewährt werden, zur äussere beliehen Befriedigung des Triebes gelangt, leh habe beeoaden noeh auf den Wert dar Brsiebiing beim weibUehea Oea^leebt hingewiesen, indem ich die Aniidit aussprach, dass zum grossen Teil das PtqibleM nicht in der Erörterung der ans der BefTicditriiniT de? Geschlechtstriebes cr- w&i'h senden Folgen, sondern in piner g-uti n auf Selbstbewusstsein und Solbsf- ständigkeit gerichteten Erziehung der weiblichen Jugend li^gt Ich gebe das Gntaehtan toUslindig und ungekfiizt eben wieder, naohdeni leb eine KBiMBg, wie sie der Verband dentsohsr SittliohheltifeKeiiie wHuehte^ nnd die meinen Standptinlvt in difspr Fr:ig;c ent.strilt hätte, ganz entschieden zurückgewiesen habe. Nur die Anmerkungeu siu l cr^^t an dieser Stelle hinaugefBgtt sie befanden sich noch nicht in dem Onginai-ManoBkript 686 ffthnmg gehe ich IlbethMipt nicht ein, da er in dieser Allgemeinlidt io viel nmfasst, dass es munögliob ist» ihn ia einem mhAltnismflssig kunen Beferat zu behandehi. Da das Wort keusch eine Tugend, nnkenseh onen fehler be- selohnet, njid es uns niebt wundem, wenn jeder von seinem Stand- ponkt SOS die Worte Tersehieden dentet, nnd dasselbe wflrde uns begegnen, wenn wir anf den andern Begrüß den der sittiidien Lebens^ flUmmg eingingen. Halten wir innfioht Ibst, dass kenseb nnd nnkenseh nni lelative Begriffe sind. Bine Handlnng^ die bei einem nnkenseh ist, kann bei einem anderen dnrehsns nooh keuseh sein. Eän Mann mit starkem GescUechlitrieb mag einen Gesehlecbtsrerkefar ansftben, der ihn nooh keineswegs sn dnem nnkeosehen Mensdhen stempelt, wfthrend die gleiche Handlung bei einem andern mit schwachem Ge- schlechtstrieb bereits in das Gebiet der Unkeuschheit liele. Ein Armer, der einen starken Drang und eine gute Geiegeulieit zum Stehlen einer kleinen Geldsumme hat, wird tugendhaft sein, wenn er lieber darbt und dem Diebstahl widerstrebt; bei einem andern, der mit OlllcksgQtem gesegnet ist, ist es kern Zeichen von Tugend, wenn er sich jenes Geld nicht aneignet. Die bef^leit«nden Umstände müssen also dazu dienen, die Grenze zwischen Tugend und Laster im ;ill;j;e- m einen, zwischen Keuschheit und UulLCOSchheit in dem uns speziell interessierenden Fall zu ziehen. Gewöhnlich wird wohl jeder anssereheliche Geschlechtsverkehr als nnkenseh bezeichnet; doch wird auch ein Geschlechtsverkehr in der £he, der allzu häufig ausgeabt wird, oder der durch seine Form dem allgem^nen Sittliohkeitsgeftthl widerspricht» als nnkenseh angesehen werden. JedenfhUs wird aber ein mftssiger Yerkehi in der Ehe nicht als ehi Zeichen von TJnkenschheit betrachtet weiden. Dar raus geht hsrror, dass man nicht etwa, wie es so oft geschieht» keoseh mit seneU enthaltsam identifiiieren darf. Ich Idige hhuni» dass msn meines Brachtens andererseits anch nicht berechtigt ut, jeden ansseiehelichen Yerkehr als ein Zeichen der TJnkensohhelt anr ansehen; wir wflrden sonst dasn kommen, heute ftst alle Mtaner als nnkenseh betrachten sn mfissen. Wir würden anch manohe sonst recht achtungswerte Frau, von der es vielleicht mancher in der Ge- sellschaft nicht vermutet, als unkeusch anschun müssen, wenn wir bedingungslos den aussereheiiciien Geschlechtsverkehr für den Beweis der Unkeuschheit ansähen. Ich mache hier zwischen Mann und Weib keinen Unterschied, weil die Motive, die dieses zum aosserehelichen Yerkehi fahren, bis- 586 weilen dieselben sind wie bei jenem. Betnwhten wir folgende zwei FUle. Bin jangee Midchen wnide geswongen, wider ihren Willen einen Mann zn heii&ten. Sie war eist 18 Jahre alt» als sie dies üist und ein geistig nnreifes QeaehOpf. Sie kann sieh an ihren Hann dnrah- ans nicht gewöhnen. Die Folgen dieses Schrittes hatte sie sieh nicht ILberlegt Eine Trennung der Ehe ist nicht möglich, nnd swar deshalb nicht, wea der Hann nicht darein willigt Wenn diese Fran non eine sndere Neigung hat nnd hinter dem Baehen ihres ihr fbimell aogetranten Mannes mit ihrem GeUehten Terkehrt, so wird gewiss fast jeder dies nicht nnr als einen juridischen Ehebrnoh, sondern auch als eine Unkeuschheit betrachten. Nehmen wir nun den zwdten Fall an, wo die Frau unter ähnlichen Umständen wie die erste geh(ir;itr;t hat, aber die Scheidung von ihrem Manne durchsetzt, wenn auch unter Voraussetzungen, die ihr eine neue Ehe unmöglich machen. Wenn diese Frau nun eim leidenschaftliche Liebe zu einem andern, und zwar unverheirateten Mann hat und die Liebe erwidert wird, so wird nach meiner Ansicht ein ausserehelicher Geschlechts- verkehr zwischen diesen beiden durchaus nicht ohne weiteres als unkeusch zu bezeichnen sein. Prüft man ohne Heuchelei die Frage und berücksichtigt, welch ungeheure Macht die Liebe über den Menschen hat, so wird man nicht allzu Yorachnell das Wort un- keusch in diesem Falle gebrauchen dürfen, wo ohne irgend welchen Gedanken an materielle Vorteile ein ansserehelicher Verkehr swischen dem Geliebten und der geschiedenen Fran stattflndeL IHes nnr TO- ansgesohiokt» nm von Tomherein meinen Standpunkt hi der Frage sa prlnsieren, was man unter Unkensehhcit in ferstehen hat» loh meine also^ dass nicht jeder OeschlechtSTorkehr ausserhalb der Ehe bedingungslos unter den Begriff der ünkeusohheit ftUi Wenn man auch im grossen und gansen meistens den ansserehelidhen Geschlecht»- ▼erkehr hierunter Tersteht, so smd, wie ich nochmals betone, die Begriife Keuschheit nnd Unkeuschheit an sich viel m relatiT, um letzteren bedingungslos auf jeden Mann anzuwenden, der aussereheüdi geschlechtlich verkehrt. Wenn wir die Segnungen der Keuschheit für die Gesundheit des Mannes an Leib und Seele würdigen wollen, werden wir, glaube ich, gut thun, einen indirekten Weg einzuschlagen, indem wir die Folgen der Unkeuschheit betrachten. £s werden sich daraus die der Keusch- heit ohne weiteres ergeben. Die Gefahren der Unkeuschheit zerfallen in mehrere Gruppen. Jene, die Ton der Infektionsgefahr abhängen, sind wohl am klarsten Ankang. 587 und dflifteo am wenigsten Widenpraeh begegnen. Daas selbst die oft Ittr baimloe gehaltene gonoirboiache Infektion leoht ernste und andk dmoisolie Zostind« hexbeÜlOirett kann, sei nnr beOinfig ei> wihnt; ieh erinnere an die so h&afigen danemden Verengernngen der Vn^CL Eine wesenLliciie und keineswegs allgemein bekannte Ge- fahr ergiebt sich aber ferner aus der Infektion des Weibes durch den ausserehelich infizierten Mann. So manche Fran^ die am weissen Flass leidet, ist in Wirklichkeit von ihrem Manne infiziert, allerdings meistens ohne dass sie es ahnt- Weiche Folgen für die Gesundheit des W^eibes aus dieser Affektion hervorgehen, brauche ich nicht zu erörtern. Es sei ferner auf die Gefalir hingewiesen, der das Kind bei der Geburt ausgesetzt ist. Die gefährliche Augenentzündung neugeborener Kinder ist gewöhnlich die Folge einer gonorrhoischen Infektion des Anges bei der Geburt, und so ist die Blindheit manches unserer Mitmenaolien soUiesslioh nur aof die gonorrhoische Infektion des Vaters beziehungsweise der Matter tnrOokzafQhren. Als die be- denUiohste Infektionakiankbeit baben wir bler jedooh die Syphilis zu arwUmen. Was ibie Bedentong betrifft, ao ist sie aelbat noob Jabr^ lebnte nadi der Ansteoknng in labMeben Elllen die üraaobe aehweier Uranknngen. So aind die meisten Antoren darin bente einig, daas Iba! alle an Qebbmerweidhnng nnd Bflekenmarkaaebwindsoebt dahin- aieohenden llinoer qrpbilitiadi angesteckt wann. Naobdem idi die Infektionen erwibnt babe, will ieh die all- gemeine BOokwirknng beopreoben, die der nnkeoscfae Qeaobleebts^ Tedtebr an aiob anf daa Kervensystem ansfiben mnsa. lob glaube niebt, dass ein, sei es ausserhalb, sei es innerhalb der Ehe gelegent- lich ausgeübter Geschlechts verli ehr irgend eine ernste Schädigung fttr das Nervcüsjstem nach sich zieht. Nur die Häufung dieses Verkehrs und die stete Aufsuchung neuer Reizmittel hierbei liann zu schweren neurasthenischen Zuständen, zur Impotenz und anderen Folgen fähren. Ja, ich bin der Ansicht, dass der Gesrhlechtsverkehr mitunter im Interesse der Gesundheit und der geistigen Leistungsfähigkeit des Individunms lipgt. Der Umstand, dass ein starker Geschlechtstrieb nicht befriedigt wird, kann einzelne Individuen mindestens vorüber- gehend gesundheitlich schädigen und ihre intellektuelle Arbeit be- eintricbtigen. Wenn nnn dieser Trieb bei einem Unverheirateten tot- kommt und einer Ehe wesentliche Hindernisse im Wege steben, so wird der Yerkebr eben aneserhalb derselben geaobeben müssen. loh bin der Anaiofati daaa vom Stand]>ankte elnaelaer Indindaan ana in solcben Fftllen ein miaaiger ansaerebelicber Geeohleobtsrerkehr eher 588 Yorteüfi als Naohtdle bietet -~ Toraiugeeetit, dass man die Ibfisktioi»- geUbx mOfl^kliflt «oflaoblieaeii kaiUL IVeim ich a)»er aneh glaube, daas fittr efnaeliie der geaeUedifUdie Veffkebr wünedienawert ist, so bin ich dooh weit dam entfomi^ die aexneUe Abetinens im allgemeinen Mr etwas Oeilhrlielies in halten. Es ist swar von einielnen Anteren diese Hebung geäussert worden; indessen glaube iob, dass, wenn phjsiscdie Hindemisee sor senellen Äbstmenz zwingen, gewöhnlich hieraus ernste Folgen nicht hervorgehen werden. Die Gelahreu, diö die sexuelle Abstiueoz für das Nerven- system bringt, dürfen ebensowenig übertrieben werden wie die des sexuellen Verkehrs. Die Bi'deutung des unkenschen Verkehrs liegt, wie ich glaube, in Wirklichkeit nicht in der unmittelbaren Rückwirkung auf das Nervensystem, sondern mehr in dem Einiluss, den er auf die geistige Entwiekelung: des Mannes mitunter gewinnt Wenn der Verkehr nur mit rrostitoieiteu stattündet, so kann das Verständnis für das Geistige im Weibe mehr und mehr verloren gehen, weil eben hier die körper- lichen Beize allein massgebend sind. Berücksichtigen wir femer, dass der Mann ausserhalb der Ehe sehr b&ufig das zur Befriedigung be- nutzte Weib wie ein Kleidungsstück wechselt, so mnss auch das Verstftndms für das Individnelle im weiblichen Wesen leiden.^) Des- gleiehen wird der Sinn fiBr die Bedeutung des Familienlebens sowie fttr die Formen des geselligen Terkehrs bei denjenigen kioht mrOek- geben» der in iibeni|isslger Weise anasereheUeh gesöhleelitlieli verkelirt, und koiz will ielk noeb erwfibnen, dass, wer bedingongdos jeder geeobleelitlichen Begnng naohgiebt, wohl aneh anderen Antrieben gegenftber seine Willensstärke aUmlUieh dnbfissen wirl Am grössten jedoeh wird der Schaden seint den der anssereheUehe OeseblecbtSTerkehr naeb einer andern Bichtnng, nimlieh in sosialer Beziehung darbietet, und hierin werden wir, wie lob glsnbe, aneh die Hauptgefahr für das sittliche Wohl des Individuums sehen müssen; denn eine Handlunir, die soziale Schäden herbeifüiirt, muss auch auf das Individuum entsittlichend einwirken. Um diese Gefahren zu würdigen, kann ich nicht auf alle Möglichkeiten des ausserehelichen Geschlechtsverkehrs eingehen. Ich mochte nur zwei etwas extreme Doch sei hier Vicmorkt, daaa das nicht imuier ^titnfft. F.« giöbt eiuerseita Fälle, wo die von Staat uud ILirche geschlossene Ehe islsl uur einen Geschäila- yertng daistellti und nidit w«it von der Fkoititatioii entDecnl ist and andenr- 8eit8 giebt M nUe, WD «osseriialb der Ehe die oben «vwihBten GeiUinn nieht IWBtdMO. Auhiuig. 589 fUto wiblea: entenB den, wo der Vezkebr in gewohnlieher Weise mit Frostitoierten stattfindet, und zweitens den der sogenannten „Verhältnisse", wie sie fast in allen grossen Städten Europas modern sind. Da^s es i'älle giebt, wo suluhc i^uzialc fechdiieu meiner Ansicht nach nicht zu befOrchten sind, habe ich bereits bei dem Falle der geschiedenen Fian erwähnt. Zu den Gefahren, die der Verkehr mit Prostituierten herbei- führen muss, rechne ich in erster Linie die Forderung der Prosti- tütion Oh die Behauptung wahr ist, da&s diese nie aus der Welt geschafft werden kann, will ich hier nicht erörtern. Dass sie ein Unglück ist, wird niemand bestreiben, und dass dieses um so grösser werden muss, je mehr die ünkenschheit einreiBet» wird gleichfalls jedem klar sein. Die Prostitntion mnss aber ans mehreren GrOnden nnf die sittlichen Anschauungen dcpravierend wirken* Wie wir wissen, werden die Prostituierten in sozialer Beziehung als minderwertig, ebenso wie die Verbreeher, ja als ans der Geaellsohaft ansgesobleden betnehtet Man beieidbnet sie ja gewflhnfioh anefa ab Auswurf der Hensefaheit, als Qefollene n. s. w. Anf die Beehtsansohannngen mnss diese Stellung der Frostttotion gmadeBu Yerwirrend wirken; denn wenn sieh ein Mftdelien einem Manne fOr Geld ausserhalb der Ehe hingieht^ so muss es das Beehtshewusstsein Terwiiren, dass allein das Hftdehen hierbei sls der gefallene Teil hetraefatet wird. Der Umstand, dass das Madehen fOr den Verkehr Geld nhnmti der Mann sahlt, kann nidit genügen, die That. beider so verschiedenartig hinzustellen, wie es gewöhnlich geschieht Setzen wir etwa den Fall, dass ein Mann, A., einem andern, B., Geld giebt, damit er bei C. einen Diebstahl ausfahre; nehmen wir an, dass A. sich bei diesem Diebstahl nicht bereichern wolle, dass es ihm aber irgend welches Vergnügen bereite, wenn dem C. etwas gestohlen wird, so werden wir in dem Umstand, dass B. von A. bezahlt wird, doch keinen Grund finden, den A. als schuldlos an diesem Diebstahl anzusehen. Und in analoger Weise werden wir auch bei dem Geschlechtsverkehr zwischen Mann und Prostituierter nur mit Unrecht die letztere als die allein Sohuldige betrachten dürfen. EntsitUichend muss es auch auf das Volksbewnsstsein wirken, dass einerseits die Prostituierten als Auswurf der Menschheit be- trachtet werden, andererseits aber die Prostitution aus hygienischen und anderen QrOnden im StEafgesetabnoh offen anerkannt ist Es gesohieht dies, indem man der PoHsei gewisse Bedite gegen die ge- werhsmftssigen wdblichen Froatitnierten gieht Jn, der Staat und die 590 Gemeinde nebmen Steaem Ton Penoaen, von denen man dedi nii- aebwer erkennen kann, daea das Geld, wovon die Stenar gettUI wnd, tob der Ftoatitntion atanuni Diese offisiflUe Aaerkemrang der Ptostitetion dtueh den Staat nnd «ndereisata die seoiala Biandmsikimg mnsien das BechtsgeffÜü sobidigen. Es wQide hiergegen nnr den Ansireg geben, entweder die Prostitution niobt mehr staatlich anzuerkennen, und dies würde yielleicht die Infektionsgefahr vermehren, oder die durch die (Jcßellscbaft zu bewirkendp soziale (Jleichstreüuüg der Pro- stituierten mit den sogenannten ansündigen Frauen. Ich habe im Vorhergehenden zu zeigen versacht, welche an* günstigen sozialen Folgen der auseereheliche <,^tscblechtliche Verkehr durch die Begünstio:unjT der Prostitution herbeiführen mnss, und welche bedenklichen Wirkungen dies indirekt wieder für das Rechtsgeföhl des emzelnen Individuums hat. iSun wird man einwenden icönnen, dass es auch einen geschlechtlichen Verkehr zwischen Mann nnd Weib giebt, der gleichfalls fflr unkeusch gilt und doob niebt gerade- zu mit Frostiuierten stattfindet Es läge dies In dem «weiten zu be- sprechenden Fall vor, nllmlich bei den sogenannten „Verhältnissen**, die in dem französiBoben QrisetteDtum ihr Vorbild haben. Indessen bat diese Biacbeinnng nur ansebeinend niebts mit der Pioetitation in tbnn. Nehmen wir selbst an» dass der Yerkebr nnmittelbar von jeder Frootitotion entfernt sei nnd das Hftdoben keine mateiiellen Vofteile eistrebe^ so haben wk m berneksiebtigent dass ein grosser TeU dieser Mädehen später der Prostitation. anbeimftlli GewSbnlieb pflegen naeb einiger Zeit die intimen Besiehnngen swiseben den Be> treffienden naobndassen, nnd da das HUdöben an dem Verlast der Jongfransobsft sebwer ni tragen bat^ so sind seme Anssicbten eine es ernährende Ehe einsagehen, noeh geringer ds vorher. Hhtnr kommt, dass das M&dchen gewöhnlich in der Zeit dieses VerhUtoisses liedurfnisse kennen gelernt hat, die in den Kreisen, aus denen sie stammt, gänzlich unbekannt sind, und es fällt ihr infolgedessen nach- her schwer, sich wieder in den einfacheren Kreisen der Bevölkerung heimisch zn fahlen. Auch dadurch wird die Gefahr des Übergangs zur Prostitution noch wesentlich vermehrt Berücksichtigen wir ferner, dass so häufig der Mann der Ver- führende gewesen ist, dass er aber hiervon kaum jemals geseilschafthche Nachteile zu befürchten hat, während das entjuni^ferte Mädchen fast stets geschädigt ist, so muss dies, wie es thatsachlich längst geschehen ist, das Bechtsgefflhl dorchans verwirren. Und ebenso muss es die Selbstaobtong des Hannes sohadigen, wenn er» wie ee so oft gesohiebti Aahaiig. 591 eich einerseits Mühe giebt, ein weiblidieB Wesen Ar den gMeUechtlioliflii Verkehr zu erringen, andererseits er sich Sebent, sich mit dem Mädchen in der Öffentlichkeit zu zeigen und seinen Verkehr mit ihm anderen gegenüber verleugnet. Kniz und gut, wohin wir blicken, werden wir fast immer finden, dass der unkeusohe Verkehr meistens schwere soziale 8chadigun2;en für das Weib zur Folge hat, dass er Ungerechtigkeiten gegen dieses her- beifohrt, die das Beehtsgefahl des Volkes im allgemeinen und daher •neb das des einselneii IndividmimB imgünstig beeinflussen mossen. Wir sehen also, dass, abgesehen Yon den nnmittelbarai Gefahren, dentn der Hann bei dem onkensohen Verkehr ansgesetst ist, eine Hanptgefthr die ist» dasa die aUgemeinen ReohtBansebairangmi leiden. Hehr indkekt wird dann, wie wir sahen, dadnreh das Bechtsbewosstp sein des Mennes gesofaidigt werden. Henrorheben mdehte ieh aber noch ansdrQokfioh, dass alle diese ÄnsfQhrungen Qber die soiiale Bedeatnng des anssereheUohen ge- schlechtlichen Verkehrs nur für das dorohsohnittliche Rechts- und Moralbewusstseiii unserer Zeit gelten nnd ebenso für unsere jetzige Staatsverfassung. Es ist möglich, dass die heutigen Anschauungen in 100 oder 2oü Jahren von anderen abgelöst sein werden. Man denke an die sozialistischen Bestrebungen in Bezug auf die Faoiilie, man denke aber auch daran, dass bereits im alten Griechenland wesentlich andtre Anscb;iuun^,'eri in Bezug auf Familienleben und Erziehun*:^ der Kinder l)est;iiiden als heute. Welches die richtigen Anschauungen sind, darüber meine Meinung zu äussern, würde nicht hierher gehören. Wenn ieh aber anefa die Ge&hren des onkensohen Verkehrs an^ erkenne^ so kann ieh mein Beferat nicht sehliessen, ohne aaf einen Punkt hinzaweisen, der mir nm so wichtiger eischeint, als das blosse Momlisieren, wie es hftofig genbt wird, sidberlich nichts rar Bessemng dieser VerUUtnisse beitrigt Wichtiger als die Untetanchnng der Folgen, die der nnkensche Verkehr nach sich sieht, scheint mir eine TTntersnchmig flbsr die Ursachen, die er hat, nnd der Veisnch, diese zn beseitigen. Dia eine ünache ist zweifellos die ungünstige mateiieOe Lage tieler weibficher Personen, die eben deshalb den Ge- schlechtsverkehr zu einer Aufbesserung ihrer pekuniären Einnahmen benutzen. Hinzu kommen Neid und riitzsuclit, die manches arme lliidchen dazu veranlassen, auf dem Wege der Prostitution die Mittel zu suchen, die es zur Befriedigung dieser Leidenschaften braucht. 602 Und eine ganz besondere Rolle spielt der grosse Leichteiiui^) vieler MftdcheOt die den in der Bninst geleisteten Liebesschwüren und Ehe- ▼enprechongen der MAnner Glaaben scbenkea, imd die sich bei an- fBoglichem Widentieben dueli einige Gllser Wein in eine wÜIflUirigB Stimmnng venetien iMien. Eine weitofe Hnnptniaadie fQi den aunenheUohen Qesohledht»- Terkebr edieint mir aber die aosBeroidentiliehe Sinnlichkeit des mAnnlichen Qesdhlechts sn sein, die meines Braohtens ^el grosser ist* ab die der Weiber. Der QeseUeelitstrieb ist bei eungen Mflnnem so mlohtig, dass selbst alle Yoiatellnngin der nngttnstigea Folgen nicht da? on abhalten kOnnen, ihn an befriedigen- 80 lange man nicht Mittel findet, die ffinnliöhkeit des Hannes entweder sn bekämpfen oder ihr einen andern Answeg zn schaffen, z. B. dnrch sehr frilLziitigc \'eriiejratungeü, uud d;is Mädchen vor Verführung zu schützen, so lange wird man meines iiiiachtens die Polgen des un- keuschen Verkehrs noch so eingehend untersuchen können — mi\n wird damit keinen Wandel schaffen. Hierbei erkenne ich vollkommen an, dass sich einige von denen, (Jie sich der Bekämpfung der Uusittlich- kt'it widmen, das grösste Verdienst durch ihre guten Absichten er- werben. Aber ich bemerke hier, dass mancher sexuelle Verkehr ausserhalb der Ehe nur aus einem organischen Bedürfnis herrorgehi Wenn die Befriedigung dieses Bedürfmases fOr das Individuom oder iir die AUgemeinbeit ungünstige Folgen hat, so können wir du iwar bedauern, wir haben aber nicht das Recht, das Individuom, das nnter dem Einfluss eines organisch bedingten Triebes steht, beliebig WBL Terorteilen. f xeilieh gilt dies nur fttr die wenigilen FUle. Meistens ist der semelle Verkehr nicht in dieser Weise die Folge tines organisch bedingten Triebes, and sehr oft wird er ledigUdi doioh die bequeme Gelegenheit dam, dnich das hlofige Erblicken smnlich reisender Personen bewirkt Die BeMedigong des Geschlechtstriebes findet daher nm so hftnfiger statt, je beqnemer die Getogenheit dasn ist 80 kommt es, dass m manchen Stidten nnd Lindem, wo diese dnich soiisls Einrifditangen ecschwert ist, der ansseroheliche Gesohleohts- Teri[ehr Tiel seltener Torkommt als aaderwixts. Wenn wir dies berQcksichtigen, so wird man weiter zugeben müssen, dass ein grosser Teil des ganzen Problems in der Erziehung des Weibes begründet liegt, uud es wird uuiwendig äein, geiMirliohe ') Leichtgiim und Dommheit sind oft gleichzeitig TOriuuidaa; mitunter abtf mag auch letztere allein die üauptschold tragen. Anhang. 593 Leidenschaften desselben zu bekämpfen, msbesundere die Q\mn er- wähnte Patzsacht anbemittelter Mädchen, femer die Suciit, sich mtthelos za bereichern. In Wirklichkeit ist ja der Glaube des Mäd- chens, darch die Prostitation sich schnell bereichern zu können, auch nur ein trdgerischer, da wohl i]irg( nds mehr als hier d;is Wort zu- trifft, „wie gewonnen, so zerronnen". Man sollte lerner bei der Erziehunc^ des weiblichen Oesohlechts darauf achten, dass sie einer- seits zwar keusch sei, andererseits aber dem Mädchen die Gefahren, die ihm im Yerkehr mit der Männerwelt drohen, nicht yerborgen bleiben. Aber hier genttgt es nicht, dass dem Mädchen die Gefahren erklärt werden; es muss ihm vielmehr eine gewisse Selbständigkeit ÖDgepflanzt werden. Es scheint, als ob in zahlreichen Städten der Vereinigten Staates, wo jonge Damen in hannloseater Weise mit jnngen Minnen Terkebien nnd nach ohne Barne öPhomuur mit ihnen allein ausgehen» diese SeLbsttodigkeit der Jungen Mftdehen fiel mehr dam heitilgt, sie etwaigen Verlookongen und VerfOhningen gegenüber wideratandsfihig in naehen,') als die Eniehnng in den meisten Stidten Bnropas. Wenn es dem Mftdehen doroh den gansen Gang der Srxiehong eingeimpft wird, welche Folgen ein etwaiger gesohlechtHeher Terkehr flii das ganze Leben hat nnd es dadurch gewissennassen in einer sdbstflndig sich welirenden Person wird, so dflrfte man hierdnreh mehr eneiehen als durch eine gelegentliche Belehrung und Ermahnung. Denn nie- mals kann diese einen Einfluss ersetzen, der gewissermassen unbewusst Jahre hindurch gewirkt luit Einem Mädchen gegenüber, dai sich m dieser Weise selbständig fühlt und benimmt, wird der Mann viel weniger zudringlich sein als jenen unerfahrenen und unselbständigen Geschöpfen gegenüber, die sich schon geschmeichelt fahlen, wenn ein Mann aus „höherem Stande" mit ihnen ein Wörtchen redet. Jedenfalls wird die Unkeuschheit des Mannes zum gössen Teil auch von der Erziehung des weiblichen Geschlechtes abhängen. Nur be- rücksichtige man immer, dass, wenn die Befriedigung so seha^ erleichtert ist,' wie es heate bei uns der Fall ist, und der eine oder der andere Mann einen starken Qesoblechtstiieb hat, man nicht in jeder Be- friedigung eine an sich so verurteilenswerte Handlung sehen darf; zu verabscheuen sind aber, wie es kürzlich, in einem Vortrage mit Becht geschah, jene »Bestien unter den Mftnnem, die Midchen der Jnng- fransohaft beranhen, sieh damit noch brflsten nnd nieht daran denken, ') Dass natfirlieh «hl absoluter Sohatz dadoroh nieht geschaffea wird, braacht kanm «nrlhnt m werdeit Moll. Komtr. BmalaMvABdng^ 88 5d4 Anhang. welches Elend üie über ein di'rartiges Individuum oft genug bringen, zamal wenn eine Schwangerschaft um dem Verkehr hervorgeht. Sollte die Bninst eines Mannes so weit gehen, dass sie auch nioht vor der Unschuld des Mftdchens zurückschreckt, so würden sulche Männer meines Eracbtens unschftdlich gemacht werden müssen, indem man sie entweder wie gemeingefährliche Geisteskranke in das lirenhaas oder wie treßbrliche Verbrerber ins GefUngnis bnngt. Wir haben gesehen, welche Gefahren der anssereheüche Verkehr mit sich bringt, wir haben aber aaoh geseheD, dass er oft die not- wendige Folge der heutigen VerhUtmeee iet und zuweÜMi aoch ans einem oiganisch bedingten Triebe zwangsm&ssig herYOfgeht Da nun elneneits der Drang zum QeeoUeohtstiieb aus diesen Tenebiedenen Grflnden oft sehr stark ist, andererseite aber die individuellen nnd allgemeinen Folgen des nnkensoben Verkeim niolit m ontersolifttMn sind, so kommt es eben vor, dass If inner den nnkeosohea Terkebr angaben» obwohl sie dessen Qefiüueii dnrofaans wordigen. So mag es mdd anelL eiUftrbar sein, dass es maaohe giebt, die Offentlieh die Moral predigen, den tmkensohen Verkehr als etwas SOndhaftes dar- stellen, keineswegs aber selbst diese Moral befolgen. Gerade dies mdebte ieh lum SoUnss noeh herrorhebeo, um den «isielneD, der heute den anssereheliehen gesohleehtUehen Verkehr ansaht, nicht mit meinen AnsfQhrungen an sich zu belasten. Belastet sind ausser denen, die vor der Jungfrauschaft keine Achtung haben, g;mz besonders noch diejenigen, die öffentlich Wasser predigen und heimlich Wein trinken, die anderen aber ihren sexuellen Verkehr Vorwürfe machen, aber kein Bedenken tragen, ihn selbst entsprechend ihrem Drang auszuüben; denn noch verächtlicher als das, was man so oft als ünkeuschheit bezeichnet, was doch, wie wir sahen, mitunter aus den heutigen Verhältnissen, mitunter ans einem organischen Triebe herrorgehti ist nuter allen Umstanden die Lfige und Heuchelei. {{GFDL}}
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